dreidimensionale Muskelzügel die Bewegungs

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Bein: Koordinationseinheit Kniegelenk
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dünn zieht er über zwei Gelenke, dreht die Hüfte
nach außen und gleichzeitig das Knie nach innen.
Seine Aufgabe ist, das Bein in der Bewegung zu
koordinieren, indem er Ober- und Unterschenkel
rotiert. Bedingt durch seinen kleinen Querschnitt
entwickelt er wenig Kraft. Koordination ist mehr
von der richtigen Richtung abhängig als von Kraft.
Der vordere Schienbeinmuskel hebt den Fuß und
unterstützt die Inversion des Rückfußes. Exzentrisch sorgt der Peroneus für die Pronation des
Vorfußes und verhindert eine Adduktion (vergleichbar mit einer Sichelfußstellung). Die orthograde Orientierung des Fußes und die Verschraubung sind durch das Zusammenspiel vom M. tibialis anterior (konzentrisch) und dem M. peroneus
longus
(exzentrisch)
sichergestellt
(Abb. 1.174).
Leitmuskeln der Triple-Extension: Der Gesäßmuskel streckt die Hüfte und stabilisiert die Außenrotation des Oberschenkels. Der M. tensor fascie latae wirkt während des Abstoßes als Strecker und
Außenrotator, sofern das Becken wirklich aufgerichtet ist. Bei guter Extension der Hüfte bewegt
sich das Hüftbein während der Standbeinphase
Abb. 1.173 Lange schräg verlaufende mehrgelenkige
Muskeln koordinieren die Drehrichtungen im Bein
dreidimensionale Muskelzügel die Bewegungskoordination des Beines.
Leitmuskeln der Triple-Flexion: Der M. iliopsoas
beugt die Hüfte und hält den Femur in Außenrotation. Der M. sartorius leitet die Flexion und Außenrotation weiter und beugt gleichzeitig das
Knie mit Innenrotation. Der Schneidermuskel ist
das Musterbeispiel eines Leitmuskels. Lang und
Abb. 1.174 Die Leitmuskeln für die Spielbeinphase: der
Sartorius koordiniert die Drehrichtungen von Ober– und
Unterschenkel bei der Flexion
Hüter-Becker, Band 1: Bewegungssystem (ISBN 3131301422), 䊚 2006 Georg Thieme Verlag KG
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1 Das Bewegungssystem – Ein Wirkort stellt sich vor
spiralförmig nach hinten-unten-außen entsprechend einer Extension, Abduktion und Innenrotation von proximal im Hüftgelenk. Der Ursprung
des M. tensor fascie latae bildet nun mit dem Verlauf des Traktus des gestreckten Beines eine Linie.
Er wirkt zusammen mit dem glutaeus medius als
kräftiger Abduktor, drückt den Femurkopf in die
Pfanne und verhindert ein Absinken der Spielbeinseitigen Beckenseite. In der Endstreckung bildet der Muskel mit dem Traktus einen nach hinten offenen Winkel. Nun unterstützt er die Streckung und Außenrotation.
Der lange Wadenbeinmuskel streckt den Fuß im
oberen Sprunggelenk nach dorsal und drückt den
Großzehenballen kräftig zu Boden. Beim Abstoßen dreht er den Unterschenkel im Kniegelenk
nach innen. Während der Extension helfen die
Beuger mit, die grundlegende Verschraubung des
Beines aufrecht zu erhalten. Die Beuger können
dies mit ihrer stark ausgeprägten Rotationskomponente viel besser als die Strecker, die eher axial
verlaufen. So strahlt der M. sartorius im Kniegelenk in den Pes anserinus ein und unterstützt aktiv das innere Seitenband. Einerseits hält er die Innenrotationsstellung des Unterschenkels aufrecht und bremst somit die Schlussrotation, andererseits verhindert er in der Belastungsphase des
gestreckten Beines, dass das Kniegelenk nach medial einknickt. Der Sartorius wird in der Triple-Extension sowohl im Knie als auch in der Hüfte gedehnt und funktioniert in diesem Moment ähnlich einem straff gespannten Band. Der vordere
Schienbeinmuskel wird durch die plantare Streckung des Sprunggelenkes ebenso gedehnt und
hält damit die Innenrotation der Tibia
(Abb. 1.175).
Das Bewegungssystem wahrnehmen
Anatomie-Übung: Beinmuskeln
Ziel: Die Funktionsweise der Beinmuskeln im
Zusammenspiel der dreidimensionalen Verschraubung der Beinachse und der optimalen
Kraftentfaltung verstehen.
Hilfsmittel: Beinskelett, Gummibänder und
Anatomiebuch.
Aktion: Nehmen Sie ein Gummiband und legen
Sie am Skelett erst die Leitmuskeln und dann je
einen Vertreter der zweigelenkigen Beuger und
Strecker an. Untersuchen Sie die oben beschriebenen Zusammenhänge.
Kontrolle: Vergleichen Sie das Modell mit einem Anatomiebuch.
Abb. 1.175
beinphase
1.8.3
Die Leitmuskeln des Beines in der Stand-
Dreidimensionale Analyse und
Koordination
Status
Was sind eigentlich gerade Beine? Das Markenzeichen gerader Beine sind gleich lange Innenund Außenlinien. X-Beine und O-Beine hingegen
weisen durch die Winkelstellung immer eine längere und eine kürzere Linie auf. Die Kniescheibe
steht bei der koordinierten Beinachse in der Mitte
und die Füße sind orthograd nach vorne gerichtet.
Mit Hilfe der Referenzpunkte lässt sich die koordinierte Beinachsenstellung gut beschreiben (Abb
1.176):
앫 Das Fersenbein ist vertikal aufgerichtet.
앫 Der Fuß ist gerade nach vorne gerichtet.
앫 Die mediale und laterale Begrenzung des Beines wirken gleich lang.
앫 Die Tuberositas tibiae steht zentriert und genau in der Mitte.
앫 Die Kniescheibe steht vertikal und schaut gerade nach vorne.
앫 Die Kondylenachse des Femurs verläuft transversal.
앫 Die Leiste wirkt offen.
Hüter-Becker, Band 1: Bewegungssystem (ISBN 3131301422), 䊚 2006 Georg Thieme Verlag KG
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