Ein Experiment zur präzisen Messung von g-Faktoren an Blei in einer Penningfalle Diplomarbeit vorgelegt von Stefan Krause Institut für Physik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im August 2004 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung und Motivation 1 2 Aufbau und Theorie einer Penningfalle 2.1 Das elektrische und magnetische Feld . . . . . . . . 2.2 Die Bewegungsgleichungen in der Penningfalle . . . 2.2.1 Gleichungen für x(t) und y(t) ohne Reibung 2.2.2 Gleichungen für x(t) und y(t) mit Reibung . 2.3 Puffergaskühlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Die Idee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2 Realisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3 Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Die reale Penningfalle . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Instabilitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.1 Herleitung der Bedingungen . . . . . . . . . 2.5.2 Tripel für Instabilitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Simulationen 3.1 Beschreibung der Verfahren . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Das explizite Euler-Verfahren . . . . . . . . . 3.1.2 Das implizite Euler-Verfahren . . . . . . . . . 3.1.3 Das implizite Mittelpunktsverfahren . . . . . . 3.2 Beispiel: Anwendung auf die Kreisbahn . . . . . . . . 3.2.1 Lösung mit explizitem Euler-Verfahren . . . . 3.2.2 Lösung mit implizitem Euler-Verfahren . . . . 3.2.3 Lösung mit implizitem Mittelpunktsverfahren 3.3 Penningfalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1 Bewegung in der xy-Ebene . . . . . . . . . . . 3.3.2 Bewegung in der z-Achse . . . . . . . . . . . . 3.4 Ergebnis der Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Instabilitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 5 6 6 7 8 8 9 9 11 11 12 . . . . . . . . . . . . . 15 15 15 16 16 17 18 18 19 20 20 21 22 24 iv INHALTSVERZEICHNIS 4 Das 4.1 4.2 4.3 Element Blei Vorkommen und Eigenschaften von Blei . Die verschiedenen Bleiisotope . . . . . . . Das Ion 208 Pb+ . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.1 Normaler Zeeman-Effekt . . . . . . 4.3.2 Feinstruktur . . . . . . . . . . . . . 4.3.3 Anomaler Zeeman-Effekt . . . . . . 4.3.4 Termschema von 208 Pb+ . . . . . . 4.4 Das Ion 207 Pb+ . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.1 Hyperfeinstruktur . . . . . . . . . . 4.4.2 Hyperfeinstruktur und Magnetfeld 4.4.3 Termschema von 207 Pb+ . . . . . . 5 Beschreibung des Experiments 5.1 Fallenapparatur und Magnet . . . . . . 5.1.1 Die Penningfalle . . . . . . . . . 5.1.2 Die Vakuumapparatur . . . . . 5.1.3 Bleiionen . . . . . . . . . . . . 5.1.4 Der Magnet . . . . . . . . . . . 5.2 Erzeugung und Nachweis der Bleiionen 5.3 Die Optik zur Anregung der Ionen . . . 5.3.1 Der Nd:YAG-Laser . . . . . . . 5.3.2 Frequenzverdopplung . . . . . . 5.3.3 Strahlaufweitung . . . . . . . . 5.3.4 Der Farbstofflaser . . . . . . . . 5.4 Fluoreszenz und Mikrowellen . . . . . . 5.4.1 Lichtführung aus der Falle . . . 5.4.2 Der Photomultiplier . . . . . . 5.4.3 Mikrowellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Ansteuerung und Programmierung 6.1 Schnittstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Taktgeber: Laser oder PC? . . . . . . . . . . . . 6.2.1 Computer als Taktgeber . . . . . . . . . 6.2.2 Laser als Taktgeber . . . . . . . . . . . . 6.3 Shutter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4 Kommunikation via GPIB . . . . . . . . . . . . 6.4.1 Geräte und Leitungen . . . . . . . . . . 6.4.2 Handshaking und Interface Management 6.4.3 Programmierung mit Turbo Pascal . . . 6.5 GPIB-Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5.1 Mikrowellen-Synthesizer . . . . . . . . . 6.5.2 Farbstofflaser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 27 28 29 29 30 31 32 34 34 35 36 . . . . . . . . . . . . . . . 41 41 42 43 44 45 46 47 47 48 49 50 52 52 53 55 . . . . . . . . . . . . 57 57 57 58 58 59 60 60 61 62 62 62 63 v INHALTSVERZEICHNIS 6.6 Vielkanalzählerkarte . . . . 6.7 Das Programm . . . . . . . 6.7.1 Signalhöhen-Messung 6.7.2 Lasersweep . . . . . 6.7.3 Andere Menüpunkte . . . . . . . . . . 7 Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 65 66 67 67 69 vi INHALTSVERZEICHNIS Kapitel 1 Einleitung und Motivation Die vorliegende Diplomarbeit beschreibt die Vorarbeiten, die für ein Experiment zur präzisen Messung der g-Faktoren an Blei in einer Penningfalle nötig waren. Im Prinzip ist die Apparatur sehr ähnlich zu anderen, die in der Arbeitsgruppe bereits für Messungen an Europium, Calcium und Barium eingesetzt wurden. Die Aufgabe bestand deshalb darin, ein geeignetes Lasersystem aufzubauen und sich vor allem die Kommunikation zwischen den Geräten zu überlegen und schließlich über einen Computer zu steuern. Im Vergleich zu den anderen Elementen weist Blei einige Unterschiede auf, die hier in der Einleitung kurz angerissen werden sollen. Zuvor aber wollen wir eine Motivation für die Neubestimmung der Daten geben. In den vergangenen Jahren wurde in einem Speicherring-Experiment an der GSI die Hyperfeinstrukturaufspaltung des wasserstoffähnlichen 207 Pb81+ gemessen [Kuh98]. Dies sollte als Test der Quantenelektrodynamik in gebundenen Zuständen dienen. Die Ergebnisse zeigten jedoch eine unbefriedigende Übereinstimmung mit theoretischen Rechnungen. Als ein möglicher Grund wurde angesehen, daß der Wert des magnetischen Kernmoments nicht korrekt ist, der in einem Kernresonanzexperiment bestimmt wurde. Das Verfahren erfordert jedoch erhebliche Korrekturen, z. B. durch chemische Verschiebungen in der Probe, und es bestehen Zweifel, ob diese Korrekturen mit der erforderlichen Genauigkeit einberechnet wurden [Gus98]. Es ist daher wünschenswert, mit einer unabhängigen und von solchen Korrekturen freien Methode eine Neubestimmung der Momente durchzuführen. In einem früheren Experiment [Mar98] in unserer Arbeitsgruppe wurde gezeigt, daß die Technik der Ionenspeicherung in Penningfallen geeignet ist, magnetische Kernmomente mit hoher Genauigkeit zu bestimmen. Das Bleiion besitzt ein Elektron im 6p-Orbital, welches aufgrund der Feinstruktur in p1/2 und p3/2 aufspaltet. Da für den Übergang zwischen diesen Zuständen ∆ℓ = 0 gilt, liegt kein elektrischer, sondern ein magnetischer Dipolübergang vor, so daß damit zu rechnen ist, daß viel Laserleistung zum Pumpen benötigt wird. Andererseits hat dies zur Folge, daß die Lebensdauer des angeregten Zustands bei vielen Millisekunden liegt, weil keine anderen unbesetzten Zustände existieren, die energetisch zwischen p1/2 und p3/2 liegen. 1 2 KAPITEL 1. EINLEITUNG UND MOTIVATION Das Problem der hohen Laserleistung haben wir versucht zu lösen, indem wir ein gepulstes Lasersystem statt eines CW-Lasers verwenden. Dieses besteht aus einem Nd:YAG-Laser und einem nachgeschalteten Farbstofflaser. Das Fehlen von Zwischenzuständen im Termschema des Pb+ zwingt uns dazu, die Fluoreszenz auf derselben Wellenlänge wie der des eingestrahlten Lichts zu messen. Dazu betreiben wir zeitaufgelöste Spektroskopie, was die Verwendung einer gepulsten Lichtquelle bestätigt. Die beiden p-Zustände des Bleiions spalten unter Anwesenheit eines Magnetfeldes in zwei bzw. vier Zeeman-Linien auf. Unter Beachtung der Auswahlregel ∆mj ∈ {0, ±1} ergeben sich sechs Übergänge von einem unteren zu einem oberen Feinstruktur-Niveau. Stimmt man die Wellenlänge des verwendeten Farbstofflasers in diesem Bereich durch, so kann man diese sechs erlaubten Übergänge als Spektrum messen. Läßt man nun den Laser fest auf einer der gemessenen Linien stehen, dann füllt man einen der beiden Zeeman-Zustände von p1/2 auf Kosten des anderen auf, weil die angeregten Elektronen statistisch in beide Zustände zurückfallen können, aber nur in einem der beiden wieder Photonen absorbieren können. Während der eine Zustand entvölkert wird, nimmt die Anzahl der pro Laserpuls angeregten Ionen ab, so daß auch die Intensität der beobachteten Fluoreszenz mit der Zeit geringer wird und irgendwann völlig verschwindet. Strahlt man nun in dieses System Mikrowellen ein, deren Frequenz mit der Energiedifferenz der ZeemanAufspaltung im Grundzustand übereinstimmt, dann wird die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Elektron aus dem vollen in den leeren Zeeman-Zustand überwechselt, sehr groß. Die Intensität der wieder einsetzenden Fluoreszenz hängt sehr stark von der Mikrowellenfrequenz ab. Aus der gemessenen Energiedifferenz der beiden Zeeman-Zustände läßt sich der gj -Faktor bestimmen, wenn man das Magnetfeld kennt. Dieses wird gemessen, indem man die Spannungszuführung der Falle umpolt, Elektronen speichert und die Zyklotronfrequenz ωc = eB/m dieser Elektronen bestimmt. Beim Magnetfeld spielen Kurzzeitschwankungen, Langzeitdrifts sowie die Homogenität eine große Rolle. Für die Messung werden Mikrowellen eingestrahlt, deren Frequenz um die Zyklotronfrequenz der Elektronen herum durchgestimmt wird. Im Resonanzfall nehmen die Elektronen Energie aus dem Mikrowellenfeld auf und verlassen den Käfig. Die beschriebenen Meßmethoden sind allerdings noch Arbeit für die Zukunft, da es leider nicht dazu kam, zumindest ein Spektrum mit den sechs Zeeman-Linien aufzunehmen. Der Grund dafür sind in erster Linie die Schwierigkeiten, die beim Betrieb des Farbstofflasers auftraten. Es nahm viel Zeit in Anspruch, den Oszillator und die Verstärkerstufen, die sich nicht im Originalzustand des Herstellers befanden, sowie die GPIB-Schnittstelle funktionstüchtig zu machen. Daher beschreibt diese Diplomarbeit im wesentlichen die Ansteuerung der Geräte im Experiment zusammen mit deren Programmierung und der Probleme, die es zu bewältigen galt. Außerdem widme ich ein Kapitel der Simulation eines Ions in der Falle, die letztlich dazu dienen sollte, bereits in der Arbeitsgruppe experimentell nachgewiesene Instabilitäten der Ionen theoretisch zu bestätigen. Kapitel 2 Aufbau und Theorie einer Penningfalle Die Eigenschaften von Penningfallen sind in der Literatur vielfach beschrieben, z. B. in [Bra86]. Die folgende Darstellung dient daher als zusammenfassende Übersicht der für die Diplomarbeit wichtigen Aspekte. 2.1 Das elektrische und magnetische Feld Die Elektroden, die das elektrische Feld der Penningfalle erzeugen, sind so geformt, daß sie im idealen Fall zu einem linearen Kraftgesetz führen. Das bedeutet, daß das Potential (bis auf eine Konstante Φ0 ) wegen ~ r ) ∝ −~r F~ (~r) = −q ∇Φ(~ quadratisch in den Koordinaten x, y und z, also von der Form Φ(~r) = Φ0 + ax2 + by 2 + cz 2 (2.1) sein muß. Mit der aus der Elektrodynamik bekannten Laplace-Gleichung ∆Φ = 0 im ladungsfreien Raum folgt für die Koeffizienten aus Ansatz (2.1) die Bedingung 2a + 2b + 2c = 0 . (2.2) Nun wählt man a = b, um ein zur z-Achse symmetrisches Feld zu erhalten. Dann folgt mit den Gleichungen (2.2) und (2.1) die Beziehung c = −2a =⇒ Φ(~r) = Φ0 + a(x2 + y 2 − 2z 2 ) . (2.3) Dieser Feldverlauf wird von Rotationshyperboloiden erzeugt, und zwar von einer Ringelektrode und zwei Endkappen. Alle drei Teile müßten theoretisch unendlich 3 4 KAPITEL 2. AUFBAU UND THEORIE EINER PENNINGFALLE Abbildung 2.1: Ringelektrode und Endkappen als Rotationshyperboloide ausgedehnt sein, was in der Praxis natürlich nicht realisierbar ist. Um positive Ionen zu speichern, legt man an die Endkappen ein positives Potential im Vergleich zum geerdeten Ring an; diese Spannung nennt man üblicherweise U0 . Wir bekommen die beiden Bedingungen ! Φ(0, 0, ±z0 ) = Φ0 − 2az02 = U0 , ! Φ(̺0 cos ϕ, ̺0 sin ϕ, 0) = Φ0 + a̺20 = 0 . Darin ist ̺0 bzw. z0 der minimale Abstand des Ringes bzw. der Endkappen zum Fallenmittelpunkt. Daraus ergeben sich die Konstanten a=− In der Regel setzt man nun U0 , 2 ̺0 + 2z02 Φ0 = U0 ̺20 . ̺20 + 2z02 ̺0 z0 = √ , 2 was mit der Gleichung (2.3) das Potential eindeutig festlegt zu U0 x2 + y 2 − 2z 2 Φ(~r) = . 1− 2 ̺20 (2.4) Wegen Gleichung (2.2) können a, b und c nicht alle dasselbe Vorzeichen haben, was dazu führt, daß ein statisches elektrisches Feld nicht gleichzeitig entlang aller drei Raumachsen rücktreibend sein kann. Daher benötigt man zusätzlich ein elektrisches Wechselfeld mit geeigneter Frequenz oder ein statisches Magnetfeld in z-Richtung. 2.2. DIE BEWEGUNGSGLEICHUNGEN IN DER PENNINGFALLE 5 Die erste Variante nennt man Paulfalle, die zweite Penningfalle. Es werden allerdings auch kombinierte Fallentypen in Experimenten eingesetzt. Bei der Penningfalle wählt man das denkbar einfachste Magnetfeld, nämlich homogen und parallel zur z-Achse, d. h. ~ = B~ez . B 2.2 (2.5) Die Bewegungsgleichungen in der Penningfalle Speichert man in einer Penningfalle Teilchen der Masse m und der Ladung q, so ergibt sich mit Hilfe der Lorentzkraft die Bewegungsgleichung ~ + q~v × B ~ − k~v . m~a = q E Darin ist k der Reibungskoeffizient einer als geschwindigkeits-proportional angenommenen Reibung. ~ = −∇Φ ~ Setzt man die Felder aus (2.4) und (2.5) ein, so ergibt sich mit E Mit den Abkürzungen −x qU0 qB ˙ k ¨ −y + ~r = ~r × ~ez − ~r˙ . 2 m̺0 m m 2z ωz2 := 2qU0 , m̺20 ωc := qB , m δ := k 2m ergibt sich für die drei Koordinaten separat ẍ = ωz2 x + ωc ẏ − 2δ ẋ , 2 ÿ = ωz2 y − ωc ẋ − 2δ ẏ , 2 z̈ = −ωz2 z − 2δ ż . (2.6) Man sieht, daß die Gleichungen für die x- und die y-Koordinate gekoppelt sind und daß die für die z-Koordinate unabhängig von den anderen beiden gelöst werden kann. Die Gleichung für die z-Koordinate ist eine harmonische Schwingung mit der allgemeinen Lösung z(t) = zb e−δt cos p ωz2 − δ 2 t + ϕz , worin zb die (Start-)Amplitude und ϕz eine relative Phase beschreiben. 6 KAPITEL 2. AUFBAU UND THEORIE EINER PENNINGFALLE 2.2.1 Gleichungen für x(t) und y(t) ohne Reibung Wir setzen zunächst einmal k = 0 =⇒ δ = 0 und betrachten das Ganze im Komplexen. Dann gilt mit den Gleichungen (2.6) 2 2 ωz ωz ωz2 ẍ + iÿ = x + ωc ẏ + i y − ωc ẋ = (x + iy) + ωc (ẏ − iẋ) . 2 2 2 Mit der neuen Funktion w := x + iy folgt dann ẅ = ωc ωz2 w + ẇ . 2 i Der Ansatz w(t) = e−iωt liefert 2 −iωt −ω e ω2 = z e−iωt − ωc ωe−iωt 2 =⇒ ωz2 −iωt 2 e = 0. ω − ωc ω + 2 Wegen e−iωt 6= 0 muß die Klammer 0 sein; dies ergibt mit der pq-Formel r ω 2 ω 2 ωc c ω± = ± − z . 2 2 2 (2.7) Damit die Teilchenbahnen stabil bleiben, muß der Term unter der Wurzel größer oder gleich Null sein, d. h. (ωc /2)2 − ωz2 /2 ≥ 0 oder, äquivalent dazu, r √ q ωc = ̺0 B ≥ 2. (2.8) ωz 2mU0 Unter der Voraussetzung, daß diese Stabilitätsbedingung erfüllt ist, erhält man als Lösungen die Überlagerungen zweier Kreisbewegungen x(t) = r− cos(−ω− t + ϕ− ) + r+ cos(−ω+ t + ϕ+ ) , y(t) = r− sin(−ω− t + ϕ− ) + r+ sin(−ω+ t + ϕ+ ) (2.9) mit Konstanten r± und ϕ± . Die langsame Bewegung mit ω− nennt man die Magnetronbewegung, die schnelle mit ω+ die reduzierte Zyklotronbewegung. Da ω± durch (2.7) bei gegebenem Aufbau für jede Teilchensorte festliegen, bewegen sich alle Teilchen mit derselben Winkelgeschwindigkeit. r± und ϕ± hingegen sind Integrationskonstanten und hängen von den Anfangsbedingungen jedes einzelnen Teilchens ab. 2.2.2 Gleichungen für x(t) und y(t) mit Reibung Wir reduzieren das Differentialgleichungssystem ẍ = ωz2 x + ωc ẏ − 2δ ẋ , 2 ÿ = ωz2 y − ωc ẋ − 2δ ẏ 2 2.3. PUFFERGASKÜHLEN 7 aus (2.6) von zwei Gleichungen zweiter Ordnung auf ein System von vier Gleichungen erster Ordnung, und zwar x 0 1 0 0 ωz2 /2 −2δ d ẋ 0 ω c . (2.10) , ~u := ~u = A~u , A := y 0 0 0 1 dt ẏ 0 −ωc ωz2/2 −2δ Funktionen der Form ~u(t) = ~u0 eλt sind genau dann Lösungen, wenn A~u0 = λ~u0 gilt, d. h. wenn λ ein Eigenwert von A mit Eigenvektor ~u0 ist. Das charakteristische Polynom von A ist ωz2 ωz2 + aωc i a(a + 2δ) − − aωc i . fA (a) := det(aE − A) = a(a + 2δ) − 2 2 Mit der pq-Formel ergeben sich die Nullstellen λ von fA zu r ω 2 ω 2 ωc c λ1;2 = −δ − i ± δ 2 − + z + δωc i , 2 2 2 r ωc ωc 2 ωz2 λ3;4 = −δ + i ± δ 2 − + − δωc i . 2 2 2 Für die beiden Quadratwurzeln aus einer komplexen Zahl z gilt √ p 1 p z = ±√ |z| + Re z + i sgn(Im z) |z| − Re z . 2 Damit kann man errechnen, daß der Realteil von λ1 wegen δ > 0 positiv ist. Schreibt man λ1 als a1 + ib1 mit reellem a1 und b1 , so sieht man, daß die spezielle Lösung ~u1 (t) wegen ~u1 (t) = ~u0,1eλ1 t = k~u0,1k |ea1 t | |eib1t | = k~u0,1kea1 t für t → ∞ nicht beschränkt bleibt, da a1 > 0 ist. Dieser Effekt wird um so größer, je höher der Druck, d. h. je schlechter das Vakuum ist. 2.3 Puffergaskühlen Der vorherigen Erkenntnis zufolge wird die Stabilität mit zunehmender Dichte an Gas schlechter; dann überrascht es zunächst, daß man durch eine künstlich erzeugte Puffergas-Atmosphäre, z. B. mit Stickstoff, bessere Bedingungen erzielen kann. Detailliertere Beschreibungen zum Puffergaskühlen finden sich in den Arbeiten [Bol85, Bol90] von G. Bollen, der sich als erster mit dieser Technik beschäftigte. 8 2.3.1 KAPITEL 2. AUFBAU UND THEORIE EINER PENNINGFALLE Die Idee Der als Reibung bezeichnete Effekt beruht auf inelastischen Stößen der Ionen mit Restgasmolekülen in der Falle. Selbstverständlich führt die Reibung dazu, daß sowohl die Magnetron-, als auch die reduzierte Zyklotronbewegung gedämpft werden. Wie auch die Simulationen zeigen, treten jedoch währenddessen bei den beiden Bewegungen unterschiedliche Effekte auf. Zunächst einmal sind, wie wir aus der Lösung der DGls gesehen haben, die Frequenzen ω± konstant, so daß eine Zu- oder Abnahme der Energie eine Veränderung des Bahnradius zur Folge haben muß. Die Energie der reduzierten Zyklotronbewe2 gung ist kinetisch, d. h. von der Form mω− r− /2, weswegen der Bahnradius bei der Dämpfung kleiner wird. Bei der Magnetronbewegung jedoch führt die Energieabnahme zu einer Vergrößerung des Bahnradius, weil es sich um eine potentielle Energie handelt und das Potential an der Ringelektrode weit weg vom Fallenzentrum minimal ist. Die Idee ist nun, die Magnetron- und reduzierte Zyklotronbewegung derart aneinander zu koppeln, daß die Energie der einen Bewegung auf Kosten der anderen zunimmt. Dies erreicht man durch Einstrahlen einer geeigneten Wechselspannung, die den zusätzlichen Effekt hat, daß sich das Ion insgesamt aufheizt. Damit der durch Anregung erzielte Energiegewinn nicht die durch Reibung verlorene Energie übersteigt, benötigt man deutlich höhere Drücke, d. h. eine Puffergas-Atmosphäre. 2.3.2 Realisierung Um die Wechselspannung an die Falle anzulegen, fertigt man die Ringelektrode in vier Sektoren an, d. h. alle 90◦ wird eine dünne Isolationsschicht eingefügt. Die jeweils gegenüberliegenden Elektrodenteile werden elektrisch miteinander verbunden, und zwischen den Paaren wird der Generator angeschlossen. Die Frequenz ist eine Linearkombination der beiden für die Ionenbewegung charakteristischen Frequenzen ω+ und ω− , und zwar die einfachstmögliche, nämlich ω+ + ω− . Setzt man die Beziehungen für ω± aus der Gleichung (2.7) ein, so ergibt sich ω+ + ω− = ωc = qB , m weil der Wurzelterm herausfällt. Dieses Einstrahlen der Zyklotronfrequenz führt zu folgendem (zeitlich veränderlichen) Zusatzterm ΦPGK = αxy cos(ωc t) für das Potential, wobei der Proportionalitätsfaktor α von der z-Koordinate abhängt. Die Ringelektrode besteht aus den Punkten mit x2 + y 2 − 2z 2 = ̺20 . Betrachten wir x = y, also zwei gegenüberliegende Ringviertel, so erwarten wir dort die Spannung V0 cos(ωc t), wobei V0 die Amplitude der angelegten Wechselspannung ist. Dann gilt 9 2.4. DIE REALE PENNINGFALLE x = y =⇒ 2xy = x2 + y 2 = ̺20 + 2z 2 und damit Φ(x = y, t = 0) = α 2 ! (̺0 + 2z 2 ) = V0 2 =⇒ α= ̺20 2V0 + 2z 2 Daraus ergibt sich schließlich die Beschleunigung y y q ~ 2qV0 1 x cos(ωc t) ≈ −β x cos(ωc t) ~aPGK = − α∇xy cos(ωc t) = − m m ̺20 + z 2 0 0 mit β = 2qV0 /m̺20 , wenn z ≪ ̺0 . Diese Bedingung ist im Experiment gegeben, weil die Bewegung entlang der zAchse gedämpft wird. Damit erhalten wir die Gleichungen ωz2 x + ωc ẏ − 2δ ẋ − βy cos(ωc t) , ẍ = 2 ωz2 ÿ = y − ωc ẋ − 2δ ẏ − βx cos(ωc t) 2 bzw. d ~u = A~u , dt 2.3.3 0 1 0 0 ωz2 /2 −2δ −β cos(ωc t) ωc , A= 0 0 0 1 −β cos(ωc t) −ωc ωz2 /2 −2δ x ẋ ~u = y . (2.11) ẏ Ergebnis Simuliert man die Gleichung (2.11) am Computer, dann beobachtet man, wie die Radien beider Bewegungen periodisch zu- und abnehmen, aber schließlich beide auf 0 gedämpft werden. Eine noch im wesentlichen offene Frage ist, wie der Mechanismus dieser Kühlung bei vielen Ionen in der Falle arbeitet. Die Simulation zeigt das gewünschte Verhalten für ein Teilchen (mehr dazu im Kapitel 3 über die Simulationen). Die Theorie für viele Teilchen muß die gegenseitige Coulombwechselwirkung mit einbeziehen, die Praxis jedoch bestätigt, daß die Technik auch für eine Ionenwolke geeignet ist. 2.4 Die reale Penningfalle Die bisherigen Betrachtungen bezogen sich auf eine ideale Penningfalle, die in der Theorie relativ leicht zu handhaben ist. Allerdings liegt es auf der Hand, daß man im Experiment wegen • der endlichen Ausdehnung der Elektroden, • Fehljustierung der Elektroden, 10 KAPITEL 2. AUFBAU UND THEORIE EINER PENNINGFALLE • Ungenauigkeiten in der Oberfläche der Elektroden, • Löchern in den Elektroden, • Inhomogenitäten des Magnetfeldes und • zeitlichen Veränderungen des Magnetfeldes (Kurz- und Langzeitdrifts) mit mehr oder minder starken Abweichungen von idealen Bedingungen zu tun hat. Ganz wesentlich ist bei den vielen simultan gespeicherten Teilchen deren Coulomb-Wechselwirkung untereinander, wobei jeweils jedes einzelne ein von den anderen abgeschirmtes Potential sieht. Streng genommen gilt die Laplace-Gleichung ∆Φ = 0 ja nur für ein einzelnes Teilchen; bei mehreren müßte sie durch ∆Φ = −̺/ε0 ersetzt werden, wobei ̺ die Ladungsdichte ist, die von den Teilchen erzeugt wird. Zu beachten ist außerdem, daß Elektronen häufig, je nach Anfangsbedingungen, relativistische Geschwindigkeiten erreichen. Nach Gleichung (2.8) gilt r q ωc = ̺0 B . ωz 2mU0 Daraus ergibt sich mit den möglichen Werten ̺0 = 5 mm, B = 1 T, U0 = −10 V und q/m = −1,76 · 1011 C/kg die Beziehung ωc2 = 220 000ωz2 ≫ ωz2, so daß man für Elektronen den Term ωz2 /2 in r ω 2 ω 2 ωc c ω+ = + − z 2 2 2 mit sehr guter Näherung weglassen und ω+ = ωc annehmen darf. Für die (reduzierte) Zyklotronbewegung gilt klassisch die Bahngeschwindigkeit v+ = ω+ r+ = ωc r+ = |q|Br+ /m = 3,52 · 108 m/s für r+ = 2 mm, was größer als die Lichtgeschwindigkeit c ≈ 3·108 m/s wäre. Die Bleiionen jedoch sind von relativistischen Geschwindigkeiten weit entfernt, weil deren Masse um den Faktor (Zmp + (A − Z)mn )/me ≈ 3,82 · 105 größer ist. Um Feldfehler durch ungenaue Justage und unreine Elektrodenoberflächen zu kompensieren, fügt man häufig zwischen Ring und Endkappe je eine ringförmige Korrekturelektrode ein. An diese wird zunächst die Spannung U0 /2 angelegt. Da man die Feldfehler natürlich nicht kennt, ist es schwierig, die richtige Spannung für die beste Kompensation zu finden. Aber Ziel des Ganzen ist ja, das Speicherverhalten der Falle zu optimieren, und das läßt sich anhand der Zeit, die das Teilchen in der Falle verweilt, bevor es verloren geht, relativ einfach messen. Selbstverständlich lassen sich die Feldfehler auch mathematisch beschreiben. Mit einer Multipolentwicklung wird das rein quadratische Potential U0 x2 + y 2 − 2z 2 Φ(~r) = 1− 2 ̺20 2.5. INSTABILITÄTEN 11 aus (2.4) durch Anteile höheren Grades ergänzt, z. B. durch Oktupolterme der Form 2 x 2 2 (2.12) Φ4 (~r) = x y A 2 = a11 x4 + a22 y 4 + 2a12 x2 y 2 y mit einer symmetrischen 2 × 2-Matrix A = (aik ). 2.5 Instabilitäten Experimente haben gezeigt, daß die Speicherfähigkeit der realen Falle bei bestimmten Verhältnissen ωc /ωz deutlich schlechter als im „Normalfall“ ist, was dadurch zu beobachten ist, daß die Ionenanzahl reduziert ist. Bei der Bewegung der Ionen treten sog. Instabilitäten auf, die nach der Theorie dann zu erwarten sind, wenn die Gleichung ℓ+ ω + + ℓ− ω − + ℓz ω z = 0 mit ganzzahligen, nicht zu großen Koeffizienten ℓ+ , ℓ− und ℓz außer durch ℓ+ = ℓ− = ℓz = 0 erfüllt ist. Anschaulich bedeutet das, daß die Frequenzen der Bewegung mit ganzzahligen Vielfachen linear abhängig sind. Beobachtungen dieser Instabilitäten finden sich in [Tom02]. 2.5.1 Herleitung der Bedingungen Mit Gleichung (2.7) ergibt sich r r ω 2 ω 2 ω 2 ω 2 ωc ω c c c z ℓ+ + ℓ− + − − − z + ℓz ω z = 0 . 2 2 2 2 2 2 Um die Frequenzen zu eliminieren, setzen wir C := ωc /ωz , d. h. ωc = Cωz . Multiplikation der Gleichung mit 2/ωz liefert dann √ √ ℓ+ C + C 2 − 2 + ℓ− C − C 2 − 2 + 2ℓz = 0 √ ⇐⇒ (ℓ+ − ℓ− ) C 2 − 2 + (ℓ+ + ℓ− )C + 2ℓz = 0 . Im Falle ℓ+ = ℓ− =: ℓ± fällt der Wurzelterm heraus, und die Gleichung vereinfacht sich zu ℓz 2ℓ± C + 2ℓz = 0 ⇐⇒ C = − . ℓ± Instabilitäten treten √ also auf für Tripel (ℓ+ , ℓ− , ℓz ) der Form (a, a, b), a 6= 0, wenn −b/a = ωc /ωz > 2 ist. Für ℓ+ 6= ℓ− fällt der Wurzelterm nicht heraus; in diesem Fall stellen wir nach dieser Wurzel um und quadrieren, so daß √ (ℓ+ − ℓ− ) C 2 − 2 = −(ℓ+ + ℓ− )C − 2ℓz 12 KAPITEL 2. AUFBAU UND THEORIE EINER PENNINGFALLE =⇒ (ℓ+ − ℓ− )2 (C 2 − 2) = (ℓ+ + ℓ− )2 C 2 + 4(ℓ+ + ℓ− )ℓz C + 4ℓ2z ⇐⇒ 4ℓ+ ℓ− C 2 + 4(ℓ+ + ℓ− )ℓz C + 2(ℓ+ − ℓ− )2 + 4ℓ2z = 0 . Ist nun ℓ+ = 0 oder ℓ− = 0, dann bleibt nur eine lineare Gleichung übrig, aus der man (ℓ+ − ℓ− )2 + 2ℓ2z −(ℓ2− + 2ℓ2z )/(2ℓ− ℓz ) für ℓ+ = 0 C=− = −(ℓ2+ + 2ℓ2z )/(2ℓ+ ℓz ) für ℓ− = 0 2(ℓ+ + ℓ− )ℓz erhält. (Wenn ein Koeffizient 0 ist, müssen die anderen beiden zwingenderweise unterschiedliche Vorzeichen haben.) Einsetzen in die nichtquadrierte Gleichung liefert die Bedingungen ℓ2 − 2ℓ2z ℓ+ ℓz = + für ℓ− = 0 . |ℓ+ ℓz | |ℓ2+ − 2ℓ2z | √ Instabilitäten √ treten also hier auf für (0, a, b), wenn −a/b > 2, und √ für (a, 0, b), 2 2 wenn −a/b < 2. In beiden Fällen muß −(a + 2b )/2ab = ωc /ωz > 2 gelten. Seien schließlich ℓ+ , ℓ− , ℓz 6= 0 und ℓ+ 6= ℓ− . Dann muß die quadratische Gleichung (ℓ+ − ℓ− )2 + 2ℓ2z (ℓ+ + ℓ− )ℓz 2 C + =0 C + ℓ+ ℓ− 2ℓ+ ℓ− −1 = ℓ2 − 2ℓ2z ℓ− ℓz = − 2− für ℓ+ = 0 , |ℓ− ℓz | |ℓ− − 2ℓ2z | −1 = gelöst werden. Mit der pq-Formel ergibt sich s 2 (ℓ+ + ℓ− )ℓz (ℓ+ − ℓ− )2 + 2ℓ2z (ℓ+ + ℓ− )ℓz C1;2 = − ± − 2ℓ+ ℓ− 2ℓ+ ℓ− 2ℓ+ ℓ− p −(ℓ+ + ℓ− )ℓz ± (ℓ+ + ℓ− )2 ℓ2z − 2ℓ+ ℓ− (ℓ+ − ℓ− )2 − 4ℓ+ ℓ− ℓ2z = 2ℓ ℓ p + − −(ℓ+ + ℓ− )ℓz ± |ℓ+ − ℓ− | ℓ2z − 2ℓ+ ℓ− = . 2ℓ+ ℓ− Ob die Werte für C1 bzw. C2 die nichtquadrierte Gleichung tatsächlich lösen, muß dann im Einzelfall jeweils getestet werden. 2.5.2 Tripel für Instabilitäten Mit einem Computerprogramm, das alle Tripel (ℓ+ , ℓ− , ℓz ) bis zu einer gewissen Größe ausprobiert, läßt sich leicht eine Tabelle erstellen. Tritt bei einem Tripel eine Instabilität auf, dann natürlich ebenso bei dem Tripel, das entsteht, wenn man alle Koeffizienten negiert. Man kann also ohne Einschränkung voraussetzen, daß der erste nichtverschwindende Koeffizient positiv ist, d. h. daß entweder ℓ+ > 0 oder ℓ+ = 0, ℓ− > 0 gilt. Ferner sollen die Koeffizienten teilerfremd sein. Die folgende Tabelle enthält alle Tripel in aufsteigender Reihenfolge von L := |ℓ+ | + |ℓ− | + |ℓz | für alle 2 ≤ L ≤ 6. 13 2.5. INSTABILITÄTEN L 2 3 3 3 3 4 4 4 4 4 4 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 6 ℓ+ 1 0 1 1 1 0 1 1 1 1 2 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 3 3 ℓ− 0 2 −2 −1 0 3 −3 −2 −1 0 −1 3 4 −4 −3 −3 −2 −1 0 1 2 −3 −2 −1 0 5 −5 −4 −4 −3 −2 −1 0 1 2 −3 −1 1 −2 −1 ℓz −1 −1 0 −1 −2 −1 0 −1 −2 −3 −1 −2 −1 0 −1 1 −2 −3 −4 −3 −2 0 −1 −2 −3 −1 0 −1 1 −2 −3 −4 −5 −4 −3 −1 −3 −3 −1 −2 C = ωc /ωz 3/2 3/2 3/2 √ 3 9/4 11/6 p 2 2/3 √ (3 5√+ 1)/4 6 19/6 √ (3 5 − 1)/4 17/12 9/4 √ 5 √ 2/4 (2√7 + 1)/3 (2√7 − 1)/3 (3 2√+ 1)/2 11 33/8 3 3/2 √ 5 3/6 √ 3/2 (3 2 − 1)/2 11/6 27/10 √ 3 10/5 9/4 √ 3/2 2(√10 + 1)/3 3( 13√+ 1)/4 3 2 51/10 √ 4 (√ 5 + 9)/4 (5 √13 + 1)/12 3( 13√− 1)/4 (9 √ − 5)/4 (5 √13 − 1)/12 2( 10 − 1)/3 C≈ 1,5000 1,5000 1,5000 1,7321 2,2500 1,8333 1,6330 1,9271 2,4495 3,1667 1,4271 1,4167 2,2500 1,7678 2,0972 1,4305 2,6213 3,3166 4,1250 3,0000 1,5000 1,4434 1,5000 1,6213 1,8333 2,7000 1,8974 2,2500 1,5000 2,7749 3,4542 4,2426 5,1000 4,0000 2,8090 15856 1,9542 1,6910 1,4190 1,4414 Tabelle 2.1: Tripel für die Instabilitäten 14 KAPITEL 2. AUFBAU UND THEORIE EINER PENNINGFALLE Kapitel 3 Simulationen Die Lösung der aus den physikalischen Gesetzen hergeleiteten Differentialgleichung (2.10) kann mit numerischen Verfahren approximiert werden. Dazu stelle ich drei einfache Iterationsverfahren vor, von denen das letzte in meinem Simulationsprogramm Verwendung fand. 3.1 Beschreibung der Verfahren Allen Verfahren ist gemein, daß eine Zeit ∆t, die sog. Schrittweite, definiert wird, die das infinitesimal kleine dt der Differentiation approximieren soll. Es ist zunächst offensichtlich, daß eine Verkleinerung von ∆t den Fehler der Simulation verkleinern wird, aber auch, daß dadurch die Rechenzeit in die Höhe getrieben wird. 3.1.1 Das explizite Euler-Verfahren Dieses Verfahren ist dasjenige, welches man sich als erstes intuitiv überlegen würde. Beschreibt ~u den Ortsvektor eines Teilchens (Massepunkts), das der linearen Differentialgleichung d ~u = A~u dt mit einer konstanten (orts- und zeitunabhängigen) Matrix A genügt, so kann man diese Beziehung durch ∆~u = A~u ∆t =⇒ ∆~u = A~u ∆t approximieren. Es ist hierbei nicht von Bedeutung, ob die Koordinaten von ~u tatsächlich alles „Orte“ sind. In unserer Anwendung wird es sich um einen Vektor ~u ∈ 4 handeln, der zwei Ortskoordinaten x und y und zwei Geschwindigkeitskoordinaten ẋ und ẏ besitzt. R 15 16 KAPITEL 3. SIMULATIONEN Ist nun ~u(0) ein Startvektor für das Teilchen, so ergibt sich der erste iterierte Ortsvektor ~u(1) durch ~u(1) − ~u(0) = A~u(0) ∆t =⇒ ~u(1) = (E + A∆t)~u(0) mit der Einheitsmatrix E. Daraus erhält man die allgemeine Iterationsvorschrift ~u(k+1) = (E + A∆t)~u(k) 3.1.2 für alle k ∈ N0 . Das implizite Euler-Verfahren In der Gleichung ~u(1) − ~u(0) = A~u(0) ∆t des expliziten Euler-Verfahrens ist A~u(0) wegen der Differentialgleichung die Geschwindigkeit des Teilchens am Ort ~u(0) . Statt dessen kann man auch die Geschwindigkeit A~u(1) vom (noch unbekannten) Ort ~u(1) verwenden, d. h. die Iteration läuft nicht entlang der momentanen Geschwindigkeit, sondern entlang der, die das Teilchen nach dem Schritt besitzt. Dies führt auf die implizite Gleichung ~u(1) − ~u(0) = A~u(1) ∆t , die wir nach ~u(1) auflösen ~u(1) = (E − A∆t)−1~u(0) 3.1.3 =⇒ ~u(k+1) = (E − A∆t)−1 ~u(k) für alle k ∈ N0 . Das implizite Mittelpunktsverfahren Wie wir in den Anwendungen sehen werden, haben beide zuvor beschriebenden Verfahren Nachteile. Diese umgeht man, indem man beim impliziten Mittelpunktsverfahren die Geschwindigkeit nimmt, die das Teilchen in der Mitte zwischen dem Startpunkt ~u(0) und dem iterierten Punkt ~u(1) besitzt. Dazu setzt man das Verfahren aus zwei Iterationen mit Schrittweite ∆t/2 zusammen, und zwar zunächst einen Halbschritt des impliziten Euler-Verfahrens ~u (1/2) −1 ∆t = E −A ~u(0) 2 gefolgt von einem Halbschritt des expliziten Euler-Verfahrens ∆t (1/2) (1) ~u = E + A ~u . 2 Zusammen ergibt sich also ~u (k+1) −1 ∆t ∆t E−A ~u(k) = E+A 2 2 für alle k ∈ N0 . 3.2. BEISPIEL: ANWENDUNG AUF DIE KREISBAHN 3.2 17 Beispiel: Anwendung auf die Kreisbahn Der Einfachheit halber betrachten wir zunächst nur die Kreisbahn. Wir nehmen dazu unsere Matrix aus (2.10) und setzen δ = ωz = 0, so daß nur noch das statische Magnetfeld wirkt. Dann hat A die Form 0 1 0 0 0 0 0 ωc A := 0 0 0 1 . 0 −ωc 0 0 Diese Matrix besitzt das charakteristische Polynom a −1 0 0 0 a 0 −ωc −ωc 2 2 2 2a fA (a) = det(aE − A) = = a ωc a = a (a + ωc ) 0 0 a −1 0 ωc 0 a und daher die Eigenwerte λ1;2 = 0 , λ3;4 = ±iωc . Mit den Eigenvektoren ergibt sich das Fundamentalsystem − cos ωc t sin ωc t 0 1 0 0 ωc cos ωc t ωc sin ωc t , , 0 1 cos ωc t , sin ωc t ωc cos ωc t −ωc sin ωc t 0 0 und aus der ersten und dritten Zeile die allgemeine Lösung für x und y x 1 0 sin ωc t − cos ωc t x0 + r cos(−ωc t + ϕ) = x0 +y0 +r1 +r2 = . y 0 1 cos ωc t sin ωc t y0 + r sin(−ωc t + ϕ) (3.1) Das ist die erwartete Lösung in einem statischen homogenen Magnetfeld. Wir interessieren uns nun dafür, wie der erste iterierte Vektor ~u(1) bei geeignet vorgegebenem ~u(0) in Abhängigkeit des verwendeten Verfahrens aussieht. In der exakten Lösung (3.1) setzen wir −ωc t + ϕ =: α, die Terme für ẋ(0) und ẏ (0) ergeben sich in natürlicher Weise durch Differentiation nach t zu x0 + r cos α ωc r sin α ~u(0) = y0 + r sin α . −ωc r cos α 18 KAPITEL 3. SIMULATIONEN 3.2.1 Lösung mit explizitem Euler-Verfahren Für das explizite Euler-Verfahren lauten die Iterationsmatrix 1 ∆t 0 0 0 1 0 ωc ∆t S = E + A∆t = 0 0 1 ∆t 0 −ωc ∆t 0 1 und der erste iterierte Vektor ~u(1) = S~u(0) x0 + r cos α + ωc r∆t sin α ωc r(sin α − ωc ∆t cos α) = y0 + r sin α − ωc r∆t cos α . −ωc r(cos α + ωc ∆t sin α) Der neue Abstand r ′ des Teilchens von (x0 , y0 ) lautet dann (x(1) − x0 )2 + (y (1) − y0 )2 = (r cos α + ωc r∆t sin α)2 + (r sin α − ωc r∆t cos α)2 = r 2 + (ωc r∆t)2 p =⇒ r ′ = r 1 + (ωc ∆t)2 > r , da ωc ∆t 6= 0. Der p Radius der simulierten Kreisbahn nimmt also bei jeder Iteration um den Faktor 1 + (ωc ∆t)2 > 1 zu. Ein Teilchen würde damit bei diesem Verfahren in einer Spiralbahn nach außen laufen. Dadurch, daß es eine tatsächlich stabile Bahn instabil werden läßt, eignet es sich nicht, um unbekannte Bahnen auf deren Stabilität zu testen. 3.2.2 Lösung mit implizitem Euler-Verfahren Beim impliziten Euler-Verfahren sehen die Terme durch das Invertieren der Matrix etwas komplizierter aus 1 γ∆t 0 γωc (∆t)2 0 γ 0 γωc ∆t S = (E − A∆t)−1 = 0 −γωc (∆t)2 1 γ∆t 0 −γωc ∆t 0 γ x0 + r cos α + γωc r∆t(sin α − ωc ∆t cos α) γωc r(sin α − ωc ∆t cos α) ~u(1) = S~u(0) = y0 + r sin α − γωc r∆t(cos α + ωc ∆t sin α) . −γωc r(cos α + ωc ∆t sin α) Darin ist γ := 1 . 1 + (ωc ∆t)2 19 3.2. BEISPIEL: ANWENDUNG AUF DIE KREISBAHN Der neue Abstand r ′ des Teilchens von (x0 , y0 ) lautet dann (x(1) − x0 )2 + (y (1) − y0 )2 = r cos α + γωc r∆t(sin α − ωc ∆t cos α) =⇒ 2 2 + r sin α − γωc r∆t(cos α + ωc ∆t sin α) 2 = r 1 − γ(ωc ∆t)2 cos α + γωc r∆t sin α 2 + r 1 − γ(ωc ∆t)2 sin α − γωc r∆t cos α 2 = r 2 1 − γ(ωc ∆t)2 + (γωc r∆t)2 = . . . = r2 · γ r r′ = p < r, 1 + (ωc ∆t)2 da ωc ∆t 6= 0. Der pRadius der simulierten Kreisbahn nimmt also bei jeder Iteration um den Faktor 1 + (ωc ∆t)2 > 1 ab. Ein Teilchen würde damit bei diesem Verfahren in einer Spiralbahn nach innen laufen. Wenn man es auf unbekannte Bahnen anwendet und dabei Instabilität beobachtet, dann ist man zumindest sicher, daß die Bahn tatsächlich instabil ist; allerdings könnte eine stabile Simulation immer noch über eine tatsächliche Instabilität hinwegtäuschen. 3.2.3 Lösung mit implizitem Mittelpunktsverfahren Setzt man nun je ein Schritt des impliziten und ein Schritt des expliziten EulerVerfahrens zusammen, so wird ein gegebener Abstand r zuerst auf r′ = p r 1 + (ωc ∆t/2)2 verringert und dann wieder auf r ′′ = r ′ p 1 + (ωc ∆t/2)2 vergrößert. Insgesamt gilt also r ′′ = r, d. h. wir erhalten: Das implizite Mittelpunktsverfahren simuliert Kreisbahnen exakt, und zwar unabhängig von der Zeitschrittweite ∆t. Damit ist das Verfahren bestens für Simulationen geeignet, bei denen man kreisförmige Bahnen erwartet. Man kann sich jetzt noch fragen, wie groß die Winkeländerung pro Iterationsschritt ist. Dazu wählen wir uns einen spezielleren Startvektor, nämlich das ~u(0) für x0 = y0 = α = 0 und r = 1, d. h. 1 0 ~u(0) = 0 . −ωc 20 KAPITEL 3. SIMULATIONEN Dann ergibt sich ~u(1) = S~u(0) mit 1 − 2γ(ωc ∆t/2)2 −1 −2γωc (ωc ∆t/2) ∆t ∆t = E +A E−A ~u(0) = −2γ(ωc ∆t/2) 2 2 2 −ωc + 2γωc (ωc ∆t/2) γ := 1 . 1 + (ωc ∆t/2)2 Daraus folgt für die Winkeländerung α bei der Iteration y (1) −2γ(ωc ∆t/2) ωc ∆t = arctan = − arctan (1) 2 x 1 − 2γ(ωc ∆t/2) 1 − (ωc ∆t/2)2 1 = −ωc ∆t + (ωc ∆t)3 + O (ωc ∆t)5 . 12 α = arctan Die Winkeländerung der exakten Lösung ist −ωc ∆t, d. h. eine Iteration des Verfahrens dreht um den Winkel 1 ∆α ≈ (ωc ∆t)3 12 zu wenig. Multipliziert man diesen Fehler mit der Anzahl N = 2π/ωc ∆t der Iterationen, die bei der exakten Lösung eine Umdrehung bedeuten würden, so ergibt sich der Winkelfehler π N∆α ≈ (ωc ∆t)2 . 6 Der Winkelfehler für eine volle Rotation nimmt also mit ∆t quadratisch ab. 3.3 3.3.1 Penningfalle Bewegung in der xy-Ebene Nun gilt es, das implizite Mittelpunktsverfahren auf die Penningfalle mit der Matrix 0 1 0 0 ωz2 /2 −2δ −β cos(ωc t) ωc A= 0 0 0 1 −β cos(ωc t) −ωc ωz2 /2 −2δ aus Gleichung (2.11) anzuwenden. Die sich ergebende Matrix S= ∆t E+A 2 −1 ∆t E−A 2 21 3.3. PENNINGFALLE wird dabei sehr kompliziert, so daß wir sie wie folgt aufteilen S= S0 + S1 β cos(ωc t) + S2 β 2 cos2 (ωc t) , a0 + a1 β cos(ωc t) + a2 β 2 cos2 (ωc t) wobei die Matrizen S0 , S1 , S2 und die Zahlen a0 , a1 , a2 nun zeitunabhängig sind. Die Berechnung mit dem Computeralgebrasystem Maple ergibt 1 + (4δ + (4δ 2 + ωc2 − ωz4 τ 2 /4)τ )τ 2(1 + (2δ − ωz2 τ /2)τ )τ ωz2 (1 + (2δ − ωz2 τ /2)τ )τ 1 + (−ωc2 − 4δ 2 + ωz2 (2δ − ωz2 τ /4)τ )τ 2 S0 = 2 3 −ωc ωz τ −2ωc τ 2 −ωc ωz2 τ 2 −2ωc τ ωc ωz2 τ 3 2ωc τ 2 ωc ωz2 τ 2 2ωc τ , 2 2 4 2 2 1 + (4δ + (4δ + ωc − ωz τ /4)τ )τ 2(1 + (2δ − ωz τ /2)τ )τ ωz2(1 + (2δ − ωz2τ /2)τ )τ 1 + (−ωc2 − 4δ 2 + ωz2 (2δ − ωz2 τ /4)τ )τ 2 ωc τ 2 0 (1 + 2δτ )τ τ 2 ωc τ 0 1 + 2δτ τ , S1 = −2τ 2 2 (1 + 2δτ )τ τ −ωc τ 0 1 + 2δτ τ −ωc τ 0 τ 0 0 0 2 τ 0 0 S2 = τ 3 0 0 τ 0 ; 0 0 2 τ a0 = 1 + 4δ + −ωz2 + 4δ 2 + ωc2 + ωz2 (−2δ + ωz2 τ /4)τ τ τ , a1 = 0 , a2 = −τ 4 . Darin ist zur Abkürzung τ := ∆t/2 gesetzt worden. Ein wesentlicher Aspekt für die Implementierung des Verfahrens ist nun, daß diese Matrizen und Zahlen für jeden Iterationsschritt dieselben sind und daher nur einmal zu Beginn der Simulation berechnet werden müssen. 3.3.2 Bewegung in der z-Achse Natürlich muß auch noch die z-Koordinate simuliert werden, auch wenn sie für das Verhalten als Reaktion auf die Puffergaskühlung irrelevant ist. Die bekannte Schwingungs-DGl z̈ = −ωz2 z − 2δ ż schreiben wir als System erster Ordnung d dt z 0 1 z z = =: A , ż −ωz2 −2δ ż ż 22 KAPITEL 3. SIMULATIONEN woraus sich mit Maple −1 ∆t ∆t S = E+A E−A 2 2 1 1 + 2δτ − (ωz τ )2 2τ = −2ωz2 τ 1 − 2δτ − (ωz τ )2 1 + 2δτ + (ωz τ )2 ergibt. 3.4 Ergebnis der Simulation Die Implementation der oben beschriebenen Verfahren in einem Programm für Turbo Pascal hat die folgenden Ergebnisse visualisiert. Dazu wurde ein 208 Pb+ -Ion verwendet, für das q = e = 1,602 · 10−19 C und m = 208 u = 3,455 · 10−25 kg gilt. Der Fallenradius beträgt ̺0 = 12,7 mm. Als Anfangsbedingungen seien immer x(0) = 4 mm und y (0) = z (0) = ẋ(0) = ż (0) = 0 vorgegeben. • Ein reines homogenes Magnetfeld ohne elektrisches Feld und Reibung führt zu einer Kreisbahn, deren Frequenz gleich ωc ist und deren Mittelpunkt und Radius durch die Anfangsbedingungen gegeben sind. Der Kreismittelpunkt liegt i. a. nicht im Fallenmittelpunkt, da dieser für das Ion keinen ausgezeichneten Punkt mehr darstellt. Aus B = 2,87 T folgt ωc = qB/m = 1,331 · 106 s−1 = 2π · 211,9 kHz. Eine Anfangsgeschwindigkeit von z. B. ẏ (0) = 5 km/s liefert eine stationäre Kreisbahn. • Bei Hinzunahme einer Reibung wird die Zyklotronbewegung gedämpft, wodurch ihr Radius abnimmt. Es entsteht eine Spiralbahn nach innen. Mit den vorherigen Werten und einem Reibungskoeffizient von z. B. k = 3 · 10−22 Ns/m sieht man, wie das Teilchen nach innen läuft. • Für ein Magnetfeld und elektrisches Feld ohne Reibung, d. h. für die ideale Penningfalle, entsteht die Überlagerung aus Magnetron- und reduzierter Zyklotronbewegung. Diese Bewegung verläuft immer um den Fallenmittelpunkt, ~ = ~0 ausgezeichnet ist. Unterschiedliche Anfangsbedinda dieser jetzt durch E gungen führen zu verschiedenen Verhältnissen r+ /r− der beiden Radien der Bewegungen. Mit den vorherigen Werten für B und ωc ergeben sich mit U0 = 52 V die Frequenzen ωz = 5,469 · 105 s−1 = 2π · 87,04 kHz, ω+ = 1,207 · 106 s−1 = 2π · 192,1 kHz und ω− = 1,239 · 105 s−1 = 2π · 19,71 kHz. Wegen ωc /ω− ≈ 10 muß auch die Anfangsgeschwindigkeit grob auf ein Zehntel reduziert werden, d. h. ẏ (0) = 500 m/s. 23 3.4. ERGEBNIS DER SIMULATION • Bei Hinzunahme einer Reibung wird die reduzierte Zyklotronbewegung gedämpft, wodurch ihr Radius abnimmt, die Magnetronbewegung hingegen weitet sich auf, bis das Ion auf die Elektroden trifft und verloren geht. Mit den Frequenzen von zuvor und der Reibung k = 3 · 10−22 Ns/m kann man dies deutlich beobachten. Dabei stellt man fest, daß Abnahme des Zyklotronradius relativ schnell abläuft, wohingegen das Aufweiten der Magnetronbahn deutlich langsamer stattfindet. • Strahlt man nun zum Puffergaskühlen die Frequenz ωc = ω+ + ω− ein, dann verkleinert sich die Magnetronbahn deutlich schneller als es die Zyklotronbewegung tut, so daß die Zyklotronbahn nach einiger Zeit den Fallenmittelpunkt umschlingt. Der Magnetronradius wird schließlich sogar 0, währenddessen der große Zyklotronradius gedämpft wird; danach setzt die Magnetronbewegung wieder ein und r+ nimmt auf 0 ab, was sich fortan periodisch wiederholt. Um ein solches Verhalten zu sehen, muß man allerdings ein wenig mit den Parametern, im wesentlichen mit k und V0 , der Kopplungsamplitude, experimentieren. In vielen Fällen wird nämlich der Magnetronradius nicht schneller kleiner als der der Zyklotronbahn, so daß man keine Oszillationen sieht. Die vorherigen Einstellungen mit V0 = 2 V jedoch liefern eine Bewegung, wie sie oben beschrieben ist. Eigentlich sollte man erwarten, daß man den Wert für k bei der Puffergaskühlung deutlich erhöhen muß. Offensichtlich ist aber der Wert k = 3 · 10−22 Ns/m schon ein geeigneter Druck für eine solche Puffergas-Atmosphäre, was bedeutet, daß die Simulation ohne Einstrahlung von ωc mit viel zu hohem Druck stattgefunden hat. Die Verweilzeit des Ions in der Falle war dort nur etwa T ≈ 10 ms, was im Vergleich zum UHV im Experiment natürlich mehrere Größenordnungen zu wenig ist. Läßt man die Simulation ohne Kopplungsfrequenz mit verschiedenen Werten von k laufen, so erhält man für die Verweildauer T des Ions in der Falle die in der Tabelle angegebenen Daten. Da die letzte Simulation bereits 15 Minuten bis zum Verlorengehen des Ions lief, ist es nicht weiter sinnvoll, die Reibung k um eine weitere Größenordnung zu reduzieren. Vielmehr spiegeln die Daten mit sehr guter Genauigkeit den Zusammenhang k · T = const. wider. Aus dem experimentell realistischen Wert T = 1000 s folgt durch Extrapolation kUHV ≈ 3 · 10−27 Ns/m; das ist um fünf Größenordnungen weniger als das k, das mit k in Ns/m 3 · 10−21 3 · 10−22 3 · 10−23 3 · 10−24 T in ms 0,955 9,552 95,51 955,1 Tabelle 3.1: Zusammenhang zwischen Reibung k und Verweildauer T 24 KAPITEL 3. SIMULATIONEN Puffergaskühlen eine sinnvolle Simulation erzielte. Das stimmt mit der Erfahrung überein, daß das UHV im Bereich von 10−9 mbar liegt und die Puffergaskühlung bei 10−4 bis 10−5 mbar gut funktioniert. Eine grundsätzliche Schwierigkeit bei derartigen Simulationen ist es, den Reibungskoeffizienten k über den gemessenen Druck p abzuschätzen. Der Vergleich von Simulation und Experiment liefert hier eine Proportionalität k ∝ p mit k ≈ 3 · 10−27 Ns/m = b p ≈ 10−9 mbar. 3.5 Instabilitäten Die Matrix A der xy-Bewegung besteht aus vier Beiträgen, nämlich ωc für das homogene Magnetfeld B, ωz2 /2 für die Gleichspannung U0 , 2δ für die Reibung und β cos(ωc t) für die Wechselspannung V0 des Puffergaskühlens. Um jedoch die Instabilitäten in der realen Falle simulieren zu können, muß man die entsprechenden Zusatzterme betrachten. Die eine Variante ist, die Quadrupolterme aus Gleichung (2.12) zu berücksichtigen, mit denen alle Arten von unpräziser Montage in erster Näherung beschrieben werden. Das elektrische Potential sieht dann wie folgt aus U0 x2 + y 2 − 2z 2 2V0 Φ= 1− + 2 xy cos(ωc t) + α11 x4 + α22 y 4 + 2α12 x2 y 2 . 2 2 ̺0 ̺0 Das typische Vorgehen, nämlich den Gradienten von Φ und damit die Kraft durch eine Taylorentwicklung erster Ordnung zu linearisieren, führt hier natürlich nicht zum Ziel, weil dann genau die gewünschten Terme wieder herausfallen. Man müßte daher auf Verfahren ausweichen, die nicht nur lineare Systeme der Form dr(t)/dt = Ar(t), sondern nichtlineare lösen können. Dazu gehören z. B. das mehrdimensionale Newton-Verfahren, dessen Implementation allerdings wieder deutlich mehr Aufwand erfordert. Außerdem müßte man sehen, ob dieser Algorithmus dann auch wieder für die stabilen Bahnen (k = 0) stabil bleibt. Die andere Variante ist das Simulieren mehrerer Teilchen gleichzeitig. Bei n Ionen sähe das i-te Ion, 1 ≤ i ≤ n, das Potential n x2i + yi2 − 2zi2 2V0 1 X U0 1 1− + 2 xi yi cos(ωc t) + Φi = , 2 2 ̺0 ̺0 4πε0 j=1 |~ri − ~rj | j6=i zu welchem ebenfalls eine nichtlineare Kraft gehört. Hier tritt also einerseits dasselbe Problem wie in der ersten Variante auf, hinzu kommt aber noch, daß möglicherweise sehr viele Ionen (n ≫ 10) parallel simuliert werden müssen, damit sichtbare Effekte auftreten. Wie viele Ionen man tatsächlich betrachten muß, ist von vornherein nicht leicht abzuschätzen. Aufgrund der oben beschriebenen Schwierigkeiten wurden in der Simulation noch keine Instabilitäten beobachtet. Das Programm ist jedoch soweit fertiggestellt, daß 3.5. INSTABILITÄTEN 25 ein numerisches Verfahren zur Approximation der Lösung eines nichtlinearen Differentialgleichungssystems implementiert werden kann. Dieses kann dann nicht mehr als du(t)/dt = Au(t) mit einer Matrix A formuliert werden, sondern nur noch als du(t)/dt = F (u(t)) mit nichtlinearem F . Um ein implizites Verfahren darauf anwenden zu können, ist man gezwungen, das Newton-Verfahren zu implementieren. Näheres dazu in [Han02]. 26 KAPITEL 3. SIMULATIONEN Kapitel 4 Das Element Blei 4.1 Vorkommen und Eigenschaften von Blei Blei ist ein glänzendes, silbergraues, weiches Schwermetall, das in der Natur im wesentlichen als Bleiglanz vorkommt, einem Erz aus kubischen grauen Kristallen von Blei(II)-sulfid (PbS). Mit 0,0018 % Massenanteil in der Erdhülle steht Blei auf Platz 35 in der Liste der häufigsten Elemente. Aus seinem Sulfid wird es durch das Röstreduktionsverfahren gewonnen PbS + PbO + 3 2 O2 CO −→ −→ PbO + SO2 , Pb + CO2 . Diese Reaktionen laufen in einem Schachtofen bei 1000 ◦ C ab. Der deutsche Name „Blei“ geht auf das indogermanische Wort „bhlei“ (glänzen, leuchten) zurück. Entdeckt wurde Blei schon etwa 7000 v. Chr.; erst im Jahre 1814 schlug J. J. Berzelius das chemische Symbol „Pb“ von lateinisch „plumbum“ vor. Verwendung findet Blei heutzutage in Akkumulatoren, Lagern und Buchdruckplatten, Ordnungszahl: Atomgewicht: Dichte (bei 20 ◦ C): Kristallstruktur: Schmelztemperatur: Siedetemperatur: Härte (nach Mohs): Atomradius: Oxidationszahlen: Elektronegativität (nach Pauling): Elektronenkonfiguration: erste Ionisationsenergie: 82 207,2 u 11,35 g/cm3 kubisch flächenzentriert 327,5 ◦ C 1740 ◦ C 1,2 1,75 Å 2 und 4 1,8 [Xe] 4f14 5d10 6s2 6p2 7,42 eV Tabelle 4.1: Eigenschaften von natürlichem Blei 27 28 KAPITEL 4. DAS ELEMENT BLEI Pb Pb 207 Pb 208 Pb 204 206 1,4 % 24,1 % 22,1 % 52,4 % I I I I =0 =0 = 1/2 =0 Tabelle 4.2: stabile Bleiisotope aber auch in Kabelummantelungen, Isolierungen, Dichtungen und Rohrleitungen sowie zum Abschirmen gefährlicher radioaktiver Strahlung. Die Eigenschaften das natürlich vorkommenden Bleigemischs (bestehend aus mehreren Isotopen) sind in der Tabelle angegeben. Blei steht im Periodensystem der Elemente in der vierten Hauptgruppe, was insbesondere die (allerdings seltenere) Oxidationszahl 4 erklärt. An der Luft oxidiert Blei zu PbO und reagiert dann mit deren Wasserdampf zu Pb(OH)2 . Dieses reagiert mit Kohlendioxid unter Abspaltung von Wasser zu PbCO3 , was schließlich eine weitere Oxidation verhindert. 4.2 Die verschiedenen Bleiisotope In der Natur kommen vier verschiedene Bleiisotope vor, und zwar mit in der Tabelle angegebenen Häufigkeiten und Kernspins I. Bis auf das leichteste Isotop sind sie die Endprodukte von α-Zerfallsketten, entweder von 235 U bzw. 238 U (Uran) oder von 232 Th (Thorium). Die Bleiatome sind ziemlich stabil, da ihre Protonenzahl 82 magisch ist. Der Kern von 208 Pb ist mit 126 Neutronen sogar doppelt magisch. Neben diesen stabilen Isotopen des Bleis gibt es noch viele radioaktive, nämlich mit in der Tabelle angegebenen Halbwertszeiten T1/2 , Zerfallsarten und Kernspins I. Darin stehen wie gewohnt α für α-Zerfall, β für β-Zerfall und ε für Elektroneneinfang. Pb: Pb: 202 Pb: 203 Pb: 205 Pb: 209 Pb: 210 Pb: 211 Pb: 212 Pb: 213 Pb: 214 Pb: 200 201 T1/2 T1/2 T1/2 T1/2 T1/2 T1/2 T1/2 T1/2 T1/2 T1/2 T1/2 = 21,5 h = 9,33 h = 5,25 · 104 a = 2,16 d = 1,53 · 107 a = 3,25 h = 22,3 a = 36,1 min = 10,64 h = 10,2 min = 26,8 min ε ε ε (auch α) ε ε β β (auch α) β β β β Tabelle 4.3: instabile Bleiisotope I I I I I I I I I I I =0 = 5/2 =0 = 5/2 = 5/2 = 9/2 =0 = 9/2 =0 = 9/2 =0 4.3. DAS ION 4.3 208 PB+ Das Ion 29 208 Pb+ Das einfach ionisierte Bleiion guration 208 Pb+ besitzt im Grundzustand die Elektronenkonfi- 1s2 2s2 2p6 3s2 3p6 4s2 3d10 4p6 5s2 4d10 5p6 6s2 4f14 5d10 6p1 , von der im Experiment nur das energiereichste Elektron im 6p-Orbital von Interesse ist. Das Energieniveau dieses Elektrons unterliegt der Feinstrukturaufspaltung und dem anomalen Zeeman-Effekt, was im folgenden näher betrachtet werden soll. 4.3.1 Normaler Zeeman-Effekt Wir betrachten das Modell, bei dem die Bewegung des Elektrons als Kreisbahn in der xy-Ebene um den Atomkern beschrieben wird. Mit der Umlaufdauer T ergeben sich Strom I und magnetisches Moment ~µe zu ev −e ~ = Iπr 2~ez = − evr ~ez . =− , ~µe = I A I= T 2πr 2 Vergleicht man diese Gleichung mit dem Bahndrehimpuls ~ℓ gegeben durch ~ℓ = ~r × p~ = me rv~ez , so folgt ~µe = − e ~ ℓ. 2me ~ erhält man für die potentielle Energie E eines In einem äußeren Magnetfeld B magnetischen Dipols die Beziehung ~ = e ~ℓ · B ~. E = −~µe · B 2me ~ = Bz ~ez , dann folgt mit der Ist das Magnetfeld parallel zur z-Achse gerichtet, d. h. B Drehimpulsquantisierung ℓz = mℓ ~ E= e~ mℓ Bz = µB mℓ Bz 2me mit dem Bohrschen Magneton µB = e~ J = 9.27402 · 10−24 . 2me T Die ohne äußeres Magnetfeld entarteten 2ℓ + 1 Zustände für die Quantenzahlen (n, ℓ) spalten in einem Magnetfeld äquidistant in 2ℓ + 1 Zeeman-Komponenten mit dem von n und ℓ unabhängigen Energieunterschied ∆E = µB Bz auf. Diesen Effekt bezeichnet man als normalen Zeeman-Effekt. 30 4.3.2 KAPITEL 4. DAS ELEMENT BLEI Feinstruktur Die Experimente von Otto Stern, Walter Gerlach und Wander Johannes de Haas zeigten, daß das Elektron mehr als ein Punkt mit Masse und Ladung ist. Seitdem wird dem Elektron ein Spin s = 1/2 zugeschrieben, der wie ~ℓ als Drehimpulsvektor aufgefaßt werden kann. Daher gehört auch zu ~s ein magnetisches Moment µ ~ s , und die Frage |~µℓ | µB |~µs | γℓ = = , γs = =? (4.1) ~ |~s | |~ℓ | nach dem gyromagnetischen Verhältnis γs beantwortete de Haas mit γs = 2γℓ , d. h. das Verhältnis von magnetischem Moment zu mechanischem Drehimpuls ist beim Elektronenspin doppelt so groß wie beim Bahndrehimpuls. Der Faktor ge ≈ 2 in ~µs = −ge µB ~s ~ (4.2) heißt der Landé-Faktor. Die Feinstruktur ist der Effekt, der Energieniveaus mit ℓ ≥ 1 in zwei Spektrallinien aufspaltet. Die Ursache ist, daß sich das magnetische Moment des Elektronenspins im vom Bahndrehimpuls erzeugten Magnetfeld bewegt, ähnlich wie sich beim normalen Zeeman-Effekt das magnetische Moment des Bahndrehimpulses in einem äußeren Magnetfeld bewegt hat. Dazu muß zunächst das von ~µℓ erzeugte Magnetfeld ~ ℓ berechnet werden. Für das Koordinatensystem, in dem das Elektron im Ursprung B ruht, ergibt sich mit dem Gesetz von Biot-Savart ~ ℓ = µ0 Ze ~ℓ . B 4πr 3 me Mit der Gleichung (4.2) folgt dann 2 ~ ℓ = ge µ0 Ze ~s · ~ℓ . −~µs · B 8πm2e r 3 Die Lorentzrücktransformation ins Schwerpunktsystem liefert einen zusätzlichen sog. Thomas-Faktor 1/2, so daß gilt 2 1 ~ ℓ = ge µ0 Ze ~s · ~ℓ . ∆E = − µ ~s · B 2 16πm2e r 3 Bildet man die Vektorsumme ~ = ~ℓ + ~s als Gesamthüllendrehimpuls, dann kann man das Skalarprodukt ~ℓ · ~s schreiben als ~ℓ · ~s = 1 2~ℓ · ~s = 1 ~ℓ + ~s 2 − ~ℓ 2 − ~s 2 = 1 ~ 2 − ~ℓ 2 − ~s 2 . (4.3) 2 2 2 Mit den quantisierten Beträgen der Drehimpulse p p |~ℓ | = ℓ(ℓ + 1) ~ , |~s | = s(s + 1) ~ , |~ | = p j(j + 1) ~ 4.3. DAS ION 208 PB+ 31 ergibt sich für die Energien En,ℓ,j = En + a j(j + 1) − ℓ(ℓ + 1) − s(s + 1) 2 mit der Spin-Bahn-Kopplungskonstanten a= ge µ0 Ze2 . 16πm2e r 3 Selbstverständlich ist der Abstand r des Elektrons vom Kern quantenmechanisch nicht bekannt; vielmehr muß mit Hilfe der Wellenfunktionen der Erwartungswert Z 1 ge µ0 Ze2 ∗ ψn,ℓ,m ψn,ℓ,mℓ d3 x hai = ℓ 3 2 16πme r berechnet werden. Führt man dieses Integral mit den Wasserstoffwellenfunktionen ψ aus, so ergibt sich Z 2 α2 hai = |En | nℓ(ℓ + 1/2)(ℓ + 1) mit der Sommerfeldschen Feinstrukturkonstanten α= 4.3.3 1 µ0 ce2 ≈ . 4π~ 137 Anomaler Zeeman-Effekt Bei Berücksichtigung des magnetischen Spinmoments ~µs des Elektrons ist die Aufspaltung der Energiezustände durch ein äußeres Magnetfeld meist anders als beim normalen Zeeman-Effekt. Letzterer tritt dann auf, wenn mehrere Elektronen zu ei~ = P ~si = ~0 koppeln. Ohne äußeres Magnetfeld bleiben ~ und µ nem Gesamtspin S ~j i im elektrischen Zentralkraftfeld des Kerns zeitlich konstant. In einem äußeren Ma~ = Bz ~ez jedoch präzidieren beide wegen des auftretenden Drehmoments gnetfeld B ~ ~ um die z-Achse. Auch hier gilt die Quantenbedingung jz = mj ~ mit D = ~µj × B −j ≤ mj ≤ j. Aus µB ge µB ~µℓ = − ~ℓ , ~µs = − ~s ~ ~ folgt für das magnetische Gesamtmoment ~µj = ~µℓ + ~µs = − µB ~ ℓ + ge~s . ~ ~ j präzidiert auf einem Kegelmantel um −~ als Achse. Als Mittelwert ergibt sich die µ Projektion ~µj · ~ µB ~ℓ · ~ + ge~s · ~ . h~µj i = = −p |~ | j(j + 1) ~2 32 KAPITEL 4. DAS ELEMENT BLEI Wie in Gleichung (4.3) ergeben sich die beiden Skalarprodukte zu ~ℓ · ~ = 1 ~ 2 + ~ℓ 2 − ~s 2 , 2 Mit ge ≈ 2 folgt weiter ~s · ~ = 1 2 ~2 ~ − ℓ + ~s 2 . 2 j(j + 1) + ℓ(ℓ + 1) − s(s + 1) + 2j(j + 1) − 2ℓ(ℓ + 1) + 2s(s + 1) p µB 2 j(j + 1) µB 3j(j + 1) − ℓ(ℓ + 1) + s(s + 1) µB ~ = −gj ~ =− 2j(j + 1) ~ ~ h~µj i = − mit dem gj -Faktor gj = 1 + j(j + 1) − ℓ(ℓ + 1) + s(s + 1) . 2j(j + 1) (4.4) Mit jz = mj ~ ist die z-Komponente des magnetischen Moments h~µj iz = −mj gj µB , ~ = Bz ~ez gilt und für die Energieverschiebung bei Anwesenheit des Magnetfeldes B ∆Emj = −h~µj iz Bz = mj gj µB Bz . Die Energiedifferenz zweier Zeeman-Linien beträgt also gj µB Bz und hängt von den Quantenzahlen j und ℓ ab. Die Aufspaltung ist daher komplizierter als beim normalen Zeeman-Effekt und trägt den Namen anomaler Zeeman-Effekt. 4.3.4 Termschema von 208 Pb+ Beim Ion 208 Pb+ befindet sich ein Elektron im 62 p1/2 -Zustand; durch ein Photon entsprechender Energie kann es entlang des magnetischen Dipolübergangs in 62 p3/2 angeregt werden. Der Index 1/2 bzw. 3/2 beschreibt die Quantenzahl j, der Exponent die Spinmultiplizität 2S + 1 = 2. Letztere ist immer 2, da es sich nur um ein Elektron handelt, so daß S = s = 1/2 gilt. Die Wellenlänge des Übergangs beträgt λ = 710 nm, liegt also im roten Bereich des sichtbaren Lichts. In einem Magnetfeld von B = 2,87 T spalten durch den anomalen Zeeman-Effekt beide Feinstrukturniveaus in Zeeman-Komponenten auf, und zwar für j = 1/2 in zwei und für j = 3/2 in vier Linien. Diese liegen äquidistant und sollten nach Abschnitt 4.3.3 den Abstand ∆E = gj µB B haben. Mit Gleichung (4.4) ergibt sich gj = 2/3 und gj∗ = 4/3 für den Grund- und angeregten Zustand. Diesen Werten zufolge besitzen die Zeeman-Linien im Grundzustand theoretisch einen Abstand von ∆E = 1,774 · 10−23 J =⇒ ν = 26,78 GHz 4.3. DAS ION 208 PB+ 62 p3/2 . .. .. .. .. ... .. ... ... .... .. ... ... .... .. ... ... .... .. ... ... .... ... ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 2 . 33 gj = 4/3 6 6p 6 p1/2 710 nm .. .. .. .. ... . .. .. .. .. . . .. .. .. .. ... . .. .. .. .. ... .. .. .. ... ... . .. .. ... .. ... .. ... .. ... . ... . .... .. .. ... .. ... .. .. ... ...... .. .. ..... ....... ..... .. ... .. ... .. ... ... ... .. ..... .. .. ..... ... .. .. ... .. ... .. .... .. ... .. .. .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. .. .. +3/2 6 6 6 gj = 2/3 +1/2 53,3 GHz ? 6 6 π σ− .... ..... ..... ...... ..... . . . . .... .......... ...... ..... ..... ...... ..... ..... .. Abbildung 4.1: Termschema von −1/2 −3/2 6 σ+ ? 6 mj 6 +1/2 26,7 GHz ? 208 Pb+ −1/2 34 KAPITEL 4. DAS ELEMENT BLEI und im angeregten Zustand den doppelten Wert ∆E = 3,548 · 10−23 J =⇒ ν = 53,56 GHz . Obwohl die hergeleitete Formel streng nur für das Wasserstoffatom gilt, stimmen die Werte doch erstaunlich gut mit den experimentellen Daten überein. Im Diagramm sind sechs Übergänge mj → m∗j eingezeichnet, jeweils zwei mit ∆mj = −1 (σ − -Licht), ∆mj = 0 (π-Licht) und ∆mj = +1 (σ + -Licht). Die beiden anderen besitzen ∆mj = −2 bzw. ∆mj = +2 und sind daher verboten. Von den kombinatorisch acht möglichen Übergängen können also nur sechs angeregt werden. 4.4 Das Ion 207 Pb+ Das Ion 207 Pb+ hat eine ungerade Anzahl an Nukleonen und damit einen nichtverschwindenden Kernspin. Deshalb tritt ein weiterer Effekt im Spektrum auf, den wir kurz diskutieren wollen. 4.4.1 Hyperfeinstruktur Protonen und Neutronen sind wie das Elektron Fermionen und besitzen einen Spin von 1/2. Je nachdem, wie die Spins der Nukleonen koppeln, bleibt ein resultierender Kernspin I~ übrig, insbesondere dann, wenn deren Anzahl ungerade ist. Analog zum Hüllendrehimpuls ~ kann er als quantenmechanischer Drehimpuls aufgefaßt werden, und mit der Kernspinquantenzahl I gilt die Beziehung p |I~ | = I(I + 1) ~ . Die Projektion Iz auf die z-Achse kann die 2I + 1 verschiedenen Werte Iz = mI ~ für −I ≤ mI ≤ I annehmen. Auch der Kern besitzt ein magnetisches Moment ~µI = gI µK ~ I, ~ wobei das Kernmagneton durch µK = e~ me J = µB = 5.05079 · 10−27 2mp mp T definiert ist. Der dimensionslose Faktor gI heißt der Kern-g-Faktor. Wie in (4.1) spricht man auch hier vom gyromagnetischen Verhältnis γI = |~µI |/|I~ | = gI µK /~ als Quotient zwischen magnetischem Moment und Drehimpuls. ~ das Magnetfeld, das das Elektron mit Gesamtdrehimpuls ~ am Ort des Ist B Kerns erzeugt, dann gilt für die Energieverschiebung ~ = −|~µI |B cos ∢(~, I~ ) . ∆E = −~µI · B 4.4. DAS ION 207 PB+ 35 Mit der Vektorsumme F~ = ~ + I~ erhält man analog zu Gleichung (4.3) ~ · I~ = und daraus mit |F~ | = p F (F + 1) ~ 1 ~2 F − ~ 2 − I~ 2 2 ~ · I~ F (F + 1) − j(j + 1) − I(I + 1) p = cos ∢(~, I~ ) = . 2 j(j + 1)I(I + 1) |~ | |I~ | Schließlich ergibt sich damit F (F + 1) − j(j + 1) − I(I + 1) gI µK p p I(I + 1) ~ · B · ~ 2 j(j + 1)I(I + 1) A F (F + 1) − j(j + 1) − I(I + 1) = 2 ∆E = − mit der Hyperfein-Kopplungskonstanten gI µK B A= p . j(j + 1) Die Berechnung von A gestaltet sich häufig äußerst mühsam, da das auf den Kern ~ i. a. nicht leicht zugänglich ist. wirkende Magnetfeld B 4.4.2 Hyperfeinstruktur und Magnetfeld Befindet sich ein Atom, das Hyperfeinstrukturaufspaltung zeigt, in einem äußeren Magnetfeld, dann unterliegen nicht die Feinstrukturkomponenten, sondern die Hyperfeinstrukturkomponenten der Zeeman-Aufspaltung. Da j keine gute Quantenzahl ~ sondern durch mehr ist, werden die Energieverschiebungen nicht mehr durch ~µj · B, ~ bestimmt. Allerdings muß man zwischen schwachen und starken Feldern un~µF · B terscheiden. In schwachen Feldern tritt genau der gerade beschriebene Fall ein. Das äußere Magnetfeld koppelt an das Gesamtmoment ~µF = ~µj + ~µI , und eine Hyperfeinstrukturkomponente mit der Quantenzahl F spaltet in 2F +1 äquidistante Zeeman-Linien auf. Analog zu mj führt man mF mit −F ≤ mF ≤ F ein. Die Liste der Energieniveaus besteht aus Paketen, die durch F charakterisiert sind, und innerhalb jedes Pakets nimmt die Energie mit steigendem mF zu. Ist das äußere Magnetfeld jedoch stark, d. h. ist die Wechselwirkung von µ ~ j bzw. ~ ~ ~µI mit B stärker als die von ~ und I untereinander, dann beobachtet man den sog. Paschen-Back-Effekt für die Hyperfeinstrukturaufspaltung. Die Drehimpulskopplung von ~ und I~ zu F~ wird aufgehoben; statt dessen werden j und I wieder gute Quantenzahlen. Damit wirkt im Prinzip auf j und I separat der Zeeman-Effekt. 36 KAPITEL 4. DAS ELEMENT BLEI Anschaulich bedeutet das, daß die Zeeman-Aufspaltung zunächst genauso aussieht wie bei einem Atom ohne Hyperfeinstruktur. Die dort auftretenden Zeeman-Linien der Feinstruktur spalten dann zusätzlich unabhängig von mj in 2I + 1 Unterniveaus mit −I ≤ mI ≤ I auf. Man kann also sagen, daß bei starken Feldern der ZeemanEffekt der Hyperfeinstruktur zur Hyperfeinstruktur des Zeeman-Effekts wird. (Der Paschen-Back-Effekt tritt bei noch stärkeren Feldern auch bei der Feinstruktur auf, wo er dann ~ℓ und ~s entkoppelt.) Der Übergang vom „schwachen“ zum „starken“ Feld verläuft natürlich nicht sprunghaft; vielmehr gibt es einen komplizierten Übergangsbereich zwischen den beiden diskutierten Extremfällen. Für einen speziellen Fall, nämlich für j = 1/2, läßt sich dieser Bereich jedoch analytisch beschreiben. Dies geschieht mit der sog. Breit-Rabi-Formel r 4mF 1 A ∆E0 ∆E B, F = I ± , mF = − + mF gI µK B ± x + x2 1+ 2 4 2 2I + 1 gj µB − gI µK 1 mit x = , B , ∆E0 = A I + ∆E0 2 die wir hier ohne Herleitung angeben wollen. 4.4.3 Termschema von 207 Pb+ Das Termschema von 207 Pb+ ist auf der nächsten Seite schematisch dargestellt. Ganz links und ganz rechts befindet sich (dasselbe) 6p-Orbital, das in die beiden Feinstrukturkomponenten mit j = ℓ − s = 1/2 (unten) und j = ℓ + s = 3/2 (oben) aufspaltet. Die links gezeigte weitere Aufspaltung ist nun die im schwachen Magnetfeld, in dem die Kopplung von ~ und I~ zu F~ erhalten bleibt. Da 207 Pb+ einen Kernspin von I = 1/2 besitzt, spalten beide Feinstrukturniveaus je in zwei Hyperfeinlinien mit F = j ± I auf. Für j = 1/2 ist der A-Faktor der Hyperfeinstruktur sehr präzise von X. Feng im Jahre 1993 in einer Paulfalle gemessen worden, siehe dazu [Fen93]. Das Experiment ergab A = 12 968 180 604.61 (22) Hz , der relative Fehler ist also im Bereich von 10−11 . Jedes Hyperfeinniveau mit Quantenzahl F unterliegt schließlich noch dem Zeeman-Effekt, wodurch jeweils 2F + 1 durch mF charakterisierte, äquidistante Zeeman-Linien entstehen. Die rechte Hälfte zeigt das Termschema im starken Magnetfeld. Hier tritt der Paschen-Back-Effekt der Hyperfeinstruktur auf, der die Kopplung von I~ und ~ zu F~ aufhebt. Statt dessen beobachtet man wie beim 208 Pb+ -Ion, daß die durch j charakterisierten Feinstrukturniveaus direkt der Zeeman-Aufspaltung unterliegen. Für jedes mj entstehen dann zwei weitere Linien, die auf dem Zeeman-Effekt vom Kernmoment beruhen; ein Niveau für mI = +1/2 und eines für mI = −1/2. Deren 4.4. DAS ION 207 PB+ 37 +2 2 3/2 . .. .. .. ... . .. .. .. .. ... . .. .. .. .. ... . .. .. .. .. ... . .. .. .. ... .. .. .. .. .. ... ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. . ... ... ... .. . ... ... ... .... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . .. ... .. .. . .. .. .. . ... .. ... ..... .. .. ...... ...... ........................... ...... ..... .. ... .. ... .. ... .. .. .. ... .. .. .. ... .. .. ... . +1 0 −1 −2 +1 1 ... ... ... .. . . ... ... ......................... ... ... ... ... ... ... .. 0 −1 j F .. .............. ........ ....... ...... ...... . . . . . ...... ...... ...... ...... ...... . . . . .... .............. ....... ............ ......... .......... ................ ........ ........ . . . . . . . . ........ ........ ........ ......... ........... . . . . . . . . . . . . .............. .... ...... .... ......................................................................................................... ...... .......................... ... ... ... ... .. . . ................... ... ......... ....... ... ...... ... ....... .. . ...... . ...... .... ....... . ..... ........... ... ........... ...... ....... ..... .. ........ ..... .. . ........... . .... ............. .... .. .... ..... ..... . ........ . ..... . . .... .......... .... ... ...... .. .... ...... ...... .... .... . . . . . . .... ...... . ........ .... .... .... ..... ...... .... .... ..... .... . . . . . . . . .... ... .. ...... . . .... . . . ..... ..... ..... ..... . ...... . . .......... ... . . . . . .... . . . . . .... . . . . . . . . . ...... +1/2 .. .... .... .... .... .... ... .... . ... . . . .. . . . ... +3/2 .. −1/2 +1/2 ...... +1/2 .......... ........ .. ....... .......... −1/2 −1/2 ...... ........... ....... .......... .......... −1/2 +1/2 −1/2 .. .... .... .... .... .... ... .... . .. . . . .. . . . ... ....................................................................................................... ........................... 3/2 −3/2 +1/2 mF .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . ... ... ... .. ... .. ... .. ... ... ... .. ... .. ...... ..... .. .. .... ...... . .. .. . ... ... ... ... ... .. .. ... . .. . .. ... . .. .. .. ... .. .. .. .. ... .. .. .. .. ... . .. .. .. ... . .. mI mj j +1 1 1/2 .. .... ... .... . . . ... .... .. .. ... .. ... .. .. .. ... .. .. ... .. ... .. ... .. ... ... .. .. . . . ... ......................... ... ... ... ... ... ... .. 0 −1 0 ...................... 0 ................................. ................... ................... .................. ..................... .......................... ..................................................................................................... ............................. ............................................. .............................. ................................. ......................... .................. .............. ............ ........... ........... . . . . . . . . . . ..... ........... .......... .............. ....................... +1/2 ...... +1/2 .......... ........ .. .. ....... .......... −1/2 −1/2 ...... .......... ........ .......... .......... +1/2 Abbildung 4.2: Termschema von 207 Pb+ −1/2 ... ... .... ... ... ... ... ... ... . .. . . .. ... ... 1/2 .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . .. .. ... .... .. .. .. ... . .. .. .. ... . .. ... .. ... . .. .. .. ... . .. .. .. .... . .. .. .. ... . .. .. .. ... .. .. ... .. ... . 38 KAPITEL 4. DAS ELEMENT BLEI Abstände werden u. a. durch den gI -Faktor bestimmt. Wesentlich ist, daß für negative Werte von mj die Energie für mI = +1/2 kleiner als die für mI = −1/2 ist. Selbstverständlich kann die Gesamtanzahl der Niveaus links und rechts nicht unterschiedlich sein, d. h. zu jedem Tripel (j, F, mF ) links muß es genau ein zugehöriges Tripel (j, mj , mI ) rechts geben. Auch wenn mF im Paschen-Back-Bereich keine gute Quantenzahl ist, muß jedoch trotzdem mF = mj + mI gelten. Unter Beachtung dieser Übereinstimmung lassen sich die korrespondierenden Linien leicht finden, wie es im mittleren Bereich des Diagramms geschehen ist. Dabei fällt auf, daß sich einige Linien kreuzen, d. h. daß es Niveaus E1 , E2 gibt, für die im Zeeman-Bereich E1 < E2 und im Paschen-Back-Bereich E1 > E2 gilt. Wesentlich ist, daß für die niederenergetische Feinstrukturlinie j = 1/2 gilt, so daß der Einfluß des Magnetfelds auf die Energieniveaus durch die Breit-RabiFormel beschrieben werden kann. Ferner stellt man fest, daß es in der Gleichung eine Vorzeichenungenauigkeit gibt. Für F = I + 1/2 = 1 und mF = −F = −1 ergibt sich nämlich A ∆E0 √ ∆E0 A ∆E(B) = − − gI µK B + |1 − x| . 1 − 2x + x2 = − − gI µK B + 4 2 4 2 Da x ≥ 0 linear von B abhängt, beschreibt der letzte Term (für x ≤ 1) eine Gerade. Steigt das Magnetfeld weiter, d. h. wird x > 1, so gilt |1 − x| = x − 1, und die Gerade macht einen Knick nach oben. Das kann aber nicht sein, weil die Linie für mF = −1 von F = 1 zu der Linie von F = 0 herunterlaufen muß. Das wird auch im folgenden Diagramm deutlich. Darin sind auf der y-Achse die Energieverschiebungen ∆E in Gigahertz gegen das Magnetfeld B in Tesla auf der x-Achse aufgetragen. Um Abbildung 4.3: Visualisierung der Breit-Rabi-Formel 4.4. DAS ION 207 PB+ 39 die Abhängigkeit deutlich zu machen, sind für gI = 0 durchgezogene, für gI = 50 gestrichelte Linien gezeichnet. Dies ist die korrigierte Version, in der für mF = −F vor der Wurzel in der Breit-Rabi-Formel ein geeigneter Vorzeichenwechsel für x > 1 eingefügt wurde. 40 KAPITEL 4. DAS ELEMENT BLEI Kapitel 5 Beschreibung des Experiments Das Herzstück des Experiments ist eine Penningfalle, die sich innerhalb einer Vakuumapparatur in einem supraleitenden Magneten befindet. Mit Hilfe eines Lasersystems und geeigneter Optik werden Laserpulse durch das Fallenzentrum geschossen. Die dort befindlichen Bleiionen senden Fluoreszenzlicht aus, das von einem Photomultiplier gemessen wird. Die Steuerung der Geräte und die Aufnahme der Daten werden von einem Computer übernommen. 5.1 Fallenapparatur und Magnet Ein grundsätzliches Problem bei solchen Experimenten besteht in der Verwendbarkeit von Werkstoffen. Die Tatsache, daß sich die Apparatur zumindest zu einem Teil Abbildung 5.1: vollständiger Aufbau des Experiments 41 42 KAPITEL 5. BESCHREIBUNG DES EXPERIMENTS Abbildung 5.2: Detailansicht der Falle in einem starken Magnetfeld befindet, verlangt nach kleinen Suszeptibilitäten, um das Feld so wenig wie möglich zu verzerren; Ferromagnetika wie Eisen sind natürlich selbst in kleinsten Mengen nicht einzusetzen. Zusätzlich befindet sich die Falle in einem UHV, so daß man keine Materialien verwenden kann, die bei niedrigen Drücken ausgasen. Diese würden dauerhaft das Vakuum verschlechtern und sich möglicherweise in der Fall ablagern. 5.1.1 Die Penningfalle Die Penningfalle besteht aus acht präzise angefertigten Teilen aus sauerstofffreiem Kupfer. Dies sind die obere und untere Kalotte, eine obere und untere Korrekturelektrode und die Ringelektrode, die wegen der Puffergaskühlung aus vier Segmenten besteht. Der Abstand der beiden Kalotten voneinander beträgt 2z0 mit √ z0 = 9 mm, der Durchmesser der Ringelektrode im Fallenzentrum 2̺0 mit ̺0 = 2 z0 = 12,7 mm. Die obere Kalotte ist als Drahtgitternetz gefertigt, um die von den Bleiionen ausgesandte Fluoreszenz aus der Falle herauszulassen. Das Netz besitzt eine Durchlässigkeit von etwa 72 %. Zusammengehalten werden die Fallenteile von acht Gewindestangen aus einer speziellen Kupfer-Beryllium-Legierung, die besonders stabil, aber elastisch ist. Die Stangen sind parallel zur z-Achse und am Rand angeordnet. Zwischen den Elektrodenteilen (Kalotte, Korrekturelektrode, Ringsegment, Korrekturelektrode, Kalotte) befinden sich jeweils durchlöcherte Kügelchen aus Oxidkeramik, die zum einen den Abstand festlegen und zum anderen die Teile gegeneinander isolieren. Muttern aus 5.1. FALLENAPPARATUR UND MAGNET 43 Kupfer-Beryllium halten schließlich die Teile auf den Stangen fest. Zwei einander gegenüberliegende Ringsegmente besitzen je ein Loch, so daß die Gerade durch beide Löcher durch den Fallenmittelpunkt verläuft. Vor einem Loch ist ein Spiegel derart angebracht, daß er einen Laserstrahl, der parallel zur z-Achse an der Falle vorbei verläuft, um 90◦ ablenkt und durch den Fallenmittelpunkt laufen läßt. Der Strahl fällt dann auf einen zweiten Spiegel, der vor dem anderen Loch befestigt ist und der ihn in sich selbst zurückreflektiert; danach trifft er erneut auf den 90◦ -Spiegel und verläßt die Falle wieder parallel zur z-Achse. Hinter dem Gitternetz der oberen Kalotte befinden sich zwei dicke plankonvexe Linsen aus Kronglas mit einem Durchmesser von 50 mm. Ihre optische Achse fällt mit der Fallenachse zusammen; ihre beiden gewölbten Flächen berühren einander. Das System der beiden Linsen hat eine Brennweite von 24 mm und ist so justiert, daß der Brennpunkt im Fallenzentrum liegt. Ein von dort emittiertes Fluoreszenzphoton verläuft hinter den Linsen daher parallel zur z-Achse. 5.1.2 Die Vakuumapparatur Die Apparatur besteht aus mehreren miteinander verflanschten Edelstahlrohren. An einer Seite ist mit Hilfe eines speziellen Glas-Metall-Übergangs ein 60 cm langes, am Ende verschlossenes Glasrohr mit einem Durchmesser von 100 mm befestigt, der sog. Rüssel der Apparatur. Fast an dessen Ende befindet sich im Innern die Penningfalle, die durch ein Aluminiumrohr an ihrer Stelle gehalten wird. Die z-Achse der Falle ist nicht senkrecht zum Laborboden, sondern fällt mit der Symmetrieachse des Glasrohrs zusammen. Die elektrischen Zuführungen für die Falle sind um das Aluminiumrohr herum angeordnete Stangen und bestehen ebenfalls aus einer Kupfer-Beryllium-Legierung. Über ihre gesamte Länge sind sie von isolierenden Hülsen aus Oxidkeramik umgeben. Die Verbindung zwischen diesen Stangen und den Kupferelektroden des Käfigs geschieht über flexible Kupferdrähte, die ihrerseits durch Hülsen aus Macor isoliert werden. Das Aluminiumrohr mit den Durchführungen ist im Edelstahlkörper befestigt. In einem großen Flansch an dessen Oberseite werden die Leitungen in kreisförmiger Anordnung als BNC-Stecker herausgeführt. Dadurch können die Spannungen direkt über BNC-Kabel an die Apparatur angelegt werden, was einen guten Kontakt sicherstellt. Für Zwecke, die mehr Strom benötigen, sind Bananenbuchsen herausgeführt. Am Aufbau befinden sich noch mehr Flansche, die jeweils einen anderen Zweck erfüllen. An einem ist ein etwa 20 cm langer Mikrowellenhohlleiter angebracht, in dem Atmosphärendruck herrscht. Den Übergang zum UHV im Innern bildet ein Glimmerfenster, und von dort an wird der Hohlleiter bis zu einem Loch in der Ringelektrode weitergeführt, um die Mikrowellen direkt einzuspeisen. Der zweite Flansch nimmt ein Dosierventil zum Einlassen von Puffergas zur Puffergaskühlung auf, ein weiterer einen Ionisationsmeßkopf für ein Druckmeßgerät und der letzte ein Eckventil zum Anschließen einer Turbomolekularpumpe. Eine solche Pumpe dient zusam- 44 KAPITEL 5. BESCHREIBUNG DES EXPERIMENTS men mit einer Vorpumpe zum Aufbauen des UHVs, eine unten an der Apparatur hängende, ständig laufende Ionengetterpumpe zum Aufrechterhalten desselben. Damit ein UHV von der Größenordnung 10−9 mbar erreicht werden kann, muß die Apparatur ein paar Tage ausgeheizt werden, insbesondere dann, wenn sie zu Montagearbeiten geöffnet wurde. Zur Wärmeisolierung wird ein mit entsprechenden seitlichen Ausschnitten versehener Stahlkasten über den Aufbau gestülpt. Hindurchgefädelte Heizstäbe und -bänder sorgen dann für eine Erwärmung aller Teile auf etwa 200 ◦ C, was langsam in mehreren Schritten passiert, um nicht durch ruckartige Wärmeausdehnung die Verschraubungen und den Glas-Metall-Übergang zu gefährden. Aus demselben Grund wird die Temperatur nicht weiter erhöht, obwohl dies den Ausheizvorgang beschleunigen würde. Nach dem Abkühlen wird die ebenfalls mit ausgeheizte Getterpumpe wieder in Betrieb genommen. 5.1.3 Bleiionen Einige Zentimeter außerhalb der Falle sind zwei Filamente aus Rhenium befestigt, die durch Stromfluß beheizbar sind. Dieses Trägermetall hat den Vorteil, daß es bei den benötigten Temperaturen unverändert bleibt und keine Atome oder Ionen absondert. Der Trick besteht nun darin, das Blei in geeigneter Form auf das Rheniumfilament aufzubringen. Die Probleme bei den ersten Experimenten an Blei waren, daß zu viele Bleiionen auf einmal in die Falle geschleudert wurden, so daß einerseits die Falle zu voll war und daß sich andererseits Ionen auf den Elektroden festgesetzt und sie somit verunreinigt haben. Eine zuvor angewandte Methode waren keramische Heizöfen, in denen metallisches Blei verdampft wurde. Ein glühender Draht in der Nähe des Ofens hat Elektronen freigesetzt, die die verdampften Bleiatome ionisiert haben. Als statistischer Prozeß ist dies natürlich nicht sehr effektiv, und es ist nur schwer abzuschätzen, wie stark Blei und Draht erhitzt werden müssen, damit ein maximaler Anteil der freigesetzten Bleiatome tatsächlich zu Pb+ oxidiert wird. Ein zusätzliches Problem besteht darin, daß die noch nicht ionisierten Bleiatome natürlich nicht von der Falle gespeichert werden und daher nicht viel Zeit besteht, um mit einem Elektron zu wechselwirken. Statt dessen ist es zwar von der Herstellung ein bißchen komplizierter, aber im Endeffekt besser, die Filamente zu verwenden. Die Idee besteht nun darin, das Blei in ionischer Form auf das Filament aufzutragen, allerdings derart, daß eben nicht beim ersten Erhitzen ein großer Teil der Ionen freigesetzt wird. Dabei bot es sich an, eine Technik zu verwenden, die seit über 30 Jahren ein Standardverfahren in der Bleispektrometrie darstellt. Dazu wird elementares Blei unter Erwärmen in 6n HCl aufgelöst, bei stärkerem Erhitzen zu PbCl2 abgedampft und anschließend wieder zur weiteren Verwendung in Perchlorsäure (HClO4 ) gelöst. Löst man ein Silicat wie z. B. Natriumsilicat (Na4 SiO4 ) in Wasser und säuert die Lösung an, dann entsteht in größerer Menge Monokieselsäure (H4 SiO4 ). Diese wandelt sich unter Abspaltung von Wasser zunächst in das Anhydrid Dikieselsäu- 5.1. FALLENAPPARATUR UND MAGNET 45 re (H6 Si2 O7 ) um und polymerisiert dann weiter zu Polykieselsäure. Daraus entsteht eine gallertartige Masse, die man Kieselgel bzw. Silicagel nennt. Getrocknetes Silicagel ist eine verkettete Modifikation von SiO2 (Quarz), die durch die eingeschlossenen Hohlräume sehr porös ist und ein hohes Adsorptionsvermögen bestitzt. Neben einigen gebundenen OH-Gruppen, die noch von der Säure stammen und das Ende der Kette markieren, sind Wassermoleküle ungleichmäßig auf das Molekül verteilt. Gibt man nun die PbCl2 -Lösung und das Silicagel zu gleichen Teilen zusammen, dann lagern sich die Bleiionen in den verknäuelten Strukturen der SiO2 -Ketten an. Mit einer Pipette werden nun einige Tropfen dieser Lösung auf das Rheniumfilament geträufelt. Nach Abdampfen der Flüssigkeit erstarrt das Silicagel zu einer kristallinen Matrix, die in ihrem Innern die Bleiionen gefangen hält. Wird dieses Band nun in der Apparatur erhitzt, dann brechen immer kleine Stücke der Matrix auf und lassen dadurch einige wenige Ionen frei, die schließlich in die Falle gelangen, ohne diese dabei unnötig voll zu machen. 5.1.4 Der Magnet Die Falle muß einem starken Magnetfeld ausgesetzt werden. Dazu wird ein supraleitender Magnet verwendet, dessen Spulen sich in einem Bad aus flüssigem Helium befinden. Um das Helium herum ist ein Stahlmantel mit flüssigem Stickstoff angebracht, um den sich eine weitere Außenwand befindet, die zu Isolierungszwecken evakuiert ist. Da die Wärmeisolierung nicht perfekt ist, verdampfen Stickstoff und Helium mit der Zeit. Während der Stickstoff einfach in die Luft abgelassen wird, wird das wesentlich teurere Helium über ein Leitungssystem zu einem Sammelbehälter im Keller zurückgeführt. Der Verbrauch liegt bei etwa 100 Litern Stickstoff und 8 Litern Helium pro Woche. Der Magnet besitzt eine Raumtemperaturbohrung mit einem Durchmesser von 90 mm und einer Länge von 870 mm. Sie ist parallel zum Boden, weil auch die Feldlinien waagerecht verlaufen, und definiert damit die z-Achse des Experiments. Um den Rüssel gut in die Bohrung einführen zu können, befindet sich ein Schienensystem auf dem Laborboden. Die Apparatur selbst ist auf einem Wagen montiert, der in den Schienen gleiten kann. Um die Falle in den Magneten zu bringen, muß man daher nur den Wagen in die Schienen stellen und soweit hineinschieben, daß sich die Falle an der richtigen Stelle im Magnetfeld befindet. Dazu eignet sich die Position am besten, an der die Abweichungen von der Homogenität minimal sind; um diese Position leicht wiederzufinden, wurde mit einem Filzstift eine Markierung am Rüssel angebracht. In diesem Experiment mit Bleiionen wird mit einem Magnetfeld von 2.87 T gearbeitet, bei vorherigen Experimenten an Calciumionen hatte es nur eine Stärke von etwa 1.43 T. Die maximal mögliche Flußdichte des Magneten liegt bei etwa 7 T. Nach Angaben und Messungen von G. Tommaseo liegt der relative zeitliche Drift bei weniger als 10−10 /h und die Inhomogenität bei weniger als 10−7 /cm3 für das Volumen der Ionenwolke im Fallenzentrum. 46 5.2 KAPITEL 5. BESCHREIBUNG DES EXPERIMENTS Erzeugung und Nachweis der Bleiionen Die Erzeugung der Bleiionen geschieht, indem die Silicagel-Matrix aufgeheizt wird. Dies wird dadurch erreicht, daß das Rheniumfilament über die in der Apparatur verlaufenden Durchführungen mit zwei Kabeln an eine Spannungsquelle angeschlossen wird. Der Strom, der durch das Filament fließen darf, ohne dabei etwas zu zerstören, unterliegt aus zwei Gründen einer Obergrenze. Ein Schmelzen des Rheniums ist bei einem Schmelzpunkt von 3180 ◦ C sicher nicht zu befürchten. Statt dessen wirkt auf das 5 mm lange und nur 15 µm dünne Band eine starke Lorentzkraft, wenn es vom Heizstrom durchflossen wird. Pro I = 1 A Strom wirkt auf das Band eine Kraft, die dem Gewicht einer Masse m = IBℓ/g = 1,46 g entspricht. Andererseits wird die Silicagel-Matrix oberhalb von 1650 ◦ C zerstört, so daß doch wieder alle Bleiionen auf einmal freigesetzt werden würden. Der Nachweis der Ionen erfolgt elektronisch mit Hilfe eines Schwingkreises, der zwischen den beiden Endkappen der Falle angeschlossen ist. Dabei wirkt die Falle im Prinzip als zusätzliche, parallel geschaltete Kapazität. Wird das System Schwingkreis/Falle von einem Funktionsgenerator in seiner Eigenfrequenz sinusförmig erregt, dann beobachtet man wegen der hohen Güte (etwa 50–80) eine starke Resonanzüberhöhung. Dazu muß man natürlich nicht die Eigenfrequenz aufwendig vorher messen oder ausrechnen; statt dessen verändert man erst in größeren, dann in kleineren Schritten die Anregungsfrequenz so lange, bis das Amplitudenmaximum gefunden ist. Die Elektronik beinhaltet neben dem Schwingkreis noch empfindliche Verstärker und außerdem einen Gleichrichter, der ein demoduliertes Ausgangssignal zur Verfügung stellt, an dem das Amplitudenmaximum leichter zu identifizieren ist. Treten die Ionen in der Falle mit dem Schwingkreis in Wechselwirkung, dann verschlechtert sich die Güte des Systems drastisch, was zu einer deutlichen Abnahme der Resonanzüberhöhung führt. Dort, wo zuvor die Amplitude sehr groß war, wird sie jetzt aufgrund der Wechselwirkung deutlich kleiner. Bedingt durch die Art und Weise, wie Falle und Schwingkreis miteinander verbunden sind, tritt die Wechselwirkung dann ein, wenn die axiale Frequenz ωz und die Anregungsfrequenz übereinstimmen. Da die Eigenfrequenz des Schwingkreises nicht kontinuierlich durchstimmbar ist, muß man ωz in einem gewissen Bereich variieren können. Wegen der Abhängigkeit s 2qU0 ωz = m̺20 ist dies nur durch Verändern von U0 möglich, da m und q von Pb+ festliegen und ̺0 durch die Geometrie der Falle bestimmt ist. Diese Gleichspannung für das Fallenpotential läßt sich leicht verändern, und es gibt einen hinreichend großen Bereich, in dem die Ionen gespeichert werden. Die Gleichung (2.8) verlangt lediglich, daß r √ q ̺2 B 2 q ̺0 B ≥ 2 ⇐⇒ U0 ≤ 0 = 154 V 2mU0 4m 5.3. DIE OPTIK ZUR ANREGUNG DER IONEN 47 erfüllt ist. Die Spannungsquelle liefert eine Spannung zwischen etwa 30 V und 80 V. Man muß daher sicherstellen, daß die Eigenfrequenz des Nachweisschwingkreises einen Wert besitzt, der auch von der Axialfrequenz der Ionen mit einer Speicherspannung in diesem Bereich angenommen werden kann. Durch Variieren von U0 schaut man sich an, ob man die Resonanzüberhöhung beobachten kann. Wenn nicht, dann muß die Schwingkreisfrequenz durch Parallelschalten von hochwertigen, d. h. möglichst verlustfreien Kondensatoren modifiziert werden; dies kann relativ grob geschehen, da es auf den genauen Wert nicht ankommt. Im Experiment besitzt der Schwingkreis die Eigenfrequenz ν = 87 043 Hz, die von den Ionen bei U0 = 52 V angenommen wird. Die Quelle wird nun so eingestellt, daß sie eine sich nur sehr langsam (gegenüber ν) verändernde Spannung in Dreiecksform mit einer Frequenz in der Größenordnung Hertz erzeugt. Die minimale und maximale Speicherspannung Umin < 52 V und Umax > 52 V können natürlich eingestellt werden. Mit z. B. Umin = 40 V und Umax = 70 V betrachtet man nun auf dem Oszilloskop zum einen das Dreieckssignal U0 (t) und zum anderen den demodulierten Ausgang des Schwingkreises. Ohne Ionen in der Falle bleibt die Schwingkreisamplitude für jedes U0 auf ihrem maximalen Wert. Dreht man nun den Heizstrom für das Rheniumfilament langsam hoch, dann stellt man etwa ab 5 A fest, daß die Amplitude während der auf- und absteigenden Flanke der Rampenspannung jeweils einmal einbricht. Dieses Signal ist noch ziemlich klein und breit, d. h. kein scharfer Peak. Dreht man den Erzeugungsstrom wieder auf 0 herunter, dann bildet sich innerhalb von wenigen Sekunden ein scharfer Peak aus. Offensichtlich haben einerseits das ständig neue Hinzukommen von Bleiionen und andererseits der elektrische Strom durch das Filament den empfindlichen Nachweis gestört. Anhand der Spannung, bei der der Peak auftritt, läßt sich das Massen-Ladung-Verhältnis des gespeicherten Ions bestimmen und das Ion hoffentlich als Pb+ identifizieren. 5.3 Die Optik zur Anregung der Ionen Der optische Aufbau des Experiments beginnt mit einem gepulsten Nd:YAG-Laser, dessen Photonen durch eine Strahlaufweitung in einen Farbstofflaser geleitet werden. Dieser erzeugt dann rote Lichtpulse, die über ein System von Spiegeln in die Falle geleitet werden. 5.3.1 Der Nd:YAG-Laser Ein Laser besteht grundsätzlich aus einem aktiven Medium, einem optischen Resonator und einer Energiepumpe. Der Nd:YAG-Laser ist nach seinem aktiven Medium benannt, das aus Nd+++ -Ionen (Neodym) in einem Yttrium-Aluminium-GranatKristall (Y3 Al5 O12 ) besteht. Als Energiepumpe dient eine Quecksilberdampflampe, die durch eine kurze energiereiche Blitzentladung eine Besetzungsinversion im ak- 48 KAPITEL 5. BESCHREIBUNG DES EXPERIMENTS tiven Medium erzeugt. Dabei wird entgegen der thermischen Besetzungsverteilung der Energieniveaus durch die Elektronen ein Zustand E2 zu Lasten eines anderen E1 < E2 stärker bevölkert. Die Energie der Photonen der Blitzlampe ist allerdings größer als der Abstand E2 − E1 , so daß die Elektronen zunächst auf ein drittes Niveau E3 angehoben werden, aus dem sie spontan in E2 zerfallen. Man spricht hierbei von einem Dreiniveaulaser. Durch diese Besetzungsinversion wird die Wahrscheinlichkeit der induzierten Emission deutlich größer als die der spontanen Emission. Bewegt sich also ein Photon mit der Frequenz ν = (E2 − E1 )/h durch das aktive Medium, dann fallen einige Elektronen in ihren Grundzustand E1 zurück und setzen dabei Photonen derselben Frequenz frei, die dieselbe Phase wie das Photon haben, das die induzierte Emission hervorgerufen hat. Erreicht man nun mit zwei hochreflektierenden Spiegeln, daß die sich derart vermehrenden Photonen immer wieder durch das aktive Medium fliegen, dann entsteht eine hohe Zahl an Photonen mit derselben Frequenz und Phase, also ein kohärenter Lichtpuls. Dazu muß aber eine sog. Schwellenbedingung erfüllt sein, die besagt, daß die Zunahme der Lichtintensität im aktiven Medium alle auftretenden Verluste überkompensieren muß. Solche Verluste treten an den Spiegeln, aber auch an den Luftmolekülen und durch Beugung auf. Man wirkt den Verlusten entgegen, indem man die Strecke, die die Photonen im aktiven Medium durchlaufen, hinreichend groß wählt. Der verwendete Nd:YAG-Laser besitzt einen sog. Q-Switch, der die Reflektivität des einen Resonatorspiegels drastisch reduziert und damit die „gespeicherten“ Photonen als Lichtpuls aus dem Laser herausläßt. Die Zeitdauer zwischen der Blitzlampenentladung und dem Freisetzen des Lichtpulses kann als Q-Switch Delay im Menü eingestellt werden. Der vom Hersteller angegebene, für die Laserleitung optimale Wert liegt bei 192 µs. Erhöht man diesen Wert deutlich auf 300 oder 400 µs, dann nimmt die emittierte Leistung stark ab. Mit dieser reduzierten Intensität lassen sich z. B. Justagearbeiten sehr viel leichter durchführen. Schaltet man die Blitzlampe ein, so erzeugt sie alle 100 ms einen Lichtblitz, der die Besetzungsinversion im aktiven Medium erzeugt. Nach dem Synchronisationsprozeß von 50 Schüssen ist der Laser bereit, den Q-Switch zu öffnen. Drückt man auf Single Shot, dann wird der Resonatorspiegel nach der nächsten Anregung, verzögert um die eingestellte Zeitspanne, durchsichtig gemacht, um einen Puls abzugeben. Betätigt man statt dessen die Taste für den Dauerpuls, dann erhält man Pulse mit einer Repetitionsrate von 10 Hz. 5.3.2 Frequenzverdopplung Die für den Nd:YAG-Laser typische Wellenlänge ist 1064 nm und liegt im infraroten Bereich des Spektrums. Diese Wellenlänge ist allerdings zu groß, um später den Farbstofflaser damit zu pumpen; für die Ionen wird ja ein roter Strahl benötigt, der eine höhere Energie als der infrarote besitzt. Dazu stellt der Hersteller des Lasers einen Frequenzverdoppler zur Verfügung, der einen grünen Strahl mit einer Wel- 5.3. DIE OPTIK ZUR ANREGUNG DER IONEN 49 lenlänge von 532 nm erzeugt. Die Verdopplung beruht auf nichtlinearen Effekten, die bei hohen Feldstärken auftreten. Statt dem üblichen linearen Zusammenhang ~ zwischen Polarisation und elektrischem Feld müssen quadratische Terme P~ = ε0 χE berücksichtigt werden, d. h. ! X (1) (2) Pi = ε0 χi Ei + χik Ei Ek + . . . , i ∈ {x, y, z} . k∈{x,y,z} Dabei entstehen wegen cos2 (ωt) = (1 + cos(2ωt))/2 Wellen mit doppelter Frequenz. Wegen der Dispersion des Mediums gilt i. a. n(ω) 6= n(2ω), so daß die in den einzelnen Schichten entstehenden Oberwellen eine andere Phasengeschwindigkeit als die Grundwelle besitzen und daher nicht konstruktiv überlagern können. Verwendet man jedoch anisotrope Medien, bei denen die Brechungsindices nx , ny , nz entlang der Koordinatenachsen verschieden sind, dann läßt sich unter einem geeigneten Winkel zur optischen Achse die Phasenanpassungsbedingung erfüllen. Die Phasengeschwindigkeiten für ω und 2ω stimmen für diesen Winkel überein, und es entsteht eine makroskopische Oberwelle mit der doppelten Frequenz. Der doppelbrechende Kristall, der bei 1064 nm z. B. aus Kaliumtitanylphosphat (KTiOPO4 ), Lithiumiodat (LiIO3 ) oder β-Bleiborat (Pb3 (BO3 )4 ) bestehen kann, befindet sich in einem Modul mit dem Namen „SHG“ für „Secondary Harmonic Generator“. Dieses kann mit Schrauben direkt am Ausgang des Lasers befestigt werden, was den richtigen Winkel zwischen Strahl und Kristall sicherstellt. Eine Stellschraube bietet zusätzlich die Möglichkeit, durch Verdrehen des Kristalls den Winkel und damit die Leistung zu optimieren. Selbstverständlich geht nicht sämtliche Energie in den grünen Strahl über; vielmehr bleibt ein nicht vernachlässigbarer infraroter Reststrahl, der mit dem grünen überlagert den Kristall verläßt. Nun sorgt ein dichroitischer Spiegel für die Trennung der beiden Strahlen, indem er den grünen weitestgehend ungehindert hindurchläßt und den infraroten senkrecht dazu herausreflektiert. Während der grüne den Laser verläßt, wird der infrarote durch ein schwarzes Metallstück mit Kühlkörper geblockt. 5.3.3 Strahlaufweitung Zwischen dem isolierten grünen Laserstrahl und dem Farbstofflaser müssen noch zwei zusätzliche Dinge geschehen. Zum einen muß der Strahl aufgeweitet werden, da er nur einen Durchmesser von 6 mm besitzt, die Pumpoptik des Farbstofflasers jedoch für 10–12 mm ausgelegt ist. Zum anderen sollte ein von uns unabhängiges Experiment betrieben werden, das allerdings einen UV-Strahl benötigte. Diesen erhält man, indem man mit einem weiteren Frequenzverdoppler, dem sog. „QHG“-Modul („Quadruple Harmonic Generator“), die 532 nm ein weiteres Mal zu ultravioletten 266 nm verdoppelt. Die gleichzeitige Verwendung der verdoppelten und vervierfachten Frequenz ist vom Hersteller des Lasers nicht vorgesehen. Um das ultraviolette Licht verwenden 50 KAPITEL 5. BESCHREIBUNG DES EXPERIMENTS zu können, darf nur der dichroitische Spiegel des QHG-Moduls eingesetzt, der des SHG-Moduls hingegen muß ausgebaut werden. Das bedeutet, daß zwar der höchstfrequente Strahl den Laser in reiner Form verläßt, daß aber der infrarote und grüne Anteil nur gemischt vorliegen. Die Trennung dieser beiden Strahlen geschieht dann außerhalb des Lasers mit dem bisher nicht verwendeten dichroitischen Spiegel des SHG-Moduls, wonach der nichtbenötigte langwellige Strahl geblockt wird. Der nun reine grüne Strahl wird schließlich durch eine geeignete Optik aufgeweitet. Die zum Justieren einfache Variante aus zwei Sammellinsen, von denen die hintere die doppelte Brennweite der vorderen besitzt, funktioniert hier nicht. Im gemeinsamen Brennpunkt der beiden Linsen wird der Strahl so stark gebündelt und damit die Energiedichte so hoch, daß die Luftmoleküle ionisiert werden. Dies geschieht mit lautstarken Verpuffungen, was diese Art, den Strahl aufzuweiten, selbstverständlich ausschließt. Die zweite Möglichkeit ist das Verwenden einer konkaven und einer konvexen Linse. Auch hier müssen die Brennpunkte der beiden Linsen aufeinanderfallen, allerdings liegt er jetzt nicht mehr zwischen den beiden Linsen, sondern vom Laser aus gesehen vor der konkaven Linse. Wie zuvor besitzt die hintere Linse die doppelte Brennweite der vorderen, allerdings ist der Abstand der beiden Linsen wesentlich kleiner. Während bei der Version mit den zwei Sammellinsen deren Abstand f + 2f = 3f sein müßte, stehen die beiden Linsen hier nur im Abstand 2f − f = f voneinander, wenn f die Brennweite der vorderen Linse bezeichnet. Dies spart viel Raum beim optischen Aufbau bzw. erlaubt das Verwenden von dünneren Linsen, die weniger Verzerrungen verursachen. Allerdings ist das Justieren der Linsen deutlich schwieriger, weil der Brennpunkt der konkaven Linse nicht ohne weiteres sichtbar gemacht werden kann. Im Experiment werden eine plankonkave Linse mit einer Brennweite von 150 mm und eine plankonvexe mit einer Brennweite von 300 mm verwendet. Beide Linsen haben einen Durchmesser von 25 mm. Um Rückreflexionen zurück in den Laser zu vermeiden, richten wir die Zerstreuungslinse so aus, daß die runde Seite dem Laser zugewandt ist. Die gewölbte Seite der Sammellinse ist dem Farbstofflaser zugewandt, was durch die zweimalige Brechnung die Verzerrungen reduziert. Der aufgeweitete Strahl von etwa 12 mm Durchmesser wird über zwei speziell für hohe Leistungen beschichtete Spiegel in den Farbstofflaser geleitet. 5.3.4 Der Farbstofflaser Der Farbstofflaser besteht aus einem Resonator, einem Vor- und einem Hauptverstärker. Eine geeignete Optik erzeugt über zwei Strahlteiler drei Teilstrahlen des grünen Pumpstrahls, die jeweils den drei genannten Laserabschnitten zugeführt werden. Zum Justieren des einfallenden Strahls ist im Gehäuse ein Helium-Neon-Laser montiert, dessen Strahl die Pumpstrahlachse markiert. Man stellt das Spiegelpaar zwischen Aufweitungsoptik und Farbstofflaser so ein, daß sich der grüne Pumpstrahl und der entgegengesetzt gerichtete Justierstrahl überlagern. Dann kann man sicher 5.3. DIE OPTIK ZUR ANREGUNG DER IONEN 51 sein, daß der Pumpstrahl im richtigen Winkel in den Laser gelangt. Der Resonator besteht im wesentlichen aus einem Gitter, zwei Spiegeln und einer Küvette. Die gelösten Farbstoffmoleküle in der Küvette stellen das aktive Medium dar, in dem von einem der drei Pump-Teilstrahlen die Besetzungsinversion hergestellt wird. Da zur Lichtverstärkung im Resonator nur angeregte Farbstoffmoleküle in der Nähe der optischen Achse beitragen können, muß der grüne Strahl aus Effizienzgründen möglichst dort am intensivsten sein. Die Strahlformung geschieht mit einer Linse, die in Richtung der optischen Achse den Strahl von 12 mm Durchmesser auf etwa 20 mm aufweitet und senkrecht dazu fokussierend wirkt. Das runde Strahlprofil wird daher zu einer Linie verformt, deren Position durch Verschieben der Linse quer zur optischen Achse verändert werden kann. Dabei gibt es zwei Dinge zu beachten: Wenn einerseits die Energiedichte zu groß ist, kann es passieren, daß die Farbstoffmoleküle nicht angeregt, sondern teilweise sogar in ihrer chemischen Struktur zerstört und damit unbrauchbar werden. Andererseits hat man dafür Sorge zu tragen, daß der Strahl nicht auf die Glaswand der Küvette fokussiert wird, da diese sonst platzen kann. Das rechte Ende des Resonators bildet ein Spiegel, der die Einstellungen „IR“, „Vis“ und „UV“ besitzt. Für die von uns benötigten 710 nm ist die Einstellung „Vis“ für sichtbares Licht die richtige. Am linken Ende des Resonators befindet sich ein Spiegel mit einem Gitter. Durch den komplizierten Aufbau der Farbstoffmoleküle besitzen sie kein scharfes Spektrum; statt dessen sind die Linien zu kontinuierlichen Frequenzbereichen verschmiert. Von diesen vielen Frequenzen kann aber nur eine kohärent verstärkt werden, nämlich diejenige, für die das Verhältnis λ/L von Wellenlänge zu Spiegelabstand ganzzahlig ist. Durch die Beugung am Gitter wird in Abhängigkeit des eingestellten Winkels eine Wellenlänge aus der n-ten Beugungsordnung ausgewählt. Dies erlaubt es, aus dem kontinuierlichen Spektrum des Farbstoffs durch Kippen des Gitters eine Wellenlänge auszuwählen. Als Laserfarbstoff für 710 nm eignet sich Pyridin 1, auch bekannt unter der Bezeichnung LDS 698. Der chemikalisch offizielle Name ist 2-(4-(4-Dimethylaminophenyl)-1,3-butadienyl)-1-ethylpyridinium-Monoperchlorat. Die vereinfachte Strukturformel ist (H3 C)2 N−C6 H4 −CH=CH−CH=CH−(H3 C−CH2 −)C5 H3 N⊕ H ⊖ OClO3 , die Summenformel lautet C19 H23 N2 O4 Cl. Pyridin 1 bildet dunkelviolette nadelförmige Kristalle, die sich in Wasser nur geringfügig, in Methanol allerdings gut lösen. Diese rötlich violette Flüssigkeit wird mit einem Pumpstand und zwei Kunststoffschläuchen durch die Küvette gepumpt. Das ist notwendig, weil sich einerseits die Flüssigkeit aufwärmt, aber auch weil die Farbstoffmoleküle andererseits eine gewisse Relaxationszeit benötigen, bevor sie wieder für die Anregung zur Verfügung stehen. Der Vorverstärker verwendet dieselbe Küvette wie der Resonator. Durch einen zweiten grünen Pumpstrahl, der genauso wie der für den Resonator mit einer entsprechenden Linse aufgeweitet wird, wird der entstandene rote Laserstrahl verstärkt. Um die beiden grünen Strahlen des Resonators und Vorverstärkers zu justieren, steht eine Schablone mit zwei Strichen zur Verfügung, die statt der Küvette an deren Position gehalten werden kann. Das richtige Einstellen der Linsen gestaltete sich 52 KAPITEL 5. BESCHREIBUNG DES EXPERIMENTS problematisch, weil sich weder die Halterung der Linsen noch die der Küvette im Originalzustand befanden. Eine ähnliche Schwierigkeit offenbarte der Hauptverstärker, der im wesentlichen aus einer zweiten Küvette auf der optischen Achse weiter rechts im Laser besteht. Dort war es die Küvette selbst, die nicht dem Standard entsprach und nicht einwandfrei von der Halterung geführt werden konnte. Es steht nun aber eine Originalküvette mit passendem Dichtungsring zur Verfügung. Der rote Laserstrahl wird über zwei Spiegel in die Vakuumapparatur eingefädelt. Den Übergang vom UHV zum Atmosphärendruck stellt ein Brewsterfenster her, das das Ende eines dünneren Glasrohrs darstellt, das an der Apparatur gegenüber des Glasrohrs für die Falle angebracht ist. Der Brewsterwinkel verhindert unerwünschte Reflexionen; deshalb ist es wichtig, daß das Glas dort besonders sauber ist, damit nicht Schmutzteilchen diesen Effekt zunichte machen. Schließlich fällt der Strahl auf die in 5.1.1 beschriebenen Spiegel an der Falle. 5.4 5.4.1 Fluoreszenz und Mikrowellen Lichtführung aus der Falle Die Fluoreszenz, die durch die auf der z-Achse befindlichen Linsen nahezu parallelisiert wird, muß schließlich zum Photomultiplier gelangen. Da die Ionen die Photonen isotrop emittieren, können die Linsen aufgrund ihres begrenzten Öffnungswinkels nur einen Bruchteil der Fluoreszenz einfangen. Für den Raumwinkel Ω, der von einem Kegel mit halbem Öffnungswinkel α ausgeschnitten wird, gilt Ω = 2π(1 − cos α). Wegen des Linsendurchmessers von 50 mm und des Abstands vom Fallenmittelpunkt von 24 mm folgt tan α = 25/24 und damit Ω 1 − cos α = = 15,4 % . 4π 2 Die Transmission des Kalottengitters von 72 % reduzieren den Anteil auf 11,1 %. Bezieht man noch die 4 % ein, die jeweils an einer der vier Linsenflächen reflektiert werden, so erhält man, daß ein Anteil von p ≈ 9,4 % der emittierten Photonen die zweite Linse passieren. Weil das Magnetfeld in der Nähe des Magneten zu stark für den Betrieb des Photomultipliers ist, müssen die Fluoreszenzphotonen, die das Linsensystem verlassen haben, weiter nach außen geleitet werden. Dies geschieht mit einem Plexiglasstab, der wie die Linsen einen Durchmesser von 50 mm besitzt. Er befindet sich in einem Kunststoffmantel, der direkt am Magneten befestigt wird; die Naht wird mit schwarzem Stoff abgedeckt, um zusätzliches Streulicht fernzuhalten. Der Glasstab wirkt als Lichtleiter insbesondere für nicht ganz parallelisierte Photonenbahnen, die durch Totalreflexion an der Mantelfläche im Innern geführt werden. Eine weitere 5.4. FLUORESZENZ UND MIKROWELLEN 53 Linse am Ende des Lichtleiters fokussiert die Fluoreszenz auf die lichtempfindliche Fläche des Photomultipliers, die durch einen Shutter vor Licht geschützt ist, wenn das Experiment nicht in Betrieb ist. Eine Schwierigkeit des Experiments besteht darin, daß die Fluoreszenz dieselbe Wellenlänge wie das anregende Laserlicht besitzt, da es unterhalb des Niveaus 6p3/2 nur das Grundzustandsniveau 6p1/2 gibt. Es ist daher nicht – wie z. B. bei früheren Experimenten an Calcium – möglich, einen Farbfilter zu verwenden, um zu verhindern, daß zu viel Streulicht vom Laser in den Photomultiplier gelangt und diesen möglicherweise für eine zu lange Zeit blind macht. Ein anderes Problem ist, daß der atomare Übergang, der vom Laser induziert werden soll, in erster Näherung verboten ist, da ∆ℓ = 1 − 1 = 0 gilt; es handelt sich also um einen magnetischen Dipolübergang. Dies führt dazu, daß einerseits der Zustand 6p3/2 eine lange Lebensdauer von etwa 40 ms besitzt und daß man andererseits erwarten muß, daß viel Laserleistung zum Induzieren des Übergangs nötig sein wird. Beide Tatsachen sprechen für zeitaufgelöste Laserspektroskopie. Die Verwendung eines gepulsten Lasers verspricht eine höhere Leistung als sie ein CW-Laser erreichen würde und ermöglicht eine zeitliche Trennung von Laserlicht und zu messender Fluoreszenz. Um den Photomultiplier vor Streulicht während des Laserpulses zu schützen, wurde ein weiterer Shutter zwischen Linse und lichtempfindliche Fläche montiert. Dieser Shutter kann elektronisch über ein Steuersignal betrieben werden. Es muß dafür gesorgt werden, daß er während des Laserpulses geschlossen bleibt und direkt danach geöffnet wird, um nicht zu viel Fluroreszenz zu blockieren. Welches die optimale Verzögerung zwischen Laserpuls und Öffnen des Shutters sein wird, muß eine Messung der Signalhöhe ergeben. Dazu wäre es möglich, ohne Bleiionen in der Falle das detektierte Streulicht in Abhängigkeit von dieser Verzögerung zu messen und mit der Dunkelzählrate zu vergleichen. 5.4.2 Der Photomultiplier Der Photomultiplier setzt die einfallenden Fluoreszenzphotonen in elektrische Signale um. Im Vergleich zum Lichtleiterdurchmesser von 50 mm ist seine lichtempfindliche Schicht sehr klein, so daß man ihn so ausrichten muß, daß sie sich im Brennpunkt der Linse befindet. Damit ist sichergestellt, daß zumindest ein großer Teil der nahezu parallel geführten Photonen auch registriert werden. Mit dieser weiteren Linse sinkt die Wahrscheinlichkeit, ein ausgesandtes Fluoreszenzphoton zu detektieren, noch einmal um den Faktor 0,962 , d. h. auf p ≈ 8,7 % . Das Photon, das auf die lichtempfindliche Schicht des Photomultipliers trifft, löst dort ein Elektron heraus, das durch die hohe Spannung im Innern zu einer Elektrode beschleunigt wird. Durch die hohe Geschwindigkeit d. h. kinetische Energie setzt es beim Auftreffen auf die Elektrode einige Elektronen aus dieser Elektrode frei, die 54 KAPITEL 5. BESCHREIBUNG DES EXPERIMENTS wieder entlang des starken elektrischen Feldes zu einer nächsten Elektrode beschleunigt werden. Dort löst dann jedes auftreffende Elektron seinerseits viele Elektronen heraus, und dieser Vorgang wiederholt sich an z. B. zehn Elektroden, bis am Ende ein großer Elektronenschauer entstanden ist. Diese Ladung wird schließlich in ein elektrisches Signal umgesetzt. Die Tatsache, daß die Funktionsweise auf vielen geladenen Teilchen mit hoher Geschwindigkeit beruht, erklärt, daß der Photomultiplier nicht in einem zu starken Magnetfeld funktioniert. Die Hochspannung erhält er von einer Hochspannungsquelle, im Experiment sind es zwischen 1700 und 1750 V. Zur Reduktion des Untergrundes wird der Photomultiplier mit flüssigem Stickstoff gekühlt und zur Lichtisolation mit schwarzem Stoff abgedeckt. Da wir eine niedrige Zählrate von < 10 kHz erwarten, kann jedes Photon einzeln detektiert werden. Ein spezieller, sensibler, hochohmiger Verstärker erzeugt zunächst ein deutlich größeres Signal, das von weiteren elektrischen Geräten leicht zu verarbeiten ist. In einem Diskriminator werden die Pulse, deren Höhe unterhalb der eingestellten Schwelle liegt, ignoriert und die anderen auf eine konstante Höhe gebracht. Letztlich wird die Pulsfolge in ein TTL-Signal umgewandelt und die Frequenz auf einem Frequenzzähler angezeigt. Statt dessen kann das Signal jedoch auch mit der Vielkanalzählerkarte im PC ausgelesen werden. Diese erhält dazu vom Computer den Befehl, über eine gewisse Zeit die Pulse zu zählen und dann deren Anzahl zurückzugeben. Mehr dazu in Abschnitt 6.6. Das erste Ziel des Experiments, die sechs Linien zwischen den Zeeman-Niveaus anzuregen und aufzunehmen, konnte noch nicht erreicht werden. Nach Abschnitt 4.3.4 gilt gj∗ = 2gj und daher ∆E ∗ = 2∆E, wenn die gesternten Größen diejenigen des Zustands p3/2 bezeichnen. Ist E0 die Energie zwischen den beiden Feinstrukturniveaus ohne Magnetfeld, dann gilt für den Abstand zweier Zeeman-Linien in Abhängigkeit von mj und m∗j E(mj , m∗j ) = E0 + m∗j ∆E ∗ − mj ∆E = E0 + (2m∗j − mj )∆E . Sortiert man die sechs Übergänge aufsteigend nach ihren Energien, so ergibt sich die angegebene Tabelle. Somit liegen die sechs Linien äquidistant mit einem Abstand von ∆E. Nr. 1 2 3 4 5 6 mj − 23 − 21 − 21 + 12 + 12 + 32 m∗j − 12 + 12 − 12 + 12 − 12 + 12 E(mj , m∗j ) E0 − 25 ∆E E0 − 23 ∆E E0 − 21 ∆E E0 + 21 ∆E E0 + 23 ∆E E0 + 25 ∆E Tabelle 5.1: Energien der sechs Übergänge 5.4. FLUORESZENZ UND MIKROWELLEN 55 Der Energiedifferenz ∆E entspricht ein Frequenzunterschied ∆ν = 26,7 GHz. Die Linien im Spektrum haben also einen Abstand von ∆λ = 0,04484 nm zueinander. Numeriert man die Linien gemäß obiger Tabelle nach steigender Energie sortiert durch, so ergibt sich für 1 ≤ i ≤ 6 λi = λ0 + (3,5 − i)∆λ , worin λ0 ≈ 710 nm der Abstand der Feinstrukturniveaus ohne Magnetfeld ist. 5.4.3 Mikrowellen Läßt man den Farbstofflaser fest bei einer Wellenlänge stehen, bei der man ein Maximum der Fluoreszenz beobachtet hat, d. h. dort, wo sich ein Übergang von einer Zeeman-Linie zu einer anderen befindet, dann läßt diese Fluoreszenz mit der Zeit nach. Die Photonen können nur von den Elektronen im Grundzustand absorbiert werden, die sich in der richtigen Zeeman-Linie befinden; für die anderen gibt es keinen Übergang mit der eingestrahlten Energie. Allerdings fallen die Elektronen vom angeregten Zustand nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit wieder zurück in das Zeeman-Niveau, aus dem sie angehoben wurden. Die anderen emittieren ein Photon mit einer etwas größeren bzw. kleineren Frequenz und befinden sich danach im anderen Zeeman-Zustand, in dem sie nicht mehr angeregt werden. Mit jedem Laserpuls werden also Elektroden in ein Niveau gepumpt, von dem aus sie keine Photonen mehr absorbieren können, so daß die beobachtete Fluoreszenz verschwindet. Natürlich funktioniert dies nur, wenn man sich von den sechs Übergängen nicht denjenigen mit kleinster oder größter Wellenlänge ausgesucht hat. Ein Ion sei im Zustand Z+ bzw. Z− , wenn sich sein 6p-Elektron in der ZeemanLinie mit mj = +1/2 bzw. mj = −1/2 befindet. Die Anzahl der Ionen in diesen Zuständen sei N+ bzw. N− , die Gesamtanzahl der Ionen in der Falle N = N+ + N− . Wir nehmen an, daß bei einem Laserpuls jedes Ion aus Z+ mit der Wahrscheinlichkeit pabs ein Photon absorbiert. Ferner falle jedes Ion aus dem angeregten Zustand jeweils mit der Wahrscheinlichkeit pem wieder in Z+ zurück. Befinden sich nach dem i-ten (i) Laserpuls N+ Ionen im Zustand Z+ , dann sind es nach dem (i + 1)-ten Puls (i) (i+1) (i) (i) N+ = (1 − pabs )N+ + pem pabs N+ = 1 − pabs (1 − pem ) N+ (i+1) (i) Ionen. Der Quotient N+ /N+ ist damit konstant und liegt zwischen 0 und 1. Die Anzahl der Ionen im Zustand Z+ klingt daher exponentiell ab. Ermöglicht man nun den Ionen, vom Zustand Z− in den entvölkerten Zustand Z+ überzugehen, dann gibt es wieder viele Ionen, die angeregt werden können. Diese senden beim Zurückfallen in Z+ oder Z− Photonen aus, d. h. die Fluoreszenz setzt wieder ein. Die Energiedifferenz zwischen den beiden Zeeman-Linien beträgt 56 KAPITEL 5. BESCHREIBUNG DES EXPERIMENTS 26,7 GHz; das entspricht einer Wellenlänge von 11,24 mm. Man benötigt also Mikrowellen, um den Übergang zwischen den beiden Niveaus zu induzieren. Dazu wird der Systron Donner 1720 B Mikrowellen-Synthesizer eingesetzt, der ein Klystron ansteuert. Das Klystron erzeugt Mikrowellen mit hoher Leistung, die schließlich über einen Abschwächer mit Hohlleitern zur Falle gefühtt werden. Der Ausgang des Klystrons wird über eine Mischerdiode mit dem vom Synthesizer erzeugten Referenzsignal verglichen. Das dabei entstehende Differenzsignal wird zum Synthesizer zurückgeführt, wodurch das System einen Regelkreis bildet. Während die Frequenz schrittweise verändert wird, muß auch die Strom- und Spannungsversorgung für das Klystron nachgeregelt werden, was nicht automatisch, sondern manuell geschieht. Diese Regelung erfolgt aufgrund zweier Analoganzeigen, von denen das eine die Leistung anzeigt und das andere ein Maß dafür, wie gut das Klystron auf die gewünschte Frequenz gelockt ist. Regelt man nicht rechtzeitig nach oder sind die Schritte der Frequenzänderung vom Synthesizer zu groß, dann kann das Klystron aus dem Lock fallen, wodurch die Leistung auf ein Minimum absinkt. Kapitel 6 Ansteuerung und Programmierung 6.1 Schnittstellen In diesem Experiment ist es nötig, daß verschiedene Geräte einschließlich des PCs miteinander kommunizieren. Einerseits muß man deshalb verschiedene Ausführungen von Schnittstellen, d. h. Stecker- und Buchsentypen miteinander verbinden, andererseits hat jedes Gerät seine eigenen Befehle oder Signalpegel, die es versteht bzw. auf die es reagiert. Der Nd:YAG-Laser hat vier BNC-Anschlüsse, davon sind zwei Ausgänge („Flashlamp Out“ und „Q-Switch Out“) und zwei Eingänge („Flashlamp In“ und „Q-Switch In“). An den Ausgängen werden jeweils synchron zur Blitzlampe bzw. zum Q-Switch Pulse erzeugt, Signale an den Eingängen triggern bei entsprechender Einstellung die Pulse des Lasers. Farbstofflaser und Mikrowellensynthesizer verfügen über einen GPIB-Anschluß. Ein geeigneter Buscontroller befindet sich auch im PC. Über das GPIB-Netzwerk können Befehle zu den Geräten gesandt und Daten angefordert werden. Zur Aufnahme der Pulse des Photomultipliers ist eine Vielkanalzählerkarte vorgesehen, wie sie auch im F-Praktikum am Experiment „Paulsche Ionenfalle“ eingesetzt wird. Diese Karte wurde vor einiger Zeit von Ehemaligen der Arbeitsgruppe selbst entwickelt. Im Experiment wird seit einiger Zeit zusätzlich noch die parallele Druckerschnittstelle des PCs benutzt. Ihre Verwendung wird im nächsten Abschnitt erklärt. 6.2 Taktgeber: Laser oder PC? Beim Schreiben des Steuerungsprogramms trat folgende, grundlegende Frage für die Kommunikation auf: Welches Gerät gibt den zeitlichen Ablauf der Messung vor? Darauf gibt es zwei mögliche Antworten: Entweder der Computer steuert alle angeschlossenen Geräte und übernimmt damit die volle Kontrolle, oder der Laser, der mit seinem internen Zeitgeber alle 100 ms einen Lichtpuls emittiert, triggert den 57 58 KAPITEL 6. ANSTEUERUNG UND PROGRAMMIERUNG Computer und damit das Experiment. Aus Erfahrung wählte ich zunächst die erste Alternative, und zwar aus folgenden Gründen: Der Vorteil ist zunächst, daß nur ein Gerät aktiv den Zeitablauf steuert und alle anderen Geräte lediglich auf die entsprechenden Signale warten müssen. Das führt dazu, daß man den Laser nur einmal auf „bereit“ einstellen müßte und der PC dann automatisch dem Laser den Befehl für einen Lichtpuls geben könnte. Nach Beendigung des Experiments würde kein Laserlicht mehr sinnlos in die Umgebung gestrahlt, was einen Sicherheitsaspekt darstellt. Ich habe mich dazu entschieden, das Progamm in Borland Turbo Pascal 7.0 unter DOS zu schreiben. Erstens ist mir leider mangels ausreichender Dokumentation nicht bekannt, ob die oben erwähnte Vielkanalzählerkarte unter Windows anzusprechen ist, und zweitens war auf dem Laborcomputer keine geeignete Programmiersprache unter Windows vorhanden. 6.2.1 Computer als Taktgeber Ich versuchte als erstes ein Programm zu schreiben, das den Laser veranlaßt, Pulse mit der Frequenz 10 Hz abzugeben. Dazu diente ein Ausgang der Vielkanalzählerkarte, der über ein serielles Kabel mit einem NIM-Einschub verbunden werden kann, der schließlich acht digitale Leitungen zur Vefügung stellt. Ich habe eine dieser Leitungen verwendet und mit einem BNC-Kabel an den Eingang „Flashlamp In“ des Nd:YAG-Lasers angeschlossen. Damit der Laser auf dieses Signal reagiert, muß er im Flashlamp-Menü auf „external“ gestellt werden. Den Q-Switch habe ich allerdings auf „internal“ gelassen, um den PC nicht mit der zusätzlichen Steuerung der Laserleistung zu belasten. Das hat zwar gut funktioniert, jedoch fällt der Laser bei einer kurzzeitig zu kleinen Frequenz, z. B. 110 ms statt 100 ms zwischen zwei Pulsen, sofort aus dem Lock und meldet „Frequency low“. Dieser Effekt wird dann zum Problem, wenn zwischen dem Erzeugen zweier Pulse andere Dinge vom Computer gemacht werden müssen, insbesondere solche Aktionen, von denen nicht klar ist, wieviel Zeit sie in Anspruch nehmen. Eine solche Aktion ist das Verstellen des Gitters am Farbstofflaser. Es hat sich herausgestellt, daß die Dauer des entsprechenden GPIB-Befehls um mehrere Millisekunden schwanken kann, was bei mehreren Schritten zwischen zwei Laserpulsen den Nd:YAG-Laser bereits aus dem Lock wirft. Unter Windows hätte man mit seiner Multitasking-Fähigkeit zumindest die Möglichkeit, das Generieren dieser Pulse in einen separaten Thread des Programms auszulagern. Damit müßte sich das Programm selbst nicht mehr darum kümmern, daß der Laser seine Signale erhält. 6.2.2 Laser als Taktgeber Aufgrund der zuvor genannten Effekte, die immer wieder Probleme gemacht hätten, habe ich mich entschlossen, den Laser zurück auf seinen internen Zeitgeber zu stellen. 6.3. SHUTTER 59 Da der Computer natürlich trotzdem noch benötigt wird, um die anderen Geräte zu steuern und vor allem am Ende auch die Daten aufzunehmen, muß er mit dem Laser synchronisiert werden. Dazu dient der Ausgang „Flashlamp Out“, der in geeigneter Art und Weise vom PC abgefragt werden muß. Da der Ausgang TTL-kompatibel ist, liegt es nahe, die sehr einfach zu programmierende parallele Druckerschnittstelle (die ebenso TTL-Pegel verwendet) zu benutzen. Dazu verbindet man den Außenleiter des BNC-Kabels, welcher die Masse darstellt, mit einem Massepin der Schnittstelle (Pins 19–25) und den Innenleiter mit einem Eingang. Ich habe mich für den Eingang „Paper Out“ (Pin 12) entschieden, was aber prinzipiell nicht von Bedeutung ist. Diese Leitung findet man softwaremäßig auf Basisadresse+1 am Bit 5 wieder. Der Quelltext für das Warten auf den Laserpuls besteht dann aus den folgenden Assemblerzeilen: mov dx, 0379h @PulsLoop1: in al, dx and al, 32 jz @PulsLoop1 @PulsLoop2: in al, dx and al, 32 jnz @PulsLoop2 Darin ist 0379h die um eins erhöhte Basisadresse 0378h der ersten parallelen Schnittstelle und 32 = 25 die Bitwertigkeit von „Paper Out“. Meine Wahl fiel auf Assembler, weil dies die schnellste und einfachste Möglichkeit bietet, die Schnittstelle abzufragen. Ferner lassen sich kurze Assembler-Fragmente leicht in den Quelltext von Pascal einbetten. Diese einfache Beschaltung mit nur einem Verbindungskabel reichte allerdings noch nicht aus, weil das Signal, das der Laser ausgibt, viel zu kurz ist, um vom PC detektiert zu werden. Das ist der Grund, warum wir einen Pulsverlängerer dazwischenschalten, der vom Laser getriggert wird und seinen Ausgang an den PC weitergibt. 6.3 Shutter Die Ansteuerung des Shutters haben wir direkt gelöst, ohne daß der Computer etwas davon mitbekommt. Der maßgebliche Grund dafür war, daß das Steuergerät für den Shutter genügend Einstellmöglichkeiten besitzt, die den Computer überflüssig machen. So kann man erst einmal wählen, ob man ihn in einem Einzelmodus oder in einem periodischen Modus betreiben möchte. Für das Experiment ist natürlich nur der Einzelmodus geeignet, da ein periodischer Modus mit 10 Hz nicht vernünftig mit dem Laser synchronisiert werden kann und nach einer gewissen Zeit auch wieder asynchron laufen würde. 60 KAPITEL 6. ANSTEUERUNG UND PROGRAMMIERUNG Das Steuergerät bietet die Möglichkeit, den Shutter standardmäßig offen oder geschlossen zu halten, wobei bei uns geschlossen die sinnvolle Wahl ist. Kommt nun vom Laser-Ausgang „Q-Switch Out“ das Signal an, dann wird es im Steuergerät des Shutters um eine einstellbare Zeit verzögert, dann wird der Schutter geöffnet, und nach einer ebenfalls einstellbaren Zeit schließt er wieder. Beide Zeiten lassen sich sehr einfach mit einer Genauigkeit von 0,1 ms festlegen. Für den Photomultiplier kann der Shutter im Ernstfall lebensrettend sein; es ist allerdings nicht klar und nicht ohne weiteres festzustellen, wieviel Streulicht tatsächlich während des Laserpulses in seine Richtung gelangt. Allerdings stellt die Steuerung, die unabhängig vom PC ist, mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit sicher, daß der Shutter während der Laseraktivität tatsächlich geschlossen ist. Ein weiterer Vorteil ist auch, daß die beiden Zeiten „Delay Time“ und „Exposure Time“ sehr leicht – auch während das Experiment läuft – verstellt und somit optimiert werden können. Es wird sich noch zeigen müssen, wie lange man warten muß, bis das Streulicht abgeklungen ist, ohne dabei zu viel von der Fluoreszenz zu verlieren, die ja kurz nach der Anregung am stärksten ist. 6.4 Kommunikation via GPIB GPIB ist die Abkürzung für „General Purpose Interface Bus“. Der ursprüngliche Name HP-IB („Hewlett Packard Interface Bus“) des Standards, der von der gleichnamigen Firma entwickelt wurde, ist vom IEEE („Institute of Electrical and Electronical Engineers“) in GPIB abgeändert worden und heutzutage unter dem Kürzel IEEE488 bekannt. Da es große Probleme gab, den Farbstofflaser via GPIB anzusteuern, und ich selbst keine Erfahrung mit dieser Schnittstelle hatte, mußte ich mich selbst darüber informieren, was ich im Folgenden erläutern möchte. 6.4.1 Geräte und Leitungen Der GPIB-Standard sieht keine Regelung für die Art der Befehle vor, sondern nur, wie die Geräte miteinander kommunizieren. Das erlaubt es, im Prinzip Geräte aller Art mit einem solchen Interface auszustatten, unabhängig von der Funktion des Geräts. Natürlich benötigen ein Mikrowellensynthesizer und ein Farbstofflaser unterschiedliche Befehle für ihre Funktion, aber diese festzulegen und zu dokumentieren ist dann Sache des Herstellers. Ein GPIB-Netzwerk benötigt mindestens ein Gerät, das als Controller fungiert; in einem Experiment wird dies in der Regel die GPIB-Karte im Computer sein. Alle anderen Geräte sind jeweils entweder Talker, die etwas auf den Bus „sprechen“, oder Listener, die ihn „abhören“. Wesentlich ist, daß es sowohl möglich ist, Befehle an alle angeschlossenen Geräte gleichzeitig zu senden, als auch einen Befehl an ein definiertes einzelnes Gerät zu schicken. 6.4. KOMMUNIKATION VIA GPIB 61 Das GPIB-Kabel besteht aus 24 Leitungen, von denen 16 zum Übertragen von Informationen und acht als Masse dienen. Acht der 16 Datenleitungen tragen die Namen DIO1 bis DIO8 und repräsentieren je ein Bit eines auf dem Bus liegenden Datenbytes, also parallel wie bei der Druckerschnittstelle. Jede dieser Datenleitungen besitzt eine eigene Masseleitung (nämlich die oben genannten), mit der sie verdrillt im Kabel liegt. Dies garantiert eine hohe Datensicherheit, weil die Gefahren des Übersprechens einer Leitung auf eine andere sowie der Störungen von außen minimiert werden. Ganz allgemein setzt der GPIB-Standard auf größtmöglichen Schutz vor Fehlübertragungen, was auch noch bei der Art und Weise, wie die Übermittlung der Daten geschieht, deutlich werden wird. Von den restlichen acht Datenleitungen dienen drei dem sogenannten Handshaking, mit dem die Geräte anzeigen, daß gültige Daten auf dem Bus bereit liegen bzw. daß die Daten korrekt empfangen und verarbeitet wurden. Die fünf anderen Leitungen dienen dem Interface Management, die aber bis auf eine für meine Programmierung wenig von Bedeutung sind. 6.4.2 Handshaking und Interface Management Die drei Handshake-Leitungen tragen die Namen NRFD („Not Ready For Data“), NDAC („Not Data Accepted“) und DAV („Data Valid“). Diese Leitungen sind alle „active low“, d. h. ihr logischer Pegel ist gegenüber ihrer Bedeutung invertiert, z. B. bedeutet DAV auf logisch 1, daß die Daten nicht gültig sind. Auf die Leitung DAV haben immer der Talker bzw. Controller, auf NRFD und NDAC immer die Listener Zugriff. Wenn nun ein Talker ein Byte übertragen möchte, dann setzt er zunächst DAV auf 1, um anzuzeigen, daß die momentan auf dem Bus liegenden Daten nicht gültig sind. In diesem Moment sind die Leitungen NRFD aller Listener logisch 1 (bereit) und deren NDAC-Leitungen alle 0 (nicht akzeptiert). Dann legt der Talker die Bits des zu übertragenden Bytes auf die Leitungen DIO1 bis DIO8 und setzt DAV zurück auf 0. Alle Listener drehen nun je beide Bits (NRFD und NDAC) um und zeigen damit an, daß sie die Daten empfangen haben, aber noch nicht bereit für neue Daten sind. Ist dies geschehen, setzt der Talker DAV wieder auf 1, um anzuzeigen, daß die Daten nicht länger gültig sind. Das vermeidet insbesondere, daß ein Gerät ein Byte zweimal als gültig akzeptiert. Nun ist es Sache der Listener, das empfangene Byte zu verarbeiten und schließlich NRFD zurück auf 1 und NDAC zurück auf 0 zu setzen. Von den fünf Interface Management-Leitungen tragen zwei die Namen IFC („Interface Clear“) und REN („Remote Enable“). Die erste wird nur verwendet, um das gesamte GPIB-Netzwerk in einen definierten Anfangszustand zurückzusetzen. Dies ist beim Programmstart und evtl. nach Fehlübertragungen notwendig. Erhält ein Gerät vom Controller das REN-Kommando, dann wird es in einen Zustand versetzt, in dem es auf Busbefehle reagieren kann und in der Regel keine Befehle mehr von den Bedienelementen akzeptiert. Erst nach erfolgter Datenübertragung wird REN zurückgesetzt, und das Gerät reagiert wieder auf lokale Einstellungen. 62 6.4.3 KAPITEL 6. ANSTEUERUNG UND PROGRAMMIERUNG Programmierung mit Turbo Pascal AxiomTek, der Hersteller der von uns verwendeten GPIB-Controllerkarte AX5448, stellt für Turbo Pascal die beiden Dateien itf488tp.obj und itf488tp.inc zur Verfügung. Dabei enthält die erste Datei den aus einem Assemblerquelltext erzeugten Maschinencode für die Kommunikation mit dem Controller und die zweite die für Pascal notwendigen Deklarationen, um die Maschinencode-Routinen ansprechen zu können. In einem GPIB-Netzwerk können maximal 16 Geräte zusammengeschlossen werden. Da ein Gerät den Controller darstellt, sind es dann tatsächlich nur 15. Jedes dieser Geräte – auch der Controller selbst – benötigt eine eindeutige GPIB-Adresse, die zwischen 0 und 15 liegt. Wenn ein Gerät einen Befehl ausführen soll, dann ist der Controller der Talker und das Gerät der einzige Listener. Darauf sind die Routinen, die in Pascal verfügbar sind, ausgelegt, denn sie bekommen in der Regel als Parameter die Adresse des anzusprechenden Geräts. Die Routine übernimmt dabei selbständig das notwendige Interface Management, um z. B. dem Gerät den ListenerStatus zuzuweisen. Auch sendet sie automatisch alle Bytes des benötigten Befehls nacheinander, jeweils unter Beachtung des zuvor beschriebenen Handshakings. In der Datei itf488tp.inc befinden sich u. a. die folgenden Routinen: function IBInit(IOPort, CtrlAddr, Config: Integer): Word; external; function IBIfc: Byte; external; function IBEol(Addr, OutEol: Integer; var OutEolStr: string; InEol, InEolb: Integer): Byte; external; function IBRen(Addr: Integer): Byte; external; function IBLocal(Addr: Integer): Byte; external; function IBWrt(Addr: Integer; var Wrt: string): Byte; external; function IBRd(Addr: Integer; var Rd: string): Byte; external; In der angegebenen Reihenfolge initialisieren sie den Bus, führen einen Interface Clear durch, definieren die Befehlsterminierung (dazu später mehr), veranlassen ein Gerät, in den Remote Control-Modus zu gehen, veranlassen ein Gerät, den Remote Control-Modus wieder zu verlassen, schreiben Daten auf den Bus bzw. lesen Daten vom Bus. Alle Routinen mit einer genaueren Beschreibung findet man im PDF „AX5488 GPIB Interface Card User’s Manual“ von AxiomTek. 6.5 6.5.1 GPIB-Geräte Mikrowellen-Synthesizer Der Systron Donner 1720 B Mikrowellen-Synthesizer war das erste Gerät, das zum Testen des GPIB-Netzwerks dienen sollte. Diese Entscheidung traf ich aufgrund der Tatsache, daß dieses Gerät bereits früher bei anderen Experimenten von anderen Programmen angesteuert worden war und problemlos funktioniert hatte. Das 6.5. GPIB-GERÄTE 63 Phänomen jedoch, daß der Synthesizer nur mit der GBIP-Adresse 13 einwandfrei betrieben werden kann, konnte ich auch später nicht lösen. Um die Frequenz der ausgestrahlten Mikrowellen zu verändern, dient laut Handbuch der Befehl „FREQxxx“, wobei „xxx“ für die einzustellende Frequenz steht. Der Befehl an sich funktionierte von Anfang an einwandfrei, allerdings verhielt sich der Synthesizer ein bißchen anders als erwartet. Er benötigt nämlich vor dem Befehl kein REN-Kommando, sondern hört das GPIB-Netzwerk dauerhaft ab. Unmittelbar nach dem Befehl zeigt eine LED in einem Schalter an, daß das Gerät ein GPIBKommando empfangen hat und nicht mehr auf die Bedienelemente reagiert. Drückt man auf diesen Schalter mit der Beschriftung „Go to local“, dann erlischt die LED und die Bedienelemente werden wieder aktiv. Verwendet man als Variablentyp für die Frequenz den kleinsten Fließkommatyp Single, so stellt man fest, daß am Synthesizer nicht die exakte Frequenz eingestellt wird. Bei 15 GHz wird z. B. 15000000512.0, bei 13 GHz hingegen 12999999488.0 angezeigt; dies wird durch die zu geringe Genauigkeit des verwendeten Datentyps verursacht. Um diesen Problemen von vornherein aus dem Weg zu gehen, benutze ich im Programm den Datentyp Extended. Dieser belegt 10 Byte im Speicher, im Gegensatz zu 4 Byte von Single. 6.5.2 Farbstofflaser Die Ansteuerung des Farbstofflasers gestaltete sich deutlich problematischer; das einzige, was problemlos sofort funktionierte, war das Betreten und Verlassen des Remote Control-Modus. Ein vom Computer gegebenes REN-Kommando bewirkte, daß die Fernbedienung „Remote Control“ anzeigte und sämtliche Tasten des Bedienfeldes sperrte. Dieser Modus ließ sich durch einen Aufruf der Pascal-Prozedur IBLocal wieder wie gewöhnlich verlassen. Hatte man jedoch dazwischen einen Befehl gegeben, der z. B. das Gitter um einen Schritt verstellt, dann konnte man den Remote Control-Modus nicht wieder beenden. Statt dessen reagierte die Schnittstelle auf gar keine Befehle mehr, auch das Interface Clear-Kommando schaffte keine Abhilfe. Man konnte den Laser erst dann wieder ansprechen, wenn man den Strom komplett aus- und wieder einschaltete. Eine andere GPIB-Adresse brachte auch keine Besserung; im Gegensatz zu dem Phänomen, das beim Mikrowellen-Synthesizer auftritt. Das Programm tat dasselbe wie das Programmierbeispiel im Farbstofflaser-Handbuch von Lambda Physik. Zwar war das Ganze mit einem GPIB-Controller eines anderen Herstellers realisiert, aber wegen der Standardisierung des Busses sollte das Problem dort nicht zu suchen sein. Wegen des anderen Controllers war es jedoch auch nicht möglich, das Beispielprogramm zu verwenden, um die Kommunikation zu testen. AxiomTek zufolge wurde der Treibersupport für die von uns verwendete Karte seit einiger Zeit eingestellt, mit einem neuen Controller sollte es allerdings klappen. Das war aber eine nicht zufrieden stellende Lösung, auch wenn Lambda Physik nicht mehr Informationen als im Handbuch zur Verfügung stellen konnte. 64 KAPITEL 6. ANSTEUERUNG UND PROGRAMMIERUNG Das Seltsame war, daß der Laser einen Befehl z. B. zum Verstellen des Gitters um einen Schritt empfangen hat, was daran zu erkennen war, daß er ihn ausführte, allerdings danach nie mehr etwas anderes akzeptierte. Es schien also, als ob er nach einem Befehl nicht mehr in den Zustand, in dem er Befehle empfangen kann, zurückversetzt werden würde. Nach langwierigem Testen war es dann offensichtlich, daß es doch etwas damit zu tun haben mußte, daß wir einen anderen GPIB-Controller als in den Beispielprogrammen verwenden. Um das Ende eines Befehls zu markieren, dienen i. a. die Zeichen CR („Carriage return“) und LF („Line feed“), die ihren Ursprung in der Ansteuerung von Druckern haben. CR besitzt den ASCII-Code #13 und befördert den Druckkopf zum linken Rand, LF ist mit #10 codiert und bewegt das Papier um eine Zeile nach oben. In Abhängigkeit des Geräts, das angesteuert werden soll, ändert sich die Konvention, wie ein Befehl terminiert, d. h. abgeschlossen wird; dies kann #10, #13 oder auch #13#10 sein, einige Geräte akzeptieren aber auch mehrere Alternativen. Mit einem anderen GPIB-Controller ändert sich aber evtl. auch, wie die Befehle standardmäßig terminiert werden. Nach ein paar Versuchen stellte sich heraus, daß der Farbstofflaser einen Befehl als terminiert erkennt, wenn ein #13 am Ende steht. Man muß also dafür sorgen, daß man am Anfang des Programms einmal die Routine function IBEol(Addr, OutEol: Integer; var OutEolStr: string; InEol, InEolb: Integer): Byte; external; mit Ein- und Ausgabemodus 0 (für OutEol bzw. InEol), der hier nicht weiter interessant ist, und mit Terminierung #13 bzw. 13 (für OutEolStr bzw. InEolb) aufruft. Diese Terminierung kann natürlich für die verschiedenen Geräte unterschiedlich gesetzt werden; daher muß in Addr die GPIB-Adresse übergeben werden. 6.6 Vielkanalzählerkarte Die Vielkanalzählerkarte ist in der Lage, die elektronisch aufbereiteten Pulse des Photomultipliers während eines vorgegebenen Zeitintervalls zu zählen. Zur Ansteuerung wird die Datei TpuMcs.obj verwendet, die im wesentlichen die beiden Routinen procedure Mcs(TimeBase, DwellTime: Word; OutRate: Integer; NumberOfChannels, NumberOfSweeps1, NumberOfSweeps2: Word; ClockIntern: Boolean; var Daten: DatenArray; ActionOnClock, ClockTooFast, ActionBeforeSweep, ActionAfterSweep, SweepsTooFast: Pointer); far; external; procedure StartSweep; far; external; zur Verfügung stellt. Um eine Messung durchzuführen, d. h. um nach einem Laserpuls die Fluoreszenz aufzunehmen, muß je einmal Mcs mit geeigneten Parametern aufgerufen werden. 6.7. DAS PROGRAMM 65 Zunächst erlaubt die Karte mehrere gleichartige Durchläufe (Sweeps) hintereinander; da wir nur einen Durchlauf (pro Laserpuls) benötigen, setzen wir NumberOfSweeps1 und NumberOfSweeps2 jeweils auf 1. Diese beiden Werte werden intern multipliziert und ergeben damit die Gesamtanzahl der Durchläufe, in unserem Fall natürlich 1. Vor bzw. nach jedem Durchlauf wird die übergebene Prozedur ActionBeforeSweep bzw. ActionAfterSweep aufgerufen. Während ActionBeforeSweep bei uns nur aus dem Aufruf StartSweep besteht, um einen Durchlauf zu starten, nimmt ActionAfterSweep die Daten des gerade beendeten Durchlaufs und speichert sie an einer anderen Stelle zur Anzeige auf dem Bildschirm zwischen. Für jeden Durchlauf adressiert die Karte nacheinander mehrere Zählregister, auch Kanäle (Channels) genannt. Dabei verweilt sie in jedem Kanal so lange, wie die übergebenen Parameter TimeBase und DwellTime angeben. Diese beiden Werte werden intern multipliziert und als Verweilzeit in Mikrosekunden interpretiert. Die Variable NumberOfChannels gibt die Anzahl der Kanäle an. Ein Durchlauf dauert dann also NumberOfChannels · TimeBase · DwellTime Mikrosekunden. Jeder Kanal wird durch einen 16 Bit-Zähler repräsentiert, d. h. er kann maximal 65 535 Pulse zählen; ein weiterer läßt ihn wieder bei 0 beginnen. Wenn man solche Überläufe üblicherweise vermeiden will, muß man durch die geeignete Wahl von Dwelltime sicherstellen, daß die Verweilzeit τ pro Kanal hinreichend klein ist. Die mittlere Frequenz der Pulse darf dann allerhöchstens 65 535/τ betragen. Die Zählerkarte besitzt außerdem die Möglichkeit, von außen getriggert und gesteuert zu werden. Da wir das nicht benötigen, setzen wir die dafür vorgesehenen Parameter OutRate auf 0 und ClockIntern auf True. Ebenso wird die Prozedur ActionOnClock nicht benötigt; sie ist deshalb leer. Die Prozeduren ClockTooFast und SweepsTooFast werden aufgerufen, wenn die entsprechenden Fehler aufgetreten sind; die erste insbesondere auch dann, wenn die Pulse zu schnell hintereinander auftreten. Im Programm wird nun der folgende Aufruf verwendet: Mcs(1000, 5, 0, 12, 1, 1, True, Daten, @ActionOnClock, @ClockTooFast, @ActionBeforeSweep, @ActionAfterSweep, @SweepsTooFast); Es gibt also insgesamt zwölf Kanäle, die Verweilzeit pro Kanal beträgt 1000 · 5 µs = 5 ms, die Messung dauert daher 60 ms. Inwieweit dieser Wert günstig ist, wird sich zeigen müssen, wenn das erste Spektrum tatsächlich aufgenommen werden wird. Daten ist der Speicherbereich, in dem die Karte ihre Meßdaten ablegt. Dieser wird aber nicht weiterverwendet, da die Daten schon – wie oben beschrieben – bei ActionAfterSweep ausgelesen werden. 6.7 Das Programm Die wesentlichen Teile der Oberfläche und Bedienung das Programms stammen von dem Programm, das im Sommer 2003 für das Experiment „Paulsche Ionenfalle“ des 66 KAPITEL 6. ANSTEUERUNG UND PROGRAMMIERUNG F-Praktikums entstanden ist. Es ist so konzipiert, daß einerseits die Menüpunkte leicht abgeändert werden können und daß andererseits die Ansteuerung der Hardware vom Hauptprogramm abgekapselt ist. Auch jedes Untermenü befindet sich in einer gesonderten Quelltextdatei. Innerhalb des Kommentars am Anfang von Pb.pas befindet sich die Dateienliste: Pb.pas Pb.exe General.inc Communic.inc Graphics.inc SigHgt.inc DyeSweep.inc ViewDia.inc UserOpt.inc AdminOpt.inc TpuMcs.obj Pc2TpDrv.obj Graph.tpu Ax5488.tpu EgaVga.bgi 6.7.1 (diese Datei hier - das Hauptprogramm) (die ausführbare Datei zu Pb.pas) (Include-Datei für allgemeines) (Include-Datei für die Ansteuerung der Geräte) (Include-Datei für die Graphikausgabe) (Include-Datei für die Signalhöhen-Messung) (Include-Datei für den Farbstofflaser-Sweep) (Include-Datei für das Anzeigen der Diagramme) (Include-Datei für die Benutzer-Einstellungen) (Include-Datei für die Administrator-Einstellungen) (Object-Datei für Vielkanalzählerkarte) (Object-Datei für GPIB-Controller-Karte) (Turbo-Pascal-Standard-Unit) (Turbo-Pascal-Unit für AxiomTek 5488 GPIB-Controller) (zum Ausführen des Programms notwendig) Signalhöhen-Messung Mit der Taste F1 gelangt man vom Hauptmenü zur Signalhöhen-Messung. Dort kann man lediglich mit F1 die Anzahl der Datenpunkte N, die aufgenommen werden sollen, einstellen. Daraus wird die Gesamtmeßzeit als N · 100 ms angezeigt, weil die Zeit zwischen zwei Laserpulsen gerade 100 ms beträgt. Mit F9 kann die Messung gestartet werden. Der Benutzer wird darauf hingewiesen, den Nd:YAG-Laser einzuschalten und dessen Snychronisationspulse abzuwarten, bevor er eine Taste zum eigentlichen Start der Messung drücken soll. Dann fragt das Programm die parallele Schnittstelle auf den Triggerimpuls des Lasers ab, wartet danach eine kurze Zeit und gibt schließlich das Mcs-Kommando an die Vielkanalzählerkarte. Die Routine kehrt nach z. B. 60 ms wieder zum Programm zurück, wonach der Meßpunkt im Diagramm angezeigt wird und der Zyklus mit der Abfrage des Laserpulses von neuem beginnt. Während der Messung kann der Benutzer jederzeit die Skalierung der y-Achse vergrößern, verkleinern oder automatisch festlegen lassen sowie die Messung abbrechen. Nach einem solchen Abbruch bzw. nach regulärer Beendigung der Messung wird der Benutzer darauf aufmerksam gemacht, den Laser wieder auszuschalten. Automatisch werden die Meßdaten in einer Datei gespeichert, wobei die Dateinamen eine fortlaufende Numerierung tragen. 6.7. DAS PROGRAMM 6.7.2 67 Lasersweep Mit der Taste F2 erreicht man das Lasersweep-Menü. Dort kann man eine minimale und eine maximale Wellenlänge einstellen, zwischen denen der Sweep durchgeführt werden soll. Ferner kann man angeben, wie viele Gitterschritte s bei jeder Wellenlängenänderung des Farbstofflasers gemacht werden sollen. Diese Angabe wird in eine Wellenlängenschrittweite ∆λ umgerechnet und angezeigt. Die Eichung beruht darauf, daß 1000 Schritte die Wellenlänge um 0,787 nm verstellen, d. h. ∆λ = 0,000787 nm · s. Eine weitere Option ist die Anzahl n der Messungen, die bei jeweils derselben Wellenlänge durchgeführt werden. Hat man die Messung mit F9 gestartet, dann wird der Farbstofflaser zunächst auf die minimale Wellenlänge eingestellt und fährt nach n Messungen um s Gitterschritte nach oben. Die n Meßdaten für die minimale Wellenlänge werden gemittelt und als ein Datenpunkt im Diagramm angezeigt, wobei auf der x-Achse die Wellenlänge aufgetragen ist. Dasselbe geschieht mit den n Meßwerten für die nächsthöhere Wellenlänge, usw. Die sonstige Bedienung stimmt mit der der Signalhöhen-Messung überein. 6.7.3 Andere Menüpunkte Mit F6 gelangt man zur Anzeige der Diagramme. Dort kann man alle bisher aufgenommenen Meßdaten als Graph anschauen, unabhängig von der Art der Messung, mit der sie erstellt wurden. Zwischen den Dateien der Signalhöhen-Messungen und der Lasersweeps wird grundsätzlich nicht unterschieden; statt dessen werden in den ersten Zeilen der Textdatei Art der Messung und Einstellungen protokolliert. Mit F8 erreicht man das Menü für die Benutzereinstellungen. Dort hat man lediglich die Möglichkeit, einen Ordnernamen für die Messungen zu wählen und ein Zeichen für die Dezimaltrennung (in der Regel „.“ oder „ ,“) einzugeben. Der Ordnername stammt vom F-Praktikum her, damit jede Gruppe von Studierenden ihren eigenen Platz für die Meßdaten erhält. Über Strg-F8 kommt man zum Administrations-Menü. Dort werden mit weiterer Entwicklung des Programms diejenigen Einstellungen hineinkommen, die einmalig vorgenommen und von Messung zu Messung nicht verändert werden müssen. Dazu gehören z. B. die GPIB-Adressen der Geräte. Auch dieser Menüpunkt stammt vom F-Praktikum, weil die Studierenden nicht auf alle Einstellmöglichkeiten des Programms Zugriff haben sollen. 68 KAPITEL 6. ANSTEUERUNG UND PROGRAMMIERUNG Kapitel 7 Zusammenfassung und Ausblick Das Experiment ist soweit fertiggestellt, daß das Spektrum mit den sechs Zeeman-Linien der Feinstrukturaufspaltung gemessen werden kann. Die Messung ist allerdings noch nicht durchgeführt worden, weil zu diesem Zeitpunkt der Farbstofflaser für einige Monate an ein anderes Institut übergeben werden mußte. Auch der Nd:YAGLaser wurde gerade an eine andere Arbeitsgruppe verliehen, so daß beide Laser neu aufgebaut werden müssen, sobald sie wieder zurückgekommen sind. Dann muß der rote Laserstrahl wieder in die Apparatur eingefädelt werden, so daß er so genau wie möglich durch den Fallenmittelpunkt verläuft. Die Falle selbst war – wegen des unvollständigen Versuchsaufbaus – lange Zeit nicht in Benutzung, so daß man überprüfen muß, ob insbesondere das Rheniumfilament mit der Bleiionenmatrix noch intakt ist, d. h. ob eine Speicherung von Bleiionen möglich ist. Beim Aufbau des Experiments traten folgende Fragen auf, die in der nächsten Zeit zu klären sind: • Ist die Laserleistung ausreichend? Die Leistung des Farbstofflaserstrahls wurde bisher nicht mit zufriedenstellendem Ergebnis gemessen, was vermutlich daran lag, daß die verwendeten Meßgeräte für derart hohe Energien pro Puls nicht geeignet waren. Auch ließ das Strahlprofil noch zu wünschen übrig, sowohl was die Form als auch die Intensitätsverteilung betrifft. Dies ist jedoch bei erneutem Aufbau des Lasers nochmals zu betrachten. • Stimmt die Wellenlänge? Dadurch, daß an dem Laser undokumentierte Veränderungen vorgenommen worden waren, bevor wir ihn erhalten haben, ist nicht sichergestellt, daß die Wellenlänge auf dem Display mit der tatsächlich emittierten übereinstimmt. Zwei verschiedene Spektrometer zeigten bei einer eingestellten Wellenlänge von 710 nm Werte an, die um 3 nm differierten. Dies ist nicht tragbar, weil der Abstand zweier Linien im Spektrum kleiner als 0,05 nm ist. Das verläßlichere der beiden Wellenlängenmeßgeräte, das beim Helium-Neon-Laser 633 nm anzeigte, ergab 710–711 nm für den Farbstofflaser. 69 70 KAPITEL 7. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK • Ist der Laserpuls hinreichend schmalbandig? Für das Spektrum müssen Wellenlängen mit einem Abstand kleiner 0,05 nm aufgelöst werden. Zwar bietet die Anzeige drei Nachkommastellen für Nanometer, aber diese Zahl sagt ja nichts darüber aus, wie breit der ausgesandte Puls wirklich ist. Zwischen Vor- und Hauptverstärker befand sich ein Etalon, das aber schon beschädigt und sicher nicht für unsere Wellenlänge brauchbar war. Möglicherweise ist ein Etalon dieser Art notwendig, um im Spektrum die sechs Einzellinien zu beobachten. • Funktioniert der Photomultiplier? Die Ausgangssignale des Photomultipliers schwankten stark, was Probleme beim Einstellen der Schwelle bereitete; ferner schien ein Massefehler in der Elektronik vorzuliegen, der aber bereits behoben sein sollte. Das Hintergrundrauschen war selbst im völlig abgedunkelten Labor mal sehr niedrig, mal im Kilohertzbereich. • Wie ist der Shutter einzustellen? Es ist schwierig abzuschätzen, wieviel Streulicht in den Lichtleiter und damit zum Photomultiplier gelangt und wie lange dieses nach dem Laserpuls noch anhält. Deshalb muß mit dem Wert für die Verzögerung zwischen Triggerung und tatsächlichem Öffnen des Shutters experimentiert werden. Auf der einen Seite möchte man gar kein Laserlicht direkt messen, auf der anderen Seite so wenig Fluoreszenz wie möglich verlieren. Hat man das Spektrum mit genügend hoher Auflösung gemessen, dann läßt man den Farbstofflaser auf einer der sechs Linien stehen und strahlt Mikrowellen ein. Wenn deren Frequenz mit dem Abstand der beiden Zeeman-Linien des Feinstrukturniveaus 6p1/2 übereinstimmt, setzt die Fluoreszenz wieder ein. Die Mikrowellenfrequenz, bei der dieser Effekt maximal wird, liefert schließlich die Energiedifferenz der beiden Linien. Das Programm für die Ansteuerung des Experiments ist prinzipiell fertiggestellt. Es kann die Signalhöhe messen und diese in einem Koordinatensystem anzeigen. Währenddessen kann die Frequenz des Farbstofflasers manuell beliebig verändert werden. Der andere Menüpunkt erlaubt es, einen Bereich mit minimaler und maximaler Wellenlänge sowie eine Schrittweite einzugeben, über den dann ein Wellenlängensweep durchgeführt wird. Sobald eine Messung mit sechs Peaks vorliegt, muß ein weiteres Untermenü programmiert werden, in dem ähnliche Daten für einen Mikrowellensweep eingegeben werden können. Da die Ansteuerung des MikrowellenSynthesizers via GPIB keine Schwierigkeit darstellte, sind die benötigten Routinen bereits implementiert. Ist νmax die Mikrowellenfrequenz, bei der die Fluoreszenz maximal wird, dann folgt hνmax hνmax = ∆E = gj µB B =⇒ gj = . µB B 71 Ist bei der Messung dieses gj -Faktors eine genügend hohe Genauigkeit erzielt worden, dann kann die Falle schließlich mit 207 Pb+ -Ionen gefüllt werden, um den gI -Faktor mit Hilfe der Breit-Rabi-Formel zu messen. 72 KAPITEL 7. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK Literaturverzeichnis [Alh90] R. Alheit: „Optische Bestimmung der Hyperfeinstrukturaufspaltung des Grundzustandes 62 P1/2 und des ersten angeregten Zustandes 62 P3/2 des 207 Pb+ “, Diplomarbeit am Institut für Physik an der Universität Mainz, 1990. [Bol85] G. Bollen: „Erste Massenmessungen an instabilen Isotopen mit Hilfe der Penningfalle“, Dissertation am Institut für Physik an der Universität Mainz, 1985. [Bol90] G. Bollen, R. B. Moore, G. Savard, and H. Stolzenberg: „The accuracy of heavy ion mass measurements using time of flighting cyclotron resonance in a penning trap“, Journal of Applied Physics 68 (9), 4355, 1990. [Bra86] L. S. Braun and G. Gabrielse: „Geonium theory: Physics of a single electron or ion in a Penning trap“, Review of Modern Physics 58/233, 1986. [Cam69] A. E. Cameron, D. H. Smith, and R. L. Walker: „Mass spectrometry on nanogram-size samples of lead“, Analytical chemistry 41/3, März 1969. [Dem96] W. Demtröder: „Experimentalphysik 3 – Atome, Moleküle und Festkörper“, Springer-Verlag, 1996. [Dem00] W. Demtröder: „Laserspektroskopie – Grundlagen und Techniken“, Springer-Verlag, 2000. [Fen93] X. Feng: „High resolution laser and microwave spectroscopy on electrodynamically trapped 207 Pb+ ions“, Dissertation am Institut für Physik an der Universität Mainz, 1993. [Gus98] M. H. G. Gustavsson and A.-M. Mårtensson-Pendrill: „Need for remeasurements of nuclear magnetic dipol moments“, Physical Review A 58/3611, 1998. [Han02] M. Hanke-Bourgeois: „Grundlagen der Numerischen Mathematik und des Wissenschaftlichen Rechnens“, Teubner-Verlag, April 2002. 73 74 LITERATURVERZEICHNIS [Jac83] J. D. Jackson: „Klassische Elektrodynamik“, Walter der Gruyter-Verlag, 1983. [Kor00] Korea Atomic Energy Research Institute: Lead nuclides on http://atom.kaeri.re.kr/cgi-bin/nuclide?nuc=Pb [Kuh98] T. Kühl, D. Marx, P. Seelig, T. Quint, et al.: „Ground state hyperfine splitting of hydrogenlike 207 Pb81+ by laser excitation of a bunched ion beam in the GSI Experimental Storage Ring“, Physical Review Letters 81/22, 30. November 1998. [Mar98] G. Marx, G. Tommaseo, and G. Werth: „Precise gJ - and gI -factor measurements of Ba+ isotopes“, European Physical Journal D4/279, 1998. [May94] T. Mayer-Kuckuk: „Atomphysik“, Teubner-Verlag, 1994. [Mor96] C. E. Mortimer: „Chemie – Das Basiswissen der Chemie“, Georg Thieme-Verlag, 1996. [Sei04] T. Seilnacht: Periodensystem auf http://www.seilnacht.com/Lexikon/psframe.htm [Tec04] Tech Soft GmbH, Germany: GPIB tutorial auf http://www.techsoft.de/htbasic/tutgpib.htm [Tom02] G. Tommaseo: „Messung des Landé-gJ -Faktors im Grundzustand von Ca+ und Untersuchung des Speicherverhaltens von Elektronen in einem Penningkäfig“, Dissertation am Institut für Physik an der Universität Mainz, Juli 2002. Danksagung Mein Dank geht an dieser Stelle an Carmen Angelescu, die das Experiment schon vor Beginn meiner Arbeit betreut hat, aber auch an Peter Paasche und Dr. Giovanni Tommaseo, die mir beide vor allem auch noch nach Fertigstellung ihrer Arbeiten mit viel Zeit zur Seite standen. Danken möchte ich auch Alexandros Drakoudis, Heiko Leuthner und Martin Söllner vom Nachbarlabor, die immer ein Ohr auch für die einfachsten physikalischen Fragen offen hatten, die sich während der Diskussionen als überhaupt nicht mehr trivial herausstellten. I want to thank Dr. Sharath Ananthamurthy from Bangalore, India, whose daily attendance during his visit to the university I appreciated very much. It was he who inspired me to deal with the theory on how instabilities in traps can occur. Unproblematisch gestaltete sich auch die Arbeit mit Herrn Becker und Herrn Felzer, die als Leiter der mechanischen Werkstätten immer weiterhalfen, ob es sich nun um vier Schrauben oder größere Aufträge handelte. Auch danken möchte ich dem Praktikanten Heinrich Hartmann, der uns sicher viel Zeit gekostet hat, aber vor allem auch mir mit Fragen, die ich mir selbst nie zuvor gestellt hatte, viele Tage abwechslungsreicher gestaltet hat. Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Günter Werth für die Themenstellung und die Aufnahme in die Gruppe, sein Interesse für den Fortgang am teilweise schwierigen Experiment und seiner stetigen Bereitschaft, Probleme in klärenden Diskussionen zu beseitigen. 75