Accu-Chek Ratgeber Risikosituationen – Stoffwechselentgleisungen bei Menschen mit Diabetes Unter- oder Überzuckerung: Erkennen Sie Risikosituationen rechtzeitig! Liebe Leserin, lieber Leser, für Menschen mit Diabetes kann es immer wieder zu gefährlichen Entgleisungen des Stoffwechsels kommen. Das passiert, wenn die Blutzuckerwerte zu hoch steigen oder aber zu stark abfallen. Nicht nur Typ-1-Diabetiker, sondern auch Typ-2-Diabetiker sind betroffen. Das Erreichen normaler Blutzuckerwerte gleicht manchmal einer Gratwanderung zwischen Unter- und Überzuckerung. Die Gefahren einer Unter- und Überzuckerung sollten hier weder unterschätzt noch überbewertet werden. Wichtig ist, dass Sie als Diabetiker diese kritischen Situationen frühzeitig erkennen, richtig einschätzen und dann richtig handeln. Unser Accu-Chek Ratgeber gibt Ihnen hierfür alle wichtigen Informationen an die Hand. Ihr Accu-Chek® Team Inhalt 1. Stoffwechselentgleisungen verstehen • Zwei Hormone regeln den Blutzuckerspiegel maßgeblich • Vorbeugen ist besser als Handeln • Freunde und Kollegen einbeziehen 05 06 06 07 2. Hyperglykämie und Ketoazidose • Der Blutzucker im Höhenrausch • Der Grund für hohe Blutzuckerwerte • Schnelle Hilfe bei erhöhtem Blutzucker • Wirksames Handeln im Vorfeld 09 10 12 12 13 3. Hypoglykämie • Der Blutzucker auf Talfahrt • Gesundheitsschäden durch Unterzuckerung • Fünf Ursachen für Unterzuckerung • Hypoglykämien frühzeitig erkennen • Wie Sie schweren Hypoglykämien vorbeugen • Wenn Unterzuckerungen nicht wahrgenommen werden 15 16 17 18 19 20 21 4. Wie Accu-Chek Sie unterstützt • Gemeinsam durchs Leben – Accu-Chek Services • Accu-Chek Produkte für die Diabetes-Therapie 23 24 26 03 1. Stoffwechselentgleisungen verstehen 1. Stoffwechselentgleisungen verstehen Je mehr Sie über das Entstehen von Stoffwechselentgleisungen wissen, desto besser können Sie diese vermeiden oder kontrollieren. Wir geben Ihnen zunächst die wichtigsten Informationen über die biologischen Zusammenhänge im Körper und wie Risikosituationen entstehen können. Damit Sie Stoffwechselentgleisungen bereits im Vorfeld verhindern können und im Ernstfall gut gewappnet sind, sagen wir Ihnen auch, was Sie im Alltag mit Diabetes besonders beachten sollten. 05 1. Stoffwechselentgleisungen verstehen Zwei Hormone regeln den Blutzuckerspiegel maßgeblich Freunde und Kollegen einbeziehen Der Blutzuckerspiegel bewegt sich bei NichtDiabetikern in recht engen Grenzen. Das Insulin, ein in der Bauchspeicheldrüse hergestelltes Hormon, vermeidet zu hohe Blutzuckerwerte, z.B. nach dem Essen. Insulin sorgt dafür, dass die Glucose aus dem Blut in die Zucker verbrauchenden Zellen aufgenommen werden kann. Viele Diabetiker verschweigen vor anderen ihre Krankheit. Wie sieht es bei Ihnen aus? Wissen Ihre Freunde und Kollegen, also Menschen, mit denen Sie tagtäglich zu tun haben, über Ihren Diabetes Bescheid? Sinkt der Blutzuckerspiegel jedoch zu stark ab, wird die Insulinausschüttung ins Blut gebremst. Das Hormon Glucagon bewirkt dann eine Erhöhung des Blutzuckerwertes. Glucagon wird wie das Insulin in der Bauchspeicheldrüse gebildet. Es aktiviert die Glucosespeicher der Leber und regt die Glucose-Neubildung an. Insulin- und Glucagonausschüttung sind beim Nicht-Diabetiker also fein aufeinander abgestimmt. Bei Menschen mit Diabetes funktioniert dieses ausgeklügelte System jedoch nicht mehr, da die Bauchspeicheldrüse nicht oder nicht ausreichend Insulin herstellen kann. Die feine Regulierung des Blutzuckers ist dadurch nicht möglich oder stark eingeschränkt. Die Folge: Der Blutzucker fährt Achterbahn. Mal bewegt er sich in schwindelerregende Höhen, mal fällt er ins Bodenlose. Durch diese Über- oder Unterzuckerungen können dann Stoffwechselentgleisungen mit teilweise gefährlichen Folgen entstehen. 06 Vorbeugen ist besser als Handeln Damit es erst gar nicht zu den gefürchteten Stoffwechselentgleisungen kommt, sollten Sie immer gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt um eine gute Diabeteseinstellung bemüht sein. So können Sie Komplikationen am besten vermeiden. Eine Normalisierung des Blutzuckers innerhalb Ihres individuellen, vom Arzt ermittelten Toleranzbereiches ist dabei entscheidend. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine an Ihren Alltag und Ihre Lebensumstände angepasste Schulung sehr hilfreich und dient dazu, das tägliche Wohlbefinden zu erhalten und den Umgang mit dem Diabetes zu erleichtern. Regelmäßige Blutzuckerselbstkontrollen helfen Ihnen außerdem dabei, Ihren Stoffwechsel kennen zu lernen. So können Sie die gefürchteten Stoffwechselentgleisungen rechtzeitig erkennen und ihnen vorbeugen. Wenn nicht, holen Sie dies bitte nach. Denn nur wenn die Menschen in Ihrem Umfeld wissen, was Diabetes mellitus bedeutet, welche Medikamente notwendig sind und welche Risikosituationen auftreten können, ist schnelle Hilfe möglich. Scheuen Sie sich nicht, den Personen Ihres Vertrauens zu zeigen, wie Sie Ihren Blutzuckerwert messen. Haben Sie auch keine Hemmungen zu berichten, dass Sie unter dem Einfluss einer Unterzuckerung möglicherweise gereizt und aggressiv reagieren können. Ihre Angehörigen, Freunde und Kollegen sollten wissen, wer Ihr behandelnder Arzt ist. So kann dieser im Notfall schnell verständigt werden. Geben Sie Ihren möglichen Helfern auch Hinweise zu Erste-Hilfe-Maßnahmen. Zeigen Sie ihnen, wo Sie Ihre Not-KEs aufbewahren, wie Ihr Accu-Chek Blutzuckermessgerät funktioniert, wie man Insulin oder Glucagon spritzt. Gegenseitige Offenheit trägt dazu bei, dass Diabetiker und Nicht-Diabetiker verständnisvoll und helfend miteinander umgehen. Checkliste zur Vorbeugung Bitte berücksichtigen Sie in Ihrem Alltag besonders die folgenden Punkte: Arbeiten Sie eng mit Ihrem Arzt zusammen, um gemeinsam mit ihm eine gute Diabeteseinstellung zu erreichen. Kontrollieren Sie regelmäßig selbst Ihren Blutzucker. Unterrichten Sie Freunde, Verwandte und Kollegen von Ihrer Krankheit und erklären Sie ihnen die wichtigsten Verhaltensregeln für den diabetischen Notfall. Tragen Sie immer Ihren Accu-Chek Diabetiker-Ausweis bei sich, am besten bei Ihrem Personalausweis – dadurch haben auch fremde Personen, z.B. Rettungsdienstpersonal, gleich die wichtigsten Informationen zu Ihrer Krankheit parat. 07 2. Hyperglykämie 2. Hyperglykämie Trotz aller Maßnahmen zur Vorbeugung sollte man auf Stoffwechselentgleisungen immer bestens vorbereitet sein. So ist die Überzuckerung – auch Hyperglykämie genannt – eine Risikosituation, die bis zum diabetischen Koma oder zur Ketoazidose führen kann. Die Gefahr, die davon ausgeht, sollte nicht unterschätzt werden. Wenn man jedoch die Warnzeichen einer Hyperglykämie kennt und auf seinen Körper achtet, lässt sie sich auch gut in den Griff bekommen. Wir beschreiben die genauen Symptome und geben Ihnen Tipps zur Vorbeugung. 09 2. Hyperglykämie Der Blutzucker im Höhenrausch Ein relativer oder absoluter Insulinmangel im Blut bringt den Stoffwechsel ins Schleudern. Die steigenden Blutzuckerwerte bewirken eine Überzuckerung, auch Hyperglykämie genannt. Übersteigt der Blutzucker die Nierenschwelle, kommt es häufig im wahrsten Sinne des Wortes zur Harnflut. Ein Flüssigkeitsverlust von mehreren Litern pro Tag ist möglich, gefolgt von einem schier unlöschbaren Durst. Während die beiden Symptome „starker Harndrang“ und „großer Durst“ bei jüngeren Betroffenen sehr häufig auftreten, sind sie bei den älteren, vornehmlich Typ-2-Diabetikern, nicht immer anzutreffen. Dadurch steigt in der letztgenannten Gruppe die Gefahr, den Insulinmangel nicht rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Diabetisches Koma und Ketoazidose 10 Durch den Wasserverlust gehen die wichtigen Mineralstoffe Kalium und Magnesium verloren. Wadenkrämpfe und Muskelschmerzen treten auf. Noch gravierender ist aber: Durch den Wasserverlust trocknet der ganze Körper nach und nach aus. Müdigkeit und Abgeschlagenheit machen sich breit. Das kann sich bis in das Stadium der tiefen Bewußtlosigkeit des diabetischen (hyperosmolaren) Komas steigern. Vor allem Typ-1-Diabetikern droht durch hohe Blutzuckerwerte noch eine weitere Gefahr. Bei absolutem Insulinmangel werden Fettreserven abgebaut, um daraus Energie zu gewinnen. Dabei entstehen drei Stoffe, die als „Ketonkörper“ bezeichnet werden: Azeton, Hydroxybuttersäure und Azetoacetat. Die Ketonkörper können nur langsam abgebaut werden. Azeton verlässt den Körper auch über die Atemluft. Der Atem riecht auffällig nach frischem Obst. Außerdem ist die Atmung sehr tief und beschleunigt. Fachleute bezeichnen das als „Kussmaulsche Atmung“. Auch über den Urin wird ein Teil des Azetons ausgeschieden. Diese so genannte „Ketonurie“ kann mit einem Urinteststreifen gemessen werden. Die Ketonkörper führen auch zu einer Übersäuerung (Azidose) des Blutes, deshalb spricht man auch von einer „Ketoazidose“. Der Säuregrad (pH-Wert) im Blut sinkt. Dem Betroffenen wird übel, er bekommt Bauchschmerzen und muss eventuell erbrechen. Nicht selten werden diese Symptome des Magen-DarmTraktes als Magenverstimmung oder Viruserkrankung abgetan. Da in dieser Situation Hunger und Appetit nicht besonders groß sind, reduzieren viele Diabetiker daraufhin ihre Insulinzufuhr. Dadurch verschlimmert sich die bereits kritische Stoffwechsellage zusätzlich. Eine lebensbedrohende Situation – das ketoazidotische Koma – stellt sich ein. Bitte beachten Sie: Die Nierenschwelle für Glucose ist mit einem „Staudamm“ vergleichbar. Ist der Blutzuckerspiegel normal, also ca. 100 mg/dl (5,55 mmol/l), hält die Nierenschwelle den gesamten Zucker im Blut zurück. Im Urin ist kein Zucker nachweisbar. Selbst wenn der Blutzuckerwert auf ca. 160 mg/dl (8,88 mmol/l) ansteigt, ist meistens noch kein Zucker im Urin zu finden. Übersteigt der Blutzuckerwert aber die Nierenschwelle, wird Zucker mit dem Urin ausgeschieden. Bei den meisten Menschen liegt die Nierenschwelle bei ca. 180 mg/dl (9,9 mmol/l). Dieser Wert kann aber je nach Veranlagung leicht variieren. Ketonkörper im Urin lassen sich ganz einfach mit Teststreifen aus der Apotheke nachweisen. Dazu wird ein Teststreifen kurz in den Harnstrahl oder in ein Gefäß mit aufgefangenem Urin getaucht, so dass das Testfeld ausreichend benetzt wird. Überschüssiger Harn sollte abgestreift oder abgeschüttelt werden. Nach einer Minute verfärbt sich der Teststreifen und kann mit der Skala der Teststreifenröhre verglichen werden. 11 2. Hyperglykämie Schnelle Hilfe bei erhöhtem Blutzucker So kommen die Blutzuckerwerte wieder in den grünen Bereich: Der Grund für hohe Blutzuckerwerte Die Ursache für Stoffwechselentgleisungen wird oft in falscher Ernährung gesucht. Die Essgewohnheiten sind aber nur ein Grund, warum Blutzuckerwerte in beängstigende Höhen steigen. Spritzfehler spielen hier auch eine Rolle. Wenn insulinpflichtige Diabetiker zu wenig Insulin spritzen, es einmal vergessen oder ein Defekt am Insulin-Pen vorliegt, kann der Blutzuckerwert nach oben schnellen. Aber auch bei jeder Erkrankung, insbesondere mit Fieber, steigt der Blutzucker an. Dieser Blutzuckeranstieg wird durch die Stresshormone (z.B. Adrenalin, Noradrenalin oder Cortison) verursacht. Das Gleiche geschieht auch bei Durchfallerkrankungen, grippalen Infekten, im Rahmen einer Operation oder durch verschiedene Medikamente. Auch starke Gefühlsregungen, wie Trauer, können einen Blutzuckeranstieg bewirken. Jede Form von Stress treibt den Blutzucker in die Höhe, da die Stresshormone Gegenspieler des Insulins sind. 12 1. Viel Wasser trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Selbst bei Übelkeit und Erbrechen sollten Sie schluckweise Flüssigkeit aufnehmen. Bei unstillbarem Erbrechen über einige Stunden hinweg ist eine Infusionsbehandlung im Krankenhaus notwendig. 2. Normalinsulin spritzen, um die Blutzuckerwerte abzusenken. 3. In regelmäßigen Zeitabständen den Blutzuckerwert und die Azetonausscheidung im Urin überprüfen. Bei weiterhin erhöhten Werten wieder Normalinsulin spritzen. Es gibt verschiedene Schemata, wie viel und in welchem zeitlichen Abstand Normalinsulin gespritzt werden sollte. Darum ist es wichtig, dass gefährdete Diabetiker mit dem Diabetologen ihr persönliches Ketoazidose-Schema besprechen. Vorsicht! Einige Betroffene glauben, dass sie während einer ketoazidotischen Stoffwechsellage die Blutzuckerwerte mit Hilfe von körperlicher Aktivität absenken können. Der Zucker muss jedoch mit Hilfe von Insulin in die Zellen aufgenommen werden, und Insulin fehlt in dieser Situation. Bewegung während einer ketoazidotischen Stoffwechsellage ist also völlig fehl am Platz. Accu-Chek Tipp: Am besten ist es, im Falle einer Stoffwechselentgleisung den betreuenden Arzt zu kontaktieren, denn es handelt sich immer um eine ernst zu nehmende Situation. Wirksames Handeln im Vorfeld Jeder Diabetiker sollte auf brenzlige Hyperglykämie-Situationen vorbereitet sein. 1. Messen Sie regelmäßig Ihren Blutzucker, besonders wenn Sie sich in Bezug auf Ihren Stoffwechsel unsicher fühlen. 3. Einen Defekt der Injektionshilfe erkennen Sie, indem Sie ein oder zwei Einheiten Insulin vor der eigentlichen Injektion in die Luft spritzen. 4. Accu-Chek Blutzuckerteststreifen und Urinteststreifen für Azeton genau wie die Flasche Normalinsulin so lagern, dass sie jederzeit greifbar sind. 5. Bedenken Sie, dass Sie bei einer schweren Diabetes-Entgleisung schläfrig oder gar bewusstlos werden können und deshalb womöglich die notwendige Insulinzufuhr nicht durchführen können. 6. Bitten Sie im Krankheitsfall Angehörige und Freunde um Hilfe, damit Ihre Versorgung sichergestellt ist. 7. Spielen Sie Ihr persönliches KetoazidoseSchema gedanklich immer wieder durch. So sind Sie für den Ernstfall gewappnet. 2. Denken Sie bei Erkrankungen mit und ohne Fieber immer an einen möglicherweise steigenden Insulinbedarf. 13 3. Hypoglykämie 3. Hypoglykämie Die Unterzuckerung – auch Hypoglykämie genannt – birgt ebenfalls erhebliche Risiken für Menschen mit Diabetes. Diese Situation kann durchaus lebensbedrohlich werden, wenn eine Unterzuckerung bis zur Bewusstlosigkeit führt. Auch hier gilt es, möglichst gut vorbereitet zu sein, die Symptome der Hypogklykämie zu erkennen, um bei ersten Anzeichen schnell reagieren zu können. Da die Warnzeichen häufig unterschiedlich sind, sollten Sie sich mit den verschiedenen Möglichkeiten, die wir Ihnen aufzeigen, so gut es geht vertraut machen. 15 3. Hypoglykämie Der Blutzucker auf Talfahrt Fällt der Blutzuckerwert rasant auf Werte unter 50 mg/dl (2,78 mmol/l), ist Vorsicht geboten. Denn den Körperzellen fehlt nun der wichtigste Brennstoff: der Traubenzucker (Glucose). Man bezeichnet diesen Zustand als Unterzuckerung, Hypoglykämie oder – umgangssprachlich – als „Hypo“. Frühwarnsymptome, die eine herannahende Unterzuckerung anzeigen, gibt es viele. Doch äußern sich diese Warnzeichen häufig völlig unterschiedlich. Außerdem hängen die Unterzuckerungsanzeichen nicht nur von der Höhe des Blutzuckerspiegels ab. Manche Betroffene fühlen sich schon bei Werten um 70 bis 100 mg/dl (3,89 bis 5,55 mmol/l) unterzuckert. Dies liegt oftmals daran, dass der Blutzuckerwert bereits längere Zeit erhöht war und sich der Körper an diese hohen Blutzuckerwerte gewöhnt hatte. Stress- und gehirnbedingte Anzeichen für eine Unterzuckerung • Stressbedingte Anzeichen (adrenerge Symptome) sind Schwitzen, Zittern, Herzjagen, Blutdruckanstieg, Blässe und weiche Knie. Zu diesen Anzeichen kommt es dann, wenn der Körper als Reaktion auf einen Blutzuckerabfall das Stresshormon Adrenalin vermehrt ins Blut ausschüttet. 16 • Sinkt der Blutzuckerspiegel weiter ab, kommt es zu den gehirnbedingten Anzeichen (zerebrale Symptome). Der Mangel an Glucose im Gehirn bewirkt Heißhunger, Seh-, Denk- und Sprachstörungen, Konzentrationsschwäche, Bewegungsstörungen oder ein pelziges Gefühl um die Lippen. Doch auch Bewusstseinstrübungen und Verwirrtheitszustände treten häufig auf. Gleichzeitig verändert sich zumeist die Stimmungs- und Gefühlslage drastisch – Aggressivität, Angstgefühle oder Depressionen können auftreten. Die leichte Unterzuckerung Die schwere Unterzuckerung Die leichte Unterzuckerung kann sich durch folgende Symptome bemerkbar machen: Schweißausbruch, Heißhunger, Herzklopfen, Kribbeln an den Lippen, leichte Konzentrationsschwäche. Auch „weiche Knie“ als Zeichen einer Muskelschwäche sowie Stimmungsschwankungen sind hierfür recht typisch. Allerdings müssen nicht alle Anzeichen gleichzeitig auftreten, es stehen auch bei jedem Einzelnen unterschiedliche Symptome im Vordergrund. Diese schwere Stoffwechselentgleisung ist von Bewusstlosigkeit und eventuellen Krampfanfällen gekennzeichnet. Es treten schlaganfallähnliche Symptome auf. Jetzt brauchen Sie unbedingt fremde Hilfe, um den Stoffwechsel wieder in den Griff zu bekommen. Unterzuckerungssymptome sind äußerst vielfältig. Jeder Diabetiker muss daher lernen, seine ganz persönlichen Warnzeichen einer Hypoglykämie zu erkennen. Die mittelschwere Unterzuckerung Doch Vorsicht: Diese Frühwarnzeichen bleiben nicht unbedingt ein Leben lang gleich. War jahrelang die pelzige Zunge das untrügliche Anzeichen einer drohenden Unterzuckerung, kann es auf einmal die plötzlich auftretende Konzentrationsschwäche sein. Das Hormon Adrenalin versetzt den Körper in die Lage, auf Stress, Aufregung oder Gefahr schnell zu reagieren. Blutdruck und Puls steigen, und mit Unterstützung des Glucagons wird zusätzliche Energie freigesetzt. Der Blutzuckerspiegel steigt wieder. Sinkt der Blutzucker weiter ab, kommen weitere Symptome hinzu: Zittern und Sehstörungen. Außerdem fallen gezieltes Denken und Handeln zunehmend schwerer, Orientierungsschwierigkeiten treten auf. Gesundheitsschäden durch Unterzuckerung Unangenehm, bedrohlich und beängstigend – so empfinden Diabetiker eine schwere Unterzuckerung. Schädlich bis lebensgefährlich – so beurteilen Ärzte diesen Zustand. Denn wird eine schwere Hypoglykämie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann sie zu einem Krampfanfall und zur Bewusstlosigkeit führen. Bei lang andauernder Hypoglykämie sind Hirnschäden die mögliche Folge. Doch das ist es nicht allein: Es besteht eine – wenn auch geringe – Gefahr, nicht mehr aus der Bewusstlosigkeit zu erwachen oder daran zu sterben. Vor allem die Erstickungsgefahr ist bei Bewusstlosen groß. Ein weiteres Risiko: Im Zustand der Unterzuckerung kommt es leicht zu Unfällen, die den Betroffenen – und andere – gefährden. Selbst leichte Unterzuckerungen sind nicht zu unterschätzen; sie verursachen zwar keine körperlichen Schäden, beeinträchtigen aber das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit. 17 3. Hypoglykämie Unterzuckerungen frühzeitig erkennen • Fehler bei der Berechnung der für die gespritzte Insulinmenge notwendigen Kohlenhydrate • Essverhaltensstörungen (z.B. Magersucht oder Bulimie) 3. Zu viel Bewegung/Sport • Durch körperliche Bewegung sinkt der Insulinbedarf. Darum bereits vor der Aktivität, aber auch noch nachher, die Insulindosierung vermindern. 4. Zu viel Alkohol • Schwere Hypoglykämien sind oft die Folge eines zu hohen Alkoholkonsums. Bis zu 30 Stunden nach dem Alkoholgenuss können noch Hypoglykämien auftreten. Denn Alkohol blockiert die Zucker- neubildung in der Leber. Fünf Ursachen für Unterzuckerung 1. • • • • • 2. Zu viel Insulin bzw. zu viel Sulfonylharnstofftabletten genommen zu frühes Korrigieren hoher Blutzuckerwerte nach dem Essen mit einem zusätzlichen Bolus Insulin versehentliches doppeltes Spritzen von Insulin U100 Insulin verwendet anstatt U 40 Insulin nachgespritzt, weil aus der Spritzstelle etwas zurücklief versehentlich eine zu hohe Dosiswahl bei der Injektionshilfe eingestellt Zu wenig gegessen • Mahlzeit wurde vergessen oder zu lange hinausgeschoben • zu wenig Kohlenhydrate aufgenommen • zu langer Spritz-Ess-Abstand 18 5. Eingeschränkte Nierentätigkeit • Durch eine beginnende Nierenschädigung kann es zu einer verlängerten Insulinbzw. Medikamentenwirkung kommen. Versuchen Sie bitte, die nachfolgenden Fragen möglichst ausführlich zu beantworten: • Können Sie Ihre körpereigenen Warnsignale beschreiben? • Treten bei Ihnen eindeutige Anzeichen auf, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine drohende Unterzuckerung hinweisen? • In welchen Situationen sind Sie besonders unterzuckerungsgefährdet? • Haben Sie sich schon einmal überlegt, wie Sie in einer Unterzuckerungssituation reagieren wollen? In einer kritischen Hypoglykämie-Situation ist man häufig nicht mehr in der Lage, überlegt zu handeln. Legen Sie sich deshalb für diesen Fall einen Plan zurecht und spielen Sie diesen in Gedanken immer wieder durch. Denn je besser dieses Verhaltensmuster einstudiert ist, desto eher reagieren Sie bei einer Hypoglykämie „vernünftig“. Wenn Sie alle Fragen beantworten können, haben Sie sich schon ausführlich mit einer möglichen Unterzuckerungssituation beschäftigt. Ansonsten beobachten Sie bitte genau, welche körperlichen Anzeichen bei niedrigen Blutzuckerwerten bei Ihnen auftreten: Beginnen Sie zum Beispiel zu schwitzen? An welcher Körperstelle schwitzen Sie in der Regel zuerst, wo am stärksten? Unterscheidet sich das Schwitzen in einer Unterzuckerung vom gewöhnlichen Schwitzen, wenn Sie z.B. Sport treiben? Unterzuckern Sie häufiger in bestimmten Situationen, z.B. bei der Gartenarbeit oder zu gewissen Tageszeiten? 19 3. Hypoglykämie Wie Sie schweren Hypoglykämien vorbeugen Die Zeitspanne von den ersten Anzeichen einer Hypoglykämie bis zu dem Punkt, an dem man sich nicht mehr selbst helfen kann, ist oft nur kurz. Die folgenden wichtigen Regeln helfen Ihnen dabei, einer Unterzuckerung wirksam vorzubeugen. • Halten Sie stets die zu Ihrer Behandlung vereinbarten Mahlzeiten und vor allem die abgesprochenen Kohlenhydratmengen ein. • Achten Sie auf den Spritz-Ess-Abstand. • Vermeiden Sie bei der intensivierten Therapie das Spritzen zu großer Zusatzmengen von Insulin. • Bei großen körperlichen Belastungen reduzieren Sie bitte frühzeitig Ihre Insulinmenge und halten Sie während der Aktivitäten reichlich zusätzliche Kohlenhydrate bereit. • Gibt es Gründe dafür, dass eine Hypoglykämie eintreten könnte (z. B. eine ausgelassene Mahlzeit), messen Sie bitte Ihren Blutzuckerwert häufiger. • Bei den ersten Anzeichen einer Hypoglykämie gilt: erst essen, dann messen! • Liegen Ihre Blutzuckerwerte immer recht niedrig, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Diabetesbehandlung. • Tragen Sie immer einen Notproviant, z.B. Traubenzucker oder ein zuckerhaltiges Getränk, bei sich. • Tragen Sie bitte immer und überall Ihren Diabetiker-Ausweis bei sich. Accu-Chek 20 Wenn Unterzuckerungen nicht wahrgenommen werden Kunden können einen Diabetiker-Ausweis beim Kunden Service Center bestellen. • Hatten Sie schon häufiger eine schwere Unterzuckerung, halten Sie bitte immer Ihr Glucagon-Notfallkit bereit. Informieren Sie auch Familienangehörige und Arbeitskollegen, wie Sie Ihnen im Notfall Glucagon spritzen können. Glucagon als Gegenspieler des Insulins sorgt für eine schnelle Freisetzung der Zuckerreserven aus der Leber. Unter die Haut oder in den Muskel gespritzt, bewirkt es einen Blutzuckeranstieg von etwa 30 bis 40 mg/dl (1,67 bis 2,22 mmol/l) innerhalb weniger Minuten. Dadurch kommt ein bewusstloser Diabetiker wieder zu sich. Damit ist die Unterzuckerungsgefahr aber noch nicht gebannt. Nach dem Aufwachen aus der Bewußtlosigkeit muss der Diabetiker nochmals Traubenzucker zu sich nehmen (2 bis 3 schnell wirkende Broteinheiten), damit der Blutzucker nicht erneut absinkt. Glucagon hilft jedoch nicht bei einer alkoholbedingten Unterzuckerung, da in einem solchen Fall die Zuckerreserven der Leber vom Alkohol gesperrt sind und vom Glucagon nicht freigesetzt werden können. Bei einer durch Alkohol ausgelösten Hypoglykämie muss Glucose intravenös verabreicht werden. Bei einigen Diabetikern beobachtet man, dass sie eine drohende Unterzuckerung nicht mehr spüren, weil die Anzeichen sich ändern oder schwächer werden. Der Grund für diese Wahrnehmungsstörungen liegt wahrscheinlich in einem Gewöhnungseffekt. Das Risiko einer verminderten Hypoglykämie-Wahrnehmung steigt mit der Diabetesdauer. Treten häufiger Blutzuckerwerte unter 70 mg/dl (3,89 mmol/l) bei einem Patienten auf, bedeutet dies Stress für den Körper. Nach Einführung des Human-Insulins berichteten Diabetiker zunehmend über eine subjektiv verschlechterte Wahrnehmung einer Unterzuckerung. Wissenschaftliche Untersuchungen konnten diesen Verdacht aber nicht bestätigen. Auch die intensivierte Insulintherapie verschlechtert die Wahrnehmung einer Hypoglykämie nicht. Im Gegenteil: Diese Therapieform verbessert die Stoffwechseleinstellung und vermeidet dadurch schwere Unterzuckerungen. Stresshormone wie z.B. Adrenalin werden ausgeschüttet. Um auf Dauer diesem Stress zu entgehen, schüttet der Körper nun in Unterzuckerungsreaktionen weniger Stresshormone aus oder sie wirken nicht mehr so stark. Auch merken Menschen mit Diabetes, die einen niedrig eingestellten Blutzucker haben, ihre Hypoglykämie-Anzeichen erst bei niedrigeren Blutzuckerwerten als andere. Je niedriger der HbA1c, desto niedriger kann die Wahrnehmungsschwelle für Unterzuckerungen sein. Der Übergang von Blutzuckerwerten, bei denen noch Hypoglykämie-Symptome wahrgenommen werden, zu einer Bewusstlosigkeit kann in dieser Gruppe von Menschen mit Diabetes sehr schnell gehen, sodass bei einem Blutzuckerabfall noch weniger Zeit bleibt, um Gegenmaßnahmen zu treffen. 21 4. Wie Accu-Chek Sie unterstützt 4. Wie Accu-Chek Sie unterstützt In Deutschland vertrauen die meisten Menschen mit Diabetes Accu-Chek. Entdecken Sie, wie die Accu-Chek Produkte Ihren Alltag vereinfachen können. Erfahren Sie alles über die unentgeltlichen Services für Ihr Leben mit Diabetes: kompetente Zeitschriften und Internetseiten, Ratgeber, Veranstaltungen sowie das Accu-Chek Kunden Service Center und vieles mehr. Persönlich für Sie, persönlich von uns – dem führenden Anbieter für Blutzuckermessung und Insulinpumpen. 23 4. Wie Accu-Chek Sie unterstützt ervices: Accu-Chek S Exklusiv für n unde Accu-Chek K Gemeinsam durchs Leben – Accu-Chek Services Service ist bei Accu-Chek ein wichtiger Baustein, um Sie in Ihrem Alltag mit Diabetes zu unterstützen. Nutzen Sie die vielfältigen Serviceangebote! Accu-Chek Dialog – das Magazin für Menschen mit Diabetes Die Kundenzeitschrift von Accu-Chek informiert Sie auf 28 Seiten partnerschaftlich über alles, was zum Leben mit Diabetes gehört. Dreimal im Jahr kommt Accu-Chek Dialog gratis zu Ihnen nach Hause. Aus erster Hand erfahren Sie alles über Produktinnovationen und die neuesten Therapiemöglichkeiten. Sie erhalten Tipps rund um Fitness und Wellness, lesen Hintergrundberichte und Experteninterviews, bekommen Anregungen für ausgewogene Ernährung und vieles mehr. Accu-Chek Diabetes Live – das Forum für die Insulinpumpen-Therapie Auf 28 Seiten erhalten Sie 3-mal jährlich aktuelle Informationen rund um das Thema Insulinpumpen-Therapie. 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