Freie Moduln mit unterschiedlich langen Basen I. Polynomringe in einer, mehreren und unendlich vielen Variablen Definition 1 Sei K ein Körper (oder kommutativer Ring mit 1), sei x eine Unbekannte. Ein Polynom p mit endlich vielen Koeffizienten ai ∈ K ist ein formaler Ausdruck der Form p(x) = a0 + a1 t + a2 t2 + ... + an tn Der Grad eines Polynoms ist der höchste Exponent n, für den der zugehörige Koeffizient ungleich Null ist. Die Menge aller Polynome nennen wir Polynomring K[x]. (K[x],+,·) ist ein kommutativer Ring mit 1, aber kein Körper. Mit Skalarmultiplikation ist K[x] ein K-Modul. Jedes Polynom bestimmt genau eine Polynomfunktion, aber verschiedene Polynome können dieselbe Funktion beschreiben. Definition 2 Polynomring in mehreren Variablen, rekursive Definition: K[x1 , ..., xn ] := K[x1 , ..., xn−1 ][xn ] Die Elemente sind P also Polynome in xn mit Koeffizienten aus K[x1 , ..., xn−1 ] mit der eindeutigen Darstellung: p = (i1 ,...,in )∈Nn a(i1 ,...,in ) x1i1 ...xnin Der Grad eines Polynoms ist der maximale Totalgrad (i1 + ... + in ) mit a(i1 ,...,in ) 6= 0 Definition 3 Polynomring in unendlich vielen Variablen. Sei I beliebige nichtleere Indexmenge mit |I| = ∞. Dann beschreibt K[(ti )i∈I ] Polynome in unendlich vielen Variablen von der Form: p= P i1 ,...,in ∈I m1 ,...,mn ∈N mn m1 1 ,...,mn am i1 ,...,in xi1 ...xin II. Dimension eines Vektorraums mit endlicher Basis, Wohldefiniertheit Austauschlemma Sei V ein K-VR mit endlicher Basis B = (v1 , ..., vr ) und w = λ1 x1 + ... + λr xr ∈ V für 1 ≤ k ≤ r und λk 6= 0 ist B 0 := (v1 , ..., vk−1 , w, vk+1 , ..., vr ) wieder eine Basis von V. Beweisskizze: Darstellung eines Basiselements aus B durch Elemente aus B 0 . Mit Elementen aus B 0 existiert keine nichttriviale Darstellung der 0. Austauschsatz Sei V ein K-VR, B = (v1 , ..., vr ) Basis und (w1 , ..., wn ) ein linear unabhängiges System. Dann folgt n ≤ r, und ∃i1 , ..., in ∈ {1, ..., r} derart, dass man nach Austauschen vi1 w1 , ..., vin wn wieder eine Basis von V erhält. Mit Umnumerierung bedeutet das, dass B 0 := (w1 , ..., wn , vn+1 , ..., vr ) eine Basis von V ist. Beweisskizze: Induktion nach n, unter Anwendung des Austauchlemmas Korollar 1 Je zwei endliche Basen eines K-VR haben gleiche Länge. Definition 4 Für einen K-Vektorraum V definieren wir die Dimension von V über K r V hat Basis mit Länge r, dimK V := ∞ V hat keine endliche Basis. 1 III. Nicht je 2 Basen eines freien Moduls haben gleich viele Elemente Gegenbeispiel 1 Seien K ein Körper, R = EndK K[X] der Ring aller K-linearen Endomorphismen von K[X]. Wir betrachten R als R-Modul Basis aus einem Element: B1 = (IdK[x] ) Basis aus zwei Elementen: B2 = (f1 , f2 ), mit f1 (X i ) = X i/2 0 für i gerade, für i ungerade, f2 (X i ) = 0 X (i−1)/2 für i gerade, für i ungerade, Dann folgt, dass für alle a,b ∈ R, gilt (af1 + bf2 )(X i ) = a(X i/2 ) für i gerade, b(X (i−1)/2 ) für i ungerade, ⇒ f1 , f2 sind linear unabhängig Setze nun für ein g ∈ R die Koeffizienten a(X i ) = g(X 2i ) und b(X i ) = g(X 2i+1 ), wir erhalten eindeutige Darstellung für jedes g ∈ R bzgl B2 ⇒ B2 ist Basis von V. L L Es existiert also ein Isomorphismus R → R2 und es folgt somit R ' R2 = R R ' R2 R = R3 '... dann folgt induktiv Rn ' R für alle n≤1. Satz 2 Sei R ein kommutativer Ring ungleich dem Nullring. Sind (v1 , ..., vn ) und (w1 , ..., wm ) Basen eines R–Moduls M, so gilt n=m. IV.Modul und Untermodul: Aus Ranggleichheit folgt nicht Gleichheit Korollar 2 Ist U ⊂ V Untervektorraum eines endlich erzeugten VR, so ist auch U endlich erzeugt, es gilt dim(U ) ≤ dim(V ). Aus dim(U) = dim(V) folgt U=V. Beweis: Wäre U nicht endlich widerspräche dies dem Austauschsatz, also hat U eine endliche Basis mit dim(U)≤dim(V). Sei n=dim(U)=dim(V) und (u1 , ..., un ) Basis von U. Ist U6=V ⇒ ∃v ∈ V \ U Gegenbeispiel 2 Betrachte den Z-Modul Z und 2Z ⊂ Z als Untermodul. (1) ist eine Basis von Z, also rang(Z) = 1 (2) ist eine Basis von 2Z, also rang(2Z) = 1. Gegenbeispiel 3 Betrachte den Z-Modul Z × Z = Z2 und U:={(a,b) ∈ Z × Z|a+b ∈ 2Z} ⊂ Z2 als Untermodul. 1 ( 0 , 10 ) ist eine Basis von Z2 , also rang(Z2 ) = 2 1 wegen U = {m 11 +n −1 |m,n ∈ Z} gilt rang(U) = 2. [Literatur: Fischer: Lineare Algebra, Springer Spektrum; Jantzen, Schwermer: Algebra, Springer Spektrum.] Vortrag im Rahmen des Proseminars über Gegenbeispiele in Analysis und Linearer Algebra Dozenten: Reiner Lauterbach, Johannes Wächtler, und Ingo Runkel - Vortragender: Marco Kosbü - 28.April 2015 2