Seelisch gesund aufwachsenBedingungen, Herausforderungen und Chancen aus kinder- und jugendpsychiatrischer Sicht Fachtagung 02.12.2015: Der (vergessene?) Paragraf 14 im SGB VIII Cathrin Pelz, Fachärztin für Kinder und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie im Gesundheitsamt Oranienburg Entwicklungsanforderungen • Geburt/Frühe Kindheit- Bindung, Regulationsfähigkeiten • Schule- Sozialisation • Jugendalter- Identität/ Autonomie „Schwellensituationen“ und Vulnerabilität für seelischer Erkrankungen 02.12.15 2 Pubertät und Adoleszenz • Pubertät ist die Zeit der biologischen Veränderungen - mit zerebralen, neuro-vegetativen, hormonellen funktionellen Differenzierungen Menarche vor 100 bis 150 Jahren mit 16-17 Jahren heute 13 Jahre • Adoleszenz beginnt mit der Pubertät und ist eine Übergangsphase für die psychosoziale und kognitive Entwicklung zum Erwachsenenaltereine Zeit der Wandlung, Loslösung, Verselbständigung, Neuorientierung… 02.12.15 3 Frühe Adoleszenz (11-14 Jahre) • Abschied von der Kindheit • Bisherige Sicherheit geht verloren- Selbstwahrnehmung zugunsten der Fremdwahrnehmung vernachlässigt • Fremdheit mit sich selbst und anderen gegenüber • Schamgefühle • Grenzziehungen zwischen Öffentlichkeit und Intimität sind sehr wichtig 02.12.15 4 Mittlere Adoleszenz (15-17 Jahre) • Verunsicherung und Orientierungslosigkeit • Rückzug in Tagtraum; Größenphantasien, Abwertung realer Bezugspersonen • Erproben innerer und äußerer Eigenständigkeit • Suche nach neuem Selbstbild- Erwartungshaltungen, Außenwirkung • Ablösung von Eltern und Bezugspersonen 02.12.15 5 Späte Adoleszenz (18-21 Jahre) • Eigenständigkeit(Autonomie) und Getrenntheit wird zunehmend bewußt • Entidealisierung der Elternbilder • Überwindung der Elternbilder • Entwicklung eines realistischen Selbst mit positiver Selbstwertregulation 02.12.15 6 Veränderungen im Gehirn • Das Frontalhirn ist bei Pubertierenden offenbar eingeschränkt (Jay Giedd, National Institut of Health, Maryland, 2005) • Im Frontalhirn werden Denkleistungen wie Planung von Handlungen, Abwägen von Konsequenzen, setzen von Prioritäten und Unterdrückung von Impulsen gesteuert. • Es gibt einen Wachstumsschub zu Beginn der Pubertät im Gehirn, vor allem im Frontalhirn, mit Bildung neuer Kontaktstellen und neuer Verschaltungen, mit deren Hilfe es Informationen verarbeiten und speichern kann. • Anschließend wird der Informationsfluss optimiert bzw. wieder beschnitten: Verknüpfungen, die häufig beansprucht werden bleiben erhalten oder werden verstärkt, andere verkümmern oder verschwinden. 02.12.15 7 02.12.15 8 Veränderungen im Gehirn 02.12.15 9 Hormonelle Veränderungen 02.12.15 10 Komplexe bio-psychosoziale Regulationsmechanismen • Der Umbauprozess im Gehirn wird auch durch gesellschaftliche und kulturelle Einflüsse und praktische Lebenserfahrungen mit der Umwelt und in Beziehungen moduliert. • Individuelle Faktoren spielen eine Rolle: – – – – – Genetische Disposition Geschlecht Erfahrungen in der Kindheit Einfluss von Gleichaltrigen Familiäre und gesellschaftliche Strukturen Risikofaktoren für psychische Störungen: Imbalancen beim Zusammenwirken verschiedener Reorganisationsprozesse in Gehirn und Körper bei zunehmenden Anforderungen der Umwelt 02.12.15 11 Psychische Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz • Körperliche Veränderungen akzeptieren • Gute Beziehungen zu Gleichaltrigen halten bzw. aufbauen • Sexuelle Bedürfnisse in Beziehungen integrieren • Selbstvertrauen neu ordnen bzw. aufbauen • Eigene innere Wertesysteme modifizieren • Eine eigene soziale und berufliche Identität finden • Loslösung von den Eltern 02.12.15 12 Was erwartet die Jugendlichen in der Welt? 02.12.15 13 Was erwartet die Jugendlichen in der Welt? • Gesellschaftssystem, das durch Vielfalt geprägt ist – – – – – • Informationsvielfalt Medien Kulturelle Vielfalt Vielfalt der Wertemaßstäbe Mobilität Komplexität gesellschaftlicher Anforderung mit – – – – Hohen Ansprüchen an soziale Rollen (Job-, Rollen-, Ortswechsel) Beweglichkeit in verschiedenen Lebensbereichen Erfolgsorientierung, wo Leistung mit Effektivität und Qualität gefordert ist Verarmung an menschlichen Begegnungen und persönlicher Zuwendung Unsichere Zukunftschancen in Ländern mit ökonomischen Krisen und Jugendarbeitslosigkeit („Jugend ohne Zukunft“) 02.12.15 14 Wie kommen Jugendliche damit zurecht? • Ca. 80% der Jugendlichen kommen damit zurecht • Ein Drittel der Jugendlichen „schwimmen in der Welt wie ein Fisch im Wasser“ und können sich die globale Welt zunutze machen • 15-20% der Jugendlichen schaffen den Anschluss nicht wirklich • Das zeigt sich in: – – – 02.12.15 Probleme in Identitätsfindung und sozialer Rollenfindung („ ich kann nicht“ statt „ich darf nicht“ wie früher Verschiedene Formen von Risikoverhalten: Medien, Alkohol, Drogen werden im Sinne einer Ersatzwelt vermehrt konsumiert Hoffnungslosigkeit und Aussichtslosigkeit in der Erwachsenenwelt funktionieren zu können 15 Risikofaktoren für psychische Störungen in der Adoleszenz • Familiäre Risikofaktoren – – – – – – • Von der peer group abhängige Risikofaktoren – • Hartes Erziehungsverhalten mangelnde Kontrolle und Betreuung, geringes Interesse an Aktivitäten der Kinder Partnerschaftskonflikte Trennung und Scheidung der Eltern Psychische Erkrankung der Eltern Deliquenz der Eltern Anschluss an sozialgestörte oder deliquente Jugendliche Sozioökonomische und kulturelle Risikofaktoren – – – Armut Deprivierte Wohn- und Umgebungssituation (enge Wohnverhältnisse, Arbeitslosigkeit, soziale Isolation, „sozialer Brennpunkt“) Migration 02.12.15 16 Häufigkeit psychischer Symptome • Psychische Auffälligkeiten fanden sich bei 24,9 % der männlichen und 22,2 % der weiblichen Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren (Bella Studie) • In der KIGGs-Basiserhebung(2003-2006) waren 20% der Kinder und Jugendlichen psychisch auffällig • In der KIGGs Welle 1 gaben 20,2% der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3-17 Jahren Symptome an. • Es gibt keinen Anstieg psychischer Störungen in den letzten 10 Jahren • Gravierende psychische Störungen, welche dringend behandlungsbedürftig sind, werden bei 10% der Kinder und Jugendlichen angenommen 30.11.2015 17 Geschlechtsspezifisches Risikoverhalten • 2,9% der Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren zeigen Suizidversuche, 3,8% Suizidideen • Bei männlichen Jugendlichen: – Körperliche Angriffe – Körperliche Verletzungen – Tabakkonsum – Alkohol- und Drogenmißbrauch Ein-Jahres-Prävalenz bei männlichen Jugendlichen etwa 14% • Bei weiblichen Jugendlichen: – Sexuelle Übergriffe – Selbstverletzendes Verhalten/Ritzen Ein-Jahres-Prävalenz bei weiblichen Jugendlichen etwa 25% 02.12.15 18 Psychische Störungen im Jugendalter 02.12.15 19 Adoleszentenkrisen • • • • • • Autoritätskrisen Identitätskrisen Narzisstische Krisen Derealisationserscheinungen Depersonalisationserscheinungen Störung der Sexualentwicklung 02.12.15 20 Symptome einer Depression in der Adoleszenz • • • • • • • • Erniedrigtes Selbstvertrauen Antriebsminderung, „Langeweile“ Traurigkeit, Stimmungslabilität Apathie Anhedonie Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust Ein- und Durchschlafstörungen Psychosomatische Beschwerden 02.12.15 21 Angststörungen 19% aller Jugendlichen leiden an einer Angststörung, meist einer Phobie (Bremer Jugendstudie, Essau, Petermann, 1999 Besonders häufig sind: soziale Phobie generalisierte Angststörung Agoraphobie Soziale Phobien treten vor allem bei weiblichen Jugendlichen auf Das Risiko später an einer Depression zu erkranken ist um das 2-3 fache und das Risiko für Alkoholabhängigkeit um das 4-5 fache erhöht 02.12.15 22 Psychische Störungen Essstörungen • In der Bella Studie gaben 23% der 14-17 Jährigen ein gestörtes Essverhalten an. • Etwa 40% aller Neuerkrankungen an Magersucht finden in der frühen oder mittleren Adoleszenz statt. Suchterkrankungen • Rauchen deutlich rückläufig • Cannabiskonsumenten nach Gipfel um die Jahre 2004/2005 abnehmend, überwiegen männlicher Jugendlicher • Nichtstoffgebundene Süchte- Computerspiele, Glücksspiele, Web 2.0 Persönlichkeitsstörungen • Diagnose laut ICD-10 nicht vor dem 18.Lj, häufig Multimorbidität 02.12.15 23 ADHS- Symptomatik im Jugendalter • • Weniger Hypermotorik Impulsivität und verminderte Aufmerksamkeit im Vordergrund • Begleitsymptome: schlechte Schul- und Arbeitsleistungen, Emotionale Unreife, Aggressivität, Suchttendenz, Suizidalität, ungewollte Schwangerschaften, belastete soziale Beziehungen • Häufige Komorbiditäten: emotionale Störungen wie Ängste, Zwangsgedanken- und handlungen, Depressionen, Stimmungslabilität, Störungen des Sozialverhaltens mit Aggressivität oder Rückzugsverhalten 02.12.15 24 Störung des Sozialverhaltens • Vorwiegend bei männlichen Jugendlichen • Prävalenz im Jugendalter 5-10% • „Early starter“ – höheres Risiko für spätere Gewaltdelikte (33%) • „Late starter“ – viel geringeres Risiko (10%) • Beide Gruppen zeigen eine hohe Prävalenz von 20% bzgl. Alkoholismus 02.12.15 25 Early starter • • • pränatale Risikofaktoren hoch Individuelle kindliche Risikofaktoren hoch- komorbide Störungen Familiäre Risikofaktoren hoch Subtyp instrumentelle Aggression: • Defizite in der Emotionswahrnehmung- eigene und fremde, erscheinen herzlos/nüchtern • Defizite in der autonomen Reaktivität- Hyporeaktivität auf aversive Reize, endokrinologische Korrelate- Genetik? Subtyp impulsive Aggression • Häufig komorbide Angstsymptomatik • Defizite der Emotionsregulation • Molekularbiologische Korrelate- Serotoninmetabolismus, Genetik? 02.12.15 26 Early starter- Präventionsstrategien und therapeutische Behandlungsstrategien • Die Umwelt und die Erfahrungen eines Kindes können die molekularen Effekte der genetischen Vorraussetzungen modifizieren!! (Studie McGowan und Mitarbeiter 2009) • Deprivationsforschung- hormonelle und hirnfunktionelle Veränderungen bei deprivierten Kindern! Erste Studien zeigen, dass frühe präventive Maßnahmen bei Kindern mit externalen Verhaltensstörungen nicht nur effektiv sind im Hinblick auf eine Verhaltensverbesserung, sondern auch die Regulationsfähigkeit und Funktionalität biologischer Systeme positiv beeinflussen können! Umfassende Diagnostik ist unabdingbare Voraussetzung einer effektiven Behandlung: Individuelle, kindbezogene Risikofaktoren, psychosoziale Risikofaktoren bis Erziehungsfähigkeit der Eltern und Notwendigkeit stationärer Jugendhilfemaßnahmen, Erfassung von Schutzfaktoren und kindlicher Ressourcen, komorbide Störungen 02.12.15 27 Early starter - differenzierte Intervention Berücksichtigung von Subtypen und Persönlichkeitsfaktoren • Kinder mit herzlos- nüchtern imponierendem Verhalten zeigen ungünstigen Verlauf und in Metaanalysen wurde deren geringe Beeinflussbarkeit durch therapeutische Maßnahmen, Elterntrainings belegt(Frick und Dickens 2006) • Übliche therapeutische Programme setzen an der Reduktion aggressivimpulsiven Verhaltens an • Es fehlen Programme zur Verbesserung der emotionalen Ansprechbarkeit, der proaktiv-instrumentellen Aggression, Förderung der Empathie, Erfolg mit multimodaler Therapie- Kombination pädagogischer Maßnahmen, Psychotherapie, Eltern- und Schulberatung, auch Pharmakotherapie Evidenzbasiert ist die multisystemische Therapie von Scott und Henggeler(Rehberg, Fürstenau&Rehner 2011), MST-CAN schon für Kinder ab 6Jahren 02.12.15 28 Prävention- Förderung der seelischen Gesundheit §1 KJHG: Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit • Primärprävention bedeutet Einsatz früher InterventionenSchwangerschaft, Kleinkindzeit, Kindes- und Jugendalter • Förderung seelischer Gesundheit schließt Eltern und Kinder ein • Kindliche und elterliche Fähigkeiten und Bedürfnisse müssen bei der Konzeption präventiver Ansätze berücksichtigt werden • Prävention muss dem Entwicklungsaspekt Rechnung tragen, Schaffung entwicklungsphasenadäquater Angebote • Indizierte Ansätze sollten auf einer Risiko- und Ressourcenanalyse aufbauen • Prävention dient als multimodale und interdisziplinäre Aufgabe der Förderung des Individuums und des Allgemeinwohls 02.12.15 29 Universelle Programme • Optimierung von Erziehungskompetenz- zentrales Präventionsziel im Kindes und Jugendalter • Dabei sollen Erziehungs- und Beziehungskompetenz von Eltern gesteigert werden • Wichtige Voraussetzung ist die Erreichbarkeit und leichte Zugänglichkeit • Einige Programme zur präventiven Erziehungsförderung 02.12.15 30 Erziehung- Eltern unter Druck • • • • 2/3 aller Eltern finden Erziehungsarbeit als anstrengend 1/3 fühlt sich dadurch täglich gestresst Wegbruch vieler Sicherheiten- allgemeingültige Werte Autoritär, antiautoritär, autoritativ- immer neue Strömungen in die eine oder andere Richtung Elterntraining • • • Ausgleich der Folgen körperlicher Risiken und psychosozialer Risiken Orientierung an Lebens- und Erfahrungswerten der Eltern Wie fühle ich mich in einer bestimmten Situation mit meinem Kind? Welche alten Muster tauchen auf, wenn ich gestresst bin, welche Glaubenssätze gebe ich unhinterfragt weiter? Erziehungspartnerschaften/ Freizeitangebote Präventive Ansätze anderer Akteure- Frühförderung, Peer education, Ausbilder, Trainer 02.12.15 31 Familien stärkenSystematic Training for Effektive Parenting • Vor 35 Jahren von amerikanischen Psychologen entwickelt • Seit 1998 in Deutschland angeboten • Basierend auf der Individualpsychologie Alfred Adlers. Die Gleichwertigkeit von Eltern und Kindern wird betont und deren grundlegendes Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Aufbau: Kurse für 6-12 Personen, altersgestaffelt über 10 Wochen je 2- 2,5 h, danach moderierte Elterntreffs Leitlinien: Veränderungen in der Familie beginnen bei den Eltern. Deren Verhalten und Einstellungen werden hinterfragt. Grenzen sind wichtig, aber altersgemäße Entscheidungsspielräume werden als wichtig angesehen. Ermutigen und nicht andauernd loben, da Lob Leistungsdruck erzeugt 02.12.15 32 Familien stärkenTriple P 1999 in Deutschland eingeführt in Australien für verhaltensauffällige Kinder entwickelt Heute: Als Präventionsprogramm für Kinder ab 2 Jahre bis Jugendliche Angebote: Broschüren, Vorträge, Kurzberatung, Gruppen- u. Einzeltraining Gezielte Verhaltensmodifikation mittels positiver Konditionierung, ignorieren und sofortiges, gestuftes Eingehen auf unerwünschtes Verhalten Vorherige, klare Regelfestlegung bis zu logischen Konsequenzen- stiller Stuhl und Auszeit Voraussetzung: stabile Beziehung zum Kind, Nähe und Zuwendung 02.12.15 33 Familien stärkenSESK Starke Eltern-Starke Kinder • Grundlagen kommen vom finnischen Kinderschutzbund • In den 1980er Jahren vom Aachener und Deutschen Kinderschutzbund adaptiert • Kindliches Verhalten wird als systemisch und damit abhängig von den Beziehungen in der Familie gesehen Aufbau: Kurse für 10-16 Personen, 10-12 Wochen je 2-3h, Theorie wechselt ab mit Selbsterfahrung und Übungen, es gibt Wochenaufgaben Leitlinien: Eltern dienen als Vorbilder, der Sinn von Regeln und Grenzen wird den Kindern erklärt. Mögliche Konsequenzen werden gemeinsam vereinbart. 02.12.15 34 Ganz nah dranUnterstützungsangebote vor Ort Programm Aufbau Ziele FuN- Familien und Nachbarschaft Bis zu 8 Familien treffen sich wö 8-mal für 3 Stunden danach monatlich Eltern und Kinder nehmen gemeinsam teil. Eltern werden ermutigt neue Erziehungshaltungen auszuprobieren Hippy- Home Instruction for Parents of Preschool Youngsters Stadtteilgruppen von 12-15 Familien mit 4 jährigen Kindern, die bis zur Einschulung betreut werden. Anleitung zu Spiel- und Lernaktivitäten Kinder (auch mit Migrationshintergrund) werden auf die Schule vorbereitet. Förderung von Sprache, kognitiver, sozialer uns emotionaler Entwicklung. Elternanleitung Familienhelferinnen kommen für 2 Jahre wö oder 14 tägig für 3045 min ins Haus, Müttertreffen Soll Familien erreichen, die andere Angebote der Familienbildung und Erziehungshilfe nicht in Anspruch nehmen 8-10 Eltern treffen sich 10 Wochen in Stadtteil Institution Unterstützung und Stärkung der Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung Hausbesuchsprogramm für Vorschulkinder, Israel 1969 Opstapje -Schritt für Schritt Spiel und Förderprogramm für Kleinkinder ab 18 Monaten, in den Niederlanden entwickelt TAFF- Training, Anleitung, Förderung von und für Familien für Eltern von Kindern jeden Alters 02.12.15 35 Präventionsansätze in spezifischen Risikosituationen Sehr junge oder psychisch kranke MütterInformation, Beratung und Training der Mütter ( Ziegenhain et. Al 1999, 2003, 2004) Unterstützung bei der Inanspruchnahme koordinierter Hilfen( Fegert& Ziegenhain 2003) Ziel: Mütter müssen zumindest Basisbedürfnisse ihrer Kinder befriedigen können, ansonsten bedarf es Ergänzung oder Supplementation von Erziehungskapazität Primärprävention von Kindesvernachlässigung – System der Homevisitors führt zu einer besseren Eltern-Kind-Beziehung und geringerer Inzidenz körperlicher Kindesmißhandlung( 4%vs.19% Daro&Gelles 1992) Sekundärpräventiv ist die Anbindung an einen Sozialdienst in der Lage das Mißhandlungsrisiko um 33% zu reduzieren 02.12.15 36 Selektive Programme • • • • Vorbeugung erwarteter kindlicher negativer Entwicklungsverläufe in Risikofamilien (Früh)Erkennung von Hochrisikogruppen ist die Voraussetzung für selektive und indizierte Ansätze der Prävention Gefahr ist die mögliche Stigmatisierung dieser Gruppen Häufiges Problem ist die Erreichbarkeit der identifizierten Hochrisikogruppe • Viele Kinder, die früh Vernachlässigungs-, Mißhandlungs- oder Mißbrauchserfahrung oder andere Erzeihungsdefiziteberleiden mussten, werden zu ihrem Schutz in Institutionen untergebracht, • Heimkinder und Pflegekinder sind somit per Definitionem HOCHRISIKOGRUPPEN, in Einrichtungen und Angeboten der Jugendhilfe befinden sich Hochrisikopopulationen – Prävention? 02.12.15 37 Selektive Programme Safe -Sichere Ausbildung für Eltern Karl-Heinz Brisch Gruppenprogramm prä- und postnatal Unterstützung des Aufbaus einer frühen Bindungsbeziehung Ziele: Sicherheit für die Eltern Sicherheit für das Kind Förderung einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kind Ablauf: 4 Wochenenden vor der Geburt ab 20. Ssw und 6 Wochenenden nach der Geburt 1.Mo 2.Mo 3.Mo 6.Mo 9.Mo 12.Mo 02.12.15 38 Selektive Programme • • • Präventive Angebote für Paare in Konfliktsituationen Interventionsprogramme für Eltern Schulbasierte Interventionen z.B. „Fit und stark fürs Leben“ Grundschule Ziel: Verbesserung der Selbstwahrnehmung des Einfühlungsvermögens des Körperbewußtseins Steigerung gesundheitsrelevanten Wissens 02.12.15 39 Indizierte Programme zur Reduktion von aggressivem und expansivem Problemverhalten • • Faustlos- Frühintervention in Schulklassen von Czierpka Präventionsprogramm für expansives Problemverhalten PEP Kombination von psychosozialen Interventionen und individuellen kindzentrierten Maßnahmen zu wenig beforscht in Deutschland • • Frühintervention bei erstauffälligem Drogenkonsum FreDsystemübergreifende Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz Kinder suchtkranker Eltern – Hochrisikoadressatengruppe! „Trampolin“ in Brandenburg 02.12.15 40 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 02.12.15 41