„Mingalabar – River Doctors“ 17.03. – 23.03.2016 Die Anreise Nach der Vorbesprechung mit Frau Dr. Hofmann und der Übergabe durch Andreas Radis, ging ein großer Traum für uns in Erfüllung. Wir durften am 17. März zunächst von München nach Bangkok und von dort mit kleiner Verspätung nach Yangon fliegen und ein Teil der River Doctors werden. In unseren Rucksäcken befanden sich, neben unseren persönlichen Reiseutensilien, 10kg Vitamintabletten und Geschenke für die Crew. Darauf wurde auch der Zoll aufmerksam, worauf wir höflich gebeten wurden unser Gepäck offen zu legen. Zuerst dachten sie, wir würden die Medikamente in Myanmar verkaufen wollen. Nach einigen Minuten Unterhaltung mit Händen und Füßen konnten wir jedoch alles erklären und der Zollbeamte ließ uns einreisen. Endlich angekommen, wurden wir von vorherrschenden 40 Grad und vielen netten Menschen begrüßt. Mit dem Taxi ging es dann in die Innenstadt zu unserem Hotel. Die Fahrtstrecke ist nicht lang, doch wegen den überfüllten Straßen Yangons, dauerte es ewig. Nach einem kurzen Fußmarsch durch die Altstadt, vorbei an Pagoden und alten Kolonialgebäuden, trafen wir uns mit Moses, dem Organisator vor Ort. Bei einem gemeinsamen Abendessen in der 19. Straße, wo sich ein chinesisches Grillrestaurant an das nächste reiht, erklärte er uns nochmals den Ablauf der kommenden Tage. Am nächsten Morgen ging es um 8:00 Uhr mit dem Jeep los. Doch zunächst mussten wir noch einen kurzen Abstecher in die Kirche machen, um ein „paar“ Jungs zu ihrer Gitarrenstunde zu bringen. Man glaubt gar nicht, wie viele Menschen in einen Auto Platz haben. Nach einer vierstündigen Fahrt über eine mit Schlaglöchern bespickte Straße, wurden wir in Bogale vom Manager des Bootes Min Min begrüßt. Nach einem kleinen Mittagessen ging es weiter zum Hafen, wo das Beiboot des Schiffes bereits auf uns wartete. Nach einer weiteren Stunde Fahrt durch die herrliche grüne Landschaft erreichten wir dann endlich das Schiff. Das Schiff Angekommen auf dem Schiff, wurden wir herzlich von der gesamten Crew in Empfang genommen. Uns wurden alle Räume, einschließlich unseres privaten Bereichs gezeigt. Dieser befand sich an Deck. Es war ein überdachter und ansonsten offener Bereich mit zwei Betten, einem Tisch und zwei Bänken. Durch einen Duschvorhang vor den Schlafplätzen konnten wir uns ein wenig Privatsphäre schaffen. Das Dorf, in dem wir uns befanden, war recht klein, dementsprechend gab es nur wenige Patienten. Perfekt für unsere Einarbeitung. Heike wurden die Behandlungszimmer gezeigt, das EKG-Gerät erklärt, und schon kam der erste Patient. Marie unterstütze zur gleichen Zeit die Krankenschwestern bei der Patientenaufnahme. Sie notierte die Namen und erste Vitalzeichen der Patienten. Nach der Untersuchung wurde die Medikation und Diagnose in ein Patientenbuch übertragen. Ein gewöhnlicher Arbeitstag auf dem Schiff beginnt mit dem ersten Patienten und endet mit dem letzten – meistens ist das von 8:00 bis 18:00 Uhr. Doch auch vor oder nach dieser Zeit werden keine Patienten abgewiesen. Erst wenn sich die Crew zum abendlichen Gebet zusammensetzt, ist der Arbeitstag endgültig vorbei. Die meisten Crewmitglieder gehören dem Christentum an. So wird jeden Abend gemeinsam gesungen und gebetet. Für uns war dies zunächst etwas ungewöhnlich, dennoch haben wir es aber für sehr schön empfunden. Jeder einzelne strahlt dabei eine sehr große Zufriedenheit und Freude aus, was uns sehr begeistert hat. Am darauffolgenden Morgen machten wir die Leinen los und brachen nach Hlee Seit auf. Das Dorf liegt am nördlichsten Ende der Route, die das Schiff jeden Monat abfährt. Eigentlich sollte die Fahrt zum Dorf nur 45 Minuten in Anspruch nehmen. Aufgrund des niedrigen Wasserstands des Flusses Ayeyarwaddy setzten wir aber einige Male mit dem Boot auf und waren dann somit insgesamt fast vier Stunden unterwegs. Um der brennenden Mittagssonne zu entgehen, genossen wir kurzzeitig den durch Aircondition gekühlten Behandlungsraum von Dr. Chit Pe. Neben seinen Behandlungsraum befindet sich noch ein weiteres Arztzimmer, ein Raum für den Zahnarzt, sowie das Labor und ein OP auf dem Boot. Wegen der sehr hohen Temperatur verlassen die meisten Einheimischen ihre Häuser mittags nicht. So hatten wir ein bisschen Zeit uns das im Dorf befindliche Kloster anzusehen. Auf dem Rückweg wurden wir von einem Dorfbewohner zu einer Tasse Tee und zur Besichtigung seines Gemüsegartens eingeladen. Doch schon kurz darauf kam der große Andrang und wir mussten zurück an Bord. Das Leben im Delta Der Tag an Bord beginnt sehr früh. Bereits gegen 5 Uhr erwacht das Delta. Die ersten Motorboote fuhren mit einem ohrenbetäubenden scheppern vorbei. Der feuchte Nebel der Nacht brachte etwas Abkühlung vor dem nächsten heißen Tag. In den kleineren Dörfern gibt es nur wenige bis gar keine Einkaufsmöglichkeiten und die Kühlmöglichkeinen auf dem Boot sind sehr begrenzt. Da sich die Crew aus insgesamt 18 Menschen zusammensetzt (zwei Ärzte mit jeweils einer Assistentin, zwei Laborantinnen und zwei Krankenschwestern, der Manager, ein Kapitän und sein Assistent, eine Köchin, zwei Techniker und vier Schiffsjungen), muss sehr häufig eingekauft werden. Deshalb fuhren Manager Min Min, die Köchin, die beiden Kapitäne und wir mit dem Beiboot zum größten Dorf des Deltas auf einen lokalen Markt. Dort konnten wir alle Besorgungen erledigen. Da unser Boot durch andere Boote „eingeparkt“ war, konnten wir leider nicht mehr zum Ärzteschiff zurückkehren. Nur gut, dass die Burmesen sehr flexibel sind und uns kurzerhand Motorradtaxen organisierten. Wieder zurück auf dem Boot warteten bereits einige Patienten. An diesem Tag waren es insgesamt 65 Stück. An ihren Patientenheften kann man erkennen, dass sie nicht das erste Mal die River Doctors aufsuchten. Sie kommen mit Herzproblemen, Schmerzen, offenen Wunden, Diabetes, Kolitis, allgemeiner Schwäche, alten Knochenbrüchen und vielem mehr. Der jüngste Patient während unseres Aufenthalts war 2 ½ Jahre alt – hingegen war die älteste Patientin ungefähr 93 Jahre. Allerdings wusste diese Dame nicht mehr genau, wie alt sie wirklich ist. Viele Einwohner kommen auch speziell nur zum Zahnarzt auf das Boot. Leider blieb dem Arzt häufig keine andere Möglichkeit mehr als den Zahn zu ziehen. Manche kommen aber auch nur um einen Arzt zu sehen und einen kleinen Gesundheitscheck durchführen zu lassen, denn im Delta ist die allgemeine medizinische Versorgung sehr unzureichend. Es gibt ein paar Krankenschwestern, die sich aber hauptsächlich um Schwangere und Geburten kümmern. Das nächste größere Krankenhaus liegt in Bogale. Dort gibt es für die ganze Region, in der 80.000 Menschen leben, lediglich nur 120 Betten und 40 Angestellte. Abschied Das Verhältnis zur Crew wurde mit den Tagen immer persönlicher und freundschaftlicher. So verbrachten wir die wenigen Momente, in denen wir nicht arbeiten mussten, gemeinsam mit Sprachkursen und UNO. Am letzten Abend fanden sich dann fast alle Crew Mitglieder nach dem gemeinsamen Beten zu einer großen und letzten UNO Runde zusammen. Gegen 9:00 Uhr mussten wir dann das Schiff verlassen, nachdem wir dann unsere sieben Sachen beisammen hatten, die Gruppenfotos gemacht waren und noch ein paar Patienten versorgt wurden. Auch wenn wir nur fünf Tage Teil der Crew sein durften, haben wir sie doch sehr in unser Herz geschlossen.