Pressemitteilung

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Pressemitteilung
Wien, 22. Jänner 2016
Schultes: Alle gemeinsam die Klimawandel-Bremse ziehen
Klimawandel: Bauern treten mit geschlossenen CO2-Kreisläufen dagegen an
„Die Weltklimakonferenz in Paris hat klare Zeichen gesetzt: Wer die Klimakatastrophe
vermeiden will, muss die Welt der fossilen Rohstoffe Schritt um Schritt verlassen und
den Kohlenstoffkreislauf wieder schließen. Das gilt für alle und jeden. Unseren Bauern
kommt dabei eine ganz besondere Rolle zu. Sie ernähren die Bevölkerung, was in
Paris auch gesondert hervorgehoben worden ist, und wirtschaften dabei in kurzen
geschlossenen Kreisläufen mit der Sonne als Motor und einer immer besseren CO2Bilanz. Die Land- und Forstwirtschaft und mit ihr alle Menschen, die ihre Produkte zum
Leben brauchen, sind jedoch vom Klimawandel negativ betroffen. Deshalb treten die
Bauern aktiv dagegen an. Gute fachliche Praxis, hervorragendes Know-how und
optimale Effizienz in Pflanzenbau, Tierzucht und Forstwirtschaft können in enger
Zusammenarbeit mit Forschung und Landtechnik die Beschleunigung des
Klimawandels dämpfen. All diese Bemühungen werden aber nur dann Erfolg haben,
wenn auch die übrigen Bereiche, vom Verkehr und der Bauwirtschaft über die
Industrie bis hin zu den Haushalten von offenen auf geschlossene CO2-Kreisläufe
umstellen“, erklärte LK Österreich-Präsident Hermann S c h u l t e s im Rahmen der
„Klartext“-Klima-Veranstaltung in Wien.
CO2 reduzieren: Gemeinsame Aufgabe
Sowohl die Land- und Forstwirtschaft als auch die übrigen Bereiche können aktiv den
Klimawandel bekämpfen. Hier einige Beispiele:
Haushalt und Familie
Eine vierköpfige Familie (2 Erwachsene, 2 Kinder) kann durch einige Kurskorrekturen ihre
CO2-Emissionen um 75% reduzieren. Das beginnt bei der Urlaubsplanung, wie den Verzicht
auf Langstreckenflüge, statt dessen Erholung in der Region, geht über den teilweisen
Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel oder für Kurzstrecken aufs Fahrrad bzw. auf
die Bewältigung kurzer Wege zu Fuß bis hin zum Umstieg von Heizöl auf Brennholz,
Hackgut und Pellets. Der Einkauf regionaler Lebensmittel kann noch einen guten
zusätzlichen Beitrag leisten.
Tierproduktion
Eine Vielzahl von Studien belegt, dass die Emissionen je Produktionseinheit in Österreich
aufgrund einer nachhaltigen und effizienten Wirtschaftsweise im internationalen Vergleich
besonders gering sind. So verursacht ein österreichischer Landwirt 14 Kilogramm
Treibhausgas-Emissionen je Kilogramm Rindfleisch, der EU-Schnitt liegt bei 22 Kilogramm,
in Brasilien liegt der Wert bei 80 Kilogramm CO2. Auch in der Milchproduktion ist unsere
Landwirtschaft mit 1 Kilogramm CO2 je Liter Milch besonders emissionsarm. Der EUDurchschnitt liegt bei 1,5 Kilogramm CO2.
Ackerbau
Angestoßen durch das Umweltprogramm ÖPUL sind in Österreich in den letzten Jahren die
Humus-Gehalte der Böden deutlich gestiegen. Humus ist gleichzeitig ein Wasser- wie auch
ein Kohlenstoff-Speicher und dämpft so den Klimawandel. Bereits eine Steigerung des
Humusgehaltes um 0.015% pro Jahr pro Hektar Ackerfläche bewirkt die Speicherung von 1
Tonne CO2 pro Hektar und Jahr. Umgerechnet auf ganz Österreich speichert der zusätzlich
aufgebaute Humus den CO2-Ausstoß von 450.000 PKW, von denen jeder pro Jahr 15.000
Kilometer zurücklegt.
Forstwirtschaft
In den Wäldern sind Österreichs CO2-Emissionen eines Jahres 35 Mal gebunden.
48 Prozent der Fläche Österreichs sind Wald. Dort stehen rund 3,4 Milliarden Bäume. Im
Holz der Bäume und im Waldboden sind insgesamt 800 Millionen Tonnen Kohlenstoff
gespeichert. Das entspricht rund 3 Milliarden Tonnen gebundenem CO2. Pro
Sekunde entsteht ein Kubikmeter Holz, in dem 1 Tonne CO2 gebunden ist.
Ein sorgsam bewirtschafteter Wald ist also eines der wirksamsten Instrumente gegen den
Klimawandel: Die Bäume entziehen beim Wachstum der Atmosphäre den Kohlenstoff. Wird
Holz, also gebundenes CO2, in Wohn- und Wirtschaftsgebäuden oder in Möbeln und
anderen Einrichtungsgegenständen verwendet, so wird CO2 auf lange Zeit, wie in einem
zweiten Wald gespeichert. Werden in einem Haus 90 Kubikmeter Massivholz verbaut, fallen
vom Wald bis zur Baustelle mehr als 500 Kubikmeter Nebenprodukte an, aus denen Platten,
Papier, Zellstoff und Energie hergestellt werden. Mit den Nebenprodukten könnte dieses
Haus mehr als 70 Jahre beheizt werden.
Die vielfältige Verwendung von Holz hält eine mehrfache CO2-Menge im Kreislauf, als dies
bei einem sich selbst überlassener Wald der Fall wäre.
Wasser
Die Folgen des Klimawandels werden einzelne Regionen in ihrer Produktionskraft
beeinträchtigen, anderen neue Möglichkeiten bieten. Heftige Niederschlagsereignisse
brauchen darauf vorbereitete Böden und Arbeitsabläufe, die mithelfen, das Wasser im Boden
versickern zu lassen. Und von Dürre betroffene Regionen brauchen jetzt schon die Planung
und Umsetzung überregionaler Wasserversorgungsmaßnahmen.
Bodenschutz ist Klimaschutz
„Der Boden in der Hand der Bauern speichert Kohlenstoff. Daher muss mit dieser wertvollen
Ressource besonders achtsam umgegangen werden. Der jetzige Bodenverbrauch mit rund
20 Hektar pro Tag ist nicht nur im Hinblick auf die künftige Ernährung Österreichs, sondern
auch hinsichtlich des Klimaschutzes mehr als problematisch. Aktiver Bodenschutz ist
effektiver Klimaschutz“, verlangte Schultes, dem rasanten Bodenverbrauch durch
Versiegelung agrarischer Flächen endlich national und auf Länder-Ebene entgegenzuwirken.
Schutz für innovative Projekte
„Das billige Öl konterkariert alle unsere Bemühungen um erneuerbare Rohstoffe und
Energie. Jetzt brauchen wir für unsere innovativen Projekte den entsprechenden Schutz,
damit diese im Preiskrieg der Ölprinzen nicht verglühen“, verlangte Schultes und setzte fort:
„Eine effiziente, ressourcenschonende und wettbewerbsfähige Land- und Forstwirtschaft
wirkt dem Klimawandel aktiv entgegen. Sie hat ihre Hausaufgaben gemacht und in den
letzten zwei Jahrzehnten den Treibhausgas-Ausstoß deutlich gesenkt. Sie wird weiterhin
beste Nahrungsmittel und wertvolle klimafreundliche Energie zur Verfügung stellen. Wenn
nun Reduktionsverpflichtungen für einzelne Sektoren festgelegt werden sollen, muss diese
Sonderrolle der Landwirtschaft anerkannt werden. So ist die Viehwirtschaft in weiten Teilen
Österreichs die einzige Möglichkeit, Grünland sinnvoll zu nutzen und in Lebensmittel
umzuwandeln. Unsere Bäuerinnen und Bauern und ihre Produkte, die jeder Mensch täglich
braucht, dürfen daher nicht gefährdet werden. Für die Umsetzung der Pariser Ziele brauchen
wir in der Land- und Forstwirtschaft, aber auch für Österreich von unserer Bundesregierung
einen verbindlichen Arbeitsplan mit erreichbaren Zielen“, so Schultes abschließend.
Kontakt LK-Pressestelle: Dr. Josef Siffert, 01/53441-8521, e-mail: [email protected]
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