40-45 Gifttiere

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Stechen,
Ferien am Meer bieten vieles: Klassischen Badespass,
sportliche Freizeitgestaltung, intensive Naturerlebnisse
und besonders in den Tropen nicht wenige Gifttiere.
Text: Matthias Bergbauer
Fotos: Manuela Kirschner
W
ie ein Lauffeuer verbreitete
sich Anfang September die
Nachricht, dass der australische Tierfilmer Steve
Irwin durch den Stich eines Stachelrochens umkam. Bei Unterwasser-Dreharbeiten in flachem Wasser am Great
Barrier Reef an der australischen Ostküste traf ihn der Stachel direkt ins Herz.
Nur wer die Tiere kennt,
kann sich schützen
Obwohl eine Hysterie nicht angebracht
ist, sollten auch Touristen im Umgang
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mit giftigen Meersbewohnern vorsichtig sein, auch wenn ernsthafte Unfälle
von Urlaubern mit Meerestieren eher
selten sind. Schwimmer, Badegäste,
Surfer, Schnorchler, Taucher, Bootsfahrer,
Angler, Strandwanderer, sie alle haben
die Chance bei ihren Aktivitäten im
und am Wasser giftigen Meerestieren zu
begegnen.
Beruhigend zu wissen: Kontakte mit
giftigen Meerestieren sind oft nur
schmerzhaft und vergällen wertvolle Urlaubstage. Sie können jedoch auch
schwerste Folgen haben, sogar tödlich
enden. Viele Unfälle wären vermeidbar,
denn sie geschehen aus Unkenntnis der
Gefährlichkeit dieser Tiere.
An Land funktioniert unser inneres
Warnsystem gut: Spinnen, Skorpione,
Schlangen, Hornissen und andere Verdächtige stufen wir augenblicklich als
gefährlich ein. Bei Meerestieren hingegen
versagt unser Instinkt häufig.
Provokation führt zu Angriff
Giftige Meerestiere werden meist nicht
als solche erkannt. Sie sehen oft harmlos
aus, ohne Warnfarben oder andere Auffälligkeiten, die uns alarmieren würden.
Tiere NATUR
Dass trotz der Häufigkeit von marinen
Gifttieren relativ wenig passiert, hat einen
Grund: Keines dieser Tiere greift den
Menschen von sich aus an.
Meist liegt Selbstverschulden vor. Unbekannte Tiere werden provoziert durch
Fütterungsversuche, Streicheln und Spielen. Manchmal auch massiv bedrängt,
etwa um es in eine fotogene Stellung zu
bugsieren. Meist ist den Betroffenen nicht
bewusst, dass sie Tiere vor sich haben, die
Giftpfeile, Giftzangen, Giftzähne oder
Giftstachel besitzen, und manche Gifte
töten können. Die typischen Vergiftungsumstände machen das Vorbeugen leicht:
«Gefahr erkannt, Gefahr gebannt», gilt
für giftige Meerestiere in besonderem
Masse.
Einige der häufigsten Arten, auf die
der Tourist im Flachwasser stossen kann:
Steinfische:
Meister der Tarnung
Steinfische sind die giftigsten aller Fische
und Meister der Tarnung. Reglos liegen
sie zwischen Korallen, auf Geröll- oder
Sandboden und verschmelzen optisch mit
ihrer Umgebung. Stundenlang, nicht selten tagelang, hocken sie auf ein und der-
selben Stelle, ohne sich zu rühren. Bis ein
Fisch nahe genug vor ihr Maul schwimmt.
Dann reisst der Lauerräuber blitzschnell
sein Maul auf und saugt die ahnungslose
Beute ein. Ihre giftigen Flossenstacheln
setzen Steinfische nicht zum Beutefang
ein, sie dienen ausschliesslich der Feindabwehr. Völlig auf ihre perfekte Tarnung
und ihre hohe Giftigkeit vertrauend, kennen Steinfische weder Furcht noch Fluchtdistanz. Selbst bei Berührungen schrecken
sie nicht auf.
Steinfische liegen manchmal schon
im ufernahen Seichtwasser. Das macht
sie für Badende oder im Wasser Watende
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Foto: Seapics
Nesseln, Beissen
Foto: Okapia
gefährlich. Tritt man auf den Fisch,
schwimmt er nicht davon, sondern stellt
zur Verteidigung seine Rückenstacheln
auf. Die sind kräftig genug, um die Sohlen
üblicher Badelatschen zu durchdringen.
Dringt ein Stachel in das Gewebe eines
Opfers, wird Gift durch einen Kanal in
der Stachelspitze tief in die Wunde injiziert wie mit einer Spritze.
Die nächsten Verwandten der Steinfische sind die Teufelsfische, Skorpionsfische und Rotfeuerfische. Sie besitzen
ebenfalls giftige Flossenstrahlen, jedoch
kein so starkes Gift wie die Steinfische.
Aussehen: Steinfische sind klumpenförmige Fische, die schuppenlose Haut oft
bewachsen mit Grün- oder Rotalgen. Bestes
Erkennungsmerkmal ist die fast senkrecht
nach oben gerichtete Mundspalte.
Vorkommen: Indischer und Pazifischer Ozean, vom Flachwasser bis etwa
50 Meter Tiefe.
Giftwirkung: Das Gift verursacht einen dramatischen Blutdruckabfall und
Knigge für das Meer
• Nichts anfassen, was man nicht kennt.
nicht dicht über den Sandboden schwim-
• Tiere nicht bedrängen, nicht reizen,
men: Dort eingegrabene und daher kaum
nicht mit ihnen hantieren.
sichtbare Stachelrochen schrecken auf,
• Werden Quallen an das Ufer ge-
wenn man dicht über sie schwimmt.
schwemmt, nicht ins Wasser gehen.
• Beim Laufen über Ufergestein oder Riff-
• Auch an den Strand gespülte Quallen
dächern dicksohlige Schuhe tragen.
nicht anfassen, sie können noch längere
• Nächtliches Baden birgt zusätzliche Ge-
Zeit nesseln.
fahren: Quallen werden nicht gesehen
• Beim Waten im flachen Wasser auf alles
und Seeigel treten als nachtaktive Tiere
achten, was auf dem Grund liegt, und auf
vermehrt auf.
nichts treten, was ein Tier sein könnte.
• Bei Vergiftungen das Wasser sofort ver-
• Beim Schwimmen und Schnorcheln
lassen bzw. den Verletzten bergen.
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Kammerflimmern am Herzen. Eine Vergiftung ist extrem schmerzhaft. Es wurden Fälle beschrieben, die innerhalb
von Stunden zum Tode führten. Dennoch
sind Vergiftungen weniger gefährlich als
allgemein angenommen, eine hohe Todesrate gibt es nicht.
Erste Hilfe: Umgehend Arzt aufsuchen.
Behandlung: Für Steinfisch-Vergiftungen wird in Australien ein Antiserum
produziert, das woanders jedoch kaum
verfügbar ist. Sein Einsatz ist jedoch
meist nicht nötig, die Behandlung richtet
sich nach den auftretenden Symptomen.
Kegelschnecken:
schön und gefährlich
Harpunetti-Kegelschnecken haben ein
sehr schönes Gehäuse, das Badende dazu
verleitet, es aufzuheben. So fängt das Unglück an. Alle Kegelschnecken sind agile
und geschickte Räuber. Für den Menschen besonders gefährlich sind Fische
jagende Kegelschnecken, denn deren Gift
zielt auf Wirbeltiere ab, entfaltet beim
Menschen also seine volle Wirkung.
Wie können sprichwörtlich langsame
Schnecken flinke Fische jagen? In einem
so genannten Radulasack bilden sie harpunenartige Zähnchen, von denen sie stets
einen gewissen Vorrat haben. Eine Art innerer Pfeilköcher also. Bei Bedarf wird ein
Pfeil mit Gift beladen und zur äusseren
Öffnung des rüsselartigen Schlundfortsatzes befördert. Von dort kann er in ein
nahe vorbeikommendes Beutetier geschossen werden. Das Gift stört effektiv
und gleich an mehreren Stellen die Erregungsübertragung von Nerven auf Muskeln. Ein von einer Kegelschnecke harpunierter Beutefisch kann innerhalb zweier
Sekunden vollständig gelähmt sein. Damit
Sie sind alle miteinander verwandt
und giftig: Steinfisch (ganz links),
Skorpionfisch (links) und Feuerfisch (unten)
Allein das Wort Qualle ruft bei vielen
Leuten Furcht, zumindest ein Igitt hervor. An den Strand gespült, sind sie
tatsächlich ein unansehnlicher Haufen
Glibber. Doch in ihrem Element zeigen
sie Schönheit und grazile Eleganz.
Tatsächlich sind Quallen die Schöne und
das Biest zugleich.
Sekunde. Dabei wird die 40 000fache
Erdbeschleunigung erreicht, was die
enorme Durchschlagskraft der Kapseln
erklärt. Derartige Beschleunigungen sind
im gesamten Tier- und Pflanzenreich
einzigartig und nur vergleichbar mit
technisch erzeugten, etwa der von Pistolenkugeln.
Viele der über 200 Quallenarten nesseln heftig. Beim Schwimmen und Baden
sind die halbtransparenten Tiere rechtzeitig nur schwer zu entdecken. Besonders gefährlich sind die Würfelquallen –
die ausgerechnet zur Badesaison hin die
Küsten Ostaustraliens heimsuchen – und
Letzteres verdanken sie ihren Nesselkapseln, die wichtigsten sind die mit Gift
gefüllten Durchschlagskapseln. Die Kapsel reisst bei einem mechanischen Reiz
auf, wie er zum Beispiel durch die
Berührung mit einem Menschen entsteht,
wodurch sich ein innen liegender Faden
explosionsartig ausstülpt. Der Faden
trägt stilettartige Dornen, die die Haut
des Opfers durchschlagen. So kann der
Schlauch eindringen und das Gift in die
Wunde spritzen.
Das Ausschleudern der Stilette geschieht in weniger als einer 100 000stel
die Portugiesische Galeere. Letztere ist
ein quallenartiges Nesseltier, im zoologischen Sinne also keine Qualle.
Aussehen: Schirmquallen mit kuppelförmigem Schirm, von dem dünne Tentakel und meist lappige Mundarme herabhängen. Würfelquallen meist mit eckigem Schirm und Tentakelbüscheln an
den Ecken des Schirmrandes. Portugiesische Galeere mit Schwimmflossen, Segel und je nach Art einem oder vielen bis
zu mehreren Metern langen Tentakeln.
Giftwirkung: Ein Kontakt mit den
Nesselkapseln verursacht unmittelbar
allem Atembeschwerden und Lähmungen. Auch bei leichten Vergiftungen ist
der Patient über 24 Stunden kontinuierlich zu überwachen.
Quallen: gefährlich schön
gehören diese Gifte zu den wirksamsten
überhaupt.
Aussehen: Konisches, selten ovales
Gehäuse, meist mit attraktiver Zeichnung. Tagsüber sind sie oft inaktiv, ziehen
sich weit in ihr Gehäuse zurück. Es erscheint dann selbst bei näherer Betrachtung leer und verlockt zum Mitnehmen.
Die Tiere haben ein langes, sehr bewegliches Schlundrohr, das sie weit vorstrecken können. Das macht das Anfassen selbst am hinteren Gehäusebereich
gefährlich.
Vorkommen: In allen Meeren verbreitet. Die meisten, darunter alle für schwere
Vergiftungen bekannten Arten leben im
Indischen und Pazifischen Ozean. Viele
Kegelschnecken kommen schon ab wenigen Zentimetern Wassertiefe vor, auf
Sandgrund ebenso wie im Riff.
Giftwirkung: Beim Menschen verursacht ein Stich anfänglich oft einen starken
Schmerz, kann jedoch auch unbemerkt
bleiben. Nach etwa 30 Minuten stellt sich
um die Einstichstelle ein Taubheitsgefühl
ein. Das dehnt sich bald auf die gesamte
Extremität aus und kann weitere Körperteile erfassen. Nächstes Stadium sind
Muskellähmungen mit unkontrollierten
Bewegungen, Sprech-, Schluck- und Atembeschwerden. Eine schwere Vergiftung
kann in weniger als einer Stunde zu
Bewusstlosigkeit, Koma und schliesslich
Tod durch Atemlähmung führen.
Erste Hilfe: Rascher Transport zum
Arzt. Bei Atemstillstand sofort künstliche
Beatmung durchführen. Wenn möglich,
Schnecke zur späteren Identifizierung
mitnehmen. Aber Vorsicht: Sie kann weiterhin stechen – am besten in geschlossener Box transportieren.
Behandlung: Ein Antiserum gibt es
nicht. Die Behandlung richtet sich nach
den Symptomen. Zu erwarten sind vor
Tiere NATUR
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starke, stechende und brennende Schmerzen. Typisch sind Hautschwellungen und
Blasenbildung, die Hautverletzungen heilen nur langsam. Schwere Vergiftungen
wie die durch Würfelquallen oder die
Portugiesische Galeere können innerhalb
von Minuten oder gar Sekunden den Tod
durch Atemstillstand und Herzversagen
verursachen.
Erste Hilfe: Bei Vernesselungen durch
verschiedene Quallenarten hat sich das
Auftragen von Backpulver bewährt. Ersatzweise kann trockener Sand aufgestreut und anschliessend vorsichtig ab-
geschabt werden, etwa mit einem Messerrücken. Letztere Methode wird auch
bei der Portugiesischen Galeere empfohlen.
Bei Vergiftungen durch Würfelquallen sofort Haushaltsessig (5-prozentige
Essigsäure) auf die betroffenen Hautstellen giessen und gut einwirken lassen.
Behandlung: Ärztliche Behandlungen
orientieren sich an den Symptomen. Für
die vor allem vor Australien vorkommende und als besonders gefährlich geltende Seewespe oder Würfelqualle (engl.:
Box Jellyfish) gibt es ein Antiserum.
Wirkungslose Hausrezepte
Viele Hausrezepte und in Filmen und Roma-
eben so schädlich wie extremes Kühlen der
nen herumgeisternde Methoden sind nicht
Einstichstelle. Zu unterlassen sind auch das
nur wirkungslos, sie verschlimmern oft die
Abbinden der betroffenen Extremität sowie
Sache. Zu solchen schädlichen Massnahmen
das Einreiben mit irgendwelchen Haus-
gehört: das Ein- oder Ausschneiden der
mitteln. Bei Vernesselungen auf keinen Fall
Einstichstelle. Durch solche Verletzungen
betroffene Stellen mit einem Handtuch ab-
können Gefässe verletzt werden und Gifte
reiben, auch nicht mit Alkohol oder Süss-
noch schneller aus dem Gewebe in den
wasser abspülen. Dadurch werden auf der
Kreislauf gelangen. Extremes Erhitzen (etwa
Haut haftende, noch nicht entladene Nessel-
durch Ausbrennen mit einer Zigarette) ist
kapseln zur Entladung gebracht.
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Foto: Seapics
Foto: Seapics
Gefährliche Medusen:
Würfelquallen (unten)
und Portugiesische Galeeren
(rechts) gehören zu den
giftigsten ihrer Art
Stachelrochen:
mit Stichwaffe
Stech- oder Stachelrochen tragen auf der
Oberseite ihres Schwanzes einen oder
mehrere Stacheln. Zu den typischen Vergiftungsumständen gehört, dass Menschen im seichten Wasser auf einen Rochen treten und dieser zur Abwehr mit
dem Schwanz um sich schlägt. Rochen
graben sich häufig bis auf Augen und
Spritzlöcher im Sand oder Schlamm ein.
Dann sind sie praktisch nicht zu sehen.
Die Stacheln bestehen aus einem
knochenähnlichen Material. Sie sind am
Ende zugespitzt, an den Rändern sägeartig mit einer Reihe von Widerhaken
versehen und anliegendem Giftgewebe.
Die Stacheln können tiefe, hässliche
Wunden reissen. Bei grossen Rochenarten kann der Stachel mehr als 30 Zentimeter lang sein. Beim Eindringen des
Stachels ins Fleisch verbleibt giftiges
Drüsengewebe in der Wunde. Häufig
kann zudem der Stachel ganz oder teilweise abbrechen und ebenfalls in der
Wunde stecken bleiben.
Vorkommen: Je nach Art weltweit.
Giftwirkung: Die Giftwirkung scheint
sich vorwiegend gegen Herz-KreislaufFunktionen zu richten. Der unmittelbar
Tiere NATUR
Nur wenige Zentimeter gross aber tödlich gefährlich:
Unfälle mit der Blauring-Krake geschehen meist aus Unwissenheit
Erste Lähmungserscheinungen äussern
sich in Schluck- und Atembeschwerden
und in einer gestörten Motorik. Die Lähmung der Atemmuskulatur führt in der
Regel zum Tod, sofern das Opfer nicht
künstlich beatmet wird.
Erste Hilfe: Möglichst schnell ärztliche Hilfe aufsuchen.
Behandlung: Bei einsetzenden Atembeschwerden umgehend intubieren und
beatmen. Ein Gegengift gibt es nicht. Beatmung ist so lange durchzuführen, bis
Spontanatmung erfolgt, was oft erst nach
einigen Stunden geschieht.
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einsetzende, stechende Schmerz steigert
sich und kann viele Stunden andauern.
Insbesondere bei unbehandelten Schnittwunden kann es infolge von Sekundärinfektionen zu Gewebeschädigungen kommen. Allgemeine Symptome wie Übelkeit,
Durchfall, Erbrechen, Schweissausbrüche,
Kreislaufstörungen und Angstgefühle
können auftreten.
Erste Hilfe: Stachel beziehungsweise
dessen Bruchstücke entfernen, jedoch
nur, wenn er nicht zu tief in der Wunde
steckt und leicht herauszuziehen ist.
Wunde mit Meerwasser spülen.
Behandlung: Verletzungen sollten
unbedingt ärztlich behandelt werden.
Heimtückische Schönheit: Kegelschnecken ziehen sich sehr tief in das Gehäuse zurück
und verlocken durch ihr schönes Gehäuse zum Einsammeln
Blauring-Kraken: Giftzwerge
Geschichten über Riesenkraken, die mit
saugnapfbewehrten Fangarmen Menschen und Schiffe angreifen, sind Seemannsgarn. Doch gefährliche Kraken
gibt es wirklich, die Blauring-Kraken.
Ironischerweise gehören die zu den
Winzlingen in ihrer Familie. Sie sind generell scheu und flüchten meist, wenn
sie gestört werden. Im entspannten Zustand sind sie unscheinbar gefärbt. Erst
bei Beunruhigung oder Erregung zeigen
sie die attraktiven blauen Ringe.
Alle Unfälle passierten bisher beim
Hantieren mit den Tieren – meist in
kompletter Unkenntnis der Gefährlichkeit. Am Strand oder in einer Riffdachpfütze entdeckt, werden die niedlichen
Mini-Kraken zum Spielen oder Vorzeigen
in die Hand genommen. Meist wird der
Biss des in die Enge getriebenen Tieres
gar nicht bemerkt. Erst die schnell eintretenden Symptome zeigen, dass sich
der Krake zur Wehr gesetzt hat.
Aussehen: Der Blauringkrake hat meist
nur einen fünf Zentimeter langen Körper
und eine Armlänge bis 20 Zentimeter.
Vorkommen: Ihr Lebensraum erstreckt
sich auf Gebiete des asiatischen Raumes,
des Westpazifiks und Australien. Sie leben
auf Weich-, Sand- und Geröllgrund ebenso
wie im Riff. Die Tiere besitzen ein papageischnabelartiges Gebiss und ihre Speichelflüssigkeit enthält Tetrodotoxin.
Giftwirkung: Das Gift gelangt beim
Biss in die Wunde. Tetrodotoxin kommt
zum Beispiel auch bei Kugelfischen vor,
was deren Verzehr zur tödlichen Gefahr
macht. Blauring-Kraken jedoch sind die
einzigen Tiere, die dieses hochwirksame
Toxin aktiv über einen Biss zum Beuteerwerb einsetzen. Die ersten Symptome
setzen schon nach wenigen Minuten ein.
Der Gebissene fühlt sich schwach, bemerkt ein leichtes Kribbeln im Gesicht,
im Nacken und in den Extremitäten.
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Nofalltelefonnummern
• DAN Europe, 24 Stunden Hotline,
+39 06 42118685
• Schweizerische Rettungsflugwacht,
+41 333 333 333
• Suva +41 848 724 144
Erfragen Sie vor den Ferien bei Ihrer Krankenkasse eine internationale Notfallnummer
Literatur
• Eichler: «Gefährliche Meerestiere
erkennen», BLV Verlag, 2005,
ISBN: 3-405-16992-5, Fr. 19.50
• Dierich/Dembny: «Gefahren durch Meerestiere», Verlag: Books on Demand GmbH,
2004, ISBN: 3-8334-1592-4, Fr. 23.60
Internet
• www.gifte.de/Gifttiere/meerestiere.htm
• www.tauchversicherung.com/taucherkrankheiten/vergiftungen.html
• www.aerzteblatt.de/pdf/100/10/a635.pdf
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