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VLADIMIR SILHAVY
BEITRAG ZUR KENNTNIS DER OPILIONIDEN-FAUNA
AFGHANISTANS (ARACHN.)
CASOPIS MORAVSKEHO MUSEA
ACTA MUSE1 MORAVIAE
L I
1966
V6dy piirodni
S c ~ e n t ~ anea t u r a l f , ~
BEITRAG ZUR KENNTNIS DER OPILIONID~EN-FAUNA
AFGHANISTANS ( Arachn. )
Aus der Opilioniden-Fauna Afghanistans sind bisher nur fünf Arten bekannt geworden: Euphalangium a f g h a n u m R o e W e r, 1956, E. trinkleri
R o e W e r, 1956, E. lindbergi R o e W e r , 1960, Opilio afghanus R o e W e r, 1960
und Homolophus afghanus R o e w e r, 1960. Vom umfangreichen Material der
Insekten und Arachniden, das 0. J a k e S in Afghanistan gesammelt hatte
übergab mir Dr. J a r. S t e h 1 i k, Vorstand der Entomol. Abteilung des Mähr.
Museum in Brünn eine kleinere Weberknecht-Sammlung zur Bearbeitung.
Diese Ausheute-27 Exemplare - enthält zwei Arten. Eine von dieser Arten
halte ich für Vertreter einer neuen Gattung.
Subordo E U P N 0 I
PHALANGI IDAE
Phalangiinae
B a c t r o p h a l a n g i u m n. gen.
Typus generis: Bactrophalangium jakesi n. sp.
Charakteristik 1. Suprachelicerallamellen mit einem medialen Kornchen. 2
Augenhügel von normaler Größe. 3. Abdominaltergite sowie Carapaxfrontalrand
ohne Dörnchen. 4. Pedipalpus 8 lang und dünn, beinartig, dessen Patella mit
deutliche dicht behaarter Apophyse 5. Beine lang und dünn, Fmora, des 1. Beinpaares bei $ dicker, doch nicht deutlich keulig verdickt 6. Das 2. Chelicerenglied dorsal-basal mit einer kleinen hornartigen, medial gekrummten Apophyse.
Bactrophalangium n. gen. steht dem Gen. Phalangium am nachsten, von
dem es hauptsachlich durch die Apophysen der Palpuspatella und durch die
Form der Cheliceren abweicht.
Bactrophalangium jakesi n. sp.
Holotypus $.
Fundort: Bala-Murghab, Afghanistan, 0. J a k e S leg. 20. 3. -3. 7. 1964.
Körperlänge: 4,5 mm.
Pedipalpus: Femur 2,6, Patella 1,0, Tibia 1,3, Tarsus 2,8, insgesammt
7,7 mm
Beine:
I
11.
111.
IV.
Tr
Fe
Pt
Ti
Mtf Ta
Summa
0,4
OS
0,4
0,5
4,O
62
3,5
51
1,O
12
1,O
1,2
3,O
5,4
2,8
4,O
8,8
16,2
10,O
15,2
17,2
29,5
17,7
26,O
.
Carapaxfrontalrand jederseits an den vorderen Ecken mit 3-4 Zähnchen,
sonst inbewehrt, konkav. Carapaxfläche vor und neben dem Augenhügel fast
unbewehrt, nur sporadisch mit winzigen Zähnchen versehen ahnlich wie die
Coxalausbuchtungen des Carapaxlateralrandes. Augenhügel klein, hoch und
längsgefurcht, vom Carapaxfrontalrand um seinen Längsdurchmesser entfernt.
Jederseits der Längsfurche liegen 7-9 Zähnchen, nicht (hauptsächlich hinten)
reihenförmig angeordnet.
Die beiden freien Thoracaltergite mit einer Längsreihe von kleinen spitzen
Höckerchen ebenso wie das 1.- 5. Abdominaltergit, übrige Abdominaltergite
unbewehrt. Die Abdominalsternite sind fein und kurz beborstet; an der Fläche
der ersten Beinhüfte sind die Börstchen größer, als an den übrigen, und ihre
Basis ist einigermaßen erhöht.
Cheliceren. Das erste Glied dorsal mit einigen spitzen Körnchen, ventral
unbewehrt. Zweites Glied dorsal-basal mit einer kleinen hornartigen, stumpfen
und beborsteten Apophyse. Vordere (dorsale) Seite des zweiten Gliedes mit
kleinen spitzen Körnchen und Börstchen. Scheren relativ klein, doch kräftig.
Pedipalpen lang und dünn, beinartig. Femur wie alle Glieder zylindrisch,
beborstet, mit einer medial-apikalen dicht behaarten Ausbuchtung. Patella apikalmedial mit einer kleinen, doch deutlichen dicht behaarten Apophyse, Tibia mit
apikal-medialer Ausbuchtung. Tarsus mit ventralen Sensillen, Tarsenklaue
einfach.
Beine lang und dünn, Trochanteren mit kleinen Zähchen und unregelmässig
beborstet. Erstes Femur verdickt, doch nicht deutlich keulig, cylindrisch und reihenweise beborstet. I n den vorderen zwei Reihen apikal sind winzige Zähnchen.
Drittes Femur fast kantig, mit Reihen von feinen Zähnchen, ebenso viertes
Femur, wo die Zähnchen der hinteren Reihe relativ groß sind (in der Mitte annähernd l/z des Femurdurchmessers). Patellae zylindrisch, behaart, nur die
1. Patella mit einer Ventralreihe von Zahnchen bewehrt. Tibien kantig, an den
Kanten mit Bändern von kleinen Härchen, nur die Tibien des ersten Paares mit
zwei ventralen Zähnchenreihen. Metatarsen und Tarsen nur behaart. Suprachelicerallamellen medial mit einem, durch ein Borste beendeten Höckerchen versehen
Tab. 1. Bactrophalangium jaksi n. gen., n. sp.- 1. Körper von links-lateral mjt linker
Chelicere, rechtem .Pedipalpus, Augenhügel, I. rechtem Femur. 2. Körper mit Cheliceren, linkem
Pedipalpus und Augenhügel (Dorsalansicht). 3. Augenhügel (Seitenansicht von links). 4.
Medialteil der SuprachelicerallamieIlen. 5. Penis (Seitenansicht von links). 6. Penis (Dorsalansieht). 7. Peniseichel (Seitenansicht von links).
Penis. Basalincisure niedrig. Körper an der Basis knüttelig, die apikale
Hälfte flach, vor der Eichel erweitert. Eichel relativ lang, dorsal konvex, ventral
konkav, Stilus lang, dünn und gerade, Stilusspitze einfach. Die Farbe des Penis
ist hellgelblich, Stilus schwarz.
Färbung des Körpers. Carapax grauweiß mit braunen Fleckchen, Augenhügel schmutzig gelblich mit helleren Zähnchen. Dorsalfläche des Abdomens
dunkelbraun, ohne Satelzeichnung, doch blaß gesprenkelt. Abdomen ventral grauweiß, hellbraun gesprenkelt. Cheliceren schmutzig gelblich, Dorsalseite des ersten
Gliedes gebräunt, ebenso Basalteil des zweiten Gliedes (hier sind dunklere Apodemenfleckchen), hornatige Apophyse heller. Pedipalpus gelblich, Apikalteil des
Femurs, Patella, Distalteil der Tibia und Basalteil des Tarsus gebräunt. Beine
gelbbraun. Femora in der Mitte und apikal, Patellae (fast das ganze Glied).
Tibiae basal und apikal, ganze Tarsi und Metatarsi dunkler geringelt oder gefärbt.
Es kommt in der Sammlung nur einziges Männchen vor, Weibchen unbekannt. Holotypus 8 in der Kollektion der Entomol. Abteilung des Mihr. Museums.
Opilio afghanus R o e W e r 1960.
Diese zweite Art der Sammlung unterscheidet sich von der Originalbeschreibung durch einige Merkmale, welche R o e W e r als Artspezifisch (Bewehrung des Medialfeldes und der Beine) bezeichnet hatte. Die Vergleichung der
Kopulationsorgane mit Typus (ich danke an dieser Stelle Herrn J. M a r t e n s
aus der Meinzer Universität) bewies, daß es sich um dieselbe Art handelt. Ich
halte deshalb für nützlich eine genaue Beschreibung der Art Opilio afghanus
R o e W e r anzugeben.
Körperlänge d 3,8-5,6 mm
~eschreibungeines Männchens von 5,6 mm Körperlänge:
Pedipalpus: Femur 1,5, Patella 0,7, Tibia 0,9, Tarsus 1,8, insgesammt 4,9 mm
-
Beine:
Tr
111.
OS
0,s
0,s
IV.
OS
I.
11.
Fe
5,2
10,2
52
69
Pt
1,4
L7
1,5
L5
Ti
48
7.8
4,3
5,4
Mt+Ta
13,3
24,2
14,9
19,s
Summa
24,4
44,2
26,,4
34,l
Penis 2,74 mm lang, die grösste Breite 0,39 mm.
Carapaxfrontalrand konkav. Carapaxfläche vor dem Augenhügel etwas
ausgebuchtet und mit zwei Reihen der unregelmäßig geordneten spitzen Höckerchen berandet, von denen die beiden am Carapaxfrontalrand liegenden am
größten sind und mit der Spitze nach vorn ragen. Das Medianfeldchen ist ganz
kahl. Die Coxalausbuchtungen des Carapaxlateralrandes mit einigen spitzen
Körnchen ebenso wie die C-arapaxfläche neben dem Augenhügel.
Augenhügel klein, vom Carapaxfrontalrand kaum mehr als seinen Längsdurchmesser entfernt. Supraorbitalwälle mit 5-6 Höckerchen von gleicher Form
und Größe wie an der Carapaxfläche.
Tab. 11. Opilio afghanus R W r. - I. Körper mit Pedipalpus, Chelice~en und Augenhügel (Do rsalansicht). 2. Körper mit linkem Pedipalpus, linker
Chelicere und Angenhügel (Seitenansicht von links). 3. Pedipalpus (Medialseite). 4. Chelicere (Medialseite)
Die beiden freien Thoracaltergite mit einer Längsreihe von unregelmäßig
stehenden kleinen spitzen Höckerchen. An den ersten sechs Abdominaltergiten
sind diese Höckerchen noch kleiner, die übrigen Abdominaltergite sind unbewehrt. Die Abdominalsternite sind kurz und fein beborstet wie die Fläche der
Beinhüfte.
Beine lang und dünn. Trochanteren spärlich und unregelmäßig mit spitzen
Hockerchen versehen. Femora nur sehr schwach kantig. Das erste Femur ist
relativ dick, an der Ventralfläche mit zwei Bänder von kleineren spitzen Höckerchen versehen, ebenso die erste Patella und Tibia. Die übrigen Kanten des ersten
Femurs und alle Kanten des 11.-IV. Femurs nur mit einfachen Reihen von
regelmäßig stehenden Zähnchen besetzt. Patellae und Tibiae kantig und mit
ahnlichen allerdings kleineren Zähnchen wie die Femora bewehrt, übrige Glieder
nur beborstet und behaart.
Suprachelicerallamellen unbewehrt, Cheliceren normal gebaut, erstes Glied
an der Dorsalseite mit einigen kleinen spitzen Höckerchen und Borsten, sonst
unbewehrt, zweites Glied nur spärlich beborstet. Die Scheren sind klein, ihre
Schärfe bezähnelt.
Pedipalpen klein und normal gebaut, ohne Apophysen. Die Dorsal- und
Ventralseite des Femurs ist mit größeren, unregelmäßig stehenden Höckerchen
bewehrt (diese besitzen einen spitzen Aufsatz und neben stehenden Borsten - s.
die Abbildung). Patella bloss beborstet, die Ventralseite der Tibia mit einigen
kleineren spitzen Höckerchen, Tarsus (ausser einer Reihe von Sensillen) nur
beborstet und fein behaart. Tarsalklaue klein und einfach.
Der Peniskörper ist flach, von der Basis bis zur Grenze zwischen dem basalen und mittleren Drittel erweitert, dann wieder zur Spitze verengt. An dem
apikalen Teil vor der Eichel liegen zwei flache Flügel, zwischen ihnen an der
Ventralseite befindet sich ein Kiel. Die Eichel ist relativ klein, ihre Ventralseite
ist fast gerade, nur wenig konkav, die Dorsalseite flach-konvex. Der Stilus ist
dünn und gerade. Die basale Incisur des Peniskörpers ist ziemlich hoch. Farbe
des Penis hellgelb, Stilus schwarz.
Die Grundfarbe des Körpers und der Extremitäten ist schmutzig hellgelb.
An der Ventralseite des Körpers und am Carapax nur dunklere Fleckchen der
Apodemalfeldchen. Der Augenhügel ist schmutzig helleglb, hinter ihm beginnt
eine kaum angedeutete Sattelzeichnung, die sich am ersten Abdominaltergit verschmälert, am zweiten verbreitert, dann am 3. und 4. wieder enger ist und am
5. Abdominaltergit endet. Cheliceren und Pedipalpen schmutzig blaßgelb. Die
Apikalenden der Beinfemora, Patellae, Basaldrittel und Apikalteile der Tibien
sind gebräunt und zeigen scharf begrenzte braune Flecke. Die Färbung der Tarsalglieder wird apikal dunkler, die Tarsalklauen sind schwarz.
Weibchen:
Körperlänge 4,5 - 7 mm
Vom $ hauptsächlich durch folgende Merkmale abweichend:
N
Ln
-
Tab. 111. Opilio afghanus R W r.
1. Höckerchen des Pedipalpusfemur. 2. Penis; (Darsalan sicht). 3. Penisspitze und Eichel; (Venltralansicht).
4. Penisspitze und Eichel; (Seitenansicht). 5. Penisspitze und Eichel; (Fxontalansicht) . 6 . Re ceptaculum seminis.
Die Bewehrung ist im allgemeinen schwächer: Cheliceren nur beborstet, Pedipalpen mit Ausnahme des apikal-lateralen Teiles der Femora, wo sich 2- 3 spitze
Körnchen befinden, ebenfalls nur beborstet. Die Femora der Beine mit Reihen
von relativ lileineren Zahnchen als bei
versehen. Die Patellae und Tibiae
nur mit sehr winzigen Zähnchen, sonst wie alle übrigen Gliedert beborstet
und behaart. Auch sind die spitzen Höckerchen der Carapaxfläche, des Augenhügels und der freien Thoracaltergite kleiner, an dem ersten und zweiten Ab
dominaltergit befinden sich kaum erkennbare winzige Zähnchen, die übrigen
Tergite sind nur mit kleinen Borstchen versehen. Ovipositor 4 mm lang, mit etwa
35 Gliedern (außer den Furca-Gliedern). Jedes Glied ist wie bei Opilio parietinus mit schwarzbraunen Winkelreihen gebändert und beiderseits mit 4- 6
Borsten versehen. Die receptacula seminis sind erst nach Aufhellung der Pigmentbänder in Form einer schmalen Röhre erkennbar.
I n unserem Material sind 6 Männchen, 8 Weibchen und 1 0 unreife Tiere
vorhanden (Bala-Murghab, leg. 0 . J a k e 5, 4. 7.-18. 9. 1964 und 3. 11. 1964).
Der Peniskörper kann an der Basis breiter sein als bei dem abgezeichneten Tier,
doch ist die Form der Eichel und des Peniskörper und der Extremitäten variiert
nur minimal.
Die unreifen Tiere (das kleinste von 2,2 mm Kör~erlänge)unterscheiden
sich von den Erwachsenen dadurch, daß sie anstatt der spitzen Kornchen oder
Zähnchen nur Borsten tragen.
Bemerkungen. Diese Art steht 0 . parietinus sehr nahe, weicht jedoch durch
kleinere Dimensionen, kantige Beinfemora, durch die Bewehrung der Carapaxfläche, der Pedipalpen und hauptsächlich durch eine besondere Penisform ab.
Zum Unterscheid von Originalbeschreibung der Art 0 . afghanus R o e W e r
habe ich niemals bei unseren Tieren an dem Medianfeldchen vor dem Augenhügel einige Zähnchen gefunden, die Beine sind anderartig bewehrt. Dagegen
ist es wahrscheinlich, daß es sich bei einigen Exemplaren, welche R o e W e r
(1960) als 0 . parietinus aus Afghanistan angeführt hatte (es ist dazwischen kein
Männchen!) um 0 . afghanus handelt.
SCHRIFTEN
R O E W E R , C . F. , 1956: Über Phalangiinae (Phalangiidae, Opiliones Palpatores). Senck. biol.
37:247- 318.
R O E W E R , C . F., 1960: Solifugen und Opilioniden. Contribution a 1'6tude de la faune d'Afghanistan. 23. Göteborgs Kungl. Vetenskaps-och Vtterh. Samh. Handl. F . 6. Ser. B. Bd 8:24-32.
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