Test "Ninja 320"

Werbung
Ninja
file:///ninjatest.html
Test "Ninja 320"
Entweder man mag Volltubus-Newtons oder man
bevorzugt Gitterrohrtuben. Beide Typen haben ihre Vorund Nachteile. Hier meine Erfahrungen mit meinem
Gerät:
Tubus und Montierung:
Ein 12,5" Volltubusdobson ist normalerweise ein
verblüffend riesiges Gerät und nur umständlich im PW zu
transportieren. Nicht so das Ninja. Das Ninja ist genial
- wirklich! Die Vorteile der Volltuben, ultraschneller
Aufbau, problemloses Handling und gute
Justierstabilität - trotz der schnellen Öffnung von f4,5 kommen hier bestens zum Tragen. Volltubusnachteile
wie Sperrigkeit und hohes Gewicht sind durch den
raffinierten zweiteiligen GFK-Tubus ausgeschaltet. Mit
wenigen Handgriffen ist das Rohr solide, passgenau und
ohne Kollimationsverlust zusammengebaut. Der
schwerere untere Tubusteil mit dem Hauptspiegel wiegt
ganze 11 kg und passt zusammen mit der oberen
Tubushälfte und der sehr handlichen Rockerbox spielend
in einen kleinen Personenwagen. Das ganze aufgebaute
Teleskop ist sehr kompakt. Die Einblickhöhe ist für
stehendes Beobachten zu niedrig, man braucht also
einen höhenverstellbaren Stuhl. Bevorzugt man
stehendes Observieren ist ein ca. 25cm hohes
Teleskoppodest notwendig.
Rückseite mit aufgesetzter Lüfterplatte
Lüfterplatte aus Eigenbau
Das Teleskop lässt schön feinfühlig, aber nicht ohne
einen gewissen Widerstand, jede gewünschte Position
sauber anfahren. Das Anschieben geht ordentlich
ruckfrei und praktisch ohne rückfedern.
Typisch für grosse Volltuben ist Tubusseeing. Dieses
Problem tritt auch beim Ninja auf. Hierbei wird das Bild
durch Wärmekonvektion im Tubus gestört. Bei
Beobachtungen mit ausgesprochen hohen
Vergrösserungen tritt dadurch Schärfe- und
Kontrastverlust auf. Da die Aussentemperatur selten über
lange Zeit völlig stabil ist, kann Tubusseeing auch bei
vermeintlich gut ausgekühltem Telskop auftreten.
Abhilfe schafft Luftabsaugen aus dem unteren
Tubusende, oder horizontales Wegblasen bzw.
Wegsaugen der Luftschicht über dem Hauptspiegel.
Die Innenschwärzung im Ninja ist sehr gut, und wird
von einer innenliegenden Blende und der Frontblende
unterstützt.
So schön das glänzende schwarze Teleskop ist, birgt
dieses elegante schwarz einen Nachteil: Bei
Sonnenschein aufgebaut, muss das Ninja bis zum
Nachteinsatz abgedeckt werden, da sich der schwarze
Tubus bei Sonnenschein durch Absorption des
Sonnenlichts stark aufwärmt.
Kehrseite der Lüfterplatte - man sieht die Einhängevorrichtung für
die Montage am Tubusende
Optik:
Der Spiegel aus russischer Fertigung ist sehr gut, hohe
Vergrössserungen bis über 500fach sind mit dem Gerät
problemlos machbar. Beugungsbilder sind bei guten
atmosphärischen Bedingungen mustergültig. Damit das
1 von 3
16.9.2007 12:24 Uhr
Ninja
file:///ninjatest.html
wirklich gute Bild nicht durch Tubusseeing gestört wird,
habe ich ein Lüftungssystem gebaut. Mit zwei 12 V
Lüftern aus alten Computern ziehe ich die Luft aus dem
Tubus nach unten weg. Abschliessende Tests stehen
noch aus.
Die Obstruktion ist mit 23% nicht gerade das
Sparsamste, für einen f4,5 12,5 Zöller aber vertretbar.
Mechanik:
Der Okularauszug vom Typ Crayford arbeitet präszise
und feinfühlig. Der Hub umfasst grosszügige 75mm und
hat genug Reserve, einen Komakorrektor aufzunehmen
und alle bisher getesteten Okulare in den Fokus zu
bringen. Diese grosszügigere Auslegung erfordert den
üppigen 73mm Fangspiegel (23% lineare Obstruktion)
um ein grosses vignettierungsfreies Feld zu erhalten.
Die Okularauszugshülse ragt nie in den Strahlengang.
Es gibt Okularauszüge mit mehr Raffinesse, aber der
bestehende erfüllt seinen Zweck sehr gut. Er ist solide
und präzise. Schwere Zuladung wie Paracorr und
eingestöpseltes 31er Nagler bringen ihn nicht aus der
Ruhe. Die Leichtgängigkeit kann mit einem
Inbusschlüssel eingestellt werden. Durch Lösen einer
Rändleschraube lässt sich der OAZ um 360° auf seinem
Sockel drehen.
Um bei sehr hohen Vergrösserungen noch feiner
einstellen zu können, habe ich eines der beiden
Handräder am Okularauszug durch ein wesentlich
grösseres ersetzt. Das ermöglicht noch fenfühligeres
fokusieren bei Vergrösserungen jenseits der 300x
Marke. Siehe Bilder rechts.
Der Hauptspiegel behält seine Position trotz Aufbau,
Abbau und Transport. Das heisst, die Hauptspiegelzelle
arbeitet gut. Allerdings, und hier ist ein Schwachpunkt,
dürfte die Spiegelzelle etwas raffinierter und
fortschrittlicher sein. Für die drei Stellpunkte werden je
zwei Stellschrauben verwendet, eine Zug- und eine
Konter-Stossschraube, und dies erst noch ohne
Rückstellfeder. Das Kollimieren muss deshalb ein wenig
geübt werden. Aber man gewöhnt sich rasch daran.
Häufiges Kollimieren ist ohnehin nicht angesagt.
Die Zelle hält den Spiegel sehr gut in Position, obwohl
ein f 4,5 Gerät systembedingt diesbezüglich
anspruchsvoll ist. Vielleicht ist gerade da die
"primitive" Mechanik einer aufwändigen Konstrukiton
überlegen.
Da ich stehendes observieren bevorzuge, habe ich mir ein 27cm
hohes Telskoppodest mit Zubehörschublade gezimmert.
Leistungen im Nachteinsatz:
Gamma Virginis "Porrima" kann sauber und problemlos
getrennt werden (Mai 2007: 0,8" Distanz der
Komponenten)
Tests an engeren Doppelsternen stehen noch aus,
werden aber noch durchgeführt.
Zusammenfassung:
Pros:
Gut durchdachtes Gerät
Leichtgewicht
2 von 3
16.9.2007 12:24 Uhr
Ninja
file:///ninjatest.html
sehr schneller Auf- und Abbau
geringes Transportvolumen
gute optische Komponenten
gute mechanische Komponenten
sehr schönes Gerät
Cons:
schwarzer Tubus wird an der Sonne heiss
konservative Hauptspiegelzelle
Kollimation muss geübt werden
23% Obstruktion
verstellbarer Hocker oder Teleskoppodest für stehendes
Observieren notwendig
Die Rockerbox vom Ninja wird sicher und passgenau gehalten.
3 von 3
16.9.2007 12:24 Uhr
Herunterladen