Kokain und das Ego: Soziale Interaktion und Kognition bei gelegentlichen und abhängigen Kokainkonsumenten Boris B. Quednow Experimentelle und Klinische Pharmakopsychologie, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich Cocain Den Ich-Zerfall, den süßen, tiefersehnten, Den gibst Du mir: schon ist die Kehle rauh, Schon ist der fremde Klang an unerwähnten Gebilden meines Ichs am Unterbau. Nicht mehr am Schwerte, das der Mutter Scheide Entsprang, um da und dort ein Werk zu tun Und stählern schlägt --: gesunken in die Heide, Wo Hügel kaum enthüllter Formen ruhn! Ein laues Glatt, ein kleines Etwas, EbenUnd nun entsteigt für Hauche eines Wehns Das Ur, geballt, Nicht-seine beben Hirnschauer mürbesten Vorübergehns. Zersprengtes Ich - o aufgetrunkene Schwäre Verwehte Fieber - süß zerborstene Wehr -: Verströme, o verströme Du - gebäre Blutbäuchig das Entformte her. Gottfried Benn (1917) Conrad Felixmüller (1925) Der Tod des Dichters Walter Rheiner Wirkung des Kokains • Blockade präsynaptischer Dopamin-, Serotonin- und Noradrenalintransporter • Vorübergehender starker Anstieg der Konzentration dieser Neurotransmitter im synaptischen Spalt Kreek et al. 2002 • Akute Wirkung: Euphorie, Antriebssteigerung, verbesserte Konzentration, beschleunigtes Denken und ein erhöhtes Selbstwertgefühl. • Intensive Stimulation des Belohnungssystems durch Dopaminausschüttung im Nucleus accumbens Stefan et al. 2009 Abhängigkeitspotential Geschätzte Wahrscheinlichkeit für eine Abhängigkeit innerhalb der jeweiligen Gruppe von Konsumenten (Anthony 2002). Expertenmeinung (Delphi-Studie) zu den Gefahren des Drogenkonsums (Nutt et al. 2007). Epidemiologie des Kokainkonsums • Kokain ist nach Cannabis die zweithäufigste konsumierte illegale Substanz in Europa und weltweit EMCDDA, 2012 Lebenszeitprävalenz in Europa in 2011 Alter 15-64 Jahre: 4.1% → 14.5 Mio. Konsumenten Alter 15-34 Jahre: 5.9% → 8.0 Mio. Konsumenten Folgen des Kokainkonsums -1.0 Vonmoos et al. submitted *** *** * ** *** * ** *** ** *** * * * Controls Kognitive Störungen • Aufmerksamkeit z-scores -0.8 • Visuelles und verbales Gedächtnis recreational Cocaine -0.6 dependent Cocaine -0.4 -0.2 0.0 Global Cognitive Index • Visomotorische Koordination • Exekutive Funktionen Declarative Memory Executive Functions Delay Discounting * 0.06 * k Parameters 0.05 • Soziale Kognition? Working Memory 0.07 – Impulskontrolle – Entscheidungsverhalten (decision-making) Attention 0.04 Controls * Recreational Dependent 0.03 0.02 0.01 0 Large Medium Small Hulka et al. submitted Kognitive Störungen durch Kokain Vonmoos et al. submitted a 80% % of cocaine users <-1SD 70% 60% 50% 40% 30% Global cognitive index Attention Working Memory Declarative Memory Executive Functions 20% 10% 0% > 0 - 100 (n=17) 100 - 200 (n=15) 200 - 500 (n=18) 500 - 1000 (n=20) 1000 - 5000 (n=20) > 5000 (n=8) Cumulative dose groups (gram) b • Ab einem kumulativen Lebenszeitkonsum von 500-1000 g weisen ca. 50% der Konsumenten subklinische und ca. 20% schwere kognitive Defizite auf. Neurobiologie des Kokainkonsums Neurobiologisch • Morphologische und neurochemische (Dopamin) Veränderungen vor allem im orbitofrontalen und mediopräfrontalen Kortex und im Striatum. Volkow & Li, 2004 • Verminderte Hirnaktivierung bei Belohnung, Impulskontrolle und Entscheidungsprozessen. Kontrollen Kokainkonsumenten Goldstein et al., 2006 Soziale Kognition und soziale Ich-Funktionen • • • • • • • • Emotionswahrnehmung (Gesicht, Stimme, Gestik) Mentale Perspektivenübernahme (Theory-of-Mind) Emotionale Perspektivenübernahme Basale soziale Interaktionsfähigkeiten (z.B. Geteilte Aufmerksamkeit) Empathie Moral und Fairneß Altruismus Vertrauen • Soziale Kognition beeinflußt entscheidend Entstehung, Verlauf und Behandlungsfähigkeit psychiatrischer Erkrankungen. Lieberman et al. 2007 Soziale Kognition und Kokainkonsum • Klinisch phänomenologisch auffällig: Egozentrismus und emotionale Verflachung bei Dauerkonsumenten. • 22-fach erhöhtes Risiko für eine Antisoziale Persönlichkeitsstörung. Hirnregionen mit verminderter Dichte der grauen Substanz (p<.01, korrigiert) bei Kokain-abhängigen Patienten (COC) im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (Franklin et al., 2002, Biol Psychiatry). • Kokainkonsumenten zeigen Veränderungen in Hirnarealen, die von zentraler Bedeutung für die Soziale Kognition sind. Studien-Design Neuropsychologie + Psychophysioloie + Genetik Neuropsychologie + Psychophysiologie 1. Messung (Querschnitt 70 Gelegenheitskonsumenten 40 abhängige Konsumenten 70 drogenunerfahrene Kontr. 180 Teilnehmer Klassische Neuropsychologie 2. Messung (Längsschnitt) 12 Monate ~ 55 Gelegenheitskonsumenten ~ 25 abhängige Konsumenten ~ 60 drogenunerfahrene Kontr. ~ 140 Teilnehmer Decision-making and Impulsivität Social Decision-making Neuroökonomie PET + MRS Soziale Kognition Bildgebung (Querschnitt) 18 Kokainkonsumenten 18 drogenunerfahrene Kontr. 36 Teilnehmer Frühe Informationsverarbeitung Genetik Fragebögen [1H]-MR-Spektroskopie [11C]-ABP688 PET Stichprobe Mittelwerte und SD, Anzahl Alter Geschlecht (m, f) Schuljahre Verbal IQ (MWT-B) Raucher/Nichtraucher Cocaine Craving (CCQ) Kontrollen (n=68) 30.3 (9.2) 21 / 47 10.7 (1.8) 104.4 (9.7) 53 / 15 - Gelegenheitskonsumenten (n=68) 28.7 (6.2) 48 / 14 10.5 (2.0) 103.2 (9.6) 53 / 15 19.0 (9.1) Abhängige Konsumenten (n=30) 32.5 (9.0) 23 / 8 9.5 (1.2) 99.7 (9.1) 24 / 6 20.3 (11.4) Kokain Selbstbericht g/Woche Dauer (Jahre) Kumulative Dosis (g) Letzter Gebrauch (Tage) - 1.1 (1.0) 6.5 (4.0) 520 (751) 27.5 (37.6) 7.9 (15.8) 9.4 (6.5) 5501 (9635) 21.0 (33.6) 2739 (4628) 546 (919) 276 (318) 62.4 (100) 22164 (32609) 5048 (7711) 2006 (3656) 586 (758) 167.8 (117.5) 0.1 (0.2) 0.1 (0.3) 0.9 (2.1) 188.5 (260.6) 0.0 (0.2) 0.4 (1.8) 1.2 (3.7) Haaranalyse Kokain (pg/mg) Benzylecgonin (pg/mg) Cocaethylen (pg/mg) Norkokain (pg/mg) Alkohol (g/Woche) Amphetamine (g/Woche) MDMA (Pillen/Woche) Cannabis (g/Woche) 116.8 (122.6) 0.5 (1.0) F/Chi2/t df/dferr P 2.38 0.38 4.82 2.46 0.06 0.36 2/163 2 2/163 2/163 2 96 0.10 0.83 <0.01 0.09 0.97 0.55 Movie for the Assessment of Social Cognition Theory of Mind • Vier Personen, die sich zum Abendessen treffen. • Es geht vor allem um Freundschaft und Beziehung. Dziobek et al., 2006 Was fühlt Sandra? 1. Ihre Haare sehen gar nicht so gut aus 2. Sie freut sich über das Kompliment 3. Sie ist wütend, dass Michael sie so bedrängt 4. Sie fühlt sich geschmeichelt, aber etwas überrumpelt • Der Film dauert 15 Minuten und wird 45 mal angehalten, um Fragen nach den Gefühlen, Gedanken oder Absichten der Charaktere zu stellen. 1-> non-mental 2-> mentale Deutung, aber ungenügend 3-> übertrieben 4-> korrekt Ergebnisse: Movie for the Assessment of Social Cognition * • Die Leistung im MASC ist mit der Dauer das Kokainkonsums (r=-.24, p<.01) und mit der Kokainkonzentration in den Haaren (r=-.20, p<.05) korreliert. * * Mittelwerte und Standardfehler Sidak post hoc Test: *p<.05 → Die mentale Perspektivenübernahme ist bei abhängigen Kokainkonsumenten verändert und verschlechtert sich mit steigendem Kokainkonsum. Werte korrigiert für Alter & Schuljahre Preller et al. in prep. Empathie Multifaceted Empathy Test (MET): • Komplexes Bildmaterial. • Es werden 40 Fotos präsentiert, die Personen in emotionalen Situationen zeigen • Zu jedem Foto werden 3 Fragen gestellt • Es wird aufgeschlüsselt nach - Kognitiver Empathie - Emotionaler Empathie -> explizit: Wie sehr fühlen sie mit der Person? -> implizit: Wieviel innere Erregung verspüren sie, wenn sie die andere Person sehen? Kognitive Empathie Dziobek et al., 2008 Emotionale Empathie Explizit: Emotionale Introspektion Implizit: Physiologische Erregung Multifaceted Empathy Test (MET) Was fühlt diese Person? Kognitive Empathie Kognitive Empathie 1. beschämt 3. belustigt 2. verlegen 4. bezaubert Multifaceted Empathy Test (MET) Wie sehr fühlen Sie mit der Person? Emotionale Empathie Explizit: Emotionale Introspektion 1 gar nicht 2 3 4 5 6 7 8 9 sehr Multifaceted Empathy Test (MET) Wie sehr erregt Sie dieses Foto? Emotionale Empathie Implizit: Physiologische Erregung 1 gar nicht 2 3 4 5 6 7 8 9 sehr Ergebnisse: MET Preller et al. in prep. * ** Werte korrigiert für Alter & Schuljahre * • Implizite Emotionale Empathie ist mit dem Lebenszeitkokainkonsum (r=.23, p<.05) und mit dem aktuellen Kokainkonsum (r=.33, p<.01) korreliert. Mittelwerte und Standardfehler Kognitive Empathie Sidak post hoc Test: *p<.05, **p<.01 Emotionale Empathie → Die Emotionsperzeption der Kokainkonsumenten ist unbeeinträchtigt, doch die implizite und explizite emotionale Erregbarkeit/Empathie scheint mit steigendem Konsum abzunehmen. Soziale Entscheidungsfindung 1. Stufe Total Gewinn 25 25 50 24 29 32 53 23 34 • • • • • • 55 22 56 35 21 56 36 19 55 37 16 53 38 12 50 39 7 46 40 1 • Spieler A wählt eine von 10 möglichen Punkteverteilungen für sich und Mitspieler B. 2. Stufe • Spieler A kann Mitspieler B eine beliebige Anzahl von Punkten (0-50) zurücküberweisen. 41 Take-Give Game (social decision-making) Adaptationen des Dictator Games Zwei Spieler: A und B Zwei Stufen (Nehmen und Geben) Punkte werden in reales Geld umgerechnet. Misst Fairness vs. Effizenzpräfernz, Altruismus und Schuld. Hulka et al. submitted Ergebnisse: Take Game 40 * • Alter war stark mit der Fairnesspräferenz korreliert. → Je älter desto fairer! Payoffs for A and B 35 30 25 Payoff A 20 Payoff B 15 10 5 0 Controls Occasional users Dependent users • Kein Zusammenhang mit Konsumparametern! → Soziale Entscheidungsfindung als Trait? 60 Multiple Regression mit Alter, Geschlecht und Schuljahren und Dummy-codierten Gruppen: *p<.05 50 40 Controls → Kokainkonsumenten wählen mehr unfair/ineffiziente Verteilungen und präferieren höhere Gewinne für sich. % 30 Recreational Dependent 20 10 0 Fair (1) Hulka et al. submitted Unfair efficient (2-5) Unfair inefficient (610) Ergebnisse: Give Game (*) 40 (*) → Kokainkonsumenten verteilen weniger Punkte an die Mitspieler und wechseln in konsekutiven Verteilungsaufgaben seltener ihre Fairnesspräferenz. Payoffs for A and B 35 30 25 20 Payoff A 15 Payoff B 10 Take-Give Game 5 0 Controls Occasional users Controls Dependent users 40 35 30 Multiple Regression mit Alter, Geschlecht und Schuljahren und Dummy-codierten Gruppen: (*)p<.10 % 25 20 15 • Ein großer Anteil sowohl der Kokainkonsumenten als auch der Kontrollen (~30%) verhält sich in beiden Spielen fair. Hulka et al. submitted 10 5 0 Recreational Ergebnisse: Take-Give Game Social Decision-Making 0 Hulka et al. submitted -0.1 -0.2 Z-transformiertes Mittel der Payoffs B aus beiden Spielen. z-score -0.3 -0.4 Multiple Regression mit Alter, Geschlecht und Schuljahren und Dummy-codierten Gruppen: *p<.05 -0.5 * -0.6 -0.7 * -0.8 -0.9 -1 Controls Recreational n=68 n=68 Dependent n=30 • Sowohl gelegentliche als auch abhängige Kokainkonsumenten verhalten sich im Mittel weniger altruistisch als die Kontrollpersonen. Ergebnisse: Soziales Netzwerk (nach Linden et al. 2007) Preller et al. in preparation • Gelegentliche wie abhängige Kokainkonsumenten haben ein kleineres soziales Netzwerk (Freunde, Familie) und geben an, dass sie weniger soziale Unterstützung ihr soziales Umfeld erleben. Das Netzwerk war umso kleiner je mehr (r=-0. 25, p<.01) und je länger (r=-0.30, p<.01) Kokain konsumiert wurde! Zusammenfassung • In sozialen Entscheidungssituationen handeln gelegentliche wie abhängige Kokainkonsumenten eigennütziger und weniger altruistisch. • Emotionale Gesichtsausdrücke sowie der emotionale Gehalt komplexer Bildinhalte werden von Kokainkonsumenten aber richtig erkannt. • Die Empathiefähigkeit und die mentale Perspektivenübernahme scheinen insbesondere bei den abhängigen Kokainkonsumenten beeinträchtigt zu sein. • Kokainkonsumenten haben real ein kleineres soziales Netzwerk und erleben ihre sozialen Netzwerke als weniger emotional unterstützend. • Je mehr Kokain konsumiert wurde, desto schlechter war die Leistung in einigen der Tests, was darauf hindeutet, dass der chronische Gebrauch der Substanz für die Veränderungen verantwortlich sein könnte. Conrad Felixmüller (1925) Der Tod des Dichters Walter Rheiner Schlussfolgerungen & Ausblick • Kokainkonsumenten zeigen eine veränderte Ich-Umwelt-Beziehung. • Ob die Beeinträchtigungen in den sozialen Ich-Funktionen vorbestehen und den Konsum begünstigen, oder ob sie Kokain-induziert sind, lässt sich erst in der Längsschnittuntersuchung aufklären. • Die Längsschnittuntersuchung könnte ebenfalls bei der Suche nach Prädiktoren für eine Kokainabhängigkeit oder eine erfolgreiche Abstinenz/Kontrolle des Konsums helfen. • Die Reversibilität der sozio-kognitiven Veränderungen ist noch unklar. • Die Behandlung der Kokainabhängigkeit könnte vielleicht verbessert werden, wenn man sie auf die spezifischen sozio-kognitiven Beeinträchtigungen abstimmt, z.B. durch soziale Kompetenztrainings, Übung der Perspektivenübernahme, Schulung in sozialen Normen, Training der Impulskontrolle. Danksagung Arbeitseinheit Experimentelle und Klinische Pharmakopsychologie, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich Lea Hulka Katrin Preller Nina Ingold Daniela Jenni Kathrin Küpeli Franziska Minder Matthias Vonmoos Boris B. Quednow Projektförderung: Olga Mayenfisch-Stiftung Kooperationspartner Rekrutierung • Streetwork Zürich, Streetwork Biel • PD Dr. R. Stohler, Dr R. Kowalswski, PUK Zürich • Dr. L. Stark, GAIN, ARUD, Zürich, Dr. Michael Schaub, ISG, Zürich Paradigmen • Dr. Christoph Eisenegger, Department of Experimental Psychology, University of Cambridge • Prof. K. Vogeley, Universitätsklinik für Psychiatrie Köln Bildgebung • Prof. A. Buck, Nuklearmedizin, Universitätsspital Zürich • Prof. S. Ametamey, Institut f. Radiopharmazie, ETH Zürich • Dr. Anke Hennig, Institut f. Biomedizinische Technik, ETH Zürich Genetik und Forensik • Prof. W. Maier und PD Dr. R. Mössner, Universitätsklinik für Psychiatrie Bonn • Dr. Markus Baumgartner, Institut für Rechtsmedizin, Uni. Zürich Mentorin • Prof. K. Bolla, NIDA, NIMH, Johns Hopkins University Baltimore, USA Ein- und Ausschlusskriterien Einschlusskriterien • Entweder: Regelmässiger, aber nicht-abhängiger Kokainkonsum (DSM-IV Kriterien nicht erfüllt) • Oder: Abhängiger Kokainkonsum (DSM-IV Kriterien erfüllt) • Konsum in den letzten 6 Monaten und mehr als 1 g pro Monat • Alter: 18 bis 65 Jahre Ausschlusskriterien • OCD, Schizophrenie, Bipolare Störung • Neurologische und schwere somatische Erkrankungen • Einnahme von Opioden oder Psychopharmaka Weitere Anforderungen • 3 Tage Abstinenz von illegalen Substanzen, 24 h von Alkohol • Urin-, Blut- und Haarproben werden genommen, um den akuten und chronischen Drogengebrauch zu kontrollieren. • Die Studie würde von der Kantonalen Ethikkommission Zürich (KEK) bewilligt. Geschichte des Kokains • Psychoaktives Alkaloid aus dem Cocastrauch (Erythroxylum coca) • Seit ca. 5000 Jahren Anbau von Cocasträucher in der nördlichen Andenregion • In den Anden bis heute verbreiteter Konsum der Coca-Blätter als Genuss- und Stärkungsmittel • 1750 gelangen Cocasträucher nach Europa • Kokain 1860 erstmals von Albert Niemann in Göttingen isoliert und benannt • Ab 1879 schnelle Verbreitung als Lokalanästhetikum und Mittel gegen Morphinabhängigkeit Kokain Kokain und das Ego AKUT: “Cocaine produces exhilaration and euphoria, expands and enhances the distinctiveness of the ego, and produces feelings of supreme self-confidence and a remarkable sense of mastery over fate and the environment.” (Spotts & Shontz, 1982, Int J Addict: S. 963) POSTAKUT: “…for what begins as a bright and exhilarating experience becomes transformed into a dark, tumultuous condition: visual-motor functions become impaired, ego functions fail, emotionality careens out of control, and reality testing collapses.” (Spotts & Shontz, 1984, Int J Addict: S. 138) CHRONISCH: • Angst und Depression (Rounsaville et al., 1991, Arch Gen Psychiatry) • Suizidalität (Roy, 2001, Am J Psychiatry) • Kokain-Psychose (Brady et al., 1991, J Clin Psychiatry) • Persönlichkeitsstörungen (Rounsaville, 2004, Biol Psychiatry) Perspektivenübernahme Movie for the Assessment of Social Cognition (MASC): • Videodarstellung, um dem Alltagsleben näher zu kommen, außerdem wurde versucht, durch Hintergrundgeschichte richtige Charaktere zu erschaffen. • Körpersprache, Gesten und Gesichtsausdrücke. • Verschiedene Konzepte der Sozialen Kognition vereint: - Falsche Vorstellung (engl. „false believe“) - Betrug - Faux pas - Beeinflussung - Methapher - Ironie • Jeder Charakter erlebt verschiedene Situationen, die Emotionen auslösen wie: Ärger, Zuneigung, Dankbarkeit, Eifersucht, Angst, Verlegenheit, Ekel • Intimität zwischen den Charakteren ist unterschiedlich: manche befreundet, manche kennen sich nicht • Valenz: positive, negative und neutrale Situationen Dziobek et al., 2006