Prof. Dr. Oliver Landmann Dipl.-Vw. Rafael Mentges Freiburg, SS 2016 JK Makroökonomik II: Wiederholungsklausur vom 16.01.2017 Klausur A Bitte auf dem Lösungsblatt angeben! Teil I: Multiple Choice, 10 Fragen (15 Punkte) 1. Eine Erhöhung der Realzinsen hat zur Folge, dass a. der Konsum ansteigt. b. die Investitionen sinken. c. die Nachfrage steigt. d. die Zentralbank ihre Bilanz ausweitet. 2. Eine Reduktion des Geldmengenwachstums führt a. kurzfristig zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und mittelfristig zu einem höheren Produktionswachstum; b. kurzfristig zu einem Rückgang der Produktion und mittelfristig zu einem Anstieg der Arbeitslosenquote; c. kurzfristig zu einem temporären Anstieg der Arbeitslosigkeit und mittelfristig zu einem Rückgang der Inflationsrate; d. kurzfristig zu einem Anstieg der Produktion und mittelfristig zu einem Anstieg des Nominalzinses. JK Makroökonomik II Klausur vom 16.01.2016 3. Was versteht man unter dem Zeitinkonsistenz-Problem der Geldpolitik? a. Dass ein kurzfristiger Anstieg der Inflation, langfristig keine realen Auswirkungen hat. b. Dass eine Erhöhung des Geldmengenwachstums kurzfristig den Nominalzins senkt senkt, aber langfristig erhöht; c. Dass die Zentralbank einen Anreiz hat von einer ursprünglich angekündigten Politik abzuweichen; d. Dass die Krisenmaßnahmen der Zentralbanken erst nach ein paar Jahren ihre volle Wirkung zeigen. 4. Die Primärdefizitquote ist definiert als a. − b. ( − )/ c. ( − d. − ) 5. Wenn eine Regierung ihre Ausgaben kürzt, besteht kurzfristig die Wirkung darin, dass a. das strukturelle Defizit sinkt und das zyklisch bedingte Defizit konstant bleibt; b. das strukturelle Defizit und das zyklisch bedingte Defizit beide sinken; c. das strukturelle Defizit sinkt und das zyklisch bedingte Defizit steigt; d. das strukturelle und das zyklisch bedingte Defizit beide zunehmen. 6. Experten sagen als Folge des „Brexit“-Votums der britischen Stimmbürger für das Vereinigte Königreich anhaltend tiefere Inlandsinvestitionen voraus. Dies bedeutet, dass a. der reale Außenwert des Pfunds mittelfristig sinkt b. der Realzins des Vereinigten Königreichs mittelfristig sinkt; c. Die Nettoexporte des Vereinigten Königreichs mittelfristig sinken; d. Alle Aussagen a.-c. sind falsch. 7. Eine Währungsunion unterscheidet sich von einem System fester Wechselkurse durch a. die Abschaffung der nationalen Grenzen; b. die Abschaffung der nationalen Zentralbanken; c. die Abschaffung asymmetrischer Schocks; d. Keine der Aussagen a.-c trifft zu. 2 JK Makroökonomik II Klausur vom 16.01.2016 8. Als Ursache der von den USA ausgehenden Finanzkrise von 2008 wird diskutiert a. zu tiefes Zinsniveau; b. zu hohe Staatsverschuldung; c. zu rascher Abbau des Haushaltsdefizits; d. keiner der Faktoren a.-c. 9. Eine im Länderquerschnitt negative Korrelation zwischen dem Pro-Kopf-Einkommen im Jahre 1960 und der Wachstumsrate 1960-2010 a. zeigt eine systematische Tendenz zur Konvergenz der Pro-Kopf-Einkommen an; b. zeigt eine systematische Tendenz zur Divergenz der Pro-Kopf-Einkommen an; c. erlaubt keinen Rückschluss auf eine systematische Konvergenz oder Divergenz der Pro-Kopf-Einkommen; d. lässt sich nur außerhalb des OECD-Raums beobachten; 10. Welchen Effekt hat ein Anstieg der Sparquote auf den Konsum im Steady-State? a. Der Konsum steigt b. Der Konsum fällt c. Der Konsum kann steigen oder fallen, je nachdem wie hoch die bisherige Sparquote war. d. Die Sparquote hat keinen Einfluss auf den Konsum im Steady-State. Teil II: Offene Aufgaben (25 Punkte) Aufgabe 1 (9 Punkte) a) Gegeben Sei folgende Phillipskurve: = +( + )− . Bestimmen Sie die natürliche Arbeitslosenquote und stellen Sie anschließend die Inflation in Abhängigkeit von der Abweichung der Arbeitslosigkeit von ihrem natürlichen Niveau da. Lösung: = = = + − ( − ) 3 JK Makroökonomik II Klausur vom 16.01.2016 b) Welcher Zusammenhang besteht in der kurzen und mittleren Frist zwischen Inflation und Beschäftigung? Stellen Sie den Zusammenhang grafisch dar. Lösung: Kurzfristig: negativer Zusammenhang zwischen u und π bei gegebener π e . π = π e + ( µ + z ) − αu (Trade-off) Mittelfristig: πt = π e u t = u n -> kein Trade-off (Weil die Wirtschaftssubjekte ihre Inflationserwartungen im Zeitverlauf anpassen, existiert ein Trade-off zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation nur in der kurzen Frist.) Mittelfristige Phillipskurve Kurzfristige Phillipskurve c) Welche Maßnahmen können zur Inflationsbekämpfung unternommen werden? Lösung: Kontraktive Geldpolitik (Senkung der Geldmenge (bzw. des Geldmengenwachstums) - Wirkt Nachfrageseitig und senkt sukzessive die Inflation und die Inflationserwartungen. - Die hiermit erzeugte Disinflation geht bei adaptiven Inflationserwartungen einher mit einem Output unter dem natürlichen Output und damit auch einer erhöhten Arbeitslosigkeit. Reduzierung des Budgetdefizts - Wirkt ebenfalls Nachfrageseitig - Durch den Rückgang der Nachfrage sinkt die Inflation und die Inflationserwartung - Geht ebenfalls mit Outputeinbußen und vorübergehend erhöhter Arbeitslosigkeit einher. 4 JK Makroökonomik II Klausur vom 16.01.2016 Ebenfalls möglich ist eine Angebotsseitige Disinflation. Diese erfolgt durch eine Beeinflussung der Parameter und . Diese müssen dahingehend verändert werden, dass sie einen Rückgang der natürlichen Arbeitslosenquote bewirken. Senkung von : z.B. Verschärfung des Kartellrechts und Erhöhung der Preistransparenz. Senkung von : Z.B. Senkung der Arbeitslosenversicherung, des Kündigungsschutzes. Die einzige wirksame Maßnahme, die mittel- bis langfristig die Inflation senkt ist allerdings eine Senkung des Geldmengenwachstums. Aufgabe 2 (9 Punkte) Eine Volkswirtschaft befindet sich in einer Liquiditätskrise. a) Erklären Sie, wie sich dies auf die Wirkung der Fiskal- und Geldpolitik auswirkt. Unterstützen Sie Ihre Begründung mit Hilfe des IS-LM-Modells. Lösung: Liquiditätsfalle: = 0; Zins kann nicht weiter gesenkt werden. Geldpolitik verliert Wirkung. Fiskalpolitik hat größere Wirkung, da ein Anstieg der Staatsausgaben nicht zu einem Anstieg der Zinsen führt, solange der Output den Wert Y’ nicht übersteigt. Dadurch gibt es auch kein Crowding-Out der Investitionen. Yn b) Nennen und erklären Sie zwei unkonventionelle Maßnahmen, die von Zentralbanken seit Beginn der Finanzkrise durchgeführt oder diskutiert worden sind. Lösung: Quantitative Lockerung: Ankauf von Anleihen auf dem Sekundärmarkt in großem Umfang mit dem Ziel die langfristigen Zinsen zu senken und das Bankensystem mit zusätzlicher Liquidität zu versorgen. Negative Zinsen: Die effektive Zinsuntergrenze liegt nicht bei Null. Die Geschäftsbanken sollen durch den Strafzins zusätzlichen Anreiz bekommen Kredite an Unternehmen zu vergeben. Helikoptergeld: Zentralbank „verschenkt“ Geld, statt es gegen werthaltige Aktiva einzutauschen. c) Seit der Finanzkrise ist es zu einer massiven Ausweitung der EZB-Bilanz gekommen. Welche Auswirkungen hatte dies auf • die Zentralbankgeldmenge? • die Geldmenge M3? • die Inflationsrate? Erläutern Sie kurz. 5 JK Makroökonomik II Klausur vom 16.01.2016 Lösung: Zentralbankgeldmenge (M0 = Bargeld + Sichteinlagen der Geschäftsbanken bei der EZB) steigt per Definition stark an, wenn die EZB ihre Bilanz ausweitet. Die Geldmenge M3 hat sich kaum verändert, da die Geschäftsbanken trotz der Liquiditätszufuhr durch die Zentralbank kaum neue Kredite vergeben haben. Die Inflation war trotz der Ausweitung der EZB-Bilanz sehr niedrig. Dies hat wiederum damit zu tun, dass die Geschäftsbanken die zusätzliche Liquidität nicht an die Wirtschaft weitergegeben haben und die allgemeine Wirtschaftslage schlecht war. Unter normalen Umständen wäre ein starker Anstieg der Inflation zu erwarten gewesen. Aufgabe 3 (7 Punkte) a) Was sind die Nachteile fixer Wechselkurse aus Sicht der makroökonomischen Stabilisierung. Erläutern Sie. Lösung: Eine autonome Geldpolitik ist nicht mehr möglich. Bei unterschiedlichen konjunkturellen Entwicklungen innerhalb des Systems der fixen Wechselkurse kann die Geldpolitik nicht für alle Teilnehmer optimal sein. Per Definition fällt eine Anpassung der Wechselkurse weg. Dies kann besonders nachteilig sein, wenn ein Land seine Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert hat und diese statt mit einer nominalen Abwertung mit einer Absenkung seines Preisniveaus vornehmen muss. Auch bei konjunkturellen Divergenzen kann eine nominale Abwertung nicht mehr genutzt werden, um einen Rückgang der einheimischen Nachfrage durch einen Anstieg der Exporte auszugleichen. b) Eines der Konvergenzkriterien des Maastrichter Vertrags verlangt von Euro-Beitrittskandidaten, dass dessen Inflationsrate im Jahr vor dem Beitritt nicht mehr als 1,5 Prozentpunkte über derjenigen der drei Mitgliedsländer mit den niedrigsten Inflationsraten liegen darf. Was ist die ökonomische Begründung dieses Konvergenzkriteriums? Lösung: Das Kriterium sollte sicherstellen, dass nur Länder der Währungsunion beitreten, die den Nachweis erbracht haben, dass sie mit der angestrebten niedrigen Inflationsrate gut zurechtkommen. Möglichst homogene Inflationsraten erleichtern zudem die Durchführung einer für den ganzen Währungsraum einheitlichen Geldpolitik. Gleichzeitig führen sehr unterschiedliche Inflationsraten über die Zeit zu großen Verschiebungen der relativen Wettbewerbsfähigkeit, die dann später schmerzhafte strukturelle Anpassungen erfordern, wie z.B. in Griechenland oder Spanien. 6