103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 103847 – 11.2008 Mit Diabetes leben 10:19 Uhr Seite 1 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 2 Inhalt 1 2 3 4 4.1 4.2 4.3 5 6 7 8 Was ist Diabetes mellitus? Warum ist der Diabetes mellitus gefährlich? Diagnose des Diabetes mellitus Therapie Ernährung Bewegung Medikamentöse Behandlung Die Unterzuckerung (Hypoglykämie) Folgeerkrankungen frühzeitig erkennen und vermeiden Ausblick Anhang Seite 4 8 12 14 17 22 24 28 31 34 36 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 3 Vorwort Der Diabetes mellitus ist eine der häufigsten und Versicherten in der Reihe ihrer Gesundheitsbroschü- bedeutendsten Zivilisationskrankheiten und stellt – ren über das Thema Diabetes mellitus sachkundig zu auch wegen der explosionsartigen Zunahme – eine informieren. zunehmende Bedrohung sowohl für den Betroffenen als auch für das Gesundheitssystem dar. Es ist wichtig, dass Sie Ihren Diabetes selbst gut behandeln – und Ihre aktive Beteiligung an der Oft wird die Diagnose „Diabetes mellitus“ zufällig Behandlung setzt gute Information voraus. gestellt, da anfangs keine Beschwerden vorliegen. Insofern besteht häufig Verunsicherung, die Betroffe- In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin alles nen wissen nur sehr wenig über den Diabetes. Die Gute. Stoffwechselerkrankung Diabetes lässt sich heute – bei guter Lebensqualität – erfolgreich behandeln und Komplikationen lassen sich vermeiden. Notwendig ist jedoch, dass der Betroffene gut informiert ist, da ein Großteil der Therapie vom Patienten selbst erbracht werden muss. Daher unterstütze ich das Prof. Dr. med. Dietmar Sailer Anliegen der Gothaer Krankenversicherung, ihre Internist, Diabetologe, Ernährungsmediziner 3 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 4 1 Was ist Diabetes mellitus? Der Name Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) war Stärke anlegen kann. Insulinmangel führt somit zu schon im Altertum bekannt und bedeutete so viel wie einer Störung vieler wichtiger Funktionen des Körpers. „honigsüßer Durchfluss“. Man beobachtete damals Bei einer diabetischen Stoffwechsellage wird ent- schon, dass zuckerkranke Patienten einen vermehr- weder kein eigenes Insulin mehr gebildet (Typ 1) oder ten Harnfluss hatten, wobei der Harn honigsüß das an sich ausreichende vorhandene Insulin ent- (Honig = Mel) schmeckte. Erst vor etwas mehr als faltet nicht mehr genügend Wirkung (Typ 2), d. h., die 100 Jahren, als es möglich wurde auch den Blut- Zellen sind resistent gegenüber Insulin (sog. Insulin- zucker zu bestimmen, entdeckte man, dass auch der resistenz) und der Blutzucker steigt an. Der Zucker- Blutzucker (und nicht nur der Urinzucker) erhöht spiegel im Blut kann so stark ansteigen, dass die sog. war. Nierenschwelle überschritten wird und der Zucker über die Niere mit dem Urin ausgeschieden wird. Beim Diabetes versagt die Steuerungsfunktion des Wenn Zucker im Urin auftritt, steigt die Menge des Hormons Insulin. Insulin wird in der Bauchspeichel- Urins an. drüse in den sogenannten -Zellen gebildet und ist für die Regulierung des Glukosespiegels im Blut ver- Die Folge: Die Betroffenen müssen vermehrt Wasser antwortlich. lassen (Polyurie) und leiden unter starkem Durst (Polydipsie). Reicht die Trinkmenge nicht mehr aus, Dabei schleust Insulin Glukose (Zucker) in die Muskel- um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, kann der und Fettzellen ein. Daneben sorgt es auch dafür, Mensch letztendlich austrocknen (Exsikkose). Wird dass der Körper Energievorräte in Form von Fett und diese Situation nicht behoben, lassen Energie und 4 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 5 Fitness des Menschen deutlich nach. Weitere An- Infektionen. Bei extrem hohen Zuckerspiegeln droht zeichen einer diabetischen Stoffwechsel-Entgleisung Bewusstlosigkeit (Coma diabeticum). sind Müdigkeit, Gewichtsverlust, Sehstörungen, Ent- Als Ursache des Typ-1-Diabetes nimmt man eine zündungen der Haut, schlecht heilende Wunden und Autoimmunkrankheit an, die bei entsprechender Ver- 5 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 6 anlagung wahrscheinlich durch bestimmte Viren aus- Der Typ-2-Diabetes war in Notzeiten, z. B. während gelöst wird. Es kommt dabei zu einer entzündlichen des 2. Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren, sehr Zerstörung der Insulin produzierenden selten. In den fünfziger Jahren lag die Häufigkeit des -Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Erst wenn mehr Typ-2-Diabetes bei 0,3 % in der deutschen Bevöl- als 80 % der -Zellen zerstört sind, reicht die ver- kerung. Heute geht man von 7 – 9 % Erkrankten aus, bleibende Insulinproduktion nicht mehr aus, um den bedingt durch Nahrungsmittelüberfluss, die damit Blutzucker zu kontrollieren, und der Diabetes melli- verbundene Fehl- und Überernährung und zuneh- tus Typ 1 wird manifest. Ein Typ-1-Diabetes kann in mende körperliche Inaktivität im beruflichen und jedem Lebensalter auftreten, bevorzugt jedoch bei privaten Bereich. Da der Typ-2-Diabetes, zumindest Kindern und Jugendlichen. Insgesamt ist der Typ-1- bei Beginn der Erkrankung und in den ersten Jahren Diabetes relativ selten, nur ca. 5 % aller Diabetiker nach der Manifestation, keine subjektiven Beschwer- leiden an dieser Form des Diabetes. den verursacht, ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Das Hauptproblem stellt der Typ-2-Diabetes dar. Über 90 % der Diabetiker sind davon betroffen. Bei dieser Regelhaft liegen beim Typ-2-Diabetes auch eine Fett- Diabetesform liegt eine ausgesprochen starke, erb- stoffwechselstörung und Bluthochdruck vor. Die lich bedingte Krankheitsbereitschaft vor. Neben der Kombination dieser sich gegenseitig verstärkenden Erbanlage müssen aber noch weitere Faktoren, die Faktoren nennt man Metabolisches Syndrom. Mit Ge- alle im persönlichen Lebensstil liegen, dazukommen, wichtsabnahme, Bewegung und gesunder Ernährung nämlich Übergewicht und Bewegungsmangel. Falsch kann man den Auslösern des Typ-2-Diabetes ist die Vorstellung, dass der Konsum von Zucker und erfolgreich entgegenwirken oder zumindest das anderen Kohlenhydraten die Ursache des Diabetes Auftreten des Diabetes um viele Jahre verzögern. seien und man bei der Zuckerkrankheit nur auf den Zuckerkonsum zu achten brauche. 6 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 7 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 8 2 Warum ist der Diabetes mellitus gefährlich? Neben der Gefahr eines Komas bei extrem hohem lohnt es sich besonders, diese Risikofaktoren auszu- Blutzuckerspiegel gibt es beim Diabetes das Risiko schalten, weil ihre Kombination mit dem Diabetes vor der sogenannten „Folgeerkrankungen“. Diese treten allem die Gefahr für Herz- und Gefäß-Erkrankungen jedoch erst nach mehreren Jahren unzureichender potenziert. Folgeerkrankungen sind auch der Grund, Blutzuckereinstellung auf. Da gerade beim Typ-2- weshalb Diabetiker eine geringere Lebenserwartung Diabetes oft viele Jahre bis zur Diagnosestellung haben. Deshalb ist es enorm wichtig, die Folgekrank- vergehen, können erste Spätfolgen zu diesem Zeit- heiten und deren Vorbeugung immer im Blick zu haben. punkt bereits vorhanden sein. Denn wenn das Blutzuckerverhalten im Bereich eines Stoffwechselgesunden liegt und die Risikofaktoren Durch das Vorliegen weiterer Faktoren wie Bluthoch- (Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin, Rauchen etc.) druck, erhöhter Cholesterinspiegel, Rauchen oder ausgeschaltet sind bzw. richtig behandelt werden, Übergewicht wird das Auftreten einiger Folgeerkran- treten Folgeerkrankungen nicht auf und man erreicht kungen noch zusätzlich begünstigt. Für Diabetiker bei guter Lebensqualität eine normales Lebensalter. 8 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 Hohe Blutzuckerwerte schädigen drei Organsysteme: 10:19 Uhr Seite 9 Schädigung der großen Blutgefäße: Erhöhte Blutzuckerwerte schädigen die innere 1. Die großen arteriellen Blutgefäße (Makroangiopathie) Gefäßauskleidung und verursachen eine Verkalkung (Arteriosklerose) der großen Blutgefäße (Makroangio- 2. Die kleinen Blutgefäße (Mikroangiopathie) 3. Das Nervensystem (Neuropathie) pathie). Nahezu ein Drittel aller Diabetiker hat krankhafte Veränderungen der Herzkranzarterien (KHK) mit entsprechenden Beschwerden oder ist im höchsten Große Blutgefäße, kleine Blutgefäße (Kapillaren) Maße davon bedroht. Das Herzinfarktrisiko ist ca. und Nerven haben wir überall in unserem Körper und 4–6-mal so hoch wie bei Nichtdiabetikern. Ca. 9% somit kann jede Ecke und jede Nische, d. h. praktisch erleiden einen Schlaganfall (Apoplex) durch Ver- alle Organe unseres Körpers, durch zu hohe Blut- schluss einer hirnversorgenden Arterie und 20 % zuckerwerte geschädigt werden. Der Diabetes ist haben Durchblutungsstörungen in den Beinen (pAVK). eine sogenannte systemische Erkrankung. Mehr als 75 % der Todesfälle von Diabetikern sind auf Ereignisse des Herz-Kreislauf-Systems zurückzuführen. 9 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 10 Diabetische Netzhautschädigung, hier eine sogenannte Diabetische Makulopathie. Erkrankung der kleinen Blutgefäße: Außerdem kommt es zu einer Minderdurchblutung Die Mikroangiopathie gefährdet vor allem die Augen in den kleinsten Blutgefäßen (Kapillaren), wodurch und die Nieren. An der Netzhaut kann es zu Verände- die Auswirkungen der oben geschilderten Makroan- rungen kommen, die das Sehen beeinträchtigen und giopathie noch verschlimmert werden. in schweren Fällen zur Erblindung führen (diabetische Retinopathie). Nach wie vor stellt die diabetische Erkrankung der Nerven: Retinopathie die Hauptursache des Erblindens in Die sogenannte diabetische Neuropathie ist eine Deutschland dar (weitere Informationen s. Kapitel 6). sehr häufige Diabeteskomplikation und kann alle Teile des Nervensystems betreffen. Die periphere Bei der diabetischen Nierenerkrankung (diabetische (Poly-)Neuropathie tritt vor allem in den Füßen und Nephropathie) verlieren die Nieren ihre Filterfunk- Beinen auf und äußert sich in Missempfindungen wie tion und werden durchlässig für Eiweiß. Im fortge- Ameisenkribbeln, pelzigem und taubem Gefühl, schrittenen Stadium kann eine Dialyse oder Nieren- Brennen, aber auch als Verlust von Schmerz- und transplantation nötig werden. Nähere Informationen Temperaturempfinden. Weil kleine Verletzungen am zur diabetischen Nephropathie finden Sie auf Fuß durch Verlust der Sensibilität leicht unbemerkt Seite 33. bleiben können, besteht eine hohe Infektionsnei- 10 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 11 gung mit Entzündung und Gefahr des Absterbens von und des Blutdrucks, im Verdauungstrakt durch ver- Gewebe. Die autonome Neuropathie betrifft die inne- zögerte Magenpassage, Durchfall und Verstopfung, ren Organsysteme. Sie äußert sich im Herz-Kreislauf- in den Harn- und Geschlechtsorganen durch Blasen- System durch Regulationsstörungen des Herzschlags entleerungsstörungen und Potenzprobleme. Folgeschädigungen in der Übersicht Mikroangiopathie (Schädigung kleiner Gefäße) Makroangiopathie (Schädigung großer Gefäße) · Retinopathie (Netzhautschäden) · Nephropathie (Nierenschäden) · Periphere Durchblutungsstörungen · Herzinfarkt · Apoplex · pAVK (periphere Arterielle Verschlusskrankheit) II. Nerven Diabetischer Fuß I. Gefäße Neuropathie: · Periphere Polyneuropathie · Autonome Neuropathie 11 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 12 3 Diagnose des Diabetes mellitus Die Diagnose eines Diabetes mellitus basiert auf weise im Tagesverlauf über 200 mg/dl (11,1 mmol/l), charakteristischer Anamnese, typischen klinischen liegt ein manifester Diabetes vor. Im Zweifel wird Befunden und entsprechenden Laborwerten. der Arzt immer eine Klärung durch einen oralen Glukosebelastungs-Test vornehmen. Hierbei wird Bei einem sogenannten „Diabetestest“ wird die nüchtern ein zuckerhaltiger Testtrunk eingenommen Zuckerkonzentration im Blut bestimmt. Eine Unter- und das Blutzuckerverhalten ein bzw. zwei Stunden suchung des Urinzuckers ist nicht ausreichend, da danach mittels einer Blutentnahme überprüft. hier erst bei höheren Blutzuckerwerten Auffälligkeiten erkannt werden. Nachdem die Diagnose Diabetes gestellt ist, erfolgen weitere Laboruntersuchungen (Bestimmung der Der Blutzucker wird in Milligramm pro Deziliter Nierenwerte, Blutfette [Cholesterin, Triglyzeride], (mg/dl) oder in Millimol pro Liter (mmol/l) angege- „Blutzuckergedächtnis“ [HbA1c] u. a.), sowie weitere ben. Liegen die Blutglukosewerte im Nüchternzu- Untersuchungen zur Feststellung eventueller Folge- stand über 110 mg/dl (6,1 mmol/l) oder nach einem schäden (Blutgefäße, Nieren, Augen, Nerven). „Zuckertest“ (orale Glukosebelastung) beziehungs- 12 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 13 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 14 4 Therapie Nach Diagnosestellung muss sofort eine Behandlung Behandlung, Selbstkontrolle und die Vereinbarung eingeleitet werden. In einigen Fällen wird die Therapie von Therapiezielen zwischen Arzt und Patient. Eine stationär begonnen, damit sich keine kritischen gute Einstellung der Blutzuckerwerte kann nur Situationen entwickeln können. Es hat sich gezeigt, erreicht werden, wenn der Diabetiker selbst die dass durch eine möglichst frühzeitige und intensive Therapie und deren Überwachung übernimmt. Medi- Behandlung der spätere Krankheitsverlauf günstig kamente allein werden in der Behandlung des Dia- beeinflusst wird. betes nie ausreichen. Diabetes ist eine lebenslange Herausforderung, der man sich immer wieder stellen Jede Diabetesbehandlung hat das Ziel, Beschwerden muss. Wer die Verantwortung für sich selbst und zu vermeiden und eine hohe Lebensqualität und seine Gesundheit übernimmt, kann auch lernen, mit uneingeschränkte Lebenserwartung zu ermöglichen. Diabetes zu leben, und ein aktives und unbeschwer- Das bedeutet, dass chronische Komplikationen mög- tes Leben genießen. Das moderne Konzept der Diabe- lichst verhindert werden müssen. Dabei kommt es vor tikerschulung zielt deshalb auch darauf ab, den Ein- allem auf die Qualität der Stoffwechseleinstellung an. zelnen in die Lage zu versetzen, den Umgang mit sei- Zusätzlich spielen der Bluthochdruck und im Falle nem Diabetes selbst aktiv zu gestalten. der Makroangiopathie auch alle anderen bekannten Risikofaktoren eine wesentliche Rolle. Diabetikerschulungen vermitteln, wie die richtige, d. h. diabetesgerechte Ernährung aussieht, wie man Unverzichtbare Grundlage einer Dauertherapie sind den Blutzucker selbst kontrollieren, Folgeerkrankun- die richtige Ernährung sowie die Steigerung der kör- gen und bedrohliche Akutsituationen (z. B. Unterzuk- perlichen Aktivität, eine eventuelle medikamentöse kerungen) vermeiden kann und wie die persön- 14 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 15 Diabetikerschulung. lichen Zielwerte (Blutzucker, Blutdruck, Blutfette etc.) soll dabei lernen, Verantwortung für sein Leben mit aussehen. Die Schulung gehört als wichtigste Maß- Diabetes zu übernehmen und aktiv zur Behandlung nahme an den Anfang der Behandlung. Sie hilft dem und Vorbeugung der Krankheit beizutragen. Diabetiker, die Diagnose Diabetes richtig zu verarbei- Ein wichtiger Teil der Basistherapie ist die Selbst- ten und die Erkrankung zu verstehen. Der Diabetiker kontrolle. Dazu gehört, dass der Diabetiker seine 15 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 16 Lebensweise und seinen Stoffwechsel beobachtet Natürlich wird in der Schulung auch vermittelt, wie und auf erste Anzeichen von Komplikationen achtet. und wann man Blutzucker und Blutdruck richtig Solche Anzeichen können zum Beispiel Hautverände- misst, worauf es bei der Untersuchung der Füße rungen, Missempfindungen oder Störungen des ankommt und wie die Befunde zu deuten sind, d. h., Gewichtsverlaufs sein. was man gegebenenfalls tun muss. Die Messung der Glukose im Blut ist für die Selbst- Regelmäßige ärztliche Untersuchungen, u. a. der kontrolle des Stoffwechsels wesentlich besser geeig- Nierenfunktion und der Augen, sind wichtig für eine net als die Bestimmung im Urin. Unverzichtbar ist die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Folge- Kontrolle des Blutzuckers, wenn der Verdacht auf erkrankungen (s. Seite 31 ff.). Unterzucker besteht, eine normale Stoffwechseleinstellung angestrebt oder mit Insulin behandelt wird. Gesunde Lebensweise – das bedeutet für Sie als Diabetiker regelmäßige körperliche Aktivität, der Hilfreich für die Dokumentation des Stoffwechsels Verzicht aufs Rauchen und sorgfältige Körperhygiene. sind Diabetikertagebücher und der „Gesundheits- Die Haut sollte täglich auf Entzündungen, kleine pass Diabetes“ der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, Wunden und Pilzbefall untersucht werden, der sich der auch die zusätzlich erforderlichen am häufigsten in Hautfalten und an den Fuß- und Kontrolluntersuchungen berücksichtigt. Fingernägeln findet. 16 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 17 4.1 Ernährung Eine gesunde Ernährung soll die Behandlung des Diabetes erleichtern, Folgekrankheiten des Diabetes vermeiden helfen und durch günstige Beeinflussung der ernährungsabhängigen Manifestationsfaktoren Der BMI errechnet sich nach folgender Formel: Körpergewicht (kg) BMI = Körpergröße (m) x Körpergröße (m) vorbeugend wirken. Hauptfehler in der Ernährung ist die Zufuhr von zu viel Fett, zu wenig Kohlenhydraten und zu wenig Ballaststoffen. Interpretation des BMI Untergewicht Als Richtwert gilt: Die Energiezufuhr sollte nur so hoch sein, dass sich ein normales Körpergewicht einstellt. < 18 kg/m2 Normalgewicht (Frauen) 19–24 kg/m2 Normalgewicht (Männer) 20–25 kg/m2 Übergewicht 25–30 kg/m2 Das Körpergewicht wird heute mit dem Body-MassIndex (BMI) berechnet. Adipositas 30 kg/m2 17 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 18 Neben dem BMI spielt der Taillenumfang eine ent- halt der Bestandteile, dieser wird in Kalorien bzw. scheidende Rolle, da das Fett in der Bauchhöhle Kilokalorien (kcal) angegeben. ganz wesentlich für das Metabolische Syndrom und damit für das metabolische Risiko verantwortlich ist. So hat 1 Gramm „Trockenmasse“ Er wird am entspannt stehenden Menschen in der · Kohlenhydrate: ca. 4 kcal Mitte zwischen Beckenschaufel und Unterrand der · Eiweiß: ca. 4 kcal Rippen gemessen. · Fett: ca. 9 kcal · Alkohol: ca. 7 kcal Die Beurteilung erfolgt wie folgt: Risiko Taillenumfang (cm) Frauen Männer Mäßig erhöht > 80 > 94 Deutlich erhöht > 88 > 102 Daraus hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ein optimales Nährstoffverhältnis (in Bezug auf den Kaloriengehalt) errechnet, das wie folgt aussieht: · Kohlenhydrate: > 50 % · Eiweiß: 15 – 20 % · Fett: 30 – 35 % Die Nahrung des Menschen besteht aus den 3 Haupt- Das bedeutet, dass die Hälfte des täglichen Energie- bestandteilen Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten. bedarfs über die Aufnahme von Kohlenhydraten er- Wichtig für die Frage, wie viele Kalorien man täglich folgen sollte. Am besten eignen sich komplexe Koh- zu sich nehmen soll, ist der tatsächliche Energiege- lenhydrate (also Vollkornprodukte oder Gemüse). 18 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 19 Maximal ein Drittel der Energiezufuhr sollte über Fette stattfinden. Dabei ist besonders zu beachten, Die optimale Nahrungszusammensetzung (Nahrungspyramide) dass Fette mehr als das Doppelte an Kalorien als Kohlenhydrate enthalten, so dass der Fettanteil der Öle, Fette, Zucker, Süßes Öl sparsam Nahrung vom Gewicht her nur ungefähr bei einem Milch, Milchprodukte, Fisch, Fleisch, Eier, Hülsenfrüchte Viertel liegen sollte. Getreideprodukte, Kartoffeln mäßig, und auf Fettgehalt achten nach Appetit, zu jeder Mahlzeit Der Tagesbedarf in Trockenmasse (ohne Wasseranteil) liegt bei den einzelnen Komponenten bei: · Ca. 100 g Eiweiß Früchte, Gemüse Wasser, Getränke reichlich, nach Herzenslust bei jeder Gelegenheit · Ca. 350 g Kohlenhydraten · Ca. 80–100 g Fett Hier wird wieder von einem Kalorienbedarf von 2.500 kcal ausgegangen. Letztendlich heißt das, man sollte mittags wieder mehr Reis oder Kartoffeln und weniger Fleisch und Soße essen. Sehr anschaulich ist dies in der sog. Ernährungspyramide dargestellt. 19 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 20 Besondere Vorsicht ist bei den gesättigten Fettsäuren Versteckte Fette führen besonders häufig zu einer geboten, die vor allem in tierischen Nahrungsmitteln Fehleinschätzung von Nahrungsmitteln. In vielen wie Wurst, Fleisch und Vollmilchprodukten enthalten Produkten, die wir gerne und täglich verzehren, ist sind. Sie wirken sich negativ auf den Fettstoffwech- mehr Fett enthalten, als wir glauben. sel, vor allem auf den Cholesterinspiegel, aus. So enthalten: Eine Reduzierung der Fettzufuhr auf rund 60 Gramm · Käse (Gouda) 100 g: ca. 30 g Fett täglich ist der einfachste Weg, um Gewicht zu redu- · Wurst (Bratwurst ) 150 g: ca. 36 g Fett zieren und damit den Cholesterinspiegel, den Blut- · Pommes Frites 100 g: ca. 13 g Fett druck sowie erhöhte Blutzuckerwerte zu senken. · Kartoffelchips 50 g: ca. 17 g Fett Diese Menge reicht aus, um dem Körper alle lebens- · Sahne (1 EL) 15 g : ca. 5 g Fett wichtigen Fettsäuren und Begleitstoffe zuzuführen. Eine Einschränkung der Fettzufuhr gelingt aber nur, Alkohol und Kochsalz sollten nur in begrenztem Maß wenn fettreiche Nahrungsmittel wie Wurst, Käse und im Speiseplan des Diabetikers vorkommen. Gebäck nur in kleinen Mengen oder ausnahmsweise verzehrt werden. Als Streichfett und für die Zuberei- Kohlenhydrate in Form von Stärke, wie Getreideer- tung von Speisen sollten sparsam pflanzliche Fette zeugnisse, Kartoffeln und Gemüse, sind in praktisch und Öle bevorzugt werden. unbegrenzter Menge erlaubt. Wichtig für den Diabe- 20 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 21 tiker ist häufig die Umrechnung in Broteinheiten (BE), Grob vereinfacht dargestellt, kann man sich nach besonders wenn eine Einstellung auf Insulin erfolgt folgenden Tageswerten für den Kalorienverbrauch für ist. Die Broteinheiten einzelner Lebensmittel entneh- eine 70 Kilogramm schwere Person richten: men Sie der entsprechenden Tabelle auf Seite 36 im Energieverbrauch bei kcal vollkommener Ruhe (Grundumsatz) 1.500 leichter körperlicher Arbeit (Regelfall, z. B. im Büro) 2.500 mittelschwerer körperlicher Arbeit (z. B. in der Industrie) 3.500 schwerer körperlicher Arbeit (z. B. im Steinbruch) 4.500 Anhang. Nicht nur die Nahrungszusammensetzung, auch Nahrungsmenge und Kaloriengehalt bestimmen die Auswirkungen unserer täglichen Nahrungszufuhr in Form von Gewichtszuwachs oder -abnahme. Der tägliche Energiebedarf setzt sich zusammen aus dem sogenannten „Grundumsatz“ – das sind Kalorien, die der Stoffwechsel für einen normalen Betrieb braucht (eine Art „Standgas“) – und den Kalorien, Einen ähnlich höheren Energieverbrauch wie etwa die für jede weitere Aktivität benötigt werden bei mittelschwerer körperlicher Arbeit hat man auch, („Verbrauch pro gefahrenen Kilometer“) wenn man Sport treibt, allerdings nur für einen Teil des Tages und nicht – wie hier gerechnet – für 8 Stunden. 21 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 22 4.2 Bewegung Es gibt derzeit keine Möglichkeit, dem Typ-1-Diabetes Bei zehn Minuten Betätigungsdauer verbrauchen vorzubeugen. Beim Typ-2-Diabetes kann man jedoch Sie circa die Krankheit hinauszögern, in manchen Fällen sogar · 30 kcal bei langsamem Gehen, verhindern, wenn die Manifestationsfaktoren beseitigt werden. Besonders wichtig ist es, das Körpergewicht zu normalisieren und körperlich aktiv zu sein. Hausarbeit oder Kegeln · Bis zu 80 kcal beim Tennisspielen, Bergsteigen, Radfahren (2o km/Stunde) oder Tanzen Zusätzlicher Sport ist sinnvoll. Welche Sportart im Einzelfall geeignet ist, muss der Arzt beurteilen: Es hängt zum Beispiel von der Leistungsfähigkeit der Gelenke ab, ob Tennis und Joggen oder Schwimmen und Radfahren die optimalen Sportarten für den Diabetiker sind. Der Arzt wird anhand der Reaktionen des Blutdrucks und des Herzens auch entscheiden können, wie hoch die Belastung sein darf. 22 · Über 100 kcal bei einem Lauftempo von 9 km/ Stunde oder Brustschwimmen (50 m/Min.) 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 23 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 24 4.3 Medikamentöse Behandlung 4.3.1 Tabletten Erst wenn die Basistherapie mit gesunder Ernährung Blutzuckerkontrollen: und Gewichtsabnahme bei Typ-2-Diabetikern nicht Wird der Typ-2-Diabetes mit Tabletten behandelt, ausreicht, beginnt man mit einer medikamentösen so sind wenige Werte pro Woche ausreichend. Behandlung, mit sogenannten oralen Antidiabetika Besonders wichtig ist in der Regel der Wert vor und oder in seltensten Fällen direkt mit Insulin. Einen 1,5 Stunden nach dem Frühstück. Bei auffälligen Überblick über die unterschiedliche Wirkungsweise Änderungen des Befindens, aber auch bei Sport und sowie einige Besonderheiten der Medikamente ge- akuten Erkrankungen sind stets zusätzliche Kontrollen ben wir in einer Übersicht auf Seite 38 wieder. Eine angebracht. Ist der Blutglukosespiegel sehr hoch komplette Produktinformation mit Darstellung sämt- (über 250 mg/dl), so sollte der Wert erneut kontrol- licher Neben- und Wechselwirkungen findet sich hier liert werden. aus Platzgründen nicht. Liegt der HbA1c-Wert unter dieser Therapie mehr als 20 % über dem Zielwert (HbA1c > 7,5 %), ist nahezu immer die Kombination verschiedener Medikamente erforderlich. Diese ist vor allem dann notwendig, wenn sich trotz konsequenter Ernährung und richtiger Behandlung mit Tabletten die Blutzuckerwerte verschlechtern. 24 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 25 Ziele der Diabetesbehandlung Ideale Therapieziele · HbA1c: _< 6,5 % · BZ nüchtern und präprandial: 80 bis 120 mg/dl (4,4 bis 6,7 mmol/l) · Albuminurie: < 20 mg/l; Progressionshemmung bei bestehender Nephropathie · Blutdruck: RR < 130/<85 mmHg; RR < 120/ · Gesamtcholesterin: < 180 mg/dl (4,7 mmol/l) < 80 mmHg (sofern tolerierbar) bei Albuminurie · LDL: < 100 mg/dl (2,6 mmol/l) > 20 mg/l · HDL: > 45 mg/dl (1,2 mmol/l) · Nikotinverzicht · Triglyzeride: < 150 mg/dl (1,7 mmol/l) · Bei Übergewicht: Gewichtsreduktion anstreben Quelle: AWMF-Leitlinien 25 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 26 4.3.2 Insulin Heute ist die Behandlung mit Insulin relativ einfach zwei Tagesdosen verteilt, dabei werden ca. 2/3 der zu handhaben, so dass jeder Diabetiker sie erlernen erforderlichen Dosis morgens und ca. 1/3 der erfor- kann. Das ist nicht nur den sehr guten Insulinprä- derlichen Dosis abends verabreicht. Dazu wird in paraten, die heute fast ausschließlich als Humanin- der Regel ein Mischinsulin verwendet. sulin oder Insulinanaloga hergestellt werden, zu verdanken, sondern auch der relativ einfachen Hand- Bei der intensivierten Insulintherapie (Basis-Bolus- habung der Injektion unter die Haut (subkutan): Prinzip) werden zwei unterschiedliche Insuline ge- Einwegspritzen, sehr gute Injektionsnadeln und sondert gespritzt. Der Basalspiegel wird von einem vor allem die Insulinpens haben die Dosierung und langwirkenden Verzögerungsinsulin abgedeckt, Injektion bedeutend erleichtert. die kurzfristige Reaktion auf die Nahrungsaufnahme erfolgt über die Bolusgabe (kurzwirksames Insulin). Man unterscheidet die konventionelle und die inten- Eine übersichtliche Darstellung der wichtigsten sivierte Insulintherapie. Bei der konventionellen Insuline finden Sie auf Seite 39. Insulintherapie wird die notwendige Insulingabe auf 26 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 27 Kontrollen: weil sie häufig zu hoch oder zu niedrig sind –, findet Bei konventioneller Insulintherapie sollten täglich ein man anhand eines Blutzucker-Tagesprofils heraus. bis drei repräsentative Werte gemessen werden. Wel- Bei der intensivierten Insulintherapie muss der Blut- che Tageswerte besonders aufschlussreich sind – zucker vor jeder Insulininjektion gemessen werden. 27 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:19 Uhr Seite 28 5 Die Unterzuckerung (Hypoglykämie) Die Unterzuckerung (Hypoglykämie) ist im Alltag Ohne die geringste Vorwarnung sind schwere Hypo- des Betroffenen die unangenehmste und gefährlichs- glykämien selten. Viel häufiger kommt es vor, dass te Auswirkung einer Behandlung mit Insulin und Symptome wie Schweißausbruch und Herzklopfen Sulfonylharnstoff-Tabletten. als Folge körperlicher Anstrengung sowie Kopfschmerzen und Müdigkeit verkannt werden. Die Un- Für viele Betroffene ist der Umgang mit Unterzucke- terzuckerungssymptome verändern sich im Laufe rungen schwierig: Weil sie hohe Blutzuckerwerte eines Lebens. Erkannte man beispielweise kurz nach vermeiden wollen, gehen sie ein höheres Unterzucke- der Diagnosestellung seines Diabetes die Unter- rungsrisiko ein. Dieses tritt ein, wenn der Insulin- zuckerung z. B. am Schwitzen, kann es sein, dass spiegel im Blut stärker ansteigt als gewünscht und dieses nach einigen Jahren völlig ausbleibt und sich somit der Blutzuckerspiegel unter ca. 50 mg/dl niedrige Blutzuckerwerte mit Unkonzentriertheit (2,8 mmol/l) abfällt. Das kann passieren, wenn man ankündigen. Daher ist es wichtig, immer wieder in bei unveränderter Medikamentendosis weniger sich hineinzuhören und seine persönlichen, aktuellen Kohlenhydrate als geplant zu sich nimmt, wenn sich Hypoglykämie-Symptome zu entdecken. der Magen zu langsam entleert oder wenn man Sport getrieben hat, ohne den Mehrverbrauch von Zucker durch Nahrungsaufnahme zu kompensieren. Auch Alkohol kann Hypoglykämien auslösen. 28 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 29 Schwere Unterzuckerungen sind von Bewusstlosig- Diabetiker, die Insulin spritzen oder Sulfonylharn- keit und eventuell auch Krampfanfällen gekennzeich- stoff-Tabletten einnehmen, sollten für diese Fälle net oder können wie ein Schlaganfall erscheinen. immer sogenannte Not-Kohlenhydrate, z. B. in Form Diese Folgen der Hypoglykämie sind gefährlich, eine von Traubenzuckertabletten, bei sich tragen. Wenn schwere Unterzuckerung muss daher unbedingt ver- jedoch bereits Schluckbeschwerden bestehen, sollte mieden werden. Bei einer schweren Unterzuckerung sofort der Notarzt gerufen werden, der Glukose in die bedarf der Patient fremder Hilfe. Bei rechtzeitiger Vene spritzen wird, da eine sichere orale Einnahme Einleitung von Gegenmaßnahmen verschwinden die (über den Mund) nicht mehr gewährleistet ist. Beschwerden folgenlos. Wichtig für Angehörige: Solange nur eine leichte Hypoglykämie ohne Schluck- Flößen Sie einem bewusstlosen Diabetiker nie störungen, Krämpfe und Bewusstlosigkeit aufge- zuckerhaltige Nahrungsmittel in fester oder flüssiger treten ist, empfehlen sich 20 bis 40 Gramm Zucker Form ein. Dies kann zum Ersticken führen! in gelöster Form (z. B. Traubenzucker in einem Glas Flüssigkeit, Fruchtsäfte, Limonaden, Colagetränke, aber keine „Light“-Produkte). Nehmen Sie anschließend noch 20 bis 40 Gramm Kohlenhydrate in fester Form (z. B. Brot, Obst, Kekse) zu sich. 29 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 30 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 31 6 Folgeerkrankungen frühzeitig erkennen und vermeiden Im Kapitel 2 ist der Zusammenhang einer unzu- Je früher die Veränderungen erkannt und behandelt reichenden Blutzuckereinstellung mit der Entstehung werden, umso besser sind die Ergebnisse. Bei schwer- von Folgeerkrankungen beschrieben. An dieser Stelle wiegenderen Verläufen mit Einblutungen in den Glas- möchten wir drei schwerwiegende Folgeerkrankungen körper und diabetesbedingten Netzhautablösungen aufgreifen und Ihnen insbesondere wesentliche Maß- kann mittels Netzhaut-Glaskörper-Chirugie (Vitrekto- nahmen zur Früherkennung ans Herz legen. mie) oftmals noch Ihr Sehvermögen gerettet werden. Eine adäquate Blutzucker- und Blutdruckeinstellung Die Diabetische Retinopathie sind die besten Garanten, um das Entstehen einer Durch hohe Blutzuckerkonzentrationen verändern Diabetischen Retinopathie bzw. deren Fortschreiten sich die winzigen Blutgefäße der Netzhaut (Retina). zu verhindern! Die sogenannte Diabetische Retinopathie ist zunächst mit keinerlei Beeinträchtigungen verbunden. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung einer Meist bemerken Patienten eine Sehminderung wie Diabetischen Retinopathie schützt Ihr Sehvermögen: verschwommenes oder verzerrtes Sehen, blinde Flecken oder einen totalen Sehverlust erst, wenn der Diabetes die Sehzellen in der Netzhautmitte (Makula) schädigt. Um das Sehvermögen möglichst uneingeschränkt zu erhalten, ist es dann allerdings häufig zu spät. Ist die Diabetische Retinopathie noch nicht allzu weit fortgeschritten, kann durch eine Laserbehandlung • Suchen Sie unmittelbar nach Feststellung eines Diabetes einen Augenarzt auf. • Gehen Sie, auch ohne dass bei Ihnen eine diabetesbedingte Augenschädigung vorliegt, einmal jährlich zur augenärztlichen Kontrolluntersuchung (mit Weitstellung der Pupille)! • Liegt eine Diabetische Retinopathie vor, sind in Abhängigkeit vom Stadium augenärztliche Untersuchungen in kürzeren Abständen erforderlich. der Netzhaut ein Fortschreiten der Gefäßveränderungen verhindert werden. Quelle: Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA), Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) 31 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 32 Der Diabetische Fuß und Wundheilungsstörungen, lenkt das Augenmerk Ein Ineinandergreifen von Durchblutungsstörungen insbesondere auch auf den Fuß des Diabetikers. und Nervenschädigung, gepaart mit Infektanfälligkeit Beachten Sie, vor allem bei Durchblutungsstörungen und herabgesetzter Empfindsamkeit Ihrer Füße, nachfolgende Pflegehinweise und Tipps: • Untersuchen Sie täglich Ihre Füße! • Trocknen Sie nach dem Waschen oder Duschen Wenn Sie Ihre Fußsohlen nicht sehen können, vorsichtig Ihre Füße, insbesondere auch zwischen kann ein Spiegel hilfreich sein. Reicht Ihre Sehkraft den Zehen. Massieren Sie eine Feuchtigkeitscreme nicht aus, bitten Sie jemanden um Hilfe. Wenn Sie ein. Das hält die Haut geschmeidig und verhindert Veränderungen, zum Beispiel eine Pilzinfektion in Risse. den Zehenzwischenräumen oder Verletzungen, feststellen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Hühneraugen oder Warzen sollten keinesfalls mit ätzenden Hühneraugenpflastern oder Tinkturen behandelt werden, da sie die Haut stark schädigen können. • Pediküre: Fußnägel sollten Sie immer nur mit einer Nagelfeile kürzen. Benutzen Sie keinesfalls eine Schere, Messer, Rasierklingen oder Hornhauthobel. Bei stark eingeschränkter Empfindsamkeit kann es sein, dass Ihnen eine Verletzung gar nicht auffällt. Hornhaut sollte, sofern nötig, mit einem Bimsstein entfernt werden. Eingewachsene Nägel gehören in die Hände eines Arztes. 32 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 33 Die Diabetische Nephropathie Symptome einer fortgeschrittenen Nierenschädigung, Etwa ein Drittel aller Diabetiker entwickelt im Verlauf wie beispielsweise Juckreiz, Leistungsschwäche, der Erkrankung eine sogenannte Diabetische Nephro- Kopfschmerzen oder Wassereinlagerungen in den pathie, eine irreversible Schädigung der Niere, die Beinen (Ödeme), treten erst nach einigen Jahren auf. langsam ihre Filterfunktion verliert. Je länger die Blut- Lassen Sie sich bei Diagnosestellung und anschlie- zuckerwerte schlecht eingestellt sind, umso höher ist ßend jährlich untersuchen. Wird die Nephropathie das Risiko für die Entwicklung einer Nephropathie, rechtzeitig erkannt und der Diabetes daraufhin die zunächst über Jahre ohne Beschwerden verläuft. optimal eingestellt, lässt sich das Fortschreiten der Eine Früherkennung ist nur möglich, wenn der Urin Nierenerkrankung verhindern oder zumindest ver- regelmäßig auf Albumin (Eiweiß) untersucht wird, langsamen. Wichtig sind dabei auch die frühzeitige das im Verlauf verstärkt vom Körper ausgeschieden Behandlung eines Bluthochdrucks, erhöhter Blut- wird. Zur Dokumentation der Untersuchung auf fettwerte, ein Verzicht auf Nikotin und eine Gewichts- Eiweiß im Urin (Mikroalbuminurie) können Sie Ihren reduktion sowie eine salzarme Ernährung. Diabetikerpass benutzen. Zudem müssen verschiedene Risikofaktoren überprüft werden. 33 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 34 7 Ausblick Diabetes ist keine harmlose Krankheit und kann Die Gothaer Krankenversicherung bietet ihren krank- bei unzureichender Behandlung zu ernsthaften chro- heitskostenvollversicherten Diabetikern weitere nischen Spätfolgen führen. Bei einer guten Stoff- Unterstützung in Form eines telefonischen Betreu- wechseleinstellung lassen sich diese Komplikationen ungsprogramms* an. allerdings vermeiden. Akzeptieren Sie Ihren Diabetes als einen Teil Ihres Lebens. Widmen Sie Ihrer Krank- Dieses beinhaltet unter anderem: heit ausreichend Aufmerksamkeit durch regelmäßige • Individuelle Informationen rund um den Diabetes Selbstkontrolle, bewusste Ernährung und ein ausge- • Regelmäßige Anrufe prägtes Gesundheitsbewusstsein. • Spezielle Beratung zu Ernährung, Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhten Blutfettwerten und Lassen Sie sich von Ärzten, Ernährungs-, Diabetes- vieles mehr beratern, Ihrer Familie und Freunden unterstützen. Informieren Sie sich über Ihre Krankheit, über neue Das Betreuungsprogramm ist kostenlos und eine Behandlungsmöglichkeiten und Methoden der Selbst- Teilnahme selbstverständlich freiwillig. kontrolle. Ein aktives und unbeschwertes Leben ist auch mit einer Zuckerkrankheit möglich. Nehmen Sie Ihre Erkrankung als Teil Ihres Lebens an und gestalten Sie Ihre Zukunft mit. 34 * Dieses Angebot gilt nur für ausgewählte Tarife. Bitte sprechen Sie uns an. 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 35 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 36 8 Anhang Anzahl der Broteinheiten einzelner Lebensmittel* Lebensmittel Croissant Toastbrot Weizenmischbrot Weizenvollkornbrot Brötchen Zwieback Roggenmischbrot Pumpernickel Reis (roh) Reisstärke Kartoffel (ohne Schale) Kartoffelstärke Suppennudeln (roh) Pommes frites Salzstangen Rosinen Zucker Apfelsaft Apfel Orangensaft Grapefruit Pflaume Kiwi Pfirsich Milch Kondensmilch Joghurt * 1 BE = 12 g Kohlenhydrate 36 Anzahl 1 Stück 1 Scheibe 1 Scheibe 1 Scheibe 1 Stück 1 Scheibe 1 Scheibe 1 Scheibe 1 Esslöffel 1 Esslöffel 1 Stück (mittelgroß) 1 Esslöffel 1 Esslöffel 1 Portion 20 Stück 1 Esslöffel 1 Teelöffel 1 Glas 1 Stück 1 Glas 1 Stück 1 Stück 1 Stück 1 Stück 1 Glas 1 Tasse 1 Glas Einheiten ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ 35 g 25 g 50 g 60 g 60 g 9g 60 g 60 g 15 g 15 g 80 g 15 g 15 g 70 g 15 g 20 g 6g 240 ml 220 g 240 ml 340 g 40 g 140 g 140 g 240 ml 120 ml 240 ml Broteinheiten 1 BE 1 BE 2 BE 2 BE 2 BE 0,6 BE 2 BE 2 BE 1 BE 1 BE 1 BE 1 BE 1 BE 2 BE 1 BE 1 BE 0,5 BE 2 BE 2 BE 2 BE 2 BE 0,3 BE 1 BE 1 BE 1 BE 1 BE 1 BE 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 37 37 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 38 Darstellung der wichtigen Gruppen von oralen Antidiabetika (Tabletten) Substanzgruppe Wirkmechanismus Typische Nebenwirkungen Besonderheiten Produktnamen (Beispiele) Sulfonylharnstoffe Stimulation der körpereigenen Insulinsekretion Risiko von (weiterer) Gewichtszunahme, Hypoglykämie Therapiebeginn mit niedrigster Dosis, Wirksamkeit lässt im Behandlungsverlauf nach Glibenclamid®, Amaryl®, Euglucon®, Glimepirid® Biguanide (Metformin) Steigerung der Glukoseaufnahme im Fettgewebe und in der Skelettmuskulatur Übelkeit, Blähungen, Durchfälle, keine Gewichtszunahme Bei Niereninsuffizienz (-schwäche) nicht mehr einsetzbar Glucophage®, Siofor® Glinide Anregung einer kurzfristigen Insulinsekretion aus der Bauchspeicheldrüse Hypoglykämien, Magen-Darm-Beschwerden Therapiebeginn mit niedrigster Dosis, nachlassende Wirksamkeit im Behandlungsverlauf Repaglinide (NovoNorm®), Nateglinide (Starlix®) Glitazone (Thiazolidindione) Verminderung der Insulinresistenz in Fettgewebe, Skelettmuskulatur und Leber Gewichtszunahme durch Wassereinlagerung Kombination mit Metformin oder Sulfonylharnstoffen möglich Rosiglitazon (Avandia®), Pioglitazon (Actos®) Alpha-Glukosidasehemmer (Acarbose) Hemmung der Spaltung von komplexeren Kohlenhydraten, dadurch verzögerte Aufnahme durch den Darm Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen Gute Wirkung bei postprandialer Hyperglykämie (nach dem Essen) Acarbose (Glucobay®) DPP-4-Hemmer Verzögerung des Abbaus der Inkretinhormone GIP und GLP-1. Diese wirken blutzuckersenkend. Übelkeit, Durchfälle Kombination mit Metformin oder einem Glitazon möglich Sitagliptin (Januvia®), Vildagliptin (Galvus®) 38 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 39 Darstellung der wichtigsten Insuline Insulintyp Wirkmechanismus, Hinweise Produktnamen (Beispiele) Kurzwirksame Normalinsuline Wirksamste Steuerung der Blutglukose, nahezu identisch mit dem Verhalten des körpereigenen Insulins, aber wegen der kurzen Wirkdauer, außer bei Insulinpumpe, nicht zu alleinigem Gebrauch geeignet. Durch verzögerten Wirkungseintritt muss ein Spritz-Ess-Abstand von 15–30 Minuten eingehalten werden. Actrapid®, Huminsulin® Normal, Insuman® Rapid Kurzwirksame Analoginsuline Wirksamste Steuerung der Blutglukose, identisch mit dem Verhalten körpereigener Insuline, durch sofortigen Wirkungseintritt keine zeitliche Verzögerung der Wirksamkeit, daher braucht ein Spritz-Ess-Abstand nicht eingehalten zu werden. Nachteil: wesentlich teurer als Normalinsulin. Humalog®, Apidra®, Liprolog®, NovoRapid® Langwirksame Normalinsuline Wirkungsdauer ca. 10 Stunden. Bei den meisten Diabetikern reicht zur Aufrechterhaltung eines basalen Insulinspiegels eine Injektion 2x täglich. Insulatard®, Insuman® Basal, Protaphane®, Huminsulin® Basal Langwirksame Analoginsuline Wirkungsdauer bis zu 24 Stunden. Bei den meisten Diabetikern reicht zur Aufrechterhaltung eines basalen Insulinspiegels eine Injektion am Tag. Lantus®, Levemir® Mischinsuline Die Zahlen (z. B. 30/70) zeigen das Mischverhältnis von Normalzu Verzögerungsinsulin an. Mischinsuline eignen sich für ein festes Therapieregime mit klar vorgegebenen morgendlichen und abendlichen Insulingaben (konventionelle Insulintherapie). Der Vorteil ist in der einfacheren Handhabung zu sehen, der Nachteil besteht in fehlender Flexibilität (Einführung von Zwischenmahlzeiten und: „Ich muss essen, weil ich gespritzt habe“). 39 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 40 Lexikon des Diabetes Wichtige Begriffe von A–Z A Erläuterungen Aceton Aceton im Urin und Acetongeruch in der Atemluft von Diabetikern sind Zeichen für eine schlecht eingestellte Stoffwechsellage. Die chemische Substanz Aceton hat einen scharfen und beißenden Geruch. Bei gesteigertem Fettabbau oder bei fehlender Kohlenhydratzufuhr (z. B. beim Fasten und Hungern) bildet der Körper vermehrt Aceton, das über den Urin ausgeschieden wird. Adipositas Fettleibigkeit (BMI > 30 kg/m2) Analoginsulin Neuentwickelte Insuline mit verbesserten Eigenschaften. Sie sind in der Struktur den Humaninsulinen sehr ähnlich. Angiopathie Angio: „Gefäß“, Pathie: „Krankheit“. Oberbegriff für alle Gefäßkrankheiten, die an Arterien, Venen und Kapillaren auftreten können. Arteriosklerose Arterie: „Schlagader“, Sklerose: „Verhärtung“, zusammen: „Arterienverkalkung“, das Gefäß verengt sich durch Ablagerung von Fett, Cholesterin und Eiweiß. Die Gefäßwand verhärtet sich und verliert ihre natürliche Elastizität. Begünstigt wird dieser Vorgang durch verschiedene Risikofaktoren wie z. B. Diabetes mellitus, erhöhten Cholesterinspiegel, Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht, Stress und Bewegungsmangel. B BE Broteinheit als Bezugsgröße der Kohlenhydratzufuhr (1 BE = 12 g Kohlenhydrate) C Cholesterin 40 Fettähnliche Substanz, die in allen menschlichen und tierischen Zellen vorkommt. Sie dient als Baustoff für Zellwände und Grundstoff für Hormone, Vitamin D und Gallensäuren. Im Blut kommt es, an Eiweiß gebunden, vor allem als LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein) und HDL-Cholesterin (High Density Lipoprotein) vor. Ein Anstieg von LDLCholesterin erhöht das Arterioskleroserisiko, ein Anstieg von HDL-Cholesterin senkt das Arterioskleroserisiko. 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 41 Wichtige Begriffe von A–Z F Erläuterungen Fettsäuren Fettsäuren werden in gesättigte und ungesättigte Fettsäuren unterteilt. Gesättigte Fettsäuren, die für den Anstieg des Cholesterinspiegels verantwortlich sind, sind besonders in tierischen Nahrungsmitteln enthalten. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen und Fetten sind wichtige, teilweise vitaminähnliche Nahrungsbestandteile. G Glukose Traubenzucker, bekanntester und häufigster Zucker. Alle Zucker zählen zu den Kohlenhydraten. H HbA1c Sogenanntes „Blutzuckergedächtnis“, der Wert gibt Aufschluss über die Blutzuckereinstellung der letzten 3 Monate. Es handelt sich um Hämoglobin (= roter Blutfarbstoff) mit Zuckeranlagerung. Hormon In Drüsen gebildeter biochemischer Botenstoff, der in das Blut abgegeben wird und in den Stoffwechsel eingreift, zum Beispiel Schilddrüsenhormone oder Insulin. Humaninsulin Künstlich hergestelltes Insulin, chemisch identisch mit dem in der Bauchspeicheldrüse des Menschen gebildeten Insulin. Hyperglykämie Überzuckerung Hypoglykämie Unterzuckerung 41 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 42 Wichtige Begriffe von A–Z I Erläuterungen Insulin Hormon, das Glukose (Zucker) in die Muskel- und Fettzellen einschleust und somit die Energieversorgung des Körpers reguliert. Eine orale Zufuhr (als Tablette) ist nicht möglich. Daneben sorgt Insulin auch dafür, dass der Körper Energievorräte in Form von Fett und Stärke anlegen kann. Insulinmangel kann zu einer Störung vieler wichtiger Funktionen des Körpers führen. Insulinresistenz Unempfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin K KHK Koronare Herzerkrankung Kohlenhydrate Wichtiger Energielieferant in der Ernährung. Kohlenhydrate werden eingeteilt in Einfach-, Zweifach- und Mehrfachzucker. M Makroangiopathie Makro: „groß“, Angio: „Gefäß“, Pathie: „Krankheit“. Erkrankung der großen Blutgefäße im Sinne einer Arteriosklerose. Mikroalbuminurie Geringe Eiweißausscheidung im Urin Metabolisches Syndrom Anhäufung von Stoffwechselstörungen, in der Regel verursacht durch Überernährung: Dazu gehören Übergewicht, erhöhter Blutdruck, diabetische Stoffwechsellage und erhöhte Blutfette Mikroangiopathie Mikro: „klein“, Angio: „Gefäß“, Pathie: „Krankheit“. Erkrankung der kleinen Blutgefäße im Sinne einer Arteriosklerose. 42 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 43 Wichtige Begriffe von A–Z N Erläuterungen Nephropathie Schädigung der Nieren Neuropathie Neuro: „Nerv“, Pathie: „Krankheit“ Periphere Neuropathie Eine Störung tritt vor allem in den Füßen und Beinen auf und äußert sich als Missempfindungen wie Ameisenkribbeln, pelziges und taubes Gefühl, Brennen, aber auch als Verlust von Schmerz- und Temperaturempfindungen. Weil kleine Verletzungen am Fuß durch Verlust der Sensibilität leicht unbemerkt bleiben können, besteht eine hohe Infektionsneigung mit Entzündung und Gefahr des Absterbens von Gewebe. Die autonome Neuropathie betrifft die inneren Organsysteme. Sie äußert sich im Herz-Kreislauf-System durch Regulationsstörungen des Herzschlags und des Blutdrucks, im Verdauungstrakt durch verzögerte Magenpassage, Durchfall und Verstopfung, in den Harn- und Geschlechtsorganen durch Blasenentleerungsstörungen und Potenzprobleme. Nierenschwelle Die Blutzuckerkonzentration, ab der Glukose im Urin ausgeschieden wird. Der Wert liegt in der Regel bei 180 mg/dl. O Orale Antidiabetika Tabletten, die den Blutzucker senken P Pen Injektionsgerät für Insulin Präprandial Vor dem Essen Postprandial Nach dem Essen 43 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 44 Wichtige Begriffe von A–Z R Erläuterungen Retinopathie Schädigung der Netzhaut. Man unterscheidet: • Nicht proliferative diab. Retinopathie, bei der sich die Gefäßveränderungen auf die Netzhaut beschränken • Proliferative diab. Retinopathie, bei der mit Fortschreiten der Krankheit neue minderwertige Gefäße aus der Netzhaut in den Glaskörper wuchern –> starke Gefährdung des Sehvermögens • Diabetische Makulopathie: Die Stelle des schärfsten Sehens (Makula) ist durch Zerstörung der zentralen Sehzellen bedroht. S Subkutan Unter die Haut (bei Spritzen die einfachste Spritztechnik) T Traubenzucker Glukose Z Zuckerkrankheit 44 Diabetes mellitus 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 45 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Literatur Prof. Eberhard Standl Diabetes schnell verstehen und richtig handeln: Ernährung, Bewegung, Medikamente Trias Verlag, 2002 Dr. med. Gerhard-W. Schmeisl Schulungsbuch für Diabetiker Gustav-Fischer Verlag, 2005 R. Jäckle, A. Hirsch, M. Dreyer Gut leben mit Typ-I-Diabetes: Arbeitsbuch zur Basis-Bolus-Therapie Elsevier GmbH (Urban & Fischer), 2007 Der Internist, Heft 7, Juli 2007 Thema dieser Ausgabe: Diabetes Mellitus Zeitschrift, Organ der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin Springer-Verlag 46 Seite 46 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 47 Impressum Haben Sie noch Fragen zum Thema Diabetes mellitus? Dann wenden Sie sich bitte unter dem Stichwort „Gesundheitsbroschüre Diabetes“ an unseren telefonischen Gesundheitsservice MediFon unter der Telefonnummer 0221 3090-6441. Herausgeber: Gothaer Krankenversicherung AG Gesundheitsmanagement Köln 2008, 1. Auflage Gestaltung, Satz, Lithografie: Euro RSCG 4D Fotos: Jan Braun, Paderborn, www.studio-braun.com S. 10: Prof. Dr. med. M. H. Foerster, Charité CBF, Berlin Schriftliche Anfragen können Sie unter dem Stichwort „Gesundheitsbroschüre Diabetes“ an die © Gothaer Krankenversicherung AG, Köln 2008 Gothaer Krankenversicherung AG Gesundheitsmanagement Arnoldiplatz 1, 50969 Köln senden oder per E-Mail an: [email protected] Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen und sonstigen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen sowie der Übersetzung, sind vorbehalten. Haftungsausschluss: Die medizinische Wissenschaft unterliegt einem ständigen Wandel. Die Gothaer Krankenversicherung übernimmt daher keine Gewähr für die beschriebenen medizinischen Behandlungen. Die weiteren Gesundheitsbroschüren der Gothaer Krankenversicherung können im Internet unter www.gothaer.de/gesundheitsbroschueren aufgerufen werden. Bücher, Telefonnummern und Internet-Adressen sind nur eine Auswahl. Eine Haftung kann nicht übernommen werden. 47 103847q20081104.qxd:Ratgeberbroschuere Ruecken Gothaer Krankenversicherung AG Arnoldiplatz 1 50969 Köln Telefon 0221 308-00 Telefax 0221 308-103 www.gothaer.de 05.11.2008 10:20 Uhr Seite 48