Infozept Nr. I-DIA-001: Diabetes mellitus Typ 2 www.hausmed.de © HausMed 2011 Diese Patienteninformation wurde geprüft und zertifiziert vom Institut für hausärztliche Fortbildung im Deutschen Hausärzteverband (IhF) e.V. Anmerkungen / Kommentare HausMed Infozept Diabetes mellitus Typ 2 Diabetes mellitus ist der Überbegriff für eine Gruppe meist erblicher chronischer Stoff-WechselStörungen, bei denen die Blutzuckerwerte dauerhaft zu hoch sind. Dies kann zu ernsthaften Folge-Erkrankungen und Komplikationen an verschiedenen Organen führen. Unbehandelt treten ernsthafte Beschwerden früher und stärker auf und die Lebenserwartung verringert sich. Typ-2-Diabetes mit Insulin-Unempfindlichkeit ist die häufigste Form. In Deutschland ist dieser Typ eine Volkskrankheit, unter der ein erheblicher Anteil der Über-70-Jährigen leidet. Die Dunkelziffer ist hoch. Ziele der Publikation Das Ziel dieser Patienteninformation ist, sowohl von dieser Erkrankung betroffenen Patienten als auch Angehörigen und Interessierten dabei zu helfen, die Erkrankung besser zu verstehen.Bei Patienten kann ein gründliches Verständnis über die eigene Erkrankung eine partnerschaftliche Entscheidungsfindung bei der Wahl des geeigneten Behandlungsverfahrens erheblich fördern und damit deutlich zum Behandlungserfolg beitragen. Die Praxis einer partnerschaftlichen Entscheidungsfindung (shared decision-making) ermöglicht medizinischen Fachleuten und Patienten, bei der Suche nach dem besten Behandlungsverfahren für den einzelnen Patienten zusammenzuarbeiten. Patienten, die ihre eigene Behandlung mitentscheiden, sind um ein Vielfaches motivierter, an der eigenen Gesundheit zu arbeiten. Eine zentrale Rolle bei der Beteiligung des Patienten an Entscheidungen über seine Behandlung spielen gute Patienteninformationen. Angehörige können wiederum ihre betroffenen Freunde oder Verwandten gezielter unterstützen, wenn sie genau über die Krankheit aufgeklärt sind. Nicht zuletzt profitieren auch interessierte Leser. Diese können sich sowohl über mögliche Frühwarnzeichen und die Erkrankungsrisiken, als auch über vorbeugende Maßnahmen informieren. Die Inhalte dieser Informationen beruhen auf medizinischen Leitlinien (evidenzbasiert) und sind auf die Bedürfnisse in der hausärztlichen Praxis zugeschnitten (hausarztrelevant). Die hier enthaltenen Informationen können aber in keinem Fall eine ärztliche Beratung ersetzen. Im Folgenden erhalten Sie einen kurzen Überblick über die Kapitel, in die diese Patienteninformation gegliedert ist. Krankheitsentstehung Ein permanent zu hoher Blutzuckerspiegel entsteht durch Insulinmangel oder InsulinUnempfindlichkeit. Es gibt verschiedene Diabetes-Typen. 90 – 95 % aller Diabetiker werden dem Typ 2 zugeordnet, dessen Hauptursache nach derzeitigem Kenntnisstand eine InsulinUnempfindlichkeit ist. • Seite 4 Symptome Ein Typ 2 Diabetes entwickelt sich schleichend und bleibt daher häufig lange unbemerkt. Die Symptome sind unspezifisch und können von Leistungsminderung über Heißhunger, starkes Durstgefühl und Hauterscheinungen bis hin zu Störungen der Geschlechtsorgane reichen. Infozept - Diabetes 2 • Seite 7 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Komplikationen Diabetes mellitus Typ 2 kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Vor allem, wenn er nicht ausreichend behandelt wird. Typische Komplikationen bei Diabetes sind Schäden an den Netzhäuten der Augen, Fußkomplikationen sowie Nieren- und Herzschädigungen. • Seite 9 Diagnose Ein Diabetes mellitus Typ 2 liegt vor, wenn unter bestimmten Bedingungen Blutzuckergrenzwerte überschritten werden. Der Blutzucker wird im Labor nach Blutabnahme bestimmt. Der Nachweis von Zucker im Urin mittels Teststreifen ist ebenfalls ein Hinweis auf eine Diabetes-Erkrankung. • Seite 13 Therapie Oberstes Ziel der Therapie bei Typ-2-Diabetes ist, die Verzuckerung von Zellen im Körper und damit Folge-Erkrankungen zu vermeiden. Gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung sind wichtige Allgemeinmaßnahmen. Liegt Insulinmangel vor, muss Insulin von außen zugeführt werden. • Seite 15 Prävention Beeinflussbare Risikofaktoren für Diabetes sind Übergewicht, Bewegungsmangel und fettreiche Ernährung. Durch Kontrolle der beeinflussbaren Risikofaktoren kann die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken, reduziert werden. • Seite 24 Leben mit ... Antworten auf häufig gestellte Fragen, die fünf wichtigsten Tipps zum täglichen Umgang mit Diabetes und hilfreiche Links zu weiterführenden Informationen. • Seite 25 Hierbei handelt es sich um eine unabhängige Patienteninformation der HausMed eHealth Services GmbH, die ohne Mitwirken von Sponsoren erarbeitet wurde. Ziel dieser Informationsdienstleistung ist es, der Leserschaft bedarfsorientierte und qualitativ hochwertige Inhalte zu präsentieren, welche ohne die Notwendigkeit medizinischen Fachwissens verständlich sind. Es wird keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. In allen Belangen kann und sollte der behandelnde Arzt konsultiert werden. Diese Patienteninformation kann keine ärztliche Beratung, Diagnostik oder Therapie ersetzen. Gültig vom 09.03.2011 bis 08.03.2016 Diese Patienteninformation wurde geprüft und zertifiziert vom Institut für hausärztliche Fortbildung im Deutschen Hausärzteverband (IhF) e.V. Infozept - Diabetes 3 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Krankheitsentstehung Ein permanent zu hoher Blutzuckerspiegel entsteht durch Insulinmangel oder InsulinUnempfindlichkeit. Es gibt verschiedene Diabetes-Typen. 90 – 95 % aller Diabetiker werden dem Typ 2 zugeordnet, dessen Hauptursache nach derzeitigem Kenntnisstand eine InsulinUnempfindlichkeit ist. Insulin ist ein Hormon der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), welches notwendig ist, um den Zellen des Körpers Zucker (Glukose) aus der Nahrung zuzuführen und damit Energie für das tägliche Leben zu generieren. Unter normalen Bedingungen wird mit der Nahrungsaufnahme Insulin durch die Bauchspeicheldrüse freigesetzt und sorgt dafür, dass Glukose aus dem Blutkreislauf in die Zellen aufgenommen werden kann. Ein permanent zu hoher Blutzuckerspiegel entsteht, wenn Insulin im Körper nicht vorhanden ist (Insulinmangel) oder wenn es nicht richtig wirken kann (Insulinunempfindlichkeit, Insulinresistenz). Beim Typ 2 Diabetes mellitus geht man davon aus, dass zunächst nicht zu wenig Insulin produziert wird, sondern dass dieses nicht mehr an den Zielorten wirkt, wie es soll. Es ist zu beachten, dass sich diese Erklärungsmodelle in Zukunft verändern könnten. Wirkung von Insulin im Körper unter normalen Bedingungen Insulin ist ein Hormon, durch dessen Wirkung im Körper der Blutzuckerspiegel gesenkt werden kann. Der Blutzuckerspiegel steigt vor allem nach der Aufnahme kohlenhydratreicher Nahrung an, also zum Beispiel. wenn wir Brot, Reis, Nudeln oder Süßigkeiten essen. Die Nahrungsmittel werden auf ihrem Weg durch den Verdauungstrakt in ihre Bestandteile aufgespalten. Zucker, ein Hauptbestandteil kohlenhydratreicher Nahrung, wird zu Glukose heruntergebrochen. Diese gelangt ins Blut und erhöht damit den Blutzuckerspiegel. Unter normalen Bedingungen schüttet die Bauchspeicheldrüse gleichzeitig Insulin aus. Das Insulin sorgt für die Aufnahme der Glukose aus dem Blut in das Innere der Zellen, wo aus ihr Energie gewonnen werden kann. Vor allem die Leber- und Muskelzellen können in kurzer Zeit große Mengen von Glukose aufnehmen, diese in Form von Glykogen speichern oder als Energie freisetzen. Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Diabetes mellitus entsprechend der Ursache in vier Haupttypen eingeteilt: • Diabetes mellitus Typ 1 • Diabetes mellitus Typ 2 • andere spezifische Diabetestypen • Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) Infozept - Diabetes 4 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Diabetes mellitus Typ 1 Beim Typ 1 Diabetes mellitus (5 bis 10 % aller Diabetiker) produziert die Bauchspeicheldrüse kein oder viel zu wenig Insulin. Dieser Diabetestyp wird in der Regel bereits im Kindes- oder im jungen Erwachsenenalter festgestellt. Menschen mit Typ 1 Diabetes mellitus müssen täglich Insulin zuführen. Der Typ 1 Diabetes gehört zu den sogenannten Autoimmun-Erkrankungen. Es bilden sich Abwehrzellen und Antikörper gegen das Bauchspeicheldrüsegewebe (speziell die Betazellen) und zerstören dieses. Dadurch kommt es zu einem absoluten Insulinmangel, da irgendwann kein Gewebe mehr im Körper vorhanden ist, das Insulin produzieren kann. Diabetes mellitus Typ 2 Beim Typ 2 Diabetes mellitus (90 bis 95 % aller Diabetiker) wird davon ausgegangen, dass zunächst nicht zu wenig Insulin produziert wird. Vielmehr wirkt das Insulin nicht mehr an den Zielorten (also den Zellen der Muskulatur, der Leber oder des Fettgewebes), wie es soll. Dieses Phänomen wird als Insulinresistenz bezeichnet. Vor allem ein über lange Jahre bestehender überhöhter Anteil an Bauchfett (viszerale Adipositas) sowie Bewegungsmangel begünstigen die Entstehung einer Insulinresistenz. Zusätzlich ist in der Regel die Insulinausschüttung durch die Bauchspeicheldrüse gestört, so dass die Bauchspeicheldrüse ihre Insulinproduktion zunehmend einschränkt oder ganz einstellt. Die Mehrzahl der Erkrankungen entwickelt sich aus einem sogenannten metabolischen Syndrom heraus (Wohlstandserkrankung): Es kommr zum gehäuften Zusammentreffen der Risikofaktoren stammbetonte Adipositas (also ein Zuviel an Bauchfett), Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck und Störung der Glukosetoleranz. Diabetes mellitus Typ 2 betrifft vor allem ältere Menschen. Es wird angenommen, dass das Risiko erhöht ist, wenn diese Erkrankung auch bei Verwandten schon vorgekommen ist. Wenn Mutter oder Vater an Diabetes mellitus Typ 2 leiden, beträgt bei den Kindern die Wahrscheinlichkeit einer späteren Erkrankung bis zu 50 %. Andere spezifische Diabetestypen Andere seltenere Diabetesformen werden eingeteilt in: • genetische Defekte in der Betazellfunktion, was häufig bei den Betroffenen im jungen Erwachsenenalter zu mangelnder Insulinproduktion führt und in diesen Fällen auch als Maturity Onset Diabetes of the Young (MODY) bezeichnet wird. Infozept - Diabetes 5 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare • seltene genetische Defekte der Insulinwirkung • chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (chronische Pankreatitis) • Hormonstörungen: Riesenwuchs (Akromegalie), Cushing-Syndrom, Phäochromozytom, Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), andere hormonproduzierende Tumoren • medikamentös induziert durch Glukokortikoide (Cortison), Schilddrüsenhormone, Diazoxid, Betaadrenergika, Thiazide • Infektionen: angeborene Rötelninfektion, CMV-Infektion • seltene immunologisch bedingte Formen, wie Anti-Insulin-Rezeptorantikörper • genetische Syndrome, die gelegentlich mit Diabetes mellitus vergesellschaftet sind (Down-, Klinefelter-, Turner-Syndrom und andere) Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) Eine wichtige Diabetesform ist der Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes), welcher bei 3 % aller Schwangeren auftaucht, aber in der Mehrzahl der Fälle nach Beendigung der Schwangerschaft wieder verschwindet. Allerdings besteht danach ein um 50 % erhöhtes Risiko, bei der nächsten Schwangerschaft erneut an Diabetes mellitus zu erkranken. Außerdem erhöht sich das Risiko, später im Leben permanent zu erkranken. Obwohl der Schwangerschaftsdiabetes in der Regel eine vorübergehende Erscheinung ist, müssen betroffene Schwangere unbedingt angemessen behandelt werden. Ein permanent erhöhter Blutzuckerspiegel kann sonst Mutter und Kind schädigen. Einteilung nach Schweregraden Diabetes mellitus kann auch nach dem Schweregrad in Stadien eingeteilt werden: • gestörte Glukosetoleranz (IGT = Impaired Glucose Tolerance oder auch IFG = Impaired Fasting Glucose) • Typ-2-Diabetiker, der ohne Insulin behandelt wird (NIR = Non Insulin Requiring) • Typ-2-Diabetiker, der Insulin zur Blutzuckerkontrolle benötigt (IRC = Insulin Required for Control) • Typ-1-Diabetiker, für den die äußere Insulinzufuhr lebensnotwendig ist (IRS = Insulin Required for Survival) Infozept - Diabetes 6 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Symptome Ein Typ 2 Diabetes entwickelt sich schleichend und bleibt daher häufig lange unbemerkt. Die Symptome sind unspezifisch und können von Leistungsminderung über Heißhunger, starkes Durstgefühl und Hauterscheinungen bis hin zu Störungen der Geschlechtsorgane reichen. Da die Symptome so unspezifisch sind, führt oftmals erst die Feststellung erhöhter Zuckerwerte im Blut oder im Urin im Rahmen von Routineuntersuchungen zur Diagnose eines Typ 2 Diabetes mellitus. Umso wichtiger ist es, über diese möglichen Symptome Bescheid zu wissen. Unspezifische Allgemeinsymptome • Müdigkeit • Leistungsminderung • Abgeschlagenheit Symptome durch erhöhte Insulinausschüttung oder zu niedrigen Blutzucker • Heißhunger • Schwitzen • Kopfschmerzen Symptome durch zu hohen Blutzucker • vermehrtes Wasserlassen • verstärktes Durstgefühl • Verlust von Körpergewicht Symptome durch Störungen im Flüssigkeits- und Salzhaushalt • nächtliche Wadenkrämpfe • Sehstörungen Hauterscheinungen • Jucken (oft im Bereich des Gesäßes oder im Schambereich) • Hautinfektionen durch Bakterien oder Pilze • diabetische Gesichtsröte • bräunlich-rote Male an den Unterschenkeln, aus denen Wunden entstehen können • trockener Mund • schlechte Wundheilung Infozept - Diabetes 7 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Störungen der Geschlechtsorgane • bei Männern: Potenzstörungen (Erektionsstörungen) • bei Frauen ausbleiben der Monatsblutung (Amenorrhoe) Bei folgenden Symptomen sollten Sie als Diabetiker umgehend einen Arzt aufsuchen • starker Durst und vermehrter Harndrang, extreme Mundtrockenheit, auffällige Überwärmung der Gesichtshaut und Übelkeit • Schwäche und Verwirrung, Orientierungsprobleme • Sehstörungen, zum Beispiel Doppelbilder, oder Sprachstörungen • Acetongeruch im Atem • Wadenkrämpfe • Lähmungsgefühle an Armen und Beinen • (drohender) Bewusstseinsverlust • extremes Unruhe- und Kältegefühl, starke Blässe • Herzrasen und Schweißausbrüche • Zittern und Angstgefühle • Konzentrationsschwäche und starke Müdigkeit ohne nachvollziebaren Grund • Gangschwierigkeiten mit Schwanken und Torkeln bei fehlender anderer Ursache • Wunden an den Füßen • Blut im Urin • schäumender Urin • Gefühlsstörungen der Haut und/oder Temperatur-Missempfindungen Infozept - Diabetes 8 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Komplikationen Diabetes mellitus Typ 2 kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Vor allem, wenn er nicht ausreichend behandelt wird. Typische Komplikationen bei Diabetes sind Schäden an den Netzhäuten der Augen, Fußkomplikationen sowie Nieren- und Herzschädigungen. Durch einen Typ 2 Diabetes mellitus können typische Folge-Erkrankungen und Beschwerden auftreten. Unspezifische Gefäßschäden (Makroangiopathie) als Folge des Diabetes begünstigen Arteriosklerose in unterschiedlichen Bereichen wie an den Herzkranzgefäßen, an den Beinen, an der Hauptschlagader und am Gehirn. Spezifische diabetische Gefäßschäden (Mikroangiopathie) können die Nieren, Augennetzhäute, Nerven und Füße betreffen. Weitere Komplikationen sind Erkrankungen des Herzmuskelgewebes, verminderte Immunabwehr und Störungen im Fettstoffwechsel und Fettleber. Bei Diabetikern können Mund- und Zahnfleischprobleme auftreten. Diabetisches Koma, Schockzustände aufgrund eines zu niedrigen Blutzuckerspiegels und Störungen im Salz- und Wasserhaushalt sind weitere mögliche Folgen. Unspezifische Gefäßschäden (Makroangiopathie) Durch Diabetes mellitus kann es zu unspezifischen krankhaften Veränderungen der Gefäße kommen. Vor allem wenn der Blutzucker nicht gut eingestellt ist. Ein zu hoher Blutzuckerspiegel, der über lange Zeit andauert, sowie erhöhter Blutdruck, Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen begünstigen die Entstehung solcher Schäden. Typischerweise kann es dadurch zu folgenden Krankheitsbildern kommen: • Arteriosklerose der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit) mit der Gefahr eines Herzinfarkts • Arteriosklerose der Hauptschlagader und der Blutgefäße an den Beinen mit der Gefahr einer Ruptur der Hauptschlagader oder eines Raucherbeins (periphere arterielle Verschlusskrankheit) • Arteriosklerose der Blutgefäße des Gehirns mit der Gefahr eines Schlaganfalls (arterielle Verschlusskrankheit der Hirnarterien und ischämischer Hirninfarkt) Infozept - Diabetes 9 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Spezifische diabetische Gefäßschäden (Mikroangiopathie) Durch Diabetes mellitus kann es zu diabetesspezifischen krankhaften Veränderungen der Gefäße kommen. Vor allem, wenn der Blutzucker nicht gut eingestellt ist. Ein zu hoher Blutzuckerspiegel, der über längere Zeit andauert, führt zur Ablagerung von Zucker. Davon sind vor allem die Wände der Kapillargefäße betroffen; es kommt zur krankhaften Verdickung. Typischerweise kann es dadurch zu folgenden Krankheitsbildern kommen: • Schädigung der Nieren (diabetische Nephropathie) mit Gefahr der Einschränkung oder des Ausfalls der Nierenfunktion, das macht die regelmäßige Blutwäsche an der Dialyse erforderlich • Schädigung der Augennetzhäute (diabetische Retinopathie) mit Gefahr der Einschränkung der Sehfähigkeit bis hin zur Erblindung; bei den 40- bis 80-Jährigen ist die diabetische Retinopathie die häufigste Erblindungsursache; 25 % der Typ-2-Diabetiker haben nach 15 Jahren derartige Netzhautveränderungen • Schädigung der Nerven (diabetische Neuropathie) mit Empfindungsstörungen an den Gliedmaßen und möglichen Organfunktionsbeeinträchtigungen zum Beispiel an Herz, Magen und/oder Geschlechtsorganen • Schädigung der Füße (diabetisches Fußsyndrom) mit Hautläsionen, Gewebszerstörung und Gefahr der Notwendigkeit einer Amputation Erkrankungen des Herzmuskelgewebes (diabetische Kardiomyopathie) Durch Diabetes mellitus Typ 2 kann das Herzmuskelgewebe geschädigt werden. Neben Arteriosklerose der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit) und Bluthochdruck ist Diabetes mellitus also eine weitere Grunderkrankung, welche die Entwicklung einer Herzpumpschwäche (Herzinsuffizienz) begünstigen kann. Verminderte Immunabwehr Diabetes mellitus schädigt die Immunabwehr. Dadurch kann es vermehrt zu Infektionen kommen. Häufig treten Hautinfektionen mit Bakterien oder Pilzen auf. Einfache Infekte, zum Beispiel bei einer Erkältungskrankheit, können bei Patienten mit Diabetes mellitus langwieriger und stärker verlaufen. Ebenfalls treten Harnweginfektionen häufig auf. Störungen im Fettstoffwechsel und Fettleber Durch den Diabetes mellitus wird auch der Fettstoffwechsel des Körpers gestört. Der Spiegel schützender Fette, wie der des HDL-Cholesterins, fällt. Der Spiegel schädlicher Blutfette, wie Infozept - Diabetes 10 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare der der Triglyceride, steigt. Dabei kann es zu übermäßiger Einlagerung von Fett im Lebergewebe kommen, was unter Umständen die Leberfunktion einschränkt. Mund- und Zahnfleischprobleme Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko, an Entzündungen des Zahnbetts (Parodontitis) zu erkranken. Es kann parallel zu Entzündungen der Mundschleimhaut, zu schmerzhaften Einrissen im Mundwinkelbereich (Mundwinkelrhagaden) und Wundheilungsstörungen nach Zahnbehandlungen kommen. Eine Vorstufe ist die Zahnfleischentzündung (Gingivitis), die bei Diabetikern auch häufiger vorkommt. Diabetisches Koma Das diabetische Koma ist eine lebensbedrohliche Komplikation des Diabetes mellitus, die eine ärztliche Behandlung sofort erforderlich macht. Es kann aufgrund eines zu hohen Blutzuckerspiegels auftreten. Die Blutzuckerwerte können dabei über das Zehnfache der Norm erhöht sein. Es kommt dabei zu einer schweren Übersäuerung des Blutes (metabolische Azidose). Auslöser des diabetischen Komas sind häufig Infekte, Diätfehler oder eine falsche oder vergessene Dosierung des Insulins. Das diabetische Koma kann zur mangelhaften Blutversorgung im ganzen Körper führen, wodurch Organe geschädigt werden können (Volumenmangel, Schock). Insbesondere kann es dabei schnell zum akuten Nierenversagen sowie zum Versagen der Magen- und Darmfunktion kommen. Wenn Warnzeichen eines diabetischen Komas festgestellt werden, ist sofort ärztliche Hilfe zu holen. Typische Anzeichen für ein sich ankündigendes diabetisches Koma entwickeln sich meistens langsam über Tage und sind: • schlaffe Muskulatur, Schwäche und beschleunigte Atmung • Appetitlosigkeit, Erbrechen, Fieber, Bauchschmerzen • vermehrter Durst und vermehrtes Wasserlassen • Zeichen einer körperlichen Austrocknung, zum Beispiel an Haut und Zunge, mit Neigung zur Ohnmacht Schockzustand aufgrund eines zu niedrigen Blutzuckerspiegels Zu einer Unterzuckerung (hypoglykämischer Schock) kommt es bei der Diabeteserkrankung häufig deshalb, weil Insulin oder Diabetesmedikamente in Relation zur aufgenommenen Nahrungsmenge überdosiert worden sind. Also zum Beispiel, wenn Insulin gespritzt, aber das Essen vergessen wurde. Daneben kann es durch starke körperliche Belastung, Alkoholkonsum oder eine Wechselwirkung mit blutdrucksenkenden Medikamenten zum starken Blutzuckerabfall kommen. Infozept - Diabetes 11 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Im Gegensatz zum diabetischen Koma entwickelt sich der hypoglykämische Schock sehr rasch. Er führt anfänglich zu Heißhunger, Zittern, vermehrter Muskelspannung und feuchter Haut. Im Extremfall kann es im weiteren Verlauf auch hier zu einem plötzlichen Bewusstseinsverlust kommen. Bei Bewusstlosigkeit eines Diabetikers muss sofort ein Notarzt verständigt und Erste Hilfe geleistet werden. Störungen im Salz- und Wasserhaushalt Aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen der Regulation des Blutzuckers, der Salze und des Wasser im Körper kann es bei einem Diabetes mellitus zu Entgleisungen im Salz- und Wasserhaushalt kommen. Infozept - Diabetes 12 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Diagnose Ein Diabetes mellitus Typ 2 liegt vor, wenn unter bestimmten Bedingungen Blutzuckergrenzwerte überschritten werden. Der Blutzucker wird im Labor nach Blutabnahme bestimmt. Der Nachweis von Zucker im Urin mittels Teststreifen ist ebenfalls ein Hinweis auf eine Diabetes-Erkrankung. Mit folgenden diagnostischen Methoden kann der Arzt einen Diabetes mellitus Typ 2 feststellen: Zunächst über hinweisende Symptome und Risikofaktoren. Mit der Blutzuckerbestimmung, eventuell im Rahmen eines Zuckerbelastungstests (oraler Glukosetoleranztest) lassen sich genaue Blutzuckerwerte ermitteln. Durch die Bestimmung von Glukose im Urin kann ebenfalls ein Diabetes nachgewiesen werden – in Kombination mit den Blutzuckerwerten auch eine eventuelle diabetische Nierenschädigung. Blutzuckerbestimmung und Zuckerbelastungstest Der Arzt kann durch Messung des Blutzuckerspiegels feststellen, ob ein Diabetes mellitus vorliegt. Dazu wird entweder Blut abgenommen, oder es wird ein sogenannter oraler Glukosetoleranztest vorgenommen. Zur Bestätigung wird in der Regel eine Wiederholungsmessung vorgenommen. Bei der Bestimmung des Blutzuckerspiegels nach Blutabnahme gelten folgende Grenzwerte – vorausgesetzt die Messung erfolgt im nüchternen Zustand, zum Beispiel morgens vor dem Frühstück beim Arzt oder nach mindestens 8 Stunden ohne Nahrungszufuhr, und im venösen Blutplasma: • < 100 mg/dl: normale Blutzuckermesswerte • 100 bis 125 mg/dl: Blutzuckermesswerte, die als Diabetes-Vorstadien interpretiert werden. Sogenannte abnorme Nüchternglukose, Impaired Glucose Fasting (IGF). Für die Messung nach dem Essen gelten für dieses Stadium die Grenzwerte 140 bis 180 mg/dl • > 126 mg/dl: Blutzuckermesswerte bei Diabetes mellitus Um ganz sicher die Blutzuckermessergebnisse interpretieren zu können, kann ein Zuckerbelastungstest durchgeführt werden. Zur Bestätigung wird der Test in der Regel zweimal durchgeführt. Hier wird vor (Nüchternwert) und zwei Stunden nach dem Trinken einer Zuckerlösung der Blutzuckerspiegel gemessen. Der 2 h-Wert kann im Hinblick auf eine Diagnose interpretiert werden. • < 140 mg/dl: normale Blutzuckermesswerte zwei Stunden nach Trinken der Zuckerlösung • 140 bis 199 mg/dl (< 5,6 mmol/l): Blutzuckermesswerte zwei Stunden nach Trinken der Zuckerlösung, die als Diabetes-Vorstadien interpretiert werden. Gestörte Glukosetoleranz, Impaired Glucose Tolerance (IGT) • > 200 mg/dl: Blutzuckermesswerte zwei Stunden nach Trinken der Zuckerlösung bei Diabetes mellitus Infozept - Diabetes 13 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Damit die Ergebnisse beim Zuckerbelastungstest nicht verfälscht werden, müssen einige Dinge im Vorfeld der Untersuchung beachtet werden: • drei Tage zuvor kohlenhydratreich ernähren (also viel Nudeln, Brot und Reis bei Einhaltung normaler Mahlzeiten) • keine Testung drei Tage vor und drei Tage nach der Monatsblutung bei Frauen • keine Testung während einer Erkältung • vor dem Test 12- bis 14-stündige Nüchternperiode und Nikotinverzicht Bestimmung von Glukose im Urin Normaler Urin ist frei von Glukose. Wenn die Blutzuckerwerte aber über einen bestimmten Grenzwert, die sogenannte Nierenschwelle, ansteigen, wird Glukose auch über den Urin ausgeschieden. Das ist in der Regel ab ungefahr 180 mg/dl der Fall. Man kann den Zucker im Urin mittels eines Teststreifens nachweisen. Bei wiederholtem Nachweis (Bestimmung im Morgenurin,in Tagesportionen und im 24-StundenUrin) liegt mit wenigen Ausnahmen ein Diabetes mellitus vor. Mithilfe der Glukosebestimmung kann man in Zusammenschau mit Blutzuckermessergebnissen außerdem Hinweise auf eine diabetische Nierenschädigung bekommen, denn bei der diabetischen Nephropathie ist die Nierenschwelle in der Regel höher (bis 300 mg/dl). Infozept - Diabetes 14 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Therapie Oberstes Ziel der Therapie bei Typ-2-Diabetes ist, die Verzuckerung von Zellen im Körper und damit Folge-Erkrankungen zu vermeiden. Gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung sind wichtige Allgemeinmaßnahmen. Liegt Insulinmangel vor, muss Insulin von außen zugeführt werden. Bei der Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 gilt: Je besser es gelingt, die Blutzuckerwerte zu normalisieren, umso geringer ist die Gefahr von Komplikationen. Zunächst wird in der Regel versucht, mit Allgemeinmaßnahmen wie der richtigen Ernährung und ausreichender Bewegung eine Normalisierung des Blutzuckerspiegels zu erreichen. Bei Frühformen des Diabetes kann man teilweise sogar erreichen, dass die Erkrankung wieder ganz verschwindet. Helfen Allgemeinmaßnahmen allein nicht oder bestehen bereits Folgeschäden, so ist eine Therapie mit Medikamenten erforderlich, die den Blutzucker senken können. Bei der Wirkstoffauswahl sind weitere Wirkungen, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen zu beachten. Liegt dem Diabetes mellitus Typ 2 in fortgeschrittenen Krankheitsstadien neben der Insulinresistenz auch ein Insulinmangel zugrunde, so kann Insulin dem Körper zum Beispiel über Spritzen von außen zugeführt werden. Um die Entstehung von Folgekrankheiten und Komplikationen frühzeitig erkennen zu können, ist es wichtig, regelmäßig bestimmte Parameter zu kontrollieren (selbst oder durch den Arzt) und gegebenenfalls die entsprechende Behandlung einleiten zu können. Dazu gehören die Blutzuckermessung, die Bestimmung des Langzeit-Blutzuckerwerts (HbA1c) sowie die Kontrolle von Anzeichen möglicher Folge-Erkrankungen. Wichtiger Hinweis Die hier vorliegenden Informationen zur Behandlung der Erkrankung beruhen auf einem strengen und aktuellen wissenschaftlichen Nachweis, der den weitgehenden Nutzen einer Behandlung gezeigt hat. Es ist zu beachten, dass die hier vorgestellten Behandlungsmöglichkeiten unter bestimmten Bedingungen angepasst werden müssen. Dabei spielen die persönlichen Wünsche und Lebensziele des Patienten eine wichtige Rolle. Auch das Alter, der Schweregrad der Erkrankung sowie mögliche Nebenerkrankungen können die Empfehlungen mitunter stark beeinflussen. Betroffene mit Nebenerkrankungen sollten ihren Hausarzt daher unbedingt darüber in Kenntnis setzen. Darüberhinaus sollten sie ihren Hausarzt über alle Medikamente informieren, die sie einnehmen. Der Hausarzt wählt für seinen Patienten die passende Behandlungsform entsprechend der oben genannten Kriterien. Die gewählte Behandlungsform ist nicht immer die neuste oder die kostenintensivste. Maßgeblich ist, dass die Therapie die beste Wahl für den Betroffenen darstellt. Innovation und hohe Kosten sind nicht identisch mit der höchsten Qualität einer Therapie für einen Patienten. Bei Fragen hierzu sollten sich Betroffene immer an ihren Hausarzt wenden. Infozept - Diabetes 15 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Therapieziele • Erhaltung/Wiederherstellung der Lebensqualität • Kompetenzsteigerung (Empowerment) der Betroffenen im Umgang mit der Erkrankung • Reduktion des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schäden an Hirngefäßen sowie für sonstige durch makroangiopathische Gefäßschäden bedingte Erkrankungen • Vermeidung mikrovaskulärer Folgekomplikationen (Erblindung, Dialyse, Neuropathie) • Vermeidung des diabetischen Fußsyndroms • Prävention und Therapie von Symptomen der Erkrankung, wie vermehrtes Wasserlassen (Polyurie), vermehrtes Durstgefühl (Polydipsie), Abgeschlagenheit • Minimierung der Nebenwirkungen der Therapie und der Belastungen des Patienten durch die Therapie Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie • Differenzierung des Diabetes-Typs: Bei Typ-2-Diabetikern <40 Jahren ist ein sich spät manifestierender Typ-1-Diabetes möglich • Festlegung von individuellen Therapiezielen gemeinsam durch Arzt und Patient in Abhängigkeit von der Prognose (Möglichkeiten zur Veränderung der Lebensweise, Gewichtsreduktion und Stoffwechselparameter) • Teilnahme an einer Diabetiker-Schulung, gegebenenfalls in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis • Information über die Erkrankung unter Einbeziehung von Familienangehörigen • Teilnahme am Disease Management Program (DMP) Diabetes der Krankenkasse • Blutdruck- und Blutzuckerselbstmessung, soweit notwendig • Führen eines Blutzuckertagebuches und des Gesundheitspasses Diabetes • körperliche Aktivität entsprechend dem Alter unter Berücksichtigung von Begleiterkrankungen Kriterien für die Wahl der Therapie sind Nüchternblutzucker, Langzeitblutzuckerwert (HbA1c), Blutdruck, Begleiterkrankungen und die Wünsche der Patienten. Allgemeine Therapiegrundsätze Beim Typ-2-Diabetes soll in erster Linie die Insulinresistenz im Körper vermindert werden. Dies kann durch eine Normalisierung des Gewichts und/oder ausreichende körperliche Bewegung verringert werden. Infozept - Diabetes 16 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Durch Bewegung gewinnen die Körperzellen ihre Insulin-Aufnahmefähigkeit zurück: Der Anteil der außen liegenden Rezeptoren je Zelle kann durch Bewegungstraining erhöht werden, sodass das körpereigene Insulin wieder besser wirkt. Eine medikamentöse Therapie ist erst notwendig, wenn diese grundsätzlichen Maßnahmen nicht zu einer Normalisierung des Blutzuckerspiegels führen. Im Idealfall können die Patienten also sogar ganz auf Medikamente verzichten und den Blutzuckerspiegel durch ihr Verhalten im Normbereich halten. Ernährung bei Diabetes mellitus Typ 2 Es wird eine kalorienreduzierte, ausgewogene mediterrane Kost empfohlen. Kohlenhydratreiche Lebensmittel können oft hohe Blutzuckerspiegel nach dem Essen bewirken. Weißmehlerzeugnisse sind daher durch Produkte zu ersetzen, die einen hohen Anteil ganzer Getreidekörner enthalten (Vollkornbrot, Frischkornmüsli). Frisches Obst ist dem Verzehr von Konserven oder Säften vorzuziehen. Weintrauben, Bananen und Kirschen lieber vermeiden. Nur bei mit Kombinationsinsulin behandelten Diabetikern empfiehlt sich eine Verteilung der Kohlenhydrate nach definierten Kohlehydrat-Portionen (BE, KE, KHE). Wenn mit Sulfonylharnstoffen therapiert wird, ist die regelmäßige Aufnahme von Kohlenhydraten notwendig. Schlanke Typ-2-Diabetiker sollten die Kohlenhydrataufnahme auf mehrere kleine Mahlzeiten verteilen. Darüber hinaus ist auf eine fettarme Ernährung mit Bevorzugung der einfach ungesättigten Fettsäuren zu achten. Der Verzehr von Eiweiß und Fett führt im Rahmen einer normalen Ernährung nicht zu einem Anstieg der Blutglukosekonzentration. Gehärtete Fette, insbesondere Transfette, sind zu meiden. In vielen Fertigprodukten sind gehärtete Fette enthalten (Margarine, Kekse, Pommes). Empfehlenswert sind Olivenöl und Rapsöl wegen des hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren. Die Alkoholzufuhr sollte limitiert werden, da Alkohol zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels beitragen kann. Männer sollten maximal 30 g und Frauen maximal 15 g Alkohol pro Tag zu sich nehmen. Typ-2-Diabetiker sollten versuchen, ein normales Gewicht zu halten. Dabei ist zu beachten, dass Diätnahrungsmittel mit Zuckeraustauschstoffen nicht zu häufig konsumiert werden sollten. Bewegung bei Diabetes mellitus Typ 2 Körperliche Aktivität erhöht die Sensitivität für Insulin an den Zellen, die Glukose aufnehmen, und führt zu einer Senkung des Blutzuckerlangzeitwerts. Daher ist körperliche Bewegung für Typ-2-Diabetiker wichtig, um Folge-Erkrankungen besser zu vermeiden. Empfohlen werden Ausdauersportarten wie Schwimmen oder schnelles Gehen (am besten 30 Minuten an drei bis fünf Tagen in der Woche). Im höheren Alter genügen regelmäßige Spaziergänge von etwa einer Stunde pro Tag, um die Stoffwechsel- und Kreislauflage signifikant zu verbessern. Infozept - Diabetes 17 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Orale Antidiabetika Medikamentöse Maßnahmen mit sogenannten oralen Antidiabetika sind bei Typ-2-Diabetikern erforderlich, wenn nach 12 Wochen das vereinbarte Therapieziel nicht erreicht wurde, bereits Folge-Erkrankungen bestehen oder Blutzucker-Entgleisungen häufig vorkommen. Orale Antidiabetika sind alle Medikamente zur Behandlung von Diabetes, die man in Tablettenoder Kapselform einnehmen kann. Man unterscheidet sogenannte nicht-insulinotrope Antidiabetika von insulinotropen Antidiabetika. Wenn orale Antidiabetika eingenommen werden, dann sollte mit dem behandelnden Arzt über mögliche Nebenwirkungen gesprochen und der Beipackzettel gut durchgelesen werden. Nicht-insulinotrope Antidiabetika wirken auf verschiedene Weisen der Zuckerneubildung oder –aufnahme entgegen oder machen Zellen empfindlicher für Insulin. Dazu gehören: • Biguanide (Metformin) • Alpha-Glukosidasehemmer (Acarbose, Miglitol) Insulinotrope Antidiabetika sind nur sinnvoll bei Diabetikern, deren Insulinproduktion eingeschränkt ist. Denn diese Medikamente wirken über eine Verstärkung der Insulinausschüttung. Dazu gehören: • Sulfonylharnstoff-Derivate • Inkretine/Dipeptidyl-Peptidasehemmer Bei Übergewicht erfolgt in der Regel zunächst eine Behandlung mit Metformin (einem oralen Antidiabetikum). Bei Nichterreichen des Therapiezieles wird Metformin mit Insulin oder einem anderen oralen Antidiabetikum kombiniert. Bei Normalgewicht erfolgt in der Regel ein Einsatz von Glibenclamid. Bei Nichterreichen des Therapieziels sollte auf Insulin umgestellt werden. Es gibt noch andere orale Therapieformen, die der Arzt verordnen kann. Zum Beispiel wenn bei den Medikamenten der ersten Wahl Gegenanzeigen vorhanden sind, so dass diese nicht eingenommen werden dürfen. Bei mehrjährigem Krankheitsverlauf ist in aller Regel eine Kombinations- oder Insulintherapie angezeigt. Infozept - Diabetes 18 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Insulintherapie bei Diabetes mellitus Typ 2 Bei Nichterreichen des individuellen Therapieziels durch Basistherapie mit Ernährung und Sport und/oder oralen Antidiabetika kann eine Insulintherapie erforderlich werden. Wenn orale Antidiabetika eingenommen werden, dann sollte mit dem behandelnden Arzt über mögliche Nebenwirkungen gesprochen und der Beipackzettel gut durchgelesen werden. Voraussetzungen für eine Ersteinstellung auf Insulin: • Die Ersteinstellung sollte von einem Arzt vorgenommen werden, der mit seinem Team auch obligatorische Schulungen des Patienten und der Angehörigen anbieten kann. Bei Fehlen dieser Voraussetzungen sollte immer in eine diabetologische Schwerpunktpraxis oder ein ambulantes Diabeteszentrum zur Einstellung und Schulung überwiesen werden. • Regelmäßige Blutglukose-Selbstkontrollen sind bei Insulintherapie stets erforderlich. • Ein Selbstmanagement von Unterzuckerungszuständen muss gewährleistet sein, ebenso ausreichend häufige Messungen und ärztliche Konsultationen. Nach Möglichkeit sollte die Einstellung ambulant erfolgen. Die Vorstellung in einer Schwerpunktpraxis ist erforderlich bei: • Nichterreichen des individuellen Therapiezieles nach drei bis sechs Monaten • häufigen Unterzuckerungszuständen Es gibt verschiedene Insulintherapieschemata, die zur Anwendung kommen können: • BOT (basal unterstützte orale Therapie): Orale Antidiabetika werden bei diesem Schema weiter eingenommen. Zusätzlich wird vor dem Schlafengehen Basalinsulin gespritzt. • Prandiale Insulintherapie: Hier werden kurzwirkende Insuline vor den Hauptmahlzeiten (ohne Basalinsulin) gespritzt, gegebenenfalls kombiniert mit der Einnahme von Metformintabletten. • Intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT): Hier wird sowohl Basalinsulin als auch schnell wirkendes Mahlzeiteninsulin verabreicht, was eine Anpassung an unregelmäßige Nahrungsaufnahme und Bewegung erlaubt. Ist keines der ersten drei Therapieschemata anwendbar, kommt die konventionelle Insulintherapie zum Einsatz. Hier sind in der Regel zwei Injektionen am Tag (früh und abends) notwendig. Operative Therapieformen Bei sehr stark übergewichtigen Patienten kann eine Operation in Frage kommen, bei der der Magen entfernt oder überbrückt wird. Dies kann dann zu einer Verbesserung des Blutzuckers führen. Infozept - Diabetes 19 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Diese sehr drastische therapeutische Maßnahme kommt allerdings sehr selten zum Einsatz. Mitbehandlung eines Bluthochdruckes Wenn gleichzeitig ein Bluthochdruck vorliegt, hat dessen Mitbehandlung einen entscheidenden Einfluss auf den weiteren Verlauf der Diabeteserkrankung. Denn eine Senkung des Blutdrucks beugt sogenannten makroangiopathischen Gefäßschäden vor, die für Folge-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verantwortlich sein können. Der Blutdruck kann einerseits durch allgemeine Maßnahmen wie Ernährung und körperliche Aktivität sowie andererseits durch geeignete Medikamente gesenkt werden. Bei Diabetikern werden bevorzugt blutdrucksenkende Mittel vom Typ der ACE-Hemmer eingesetzt. Diabetes und Depression Diabetiker weisen ein hohes Risiko für die Entwicklung einer Depression auf. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, steigt mit der Entwicklung und der Anzahl der diabetischen Spätkomplikationen. Werden folgende zwei Fragen von einem Diabetiker mit ja beantwortet, sollte dies mit dem behandelnden Arzt besprochen werden: • Haben Sie sich in den letzten Monaten oft niedergeschlagen, schwermütig oder hoffnungslos gefühlt? • Haben Sie im letzten Monat oft wenig Interesse oder Freude an Ihren Tätigkeiten gehabt? Blutzuckerselbstmessung Die regelmäßige Selbstkontrolle der Blutzuckermesswerte gibt mit Insulin therapierten Diabetikern die Möglichkeit, ihren Blutzuckerspiegel auch zu Hause im Auge zu behalten. Grundsätzlich gilt: Eine Blutzuckerselbstmessung ist nur sinnvoll, wenn auch therapeutische Konsequenzen aus dem Ergebnis abgeleitet werden können. Dies ist bei Patienten mit intensivierter konventioneller Insulintherapie immer der Fall. Bei anderen Insulintherapien muss dagegen nicht immer gemessen werden. Bei ausschließlicher Therapie mit oralen Antidiabetika sind Selbstmessungen nicht sinnvoll. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, um eine für Ihren individuellen Fall sinnvolle Messroutine zu finden und um zu lernen, die eigenen Messergebnisse sinnvoll zu interpretieren. Es ist hilfreich, die eigenen Messwerte zu dokumentieren. Zu beachten ist auch, dass ein zu häufiges Messen des Blutzuckers zu einer Krankheitsfixierung führen kann. Bei der traditionellen Messmethode wird der Blutzucker gemessen, indem ein Finger mit einer Lanzette (eine kleine scharfe Nadel) punktiert und ein Tropfen Blut auf einen Teststreifen gegeben wird. Infozept - Diabetes 20 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Dieser Streifen wird dann in ein Gerät gesteckt, das den Blutzuckerspiegel in der Regel in weniger als 15 Sekunden anzeigen kann. Darüber hinaus können verfügbare Geräte die Daten in der Regel speichern und auch Durchschnittswerte über die Zeit kalkulieren. Manche Geräte kann man auch mit einer Software kombinieren, um sich Grafiken und weitere Analysen ausgeben zu lassen. Die Teststreifen und Geräte sind in Apotheken erhältlich. Bei neueren Messgeräten kann man auch andere Körperstellen für die Punktion nutzen, zum Beispiel den Oberarm, Unterarm, den unteren Teil des Daumens oder den Oberschenkel. Kontrollen zur Früherkennung von Komplikationen und Folge-Erkrankungen Alle allgemeinen (Ernährung, Gewichtsnormalisierung, körperliche Bewegung) und medikamentösen (orale Antidiabetika, Insulin) Maßnahmen haben zum Ziel, den Blutzucker normal zu halten, um damit mögliche Folge-Erkrankungen eines Diabetes mellitus Typ 2 zu vermeiden oder zumindest hinauszuzögern. Daher gehört es auch zur Therapie des Diabetes mellitus Typ 2, regelmäßig auf Folge-Erkrankungen zu untersuchen, um diesen frühzeitig entgegenwirken zu können. Folgende Untersuchungen sind notwendig: • regelmäßige Kontrolle des HbA1c-Werts • Kontrolle auf unspezifische Gefäßschäden (einmal im Jahr) • augenärztliche Untersuchung ( jedes Jahr) • Fußuntersuchung (zweimal im Jahr) • regelmäßige Urinkontrollen Kontrolle des HbA1c-Werts Der HbA1c-Wert ist ein Langzeit-Blutzuckerwert. Mit ihm kann eingeschätzt werden, wie gut der Blutzucker in den letzten sechs bis zehn Wochen eingestellt gewesen ist. Der Wert gibt den Anteil des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) an, der mit Zucker verbunden ist, und wird daher in Prozent angegeben. Normal sind Werte zwischen 4 und 6 %. Kontrolle auf unspezifische Gefäßschäden Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 sollten regelmäßig ihren Blutdruck kontrollieren und den Hausarzt aufsuchen, um weitere Parameter regelmäßig bestimmen zu lassen, die auf unspezifische Gefäßschäden (diabetische Makroangiopathie) hinweisen können. Neben den Kontrollen gibt es außerdem ein paar Maßnahmen, die vom Arzt empfohlen werden, um den unspezifischen Gefäßschäden entgegenzuwirken: Infozept - Diabetes 21 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare • konsequente Blutdrucküberwachung (zum Beispiel durch regelmäßige Selbstmessung zu Hause) • nicht rauchen • regelmäßige körperliche Bewegung • Gewichtsüberwachung Augenärztliche Untersuchung Durch Einhaltung jährlicher augenärztlicher Untersuchungen (Augenhintergrund-Spiegelung) können Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 einen wertvollen Beitrag zur Vermeidung der Folgeschäden am Auge leisten, da Frühstadien bereits erkannt und behandelt werden können. Fußuntersuchung Diabetes-Patienten sollten ihre Füße einmal im Jahr bei ihrem Hausarzt untersuchen lassen. Darüber hinaus gibt es ein paar Maßnahmen, die vom Arzt empfohlen werden, um den Fußschädigungen entgegenzuwirken: • regelmäßig die Füße anschauen • geeignete Fuß- und Nagelpflege anwenden • geeignetes Schuhwerk benutzen (zum Beispiel Vorfuß-Entlastungsschuh) • bei bereits vorhandenen Schäden kann es hilfreich sein, die Füße beziehungsweise den betroffenen Fuß nach Anweisung des Arztes von Druck zu entlasten (Bettruhe, Rollstuhl, Gehstützen) • Mitbehandlung durch Schwerpunktpraxis/Fußambulanz Prophylaxe der diabetischen Nierenschädigung Es gibt ein paar Maßnahmen, die vom Arzt empfohlen werden, um der diabetischen Nephropathie entgegenzuwirken. Diese gehen einer möglichen Arzneimitteltherapie voran beziehungsweise unterstützen und ergänzen diese: • viel trinken (3 l/Tag; Ausnahme: bestimmte andere Nierenschäden (nephrotisches Syndrom), Herzinsuffizienz) • sogenannte proteinnormalisierte Ernährung (0,8 g Eiweiß pro kg Körpergewicht) • Gewichtsreduktion • Raucherentwöhnung • Salzreduktion: Verzehr von weniger als 6 g pro Tag • Urinuntersuchung (auf Albumin) mittels Streifentest Infozept - Diabetes 22 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Vorgehen bei akuten Stoffwechselentgleisungen Bei akuten Stoffwechselentgleisungen muss sofort ein Arzt aufgesucht werden, denn eine unverzügliche Therapie-Anpassung oder Umstellung der Therapie (zum Beispiel von Tabletten auf Insulin) kann notwendig sein. Darüber hinaus kann hier eventuell die Vorstellung in einer Schwerpunktpraxis oder -klinik veranlasst werden. Diabetes Disease-Management-Programme (DMPs) Disease-Management-Programme (DMPs) sind strukturierte Behandlungsprogramme der Ärzte und Krankenkassen, die dazu entwickelt wurden, Patienten mit bestimmten chronischen Erkrankungen optimal zu versorgen. Auch für die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 gibt es ein DMP. Das Diabetes DMP hat zum Ziel, die vielfältigen Komplikationen und Risiken bei Diabetes mellitus Typ 2 möglichst gering zu halten. Daher enthält das Programm richtliniengestützte Untersuchungen, mit deren Hilfe das Ausmaß der Erkrankung regelmäßig kontrolliert werden kann. Dazu gehören beispielsweise regelmäßige Augenuntersuchungen, die Kontrolle von Nierenwerten oder die Begutachtung der Füße von Betroffenen. Die Einschreibung in das Diabetes DMP ist kostenlos und kann in der Hausarztpraxis erfolgen. Ebenen der Diabetestherapie Bei der Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 werden drei Versorgungsebenen unterschieden: • Versorgung in einem Diabetikerzentrum • Schwerpunktversorgung (Schwerpunktpraxis, -krankenhaus, -rehabilitation) • Grundversorgung (Hausarzt, Akutkrankenhaus) Weitere Therapieverfahren Die hier dargestellten Behandlungsverfahren entsprechen den Therapien, deren Wikrsamkeit, Sicherheit und Sinn durch Studien belegt worden sind und die in den Leitlinien empfohlen werden, welche zur Erstellung dieses Texts herangezogen worden sind. Unter anderem und vor allem zählt dazu die hausärztlicheLeitline der Leitliniengruppe Hessen zum Thema Diabetes mellitus Typ 2. Darüber hinaus gibt es gegebenenfalls noch weitere Therapiemöglichkeiten. Bei Fragen hierzu wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt. Folgen einer Nicht-Behandlung Bei Nicht-Behandlung des Diabetes können Folge-Erkrankungen schneller und in schwererer Form auftreten. Unbehandelt verkürzt sich die Lebenserwartung stärker. Infozept - Diabetes 23 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Prävention Beeinflussbare Risikofaktoren für Diabetes sind Übergewicht, Bewegungsmangel und fettreiche Ernährung. Durch Kontrolle der beeinflussbaren Risikofaktoren kann die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken, reduziert werden. Insbesondere Menschen, die einen erhöhten Scorewert beim Diabetesrisikotest aufweisen, sollten einige Dinge beachten, um ihr Diabetesrisiko zu reduzieren. Das Gewicht zu normalisieren, auf eine gesunde Ernährung zu achten und sich regelmäßig zu bewegen senkt das DiabetesRisiko erheblich. Gewichtsreduktion bei Übergewicht Ein Normalgewicht ist anzustreben. Die Kontrolle des Gewichts kann mithilfe des Body Mass Index erfolgen. Dieser Wert ist als Orientierung zu verstehen, da er die individuelle Muskelmasse nicht berücksichtigt. Gesunde Ernährung Eine gesunde Ernährung ist reich an Obst und Gemüse. Der Verzehr von Fisch bei gleichzeitiger Vermeidung gesättigter Fettsäuren und Cholesterin in der Nahrung (so genannte mediterrane Kost) wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Regelmäßige körperliche Aktivität Sport und Bewegung im richtigen Maß ist eine entscheidende vorbeugende Maßnahme. Besonders geeignet sind Sportarten mit geringem bis mittlerem Krafteinsatz und geringer Belastungsintensität. Ungeeignet hingegen sind Sportarten mit hoher Belastungsintensität, wie etwa Kraft– und Kampfsport. Infozept - Diabetes 24 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Leben mit ... Antworten auf häufig gestellte Fragen, die fünf wichtigsten Tipps zum täglichen Umgang mit Diabetes und hilfreiche Links zu weiterführenden Informationen. Durch die Diagnose Diabetes mellitus Typ 2 ist es plötzlich notwendig, trotz fehlender Beschwerden Lebensstil und Ernährung zu ändern und eventuell sogar Medikamente einzunehmen. Zu einem Leben mit Diabetes mellitus gehören auch regelmäßige Kontrollen beim Arzt, damit Folge-Erkrankungen und Komplikationen frühzeitig erkannt werden, und um möglicherweise notwendige Therapieanpassungen schnell umzusetzen. Neben der genauen Kenntnis der Medikamente und Therapieansätze ist es für Diabetes-Typ2-Patienten auch wichtig, in besonderen Situationen (Reisen, Auto fahren) gewisse Regeln zu beachten, um sich vor Gefahren zu schützen. Allgemeine Hinweise Es gibt verschiedene therapeutische Hilfen zum besseren Umgang mit spezifischen Problemen und Belastungen bei Diabetes mellitus Typ 2. Typ-2-Diabetiker empfinden ihre Krankheit vor allem beim Auftreten von Folge-Erscheinungen als Belastung. Hier kann das Gespräch mit dem Arzt und Angehörigen helfen, mit Ängsten besser umzugehen. Des Weiteren können sich Typ-2-Diabetiker Hilfen zur Lebensstiländerung holen. Es gibt spezielle psychologische Programme für Diabetiker. Diese unterstützen die Betroffenen dabei, mit ihrer Krankheit besser umzugehen. Sie sollen dazu beitragen, psychische Folge-Erkrankungen zu vermeiden. Des Weiteren gibt es Programme zur Gewichtsreduktion, Wahrnehmung von Unterzuckerungszuständen, Abbau von Spritzenangst, Modifikation der Ernährung, Steigerung der körperlichen Bewegung und Fußpflege. Einzel- oder Gruppengespräche können dabei helfen, Belastungen im Rahmen der Selbstbehandlung besser zu meistern. Denn durch die Behandlung des Diabetes mellitus wird von den Patienten die Durchführung von Therapiemaßnahmen verlangt, die einen spontanen Lebensvollzug behindern und viel Selbstdisziplin fordern. Zu diesen Themen kann es hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Es sollte darauf geachtet werden, die Blutzucker-Selbstmessung nicht zu häufig durchzuführen und sich bei den Kontrollintervallen an die individuell vom Hausarzt gegebenen Empfehlungen zu halten. Andernfalls kann es zu einer Fixierung auf den Blutzuckerwert kommen oder zu Fehlinterpretationen des Ergebnisses mit möglicher Entmutigung oder depressiver Verstimmung. Vielmehr sollte Betroffenen bewusst gemacht werden, dass neben der Höhe des Blutzuckers auch andere Krankheitsrisikofaktoren entscheidend für den Verlauf und die Therapie sind. Daher sollten Betroffene zusammen mit ihrem Hausarzt eine Gesamtstrategie entwickeln, um alle vorhandenen Risikofaktoren zu reduzieren. Infozept - Diabetes 25 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Die Medikamente kennenlernen Es ist wichtig, sich vom Arzt genau über die zu nehmenden Medikamente aufklären zu lassen. Hierzu zählen wichtige Fragen wie: • Wie heißen meine Medikamente und die Wirkstoffe? • In welcher Dosierung und zu welcher Zeit muss ich meine Medikamente einnehmen? • Welche Nebenwirkungen habe ich zu beachten? • Kann es zu Interaktionen mit anderen Medikamenten oder gar Lebensmitteln (zum Beispiel Grapefruit-Saft oder Johanniskraut) kommen? Wenn ein untypisch hoher Blutzucker gemessen wird, darf auf keinen Fall eigenständig eine höhere als die vom Arzt verschriebene Dosis eingenommen werden. Dies kann zu gefährlichen Komplikationen führen. Das weitere Vorgehen muss mit dem Arzt abgesprochen werden! Regelmäßige Kontrollen Auch bei einem gut eingestellten Blutzucker sind regelmäßige Blutdruckkontrollen durch den behandelnden Arzt sinnvoll. In welchem Abstand diese Kontrollen stattfinden sollten, legt der Arzt fest. Solche regelmäßigen Untersuchungen dienen nicht nur der Kontrolle des Blutzuckers, sondern auch dem frühzeitigen Erkennen von Erkrankungen, welche im Lauf der Zeit hinzutreten können und eventuell eine Anpassung der Medikamente oder deren Dosis notwendig machen. Diabetes mellitus und Reisen Bevor eine Reise unternommen wird, sollten Diabetiker sich über die medizinischen Bedingungen im Reiseland sowie das mögliche Vorgehen im Notfall informieren. Insbesondere bei Auslandsreisen sollte der Versicherungsschutz kontrolliert und geprüft werden: Sind Erkrankungen, die im Rahmen des Diabetes mellitus auftreten können, abgedeckt? Wichtig ist, eine ausreichende Menge der Medikamente mitzunehmen und das Blutzuckermessgerät nicht zu vergessen. Bei Flugreisen bietet es sich an, einen Medikamentenvorrat im Handgepäck mitzuführen, falls das aufgegebene Gepäck erst verspätet eintreffen sollte. Falls es sich um eine Flugreise in Länder mit großer Zeitverschiebung handelt, sollte unbedingt vorher mit dem Arzt über den Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme gesprochen werden! Hinweise zum Führen von Kraftfahrzeugen Wichtige Hinweise für die Sicherheit von Diabetikern im Straßenverkehr liefern die DiabetesLeitsätze der Bundesanstalt für Straßenwesen. Außerdem sind hier ein paar Ratschläge für insulinbehandelte Kraftfahrer: Infozept - Diabetes 26 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare • Im Fahrzeug immer ausreichende Mengen von schnell wirksamen Kohlenhydraten (Traubenzucker, Würfelzucker) griffbereit halten. Auch der Beifahrer sollte den Aufbewahrungsort kennen. • Blutzuckerteststreifen im Fahrzeug mitführen. • Bei Unterzuckerung oder Verdacht auf Unterzuckerung Fahrt nicht antreten. Bei Unterzuckerungs-Anzeichen und beim geringsten Verdacht auf eine Unterzuckerung Fahrt sofort unterbrechen, schnell wirksame Kohlenhydrate einnehmen und abwarten, bis die Unterzuckerung sicher überwunden ist. • Gewohnte Tagesverteilung der Mahlzeiten und der Insulin-Injektionen einhalten. • Vor Antritt einer Fahrt nie mehr Insulin spritzen und nie weniger essen als sonst. Nie losfahren, ohne etwas gegessen zu haben, zum Beispiel eine kleine Kohlenhydratmenge. • Vor Antritt einer längeren Fahrt aus Sicherheitsgründen und auch aus juristischen Gründen eine Blutzucker-Selbstkontrolle durchführen und das Ergebnis protokollieren. • Bei längeren Fahrten jeweils nach etwa zwei Stunden Pausen einlegen und eine bestimmte Menge Kohlenhydrate essen. • Lange Nachtfahrten möglichst vermeiden. • Die Fahrtgeschwindigkeit aus eigenem Entschluss begrenzen. Mehr Abstand halten. • Vor und während einer Fahrt keinen Alkohol trinken (auch kein Diätbier). • Diabetikerausweis, Insulin, Insulinspritzen und gegebenenfalls Glukagon mitführen. • Regelmäßig ärztliche Kontrollen und eine halbjährliche Untersuchung der Sehleistung durchführen lassen. • Zu bedenken ist, dass sich in den ersten Wochen nach Umstellung auf Insulin die Brechkraft der Augenlinsen vorübergehend verändern kann und der Diabetiker dann vielleicht für kurze Zeit nicht mehr gewohnt scharf sieht. Gute Fahrt. Gesundheitspass Diabetes Ein Diabetes-Pass kann dem Patienten und dem Arzt dabei helfen, einen besseren Überblick über die Erkrankung zu behalten. Zum einen ist es wichtig, dass der Diabetiker-Ausweis immer mitgeführt wird. Dieser enthält neben der Angabe der Diabetes-Typ-2-Erkrankung Name, Wohnort, Telefonnummer, Geburtsdatum, Hinweise zur Benachrichtigung im Notfall, zu regelmäßig eingenommenen Medikamenten, den Kontaktdaten des behandelnden Arztes sowie weitere wichtige Hinweise. Zum anderen ist es wichtig, dass wichtige Parameter regelmäßig dokumentiert werden, wie Körpergewicht, Harnzucker und Blutzuckerwerte. Infozept - Diabetes 27 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Die fünf wichtigsten Tipps 1. Diabetiker sollten unbedingt auf ihren Blutdruck achten. Das ist genauso wichtig, wie die Kontrolle des Blutzuckers. 2. Zur Unterstützung der Behandlung und zur Vorbeugung von Diabetes ist Bewegung entscheidend. Jeder sollte an mindestens fünf Tagen in der Woche für 30 Minuten körperlich aktiv sein. 3. Bei der Ernährung sollte auf reichlich Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte geachtet werden. 4. Diabetiker sollten Änderungen in ihrem Behandlungsplan immer nur in Absprache mit dem Hausarzt vornehmen. Das Weglassen oder die übermäßige Einnahme von Medikamenten kann sonst sehr gefährlich werden. 5. Diabetiker sollten immer auf die Möglichkeit von Überzuckerungs- und Unterzuckerungszuständen vorbereitet sein und ihre Vorsorgetermine einhalten. Dazu gehört auch die regelmäßige Kontrolle der Augen und der Füße. Letztere sollten Diabetiker auch selbst am besten täglich anschauen, um nach Verletzungen zu sehen. Häufig gestellte Fragen Ist Diabetes Typ 2 ansteckend? Nein, Diabetes ist nicht ansteckend. Diabetes ist keine Infektionskrankheit, sondern eine Erkrankung des Zuckerstoffwechsels. Bekomme ich Typ-2-Diabetes, weil ich gern Süßes esse? Nein. Zumindest wird man nicht, wie oft behauptet wird, von “zu viel Zucker” diabeteskrank. Diabetes kann jeden treffen, ganz egal, wie gesund er sich ernährt. Allerdings ist Übergewicht einer der größten Risikofaktoren für einen Typ-2-Diabetes. Und wie sicher jeder weiß, kann ungesunde Ernährung und Überernährung dick machen. Muss ein Typ-2-Diabetiker Diät halten? Eine gesunde Ernährung ist immer angebracht. Egal ob man Diabetes hat oder nicht. Eine spezielle Diät für Diabetiker wird jedoch nicht mehr empfohlen. Auch Süßigkeiten dürfen ab und zu gegessen werden. Diabetiker, die Insulin spritzen, sollten dann aber auch darauf achten, ihre Insulinmenge anzupassen. Spezielle Diabetikerprodukte sind nicht zu empfehlen! Sie sind lediglich teurer und enthalten häufig Zuckerersatzstoffe, die das Verdauungssystem belasten. Infozept - Diabetes 28 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Kann ich Diabetes Typ 2 bekommen? Diabetes kann jeden jederzeit treffen. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes kann man sein eigenes Risiko senken, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln: Durch gesunde Ernährung, Sport und das Verhindern von Übergewicht. Im Alter lässt die Leistung der Bauchspeicheldrüse nach, weshalb die meisten Typ-2-Diabetiker ältere Menschen sind. Darf ein Typ-2-Diabetiker Autofahren? Ja. Ein Diabetiker kann ganz normal am Straßenverkehr teilnehmen. Es sollte nur vor und – bei längeren Fahrten – in regelmäßigen Abständen während der Fahrt der Blutzucker bestimmt werden. Es wird empfohlen, immer ausreichend Traubenzucker und einen kohlenhydrathaltigen Snack (zum Beispiel einen Müsliriegel) dabei zu haben. Für die Personenbeförderung, zum Beispiel mit dem Bus, oder das Führen eines LKWs benötigt man ein ärztliches Gutachten. Geht der Typ-2-Diabetes wieder weg? Nein. Bisher gibt es noch keine Möglichkeit, einen Diabetes langfristig zu verhindern oder zu heilen. Bei einem Typ-2-Diabetes, der häufig auf Übergewicht zurückzuführen ist, kann man durch Gewichtsreduzierung meist eine deutliche Verbesserung erreichen, so dass zum Beispiel eine Medikation nicht mehr nötig ist. Heilen kann man ihn jedoch nicht. Darf ein Typ-2-Diabetiker Zucker essen? Ja. Zucker besteht aus Kohlenhydraten, wie auch Brot oder Obst, und kann genauso mit “BEs” (Berechnungseinheiten) berechnet werden. Von Zuckeraustausch- und –ersatzstoffen ist abzuraten, da diese das Verdauungssystem belasten und beispielsweise zu Durchfall führen können. Helfen Zimt oder Aloe vera? Nein. Zimt, Aloe vera oder auch andere pflanzliche Produkte haben keinen lindernden oder gar heilenden Einfluss auf Diabetes mellitus. Im besten Fall üben sie einen positiven Effekt auf den Stoffwechsel aus und unterstützen bei der Therapie von Typ-2-Diabetes. Sie ersetzen aber keinesfalls die herkömmliche Therapie. Bekommen Kinder und Jugendliche denselben Diabetes-Typ wie Erwachsene? Ja und nein. Typisch für das Kindes- und Jugendalter ist ein Typ-1-Diabetes, bei dem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse vom eigenen Immunsystem zerstört werden (Autoimmunreaktion). Früher waren von Diabetes Typ 2 Betroffene fast ausschließlich Infozept - Diabetes 29 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare ältere Menschen, weshalb die Erkrankung früher als “Altersdiabetes” bezeichnet wurde. In den letzten Jahren erkranken jedoch zunehmend Kinder und Jugendliche an Typ-2-Diabetes. Dies ist meistens auf Übergewicht zurückzuführen, welches durch mangelnde Bewegung und eine ungesunde Ernährung entstanden ist. Bekommen schlanke Menschen Typ-2-Diabetes? Ja. Von Typ-2-Diabetes Betroffene sind zwar meistens übergewichtig, jedoch ist ein hohes Gewicht nicht der einzige Risikofaktor. Ist bei Typ-2-Diabetikern zu viel Zucker im Blut? Ja. Durch den Insulinmangel oder die gestörte Wirkung des Insulins kann der im Blut vorhandene Zucker nicht vom Blut in die Zellen gelangen und somit nicht zu Energie umgesetzt werden. Daher steigt der Blutzuckerspiegel im Blut an. Ziel einer Diabetestherapie ist daher, den Blutzucker auf ein normales Niveau zu senken. Kann sich die Wirkung von lang- und kurzzeitig wirksamen Insulinen gegenseitig aufheben? Die Wirkung von Insulinen kann sich nicht gegenseitig aufheben. Ganz im Gegenteil: Die Wirkung kann sich überlagern und verstärken, was eine Unterzuckerung begünstigt. Muss bei einer Hypoglykämie Insulin gespritzt werden? Auf keinen Fall. Eine Hypoglykämie ist eine Unterzuckerung, bei der sich zu viel Insulin und zu wenig Zucker im Blutkreislauf befinden. Insulin darf in dieser Situation auf keinen Fall injiziert werden, es würde die Unterzuckerung noch verstärken. Sofern der Betroffene bei Bewusstsein ist, sollte er schnell wirkende Kohlenhydrate (beispielsweise Traubenzucker, Saft) essen oder trinken. Haben fettreiche Lebensmittel auch viele Kohlenhydrate? Fett und Kohlenhydrate haben im Prinzip nichts miteinander gemeinsam. Nüsse beispielsweise haben viel Fett und wenig Kohlenhydrate. Zu beachten ist jedoch, dass ein hoher Fettgehalt bewirkt, dass die Kohlenhydrate langsamer ins Blut übergehen. Ein Brötchen mit Butter lässt den Blutzucker beispielsweise langsamer ansteigen als eines ohne Butter. Wird Insulin in die Bauchspeicheldrüse injiziert? Insulin wird per Einmalspritze oder Pen subkutan injiziert, also in das Unterhaut-Fettgewebe. Von dort wird es von Kapillargefäßen aufgenommen und in den Blutkreislauf geleitet. Wird Insulin aus Versehen in einen Muskel (intramuskulär) gespritzt, wirkt es schneller und kürzer. Wird Insulin zum Beispiel im Krankenhaus über eine Infusion zugeführt, so wird es in eine Vene geleitet (intravenös). Infozept - Diabetes 30 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Hat jeder Mensch Blutzucker? Jeder Mensch hat Zucker im Blut. Das hat nichts mit der Krankheit Diabetes mellitus Typ 2 zu tun. Der Blutzuckerspiegel beschreibt die Konzentration von Glucose (Traubenzucker) im Blut. Insulin, das bei Diabetikern fehlt oder nicht richtig wirkt, ist der “Schlüssel” für Glucose, um in die Zellen zugelangen. Daher ist bei einem unbehandelten Diabetes mellitus deutlich mehr Zucker im Blut, als bei einem gesunden Menschen. Dürfen Diabetiker gentechnisch veränderte Lebensmittel zu sich nehmen? Für Diabetiker ist es relativ belanglos, ob die Lebensmittel die sie zu sich nehmen gentechnisch verändert sind oder nicht. Es ist für einen Diabetiker genauso wichtig, über gentechnische Veränderungen an Lebensmitteln Bescheid zu wissen, wie für einen Stoffwechselgesunden. Spielen falsche Ernährung und mangelnde Bewegung eine Rolle bei der Entstehung von Typ2-Diabetes? Da der Hauptrisikofaktor für einen Typ-2-Diabetes Übergewicht ist, kann durch viel Sport und eine gesunde Ernährung dazu beigetragen werden, einen Typ-2-Diabetes zu verhindern. Diabetis, Diabethis oder Diabetes? Diabetes wird mit “es” am Ende geschrieben. Diabetes ist die Kurzform von Diabetes mellitus. Das kommt aus dem Griechischen und bedeutet “honigsüßer Durchfluss”. Früher überprüften die Ärzte den Geschmack des Urins, und stellten fest, dass dieser bei Diabetikern süß schmeckt. Neben Diabetes mellitus gibt es auch noch den Diabetes insidipus (vermehrte Urinausscheidung, gesteigertes Durstgefühl) und den Diabetes renalis (Störung der Nierenfunktion). Diese Krankheitsbilder haben aber - außer der Namensverwandtschaft – nichts mit Diabetes mellitus zu tun. Dürfen Diabetiker Alkohl trinken? Auch hier gilt der Grundsatz: Alles in Maßen, nicht in Massen. Bei einer guten Einstellung sollte der Genuss von Alkohol kein Problem darstellen. Die tägliche Alkoholmenge sollte bei Männern mit Diabetes 30 g nicht überschreiten. Bei Frauen sollten es nicht mehr als 15 g sein. Da Alkohol meist mit Kohlenhydraten kombiniert ist, kommt es zunächst zu einem Anstieg des Blutzuckers. Der Alkohol selbst hat allerdings eine blutzuckersenkende Wirkung, die verzögert und unregelmäßig eintritt. Daher besteht bei Diabetikern während und nach Alkoholgenuss stets die Gefahr einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Um dieser vorzubeugen, sollte ein Diabetiker auch unter Alkoholeinfluss jederzeit in der Lage sein, seinen Blutzucker zu bestimmen. Gegebenenfalls muss er geeignete Gegenmaßnahmen unternehmen können, beispielsweise etwas essen. Infozept - Diabetes 31 www.hausmed.de Anmerkungen / Kommentare Ist Diabetes tödlich? Ein absoluter Insulinmangel wie bei Diabetes Typ 1 kann, wenn er unbehandelt bleibt, zum Tode führen. Dies liegt jedoch nicht direkt am hohen Blutzucker, sondern an der Übersäuerung des Körpers durch Ketone. Bei Insulinmangel kann aus Kohlenhydraten keine Energie gewonnen werden, weshalb der Körper auf Fettreserven zugreift. Dabei entstehen giftige Stoffwechselprodukte, die Ketone, die zu einer sogenannten Ketoazidose führen. Eine Übersäuerung schädigt die Körperzellen und führt schließlich zum Tod. Bei einer schlechten Stoffwechseleinstellung kann es nach mehreren Jahren oder Jahrzehnten zu Folge-Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems kommen. Der Herzinfarkt ist eine besonders häufige Todesursache, welcher durch Veränderungen in den Gefäßwänden begünstigt wird, die sich aus dauerhaft hohem Blutzucker ergeben. Dürfen Diabetiker Cola Light trinken? Ja, im Gegensatz zur normalen Cola ist in Light-Produkten der Zucker durch ZuckeraustauschStoffe ersetzt worden. Diese Stoffe enthalten keine Kohlenhydrate, daher beeinflussen sie den Blutzucker nicht und können zumindest aus dieser Sicht ohne Probleme getrunken werden. Es ist aber auch ohne weiteres möglich, normale Cola zu trinken, wenn ausreichend Insulin dafür gespritzt wird oder der Blutzuckeranstieg gewünscht ist (zum Beispiel in einer Hypoglykämie). Produziert der Körper bei Typ-2-Diabetes zuviel Insulin? Bei Typ-1-Diabetes wird zu wenig und schließlich gar kein Insulin mehr produziert, wodurch der Blutzucker ansteigt. Bei Typ-2-Diabetes kann das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin nicht richtig wirken, da die Rezeptoren (die Stellen, an denen das Insulin “andockt”) verändert sind. Folglich versucht der Körper, diese Fehlfunktion auszugleichen, indem er immer mehr Insulin produziert. Es kommt also in der Regel zunächst zu einer Überproduktion von Insulin (Hyperinsulinismus). Der Blutzucker bleibt aber trotzdem hoch, da das Insulin aufgrund der veränderten Rezeptoren keine Blutzuckersenkung bewirkt. Schließlich ist die Bauchspeicheldrüse überfordert und die Insulinproduktion versiegt. Weiterführende Links und Quellen • Hausärztliche Leitlinie der Leitliniengruppe Hessen Diabetes mellitus Typ 2 Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) • Deutsche Diabetes Stiftung • Weltdiabetestag Infozept - Diabetes 32 www.hausmed.de