Erland Erdmann Klinische Kardiologie Krankheiten des Herzens

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Erland Erdmann
Klinische Kardiologie
Krankheiten des Herzens, des Kreislaufs und der herznahen Gefäße
6., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage
Erland Erdmann (Hrsg.)
Klinische
Kardiologie
Krankheiten des Herzens, des Kreislaufs
und der herznahen Gefäße
6., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage
Mit 476 Abbildungen in 639 Einzeldarstellungen, davon 45 in Farbe,
239 Tabellen, 110 Übersichten
1 23
Professor Dr. Erland Erdmann
Klinikum der Universität zu Köln
Klinik III für Innere Medizin
Kerpener Str. 62
50937 Köln
ISBN-10 3-540-23742-9 6. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg
ISBN-13 978-3-540-23742-6 6. Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg
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detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
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Springer Medizin Verlag.
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auf ihre Richtigkeit überprüft werden.
Planung: Hinrich Küster
Projektmanagement: Gisela Zech-Willenbacher
Lektorat: Dr. Angelika Koggenhorst-Heilig, Leimen
SPIN 10891225
Satz: medionet AG, Berlin
Druck: Stürtz GmbH, Würzburg
Gedruckt auf säurefreiem Papier
2126SM – 5 4 3 2 1 0
Meinem Lehrer der Inneren Medizin,
Herrn Professor Dr. med. Gerhard Riecker,
gewidmet, der die »Klinische Kardiologie« 1975 begründete und dem
ich die Freude an wissenschaftlicher Arbeit verdanke.
VII
Vorwort zur 6. Auflage
Auch Bücher werden älter! Gelegentlich schleppen sich überholte Ansichten und alte Gewohnheiten von Auflage zu Auflage fort. Als Kuriositäten fallen sie dann eines Tages auf und erscheinen unverständlich. Wir haben diese Gefahr gesehen und
versucht, ihr dadurch zu begegnen, dass wir uns auf die Klinische Kardiologie beschränken. Für einige Leser wird es ungewohnt sein, die wichtigen und unverzichtbaren Grundlagen
der Kardiologie, also die Untersuchungsmethoden, die Elektrokardiographie, die Belastungsuntersuchungen, die Echokardiographie etc. nicht mehr in gesonderten Kapiteln zu finden. Zum einen nimmt das Wissen in unserem Fach weiterhin exponenziell zu, so dass wir schon aus Platzgründen genötigt waren, eingreifende Kürzungen vorzunehmen. Zum anderen werden die Kollegen, die die Klinische Kardiologie lesen
bzw. sich darin Rat holen, höchstwahrscheinlich auch in spezielle Werke der Elektrokardiographie oder Echokardiographie
schauen, wenn ein entsprechendes Problem auftaucht. Eine
Alternative wäre ein zweibändiges Werk gewesen. Schon aus
preislichen Gründen fand sich dafür keine Mehrheit im Autorenkollegium.
Man hat manchmal den Eindruck, als ob die Kardiologie
das am schnellsten wachsende Gebiet der Inneren Medizin sei.
Als Gerhard Riecker die Klinische Kardiologie vor über 30 Jahren konzipierte und 1975 in der 1. Auflage herausgab, kannte
man noch keine ACE-Hemmer- oder β-Blockertherapie der
Herzinsuffizienz, es begann gerade die Ära der thrombolytischen Therapie des Myokardinfarktpatienten, der damals
noch mindestens 2–4 Wochen lang im Akutkrankenhaus im
Rahmen eines Übungsprogramms behandelt wurde und da-
nach für 4 Wochen in die Rehabilitation geschickt wurde. Aber
auch nicht alle neuen Erkenntnisse der letzten 30 Jahre haben
sich bewährt und sind in die Leitlinien der gesicherten Therapie eingegangen.
Der Fortschritt der Wissenschaft ist unaufhaltsam. Unsere Patienten wollen davon möglichst sofort profitieren. Deshalb haben wir uns in der vorliegenden 6. Auflage der Klinischen Kardiologie entschlossen, die Behandlungsempfehlungen entsprechend der verfügbaren Studienlage und dem Grad
der Evidenz zu bewerten. Zusätzlich wurden Hinweise auf die
im Internet verfügbaren Leitlinien angegeben. Da diese von
den Fachgesellschaften regelmäßig aktualisiert werden und
dem in die Tiefe gehenden Leser zusätzliche Aspekte und Literaturhinweise geben können, halten wir sie für wichtig. Wir
meinen aber, dass selbst in den Zeiten, in denen ein Großteil
unseres Wissens permanent zugriffsbereit im Internet verfügbar ist, eine übersichtlich zusammenfassende und gewichtete
Darstellung durch erfahrene Kliniker notwendig ist. Vielfältige Anregungen aber auch Kritik unserer Leser sind in dieses
Werk eingegangen. Wir hoffen, dass die für die Praxis wichtigen Inhalte unseres Fachs trotz der notwendigen Kürzungen
erkennbar bleiben. Dies war das vorrangige Ziel der Autoren.
Dem Springer-Verlag gebührt unser Dank für die Anregung zur 6. Auflage, die in dieser neuen Art hoffentlich wieder
geneigte Leser finden wird.
Erland Erdmann
Köln, im Sommer 2005
VIII
Evidenzbasierte Therapieempfehlungen
In diesem Buch finden Sie die Angaben zu den Evidenzgraden
der einzelnen Diagnostik- und Therapieempfehlungen dargestellt, z. B. als EG IA oder EG IIaB oder EG C – in Anlehnung an
die Leitlinien der European Society of Cardiology, der American Heart Association (ACC/AHA) und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie/Herz- und Kreislaufforschung (DGK).
In einigen Kapiteln gibt es keine speziellen Leitlinien bzw. evidenzbasierte Daten. Meist handelt sich um kleine Kollektive,
nichtrandomisierte Studien mit historischen Kontrollkollektiven oder »case series« ohne Kontrolle. Somit fallen diese Angaben zum großen Teil in die Gruppe Evidenzgrad C.
In dem Kap. 6 »Schock« wird die von den intensivmedizinischen Gesellschaften vorgeschlagene Klassifikation zugrunde gelegt.
Evidenzgrad A
5 Positive Aussage gestützt durch mehrere randomisierte kontrollierte klinische Studien. Positive Aussage sehr
gut belegt
Empfehlungsgrade (EG) der Therapie nach Indikationsklassen und Evidenzgraden
Klasse-I-Indikation
5 Evidenz und/oder Konsens spricht dafür, dass Therapie/
Maßnahme nützlich und effektiv ist
Evidenzgrad D
5 Negative Aussage gestützt durch eine oder mehrere klinische Studien
Klasse-II-Indikation
5 Widersprüchliche Evidenz und/oder divergierende Expertenmeinungen, ob Therapie/Maßnahme nützlich und
effektiv ist
Klasse-IIa-Indikation
5 Evidenz/Expertenmeinung spricht eher dafür, dass Therapie/Maßnahme nützlich und effektiv ist
Klasse-IIb-Indikation
5 Nutzen und Effektivität der Therapie/Maßnahme ist weniger gut durch Evidenz oder Expertenmeinung etabliert
Klasse-III-Indikation
5 Evidenz und/oder Konsens spricht dafür, dass Therapie/
Maßnahme nicht nützlich ist und in einigen Fällen sogar
schädlich ist
Evidenzgrad B
5 Positive Aussage gestützt durch eine randomisierte kontrollierte klinische Studie oder durch klinische Erfahrung. Positive Aussage gut belegt
Evidenzgrad C
5 Es liegen keine sicheren Studienergebnisse vor, die eine günstige oder schädigende Wirkung belegen (positive
Expertenmeinung)
IX
Inhaltsübersicht
1
Kardiovaskuläre Risikofaktoren und deren
therapeutische Beeinflussbarkeit
C. A. Schneider
2
Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt
J. Meyer, A. Bockisch, H. Darius, G. Heusch, W. Hort,
S. Mohr-Kahaly, H.-J. Rupprecht, T. Voigtländer
1
27
3
Rhythmusstörungen des Herzens
U. C. Hoppe
143
4
Akute Herzinsuffizienz und Lungenödem
D. J. Beuckelmann
205
5
Chronische Herzinsuffizienz
E. Erdmann
217
6
Schock
U. Müller-Werdan, M. Buerke, A. Christoph, R. R. Flieger,
H. Loppnow, R. Prondzinsky, S. Reith, H. Schmidt, K. Werdan
337
7
Arterielle Hypertonie
F. M. Baer
431
8
Orthostatische Hypotonie
W. von Scheidt
447
9
Synkope
W. von Scheidt
461
10
Akutes Cor pulmonale und Lungenembolie
D. J. Beuckelmann
481
11
Chronisches Cor pulmonale
D. J. Beuckelmann
503
12
Kardiomyopathien
M. Böhm, H. Kilter
519
13
Rheumatisches Fieber und rheumatische Karditis
D. J. Beuckelmann
561
14
Immunologische Herzerkrankungen
R. H. G. Schwinger, C. Zobel
569
15
Erregerbedingte Endokarditiden
R. H. G. Schwinger
581
16
Virale Herzerkrankungen
R. H. G. Schwinger, H. Reuter
619
17
Erkrankungen des Perikards
K. La Rosée, F. M. Baer
641
18
Angeborene Herzfehler im Erwachsenenalter
H. Kaemmerer, M. Hauser, J. Hess
653
19
Erworbene Herzklappenfehler
P. Hanrath, A. Franke, R. Hoffmann, K.-C. Koch, H. P. Kühl,
W. Lepper, C. Stellbrink
703
20
Erkrankungen der thorakalen Aorta
D. J. Beuckelmann
743
21
Kardiale und perikardiale Tumoren
U. C. Hoppe, E. Erdmann
759
22
Schwangerschaft und Herzerkrankungen
M. Böhm
767
23
Das Herz im Alter
M. Böhm
785
24
Kardiale perioperative Risikobeurteilung
M. Böhm
799
25
Kardiales Trauma
U. C. Hoppe, E. Erdmann
827
26
Funktionelle Herzbeschwerden
G. Nickenig, E. Erdmann
835
27
Seltene Herzerkrankungen
R. H. G. Schwinger, J. Müller-Ehmsen
845
28
Herztransplantation
R. H. G. Schwinger, H. Diedrichs
857
29
Begutachtung und ökonomische Aspekte in der
Kardiologie
F. M. Baer, B. Hinzpeter, G. Klever-Deichert, K. Lauterbach,
C. A. Schneider
871
XI
Inhaltsverzeichnis
1
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
Kardiovaskuläre Risikofaktoren und deren therapeutische
Beeinflussung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
C. A. Schneider
.
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1
2
9
16
22
23
2
Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt . . . . . . . . . .
J. Meyer, A. Bockisch, H. Darius, G. Heusch, W. Hort,
S. Mohr-Kahaly, H.-J. Rupprecht, T. Voigtländer
27
2.1
2.2
2.3
2.4
Anatomie und Pathologie des Koronargefäßsystems
Klinik und Diagnostik der koronaren Herzkrankheit .
Therapie der stabilen und instabilen Angina pectoris
Akuter Myokardinfarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
Hierarchie der kardiovaskulären Risikofaktoren
Klasse-I-Risikofaktoren . . . . . . . . . . . . . . . .
Klasse-II-Risikofaktoren . . . . . . . . . . . . . . . .
Klasse-III-Risikofaktoren . . . . . . . . . . . . . . .
Klasse-IV-Risikofaktoren . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1
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. 53
. 73
. 101
. 133
Rhythmusstörungen des Herzens . . . . . . . . . . . . . . . 143
U.C. Hoppe
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
Elektrophysiologische Grundlagen
Prinzipien der Therapie . . . . . . . .
Bradykarde Rhythmusstörungen .
Tachykarde Rhythmusstörungen .
Plötzlicher Herztod . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
Akute Herzinsuffizienz und Lungenödem . . . . . . . . . . 205
D. J. Beuckelmann
4.1
4.2
4.3
4.4
Pathophysiologie . .
Klinik . . . . . . . . . .
Spezielle Diagnostik .
Therapie . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . .
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143
149
161
175
197
202
205
207
208
212
215
5
Chronische Herzinsuffizienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
E. Erdmann
5.1
Definition und Epidemiologie der chronischen
Herzinsuffizienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathophysiologie der chronischen Herzinsuffizienz
Klinik und Symptomatologie der chronischen
Herzinsuffizienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapie der chronischen Herzinsuffizienz . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.2
5.3
5.4
. . . . 217
. . . . 220
. . . . 260
. . . . 271
. . . . 328
6
Schock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337
U. Müller-Werdan, M. Buerke, A. Christoph, R. R. Flieger,
H. Loppnow, R. Prondzinsky, S. Reith, H. Schmidt, K. Werdan
6.1
6.2
6.3
Schockdefinitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337
Pathophysiologie des Schocks . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347
Diagnostik und Monitoring des Schocks . . . . . . . . . . . . 363
6.4
6.5
6.6
Therapieprinzipien bei Schock . . . . . . .
Multiorgandysfunktionssyndrom (MODS)
Spezifische Schockformen . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
Arterielle Hypertonie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 431
F. M. Baer
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
7.7
7.8
7.9
Definition und Klassifikation der Hypertonie . . . . .
Epidemiologie der Hypertonie . . . . . . . . . . . . . .
Pathophysiologie der Hypertonieentwicklung . . . .
Formen der Hypertonie . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostik der arteriellen Hypertonie . . . . . . . . .
Therapieindikation und kardiovaskuläres Risiko . . .
Auswahl der Antihypertensiva . . . . . . . . . . . . . .
Differenzialtherapeutische Aspekte der Hypertonie
Langzeitbetreuung des Hypertonikers und
Therapie begleitender Risikofaktoren . . . . . . . . .
Pharmakoökonomische Aspekte der
Hypertoniebehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.10
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369
384
398
422
431
433
433
434
434
436
440
442
. . . . 445
. . . . 445
. . . . 445
8
Orthostatische Hypotonie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447
W. von Scheidt
8.1
8.2
8.3
8.4
8.5
8.6
Einteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kreislaufregulation im Stehen . . . . . .
Formen der orthostatischen Hypotonie
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Prognose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
Synkope . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 461
W. von Scheidt
9.1
9.2
Bedeutung und Einteilung . . . . . . . . . .
Autonom-nerval vermittelte Synkopen
(vasovagale Synkopen) . . . . . . . . . . . . .
Orthostatische Hypotonie mit Synkopen .
Medikamentös induzierte Synkopen . . . .
Kardiogene Synkopen . . . . . . . . . . . . .
Zerebrovaskuläre Synkopen . . . . . . . . .
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapie der neurokardiogenen Synkopen
Prognose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.3
9.4
9.5
9.6
9.7
9.8
9.9
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447
447
448
453
456
458
459
. . . . . . . . . . 461
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462
466
466
467
470
470
476
477
479
10
Akutes Cor pulmonale und Lungenembolie . . . . . . . . . 481
D. J. Beuckelmann
10.1
10.2
10.3
10.4
10.5
10.6
10.7
10.8
Epidemiologie . . .
Risikofaktoren . . .
Pathophysiologie .
Klinik . . . . . . . . .
Diagnostik . . . . . .
Therapie . . . . . . .
Differenzialtherapie
Lungeninfarkt . . .
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481
482
485
486
487
493
498
498
XII
Inhaltsverzeichnis
10.9
10.10
Besondere Formen der Lungenembolie . . . . . . . . . . . . 499
Prophylaxe der Lungenembolie . . . . . . . . . . . . . . . . . 500
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 500
11
Chronisches Cor pulmonale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503
D. J. Beuckelmann
11.1
11.2
11.3
11.4
11.5
11.6
11.7
Hämodynamik des Lungenkreislaufs . .
Definition der pulmonalen Hypertonie .
Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . .
Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klinik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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505
505
505
507
507
510
516
12
Kardiomyopathien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 519
M. Böhm, H. Kilter
12.1
12.2
12.3
12.4
12.5
12.6
12.7
Dilatative Kardiomyopathie . . . . . . . . . . . . .
Hypertrophe Kardiomyopathie . . . . . . . . . . .
Restriktive Kardiomyopathie . . . . . . . . . . . .
Arrhythmogene rechtsventrikuläre Erkrankung
Endokrin bedingte Kardiomyopathien . . . . . .
Genetische und molekularbiologische Aspekte
Toxische Kardiomyopathien . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13
Rheumatisches Fieber und rheumatische Karditis . . . . . 561
D. J. Beuckelmann
13.1
13.2
13.3
13.4
13.5
13.6
13.7
Epidemiologie . . . . . . . . . . .
Ätiologie und Pathogenese . . .
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . .
Klinische Hauptmanifestationen
Therapie . . . . . . . . . . . . . . .
Prognose . . . . . . . . . . . . . . .
Prävention . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . .
14
Immunologische Herzerkrankungen . . . . . . . . . . . . . 569
R. H. G. Schwinger, C. Zobel
14.1
14.2
14.3
14.4
Ätiologie und Pathophysiologie . . . . . . . . .
Rheumatische Herzerkrankungen . . . . . . . .
Restriktive und infiltrative Kardiomyopathien
Reaktive Herzerkrankungen . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15
Erregerbedingte Endokarditiden . . . . . . . . . . . . . . . 581
R. H. G. Schwinger
15.1
15.2
15.3
15.4
15.5
15.6
15.7
15.8
15.9
15.10
15.11
Epidemiologie . . . . . . . . . . . . .
Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathogenese . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostik und Therapie . . . . . . .
Klinik . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Komplikationen . . . . . . . . . . . .
Medikamentöse Therapie . . . . . .
Operative Therapie . . . . . . . . . .
Therapieverlauf . . . . . . . . . . . . .
Schwangerschaft und Endokarditis
Prophylaxe . . . . . . . . . . . . . . .
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521
527
531
533
538
548
555
561
562
562
564
565
566
566
567
569
571
577
579
580
582
582
586
588
594
595
600
609
611
611
612
15.12
Prognose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 614
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 615
16
Virale Herzerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 619
R. H. G. Schwinger, H. Reuter
16.1
16.2
16.3
Myokarditis . . . . . . . . . .
Virusinduzierte Perikarditis
Kardiomyopathie . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . .
17
Erkrankungen des Perikards . . . . . . . . . . . . . . . . . . 641
K. La Rosée, F. M. Baer
17.1
17.2
17.3
17.4
Akute Perikarditis . . . .
Perikarderguss . . . . . .
Perikardtamponade . . .
Pericarditis constrictiva .
Literatur . . . . . . . . . .
18
Angeborene Herzfehler im Erwachsenenalter . . . . . . . 653
H. Kaemmerer, M. Hauser, J. Hess
18.1
18.2
18.3
18.4
18.5
18.6
18.7
18.8
18.9
18.10
18.11
18.12
18.13
Vorhofseptumdefekt (ASD) . . . . . . . . . . . . . . .
Ventrikelseptumdefekt (VSD) . . . . . . . . . . . . . .
Atrioventrikulärer Septumdefekt (AVSD) . . . . . .
Persistierender Ductus arteriosus (PDA) . . . . . . .
Pulmonalstenose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Aortenisthmusstenose (CoA) . . . . . . . . . . . . . .
Ebstein-Anomalie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Fallot-Tetralogie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Komplette Transposition der großen Gefäße (TGA)
Kongenital korrigierte Transposition (CC-TGA) . . .
Trikuspidalatresie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Eisenmenger-Reaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Synopsis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
19
Erworbene Herzklappenfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . 703
P. Hanrath, A. Franke, R. Hoffmann, K.-C. Koch, H. P. Kühl,
W. Lepper, C. Stellbrink
19.1
19.2
19.3
19.4
19.5
19.6
19.7
19.8
19.9
Mitralstenose . . . . . . . . . . . . .
Mitralinsuffizienz . . . . . . . . . . .
Mitralklappenprolapssyndrom . .
Aortenstenose . . . . . . . . . . . .
Aorteninsuffizienz . . . . . . . . . .
Trikuspidalklappenstenose . . . .
Trikuspidalklappeninsuffizienz . .
Pulmonalklappenfehler . . . . . .
Prothetischer Herzklappenersatz
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . .
20
Erkrankungen der thorakalen Aorta . . . . . . . . . . . . . 743
D. J. Beuckelmann
20.1
20.2
20.3
20.4
20.5
Die normale Aorta . . . . . . . . . . . . . . . .
Thorakale Aortenaneurysmen . . . . . . . .
Akutes disseziierendes Aortenaneurysma .
Chronisches thorakales Aortenaneurysma
Entzündliche Erkrankungen der Aorta . . .
Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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633
634
638
641
643
646
648
652
655
658
662
664
667
669
672
674
679
684
687
691
693
701
704
710
715
718
724
730
732
735
736
740
743
743
744
751
755
757
XIII
Inhaltsverzeichnis
21
Kardiale und perikardiale Tumoren . . . . . . . . . . . . . . 759
U. C. Hoppe, E. Erdmann
21.1
21.2
21.3
21.4
21.5
21.6
21.7
Primäre benigne Tumoren . .
Primäre maligne Tumoren . .
Sekundäre maligne Tumoren
Symptomatik . . . . . . . . . .
Klinik . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostik . . . . . . . . . . . .
Therapie und Prognose . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . .
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759
761
761
762
763
764
765
766
22
Schwangerschaft und Herzerkrankungen . . . . . . . . . . 767
M. Böhm
22.1
Gefährdung durch Herzerkrankungen während
der Schwangerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . .
Physiologie des Herz-Kreislauf-Systems
während Schwangerschaft und Geburt . . . . .
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Herzerkrankungen und Schwangerschaft . . . .
Medikamentöse Therapie . . . . . . . . . . . . . .
Herzchirurgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
22.2
22.3
22.4
22.5
22.6
25.7
Elektrotrauma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 834
26
Funktionelle Herzbeschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . 835
G. Nickenig, E. Erdmann
26.1
26.2
Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Funktionelle Herzbeschwerden bei somatischer
Grunderkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Extrakardiale Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . .
Funktionelle Herzbeschwerden ohne somatische
Grunderkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
26.3
26.4
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768
770
771
775
780
782
. . . . . . 835
. . . . . . 838
. . . . . . 838
. . . . . . 842
27
Seltene Herzerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 845
R. H. G. Schwinger, J. Müller-Ehmsen
27.1
27.2
27.3
27.4
27.5
Kardiale Mitbeteiligung bei Infektionserkrankungen . . . .
Toxische Myokard- bzw. Perikarderkrankungen . . . . . . .
Seltene Kardiomyopathien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kardiale Manifestation bei neurologischen Erkrankungen
Seltene angeborene Syndrome mit kardialer Beteiligung
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . 767
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. . . . . . 835
846
848
849
850
853
854
23
Das Herz im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 785
M. Böhm
28
Herztransplantation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 857
R. H. G. Schwinger, H. Diedrichs
23.1
23.2
23.3
23.4
23.5
23.6
Alterungsprozess und körperliche Belastbarkeit . . .
Morphologische Veränderungen . . . . . . . . . . . .
Funktionsveränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . .
Herz-Kreislauf-Regulation im Alter unter Belastung .
Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Alter . . . . . . . . .
Das Altersherz als Krankheitsbegriff . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
28.1
28.2
28.3
28.4
28.5
Evaluation vor Herztransplantation . . . .
Das transplantierte Herz . . . . . . . . . . .
Immunsuppression . . . . . . . . . . . . . .
Komplikationen . . . . . . . . . . . . . . . .
Lebensqualität nach Herztransplantation
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
29
24
Kardiale perioperative Risikobeurteilung . . . . . . . . . . 799
M. Böhm
Begutachtung und ökonomische Aspekte
in der Kardiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 871
F. M. Baer, B. Hinzpeter, G. Klever-Deichert, K. Lauterbach,
C. A. Schneider
24.1
24.2
24.3
Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathophysiologie des operativen Eingriffs . . . . .
Perioperatives Risiko bei koronarer Herzkrankheit
und Myokardinfarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Perioperatives Risiko bei Herzklappenvitien . . . .
Perioperatives Risiko bei Herzinsuffizienz . . . . . .
Perioperatives Risiko bei Arrhythmien . . . . . . . .
Perioperatives Risiko bei Hypertonie . . . . . . . . .
Perioperatives Risiko bei Hypotonie . . . . . . . . .
Präoperative Optimierung und Fortführung
von Therapien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Besondere Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Schlussfolgerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
29.1
29.2
Begutachtung in der Kardiologie . . . . . . . . . . . . . . . . 871
Ökonomische Aspekte in der Kardiologie . . . . . . . . . . . 880
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 886
24.4
24.5
24.6
24.7
24.8
24.9
24.10
24.11
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785
786
787
790
793
796
796
. . . . . 799
. . . . . 803
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807
815
816
817
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819
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819
820
823
823
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857
859
860
863
868
869
Farbtafeln
Zeittafel zur Geschichte der Kardiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . 889
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891
Medikamentenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 909
25
Kardiales Trauma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 827
U. C. Hoppe, E. Erdmann
25.1
25.2
25.3
25.4
25.5
25.6
Ätiologie und Pathogenese . . .
Morphologie und Symptomatik
Klinik . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . .
Therapie . . . . . . . . . . . . . . .
Verlauf und Prognose . . . . . . .
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827
828
830
830
832
832
XV
Autorenverzeichnis
Baer, Frank M., Prof. Dr. med.
Klinik III für Innere Medizin, Universität zu Köln,
Kerpener Str. 62, 50937 Köln
Beuckelmann, Dirk J., Prof. Dr. med.
Interne Klinik Dr. Argirov,
Münchner Str. 23–29, 82335 Berg
Bockisch, Andreas, Prof. Dr. med. Dr. rer. nat
Klinik für Nuklearmedizin, Universität Essen,
Hufelandstr. 55, 45122 Essen
Böhm, Michael, Prof. Dr. med.
Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum des Saarlandes,
Kirrberger Str., 66421 Homburg/Saar
Buerke, Michael, Priv.-Doz. Dr. med.
Universitätsklinik und Poliklinik für Innere
Medizin III, Martin-Luther-Universität,
Ernst-Grube-Straße 40, 06097 Halle
Christoph, Arnd, Dr. med.
Universitätsklinik und Poliklinik für Innere
Medizin III, Martin-Luther-Universität,
Ernst-Grube-Straße 40, 06097 Halle
Darius, Harald, Prof. Dr. med.
Medizinische Klinik, Klinikum Berlin-Neukölln,
Rudower Str. 48, 12313 Berlin
Diedrichs, Holger, Dr. med.
Klinik III für Innere Medizin, Universität zu Köln,
Kerpener Str. 62, 50937 Köln
Erdmann, Erland, Prof. Dr. med.
Klinik III für Innere Medizin, Universität zu Köln,
Kerpener Str. 62, 50937 Köln,
E-Mail: [email protected]
Flieger, Robert R.
Universitätsklinik und Poliklinik für Innere
Medizin III, Martin-Luther-Universität,
Ernst-Grube-Straße 40, 06097 Halle
Franke, Andreas, Priv.-Doz. Dr. med.
Medizinische Klinik I, Medizinische Fakultät der
RWTH Aachen,
Pauwelsstr.30, 52057 Aachen
Hanrath, Peter, Prof. Dr. med.
Medizinische Klinik I, Medizinische Fakultät der
RWTH Aachen,
Pauwelsstr.30, 52057 Aachen
Hauser, Michael, Priv.-Doz. Dr. med.
Klinik für Kinderkardiologie und angeborene
Herzfehler, Deutsches Herzzentrum München,
Technische Universität München,
Lazarettstr.36, 80636 München
Hess, John, Prof. Dr. med.
Klinik für Kinderkardiologie und angeborene
Herzfehler, Deutsches Herzzentrum München,
Technische Universität München,
Lazarettstr.36, 80636 München
Heusch, Gerd, Prof. (em) Dr. med.
Institut für Pathophysiologie, Universität Essen,
Hufelandstr. 55, 45122 Essen
Hinzpeter, Birte, Dr. med.
Institut für Gesundheitsökonomie und
Klinische Epidemiologie der Universität zu
Köln,
Gleueler Str. 176–178, 50935 Köln
Hoffmann, Rainer, Priv.-Doz. Dr. med.
Medizinische Klinik I, Medizinische Fakultät
der RWTH Aachen,
Pauwelsstr.30, 52057 Aachen
Hoppe, Ute C., Prof. Dr. med.
Klinik III für Innere Medizin, Universität zu Köln,
Kerpener Str. 62, 50937 Köln
Hort, Waldemar, Prof. (em) Dr. med.
Pathologisches Institut, Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf,
Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
Kaemmerer, Harald, Prof. Dr. med. Dr. med.
vet.
Klinik für Kinderkardiologie und angeborene
Herzfehler, Deutsches Herzzentrum München,
Technische Universität München,
Lazarettstr.36, 80636 München
Lepper, Wolfgang, Priv.-Doz. Dr. med.
Medizinische Klinik I, Medizinische Fakultät der
RWTH Aachen,
Pauwelsstr.30, 52057 Aachen
Loppnow, Harald, Priv.-Doz. Dr. rer. nat.
Universitätsklinik und Poliklinik für Innere
Medizin III, Martin-Luther-Universität,
Ernst-Grube-Straße 40, 06097 Halle
Meyer, Jürgen, Prof. (em) Dr. med.
Medizinische Klinik und Poliklinik, JohannesGutenberg-Universität,
Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz
Mohr-Kahaly, Susanne, Prof. Dr. med.
Alwinenstr.16, 65189 Wiesbaden
Müller-Ehmsen, Jochen, Dr. med.
Klinik III für Innere Medizin, Universität zu Köln,
Kerpener Str. 62, 50937 Köln
Müller-Werdan, Ursula, Priv.-Doz. Dr. med.
Universitätsklinik und Poliklinik für Innere
Medizin III, Martin-Luther-Universität,
Ernst-Grube-Straße 40, 06097 Halle
Nickenig, Georg, Prof. Dr. med.
Klinik und Poliklinik Innere Medizin III,
Universität Saarland,
Kirrberger Str., 66421 Homburg/Saar
Prondzinsky, Roland, Dr. med.
Medizinische Klinik I, Carl-von BasedowKlinikum Merseburg,
Weiße Mauer 52, 06217 Merseburg
Kilter, Heiko, Dr. med.
Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum des Saarlandes,
Kirrberger Str., 66421 Homburg/Saar
Reith, Sebastian, Dr. med.
Universitätsklinik und Poliklinik für Innere
Medizin III, Martin-Luther-Universität,
Ernst-Grube-Straße 40, 06097 Halle
Klever-Deichert, Gabriele, Dr. med.
Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln,
Gleueler Str. 176–178, 50935 Köln
Reuter, Hannes, Dr. med.
Klinik III für Innere Medizin, Universität zu Köln,
Kerpener Str. 62, 50937 Köln
Koch, Karl-Christian, Priv.-Doz. Dr. med.
Medizinische Klinik I, Medizinische Fakultät der
RWTH Aachen,
Pauwelsstr.30, 52057 Aachen
Kühl, Harald P., Priv.-Doz. Dr. med.
Medizinische Klinik I, Medizinische Fakultät der
RWTH Aachen,
Pauwelsstr.30, 52057 Aachen
La Rosée, Karl, Dr. med.
Baumschulenallee 1, 53115 Bonn
Lauterbach, Karl, Prof. Dr. med.
Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln,
Gleueler Str. 176–178, 50935 Köln
Rupprecht, Hans-Jürgen, Prof. Dr. med.
Medizinische Klinik, Kreiskrankenhaus
Rüsselsheim,
Bebelstr. 59, 65428 Rüsselsheim
Scheidt, Wolfgang von, Prof. Dr. med.
Medizinische Klinik I, Klinikum Augsburg,
Stenglinstr. 2, 86156 Augsburg
Schmidt, Hendrik, Dr. med.
Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Martin-Luther-Universität,
Ernst-Grube-Straße 40, 06097 Halle
Schneider, Christian A., Priv.-Doz. Dr. med.
Klinik III für Innere Medizin, Universität zu Köln,
Kerpener Str. 62, 50937 Köln
XVI
Autorenverzeichnis
Schwinger, Robert H. G., Prof. Dr. med.
Klinik III für Innere Medizin, Universität zu Köln,
Kerpener Str. 62, 50937 Köln
Stellbrink, Christoph, Priv.-Doz. Dr. med.
Städt. Kliniken Bielefeld, Klinikum Mitte,
Teutoburger Str. 50, 33604 Bielefeld
Voigtländer, Thomas, Priv.-Doz. Dr. med.
Cardioangiologisches Centrum Bethanien,
Im Prüfling 23, 60389 Frankfurt
Werdan, Karl, Prof. Dr. med.
Universitätsklinik und Poliklinik für Innere
Medizin III, Martin-Luther-Universität,
Ernst-Grube-Str. 40, 06097 Halle
Zobel, Carsten, Dr. med.
Klinik III für Innere Medizin, Universität zu Köln,
Kerpener Str. 62, 50937 Köln
XVII
Abkürzungsverzeichnis
AAI
ABDM
ACD-CPR
ACE-1
ACh
ACLA
ACS
ACTC
ACVB
ADH
AGE
AICD
ALI
AMI
AMPK
ANA
ANCA
ANF
ANP
ANS
ANV
AP1
APC
APSAC
aPTT
ARDS
ASD
ASS
ATG
ATP
AUC
AV
AVSD
BAS
BFGF
BLS
BNP
BSG
CAB
cANCA
CCS
CC-TGA
CCU
CDF
cGMP
CK
CMV
CMV
CoA
COLD
CPAP
CPB
CPR
CRP
CSE-Hemmer
CSF
CSNRT
atrial inhibierte Stimulation
ambulante 24-h-Blutdruckmessung
aktive Kompressions-Dekompressions-Pumpe
(»active compression-decompression cardiopulmonary resuscitation«)
Angiotensin-converting-Enzym-1
Azetylcholin
Antikardiolipinantikörper
akutes Koronarsyndrom
kardiales Aktin
aortokoronarer Venen-Bypass
Vasopressin, antidiuretische Hormon
»advanced glycosylation endproducts«
automatischer, implantierbarer Defibrillator
(Kardioverter)
»acute lung injury«
»acute myocardial infarction«
AMP-aktivierte Proteinkinase
antinukleäre Antikörper
Antizentromerantikörper
atrialer natriuretischer Faktor
atriales natriuretisches Peptid
autonomes Nervensystem
akutes Nierenversagen
Activator-Protein 1
aktiviertes Protein C
anisoylierter Plasminogen-StreptokinaseAktivator-Komplex
aktivierte partielle Thromboplastinzeit
»acute respiratory distress syndrome«
Vorhofseptumdefekt
Azetylsalizylsäure
Antithymozytenglobulin
Adenosintriphosphat
»Area under the curve«
atrioventrikulär
atrioventrikulärer Septumdefekt
Atrioseptostomie
»basic fibroblast growth factor«
»basic life support«
Brain(B-Typ)-natriuretisches Peptid
Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit
koronararterielle Bypass-Operation
antineutrophile zytoplasmatische Antikörper
Canadian Cardiovascular Society
kongenital korrigierte Transposition
großer Arterien
Coronary Care Unit
»cardiodepressant factor(s)«
zyklisches GMP
Kreatinkinase
»controlled mechanical ventilation«
Zytomegalieviren
Aortenisthmusstenose (Coarctatio aortae)
chronisch-obstruktive Lungenerkrankung
kontinuierlich positiver Überdruck
kardiopulmonaler Bypass
kardiopulmonale Reanimation
C-reaktives Protein
HMG-CoA-Reduktaseinhibitor
»colony stimulating factor«
korrigierte Sinusknotenerholungszeit (abzgl. SCL)
cTnT, cTnI
cTnT, cTnI
CVVH
CX
DAF
DAG
DAP
DCA
DCM
DIC
DO2
DORV
DPG
dsDNS
d-TGA
ECDF
EDHF
EDRF
EF
EG
ELC
ELISA
EMCV
ENA
EPO
EPU
ET-1
ETA, ETB
FACS
FDG
FFP
FGF
FHC
FiO2
FP-Technik
FS
FTHA
Gd-DTP
GH
GH-BP
Giα
GLUT1
GP IIb
G-Protein
HB-EGF
HDL
HDM
HELLP-Syndrom
HES
HIF-1
HOCM
HPA-Achse
HSP
IABP
IAC
ICAM
ICD
IFN-β
IFT
kardiales Troponin T bzw. I
kontinuierliche venovenöse Hämofiltration
A. circumflexa
»decay accelerating factor«
dystrophinassoziiertes Glykoprotein
dystrophinassoziiertes Protein
direktionale Atherektomie
dilatative Kardiomyopathie
disseminierte intravaskuläre Gerinnung
O2-Angebot (»delivery of oxygen«)
»double outlet right ventricle«
2,3-Diphosphoglycerat
doppelsträngige DNS
TGA mit parallel verlaufenden großen Gefäßen
»early lipid-soluble cardiodepressant factor«
»endothelium derived hyperpolarizing factor«
»endothelium derived relaxing factor« = NO
Ejektionsfraktion
Empfehlungsgrad (s. Übersicht am Buchanfang)
essenzielle leichte Ketten (des Myosins)
»enzyme-linked immunosorbent assay«
Enzephalomyokarditisvirus
extrahierbare antinukleäre Antigene
Erythropoetin
elektrophysiologische Untersuchung
Endothelin-1
Endothelinrezeptoren
»Fluorescence Activated Cell Sorter«
18F-Fluorodesoxyglukose
»fresh frozen plasma«
Fibroblastenwachstumsfaktoren
familiäre hypertrophe Kardiomyopathie
inspiratorische Sauerstofffraktion
First-pass-Technik
»fractional shortening« (beim UKG)
Fluoro-6-Thia-Heptadekansäure
Gadoliniumdiethylentriaminpentaessigsäure
Wachstumshormon
GH-bindendes Protein
G-Protein-Untereinheit α
Glukosecarrier
Glykoprotein IIb
guaninnukleotidbindendes Protein (Gi, Gs)
»heparin binding epidermal growth factor«
High-density-Lipoprotein
Herzdruckmassage
»haemolysis, elevated liver function tests, low platelet
count«
Hydroxyäthylstärke
hypoxieinduzierbarer (-induzierter) Faktor
hypertrophe (obstruktive) Kardiomyopathie
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse
(»Hypothalamo-pituitary-adrenal axis«)
Heat-shock-Proteine (Hitzeschockproteine)
intraaortale Ballongegenpulsation
interponierte abdominelle Kompression
(»interposed abdominal compression cardiopulmonary resuscitation«)
»intracellular adhesion molecule«
Kardioverterdefibrillator
Interferon-β
Immunfluoreszenztest
XVIII
Abkürzungsverzeichnis
Ig
IGF-I
IL-1
IMV
iNOS
INR
IOH
IP3
IPPA
ISA
ISDN
ISHLT
5-ISMN
IUD
ivIg
IVUS
KOD
KÖF
KOF
KP
Kv
LA
LAD
LAO
LBP
LCA
LCAT
LDL
L-DOPS
LGL-Syndrom
LMW
L-NAME
L-NMMA
LOD-Score
Lp(a)
LPA
LPS
LVH
LVOTO
MAK
MAP
MAPCA
MAST
MCP-1
MCTD
MDF
MDS
MET
MG
MHC
α-MHC
β-MHC
MIBG
MIBI
MIC
MIDCAB
MMF
MODS
MÖT
MOV
MRSA
MRT
Immunglobuline
Insulin-like-growth-Faktor I
Interleukin-1
»intermittent mandatory ventilation«
induzierbare Stickoxidsynthase (NOS II)
»International Normalized Ratio«
idiopathische orthostatische Hypotonie
Inositol-1,4,5-Trisphosphat
Iodophenylpentadekansäure
intrinsisch sympathomimetische Aktivität
Isosorbitdinitrat
»International Society for Heart and Lung
Transplantation«
Isosorbit-5’-mononitrat
»intra uterine device« (= IUP Intrauterinpessar, Spirale)
intravenöse Immunglobuline
intravaskulärer Ultraschall
kolloidosmotischer Druck
Klappenöffnungsfläche
Körperoberfläche
Kreatinphosphats
hydraulische Leitfähigkeit
Lupusantikoagulans
links-anteriore deszendierende
Koronararterie
links-anterior-obliquer Strahlengang
Lipoproteinbindungsproteinmolekül
linke Koronararterie
Lecithincholesterolacyltransferase
Low-density-Lipoprotein
L-Dihydroxyphenylserin
Lown-Ganong-Levine-Syndrom
»low molecular weight«
Stickoxidsynthaseinhibitor
NG-Monomethyl-L-Arginin
»logarithm of the odds«
Lipoprotein (a)
linke Pulmonalarterie
Lipopolysaccharid
linksventrikuläre Hypertrophie
Obstruktion des linksventrikulären, subpulmonalen
Ausflusstraktes
minimale alveoläre Konzentration
arterieller Mitteldruck
»main aorto-pulmonary collateral arteries«
Antischockhosen, »medical/military anti-shock
trousers«
»monocyte chemotactic protein«
»mixed connective tissue disease«
»myocardial depressant factor(s)«,
»pancreatic cardiodepressant factor«
»myocardial depressant substance«
metabolische Äquivalente
Molekulargewicht
«major histocompatibility complex»
»α-myosin heavy chain«
»β-myosin heavy chain«
131J-Methyl-Iodobenzylguanidin
Methoxy-Iso-Butyl-Isonitril
minimale Hemmkonzentration
minimal invasive direkte CAB«
Mycophenolat-Mofetil
Multiorgandysfunktionssyndrom
Mitralöffnungston
Multiorganversagen
methicillinresistenter Staphylococcus aureus
Magnetresonanztomographie
MSA
MSNA
mTOR
MVO2
MYBPC
NANC
NFκB
NNT
NO
NOS
multiple Systematrophie
»muscle sympathetic nerve activity«
»mammalian target of rapamycin«
»mixed venous oxygen«
Myosinbindungsprotein C
nonadrenergen, noncholinergen (Nerven)
»nuclear factor Kappa B«
»number needed to treat«
Stickoxid
Stickoxidsynthase, verschiedene Isoformen (cNOS, eNOS, nNOS)
NSAID
nichtsteroidale Antiphlogistika
NSTEMI
Nicht-ST-Strecken-Hebungs-(Elevations-)
Myokardinfarkt
OPS
orthogonale Polarisations-Spektral-Bildgebung
oxLDL
oxidiertes Low-density-Lipoprotein
PA
Pulmonalarterie
PAF
»progressive autonomic failure«
PAI-I
»plasminogen activator inhibitor I«
PAK
Pulmonalarterienkatheter
p a O2
arterieller Sauerstoffdruck
PAOP
pulmonalarterieller Okklusionsdruck
PAP/SP
pulmonalarterieller Druck/Systemdruck
PARP
Poly-ADP-Ribose-Polymerase
PARS
Poly-(ADP-Ribose)-Synthetase
PCI
perkutane Koronarintervention
pcm
mittlerer Zirkulationsdruck (intravasaler
Venendruck bei ruhendem Herzen)
PCP
primär chronische Polyarthritis
PCPC
partielle kavopulmonale Anastomose
PCPS
perkutanes kardiopulmonales Bypass-System
PCR
Polymerasekettenreaktion
PDA
persistierender Ductus arteriosus
PDE
Phosphodiesterase
PDGF
»platelet derived growth factor«
PDH
Pyruvatdehydrogenasekomplex
PEEP
Beatmung mit positiv endexspiratorischem Druck
PET
Positronenemissionstomographie
PETN
Pentaerythretyltetranitrat
PFO
persistierendes Foramen ovale
PGE2
Prostaglandin E2
PGI2
Prostazyklin
Pi
anorganisches Phosphat
PiCCO
System zur arteriellen Pulskonturanalyse
POP
Pulmonalkapillarokklusionsdruck
POTS
»postural orthostatic tachycardia-syndrome«
pp67-Antigen
Phosphoprotein-67-Antigen (+pp65-A. = bei
CMV-Infektion)
PPAR
Peroxisome-Proliferator-Activated-Receptor
PPSB
Prothrombinkomplex
pRA
rechtsatrialer Mitteldruck
PS
Pulmonalstenose
PSS
progressive systemische Sklerose
PTCA
perkutane transluminale Koronarangioplastie
PT-LD-Syndrom »posttransplant lymphoproliferative
disorder«
PTT
partielle Thromboplastinzeit
PVO
pulmonalvenöse Obstruktion
PVR
Lungengefäßwiderstandes
QTc
frequenzkorrigierten QT-Zeit
RAAS
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System
RAO
rechts-anterior-obliquer Strahlengang
RCA
rechte Koronararterie
RCX
R. circumflexus
RFLP
Restriktionsfragmentlängenpolymorphismen
rhAPC
rekombinantes humanes aktiviertes Protein C
RIA
Radioimmunassay
Abkürzungsverzeichnis
RIVA
RLC
RNOS
RNV
RSV
rtPA
Rv
RVOT
RVOTO
RVp
SA-Block
SAM
SCD
SCL
Scl-70
SDD
SIH
SIRS
SKEZ (SNRT)
SLE
α-SMA
SOFA-Score
SPE
SSPE
SSW
STEMI
SVR
T3
T4
TCPC
TEE
TF
TFPI
TGA
TGF-β
TI
TIA
TIMI
TIMPS
TK
TNF-α
TnI, TnT
TOF
t-PA
TSH
TSST-1
TTE
TxA2
TZ
UKG
UVR
VCAM
VDRL
VEGF
VO2
VSD
VSMC
VT
ZVD
R. interventricularis anterior bzw. R. descendens
anterior
regulatorische leichten Ketten (des Myosins)
reaktive Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen
Radionuklidventrikulographie
respiratorisches Synzytialvirus
rekombinanter Gewebeplasminogenaktivator
venöser Widerstand
rechtsventrikulärer Ausflusstrakt
Hypoplasie (Obstruktion) des rechtsventrikulären
Ausflusstraktes
Druck im rechten Ventrikel
sinuatrialer Block
» systolic anterior movement«, systolische
Vorwärtsbewegung des anterioren
Mitralsegels
»sudden cardiac death«
Sinusknotenzykluslänge
Autoantikörper gegen nukleäres Protein
(Topoisomerase 1)
selektive Darmdekontamination
schwangerschaftsinduzierte Hypertonie
systemisch-entzündliche Reaktion
Sinusknotenerholungszeit (»sinus node recovery
time«)
Lupus erythematodes disseminatus
α-glattmuskuläres Aktin
»sepsis-related organ failure assessment score«
Streptococcus-pyogenes-Exotoxin
subakute sklerosierende Panenzephalitis
Schwangerschaftswoche
ST-Strecken-Elevations-Myokardinfarkt
systemischer Gefäßwiderstand
Trijodthyronin
Thyroxin
totale kavopulmonale Anastomose
transösophageale Echokardiographie
Tissue factor
Tissue-factor-pathway-Inhibitor
Transposition der großen Gefäße
»transforming growth factor β«
Trikuspidalklappeninsuffizienz
transitorische ischämische Attacke
Grad der Koronarperfusion
endogene Inhibitoren der Matrixmetallproteinasen
Trikuspidalklappe
Tumornekrosefaktor α
Troponin-I, Troponin-T
Fallot-Tetralogie
»tissue plasminogen activator«, Gewebeplasminogenaktivator
thyreoideastimulierendes Hormon
Toxinschocksyndromtoxin 1
transthorakale Echokardiographie
Thromboxan
Thrombinzeit
Echokardiographie
Unverträglichkeitsreaktionen
»vascular cell adhesion molecule«
Luestest (»Veneral Diseases Research
Laboratories«)
vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor
O2-Aufnahme (»volume of oxygen«)
Ventrikelseptumdefekt
»vascular smooth muscle cells«
ventrikuläre Tachykardie
zentraler Venendruck
XIX
1
Kardiovaskuläre Risikofaktoren und deren
therapeutische Beeinflussung
C. A. Schneider
1.1
Hierarchie der kardiovaskulären Risikofaktoren – 1
1.1.1
1.1.2
Score-Systeme zur Abschätzung des kardiovaskulären
Risikos – 2
Klassifikation der Risikofaktoren – 2
1.2
Klasse-I-Risikofaktoren – 2
1.2.1
1.2.2
1.2.3
Nikotinkonsum – 2
Arterielle Hypertonie – 4
Hypercholesterinämie/LDL-Erhöhung – 7
1.3
Klasse-II-Risikofaktoren – 9
1.3.1
1.3.2
Diabetes mellitus – 9
Linksventrikuläre Hypertrophie bei arterieller
Hypertonie – 11
Pathologische Glukosetoleranz, pathologischer
Nüchternblutzucker – 12
Erniedrigtes HDL-Cholesterin – 13
Körperliche Inaktivität – 14
Adipositas – 15
1.3.3
1.3.4
1.3.5
1.3.6
))
Die Atherosklerose hat epidemische Ausmaße. Aktuelle Daten
des Gesundheitsberichtes für Deutschland sowie des statistischen Taschenbuches Gesundheit weisen Folgeerkrankungen
der Atherosklerose wie z. B. Herzinfarkt und Schlaganfall als die
führenden Todesursachen in der Bundesrepublik Deutschland
aus. Auch in anderen industrialisierten Ländern bilden atherosklerotische Erkrankungen die Haupttodesursache. In Anbetracht der alternden Gesellschaft wird das Potenzial präventivmedizinischer Maßnahmen unmittelbar sichtbar. Um dieses Potenzial auszuschöpfen und die limitierten Ressourcen mit maximaler Effizienz einzusetzen, ist es notwendig, die Risikofaktoren
für kardiovaskuläre Erkrankungen hierarchisch und in ihrer Interaktion zu verstehen.
1.1
Hierarchie der kardiovaskulären
Risikofaktoren
Eine nahe liegende Hierarchie der Risikofaktoren umfasst als
1. Komponente die Stärke des Risikofaktors für die Induktion atherosklerotischer Veränderungen und als 2. Komponente die Effizienz der Beeinflussung des Risikofaktors. Präventivmedizinische Bemühungen sollten sich zunächst auf die
stärksten Risikofaktoren konzentrieren, deren Beeinflussung
zu einer eindeutigen Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse
1.4
Klasse-III-Risikofaktoren – 16
1.4.1
1.4.2
1.4.3
1.4.4
1.4.5
1.4.6
1.4.7
1.4.8
Hypertriglyzeridämie – 16
Alkoholabstinenz oder geringer Alkoholkonsum – 17
Lp(a) – 18
Homocystein – 18
Infektionen – 19
C-reaktives Protein – 20
Depression – 21
Sozioökonomische Faktoren – 21
1.5
Klasse-IV-Risikofaktoren
1.5.1
1.5.2
Alter und Geschlecht – 22
Hormonsubstitution der postmenopausalen
Frau – 22
Familiäre Disposition – 23
1.5.3
– 22
Literatur – 23
führt. Zu diesen klassischen, modifizierbaren Risikofaktoren,
deren Beeinflussung prognostisch relevant ist, gehören die arterielle Hypertonie, das Rauchen und die Beeinflussung pathologisch erhöhter Cholesterinwerte. In weiteren Abstufungen folgen u. a. Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Übergewicht, erhöhte Lipoprotein-A- oder Homocysteinspiegel und
psychosoziale Faktoren. Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren gehören Alter, Geschlecht und andere genetische
Charakteristika.
> Kardiovaskuläre Risikofaktoren existieren nicht unabhängig
voneinander, sondern verstärken sich synergistisch und erhöhen das kardiovaskuläre Risiko kontinuierlich und ohne erkennbaren Schwelleneffekt.
Zur Bestimmung eines individuellen kardiovaskulären Risikos ist es daher nicht ausreichend, einzelne Risikofaktoren zu
analysieren. Es müssen vielmehr Methoden angewandt werden, die der Vielzahl der Risikofaktoren Rechnung tragen und
die das Risiko als kontinuierliche Größe quantifizieren. Als
Konsequenz daraus ergibt sich auch, dass die traditionelle Unterscheidung in Primär-, Sekundär und Tertiärprävention unzureichend ist, um Therapieentscheidungen zu treffen. Diese
Unterscheidung in verschiedene Stufen der Prävention suggeriert nämlich, dass das kardiovaskuläre Risiko in der Primärprävention niedriger sei als in der Sekundärprävention. Dies
kann, muss jedoch nicht sein. Das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse beträgt z. B. bei Patienten mit bekanntem Myokard-
2
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
Kapitel 1 · Kardiovaskuläre Risikofaktoren und deren therapeutische Beeinflussung
infarkt ca. 2% pro Jahr und sollte im Rahmen der sog. Sekundärprävention intensiv behandelt werden. Aber auch Patienten ohne Myokardinfarkt (z. B. Diabetiker) können ein Risiko von >2% aufweisen, fallen aber definitionsgemäß (da noch
kein Myokardinfarkt bekannt) unter das Therapiekonzept der
Primärprävention. Eine ebenso intensive Therapie ist bei diesen Patienten jedoch genauso indiziert wie bei Patienten nach
Myokardinfarkt.
Im Vordergrund eines modernen präventivmedizinischen
Konzeptes müssen daher eine integrative Sicht der Risikofaktoren und deren Behandlungsmöglichkeiten stehen. Eine solche integrative Sicht wird durch Score-Systeme ermöglicht,
die eine rasche Abschätzung des individuellen Risikos gewährleisten.
1.1.1 Score-Systeme zur Abschätzung des
kardiovaskulären Risikos
Eine Vielzahl von Score-Systemen ist in den letzten Jahren entwickelt worden, um das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse abzuschätzen. Zu diesen Risiko-Scores zählen u. a. der Framingham-Score, der New-Zealand-Score, die Sheffield-Tafeln sowie der Procam-Score. All diese Score-Systeme errechnen aus
klassischen Risikofaktoren ein individuelles Gesamtrisiko für
kardiovaskuläre Ereignisse mit einer befriedigenden Vorhersagegenauigkeit. Ein wesentlicher Vorteil von Score-Systemen
ist, dass der Arzt durch diese Systeme angeleitet wird, das kardiovaskuläre Risiko des Patienten als Gesamtbild zu betrachten. Außerdem sollte der psychologische Wert der Berechnung
eines individuellen Risikos für Patient und Arzt nicht übersehen werden. Dem Patienten kann nämlich der Nutzen einer
Risikofaktorenmodifikation unmittelbar quantitativ sichtbar
gemacht werden, dem Arzt erleichtert eine Risikoquantifizierung mit einem Score die Therapieentscheidung.
> Im Idealfall sollten Score-Systeme verwandt werden, die im be-
15
16
17
18
19
20
treffenden Land entwickelt und validiert wurden.
Dies ist empfehlenswert, da es landesspezifische Unterschiede im Risikoprofil gibt und Score-Systeme nicht ohne weitere
Korrekturen auf Populationen übertragen werden können, für
die sie nicht entwickelt wurden. Für Deutschland existiert der
Procam-Score (. Tabelle 1.1; Assmann et al. 2002), der auch im
Internet zur Verfügung steht (www.chd-taskforce.de). Zu beachten ist, dass der Procam-Score entwickelt wurde, um das
kardiovaskuläre Risiko von Männern zu berechnen, bei denen
eine KHK noch nicht bekannt ist. Da nur wenige kardiovaskuläre Ereignisse bei Frauen dokumentiert wurden, ist die Übertragbarkeit des Scores auf Frauen nur eingeschränkt möglich. Für Frauen nach den Wechseljahren (Alter 45–65 Jahre)
beträgt das Risiko ein Viertel des Risikos eines gleichaltrigen
Mannes.
23
Dieses Klassifikationssystem spiegelt die Hierarchie der Risikofaktoren gut wider und ermöglicht eine klare evidenzbasierte Grundlage für individuelle Therapieentscheidungen.
1.2
Klasse-I-Risikofaktoren
Eine Beeinflussung der Klasse-I-Risikofaktoren vermindert
das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen eindeutig.
1.2.1 Nikotinkonsum
Epidemiologie und assoziiertes Risiko
Man geht davon aus, dass in Deutschland ca. 33% der Männer und Frauen rauchen. Mehr als 90% der Raucher haben vor
dem 21. Lebensjahr mit dem Nikotinkonsum begonnen. Mit
Einnahmen von rund 12,1 Mrd. EUR im Jahr 2001 ist die Tabaksteuer in Deutschland nach der Mineralölsteuer die ertragreichste besondere Verbrauchssteuer. Rauchen erhöht
nicht nur das Risiko für den kardialen Tod um das 2- bis 4fache und vermindert die mittlere Lebenserwartung um ca.
6 Jahre, Rauchen gilt auch als führender Risikofaktor für eine
Vielzahl von Krebs- und Lungenerkrankungen. Auch Passivrauchen ist schädlich, es erhöht nämlich das Risiko für Krebsund kardiovaskuläre Erkrankungen um ca. 25%. Zigarrenrauchen ist ähnlich schädlich wie Zigarettenrauchen.
Pathophysiologie
21
22
F In die Klasse I werden Risikofaktoren einbezogen, deren
therapeutische Beeinflussung eindeutig zu einer prognostischen Verbesserung führt oder für die große epidemiologische Untersuchungen wiederholt einen kausalen
Zusammenhang gezeigt haben (Nikotinkonsum, arterielle Hypertonie, Hypercholesterinämie).
F In Klasse II werden Risikofaktoren zusammengefasst, deren Behandlung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer
Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse führt. Zu diesen
Risikofaktoren gehören z. B. Diabetes mellitus, niedriges HDL-Cholesterin, erhöhte Triglyzeridwerte und mangelnde körperliche Bewegung.
F In Klasse III werden Risikofaktoren subsumiert, deren
Modifikation möglich ist, für die jedoch (noch) kein eindeutiger Nachweis besteht, dass eine Intervention die Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse vermindert. Zu diesen
Risikofaktoren gehören z. B. Homocystein- und Lp(a)-Erhöhung.
F In die letzte Klasse (Klasse IV) werden Risikofaktoren
eingeordnet, die entweder nicht beeinflussbar sind (Alter/
Geschlecht) oder deren Behandlung zu ungünstigen Effekten geführt hat (z. B. postmenopausale Hormonsubstitution).
1.1.2 Klassifikation der Risikofaktoren
Die Vielzahl bekannter Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen macht es nötig, ein einfaches Klassifikationsschema der Risikofaktoren zu verwenden, das die Hierarchie der
Risikofaktoren widerspiegelt. Es ist daher sinnvoll, Risikofaktoren in verschiedene Klassen einzuteilen (. Tabelle 1.2).
Zigarettenrauchen aktiviert Blutplättchen, erhöht den Fibrinogenspiegel, die Herzfrequenz, den Blutdruck und das Risiko
einer Plaqueruptur. Außerdem erhöht Rauchen die Triglyzeridspiegel, vermindert die Paraoxonasekonzentration und die
HDL-Spiegel, verschlechtert die Insulinsensitivität und führt
zur Oxidation von LDL-Cholesterin.
Es besteht eine klare Dosiswirkungskurve zwischen Zigarettenrauchen und dem Auftreten atherosklerotischer Er-
3
1.2 · Klasse-I-Risikofaktoren
1
. Tabelle 1.1. Procam-Score – Risikopunktesystem und -berechnung. (Nach Assmann et al. 2002)
Risikopunktesystem
Risiko
Punkte
Alter (Jahre)
35–39
40–44
45–49
50–54
55–59
60–65
0
6
11
16
21
26
Positive Familienanamnese
Ja
Nein
4
0
Zigarettenrauchen
Ja
Nein
8
0
Diabetes
Ja
Nein
6
0
Systolischer Blutdruck (mmHg)
<120
120–129
130–139
140–159
>160
0
2
3
5
8
HDL-Cholesterin (mg/dl)
<35
35–44
45–54
<54
11
8
5
0
LDL-Cholesterin (mmol/l)
<100
100–129
130–159
160–189
<189
0
5
10
14
20
Triglyzeride (mmol/l)
<100
100–149
150–199
>199
0
2
3
4
Risikoberechnung
krankungen. Die Gesamtdauer des Rauchens sowie die tägliche Menge an Zigaretten beeinflusst daher das Risiko für die
Entstehung einer Atherosklerose. Die schädlichen Effekte des
Rauchens zeigen sich in gleicher Weise für Männer und Frauen, für jede Altersgruppe, für jede ethnische Zugehörigkeit sowie für Menschen mit und ohne bekannte atherosklerotische
Erkrankungen.
Punkte
Herzinfarktrisiko (% in 10 Jahren)
0–13
14–19
20–26
27–35
36–41
42–50
51–58
<58
<0,5
0,5–1
1–1,7
1,8–4,0
4,2–7,0
7,4–15,5
16,8–28
<28
Therapie
Der Rauchverzicht führt unmittelbar zu einer Verbesserung
der Prognose und wird von allen Leitlinien empfohlen. Das
Risiko kardiovaskulärer Ereignisse (tödlich/nichttödlich) halbiert sich innerhalb der ersten 2–4 Jahre, nachdem mit dem
Rauchen aufgehört wurde. Insgesamt ist jedoch das Risiko für
die nächsten 10–20 Jahre höher als bei Menschen, die nie geraucht haben.
4
1
2
Kapitel 1 · Kardiovaskuläre Risikofaktoren und deren therapeutische Beeinflussung
. Tabelle 1.2. Klassifikation der Risikofaktoren
Klasse I
Risikofaktoren, deren Beeinflussung das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen eindeutig vermindert
Klasse II
Risikofaktoren, deren Beeinflussung das Risiko
kardiovaskulärer Erkrankungen mit hoher Wahrscheinlichkeit vermindert
Klasse III
Beeinflussbare Risikofaktoren ohne sicheren Effizienznachweis
Klasse IV
Risikofaktoren, die nicht beeinflusst werden können, oder deren Beeinflussung schädlich sein
könnte
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
Die Therapie der Nikotinabhängigkeit erfordert von allen
Beteiligten Geduld. Der 1. Schritt muss immer die kontinuierliche Motivation des Patienten durch den Arzt sein. Je intensiver der Arzt sich bemüht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient das Rauchen aufgibt. Der 2. Schritt der
Nikotinentzugstherapie wird in der Regel eine Kombination
aus Verhaltenstherapie und Pharmakotherapie sein.
In doppelblinden, randomisierten Studien konnte gezeigt
werden, dass eine Nikotinersatztherapie die Wahrscheinlichkeit erhöht, Nichtraucher zu werden (DeBacker et al. 2003).
Für eine Nikotinersatztherapie werden Nikotinpflaster, Nikotinkaugummis sowie Nikotinnasensprays verwandt. Durch
diese Therapie wird die Wahrscheinlichkeit des dauerhaften
Nikotinverzichtes gegenüber Placebo verdoppelt, liegt jedoch
mit ca. 20–40% nach einem Jahr weiterhin niedrig. Vergleichsstudien der verschiedenen Nikotinersatztherapien untereinander konnten keinen eindeutigen Vorteil für eine der möglichen Nikotinersatztherapien ergeben.
Nikotinpflaster und ähnliche Produkte können auch bei
Patienten mit bekannter koronarer Herzerkrankung eingesetzt
werden, eine kardiale Gefährdung ist bei korrekter Dosierung
der Nikotinersatztherapie nicht zu erwarten. Eine Kombination verschiedener Nikotinersatztherapien (z. B. Nikotinpflaster und Nikotinkaugummi) erhöht die Wahrscheinlichkeit der
Nikotinabstinenz im Vergleich mit einer Monotherapie. Da
auch die Wahrscheinlichkeit einer Nikotinüberdosierung mit
einer Kombination steigt, bleibt diese Therapie nur speziellen
Situationen vorbehalten. Akupunktur oder Hypnosetherapie
der Nikotinabhängigkeit haben in kontrollierten Studien keinen größeren Effekt als die Kontrolltherapie.
Eine Bupropiontherapie ist die einzige Therapieform, die
neben Nikotinersatzpräparaten für den primären Nikotinentzug zugelassen ist. Randomisierte, placebokontrollierte Studien haben gezeigt, dass die Therapie mit Bupropion (2-mal
150 mg/Tag) die Wahrscheinlichkeit der Nikotinabstinenz gegenüber Placebo verdoppelt (Hurt et al. 1997). Kontraindiziert
ist Bupropion bei Patienten, die ein bekanntes Krampfleiden
haben oder das Risiko eines Krampfleidens aufweisen (z. B.
Alkoholabhängigkeit). Häufige Nebenwirkungen von Bupropion sind Kopfschmerzen, Übelkeit und innere Unruhe.
Auch Nortriptylin (trizyklische Antidepressivum) oder
Clonidin (ein zentraler α-Rezeptoragonist) werden im Nikotinentzug eingesetzt. Clonidin vermindert die sympathische Aktivität in Dosen zwischen 0,1 und 0,4 mg pro Tag für
2–6 Wochen. Typische Nebenwirkungen sind ein trockener
Mund, Obstipation, Hypotonie sowie Sedierung.
Leitlinienorientierte Zusammenfassung. Jedem Patienten sollte ein Nikotinverzicht empfohlen werden (DeBacker et al.
2003). Nikotinersatzpäparate (Evidenzgrad, EG IA; Silagy et
al. 2002) oder Bupropion (EG IB; Hurt et al. 1997) sind beim
Nikotinentzug unterstützend wirksam.
1.2.2 Arterielle Hypertonie
Epidemiologie und assoziiertes Risiko
Die arterielle Hypertonie ist definiert als eine Blutdruckerhöhung in Ruhe über 139/89 mmHg, optimale Blutdruckwerte
sollten <120/<80 mmHg liegen (Guidelines Committee 2003).
Als hochnormale Blutdruckwerte werden Werte von 130–
139 mmHg systolisch und 85–89 mmHg diastolisch angesehen.
Eine Sonderstellung nimmt die isolierte systolische Hypertonie ein, die als eine Erhöhung des systolischen Blutdrucks über
160 mmHg bei normalen diastolischen Werten definiert ist.
In Deutschland leiden ca. 20% der Bevölkerung unter einer arteriellen Hypertonie. Mit zunehmendem Alter nimmt
die Prävalenz der arteriellen Hypertonie zu. Es wird geschätzt,
dass ca. 70% der über 70-Jährigen von einer arteriellen Hypertonie betroffen sind.
Die arterielle Hypertonie erhöht das Risiko für Myokardinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, Niereninsuffizienz sowie Demenz. Dabei besteht für jede Lebensdekade eine enge, kontinuierliche positive Korrelation zwischen der Höhe des Blutdrucks und dem Entstehen atherosklerotischer Erkrankungen wie z. B. dem Myokardinfarkt
(. Abb. 1.1a,b; Lewington et al. 2002).
Pathophysiologie
Die genauen Ursachen der arteriellen Hypertonie sind weiterhin nicht geklärt, obwohl eine Vielzahl von Mechanismen, die
zur Entstehung der essentiellen arteriellen Hypertonie beitragen, identifiziert worden sind. Zu diesen Mechanismen gehören diätetische Faktoren (Salzaufnahme, Alkoholkonsum),
metabolische Faktoren (Insulinsensitivität, Adipositas), Störungen des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems, des adrenergen Systems, genetische Faktoren, niedriges Geburtsgewicht, neurovaskuläre Anomalien sowie Störungen der Endothelfunktion.
Zu einer sog. sekundären arteriellen Hypertonie können
folgende Erkrankungen führen: Nierenarterienstenose, Cushing-Syndrom, Phäochromozytom, primärer Hyperaldosteronismus, der Gebrauch von oralen Kontrazeptiva, das Schlafapnoesyndrom sowie die Aortenisthmusstenose.
Die arterielle Hypertonie schädigt das Herz-Kreislauf-System über verschiedene Mechanismen. Die arterielle Hypertonie wirkt als atherogenetischer Faktor über die Initiierung einer endothelialen Dysfunktion und ist Schrittmacher für die
Entwicklung einer KHK, sie führt zur Myokardhypertrophie
und gilt außerdem als eine der wichtigsten Risikofaktoren für
die Entwicklung einer Herzinsuffizienz.
Therapie
Nach Ausschluss und ggf. Therapie von sekundären Ursachen
der arteriellen Hypertonie wird in Abhängigkeit vom Schweregrad und Endorganschäden eine Therapie der Hypertonie
indiziert sein (. Tabelle 1.3). Minimalziel einer blutdruck-
5
1.2 · Klasse-I-Risikofaktoren
Alter bei
Einschluss (Jahre)
256
80-89
256
80-89
128
70-79
128
70-79
64
60-69
64
60-69
32
50-59
32
50-59
16
40-49
8
4
16
1
1
140
160
180
40-49
4
2
Systolischer Gelegenheitsblutdruck (mmHg)
70
b
. Abb. 1.1a,b. Kardiovaskuläre
Sterblichkeit in Abhängigkeit von
Alter und Blutdruck. Für jede Altersdekade findet sich eine hochsignifikante Korrelation von systolischem
(a) und diastolischem (b) Blutdruck
mit dem kardiovaskulärem Risiko; CI
Konfidenzintervall. (Nach Lewington et al. 2002)
8
2
120
a
KHK-Letalität
Gleitendes absolutes Risiko und 95%-CI
KHK-Letalität
Gleitendes absolutes Risiko und 95%-CI
Alter bei
Einschluss (Jahre)
1
80
90
100
110
Diastolischer Gelegenheitsblutdruck (mmHg)
. Tabelle 1.3. Kardiovaskuläres Risikoa in Abhängigkeit von Begleiterkrankungen und Höhe des Blutdrucks. (Aus Guidelines Committee
2003)
Andere RF und Erkrankungen
Grad 1
Grad 2
Grad 3
SBD 140–159 oder
DBD 90–99
SBD 160–179 oder
DBD 100–109
SBD >180 oder
DBD >110
(leichte Hypertonie)
(mittelschwere
Hypertonie)
(schwere Hypertonie)
I
Keine RF
Niedriges Risiko
Mittleres Risiko
Hohes Risiko
II
1–2 RF
Mittleres Risiko
Mittleres Risiko
Sehr hohes Risiko
III
≥3 RF oder Endorganschäden oder Diabetes
Hohes Risiko
Hohes Risiko
Sehr hohes Risiko
IV
Folge-/Begleiterkrankungen
Sehr hohes Risiko
Sehr hohes Risiko
Sehr hohes Risiko
RF Risikofaktoren (Alter: Männer >55 Jahre, Frauen >65 Jahre; Rauchen, Hyperlipoproteinämie, Familienanamnese Herzinfarkt, abdominelles Fett, C-reaktives
Protein ≥1 mg), SBD systolischer Blutdruck, DBD diastolischer Blutdruck, Endorganschäden linksventrikuläre Hypertrophie, Intima-Media-Verdickung der A. carotis, Kreatininerhöhung, Mikroalbuminurie; Folge-/Begleiterkrankungen zerebrovaskuläre Schäden, Herzerkrankungen, Nierenerkrankungen, periphere arterielle
Verschlusskrankheit, fortgeschrittene Retinopathie
a Risikoklassifizierung (prozentuales 10-Jahres-Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt, Tod): niedriges Risiko <15%, mittleres Risiko 15–20%, hohes Risiko 20–30%,
sehr hohes Risiko 30%
senkenden Therapie ist die Normalisierung des Blutdrucks
(<140/90 mmHg). Dabei muss berücksichtigt werden, dass
bei Vorliegen von Begleiterkrankungen (Diabetes, Niereninsuffizienz, Proteinurie) der Blutdruck z. T. sehr stark gesenkt
werden muss (. Tabelle 1.4). Eine effektive, blutdrucksenkende Therapie vermindert die Morbidität hypertoner Patienten. Insbesondere das Risiko für kardiovaskulärer Ereignisse
oder Schlaganfälle wird deutlich gesenkt (Collins et al. 1990).
Auch für ältere Patienten ergibt sich ein signifikanter Vorteil
durch die antihypertensive Behandlung (SHEP Cooperative
Research Group 1991).
Die Behandlung der arteriellen Hypertonie umfasst Allgemeinmaßnahmen und eine individualisierte, medikamentöse Therapie. Der Effekt der Allgemeinmaßnahmen (. Tabelle 1.5) sollte nicht unterschätzt werden; sie führen z. T. zu einer
erheblichen Reduktion der Blutdruckwerte, die in ihrem Aus-
maß mit den Blutdruckänderungen durch eine medikamentöse Therapie vergleichbar sind.
> Bei einem Teil der Patienten führen die Allgemeinmaßnahmen
sogar zu einer völligen Normalisierung der Blutdruckwerte.
Die Umstellung der Ernährung ist ein wesentlicher Baustein
der Allgemeinmaßnahmen zur Blutdrucksenkung. So konnte
z. B. in der Dietary-Approaches-to-Stop-Hypertension-Studie
(DASH-Studie; Sacks et al. 2001) gezeigt werden, dass eine einfach einzuhaltende Diät (viel Früchte und Gemüse, Milchprodukte mit wenig Fett, wenig Kochsalz) den Blutdruck um bis
zu 11/6 mmHg senkt.
Medikamentöse Therapie. Unterschiedliche Medikamenten-
klassen stehen zur Behandlung des hohen Blutdrucks zur
Verfügung. Die Auswahl der geeigneten Medikamente orien-
6
1
2
3
4
5
6
7
8
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11
12
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15
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19
20
21
22
23
Kapitel 1 · Kardiovaskuläre Risikofaktoren und deren therapeutische Beeinflussung
. Tabelle 1.4. Zielblutdruckwerte in Abhängigkeit von Begleiterkrankungen
Begleiterkrankung
Zielblutdruck
Systolisch/diastolisch (mmHg)
Diastolische ± systolische arterielle Hypertonie
Isolierte, systolische Hypertonie
<140/90
Blutdruckmessung zu Hause (kein Diabetes, keine Proteinurie, keine Nierenerkrankung)
<135/85
Diabetes
<130/80
<140
Nierenerkrankungen
<130/80
Proteinurie >1 g/Tag
<125/75
. Tabelle 1.5. Effekt von nichtmedikamentösen Maßnahmen auf den Blutdruck
Intervention
Empfehlung
Gewichtsreduktion
Normalisierung des BMI (<25 kg/m2)
Effekt auf den systolischen Blutdruck
5–20 mmHg pro 10 kg Gewichtsverlust
DASH-Diät
Viel Obst, Gemüse, kochsalzarm, fettreduzierte Milchprodukte
8–14 mmHg
Kochsalzreduktion
<2,5 g Salz/Tag
2–8 mmHg
Bewegung
30 min/Tag
4–9 mmHg
Bewusster Alkoholgenuss
Nicht mehr als 2 alkoholhaltige Getränke/Tag ( Frauen 1/Tag)
2–4 mmHg
BMI Body-mass-Index; DASH Dietary Approaches to Stop Hypertension
tiert sich an Begleiterkrankungen und individueller Verträglichkeit (. Tabelle 1.6). Fehlen eindeutige Indikationen für eine der genannten Medikamentenklassen, so ist die initiale Gabe eines Diuretikums eine effektive, nebenwirkungsarme und
preiswerte Therapie, die ggf. mit anderen Antihypertensiva
kombiniert werden kann. Die Sicherheit und Effektivität einer
primären Diuretikatherapie im Vergleich zu einer ACE-Hemmer- oder Kalziumantagonistentherapie sind in der ALLHAT
Studie eindrucksvoll belegt worden (ALLHAT Officers 2002).
Eine strikte Blutdruckeinstellung mit einem Zielwert des
Blutdrucks ist für Patienten mit Diabetes mellitus von entscheidender Bedeutung. So konnten Daten der Hypertension-Optimal-Treatment-Studie (Hansson et al. 1998) zeigen,
dass ein diastolischer Zielblutdruck von <80 mmHg mit der
geringsten Morbidität und Mortalität assoziiert war. Ähnliche
Daten konnten in der United Kingdom Prospective Diabetes
Study erhoben werden (UKPDS 1998a). Es ist daher gerechtfertigt, bei Patienten mit Diabetes mellitus Blutdruckwerte
<130/80 mmHg anzustreben.
Eine antihypertensive Kombinationstherapie wird für ca.
60% der Patienten im Laufe der Behandlung notwendig werden. Muss der Blutdruck besonders strikt eingestellt werden
(z. B. Diabetes mellitus, Proteinurie) ist eine Kombinationstherapie mit unterschiedlichen Medikamenten die Regel.
Leitlinienorientierte Zusammenfassung. Die Behandlung der
arteriellen Hypertonie orientiert sich am kardiovaskulären
Gesamtrisiko des Patienten (Guidelines Committee 2003) und
reduziert die Morbidität hypertensiver Patienten signifikant.
Hypertensive Patienten profitieren von einer Normalisierung
der Blutdruckwerte (EG IA; Neal et al. 2000) in Bezug auf kardiovaskuläre Ereignisse. Bei besonders gefährdeten Patienten
(Diabetes mellitus, chronische Nierenerkrankungen) werden
niedrignormale Blutdruckwerte angestrebt (<130/80 mmHg;
. Tabelle 1.6. Indikation für unterschiedliche Klassen von antihypertensiven Medikamenten (Guidelines Committee 2003)
Medikamentenklasse
Indikation
Thiaziddiuretika
Herzinsuffizienz
Ältere Hypertoniker
Isolierte, systolische Hypertonie
Schleifendiuretika
Niereninsuffizienz
Herzinsuffizienz
Aldosteronantagonisten
Herzinsuffizienz
Nach Myokardinfarkt
β-Blocker
Angina pectoris
Nach Myokardinfarkt
Herzinsuffizienz
In der Schwangerschaft
Tachyarrhythmien
Kalziumantagonisten
Ältere Patienten
Isolierte, systolische Hypertonie
Supraventrikuläre Tachykardien
(Verapamil, Diltiazem)
ACE-Hemmer
Herzinsuffizienz
Eingeschränkte, linksventrikuläre Funktion
Nichtdiabetische Nephropathie
Nephropathie bei Typ-1-Diabetes
Proteinurie
AT1-RezeptorAntagonisten
Nephropathie, Typ-2-Diabetes
Diabetische Mikroalbuminurie
Proteinurie
Linksventrikuläre Hypertrophie
ACE-Hemmer-Husten
7
1.2 · Klasse-I-Risikofaktoren
1
1.2.3 Hypercholesterinämie/LDL-Erhöhung
höhten Wahrscheinlichkeit für kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert (. Abb. 1.2; Stamler et al. 1986). Epidemiologische Untersuchungen und prospektive Interventionsstudien haben
den Zusammenhang zwischen der Höhe des Gesamtcholesterin/LDL-Cholesterins und kardiovaskulären Erkrankungen
belegt. Ein 10% höheres Serumcholesterin führt zu einer Erhöhung des Risikos für eine kardiovaskuläre Erkrankungen
um 20–30%.
Epidemiologie und assoziiertes Risiko
Pathophysiologie
Erhöhte Cholesterinwerte werden als Gesamtcholesterinwerte von >240 mg/dl und LDL-Cholesterin-Werte von >160 mg/
dl definiert (. Tabelle 1.7; NCEP 2003). Diese Grenzwerte entsprechen in etwa der 90. Perzentile der jeweiligen Cholesterinverteilung in der Bevölkerung. Wie bei allen kardiovaskulären Risikofaktoren gilt auch beim Cholesterin kein Allesoder-nichts-Gesetz: auch niedrigere Werte sind mit einer er-
Es besteht eine enge Beziehung zwischen der Höhe des Serumcholesterinspiegels und der Entstehung der Atherosklerose. Cholesterin, insbesondere LDL-Cholesterin, gilt als Schlüsselfaktor in der Entstehung der Atherosklerose. Die Insudation des subendothelialen Raumes mit LDL-Cholesterin initiiert eine Kette von pathophysiologischen Reaktionen, an deren Ende die Entstehung von atherosklerotischen Gewebe
steht. Die Schlüsselreaktion ist die Oxidierung von LDL. Oxidiertes LDL stimuliert die Monozytenchemotaxis und hindert
Monozyten am Verlassen des subendothelialen Raums. Monozyten differenzieren sich weiter zu Makrophagen, die oxidiertes LDL aufnehmen, was letztlich zur Bildung von Schaumzellen führt. Oxidiertes LDL kann jedoch auch direkt zur endothelialen Dysfunktion führen. Interessant sind neuere Arbeiten, die zeigen, dass sich C-reaktives Protein an oxidiertes LDL
binden kann, um die Aufnahme durch Monozyten zu unterstützen.
EG IB; Vijan u. Hayward 2003). Neben den Allgemeinmaßnahmen wird in der Regel eine medikamentöse Therapie initiiert werden. Die Auswahl der Medikamente richtet sich nach
evtl. bestehenden Begleiterkrankungen (Guidelines Committee 2003).
. Tabelle 1.7. Klassifikation von Lipidwerten. (Expert Panel on
Detection, Evaluation, and Treatment of High Blood Cholesterol in
Adults 2001)
Altersadjustierte 6-Jahres-Sterblichkeit pro 1000 Männer
Cholesterinwert
(mg/dl)
Klassifikation
LDL-Cholesterin
<100
100–129
130–159
160–189
>190
Optimal
Etwas höher als normal
Grenzwertig erhöht
Hoch
Sehr hoch
HDL-Cholesterin
<40
>60
Niedrig
Hoch
Gesamtcholesterin
<200
200–239
>240
Wünschenswert
Grenzwertig erhöht
Hoch
Therapie
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
140
190
240
290
Gesamtcholesterin (mg/dl)
. Abb. 1.2. Cholesterin und kardiovaskuläre Ereignisse. Es findet sich
eine kontinuierliche Zunahme des kardiovaskulären Risikos in Abhängigkeit des Gesamtcholesterinspiegels. (Nach Stamler et al. 1986)
Die Therapieempfehlung für die Behandlung einer Hypercholesterinämie sind in . Tabelle 1.8 zusammengefasst (http://
www.nhlbi.nih.gov/guidelines/cholesterol/index.htm). Dieses Schema systematisiert die Behandlung der Hypercholesterinämie, indem es zusätzlich zu den Cholesterinwerten weitere Begleiterkrankungen und Risikofaktoren analysiert. In
Abhängigkeit von diesen zusätzlichen Faktoren werden LDLCholesterinwerte angegeben, ab denen Lebensstiländerungen oder eine medikamentöse Therapie indiziert sind. Zusätzlich werden Zielwerte für das LDL-Cholesterin in Abhängigkeit der Begleitfaktoren angegeben. Patienten mit bekannter koronarer Herzerkrankung (KHK) oder Patienten mit Erkrankungen, die als KHK-Äquivalente angesehen werden (Diabetes mellitus, periphere arterielle Verschlusskrankheit, Bauchaortenaneurysma, symptomatische Karotisstenosen) haben
mit 2%/Jahr das höchste kardiovaskuläre Risiko. Dementsprechend niedrig sind die Cholesterinwerte, ab denen eine Lebensstiländerung oder eine medikamentöse Therapie begonnen werden soll. Für diese Patienten gilt ein LDL-Zielwert von
unter 100 mg/dl.
Für Patienten ohne KHK oder KHK-Äquivalente ergeben sich in Abhängigkeit von vorhandenen Risikofaktoren
(Zigarettenrauchen, arterielle Hypertonie, HDL-Cholesterin
<40 mg/dl, positive Familienanamnese, Alter ≥45 für Männer,
≥55 für Frauen) andere Therapiekonzepte (. Tabelle 1.8).
Die Behandlung der Hypercholesterinämie umfasst die
Änderung des Lebensstils und ggf. eine medikamentöse Therapie. Die Lebensstiländerung (Gewichtsreduktion, fettmodifizierte, ballaststoffreiche Kost, vermehrte körperliche Bewegung, Nikotinabstinenz) kann Cholesterinwerte um ca. 5–10%
reduzieren. Sollten die Cholesterinwerte durch diese Maßnahmen nicht unter die Zielwerte sinken, ist eine medikamentöse
8
1
Kapitel 1 · Kardiovaskuläre Risikofaktoren und deren therapeutische Beeinflussung
. Tabelle 1.8. Therapie der LDL-Cholesterinerhöhung in Abhängigkeit von Risikofaktoren. (Expert Panel on Detection, Evaluation, and Treatment of High Blood Cholesterol in Adults 2001)
2
3
Risikokategorie
Beginn Lebensstiländerung
Medikamentöse Therapie in Betracht ziehen
KHK oder KHK-RisikoÄquivalente
≥100 mg/dl
≥130 mg/dl (100–129 mg/dl: medikamentöse Therapie optional)
≥2 Risikofaktoren
≥130 mg/dl
10-Jahres-Risiko 10–20%: ≥130 mg/dl
10-Jahres-Risiko <10%: ≥160 mg/dl
4
≥160 mg/dl
0–1 Risikofaktoren
≥190 mg/dl (160–189 mg/dl: LDL-Cholesterin-senkende Therapie
optional)
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13
14
15
Therapie mit dem Patienten zu diskutieren. Motivierend für
eine intensive, lipidsenkende Therapie sind die Ergebnisse einer Metaanalyse von 38 Studien zur Primär- und Sekundärprävention (Gould et al. 1998). Diese Analyse fand heraus, dass
für eine Cholesterinsenkung um je 10% das kardiovaskuläre
Sterblichkeitsrisiko um je 15% und das Gesamtsterblichkeitsrisiko um je 10% sinkt.
Medikamentöse Therapie von Patienten mit
koronarer Herzerkrankung oder Erkrankungen, die
als KHK-Äquivalente gelten
Patienten dieser Gruppe haben ein Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen (Tod oder Myokardinfarkt) von mehr als
2%/Jahr. Eine Vielzahl randomisierter Studien hat gezeigt,
dass eine cholesterinsenkende Therapie mit Simvastatin oder
Pravastatin die Prognose dieser Patienten verbessert (Gould
et al. 1998). Die Prognoseverbesserung wird über das gesamte Spektrum der initialen Cholesterinwerte gesehen. So wurde
z. B. in der Heart Protection Study gezeigt (Heart Protection
Collaborative Group 2002), dass die Prognose von Hochrisikopatienten durch eine Simvastatintherapie sogar dann verbessert wird, wenn der initiale LDL-Cholesterin-Wert niedrig
war (<116 mg/dl). In dieser Studie konnte auch gezeigt werden, dass Typ-2-Diabetiker von einer Simvastatintherapie ein-
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19
20
Bedeutende kardiovaskuläre Ereignisse (%)
17
30
Logrank p<0,0001
25
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Simvastatin
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5
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0
23
Placebo
0
1
2
3
4
Nachbeobachtung (Jahre)
5
6
. Abb. 1.3. Heart Protection Study mit Diabetikern. Unter einer Simvastatintherapie kommt es zu einer signifikanten Abnahme kardiovaskulärer Ereignisse. (Heart Protection Study Collaborative Group 2003)
deutig profitierten (vaskuläre Ereignisse Simvastatin 20,2%
vs. Placebo 25,1%; . Abb. 1.3). Das Gleiche gilt für ältere Menschen.
Medikamentöse Therapie von Patienten ohne
koronare Herzerkrankung oder KHK-äquivalente
Erkrankungen
Auch Patienten, bei denen das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse niedriger ist, profitieren von einer cholesterinsenkenden Therapie. So zeigen Daten der WOSCOPS-Studie mit Pravastatin (Sheperd et al. 1995) und der AFCAPS/TexCAPS Studie (Downs et al. 1998) mit Lovastatin, dass die Statintherapie zu einer signifikanten Senkung kardialer Ereignisse auch
bei diesen Patienten führt. Ähnliche Ergebnisse wurden in der
ASCOT-LLA Studie erhoben (Sever et al. 2003). In dieser Studie wurden Patienten mit arterieller Hypertonie, einem Gesamtcholesterin von <6,5 mmol/l und 3 weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren mit 10 mg Atorvastatin behandelt. Nach
einem Nachbeobachtungszeitraum von 3,3 Jahren zeigte sich
eine relative Risikoreduktion von 34% für den nichttödlichen
und tödlichen Myokardinfarkt und Schlaganfall; die Gesamtsterblichkeit oder die kardiovaskuläre Sterblichkeit verringerten sich nicht.
Wenngleich die relative Risikoreduktion von Hochrisikopatienten und Niedrigrisikopatienten ähnlich ist, unterscheidet sich die absolute Risikoreduktion und damit die »number needed to treat« (NNT) erheblich. So wird in der HPS-Studie eine NNT von 18/5 Jahren erreicht, in der WOSCOPS-Studie jedoch 46/5 Jahre (. Tabelle 1.9). Dies bedeutet, dass man
in der Niedrigrisikogruppe ca. 3-mal so viele Patienten behandeln muss wie in der Hochrisikogruppe, um ein kardiovaskuläres Ereignis zu vermeiden.
Eine Statintherapie ist gut verträglich. Im Gegensatz zu
früheren Vermutungen kommt es zu keiner Zunahme nichtkardiovaskulärer Todesfälle (Muldoon et al. 2001). Im Zusammenhang mit einer Statintherapie sind Erhöhung von Transaminasen und der Kreatinkinase beschrieben worden. Die Inzidenz von Transaminasenerhöhungen ist jedoch in randomisierten Studien sehr niedrig und mit der Placebogruppe vergleichbar. Erhöhungen der Kreatinkinase als Zeichen einer
Myopathie finden sich andererseits unter einer Statintherapie
signifikant häufiger als unter einer Placebotherapie. Myalgien
unter einer Statintherapie wurden bei ca. 2–11%, Myositiden
bei ca. 1,5% und Rhabdomyolysen bei ca. 0,5% der Patienten
beschrieben. Das Risiko für diese Komplikation wird durch eine gleichzeitige Therapie mit Medikamenten, die auch über
das CYP3A4-System metabolisiert werden, deutlich erhöht.
1
9
1.3 · Klasse-II-Risikofaktoren
. Tabelle 1.9. Vergleich verschiedener Präventionsstudien mit Statinen
Studie
Statin
Inzidenz kardiovaskulärer
Ereignisse der Placebogruppe
ARR
RRR
NNT/5a
–8,6
–3,0
–3,6
–5,5
–2,2
–2,0
–34
–24
–24
–24
–29
–37
12
34
28
18
46
50
(%)
4S
CARE
LIPID
HPS
Woscops
AFCAPS
Simvastatin
Pravastatin
Pravastatin
Simvastatin
Pravastatin
Lovastatin
28
13
15,9
26
7,5
5,5
ARR Absolute Risikoreduktion, RRR relative Riskoreduktion; NNT/5a »number needed to treat« für 5 Jahre
Zu diesen Medikamenten gehören z. B. Ciclosporin, Gemfibrozil, Amiodaron oder Verapamil. Pravastatin oder Fluvastatin
scheinen in dieser Beziehung sicherer zu sein, da beide nicht
über CYP3A4 metabolisiert werden. Die Patienten sollten auf
die Möglichkeit dieser Nebenwirkung hingewiesen werden
(Muskelschmerzen). Eine routinemäßige Kontrolle der CKWerte zu Beginn der Therapie wird von den Herstellern empfohlen.
Alternative Medikamente zur Cholesterinsenkung
Anionenaustauscherharze. Anionenaustauscherharze unter-
brechen den enterohepatischen Gallensäurekreislauf, führen zu einer Reduktion des intrahepatischen Cholesterinspiegels und dadurch zu einer verstärkten Synthese von Apo-B/
E(LDL)-Rezeptoren. Dies führt letztlich zu einer Reduktion
des LDL-Cholesterins. Colestyramin und Colestipol sind für
die Therapie in Deutschland zugelassen. Colestyramin führt
in Dosen von 12–24 g/Tag zu einer Reduktion des LDL-Cholesterins von bis zu 30%. Ähnliche Effekte wurden für die anderen Substanzen dieser Klasse beschrieben. Anionenaustauscherharze können mit anderen lipidsenkenden Medikamenten kombiniert werden. Dazu gehören Nikotinsäure und Statine. Die Kombination von Statin und Anionenaustauscherharzen senkt die LDL-Cholesterinwerte um bis zu 50%. Wenngleich es durch Anionenaustauscherharze zu einer deutlichen
Senkung des LDL-Cholesterins kommt, sind prognostische
Verbesserungen nicht beschrieben. Der Einsatz dieser Medikamente wird durch ihre häufigen Nebenwirkungen (Übelkeit, Blähungen, Obstipation, Anstieg der Leberwerte) eingeschränkt.
Nikotinsäure. Nikotinsäure senkt die VLDL-Synthese und damit die Konzentration des Metaboliten LDL um ca. 15%, erhöht die HDL-Konzentration um ca. 25% und reduziert Fibrinogen-, Lp(a)-, und Triglyzeridspiegel. Eine Kombination von
Nikotinsäure mit Anionenaustauscherharzen oder Statinen ist
möglich. Nikotinsäurepräparate können zu einer Flush-Symptomatik führen, die durch eine Vorbehandlung mit Azetylsalizylsäure vermindert wird. Auch die Einnahme des Präparates zu den Mahlzeiten vermindert die Flush-Inzidenz. Eine
neuere, retardierte Form soll besser verträglich sein. Andere Nebenwirkungen umfassen eine Lebertoxizität, Hyperbilirubinämie, fulminante Hepatitis, Insulinresistenz und Erhöhung der Harnsäurewerte. Auch diese Nebenwirkungen scheinen unter der langwirksamen Formulierung seltener vorzukommen als mit der unretardierten Form.
Cholesterinabsorptionshemmer. Ezetimib ist die erste Substanz einer neuen Substanzklasse, die die Resorption von
Cholesterin im Bereich des Darmbürstensaums vermindert.
Die Resorption von Triglyzeriden oder fettlöslichen Vitamine wird nicht behindert. Ezetimib (10 mg) reduziert den LDLCholesterinspiegel um ca. 17%, ein Effekt, der zusätzlich erhalten bleibt, wenn mit Statinen kombiniert wird. Das bedeutet, dass mit niedrigeren Statindosen eine gleiche LDL-Senkung erreicht werden kann, oder dass bei einer volldosierten
Statintherapie ein zusätzlicher Effekt zu erreichen ist. Daten
zur Beeinflussung kardiovaskulärer Ereignisse liegen für Ezetimib bislang nicht vor.
Ein Einsatzgebiet für Ezetimib ist bei solchen Patienten zu
sehen, die trotz einer Statintherapie und Allgemeinmaßnahmen ihr LDL-Ziel nicht erreichen. Ezetimib wird in der Regel gut vertragen.
Leitlinienorientierte Zusammenfassung. Epidemiologische,
experimentelle und therapeutische Studien belegen eindeutig den Zusammenhang zwischen Erhöhung des Gesamtcholesterins/LDL-Cholesterins und dem kardiovaskulären Risiko (EG IA; NCEP 2003). Eine Vielzahl von Interventionsstudien weist darüber hinaus die Effizienz einer lipidsenkenden
Therapie nach (EG IA; Bucher et al. 1999). Zusätzlich zu Allgemeinmaßnahmen ist insbesondere für eine Statintherapie eine Prognoseverbesserung nachgewiesen worden (EG IA; Law
et al. 2003).
1.3
Klasse-II-Risikofaktoren
Eine Beeinflussung der Klasse-II-Risikofaktoren vermindert
das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen sehr wahrscheinlich.
1.3.1 Diabetes mellitus
Epidemiologie und assoziiertes Risiko
In Deutschland haben ca. 6–8% der Bevölkerung einen Diabetes mellitus, von denen nur ca. 60% um ihre Diagnose wissen. Die Bedeutung des Diabetes mellitus als Risikofaktor
für kardiovaskuläre Ereignisse ist seit Jahren etabliert. In einer aktuellen Studie wurde die Myokardinfarktinzidenz (Zeitraum 7 Jahre) von 1373 Nichtdiabetikern und von 1059 Patienten mit Typ-2-Diabetes beobachtet (Haffner et al. 1998). Es
10
Kapitel 1 · Kardiovaskuläre Risikofaktoren und deren therapeutische Beeinflussung
. Abb. 1.4. Letalitätsrisiko für Diabetiker und Nichtdiabetiker mit und
ohne Myokardinfarkt. Diabetische Patienten nach Myokardinfarkt haben
die schlechteste Prognose. Die Prognose von diabetischen Patienten ohne Myokardinfarkt entspricht dem Risiko von nichtdiabetischen Patienten
nach Myokardinfarkt. (Aus Haffner et
al. 1998)
100
1
2
80
4
5
Überleben (%)
3
60
40
Nichtdiabetische Patienten ohne früheren Herzinfarkt
Diabetische Patienten ohne früheren Herzinfarkt
Nichtdiabetische Patienten mit früherem Herzinfarkt
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Nichtdiabetische Patienten mit früherem Herzinfarkt
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0
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Jahr
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stellte sich heraus, dass Diabetiker ohne vorhergehenden Infarkt ein gleich großes Risiko für einen Myokardinfarkt hatten wie Nichtdiabetiker, die bereits einen Infarkt erlitten hatten
(20 vs. 19%). Auch die Gesamtsterblichkeit war gut vergleichbar (15 vs. 16%). Das Myokardinfarktrisiko war am größten für
Diabetiker, die bereits einen Infarkt erlitten hatten (45%) und
am niedrigsten bei Nichtdiabetikern ohne früheren Myokardinfarkt (. Abb. 1.4). Diese Ergebnisse waren unabhängig von
anderen Risikofaktoren wie Gesamtcholesterin, arterielle Hypertonie und Rauchen. Zusätzlich haben Diabetiker häufiger
Komplikationen nach Herzinfarkt (Postinfarktangina, Herzinsuffizienz); Frauen mit Diabetes mellitus haben eine besonders
schlechte Prognose. Dieses hohe Risiko rechtfertigt die Einstufung des Diabetes mellitus als KHK-Äquivalent und macht eine intensive, risikomodifizierende Therapie notwendig.
Pathophysiologie
Eine Vielzahl von Mechanismen erhöhen das Risiko für die
Entstehung und Komplikation einer koronaren Herzerkrankung bei Patienten mit Diabetes mellitus. Die Mechanismen
wirken zusätzlich zu den häufig gleichzeitig bestehenden Risikofaktoren wie arterielle Hypertonie und Veränderung des
Lipidstoffwechsels und fördern eine endotheliale Dysfunktion
als Ausgangspunkt der Atherosklerose.
Wiederholt wurden bei Diabetikern Veränderungen der
Blutplättchen nachgewiesen, die zu einem erhöhten Koronarthromboserisiko beitragen. Zu diesen Veränderungen zählen eine verstärkte primäre und sekundäre Plättchenaggregation, eine verstärkte Plättchenaktivierung mit Freisetzung des
Inhaltes der α-Granula (Thromboglobulin, Plättchenfaktor 4)
und eine verstärkte Bindung von Fibrinogen an den Glykoprotein-IIb/IIIa-Komplex.
Veränderungen in verschiedenen Bereichen der Blutgerinnungskaskade tragen zusätzlich zu dem erhöhten kardiovaskulärem Risiko bei. Diabetes mellitus führt zu einer Erhöhung des Plasmafibrinogens und die fibrinolytische Aktivität
ist durch eine verstärkte Bindung des Plasminogenaktivatorinhibitors an Gewebeplasminogenaktivator vermindert.
Darüber hinaus führt die kontinuierliche Hyperglykämie über eine verstärkte, nichtenzymatische Glykosylierung
zu kleinen Proteinen (»advanced glycosylation endproducts«,
AGE), die eine Rolle in der Entstehung mikrovaskulärer Komplikationen und bei der Akzeleration der Atherosklerose spielen. Die Zusammensetzung von Koronarplaques bei Patienten mit Diabetes ist anders als bei Nichtdiabetikern. Histologische Untersuchungen haben gezeigt, dass Plaques von diabetischen Patienten einen höheren Anteil lipidreicher Atherome, eine höhere Makrophagendichte und häufigere Plaquethrombosen aufweisen.
Therapie
Die Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse bei Diabetikern
erfordert eine umfassende Therapie aller vorhandener Risikofaktoren (arterielle Hypertonie, Dyslipidämien etc.). Ein Teilaspekt dieses umfassenden Konzeptes ist die Therapie der Hyperglykämie.
Die Daten der United Kingdom Prospective Diabetes Studie (UKPDS 1998b) zeigen, dass eine intensive Blutzuckertherapie mit oralen blutzuckersenkenden Medikamenten oder
Insulin (mittlerer HbA1c 7%) v. a. die Inzidenz mikrovaskulärer Komplikationen im Vergleich zu einer Standardtherapie
(mittlerer HbA1c 7,9%) vermindert. Der Effekt wurde jedoch
erst nach ca. 9 Jahren eindeutig nachweisbar. Eine Reduktion
des HbA1c um 1% war assoziiert mit einer signifikanten Reduktion mikrovaskulärer Ereignisse um 35%, einer reduzierten Herzinfarktinzidenz (ca. 18%) und einer reduzierten Gesamtsterblichkeit (ca. 17%).
Die optimale blutzuckersenkende Therapie für Patienten
mit Typ-2-Diabetes mellitus zur Verhinderung kardiovaskulärer Ereignisse ist nicht klar charakterisiert. Neben den Sulfonylharnstoffen stehen u. a. Metformin, Glinide, Glitazone,
Acarbose und Insulin zur Therapie zur Verfügung. Nach Ausschöpfen von Allgemeinmaßnahmen wird mit einer Monotherapie begonnen und bei Ineffektivität eine Kombinationstherapie angestrebt.
11
1.3 · Klasse-II-Risikofaktoren
In einer weiteren UKPDS-Studie (UKPDS 1998c) mit 1700
übergewichtigen Diabetikern wurde die intensivierte Therapie mit Metformin (n=342) mit einer Sulfonylharnstoff- oder
Insulintherapie (n=951) verglichen. Es zeigte sich, dass im
Vergleich zur konventionellen Therapie, die Metformintherapie zu signifikant weniger Diabeteskomplikationen (–32%,
p=0,002) und einer niedrigeren Gesamtsterblichkeit (–36%,
p=0,01) führte. Metformin war auch der Insulin- oder Sulfonylharnstofftherapie überlegen. Eine frühe Kombination von
Metformin mit Sulfonylharnstoffen war jedoch mit einer Zunahme diabetesassoziierter Todesfälle verbunden.
Zur oralen blutzuckersenkenden Behandlung steht außerdem Acarbose zur Verfügung. Eine Metaanalyse von Acarbosestudien bei Typ-2-Diabetikern beschreibt eine Reduktion
kardiovaskulärer Todesfälle im Vergleich zu Placebogruppen.
Studien mit Glitazonen zur Verminderung kardiovaskulärer
Ereignisse bei Diabetikern stehen noch aus. Aufgrund der Studienlage kann z. Z. keine eindeutige Empfehlung für eine bestimmte blutzuckersenkende Therapie unter dem Aspekt der
Vermeidung kardiovaskulärer Ereignisse gegeben werden.
> Ein pragmatischer Ansatz zur Vermeidung kardiovaskulärer Ereignisse bei Diabetikern ist eine intensive, integrative Therapie
aller Risikofaktoren.
Insbesondere die Therapie von Lipidabnormalitäten, die strikte Therapie einer arteriellen Hypertonie und die niedrig dosierte Azetylsalizylsäuretherapie sind wichtige Bausteine einer solchen Therapie. Ein integrativer Ansatz reduziert kardiovaskulärer Ereignisse nachhaltig. Dies wurde in einer randomisierten Studie (STENO) gezeigt, die 160 Patienten mit Diabetes mellitus und Mikroalbuminurie einschloss (Gaede et
al. 2003). Die Kontrollgruppe (n=80) wurde gemäß nationaler Leitlinien therapiert, die zweite Gruppe wurde gemäß eines intensivierten, zielorientierten Therapiekonzeptes behandelt. In dieser zweiten Gruppe wurden folgende Therapiekonzepte angewandt:
F fettarme Kost,
F regelmäßig Sport,
F Rauchstopp,
F intensivierte, blutzuckersenkende Therapie,
F intensive Behandlung der arteriellen Hypertonie,
F Therapie mit einem ACE-Hemmer, unabhängig von den
Blutdruckwerten,
F medikamentöse Therapie zur Behandlung von Lipidabnormalitäten,
F Azetylsalizylsäure,
F Vitamin C, Vitamin D, Folsäure und Chrompicolinat.
Diese Therapie reduzierte nach ca. 8 Jahren signifikant den
kombinierten Endpunkt: kardiovaskulärer Tod, Schlaganfall, Amputation, PTCA (perkutane transluminale Koronarangioplastie), Myokardinfarkt, ACVB (aortokoronarer Venen-Bypass, periphere Gefäßoperation) von 38 auf 18%. Signifikant vermindert wurden auch die Inzidenz der Retinopathie, der Nephropathie und der autonomen Neuropathie. Auch
wenn revaskularisierende Maßnahmen aus der Analyse ausgeschlossen wurden, blieb das Ergebnis weiter signifikant.
Leitlinienorientierte Zusammenfassung. Diabetiker haben ein
hohes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (EG III; Haffner
et al. 1998). Obwohl die Inzidenz mikrovaskulärer Ereignisse
1
unter einer intensiv blutzuckersenkenden Therapie niedriger
ist (EG IB; UKPDS 1998a), ist die optimale blutzuckersenkende Therapie und der optimale HbA1c-Wert zur Verhütung kardiovaskulärer Ereignisse nicht eindeutig definiert.
1.3.2 Linksventrikuläre Hypertrophie bei
arterieller Hypertonie
Epidemiologie und assoziiertes Risiko
Eine linksventrikuläre Hypertrophie (LVH) ist ein häufiger
Befund bei Patienten mit arterieller Hypertonie. Eine Reihe
elektrokardiographischer Parameter sind entwickelt worden,
um eine LVH nachzuweisen. Wenngleich das EKG für die Diagnose einer LVH relativ insensitiv ist, hat der elektrokardiographische Nachweis einer LVH prognostische Bedeutung,
insbesondere wenn Schädigungszeichen im EKG nachweisbar
sind (Dunn u. Pringle 1993).
> Da die Sensitivität und Spezifität von elektrokardiographischen
Parametern nicht sehr gut sind, sollte eine Echokardiographie
zum Nachweis einer Myokardhypertrophie durchgeführt werden.
Echokardiographisch konnte eine linksventrikuläre Hypertrophie in der Treatment of Mild Hypertension Study (Liebson et al. 1993) bei 13% der Männer und 20% der Frauen mit
arterieller Hypertonie nachgewiesen werden, obwohl elektrokardiographisch bei keinem dieser Patienten eine Hypertrophie diagnostiziert wurde. In Abhängigkeit von den echokardiographischen Grenzwerten für eine Myokardhypertrophie
variiert die Prävalenz der Myokardhypertrophie bei Hypertonikern von ca. 15–40%.
Eine Vielzahl von Studien hat wiederholt gezeigt, dass der
echokardiographische Nachweis einer Myokardhypertrophie
ebenfalls ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko anzeigt. Auch
nach Korrektur für andere kardiovaskuläre Risikofaktoren erhöht die Myokardhypertrophie das Risiko kardiovaskulärer
Ereignisse (Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, Gesamtsterblichkeit, plötzlicher Herztod oder Schlaganfall) um das 2- bis 3fache (Verdecchia et al. 2001).
Pathophysiologie
Die Myokardhypertrophie ist ein adaptiver Mechanismus als
Antwort auf eine chronische Blutdruckerhöhung. Insbesondere die Blutdrucklast (definiert als die Dauer einer Blutdruckerhöhung über 140/90 mmHg tagsüber und 120/80 mmHg
nachts), eine nächtliche Hypertonie oder der Bluthochdruck
unter maximaler körperlicher oder mentaler Belastung erhöhen das Risiko für die Entwicklung einer LVH.
Verschiedene Mechanismen tragen zu einer Entwicklung
der Myokardhypertrophie bei. Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung der
Myokardhypertrophie. So zeigt eine Studie mit 84 jungen, gesunden Probanden, dass die Konzentrationen von Renin, Angiotensin-Konversions-Enzym und Angiotensin II mit einer
Myokardhypertrophie korrelierten (Harrap et al. 1996). Diese
Korrelation war unabhängig vom systolischen Blutdruck und
der Körpergröße. Die Rolle des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems in der Entwicklung einer LVH wird durch genetische Daten erhärtet: Probanden mit dem DD-Genotyp des
ACE-Gens hatten nicht nur erhöhte Plasma- und Gewebespie-
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1
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Kapitel 1 · Kardiovaskuläre Risikofaktoren und deren therapeutische Beeinflussung
gel des Angiotensin-Konversions-Enzyms sondern auch ein
erhöhtes Risiko einer Myokardhypertrophie (Schunkert et al.
1994). Die Bedeutung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems für die Entwicklung einer Myokardhypertrophie wird
außerdem durch Therapiestudien unterstützt, die zeigen, dass
eine Therapie mit ACE-Hemmern oder mit einem AT1-Rezeptorantagonisten die LVH reduziert (s. unten).
Die genaue klinische Bedeutung anderer Mechanismen
(Endothelin I, G-Proteine, Bradykinin-2-Rezeptorgenpolymorphismus, Proteinkinase C) für die Entwicklung einer Myokardhypertrophie ist z. Z. noch unklar. Die Myokardhypertrophie erhöht das kardiale Risiko über verschiedene Mechanismen. Die Koronarreserve und damit die Fähigkeit des Herzmuskels, sich vor Ischämien zu schützen, ist eingeschränkt.
Dies hat zur Folge, dass Koronarverschlüsse zu größeren Infarkten führen und die Prognose dieser Patienten schlechter ist als bei Patienten ohne Myokardhypertrophie (Carluccio et al. 2000). Darüber hinaus ist das Risiko eines plötzlichen Herztodes bei Patienten mit Myokardhypertrophie deutlich erhöht.
Therapie
Grundsätzlich sollte bei jedem Patienten mit arterieller Hypertonie nach dem Vorhandensein einer Myokardhypertrophie gesucht werden. Die Behandlung der arteriellen Hypertonie bei diesen Patienten hat neben der ausreichenden Blutdrucksenkung eine Reduktion der Myokardhypertrophie zum
Ziel. Unter der Vielzahl der antihypertensiv wirksamen Medikamente führen einige Medikamente zu einer stärkeren Regression der Myokardhypertrophie. Zu diesen Medikamenten
gehören ACE-Hemmer und AT1-Rezeptorantagonisten. Andere Medikamente (z. B. direkte Vasodilatatoren) führen zu keiner Reduktion der Myokardhypertrophie, obwohl auch sie
den Blutdruck senken. Diese fehlende Wirksamkeit wird auf
die gegenregulatorische Freisetzung von Noradrenalin und
Angiotensin II zurückgeführt, beides Substanzen, die zu einer
Myokardhypertrophie führen können.
In einer kürzlich veröffentlichten Metaanalyse (Klingbeil
et al. 2003) wurde gezeigt, dass eine Therapie mit ACE-Hemmern, AT1-Rezeptorantagonisten und Kalziumantagonisten
eher zu einer Regression der Myokardhypertrophie führt als
mit Diuretika und β-Blockern. Die Regression der Myokardhypertrophie kann Jahre beanspruchen, kann aber letztlich zu
einer Normalisierung der linksatrialen Dilatation oder der diastolischen Relaxationsstörung führen (Franz et al. 1998).
Die Überlegenheit einer antihypertensiven Therapie mit
einem AT1-Rezeptorantagonisten gegenüber einer β-Blockertherapie bei Patienten mit Myokardhypertrophie hat die
LIFE-Studie gezeigt (Dahlof et al. 2002). In diese Studie wurden 9193 Patienten mit einer arteriellen Hypertonie und einer Myokardhypertrophie eingeschlossen und doppelblind,
randomisiert mit Atenolol oder Losartan behandelt. Bei vergleichbarer Blutdrucksenkung kam es unter Losartan häufiger zu einer Regression der Myokardhypertrophie als unter
Atenolol. Die Schlaganfallinzidenz wurde signifikant um 25%
vermindert, die Myokardinfarktinzidenz oder die kardiovaskuläre Sterblichkeit blieben unbeeinflusst. In den Untergruppen der Patienten mit isolierter systolischer Hypertonie oder
Diabetes mellitus wurde auch die kardiovaskuläre Sterblichkeit signifikant vermindert. Ein direkter Vergleich zwischen
ACE-Hemmern und AT1-Rezeptorantagonisten zu diesem
Thema liegt nicht vor, ist jedoch außerordentlich wünschenswert.
Insgesamt scheint daher die Rückbildung der Myokardhypertrophie zu einer Verbesserung der Prognose zu führen.
Diese Einschätzung wird auch von epidemiologischen Untersuchungen gestützt. In der Framingham-Studie wurden 524
Patienten mit EKG Zeichen der Myokardhypertrophie nachbeobachtet. Die Patienten wurden in 3 Gruppen eingeteilt: solche ohne weitere EKG-Veränderungen im Verlauf, solche mit
Rückgang der EKG-Hypertrophiezeichen und solche, bei denen es zu einer Zunahme der EKG-Hypertrophiezeichen kam.
Das relative Risiko kardialer Ereignisse nahm im Vergleich zu
Patienten ohne weitere EKG-Veränderungen in der Regressionsgruppe um 50% ab, in der Progressionsgruppe jedoch um
70% zu (Levy et al. 1994). Ähnliche Befunde sind mit der Echokardiographie erhoben worden: die Abnahme der linksventrikulären Masse war mit einer Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse um ca. 55% verbunden (Verdecchia et al. 1998).
Leitlinienorientierte Zusammenfassung. Die Myokardhypertrophie stellt einen eigenständigen kardiovaskulären Risikofaktor bei Patienten mit arterieller Hypertonie dar (EG III;
Guidelines Committee 2003). Bei diesen Patienten empfiehlt
sich eine antihypertensive Therapie, die zu einer Reduktion
der Myokardhypertrophie führt. Etabliert sind dafür ACEHemmer, Kalziumantagonisten und AT1-Rezeptorantagonisten
(EG IA; Klingbeil et al. 2003).
1.3.3 Pathologische Glukosetoleranz,
pathologischer Nüchternblutzucker
Epidemiologie und assoziiertes Risiko
Die pathologische Glukosetoleranz gilt als Vorläuferstadium des Diabetes mellitus und eigenständiger kardiovaskulärer Risikofaktor. Die pathologische Glukosetoleranz wird
definiert als ein Blutzuckerwert zwischen 126 und 200 mg/
dl in der 2. Stunde nach einer oralen Gabe von 75 g Glukose. In Hochrisikogruppen findet sich eine Prävalenz dieses Risikofaktors von bis zu 25% (Kohler et al. 1999), in der Allgemeinbevölkerung wird eine Prävalenz von ca. 8% angenommen. Übergewichtige Menschen haben häufiger eine pathologische Glukosetoleranz. Eine Reihe von Übergewichtsparametern, wie der Body-mass-Index (BMI), Bauchumfang oder
das Verhältnis von Bauchumfang und Hüftumfang, sind positiv mit der pathologischen Glukosetoleranz und der Inzidenz
des Diabetes mellitus assoziiert. Patienten mit einer pathologischen Glukosetoleranz haben ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse oder Diabetes mellitus. Eine aktuelle
Metaanalyse von 7 prospektiven Studien (Nachbeobachtungszeitraum 6–13 Jahre) zeigt, dass das relative Risiko eines kardialen Todes ca. 40% höher ist, wenn Patienten einen pathologischen Glukosetoleranztest aufweisen als bei Nichtvorliegen
dieses Faktors. Die Rate, Diabetes mellitus zu entwickeln, beträgt für diese Risikogruppe zwischen 36 und 87 pro 1000 Personenjahre (Gerstein 2002).
Als Alternative zum oralen Glukosetoleranztest wird die
Analyse des HbA1c-Wertes oder des Nüchternblutzuckers diskutiert. Eine Metaanalyse von 18 Studien mit über 11.000 Probanden fand heraus, dass ein HbA1c-Wert >7% in der Regel bei
Diabetikern zu finden war (Peters et al. 1996). Ein Wert zwi-
13
1.3 · Klasse-II-Risikofaktoren
schen 6 und 7% fand sich häufig bei Patienten mit einem pathologischen Glukosetoleranztest. Das kardiovaskuläre Risiko steigt mit dem HbA1c-Wert. Ein Zunahme des HbA1c-Wertes um 1% erhöht das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse um
ca. 40%.
Nüchternblutzuckerwerte zwischen 110 und 125 mg/dl gelten als pathologisch. Sie haben einen, wenn auch geringen,
prädiktiven Wert für kardiovaskuläre Ereignisse. Da der orale
Glukosetoleranztest dem Nüchternblutzuckerwert in der Prädiktion kardiovaskulärer Ereignisse überlegen ist, sollte nach
Möglichkeit dieser vorgezogen werden (Qiao et al. 2002).
Pathophysiologie
Erhöhte postprandiale Blutzuckerwerte und ein bei diesen Patienten häufig bestehender Hyperinsulinismus führen zu einer endothelialen Dysfunktion als Frühform der Atherosklerose. Die Hyperglykämie spielt dabei eine Schlüsselrolle
(Haffner 1998). Glukose kann in hoher Konzentration direkt
endotheltoxisch wirken und aktiviert außerdem die intrazelluläre Proteinkinase C. Als Folge dieser Aktivierung verstärken sich die Produktion von vasokonstriktorischen Prostaglandinen, Endothelin und Wachstumsfaktoren sowie die Expression von Adhäsionsmolekülen. Die Hyperglykämie kann
zusätzlich über »advanced glycosylation endproducts« das
Endothel schädigen (Verminderung der Produktion von NO,
Abnahme der endothelabhängigen Relaxation). Eine verstärkte Freisetzung von freien Radikalen durch die Hyperglykämie
schädigt zum einen das Endothel direkt, zum anderen führt
sie zu einer verstärkten Oxidation von LDL-Cholesterin. Eine Hyperglykämie verändert ferner LDL-Cholesterin so, dass
es nur schlecht abgebaut werden kann und im subendothelialen Raum immunogen wirkt. Außerdem fördert die Hyperglykämie eine Koronarthrombose durch Veränderungen von
Thrombozyten und Gerinnungsfaktoren.
Therapie
Die Behandlung der pathologischen Glukosetoleranz ist z. Z.
noch nicht Gegenstand von Leitlinienempfehlungen. Die Therapie von Patienten mit pathologischer Glukosetoleranz hat 2
Ziele: das Verhindern der Entwicklung von Diabetes mellitus
und das Vermeiden kardiovaskulärer Ereignisse.
Leitlinienorientierte Zusammenfassung. Der Nachweis einer
pathologischen Glukosetoleranz erhöht das kardiovaskuläre Risiko signifikant (EG III; Haffner 1998). Unter den möglichen Therapiealternativen ist bislang nur für die Therapie mit
Acarbose eine Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse nachgewiesen (EG IB; Chiasson et al. 2003).
1.3.4 Erniedrigtes HDL-Cholesterin
Epidemiologie und assoziiertes Risiko
Das nationale Cholesterinerziehungsprogramm (NCEP 2003)
definiert ein HDL-Cholesterin <40 mg/dl als kardiovaskulären Risikofaktor. HDL-Cholesterin ist ein unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Ereignisse, der mit der Inzidenz
kardiovaskulärer Ereignisse negativ korreliert. Daten der Framingham-Studie zeigen, dass eine Abnahme des HDL-Cholesterins um je 5 mg/dl mit einer Zunahme der Infarktinzidenz
von je 25% assoziiert ist. Niedrige (<40 mg/dl) HDL-Spiegel
sind auch bei Patienten mit bekannter koronarer Herzerkrankung mit einer höheren Inzidenz kardiovaskulären Ereignissen verknüpft. Ein niedriger HDL-Spiegel ist neben abdominellem Übergewicht, Hypertonie, Erhöhung der Triglyzeride
und grenzwertig erhöhtem Blutglukosespiegel Teil des metabolischen Syndroms. Ursachen für einen niedrigen HDL-Cholesterinwert sind in . Übersicht 1.1 zusammengefasst.
Pathophysiologie
Der genaue Pathomechanismus niedriger HDL-Cholesterinspiegel für kardiovaskuläre Ereignisse ist unzureichend charakterisiert. Bekannt ist, dass HDL-Cholesterin am reversen
Cholesterintransport aus atherosklerotischen Plaques und
Makrophagen beteiligt ist. Außerdem verfügt es über antioxidative und antinflammatorische Eigenschaften. Darüber hinaus zeigen Experimente mit transgenen Tieren, dass eine Erhöhung des HDL-Spiegels durch hohe Apo-A-I-Spiegel zu einer Verminderung der Atherosklerose führt. Dies wird z. T.
durch eine Verbesserung der endothelialen Funktion durch
das HDL-Cholesterin oder Interaktion mit den thrombotischen Mechanismen der Atherosklerose erklärt.
> Das Fortschreiten einer pathologischen Glukosetoleranz zum
Diabetes mellitus lässt sich durch unterschiedliche Maßnahmen
verlangsamen. Gewichtsreduktion und vermehrte körperliche
Aktivität reduzieren signifikant die Wahrscheinlichkeit, einen
Diabetes mellitus zu entwickeln.
So halbierte ein kombinierter Ansatz (7% Gewichtsverlust,
150 min Sport/Woche) die Inzidenz des Diabetes mellitus in
einer randomisierten Studie (Knowler et al. 2002). Auch eine
medikamentöse Therapie mit Metformin, Orlistat oder Troglitazon vermindert die Inzidenz des Diabetes mellitus bei Patienten mit pathologischer Glukosetoleranz. Eine Reduktion
kardialer Ereignisse ist für diese Therapien nicht beschrieben.
In kardiovaskulären Hochrisikogruppen verringert die Therapie mit ACE-Hemmern oder AT1-Rezeptorantagonisten die
Inzidenz des Diabetes mellitus. Acarbose vermindert als einzige Substanz nicht nur die Inzidenz des Diabetes mellitus, sondern reduziert signifikant auch die Inzidenz kardiovaskulärer
Ereignisse in dieser Patientengruppe (Chiasson et al. 2003).
1
. Übersicht 1.1. Ursachen eines niedrigen HDLSpiegels
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
Diabetes mellitus
Rauchen
Hypertriglyzeridämie
Übergewicht, körperliche Untätigkeit
Medikamente (β-Blocker, Benzodiazepine)
Familiäre Hypo-α-Lipoproteinämie
Familiärer HDL-Mangel
Tangier-Krankheit
Verstärkte Cholesterylestertransferproteinaktivität
Lipoproteinlipasemangel
Verstärkte hepatische Triglyzeridlipaseaktivität
Lecithincholesterolacyltransferase(LCAT)-Mangel
14
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20
Kapitel 1 · Kardiovaskuläre Risikofaktoren und deren therapeutische Beeinflussung
Therapie
Bei der isolierten Erniedrigung des HDL-Cholesterins sollten
zunächst Allgemeinmaßnahmen empfohlen werden (Gewichtsnormalisierung, vermehrte körperliche Betätigung). Eine Erhöhung des HDL-Cholesterins von 1 mg/dl wird durch eine
Gewichtsreduktion um 3,5 kg oder eine Ausdauerbelastung
von ca. 5 km/Woche erreicht. Andere Maßnahmen umfassen
Nikotinabstinenz oder moderaten Alkoholkonsum. Ein Alkoholkonsum von 2 Glas Wein pro Tag erhöht das HDL-Cholesterin um ca. 5–10%.
Der Einsatz von Medikamenten wird dann notwendig sein,
wenn es bei Hochrisikopatienten trotz der Allgemeinmaßnahmen zu keiner Anhebung des HDL-Wertes kommt oder wenn
andere begleitende Lipidabnormalitäten vorliegen. Bei Patienten, die begleitend ein erhöhtes LDL-Cholesterin haben, sollten zunächst Maßnahmen zur Verminderung des LDL-Cholesterins durchgeführt werden. Die medikamentöse Therapie wird unter diesen Umständen eine Statintherapie sein, die
nicht nur das LDL-Cholesterin senkt, sondern auch das HDLCholesterin um ca. 5–10% anhebt. Daten der LIPID- und CARE-Studien zeigen dagegen, dass eine Zunahme des HDLCholesterin Wertes um 10 mg/dl das kardiovaskuläre Risiko
um 29% senkt (Sacks et al. 2002).
Gemfibrozil und Nikotinsäure (Vitamin B3, Niacin) sind
andere Medikamente, die HDL-Cholesterin erhöhen. Der prognostische Effekt einer Gemfibroziltherapie wurde in der VAHIT-Studie dokumentiert. In dieser Studie konnte gezeigt
werden, dass Gemfibrozil bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung, (LDL-Cholesterin <140 mg/dl, HDL-Cholesterin <40 mg/dl, Triglyzeride <300 mg/dl) zu einem signifikanten Anstieg des HDL-Cholesterin um ca. 6% führt. Dieser Anstieg war von einer signifikanten Reduktion kardiovaskulärer
Ereignisse (Herzinfarkt, kardialer Tod, Schlaganfall, transiente ischämische Attacken) begleitet. Eine multivariate Analyse der VA-HIT-Daten zeigte, dass die Reduktion kardialer Ereignisse eng korreliert war mit der Höhe der HDL-Werte, die
durch eine Gemfibroziltherapie erreicht wurden. Die Reduktion war unabhängig von Änderungen der LDL- oder der Triglyzeridwerte (Robins et al. 2001).
Nikotinsäure führt zur stärksten HDL-Cholesterin Erhöhung (ca. 20–30%), und kann bei Patienten mit KHK zu einer Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse führen (The Coronary Drug Project). Eine Kombinationstherapie von Simvastatin und Niacin kann bei Patienten mit niedrigem HDL und
gering erhöhtem LDL zur erheblichen Verbesserungen des Lipidprofils führen (Brown et al. 2001). Auch eine Kombination
aus Gemfibrozil und Nikotinsäure führt zu einer deutlichen
Anhebung der HDL-Werte um bis zu 45%. Ob durch die Anhebung des HDL tatsächlich auch die Prognose von Patienten
ohne bekannte KHK verbessert wird, ist unklar.
Leitlinienorientierte Zusammenfassung. Niedrige HDL-Werte
21
22
23
stellen einen kardiovaskulären Risikofaktor dar (EG III; NCEP
2003). Die Therapie wird sich primär auf die begleitenden Lipidabnormalitäten konzentrieren. Neben Allgemeinmaßnahmen erhöhen eine Statintherapie, eine Therapie mit Gemfibrozil oder Nikotinsäure die HDL-Werte (EG IB; NCEP 2003).
1.3.5 Körperliche Inaktivität
Epidemiologie und assoziiertes Risiko
Nach Angaben des Bundesgesundheits-Surveys von 1998
(Mensink 1999) sind ca. 50% der deutschen Bevölkerung weniger als 1 h/Woche sportlich aktiv. Nur ca. 15% der Männer
und 10% der Frauen belasten sich mehr als 30 min an den
meisten Tagen der Woche. Die Anzahl der Inaktiven nimmt
mit dem Alter signifikant zu. So betätigen sich nur noch ca.
20% der Männern und Frauen, die älter als 70 Jahre sind, mehr
als 1 h/Woche sportlich.
Eine Vielzahl internationaler epidemiologischer Untersuchungen hat dokumentiert, dass körperliche Inaktivität mit einer Vielzahl von Erkrankungen assoziiert ist (. Übersicht 1.2).
So ist körperliche Inaktivität mit einem doppelt so hohen Risiko kardiovaskulärer Ereignisse assoziiert, selbst nach Korrektur für traditionelle Risikofaktoren.
Pathophysiologie
Die Folgen der Inaktivität sind Übergewicht mit seinen assoziierten Risiken, Abnahme extrazellulärer antioxidativer Enzyme, Zunahme der Adhäsion und Aggregation von Blutplättchen, Insulinresistenz, Hypercholesterinämie und Verminderung des HDL-Cholesterins. Diese Veränderungen unterhalten letztlich eine endotheliale Dysfunktion, die durch das Fehlen von belastungsinduzierten Oszillationen der Blutflussgeschwindigkeit verstärkt wird.
Therapie
Eine große Anzahl epidemiologischer Untersuchungen zeigen, dass regelmäßige körperliche Aktivität das Risiko für eine Reihe von Erkrankungen signifikant senkt und die Prognose verbessert (Manson et al. 1999; . Übersicht 1.3).
Auch für Patienten mit koronarer Herzerkrankung verbessert sich die Gesamtsterblichkeit mit Zunahme der körperlichen Aktivität in der Freizeit (Wannamethee et al. 2000). Dabei wird eine regelmäßige körperliche Aktivität von ca. 30 min
an den meisten Tagen der Woche empfohlen. Es ist keine spezielle Belastungsart als überlegen dokumentiert, auch Gartenarbeit oder rasches Spazierengehen wirken protektiv. Insgesamt scheint der zusätzliche Kalorienverbrauch und das Ausmaß der körperlichen Fitness die entscheidenden Faktoren
für die Prognoseverbesserung zu sein: ein zusätzlicher Verbrauch von ca. 1000 Kalorien/Woche senkt die Sterblichkeit
um ca. 20% (Sesso et al. 2000).
. Übersicht 1.2. Durch körperliche Inaktivität
begünstigte Erkrankungen
F
F
F
F
F
F
F
F
F
Diabetes mellitus
Koronare Herzerkrankung
Osteoporose
Krebserkrankungen (Brustkrebs, Kolonkrebs)
Gallensteine
Depression
Übergewicht
Arterielle Hypertonie
Plötzlicher Herztod
15
1.3 · Klasse-II-Risikofaktoren
. Übersicht 1.3. Günstige Effekte eines
regelmäßigen körperlichen Trainings
F Verminderung des Risikos eines frühen Herztodes
F Verminderung des Risikos, an koronarer
Herzerkrankung zu versterben
F Verminderung des Risikos, Diabetes mellitus zu
entwickeln
F Verminderung des Risikos, eine arterielle Hypertonie zu
entwickeln
F Reduzierung des Blutdruck bei hypertonen Patienten
F Reduzierung des Risikos von Brust- und Darmkrebs
F Reduzierung von Fibromyalgiebeschwerden,
Depression und Ängstlichkeit
F Reduzierung der Wahrscheinlichkeit, übergewichtig zu
werden
F Unterstützung der Gewichtsabnahme
F Verminderung der Sturzgefahr bei älteren Menschen
Leitlinienorientierte Zusammenfassung. Bewegungsarmut erhöht das Risiko für eine Vielzahl von Erkrankungen (EG III;
Blair et al. 2001). Grundsätzlich ist daher eine regelmäßige körperliche Aktivität für Patienten ohne und mit bekannten kardiovaskulären Erkrankungen zu empfehlen (30 min an
den meisten Tagen der Woche; EG IB; Thompson et al. 2003).
1
und ihre Folgeerkrankungen Kosten in Höhe von ca. 10 Mrd.
Euro.
Pathophysiologie
Die genauen Ursachen für die Entwicklung eines Übergewichtes oder einer Adipositas sind komplex: soziale Faktoren, Verhaltensfaktoren, kulturelle, physiologische, metabolische und
genetische Faktoren spielen eine Rolle. Obwohl die individuelle Lebensführung (wenig Bewegung, zu hohe Kalorienzufuhr)
die Kardinalrolle für die Entwicklung der Adipositas spielt,
beeinflussen genetische Faktoren die Entwicklung des Übergewichtes. So ist z. B. der BMI von Eltern und Kindern miteinander korreliert. Darüber hinaus finden sich größere Ähnlichkeiten des BMI bei eineiigen als bei zweieiigen Zwillingen. Verschiedene Gene wurden in der Pathogenese der Adipositas identifiziert, zu denen Leptin- und Leptinrezeptorgene gehören. Die Bedeutung anderer Gene für die Adipositasentwicklung werden z. Z. untersucht (Mutationen im β-adrenergen Rezeptorgen, im Peroxisome-Proliferator-ActivatedReceptor(PAR)-γ2-Gen oder im Melanokortin-4-Rezeptorgen).
Daneben wurden verschiedene andere Prädiktoren des
Übergewichtes identifiziert. Zu diesen Faktoren gehören: eine niedrige metabolische Rate, eine verstärkte Kohlenhydratoxidation, Insulinresistenz, eine niedrige sympathische Aktivität, ein niedriger Sozialstatus oder ein niedriges Bildungsniveau sowie ein Nikotinstopp in der Anamnese.
Therapie
1.3.6 Adipositas
Epidemiologie und assoziiertes Risiko
In den letzten 20 Jahren hat die Inzidenz und Prävalenz des
Übergewichtes in allen industrialisierten Ländern signifikant
zugenommen. Nach Angaben des Gesundheits-Surveys von
1998 (Bergmann u. Mensink 1999) findet sich in Westdeutschland ein Übergewicht (BMI ≥25–29 kg/m2) bei 52% der Frauen und bei 67% der Männer. Starkes Übergewicht oder Adipositas (BMI 30 kg/m2) findet sich bei ca. 20% der Bevölkerung. Mit steigendem Alter nimmt die Prävalenz des Übergewichtes kontinuierlich zu. Der höchste mittlere BMI wurde in
der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen gefunden. In dieser
Altersgruppe beträgt der mittlere BMI für Männer 28,1 kg/m2
und für Frauen 29,0 kg/m2. Aber auch in jüngeren Altersklassen findet sich eine relevante Prävalenz der Adipositas. So sind
ca. 10% der 18–39 Jährigen adipös und weisen einen BMI von
30 kg/m2 auf.
Übergewicht und Adipositas erhöhen das Risiko für eine
Reihe von Erkrankungen. Zu diesen Erkrankungen gehören:
F Hyperinsulinismus
F Typ-II-Diabetes,
F Bluthochdruck,
F Herzinsuffizienz,
F Hyperlipoproteinämie,
F kardio- und zerebrovaskuläre Erkrankungen,
F Arthrose und degenerativen Erkrankungen.
Übergewicht erhöht signifikant das Risiko, an den Folgen
verschiedener Erkrankungen zu versterben und verkürzt dadurch die allgemeine Lebenserwartung (Calle et al. 1999; Peeters et al. 2003). In Deutschland verursacht die Adipositas
Gewichtsreduktion. Daten epidemiologischer Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit niedrigem Gewicht eine niedrigere Krankheitsinzidenz und Sterblichkeit haben. Prospektive Studien haben außerdem gezeigt, dass eine bewusste Gewichtsabnahme eine Vielzahl von Parametern günstig beeinflusst (. Tabelle 1.10). In epidemiologischen Studien wurde
auch eine verbesserte Prognose dieser Patienten festgestellt
(Gregg et al. 2003). Es fehlen jedoch prospektiv randomisierte Studien, die zeigen, dass eine dauerhafte Gewichtsreduktion adipöser Menschen möglich ist und tatsächlich zu einer
Verminderung der Sterblichkeit führt. Ein solcher Zusammenhang ist jedoch plausibel und nahe liegend und bildet die
Grundlage für die Empfehlung einer Gewichtsabnahme.
Die gewichtsreduzierende Therapie adipöser Patienten ist
eine lebenslange Therapie. Ziele der Gewichtsreduktionstherapie sollten sein:
F Verhindern weiterer Gewichtszunahme,
F Identifikation mit einem realistischen Ziel für die Gewichtsreduktion (die Reduktion soll 5–15% des initialen
Gewichtes betragen),
F ein Ziel-BMI von ca. 25 kg/m2.
In der Regel müssen kombinierte Therapieansätze zum Einsatz kommen. Diese Ansätze umfassen eine Reduktion der
täglichen Kalorienzufuhr und eine Zunahme der körperlichen
Bewegung (zusätzlicher Verbrauch von ca. 2500 kcal/Woche)
und werden mit verhaltenstherapeutischen Maßnahmen verknüpft.
Welche der vielfältig angebotenen Diäten und Diätkonzepte letztlich die optimale Gewichtsreduktion erbringen,
lässt sich primär nicht abschätzen. Ein pragmatischer Ansatz
scheint hier gerechtfertigt zu sein: Die beste Diät ist diejenige,
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