Grauer und grüner Star

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Grauer und grüner Star
Wenn ein Schatten die Sehkraft trübt
Autor: Dr. med. Günter Gerhardt
12.03.2007"Ich habe den Star", sagen viele Menschen, wenn sie zu mir in die Praxis
kommen. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Begriff? Und um welchen Star
handelt es sich? Um den grauen Star (Katarakt), also einer Linsentrübung? Oder um
den grünen Star (Glaukom), das ist ein krankhaft erhöhter Augeninnendruck? Oder um
beide Formen, wie es bei vielen älteren Menschen der Fall ist? Beide
Augenkrankheiten können unbehandelt zur Blindheit führen. Allerdings ist der graue
Star die harmlosere Variante.Grauer Star - trübe LinseDie Eintrübung ist ein natürlicher
Prozess, bei dem sich das ursprünglich glasklare, durchsichtige Linseneiweiß
verändert. Dieser Prozess kann sich aus verschiedenen Gründen beschleunigen, so z.
B. durch das Sonnenlicht, Röntgenstrahlen, das Arzneimittel Kortison,
Augenentzündungen und -infektionen und ein über lange Zeit schlecht eingestellter
Diabetes.Mit einer Spaltlampe erkennt der Arzt leicht, ob eine Trübung vorliegt oder
nicht. Wenn dies der Fall ist, gibt es nur eine Möglichkeit, den grauen Star zu
behandeln, nämlich die Operation. Aber keine Sorge, dies ist mittlerweile ein
Routineeingriff, dem sich pro Jahr 600.000 Menschen in Deutschland unterziehen.
Dabei wird die getrübte Linse mittels Ultraschall verflüssigt und abgesaugt. Danach
kann eine faltbare Kunstlinse aus Acryl (mittlerweile mehr als 75 Prozent aller Linsen)
oder Silikon eingesetzt werden. Es gibt allerdings große Unterschiede. Denn eine
moderne sogenannte Multifokallinse ist so geschliffen, dass sie mit ihrer Brechkraft eine
Kurz- oder Weitsichtigkeit ausgleichen und dem Patienten ein scharfes Bild in der Nähe
und in der Ferne liefern kann. Hier hat sich die Technik in den letzten Jahren
sprunghaft weiterentwickelt. Wie eine aktuelle Studie berichtet, sind nach dem
beidseitigen Einsatz von Multifokallinsen (z. B. Restor-Linse mit Blaulichtfilter) 80
Prozent völlig unabhängig von einer Brille.Grüner Star - verengtes GesichtsfeldBeim
grünen Star (Glaukom) handelt es sich um eine Gruppe von Augenkrankheiten, bei
denen es zuerst zu Gesichtsfeldausfällen kommt und dann - unbehandelt -zu einer
Erblindung. Ursache hierfür ist meist ein erhöhter Augeninnendruck, der die
Nervenfasern des Sehnervs schädigt. Erst wenn schon ein Drittel des Sehnervs
unwiderruflich zerstört wurde, machen sich die Seheinschränkungen bemerkbar. Nur
der Augenarzt kann den grünen Star so früh erkennen, dass man rechtzeitig mit
Medikamenten den Verlauf der Krankheit verlangsamen oder stoppen kann.Warum
erhöht sich der Augeninnendruck? Eine zentrale Rolle spielt das Kammerwasser, das
sich im Augeninneren befindet. Wie bei einem See herrscht im gesunden Auge ein
Gleichgewicht zwischen Zu- und Abfluss. Der Druck verändert sich normalerweise
nicht. Beim Glaukom treten oft Störungen beim Abfluss auf. Dadurch steigt der
Augeninnendruck. Mit der Zeit drückt dies zunehmend auf den Sehnerv und stört
dessen Durchblutung. So kommt es zu einer Schädigung des "Sehnervenkopfes" und
im Extremfall zu einer Erblindung. Ursachen hierfür gibt es viele. Beim "primären
Offenwinkelglaukom" beispielsweise vermindern knorpelartige Ablagerungen den
Abfluss. Bei Patienten mit Herzkreislauf-Erkrankungen wiederum kann sich in zentralen
Blutgefäßen des Auges ein Verschluss bilden, der zu einem Anstieg des
Augeninnendrucks führt.Den meisten Glaukompatienten helfen Augentropfen, so
genannte Antiglaukomatosa, die den Augeninnendruck senken. Hier gibt es
verschiedene Arzneistoffe. Die seit langem bewährten Betablocker (eigentlich zur
Blutdrucksenkung) verringern die Kammerwasserproduktion. Für Menschen mit Herz-,
Lungen- und Gefäßerkrankungen sind diese Tropfen nicht geeignet. Deshalb kamen in
den letzten Jahren eine Reihe an neuartigen Wirkstoffen hinzu. So verbessern
beispielsweise die "prostaglandinähnlichen Verbindungen" den Kammerwasserabfluss.
Sie haben den Nachteil, dass sich Flecken auf der Regenbogenhaut bilden können. Die
moderne Therapie sieht so aus, dass ein Blutdrucksenker (Timolol) mit einem
Antiglaukom-Wirkstoff (Latanoprost) in einem Präparat kombiniert wird. Dadurch sind
die einzelnen Wirkstoffe nicht mehr so hoch dosiert und die Nebenwirkungen halten
sich in Grenzen. Schließlich muss man diese Augentropfen ein Leben lang nehmen.
Erreichen sie nicht ihr Ziel, kommen chirurgische Eingriffe in Frage, die entweder auf
die Produktionsstätte der Kammerwassers zielen oder eine Abfluss nach außen
schaffen.FrüherkennungMit drei Fragen können Sie überprüfen, ob die ersten
Anzeichen für einen grauen Star bestehen:Sehen Sie vieles etwas verschwommen und
können nicht mehr richtig scharfstellen?Blenden Sie die Scheinwerfer
entgegenkommender Autos stärker als früher? Verschwinden die Kontraste, und Sie
schauen wie durch ein Milchglas? Wenn Sie eine oder mehre Fragen mit ja
beantworten, muss das nicht zwangsläufig einen grauen Star bedeuten. Es kann auch
andere Gründe haben, wie z. B. Übermüdung oder eine fiebrige Erkältung. Treten sie
aber öfter und ohne konkreten Auslöser auf, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Den
grünen Star können Sie nicht selbst feststellen. Aber der Augenarzt kann den
Augeninnendruck messen, den Sehnerv untersuchen und das Gesichtsfeld testen. Dies
alles zahlt die Kasse allerdings nur dann, wenn Sie schon ein Glaukom haben. Wenn
bei Ihnen Familienmitglieder bereits den grünen Star haben, vor allem die Großeltern,
sollten Sie ab 40 regelmäßig die Untersuchung machen lassen, auch wenn die
gesetzlichen Krankenkassen diese Vorsorgeuntersuchung nicht
bezahlen.Adressen:Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V.
(BVA)Tersteegenstraße 1240474 DüsseldorfTel. 02 11/4 30 37 00Fax. 02 11/4 30 37
20E-Mail: [email protected] die niedergelassenen
Augenärzte in Deutschland. Im Internet ausführliches Angebot für Patienten, das auch
eine Arztsuchfunktion enthält.Deutsches Grünes KreuzPostfach 120735002
MarburgUnter dem Stichwort "Glaukom" kann ein gegen Einsendung eines mit 1,45
Euro frankierten DIN A5-Rückumschlags eine Broschüre bestellt werden. Informativ
auch das Internet: www.dgk.de
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