................ Note I Name II Vorname 1 Matrikelnummer Studiengang (Hauptfach) Fachrichtung (Nebenfach) 2 Unterschrift der Kandidatin/des Kandidaten TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN 3 4 Fakultät für Mathematik Semestrale 5 Lineare Algebra 1 Prof. Dr. F. Roesler 6 19. Februar 2007, 10:15 – 11:45 Uhr 7 Hörsaal: . . . . . . . . . . . . . . Reihe: . . . . . . . . . . . . . . Platz: . . . . . . . . . . . . . . Hinweise: Überprüfen Sie die Vollständigkeit der Angabe: 7 Aufgaben Bearbeitungszeit: 90 min. P Erlaubte Hilfsmittel: keine Nur von der Aufsicht auszufüllen: Hörsaal verlassen von . . . . . . . . bis . . . . . . . . I ................ Erstkorrektur Vorzeitig abgegeben um . . . . . . . . II . . . . . . . . . . . . . . . . Besondere Bemerkungen: Zweitkorrektur Aufgabe 1 Lineare Abbildung [ca. 8 Punkte] Sei f : R4 −→ R3 die R-lineare Abbildung, die durch x1 x1 −1 0 4 0 x2 x 7−→ −3 1 −4 1 2 x3 x3 −4 1 0 0 x4 x4 definiert wird. (i) Geben Sie ker f an. (ii) Geben Sie rg f und eine Basis von im f an. (iii) Untersuchen und begründen Sie, ob die Abbildung injektiv, surjektiv oder bijektiv ist. Lösung (i) ker f ist die Lösungsmenge des Gleichungssystems x1 −1 0 4 0 0 x2 −3 1 −4 1 = 0 x3 −4 1 0 0 0 x4 Zur Lösung dieses Gleichungssystems kann natürlich jedes beliebige Verfahren benutzt werden. Beispielsweise kann man ‘per Hand’ lösen, da zwei der Gleichungen sehr leicht umformbar sind: wir erhalten also drei Gleichungen mit vier Unbekannten: −x 1 + 4x 3 = 0 (i) −3x 1 + x 2 − 4x 3 + x 4 = 0 (ii) −4x 1 + x 2 = 0 (iii) Aus Gleichung (i) folgt x 1 = 4x 3 ; Gleichung (iii) impliziert x 2 = 4x 1 = 16x 3 . Gleichung (ii) vereinfacht sich dann zu −3 · (4x 3 ) + 16x 3 − 4x 3 + x 4 = 0 =⇒ x 4 = 0 (ii) Der Kern dieser Abbildung ist also 4 16 ker f = lin 1 0 (ii) Da dim R4 = 4 = dim im f + dim ker f = rg f + 1 hat f vollen Rang, rg f = 3. Andererseits ist dim R3 = 3 und somit im f = R3 . Entweder können wir also drei der vier Spaltenvektoren als Basis für im f wählen oder benutzen die kanonischen Basisvektoren für R3 . 1 0 0 im f = R4 = lin 0 , 1 , 0 0 0 1 (iii) Da im f = R3 und ker f 6= {0} ist f surjektiv, aber nicht injektiv. Somit ist f auch nicht bijektiv. Aufgabe 2 [ca. 6 Punkte] Es sei V ein K-Vektorraum. (i) Beweisen Sie: zu v0 , v1 ∈ V mit v0 6= v1 existiert eine Gerade in V (d.h. eine Nebenklasse p + U mit p ∈ V und einem eindimensionalen Unterraum U ≤ V ), die v0 und v1 enthält. (ii) Zeigen Sie, dass die Gerade in (i) eindeutig bestimmt ist. Lösung (i) Durch G := p + U mit p := v0 und U := K(v1 − v0 ) wird das Gewünschte geleistet. Denn: (1) Nach Voraussetzung ist v1 − v0 6= 0 , also K(v1 − v0 ) tatsächlich ein eindimensionaler Unterraum und damit G eine Gerade in V ; (2) Es ist v0 = 1 · v0 + 0 · (v1 − v0 ) ∈ G und v1 = 1 · v0 + 1 · (v1 − v0 ) ∈ G. (ii) Sei auch G 0 := p0 + U 0 eine Gerade in V , die v0 und v1 enthält. Zu zeigen ist G 0 = G. Wegen v0 , v1 ∈ G 0 gibt es u00 , u01 ∈ U 0 mit v0 = p0 + u00 , v1 = p0 + u01 . Es folgt v1 − v0 = u01 − u00 ∈ U 0 . Da U 0 eindimensional ist, muss U 0 = K(v1 − v0 ) = U sein. Weiter folgt: (∗) G 0 = p0 + U 0 = (v0 − u00 ) + U 0 = v0 + U 0 = v0 + U = G . Der Schritt (∗) beruht dabei auf der Nebenklassenaddition. (Ausführlich: (v0 − u00 ) + U 0 = (v0 + U 0 ) + (−u00 + U 0 ) = (v0 + U 0 ) + U 0 = v0 + U 0 .) | {z } = U0 Aufgabe 3 Basisdarstellung [ca. 8 Punkte] Sei V der R-Vektorraum, der durch die Funktionen f1 : R −→ R, x 7→ f1 (x) = 1 f2 : R −→ R, x 7→ f2 (x) = x f3 : R −→ R, x 7→ f3 (x) = sin x f4 : R −→ R, x 7→ f4 (x) = cos x aufgespannt wird. Der formelle Ableitungsoperator ist die R-lineare Abbildung, die durch d dx ( f1 ) = 0, d dx ( f2 ) = f1 , d dx ( f3 ) = f4 , d dx ( f4 ) = − f3 definiert ist. Weiterhin definieren wir die Abbildung H : V −→ V durch d 2 d d f 7→ dx f + f = dx ( f ) +f dx (i) Zeigen Sie, dass b := { f1 , f2 , f3 , f4 } eine Basis von V ist. H(b) = M bb (H) von H bezüglich b an. (ii) Geben Sie die darstellende Matrix b (iii) Geben Sie ker H an. Lösung (i) Eine Basis ist ein Erzeugendensystem aus linear unabhängigen Vektoren, das heißt es bleibt zu zeigen, dass { f1 , f2 , f3 , f4 } linear unabhängig sind. Wir müssen überprüfen, ob aus 4 X αj fj = 0 j=1 immer α j = 0, j = 1, 2, 3, 4 folgt. Das ist aber hier der Fall, denn der Nullvektor ist die Nullfunktion und die Gleichung muss auch punktweise erfüllt sein. Setzt man x = −π, 0, π/2, π ein, so erhält man ein lineares Gleichungssystem, dass nur die triviale Lösung hat und die Vektoren sind linear unabhängig. (ii) Es ist klar, dass H( f1 ) = f1 und H( f2 ) = f2 . H( f3 ) berechnet sich zu 2 d d H( f3 ) = ( f3 ) + f3 = ( f4 ) + f3 = − f3 + f3 dx dx =0 Analog dazu erhalten wir auch H( f4 ) = 0. Daher ist die Matrix zu H in der Basis b := { f1 , f2 , f3 , f4 } gegeben durch 1 0 0 0 H(b) 0 1 0 0 = M bb (H) = b 0 0 0 0 0 0 0 0 (iii) Aus der Matrixdarstellung von H folgt sofort, dass ker H = φ b −1 ker M bb (H) = φ b −1 (e3 ), φ b −1 (e4 ) = f3 , f4 ist. Andererseits können wir das auch explizit lösen. ! H( f ) = 0 H 4 X α f = α j H( f j ) = α1 f1 + α2 f2 + α3 · 0 + α4 · 0 = 0 j=1 j j P4 j=1 Da die Basisvektoren f j linear unabhängig sind, müssen α1 = 0 und α2 = 0 sein und f3 und f4 spannen ker H auf. Aufgabe 4 Lineares Gleichungssystem auf endlichen Körpern mit Parameter [ca. 4 Punkte] Lösen Sie folgendes Gleichungssystem in F5 := Z/5Z: 16 · x 1 + 2̄ · x 2 = 99 14 · x 1 + µ · x 2 = −1 Geben Sie die Lösungsmengen für alle Werte von µ ∈ F5 an. Untersuchen Sie, für welche Werte von µ das Gleichungssystem keine Lösung hat. Lösung Wir fangen an indem wir die Multiplikationstabelle für F5 = Z/5Z aufschreiben. 1̄ 2̄ 3̄ 4̄ 1̄ 1̄ 2̄ 3̄ 4̄ 2̄ 2̄ 4̄ 1̄ 3̄ 3̄ 3̄ 1̄ 4̄ 2̄ 4̄ 4̄ 3̄ 2̄ 1̄ Wir schreiben zuerst das Gleichungssystem um, indem wir die einfachstmöglichen Repräsentanten (also 0̄ bis 4̄) wählen. 1 · x 1 + 2̄ · x 2 = 4 (i) 4̄ · x 1 + µ · x 2 = 4 (ii) Aus (i) erhalten wir x 1 = 4̄ − 2̄ · x 2 = 4̄ + 3̄ · x 2 . Eingesetzt in (ii) liefert das 4̄ · (4̄ + 3̄ · x 2 ) + µ · x 2 = 4̄ Hieraus folgt 1̄ + 2̄ · x 2 + µ · x 2 = 4̄ =⇒ (µ + 2̄) · x 2 = 3̄ und somit letztendlich x 2 = 3̄ · (µ + 2̄)−1 x 1 = 4̄ + 3̄ · 3̄ · (µ + 2̄)−1 = 4̄ + 4̄ · (µ + 2̄)−1 falls das Inverse existiert. Die Lösungsmenge ist daher für µ 6= 3̄ gegeben durch {(4̄ + 4̄ · (µ + 2̄)−1 , 3̄ · (µ + 2̄)−1 )} Für µ = 3̄ ist µ + 2̄ nicht invertierbar und das Gleichungssystem hat keine Lösung. Da der Körper endlich ist, können wir alle Lösungen explizit angeben. Parameter Lösungsmenge µ = 0̄ {(x 1 , x 2 )} = {(1̄, 4̄)} µ = 1̄ {(x 1 , x 2 )} = {(2̄, 1̄)} µ = 2̄ {(x 1 , x 2 )} = {(0̄, 2̄)} µ = 3̄ ; µ = 4̄ {(x 1 , x 2 )} = {(3̄, 3̄)} Aufgabe 5 Rang einer linearen Abbildung [ca. 4 Punkte] Sei f : V −→ W eine K-lineare Abbildung zwischen zwei K-Vektorräumen mit rg f = n. (i) Zeigen Sie, dass dimK W ≥ n gilt. (ii) Zeigen Sie, dass dimK V ≥ n gilt. Lösung (i) Da rg f = dimK im f und im f ⊆ W ein Unterraum von W ist, so folgt dimK im f = n ≤ dimK W . Es müssen also mindestens n linear unabhängige Vektoren in W existieren. (ii) Mit der Dimensionsformel gilt dimK V = dimK ker f + dimK im f = dimK ker f + rg f = dimK ker f + n ≥ n Alternativ kann man das auch ‘zu Fuß’ beweisen. Da rg f = dimK im f = n, können wir n linear unabhängige Bildvektoren {b1 , . . . , bn } = { f (v1 ), . . . , f (vn )} finden, die die Urbilder {v1 , . . . , vn } haben. Wir zeigenPnun, dass die Urbilder {v1 , . . . , vn } ebenfalls linear unabhängig sein müssen. Sei n also v = j=1 α j v j eine Linearkombination der Urbildvektoren. Wir zeigen nun, dass aus Pn j=1 α j v j = 0 immer α j = 0 folgt, j = 1, . . . , n. n X α j v j = 0 ∈ V =⇒ f Pn j=1 α j v j = f (0) = 0 ∈ W j=1 Da f linear ist, können wir die Summe aus der Funktion ziehen. f n X α v = α j f (v j ) = 0 j=1 j j Pn j=1 Da die Bildvektoren { f (v j )}1≤ j≤n linear unabhängig sind, folgt sofort α j = 0 ∀ j = 1, . . . , n und die Urbilder sind ebenfalls linear unabhängig. Da V mindestens n linear unabhängige Vektoren besitzt, muss dimK V ≥ n gelten. Aufgabe 6 [ca. 4 Punkte] Es sei V ein K-Vektorraum und f : V −→ V ein Endomorphismus. Wie immer bezeichne f k für k ∈ N die k-malige Hintereinanderausführung von f und für k = 0 die Identität auf V . Zeigen Sie: ∀k ∈ N : f ker( f k ) ⊆ ker( f k−1 ) . (Hinweis: Es ist einfacher, diese Aussage nicht per Induktion zu beweisen.) Lösung Sei k ∈ N beliebig. Dann gilt für alle v ∈ V : v ∈ f ker ( f k ) ⇒ ∃ w ∈ ker ( f k ) : f (w) = v ⇒ ∃ w ∈ V : f k (w) = 0 ∧ f (w) = v ⇒ 0 = f k (w) = f k−1 ( f (w)) = f k−1 (v) ⇒ v ∈ ker ( f k−1 ) . Also ist f ker( f k ) ⊆ ker( f k−1 ). Da dies für alle k ∈ N zutrifft, ist die Aussage damit bewiesen. Aufgabe 7 [6 Punkte] Kreuzen Sie an, ob die nachfolgenden Aussagen wahr oder falsch sind. Begründungen sind nicht verlangt. (Für jedes richtige Kreuz gibt es 1 Punkt, für jedes falsche Kreuz 1 Punkt Abzug. Wenn Sie bei einer Aussage nichts ankreuzen, gibt es dafür 0 Punkte. Bei mehr falschen als richtigen Antworten wird die Aufgabe insgesamt mit 0 Punkten bewertet.) Es gibt genau eine lineare Abbildung f : R3 → R2 mit f (−3, 1, 4) = (1, 2) und f (2, 2, 0) = (0, 1). wahr falsch Sind R1 und R2 Äquivalenzrelationen auf einer Menge M , so wird auch durch wahr falsch wahr falsch wahr falsch wahr falsch wahr falsch xR y :⇔ xR1 y ∨ xR2 y (x, y ∈ M ) eine Äquivalenzrelation auf M definiert. −1 0 1 Die Matrix −1 1 0 hat über allen Körpern denselben Rang. 1 1 −1 Im Vektorraum der 2 × 2-Matrizen über einem Körper K ist ab ∈ M2 (K) : a + b − c = 0 cd ein Untervektorraum. Ist U ein Untervektorraum eines K-Vektorraums V , so gilt für alle v, w ∈ V : v ∈ U ∧ w 6∈ U ⇒ v + w 6∈ U . Für Abbildungen ϕ : X → Y und ψ : Y → Z zwischen Mengen gilt: ψ ◦ ϕ bijektiv ⇒ ψ injektiv ∧ ϕ surjektiv Lösung Es gibt genau eine lineare Abbildung f : R3 → R2 mit f (−3, 1, 4) = (1, 2) und f (2, 2, 0) = (0, 1). wahr × falsch Begründung (nicht gefordert): Eine lineare Abbildung ist durch die Bilder einer Basis des Urbildraums eindeutig bestimmt. Ergänzt man (−3, 1, 4) und (2, 2, 0) durch einen Vektor u zu einer Basis des R3 , so werden durch je zwei verschiedene Bilder f (u) zwei verschiedene lineare Abbildungen mit der obigen Eigenschaft festgelegt. (Es gibt also unendlich viele davon.) Sind R1 und R2 Äquivalenzrelationen auf einer Menge M , so wird auch durch xR y :⇔ xR1 y ∨ xR2 y wahr × falsch (x, y ∈ M ) eine Äquivalenzrelation auf M definiert. Begründung (nicht gefordert): R ist im Allgemeinen nicht transitiv. Gegenbeispiel: sei M= {a, b, c} mit den R1 -Äquivalenzklassen {a, b}, {c} und den R2 -Äquivalenzklassen {a}, {b, c} . Dann ist aRb (weil aR1 b) und bRc (weil bR2 c), aber aR 6 c (da weder aR1 c noch aR2 c). −1 0 1 Die Matrix −1 1 0 hat über allen Körpern denselben Rang. 1 1 −1 × wahr falsch Begründung (nicht gefordert): Über jedem Körper liefert z.B. Addieren der dritten Zeile zur ersten die Matrix −1 0 1 −1 1 0 , 1 1 −1 und hier kann man an den Spalten den Rang 3 ablesen. (In jedem Körper sind 1 und −1 ungleich 0.) Alternativ kann man die Determinante berechnen, die ist nämlich −1. Da in jedem Körper −1 invertierbar ist, muss auch die Matrix invertierbar sein und deren Rang ist 3. Im Vektorraum der 2 × 2-Matrizen über einem Körper K ist ab ∈ M2 (K) : a + b − c = 0 cd × wahr falsch ein Untervektorraum. Begründung (nicht gefordert): Die Menge enthält die Nullmatrix (ist also insbesondere nicht leer) und ist abgeschlossen gegenüber Addition von Negativen und Multiplikation mit Skalaren. Ist U ein Untervektorraum eines K-Vektorraums V , so gilt für alle v, w ∈ V : × wahr falsch v ∈ U ∧ w 6∈ U ⇒ v + w 6∈ U . Begründung (nicht gefordert): Angenommen, die Aussage wäre falsch. Dann gäbe es v ∈ U, w ∈ V \ U mit v + w ∈ U. Nach den Unterraumeigenschaften folgte w = (v + w) − v ∈ U, Widerspruch! Für Menge X , Y, Z und Abbildungen ϕ : X → Y und ψ : Y → Z gilt: ψ ◦ ϕ bijektiv ⇒ ψ injektiv ∧ ϕ surjektiv wahr × falsch Begründung (nicht gefordert): Als Gegenbeispiel nehme man etwa X , Z := {1} und Y := N und für ϕ und ψ jeweils die passende konstante Abbildung auf 1. Dann ist ψ ◦ ϕ = id{1} bijektiv, aber weder ψ injektiv noch ϕ surjektiv.