Gerd Herold Innere Medizin - Ausgabe 2013 Reading excerpt Innere Medizin - Ausgabe 2013 of Gerd Herold Publisher: Herold Verlag http://www.narayana-verlag.com/b13533 In the Narayana webshop you can find all english books on homeopathy, alternative medicine and a healthy life. Copying excerpts is not permitted. Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, D-79400 Kandern, Germany Tel. +49 7626 9749 700 Email [email protected] http://www.narayana-verlag.com HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN (HRS)] [149.9] Herzrhythmusstörungen kommen bei organisch Gesunden vor oder können Folge einer kardialen oder extrakardialen Krankheit bzw. Störung sein. Das Ekg liefert zusammen mit der Historie der HRS und der Erfassung von kardialen und extrakardialen Erkrankungen die Grundlage für die Erkennung der Ursache. Diese wiederum ist die Voraussetzung für symptomatische und kausale Behandlung sowie Einschätzung der individuellen Prognose. Ät.: 1. Myokardiale Ursachen: - Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt - Myokarditis und Kardiomyopathien 2. Hämodynamische Ursachen: - Volumenbelastung des Herzens: Vitien mit Klappeninsuffizienz oder Shunt - Druckbelastung des Herzens, arterielle oder pulmonale Hypertonie, Klappenstenose, Ausflusstraktstenose, HOCM 3. Extrakardiale Ursachen, z.B. - Psychovegetative Faktoren - Elektrolytstörungen (Kalium, Kalzium, bes. Hypokaliämie) - Hyperthyreose - Hypoxie - Medikamente (z.B. Herzglykoside, Antiarrhythmika, trizyklische Antidepressiva u.a.) - Alkohol, Coffein, Drogen, Toxine - Hyperreaktiver Karotissinus - Meteorismus mit Zwerchfellhochstand (Roemheld-Syndrom) KL.: 1. Subjektive Beschwerden: Leichte und/oder gelegentliche HRS werden von vielen Patienten überhaupt nicht wahrgenommen, andere Patienten klagen über: - Herzstolpern (Palpitationen), Aussetzen des Herzens (z.B. bei Extrasystolie) - Herzrasen bei Tachykardie/Tachyarrhythmie 2. Objektive Symptome durch Verminderung des Herzzeitvolumens: Während gesunde Menschen Schwankungen der Herzfrequenz zwischen 407min und 160/min (und mehr) problemlos tolerieren, kann es bei Patienten mit vorbestehender Herzinsuffizienz oder Stenosen der Herzkranz- und Hirnarterien bereits bei Frequenzen > 130/Min. zu klinischen Beschwerden kommen: - Zerebral: Benommenheit, Schwindel, Synkopen, Verwirrtheitszustände, epileptiforme Krämpfe, passagere Seh- oder Sprachstörungen, Hirninfarkt - Kardial: Angina pectoris, Verschlechterung einer vorbestehenden Herzinsuffizienz, Herzinfarkt - Generalisiert: Kardiogener Schock, plötzlicher Herztod (> 60 % aller kardialen Todesfälle) 3. Arterielle Embolien bei Ablösung kardialer Thromben, insbes. bei Vorhofflimmern: Ca. 20 % aller Schlaganfälle sind verursacht durch Vorhofflimmern! Di.: • Anamnese und klinische Untersuchung (Puls- und Herzfrequenz mindestens 1 Minute lang auszählen ->• Vergleich von simultan palpierter Puls- und im Ekg aufgezeichneter Herzfrequenz zur Bestimmung eines Pulsdefizites) • Ruhe-Ekq (25 mm/sek) mit langem Streifen (10 mm/sek) • Langzeit-Ekg (Erfassung intermittierender HRS, Quantifizierung von HRS) • Eventrekorder: Erfassung sporadischer HRS; Zuordnung subjektiver Beschwerden des Patien ten (Herzrasen, Herzstolpern, Schwindel u.a.) zu eventuellen Rhythmusstörungen. Telemedizinische Weiterleitung möglich. • Ergometrie (Erfassung belastungsabhängiger HRS, Prüfung des Frequenzverhaltens unter Belastung: Ungenügender Frequenzanstieg bei krankem Sinusknoten) • Pharmakologische Tests (z.B. Ajmalin-Test bei Verdacht auf Brugada-Syndrom) • Invasive Diagnostik (Elektrophvsiologie): Programmierte Stimulation (mit verschiedenen Basiszykluslängen und vorzeitiger Einzelstimulation = simulierte Extrasystole) a)Atriale Stimulation: • Erfassung einer akzessorischen Leitungsbahn (WPW-Syndrom, Mahaim-Faser) • Refraktärzeitbestimmung von Vorhof, AV-Knoten und ggf. akzessorischen Bündeln • Diagnostik supraventrikulärer Tachykardien b)Ventrikuläre Stimulation: • Erfassung einer verborgenen akzessorischen Leitungsbahn • Refraktärzeitbestimmung von Ventrikel, AV-Knoten und ggf. akzessorischen Bündeln • Induktion von ventrikulären Reentrytachykardien -265- Leseprobe von Gerd Herold „Innere Medizin - Ausgabe 2013“ Herausgeber: Herold Verlag Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 • Überprüfung/lnduzierbarkeit hämodynamisch intolerabler Kammertachykardien/Kammerflimmern (Risikostratifikation für selektive Patientengruppen zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit, einen plötzlichen Herztod zu erleiden) • Passive intrakardiale Ableitung: His-Bündel-Ekg: Bestimmung der A-H-Zeit (AV-Knoten) und der H-V-Zeit (distales spezifisches Reizleitungssystem) Th.: Antiarrhvthmische Therapie: 1. Kausale Behandlung 2. Symptomatische Behandlung: a) Allgemeinmaßnahmen (Beruhigung, ggf. Sedierung, ev. Vagusreiz, ev. Bettruhe und 02Gabe u.a.) b) Antiarrhvthmische Behandlung: • Antiarrhythmika - Elektrotherapie - Katheterabiation • Antiarrhythmische Kardiochirurgie Einige Regeln: • Arrhythmieverdächtige Beschwerden durch Langzeit-Ekg objektivieren. • Herzrhythmusstörungen haben bei Herzgesunden in der Regel eine günstige Prognose, die Behand lungsindikation richtet sich wesentlich nach der Symptomatik. Sie können jedoch bei längerer Dauei (Stunden, Tage) subjektiv belastend/unangenehm sein und bei Vorliegen von Begleiterkrankungen zu schweren Symptomen führen. • Keine "Ekg-Kosmetik" betreiben! Behandlunqsindikationen: 1. Ausgeprägte Symptomatik, beeinträchtigte Hämodynamik (Tachykardien und Bradykardien mit absinkendem HZV) 2. Gefahr/Vorliegen einer tachvkardieinduzierten Kardiomvopathie 3. Erhöhtes Risiko eines plötzlichen Herztodes bei - Zustand nach Reanimation bei Kammerflimmern; schnelle ventrikuläre Tachykardien - Ventrikuläre Herzrhythmusstörungen bei Patienten mit schweren myokardialen Grunderkran kungen und Einschränkung der linksventrikulären Pumpfunktion • Wichtigste Maßnahme bei Herzrhvthmusstörungen ist die kausale Behandlung. z.B. einer KHK, einer Myokarditis, einer Herzinsuffizienz. • Sind Herzrhythmusstörungen Folge einer extrakardialen Störung, so muss diese primär beseitigt werden (z.B. Elektrolytstörungen, Hyperthyreose, Digitalisintoxikation). • Nebenwirkungen der Antiarrhythmika gegen Nutzen abwägen! Die CAST-Studie (Cardiac Arrhythmia Suppression Trial) hat gezeigt, dass Antiarrhythmika der Klasse IC (z.B. Flecainid) die Prognose von Patienten mit Zustand nach Herzinfarkt verschlechtern, dadurch dass die Antiarrhythmika selber Herzrhythmusstörungen verursachen = proarrhythmische Effekte. Auch andere Antiarrhythmika der Klasse I können proarrhythmische Effekte entfalten, insbesondere bei Patienten mit strukturellen Herzerkrankungen. Proarrhythmische NW können auch bei Klasse III-Antiarrhythmika auftreten bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz (NYHA III, IV). Deshalb bieten auch diese Medikamente (Sotalol, Amiodaron) keinen prognostischen Vorteil. Es wurde bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz sogar Pro gnoseverschlechterung beobachtet. Da hinsichtlich der Mortalitätsrate ein Nutzen einer Antiarrhvthmikatherapie nicht besteht und die GAST- und SWORD-Studie sogar Prognoseverschlechterung bei Postinfarktpatienten zeigte, besteht aus prognostischer Sicht grundsätzlich keine Indikation für eine Langzeittherapie mit Antiarrhythmika mit Ausnahme der Betablocker. Bei erhöhtem Risiko eines Kammerflimmerns sollten nichtmedikamentöse Therapiealternativen eingesetzt werden (implantierbarer Cardioverter/Defibrillator = ICD, Katheterabiation, Rhythmuschirurgie). • Nebenwirkungen der Antiarrhvthmika beachten! Ältere Patienten sind bes. empfindlich gegenüber Nebenwirkungen. Bei manifester Herzinsuffizienz negativ inotrope Wirkung der Antiarrhythmika berücksichtigen! Sick-sinus-Syndrom und AV-Block > 1° sind ohne prophylaktischen Schrittmacheieinsatz meist Kontraindikationen für Antiarrhythmika. Antiarrhythmika müssen abgesetzt oder ausge tauscht werden, wenn unter der Behandlung eine Zunahme von Rhythmusstörungen erkennbar ist oder wenn die QT-Dauer (> 120 %) oder die QRS-Dauer (> 125 %) zunehmen. • Neueinstellung mit Antiarrhvthmika möglichst nur stationär unter Monitorüberwachung: Kalium, Mag nesium und QTc-Zeit f= freguenzkorrigierte QT-Zeit) müssen normal sein! Hypokaliämie /-magnesiämie sowie verlängerte QTc-Zeit sind Kontraindikationen (hohes Risiko für Proarrhythmien bis zum Kammerflimmern!). • Grundsätzlich nur ein Antiarrhvthmikum einsetzen: bei Kombination von 2 Antiarrhythmika kann es zu gefährlichen Summationseffekten kommen! • I.v.-Anwendung von Antiarrhythmika sehr langsam (5 - 10 Minuten) unter Ekg-Kontrolle. -266- Leseprobe von Gerd Herold „Innere Medizin - Ausgabe 2013“ Herausgeber: Herold Verlag Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 SEPSIS] [A41.9] Internet-Links: www.sepsis-gesellschaft.de → S2-Leitlinie (Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge der Sepsis) Ep.: Sepsis: 110/100.000/J. Ät.: Auslöser einer Sepsis ist eine bakterielle Infektion bzw. ein bakterieller Fokus (pulmonale Infektionen ~ 40 %, abdominelle Infektionen - 30 %, urogenitale Infektionen ~ 10 %, intravasale infizierte Katheter ~ 5 %, andere Ursachen- 15 %). Fulminante Verlaufsformen der Sepsis: • Meningokokkensepsis oder Waterhouse-Friderichsen-Svndrom (oft mit bilateralen Nebennierenblutungen, petechialen Hautblutungen und Verbrauchskoagulopathie) • Sepsis nach Splenektomie (siehe OPSI-Syndrom • Toxic shock syndrome (TSS) - Staphylokokken-assoziiertes TSS durch TSS-Toxin 1 bei vaginalen Infektionen, z.B. durch Tampons: „tamponassoziiertes Schocksyndrom" (Bildung von Exotoxin C und Enterotoxin F); gynäkologisches Konsil - Streptokokken-assoziiertes TSS durch Enterotoxine von Bakterien der Gruppe A-Streptokokken (GAS) bei nekrotisierender Fasziitis oder Myositis; chirurgisches Konsil Diagnosekriterien für Sepsis, schwere Sepsis und septischen Schock entsprechend den ACCP/SCCM Konsensus-Konferenz- Kriterien: 1. Nachweis der Infektion Diagnose einer Infektion über den mikrobiologischen Nachweis oder durch klinische Kriterien 2. Severe inflammatory response svndrome (SIRS) (mind. 2 Kriterien) • Fieber (> 38°C) oder Hypothermie (< 36°C): Rektale oder intravasale Messung • Tachykardie: Herzfrequenz > 90/min • Tachypnoe (Frequenz > 20/min.) oder Hyperventilation (PaCO2 < 4,3 kPa/< 33 mm Hg) • Leukozytose (> 12.000/mm3) oder Leukopenie (<4.000/mm3) oder > 10 % unreife Neutrophile im Differenzialblutbild 3. Akute Orqandysfunktion (mind. 1 Kriterium) • Akute Enzephalopathie: Eingeschränkte Vigilanz, Desorientiertheit, Unruhe, Delirium • Relative oder absolute Thrombozytopenie: Abfall der Thrombozyten um mehr als 30 % 3 innerhalb von 24 Stunden oder Thrombozytenzahl < 100.000/mm . Eine Thrombozytopenie durch akute Blutung oder immunologische Ursachen muss ausgeschlossen sein. • Arterielle Hypoxämie: PaO2 < 10 kPa (<75 mm Hg) unter Raumluft oder ein PaO2/Fi02Verhältnis von < 33 kPa (< 250 mm Hg) unter Sauerstoffapplikation. Eine manifeste Herzoder Lungenerkrankung muss als Ursache der Hypoxämie ausgeschlossen sein. • Renale Dysfunktion: Eine Diurese von < 0.5 ml/kg/h für wenigstens 2 Stunden trotz ausreichender Volumensubstitution und/oder ein Anstieg des Serumkreatinins > 2 x oberhalb des Referenzbereiches • Metabolische Azidose: Base Excess <, -5 mmol/l oder eine Laktatkonzentration > 1,5 x oberhalb des lokal üblichen Referenzbereiches Sepsis: Kriterien 1 und 2 Schwere Sepsis: Kriterien 1, 2 und 3 Septischer Schock: Kriterien 1 und 2 sowie für wenigstens 1 Stunde ein systolischer arterieller Blutdruck < 90 mm Hg bzw. ein mittlerer arterieller Blutdruck < 65 mm Hg oder notwendiger Vasopressoreinsatz, um den systolischen arteriellen Blutdruck > 90 mm Hg oder den arteriellen Mitteldruck 2 65 mm Hg zu halten. Die Hypotonie besteht trotz adäquater Volumengabe und ist nicht durch andere Ursachen zu erklären. Di.: > Nachweis einer bakteriellen Infektion: • Gewinnung von geeigneten Material zur mikrobiologischen Untersuchung (keine wesentliche Verzögerung der Verabreichung der Antibiotika) • Abnahme von zwei oder mehr Blutkulturen (am besten perkutane Punktion): Aerobe + anaerobe Flasche verwenden. • Eine Blutkultur aus jedem Gefäßzugang, der länger als 48 h liegt • Schnellstmögliche Abnahme vor Start der antimikrobiellen Therapie • Bildgebende Diagnostik ohne wesentliche Verzögerung des Therapiebeginns > Entzündunqsparameter: - Leukozytose oder Linksverschiebung oder Leukopenie - CRP/Procalcitonin t (> 2 x über Normwert) -326- Leseprobe von Gerd Herold „Innere Medizin - Ausgabe 2013“ Herausgeber: Herold Verlag Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 > Hämodvnamische Parameter: - RR < 90 oder MAP < 70 mm Hg -SvO2 < 70% - Hl (= Herzindex) < 3,5 l/min/m2 > Organdvsfunktion: - Hypoxämie paO2/FiÖ2 < 300 mm Hg - Oligurie < 0,5 ml/kg/h - Kreatininanstieg > 0,5 mg/dl - Gerinnungsstörung INR > 1,5 - Thrombozyten < 105.000/ul - Paralytischer Heus, Bilirubin > 4 mg/dl > Perfusionsparameter: - Metabolische Azidose - Kapillarreperfusion oder marmorierte Haut 2 hämodvnamische Formen des septischen Schocks: • Hyperdyname Form (Frühphase>: - Peripherer Widerstand ↓ - Arteriovenöse Differenz des O2-Gehaltes ↓↑ - Warme, trockene Haut, rosiges Aussehen - Blutdruck und ZVD normal oder leicht erniedrigt • Hvpodvname Form: - Peripherer Gefäßwiderstand ↑ - Arteriovenöse Differenz des Cte-Gehaltes ↑ - Blutdruck, ZVD, Diurese ↓, Tachykardie - Blasse, feucht-kühle Haut wie bei hypovolämischem Schock Th.: Auf Intensivstation; Basisüberwachung (siehe Kap. Schock) 1) Kausale Therapie: • » Antimikrobielle Therapie nach Leitlinien: - Frühzeitige i.v.-kalkulierte Therapie, am besten innerhalb 1 h nach Diagnosestellung einer schweren Sepsis bzw. septischen Schockes (pro Stunde Verzögerung steigt die Letalität um 7 %) - Breitspektrum-Antibiptikum - Evaluierung des Antibiotikaregimes - Erwägung einer Kombination bei Pseudomonas, bei neutrqpenischen Patienten - Kombinationstherapie für max. 3 - 5 Tage, dann Deeskalation nach Empfindlichkeit - Dauer nach klinischer Reaktion, aber im Allgemeinen nicht länger als 7 -10 Tage • Chirurgische Herdsanierunq (frühzeitig!) Infektfokus: Atemwege (Pneumonie, Lungenabszess u.a.), intraabdominal (Pankreatitis, Cholezystitis, Divertikulitis u.a.), Weichteilgewebe (nekrotisierende Fasziitis), Fremdmaterial (Endoprothesen, Osteosynthesematerial, IUP), Urogenitaltrakt (Harnblasenkatheter), Meningitis, Hirnabszess, Endokarditis, Gefäßzugänge, Zahninfektionen. Entfernung von Gefäßzugängen bei potenzieller katheterassoziierter Infektion, Sono- oder CT-gesteuerte Punktion und Drainage von Abszessen (ubi pus ibi evacue!), Wunderöffnung und Nekrosektomie, Entfernung von infizierten Implantaten, Amputation, bei akutem Abdomen Laparotomie/Laparoskopie u.a. • Supportive Therapie: Hämodvnamische Stabilisierung (innerhalb ersten 6h) - Volumen-/Flüssigkeitsgabe bei Hypotension, Substitution von Ery-Konzentraten bei schwe rer Anämie - Ziele der Flüssigkeitsgabe: ZVD 8 -12 mm Hg, MAP > 65 mm Hg, Urinausscheidung > 0,5 ml/kg/h, zentralvenöse O2-Sättigung > 70 % oder gemischtvenöse O2-Sättigung > 65 %; Laktat < 1,5 mmol/l bzw. fallende Laktatwerte - Falls keine Kreislaufstabilisierung durch Flüssigkeitsgabe möglich ist, zusätzlicher Einsatz von Vasopressoren (z.B. Noradrenalin) Kontrolle des Blutzuckers und Säure-Basen-Status Sedierunq/Analgesie nach Bedarf, ev. Ulkusprophylaxe Thromboseprophvlaxe (Iow dose heparin) unter Beachtung von NW + Kl Beatmung bei sepsisinduziertem ALI/ARDS (siehe dort) Nierenersatztherapie bei Nierenversagen Ernährung: Enterale Ernährung bevorzugt. Parenterale Ernährung, wenn diese auch unter Verwendung eines jejunalen Zugangs nicht toleriert wird oder bei Kl gegen enterale Ernährung. Prg.: Letalität der schweren Sepsis bis 55 %; des septischen Schocks bis 60 % Jeder Zeitverlust vor Beginn einer effektiven Therapie verschlechtert die Prognose! -327- Leseprobe von Gerd Herold „Innere Medizin - Ausgabe 2013“ Herausgeber: Herold Verlag Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Ö S O P H A G U S LEITSYMPTOME BEI ÖSOPHAGUSKRANKHEITEN PPh: Der Schluckakt geschieht in 3 Phasen: 1. Orale Phase: Willkürliche Bolusbeförderung im Oropharynx bis zum Auslösen des Schluckreflexes 2. Pharyngeale Phase: Unwillkürliche Bolusbeförderung vom Pharynx in den Ösophagus 3. Osophagusphase: Unwillkürlicher peristaltischer Bolustransport durch den Ösophagus und den unteren Ösophagussphinkter (UÖS) in den Magen 1. Schluckstörung [R13.9]: Def: Dvsphagie: Schmerzlose Schluckstörung mit Passagestörung Odvnophagie: Schluckstörung mit Schmerzen Aphagie: Unvermögen zu schlucken bei komplettem Passagehindernis Wichtigste Komplikation einer Schluckstörung ist die Aspiration! Ursachen einer Dysphaqie (systematische Aufzählung): A) Oropharyngeale (= oroösophageale) Dysphagie: Transport der Speise aus dem Rachen in die Speiseröhre gestört mit nasaler Regurgitation und rezidivierenden Aspirationen. • Erkrankungen im Oropharvnx: Entzündungen, Abszess, Tumor •Zentralnervöse Störungen = neuroqene Dvsphagie (z.B. nach Schlaganfall, bes. bei Hirnstammbeteiligung, Parkinson-Syndrom, multiple Sklerose, Schädel-Hirn-Traumata u.a.), neuromuskuläre Erkrankungen (z.B. Myasthenie, erbliche Erkrankungen u.a.) • Altersbedingte Motilitätsstörungen (Presbyphagie) B) Ösophageale Dvsphagie mit Gefühl, dass ein Bissen in der Speiseröhre stecken bleibt: • Anatomische Veränderungen: Tumoren, Stenosen, Osophagusdivertikel u.a. • Gastroösophageale Refluxkrankheit mit Komplikationen, z.B. Schatzki-Ring • Motilitätsstörungen: Acnalasie, Sklerodermie, hypermotiler Ösophagus u.a. Ursachen einer Dvsphagie (nach der Häufigkeit): • Häufige Ursachen im Alter > 45 J.: Ösophaguskarzinom mit progressiver Dysphagie, neurogene Dysphagien (s.o.) • Häufige Ursachen bei jüngeren Patienten < 45 J.: Refluxösophagitis und Motilitätsstörungen, insbes. der hyperkontraktile Nussknacker-Osophagus •Weitere Ursachen: Divertikel, Fremdkörper, Verbrennungen, Verätzungen, Narbenstrikturen und Stenosen, Ösophageale Webs = Membranen im oberen Drittel der Speiseröhre; Schatzki-Ring = verengter Oberrand einer Hiatushernie •* ev. Bolusobstruktion (= Steakhouse-Syndrom); Achalasie, Sklerodermie, Malignom im Hypopharynx oder Mediastinum, retrosternale Struma, eosinophile Ösophagitis, Zustand nach Schlaganfall, Parkinson-Syndrom, neuromuskuläre Erkrankungen, Aortenaneurysma, Dysphagia lusoria (abnorm kreuzende A. subclavia dextra), Tollwut, Tetanus, Plummer-Vinson-Syndrom bei Eisenmangel. • Nach Ausschluss aller organischen Ursachen: Globusgefühl [F45.81: = Würgendes Enge-/ Fremd körpergefühl im Schlund-/Jugulumbereich; Schlucken bringt momentane Erleichterung. Urs: psychosomatisch. 2. Erbrechen (Emesis): Via Brechzentrum oder Chemorezeptor-Triggerzone kann durch zentrale oder viszerale Reize Übelkeit (Nausea) und Erbrechen (Emesis) ausgelöst werden; Ursachen: siehe unten, meist nicht durch Ösophaguserkrankungen ausgelöst. 3. Requrgitation ist im Gegensatz zum Erbrechen eine passive, retrograde Bewegung von ösopha gus- oder Mageninhalt ohne Steuerung über Brechzentrum oder Chemorezeptor-Triggerzone (z.B. Refluxkrankheit, Stenosen div. Ursache, Achalasie, Zenker-Divertikel u.a.) 4. Sodbrennen: Refluxkrankheit 5. Retrosternaler Schmerz: Refluxösophagitis, Ösophaguspasmen, Boerhaave-Syndrom (DP: Koro nare Herzkrankheit!) 6. Husten: Durch Refluxkrankheit (am häufigsten); Aspiration bei neuromuskulären Erkrankungen, Achalasie, ösophagotrachealer Fistel DL: • Inspektion des Oropharynx • Endoskopie (ÖGD) mit Biopsien und ggf. Endosonografie • Rö • ntgenbreischluck des Ösophagus mit wasserlöslichem Kontrastmittel - Ind: Weiterführende Diagnostik bei Dysphagie; ev. Kinematografie bei speziellen Fragestellungen. • FEES: „fiberendoscopic examination of swallowing" (HNO oder Neurologie) • Ergänzende Spezialdiagnostik bei unklaren Fällen: Ösophagusmanometrie, 24 h-pH-Metrie -431 - Leseprobe von Gerd Herold „Innere Medizin - Ausgabe 2013“ Herausgeber: Herold Verlag Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Gerd Herold Innere Medizin - Ausgabe 2013 988 pages, pb publication 2012 More books on homeopathy, alternative medicine and a healthy life www.narayana-verlag.com