Diabetes (Sendungen im MDR, RBB, HR und BR) INHALTSVERZEICHNIS: Allgemeines Definition von Diabetes mellitus Stents bei diabetischem Fuß Warnzeichen für Diabetes Diagnose auf gut eingestellte Diabetes Kids-Kurse Insulinanaloga oder Humaninsulin Gentest zur Augendiagnostik Schlimme Folgen von Diabetes Anders heilen: Sport für Diabetiker Transplantation Neuartiger Urintest Neue Strategien gegen Folgeschäden Früherkennung Für Diabetiker geeignet ? Früherkennung Chines. Medizin (TCM) Risikotest und Vorsorgepaket Rezepte Literatur Adressen NACHTRÄGE: Neueste Forschungsergebnisse (BR) Angriff auf Augen, Herz und Nieren (MDR) Diabetischer Schock (RBB) Analog- versus Humaninsulin (BR 13.7.2010) Zucker im Griff (HR 23.9.2010) Leben mit Diabetes (WDR 25.10.2010) Neues aus der Forschung (RBB 10.11.2010) Hafer-Diät gegen Diabetes (NDR 30.11.2010) 1 2 4 5 5 6 6 7 7 9 10 11 11 14 11 12 15 15 16 18 19 19 22 26 27 28 35 38 38 Allgemeines Experten gehen für Deutschland von fünf bis sechs Millionen Personen mit Diabetes aus. Viele Erkrankte wissen gar nicht, dass sie bereits einen Diabetes haben. Betroffenen drohen dramatische Folgen: Amputationen, Erblindung, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wir erklären Risikofaktoren und stellen Behandlungsmethoden und Forschungen vor. Karl Moik engagiert sich für Menschen mit Diabetes Bei vielen wird die Diagnose Diabetes nur durch Zufall gestellt. So war es auch bei Moderator und Entertainer Karl Moik. Bei dem Besuch eines Freundes im Krankenhaus ließ er sich vor zehn Jahren zu einem Blutzuckertest überreden. Heute engagiert sich Karl Moik selbst für Menschen mit dieser Stoffwechselerkrankung - als prominenter Botschafter der Stiftung "Chance bei Diabetes", einer Tochter der Deutschen Diabetesstiftung. Seite 1 von 39 Wie das Beispiel von Karl Moik zeigt, ist die Diagnose oftmals purer Zufall. Experten schätzen, dass auf je zwei Diabetiker ein nicht erkannter Fall kommt. Denn bis zu zehn Jahre ohne jegliche Beschwerden können vergehen, bis die Krankheit bemerkt wird. Aber auch nach der Diagnose wird die Erkrankung oft unterschätzt. Das hat auch Karl Moik am eigenen Leib erfahren müssen. Seinen hektischen und ungesunden Lebensstil änderte er nicht. Schlechte Blutzuckerwerte versuchte er sporadisch mit Tabletten beizukommen. Erst ein akutes Herzproblem, in dessen Folge drei Bypässe gelegt wurden und ein gefährliches Nierenversagen brachten einen Sinneswandel. Mit gesunder Ernährung, viel Bewegung und konsequenter Blutzuckerkontrolle steuert er heute dem Diabetes entgegen. Und er nutzt seine Popularität für die Stiftung "Chance bei Diabetes", um auch andere Diabetiker zu einem bewussten Umgang mit ihrer Situation zu motivieren. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Diabetes Typ 2 auch mit Hilfe nicht-medikamentöser Maßnahmen zu begegnen. Dies ist schon durch kleine Veränderungen im Tagesablauf möglich: Täglich 15 bis 30 Minuten leichte bis mittel belastende Bewegung, z. B. Radeln, Schwimmen, Wandern, Walken usw. - Umstellung der Ernährung auf mehr Gemüse, Salate, Obst, Vollkorn-Produkte - Übergewicht abbauen: Zielwert ein BMI unter 25. Die Stiftung "Chance bei Diabetes", für die Karl Moik Botschafter ist, hat auch eine Broschüre herausgebracht. Darin enthalten sind viele Tipps zur Ernährung, Bewegung und ein Mess-Tagebuch. Anfordern können Interessenten das Heft bei der Deutschen Diabetes Stiftung unter der Rufnummer 01805 710712 (12 Cent / Minute aus dem Festnetz der Deutschen Telekom), Montag bis Freitag von 14:00 bis 16:00 Uhr. Diabetes, früher als Alterserscheinung abgetan, ist mittlerweile eine weltweite Epidemie. Derzeit stirbt weltweit alle zehn Sekunden ein Mensch aufgrund von Diabetes, alle 30 Sekunden werden Patienten Gliedmaßen amputiert. Was kann bei solch alarmierenden Fakten die Medizin im 21. Jahrhundert erreichen? Zitat: von Prof. Dr. med. Michael Stumvoll, Universitätsklinikum Leipzig: "Typ2-Diabetes gehört sicher zu den größten Volkskrankheiten, mit denen wir im 21. Jahrhundert zu tun haben und zu tun haben werden. Die Zunahmeraten sind dramatisch, die Kosten für das Gesundheitssystem ebenfalls. Die medizinischen Probleme werden sehr viele Menschen in Deutschland und mehr noch in anderen Ländern dieser Erde - betreffen." Dritte-Welt- und Schwellenländer besonders betroffen Auf manchen Kontinenten werden die Zahlen der Typ2-Diabetes-Patienten geradezu explodieren. Vor allem in Schwellenländern wie in Asien. Bemerkenswert: In entwickelten Industrieländern fallen die Zuwächse nicht so dramatisch aus. Ganz im Gegensatz zu Dritte-Welt-Staaten, etwa in Afrika, wo durch die Globalisierung zunehmend der dominante westliche Lebensstil Einzug hält. In Nordamerika gehören hohe Patientenzahlen seit langem zum Alltag. Aborigines - ein bedrohtes Volk Die Ureinwohner Australiens, die Aborigines, sterben häufiger und früher an den großen Volkskrankheiten, die sie früher nicht kannten. Während ein Australier im Durchschnitt 75 Jahre alt wird, sterben die Aborigines 20 Jahre früher. Hoher Blutdruck, Herzerkrankungen, Nierenversagen – das Grundproblem dafür ist meist die Zuckerkrankheit: Bis zu 25 Prozent der erwachsenen Aborigines leiden an Diabetes. Westliche Lebensformen, besonders die Ernährung, sind mitverantwortlich für den steilen Anstieg der Diabeteserkrankungen. Ungesundes Fast-Food-Essen und mangelnde Bewegung führt bei den Ureinwohnern noch weitaus schneller zu gefährlichen Komplikationen als bei Europäern und Amerikanern . Was ist Diabetes mellitus ? Seite 2 von 39 Diabetes mellitus beschreibt eine chronische Stoffwechselerkrankung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass zuviel Zucker (Glukose) im Blut zirkuliert, weil das Hormon Insulin als "Glukoseverwerter" entweder gar nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung steht bzw. ungenügend wirkt. Das Immunsystem attackiert nämlich irrtümlich die Bauchspeicheldrüse, sodass diese die Fähigkeit zur Insulinproduktion verliert. Diese Diabetesform ist vermutlich überwiegend anlagebedingt. Unbehandelt sind schwere Komplikationen die Folge: gefährlicher Blutzuckeranstieg, Übersäuerung des Blutes, fortschreitende Gewichtsabnahme, Amputationen, Erblindung, Bewusstlosigkeit und der Tod. Kohlehydrate, die wir mit der Nahrung aufnehmen, werden im Verdauungstrakt zu Zucker zerlegt und gelangen über den Blutkreislauf zu den Zellen, die so mit Energie versorgt werden. Eine wesentliche Rolle dabei spielt die Bauchspeicheldrüse. Sie produziert Insulin, das wie ein Schlüssel den Zugang des Zuckers zu den Zellen ermöglicht. Ist dieser Mechanismus gestört, spricht man von Diabetes. Ein Name - zwei Krankheiten Bei Diabetes mellitus Typ 1 (beginnt meist im Kindes-, Jugend- oder früheren Erwachsenenalter) produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar kein Insulin. Neue Forschungsprojekte zu Diabetes Typ I Von Diabetes Typ I sind bereits Kinder betroffen. Die Ursachen von Diabetes I sind ungeklärt. Bekannt ist, dass bestimmte Gene das Risiko dafür erhöhen. Offenbar spielen aber auch äußere Faktoren wie etwa die Nahrung oder bestimmte Umwelteinflüsse eine Rolle. Dafür spricht unter anderem, dass von Jahr zu Jahr mehr Fälle dieser bereits Kinder betreffenden Diabetesform auftreten. Um ein genaueres Bild zu erhalten, werden zwei internationale Studien, an denen auch deutsche Einrichtungen beteiligt sind, durchgeführt. Suche nach Umwelteinflüssen Bei der "TEDDY-Studie" werden mögliche Einflüsse aus der Umwelt bei Kindern erforscht. Dazu wird in einer ersten Phase Säuglingen Blut entnommen und auf entsprechende Vererbungsmerkmale untersucht. In einer weiteren Phase werden Informationen über die Ernährung des Kindes, mögliche Erkrankungen oder psychische Belastungen gesammelt. Außerdem werden Blut und Stuhl auf Antikörper untersucht, sodass eine mögliche Diabetes-1-Erkrankung, die sonst lange Zeit unentdeckt bliebe, frühzeitig festgestellt und behandelt werden kann. Mit Insulin vorbeugen Im Rahmen des zweiten Projekts, der "Pre-POINT-Studie", wird versucht, mit einer Art Impfung den Ausbruch der Erkrankung bei gefährdeten Kindern zu verhindern. Die Grundidee: Da bei Diabetes I das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen angreift, könnte es eine Möglichkeit sein, die fehlgeleiteten Abwehrkräfte frühzeitig an Insulin zu gewöhnen. Man versucht daher, den Kindern vorbeugend Insulin als Pulver über die Nahrung oder als Nasenspray zu verabreichen. Damit soll erreicht werden, dass es gar nicht erst zum Ausbruch von Diabetes kommt. Für die "TEDDY-Studie" werden noch bis Ende 2009 weitere Teilnehmer gesucht. Auch bei der "PrePOINT-Studie" können noch weitere Kinder mitmachen, die auf Grund von Diabetes I in der engeren Verwandtschaft als gefährdet gelten. Informationen über beide Projekte gibt es unter der gebührenfreien Rufnummer 0800 3383339. Stichwort: Prädiabetes Als Prädiabetes bezeichnet man eine Vorstufe von Diabetes Typ II. Hierbei liegt noch keine Krankheit vor, aber es sind bereits erhöhte Blutzuckerwerte festzustellen. Seite 3 von 39 Typischerweise ist dies zunächst vor allem nach den Mahlzeiten der Fall und fällt darum bei ärztlichen Routinekontrollen eher zufällig auf. Als Grenze für Prädiabetes gelten Zuckerwerte von 95 bis 110 Milligramm pro Deziliter bzw. 5,3 bis 6,1 Millimol pro Liter in nüchternem Zustand oder zwischen 140 und 199 Milligramm pro Deziliter bzw. 7,8 bis 11,0 Millimol pro Liter zwei Stunden nach testweise verabreichter Zuckerlösung (oraler Glukosetest). Beim Prädiabetes sind die Blutzuckerwerte bereits erhöht. Bereits in diesem frühen Stadium können erste Schäden am Gefäßsystem auftreten, sodass das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko steigt. Vor allem aber befindet sich der Stoffwechsel in einem Zustand, der mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Folgejahren zu einer Diabeteserkrankung führen wird. Das frühzeitige Erkennen eines Prädiabetes bietet die Chance, noch entgegenzusteuern zu können, bevor es zur Ausbildung der Zuckerkrankheit kommt. Die Mittel dazu sind verstärkte körperliche Aktivität und eine verbesserte Ernährungsweise. Jedes Kilogramm weniger Gewicht reduziert das Risiko. Wesentlich häufiger ist Diabetes Typ II, auch Altersdiabetes genannt. Beim Typ 2-Diabetes kommt es zu einer Unempfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin. Bei dieser Form wird der Blutzucker schlechter verwertet, weil die Zellen nicht mehr genügend aufnahmebereit sind. Der überschüssige Zucker im Blut signalisiert wiederum der Bauchspeicheldrüse, mehr Insulin herzustellen. Dabei wird sie allmählich überlastet und verliert nach und nach ihre Funktionstüchtigkeit. Da Diabetes II hauptsächlich durch falsche Lebensführung hervorgerufen wird, gibt es sinnvolle Schutzmaßnahmen. Die wichtigsten sind Sport bzw. regelmäßige Bewegung, weil dadurch der Stoffwechsel in Schwung gehalten wird, sowie eine gesunde Ernährung, mit der Übergewicht vermieden oder abgebaut wird. Gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung sind auch für Menschen, die bereits an Diabetes erkrankt sind, empfehlenswert. Problematisch bei der heute weit verbreiteten Ernährungsweise ist vor allem der hohe Anteil an einfachen Kohlehydraten, zum Beispiel in Zucker oder Weißmehl, sowie an Fett. Beides sollten sowohl gesunde Personen als auch Diabetespatienten nur begrenzt zu sich nehmen. Einfache Kohlehydrate lassen den Blutzuckerspiegel rasch emporschießen und rasch wieder fallen. Diabetikern droht dadurch eine Überzuckerung, gesunde Personen können davon dick und mit der Zeit ebenfalls zu Diabetikern werden. Fett macht ebenfalls dick und begünstigt so auch die Zuckerkrankheit. Besonders problematisch sind Lebensmittel, denen man den hohen Zucker- und Fettgehalt nicht anmerkt. Ein typisches Beispiel sind Colas und Limonaden, die oft wahre Zuckerbomben sind. Ein weiteres Beispiel sind Wurst und Käse, die häufig mehr Fett enthalten als man vermutet. Bei beiden Diabetes -Typen ist die Erhöhung des Blutzuckers für die gleichen Symptome und Folgeerkrankungen verantwortlich. Ein während der Schwangerschaft auftretender Diabetes wird als Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes bezeichnet. In der Regel verschwindet er nach der Geburt. Dabei ist jedoch das Risiko für die spätere Entwicklung eines Typ 2 oder Typ 1 Diabetes stark erhöht. Stents bei diabetischem Fuss Eine der schlimmsten Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus ist der sogenannte diabetische Fuß. Etwa 28.000-mal im Jahr müssen Diabetikern Zehen oder Füße amputiert werden. Neben der Schädigung der Nervenendungen (Polyneuropathie) sind arterielle Durchblutungsstörungen für die schwere Erkrankung verantwortlich. Seite 4 von 39 Stent drosselt unerwünschtes Zellwachstum Dabei führen kleine Druckstellen oder Hautrisse schnell zu hartnäckigen Wunden oder Geschwüren, die nur schwer zu behandeln sind. In der Folge kann das Gewebe absterben, so dass im schlimmsten Fall eine Amputation droht. Im Leipziger Parkkrankenhaus wenden Mediziner eine Methode erfolgreich an, mit der dies verhindert werden soll. Stent kann Amputation verhindern Dabei geht es vor allem um die Wiederherstellung der Blutversorgung bei Durchblutungsstörungen. Rund 70 Patienten, deren Füße sich in einem kritischen Zustand kurz vor der Amputation befanden, bekamen medikamentenbeschichtete Stents eingesetzt. Das sind Gefäßstützen aus feinen Metallgittern, die die Verengungen der Gefäße aufdehnen. Stents kennt man aus der Herzchirurgie - ihr Einsatz für Beingefäße ist noch recht selten. Um die Narbenbildung zu verhindern, haben die Leipziger den Stent mit einem Wirkstoff beschichtet. Er drosselt unerwünschtes Zellwachstum im Gefäß, so dass kaum noch Narbengewebe entsteht. Das Parkkrankenhaus hat dazu eine weltweit einmalige Studie vorgelegt. Erste positive Ergebnisse: zwei Jahre nach dem Einsatz der beschichteten Stents wiesen mehr als 90 Prozent der Gefäße keine neue Verengung auf. Warnzeichen für Diabetes: extremes Durstgefühl (Polydipsie) eine unerklärliche Gewichtsabnahme (Polyphagie), schlecht heilende Wunden und ein verstärkter Juckreiz der Haut vermehrte Infektanfälligkeit andauerndes Gefühl der Abgeschlagenheit Leistungsminderung (Adynamie). Diagnose auf gut eingestellte Diabetes Die Diagnose eines Diabetes mellitus erfolgt durch die Messung des Blutzuckers vor und nach dem Essen. Normale Werte liegen vor einer Mahlzeit zwischen 3,3 und 5,5 mmol( 60-100 mg/dl). Nach dem Essen können sie bis zu etwa 7,8 mmol/l (140mg/dl) ansteigen. Werden diese Werte bei mehrfachen Messungen überschritten, liegt Diabetes mellitus vor. Lebensrettend: Gut eingestellter Diabetes Drei Millionen Menschen in Deutschland sterben jedes Jahr an den direkten Folgen eines Diabetes. Die Krankheit gehört damit weltweit zu den fünf häufigsten Todesursachen. Im Jahr 2005 registrierte das Statistische Bundesamt in Deutschland 24.342 Diabetes-Tote und damit rund ein Viertel mehr als 25 Jahre zuvor. Schon nach sechs Monaten schädigt der Diabetes Nervenzellen. Zuerst solche, die vom Rückenmark weit entfernt liegen. In den Füßen gehen beispielsweise Schmerz- und Temperaturempfindungen verloren. Auch die kleinen und großen Blutgefäße werden durch zu viel Zucker zerstört. Es kommt zu Durchblutungsstörungen, z.B. in der Netzhaut des Auges, in den Nieren und Füßen. Diabetes ist die häufigste Ursache für Erblindung bei 20- bis 65 jährigen. Deshalb ist eine gute Blutzuckereinstellung so außerordentlich wichtig. 75 Prozent aller Diabetiker sind auch an Bluthochdruck erkrankt. Die Schäden an großen Blutgefäßen führen häufig zu Schlaganfall und Herzinfarkt. So erleiden Männer mit Diabetes fast viermal so oft einen Infarkt wie NichtSeite 5 von 39 Diabetiker. Für zuckerkranke Frauen ist die Gefahr sogar um den Faktor 5,9 erhöht. Durch sehr gute Einstellung könnte dieses Risiko drastisch gesenkt werden. Gut eingestellter Diabetes Zielwertbereich in mg/dl (mmol/l) Nüchtern / vor dem Essen 90 - 120 (5,0 - 6,67) 1-2 Stunden nach dem Essen 130 - 160 (7,2 - 8,9) Vor dem Schlafen gehen 110 - 140 (6,1 - 7,89) HbA1c-Wert 6,5% oder niedriger Umrechnung Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder Millimol pro Liter (mmol/l): 1 x mmol/l = 18 x mg/dl KIDS-Kurse: keine Angst vor Diabetes Rund 20.000 Kinder in Deutschland sind zuckerkrank, die meisten leiden am Diabetes Typ 1. Das tägliche Spritzen von Insulin gehört genauso zu ihrem Alltag wie der Gedanke, dass sie mehr auf ihre Gesundheit achten müssen als andere Kinder. In einem Ferienlager im brandenburgischen Kolberg lernen Kinder bei Spiel und Spaß fast nebenbei ihre chronische Erkrankung in den Griff zu bekommen. Der Diabetologe Dr. Karsten Milek aus Hohenmölsen organisiert die Kurse - und investiert dafür fast seinen gesamten Jahresurlaub. Für sein Engagement erhielt er im Jahr 2004 das Bundesverdienstkreuz. 50 Kinder im Alter von sechs bis 16 Jahren lernen jedes Jahr unter professioneller Anleitung, ihre Zucker-Werte selbst zu bestimmen und je nach Blutzuckerwert richtig zu reagieren. Die kompetenten Betreuer im KIDS-Kurs sind häufig selbst diabeteskranke Erwachsene. Ein Betreuer ist im Schnitt für zwei Kinder verantwortlich. Lernen, mit der Krankheit umzugehen Die jungen Patienten lernen aber nicht nur, Ihren Körper zu verstehen sondern auch soziale Kompetenzen. Die Kinder sollen merken, dass ihre Krankheit auch andere betrifft. Sie ist zwar mit vielen unangenehmen Dingen verbunden, doch mit Diabetes ist alles möglich! Sport, Spiel, Nachtwanderung oder Ausflüge. Man muss es nur planen, man muss Regeln einhalten. Die Kinder sollen ein Selbstverständlichkeitsgefühl und Akzeptanz für ihre Krankheit entwickeln. „Wir sind damit sehr erfolgreich" erklärt Dr. Karsten Milek. Schulungen, beispielsweise zum Zuckerstoffwechsel, gehören genauso selbstverständlich zum KIDS-Kurs dazu. Und natürlich auch das Essen. Sechs Mahlzeiten strukturieren den Tag. Ernährungsberaterinnen stellen die geeigneten Zutaten zusammen und sind für Fragen offen. Insulinanaloga oder Humaninsulin Für große Aufregung hat in den letzten Monaten die Diskussion um die Kostenerstattung bestimmter Insulinpräparate gesorgt. Kurzwirkende Insulinanaloga für Typ-2-Diabetiker dürfen eigentlich seit Ende September 2006 nicht mehr zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung verordnet werden. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen beschlossen. Mittlerweile gibt es aber gute Nachrichten. Zahlreiche Hersteller von Insulinanaloga haben mit fast allen Krankenkassen Direktverträge geschlossen. Diese ersparen Patienten, die bereits auf ein Analoginsulin eingestellt sind, eine medizinisch nicht begründete Umstellung auf Humaninsulin. Seite 6 von 39 Weiterhin ermöglichen sie Patienten auch in Zukunft die Neu-Einstellung auf kurzwirksame Analoginsuline. Insulinpräparate Gentest zur Augendiagnostik Jedes Jahr erblinden rund 6.000 Diabetiker aufgrund eines Netzhautleidens (diabetische Retinopathie). Vor allem die Gefäßwände der kleinen Arterien und Venen, die die Netzhaut versorgen, verändern sich infolge des Diabetes. Bluttest ermittelt Risiko eines Netzhautleidens Ein Teil von ihnen geht zugrunde, andere werden porös, so dass es zum Austritt von Blut oder Blutbestandteilen kommt. Der Körper reagiert mit Reparaturmechanismen, die den Schaden verschlimmern. So verschließen sich Gefäße oder es bilden sich Aussackungen der kleinen Kapillaren. Dadurch ist die Versorgung der Netzhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen nicht mehr gesichert. Die einfache Retinopathie verläuft eher mild und lässt sich in der Regel gut behandeln. Bei manchen Diabetikern verläuft das Augenleiden aber genetisch bedingt besonders aggressiv. Bei der fortschreitenden oder proliferativen Retinopathie bilden sich neue Blutgefäße, die zunächst in das Auge hineinwachsen und dort zu schweren Blutungen im Augeninneren und zur Erblindung führen. Bluttest ermittelt Risiko Mediziner der Universität Bonn haben nun einen Gentest entwickelt, der vor allem diese Diabetiker ausfindig machen soll. Dabei wird der Spiegel von sieben verschiedenen Proteinen im Blut gemessen. Sind die Werte charakteristisch erhöht, besteht ein gesteigertes Risiko, an diesem aggressiven Netzhautleiden zu erkranken. Die Retinopathie ist auch ein Warnsignal für weitere Folgeerkrankungen wie Nervenstörungen, Nierenschäden, Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Denn die Zuckerkrankheit schädigt alle Gefäße. So könnte ein solcher Blut-Test das Risiko, für andere gefäßbedingte Erkrankungen frühzeitig signalisieren Das Verfahren ist inzwischen patentiert. Die Mediziner suchen nun nach einer Firma, die den Test in Serie produziert. Diabetes – Krankheit mit schlimmen Folgen ? Hauptursachen für die Entstehung dieses Teufelskreises sind Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Beides führt dazu, dass die Zellen den Blutzucker schlechter verwerten. Anfangs kann dies noch mit Medikamenten ausgeglichen werden, später muss wie beim Typ-IDiabetes Insulin als Ersatz von außen zugeführt werden. Seite 7 von 39 Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Zuckerkrankheit kann diese Komplikationen verhindern. Auch bei Typ-II-Diabetes, dem sogenannten Alterszucker, raten Mediziner jetzt zu einer Behandlung mit Insulin, um eine optimale Blutzuckereinstellung zu erreichen. Mit wachsendem Bauchumfang nimmt das Risiko zu, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden. Gefährliches Bauchfett: Machen Sie den Test Übergewicht ist die Hauptursache von Diabetes und erhöht wie auch die Zuckerkrankheit selbst das Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden. Dabei kommt es nicht allein auf das Gewicht an, sondern auch auf die Verteilung der Fettpolster. Gefährlich ist vor allem das Bauchfett. Mit einem einfachen Maßband können Sie leicht feststellen, ob Sie an Ihrer Lebensweise etwas ändern sollten. Messen Sie dazu den Umfang Ihres Bauches auf der Höhe des Nabels. Bei Männern sollten er nicht größer als 102 Zentimeter sein, bei Frauen nicht mehr als 88 Zentimeter. Ausweg Inselzelltransplantation (Seite 10) ? Käse enthält wie Wurst oft mehr Fett als man denkt. Medizinisches Wörterbuch: Diabetische Gefäßschäden Der Diabetes mellitus ist nicht nur eine Stoffwechselkrankheit, sondern von Beginn an auch eine Gefäßkrankheit. Denn der erhöhte Blutzucker ist ein bekannter Risikofaktor für eine beschleunigte Entwicklung einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Die Arteriosklerose vor allem der größeren arteriellen Gefäße wird als Makroangiopathie bezeichnet. Viele Veränderungen im Organismus des zuckerkranken Patienten, wie erhöhter Blutzucker, erhöhte Blutfettwerte oder erhöhter Blutdruck, tragen dazu bei, dass die Fließeigenschaften des Blutes verschlechtert werden. Die Schwelle für die Blutgerinnung ist herabgesetzt, so dass die Entstehung von Blutgerinnseln (Thromben) in den Gefäßen beschleunigt wird. Das Blut ist dann sozusagen "klebrig". Damit ist das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, erhöht. Etwa die Hälfte aller Diabetiker sterben an Herzinfarkt. Der andauernd erhöhte Blutzucker verursacht beim Diabetes auch einen hoch komplexen biochemischen Prozess, der die kleinen und kleinsten Blutgefäße in vielen Organen schädigt – die so genannte Mikroangiopathie. Im Verlauf von etwa 5 Jahren verändern sich die Wände der haarfeinen Blutgefäße im gesamten Organismus. Sie werden langsam immer dicker. Sie sind Ursachen für die gefürchteten so genannten Folgekomplikationen, die sich vor allem am Auge (diabetische Retinopathie) und an den Nieren (diabetische Nephropathie) zeigen. Diabetische Augenerkrankung (Retinopathie) Ist das Auge betroffen, sind vor allem die Gefäßwände der kleinen Arterien und Venen verändert. Sie werden porös, so dass es zum Austritt von Blut oder Blutbestandteilen kommt. Der Körper reagiert mit Reparaturmechanismen, die aber den Schaden nicht beheben, sondern verschlimmern. So verschließen sich Gefäße oder es bilden sich Aussackungen der kleinen Kapillaren. Die Versorgung Seite 8 von 39 der betroffenen Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen ist dadurch nicht mehr gewährleistet. Außerdem kommt es zu ausgeprägten krankhaften Gefäßneubildungen, die aus der Netzhaut in den Glaskörper wuchern und die Durchblutung des Auges noch verschlechtern. In diesem Stadium der diabetischen Retinopathie ist das Sehvermögen bereits stark gefährdet. Aus den krankhaften Gefäßwucherungen treten Blutungen in den Glaskörper ein. Gleichzeitig kann sich die Netzhaut von der sie ernährenden Aderhaut ablösen. Wird diese diabetische Netzhauterkrankung (proliferative diabetische Vitreo-Retinopathie) nicht behandelt, führt sie unweigerlich zur Erblindung. Diabetische Nierenerkrankung (Nephropathie) 30-50 Prozent aller Diabetiker entwickeln im Verlauf ihrer Krankheit Nierenschäden, da die eigenen Nieren durch die Schädigung der kleinen Gefäße ihrer Funktion der "Blutwäsche" nicht mehr vollständig nachkommen können. Sie können bis zum Nierenversagen führen und dann eine Nierenwäsche (Dialyse) oder eine Nierentransplantation notwendig machen. Diabetische Polyneuropathie Die Durchblutungsstörungen, die durch die "verklebten" Blutgefäße entstehen, führen auch dazu, dass die Nervenfasern nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Eine häufige Folge sind Schädigungen des Nervensystems. Nervenschädigungen können sich vielfältig äußern. Besonders häufig ist die Neuropathie der Beine. Sie äußert sich mit einem tauben Gefühl. Im fortgeschrittenen Stadium können auch brennende Schmerzen auftreten. Die am meisten gefürchtete Folge von Nervenschädigungen ist der diabetische Fuß. Allein in Deutschland treten heute jährlich immer noch 58.000 diabetesbedingte Fußgeschwüre auf. Und jährlich müssen 28.000 Menschen den Schrecken einer Amputation ertragen. Warnsignale sind kalte Füße, blasse dünne oder bläuliche Haut, Schmerzen beim Liegen, schmerzende Wunden, Verletzungen und Druckstellen. Auf Nervenschäden können ein gestörtes Empfinden, Taubheitsgefühl, Unsicherheit beim Laufen, Neigung zur Verhornung und Nagelpilz hinweisen. Regelmäßige Augenkontrolle bei Diabetes Diabetiker haben gegenüber gesunden Menschen ein bis zu 25-faches höheres Risiko zu erblinden. Deshalb rät der „Deutsche Diabetiker Bund“ einmal im Jahr eine augenärztliche Kontrolluntersuchung durchzuführen. Dies gilt aber nur solange noch keine Erkrankung des Auges vorliegt. Sobald leichte Veränderungen der Netzhaut aufgetreten sind sollte der Augenarzt zweimal jährlich aufgesucht werden. Anders heilen: Sport für Diabetiker Durch Bewegung kann die Stoffwechsellage von Typ-2-Diabetikern verbessert werden. Sie kann die Nutzung des körpereigenen Insulins und den Blutdruck verbessern. Außerdem kann Sport, vor allem in der Gruppe, richtig Spaß machen. Vielerorts gibt es spezielle Angebote für Diabetes. Bei Sport und Spiel werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: die regelmäßigen Treffen bringen Lebensfreude und es verbessert sich der Gesundheitszustand. Auch die Bewegungsmuffel kommen hier in Schwung, denn der Teamgeist reißt alle mit. Sport und Bewegung sind neben einer gesunden Ernährung der beste Schutz vor Diabetes. Allerdings darf und soll sich niemand überanstrengen. Vor der Teilnahme am Sport sollte deshalb mit dem Hausarzt genau abgesprochen werden, welche Übungen geeignet oder ungeeignet sind. Wichtig ist, dass überhaupt ein Muskeltraining stattfindet. Seite 9 von 39 Dabei ist ein Training für Beine und Füße für Diabetiker besonders empfehlenswert. Denn Durchblutungsstörungen können hier auf Dauer zum sogenannten diabetischen Fuß führen. Spezielle Übungen können dem entgegenwirken. Auch schnelles Gehen in freier Natur, das sogenannte Walking, trainiert vor allem Beine und Füße, regt Herz und Kreislauf an und bringt reichlich Sauerstoff ins Blut. Dabei sollte regelmäßig die Pulsfrequenz kontrolliert werden, um Überanstrengungen zu vermeiden. Jeder Diabetiker sollte vor und nach sportlicher Betätigung seinen Blutzucker messen. So kann er am besten kontrollieren, wie sich Sport auf seinen Stoffwechsel auswirkt und ob die Gefahr einer Unterzuckerung besteht. Für diesen Fall gilt: immer Traubenzucker in Reichweite. Tipp von Gitte Baumeier: Füße trainieren Die Füße sind eine Schwachstelle des Diabetikers. Oft bemerkt man einen unentdeckten Diabetes sogar als erstes in Form eines Kribbelns der Füße, das bereits ein Anzeichen leichter Folgeschäden sein kann. Der beste Schutz ist die regelmäßige Kontrolle und Pflege der Füße und vor allem ihr Training. Man sollte die Füße und vor allem die Zehen bewegen. Das fördert die Durchblutung und regt die Nerven an. Außerdem merkt man bei regelmäßigem Training eher, ob etwas nicht stimmt. Mit den Zehen kann man nichts anderes als Greifbewegungen machen. Damit das nicht so langweilig ist, kann man versuchen, mit den Zehen eine Zeitung aufzuheben oder diese mit beiden Füßen zu zerreißen. Transplantation ? Die Transplantation einer Bauchspeicheldrüse oder von Inselzellen ist nur in Ausnahmefällen ratsam. Wäre es nicht besser, eine ausgefallene Bauchspeicheldrüse durch eine intakte zu ersetzen, als ein Leben lang Insulin zu spritzen? Prinzipiell ist eine Transplantation möglich, doch dieser Eingriff ist sehr schwer und riskant. Selbst nach einer gelungenen Operation muss der Patient lebenslang Medikamente nehmen, die das Immunsystem unterdrücken, damit es nicht zu einer Abstoßung kommt. Darum ist die Verpflanzung einer Bauchspeicheldrüse in der Regel keine Option. Eine andere Variante des Organersatzes ist die Inselzelltransplantation. Inselzellen sind jene Zellen innerhalb der Bauchspeicheldrüse, die für die Insulinherstellung verantwortlich sind. Man kann sie aus einem Spenderorgan herausfiltern und über eine Infusion in die Leber des Empfängers einschwemmen. Die Inselzellen können dort anwachsen und weiter Insulin produzieren. Dieses Verfahren ist zwar sanfter als eine Bauchspeicheldrüsen-Transplantation, aber ebenfalls nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Es wird nur bei jenen Typ-I-Diabetikern angewendet, bei denen extreme Schwankungen der Blutzuckerwerte anderweitig nicht beherrschbar sind, weil es dafür sorgt, dass ein gewisser Basispegel an Insulin kontinuierlich zur Verfügung steht. Allerdings produzieren die transplantierten Inselzellen nicht so viel Insulin, dass der Patient gänzlich auf die Versorgung über Spritze oder Pumpe Seite 10 von 39 verzichten kann. Zudem müssen Patienten auch bei einer Inselzelltransplantation lebenslang Medikamente einnehmen, die das Immunsystem schwächen. Hilfe: neuartiger Urintest Plötzliches Nierenversagen (Nephropathie) ist eine gefürchtete Erkrankung, die vor allem Diabetiker trifft. Einzige Rettung für die Betroffenen ist dann die künstliche Blutwäsche, die Dialyse. Ein Leben an der Maschine. Doch irgendwann greift auch diese Therapie nicht mehr. Einziger Ausweg: eine Nierentransplantation. Die frühen Phasen einer Nierenschädigung sind bisher durch Laboruntersuchungen nicht festzustellen. Das erste fassbare Zeichen einer Nierenschädigung ist eine Ausscheidung von ganz geringen Mengen an Eiweiß im Urin (Mikroalbumine). Man spricht dann von einer beginnenden Nierenschädigung. Nierenversagen durch Urintest erkennen Die in Hannover ansässige Firma "mosaiques diagnostics" hat nun einen international einmaligen Urintest entwickelt, der schon fünf Jahre vor Ausbruch der Krankheit eine Diagnose ermöglicht. Damit versuchen die Experten, das lebensbedrohliche Nierenversagen im vorhinein abzuwenden. In einer Zentrifuge wird dafür die Urinprobe für eine umfangreiche Analyse aufbereitet. Danach werden die Proteine, also Eiweiße, aus dem Urin herausgefiltert und in einem sogenannten Massenspektrometer Teilchen für Teilchen vermessen und ausgewertet. Auf dem Bildschirm erscheinen dann unzählige kleinste Proteine. Aus ihnen liest das System, wie ein Wahrsager aus der Hand. Hier zeigen sich Vorstufen von gestörten Nierenfunktionen, die vielleicht erst in 5 Jahren zu schweren Nierenschäden führen. Neue Technologie könnte Nierenversagen eindämmen Dass im Urin Tausende von Proteinen differenziert messbar sind, wurde zwar immer geahnt, doch bisher fehlten die messtechnischen Möglichkeiten. Diese Technologie existiert jetzt. Dank der neuen Technologie können jetzt Krankheiten verhindert werden, bevor sie für den Patienten dramatische Folgen haben. Eine phantastische Vision ist Wirklichkeit geworden. Für Diabetiker könnte das in Zukunft bedeuten, dass das gefürchtete Nierenversagen gar nicht erst so verheerende Ausmaße annimmt. Neue Strategien gegen Folgeschäden Ein zu stark schwankender Blutzuckerspiegel kann zu Gefäßschäden führen. Diabetes ist eine Krankheit, die eine Vielzahl von Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann. Besonders bekannt sind Diabetikerfüße, von denen jährlich viele Tausend wegen Durchblutungsstörungen und dadurch bedingtem Absterben von Gewebe amputiert werden müssen. Ebenso drohen schmerzhafte Nervenschäden, Augenleiden bis zur Erblindung, Beeinträchtigung der Nieren und eine Vielzahl weiterer Erkrankungen. Blutzuckerspiegel darf nicht zu stark schwanken Hintergrund dieser Folgeerkrankungen sind die Schwankungen des Blutzuckerspiegels, die stärker sind als bei einem gesunden Menschen. Deshalb ist es wichtig, die Blutzuckerwerte fortlaufend zu kontrollieren und diese Schwankungen mit Hilfe von Insulin und angepasster Ernährung so gut wie möglich in einem akzeptablen Rahmen zu halten. Denn sowohl zu wenig als auch zu viel Zucker im Blut sind gefährlich, wie Prof. Dr. Roland Willenbrock von der Diabetes-Gesellschaft Sachsen-Anhalt Seite 11 von 39 erklärt: "Gefäßschädigungen treten über verschiedene biochemische Prozesse auf. Einer davon ist die Verzuckerung von Eiweißen, die sich dann im Körper ablagern. Vollständig ist der exakte biochemische Weg zwar noch nicht bekannt. Man weiß aber, dass es bei einer schlechten Zuckereinstellung überall im menschlichen Körper zu einer Gefäßverkalkung, einer sogenannten Arteriosklerose, kommt." So drohen nicht nur Herzinfarkt oder Schlaganfall, sondern auch Schäden an anderen Zellen und Organen, deren Versorgung durch die Gefäßverkalkung behindert wird. Wirkstoff soll Schäden verhindern Intensiv suchen Forscher nach Substanzen, die solche Schäden verhindern oder zumindest verzögern können. Auf der Suche nach neuen Wirkstoffen sind Wissenschaftler auf Benfotiamin gestoßen - einer Vorstufe des Vitamins B1. Bisher wird diese Substanz vor allem bei Nervenschmerzen eingesetzt auch bei Diabetikern. An den Universitäten Mannheim und Heidelberg konnte im Tierexperiment nachgewiesen werden, dass auch die gefürchteten Augenschäden durch Benfotiamin völlig verhindert werden können. Zuckerkranke Ratten, die viel Benfotiamin bekamen, litten nicht an einer Netzhautablösung. Die Wissenschaftler warnen dennoch vor zu früher Hoffnung, weil Daten aus Tierexperimenten nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragbar sind. Für Diabetiker geeignet? teilweise vonn Katrin Frink, BR Immer noch bietet der Handel sogenannte Diabetikerlebensmittel an. Sie sind überflüssig und oft sogar schädlich, weil sie trotz ihres geringen Zuckergehalts häufig immer noch viel zu viel Fett enthalten. Diabetiker können und sollten darum dieselben Lebensmittel verwenden, die auch Gesunden zu empfehlen sind. In erster Linie sind das viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und magere Milchprodukte. Mit Fleisch und Wurst sollte man sparsam umgehen und stattdessen lieber öfter Fisch essen. Zudem sind tierische Fette besonders ungesund. Darum ist es besser, mit Öl statt mit Butter zu kochen. Ideal ist darum die Mittelmeerküche, die all diese Anforderungen in sich vereint. Wenn Gesunde so essen würden, wie man es Diabetikern empfiehlt, gäbe es keine Typ-II-Diabetiker! Diabetiker-Christstollen, Diabetiker-Schokolade - gerade in der Weihnachtszeit sind viele Zuckerkranke froh, dass es für sie Speziallebensmittel gibt und sie nicht auf Naschereien verzichten müssen. Wenn auf der Packung steht "für Diabetiker geeignet", dann darf man ja ohne Reue zulangen, meinen die Betroffenen häufig. Doch das ist leider falsch! Diese Lebensmittel gehören abgeschafft, so fordern Ernährungsexperten ! Christine Förster muss auf nichts verzichten. Für die Diabetikerin werden extra Plätzchen, Kuchen, Schokolade, Pudding und viele andere Produkte hergestellt. In den Kaufhausregalen gibt es ein Schlaraffenland aus diätischen Lebensmitteln. Der Unterschied zu gewöhnlichen Süßigkeiten: Die Diabetiker-Lebensmittel werden mit Zuckeraustauschstoffen wie zum Beispiel Fruchtzucker gesüßt . Diabetes-Lebensmittel machen keinen Sinn Eines wusste Christine Förster sehr lange nicht: Sie aß die Diabetiker-Lebensmittel, obwohl sie unnötig und in großen Mengen sogar schädlich sind. Die Ernährungsberaterin und Diätassistentin Christine Hinsky rät von den Diabetiker-Produkten ab: Zitat: "Die Gefahr ist, dass suggeriert wird, von diesen Diät-Süßigkeiten darf man essen, das macht dem Diabetes und dem Blutzuckeranstieg nichts. Man greift dann umso mehr zu und isst dann schnell eine ganze Tafel Schokolade oder Schachtel Pralinen. Man isst mehr, als man von normalen Seite 12 von 39 Süßigkeiten essen würde. Und da es keinen Vorteil hat, steigt der Blutzucker hoch an. Diese DiätLebensmittel machen keinen Sinn." Bildunterschrift: Übergewicht ist ein großes Diabetes-Risiko Zu viel Fett In den meisten Diabetiker-Produkten steckt vor allem viel Fett und das macht dick. Die Stoffwechseleinstellungen der Diabetiker verschlechtern sich, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. Auch bringt der enthaltene Fruchtzucker keine Vorteile, sagt der Ernährungsmediziner und Diabetologe Prof. Hans Hauner. Zitat: "Wir wissen, dass Fruchtzucker und andere Zuckeraustauschstoffe zum Teil unangenehme Neben-wirkungen auslösen, zum Beispiel Durchfall oder Blähungen, vor allem wenn man größere Mengen verzehrt. Wir wissen auch, dass sich die Blutfette verschlechtern können und dass die viele Energie in den Produkten das Gewichtsproblem verschärfen kann." Auch Christine Förster hat mit leichtem Übergewicht zu kämpfen. Sie muss ständig aufpassen, was sie isst. Übergewicht ist der stärkste Risikofaktor für die Entwicklung des Diabetes mellitus. Aber auch bei bereits bestehender Krankheit ist Übergewicht gefährlich. Wer abnimmt, bewirkt sofort eine Verbesserung der diabetischen Stoffwechselstörung, der Diabetiker kann nur davon profitieren. Die Ernährung ist das A und O Was viele nicht wissen: Diabetes ist keinesfalls nur eine "Zuckerkrankheit". Auch Fett- und EiweißStoffwechsel sind gestört. Deswegen brauchen Diabetiker auch einen gesunden Ernährungsplan. Ernährungsberaterin (DGE) und Diätassistentin Christine Hinsky: Zitat: "Der Diabetiker soll sich so wie die Allgemeinbevölkerung ernähren: gesund, abwechslungsreich und kalorienbewusst. Im Vordergrund steht wirklich, auf das Gewicht zu achten, und wenn eben Übergewicht besteht, das Gewicht zu reduzieren." Bildunterschrift: An Obst reichen etwa 2-3 Portionen am Tag. Für die Diabetikerin Christine Förster heißt das: viel Gemüse. Das erhöht den Blutzucker nicht. An Obst reichen etwa 2-3 Portionen am Tag, denn darin steckt schließlich auch Zucker. Zum Kochen kauft sie Öl statt Butter, Vollkorn- statt Weißbrot, mageres Fleisch und fettarme Milchprodukte. Verschwinden vom täglichen Speiseplan sollten fette Wurst, fetter Käse, jede Menge Alkohol, Chips und Süßes. Aber all das ist in Maßen auch mal erlaubt. Auch Haushaltszucker ist in kleinen Mengen erlaubt höchstens 3-5 Esslöffel Zucker (< 10 Prozent des täglichen Kalorienbedarfs) immer auf mehrere Portionen verteilen Zucker nicht pur verzehren, sondern immer in verpackter Form (Beispiel: Schokolade oder Kuchen) Seite 13 von 39 Finger weg von Zucker in reiner Form, zum Beispiel in Limonaden. Der Zucker geht zu schnell ins Blut über. Bildunterschrift: Auch Haushaltszucker ist in kleinen Mengen erlaubt. Christine Förster muss das alles wissen. Sie muss ihre Ernährung zuverlässig planen, um den Blutzuckerspiegel in Schach zu halten und ihr Insulin korrekt zu dosieren. Es ist nicht leicht, aber sie hat ihren Weg gefunden. Ab und zu gönnt sie sich ein paar Plätzchen oder ein Stück Kuchen, mit ganz normalem Haushaltszucker. Am nächsten Tag kommt dann halt eine Gemüsesuppe auf den Tisch. Weg mit den Diabetiker-Lebensmitteln Damit es Diabetiker in der Zukunft leichter haben, fordern Wissenschaftler und Verbraucherschützer eine einheitliche Kennzeichnung auf den Produkten. Oft fehlen Angaben oder sie verwirren nur. Außerdem sollen die Diabetiker–Lebensmittel aus den Regalen verschwinden. Ende kommenden Jahres soll es soweit sein. Zeit wird’s! Früherkennung von Diabetes mellitus Im „Zentrum für Klinische Stoffwechselforschung“ in Dresden werden zahlreiche Untersuchungen zur Früherkennung von Diabetes und seinen Begleiterkrankungen durchgeführt. Denn in Deutschland erleidet durchschnittlich alle 12 Minuten ein Diabetiker einen Schlaganfall, alle 14 Minuten einen Herzinfarkt. Ebenso erfolgt alle 14 Minuten eine Amputation. Stündlich wird ein Diabetiker dialysepflichtig und alle 90 Minuten erblindet ein Patient. Bislang galten diese schweren Erkrankungen als Diabetes-Folgen. Doch es gibt neue Erkenntnisse, zu denen eine Patienten-Studie läuft. Mit verschiedenen Untersuchungen ist die Entstehung eines Diabetes schon im Vorfeld erkennbar. Blutanalysen geben Aufschluss über die Verstoffwechselung von Zucker (Kohlehydrate) im Blut. Auch der Blutdruck ist ein gutes Barometer. Schon geringe Blutdruckveränderungen könnten auf beginnende Stoffwechselprobleme hinweisen. Besonders aufschlussreich aber sind Untersuchungen der Gefäße am Augenhintergrund. Tatsächlich verändern sich schon im Vorstadium von Diabetes die kleinsten Gefäße im Auge. Für den Laien nicht sichtbar, entdeckt der Experte die für die Zuckerkrankheit typischen Kapillarstrukturen. Norm-Werte für Vorstufen der Diabetes Auch der Zustand der großen Blutgefäße liefert wichtige Anhaltspunkte. Mit Ultraschall lässt sich frühzeitig feststellen, ob der Durchfluss des Blutes optimal ist. Schon kleinste Kalkablagerungen können ein Hinweis auf diabetische Vorstadien sein. Auch die Form der Gefäßwände kann Veränderungen aufweisen. Die Vorstufen des Diabetes (Metabolysches Syndrom) lassen sich auch mit folgenden Norm-Werten feststellen: Bauchumfang: Männer > 104 cm; Frauen > 88 cm Blutdruck: über 130 - 85 Cholesterinwert: LDL-Cholesterin über 130 mg/dl Blutzucker: nüchtern: 110mg/dl (6 mmol/l); nach dem Essen: 140 mg/dl (7,8 mmol/l) Nicht nur das sichtbare Übergewicht ist ein Indiz für beginnenden Diabetes. Mit Ultraschall zeigen sich vor allem an der Leber frühzeitige Veränderungen. Die Leber reagiert besonders empfindlich auf Gewichts- und Stoffwechselprobleme. So kann sie schnell größer werden, als normal. Seite 14 von 39 All diese frühzeitigen Diagnoseansätze bieten neue Perspektiven zur Diabetes-Vorbeugung und Therapie. Für Patienten mit den Risikofaktoren Bluthochdruck, Übergewicht und Familiendiabetes bieten sich damit viele Möglichkeiten, die Gefahr des Zuckers im Blut rechtzeitig zu bannen. Kontaktadresse: Zentrum für Klinische Studien GWT-TU Dresden Fiedlerstr. 34 01307 Dresden Tel.: 0351/4400-591 oder -5988 Diabetes und chines. Medizin Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist Diabetes ein wichtiges Thema allerdings verbunden mit einer etwas anderen Herangehensweise. Man kennt nicht nur Typ 2 Diabetiker, sondern unterscheidet je nach Symptomen noch drei Untertypen: Störungen des oberen Erwärmers: Durst, trockene Kehle (Lungen-Chi gestört) Störungen des mittleren Erwärmers: Hunger, Magerkeit (Milz/Magen zugeordnet) oder Störungen des unteren Erwärmers: Wasserausscheidungen (der Niere zugeordnet). Je nach den Symptomen wird der chinesische Arzt einen persönlich zugeschnittenen Kräutertee empfehlen. Mit Kräutern gegen Diabetes Neue Studien belegen, dass Heilpflanzen mit dem Wirkstoff Berberin helfen den Blutzucker zu senken. Zu ihnen zählen zum Beispiel Korkbaumrinde (Huang Bai) bei allgemeinen Problemen, Goldfadenwurzelstock (Huang Lian) für den Magen und Elfenblumenkraut (Yin Yang Huo) für die Nieren. Diese Kräuter kann allerdings nur ein Arzt verschreiben. Im Gegensatz zu diesen exotischen Pflanzen wird auch ein Tee angewendet, der aus einer Pflanze hergestellt wird, die auch bei uns gut bekannt ist, dem Mais. Der so genannte Maisgriffeltee wird aus der Spitze des Maiskolbens – auch Bart oder Haar genannt - zubereitet. Einfach eine Tasse heißes Wasser auf 10 g Maisgriffel geben, jeweils eine Stunde vor einer Mahlzeit trinken. Maisgriffel kann unter dem Namen Stigmata Maidis in der Apotheke bestellt werden. Patienten, die oft durstig sind, wird Ginseng-Tee empfohlen. Dazu wird ein ca. 5 cm langes Stück Ginseng Stück klein geschnitten und anschließend in einem Liter Wasser gekocht bis die Stücke weich sind. Ein drittes Hausrezept aus der chinesischen Medizin: Grünen Tee mit kaltem Wasser aufgießen, fünf Stunden ziehen lassen. Ebenfalls eine Stunde vor dem Essen eine Tasse trinken. Risikotest und Vorsorgepaket (mit Rezepten) Unter Leitung des Diabetologen Dr. Peter Schwarz, Präventionsforscher vom Universitätsklinikum der Technischen Universität Dresden, startete in Sachsen ein deutschlandweit einmaliges Vorsorgeprojekt. Ziel des Konzepts ist es, Personen mit einem erhöhten Diabetes-risiko frühzeitig zu erkennen, umfassend zu beraten und langfristig zu betreuen. Mit Hilfe eines einfachen Diabetes-Risiko-Tests sollen flächendeckend möglichst viele Sachsen ab 40 Jahren erreicht werden. Der komplette Test wurde zum Beispiel den Mitgliedern der AOK Sachsen per Post zugeschickt. Außerdem wurde er in Arztpraxen und Apotheken ausgelegt. Mit acht Fragen zu körperlichen Merkmalen wie Taillen-Umfang, familiärer Veranlagung und Ernährungsgewohnheiten wurden die wichtigsten Risikofaktoren für Diabetes abgefragt. Anschließend kann der Teilnehmer den Test sofort auswerten. Erreicht er dabei eine kritische Punktzahl, kann er an einem kostenlosen Vorsorgekurs teilnehmen. So wollen die Präventivmediziner den Teufelskreis von später, oft zu später Diagnose von Diabetes durchbrechen. Telefonhotline: Montag - Freitag ist von 09:00 - 16:00 Uhr unter 0180 5 529110 (14 Cent/Min aus dem Festnetz der dt. Telekom) Seite 15 von 39 Das Vorsorgepaket Parallel zu den Präventionskursen gehört zum Vorsorgeprogramm schon seit einigen Jahren ein Diabeteskalender. Im Kalender werden täglich Tipps zur gesunden Lebensweise gegeben. Mit einer Studie konnte ein positiver Effekt auf die Lebensweise der Nutzer sogar wissenschaftlich nachgewiesen werden: Wer den Kalender ein Jahr benutzt, nimmt durchschnittlich vier Kilo ab. Diejenigen, die den Kalender selbst kaufen, nehmen dabei mehr ab, als die, die ihn geschenkt bekommen. Und immerhin merken sich die Nutzer durchschnittlich drei Tipps pro Woche! Außerdem gehören zum Vorsorgeprogramm auch ein Koch- und ein Backbuch. Die Rezepte sind um die 40 Prozent zuckerreduziert und haben gegenüber herkömmlichen Rezepten einen höheren Anteil an Ballaststoffen. Hauptsache Gesund stellt ein Rezept aus dem Backbuch vor: Rezepte Rhabarberkuchen: Nicht nur lecker - auch gesund! Rhabarber-Pie Zutaten: Backpulverknetteig: 50 g Butter 60 g Rohrzucker 1/2 Pck. Vanillezucker 1 Prise Salz 1 Ei 30 ml Milch 1,5 Prozent Fett 250 g Weizenvollkornmehl 1/2 Pck. Backpulver Füllung: 1 kg Rhabarber 150 g Rohrzucker 1 Tl Zimt 3 El Instant-Haferflocken Zubereitung: Das Mehl mit dem Backpulver sieben. Nach und nach alle Zutaten zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Eine gefettete Springform (26 Zentimeter) vorbereiten und den Ofen vorheizen. Den Rhabarber waschen, die dünne Haut abziehen und in zwei Zentimeter lange Stücke schneiden. Dann in einer Schüssel mit den restlichen Zutaten vermengen. Zwei Drittel des Teiges ausrollen und den Boden der Form mit einem etwa zwei Zentimeter hohen Rand auslegen. Den Rhabarber darauf verteilen. Den restlichen Teig zu einem Deckel ausrollen, darauf legen, die Ränder festdrücken und mit einer Gabel in die Decke einstechen. Den Teig zum Abschluss mit etwas Milch einpinseln. Im Ofen bei 150 Grad bei Umluft 35 Minuten backen. Fertigen Kuchen leicht auskühlen lassen und servieren. Für die Füllung sind auch Äpfel und Pflaumen möglich. Mediterrane Spaghetti Seite 16 von 39 Anchovis sind Sardellenfilets, die in der Mittelmeerküche gerne wie ein Gewürz verwendet werden unter anderem in Nudelsaucen. Neben dem pikanten Geschmack bieten sie reichlich Vitamin E und Omega-3-Fettsäuren,Tomaten enthalten kaum Kalorien, dafür aber viel Vitamin C. Und Knoblauch soll den Blutzucker senken, was allerdings nicht belegt ist. Gründe genug also, Diabetikern eine mediterrane Spaghetti-Sauce zu empfehlen, zumal die Nudeln selbst eine gute Quelle von Ballaststoffen sind, sofern man zu solchen aus Hartweizen greift. Zutaten für 4 Personen 500 g Spaghetti 750 g Tomaten 100 ml Olivenöl extra vergine 2 Knoblauchzehen, fein gehackt 1 Bund Frühlingszwiebeln, in Ringe geschnitten 4 Anchovisfilets, fein gehackt die abgeriebene Schale einer halben Zitrone 1 EL frischer Thymian 10 grüne Oliven, ohne Kern, klein geschnitten ein halber Bund frischer Basilikum, fein gezupft Salz, Pfeffer Zubereitung Die Spaghetti in einem großen Topf mit sprudelnden Salzwasser "al dente" kochen, abgießen und wieder in den Topf geben. Noch während die Spaghetti kochen, die Tomaten blanchieren (ca. eine halbe Minute in kochendes Wasser tauchen und anschließend kalt abschrecken), die Haut abziehen und halbieren. Ein Sieb über eine kleine Schüssel legen. Das Tomateninnere auslöffeln und durch das Sieb streichen. Den Saft auffangen, weiterverarbeiten. Das Tomatenfleisch grob hacken. In einer großen beschichteten Pfanne das Olivenöl, den Knoblauch, Frühlingszwiebeln, Anchovis, Zitronenabrieb, Thymian und die Oliven mischen und kurz erwärmen. Gehackte Tomaten und den Saft zugeben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken, alles zu den Spaghetti in den Topf geben, gut vermischen und anrichten. Mit frischem Basilikum bestreuen. Hausrezept: Süßes (fast) ohne Zucker Zucker ist energiereicher Luxus. Doch auch der Diabetiker möchte auf Süßes nicht immer verzichten. Für ihn ist es deshalb besonders wichtig, möglichst energiearme Zuckersorten ausfindig zu machen. Zucker kann grundsätzlich in drei Gruppen eingeteilt werden: Haushaltszucker, Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe. Unterschieden wird hierbei der Energiegehalt. Kalorienhaltig sind Zuckersorten wie Haushaltszucker, Traubenzucker, Malzzucker, Milchzucker und Fruchtzucker. Energie steckt aber auch in Zuckeraustauschstoffen, wie Maltit, Sorbit, Mannit, Isomalt, Xylit. Einzig kalorienfrei sind (nicht empfehlenswerte) Süßstoffe: Saccharin, Cyclamat, Aspartame, Acesulfam. Sie sind in Tabletten- oder flüssiger Form erhältlich. Seite 17 von 39 Wir empfehlen heute: Quarkmousse mit Vanille, Erdbeeren und Rhabarber Zubereitung: Eine Vanillestange längs halbieren, das Vanillemark herausschaben. Die Erdbeeren pürieren und durch ein Sieb streichen. Nun Vanillemark, Erdbeerpüree und Quark zusammen glatt rühren. Anschließend das Eiweiß zu Eischnee schlagen und unter den Erdbeerquark heben. Die restliche Vanillestange längs halbieren und das Vanillemark und die Schale zusammen mit dem abgezogenen und in 2 cm große Stücke geschnittenen Rhabarber in einem Topf geben. Das Gemüse mit wenig Wasser kurz weich dünsten. Abschließend vom Quarkmousse mit einem Löffel schöne Nocken abstechen und den gedünsteten Rhabarber dazugeben. Zutaten: 120g Quark (abgehangen), 2 Vanillestangen, 50g reife Erdbeeren, 2 Eiweiß, 1 Stange Rhabarber, bei Bedarf Süßstoff Literaturhinweise G. Rychlak: HAUPTSACHE GESUND empfiehlt: "Gut leben trotz Diabetes." Marburg: Verlag im Kilian, 2001. ISBN: 3932091779 M. Zeidler: HAUPTSACHE GESUND empfiehlt: "Gutes für Herz und Kreislauf." Marburg: Verlag im Kilian, 2001. ISBN: 3932091701 G. Rychlak: HAUPTSACHE GESUND empfiehlt: "Cholesterin. Gute Werte–schlechte Werte." Marburg: Verlag im Kilian, 2002. ISBN: 3932091833 Zeitschrift Heilberufe: Spezial- Diabetes Preis 5 Euro Bestellung über : Urban & Vogel Medien und Medizin Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Redaktion Heilberufe oder Kongressorganisation Ehrenbergstr. 11-14 10245 Berlin e-mail: [email protected] G. Pott: "Das metabolische Syndrom." Stuttgart: Schattauer, 2002. ISBN: 3794520963 A. Teuscher: "Gut Leben mit Diabetes Typ 2" Stuttgart: TRIAS, 2002 ISBN: 3830430450 U. Thurm: "Diabetes- und Sportfibel. Mit Diabetes weiter laufen." Mainz: Kirchheim, 2001. ISBN: 3874093387 Seite 18 von 39 Adressen Bundesgeschäftsstelle Deutscher Diabetiker Bund e. V. Danziger Weg 1 58511 Lüdenscheid Tel.: 02351 - 98 91 53 Fax: 02351 - 98 91 50 [email protected] Kontakt zu den Landesverbänden: http://www.diabetikerbund.de/fr_kontakt.htm Geschäftsstelle der Deutschen Diabetes Gesellschaft - Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil Universitätsklinik Bürkle-de-la-Camp-Platz 1 44789 Bochum Tel.: 0234/93095-6 Fax.: 0234/93095-7 E-Mail: [email protected] Zentrum für Klinische Studien GWT-TU Dresden Fiedlerstr. 34 01307 Dresden Tel.: 0351 - 4400-591 oder -5988 Restaurant Stadtpfeiffer im Gewandhaus Augustusplatz 8 04109 Leipzig Tel.: 03 41 - 2178920 Mosaiques diagnostics and therapeutics AG Feodor-Lynen-Str. 21 30625 Hannover Tel.: 0511 - 55474413 Fax: 0511 – 55474431 Neues aus der Forschung Von Gunther Franke Vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Diabetes. Neue Studien sagen, warum man der Volkskrankheit Nr. 1 in der Schwangerschaft vorbeugen sollte, welche Rolle das Gehirn im Krankheitsverlauf spielt und warum Schlafmangel gefährlicher ist als bisher gedacht . Diabetesvorsorge für Mutter und Kind Bereits Föten haben ein Diabetesrisiko. Das Kind ist besonders gefährdet, wenn die Mutter während der Schwangerschaft an Diabetes erkrankt. Um jedes Risiko auszuschließen, lässt sich eine schwangere Diabetikerin am Münchner Institut für Diabetesforschung untersuchen. Sie möchte bereits im Vorfeld Alles getan haben, damit es später nicht zu Komplikationen kommt. Für Forschungszwecke wird ihre Blutprobe im Labor untersucht. Die Ärzte wollen herausfinden, wie Hormone im Blut die Insulinaktivität beeinflussen. Auf diesem Wege könnte der Entstehung von Diabetes während der Schwangerschaft vorgebeugt werden. Privatdozent Dr. Martin Füchtenbusch vom Institut für Diabetesforschung in München: "Das Milieu im Mutterleib, dass das Kind einem erhöhten Blutzucker für einige Wochen ausgesetzt hat, zeigt uns wahrscheinlich ein Risiko an, dass das Kind dauerhaft später, wenn es auf der Welt ist, Übergewicht oder Typ II-Diabetes bekommen kann." Seite 19 von 39 Bildunterschrift: Schwangere Frau Diabetes nach einer Schwangerschaft Erst später im Leben an Diabetes zu erkranken - dieses Risiko besteht besonders für die werdende Mutter, so Füchtenbuschs Kollege am Institut für Diabetesforschung, Privatdozent Dr. Michael Hummel: "Circa die Hälfte der Frauen entwickelt zehn Jahre nach der Schwangerschaft einen Diabetes. Ein besonders hohes Risiko haben die Schwangeren, die während der Schwangerschaft Insulin spritzen müssen. Zweidrittel dieser Frauen können innerhalb von drei Jahren nach der Schwangerschaft selbst einen Diabetes entwickeln." Präventionsstudie Weltweit einmalig wird am Münchner Institut für Diabetesforschung ein Medikament zum Schutz vor Diabetes für Mutter und Kind getestet. Die Münchner Forscher erwarten sich von den Untersuchungsergebnissen Hinweise auf Diabetes und Informationen, die in den Mutterpass eingetragen werden könnten, so Dr. Füchtenbusch: "Das Problem in Deutschland ist noch immer, dass diese Untersuchung keine Leistung ist, die in den Mutterpass aufgenommen wurde. Durch einen Zuckerbelastungstest muss erst noch nach dem Diabetesriskio gesucht werden. Wir hoffen sehr, dass sich das in Kürze - oder in den nächsten Jahren - ändern wird." Ein neues Medikament und ein Eintrag in den Mutterpass - dies wären entscheidende Schritte, die Entstehung von Diabetes während der Schwangerschaft und später zu verhindern . Bildunterschrift: Grafik eines menschlichen Kopfes Wie steuert das Gehirn die Entstehung von Diabetes? Es ist besonders Stress, der die Insulinaktivität im Körper negativ verändert und die Zuckerkrankheit mit verursacht. Typisch für viele Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, ist Stress – weil sie sich überfordern. Zu hohe Erwartungen, sich ständig selbst unter Druck setzen - wer so lebt, kann schlecht abschalten. Er fühlt sich ständig getrieben. Auch noch am Abend, wenn er eigentlich abschalten möchte. Kein Ende der Anspannung. Auch die Ernährung verläuft häufig chaotisch: Es wird zu viel, zu spät und das Falsche gegessen. Für Diabetiker ist das aber ein Unding: Damit wird der Blutzuckerhaushalt durcheinander gewirbelt. Besonders der Hirnstoffwechsel ist betroffen. Das Gehirn spielt dabei eine wesentliche Rolle. Denn der Körper ist darauf eingerichtet, dass das Gehirn genügend Energie bekommt. Bei Diabetikern wird dem Gehirn nur ungenügend Energie aus dem Körper bereit gestellt. Wissenschaftler haben jetzt einen neuen Ansatz entdeckt. Prof. Dr. med. Achim Peters, Diabetesforscher an der Universität Lübeck: "Bisher ging man davon aus, dass das Gehirn so mitversorgt wird. Wenn der Blutzucker stimmt, wird es einfach so mitversorgt. Seite 20 von 39 Dabei hat man allerdings vorausgesetzt, dass das Gehirn passiv mitversorgt wird. Heute wissen wir, dass das Gehirn nicht einfach so vom Blutstrom mitversorgt wird, sondern dass es sehr aktiv aus dem Blut Energie zieht. Es bestellt bei Bedarf." Das Gehirn ist selbstsüchtig Das Gehirn bestellt bei Bedarf, und dabei ist es besonders "selbstsüchtig" - glauben die Forscher herausgefunden zu haben. Ständig sendet es neue Signale für noch mehr Nahrung und verändert so die Insulinaktivität. Der Drang nach übermäßigen Mahlzeiten - dieses Verhalten kann verändert werden, wenn das Gehirn trainiert und das falsche Gefühl – noch mehr essen zu wollen – korrigiert wird. Das ist das neue Erfolgsrezept, das auf der Grundlage der Erforschung des Gehirns basiert, meint Prof. Achim Peters: "Es gibt ein psychologisch-internistisches Programm 'Train the brain'. Dieses zielt darauf ab, dass der Mensch diese falschen Gefühln wieder wahrnimmt und interpretiert und sich dann entsprechend verhält. Er sollte mit Essen nicht ständig negative Gefühle abdämpfen wollen, die hier und da entstehen." Eine Therapie könnte dann der richtige Weg sein. Dann könnten sich neben falschen Essgewohnheiten auch alte eingefahrene Verhaltensmuster wie zu spät ins Bett zu gehen auflösen lassen. Bildunterschrift: Zu wenig oder zu viel Schlaf kann dazu führen, dass man an Diabetes erkrankt. Schlaf als Risikofaktor für Diabetiker Dass ständiger Schlafmangel zu Problemen für die Gesundheit werden kann, ist bekannt. Dass aber "gestörter" Schlaf zum Auslöser für Diabetes werden kann, bestätigen jetzt erstmals aktuelle Studien aus Amerika. Im Schlaflabor wurden Probanden daran gehindert, in die Tiefschlafphase zu fallen. Das Ergebnis der Studie: Der Blutzuckerhaushalt ist stark gestört. Bei Schlafmangel besteht also ein erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Die neuesten Studien des Chicago Medical Centers besagen: Ein chronisches Schlafdefizit hat schwerwiegende Folgen für den Körper und den Insulinstoffwechsel - vergleichbar mit einer Gewichtszunahme von mehreren Kilogramm. Dadurch wird der Körper für Insulin unempfindlich. Die Blutzuckerwerte steigen an. Menschen, die glauben, mit einer Schlafdauer von fünf oder weniger Stunden auszukommen, erkranken deshalb fast 50 Prozent häufiger an Diabetes - bestätigt Dr. med. Michael Hummel. "Bei Schlaf unter fünf Stunden sind die Stresshormone erhöht, die Stressachse arbeitet verstärkt. Das Kortisol im Blut ist erhöht. Kortisol ist ein Hormon, das den Blutzucker steigen lässt. Über diesen Mechanismus kann man verstehen, dass die Blutzuckerwerte bei Patienten mit Schlafstörung höher sind." Aber nicht nur ein zu kurzer Schlaf - auch ein zu langer Schlaf von über neun Stunden kann ein Risiko für Diabetes sein, wurde in Studien festgestellt. Diabetes – Angriff auf Augen, Herz und Nieren Weil Diabetes nicht weh tut, wird es lange Zeit nicht bemerkt. Zugleich richtet er wie keine andere Krankheit Schäden an Herz, Hirn, Gefäße, Nerven, Augen, Nieren und Verdauungstrakt an. Kaum ein Körperteil ist sicher vor der schleichenden Zerstörung durch den Zucker . Zucker ist der Treibstoff, aus dem unserer Zellen Energie gewinnen. Wenn wir Kohlenhydrate zu uns nehmen, zum Beispiel in Form von Brot, Kartoffeln, Nudeln oder Süßspeisen, werden diese im Seite 21 von 39 Verdauungstrakt zu Traubenzucker zerlegt. Der gelangt ins Blut wird darüber in Muskeln und Organe transportiert und dort verbrannt, wodurch Energie freigesetzt wird. Um vom Blut in die Zellen zu gelangen, ist das Hormon Insulin erforderlich. Es wirkt wie ein Schlüssel, mit dem die Eingangspforten in die Zelle geöffnet werden und der Zucker aus dem Blut hineingeschleust wird. Bei Diabetikern funktioniert dieser Mechanismus nicht oder nur unzureichend. Die Zellen reagieren nicht auf das Schloss und nehmen dadurch nur unzureichend Zucker auf. Die Folge: es verbleibt zu viel Zucker im Blut. Ein anderer Defekt führt zum gleichen Ergebnis. Bei manchen Diabetikern wird gar nicht mehr genug Insulin in der Bauchspeicheldrüse produziert, weil sie erschöpft ist. Auch das führt zu einer ständig erhöhten Konzentration von Zucker im Blut. Darunter leiden auch die Blutgefäße. Sie verkleben regelrecht und können so nur unzureichend die Organe und Nerven mit Nährstoffen versorgen. Diabetes breitet sich wie eine Seuche aus Es gibt zwei Typen der Zuckerkrankheit: Diabetes Typ I besteht in einem Ausfall der Bauchspeicheldrüse auf Grund von Autoimmunprozessen. Sie produziert zunächst weniger, dann gar kein Insulin mehr. Der Blutzucker kann somit nicht in die Zellen gelangen. Diabetes I ist anlagebedingt und entsteht meist schon in jüngeren Jahren. Die Zahl an Typ-I-Diabetes erkrankter Kinder in Europa steigt in den letzten Jahren an. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. Vermutet werden Umweltbedingungen, moderne Lebensweise oder auch die geringere Verbreitung des Stillens. Wesentlich häufiger ist Diabetes Typ II, der Alterszucker. Die Bezeichnung täuscht darüber hinweg, dass weniger das Alter als vielmehr Übergewicht Ausgangspunkt dieser Wohlstandskrankheit ist. Übergewicht führt dazu, dass Insulin nicht mehr richtig wirkt. Der Körper benötigt mehr von dem Stoff, um den Blutzucker in die Zellen einzuschleusen, weil die weniger empfindlich darauf reagieren. Die Bauchspeicheldrüse muss darum mehr Insulin produzieren, wodurch sie vorzeitig verschleißt. Am Ende mangelt es ebenso an Insulin wie bei Diabetes I, sodass der Patient es von außen, meist mit der Spritze, zuführen muss. Dass Zucker nicht einfach rückstandsfrei verbrennt, kann man in der Küche erkennen. Die Farben und Aromen, die beim Rösten, Backen und Braten entstehen, sind die Produkte von Zuckerbausteinen, die sich durch Hitze umgewandelt haben. Ähnliche Verkrustungen und Verklumpungen spielen auch eine Rolle bei Alterungsprozessen im Körper. Deshalb schädigen erhöhte Blutzuckerwerte die Gefäßwände. Was tun gegen Diabetesfolgen? Diabetesschäden lassen sich nicht rückgängig machen. Zerstörte Gefäße oder Nerven kann man nicht reparieren. Die ärztlichen Möglichkeiten sind darauf beschränkt, das Fortschreiten der Folgekrankheiten einzudämmen und die Beschwerden zu lindern. Wichtigste Maßnahme ist die richtige "Einstellung" des Diabetikers. Mahlzeiten und Insulingaben müssen so aufeinander abgestimmt werden, dass die Blutzuckerwerte möglichst konstant im Normbereich bleiben. Durch Gewichtsreduktion und Bewegung lässt sich der Stoffwechsel verbessern. Sport fördert außerdem die Durchblutung und ist so doppelt hilfreich. Übergewicht, Diabetes und die Folgen Wie eine Epidemie breiten sich Körperfett und Wohlstandsleiden in Deutschland mehr und mehr aus. Herzinfarkt und Schlaganfall stehen am Ende dieser verhängnisvollen Entwicklung und sind die häufigsten Todesursachen. Übergewicht tötet, indem es einen ganzen Komplex krankhafter Faktoren fördert. Seite 22 von 39 Hoher Blutdruck, schlechte Blutfettwerte, Diabetes und Fettleibigkeit treten zumeist gemeinsam auf und bedingen sich gegenseitig. Bereits in der Altersgruppe zwischen 18 und 29 sind heute fast 30 Prozent der Männer übergewichtig. Zwei von drei Senioren zwischen 60 und 70 sind zu dick. Das ist kein ästhetisches Problem, sondern Lebensverkürzung mit Messer und Gabel. Denn neben Bewegungsmangel ist falsche und zu üppige Ernährung die Ursache für den Teufelskreis aus Übergewicht, Diabetes und den daraus entstehenden Krankheiten. Viele Menschen ernähren sich falsch und werden so erst dick und dann krank. Weniger körperliche Arbeit und passive Freizeitgestaltung verstärken das Problem. Übergewicht wird als Schönheitsfehler begriffen, ist jedoch der erste Schritt zur Zuckerkrankheit. Die bemerkt man zunächst weit weniger als die überschüssigen Pfunde. Doch im Verborgenen laufen meist schon die zerstörerischen Prozesse an Gefäßen und Nerven ab. Oft wird Diabetes erst durch diese Folgeschäden bemerkt. Das macht ihn so gefährlich. Die Liste der Komplikationen, die von der Zuckerkrankheit ausgehen, ist lang: Augen: Die Schädigung der kleinen Kapillaren im Auge führt zu Sehstörungen. Diabetes ist die häufigste Ursache für Erblindung. Nieren: Hohe Blutzuckerwerte schädigen die Nierenkörperchen. Die Nieren können ihre Filterfunktion zunehmend schlechter erfüllen. Beim Fortschreiten dieser diabetischen Nephropathie wird die dauerhafte künstliche Blutwäsche (Dialyse) notwendig. Wunden: Hohe Blutzuckerwerte schädigen die feinsten Gefäße und verursachen so Durchblutungsstörungen. Gewebe wird darum schlechter versorgt. Außerdem erneuern sich bestimmte Zellen bei Diabetikern schlechter und die Abwehrkraft gegen Infektionen sinkt. Schlecht oder gar nicht heilende Wunden sind darum ein häufiges und schwieriges Folgeproblem der Zuckerkrankheit. Füße: An den Füßen können mehrere Probleme zusammentreffen. Kleine Verletzungen oder Pilzerkrankungen führen zu schlecht heilenden Wunden. Durchblutungsstörungen können schmerzhaft sein oder zum Absterben von Gewebe führen, so dass Amputationen von Zehen oder dem ganzen Fuß notwendig werden. Nervenschäden führen ebenfalls zu Schmerzen oder Gefühlsstörungen wie Kribbeln. Hilfe dagegen gibt es außer Schmerzmitteln nicht. Potenz: Auch die Geschlechtsorgane sind von Gefäß- und Nervenschäden betroffen. Häufige Folge sind Erektionsstörungen. Impotenz ist mitunter der erste Hinweis, durch den sich Diabetes bemerkbar macht. Nerven: Die Zuckerkrankheit führt zu Nervenschäden (Polyneuropathie). Sie können sich durch Gefühlsstörungen oder Schmerzen vor allem in den Beinen äußern. Verdauung: Der Magen-Darm-Trakt wird von einem empfindlichen Nervensystem gesteuert. Weil auch diese Nerven von der Zuckerkrankheit geschädigt werden, können Verdauungsstörungen wie Verstopfung oder Durchfälle auftreten. Blase: Vor allem Frauen haben häufig mit Blasenentzündungen zu kämpfen. Diabetes begünstigt diese, weil erhöhte Zuckerwerte im Urin ein Nährboden für Bakterien sind. Auch die Schädigung der Nierenfunktion kann dabei eine Rolle spielen. Seite 23 von 39 Pilzerkrankungen: Zucker im Blut und damit auch in der Haut und in Schleimhäuten bietet Pilzen Nahrung. Zudem haben Diabetiker schwächere Abwehrkräfte. Sie leiden darum häufiger unter oft hartnäckigem Fuß und Nagelpilz, Frauen zudem unter Scheideninfektionen. Herzinfarkt und Schlaganfall: Diabetes begünstigt Arteriosklerose. Das Übergewicht, das häufig Auslöser der Zuckerkrankheit ist, wird zudem oft von Bluthochdruck und schlechten Blutfettwerten begleitet. Zusammen sind dies die wichtigsten Risikofaktoren für Gefäßverkalkungen. Diese können schließlich zu tödlichen Gefäßverschlüssen in Herz oder Gehirn führen. Bewegter leben Bewegungsmangel fördert nicht nur Übergewicht, sondern verschlechtert auch den Stoffwechsel. Körperliche Aktivität ist darum wichtig. Sie trainiert nicht nur die Muskeln, sondern verbessert auch die Wirkung von Insulin bei der Verwertung von Zucker durch die Zellen. Wer über die Jahre "eingerostet" ist, tut sich schwer damit, einem Sportverein beizutreten, ins Fitnessstudio zu gehen oder einfach selbst loszulaufen oder zu schwimmen. Unser Tipp: Bringen Sie mehr Bewegung in den Alltag! Bewegung fördert Kraft und Ausdauer, sie trainiert aber auch Koordination und Körpergefühl. Und das macht dann Lust auf mehr. Deshalb ist es sinnvoll, seine Geschicklichkeit zu üben. Zum Beispiel kann man sich angewöhnen, beim Zähneputzen auf einem Bein zu stehen, Strümpfe im Stehen anzuziehen oder Treppen rückwärts zu laufen. Erste Fortschritte motivieren dann zu weiteren Aufgaben: Statt dem Fahrstuhl nimmt man die Treppe. Hat man mehrere Etagen zu bewältigen, kann man sich auch hier langsam herantasten und zum Beispiel in der ersten Woche nur die erste Etage zu Fuß nehmen. Den Bus oder die Straßenbahn eine Haltestelle früher zu verlassen, verschafft einen kleinen Extra-Spaziergang. Die schöne Jahreszeit verlockt dazu, bestimmte Wege mit dem Fahrrad statt dem Auto zurückzulegen. Auch hier kann man sich allmählich steigern. Der übermäßigen Bequemlichkeit zu entsagen, zu der die moderne Lebensweise mit Auto, Fahrstuhl und Büroarbeit verleitet, ist ein erster Schritt. Um der Gesundheit zu nutzen, ist jedoch etwas Sport notwendig. Ziel sollte sein, den Puls leicht in Schwung zu bringen. Eine Studie der Universität San Diego ergab als optimale Dosis für Unsportliche ein Pensum von 3.000 Schritten in 30 Minuten. Dieses Training sollte fünfmal wöchentlich ausgeführt werden, wobei ein Schrittzähler (Sportgeschäft) die Kontrolle erleichtern und für Motivation sorgen kann. Wem das zu Beginn zu anstrengend ist, der kann sich mit kleineren Trainingseinheiten (zum Beispiel 1000 Schritte in zehn Minuten) herantasten. Unterschätzte Schwachstelle Nieren Zwanzig bis vierzig Prozent der Diabetiker bekommen durch ihre Krankheit Nierenschäden. Fast jeder Zweite kommt erst dann zu einem Nierenfacharzt, wenn leider nur noch die Dialyse helfen kann. Dann aber sind die Genesungs-Aussichten sehr schlecht. Naturmedizin kann dem vorbeugen. Meist können durch Diabetes verursachte Nierenschäden nur noch mit der Dialyse behandelt werden. Die Dialyse stellt nicht nur eine empfindliche Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Jeder zweite Diabetiker lebt nach Beginn der Dialyse gerade mal noch zwei Jahre. Das Versagen der Nieren hat damit eine höhere Sterblichkeit als viele Tumorerkrankungen. Sowohl Patienten als auch viele Hausärzte sind sich der großen Bedeutung von Nierenerkrankungen im Gefolge von Diabetes nicht bewusst. Wenn die Diagnose Typ-2-Diabetes gestellt wird, sollte grundsätzlich eine Vorstellung beim Nierenarzt erfolgen. Weil die Krankheit (anders als der Typ-1Diabetes) in der Regel lange Jahre unbemerkt geblieben ist, sind meist die Nieren bereits geschädigt. Schon geringe Mengen von Eiweiß im Urin sollten Anlass zur Behandlung durch den Facharzt sein. Denn der kann eine Dialyse nur dann verhindern, wenn die Behandlung früh begonnen werden kann. Seite 24 von 39 Zur frühen Erkennung von Nierenerkrankungen können einfache Blut- und Urintests gemacht werden. Auch Ultraschalluntersuchungen, die etwaige Veränderungen an den Nieren erkennen lassen, geben Aufschluss. Die Entnahme von Gewebeproben ist nur selten notwendig. Jährliche Überprüfungen bei Diabetikern ohne Auffälligkeiten sind ausreichend, damit die Nieren nicht unbemerkt geschädigt werden. Gundelrebe für die Nieren Zur Vorbeugung von Komplikationen, die sich im Rahmen von Diabetes mellitus entwickeln können, ist Naturmedizin sehr wirksam. Empfehlenswert ist die Anwendung von Heilpflanzen, die die Nierentätigkeit anregen ohne die Niere zu reizen. Geeignet dafür sind Gundelrebe, Birke und Holunder. Gundelrebe ist eine kleine ausdauernde Pflanze mit violetten Blüten. Sie enthält Bitterstoffe, Gerbstoffe, Vitamin C, organische Säuren und Mineralsalze. Besonders der Gehalt an Kalium ist sehr hoch. Kalium regt die Ausscheidungstätigkeit der Niere an. Die Blätter schmecken herb würzig und eignen sich hervorragend als Beigabe für einen Frühjahrssalat, die Blüten verleihen jedem Gericht Liebreiz und das ganze Kraut kann für einen Tee im Rahmen der Frühjahrskur getrocknet werden. Für einen Gundelreben-Tee werden zwei Teelöffel Kraut mit einem Viertel Liter Wasser überbrüht, fünf Minuten ausgezogen und zweimal täglich eine Tasse über einen Zeitraum von drei Wochen getrunken. Birkenblätter-Tee ist einer der besten Tees zur Wasserausscheidung. Er reizt die Niere nicht, sorgt aber für eine vermehrte Produktion von Erstharn. Außerdem verringert sich der Harnsäurespiegel. So wird der Tee zubereitet: Zwei Teelöffel frische oder getrocknete Birkenblätter werden mit einem Viertel Liter Wasser überbrüht, zehn Minuten ausgezogen und dreimal täglich eine Tasse mäßig warm getrunken. Eine Kur sollte nicht länger als drei Wochen dauern. Birkenblätter schmecken auch frisch im Salat. Achtung: Keine Anwendung bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit, Gefahr der Wasseransammlung in der Lunge! Holunderblätter und Holunderschosser (Blatt mit Blütenknospe) enthalten Invertin, Saccharose, viel Kalium und den Heilstoff Sambucin. Der Tee aus Blättern und Schossen ist besonders für Diabetiker mit drohenden Nierenschäden geeignet und kann neben dem kurmäßigen Genuss auch als HausteeBestandteil genutzt werden. Vorsicht jedoch bei bereits bestehenden Nierenerkrankungen, auch hier Gefahr des Lungenödems. Für den Tee: nur einen halben Teelöffel Droge mit einem viertel Liter Wasser überbrühen, zehn Minuten ziehen lassen, abseihen und schluckweise über den Tag verteilt trinken. Achtung: Holunder nie frisch verwenden! Er enthält Blausäure, die erst durch Erhitzen unschädlich gemacht werden muss. Untersuchungen am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Übeltäter Kohlenhydrate? Am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam hat man Hinweise darauf gefunden, dass eine kohlenhydrathaltige, fettreiche Kost die Entstehung von Diabetes begünstigt. Das haben neue Tierversuche gezeigt. Forscher des Instituts für Ernährungsforschung in Potsdam haben Versuche mit Mäusen durchgeführt, denen eine Neigung zu Übergewicht angezüchtet worden war. Eine Gruppe Mäuse erhielt reichlich fettreiche Kost, die zusätzlich Kohlenhydrate enthielt. Die andere Gruppe wurde ebenfalls fettreich, aber ohne Kohlehydrate gefüttert. Da die Mäuse jeweils beliebig viel fressen durften, wurden beide Gruppen fett. Diejenige mit der kohlenhydratreichen Kost bildete jedoch früher Diabetes aus. Es scheint also nicht das Übergewicht allein zu sein, das der Bauchspeicheldrüse zusetzt. Die Untersuchung der insulinproduzierenden Zellen der Mäuse zeigte, dass diese durch oxydativen Stress geschädigt worden waren. Das bedeutet, dass die Zellen schneller alterten. Kohlenhydrate in Seite 25 von 39 Verbindung mit fettreicher Ernährung beschleunigen diesen Prozess. Die Forscher gehen davon aus, dass diese Erkenntnis auch für den Menschen zutrifft. Bereits seit längerem ist bekannt, dass Kohlenhydrate unterschiedlich auf den Zuckerstoffwechsel wirken. Einfache, kleine Moleküle werden rasch verdaut. Der Zuckerspiegel schießt schnellt nach oben, es wird viel Insulin benötigt. Komplexe Kohlenhydrate hingegen, also größere Moleküle, müssen im Zuge der Verdauung zuerst aufgespalten werden. Der Zuckerspiegel steigt langsamer an. Weil deshalb weniger Insulin ausgeschüttet wird, fällt er auch nicht so schnell wieder ab und man bleibt länger satt. Für den Stoffwechsel günstiger sind darum die langkettigen Kohlehydrate, die in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Gemüse stecken. Einfache Kohlehydrate in Form von Zucker und Weißmehl sollten seltener auf den Tisch. Topinambursalat mit Ruccola und Walnuss Pesto Kartoffeln lassen den Blutzuckerspiegel schnell steigen und sollten von Diabetikern nur in kleineren Mengen genossen werden. Eine Alternative ist Topinambur. Diese Wurzel einer Sonnenblumenart ähnelt in Aussehen und Geschmack Kartoffeln. Als wichtigstes Kohlenhydrat enthält sie Inulin (nicht Insulin!), das sättigt, ohne den Blutzuckerspiegel ansteigen zu lassen. Zutaten für 4 Personen: 300 g Topinambur 2 EL Olivenöl 1 Knoblauchzehe 100 g Walnusskerne 1 Bund Basilikum 100 ml Olivenöl 1 EL Zitronensaft Salz, Pfeffer halber Bund Ruccola 10 Stück Partytomaten Zubereitung: Die Topinamburknollen unter fließendem kalten Wasser mit einer Bürste gut waschen, danach sehr dünn schälen und in hauchdünne Scheiben schneiden. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, darin die Topinambur-Scheiben und die halbierte Knoblauchzehe goldgelb braten. Walnüsse und Basilikum in einem Mörser zu einer Paste vermahlen und mit Olivenöl und Zitronensaft mischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Ruccola waschen, gut trocknen, Stiele entfernen und in mundgerechte Stücke zupfen. Partytomaten vierteln. Topinamburscheiben mit Ruccola und Partytomaten vermischen und mit Walnuss-Pesto anrichten. Diabetischer Schock Infotext: Constanze Löffler Diabetespatienten können in eine lebensgefährliche Situation geraten, wenn ihr Blutzuckerspiegel unter einen kritischen Wert sinkt. Wie kündigt sich ein diabetischer Schock an? Wie können Außenstehende Hilfe leisten? Wie können Betroffene vorbeugen? Menschen mit Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit, kämpfen normalerweise gegen einen zu hohen Blutzuckerspiegel. Um ihn zu senken, nehmen sie entsprechende Medikamente ein oder spritzen sich das Hormon Insulin, welches ihr Körper nicht mehr in ausreichender Menge produziert. Insulin hilft den Zellen, die Zuckermoleküle (Glukose) aus dem Blut aufzunehmen, um den Organismus mit Energie zu versorgen. Damit der Zuckerwert beim Diabetiker nicht entgleist, müssen Insulinmenge und Nahrungsaufnahme gut aufeinander abgestimmt sein. Doch das klappt nicht immer. Ereignisse jeglicher Art können zu Störungen führen: Der Patient hat Stress im Beruf, sich beim Sport zu sehr verausgabt, einem alkoholischen Getränk nicht widerstehen können, oder das Essen im Restaurant ließ länger auf sich warten als gedacht. Hinzu kommt: Manche Diabetiker spritzen sich aus Sorge vor den Spätfolgen eines zu hohen Blutzuckerspiegels (z. B. Blindheit oder diabetischer Fuß) lieber etwas mehr Insulin als notwendig. Das kann fatale Folgen haben: Wer dann nicht ausreichend isst, bei dem sackt der Zuckerspiegel ab. Seite 26 von 39 Das Ergebnis ist eine schwere Unterzuckerung (Hypoglykämie), die zum lebensgefährlichen diabetischen Schock führen kann. Bei Gesunden kündigt sich eine Unterzuckerung mit Heißhunger, Zittern und Schwitzen an. Bei Diabetikern, die schon lange zuckerkrank sind, entfallen diese Frühwarnzeichen jedoch. Sie bemerken den Mangel erst, wenn das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Zucker versorgt wird – und leiden dann an Konzentrationsschwierigkeiten, sind verwirrt oder reagieren aggressiv. Eine Unterzuckerungskrise wird dann bedrohlich, wenn das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Glukose versorgt wird. Denn im Gegensatz zu anderen Körperzellen ist es auf die Zuckermoleküle angewiesen; Fette und Eiweiße kann unser Gehirn nämlich nicht verwerten. Ab einem Zuckerwert von unter 60 Milligramm pro Milliliter drohen deshalb Bewusstlosigkeit und Koma. Wie man solche Unterzuckerungskrisen bewältigt, lernen Diabetiker und ihre Angehörigen in Diabetes-Schulungskursen, die von den Krankenkassen bezahlt werden. Einer der wichtigsten Regeln lautet: Im Notfall erst essen, dann messen. Denn bis der Diabetiker sein Messgerät gefunden hat, kann er schon bewusstlos sein. Angehörige erfahren außerdem, wie man den diabetischen Schock von einem epileptischem Anfall oder einem Alkoholrausch unterscheidet. Um milde Unterzuckerungen zu überbrücken, helfen kleine Zwischenmahlzeiten. Sofort wirksam sind dagegen Traubenzucker und zuckerhaltige Getränke wie Apfelsaft oder Cola. Langsamer erhöhen dagegen Schokolade oder Bananen den Blutzucker Wenn der Diabetiker bereits bewusstlos ist und nicht mehr schlucken kann, muss ihm Glukagon gespritzt werden. Die Spritze findet man im Notfallset des Diabetikers; sie kann auch von Ungeübten in einen Muskel injiziert werden. Glukagon ist das Gegenspieler-Hormon von Insulin; es bewirkt einen Anstieg des Blutzuckerspiegels. Für Patienten, die einen diabetischen Schock mit Bewusstlosigkeit erleben, ist dies durch den völligen Kontrollverlust oft ein traumatisches Ereignis. Spätestens danach wissen sie, wie wichtig es ist, immer genau und diszipliniert auf einen ausgewogenen Blutzucker zu achten. Ewiger Streit: Analog versus Humaninsulin Von Sabine Winter Stand: 12.07.2010 Eine besorgniserregende Nachricht für Altersdiabetiker: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen hat beschlossen, dass die gesetzlichen Krankenkassen lang wirkendes Analoginsulin für Typ 2-Diabetiker nicht mehr bezahlen, solange es teurer ist als Humaninsulin. Welche Folgen hat das für betroffene Diabetiker? Analoginsulin ist eine künstlich hergestellte Abwandlung des Hormons Insulin, das in Deutschland seit knapp 15 Jahren auf dem Markt ist. Die Regelung betrifft die Wirkstoffe Glargin und Detemir. Es steht in Konkurrenz mit dem länger existierenden Humaninsulin, das ebenfalls künstlich hergestellt wird und - anders als das Analoginsulin - mit dem körpereigenen Insulin identisch ist. Im Moment ist das neuere Insulin gut 30 Prozent teurer als das ältere. Ein höherer Preis, der nach Ansicht des G-BA nicht gerechtfertigt ist. Denn: Das Kölner Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) hat ein Gutachten erstellt und geurteilt: Analoginsulin hat keinen Vorteil gegenüber Humaninsulin - zumindest keinen, für den es wissenschaftliche Belege gibt. Seite 27 von 39 Wissenschaftliche Studien contra medizinische Praxis Dass überzeugende Studien fehlen, die eine Überlegenheit aufzeigen, mag sein. Viele Diabetologen halten lang wirkendes Analoginsulin bei der Behandlung von Typ 2-Diabetikern trotzdem für sinnvoll. Sie sprechen von einer geringeren Gefahr nächtlicher Unterzuckerungen und von einer besseren Anwendbarkeit der moderneren Präparate. Wissenschaftliche Studien contra medizinische Praxis - zwei unterschiedliche Standpunkte. Und irgendwo dazwischen: die Patienten. Viele haben Angst, dass sie sich nun von Analog- auf Humaninsulin umstellen müssen. Gefahr Unterzuckerung Vor vier Jahren gab es schon mal eine ähnliche Situation. Damals hatte der G-BA schnell wirkendes Analoginsulin für Typ 2-Diabetiker aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen ausgeschlossen. Patienten mussten sich reihenweise umstellen. Vermehrte Unterzuckerungen waren die Folge. Und die können gefährlich werden. Denn: Bei einer Unterzuckerung wird die erforderliche Glukosekonzentration im Blut unterschritten, es kommt zu Funktionsausfällen an verschiedenen Organen. Im schlimmsten Fall kann eine Unterzuckerung zu Bewusstlosigkeit oder sogar zum Tod führen. Lösungen werden gesucht Das will natürlich niemand. Deswegen sitzen Vertreter von Krankenkassen und Pharmaherstellern gerade zusammen und überlegen, wie eine verträgliche Lösung aussehen könnte. Am wahrscheinlichsten sind Rabattverträge, die so gestaltet sind, dass die Preise für Analoginsulin nicht höher sind als die für Humaninsulin. Ärzte könnten ihren Patienten das gewohnte Präparat also weiterhin problemlos verschreiben. Wie die Einigung zwischen Kassen und Pharmakonzernen tatsächlich aussieht, wird sich an dem Tag zeigen, an dem der G-BA-Beschluss in Kraft tritt. Das wird voraussichtlich Mitte Juli der Fall sein. Betroffene Patienten sollten sich also gut informieren, um zu erfahren, ob die Kosten für ihr lang wirkendes Analoginsulin auch weiterhin erstattet werden. Diabetes: Zucker im Griff Eva Maria Siefert Schon jetzt leiden sechs Millionen Bundesbürger an Diabetes. Experten schätzen, dass bald jeder dritte Deutsche „zuckerkrank“ sein wird. Diabetes steht nicht nur für lebenslange Medikamenteneinnahme, sondern ist oft auch Vorstufe für gefährliche Krankheiten - von Nierenschädigungen bis hin zum Herzinfarkt. Zucker Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, an der allein in Deutschland sechs bis acht Millionen Menschen leiden. Dabei ist der durch einen Fehler im Immunsystem verursachte Typ-1Diabetes mit einem Anteil von nur fünf Prozent eher selten und steigt auch nur in geringem Umfang an. Bei dieser Diabetesform kommt es vermutlich als Folge von meist unbemerkten Infektionen zu einer Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse, es kommt zu einem absoluten Insulinmangel. Betroffen sind vor allem Jüngere, sogar Kinder. Starker Durst, sehr häufiges Wasserlassen, die Neigung zu Infektionen und eine deutliche Gewichtsabnahme gelten für Ärzte als wegweisende Beschwerden. Menschen mit einem Typ-1-Diabetes müssen ihrem Körper immer Insulin zuführen. Sie müssen also gleich nach der Diagnose selbst Insulin spritzen oder eine Insulinpumpe bekommen, die kontinuierlich das lebenswichtige Hormon abgibt. Viel häufiger aber ist der Typ-2-Diabetes. Früher hieß diese Form der Zuckerkrankheit "Altersdiabetes", weil sie vor allem bei Älteren auftrat. Heute trifft es auch immer mehr Kinder und junge Erwachsene, denn die Entstehung eines Typ-2-Diabetes wird wesentlich durch unseren Seite 28 von 39 Lebensstil begünstigt. Vor allem die Kombination aus erblicher Veranlagung, Übergewicht und Bewegungsmangel lässt die Diabetikerzahlen sprunghaft ansteigen. So sehr, dass die Weltgesundheitsorganisation den Diabetes mit Infektionen wie Grippe oder Pest vergleicht, und von einer bedrohlichen so genannten Diabetes-Pandemie weltweit spricht. Zellen reagieren nicht auf Insulin Grundsätzlich ist bei allen Diabetesformen der Blutzuckerspiegel erhöht, der Körper kann Kohlenhydrate wie Zucker nur ungenügend verwerten. Für diese Zuckerverwertung braucht unser Körper das in der Bauchspeicheldrüse gebildete Hormon Insulin, das bei jeder Nahrungsaufnahme in den Darm ausgeschieden wird. Der wichtige Botenstoff sorgt dafür, dass die Zellen ihre "Zuckerpforten öffnen" und den Zucker aus dem Blut ins Zellinnere aufnehmen. Beim Typ-2-Diabetes erkennen nun die Körperzellen das Insulin nicht mehr ausreichend und reagieren deshalb nur schwach auf den Botenstoff. Es besteht eine so genannte Insulinresistenz. Um die verminderte Insulinempfindlichkeit auszugleichen produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin, bis die Insulinproduktion schließlich versiegt und ein Insulinmangel eintritt. Experten gehen heute davon aus, dass bereits diese Unempfindlichkeit der Körperzellen auf das Insulin vererbt wird allerdings bringt dann erst das Zusammentreffen mit anderen Risikofaktoren die Krankheit zum Ausbruch. Speicherhormon für Hungerzeiten Insulin ist jedoch nicht nur für den Kohlenhydrat-, sondern auch für den Fett- und Eiweißstoffwechsel im Körper wichtig. Das Hormon hat unsere Vorfahren vermutlich durch so manche Hungerzeit gerettet, denn es ist wesentlich für die Energiespeicherung in Form von Fettgewebe. Insulin fördert die Umwandlung von Zucker in Fett, aber auch die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung. Dieses gespeicherte Fett dient dann als Energiereserve für "schlechte Zeiten". Gleichzeitig verhindert Insulin aber auch den Fettabbau aus eben diesen Fettpolstern, weil es die Fettverbrennung in den Zellen blockiert. Zusätzlich steigert das Hormon den Appetit und macht müde. Eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes ist die so genannte pathologische Glukosetoleranz: Der Körper kann Kohlenhydrate nicht richtig verwerten. Die pathologische Glukosetoleranz ist häufig von Übergewicht, Bluthochdruck, hohen Blutfettwerten und erhöhten Harnsäurewerten begleitet. Zur Diagnose der Diabetes Vorstufe wird ein Glukosebelastungstest (auch Zuckerbelastungstest, oraler Glukose-Toleranztest, oGTT) durchgeführt. Dabei muss der Betroffene eine vorgegebene Menge einer Zuckerlösung trinken, der Blutzucker wird vor dem Trinken und eine und zwei Stunden nachher gemessen. Wichtiges über die Blutzucker-Messung Die Glucose in unserem Blut, der so genannte Blutzucker (BZ) ist für alle Organsysteme der überlebenswichtige "Brennstoff", der den Zellen ihre Funktion und das Wachstum ermöglicht. Gemessen wird der Blutzucker im Kapillarblut (Fingerbeere oder Ohrläppchen) oder im venösen Blut (Blutabnahme beim Arzt). Nüchtern-BZ = morgens vor dem Frühstück bzw. mind. 8 Std nichts gegessen. Nicht-Nüchtern-BZ oder "Gelegenheits-Blutzucker" kann jederzeit gemessen werden, der gemessene Wert bedarf dann aber weiterer Abklärung. Um eine Diagnose stellen zu können, sollte am besten der Nüchtern-BZ mindestens zwei Mal an unterschiedlichen Tagen gemessen werden. Die Diagnose "Diabetes" ist eindeutig, wenn (2 x gemessen!) der Gelegenheits-Blutzucker 200 mg/dl (11,1 mmol/l) oder mehr beträgt der Nüchtern-Blutzucker bei zweimaliger Testung 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder mehr beträgt. "Zucker" im Urin: Liegt der Blutzuckerwert über 160 - 180 mg/dl, dann scheidet die Niere mit dem Urin Zucker aus (so genannte "Nierenschwelle"), der dann mittels Teststreifen nachgewiesen werden kann. Warnzeichen, die auf Diabetes hinweisen können Ständiger Durst / häufiger Harndrang: Zucker tritt vermehrt aus dem Blut in den Urin über und wird mit mehr Flüssigkeit als normal von den Nieren ausgeschieden. Müdigkeit / Konzentrationsschwäche: Die Zellen im Körper brauchen Zucker als Energielieferanten. Durch den Mangel an Insulin kann aber nicht genügend Zucker aufgenommen werden. Juckende Haut: Durch den Flüssigkeitsmangel fängt die Haut an zu jucken. Seite 29 von 39 Sehstörungen: Durch den hohen Blutzucker kann es sein, dass sich die Linse im Auge nicht mehr flexibel genug einstellen kann. Pilzinfektionen im Genitalbereich: Der zuckerhaltige Urin ist ein idealer Nährboden für Pilze. Gewichtsverlust trotz gleich bleibender Ernährung: Das Fettgewebe löst sich durch den Mangel an Insulin auf. Übel riechender Atem: Der Atem kann durch den erhöhten Abbau von Fett nach Nagellackentferner oder faulem Obst riechen. Welcher Zuckerwert ist eigentlich normal? Normal Venenblut, nüchtern bis 6,0 mmol/l 60-110 mg/dl Kapillarblut (Fingerbeere), nüchtern Alarmwerte 6,1-6,9 mmol/l Diabets größer/gleich 7,0 mmol/l 110-125 mg/dl bis 5,55 mmol/l 5,6-6,0 mmol/l bis 100 mg/dl 101-109 mg/dl größer/gleich 126 mg/dl größer/gleich 6,1 mmol/l größer/gleich 110 mg/dl nach dem Essen bis 7,8 mmol/l bis 7,8 mmol/l Urin bis 140 mg/dl weniger als 1,1 mmol/l bis 140 mg/dl/td> mehr als 1,1 mmol/l mehr als 20 mg/dl weniger als 20 mg/dl Schummeln unmöglich - Was ist eigentlich der Zuckergedächtniswert? Der heißt landläufig auch noch Blutzucker- Langzeitwert, Mediziner sprechen von "HbA1C" oder Glycohämoglobin (GHb). Es handelt sich dabei um eine Form des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin), an den die Glukose im Blut gebunden wird. Hat sich das Zuckermolekül einmal an den roten Blutfarbstoff eines Blutkörperchens angeheftet, kann es sich nicht wieder ablösen und bleibt also für die Lebenszeit dieses Blutkörperchens (90-120 Tage) kleben. Deshalb gibt der alle drei Monate gemessene HbA1C-Wert eine gute Auskunft über die Blutzuckereinstellung bei Diabetikern. Wert für Nichtdiabetiker: 4-6 % Zielwert Diabetiker: < 6,5 % , besser < 6% Diagnose Diabetes – und jetzt? Kontakt Adressen: Berufsverband Der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD) Robert-Koch-Platz 7 10115 Berlin Tel: 030/ 246 253 53 Fax: 030/ 246 253 33 Internet: www.uptoderm.de Deutsche ROSAZEA Hilfe e.V. Baumkamp 18 22299 Hamburg Telefon: 040/ 51 06 19 Fax: 040/ 511 06 05 email: [email protected] Internet: www.rosazeahilfe.de Die Zuckerkrankheit gehört zu den chronischen Erkrankungen. Ist die Diagnose einmal gestellt, und beispielsweise mit erheblichem Übergewicht verbunden, dann kann durch Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und vor allem eine deutliche Gewichtsabnahme der Zuckerstoffwechsel in wenigen Fällen sogar beinahe wieder normalisiert werden. In der Regel aber bedeutet die Diagnose "Diabetes", Seite 30 von 39 dass Medikamente eingenommen oder Insulin gespritzt werden muss - der eigene Alltag muss sich verändern. Und zwar lebenslang! Keinesfalls aber heißt das, dass von nun an nur noch verzichtet werden muss, betont Diabetesberaterin Ulrike Schöppner immer wieder in ihren Kursen. "Sünden" gibt es keine, bei ihr lernt jeder, dass man mit Diabetes gut leben kann. "Mediterran essen" so ihre Empfehlung, viel Obst, Gemüse und Salate, Fisch, nicht täglich Fleisch - eigentlich gar nicht schwer? "Auch Schokolade oder eine bayrische Schweinshaxe ist da durchaus drin - diese Leckereien muss man eben ausgleichen", sagt die Expertin. So können Sie beispielsweise das Stück Torte am Nachmittag richtig genießen beim Abendessen greifen Sie dann eben zu einem leckeren Salatteller. Oder Sie schließen an den Cafébesuch einen flotten, mindestens 30-minütigen Spaziergang an. Stress treibt den Blutzucker in die Höhe "Wichtig ist, Freude dabei zu entwickeln", das ist Ulrike Schöppners Leitsatz. Bewegung beispielsweise, die wir nicht mögen oder die zu anstrengend ist, verursacht Stress in unserem Körper. Dabei werden wieder Stresshormone ausgeschüttet, und die lassen den Blutzucker steigen. "Ausprobieren", dazu rät sie, "mal messen, was passiert, wenn Sie etwas Bestimmtes essen, oder sich mehr bewegen, eine neue Sportart versuchen." Denn wer sich mit seinem Diabetes auskennt, für wen die Blutzuckermessung selbstverständlich wird, wer weiß, wie viel Broteinheiten etwa in der Pizza oder dem Putenschnitzel stecken, der kann als Diabetiker sein Leben mit ebenso viel Freude genießen wie jeder Gesunde. Ganz einfach - Nordic Walking Tipps Nordic Walking ist der ideale Sport, auch für Diabetiker. Denn im Vergleich zum sportlichen Spaziergang werden durch den Einsatz der Stöcke auch die Schultern und Arme trainiert. Vor dem Start sollten Diabetiker allerdings immer ihren Blutzucker messen. Und bei niedrigen Werten, beim Blutzuckerwert von 80 mg/dl zum Beispiel, etwas essen oder einen Saft trinken. Wer lange Touren plant, sollte zudem auch etwas dabei haben. Aufwärmen nicht vergessen! Arme und Füße kreisen, damit die Muskeln warm werden. So lassen sich Muskelkater und Krämpfen vorbeugen. Die richtige Technik Einsteiger sollten erst mal die Arme am Körper entlang pendeln lassen und die Stöcke ruhig dabei mitschleifen lassen. Dann langsam die Pendelbewegung etwas größer werden lassen, Druck auf die Schlaufen ausüben - so steckt man dann automatisch den Stock neben der Körperseite ein führt ihn auch weiter nach hinten. Achten Sie auf die zu Ihnen passende Stocklänge und winkeln Sie die Arme nicht an! Sie sollten ausgestreckt locker nach vorne schwingen. Am besten 2 - 3mal pro Woche je eine halbe Stunde laufen, dabei nie zu schnell! Die allgemeine Faustregel lautet: Man sollte sich immer noch unterhalten können und nicht außer Atem kommen. Das "Richtige" essen - was heißt das eigentlich? Wesentlich für den Blutzucker sind die Kohlenhydrate, die wir beim Essen zu uns nehmen. Denn die Kohlenhydrate wandelt der Körper in Zucker um. Normalerweise kennen wir allerdings die Menge an Kohlenhydrate einzelner Gerichte kaum. Diabetiker sollten das jedoch lernen. Damit man aber nicht ständig in einer Nährwerttabelle blättern muss, gibt es die so genannte Broteinheit (BE). Sie ist in Deutschland definiert als die Menge eines Nahrungsmittels, das 12 Gramm an verdaulichen und damit blutzuckerwirksamen Kohlenhydrate in Zucker-oder Stärkeform enthält. Dabei entsprecht ein BE dem Energiewert von etwa 200 Kilojoule (in der Schweiz beispielsweise entspricht 1 BE nur 10 Gramm Kohlenhydrate!). Faustregeln: Alles, was beim Kauen süß schmeckt, enthält Kohlenhydrate und wirkt deshalb auf den Blutzucker. Beispielsweise Kartoffeln, Reis, Nudeln oder Brot. Hinzu kommen alle Lebensmittel, in denen direkt Zucker steckt, von Schokolade bis Obst (Fruchtzucker!) Je weniger der Körper ein Nahrungsmittel weiter verarbeiten muss, beispielsweise durch Kauen oder einer so genannten enzymatische Aufspaltung im Magen-Darm-Trakt, umso schneller landet der Zucker auch im Blut. Saft wirkt also schneller als ein Schokoriegel, Trauben (fast nur Saft, kaum etwas zu kauen) schneller als Äpfel oder Birnen. Kombiniert man Kohlenhydrate mit Fett, also zu den Kartoffeln auch noch ein Stück Braten, dann wird der Zucker langsamer verarbeitet, und auch der Blutzucker steigt langsamer an. Aber: Das Fett begünstigt die Gewichtszunahme! Seite 31 von 39 Schokolade ist erlaubt, ein Stück Schokolade am Abend sorgt sogar für einen konstanten Blutzuckerspiegel über Nacht. Dunkle Sorten wirken langsamer als Helle, haben zudem oft weniger Kalorien. Auch Alkohol ist erlaubt, sollte allerdings nicht zum Durstlöschen dienen. Deshalb immer zusätzlich Mineralwasser trinken. Wichtig: Alkohol kann bei Diabetikern den Blutzucker senken! So messen Sie den Blutzucker richtig Waschen Sie sich vorher die Hände mit warmem Wasser und Seife, trocknen Sie danach die Hände gut ab. Desinfektionsspray oder Alkohol sind nicht notwendig. Entnehmen Sie den Teststreifen immer nur mit trockenen Fingern und verschließen Sie das Röhrchen gleich wieder. Verwenden Sie keine Teststreifen mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum. Das Stechen an der seitlichen Fingerkuppe ist am wenigsten schmerzhaft. Verwenden Sie Lanzetten nur einmal. Eine benutzte Lanzette ist nicht mehr steril und birgt bei Wiederverwendung die Gefahr von Infektionen. Außerdem verbiegt sich die Lanzette beim Einstechen und wird stumpf, was zu zusätzlichen Hautverletzungen führt. Gemessen wird entweder in mg/dl (Milligramm pro Deziliter) oder mmol/l (Millimol pro Liter). In Hessen ist ml/dl verbreiteter. Zur Sicherheit, sollten Sie genau die Anleitung Ihres Messgerätes beachten. Wie hoch ist mein Diabetes-Risiko? Vor allem Bauchfett gilt als Risikofaktor für den Typ-2- Diabetes. Bei Männern besteht ab 102 cm Taillenumfang, bei Frauen ab 88 cm ein erhöhtes Diabetes-Risiko. Diabetes in der Familie (für Geschwister eines Typ-2-Diabetikers liegt das Erkrankungsrisiko bei 20 – 40 %, für Kinder mit einem diabetischem Elternteil bei 25 – 50 %), Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte, Bewegungsmangel und bei Frauen ein Diabetes während der Schwangerschaft gelten als weitere Risikofaktoren. In Finnland wurde ein einfacher, gerade mal acht Fragen umfassender Test entwickelt, (FINDRISC = FINnish Diabetes RIsk Score), der schnell und preiswert, ohne Blutabnahme, das Risiko für eine Erkrankung an Diabetes mellitus Typ 2 abschätzen soll. Dieser Test wurde inzwischen ins Deutsche übersetzt. Er gibt zwar nur einen orientierenden Anhalt, wer aber hohe Punktzahlen erreicht, sollte sich unbedingt an seinen Arzt wenden. FINDRISK: www.diabetes-risiko.de/risikotest.html Typische Diätlügen 1) Man muss hungern, um schlank zu werden Das ist falsch. Es ist wichtig, mit der Nahrung Energie aufzunehmen, sonst kann der Körper nicht funktionieren. Wenn er keine Energie bekommt, speichert der Körper das Fett anstatt es zu verbrennen. Als Vorrat für harte Zeiten sozusagen. Auch während der Diät ist Genuss also wichtig. Wer nichts isst, hält das maximal 2 Wochen durch, dann kommt der Heißhunger. Auf Dauer kann das sehr ungesund sein. 2) Light-Produkte sind zucker- und fettfrei Das ist falsch. Die Bezeichnung "Light" kann sogar für wenig Salz oder wenig Alkohol stehen. Beim Einkaufen also genau hinschauen. In den meisten Light-Produkten ist sogar sehr viel Zucker als Geschmacksträger vorhanden. Hier ist Vorsicht geboten. Diese Nahrungsmittel sättigen oft nicht und verführen dazu eine doppelte oder dreifache Menge zu sich zu nehmen. 3) Diabetiker sollten eher zu Diabetikerprodukten greifen Das ist Unsinn. In diesen Produkten stecken meist die gleichen Kalorien wie in anderen Lebensmitteln, lediglich der Zucker wurde durch Fruchtzucker oder künstliche Süßstoffe ersetzt. Viele Menschen aber reagieren auf größere Mengen an Fruchtzucker mit Durchfällen, zudem regen künstliche Süßstoffe eher noch den Appetit an. Und weil Diabetiker ja bei den Diabetikerprodukten auch keine Kalorien einsparen, nehmen sie auch mit diesen Lebensmitteln eher zu und benötigen dann höhere Insulinmengen, um ihren Blutzucker in den Griff zu bekommen. Nicht nur Diabetiker sollten sich angewöhnen, beim Einkauf auf Kalorien, Fett- und Kohlenhydrate und andere Zusatzstoffe zu achten. Statt einer fertigen Salatsoße lieber selbst mit Essig, Öl und frischen Kräutern den Salat anrichten, und ein Naturjoghurt mit frischen Früchten hat meist weniger Kalorien als ein Fertigprodukt aus dem Kühlregal. Und schmeckt dazu viel besser! 4) Zum Abnehmen reicht es, das Abendessen wegzulassen Das ist falsch. Entscheidend ist die Gesamtkalorienzahl des kompletten Tages. Das weggefallene Abendessen kann nicht den Kalorienverzehr des Resttages ungeschehen machen. Um eine gute Verdauung zu gewährleisten, ist es aber wichtig, die letzte Mahlzeit des Tages 2 Stunden vor dem zu Bett gehen einzunehmen. Seite 32 von 39 5) Schlank werden mit Heilfasten Das ist falsch. Am Beginn des Heilfastens baut der Körper nämlich nicht Fett, sondern erst mal Muskeln ab. Und das ist ungünstig, denn Muskelgewebe verbraucht viel mehr Energie, also Kalorien und Zucker, als Fettgewebe. Man nimmt also auch noch langsamer ab. Zudem kommt dann der gefürchtete Jojo-Effekt ins Spiel: Wenn man nach der Diät wieder normal isst, nimmt man auch schnell wieder zu. Wer langfristig sein Gewicht reduzieren will, kommt um eine Ernährungsumstellung nicht herum. Heilfasten sollte man immer nur unter fachlicher Beratung durchführen und sich bewusst machen, dass es dabei nicht ums Abnehmen, sondern ums seelische Wohlbefinden geht. Warum Diabetes schwerwiegende Folgen haben kann Wenn ein Typ-2-Diabetes jahrelang unentdeckt bleibt oder der Blutzucker des Patienten nicht optimal eingestellt ist, kommt es zu Ablagerungen bzw. Veränderungen an den Gefäßwänden. Außerdem werden Nervenzellen nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt bzw. nicht mehr richtig durchblutet. Das kann zu verschiedenen Diabetes-Folgeerkrankungen führen: Diabetischer Fuß (Neuropathie): Etwa 70 Prozent aller Diabetiker haben Nervenschädigungen, die zu einem Verlust an Nervenempfindungen führen. Wärme, Kälte, aber auch Steinchen oder ein drückender Schuh werden nicht mehr bemerkt. Weil der Diabetes in den Füßen zusätzlich auch noch eine Durchblutungsstörung verursacht, kommt es zu unbemerkten, nicht heilenden Wunden, die schlimmstenfalls zu einer Amputation führen können. Regelmäßig nach den Füßen zu schauen, ist deshalb für Diabetiker sehr wichtig! Schädigung der Augen (Retinopathie): In den Industrieländern ist Diabetes der häufigste Grund für Erblindung und Sehunfähigkeit bei Erwachsenen. Regelmäßige augenärztliche Untersuchungen der Netzhaut (Retina) sind für Diabetiker deshalb Pflicht! Schädigung der Nieren (Nephropathie): Diabetes ist hierzulande die Hauptursache für Nierenversagen im Endstadium und verantwortlich für etwa ein Drittel der Neuerkrankungen. Die Hälfte aller Dialysepatienten in Deutschland sind Diabetiker. Wenn die Nieren den Eiweißstoff Albumin ausscheiden, ist das ein erstes Anzeichen einer nachlassenden Nierenfunktion. Schon kleinste Mengen Albumin (Mikroalbuminurie) lassen sich im Urin nachweisen. Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems: Diabetiker sind zwei- bis dreimal häufiger von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen als Menschen mit gesundem Stoffwechsel. Weil der Bluthochdruck dabei eine entscheidende Rolle spielt, sollten Patienten auf diesen Wert ein wachsames Auge haben - ebenso wie auf ihre Cholesterinwerte. Wichtig: Diabetes tut nicht weh, gerade die Auswirkungen eines Typ-2-Diabetes spüren die Betroffenen erst spät, nämlich dann, wenn bereits Folgeschäden eingetreten sind. Deshalb ist die regelmäßige Kontrolle bei den entsprechenden Fachleuten so wichtig. Die Kontrolle von Augen, Herz-Kreislauf und Nieren beim Facharzt und der regelmäßige Besuch beim Podologen gehören unabdingbar dazu - und zwar bevor sich erste Beschwerden bemerkbar machen! Kontaktadressen Deutscher Diabetiker Bund Landesverband Hessen Friedrich-Ebert-Straße 5 34613 Schwalmstadt Tel.: 06691 / 2 49 57 Fax: 06691 / 2 49 58 E-Mail: [email protected] Internet: www.diabetikerbund.de Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) Godesberger Allee 18 53175 Bonn Tel.: 0228 / 3776-600 Fax: 0228 / 3776-800 Seite 33 von 39 Internet: www.dge.de Landessportbund Hessen e.V. Netzwerk "Bewegung bei Diabetes" Otto-Fleck-Schneise 4 60528 Frankfurt Tel.: 069 / 6789-0 Fax: 069 / 6789-109 E-Mail: [email protected] Internet: www.landessportbund-hessen.de Deutscher Diabetiker Verband e.V. (DDV) Diabeteszentrum Hahnbrunner Straße 46 67659 Kaiserslautern Tel.: 06317 / 6488 Fax: 0631 / 97222 E-Mail: [email protected] Internet: ww.bund-diabetischer-kinder.de/ddv/der_ddv.htm Buchtipps Diabetes - Gut leben mit Typ-2-Diabetes Anne Freimann Schlütersche Verlag 2008 ISBN-13: 978-3-8993-543-1 Preis: 12,90 € Gerhard-Walter Schmeisl Schulungsbuch für Diabetiker Urban & Fischer Verlag; 6. Auflage 2008 ISBN-10: 3437472720 ISBN-13: 978-3437472725 Preis: 25,95 Euro Doris Fritzsche Diabetes: Der Ernährungs-Kompass Graefe und Unzer Verlag 2008 ISBN-10: 3833811390 ISBN-13: 978-3833811395 Preis: 6,99 Euro Thomas Haak, Johanna Kallert Generation Plus Typ-2-Diabetes richtig verstehen: So bekommen Sie Ihre Blutzuckerwerte in den Griff Urania Verlag 2007 ISBN-10: 3332019457 ISBN-13: 978-3332019452 Preis 12,95 Euro Karin Hofele, Marion Burkard Richtig einkaufen bei Diabetes: Für Sie bewertet: Über 900 Fertigprodukte und Lebensmittel Trias Verlag, 2. Aufl. 2008 ISBN-10: 383043426X ISBN-13: 978-3830434269 Preis: 8,95 Euro Seite 34 von 39 Diagnose Diabetes Autorin: Marion Schmidt Diabetes Typ 2 wird häufig erst bei einer Routineuntersuchung festgestellt Diabetes ist eine Störung des Stoffwechsels, die durch einen andauernd erhöhten Zuckerspiegel im Blut gekennzeichnet ist. Ursache dafür ist die sogenannte Insulinresistenz. Obwohl die Betroffenen Insulin haben, wirkt es nicht zuckersenkend und dadurch steigt der Blutzucker an. Der Typ-2-Diabetes wird in den meisten Fällen nur durch Zufall diagnostiziert, zum Beispiel bei einem Routine-Check-up. „Das Problem ist“, erklärt der Neusser Diabetologe Dr. Rainer Betzholz, „dass Hinweise auf eine Zuckerkrankheit im Anfangsstadium fast immer fehlen. Diabetes ist erst einmal stumm. Erhöhte Blutzuckerwerte werden, wenn man sich nicht untersuchen lässt, über Jahre nicht festgestellt.“ Viele Patienten haben Angst vor Folgeschäden, etwa einer drohenden Erblindung Drohende Folgeschäden Daher kommt die Diabetes-Diagnose für die meisten Patienten unerwartet. Für manche wird sie zum Schock, wenn sie sich über die Risiken und möglichen Folgeerkrankungen klar werden. Es drohen Nerven- und Gefäßschäden, die im schlimmsten Fall zur Erblindung, zur Amputation von Gliedmaßen, zu Nierenschäden, zur Abhängigkeit von der Dialyse und vor allem zu schwerwiegenden HerzKreislauf-Erkrankungen führen können. Allerdings: Bei einem gut eingestellten Diabetes und entsprechender Lebensweise lassen sich viele Gesundheitsrisiken vermeiden. Wichtig ist auch, immer den gesamten Stoffwechsel im Blick zu haben, denn das fehlende Insulin behindert nicht nur die Verarbeitung des Blutzuckers, sondern stört auch den Stoffwechsel von Fett und Eiweiß. DIABETES: RISIKOFAKTOREN Hauptrisikofaktor ist das Bauchfett Übergewicht Der überwiegende Teil der Typ-2-Diabetiker ist übergewichtig. Voraussetzung für die Entwicklung der Zuckerkrankheit ist zwar eine ererbte Veranlagung, aber ohne Übergewicht wäre bei vielen die Krankheit nie ausgebrochen. Schon wenige Kilo zu viel erhöhen die Gefahr, zuckerkrank zu werden. Inwieweit das Übergewicht dann zur Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2 beiträgt, hängt vor allem von der Form der Fettverteilung im Körper ab. Die sogenannten „Birnen-Typen“, die zwar über dem Normalgewicht liegen, aber eine schlanke Taille haben, sind weniger gefährdet als die Seite 35 von 39 „Apfeltypen“ mit starker Bauchweite. Noch sind nicht alle Zusammenhänge erforscht, aber man geht davon aus, dass das Bauchfett ein Hauptrisikofaktor ist, da Bauchfett hormonartige Substanzen bildet, die das Insulin unwirksam machen. Körperlich aktive Menschen erkranken wesentlich seltener an Diabetes Typ 2 Bewegungsmangel Ein anderer entscheidender Faktor, der offenbar zur Entstehung der Krankheit beiträgt, ist Bewegungsmangel. Man weiß heute, dass körperlich aktive Menschen nur halb so oft an Diabetes erkranken wie „Couch Potatoes“. Je mehr Muskelmasse der Körper hat, umso mehr Kalorien verbrennt er. Der Stoffwechsel von Diabetikern wird durch eine Steigerung des Bewegungspensums positiv beeinflusst, denn die Muskulatur ist das größte Stoffwechselorgan des Menschen. Mehr körperliche Betätigung führt zu mehr Muskelmasse, und die bewirkt, dass die Körperzellen empfindlicher auf Insulin reagieren und der Blutzucker sinkt. Die Erhöhung der körperlichen Aktivität wirkt sich außerdem positiv auf den Blutdruck, die Blutfettwerte und den Herzmuskel aus. DIABETES: BEHANDLUNG Am Anfang steht in der Regel eine nicht medikamentöse Behandlung, in deren Mittelpunkt mehr Bewegung und eine Ernährungsumstellung mit Gewichtsabnahme stehen. Dabei ist es allerdings nicht ratsam, das ganze Essverhalten einer strengen Kontrolle zu unterwerfen und bestimmte Lebensmittel ganz zu verbieten. Das führt allzu häufig zum gegenteiligen Effekt. Gelegentlich sind auch Süßigkeiten erlaubt. Verzichten sollten Diabetiker auf spezielle Diabetikerlebensmittel. Oft enthalten diese mehr Fett und Kalorien als die normalen Produkte. Seite 36 von 39 Grundsätzlich muss jeder für sich selbst herausfinden, wo seine gefährlichsten Fallen lauern. Wer die Angewohnheit hat, sich regelmäßig mit üppigem Essen und Trinken zu belohnen oder zu entschädigen, der findet mit der Zeit vielleicht andere Rituale, die keine Kalorien, aber den gleichen psychischen Effekt haben. Manchmal reichen schon Gewichtsabnahme und Sport, um den Blutzuckerspiegel unter die Nachweisgrenze zu bringen. Kann durch solche Veränderungen des Lebensstils aber keine ausreichende Blutzuckersenkung erreicht werden, müssen Medikamente genommen werden. Voraussetzung für ihre Wirksamkeit ist, dass der Körper noch selbst Insulin produziert. Es gibt unterschiedliche Medikamente für Typ-2-Diabetiker, die jeweils unterschiedliche Ansatzpunkte haben. Reichen Medikamente nicht aus, um den Blutzuckerwert zu senken, muss in der Regel Insulin gespritzt werden. Welches Insulin wie oft gespritzt wird, ob zusätzlich Medikamente eingenommen werden und was im Umgang mit dem Insulin zu beachten ist, all das lernen die Patienten in der diabetologischen Fachpraxis. DIABETES: BEHANDLUNG Wer gut therapiert wird, hat die gleiche Lebensqualität wie ein gesunder Mensch Viele Komplikationen, die als Folge des Diabetes auftreten können, lassen sich vermeiden, wenn der Zucker gut eingestellt ist. Dr. Bernhard Landers, Diabetologe und Ernährungsmediziner, sagt dazu: „Letzlich sind wir Diabetologen ein bisschen schizophren. Wir behandeln einen Menschen, der eigentlich krank ist. Er hat einen Typ-2-Zucker, aber wenn man den Zucker gut behandelt, dann ist es gar kein Kranker, sondern es ist ein Gesunder, der den Alltag genauso meistern kann, der sonst alles genauso leben kann, wie der Gesunde auch. Neues aus der Diabetes-Forschung Autorin: Constanze Löffler Diagnose Diabetes Typ 1 – für die betroffenen Patienten bedeutet das, lebenslang Insulin spritzen zu müssen. Jetzt gibt es Forschungsansätze, die zeigen, dass der Krankheitsverlauf beeinflusst werden kann. Mit Antikörpern gegen erblichen Diabetes Das Münchner Diabetes-Zentrum im Klinikum Schwabing führt derzeit eine große internationale Studie durch, bei der insulinpflichtige Diabetespatienten Infusionen mit einem Antikörper erhalten. Sie sollen Seite 37 von 39 die weitere Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse verhindern. Die Idee dahinter: Jeder Antikörper erkennt ein bestimmtes Ziel. Im Falle der Diabetiker ist es eine bestimmte Gruppe von Immunzellen: Die T-Lymphozyten, die besonders beim Typ-1-Diabetes an der Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen beteiligt sind. Das Ziel der Therapie: Das Immunsystem zu regulieren und zu verhindern, dass es die insulinproduzierenden Zellen angreift. Die Studienergebnisse sind vielversprechend: Mit einer kurzzeitigen Immuntherapie über sechs Tage war bei den Patienten ein Effekt festzustellen, der zwischen zwei bis vier Jahren anhielt. In der Vergangenheit hatten Infusionen mit dem Krebs- und Rheumamedikament Rituximab in einer randomisierten Studie die Betazellfunktion von Patienten mit neu diagnostizierten Typ-1-Diabetes mellitus für ein Jahr verbessert (New England Journal of Medicine 2009; 361: 2143-2152). Diabetes verhindern In der Kinderklinik München nehmen derzeit Kinder mit einer Prädisposition für Diabetes (lediglich erbliche Veranlagung, noch nicht erkrankt) an einem neuen Forschungsprojekt des DiabetesZentrums teil, der so genannten Pre-POINT-Studie. Das Studien-Medikament ist Insulin-Pulver, das zusammen mit der Nahrung eingenommen wird: Auf eine Banane gestreut oder in den Joghurt gerührt. Das zusätzliche Insulin in Pulverform – zusätzlich zu dem normalerweise von der Bauchspeicheldrüse produzierten – soll das Immunsystem der Kinder so beeinflussen und stabilisieren, dass es die körpereigene Insulinproduktion gar nicht erst angreift. Die Pre-POINT-Studie Die Pre-POINT ist die erste Studie, die eine Art "Impfung" gegen Typ-1-Diabetes ermöglicht. Dabei soll die vorbeugende Behandlung mit Insulin bei Kindern mit einem sehr hohen Diabetesrisiko verhindern, dass sich überhaupt zerstörerische Antikörper gegen die insulinproduzierenden Inselzellen bilden. Das Insulin wird täglich als Pulver geschluckt. Es soll nicht den Blutzucker senken, sondern ähnlich wie eine Impfung das Immunsystem beeinflussen. Voruntersuchungen in den USA haben einen bereits schützenden Effekt auf das Immunsystem gezeigt. Die Behandlung im Rahmen der Pre-POINT-Studie dauert bis zu 18 Monate. Ziel ist zunächst, die am besten geeignete Dosis und Einnahmeart für das Insulin zu bestimmen. In einer anschließenden längeren Studie (DiabetesPOINT-Studie) soll untersucht werden, ob der Diabetes durch die Behandlung längerfristig verhindert werden kann. Es werden noch Teilnehmer für die Studie gesucht. Dafür kommen Kinder zwischen 18 Monaten und 7 Jahren in Frage, die einen oder mehrere Verwandte mit Typ-1-Diabetes haben sowie bestimmte Vererbungsmerkmale aufweisen, die mit dem Typ-1-Diabetes in Verbindung stehen (Diabetes-Risikogene). Hafer-Diät gegen Diabetes Autorin: Constanze Löffler Schon in der Antike war die heilende Kraft des Hafers bekannt und seit Jahrtausenden nutzt auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) dieses Getreide, um Blutzuckerentgleisungen aufzufangen. In deutschen Krankenhäusern ist diese früher auch hierzulande gebräuchliche Therapiemethode dagegen nahezu in Vergessenheit geraten. Dabei hat eine Studie der Heidelberger Universität vor Seite 38 von 39 wenigen Jahren belegt, dass eine zweitägige Haferkur bei einer Zuckerkrankheit die Halbierung der Insulindosis ermöglicht. Die Haferkur soll die beim Altersdiabetes herabgesetzte Empfindlichkeit der Zellen auf Insulin wieder verbessern, sodass der Körper selbst wieder weniger Insulin benötigt, um den Zuckerhaushalt zu organisieren. Das Hormon Insulin sorgt dafür, dass der Körper Zucker überhaupt verarbeiten und als Energielieferant nutzen kann - hat aber auch eine nicht zu unterschätzende Nebenwirkung: Hunger. Viele Diabetes-Patienten werden deshalb dick, mit weniger Insulin können sie viel leichter abnehmen. Die Hafer-Diät kann dabei helfen. Sinnvolle Ergänzung zur Diät Auch für übergewichtige Patienten, die noch nicht an Diabetes leiden. sondern an einer Vorstufe, ist die Haferkur eine sinnvolle Ergänzung. Parallel zu ihrer normalen Diät ernähren sich die Patienten ein bis zwei Tage pro Monat nur von Hafer, Wasser und Tee – und profitieren danach für vier Wochen von einem deutlich verbesserten Stoffwechsel. Der Hafer wird morgens zehn Minuten in Wasser gekocht und mit Mandeln und Zimt serviert, mittags und abends in Gemüsebrühe gekocht und mit Schnittlauch verfeinert. Was passiert im Körper? Der genaue Mechanismus, wie der Hafer den Zuckerstoffwechsel beeinflusst, ist bislang nicht geklärt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die im Hafer enthaltenen Fasern, die nicht verdaut werden, im Darm vorhandene Stoffe, wahrscheinlich Gallensäure, binden und so den Stoffwechsel verbessern. Studien zeigten, dass Hafer auch Entzündungsstoffe im Blut reduziert. Und: Menschen, die zwei oder mehr Portionen Vollkornprodukte pro Tag essen, haben ein um etwa 20 Prozent niedrigeres Risiko für Diabetes, Schlaganfall und Herzinfarkt. Probanden gesucht Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung sucht Probanden. Link in neuem Fenster öffnen Wer mit Hafer seinen Alltag gesünder gestalten möchte, sollte morgens Müsli essen, abends aber keine Kohlenhydrate zu sich nehmen, um dem Körper eine Pause bis zum nächsten Morgen zu gönnen, in der er seinen Insulinhaushalt regenerieren kann. Diabetiker sollten aber vor einer Haferkur unbedingt mit ihrem Arzt sprechen, damit sie keine Gefahr laufen, eine Unterzuckerung auszulösen. Seite 39 von 39