PDF - Fondation Beyeler

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Medienmitteilung, 18. November 2015
„Bilder trotz allem“: Gerhard Richters Zyklus „Birkenau“ in der Fondation
Beyeler
Riehen/Basel. Der Gemälde-Zyklus trägt einen an unaussprechlichen Schrecken erinnernden
Titel: „Birkenau“. Gerhard Richters Werk wurde von vier anonymen Fotografien inspiriert, die
1944 unter lebensbedrohlichen Umständen entstanden und so erschütternd wie umstritten
sind. Nach einer erstmaligen Präsentation im Dresdner Albertinum gastiert der abstrakte
Malerei-Zyklus „Birkenau“ in der Fondation Beyeler, wo er mit weiteren Werken Gerhard
Richters aus der Sammlung des Museums und des Künstlers bis Mitte Januar 2016 zu sehen
ist.
Als im Dezember 2013 der französische Philosoph und Kunsthistoriker Georges DidiHuberman den Maler Gerhard Richter in seinem Atelier in Köln besucht, zeigt er sich nicht
nur vom Werk des Künstlers fasziniert, sondern auch vom Prozess der Planung, von der
Ungewissheit und den Zweifeln, von den „Bildern im Wartezustand“. Umso mehr, als er in
Richters Atelier vier leere Leinwände bereit stehen sieht. Didi-Huberman fotografiert die
ordentlich aufgereihten Pinsel, die auf den Einsatz des Künstlers zu warten scheinen.
Schliesslich verrät Gerhard Richter seinem Besucher welchem Motiv seine Vorbereitungen
gelten. Nach seinem Besuch verfasst Didi-Huberman einen Brief an Gerhard Richter, der Brief
wird 2014 im Katalog „Gerhard Richter Bilder/Serien“ zur Ausstellung in der Fondation
Beyeler abgedruckt und kündigt einen Gemälde-Zyklus an.
Didi-Huberman schreibt: „Dieses „Etwas“? Es handelt sich um vier grauenvolle Bilder. Ich
weiss, dass Sie von ihnen – zumindest von einem oder zweien davon – seit Ihrer Jugend an
der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Kenntnis haben. Seit nunmehr ungefähr
sechzig Jahren warten diese Bilder am Rande Ihres Blickfelds, irgendwo in Ihrem Kopf, in der
Tiefe Ihres Herzens und rufen, vielleicht, nach einer Geste Ihrer Hand“.
Didi-Huberman sind die Bilder bekannt, deren Reproduktionen sich zudem seit Ende der 60er
Jahre im Atlas befinden, dem persönlichen Bild-Archiv von Gerhard Richter. In seinem Buch
„Images malgré tout“, erschienen 2003 (Dt.: „Bilder trotz allem“, 2007), widmet sich
Georges Didi-Huberman ihrem paradoxen Wesen. Es sind enigmatische Bilder, deren
Unklarheit der Hast, Angst und Gefahr geschuldet sind und die trotz allem ein entsetzliches
Zeugnis sind.
Im August 1944 gelingt es zwei Häftlingen in Auschwitz, Mitgliedern des sogenannten
Sonderkommandos, das Grauen der Gaskammern fotografisch festzuhalten. Aufnahmen sind
in den Konzentrationslagern strengstens untersagt, der Holocaust soll undokumentiert
bleiben. Jene vier Aufnahmen können aus dem Lager geschmuggelt werden: es sind „vier
Stücke Film, der Hölle entrissen“, die dem „Unvorstellbaren um jeden Preis eine Form“
geben.
Gerhard Richter malte erst die Fotografien grossformatig ab, um sie anschliessend in RakelTechnik abstrakt zu übermalen. Nach der ersten Präsentation im Albertinum in Dresden sind
die vier Leinwände derzeit in der Fondation Beyeler bis Mitte Januar zu sehen.
Zitate aus:
Georges Didi-Huberman, „Bilder trotz allem“; aus der Reihe „Bild und Text“ erschienen im
Wilhelm Fink-Verlag, 2007 (Titel der frz. Originalausgabe: „Images malgré tout“, erschienen
im Verlag Les Éditions de Minuit, 2003)
Die vier Originalfotos, anonym aufgenommen im August 1944, befinden sich in Oswiecim, im
Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau.
Abbildung: Installationsansicht, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 2015; von rechts nach
links: Gerhard Richter, Birkenau CR 937-1 – CR 937-4, 2014, 12 Scheiben (Reihe), 2013,
CR 913-32 – CR 913-37, 2010; © 2015 Gerhard Richter; Foto: Mark Niedermann
Pressebilder: sind erhältlich unter http://pressimages.fondationbeyeler.ch
Weitere Auskünfte:
Elena DelCarlo, M.A.
Head of PR / Media Relations
Tel. + 41 (0)61 645 97 21, [email protected], www.fondationbeyeler.ch
Fondation Beyeler, Beyeler Museum AG, Baselstrasse 77, CH-4125 Riehen
Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr
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