Handbuch Ernährung – Bildung. Praxisbeispiele aus den Regionen

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ERNÄHRUNG – BILDUNG.
PRAXISBEISPIELE AUS
DEN REGIONEN
HANDBUCH
IMPRESSUM
Medieninhaber und Herausgeber:
BUNDESMINISTERIUM
FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT,
UMWELT UND WASSERWIRTSCHAFT
Stubenring 1, 1010 Wien
Text und Redaktion: Mag.a Martina Tscherny, Mag. Ingolf Erler
Bildnachweis: PhotoSG - Fotolia
Konzept und Gestaltung: Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung (oieb)
Lektorat: Dr.in Ingrid Pfeiffer
Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens,
Zentrale Kopierstelle des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft, UW-Nr.907.
Alle Rechte vorbehalten.
Wien, 30. 03. 2015
VORWORT
VORWORT
ERNÄHRUNG IST EIN THEMA FÜR ALLE GESELLSCHAFTSGRUPPEN, daher ist Aufklärung darüber eine Aufgabe aller. Ernährungsbildung ist eine Zukunftsinvestition für die Gesundheit und
Lebensqualität der Menschen.
Essen und Trinken sind Handlungen, die wir Menschen tagtäglich verrichten. Dadurch entwickeln sich Gewohnheiten und Strukturen, die unsere Handlungsweisen beeinflussen und uns in soziale Gruppen gliedern.
Dieses Lernfeld ist mit den Fragen eines gesundheits-, umwelt- und sozialverträglichen Lebensstils eng verknüpft. Beschäftigt man sich mit der Gesundheit, muss man sich auch mit dem Konsum auseinandersetzen.
Erwachsenenbildung kann zu einem solchen ganzheitlichen Blick auf den Menschen verhelfen. Sie dient mit
ihren entsprechenden Angeboten aber auch der Erhaltung und Weitergabe von Koch- und Ernährungskompetenzen. Erwachsenenbildung kann mithelfen, gesundheitliche Ungleichheiten abzubauen, indem sie Ernährungskompetenzen fördert.
Bundes- sowie landesweite Kampagnen, die Ernährungsbildung zum Thema haben, werden immer wieder
gestartet. Auch zahlreiche LEADER-Regionen nahmen sich des Themas Ernährung an und setzten dies in
zahlreichen Projekten um. Ernährungsbildung in der Erwachsenenbildung liegt somit nicht nur in einem sehr
interessanten, sondern einem gesellschaftlich bedeutsamen Spannungsfeld.
Das Handbuch Ernährung – Bildung. Praxisbeispiele aus den Regionen beleuchtet Ernährung in Bezug auf
die Region, die ProduzentInnen und die KonsumentInnen. Es liefert sowohl den theoretischen als auch den
praktischen Hintergrund dafür, was Ernährung bzw. regionales Essen bedeutet und gibt Impulse für zukünftige Aktivitäten. Vor allem die praktischen Beispiele zeigen die Vielfalt an Möglichkeiten auf, wie das
Thema Ernährungsbildung umgesetzt werden kann.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein genussvolles Arbeiten in Ihrer Region!
Ihr Lernende Regionen Team
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INHALT
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT..................................................................................................................................................... 3
WIE SCHMECKT DIE REGION? POTENZIALE UND PROBLEME
BEI DER VERMARKTUNG VON REGIONALPRODUKTEN .................................................................. 5
VON ULRICH ERMANN
DIE ERNÄHRUNGSFUNKTION DER LANDWIRTSCHAFT ................................................................. 16
VON SOPHIE PFUSTERSCHMID
QUALITÄT IN DER REGIONALEN ERNÄHRUNGSPRODUKTION .................................................... 19
VON BIRGIT NEUHOLD
ERNÄHRUNG UND GESUNDHEIT .......................................................................................................... 23
VON MARTINA KARLA STEINER
QUALIFIZIERUNG FÜR REGIONALE ERNÄHRUNGSPRODUKTION ............................................... 29
VON BETTINA GRASBÖCK
FOOD LITERACY. BEWUSSTSEIN UND WISSEN ZUM THEMA „ESSEN“ IN DER
ERWACHSENENBILDUNG ....................................................................................................................... 36
VON MARTINA TSCHERNY
PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN .............................................................................................. 43
1.
2.
3.
ERNÄHRUNGSBILDUNG ALS THEMA DER REGIONALEN IDENTITÄT .................................................. 44
ERNÄHRUNGSBILDUNG FÜR DIE PRODUZENT/INNEN ........................................................................ 50
ERNÄHRUNGSBILDUNG FÜR DIE KONSUMENT/INNEN ....................................................................... 60
AKTIONSPROGRAMME ZUR ERNÄHRUNG ......................................................................................... 78
FOND GESUNDES ÖSTERREICH – FGÖ........................................................................................................... 78
GENUSSREGIONEN ÖSTERREICH – ZUKUNFT MIT QUALITÄT UND REGIONALITÄT ....................................... 83
SLOW FOOD ÖSTERREICH .............................................................................................................................. 90
AUTOR/INNEN............................................................................................................................................ 92
LITERATURVERZEICHNIS....................................................................................................................... 94
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
WIE SCHMECKT DIE REGION? POTENZIALE UND
PROBLEME BEI DER VERMARKTUNG VON REGIONALPRODUKTEN
VON ULRICH ERMANN
Institut für Geographie und Raumforschung, Universität Graz
VERMARKTUNG REGIONALER LEBENSMITTEL
Regionalität scheint uns gut zu schmecken: Der Trend zur Regionalität hält an. Auf allen Vertriebsschienen – vom Bauernmarkt bis zum Diskonter – haben in den letzten zwanzig Jahren die Produkte
stark zugenommen, die mit explizitem Hinweis auf ihre Herkunft „aus der Region“ vermarktet werden. Aus
Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten wecken „Regionalprodukte“ positive Assoziationen, und die
Betonung der Herkunft aus einer konkreten (bzw. aus der eigenen) Region stellt derzeit offenbar ein wichtiges Kriterium zur Wertschätzung von Lebensmitteln dar. Auch wenn die „Regionalität“ gewissermaßen
einen Spezialfall im deutschsprachigen Raum darstellt, reiht sich diese Bewegung in beobachtbare Tendenzen auf globaler Ebene ein, der „Relokalisierung“ im Ernährungssektor, die unter Stichworten wie „alternative food networks“, „short food supply chains“ oder „local food systems“ thematisiert werden (Schermer
2015: 121).
Die Vermarktung regionaler Lebensmittel ist weit mehr als nur ein Konsumtrend: Sowohl im Rahmen der
ländlichen Regionalentwicklung als auch hinsichtlich der Etablierung alternativer Vertriebsmöglichkeiten
der Landwirtschaft und des Ernährungsgewerbes wird sie als ein wichtiges Instrument zur Einführung
nachhaltiger Strukturen in Landwirtschaft, Ernährungsgewerbe, Handel und Gastronomie angesehen. Mittels der Vermarktung von Regionalprodukten sollen regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt werden, um
mithilfe einer Wirtschaft der kurzen Wege neue Beziehungen zwischen ErzeugerInnen und VerbraucherInnen zu ermöglichen. Seit den 1990er Jahren haben sich nicht nur im deutschsprachigen Raum viele Initiativen gebildet, die sich für die Herstellung und Vermarktung von Regionalprodukten engagieren (Ermann
2005, Ermann 2006a). Dazu zählen Vermarktungsprogramme, die aus privatwirtschaftlichem Engagement
entstanden sind. Andere wurden von staatlicher oder kommunaler Seite direkt oder indirekt initiiert. Oftmals waren es auch Umwelt- und Naturschutzorganisationen, Landschaftspflegeverbände, Lokale-Agenda21-Gruppen oder Lokale Aktionsgruppen im Rahmen der LEADER-Förderung der EU, aus deren Aktivitäten Regionalvermarktungsprogramme hervorgegangen sind. Ebenfalls erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang der Schutz von herkunftsbezogenen Marken und Angaben, insbesondere im Rahmen der „geschützten Ursprungsbezeichnung“ und der „geschützten geographischen Angabe“ durch die Europäische
Kommission (vgl. Ermann 2015). In diesem Fall steht allerdings nicht die Idee der Förderung regionaler
Wirtschaftskreisläufe, im Sinn des Mottos „Aus der Region – für die Region“ im Mittelpunkt, sondern die
Protektion von Lebensmitteln bzw. deren ProduzentInnen, bei denen bestimmte Herstellungs- und Qualitätskriterien an die Produktion an einem Ort oder in einem Gebiet geknüpft werden, um sicherzustellen,
dass die Bezeichnung für entsprechende „regionale Spezialitäten“ nicht von HerstellerInnen an anderen Orten oder für nicht diesen Kriterien entsprechende Produkte verwendet werden darf.
Vermarktungsprogramme für „regionale“ Lebensmittel weisen hinsichtlich ihrer Professionalisierung und
wirtschaftlichen Bedeutung sehr unterschiedliche Formen auf. Viele Projekte konnten kaum nennenswerte
Umsätze erzielen, andere – vor allem diejenigen, die (auch) privatwirtschaftliche Interessen verfolgten –
erwiesen sich als sehr erfolgreich. Manche der Vermarktungsprogramme setzen gezielt auf alternative Produktausrichtungen und Vertriebsformen mit kleinbetrieblichen Strukturen und kurzen Wegen jenseits des
konventionellen Handels. Andere Programme sind um die Integration eines regionalen Warenangebots in
die Absatzkanäle der Supermärkte bemüht und beziehen dabei auch konventionelle ErzeugerInnen und
Vertriebswege mit ein. So unterscheidet sich auch das Warenangebot stark voneinander, je nach dem Verständnis von Regionalität. Während einige VermarkterInnen regionale Produkte als nicht-konventionelle
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Produkte mit einer bestimmten (in der Regel nicht-industriellen) Herstellungsweise, Qualität, Herkunft und
Art der Rohstoffe verstehen, sehen andere AnbieterInnen die Regionalität ihrer (durchaus konventionellen)
Waren einzig in der Herkunft aus einem definierten Raum bzw. Radius.
Abb. 2: Lkw von Migros Luzern (Schweiz) mit Werbung
für die Kampagne „Aus der Region für die Region“
Abb. 1: Regionale Produktlinie von Edeka
Foto: U. Ermann 2006 (Leipzig)
Foto: Migros Luzern 2006
Auch viele ProduzentInnen werben mittlerweile mit der regionalen Herkunft ihrer Produkte, wobei offensichtlich ganz unterschiedliche Vorstellungen zutage treten, was unter „regional“ oder „aus der Region“ überhaupt verstanden wird. Auch der filialisierte Lebensmitteleinzelhandel der Supermarkt- und Diskonterketten hat sich mittlerweile die positiv besetzten Assoziationen von „Regionalität“ zunutze gemacht
und hat seinerseits spezielle Produktlinien für Lebensmittel „aus der Region“ eingeführt. Dies äußert sich
sowohl in der Kooperation mit bestehenden Regionalvermarktungsprogrammen als auch in der Entwicklung eigener „regionaler“ Produktlinien und Werbekampagnen. Die deutsche Handelskette Edeka wirbt
z.B. seit 2006 mit dem Slogan „Bestes aus unserer Region“ und stellt in ihrer Unternehmenskommunikation ganz explizit eine „Regionalität“ ihres Warensortiments heraus (s. Abb. 1), wobei sie teilweise Produkte bewirbt, die aus dem jeweiligen deutschen Bundesland stammen. Zum Teil übernimmt sie aber auch
darüber hinausgehende Ideen der Regionalvermarktung von Initiativen einer „alternativen“ Lebensmittelversorgung. Mit solchen Programmen folgen deutsche Handelsketten einem Trend, der in der Schweiz und
in Österreich noch früher eingesetzt hat. Exemplarisch ist die Handelskette Migros in der Schweiz mit dem
Programm „Aus der Region für die Region“ zu nennen (s. Abb. 2). In vielen Supermärkten finden sich
„Regional-Regale“, wie z.B. bei der Rewe-Tochter Billa in Österreich (s. Abb. 3). Die österreichische AldiTochter Hofer geht mit dem Programm „Zurück zum Ursprung“ sogar soweit, dass die KundInnen im Internet die Herkunft der gekauften Lebensmittel mit Eingabe der Chargennummer vom einzelnen Produkt
bis zum einzelnen ErzeugerInbetrieb zurückverfolgen und sich über die Produktionsweise informieren können (s. Abb. 4).
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Abb. 4: Hendlkeulen der Produktlinie „Zurück
zum Ursprung“ bei Hofer
Abb. 3:„Regional-Regal“ in einem Billa-Supermarkt
Foto: U. Ermann 2015 (Graz)
Foto: U. Ermann 2014 (Graz)
Gerade letzteres Beispiel verdeutlicht, dass ähnlich
wie bei der Vermarktung von Bio-Produkten auch bei der Vermarktung von Regionalprodukten die „Feindbilder“ der jeweiligen Bewegung – und das sind für die meisten „Regionalinitiativen“ nach wie vor die Lebensmitteldiskonter mit ihrer aggressiven Preispolitik und ihrem Preisdruck auf LieferantInnen – sich bestimmte Ideen der Gegenbewegung längst zu Eigen gemacht haben. Ebenfalls wie bei der Vermarktung von
Bio-Produkten steht die Vermarktung von RegionalProdukten vor dem Dilemma, dass sie ursprünglich aus
Bemühungen hervorgeht, eine alternative Lebensmittelversorgung jenseits von Massenproduktion und
Massenkonsum der Nahrungsmittelindustrie und der Supermärkte zu etablieren. Inwiefern der Erfolg der
„Regional-Idee“ sich nun auf eine erwünschte Reformierung der konventionellen Strukturen auswirkt, und
inwiefern der Erfolg seine Kinder frisst, wird unterschiedlich eingeschätzt. Wie einerseits Clemens Arvay
(2012) in seinem Buch „Der große Bio-Schmäh“ für Bio-Produkte eindrücklich aufgezeigt hat, werden
viele der ursprünglichen Ideen durch deren Adaptierung und Neu-Interpretation konterkariert. Zudem lässt
sich eine große Diskrepanz zwischen den in der Vermarktung verwendeten Bildern von kleinbetrieblicher,
ländlicher Idylle und der Realität der auch im Bio-Bereich mittlerweile großen und nach industrieller Produktionslogik arbeitenden Erzeugungs- und Verarbeitungsstrukturen feststellen. Andererseits: Selbst wenn
es im Bereich der alternativen, regionsbezogenen Lebensmittelerzeugung vonseiten der ProduzentInnen
nicht in jedem Fall ein Wachstum (als quantitative Zunahme des Outputs bzw. der Stückzahlen) angestrebt
wird, so ist es auf betriebsübergreifender Ebene selbstverständlich Ziel der „RegionalistInnen“, den Anteil
der explizit als „Regionalprodukte“ vermarkteten Lebensmittel an der gesamten Ernährungswirtschaft zu
erhöhen. Umso schwieriger ist es nicht nur für die Kundinnen und Kunden, zwischen verschiedenen Auffassungen von regionaler Vermarktung zu unterscheiden, sondern auch aus wissenschaftlicher Sicht Aussagen über die Regionalvermarktung von Lebensmitteln zu treffen.
Ein Ausgangspunkt der Idee, kleinräumige Wirtschaftsverflechtungen durch Regionalvermarktung zu fördern, liegt in Problemen, die mit dem Strukturwandel in der Land- und Ernährungswirtschaft verbunden
sind. Die Intensivierung kleinräumiger Wirtschaftsverflechtungen wird als Chance gesehen, Tendenzen der
Konzentration und Zentralisierung des Ernährungsgewerbes entgegenzuwirken. Durch die Etablierung
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
neuer dezentraler Strukturen der Verarbeitung, Veredelung und des Handels wird beabsichtigt, Wertschöpfung in peripheren Räumen und kleinen Betrieben zu ermöglichen, Landschafts- und Betriebsstrukturen zu
erhalten, Wirtschaftsweisen zu etablieren, die den örtlichen naturräumlichen und sozialen Verhältnissen
besonders Rechnung tragen, und nicht zuletzt eine auf den eigenen Nahraum bezogene positive Grundhaltung („Regionalbewusstsein“) zu stärken (vgl. Ermann 2005: 23ff.). Einen Hintergrund der Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe bilden seit den frühen 1980er Jahren Konzepte der „Eigenständigen Regionalentwicklung“ (vgl. Mose 1989) – auch der „endogenen“ oder „autozentrierten“ Regionalentwicklung –, die
ursprünglich aus der Entwicklungsländerdiskussion stammen und die dependenztheoretische Empfehlung
der „Dissoziation“ peripherer Ökonomien vom Weltmarkt und der Konzentration auf Importsubstitution (so
z.B. Rauch & Redder 1987) auf die Situation ländlicher Regionen in West- und Mitteleuropa übertragen
haben. Heute steht in der Praxis der Regionalentwicklung jedoch weniger der Wunsch nach Abkopplung
und Autarkie im Vordergrund als vielmehr eine Wiederbelebung dezentraler Produktionsstrukturen und ein
Bewusstseinswandel hin zu einer höheren Wertschätzung kleiner, dezentraler Strukturen mit ihren spezifischen – traditionellen oder auch innovationsbedingten – Besonderheiten.
REGIONALITÄT UND REGIONSDEFINITION
Ein großes Problem bei der Analyse und der Bewertung der „Regionalität“ wirtschaftlicher Verflechtungen
besteht darin, dass in der Diskussion um regionale Wirtschaftskreisläufe zwar oftmals der Eindruck einer
Objektivität von „Regionalität“ erweckt wird, es tatsächlich jedoch keinerlei Konsens oder gar Konventionen hinsichtlich der Definition gibt, unter welchen Voraussetzungen ein Produkt „regional“ ist oder „aus
der Region“ kommt (vgl. Sauter & Meyer 2004: 29). Meist ist einfach von „der Region“, von „regional“ und „Regionalität“ die Rede, als verstehe sich der Inhalt dieses Begriffs vollkommen von selbst. Gemeinsam ist den verschiedenen Vorstellungen von Regionalität, dass sie sowohl die Herkunft eines Produkts als auch die Nähe dieser Herkunft implizieren.
Nun hat aber jedes Produkt eine Herkunft. Sie ist uns nur oftmals nicht genauer bekannt, weshalb Produkte,
die nicht „aus der Region“ bzw. aus unserer Sicht „von hier“ stammen, Anonymität und damit auch Unsicherheit (über Bedingungen und Folgen der Produktion und des Konsums) ausstrahlen. Insofern meint
„Herkunft“ oftmals eigentlich das Wissen über die Herkunft einschließlich der Produktionszusammenhänge
(vgl. Schermer 2015). Die ebenfalls mit Regionalität verbundene „Nähe“ ist ein relationales Konzept, bei
dem es immer auf den Bezugspunkt ankommt. Zudem können sich Herkunft und Nähe bei Lebensmitteln
beziehen auf:
- - - den Ort der landwirtschaftlichen Erzeugung der Rohstoffe,
- - - den Ort der Bearbeitung der Rohstoffe (z.B. in Mühlen, Mälzereien, Molkereien, Schlachthöfen),
- - - den Ort der Verarbeitung und Produktion der konsumfertigen Nahrungsmittel oder
- - - den Ort des Vertriebs durch den Lebensmittelgroß- und -einzelhandel.
Herkunft „aus der Region“ impliziert insofern sehr unterschiedliche Regionskonzepte (vgl. Blotevogel
1996): Eine Region kann ein administrativ definiertes Territorium zwischen einer einzelnen Gemeinde und
etwa einem Bundesland sein, kann aber auch aus der relationalen Perspektive eines bestimmten Bezugspunktes ein Umkreis von einem gewissen Kilometerradius oder auch einer subjektiven Region im Sinn einer räumlichen Identifikation sein. Oder „Herkunft“ wird gar nicht räumlich verstanden, sondern eher metaphorisch als das Wissen, wo etwas herkommt, oder als „soziale Nähe“ (insbesondere in Form von persönlicher Beziehung) zu bestimmten AnbieterInnen, ProduzentInnen oder ErzeugerInnen.
Dementsprechend kann sich „Nähe“ auf unterschiedliche Stufen der Produktkette zwischen Rohstofferzeugung und Konsum beziehen, also z.B. auf eine geringe Distanz zwischen Konsumort und Produktionsort
oder zwischen der agrarischen Erzeugung und der Verarbeitung. Hinzu kommen unterschiedliche Auffassungen von Nähe: Ist die in Kilometern messbare Entfernung zwischen zwei Punkten auf der Erdoberfläche
in Luftlinien- oder Straßendistanz gemeint, und ab wann ist eine Entfernung „nah“? Oder ist mit Nähe gar
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
nicht in erster Linie eine räumliche Lagebeziehung, sondern vielmehr eine bestimmte Art der Beziehung
und der Kommunikation zwischen KäuferInnen und VerkäuferInnen gemeint?
Nicht zuletzt bildet „Regionalität“ im Diskurs der Vermarktung von „regionalen“ Lebensmitteln oftmals
ein Gegenmodell zu einer industriellen Nahrungsmittelproduktion und einer globalisierten Wirtschaftswelt.
Regionale Produkte nach diesem Verständnis sind Produkte, die möglichst wenig standardisiert sind, die
möglichst wenig technisiert und mechanisiert hergestellt werden, die in möglichst kleinen Betriebsstrukturen produziert und vermarktet werden und die ein hohes Maß an Bindungen zum spezifischen lokalen Umfeld ihrer Produktion aufweisen, z.B. in Form „regionaler Spezialitäten“, regionalspezifischer Produktionsmethoden oder einer besonders naturnahen und/oder mit einer bestimmen Landschaft in Verbindung stehenden Erzeugungsweise. Was in einem solchen Sinn als „regionstypisch“ gilt, unterliegt nicht nur räumlichen, sondern vor allem auch zeitlichen Kriterien: Nur etwas, dessen Produktion und/oder Konsumtion
über einen längeren Zeitraum hinweg in die Vergangenheit zurückprojiziert wird, erlangt die Aura eines
„traditionellen“ Gutes oder einer „traditionellen“ regionalspezifischen Speise. Ungeklärt bleibt dabei oft,
inwiefern die „Authentizität“ einer solchen Tradition historisch rekonstruierbar ist und inwiefern sie nachträglich als Narrativ „erfunden“ wird.
Im Jargon der Regionalvermarktung wird „Region“ implizit oft als Territorium verstanden, das eine weitgehende gesellschaftliche Autonomie aufweist und für das es – zumindest in gewissem Maße – eine ökonomische Autarkie anzustreben gilt. „Regional“ wird in der Regel nicht nur als „in einem konkreten abgegrenzten Raum befindlich“ verstanden, sondern die „Raum-Bindung“ der Regionalität symbolisiert Werte
wie Heimat- und Traditionsbewusstsein, Bodenständigkeit, aber auch Naturverbundenheit, soziale Stabilität
und gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein. So lässt sich mit Ritzer (1998) die Förderung regionaler
Wirtschaftskreisläufe als ein Versuch interpretieren, die Prinzipien der „McDonaldisierung der Gesellschaft“ – Effizienz, Berechenbarkeit, Vorhersagbarkeit und Kontrolle – zu unterlaufen. Dem raumlosen
„homo oeconomicus“ als idealem Wirtschaftsmenschen der von der neoklassischen Lehre geprägten Ökonomie wird versucht, einen raumgebundenen „homo regionalis“ entgegenzusetzen, der seine wirtschaftlichen Handlungen nach dem Wohl von Mensch und Umwelt in seiner (räumlichen) Nähe ausrichtet. Die
politisch-ideologische Motivation kann dafür gleichermaßen von konservativer Seite kommen wie von
grün-alternativer Seite oder von der linksorientierten Anti-Globalisierungsbewegung.
Je nach den mit der Vermarktung von Regionalprodukten verfolgten Zielsetzungen (s. folgenden Abschnitt)
wird der Kauf von Produkten aus der Region als eine Form des „moralischen Konsums“ verstanden,
wodurch der Regionalität ein eigener moralischer Wert zugeschrieben wird (vgl. Ermann 2006b). Die
Rückverfolgbarkeit der Herkunft eines Produkts und die Nähe zwischen Erzeugung und Verbrauch sowie
zwischen verschiedenen Stufen der Produktion und des Handels werden in der Regel als „gut“ dargestellt,
wohingegen Anonymität und Globalität von Produkten und ihren wirtschaftlichen Verflechtungen als
„schlecht“ angesehen werden.
In der Praxis der Regionalvermarktung treten diese unterschiedlichen Auffassungen von Regionalität meist
nicht explizit zutage; die „regionale“ Herkunft der Lebensmittel bleibt diffus und verbunden mit zahlreichen – und teilweise höchst widersprüchlichen – impliziten Imaginationen und Konnotationen. Selbst wenn
die regionale Herkunft durch die Definition eines Herkunftsgebiets – etwa als territoriale Konstruktion einer „Region“ im Rahmen der Regionalvermarktung selbst – objektiv gegeben zu sein scheint, sagt die Verortung der Produkte im jeweiligen Gebiet nichts über die zugrundeliegenden Kriterien der Produktionsweise und der Art und Weise der wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den einzelnen Stufen der Produktkette aus. Je nach ideologischen Hintergründen schwingen zudem verschiedene normative Orientierungen mit.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
ZIELSETZUNGEN UND ZIELKONFLIKTE
Entsprechend diesen sehr unterschiedlichen Verständnissen von Regionalität lassen sich auch sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Vorteile der Regionalität wirtschaftlicher Verflechtungen feststellen.
Als Zielsetzungen werden besonders häufig genannt (Ermann 2005: 23 f.):
Ökonomische Zielsetzungen
- - - Erhöhung der Wertschöpfung in der Region (Bruttoregionsprodukt), insbesondere in dezentralen
ländlichen Teilräumen
- - - Einkommens- und Arbeitsplatzsicherung für bestimmte Wirtschaftszweige
Ökologische Zielsetzungen
- - - Verkehrsvermeidung durch kürzere Transportwege, dadurch Reduzierung von Energieverbrauch,
Schadstoff- und Lärmemissionen
- - - Umweltschutz durch Produktionsmethoden, die an die spezifischen kleinräumigen Verhältnisse
angepasst sind
- - - Landschaftspflege durch Erhaltung landwirtschaftlicher Produktionsstrukturen
Soziokulturelle Zielsetzungen
- - - Transparenz: nachvollziehbare, überschaubare Produktionsketten für die Verbraucher
- - - gegenseitiges Vertrauensverhältnis und Verantwortungsbewusstsein zwischen ProduzentInnen und
KonsumentInnen bei der Nahrungsmittelversorgung und der Ernährung
- - - Stärkung der kulturellen Identität von Regionen.
Das Problem beim Umgang mit diesen Zielsetzungen in der Praxis der Regionalvermarktung liegt vor allem darin, dass die Ziele nicht als Ziele kommuniziert werden, sondern dass versucht wird, eine Kausalität
zwischen der Herkunft „aus der Region“ und der Erfüllung dieser Ziele zu konstruieren, indem den potenziellen KäuferInnen die Ziele als Kaufargumente präsentiert werden. Das heißt, es wird behauptet, wenn
man „regionale“ Produkte kaufe, würden dadurch Arbeitsplätze gesichert, Verkehr und Umweltbelastungen
vermieden, die Landschaft gepflegt, traditionelle und kulturell wertvolle Produktionsstrukturen erhalten,
transparente und vertrauensvolle Beziehungen zwischen ProduzentInnen und KonsumentInnen geschaffen,
wie z.B. durch den Slogan „Nähe schafft Vertrauen“ suggeriert wird, usw. Dabei wird eine kausale Wirkung von der räumlichen Lokalisierbarkeit der Produktherkunft und der formal-räumlichen Nähe im Sinn
geringer Kilometerdistanz auf all diese Aspekte konstruiert.
So verwundert es nicht, dass die Kritik an der Idee der Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe durch Regionalvermarktung genau an diesen Versprechungen ansetzt, die im konkreten Fall nie alle eingelöst werden können. Pfister (1999) argumentiert z.B. in volkswirtschaftlicher Manier, dass durch eine Förderung
der Vermarktung und des Kaufs von Produkten aus der jeweiligen Region der Wettbewerb eingeschränkt
werde und somit regionale Monopole gestärkt und ineffiziente Produktionsstrukturen geschützt oder sogar
geschaffen werden könnten. Dies habe auch ökologisch negative Folgen, etwa durch den Verzicht auf Skaleneffekte bei der Ressourcennutzung und den großräumigen Austausch von Gütern, die in den jeweiligen
Erzeugungsgebieten ressourcensparender als in den Zielregionen produziert werden könnten. In die gleiche
Richtung zielte eine für heftige Diskussionen sorgende Untersuchung, bei der die Energiebilanz von
Lammfleisch aus Neuseeland und Fruchtsäften aus Südamerika mit entsprechenden Produkten „aus der Region“ (in Deutschland) verglichen wurde (Schlich & Fleissner 2003). Dabei wurde eine zum Teil deutlich
bessere Energieeffizienz je Produkteinheit für die „weit gereisten“ Produkte gegenüber den „regionalen“ festgestellt und mit „ecologies of scale“ begründet, das heißt, mit einem Einhergehen von ökologischer
und ökonomischer Effizienz je Produkteinheit bei zunehmender Stückzahl. Die Produktion und der Transport großer Mengen haben nicht nur monetäre Skaleneffekte zur Folge, sondern können auch einen geringeren Ressourcenverbrauch aufweisen, insbesondere wenn bei der (weiter entfernten) Erzeugung auch noch
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
räumliche Kostenvorteile durch Spezialisierung und/oder durch natürliche Kostenvorteile (z.B. durch klimatische Bedingungen) zum Tragen kommen.
Diese Untersuchungen und ihre Interpretationen wurden heftig kritisiert, unter anderem wegen ihrer eingeengten Betrachtung des produktbezogenen Energieverbrauchs und der fehlenden Berücksichtigung vieler
anderer Umweltwirkungen wie z.B. die positiven Effekte der Regionalvermarktung auf das Landschaftsbild
und den Tourismus (z.B. Demmler 2005). Die Kontroverse machte jedoch vor allem deutlich, dass von einer Regionalität – verstanden als formale Lagebestimmung und in Kilometerdistanzen messbare Lagebeziehung – niemals auf die oben genannten Ziele der Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe geschlossen
werden kann. Der Umkehrschluss ist jedoch ebenso falsch, was in der genannten Debatte vielfach verkannt
wurde: Genauso wenig, wie von der Lage in einer nach bestimmten Kriterien abgegrenzten Region oder
von einer in kurzen Kilometerdistanzen messbaren Nähe auf eine Umweltfreundlichkeit (oder auch auf positive Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte oder andere Zielsetzungen) geschlossen werden kann,
kann von derartigen formalen Lagebeziehungen auf das Gegenteil – also auf negative Effekte regionaler
Strukturen und somit auf eine Vorteilhaftigkeit großräumiger Wirtschaftsverflechtungen – geschlossen
werden. Regionalität von Lebensmitteln ist eine Idee, die sich nicht sinnvoll auf Kilometerangaben oder
„Adressangaben“ reduzieren lässt.
Das im Jahr 2014 in Deutschland eingeführte „Regionalfenster“ ist ein Zertifizierungsmodell für Lebensmittel, das explizit nur zum Ziel hat, eine derartige „Adressangabe“ zu liefern. Die „Regionalität“ einer
Portion Schweinefleisch – angeboten im Diskonter-Markt „Norma“ (s. Abb. 5) – wird nach diesem System
z.B. gewährleistet, indem auf dem Siegel angegeben und bestätigt wird, dass das Schwein in den deutschen
Bundesländern Bayern oder Baden-Württemberg gemästet wurde, in Ulm geschlachtet und in Birkenfeld
(beides in Baden-Württemberg) zerlegt und verarbeitet wurde. Über diese Lokalisierbarkeit hinaus soll das
Regionalfenster bewusst keine Informationen liefern: „Das Regionalfenster beinhaltet ausschließlich Aussagen zur Herkunft der eingesetzten landwirtschaftlichen Zutaten, dem Ort der Verarbeitung und optional
zu den Vorstufen der Landwirtschaft. Aussagen zur Art der Erzeugung (z.B. fair, nachhaltig, ökologisch,
ohne Gentechnik, tiergerecht) sind im Regionalfenster nicht zugelassen“ (www.regionalfenster.de/kriterien.html [20.02.2015]).
Abb. 5: Mit dem „Regional-Fenster“ gekennzeichnetes
Schweinefleisch von Norma
Quelle: obs/NORMA (22.12.2014)
Insofern unterscheidet sich dieser Versuch einer standardisierten Kennzeichnung von „Regionalität“ fundamental von den Botschaften, die aus „Regionalinitiativen“ hervorgegangene Regionalvermarktungsprogramme ihren Käuferinnen und Käufern bereitstellen: So wird z.B. bei der „regionalen“ Milch des Netzwerks „Unser Land“ in Bayern (s. Abb. 6) auf zahlreiche Effekte des Kaufs dieses Produkts – auf Land-
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
schaft, Umwelt, Arbeitsmarkt, Produktionsstruktur usw. – hingewiesen. Zwar besteht auch hier keine kausale Beziehung all dieser Aspekte zur Herkunft, aber es wird durch die in dem Vermarktungsprogramm
entwickelten Kriterien versucht, bestimmte Produktionskriterien an die Herkunft zu koppeln. Während also
im Fall des „Regionalfensters“ der Wert der Herkunft allenfalls darin liegen kann, dass die Käuferinnen
und Käufer von süddeutschem Schweinefleisch mehr Lebensmittelsicherheit erwarten als von einem Produkt anderer Herkunft, so wird im Fall der „Unser-Land“-Milch eine Vielzahl von moralischen Kaufargumenten mobilisiert, die alle explizit eine Antithese zu einem Agrarprodukt bzw. Lebensmittel aus industrialisierter und globalisierter Produktion darstellen.
Abb. 6: Aufschrift auf der
Milchverpackung
einer „Regional-Milch“ von
Unser Land (Bayern)
Foto: U. Ermann 2006 (München)
Tabelle 1 zeigt einen Überblick über die Argumente für und gegen die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe, die in dieser Diskussion um die Regionalität der Versorgung mit Lebensmitteln immer wieder
genannt werden. Vor dem Hintergrund der ausgeführten Überlegungen wird dabei deutlich, dass diese Pround Kontra-Argumente gleichermaßen dem Fehlschluss unterliegen, „Regionalität“ im Sinne einer formalräumlichen Definition von Herkunft und Nähe könne eine eigene Wirkung auf die Umwelt, die Wirtschaft
oder die Gesellschaft haben – im Fall der BefürworterInnen eine positive Wirkung, im Fall der KritikerInnen eine negative Wirkung. Zum Teil behaupten BefürworterInnen und KritikerInnen sogar einen exakt
gegenteiligen Zusammenhang: So vertreten z.B. die „RegionalistInnen“ die Ansicht, ein regionales Produkt
habe eine höhere Qualität als ein nicht-regionales Produkt und begründen dies mit höherer Transparenz und
größerem Vertrauen („Man weiß, wo es herkommt und was drin ist“), aber auch mit konkreten Produktionsmethoden der „in der Region“ produzierenden Betriebe (z.B. kleinbetriebliche landwirtschaftliche
Strukturen mit besonders umweltverträglichen und/oder landschaftsangepasster Wirtschaftsweise). Dies
kann in der betreffenden Region bzw. bei den Produkten des jeweiligen Vermarktungsprogramms durchaus
zutreffend sein, doch der Grund der Lokalisierbarkeit „in der Region“ hat darauf keinen Einfluss und lässt
sich daher nicht von der einen auf die andere Region übertragen. Die KritikerInnen aber stehen den BefürworterInnen in dieser Hinsicht in nichts nach, wenn sie z.B. argumentieren, die „regionalen Produkte“ hätten eine mindere Qualität, weil sie nicht den im Qualitätsmanagement des Lebensmitteleinzelhandels üblichen Standards bzgl. Hygieneanforderungen, Kontrollen, Homogenität usw. entsprächen. Auch das mag in
bestimmten Fällen zutreffen, doch auch solche Argumente gehen gleichsam von vornherein davon aus, dass
ein „regionales Produkt“ ein Produkt aus kleinbetrieblicher und alternativer (nicht-industrieller) Herstellung ist. Die Uneinigkeit dieser beiden Sichtweisen bezieht sich folglich auf die Frage, ob ein kleinbetrieblich-handwerkliches (Nahrungs-)Produkt eine höhere Qualität hat als ein vergleichbares Industrieprodukt
oder umgekehrt. „Regionalität“ dient dabei eher als Chiffre für „kleinbetrieblich“ oder „nicht-industriell“.
Welche VertreterInnen der beiden widerstreitenden Positionen „recht haben“ und welche nicht, lässt sich
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
nicht entscheiden, da beide mit einem anderen Begriff von „Qualität“ argumentieren. Während die „RegionalistInnen“ gerade die kleinbetrieblichen, überschaubaren Strukturen sowie die nachvollziehbaren Verbindungen zu den lokalen Effekten der Land- und Ernährungswirtschaft auf die Landschaft, die ländliche Entwicklung etc. als Teil der Qualität der produzierten Nahrungsmittel ansehen, verstehen die „RegionalismusKritiker“ unter Qualität Produktkriterien wie Homogenität im Sinn einer möglichst geringen Abweichung
von einem vorgegebenen Standard sowie größtmögliche Kontrollierbarkeit der stofflichen Produkteigenschaften.
Argumente für die Förderung
regionaler Wirtschaftskreisläufe
Argumente gegen die Förderung
regionaler Wirtschaftskreisläufe
Höhere Wertschöpfung in der jeweiligen Region
durch Erhaltung oder Schaffung dezentraler Produktions- und Vermarktungsstufen
Geringere Effizienz (und somit auch weniger Wertschöpfung) durch Verzicht auf räumliche Spezialisierung
Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen durch
mehr Wertschöpfung in der Region
Wohlfahrtsverluste durch Verzicht auf interregionale Austauschbeziehungen
Umweltentlastung durch kürzere Wege
Höherer Ressourcenverbrauch je Produkt aufgrund
geringerer Umwelteffizienz bei geringen Stückzahlen
Aktivierung endogener Potenziale
Diskriminierung von regionsexternen AnbieterInnen
Stärkung der kulturellen Identität und eines kollektiven Selbstbewusstseins
Kirchturmdenken und regionale Egoismen
Förderung von Vertrauensbeziehungen und verantwortlichem Handeln
Förderung von Klientelwirtschaft und Ausnutzung
blinden Vertrauens
Höhere Transparenz, Sicherheit und Kontrolle
durch direkten Kontakt zwischen KonsumentInnen
und ProduzentInnen
Geringere Transparenz, Sicherung und Kontrolle
aufgrund fehlender Standardisierung und Abhängigkeit von Einzelpersonen
Höhere Produktqualität (u.a. im Sinn von Individualität, naturnaher oder handwerklicher Produktion)
Geringere Produktqualität (im Sinn von Homogenität und Einhaltung von Standards der Industrie und
des Handels)
Tabelle 1: Argumente für und gegen die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe
SCHLUSSFOLGERUNGEN FÜR DIE REGIONALENTWICKLUNG
Die Überlegungen zeigen, dass Regionalität im Sinne einer Herkunft aus einem bestimmten räumlich definierten Gebiet bzw. einer bestimmten (geringen) Kilometerdistanz keine Rückschlüsse auf die erwarteten
Vorteile von Regionalprodukten zulässt. Aufgrund von Skaleneffekten großer Stückzahlen kann die industrielle Herstellung selbst bei größeren Transportdistanzen oft auch unter umweltbezogenen Aspekten effizienter sein als verschiedene Formen der Direkt- oder Regionalvermarktung. Ebenso wenig lassen sich Zielsetzungen wie die Erhaltung von Arbeitsplätzen und traditionellen Produktionsstrukturen oder die Transparenz und Nachvollziehbarkeit an Regionsgrenzen und Kilometerzahlen festmachen. Versteht man hingegen
Regionalität nicht als formal-räumliche Kategorie, sondern als „Herkunft“ im Sinn des Wissens über Produktionszusammenhänge und „Nähe“ im Sinn der sozialen Verbundenheit und des gegenseitigen Verant-
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
wortungsbewusstseins von ProduzentInnen, HändlerInnen und KonsumentInnen, so kann die Erfüllung dieser Kriterien durchaus mit den angestrebten Zielen einer regionalen Nahrungsmittelversorgung übereinstimmen.
Nahrungsmittel sind nicht per se als besser oder schlechter zu bewerten, weil sie aus einer bestimmten Region bzw. aus der Nähe kommen. Durch Verknüpfungen der Definition und Bewertung von Nahrungsmitteln mit der räumlichen Herkunft der Produkte oder Rohstoffe werden aber gewissermaßen nachträglich
Herkunft und Nähe zu Qualitätskriterien oder Nachhaltigkeitskriterien gemacht. So werden z.B. durch die
Vermarktung von Lebensmitten mit Betonung ihrer („regionalen“) Herkunft erst Verbindungen zwischen
Kriterien der Produktionsweise und der Qualität der Produkte einerseits und der räumlichen Lokalisierung
andererseits hergestellt, die ohne eine entsprechende Vermarktung der Regionalität nicht bestehen würden.
So gelingt es auch Vermarktungsinitiativen für regionale Produkte, durch eine Kopplung der räumlichen
Herkunft an bestimmte Kriterien – z.B. einer umweltschonenden oder handwerklich-kleinbetrieblichen Produktion – die „Regionalität“ zu einer Produkteigenschaft zu machen, die für eine nachhaltige Wirtschaftsweise und ein „moralisches“ Konsumverhalten eine wichtige Rolle spielen kann.
Produkte zu regionalisieren heißt auch, Regionen zu produzieren. Indem Nahrungsmittel als Regionalprodukte vermarktet und als solche neu erfunden werden, werden auch entsprechende Regionen neu abgegrenzt und in ein neues Licht gestellt. Durch die Kopplung des Wertes eines Nahrungsmittels an seine Herkunft und die Nähe zwischen ErzeugerInnen und VerbraucherInnen werden Herkunft und Nähe selbst zu
einem Wert und somit zur Ware gemacht. „Die Region“ samt allen daran geknüpften Assoziationen wird
mit dem Produkt mit gekauft bzw. mit verkauft. Dabei ist es vor allem aus VerbraucherInnensicht schwer
zu unterscheiden, ob die jeweilige Form von Regionalität eines Produkts als eine Marke zur Kennzeichnung bestimmter stofflicher Eigenschaften zu verstehen ist, als Garantie für spezifische Produktionsbedingungen im Herkunftsgebiet oder als eine Inszenierung von Heimat, Ländlichkeit, Ursprünglichkeit und
Nähe, die nur wenige Zusammenhänge zu den realen Produktionsverhältnissen aufweist.
Vor diesem Hintergrund erweist sich die Regionalisierung von Nahrungsmitteln als eine Strategie, die sowohl zur Entwicklung ländlicher Räume einen Beitrag leisten kann als auch zur Durchsetzung bestimmter
Ziele im Hinblick auf Umweltschutz, Verbraucherschutz und andere normative Ideen. Die formale „Regionalität“ ist dabei jedoch nur ein räumliches Organisationsprinzip zur Verwirklichung entsprechender Ziele
und nicht ein eigener Wert. „Regionalität“ im weiteren Sinn ist zudem ein Gegenmodell zur industriellen
und globalisierten Arbeitsteilung, zur Entfremdung der modernen Produktionswelt, zur anonymen Massenkonsumgesellschaft. Diese Idee lebt von der Gleichsetzung von räumlicher und sozialer Nähe und strebt
somit – wenngleich meist nur implizit – eine Nahrungsmittelversorgung jenseits der industriellen Produktionslogik an.
Betrachtet man die bisherigen Ansätze und Erfolge von Programmen zur Regionalvermarktung von Lebensmitteln, zeigt sich, dass es noch ein weiter Weg zu einer sinnvollen Etablierung einer Wirtschaft der
kurzen Wege ist. Ob die Produktion und Vermarktung von Regionalprodukten ein gangbarer Weg zur
Durchsetzung nachhaltiger Alternativen zur modernen industriellen Lebensmittelproduktion und -versorgung sein kann, lässt sich pauschal weder positiv noch negativ beurteilen. Die in Theorie und Praxis verwendeten Konzepte von „Regionalität“ sind so unterschiedlich und widersprüchlich und implizieren teilweise sogar vollkommen konträre Zielsetzungen und Wertvorstellungen, dass eine universale Bewertung
entsprechender Ideen ihrerseits nur mit einem stark verengten Blickwinkel erfolgen könnte. Viel hängt davon ab, ob Regionalität als Selbstzweck oder nur als ein vermittelndes Organisationsprinzip verstanden
wird. Programme, die eine Förderung kurzer Wege zu einem eigenständigen Ziel erheben, sind von vornherein zum Scheitern verurteilt. Gelingt es hingegen, das Bild des Wirtschaftens der kurzen Wege weniger
formal-räumlich zu verstehen, als dies gegenwärtig in vielen zum Teil staatlich geförderten Programmen
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
zur „regionalen“ Vermarktung der Fall ist, und es stattdessen zur Durchsetzung neuer Verantwortungsbeziehungen zwischen ProduzentInnen und KonsumentInnen zu nutzen, könnte eine solche Regionalität ein
wichtiger Baustein zu einer neuen Qualität der Lebensmittelversorgung sein.
Bei der Vermarktung von Lebensmitteln als „Regionalprodukte“ sollten daher die Produktionszusammenhänge selbst in den Mittelpunkt gestellt werden, für die mithilfe der räumlichen „Adressangabe“ erst eine
Verbindung zwischen Qualität und Regionalität hergestellt wird. Ein Produkt wird nicht allein dadurch ein
„gutes“ Produkt, dass seine regionale Herkunft hervorgehoben wird. Im Gegenteil, die Idee der Regionalität läuft dadurch sogar Gefahr, ad absurdum geführt zu werden. Wichtig ist stattdessen, ein „gutes“ Produkt
herzustellen und zu verkaufen. „Gut“ kann vieles bedeuten: Es kann bedeuten, dass ein Produkt in als wertvoll erachteten kleinbetrieblichen Strukturen in Landwirtschaft und Ernährungsgewerbe bzw. mit traditionellen Produktionsmethoden produziert wird. Es kann bedeuten, dass die Produktionsweise besonders umweltschonend ist oder dass es das Ergebnis von Produkt- oder Produktionsinnovationen mit der Erzielung
einer besonderen Qualität darstellt. Vor allem, wenn diese „Güte“ der Erzeugung, Be- und Verarbeitung
sowie des fertigen Produkts glaubhaft als eine Alternative zur industrialisierten und globalisierten Ernährungswirtschaft – denn das ist letztlich die wesentliche Erwartungshaltung an eine „Regionalität“ von Lebensmitteln – dargestellt wird, dann kann eine Vermarktung als „Regionalprodukt“ von positiver Wirkung
sowohl für eine nachhaltige Lebensmittelversorgung als auch für eine nachhaltige Regionalentwicklung
sein.
Die Verknüpfung von Produkt und Region im Rahmen entsprechender Strategien der Produktentwicklung
und Vermarktung kann neue Märkte schaffen und soziale wie ökonomische Verflechtungen innerhalb peripherer ländlicher Räume oder auch zwischen Stadt und Land wiederbeleben oder intensivieren. Es sollte
dabei nur nicht aus den Augen verloren werden, dass die Regionalität im Sinn einer „Adressangabe“ allein
keinen Wert darstellt. Regionalität kann nur dann eine sinnvolle Alternative zur „Ortlosigkeit“ bzw. „Globalität“ der konventionellen industriellen Land- und Ernährungswirtschaft bilden, wenn sich auch ihre Produktionsmethoden und Qualitätskriterien von denen der industriellen Produktionslogik mit ihrer Orientierung am Effizienzdenken, Skaleneffekten, Rationalisierung und Standardisierung und der neoliberaler/neoklassischer Marktideologie signifikant unterscheiden. Worin dieser Unterschied liegt, lässt sich nicht verordnen oder zertifizieren, sondern ist (im wörtlichen wie im übertragenen Sinn) Geschmacksache: Nur
wenn uns ein „regionales“ Produkt schmeckt und wenn auch das, was wir über seine Herstellungsweise
wissen, ein gutes Gefühl hinterlässt, dann schmeckt auch die Region.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
DIE ERNÄHRUNGSFUNKTION DER LANDWIRTSCHAFT
VON SOPHIE PFUSTERSCHMID
Bundesanstalt für Agrarwirtschaft, Wien
Die Landwirtschaft und deren Bedeutung für Regionen in Bezug zu den jeweiligen natürlichen Gegebenheiten und Verhältnissen (Boden, Klima etc.) sowie den kulturellen und sozialen Aspekten zu betrachten und nicht auf die reine Produktionsfunktion zu reduzieren, ermöglicht die vielfältigen Lebensformen und Lebenswelten hervorzuheben, die durch die Bewirtschaftung von Land entstehen.
In diesem Beitrag wird davon ausgegangen, dass Regionen „lebendige Wesen“ sind, die sich ständig verändern, und deren Zukunft von den Lebensformen und Lebenswelten und einem lebendigen Gemeinwesen
abhängt. Durch die Landbewirtschaftung wird der Raum geformt, in dem die Menschen leben, es werden
nicht nur „Produkte“ hergestellt, sondern die Landwirtschaft sorgt für die Erhaltung des Lebens in vielfältiger Weise. Wie die Herstellung der Nahrung erfolgt, hängt stark vom soziokulturellen und ökologischen
Umfeld ab und wirkt sich gleichzeitig auf dieses aus.
Im modernen Ernährungssystem wird der Weg der Nahrung als eine Wertschöpfungskette gesehen, von der
Herstellung, über die Verarbeitung, Außer-Haus Verpflegung und Handel zum Konsum. Die AkteurInnen
entlang dieser Wertschöpfungskette sind in der Herstellung die Landwirtschaft, bei der Verarbeitung die
Schlachthöfe, Molkereien und die Lebensmittelindustrie. Danach kommen die Produkte über den Handel,
der sich in Groß-, Einzel- und Fachhandel untergliedert, in die Gastronomie oder den privaten Haushalt, wo
diese vom Menschen konsumiert werden. Zum Ernährungssystem gehören aber auch die vor- und nachgelagerten Bereiche wie z.B. die LandmaschinenherstellerInnen, die chemische Industrie, die VerpackungsherstellerInnen, die Energieversorgungsunternehmen, das Transportgewerbe und nicht zuletzt die ElektrogeräteherstellerInnen und die EntsorgerInnen. Das ist eine technisch-funktionelle Betrachtung des Ernährungssystems.
Die Kultur des Essens ist jedoch genauso ein Teil des Ernährungssystems. Neben Fragen der Ernährungsund Versorgungssicherheit sind daher auch kulturwissenschaftliche Betrachtungen notwendig, denn nach
Ulrich Tolksdorf, Volkskundler und Ernährungsforscher, ist „die ganze Lebenswelt in der täglichen Nahrung versteckt, so dass man sie als ein, soziales Totalphänomen' bezeichnen kann“ (Tolksdorf 1994: 232).
Ernährung kann als Handlungssystem gesehen werden, in dem Essen und Trinken bedeutungsreiche Vorgänge des sozio-kulturellen Lebens mit gesellschaftlicher Relevanz sind. Nach dieser Sichtweise ist die Ernährung auch eine Form des sozialen Handelns und die Nahrung selbst ein Kulturgut. Die Ernährungsfunktion der Landwirtschaft beinhaltet demnach nicht nur die Bereitstellung von Nahrungsmitteln zur Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung menschlicher Lebenskräfte, sondern auch kulturelle Werte. Das landwirtschaftliche Tätig-sein, ist eine Lebensweise, die Lebenswelt erschafft. Neben der Herstellung von „Dingen“ wird der Raum geformt, in dem die Menschen leben und ihre Identität begründen. Dementsprechend
spiegelt dieser Raum die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Menschen wider, die durch ihre jeweilige
wirtschaftliche, technische und soziokulturelle Situation bestimmt werden. So entstand, sowohl historisch
als auch geographisch gesehen, eine Vielfalt an Formen der Landbewirtschaftung, die prägend sind für
Charakter und Identität von Regionen. Demnach sind landwirtschaftliche Tätigkeiten in ein Geflecht sozioökonomischer und ökologischer Zusammenhänge eingebettet. Eine ausschließlich wirtschaftliche Betrachtungsweise der Landwirtschaft kann deren Funktionsweise und Bedeutung für Gesellschaft und Region
nicht ausreichend erfassen. Durch den Begriff „Ernährungsfunktion“, der umfassender ist als der Begriff
„Produktionsfunktion“, kann auf die vielschichtige Bedeutung der Landwirtschaft im Ernährungssystem
von Gesellschaften hingewiesen werden.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Diese Zusammenhänge werden seit den 1990er Jahren auch anhand des Konzeptes der Multifunktionalität
stärker betont. Multifunktionalität ist der Begriff für eine Eigenschaft, die auch der Landwirtschaft zugeschrieben wird, um hervorzuheben, dass durch Landbewirtschaftung nicht nur Nahrung sondern auch Auswirkungen auf die Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft hervorgebracht werden. Es wird damit versucht,
Landwirtschaft in ihrem Wesen zu beschreiben. Das wiederum muss vor allem als eine Reaktion auf die
monofunktionale Ausrichtung auf Produktion in den Nachkriegsjahren verstanden werden. Die Erfahrung
der Not und des Hungers der Weltkriege hatte eine Fokussierung auf die Produktion zur Folge. Die grüne
Revolution und der technische Fortschritt ermöglichten Wohlstand, aber sie brachten auch Überproduktion,
Importbeschränkungen, Subventionierungen und Quotenregelungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit sich. Die Auswirkungen dieser intensivierten Produktionsweise wurden vielfach thematisiert. Die
neue Sensibilität für die Art und Weise der Produktion von Lebensmitteln führte in Europa zum Konzept
der Multifunktionalität, welches auch als Kern des Europäischen Modells der Landwirtschaft betrachtet
wird.
Unsere Sprache wird von linearem und zerlegendem Denken geprägt. Es ist schwierig, Nichtlineares,
Ganzheitliches zu benennen. Zum Beispiel besteht unser Körper aus Herz, Nieren, Lungen und anderen Organen, deren unterschiedliche Funktionen innerhalb des Organismus bekannt sind. Zusammen sind sie ein
Organismus, eine vielfältig zusammenhängende Struktur voneinander abhängiger Elemente. Deren Beziehungen untereinander und ihre Eigenschaften werden weitgehend durch ihre Funktion innerhalb des Ganzen bestimmt. Deshalb ist der Organismus als lebendige Ganzheit mehr als die Summe seiner Einzelteile.
Er ist sogar ursprünglicher als seine Teile: Wenn man nämlich das Ganze wegnimmt, so gibt es auch kein
Herz oder keine Niere, außer dem Namen nach, wie etwa ein Herz aus Stein. Ähnlich ist es mit der multifunktionalen Betrachtungsweise der Landwirtschaft. Die sogenannten Funktionen der Landwirtschaft, wie
zum Beispiel die Landschaftspflege, der Schutz vor Naturgefahren, der Erhalt natürlicher Ressourcen und
Erholung – sie alle sind Auswirkungen der Landbewirtschaftung. Oberstes Ziel der Landbewirtschaftung
war – und ist – die Nahrungsmittelproduktion, aus der sich die oben genannten Nebenwirkungen ergeben.
Diese würden aber ohne die Kernfunktion – die Ernährungsfunktion – nicht entstehen und bestehen.
ESSEN – MEHR ALS NAHRUNGSAUFNAHME
Beim Essen ist der Mensch sowohl ein biologisches als auch ein soziales Wesen. Die gesellschaftlichen,
politischen und kulturellen Zusammenhänge von Mahlzeiten sind vielfältig. Neben physiologischen Fragen
sollten auch soziologische und kulturwissenschaftliche Aspekte des Essens berücksichtigt werden, um die
Essgewohnheiten, die Zubereitung des Essens, die Organisation der Lebensmittelversorgung und deren Bezug auf die jeweilige Form der Landbewirtschaftung darstellen zu können. Die Menschen sind bei Auswahl, Aufbereitung und Aufnahme der Nahrung auf tradierte, erlernte, d.h. auf kulturelle Methoden angewiesen. Mit den Worten Ulrich Tolksdorfs: „Zwischen Bedürfnis (Hunger) und Befriedigung (Essen und
Trinken) setzt der Mensch das ganze kulturelle System der Küche“ (Tolksdorf 1994: 229). Gesellschaften
leben – bewusst oder unbewusst– in einem Stoffwechsel mit ihrer Umgebung. Sie entnehmen aus der Umwelt natürliche Ressourcen (Materialien und Energie), verarbeiten diese zu Nahrung und Produkten, und
führen diese schließlich mit einer Zeitverzögerung als Abfälle und Emissionen wieder der Umwelt zurück.
Die Ernährung und die Landwirtschaft machen bis heute einen Großteil des gesellschaftlichen Stoffwechsels mit der Natur aus. Wie dieser Metabolismus gestaltet wird, und ob die regenerativen Fähigkeiten natürlicher Prozesse erhalten bleiben, ist eine zentrale Frage nachhaltiger Entwicklung.
AKTEUR/INNEN – TRÄGER/INNEN REGIONALER IDENTITÄT
Regionale AkteurInnen des Ernährungssystems prägen durch ihr kulturelles, soziales und ökonomisches
Tätigsein die regionale Identität. Die Vielfalt an Kulturlandschaften, Kulturtraditionen und die in ihnen
wurzelnde kulturelle Erinnerung trägt zur Identitätsstiftung der Menschen wesentlich bei. Kulturelle Erin-
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
nerung ist an die Gemeinschaft gebunden, die die Objektivationen geschaffen bzw. die Aktivitäten ausgeübt hat. Jede Identität bezieht sich auf eine historisch konkret existierende Gemeinschaft. Die Bevölkerungsgruppe der in der Landwirtschaft Tätigen sollte in diesem Zusammenhang jedoch nicht als eine Einheit betrachtet werden. Nach Hemma Burger-Scheidlin macht jede Komponente der Arbeitsweise einen
Teil der Identität des jeweiligen Landwirtes und der jeweiligen Landwirtin aus (Burger-Scheidlin 2002).
Das Konzept der Identität umfasst sowohl die persönliche Individualität als auch die Gemeinsamkeiten, die
eine Gruppe konstituieren und als Einheit erscheinen lassen. Die Bedeutung der Landwirtschaft in diesen
Zusammenhängen, vor allem aber in Bezug auf die kulturelle Identität und das soziale Leben eines ländlichen Raumes oder auch einer Gesellschaft, tritt meistens dann stärker ins Bewusstsein, wenn ein Bruch
stattfindet oder die identitätsstiftenden Komponenten sich verändern oder wegbrechen. Ein weiterer identitätskonstruierender Aspekt ist der Raum. Vor allem seitdem Identifikationsmöglichkeiten und traditionelle
Bezugshorizonte wie Rasse, Klasse, Religion, Partei, etc. zum Teil suspekt geworden sind, weist Peter
Weichhart daraufhin, dass sich regionalistische und lokalistische Bindungen als Residualgröße oder als Ersatz verlorengegangener Verankerungsmöglichkeiten anbieten (vgl. Weichhart 2000). In vielen Zusammenhängen kann die Region als Referenzpunkt für verstärkte Identitätsbildung herangezogen werden. Die landwirtschaftliche Produktion, deren Kulturtechniken, Produkte, Bräuche, etc. prägen den Charakter einer
Landschaft, der in ihr lebenden Gesellschaft und der Umwelt.
Dieser Umstand kommt dann besonders zum Tragen, wenn regionale landwirtschaftliche Produkte und
Spezialitäten sichtbar gemacht werden, indem Marken gebildet werden, um regionale Wertschöpfungsketten zu stärken, um TouristInnen und KonsumentInnen über die spezifischen kulinarischen Angebote in den
einzelnen Regionen zu informieren und um die regionsspezifische Produktion landwirtschaftlicher Rohstoffe hervorzuheben. Die „Region“ im ländlichen Österreich hat eine weit über das Geographische hinausgehende Bedeutung. Der ländliche Raum – seine Ökonomie, Ökologie, Infrastruktur, Kultur und sein soziales Gefüge – wird, je nach Agrarstruktur unterschiedlich, von der Land- und Forstwirtschaft geprägt und
ist, regional unterschiedlich, ein bedeutender Wirtschaftssektor. Trotz sinkendem Anteil am Bruttoinlandsprodukt und an der Gesamtbeschäftigung ist die Bedeutung des Agrarsektors für andere Bereiche, wie zum
Beispiel den Fremdenverkehr, die Bauwirtschaft, die Energiewirtschaft, die Nahversorgung, die Infrastruktur enorm. Vor allem aber ist die landwirtschaftliche Produktion Grundvoraussetzung für die Lebensmittelwirtschaft, einen volkswirtschaftlich bedeutenden Wirtschaftsbereich. Dieser umfasst von der landwirtschaftlichen Produktion bis zur Zubereitung von Speisen und Getränken ein breites Spektrum wirtschaftlicher Aktivitäten.
Laut Lebensmittelbericht 2010 trägt die gesamte Lebensmittelbranche rund 12% zum jährlichen Bruttosozialprodukt bei. Ungefähr jeder sechste Berufstätige in Österreich ist in diesem Wirtschaftssektor tätig. 2013
betrug der Anteil der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei rund 1,5% an der Bruttowertschöpfung
der Volkswirtschaft. Die Lebensmittelwirtschaft hat somit einen wesentlichen Anteil an der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklung der gesamten Volkswirtschaft – und sie prägt wie kaum ein
anderer Wirtschaftszweig die österreichische Kulturlandschaft. Rund ein Drittel der Fläche Österreichs und
der damit verbundenen Öko-Systeme werden zu Gunsten der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung bewirtschaftet. Die Lebensmittelwirtschaft stellt einen Schlüsselsektor für die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft dar.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
QUALITÄT IN DER REGIONALEN ERNÄHRUNGSPRODUKTION
VON BIRGIT NEUHOLD
Qualitätsmanagement Be- und Verarbeitungsprodukte und AMA-Handwerksiegel, Agrarmarkt
Austria Marketing GesmbH
Regionale klein- und mittelständische Betriebe im Lebensmittelbereich stehen aufgrund der Globalisierung der Beschaffungs- und Absatzmärkte sowie der sich laufend ändernden KundInnenanforderungen
in einem starken Wettbewerb. Langfristig führt dies dazu, dass global agierende Konzerne zunehmend die
Märkte dominieren.
Dadurch besteht die Gefahr, dass die Vielfalt und das Wissen dieser Klein- und Mittelbetriebe verloren gehen. Dies würde auch zur Folge haben, dass viele traditionelle, betriebsindividuelle Rezepturen und Herstellungsweisen in den Regionen verschwinden.
Dabei gewinnen gerade regionale Produkte bei den KonsumentInnen immer stärker an Bedeutung. 2010
sahen 78% der ÖsterreicherInnen „Regionalität“ als ein Thema der Zukunft (Karmasin Motivforschung/AMA-Marketing, Juli 2010). Nach dem „günstigen Preis“ ist die „regionale Herkunft“ von Lebensmitteln die wichtigste Kaufentscheidung beim Lebensmitteleinkauf (KeyQUEST Marktforschung/AMAMarketing, Februar 2012). KonsumentInnen wünschen sich nachweislich ein größeres Angebot regionaler
Lebensmittel im Lebensmittelhandel (RollAMA Motivanalyse, April 2014).
Regionale Lebensmittel geben einzelnen Regionen Identität und spielen für den Tourismus eine wichtige
Rolle. Was wäre das Waldviertel ohne den Waldviertler Mohn, bzw. ein Besuch im Waldviertel ohne den
Genuss von Mohnzelten (Mohnzuzler). Selbiges gilt für Kärnten und den Kärntner Reindling oder Tirol
und den Tiroler Speck. Die Liste ließe sich für Österreich beliebig lange weiterführen. Dies spiegelt sich
auch in Zahlen wider, 89% der ÖsterreicherInnen gaben 2014 in einer Umfrage der AMA-Marketing an,
dass sie im Urlaub gerne Spezialitäten der jeweiligen Region kosten (RollAMA Motivanalyse, April 2014).
Auch die Qualität von Lebensmitteln hat bei ÖsterreicherInnen einen hohen Stellenwert. Was genau unter
dem Begriff „Qualität“ verstanden wird, ist für KonsumentInnen immer wieder unterschiedlich.
BEGRIFFSBESTIMMUNG QUALITÄT:
Eine der gebräuchlichsten Definitionen ist die Begriffsbestimmung aus der Norm EN ISO 9000:2005, dabei
wird Qualität als Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale Anforderungen erfüllt, festgelegt. Inhärente
Merkmale sind dabei objektiv messbare Merkmale wie Länge oder Gewicht. Beispiele aus der Autobranche
wären dabei die Anzahl an Sitzplätzen oder die Leistung des Motors.
David A. Garvin unterscheidet zwischen fünf verschiedenen Qualitätsansätzen:
- - - TRANSZENDENTES QUALITÄTSVERSTÄNDNIS:
Qualität wird dabei synonym für Hochwertigkeit verstanden; ist nicht messbar, sondern lediglich durch
Erfahrung fassbar (subjektiver Begriff);
Beispiel aus dem Lebensmittelbereich: ein Apfel der besonders schmackhaft ist, wird als qualitativ
hochwertig angesehen.
- - - PRODUKTBEZOGENES QUALITÄTSVERSTÄNDNIS:
Qualität wird als messbare Größe interpretiert. Sie wird zum objektiven Merkmal, wobei subjektive
Kriterien ausgeschaltet werden;
Beispiel aus dem Lebensmittelbereich: das Erreichen einer bestimmten Größe eines Apfels und das
Fehlen von Druckstellen wird als qualitativ hochwertig angesehen.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
- - - KUND/INNENBEZOGENES QUALITÄTSVERSTÄNDNIS:
Qualität ergibt sich ausschließlich aus der Sicht des Kunden/der Kundin und wird als die perfekte Realisierung von KundInnenanforderungen an ein Produkt verstanden; die Erfüllung von weiteren Anforderungen, die der Kunde/die Kundin nicht an das Produkt stellt, beeinflusst die Qualität nicht positiv.
Beispiel aus dem Lebensmittelbereich: KundIn erwartet sich einen großen Apfel ohne Druckstellen,
der auch gut schmeckt
bei Erfüllung der Anforderungen wird das Produkt als qualitativ hochwertig
angesehen.
- - - WERTEORIENTIERTES QUALITÄTSVERSTÄNDNIS:
Berücksichtigung von Kosten bzw. Preis einer Leistung; Qualität entspricht einem günstigen PreisLeistungs-Verhältnis. Einzelne fehlende Merkmale können durch einen geringeren Preis wettgemacht
werden;
Beispiel aus dem Lebensmittelbereich: Wenn der Preis gering ist, wird auch ein Apfel mit wenigen
Druckstellen als qualitativ hochwertig angesehen.
- - - FERTIGUNGSBEZOGENES QUALITÄTSVERSTÄNDNIS:
Qualität wird gleichgesetzt mit der Einhaltung von Spezifikationen; Fehler sollen erst gar nicht entstehen;
Beispiel aus dem Lebensmittelbereich: in der Spezifikation ist die Größe der Äpfel festgehalten; bei
der Ernte der Äpfel wird bereits darauf geachtet, nur Äpfel entsprechender Größe auszuwählen (vgl.
Garvin 1984).
Foto: AMA_Stoiber_Bäckerei
QUALITÄT IN DER REGIONALEN ERNÄHRUNGSPRODUKTION:
Anforderungen, die an regionale Lebensmittel bzw. an die regionale Ernährungsproduktion gestellt werden,
sind vielfältig und differieren von KonsumentIn zu KonsumentIn. Die wichtigsten Merkmale sind dabei:
- - - die Herstellung durch regionale Klein- und Mittelbetriebe,
- - - die Verwendung von regionalen Zutaten,
- - - ein Bezug zur Region (z.B. Kürbiskerne und der Steiermark, Marillen und Wachau),
- - - hohe individuelle Produktqualität,
- - - guter Geschmack,
- - - handwerkliche Herstellung der Lebensmittel,
- - - die Sicherheit des Lebensmittels (keine Gesundheitsgefährdung durch das Produkt),
- - - bei tierischen Lebensmitteln die Einhaltung von Tierwohlstandards sowie
- - - die Einhaltung der arbeits- und sozialrechtlichen Bestimmungen.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Nicht immer müssen alle genannten Merkmale erfüllt werden, um ein qualitativ hochwertiges, regionales Produkt zu erhalten. Zum Beispiel kann
eine Produkt, das durch einen ortsansässigen Betrieb aus regionalen Rohstoffen hergestellt wird, aber keinen eindeutigen Bezug zur Region hat, genauso als qualitativ hochwertiges, regionales Produkt angesehen
werden (z.B. Oberstorte in Tirol).
Aufgrund der Kleinstrukturierung der Betriebe und den meist damit verbundenen höheren Produktionskosten, können regionale Betriebe nicht dem Preisdruck der überregional agierenden MitbewerberInnen standhalten. Gerade deshalb ist es wichtig, über die Einzigartigkeit und die Qualität ihrer Lebensmittel zu informieren, damit die KonsumentInnen dazu bereit sind, die Mehrkosten zu bezahlen. Viele VerbraucherInnen
wissen nicht, wie viel Zeit und Know-how in die Produktion von hochwertigen Lebensmitteln investiert
werden muss, und wie wichtig es ist, regionale Betriebe zu erhalten und zu fördern. Dies gilt es durch gezielte Information wieder in das Bewusstsein der KonsumentInnen zu bringen.
AMA-HANDWERKSIEGEL:
Die AMA-Marketing hat 2012 gemeinsam mit der Lebensmittelakademie des österreichischen Gewerbes
ein Programm zur Absicherung von regionaler Lebensmittel-Qualität gestartet:
Das AMA-Handwerksiegel ist eine Auszeichnung für Fachgeschäfte wie Bäckereien, Fleischereien und
Konditoreien, die sich durch die Verarbeitung von regionalen Rohstoffen und durch traditionelle Herstellungsweisen von regionalen Produkten und Spezialitäten sowie mit außergewöhnlicher Beratung hervorheben.
Ziel ist es, den Absatz von traditionell hergestellten, österreichischen Produkten in der Vertriebsschiene
„Fachgeschäft“ zu fördern und die verbraucherrelevanten Informationen über die traditionell handwerkliche Herstellungsweise bereitzustellen. Ebenso stehen die Sicherstellung von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und die Förderung von Kleinbetrieben durch den verstärkten Einkauf im Fachgeschäft (Pflege
von Märkten für österreichische Erzeugnisse) im Vordergrund.
Die Vision des AMA-Handwerksiegels ist es, die Unverzichtbarkeit der LebensmittelhandwerkerInnen für
unsere Gesellschaft und Genusskultur zu betonen.
Das Motto dabei lautet: „aus der Region – für die Region – mit der Region“.
Als Vorbild im Bereich der Vielfalt an handwerklichen Betrieben dient Frankreich. Hier gibt es noch eine
hohe Dichte an Bäckereien (boulangerie), Konditoreien (pâtisserie) und Fleischereien (boucherie), die sich
durch ihre hohe Produktqualität und die kunstvolle Präsentation ihrer Waren besonders auszeichnen.
Hinter dem AMA-Handwerksiegel stehen drei Säulen: die „meisterliche Verarbeitung“, die „regionale Herkunft der Rohstoffe“ und die „unabhängige Kontrolle“.
MEISTERLICHE VERARBEITUNG:
Der Betrieb wird von einem Meister in der jeweiligen Branche geführt und die MitarbeiterInnen in der Produktion bestehen zumindest zur Hälfte aus gelernten Fachkräften (Meister, Geselle, Lehrling). Dabei werden noch traditionelle Formen und Herstellungsweisen (z.B. Hand-Kaisersemmel, Natursauerteigbrote)
umgesetzt.
Produkte mit dem AMA-Handwerksiegel werden von der Verwiegung der Rohstoffe bis zum fertigen Produkt ausschließlich im eigenen Betrieb hergestellt. Diese Produkte müssen den hohen Anforderungen des
Österreichischen Lebensmittelbuches entsprechen.
Um die Weitergabe traditioneller, betriebsindividueller Rezepturen und Herstellungsweisen an die nächste
Generation sicherzustellen, bilden AMA-Handwerksiegel-Betriebe in regelmäßigen Abständen selber Lehrlinge aus.
Auch die Herstellung von regionalen Spezialitäten (z.B.: Saumaisen im Waldviertel, Steirersemmel in der
Steiermark, Linzertorte in Oberösterreich) hat bei AMA-Handwerksiegel-Betrieben einen besonderen Stellenwert. Weiters zeichnet sich das jeweilige Sortiment durch Produktvielfalt und ein hohes Maß an Frische
aus.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
REGIONALE ROHSTOFFE:
Die Herstellung von Produkten mit dem AMA-Handwerksiegel erfolgt, soweit diese verfügbar sind, mit
Rohstoffen aus der Region. Bei Fleischern betrifft das vor allem Rind-, Kalb- und Schweinefleisch sowie
Käse (für die Käswurst). Bäckereien und Konditoreien verwenden unter anderem Mehle, Zucker, Milchprodukte und Eier aus der Region.
Zutaten, die nicht oder nicht in ausreichenden Mengen in Österreich zur Verfügung stehen, können aus anderen Regionen zugekauft werden (z.B.: Schokolade, Marzipan, Oliven oder Citrusfrüchte).
UNABHÄNGIGE KONTROLLE:
Das Kontrollsystem zum AMA-Handwerksiegel ist dreistufig und besteht aus Eigenkontrolle, externer
Kontrolle und Überkontrolle. Der Betrieb führt im Rahmen der Eigenkontrolle regelmäßig Prüfungen
durch, um die Einhaltung der Richtlinien sicherzustellen. Einmal jährlich erfolgt eine externe Kontrolle
durch eine unabhängige, von der AMA-Marketing zugelassenen Kontrollstelle. Um die Qualität der externen Kontrollen sicherzustellen, werden regelmäßig Überkontrollen (Kontrolle der Kontrolle) durch die
AMA-Marketing durchgeführt.
Um die Personen hinter der Lebensmittelproduktion bei AMA-Handwerksiegel-Betrieben sichtbar zu machen, wurden im Rahmen des Projekts Marketingmaterialien entwickelt, bei denen den BetriebsinhaberInnen, ihre Familien und/oder ihre Teams einen besondere Bedeutung zukommt.
VERMITTLUNG VON HERSTELLUNGSWEISEN:
Das Wissen über Herstellung von Lebensmitteln ist mittlerweile für viele KonsumentInnen verloren gegangen. Kaum noch jemand weiß, wie genau Brot, Wurst oder Topfen hergestellt werden. Das Interesse von
Seite der KonsumentInnen an der Lebensmittelproduktion ist groß, nur so kann sich der große Ansturm bei
Produktionsbetrieben mit einer gläsernen Produktion erklären. Dieses Wissen gilt es, auf breiterer Basis
wieder an die VerbraucherInnen zu vermitteln, um auch die Wertschätzung für hochwertige Produkte zu
erhöhen.
Betriebe wie Haubis GmbH (Haubiversum), die Käsemacher GmbH (die Käsemacherwelt) oder Valentino
Speiseeis GmbH (Erlebniswelt Eis) machen es vor. Aber auch Kleinst- und Kleinbetriebe sollten ihren
KundInnen einen Blick „hinter die Kulissen“ ermöglichen, um sie über die jeweiligen Herstellungsweisen
zu informieren.
Foto: AMA_Angelmayer
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
ERNÄHRUNG UND GESUNDHEIT
VON MARTINA KARLA STEINER
Gesundheitsfonds Steiermark, Graz
Essen ist nicht nur da um satt zu machen. Unsere Nahrungsmittel verschaffen uns Genuss, das gemeinsame Essen von (traditionellen) Speisen ist Teil unserer Kultur, und durch den bewussten Einkauf von
Lebensmitteln können wir zum Umweltschutz beitragen. Wir können mit dem, was auf unsere Teller
kommt aber auch unser Krankheitsrisiko reduzieren. Nicht umsonst heißt es „An apple a day keeps the doctor away" – jedoch ganz so einfach ist es nicht.
WAS IST GESUNDHEIT, UND WIE WICHTIG IST SIE DEN ÖSTERREICHER/INNEN?
Gesundheit hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. 99 % der ÖsterreicherInnen erachten „Gesundheit“ für ihr tägliches Leben als wichtig oder sehr wichtig, damit steht die Gesundheit sogar über der
Familie bzw. der Partnerschaft oder den FreundInnen (vgl. Zellmann/Mayrhofer 2012: 2). Von Hanni Rützler, einer Zukunftsforscherin, wird Gesundheit als Megatrend beschrieben, als etwas, das unsere Gesellschaft langfristig prägt (vgl. Rützler 2013: 5).
Doch was bedeutet nun eigentlich Gesundheit? Im Privaten wird wohl jeder seine eigene Definition dafür
haben, im Allgemeinen geht man aber von der Gesundheitsdefinition der WHO von 1948 aus: „Gesundheit
ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen. Der Besitz des bestmöglichen Gesundheitszustandes bildet eines der
Grundrechte jedes menschlichen Wesens, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Anschauung und der wirtschaftlichen und sozialen Stellung“ (BMG). Gesundheit wird also als Zustand definiert und ist demnach auch kein statischer Wert. Er verändert sich und wird durch eine Vielzahl von Determinanten wie z.B. Ernährung auf unterschiedlichen Ebenen beeinflusst.
WAS IST EINE GESUNDE ERNÄHRUNG?
Die ganzheitliche Definition von Gesundheit, in der das Wohlbefinden und nicht die Krankheit im Zentrum
steht, sollte auch bei Ernährungsthemen mitbedacht werden. So zählt für das Wohlbefinden nicht nur, ob
die gegessenen Lebensmittel oder Speisen „gesund“ oder „ungesund“ sind, auch der Genuss darf nicht zu
kurz kommen.
Die Einteilung von Essen und Trinken in „gesund“ und „ungesund“ mag zwar recht pragmatisch und manchmal auch hilfreich sein,
besser wäre es aber, diese Begriffe in Bezug
auf einzelne Lebensmittel/Speisen zu meiden.
Jedes Lebensmittel kann Teil einer gesunden
Ernährung sein, es kommt nur auf die Menge
an. Andererseits kann eine Ernährung mit
ausschließlich „gesunden“ Lebensmitteln
auch ungesund sein, wenn man an das Krankheitsbild der Orthorexia nervosa („Krankhafte Gesundesser“) denkt.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Gesunde Ernährung hat somit mehrere Dimensionen. Das Essen muss jedenfalls gut schmecken und appetitlich aussehen. Darüber hinaus soll es auch den aktuellen Empfehlungen der Ernährungswissenschaft entsprechen und ökologische sowie soziale Aspekte sollen berücksichtigt werden. Für die Praxis bedeutet dies
z.B., dass sich unser Essen an den Saisonen orientieren soll, dass hochwertiges Pflanzenöl in der Küche
eingesetzt oder dass Vollkornmehl in Kuchen und Brot (mit)verarbeitet wird. Es heißt aber auch, dass wir
insbesondere bei Produkten wie Bananen oder Kaffee, die in fernen Ländern produziert werden, auf gute
Arbeitsbedingungen und fairen Handel achten sollen. Bei verschiedenen Initiativen, wie z.B. GEMEINSAM G´SUND GENIESSEN aus der Steiermark, wird dies schon berücksichtigt.
Dass ökologische und soziale Aspekte Determinanten einer gesunden Ernährung sind, mag für einige verwirrend sein, aber auch diese Aspekte wirken sich direkt oder indirekt auf unsere Gesundheit aus. Dies sei
an folgenden Beispielen erklärt:
- - - Fleisch ist ein wertvolles Lebensmittel. Es liefert hochwertiges Eiweiß und verschiedene Mineralstoffe
und Vitamine. Allerdings nehmen wir teilweise auch erhebliche Mengen an gesundheitlich problematischen Stoffen wie gesättigte Fettsäuren, Cholesterin und Salz durch Fleisch und Wurst auf.
Und: Fleisch kann uns nicht mit gesundheitsförderlichen sekundären Pflanzeninhaltsstoffen und wichtigen Ballaststoffen versorgen. Fleisch sollte deshalb nicht allzu oft auf dem Tisch kommen. Es zählt
Qualität vor Quantität. Maximal 3 Portionen fettarmes Fleisch oder fettarme Wurstwaren (insgesamt
300–450 g pro Woche) sollten es nach der Österreichischen Ernährungspyramide sein. Laut Ernährungsbericht 2012 verzehren erwachsene Männer aber im Durchschnitt 1,2 kg Fleisch und Wurst pro
Woche, also dreieinhalb Mal so viel wie empfohlen (vgl. Elmadfa et al. 2012: 320-323). Eine Reduktion auf die empfohlene Menge würde nicht nur der Gesundheit zu Gute kommen, sondern auch der
Umwelt. Und schließlich darf auch die soziale Komponente nicht vergessen werden, denn das Futtermittel Soja wird auch aus fernen Ländern importiert.
Die Österreichische Ernährungspyramide
stellt eine lebensmittelbasierte Empfehlung
dar. Sie zeigt den Weg zu einer gesunden Ernährung, die auch das Krankheitsrisiko vermindert. Verdeutlicht wird durch die Darstellung, dass – abhängig von der Menge – jedes
Lebensmittel seinen Platz in einer gesunden
Ernährung haben kann.
Übrigens: Je weiter unten ein Lebensmittel in
der Pyramide steht, desto mehr sollte man davon konsumieren.
Abbildung: Die Österreichische Ernährungspyramide
Quelle: Bundesministerium für Gesundheit
- - - Die Bevorzugung von regionalen UND saisonalen Lebensmitteln leistet einen Beitrag zum Umweltschutz und erhält heimische Arbeitsplätze, zugleich wird der Körper mit qualitativ hochwertiger Nahrung versorgt. So punktet reif geerntetes Gemüse und Obst z.B. durch sein volles Aroma und durch
einen hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Daher ist es
auch nicht verwunderlich, dass in den Rahmen-Gesundheitszielen für Österreich Folgendes festgehalten wurde:
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
„Ziel 7 - Gesunde Ernährung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln für alle zugänglich machen
[…] Eine gesundheitsförderliche Ernährung mit hochwertigen Lebensmitteln muss für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich sein. Saisonale und regionale Lebensmittel sind ein wichtiger Bestandteil einer qualitativ hochwertigen Ernährung […] (BMG 2012b: 41).
Und auch in den Empfehlungen rund um die Österreichische Ernährungspyramide ist zu lesen, dass Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst bevorzugt saisonal und regional sein sollen (vgl. BMG 2012a: 11.).
- - - Ob nun biologisch produzierte Lebensmittel, die im Allgemeinen klimaverträglicher als konventionell
produzierte Lebensmittel sind, auch einen höheren ernährungsphysiologischen Wert haben, ist in Diskussion, bzw. muss noch weiter beforscht werden. Während eine Studie aus 2012 zeigte, dass zwischen bio und konventionell kein wesentlicher Unterschied besteht, wurde in einer 2014 publizierten
Metaanalyse festgestellt, dass sich biologisch und konventionell angebaute Kulturpflanzen bezüglich
ihrer Nährwertzusammensetzung unterscheiden. 18 bis 69 % höhere Werte an gesundheitsförderlichen
Antioxidantien sowie geringere Konzentrationen an Cadmium, Nitrat und Nitrit wurden bei Bio-Lebensmitteln festgestellt. Weiters wurde in beiden Studien festgehalten, dass Bio-Produkte weniger oft
Pestizidrückstände aufweisen (vgl. Smith-Spangler 2012: 348-366; Baranski 2014: 794-811). KonsumentInnen kaufen Bio-Produkte jedenfalls gerne, weil sie ihrer Meinung nach „gesünder“ sind. Nach
der RollAMA Motivanalyse im Mai 2010 sind es sogar 33 %, die Gesundheit als ausschlaggebend für
den Kauf von Bioprodukten nennen (vgl. AMA Marketing 2010).
Grundsätzlich wird gesunde Ernährung aber überwiegend mit „mehr Obst und Gemüse essen“ gleichgesetzt
(65 %). Dieser Aspekt wurde in der Eurobarometerstudie 2010 als wichtiger erachtet, als vielfältig zu essen
(56 %), mehr Fisch zu essen (28 %), weniger zu salzen (24 %), weniger Fleisch zu essen (19 %) oder BioProdukte zu essen (10 %). Interessanterweise wurde in dieser Erhebung von 13 % der Befragten auch das
Meiden von Lebensmittelzusatzstoffen als Teil einer gesunden Ernährung angesehen (vgl. Eurobarometer
2010:14). Hier differiert die Risikowahrnehmung. Aus der Sicht der Bevölkerung gehören Zusatzstoffe,
gentechnisch veränderte Organismen, Pestizide, Radioaktivität und Allergene zu den Top-Risikogruppen
im Zusammenhang mit dem Gefahrenträger Lebensmittel. Aus Sicht der ExpertInnen sind es hingegen potentiell krankmachende Mikroorganismen, Fehlernährung, Schimmelpilzgifte, Allergene und toxische Elemente (vgl. Fuchs et al. 2014). Zusatzstoffe können als unbedenklich angesehen werden.
TRENDS IM ERNÄHRUNGSBEREICH
Die Eurobarometerstudie zeigt, was Europäer unter einer gesunden Ernährung verstehen. Im Großen und
Ganzen deckt sich das mit den aktuellen ernährungswissenschaftlichen Empfehlungen. Auch das Essen und
Trinken die Gesundheit beeinflusst, ist als Botschaft angekommen. So ist Gesundheit durch Ernährung für
95 % der Befragten sehr wichtig oder wichtig (market Ernährungsstudie 2013). Jedoch interessieren sich
nur 66 % der ÖsterreicherInnen für gesunde Ernährung und 63 % geben an, auf gesunde, ausgewogene Ernährung auch zu achten. Auf vieles zu verzichten, um sich gesund zu ernähren, kommt nur für 21 % in
Frage. Dazu passt auch, dass spontan der Preis und nicht „gesunde Produkte“ genannt wird (86 % versus
10 %), wenn man fragt, was beim Einkauf von Lebensmitteln des täglichen Bedarfs wichtig ist (vgl. AMA
Marketing 2013).
Im Grunde weiß man also über die Wichtigkeit einer gesunden Ernährung Bescheid. Ein Drittel der ÖsterreicherInnen hat aber kein Interesse, diese auch umzusetzen, denn wichtiger als gesunde Ernährung ist den
ÖsterreicherInnen der Genuss, also das zu essen, was schmeckt. Hier sollte aber eigentlich keine Trennung
vorliegen, denn eine gesunde Kost, die uns mit allen nötigen Nährstoffen versorgt, soll ja auch eine genussvolle sein. Dies sieht Hanni Rützler auch als den Schlüssel zum Erfolg: Nur wer zu Genießen versteht, kann
gesundes Essverhalten dauerhaft in die Ernährung integrieren. Soft health – die neue Genuss-Dimension
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
der Gesundheit wird als Trend beschrieben (vgl. Rützler 2013: 5f.). Als Trend wird von ihr auch Flexitarismus (= flexible/r VegetarierIn, isst nur ab und zu Fleisch) beschrieben. Zu erwarten ist in den nächsten
zehn Jahren jedenfalls ein leichtes Minus im Fleischkonsum. Besonders die Haushalte, in denen jüngere,
gut ausgebildete Personen leben, kaufen weniger Fleisch. Beobachtbar ist aber auch eine Verschiebung des
Fleischkonsums in die Gastronomie bzw. in den Außer-Haus Verzehr (vgl. Mayr 2014). Auf die zukünftigen Entwicklungen darf man gespannt sein, denn in der gehobenen Gastronomie wird lt. Rützler schon jetzt
unter dem Motto „Gemüse ist das neue Fleisch“ gekocht (vgl. Rützler 2013: 43). Aber auch in bodenständigen Lokalen wie in steirischen Buschenschenken gibt es inzwischen gut beworbene vegane Angebote, und
auch der Handel reagiert. Von eigenständigen vegetarischen Produktlinien, über vegetarische Wurstangebote namhafter WurstherstellerInnen bis zum veganen Supermarkt sind im Lebensmittelhandel inzwischen
alle Varianten vertreten. Und schließlich darf in diesem Zusammenhang die Gemeinschaftsverpflegung
nicht vergessen werden. Hier fordern die vermehrt etablierten Standards, wie z.B. die steirischen „Mindeststandards in der Gemeinschaftsverpflegung“, ein regelmäßiges vegetarisches Angebot.
Abgesehen davon, dass Genuss wichtiger und der Fleischkonsum weniger wird, ist im Bereich Convenience ein weiter Trend zu erkennen: Die KonsumentInnen greifen zunehmend gerne zu Produkten, die
ihnen das Kochen erleichtern oder – in Hinblick auf Fertiggerichte – ganz ersetzen. Auch der Außer-HausVerzehr verzeichnet einen Zuwachs ebenso wie der Biobereich. Hier lässt sich aber erkennen, dass Regionalität Bio den Rang abläuft, bzw. inzwischen als Kaufmotiv sogar wichtiger geworden ist (vgl. Mayr
2012). Dies ist auch im Handel mit „Regionalregalen“ und rot-weiß-roten Eigenmarken spürbar. Weiters
sind Produkte mit sogenannten „Clean Labels“ (wörtlich: sauberes Etikett; es wird damit versucht, den Eindruck eines naturbelassenen Produktes zu kreieren) hochaktuell. Die lebensmittelherstellenden Unternehmen bedienen damit die Angst der KonsumentInnen vor Lebensmittelzusatzstoffen. Auf den Produktverpackungen ist deshalb immer öfter zu lesen: „frei von Konservierungsmitteln“ oder „ohne künstliche Geschmacksverstärker hergestellt“.
Diese Auslobungen dürfen natürlich nicht irreführend sein, sagen aber im Grunde nichts über die eigentliche Qualität, bzw. den gesundheitlichen Nutzen eines Lebensmittels aus. Auslobungen, die dies zweifelsfrei vermitteln, findet man wesentlich seltener auf den Produktverpackungen. Der Grund dafür ist die 2007
in Kraft getretene Verordnung über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben, bekannt als „Health
Claims Verordnung“. Sie regelt, dass gesundheitsbezogene Werbeaussagen wissenschaftlich abgesichert
und zugelassen werden müssen. Auch sogenannte Well-Being Aussagen, das sind unspezifische Aussagen
zum gesundheitlichen Wohlbefinden, wie z.B. „XY ist gesund“, dürfen nur mehr gemacht werden, wenn
zusätzlich ein Health-Claim auf das Produkt zutrifft (vgl. Kossdorff 2007: 316).
DIE AKTUELLE ERNÄHRUNGSSITUATION
Weniger mit Trends als mit der aktuellen Ernährungssituation beschäftigt sich der Österreichische Ernährungsbericht. Dieser beleuchtet seit 1998 in Abständen von vier bis fünf Jahren unsere Ernährung und stellt
eine wichtige Datenquelle im Lebensmittel- und Ernährungsbereich dar. Für den letzten Bericht, der 2012
veröffentlicht wurde, wurden erstmals auch laborchemische Analysen von Blut und Harn durchgeführt, die
Aussagen sind somit noch präziser als in den Vorgängerberichten. Der Bericht zeigt, dass Übergewicht und
Adipositas (Fettleibigkeit) in allen Altersgruppen ein Problem darstellen. So sind 24 % der 7- bis 14-Jährigen übergewichtig bzw. adipös (beinahe jedes vierte Schulkind) und 40 % der 18- bis 64-Jährigen (jeder
zweite Mann, fast jede dritte Frau). Ab dem 65. Lebensjahr verändert sich die Lage etwas. Einerseits kann
für diese Altersgruppe auch Untergewicht als Problem beschrieben werden (17 % sind davon betroffen),
andererseits können ein Drittel der SeniorInnen – selbst wenn man berücksichtigt, dass ältere Menschen
etwas mehr auf die Waage bringen dürfen, weil man davon ausgeht, dass dieser Sicherheitspolster im
Krankheitsfall vom Nutzen sein kann – als übergewichtig oder adipös bezeichnet werden.
Trotz der Übergewichtsproblematik ist die Versorgung mit manchen Nährstoffen kritisch. Bei Selen und
beta-Carotin zeigen Laboruntersuchungen bei mehr als 20 % der ÖsterreicherInnen eine schlechte Versor-
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
gung. Bei einzelnen Bevölkerungsgruppen werden auch Calcium (Gesamtbevölkerung außer Männer), Vitamin D (Schulkinder, SeniorInnen) sowie Zink (erwachsene Frauen und SeniorInnen) als kritisch angesehen. Andererseits kann bei allen Bevölkerungsgruppen ein Zuviel an Natrium (in Form von Kochsalz) festgestellt werden. 47 % der Frauen und knapp 60 % der Männer überschreiten die akzeptable Tageszufuhr an
Salz von 6 g (ca. 1 Teelöffel).
Vergleicht man die tatsächlich konsumierten Lebensmittelmengen mit den empfohlenen, wird klar,
wodurch sich diese schlechte Versorgungslage begründet: ÖsterreicherInnen essen viel zu wenig Obst und
Gemüse. So erreichten erwachsene Frauen und Männer bei Gemüse nur je etwa ein und bei Obst zwei Drittel bzw. gut die Hälfte der Empfehlung. Weiters liegen die Mengen an Brot und Getreide, Kartoffeln und
Milchprodukten unter den Empfehlungen. Der Konsum von Fleisch und Wurstwaren liegt jedoch – wie
schon erwähnt – deutlich darüber.
Für eine gesundheitsförderliche Ernährung sollten ÖsterreicherInnen
- - - mehr pflanzliche Lebensmittel, vor allem Obst und Gemüse
- - - mehr fettreduzierte Milch und Milchprodukte
- - - mehr Fisch
- - - und weniger Fleisch und Wurst, hier vor allem rotes Fleisch und dessen Produkte, essen.
Mit unserer derzeitigen Ernährungsweise liegen wir also klar im verbesserungswürdigen Bereich. Dementsprechend gibt es auch vermehrt Bestrebungen, die Übergewichtszahlen zu senken und das Ernährungsverhalten zu verbessern. So gibt es z.B. seit 2011 den vom Ministerrat abgenommen Nationalen Aktionsplan
Ernährung (NAP.e), der die Nationale Ernährungsstrategie bzw. Österreichische Ernährungsziele festhält.
Ziele des NAP.e sind eine Verringerung von Fehl-, Über- und Mangelernährung sowie eine Trendumkehr
der steigenden Übergewichts- und Adipositaszahlen bis 2020 (vgl. Elmadfa et al. 2012: 17). Dazu wird österreichweit verstärkt im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung gearbeitet. Über ein gesundheitsförderliches Angebot bei Schulbuffets und in Betriebskantinen/-automaten können viele Personen auf einmal erreicht werden. Eine besondere Zielgruppe sind aber auch Schwangere und (Klein)Kinder, denn schon die
Ernährung im Mutterbauch kann die spätere Gesundheit des Kindes beeinflussen. Und auch die Ernährung
am Familientisch ist für ihre Zukunft wegweisend, denn in der Kindheit prägt sich das Ernährungsverhalten. Passend ist dafür der Spruch: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nur mehr schwer“. Kinder sollten
daher frühzeitig an eine abwechslungsreiche, vollwertige und genussvolle Ernährung herangeführt werden.
Gesundheitsförderliche Lebensmittel sollten mit Selbstverständlichkeit angeboten werden.
OBST UND GEMÜSE STATT SCHLAGANFALL UND KREBS?
Gesunde Ernährung ist nicht nur die Basis zur Verhinderung von Mangel-, Fehl-, und Überernährung, sondern es können auch Konzentrationsprobleme, Müdigkeit und Leistungsschwächen mit einer vollwertigen,
ballaststoffreichen Ernährung abgefangen werden. Die Ernährung hat aber auch in der Krankheitsprävention eine wichtige Rolle.
Wenn man an Prävention und Ernährung denkt, wird häufig auf das Gewicht fokussiert. Und das hat auch
seine Berechtigung: Zahlreiche Erkrankungen sind mit Übergewicht bzw. Adipositas assoziiert. So z.B. koronare Herzerkrankungen, ischämische Schlaganfälle (Hirninfarkt) und Diabetes Typ 2 sowie verschiedene
Krebserkrankungen. Auch an der Entstehung von Arthrose ist chronisches Übergewicht beteiligt (vgl.
WHO 2009: 17.). Nicht vergessen darf man aber, dass Übergewicht oder Adipositas nicht nur durch die Ernährungsweise bedingt sind, die Entstehung ist multifaktoriell. Außerdem entwickeln „dicke“ Menschen
nicht automatisch ernährungsmitbedingte Krankheiten. Andererseits können diese sehr wohl von „dün-
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
nen“ Menschen entwickelt werden, wenn diese sich nicht optimal ernähren. Je weniger man isst, desto gesundheitsförderlicher sollte die aufgenommene Nahrung sein damit der Nährstoffbedarf gedeckt werden
kann. An folgenden Beispielen soll das Potential von Ernährung aufgezeigt werden.
- - - Ballaststoffe/Vollkornprodukte: Wer viele Ballaststoffe verzehrt, hat ein verringertes Risiko für zahlreiche ernährungsmitbedingte Krankheiten, insbesondere für Adipositas, Bluthochdruck und koronare
Herzkrankheit. Vor allem Ballaststoffe aus Vollkornprodukten wirken sich positiv auf die Blutcholesterinwerte aus und senken mit wahrscheinlicher Evidenz das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit sowie für Darmkrebs. Lösliche Ballaststoffe, z. B. Pektin aus
Obst, senken ebenfalls das Risiko für Fettstoffwechselstörungen (vgl. DGE 2011: 158-161).
- - - Obst und Gemüse: Eine Erhöhung des Verzehrs an Obst und Gemüse kann das Risiko für Bluthochdruck, koronare Herzerkrankungen oder Schlaganfall mit überzeugender Evidenz senken. So zeigten
Studien beispielsweise, dass sich das Schlaganfallrisiko um 5 % pro zusätzlich verzehrter Portion Obst
und Gemüse/Tag senkt. Weiters heißt es: je mehr, desto besser. Denn im Vergleich zu Personen mit
einem Gemüse- und Obstverzehr von weniger als drei Portionen pro Tag hatten Personen mit drei bis
fünf Portionen bzw. über fünf Portionen ein signifikant geringeres Schlaganfallrisiko. Dass ein vermehrter Konsum von Obst und Gemüse auch vor diversen Krebserkrankungen schützt, gilt als wahrscheinlich (vgl. DGE 2012: 13ff.). Schätzungen der WHO gehen übrigens davon aus, dass rund 14 %
der Magen-Darmkrebs-Mortalität, 11 % der Mortalität an ischämischen Herzerkrankungen und rund
9 % der Mortalität an Schlaganfällen durch einen zu geringen Verzehr an Obst und Gemüse begründet
sind (vgl. WHO 2009: 18).
Die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse, haben also durchaus ihre Berechtigung und können auch leicht umgesetzt werden. Denn was viele nicht wissen: Mit einer Mahlzeit kann man – abhängig von der Menge – auch mehr als eine Portion genießen und ein 100 % Frucht- oder Gemüsesaft
bzw. ein Smoothie kann hin und wieder eine Portion ersetzen. Beispiele für die Umsetzung:
- - - Frühstück:
- - - Mittagessen:
- - - Abendessen:
Müsli mit Pfirsichstücken/Himbeeren
Spinatpalatschinken mit buntem Beilagensalat
Käsebrot mit einer roten Paprika und ein Glas 100%iger Apfelsaft
FAZIT
Unser aktuelles Ernährungsverhalten ist verbesserungswürdig, das Potential, das gesunde Ernährung mit
sich bringt, wird nicht ausgeschöpft. Dabei können wir mit dem, was wir essen und trinken, unsere Gesundheit unterstützen und unser Krankheitsrisiko reduzieren. Dazu braucht es keine restriktive Diät oder spezielle Nahrungsmittel. Anzustreben ist eine genussvolle, abwechslungsreiche und ausgewogene Kost, die
sich an der österreichischen Ernährungspyramide orientiert und auch ökologische wie auch soziale Aspekte
berücksichtigt. Ein Wiener Schnitzel hat in einer solchen Ernährung genauso Platz wie ein Vollkornweckerl. Es geht um „gesunde“ Verhältnisse. Man soll viel trinken, viel Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte und fettarme Milch und Milchprodukte verzehren, aber nur mäßig Fleisch und Wurst zu sich nehmen.
Um das zu erreichen, sollten vermehrt Angebote geschaffen werden, die dieses Verhältnis begünstigen.
Beispielsweise mehr gemüsereiche fleischarme/fleischlose Speisen in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung, die zum Essen verführen und nicht nur die zweite Wahl darstellen. Im Hinblick auf den
Conveniencetrend sollte dies auch bei Fertigprodukten ein Thema werden. Gesundheit und Genuss ist kein
Widerspruch: Gesundes Essen und Trinken darf und soll gut schmecken.
Und schließlich geht es auch darum, die Ernährungskompetenz zu fördern. Jeder sollte die Möglichkeit haben, gesunde Ernährung auch im Alltag umsetzen zu können. Hier geht es also nicht nur um die Verbreitung von zielgruppenspezifisch qualitätsgesicherten Ernährungsinformationen, sondern auch um die (Motivation für eine) praktische Umsetzung.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
QUALIFIZIERUNG FÜR REGIONALE ERNÄHRUNGSPRODUKTION
VON BETTINA GRASBÖCK
Mitwirkende: Susanne Mader, Christiane Reiter, Manuela Jachs-Wagner, Maria Dachs
Ländliches Fortbildungsinstitut, Landwirtschaftskammer OÖ
DAS LÄNDLICHE FORTBILDUNGSINSTITUT (LFI) UND SEINE REGIONALE
BILDUNGSARBEIT IM BEREICH ERNÄHRUNG
Das von den Landwirtschaftskammern und weiteren landwirtschaftlichen Organisationen getragene Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) besteht seit vier Jahrzehnten (1972) als gemeinnütziger Verein. Mit jährlich
14.000 Kursen und über 300.000 Teilnehmenden ist das in allen neun Bundesländern vertretene LFI die
größte Erwachsenenbildungseinrichtung im ländlichen Raum. Im Vordergrund stehen die Förderung und
Unterstützung der ländlichen Bevölkerung in ihrem Lebens- und Wirkungsraum. Die Kurse finden auf Regional- und Ortsebene statt, um möglichst vielen Menschen einen Zugang zu ermöglichen. Die Angebote
richten sich an Landwirtinnen und Landwirte sowie an alle bildungsinteressierten Personen des ländlichen
und urbanen Bereichs.
Zur Höherqualifikation und Anpassung der Berufsbildung an die Bedürfnisse einer zukunfts- und marktorientierten Land- und Forstwirtschaft bieten die LFIs, neben den klassischen Tagesseminaren auch Zertifikatslehrgänge an, die durch das BMLFUW geregelt und anerkannt sind. Diese Zertifikatslehrgänge haben
österreichweit gleiche Teilnahmevoraussetzungen, Lehrziele, Inhalte, Dauer und Gültigkeit. Zum erfolgreichen Abschluss des Lehrganges, d.h. nach einer Anwesenheit von mindestens 80% und der Absolvierung
einer Abschlussprüfung, erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat.
Die Ländlichen Fortbildungsinstitute sind nach den Kriterien der ISO 9001 zertifiziert sowie mit dem ÖCert ausgezeichnet. Das LFI OÖ ist zudem Träger des Gütesiegels für Erwachsenenbildungseinrichtungen.
Strukturell setzt sich das LFI OÖ aus der Geschäftsführung, den bereichsverantwortlichen BildungsmanagerInnen sowie den MitarbeiterInnen des Kursservices und des Sekretariats zusammen. Das LFI ist in der
Abteilung Bildung und Beratung der Landwirtschaftskammer OÖ (LK OÖ) implementiert. Das LFI mit
Sitz in Linz, arbeitet eng mit den Fachabteilungen der LK OÖ sowie den 15 Bezirksstellen zusammen.
Der Bildungsauftrag aus dem oberösterreichischen Landwirtschaftskammergesetz von 1967 und das bundesweite Leitbild der LFIs definieren die Tätigkeitsbereiche des LFI OÖ. Es werden Bildungsprodukte aus
neun verschiedenen Geschäftsfeldern angeboten: (LFI-Kursprogramm siehe: www.lfi-ooe.at)
- - - Persönlichkeitsbildung und
- - - Kreativität
- - - Gesundheit und Ernährung
- - - Unternehmensführung
- - - EDV und Informationstechnologie
- - - Urlaub am Bauernhof
- - - Direktvermarktung
- - - Bauen
- - - Energie und Technik
- - - Umwelt und Biolandbau
- - - Pflanzenproduktion
- - - Tierproduktion
- - - Forst- und Holzwirtschaft
- - - Kultur und Brauchtum
- - - Regionalentwicklung
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NOTIZEN
Ein Teil der LFI-Kurse wird durch das Programm für die Ländliche Entwicklung bzw. durch das Bildungskonto des Landes OÖ gefördert.
Die Bildungsbedarfserhebung ist ein wichtiger Bestandteil der Bildungsarbeit des LFI. Um herauszufinden,
welche neuen Bildungsangebote gebraucht werden, bzw. ob der Bedarf für ein bestehendes Kursangebot
nach wie vor gegeben ist, werden jährlich potentielle KundInnen, ExpertInnen, FördergeberInnen und StakeholderInnen in den Prozess der Bildungsbedarfserhebung eingebunden. KooperationspartnerInnen im Ernährungsbereich sind die BäuerInnenorganisation, Bio-Austria, Gesunde Gemeinden und der LebensmittelCluster. Bei der Bedarfserhebung werden Kundenanforderungen, Trends, gesellschaftliche und politische
Anforderungen sowie institutionelle Vorgaben berücksichtigt.
Innovative Bildungsveranstaltungen zur Bewusstseinsbildung für regionale Produkte und heimische Lebensmittel aus bäuerlicher Produktion sowie ein umfassendes Qualifizierungsangebot für landwirtschaftliche
ProduzentInnen und DirektvermarkterInnen sind wichtige Zielsetzungen der LFI Bildungsarbeit.
BEWUSSTSEINSBILDUNG FÜR DIE REGIONALE BEVÖLKERUNG
IM BEREICH ERNÄHRUNG
Dem LFI ist die Vermittlung von Wissen über heimische Lebensmittel und eine mit der Natur verbundene
Lebensweise ein besonderes Anliegen. Gerade in Zeiten zunehmender Digitalisierung wächst auch eine
starke Sehnsucht nach dem guten einfachen Leben – nach einem Alltag, der reich ist an sinnlichen Erfahrungen, nach einem selbstbestimmten Dasein im Einklang mit der Natur. Für die Themen Natur, Umwelt, Ernährung, Gesundheit und Persönlichkeitsbildung interessieren sich viele Menschen, die ihr Leben bewusst
und nachhaltig gestalten wollen. Um diese verstärkt anzusprechen, wurde in der Kurssaison 2014/15 zum
ersten Mal ein eigenes KonsumentInnen-Kursprogramm unter dem Titel „Gut leben lernen. Wertvolles Wissen neu entdecken“ zusammengestellt. Es enthält neben den beliebten Kochseminaren und Workshops der
SeminarbäuerInnen auch Kurse mit KräuterpädagogInnen sowie Seminarangebote rund um Haus und Garten. Bäuerliches Brauchtum und Fertigkeiten wie Räuchern, Sensenmähen, Weidenflechten und Filzen können genauso erlernt werden, wie gelebte Almkultur mit Singen und Jodeln.
Kinder und Jugendliche erfahren in der Schule am Bauernhof und bei SeminarbäuerInnen-Workshops in den
Schulen viel Wissenswertes über die regionale Lebensmittelerzeugung und die Qualität heimischer Lebensmittel.
Foto: LFI OÖ
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Im Weiteren werden die einzelnen Maßnahmen im Detail dargestellt.
KOCHEN MIT DEN SEMINARBÄUER/INNEN
SeminarbäuerInnen sind die BotschafterInnen heimischer Lebensmittel, und das bereits seit über 20 Jahren.
Sie vermitteln, wie wertvoll unsere heimischen Lebensmittel sind, verarbeiten diese in ca. 30 verschiedenen
Kochkursen zu köstlichen Gerichten und tragen damit wesentlich zu einer größeren Wertschätzung regionaler Lebensmittel bei. Neben den Kochkursen für Kinder und Erwachsene bieten die oberösterreichischen SeminarbäuerInnen auch flächendeckend Vorträge und Schuleinsätze (z.B. Geschmacksschule, Milch- und
Schweinelehrpfad, Getränke-Workshop, mit Bio auf Zack) an. Jährlich werden bei den über 650 Kochkursen
rund 9.000 Personen erreicht, wobei der Männeranteil nur bei rund neun Prozent liegt. Etwas mehr als die
Hälfte der Teilnehmenden kommen nicht aus der Landwirtschaft. Über 4.000 Schülerinnen und Schüler erfahren pro Jahr mehr über die Erzeugung und die Qualität unserer Lebensmittel.
Die SeminarbäuerInnen-Kurse werden sehr gut angenommen, da sie sehr praxisorientiert gestaltet werden,
und die Inhalte für jeden einzelnen umsetzbar sind. Es werden aktuelle Trends aufgegriffen, und jede Saison
zwei neue Kochkursthemen flächendeckend angeboten. Der Bedarf ergibt sich aus der starken Nachfrage
und dem positiven Feedback der Teilnehmenden. Immer mehr neue Zielgruppen, wie Firmen, Gesunde Gemeinden und Vereine, entdecken diese Kurse als gute Möglichkeit, die Gemeinschaft zu stärken und gleichzeitig eine gesundheitsfördernde Maßnahme im Ernährungsbereich zu setzen.
KRÄUTERPÄDAGOGIK
Bildungsangebote im Bereich der Kräuterpädagogik haben zum Ziel, das traditionelle ethnobotanische Wissen mit dem Erkenntnisstand der heutigen Zeit zu verbinden. Dabei geht es nicht um ausgefallene oder gar
seltene Pflanzen, sondern um jene, die den Menschen auf Schritt und Tritt begleiten und die oft aus Unkenntnis zum unerwünschten und nutzlosen „Unkraut“ degradiert werden. Das LFI bietet von eintägigen
Kräuterkursen, in denen gesammelt und gekocht wird, über den viertägigen Kurzlehrgang „Wildkräuter für
die Küche“ bis zum zweiwöchigen Intensivkurs „Kräuterkunde für den Hausgebrauch“, verschiedene Formate in diesem Bereich an. KräuterpädagogInnen für Kräuterführungen mit Schulen oder Gruppen können
auch über den Verein Wildkräuterleben (www.wildkraeuterleben.at) gebucht werden.
SEMINARE RUND UM DEN HAUSGARTEN
In dem Projekt „Mietgärten – Gemüse zum Selberernten“ wird der Kontakt zwischen den KonsumentInnen
und ProduzentInnen geknüpft und aufgebaut. Für alle, die in einem Mietgarten oder auch im eigenen Garten
Gemüse, Kräuter und Obst für den Eigenverbrauch professionell produzieren, bietet das LFI Kurse an.
Die Inhalte der Praxisseminare reichen vom Anbauplan über Permakultur im Garten bis hin zum Seminar
„Mehr Ertrag und Freude im Hausgarten“ und dem Bau einer „Kräuterspirale“. Ebenso wird ein Seminar
zum Thema „Biologischer Pflanzenschutz und Düngung im Hausgarten“ angeboten. Die bekannte Buchautorin Andrea Heistinger bietet Workshops für all jene an, die den Platz auf dem eigenen Balkon für den Anbau von eigenem Gemüse nutzen möchten.
Im Bereich Obstbau werden nicht nur Landwirte und Landwirtinnen qualifiziert, sondern auch GartenbesitzerInnen können einen Obstbaumschnitt-Kurs oder ein Seminar für die Veredelung von Obstbäumen besuchen und somit den Ertrag und die Qualität des eigenen Obstes steigern.
SCHULE AM BAUERNHOF (WWW.SCHULEAMBAUERNHOF.AT)
Schule am Bauernhof (SaB) ist ein bundesweites Projekt mit gleichnamigen Bildungsangeboten für Kinder
und Jugendliche bis 19 Jahre. Qualifizierte Bäuerinnen und Bauern vermitteln bauernhofpädagogische Inhalte auf ihren aktiven landwirtschaftlichen Voll- und Nebenerwerbsbetrieben mit regionsspezifischen Betriebszweigen wie Milchwirtschaft, Ackerbau, Schweineproduktion, Biolandbau bis hin zu Gemüsebau und
Almwirtschaft. Die Kinder und Jugendlichen werden aktiv in bäuerliche Tätigkeiten, wie Brotbacken, Imkerei, Füttern und Melken der Kühe, Aussaat und Ernte von Getreide, Gemüse und Erdäpfel eingebunden. Das
Selber-Tun und das genussvolle Verkosten begeistert kleinere wie auch größere Kinder und fördert ein gesundes, eigenverantwortliches Essverhalten. Lebensmittel werden mehr geschätzt, wenn erlebt wird, wie viel
Aufwand und Verantwortung in der Produktion stecken.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Viele Kindergärten, Schulen und Horte entdecken den Bauernhof als lebensnahen Lernort. In Oberösterreich
nutzen jährlich rund 1.700 Gruppen mit über 27.000 Kindern und Jugendlichen die halb- und ganztägigen
Programme bzw. die mehrtägigen Aufenthalte. Das Projekt „Schule am Bauernhof“ wurde 2014 als österreichisches Dekadenprojekt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ der Österreichischen
UNESCO-Kommission ausgezeichnet.
Das LFI veranstaltet im Rahmen von „Schule am Bauernhof“ neben der Aus- und Weiterbildung für die
LandwirtInnen auch Weiterbildungsseminare mit Ernährungsthemen für PädagogInnen aus dem Schul- und
Kindergartenbereich.
Foto: LFI OÖ
QUALIFIZIERUNGEN VON BÄUERLICHEN MULTIPLIKATOR/INNEN UND REGIONALEN LEBENSMITTELPRODUZENT/INNEN IM BEREICH ERNÄHRUNG
Qualifizierte Bäuerinnen und Bauern sind wichtige MultiplikatorInnen in der Bevölkerung und fördern regionales Denken. Zudem sichern sie die Qualität sowie die Innovationskraft der Lebensmittelproduktion im
ländlichen Raum. Das Ländliche Fortbildungsinstitut bietet Zertifikatslehrgänge sowie Tagesseminare an,
eine Auswahl davon wird in Folge vorgestellt.
QUALIFIZIERUNGEN VON BÄUERLICHEN MULTIPLIKATOR/INNEN
ZERTIFIKATSLEHRGANG ZUR SEMINARBÄUERIN/ ZUM SEMINARBAUER UND
LAUFENDE WEITERQUALIFIZIERUNG DURCH FORTBILDUNGSANGEBOTE
SeminarbäuerInnen sind bedeutende MultiplikatorInnen, wenn es um das Verarbeiten regionaler Lebensmittel geht. Die Ausbildung erfolgt durch einen Zertifikatslehrgang, der 130 Unterrichtseinheiten und folgende
vier Module umfasst:
1. Persönlichkeitsbildung/Kommunikation
2. Präsentations- und Vortragstechnik, Zeit- und Konfliktmanagement
3. Fachspezifische Ausbildung, Lebensmittelkennzeichnung, Lebensmittelqualität, Grundkenntnisse der
Ernährung, Küchenpraxis, Marketing, Produkt- und Warenpräsentation
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
4.
Organisation und Durchführung von Veranstaltungen Konzepterstellung, Präsentation und Durchführung von Kursen und Schuleinsätzen.
Alle Bio-BäuerInnen können sich im Aufbaulehrgang zur Bio-Seminarbäuerin/zum Bio-Seminarbauern vertiefend Wissen in den Bereichen Philosophie, Richtlinien und Zertifizierung von Bio-Lebensmitteln sowie
aktuellen Themen wie Klimawandel, ökologischem Fußabdruck oder Gentechnik aneignen.
In der fachlichen und methodischen Weiterbildung aller werden jährlich Seminare und Kochkurs-Einschulungen angeboten, die sehr gut angenommen werden.
In Oberösterreich ist dieser Bereich ausschließlich weiblich besetzt. Derzeit sind rund 85 Bäuerinnen aktiv
als Multiplikatorinnen für regionale Lebensmittel tätig.
ZERTIFIKATSLEHRGANG KRÄUTERPÄDAGOGIK
Die Zielgruppe dieser Ausbildung sind interessierte Bewohnerinnen und Bewohner des ländlichen Raumes
mit hauswirtschaftlicher, landwirtschaftlicher, gärtnerischer Ausbildung oder einer anderen abgeschlossenen
Berufsausbildung. Der Lehrgang eignet sich besonders für Urlaub am Bauernhof-AnbieterInnen, Bäuerinnen
und Bauern allgemein, SeminarbäuerInnen, Schule am Bauernhof-AnbieterInnen, DirektvermarkterInnen,
Natur- und LandschaftsvermittlerInnen, GesundheitsbegleiterInnen, GärtnerInnen sowie Interessierte aus
dem ländlichen Raum.
KräuterpädagogenInnen werden geschult, um interessierten Menschen aus dem eigenen Umfeld (z.B. Kindergärten, Schulen) sowie Gästen und TouristInnen in Veranstaltungen wie Führungen, Seminaren, Events
u.a. das erlernte Wissen spannend und begreifbar als „Delikatessen am Wegrand“ weiter zu geben.
Der Lehrgang umfasst 140 Einheiten, in denen Inhalte wie biologische und botanische Kenntnisse, Pädagogik und Marketing sowie Verwendung und Verarbeitung der heimischen Kräuter gelehrt werden, und
schließt mit einer Prüfung und einem Zertifikat ab.
ZERTIFIKATSLEHRGANG SCHULE AM BAUERNHOF
Zur Unterstützung und Vorbereitung der Bäuerinnen und Bauern auf die Umsetzung von Schule am Bauernhof wird vom Ländlichen Fortbildungsinstitut der Zertifikatslehrgang Schule am Bauernhof mit 80 Unterrichtseinheiten angebotenen. Es werden organisatorische, pädagogische und fachliche Inhalte vermittelt, die
zur Durchführung dieser Bildungsveranstaltungen mit Kindern und Jugendlichen erforderlich sind.
Die Absolvierung der Ausbildung und eine jährlich verpflichtende Weiterbildung, die mit einem Erfahrungsaustausch verbunden werden kann, ist Voraussetzung dafür, dass die Bildungsleistung des Landwirts/der
Landwirtin durch das Programm der Ländlichen Entwicklung gefördert wird.
Der Zertifikatslehrgang Schule am Bauernhof wird sehr gut nachgefragt, da immer mehr Bäuerinnen und
Bauern ihr Wissen an Kinder und Jugendliche weitergeben möchten.
AUSBILDUNG ZUM REGIONALEN LEBENSMITTELÖKOLOGEN
Die Verwendung regionaler Lebensmittel und deren Vermarktung stehen im Mittelpunkt dieser Spezialausbildung. Inhalte sind der Weg der Urprodukte von der Landwirtschaft bis zum Lebensmittel, zu Konsumgewohnheiten und zum Klimaschutz durch bewusste Lebensmittelauswahl. Neue Modelle von Lebensmittelproduktion und Direktvermarktung werden vorgestellt, und es wird über ökologische Lebensmittelproduktion in Gewerbe und Gastronomie informiert. Wie regionale Netzwerke aufgebaut werden können, steht
ebenso zur Diskussion wie der eigene Beitrag zum bewussten Umgang mit unseren Lebensmitteln. Ergänzt
wird die 90 Unterrichtseinheiten umfassende Ausbildung durch eine Tagesexkursion.
Der Lehrgang soll Personen ansprechen, die in der bäuerlichen Produktion und Verarbeitung tätig sind, als
MultiplikatorInnen für das Wissen um bäuerlicher Lebensmittel fungieren und auch Beschäftigte aus Handel
oder Gastgewerbe.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
QUALIFIZIERUNGSANGEBOTE FÜR REGIONALE PRODUZENT/INNEN
ZERTIFIKATSLEHRGANG DIREKTVERMARKTUNG
Diese Ausbildung richtet sich an alle aktiven Direktvermarktenden und jene, die in die Direktvermarktung
einsteigen wollen. In 16 Tagen (128 Unterrichtseinheiten) lernen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in
einem auf sie abgestimmten Ausbildungsprogramm alles Wissenswerte rund um die Direktvermarktung. Sie
lernen die neuen Trends kennen und umsetzen.
Modul I: Persönlichkeitsbildung, Zeit- und Arbeitsmanagement
Modul II: Unternehmensführung (Produktpreiskalkulation, Rechtliches, ...)
Modul III: Marketing (Öffentlichkeitsarbeit, Verkaufstraining, Erstellung von einfachen Werbemitteln, Marketingkonzept)
Modul IV: Produktspezifischer Teil (Hygiene, Etikettierung/Was muss aufs Etikett, Qualitätssicherung, Sensorik, ernährungsbezogene Argumentation)
In Bereich der Direktvermarktung besteht die Herausforderung, die landwirtschaftlichen Betriebe bestmöglich auf gesetzliche Änderungen und Neuerungen vorzubereiten und zu schulen. Zukünftige HofübernehmerInnen sollen zur Ausübung der Direktvermarktung qualifiziert und motiviert werden.
Der Zertifikatslehrgang „Bäuerlich Direktvermarktung“ wird jährlich angeboten. Bei der Planung wird darauf geachtet, dass der Lehrgang jedes Jahr in einem anderen Bezirk bzw. in einer anderen Region stattfindet.
QUALIFIZIERUNGSANGEBOT FÜR DIREKTVERMARKTENDE
Neben den Zertifikatslehrgängen werden im Rahmen der Qualifizierung für Direktvermarktende jährlich
über 40 verschiedene Seminare angeboten. Die Inhalte reichen von produktionstechnische Themen, Marketing und Verkauf, bis hin zur Qualitätssicherung und Hygiene für die Direktvermarktungsbetriebe.
Arbeitszeitmanagement, betriebswirtschaftliche und gesetzliche Aspekte und die Erreichbarkeit einer hohen
KundInnenzufriedenheit werden in den Kursen unterrichtet. In Kooperation mit dem Lebensmittelcluster
Oberösterreich wird die Seminarreihe „Das 1x1 des Produktmarketings“ angeboten, wobei neben den fachlichen Inhalten das Marketings auch der lehrreiche Erfahrungsaustausch zwischen bäuerlichen Direktvermarktenden und gewerbliche Kleinunternehmen des Lebensmittelsektors großgeschrieben wird.
In Oberösterreich gibt es über 2.500 Direktvermarktungsbetriebe. Diese unterliegen neben den gesetzlichen
Änderungen, über die sie sich laufend informieren müssen, auch Markttrends und produktionstechnischen
Weiterentwicklungen.
AUSBILDUNGEN IN BEZUG AUF GEMÜSERARITÄTEN UND SELTENE NUTZTIERARTEN
Raritäten sind ein Teil der biologischen Vielfalt und gehören damit zu den lebensnotwendigen Grundlagen
für uns Menschen. Mit dem Kooperationsprojekt „Gemüseraritäten und Seltene Nutztierrassen“ zwischen
Bio Austria und dem LFI OÖ in Zusammenarbeit mit Arche Austria, der Öngene und Arche Noah werden
jedes Jahr mehrere Raritätenfachveranstaltungen angeboten. Mit dieser Bildungsinitiative wird die Erhaltung
und Nutzung von Raritäten unterstützt, damit wir in Zukunft alternative Sorten und Rassen für eine sich ändernde Nachfrage anbieten und bei sich ändernden Klimabedingungen und Anforderungen auf die speziellen
Eigenschaften der Vielfalt zurückgreifen können.
ZERTIFIKATSLEHRGANG EDELBRAND- UND MOSTSOMMELIER
Mit der Qualifizierung zum Most- und Edelbrandsommelier können neue Einkommensmöglichkeiten in der
Region genutzt werden. Most- und Edelbrandsommeliers sind „BotschafterInnen“ ihrer Region. Sie tragen
die Kultur rund um Edelbrände und den Most in die Regionen und stärken die Bewusstseinsbildung bei den
KonsumentInnen für bäuerliche Spezialitäten. Als Most- und Edelbrandsommelier können sie Degustationen, Präsentationen sowie regionale Events selbstständig durchführen.
Most- und Edelbrandsommeliers sollen als Bindeglied zwischen Gastronomie, ProduzentIn und KonsumentIn fungieren. In der Sommelierausbildung, die 120 Unterrichtseinheiten umfasst, wird neben der Produktion
besonders auf die Sensorik und auf den richtigen Genuss von Edelbrand und Most geachtet. Sommeliers
sollten die hohe Qualität von heimischem Most und heimischem Edelbrand an KonsumentInnen vermitteln.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Durch die Kombinationsmöglichkeiten von Most und Edelbrand mit Käse, Speck und Schokolade oder
durch Gerichte mit Most und Edelbränden, kann ein besonderes Geschmackerlebnis an die KundInnen weitergegeben werden.
NEUE VERMARKTUNGSWEGE FÜR LEBENSMITTEL
In Zusammenarbeit mit Bio-Austria läuft zurzeit ein Projekt für LandwirtInnen, die den Trend von Mietgärten, Food Cops oder Solidarischer Landwirtschaft aufgreifen möchten.
Geplant sind neben Informationsveranstaltungen auch Exkursionen zu Betrieben, die Food Cops oder Solidarische Landwirtschaft bereits umsetzen. Ebenso soll eine Bildungsmaßnahme zur Begleitung von Netzwerken, die neue Vermarktungschancen nutzen möchten, umgesetzt werden.
Foto: LK OÖ
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
FOOD LITERACY. BEWUSSTSEIN UND WISSEN
ZUM THEMA „ESSEN“ IN DER ERWACHSENENBILDUNG
VON MARTINA TSCHERNY
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung, Wien
Bekanntlich liegen große Unterschiede zwischen unserem Wissen über gesunde Ernährung und dem
tatsächlichen Ernährungshandeln. Zahlreiche landes- und bundesweite Maßnahmen, Projekte und Aktionen
konnten diese Diskrepanz nicht schließen.
Ernährung ist ein Thema für alle Gesellschaftsgruppen. Verschiedene Ansätze versuchen das Ernährungsverhalten zu klären. Aus der Sozialisationsforschung und der Habitustheorie von Pierre Bourdieu wissen wir,
dass unsere Entscheidungen stark vom sozialen Umfeld, der Familie und den Peer Groups gebildet werden.
Die Individualisierungstheorie von Ulrich Beck zeigt, dass die Verantwortung für unser Verhalten immer
stärker dem Einzelnen zufällt. Das verweist darauf, dass wir unser Verhalten durch unser familiäres und soziales Umfeld erlernen, danach aber immer mehr als Individuen handeln.
Somit ist das Lernfeld Ernährung einem ständigen Prozess unterworfen.
LERNFELD ERNÄHRUNG
Das Lernfeld Ernährung zeigt sich in drei Dimensionen: Mensch – Nahrung – Umfeld.
1. Der Mensch seinen bio-psycho-sozialen Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstrukturen. Ausgehend von
einem systemischen Denken der „Ganzheit“ des Menschen sind drei miteinander in enger Verbindung
stehende Subsysteme identifizierbar: 1) das biologische System mit dem Körper, 2) das psychische System mit dem Bewusstsein, 3) das soziale System mit der Kommunikation.
2. Die Nahrung den ihr innewohnenden quantitativ und qualitativ messbaren Eigenschaften.
3. Das Umfeld mit den Dimensionen Raum und Zeit. Raum ist hier nicht nur geografisch als ein Lebensraum im ökologischen Sinn zu verstehen, sondern es entstehen auch Räume durch soziales Handeln, die
einander sowohl gleichzeitig als auch gegenseitig beeinflussen. Vergleichbar ist dazu das Konzept der
Lebenswelt (Familie, Arbeit, Schule, Freizeit) in der Gesundheitsförderung nach der Ottawa Charta
(1986), welche lautet: „Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß
an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit
zu befähigen“ (WHO 1986: 1; Buchner 2011: 16).
Die enge Verknüpfung des Lernfeldes Ernährung mit den Fragen eines gesundheits-, umwelt- und sozialverträglichen Lebensstils hat zur Folge, dass man sich auch mit dem Lernfeld Gesundheit und Konsum auseinandersetzen muss. Diese Mehrdimensionalität des Lernfeldes braucht einen ganzheitlichen Blick auf den
Menschen. In diesem Sinne ist Ernährung ein Teil unseres Selbst. Für manche Personen ein Status-Symbol,
für andere ein Ausdruck von Werten oder ein Luxusgut. Aber was bedeutet Ernährung in der westlichen Gesellschaft für die Erwachsenenbildung?
Um auf den Ernährungsalltag von heute Einfluss zu nehmen, ist es erforderlich, ein ganzheitliches Verständnis von Ernährung und Ernährungsverhalten zu schaffen. Einen Zugang bietet das Konzept der Food Literacy. Food Literacy ist die Fähigkeit, den Ernährungsalltag selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und genussvoll zu gestalten. Der Begriff Literacy ist dem Bildungsbereich entlehnt und beschreibt dort die Leseund Schreibkompetenz. Er umfasst jedoch nicht nur das Lesen und Schreiben, sondern auch das Sinnverstehen, die sprachliche Abstraktionsfähigkeit, die Lesefreude und die Fähigkeit, sich schriftlich auszudrücken
(vgl. Müller et al. 2007: 138). Der Begriff Food Literacy verbindet diese umfassende Kompetenzbildung mit
dem Thema Essen. Es soll also nicht nur darum gehen, Lebensmittel zu kennen und damit umgehen zu können, es geht ebenso um das Verständnis der Zusammenhänge beim alltäglichen Essen und Trinken. „Hierbei
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
spielt neben einer gesundheitsbewussten Auswahl von Lebensmitteln die Fähigkeit zum Genuss eine wichtige Rolle“ (Müller/Groeneveld 2014: 5). Die Ziele Projektes Food Literacy sind eine Stärkung des Ernährungsbewusstseins, die Vermittlung von Wissen und die Aufklärung der Bevölkerung.
DIDAKTISCHES DESIGN IM LERNFELD ERNÄHRUNG
Im Rahmen des EU-Projektes Food Literacy wurden für die Erwachsenenbildung Materialien erarbeitet. Das
Projekt wurde durch das Programm Socrates-Grundtvig der Europäischen Kommission von Oktober 2004
bis September 2007 gefördert. An diesem EU-Projekt beteiligten sich zwölf Institutionen aus acht verschiedenen europäischen Ländern. Die Projektkoordination lag beim österreichischen Weiterbildungsinstitut
BEST – Institut für berufsbezogene Weiterbildung und Personaltraining GmbH in Zusammenarbeit mit Slow
Food Österreich in Wien.
Food Literacy beschreibt unterschiedliche Methoden, wie das Thema Essen in der Erwachsenenbildung umgesetzt werden kann. Ein Ergebnis aus dem Projekt ist die Toolbox. Sie beinhaltet 25 Methoden für die konkrete Kursgestaltung sowie hilfreiche Tipps für die Vermittlung von Food Literacy. Die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten reicht von Anregungen für das Kennenlernen der TeilnehmerInnen bis zu Vorschlägen für
längere Kurseinheiten. Die Methoden folgen den Grundprinzipien der TeilnehmerInnen- und Wissensorientierung. Die Auswahl der Inhalte und ihre methodische Aufbereitung werden von der Analyse der Beziehungen Menschen – Thema – Ziel abgeleitet.
Hier wird exemplarisch eine Methode aus der Broschüre vorgestellt. (Genauere Informationen zum Projekt
gibt es unter www.food-literacy.org.)
METHODE
„MEINE ESSBIOGRAFIE – REFLEKTIEREN DER EIGENEN ESSGEWOHNHEITEN
FRÜHER UND HEUTE“
(Essgewohnheiten in Gegenwart und Vergangenheit)
Die Methode entstammt der Biografiearbeit: Die Teilnehmenden sollen anhand einer Zeitskala Merkmale
ihrer Essgewohnheiten reflektieren, visualisieren und diskutieren.
FACHLICHE/PÄDAGOGISCHEN ZIELSETZUNGEN
- - - Interkulturelle Unterschiede kennenlernen
- - - Kann neugierig machen auf interkulturelles Lernen
- - - Förderung der Wertschätzung des Andersseins durch Entdecken von Besonderheiten und
Gemeinsamkeiten
- - - Zur Verwendung in einem Sprachkurs im Bereich der Grammatik: Zeitformen der Verben,
Konjunktive (z.B. Was würde ich gerne wieder essen?)
ZIELSETZUNGEN FOOD LITERACY
- - - Reflexion der eigenen Essgewohnheiten und der prägenden Ereignisse, Umstände etc.
- - - Austausch über kulturell geprägte Essgewohnheiten und Rituale
ZIELGRUPPEN
Alle, jedoch besonders interessant für Personen mit Migrationshintergrund (Essgewohnheiten in der Heimat und jetzt) und für SeniorInnen (früher und heute)
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
ABLAUF
Jede/r TeilnehmerIn erhält einen Bogen Flipchart-Papier, zeichnet darauf eine Zeitachse und markiert an
der Zeitachse Ereignisse wie Einschulung, Schulabschluss, Beginn der Berufstätigkeit, Heirat, Umzug,
Geburt von Kindern, etc.
Jede/r TeilnehmerIn trägt besondere Merkmale ihrer/seiner Essgewohnheiten in die Zeitachse ein. Folgende Fragen können zur Orientierung dienen:
- - - Welche Gerichte haben meine Kindheit geprägt? Wie wurden die Mahlzeiten in der Familie gestaltet?
- - - Wie habe ich mich bei den Mahlzeiten gefühlt? Wie häufig wurde gemeinsam gegessen?
- - - Welche Essensregeln galten in der Kindheit/Jugend? Was hat sich verändert? Was gilt heute noch?
- - - Welche Gerichte esse ich heute besonders gern? Wie nehme ich meine Mahlzeiten heute ein? Wie
häufig esse ich gemeinsam mit anderen Menschen?
Die jeweiligen Ergebnisse werden in Paargruppen präsentiert und diskutiert. Danach kurzer Erfahrungsaustausch im Plenum (keine ausführliche Diskussion).
VARIANTEN
Variante 1: Die TeilnehmerInnen beschäftigen sich anhand einer Zeitachse mit besonderen Ereignissen,
um sich zu erinnern, wie damals (und bei unterschiedlicher Herkunft der Teilnehmenden anderswo) gegessen wurde (z.B. Kindergeburtstag, Einschulung, Hochzeit, Beschneidungsfest, Zuckerfest). Ziel ist es,
interkulturelle und zeittypische Essrituale zu vergleichen.
Variante 2: Wenn Eltern im Kurs anwesend sind, kann auch das Thema Einfluss des Lebensstils in der
Familie und der Erziehung auf das Essverhalten von Kindern besprochen werden.
Variante 3: Rezept der Lieblingsspeise aus der Kindheit kann beschrieben werden. (Eventuell: Gibt es die
Zutaten überhaupt in Österreich?)
Variante 4: Die TeilnehmerInnen überlegen, wie und wo sie in Zukunft essen werden, was sich verändern
wird (Vision).
TRAININGSPHASE: Vertiefende Übungen
MATERIAL: Flipchart-Papier, farbige Stifte
GRUPPENGRÖSSE: bis 15 Personen
DAUER: 45 – 90 Minuten (je nach Gruppengröße); Einzelarbeit ca. 15 Minuten, Diskussion im Plenum
ca. 15 Minuten
SOZIALFORM: Einzelarbeit, Paar-Übungen, Plenum
BEMERKUNG/ERFAHRUNG
- - - Erfordert eine gute Vertrauensbasis in der Gruppe
- - - Eignet sich besonders gut für Personen mit Migrationshintergrund, um zu reflektieren, wie sie in ihrer
Heimat gegessen haben und wie sie jetzt in Österreich essen.
Methode aus der Broschüre „Essen als Thema in der Erwachsenenbildung. Food Literacy“
(Müller et al. 2014: 36f.)
Food Literacy versteht sich als ein Beitrag zu einer Ernährungskultur, die auf Nachhaltigkeit und individuelle Selbstbestimmung setzt. Daher ist es wichtig, Bildungsziele zu definieren.
Im Projekt wurden drei Bildungsziele definiert:
Bildungsziel 1: Eine Person gestaltet ihren Ernährungsalltag selbstbestimmt.
Bildungsziel 2: Eine Person gestaltet ihren Ernährungsalltag verantwortungsbewusst.
Bildungsziel 3: Eine Person gestaltet ihren Ernährungsalltag genussvoll.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Bisher hat sich die Ernährungsaufklärung vor allem an der Mittelschicht orientiert. In einer Untersuchung
von Armutshaushalten (vgl. Lehmkühler 2002) wird aufgezeigt, dass man sozial benachteiligte Personengruppen nur schwer mit Ernährungsaufklärung erreichen kann. Die Abnahme der Ernährungskompetenz
trifft aber auch andere Bevölkerungsgruppen, wie Kinder und Jugendliche. Ziel des Projektes Food Literacy
ist es, die Lücke zwischen den wachsenden Anforderungen an den Ernährungsalltag und den sinkenden
Kompetenzen mit praktikablen Konzepten zu schließen. Es geht vor allem um die Befähigung der Selbstbestimmung (Empowerment).
In diesem Sinne steht Food Literacy für
- - - „die Förderung von Selbstbestimmung beim Ernährungshandeln,
- - - die Förderung einer angemessenen Entscheidungskompetenz, z.B. beim Umgang mit dem Überangebot
an neuen Lebensmitteln (…) sowie
- - - die Vermittlung von Basisfertigkeiten wie die Zubereitung von Mahlzeiten aus frischen Lebensmitteln
der Saison“ (Müller et al. 2007: 140).
Erwachsenenbildung kann und soll zur Erhaltung und Weitergabe von Zubereitungs- und Ernährungskompetenzen mit entsprechenden Angeboten beitragen. Die TeilnehmerInnen der Erwachsenenbildung sind zunächst an praktisch verwertbarem Wissen interessiert. Daher ist es erforderlich, dass das Lernfeld Ernährung
einen vielseitigen Lernbegriff umfasst:
- - - LERNEN ALS SELBSTWAHRNEHMUNG, d.h. als Aufmerksam-werden auf die eigenen Gefühle,
Stimmungen, Körpersignale, Befindlichkeiten, als „In-sich-horchen“;
- - - LERNEN ALS FUNKTIONALEN WISSENSERWERB, z.B. über Symptome und Ursachen von
Krankheiten, über Zusammenhänge von psychischen und organischen Prozessen, über Mittel der Gesundheitsförderung, über gesunde Ernährung;
- - - LERNEN ALS KORREKTUR VON DEUTUNGSMUSTERN UND WERTMAßSTÄBEN, bspw.
die Überprüfung unserer materiellen Werte und die Auseinandersetzung mit postmateriellen Werten,
die Überlegung, welche Opfer wir unseren Wohlstands- und Karriereinteressen bringen;
- - - LERNEN ALS ERWERB VON HANDLUNGSKOMPETENZ, z.B. Ernährung, autogenes Training
aber auch Kommunikation und Konfliktlösung im Alltag;
- - - REFLEXIVES LERNEN ALS IDENTITÄTSFINDUNG, als produktive Verarbeitung von krankheitsbedingten Identitätskrisen (vgl. Siebert: 57f.).
Auch wenn hier der Lernbegriff sehr weit gefasst ist, so darf doch die Möglichkeiten des Lernens nicht überschätzt werden. Essen und Ernährung ist ein Thema, das viele interessiert und alle betrifft. Food Literacy
kann aber weder medizinische Diagnose und Therapie noch eine psychotherapeutische Beratung ersetzen.
Durch seine emotionalen Komponenten wirkt das Thema Essen jedoch für viele Menschen motivierend und
erzielt einen nachhaltigen Lernerfolg.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Foto: Tijana – fotolia.com
VORTEILE VON FOOD LITERACY
Für Institutionen, VeranstalterInnen, TrainerInnen und BeraterInnen:
- - - Essen ist ein aktuelles Thema, das alle anspricht.
- - - Rund um dieses Thema lassen sich neue Kursangebote entwickeln.
- - - Über das Thema Essen lassen sich Gruppenprozesse positiv und erfolgreich gestalten.
- - - Food Literacy hilft, positiv mit kulturellen und sozialen Unterschieden umzugehen.
Für TeilnehmerInnen und KundInnen:
- - - Zum Thema Essen können alle TeilnehmerInnen etwas beitragen.
- - - Essen wirkt – auch im Kurs! Gut zu essen und zu trinken stärkt die Konzentrationsfähigkeit.
- - - Food Literacy soll Selbstbewusstsein, Eigenverantwortung und Erlebnisfähigkeit steigern.
- - - Das Thema Essen wirkt gemeinschaftsbildend und fördert Toleranz gegenüber anderen.
Für die Gesellschaft:
„Food Literacy
- - - leistet einen Beitrag zu gesellschaftlich erwünschten und notwendigen Zielen wie Nachhaltigkeit und
Gesundheit,
- - - hilft Kosten zu vermeiden, die durch ernährungsbedingte Krankheiten entstehen,
- - - zeigt Wege zu bildungsfernen und sozial benachteiligten Personen auf, ist ein Beitrag zur demokratischen Entwicklung unserer Gesellschaft“ (Schnögl et al. 2006: 11f.).
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Bemühungen zur Ernährungsaufklärung in Form von Kampagnen und Projekten gibt es viele. Sie haben
zwar das Wissen über Ernährung erweitert, aber kaum eine langfristige Auswirkung auf das Essverhalten
erzielt. Zum Teil sind die Empfehlungen verwirrend oder sogar widersprüchlich. Food Literacy geht einen
anderen Weg. Ernährung ist ein vielschichtiges Thema, das sich am besten mit allen Sinnen „erfahren“ lässt.
Der Einsatz von Medien, bspw. Bilder, Lebensmittel ist ebenso wichtig wie erlebnis- und handlungsorientierte Angebote, bspw. Kochbücher, Exkursionen (vgl. Schnögl et al. 2006: 38).
Im Konzept der Food Literacy wird beschrieben, wie Ernährungsbildung gestaltet werden muss, um erfolgreich zu agieren. Es ist erforderlich, sowohl inhaltlich als auch methodisch neue Zugänge für Maßnahmen
der öffentlichen Ernährungskommunikation, bspw. Kampagnen ebenso wie für Angebote der Ernährungsbildung und –beratung zu definieren. Folgend werden neue Inhalte und Methoden für Maßnahmen vorgestellt.
NEUE INHALTE UND METHODEN
- - - „Essen ist ein Kultur- und Alltagsthema. Es geht um Identität, Gemeinschaft und Abgrenzung, Lebensfreude und Genuss. Beim Essverhalten spielen viele kulturelle, soziale, emotionale, persönliche
und praktische Faktoren eine entscheidende Rolle. Diese müssen in den Mittelpunkt von Ernährungskommunikation gestellt werden. Wer isst schon ausschließlich, um sich gesund zu erhalten?
- - - Die Angebote sollten zielgruppenspezifisch erstellt sein, denn die Bevölkerung setzt sich aus sehr unterschiedlichen Interessen, Bedürfnissen und Möglichkeiten zusammen.
- - - Die Menschen müssen dort abgeholt werden, wo sie sich befinden. Ernährungskommunikation sollte
in Schulungs- und Beratungsangebote (Arbeitslosenschulung, Sozialamt, Schuldnerberatung) integriert werden. Dabei werden unterschiedliche Esskulturen anerkannt und eine soziale sowie kulturelle
Vielfalt ermöglicht.
- - - Spezifische Angebote für beide Geschlechter sind erforderlich. Männer müssen stärker direkt angesprochen werden – auch sie haben ein Recht auf den Erwerb von Ernährungskompetenz und die damit verbundene Autonomie. Vor allem geht es aber auch darum, die alltägliche Ernährungsarbeit gerecht zu verteilen.
- - - Empowerment! Die Menschen sind ExpertInnen ihres eigenen Alltags. Sie müssen darin bestärkt
werden, ihren Ernährungsalltag selbstbestimmt, entsprechend ihren Bedürfnissen zu gestalten. Sie
müssen ermutigt werden, unterstützende Rahmenbedingungen von der Politik einzufordern.
- - - Werden neue Handlungsspielräume eröffnet und Entscheidungs- sowie Orientierungshilfen geboten,
können Menschen sich informieren, neue Möglichkeiten für sich entdecken und zwischen verschiedenen Optionen wählen, die für ihren Alltag passend sind.
- - - Die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Gesellschaft, Wirtschaft und Individuum müssen aufgezeigt und beachtet werden. Alle Bereiche – Produktion, Verarbeitung, Handel, KonsumentInnen –
sind einzubeziehen. Die Politik ist gefordert, für unterstützende Rahmenbedingungen zu sorgen und
auch die Wirtschaft in die Pflicht zu nehmen.
- - - Langfristige, umfassende Konzepte können alle wesentlichen Bereiche einbeziehen. Ziel ist die Verbindung von zielgruppenspezifischer (medialer) Information mit individuell abgestimmten Bildungsund Beratungsangeboten, die im Alltag und im persönlichen Umfeld der jeweiligen Zielgruppen verankert sind“ (Schnögl et al. 2006: 13ff.).
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Ernährungsbildung in der Erwachsenenbildung liegt somit in einem sehr interessanten Spannungsfeld.
Auf der persönlichen Ebene (möglicher) TeilnehmerInnen, beeinflussen Alter, Geschlecht und Stressbelastung als individuelle Merkmale das Ernährungsverhalten. Auch der Stellenwert gesunder Ernährung im Elternhaus beeinflusst maßgeblich das eigene Ernährungsverhalten (vgl. Fischer et al. 2013). Jeder definiert
„gesundes Ernährungsverhalten“ unterschiedlich, oftmals auch aufgrund der unterschiedlichen Empfehlungen für eine gesunde Kost.
Aufgrund der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung verändert sich die Gestaltung des Ernährungsalltages. Den VerbraucherInnen steht eine große Vielfalt an Lebensmitteln zur Verfügung und die Lebensmittelindustrie erweitert stetig ihr Angebot. Neben der Produktvielfalt werden auch die Angebote der
Außer-Haus-AnbieterInnen und die Serviceangebote der Verkaufsstätten immer innovativer und locken mit
Angeboten. Diese Vielzahl an Möglichkeiten fordert von den KonsumentInnen laufende Entscheidungen. Es
wird von ihnen ein hohes Maß an Koordination und Organisation verlangt, wenn es darum geht, die eigenen
Wünsche, die Ansprüche anderer Haushaltsmitglieder und die Anforderungen der Berufswelt zu vereinbaren. Im Privathaushalt wird daher immer weniger selbst angebaut, geerntet oder produziert. Die Nahrungsherstellung übernimmt nun vor allem die Lebensmittelindustrie. Aber genau dies erfordert Kompetenzen für
die Beurteilung industrieller Lebensmittelherstellung, die Kennzeichnung von Lebensmitteln und den Umgang mit dem vorgefertigten Produktsortiment. Genau hier kann die Erwachsenenbildung ansetzen. Erwachsenenbildung kann mithelfen, gesundheitliche Ungleichheiten abzubauen, indem sie eine Stärkung der individuellen Kompetenzen fördert.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
IM FOLGENDEN WERDEN AUSGEWÄHLTE PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
VORGESTELLT. Sämtliche dieser Beispiele sind den Datenbanken der Lernenden Regionen und der
LEADER-Projektdatenbank entnommen und stellen somit nur einen Ausschnitt der durchgeführten Projekte
mit Bezug auf Ernährung in den Regionen dar.
Die Praxisbeispiele werden kurz beschrieben, um einen Einblick in das jeweilige Projekt zu geben. Sie sind
dem derzeit zur Verfügung stehenden Datenmaterial entnommen. Zu jedem Beispiel werden weiterführende
Links angegeben. Dadurch können sich Interessierte weiter informieren.
Die Praxisbeispiele wurden entsprechend ihrer Zielsetzung in drei große Bereiche eingeordnet:
1. Ernährungsbildung als Thema der regionalen Identität
2. Ernährungsbildung für ProduzentInnen
3. Ernährungsbildung für KonsumentInnen
Jeder Bereich hat untergeordnete Kategorien:
1. ERNÄHRUNGSBILDUNG ALS THEMA DER REGIONALEN IDENTITÄT
- - - Wissensmanagement
- - - Ernährung und ihre identitätsstiftende Wirkung
2. ERNÄHRUNGSBILDUNG FÜR PRODUZENT/INNEN
- - - Direktvermarktung
- - - Professionalisierung
- - - Marketing/Tourismus
3. ERNÄHRUNGSBILDUNG FÜR KONSUMENT/INNEN
- - - Bewusster Umgang mit Lebensmitteln
- - - Umgang mit Natur und Garten
Die Kategorien dienen zur Orientierung und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Ein Dank an alle, die Bilder und Texte zur Verfügung gestellt haben.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
1. ERNÄHRUNGSBILDUNG ALS THEMA DER REGIONALEN IDENTITÄT
WISSENSMANAGEMENT
DIRNDL- UND NACHHALTIGKEITSWIKI
LERNENDE REGION MOSTVIERTEL-MITTE
Als Teil der LEADER-Region Mostviertel-Mitte, wurde im Pielachtal auf Initiative des Vereins Daheim an
der Mariazellerbahn gemeinsam mit dem Regionalbüro Pielachtal 2011 ein Projekt zur Wissenssammlung
gestartet. Für den Erhalt und die Weitergabe des regionalen Wissens über die Dirndl –auch Kornelkirsche
genannt – wurde das „DirndlWiki“ ins Leben gerufen.
Foto: LEADER-Region Mostviertel-Mitte
Foto: Weinfranz
REGIONALES WISSEN ONLINE
Unter www.dirndlwiki.at können Interessierte alles rund um die Kornelkische, umgangssprachlich Dirndl
genannt, nachlesen. Man kann sich über ihr Vorkommen in der regionalen Kulturlandschaft informieren,
zum Nachlesen gibt es aber auch Rezepte und Verwendungsideen zur Markenfrucht des Pielachtals. Die
Wiki-Anwendung erlaubt die Befüllung der Wissensdatenbank durch verschiedene AutorInnen wie NaturführerInnen, WissenschaftlerInnen, KräuterpädagogInnen und andere lokale KennerInnen. So kann die Wissenssammlung laufend wachsen und sich durch die Gegenkontrolle neuer Inhalte durch andere AutorInnen
und ModeratorInnen verbessern.
Damit Interessierte erfahren können, wo sie die regional erzeugten Produkte erhalten können, wurde im
Pielachtal kürzlich der Einkaufsführer Pielachtaler Dirndl & Co erstellt. Mit der Broschüre werden jene heimischen Betriebe bekannt gemacht, die hochwertige Lebensmittel aus diesen Beeren nachhaltig erzeugen
und vermarkten.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.dirndlwiki.at
http://www.mostviertel-mitte.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
WISSENSMANAGEMENT
MOST-WIKI
LERNENDE REGION TOURISMUSVERBAND MOSTSTRAßE
Die Lernende Region Toursimusverband Moststraße hat ein Informationsportal namens Most-Wiki für die
Region erstellt. Es ist eine Datenbank sowie ein Nachschlagewerk zum Thema Most und den Mostviertler
Dialekt. Außerdem finden sich Einträge zu Geschichte, Sehenswürdigkeiten, Bauwerken und wichtigen Persönlichkeiten aller Moststraße-Gemeinden.
Das Lexikon bietet wichtige Informationen zum Thema „Most“ (Mostsorten, Birnbäume, Mostverkostung,
Birnbaumpflege, Mostherstellung, etc.). Es kommt die Software Mediawiki zum Einsatz, die auch die Onlinedatenbank Wikipedia verwendet. Ein Wiki hat das Ziel, die Erfahrung und den Wissensschatz mehrerer
AutorInnen gemeinschaftlich zu nutzen. Das Wissen in Most-Wiki.at wurde nicht für eine kommerzielle
Nutzung freigegeben.
Unter anderem haben sich aus der Arbeit am Most-Wiki wertvolle Partnerschaften, wie z.B. mit Schulen ergeben.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.most-wiki.at
http://www.moststrasse.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
ERNÄHRUNG UND IHRE IDENTITÄTSSTIFTENDE WIRKUNG
GEMÜSE-LUST-REGION EFERDING
LERNENDE REGION EFERDING
In der LEADER-Region Eferding dreht sich alles um die „GemüseLust“. Seit etwa 20 Jahren bemüht sich
die regionale Landwirtschaft, das Thema Gemüse in zahlreichen Projekten zu bearbeiten.
Dabei setzt die Region auf ein Drei-Säulen-Modell:
1. Bildungsoffensive für regionale AkteurInnen
2. Akademie für Gesundheit und Ernährung mit Gemüse und Obst (Vermittlungsprogramme, Trainings,
Ausbildung für ein heterogenes Publikum)
3. Laufende Begleitung, MentorInnen-Team, Fachvorträge
Das gemeinsame Ziel ist es, das Bewusstsein für die regionale Stärke im Gemüsebau zu schärfen.
Unterschiedliche Projekte und Veranstaltungen konnten verwirklicht werden, wie Gemüsemessen, Teilnahme an der Landesgartenschau in Ansfelden mit dem „Gemüselabor“ oder dem Projekt
„Gemüsewissen – neu entdeckt“.
Foto: Brands and Friends Markenmanagement GmbH
Wirtschaftstreibende, LandwirtInnen und BildungsvertreterInnen haben in Arbeitskreisen ein Bild davon
entwickelt, wie die gesamte Region Eferding sowohl wirtschaftlich als auch touristisch und kulturell aus einer Positionierung als Gemüse-Kompetenzregion profitieren kann. Vorhandenes Wissen nutzen, Neues erlernen und sich entlang eines klaren Profils ständig weiter zu entwickeln, ist das gemeinsame Ziel.
ERGEBNISSE:
Folgende Themen und Projekte werden diskutiert und weiter entwickelt:
- - - Landesgartenschau Ansfelden – Konkretisierung der Ideen, Planung von Präsentationsmaterialien,
Planung einer Veranstaltung in Eferding zur Präsentation des Programms
- - - Konzepterarbeitung Projekt „Wissenssammlung-Wanderausstellung“ (Arbeitstitel) im Förderprogramm
Lernende Regionen
- - - Ideenfindung „Was ist ein Gemüse-Kompetenz-Zentrum für die Region Eferding?“
- - - Genuss-Wandern in der Region Eferding – Projekt OÖ. Tourismus
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.regef.at
http://www.gemueselust.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
ERNÄHRUNG UND IHRE IDENTITÄTSSTIFTENDE WIRKUNG
WIR ERNTEN WAS WIR SÄEN – MITEINANDER IN DER VIELFALT
LERNENDE REGION WELS-LAND
In der Region Wels-Land wurde das Projekt „Wir ernten was wir säen – Miteinander in der Vielfalt“ initiiert. Eingebunden waren VertreterInnen regionaler Bildungseinrichtungen, kirchlicher und sozialer Initiativen und VertreterInnen der regionalen Landwirtschaft.
Ziel war es, in einem Netzwerk regionaler AkteurInnen das Thema „Lernen am Land“ weiterzuentwickeln
und das Bewusstsein für regionale Lebensmittel und Landwirtschaft zu fördern. Ein Schwerpunkt war Ernährung – Gesundheit – Regionalität.
Fotos: Region Wels-Land
Folgende Aktionen wurden in den einzelnen Jahren des Projekts jeweils für einen Monat umgesetzt:
- - - 2010: Brot
Vortrags- und Aktionsreihe gemeinsam mit Regionalmanagement OÖ Wels-Eferding zum Arbeitstitel
„Wovon wir Menschen leben“; Vortrag von Dr. Klaus Zapatocky zum Thema „Wer bestimmt den Wert
der Arbeit?“; Kinderkochkurse vom LFI; unter dem Titel „Menschenkraft – Unser Brot mit Menschenhand vom Welser Land“ konnten Interessierte den Verlauf von Korn zu Brot am Putti-Hof
(http://www.zebrua.at/index.php?seite=puttihof, 19.03.2015) kennenlernen und nachverfolgen;
- - - 2011: Fleisch
Veranstaltungen am Wochenmarkt Wels, Präsentation „Echter“ Nutztiere; Schweinelehrpfad der AMA;
- - - 2012: Jugend kocht! Regionale Lebensmittel
Junge Menschen aus der Region setzten sich mit Lebensmitteln aus der Region, mit dem Einkaufen bei
regionalen AnbieterInnen, mit eigenständigem Kochen und mit Nachhaltigkeit auseinander.
- - - 2013: Genussbuch – Lasst euch Wels Land schmecken!
Unter Mitarbeit der Bezirksbauernkammer und regionaler Direktvermarktungsbetriebe entstand das sogenannte Genussbuch. Es ist eine Aufbereitung einzelner der durchgeführten Projekte.
UMGESETZT WURDEN U.A. FOLGENDE PROJEKTE:
- - - Dein Nachbar, deine Nachbarin – der Bauer, die Bäuerin: Ziel war es, das Bewusstsein von Kindern
und Jugendlichen für die Bedeutung der regionalen Landwirtschaft und ihrer Kontexte (Lebensmittel,
Landschaft, Kultur, Naturhaushalt, Tourismus usw.) zu schärfen.
- - - Schulatelier am Bauernhof: SchülerInnen besuchten im Unterricht Direktvermarktungsbetriebe und
dokumentierten die bäuerlichen Arbeitswelten und veröffentlichten ihre von diesen Besuchen angeregten Kunstwerke. Die Zeichnungen wurden auch für das Genussbuch verwendet.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.regionwelsland.at/aktionsfelder-projekte/lernende-region.html
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
ERNÄHRUNG UND IHRE IDENTITÄTSSTIFTENDE WIRKUNG
GENUSSREGION TENNENGAUER ALMKÄSE
LEADER-REGION TENNENGAU
Die Käseerzeugung im Tennengau hat eine lange Tradition. Schon die Kelten haben 400 v.Chr. am Dürrnberg einen Ur-Käse hergestellt. Seither wurde das Herstellungsverfahren immer weiter verfeinert, bis hin zu
Käse, wie wir ihn heute kennen. Überlieferte Rezepturen verwandeln die Milch aus der Region zu Käsevariationen mit ganz charakteristischen Geschmacksnuancen. Jede Käserei hat ihre hauseigenen Spezialitäten. Ziel des Projektes ist es, die Anzahl der an der Genussregion „Tennengauer Almkäse“ beteiligten Betriebe zu erhöhen und dadurch die Wertschöpfung für die Region zu steigern.
Um den Bekanntheitsgrad des Produkts zu erhöhen, finden dazu regelmäßig Veranstaltungen statt, wie Genuss-Wochen, Almkäse Fest, Bauernherbst etc. In eigenen Kochkursen kann man Tennengauer KöchInnen
über die Schulter schauen.
Foto: Jause auf der Rocheralm,
© abtenau-info.at
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.tennengauer-almkaese.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
ERNÄHRUNG UND IHRE IDENTITÄTSSTIFTENDE WIRKUNG
GENUSSREGION PONGAUER WILD
LEADER-REGION LEBENS.WERT.PONGAU
Der Pongau ist für seine ausgesprochen gute Wildfleisch-Qualität bekannt und bietet eine große Vielfalt
von Produkten aus diesem Bereich. Sie ist die Basis für eine bewusste Ernährung, da Wild auf Grund des
niedrigen Fettgehaltes eine der gesündesten Fleischarten ist.
Im Pongau gibt es insgesamt 414 Reviere mit rund 380 JagdpächterInnen. Der „Ertrag“ der Jägerschaft in
der Region ist beachtlich: Rund 4.000 Stück Rot-, Reh- und Gamswild werden jährlich erlegt und landen
zum Teil in den Küchen der Region. In einer Genussregion soll nicht nur eine Steigerung der regionalen
Wertschöpfung erreicht werden, sondern auch die regionale Bevölkerung und die Urlaubsgäste des Pongaus
von der hohen Qualität regionaler Wildprodukte überzeugt werden. Bei der Genussregion geht es nicht darum, das Produkt so weit wie möglich zu verteilen, sondern viel mehr um die Sicherung einer besonders hohen Qualität für dieses Leitprodukt.
Neben Produktentwicklung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit finden einige Aktionen und Veranstaltungen zum Wild statt. Ziele sind dabei unter anderem die Stärkung der regionalen Identität für Genussprodukte aus dem Pongau, gemeinsame, regelmäßige Aktivitäten in Form von regionalen und überregionalen
Veranstaltungen, Aufbau von regionalen Kooperationen (zum Beispiel zwischen Tourismus, Gastronomie
und Handel) sowie Schulung und Weiterbildung für die Mitglieder (Qualitätsrichtlinien).
Foto: Christoph Burgstaller, Genussregionen Österreich
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.pongauerwild.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
2. ERNÄHRUNGSBILDUNG FÜR DIE PRODUZENT/INNEN
DIREKTVERMARKTUNG
GÜTESIEGEL „GUTES VOM BAUERNHOF“
LEADER-REGION MITTELBURGENLAND PLUS
Die LEADER-Region Mittelburgenland plus hat gemeinsam mit dem Landesverband bäuerlicher SelbstvermarkterInnen das Projekt Gütesiegel „Gutes vom Bauernhof“ gestartet. Ziel ist es, eine österreichweit einheitliche Definition der bäuerlichen Direktvermarktung festzulegen.
Im Vordergrund steht die Umsetzung der bundesweit einheitlichen Richtlinien zur bäuerlichen Direktvermarktung. Somit wird eine „Direktvermarktung mit Garantie“ durch definierte Mindeststandards zur Sicherung und Verbesserung der Erzeugung, Be- und Verarbeitung, Vermarktung und Qualität der Produkte geschaffen.
Seit Beginn der österreichweiten Marke „Gutes vom Bauernhof“ konnten zahlreiche Aktionen zur Bewerbung des Gütesiegels bei Bauern/Bäuerinnen und KonsumentInnen gestartet werden.
Ziel war vor allem, weitere Gütesiegelbetriebe zu gewinnen. Die Öffentlichkeitsarbeit gestaltete sich, indem
- - - Broschüren für KonsumentInnen mit ausgezeichneten Gütesiegelbetrieben erstellt wurden,
- - - die Betriebe im Internet auf www.gutesvombauernhof.at beworben werden,
- - - die Gütesiegelbetriebe auf Messen und Großveranstaltungen vorgestellt werden.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.gutesvombauernhof.at/
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
DIREKTVERMARKTUNG
GENUSS LOGISTIK BURGENLAND
LEADER-REGION MITTELBURGENLAND PLUS
Die LEADER-Region Mittelburgenland plus und der Verein Logistik Burgenland haben gemeinsam das
Projekt Genuss Logistik Burgenland durchgeführt. Ziel war es, die Wertschöpfungskette zwischen Landwirtschaft-Gewerbe-Logistik-Handel/Gastronomie-EndkundInnen zu optimieren.
Fotos: LEADER-Region Mittelburgenland plus
In der WK Burgenland-Studie „Potentialanalyse landwirtschaftliche Urproduktion“ aus 2008 wurden die
Markt- und Kooperationschancen für landwirtschaftliche Produkte in Gewerbe, Industrie, Handel und Gastronomie gezeigt und die Notwendigkeit des Aufbaus von Plattformen und v.a. von Logistiksystemen inkl.
Marketing analysiert. In der Logistikkette bestehen nach wie vor Defizite. Burgenländische Produkte erreichen – einerseits aufgrund der geringen Mengen, andererseits aufgrund begrenzter regionaler Vertriebssysteme – nicht die Zielgruppen. Zudem gelingt es kaum, Produktionszeitpunkt und Nachfragezeitpunkt zusammenzuführen. Das Kuratorium Kulinarisches Erbe beauftragte daher 2009 die ARGE S², die Voraussetzungen für die Realisierung eines Projekts „Genuss Logistik Burgenland“ zu erarbeiten.
ZIELE
- - - Optimierung der Wertschöpfungskette
- - - Installierung einer geeigneten Logistik für regionale Produkte
- - - Gewährleistung eines reibungslosen Ablaufs zwischen Produktion, Verarbeitung und Vermarktung
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.mittelburgenlandplus.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
DIREKTVERMARKTUNG
GENUSS DRIVE-IN
FÖRDERGEMEINSCHAFT DER DIREKTVERMARKTER WILHERING/LINZ-LAND
Das Projekt hat das Ziel, hochwertige landwirtschaftliche Produkte in einem „Bauernladen“ an der B139 in
Wilhering anzubieten. Dabei sollen die Produkte so regional wie möglich, biologisch sowie sozial verträglich und tierfreundlich sein. Darüber hinaus werden im Genuss-Drive-In Lebensmittel zu Suppen, Snacks,
Knödel etc. verarbeitet.
Die Zulieferer stammen zu 90% aus kleinbäuerlichen Betrieben in Oberösterreich. Die Lieferungen werden
möglichst miteinander kombiniert, um die Transportwege gering zu halten. Dadurch finden sich im Laden
auch nur saisonale Waren. Im Rahmen von Gruppenexkursionen können sich die KundInnen die einzelnen
Herkunftsbetriebe direkt anschauen. Die Verarbeitung der Produkte kann in eigenen Kochkursen gelernt
werden.
Foto: Fördergemeinschaft der Direktvermarkter Bauernladen drive-in Wilhering
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.genuss-drive-in.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
DIREKTVERMARKTUNG
GUTES VOM BAUERNHOF, TEILPROJEKT „SCHMANKERL RADAR“
ÖSTERREICH
„Gutes vom Bauernhof“ ist eine Marke der Landwirtschaftskammer Österreich, die für bäuerliche Lebensmittelproduktion auf höchstem Niveau steht. Mit dem Qualitätsprogramm garantieren mehr als 1.600 DirektvermarkterInnen die Herkunft ihrer Produkte von ihrem Bauernhof sowie hohe Qualität, Frische und Sicherheit.
Mit der „Gutes vom Bauernhof“-App können KonsumentInnen einfach und bequem die nächstgelegenen
Einkaufsmöglichkeiten für Produkte direkt von Bauernhöfen im Burgenland, in Kärnten, Niederösterreich,
Oberösterreich, der Steiermark und in Wien finden. In der Datenbank findet sich eine große Vielfalt an Produkten: von Brot, Fisch, Eiern, Fleischerzeugnissen, Milchprodukten, Obst, Gemüse und Kräutern bis hin zu
Honig, Säften und Edelbränden. Als Einkaufsmöglichkeiten stehen ab Hof-Verkauf, Bauernläden und Supermärkte mit Bauernregal zur Verfügung. Die UserInnen haben die Möglichkeit, über 1.600 ab Hof-Betriebe,
mehr als 300 Bauern- und Hofläden sowie über 70 Supermärkte mit Bauernregal zu orten. Hat man die Produkte seiner Wahl gefunden, ist die direkte Navigation zum ausgewählten Betrieb, ein Anruf oder eine EMail direkt zu den ProduzentInnen möglich. Eine Besonderheit der App ist das Schmankerl-Radar, das in
aktiviertem Zustand die UserInnen benachrichtigt, sobald sie sich einem der 1.600 ab Hof-Betriebe oder einem ausgewählten Produkt nähern. Die „Gutes vom Bauernhof"-App ist als Gratis-Download im Google
Play Store sowie im Apple App Store für iPhone (ab Version iO S 5.0) und Android erhältlich.
Foto: iPhone-Screenshot, www.gutesvombauernhof.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.gutesvombauernhof.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
PROFESSIONALISIERUNG
TOP DESTILLERIE BURGENLAND
LEADER-REGION MITTELBURGENLAND PLUS
Die LEADER-Region Mittelburgenland plus unterstützte die Vereinsgründung des Vereins Top Destillerie
Burgenland. Zwölf burgenländische Betriebe haben sich im Verein zum Zweck der Verbreiterung und Sicherung der Kultur der burgenländischen Edelbrandszene organsiert.
Ziele sind, sowohl die Interessen der Mitglieder gegenüber anderen Organisationen als auch gegenüber Unternehmen oder Personen zu vertreten. Im Mittelpunkt steht die Erhaltung der hohen Qualität der burgenländischen Edelbrandprodukte.
Foto: Screenshot Homepage: http://www.top-destillerie.at/, 03.02.2015
Es gibt regelmäßige Veranstaltungen, wie die Top Destillerie Jahrespräsentation „Der goldene Tropfen“.
Außerdem kann man Brände und Liköre über den Online Shop bestellen.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.top-destillerie.at/
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
PROFESSIONALISIERUNG
ZIRBENLANDAKADEMIE
LERNENDE REGION ZIRBENLAND
Die Zirbenland Akademie war ein regionales Qualifizierungsangebot der Innovationsregion Zirbenland.
Das Angebot umfasste die sechs Themenbereiche Kulinarium, Geschichte, Kreativität, Wandern, Brauchtum
sowie Fachseminare für Tourismus und Handel. Gemeinsam war allen Bildungsveranstaltungen, dass sie
sich mit der Zirbe und dem Zirbenland beschäftigten. Die Zirbenlandakademie steigerte das regionale Bewusstsein, sie leistete einen Beitrag zur Sicherung alten Wissens und half bei der Entwicklung neuer Ideen
für die Region.
Fotos: LEADER-Region Zirbenland
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.steirisches-zirbenland.at/zirbenlandakademie
REGIONALE QUALIFIZIERUNGSMAßNAHMEN, die speziell auf die Besonderheiten und Bedürfnisse der jeweiligen Region ausgerichtet waren, gab es auch in anderen Lernenden Regionen:
- - - Moststraße (z.B. „Most und Wein“ Erfahrungsaustausch, Cocktailschulungen)
- - - Weinviertel-Manhartsberg (z.B. „So schmeckt das Weinviertel“ – typisch Weinviertler Küche,
Workshop „Kosten und Genießen und die Kunst, es zu vermitteln“)
- - - Triestingtal (z.B. Wirtschaftsthemen für KMUs, Gastronomie, Computerkurse für die Generation 50+)
- - - Mostviertel Mitte (z.B. Wirtschaft, Tourismus)
- - - Oberpinzgau (2 Module für MitarbeiterInnen regionaler Tourismusbetriebe: Regionales Wissen und
Kommunikation/Basiswissen)
- - - Mondseeland (Qualifizierung von MitarbeiterInnen regionaler Betriebe über den Qualifizierungsver
bund Mondseeland)
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
PROFESSIONALISIERUNG
CULTLANDS – ERHALTUNG EUROPÄISCHER KULTURLANDSCHAFTEN
DURCH ENTWICKLUNG UND VERMARKTUNG VON GESUNDEN UND UMWELTFREUNDLICHEN PRODUKTEN
LEADER-REGION OSTSTEIRISCHES KERNLAND
Die Region Oststeiermark und die spanische Region Campo Aranuelo in der Extremadura haben sich in diesem Projekt zusammengeschlossen, um die Entwicklung und Vermarktung traditioneller, extensiv bewirtschafteter Kulturlandschaften und Produkte zu fördern.
Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft, der eine Nutzungsintensivierung einerseits und Nutzungsaufgabe andererseits zur Folge hatte, kam es innerhalb der letzten Jahre in verstärktem Ausmaß zu einer Monotonisierung von Agrarlandschaften. Extensiv bewirtschaftete landwirtschaftliche Flächen sind daher oft in
ihrem Bestand bedroht. Beispiele extensiv genutzter Kulturlandschaftstypen sind Streuobstbestände und artenreiche Wiesengesellschaften die sich z.B. in der Oststeiermark finden, oder die beweideten Steineichenhaine der Dehesas, die die Landschaft der Provinz Cáceres in der Extremadura prägen.
Innerhalb des Projekts wurden mehrere Ergebnisse erzielt. So wurden spezielle Erntemaschinen für die
Streuobsternte angeschafft. In einem eigenen Projektteil wurde die Qualität von Streuobstsorten mit Plantagensorten, beispielsweise in Aromastoffanalysen von Äpfeln und Birnen verglichen. Dabei konnte nachgewiesen werden, welche besonders positiven Eigenschaften Streuobstsorten auszeichnet. Dazu gehört eine
Geschmacksvielfalt, die gerade für die Mostproduktion wichtig ist. Insgesamt entstanden drei Diplomarbeiten im Zuge des Projekts. In einem weiteren Projektteil wurde partizipativer Tourismus gefördert. So lässt
sich beim „Hirschbirn hirsch’n“ die Besonderheit der Pöllauer Hirschbirne auf sieben Themeninseln entdecken.
Schließlich kam es zu einer internationalen Erfahrungsweitergabe mit dem spanischen Projektpartner und
einer zusätzlichen Region in Polen.
Durch die transparente Darstellung der Produktionsschritte und das Wissen über die Wirkungen auf
die KonsumentInnen und die Umwelt soll es letztlich den ProduzentInnen möglich sein, ihre Produkte besser
vermarkten zu können. So entsteht ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt wertvoller Lebensräume.
Foto: Hirschbirn hirsch’n
©Fischer
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.zeitkultur.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
MARKETING UND TOURISMUS
DEIN NACHBAR, DEINE NACHBARIN – DER BAUER, DIE BÄUERIN
LERNENDE REGION WELS-LAND
Die Region Wels-Land führte ein Projekt durch, in dem Kindern und Jugendlichen die Bedeutung der regionalen Landwirtschaft und ihrer Kontexte (Lebensmittel, Landschaft, Kultur, Naturhaushalt, Tourismus,
etc.) praxisnah vermittelt wurden. Die Abwicklung in Kooperation mit dem Programm „Schule am Bauernhof“ ist ein aktiver Beitrag, um Landwirtschaft und junge Menschen zu verbinden. Nach erfolgreicher Pilotumsetzung und Abwicklung soll das Projekt in ganz Oberösterreich dauerhaft implementiert werden.
Die Zielgruppe sind die dritten Klassen der Hauptschulen des Bezirkes Wels-Land und der Stadt Wels.
Das Programm besteht aus folgenden vier Elementen:
- - - Information für LehrerInnen und Eltern (Weiterbildung und Information)
- - - Information in der Schule (Vorträge von ExpertInnen aus bäuerlichem Umfeld)
- - - Projektarbeit im Unterricht (Workshop in der Schule)
- - - Praktische Arbeit am Bauernhof (Workshop am Bauernhof)
Foto: Region Wels-Land
Die Gesamtaufgabe umfasst die Entwicklung, Organisation und Durchführung einer Informations- und
Imagekampagne.
Die Umsetzung erfolgt in folgenden Arbeitspaketen:
- - - Workshop-Design und Lehrmaterialien
- - - Informationsfilm (Videoclip)
- - - Workshops an Schulen und auf Bauernhöfen
- - - LehrerInnenweiterbildung
- - - Leitfaden für dauerhafte Implementierung
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.regionwelsland.at/aktionsfelder-projekte/lernende-region.html
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
MARKETING UND TOURISMUS
BRIXENTALER KOCHART
LEADER-REGION LAG HOHE SALVE
Die Brixentaler KochArt ist eine Vereinigung von WirtInnen, die Produkte von regionalen Bauern/Bäuerinnen und ProduzentInnen verarbeiten und das besonders gekennzeichnet in ihren Speisekarten ausweisen. Die
KochArt bietet ihren Gästen mehrmals im Jahr gemeinsame Spezialitätenwochen mit dem Schwerpunkt
regionaler Erzeugnisse.
In speziellen Kochworkshops bei ausgezeichneten KöchInnen werden traditionelle und innovative Zubereitungsmethoden trainiert. Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, bereits vergessene Spezialitäten der regionalen und der österreichischen Küche wieder zu entdecken und anzubieten. Die KochArt möchte einen
wesentlichen Beitrag dazu leisten, das Brixental als kulinarische Region zu positionieren. Qualitätsprodukte aus der Region und die Zusammenarbeit mit der heimischen Landwirtschaft und dem Tourismusverband stehen dabei im Mittelpunkt.
Die Transparenz der Herkunft der Produkte ist dabei besonders wichtig. Kontrollen in den Betrieben finden
laufend statt. Mit dem AMA-Gastrosiegel „Kulinarisches Erbe“ werden ausschließlich Betriebe, welche die
Philosophie des regionalen Einkaufs leben, ausgezeichnet und zertifiziert.
Fotos: Kochworkshop_heusuppe & Kochworkshop 02_Mike Suesser_BRIXENTALER-KochArt_© Kurt Tropper
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.brixentaler-kochart.at/de/
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
MARKETING UND TOURISMUS
KIRSCHEN KROMME RIJN
LEADER-REGION NORDBURGENLAND PLUS
In einem gemeinsamen, sektorübergreifenden Kooperationsprojekt tauschen die österreichische LEADERRegion Nordburgenland plus und die niederländische LEADER-Region Kromme Rijn (benannt nach der
Kirschensorte Kromme Rijn) ihr Wissen, Know-how und ihre Erfahrungen rund um den Anbau und die Vermarktung von Kirschen aus.
Im Nordburgenland, genauer gesagt in der sogenannten Kirschblütenregion, ist die Kirsche – neben der
Weintraube – ein wichtiges Produkt im Kontext mit der Profilierung des Gebietes als Genussregion. In beiden Regionen ist die Kirschenerntezeit im Frühling einer der Höhepunkte des Jahres. Im Kromme Rijn Gebiet tauchen in dieser Zeit überall Kirschenverkaufsstände in Obstgärten auf. Das sind Stände, wo man direkt
frische Kirschen kaufen kann.
Auch werden in dieser Zeit verschiedene Aktivitäten rund um die Kirsche organisiert, wie zum Beispiel Kirschenmahlzeiten, Kirschenausflüge, Kirschenkonteste und Kirschkernweitspuckwettbewerbe.
Foto: BMLFUW/Rita Newman
Im Nordburgenland ist das Areal an Kirschenanbauflächen bedeutend kleiner, aber man hat die Vermarktung
des Produktes Kirsche gut in einem Gesamtkonzept eingebettet. Dieses Gesamtkonzept umfasst kulinarische Spezialitäten, wo Kirschen in vielen Arten von Produkten verarbeitet werden, die dann als Kirschenstrudel, Kirschensuppe oder komplette Mahlzeiten angeboten werden. Daneben ist auch die Vermarktung
und Promotion der Kirschen gut organisiert und gekoppelt an andere Qualitäten des Gebietes, wie die landschaftlichen Qualitäten, das Erleben des Naturraums aber auch andere kulinarische Besonderheiten der Region, wie etwa die verschiedenen Weinsorten.
Beide Gebiete wollen im Zuge des geplanten Projekts die Gebietsidentität zum Thema „Kirschen“ weiter
verstärken. Die Ausgangspunkte für das Projekt sind die unterschiedlichen Stärken der beiden Regionen:
Das Kromme Rijn Gebiet bringt den professionellen Kirschenanbau und die Qualität der Kirschen ein, das
Nordburgenland die Vermarktung rund um das Thema „Kirsche“.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://enrd.ec.europa.eu/en/policy-in-action/rdp_view/cherry-cooperation-kirschen-kromme-rijn-kersensamenwerking
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
3. ERNÄHRUNGSBILDUNG FÜR DIE KONSUMENT/INNEN
BEWUSSTER UMGANG MIT LEBENSMITTELN
RUNDUM GSUND IM WEINVIERTEL
LERNENDE REGION WEINVIERTEL OST
Die LEADER-Region Weinviertel Ost startete mit dem Pilotprojekt „Rundum gsund im Weinviertel“ ein
Projekt der Gesundheitsbildung. Die Bevölkerung sollte zu einem bewussteren Umgang mit Gesundheit
ermuntert werden. Das Projekt wurde in jeder Kleinregion in Weinviertel Ost zu verschiedenen Themenschwerpunkten, wie z.B. „Familien mit Herz mittendrin“, Beziehungsqualität in Familien (Workshop), Generationen verbinden, Burnoutprävention für pflegende Angehörige (Selbsthilfegruppe), „SchülerInnen
Zwölfkampf Leiserberge-Mistelbach“ und Walken umgesetzt. Überregional wurden Themen wie „Wir
Landwirte arbeiten Rundum gsund im Weinviertel“ (Workshop-Bewegungsabläufe), „Weinviertler Ernährungspyramide“, „Weinviertler Gesundheitsdialoge“ und „Projekt Infopointer“ (Datenbank regionaler GesundheitsdienstleisterInnen).
WEINVIERTLER ERNÄHRUNGSPYRAMIDE
Innerhalb des Projekts „Rundum gsund im Weinviertel" wurde die Weinviertler Ernährungspyramide umgesetzt. Ziel war es, nicht nur die Weinviertler Bevölkerung zu einer gesunden Ernährung zu motivieren,
sondern auch regionale Produkte und ProduzentInnen sichtbar zu machen, indem diese in der Ernährungspyramide angeführt werden.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.rundumgsundimweinviertel.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
BEWUSSTER UMGANG MIT LEBENSMITTELN
FAIRE WELT – BUCKLIGE WELT
LERNENDE REGION BUCKLIGE WELT-WECHSELLAND
„Faire Welt – Bucklige Welt – Wechselland“ ist ein Projekt des Vereins Regionales Bildungs- und Heimatwerk Bucklige Welt in Zusammenarbeit mit Südwind NÖ Süd, das in dieser Form bisher einmalig in Österreich ist. Es wurde im Rahmen des Programms Lernende Region umgesetzt.
Ziel ist es, mit den Gemeinden in der Region gemeinsam für einen nachhaltigen Konsum einzutreten. Dies
beinhaltet die Sensibilisierung der Bevölkerung auf regionale Produkte und – wo dies nicht möglich ist –
auf fair gehandelte Produkte.
Dabei soll in besonderem Maß die Kooperation und Zusammenarbeit mit AnbieterInnen von regionalen Produkten forciert werden, um das Bewusstsein in der Bevölkerung über die Vorteile von nachhaltigem Konsum
für lokale Betriebe nutzbar zu machen.
FOLGENDE AKTIVITÄTEN WURDEN U.A. UMGESETZT:
- - - ein Lehrgang mit vier Modulen für MultiplikatorInnen aus der Region
- - - vier Ausstellungseinsätze zu den Themen Klimaschutz und Fairer Handel in den Gemeinden bzw.
Schulen
- - - Durchführung von insgesamt 40 Workshops in Schulen und in der Erwachsenenbildung zum Globalen
Lernen
- - - die Veranstaltung von vier Schulfilmtagen
- - - Durchführung von vier Round Tables mit EntscheidungsträgerInnen aus der Region
- - - jeweils begleitende Öffentlichkeitsarbeit
Am 31.1.2013 wurde die Region Bucklige Welt-Wechselland als erste Fairtrade-Region Niederösterreichs ausgezeichnet.
ZIELE:
Ausgestaltung und Festigung der 1. Fairtrade Region Niederösterreichs unter dem
Aspekt einer Profilierung und Vertiefung des Leitbildes der gesamten Region mit allen 32 Gemeinden, mit den Zielsetzungen: Fairness, Globale Verantwortung und
Nachhaltigkeit.
UMSETZUNG DER MAßNAHMEN IM PROJEKT:
- - - Prozessbegleitung und Aktivierungsworkshops für Jugendliche
- - - „Faire Akademien“ in Schulen und Kindergärten mit einem Angebotstool aus Unterrichtsmaterialien,
Ausstellungen, Lernwerkstätten und Workshops
- - - Praxisarbeit für Gemeinden
- - - Praxisarbeit für regionale AnbieterInnen und Gastronomiebetriebe
- - - Regionale und überregionale Öffentlichkeitsarbeit mit Fachaufsätzen, Pressearbeit und Vortragstätigkeit
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://buckligewelt-wechselland.riskommunal.net
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
BEWUSSTER UMGANG MIT LEBENSMITTELN
GENUSS-BUCH
LERNENDE REGION WELS-LAND
In der Lernenden Region Wels-Land ist auf Initiative regionaler DirektvermarkterInnen unter Mitarbeit der
Bezirkbauernkammer ein Genuss-Buch mit regionalen Schmankerln und einer Übersicht über die teilnehmenden DirektvermarkterInnen entstanden.
GENIEßEN MIT REGIONALEN LEBENSMITTELN
Ausgangspunkt für das „Genuss-Buch“ war eine Initiative der regionalen DirektvermarkterInnen für eine
professionelle Aufbereitung des Angebotes, das auf die rege Nachfrage von KundInnen reagiert, die wissen
wollen, wo die regionalen Köstlichkeiten zu haben sind. LEWEL (Lernende Region Wels-Land) setzte sich
das Ziel, dem Buch eine kundenfreundliche und erfrischende Aufmachung zu verleihen. Im Auftrag von LEWEL setzte die Q2 Werbeagentur das Vorhaben um.
Das Buch umfasst Rezepte für regionale Schmankerln und eine Übersicht der teilnehmenden DirektvermarkterInnen, abgerundet durch Statements engagierter Personen aus Wels und Wels-Land. Die Fotos und
Illustrationen stammen aus den Aktionsmonaten, dem „Jugend-Medien-Projekt“ und dem Kreativprojekt
„Schulatelier am Bauernhof", jeweils Projekte der LEADER-Region Wels-Land mit den Partnern mkh°
(Verein zur Förderung der Jugendkultur), Putti-Hof (Biolandwirtschaft, tiergestützte Pädagogik/Therapie/Soziale Arbeit am Bauerhof) , Hauptschule Steinerkirchen, Bezirksbauernkammer Wels, Agrarbildungszentrum Lambach und Netzwerk Lernende Region Wels-Land.
Foto: Region Wels-Land
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.regionwelsland.at/aktionsfelder-projekte/lernende-region.html
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
BEWUSSTER UMGANG MIT LEBENSMITTELN
GEMÜSEWISSEN – NEU ENTDECKT
LERNENDE REGION EFERDING
Nach ihrer GemüseLust-Markenoffensive beschäftigt sich die Lernende Region Eferding mit dem Thema
„Gemüsewissen – neu entdeckt“. Anknüpfend an die bisherigen Maßnahmen, wurden eine Wissenssammlung zu Gemüsearten, Projekttage und eine Wanderausstellung umgesetzt.
Foto: Brands and Friends Markenmanagement GmbH
Das Projekt „Gemüsewissen – neu entdeckt“ war der nächste Schritt im Maßnahmenpaket der Gemüse-LustRegion Eferding.
Dabei wurde in drei Schritten vorgegangen:
- - - Der erste Teil des Projektes war eine Wissenssammlung zu Gemüsearten.
- - - Der zweite Teil des Projektes waren Projekttage in den Schulen der Region, die in mehreren unter
schiedlichen Modulen von Seminarbäuerinnen und Seminarbauern sowie PädagogInnen durchgeführt
wurden.
- - - Der dritte Teil des Projektes war eine Wanderausstellung namens Gemüse-Bücherkiste, die gemein
sam mit der Stadtbücherei Alkoven geplant und umgesetzt wurde. Inkludiert waren ein Vortrag sowie
ein kulinarischer Teil.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.regef.at
http://www.gemueselust.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
BEWUSSTER UMGANG MIT LEBENSMITTELN
JUGEND KOCHT!
LERNENDE REGION WELS-LAND
Junge Leute aus Wels-Land setzen sich mit Unterstützung der LEADER-Region Wels Land, dem Medien
Kultur Haus und dem Putti-Hof mit: Lebensmitteln aus der Region, mit dem Einkaufen bei regionalen
AnbieterInnen, mit eigenständigem Kochen und mit Nachhaltigkeit auseinander.
Fotos: Region Wels-Land
Mit dem Projekt „Jugend kocht!“ soll der Gegenbeweis dafür erbracht werden, dass sich junge Menschen
sehr wohl für das Kochen und für Lebensmittel interessieren. Bei der Auseinandersetzung mit regionalen
Lebensmitteln, eigenständigem Kochen und Nachhaltigkeit lernen sie nebenbei auch das Organisieren und
darüber hinaus gezieltes Interviewen und den Umgang mit der Kamera.
- - - Die Aktion startete mit Workshops und Drehtagen. Vor dem großen Aufkochen hieß es diskutieren und
planen. Gemeinsam wurde ein Film gestaltet, in dem Lebensmittel aus der Region die Hauptrolle spielen.
- - - Als Höhepunkt wurde eine „Jugend kocht! Session“ ausgerichtet. Unter der Kochbegleitung von Michael „Shorty“ Kurz beschäftigten sich junge Leute mit Produkten aus der Region und kochten daraus
ein leckeres Menü.
- - - Die Palette der Zutaten umfasste das ganze regionale Angebot, ausgehend von Fleisch über Gemüse,
Getreide, Obst, Milchprodukte und Wildkräuter. Die mitwirkenden Jugendlichen lernten die Produktion
und die Verarbeitung kennen.
JUGEND KOCHT! IM WEB:
Film von „Jugend kocht!“ auf YouTube
https://www.youtube.com/watch?v=935ykoQ54_Q
Fotos von „Jugend kocht!“ auf Flickr
„Jugend kocht!“ auf Facebook
Website: www.regionwelsland.at
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.regionwelsland.at/aktionsfelder-projekte/lernende-region.html
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
BEWUSSTER UMGANG MIT LEBENSMITTELN
KULINARISCHE BEGEGNUNGEN
LEADER-REGION MITTELBURGENLAND PLUS
Die LEADER-Region Mittelburgenland plus hat gemeinsam mit dem Bildungs- und Tagungszentrum Haus
St. Stephan Treffen zu „kulinarischen Begegnungen“ initiiert. Hier wird Integration mit Ernährung genussvoll verbunden.
Halbjährlich Treffen sich offene Frauengruppen, die gemeinsam ein Programm festlegen, bei dem zu einem
bestimmten Themenschwerpunkt gemeinsam gekocht wird (entweder länder- oder speisenspezifisch). Bis
jetzt gab es Themen wie Afghanistan, Ägypten, Bosnien, Kongo, Pakistan, Rumänien, Sri Lanka und
Tschetschenien.
Fotos: LEADER-Region Mittelburgenland plus
ZIELE:
- - - Gegenseitiger Austausch (Traditionen, Kultur, Religionen, Bräuche, Interessen,…)
- - - Aktives Kennenlernen – Austausch mit allen Sinnen (Gespräche, Kochen, Zuhören, gemeinsam Essen,
Bewegung,…)
- - - Offenheit wahren – alle Frauen sind willkommen; Vereinnahmung des Angebotes durch eine Gruppe
vermeiden
- - - Ressourcenorientiertes Arbeiten – Stärken im Blick behalten
- - - Schaffung eines Klimas gegenseitiger Akzeptanz
Das Jugendzentrum 2getthere konnte für die Kinderbetreuung gewonnen werden.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.mittelburgenlandplus.at/
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
BEWUSSTER UMGANG MIT LEBENSMITTELN
KOCH-LERN-FEST „SPRACHEN DES GAUMENS“
LERNENDE REGION SÜDBURGENLAND PLUS
Das Regionsmanagement „südburgenland plus“ hat im Rahmen der Initiative Lernende Regionen das
KOCH-LERN-FEST entwickelt. Die Lernende Region südburgenland plus widmet sich in diesem Projekt
den Themen Genuss, Sprachen und Kultur und will die Vielfalt des burgenländischen Angebotes im Rahmen des Festes zeigen. Im Zentrum der Idee stehen die Sinne Schmecken – Hören – Sehen – Begreifen.
Das Fest wurde in drei Häusern zu je drei Themen abgehalten.
Pro Haus gab es ein Kernthema: Haus der Kulinarik, Haus der Sprache und Haus der Musik. Es wurden
Workshop und Vorträge zu den einzelnen Themen angeboten.
Foto: LEADER-Region südburgenland plus
Anhören, zuschauen, mitmachen, kosten, tratschen und viele neue Dinge kennen lernen – all das wurde im
Schulzentrum Oberwart den BesucherInnen geboten. Und so vielfältig wie das Südburgenland ist auch das
Angebot für Junge und Junggebliebene – Lieder, Tänze, Geschichten und traditionelles Handwerk der vier
Volksgruppen, köstliche regionaltypische Spezialitäten und edle Getränke zum Kosten, Schnupper-Sprachkurse, Musikinstrumente ausprobieren und vieles mehr.
Das Südburgenland ist mit seinen vier Volksgruppen eine harmonische Multi-Kulti-Region. Das zeigt sich in
der gelebten Sprachenvielfalt, den überlieferten Tänzen und Liedern und natürlich auch in der Küche. Um
dieser Vielfalt in der Kultur und in den Kochtöpfen eine gemeinsame Bühne zu bieten, wurde das KochLern-Fest „Sprachen des Gaumens“ veranstaltet. Regionaltypische Speisen, traditionelle Volkskultur und
Handwerkstechniken wurden präsentiert, der Beruf Koch/Köchin und Kellner/Kellnerin vorgestellt und
Schnupperkurse zum Erlernen von Sprachen und Musikinstrumenten neben vielen anderen Programmpunkten angeboten.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.suedburgenlandplus.at/
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
BEWUSSTER UMGANG MIT LEBENSMITTELN
RESTL-KOCHEN
LEADER-REGION DIREKT REGION: SALZBURGER SEENLAND
In der LEADER-Region Direkt Region: Salzburger Seenland geht es um kulinarische Müllvermeidung.
Die Region veranstaltete ein „Restl-Kochen“, wo Menüs aus sogenannten Resten zubereitet wurden, um so
gegen die Essenverschwendung zu wirken.
Foto: Region Salzburger Seenland
ZIELE:
- - - Informationen und Tipps „gut verdaulich“ aufbereiten
- - - Spontanität und Kreativität beim Kochen fördern
- - - Verhaltensveränderung bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen herbeiführen
Das Projekt zeigt auf, dass aus möglichst wenigen „Restln“ ein schnelles, schmackhaftes Essen zu kreieren
ist. Zielgruppe sind Erwachsene und Jugendliche, die in einer Art Wettbewerb gegen einen Koch, aus denselben Zutaten verschiedene Gerichte kochen. Die Rezepte sollen dann beispielsweise über das Seenland
WIKI für Interessierte zur Verfügung gestellt werden, um so Anregungen zu liefern, selbst kreativ der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken.
AKTIVITÄTEN WAREN U.A.:
- - - Schulung von MultiplikatorInnen, wie z.B. LehrerInnen, KöchInnen, interessierte Personen
- - - Bildungsangebote über die Salzburger Erwachsenenbildung
- - - Konzept für MultiplikatorInnen, um eigenständig Restl-Kochen zu organisieren
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.rvss.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
BEWUSSTER UMGANG MIT LEBENSMITTELN
FAIRES LEOBEN
LEADER-REGION STEIRISCHE EISENSTRAßE
„Faires Leoben“ ist eine Initiative der EWH Pirsch GmbH (Eine Welt Handel) und ADEG Schuss (InhaberInnen: Erna und Walter Schuss) gemeinsam mit dem GenussReich – Steirische Eisenstraße. PartnerIn der
Initiative sind ausgewählte bäuerliche DirektvermarkterInnen aus dem Bezirk Leoben sowie ProduzentInnen
aus den Partner-Ländern der Eine Welt Handel.
Ziel des Fairen Handels sind faire Arbeits- und Absatzbedingungen für ProduzentInnen in der Landwirtschaft, eine aufrechte ländliche Struktur mit regionalen Arbeitsplätzen und regionaler Wertschöpfung
sowie eine Vielfalt, die sich in einzigartigen Produkten, besonderer Herstellung, überliefertem Wissen und
in einer vielfältigen Landschaft ausdrückt.
Neben dem Ausbau eines Produktsortiments mit fair gehandelten internationalen sowie regionalen Produkten wird auch aktive Bildungsarbeit geleistet.
Dazu gehören Workshops und Vorträge, die BewohnerInnen der Region ansprechen sollen, sich näher mit
der landwirtschaftlichen Arbeit in der Region aber auch international auseinanderzusetzen. Für Kinder
wurde ein eigenes Erlebnisprogramm unter dem Titel „Fair erleben“ entwickelt.
Foto: Familienspiel,
LEADER-Region steirische Eisenstraße
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.faires-leoben.at/
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
BEWUSSTER UMGANG MIT LEBENSMITTELN
GENUSSREICH-KULINARIKINITIATIVE STEIRISCHE EISENSTRAßE
LEADER-REGION STEIRISCHE EISENSTRAßE
Die Kulinarikinitiative Steirische Eisenstraße wurde 2009 mit Hilfe von LEADER als Verein gegründet.
Knapp 50 Mitglieder, von landwirtschaftlichen ProduzentInnen, Genussläden, aus der Gastronomie und
HandwerkerInnen arbeiten heute an der Verbesserung des kulinarischen Angebots im Bezirk Leoben.
Dazu wurden neue Distributionsstellen für regionale Produkte errichtet, die Logistik und Qualitätssicherung
zwischen ProduzentInnen und GastronomInnen bzw. Lebensmittelgeschäften, zum Beispiel durch Mystery
Checks und Beratung, verbessert.
Regionale Produkte wurden entweder stärker auf Speisekarten sichtbar gemacht oder es wurden neue Produkte kreiert, wie den Eisenstraßenapfelsaft oder das Eisenstraßenbrot etc. Durch gemeinsames Marketing
und Veranstaltungen wurden neue Märkte und AbnehmerInnen erschlossen.
Ein Teilprojekt ist die „Frische KochSchule“ Leoben. Hier lernt man den Geschmack der Heimat kennen
und genießen. In der Frische KochSchule wird HobbyköchInnen durch renommierte regionale Spitzenköche
die hohe Kunst in der Küche näher gebracht, aber auch Schulklassen und Gruppen mit besonderen kulinarischen Wünschen die Möglichkeit des Einstiegs in die Grundkochschule geboten. Dabei kommen ausschließlich heimische und der Saison entsprechende Lebensmittel auf den Herd bzw. auf den Tisch. Die Frische
Kochschule macht die ObersteirerInnen wieder auf den Wert der gesunden, heimischen Produkte aufmerksam. Wesentlich ist dabei auch das Kochen für Kinder und mit Kindern. Sie sollen möglichst früh die gesunden Produkte der Steiermark kennen lernen. Je früher die unterschiedlichen Geschmackssinne geschärft werden, umso eher werden sich die Kinder später vielseitig ernähren.
Für Kindergartengruppen und Schulklassen aller Altersstufen gibt es eine eigens konzipierte Geschmacksschule, die sich der Tradition, der Jahreszeit und der Gesundheit verpflichtet hat.
Foto: Kochschule,
LEADER-Region steirische Eisenstraße
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.genussreich.at/
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
BEWUSSTER UMGANG MIT LEBENSMITTELN
TASTING_FORUM 2011
ÖSTERREICH
Um die besondere Qualität und den Geschmack biologischer Lebensmittel möglichst vielen
Menschen näherzubringen, führt der Freiland Verband seit 2009 für KonsumentInnen, JournalistInnen und MultiplikatorInnen regelmäßig Bio-Produktverkostungen und Präsentationen durch.
Ziel ist es, biologische Lebensmittel unterschiedlicher Kategorien und Verarbeitungsgrade zu präsentieren und dabei das weite Genusspotenzial der ausgewählten Produktgruppen sowie die besondere Bio-Qualität auch geschmacklich erfahrbar zu machen.
Bisher wurde in fast 40 Verkostungsserien das hohe Genusspotenzial der unterschiedlichsten BioLebensmittel ausgelotet. Der Bio-Genussexperte Jürgen Schmücking von Biogenussmarketing
zeigte nicht nur das richtige Verkosten, sondern sorgte auch für fachlichen Input. Auch für die passenden Getränke war gesorgt. Einen Einblick in die bereits durchgeführtenVerkostungen geben Fotodokumentationen auf der Internet-Seite von „freiland“.
Foto: Tasting_forum Öl_150113_Foto Gessl-10.jpg
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.freiland.or.at/
http://www.freiland.or.at/?Konsumentenservice:FiBL_Tasting_forum
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
BEWUSSTER UMGANG MIT LEBENSMITTELN
WHISKEY-SCHAUBRENNEREI STOANINGER
LEADER-REGION DONAU-BÖHMERWALD
Michael Jachs vom Stoaningerhof in Obermühl bei Lembach aus dem Mühlviertel veredelt Produkte aus der
Region zu hochwertigen Bränden. Am Stoaningerhof werden 20 Edelbrände, fünf Liköre und der Whiskey
„Viasaumbehmwiski“ hergestellt.
In einer neuen Schaubrennerei bietet der Stoaningerhof laufend Verkostungen und Brennseminare an. Michael Jachs führt dabei durchs „Sortiment“ und vermittelt Leidenschaft, Kompetenz und Engagement für die
Stoaninger Edelbrände und Liköre.
Foto: Michael Jachs © stoaninger
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.stoaninger.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
UMGANG MIT NATUR UND GARTEN
BILDUNGSPROGRAMM „GARTEN ALS LERNORT“
LERNENDE REGION DIREKT REGION: SALZBURGER SEENLAND
Im Salzburger Seenland wurden unter dem Motto „Leben.Energie.Bildung“ Veranstaltungen zu Umweltbildung, Lebensstil und Lebensqualität sowie Energie und Ressourcen angeboten. Konkret heißt das, dass die
Erwachsenenbildungseinrichtungen und weitere AkteurInnen im Seenland dazu passende Angebote erstellten, die regelmäßig in einem eigenen Bildungskalender in der Region bekannt gemacht wurden: z.B. Kochen mit Resten (Workshop „Kulinarische Müllvermeidung – Kochkurs für Genießer“), öffentliches Stofftaschennähen, Bildungsprogramm „Garten als Lernort“.
In diesem Bildungsprogramm wird Wissen rund um den Garten vermittelt. Zu diesen Themen wurden in öffentlichen und privaten Gärten der Region Workshops, Kurse und Seminare angeboten, bspw. Wildkräuter
am Wegesrand, Pflanzerltauschmarkt. uvm.
Foto: Region Salzburger Seenland
Selbst angebaute und geerntete Gemüse und Kräuter werden in den Mittelpunkt gerückt. Es wurde aufgezeigt, wie einfach es möglich ist, sich zu Hause ein Gemüsekisterl oder auch ein Beet anzulegen ist. In den
Workshops wurde zum Beispiel vermittelt, wie Saatgut vermehrt werden kann oder wie Obstbäume gepflegt
werden.
Zielgruppen waren Jung und Alt, sprich alle an Natur und Garten interessierten Personen in der Region.
Das Projekt Garten als Lernort wurde von den Bildungswerken, verschiedenen Bildungsinstituten, dem Verein MenschenWerk, Obst- und Gartenbauvereinen und Gesunden Gemeinden getragen.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.rvss.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
UMGANG MIT NATUR UND GARTEN
WEINGARTEN PLUS
LEADER-REGION KAMPTAL (-WAGRAM)
In der LEADER-Region Kamptal-Wagram dreht sich alles um den Wein. In Kooperation mit ARCHE
NOAH und SLOW FOOD Convivium Wachau_plus wurde das Projekt Weingarten plus durchgeführt. Mit
dem Projekt soll der traditionelle Anbau und die Verarbeitung von Obst- und Gewürzpflanzen aus dem
Weingarten, speziell Knoblauch und Pfirsich, wieder belebt und professionalisiert werden.
Fotos: Arche Noah – Schiltern & LEADER-Region Kamptal-Wagram
Zum Gesamtbild des Weingartens gehören nicht nur Weinkeller und Jausenplätze, sondern auch der Weingartenpfirsich und der Weingartenknoblauch. Es gibt nicht eine einzige Sorte des Weingartenpfirsichs. Das
Besondere am Weingartenpfirsich ist seine Art der Vermehrung. Weingartenpfisiche werden im Gegensatz
zu anderen Obstarten nicht veredelt, sondern über Samen gezogen. Sie reifen relativ spät, sind kleinfruchtig,
die Schale ist nie völlig glatt, der Geschmack meist würzig.
Der Weingartenknoblauch pflanzt sich auch ohne das Zutun des Menschen fort, sofern man ihm Platz lässt.
Kern der Initiative ist das Sammeln und Dokumentieren von Kulturpflanzen, die im Weingarten, der Kellergasse oder im Randbereich angebaut und genutzt werden bzw. früher genutzt wurden. Die gefundenen Herkunftsorte der Weingartenpflanzen werden in das Arche Noah Sortenarchiv aufgenommen. Besondere Sorten werden vermehrt und zum Kauf angeboten.
Unter der Bezeichnung WeinGARTEN_plus entsteht eine eigene Produktlinie, die den Anbau, die
Verarbeitung und die Verbreitung regional-typischer Lebensmittel beleben soll.
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.arche-noah.at/
http://www.leader-kamptal-wagram.at/
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
UMGANG MIT NATUR UND GARTEN
NATUR GENIEßEN
LEADER-REGION MITTELBURGENLAND PLUS
Die LEADER-Region Mittelburgenland plus hat gemeinsam mit WWF Österreich und Slow Food Burgenland ein umfangreiches Umweltbildungskonzept für Schulen entwickelt.
Bei diesem Konzept stehen der ökologische Fußabdruck mit dem Schwerpunkt Ernährung und seine
Auswirkung auf die Natur im Mittelpunkt.
Ernährung ist ein wichtiges Thema in Schule und Erziehung. Das Hauptanliegen des Projekts ist es, regional
erzeugte Lebensmittel, Gemüse und Obst zur richtigen Saison zu ernten. Damit soll ein gemeinsames Umdenken in Sachen Ernährung erreicht werden.
Das Motto ist Biodiversität zum Angreifen – „Kulturlandschaft“ versus „Naturlandschaft“. Dazu wurde gemeinsam von allen ProjektpartnerInnen eine dreitägige Bildungsmaßnahme für SchülerInnen am Seewinkelhof konzipiert, die für Schulen buchbar ist.
Fotos: LEADER-Region Mittelburgenland
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.wwf.at
http://www.slowfoodburgenland.at
http://www.mittelburgenlandplus.at/
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
UMGANG MIT NATUR UND GARTEN
GARTENKINDER
LEADER-REGION STEIRISCHE EISENSTRAßE
Die Idee des Projekts „Gartenkinder“ ist es, den Kindern der Region das Anbauen von Obst, Gemüse und
Kräutern wieder nahe zu bringen. In der „KinderGärtnerei“ wird die biologische Kreislaufwirtschaft – Bodenpflege, Anzucht, Wachstum und Ernte – vermittelt.
Angebote sind
- - - Gemeinsames Gestalten und Erleben im Garten
- - - Baumschnittkurse
- - - Projekttage für Schulen und Gruppen
- - - Kräuterwanderungen
- - - Ferienspaß
- - - Feste feiern
- - - Kindergeburtstage
- - - Erntedankfest
Neben dem Garten in St. Michael befindet sich in Kraubath der Waldgarten „Tripstrü“. Kräuter, Stauden und
Heckenpflanzen dienen dort dem Schutz bedrohter Hummelvölker. Ein Walderlebnispfad in die Au, ein
Ziehbrunnen, der Sandspielplatz und ein Tipi machen den Garten zum Kinderabenteuerplatz.
Fotos: © Herzbergland
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.gartenkinder.at/
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
UMGANG MIT NATUR UND GARTEN
SCHULE AM BAUERNHOF/ERLEBNIS ALM
LEADER- STEIERMARK
Schule am Bauernhof wird seit 1998 in Österreich angeboten, um Kindern und Jugendlichen einen Einblick in die Landwirtschaft zu ermöglichen. So können die Erzeugung von Lebensmitteln und die Haltung
von Nutztieren direkt am Bauernhof erlebt werden. Kinder sollen dabei ein Wissen über die Produktion erfahren, um entsprechend sensibilisiert und später mündige KonsumentInnen zu werden. Schule am Bauernhof schafft auf diese Weise ein besseres Verständnis für ökologische und ökonomische Zusammenhänge,
aber auch für verschiedene Bewirtschaftungsformen, Herkunft und Produktionsweisen von Lebensmitteln
und für neue Entwicklungen in der Landwirtschaft. Dabei wird auch kritischen Aspekten, wie etwa den Themen Grundwasser oder Tierhaltung nicht ausgewichen. Die heutige Landwirtschaft kann damit unverfälscht
und praxisnah dargestellt werden. Alleine in der Steiermark gibt es mehr als 100 aktive Schule am Bauernhof-Betriebe.
Auch „Erlebnis Alm“ macht die Natur begreifbar und stellt die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft
und Umwelt dar, um ein Bewusstsein für den Wert heimischer Lebensmittel zu schaffen. Bei diesem Angebot wird speziell auf die Aufgaben und Funktionen der Almwirtschaft eingegangen. Dabei wird für einen
Tag das Klassenzimmer gegen eine Almwiese getauscht, um auf spielerischem Weg den sanften Einstieg in
ein vielschichtiges und abwechslungsreiches Thema zu schaffen. Erlebnis Alm ist aber nicht nur ein Angebot für Schülerinnen und Schüler, sondern für alle, die sich für nachhaltige Landwirtschaft, die Herkunft unserer Lebensmittel und die Besonderheiten der Almwirtschaft interessieren.
Foto: © Andrea Enzenhofer
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.schuleambauernhof.at/
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
UMGANG MIT NATUR UND GARTEN
HOFGÄRTEN LINZ-LAND
ARGE HOFGÄRTEN LINZ-LAND
Die Hofgärten sind ein Zusammenschluss von landwirtschaftlichen Betrieben, die für die Öffentlichkeit ihre
Gartentüren öffnen.
Die HofgärtnerInnen führen dabei mit Fachwissen durch die Gärten, die verschiedenen Themen gewidmet
sind: Festgarten, Iduna Garten, Landgarten, Hochzeits- und Bewegungsgarten, Paradiesgarten, Küchengarten, Gemüse-Vielfalt-Garten, Lebensgarten, Heil- und Kräutergarten, Themen-Kräutergarten, Ruhegarten
und Wassergarten. Gemeinsam werden auch eigene Veranstaltungstage konzipiert, wie etwa der Tag der offenen Gartentür etc.
Dabei sollen Gartenkultur und Wissen vermittelt, Erfahrungen ausgetauscht und die Begeisterung für Gärten vermehrt werden. Gerade die Genuss- und Heilgärten liefern Wissen und ein Verständnis dafür, wo unsere Lebensmittel herkommen.
Foto: Kräutergarten Bernadette & Johann Schützenhofer
Foto: Küchengarten Reinhard Gartner
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
http://www.hofgaerten.at/
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
AKTIONSPROGRAMME ZUR ERNÄHRUNG
IM FOLGENDEN KAPITEL WERDEN DREI PROGRAMME BESCHRIEBEN, DIE ERNÄHRUNG ALS SCHWERPUNKT SETZEN. Damit sollen mögliche Netzwerke, Förderstellen und KooperationspartnerInnen präsentiert werden.
FOND GESUNDES ÖSTERREICH – FGÖ
Der Fond Gesundes Österreich ist die nationale Kompetenz- und Förderstelle für Gesundheitsförderung und einer von drei Geschäftsbereichen der Gesundheit Österreich GmbH. Bund, Länder und Gemeinden stellen gemeinsam das jährliche Budget bereit. Der Arbeit liegt das Gesundheitsförderungsgesetz aus
dem Jahr 1998 zu Grunde.
Die Umsetzung der Ziele und Schwerpunkte erfolgt auf zwei Ebenen. Einerseits geht es um die finanzielle
Förderung von Projekten, die von Personen formuliert und beim FGÖ eingereicht werden, andererseits um
die Initiativen, die vom FGÖ konzipiert und selbst oder mit PartnerInnen umgesetzt werden. Dieser Bereich
betrifft sowohl Information und Aufklärung als auch die Konzeption und Durchführung von Veranstaltungen
(www.fgoe.org/der-fonds, 18.12.2014).
Der FGÖ veröffentlicht dreimal jährlich das Magazin „Gesundes Österreich“. Es befasst sich mit den AkteurInnen, dem theoretischem Know-how sowie mit Praxisprojekten aus dem Bereich der Gesundheitsförderung. Die Hauptaufgabe des FGÖ ist die Förderung von Projekten. Das bedeutet, es geht um zeitlich begrenzte Aktivitäten im Feld der Gesundheitsförderung und Primarprävention, denen ein umfassender Gesundheitsbegriff zugrunde liegt.
Förderung ist möglich für:
- - - praxisorientierte Projekte in allen Settings
- - - betriebliche Gesundheitsförderungsprojekte
- - - kommunale Gesundheitsförderung – „Gemeinsam gesund in...“
- - - Fort- und Weiterbildung und Vernetzung
- - - Internationale Projekte (www.fgoe.org/projektfoerderung,18.12.2014)
Für diese Publikation wurden exemplarisch jeweils zwei Projekte aus der Projektkategorie Kommunale Projekte – „Gemeinsam gesund in …“ – und der praxisorientierten Projekte aus der Projektdatenbank des FGÖ
ausgewählt.
KOMMUNALE PROJEKTE – „GEMEINSAM GESUND IN …“
1. Essbare Gemeinde
2. Gemeinsam gesund in St. Veit und Umgebung
PRAXISORIENTIERTE PROJEKTE
3. „Stärken stärken“ Regionales Kindergarten- und Volksschulprojekt im Kontext der Gesundheitsziele
Steiermark sowie des FGÖ Schwerpunktes „Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“
4. Erlebnis Essen
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
1. ESSBARE GEMEINDE
PROJEKTKATEGORIE
Kommunale Projekte – „Gemeinsam gesund in …“
Die Essbare Gemeinde ist ein Projekt zur Vertiefung des sozialen Zusammenlebens. Hierfür wurden Hochbeete errichtet sowie Vorträge und Workshops zum Thema „Gesunde Ernährung – und was kann ich
selbst dazu beitragen“ veranstaltet. Zusätzlich wurden Schautafeln errichtet, die in verständlicher Form ernährungsrelevante und umweltspezifische Zusammenhänge erklären und durch die Errichtung eines Lehrpfades pädagogische Aufgaben erfüllen. Das Thema dient als Zugpferd, mit dem mehr Nachbarschaftsdenken und soziales Miteinander gefördert werden kann. Darüber hinaus steht das im Rahmen des Projekts kultivierte Obst und Gemüse allen BewohnerInnen des Ortes frei und unentgeltlich zur Verfügung.
Foto: Heiligenkreuz am Waasen: Essbare Gemeinde Broschüre
Informationen von:
http://www.fgoe.org/projektfoerderung/gefoerderte-projekte/FgoeProject_4139
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
2. GEMEINSAM GESUND IN ST. VEIT UND UMGEBUNG
PROJEKTKATEGORIE
Kommunale Projekte – „Gemeinsam gesund in …“
Dieses kommunale Projekt zur Herz-Kreislauf-Gesundheit wurde über ein Jahr in der Salzburger Gemeinde
St. Veit im Pongau umgesetzt. Als Kick-off-Veranstaltungen wurden auf breiter Basis gesundheitsfördernde
Angebote im Rahmen der „Gesundheitstage im Heilklima“ angeboten.
Geboten wurden Vorträge ebenso wie ein Kochkurs zum Thema „Gesund mit regionalen Produkten“. Eine
Befragung der Bevölkerung über ihren gesundheitlichen Zustand, ihre Wünsche und fehlende Angebote zur
Gesundheitsförderung unterstrich die Bedeutung des Projektes.
Es wurden verschiedene Aktivitäten zu drei Schwerpunktbereichen gesetzt:
1. Mehr Bewegung: Das Ziel ist, zusätzliche Bewegungsangebote anzubieten, um inaktive Bevölkerungsgruppen zu regelmäßiger Bewegung auf dem Energie-Gesundheitsparcours zu animieren.
2. Gesunde Ernährung: Ein weiteres Ziel ist, die Bevölkerung für eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit regionalen Produkten zu sensibilisieren, so dass sie diese Lebensmittel in ihren täglichen Speiseplan einbauen. All jene, die abnehmen wollen, haben die Möglichkeit, am Programm Schlank-fit-gesund
teilzunehmen.
3. Den dritten Schwerpunktbereich bildet das Schulprojekt „Gesundheit ist WERTVOLL", welches
VolksschülerInnen in St. Veit und den Nachbargemeinden in spielerischer Form die grundlegenden Faktoren des gesunden Lebens in einem Projektunterricht vermittelte.
Fotos: Gemeinsam Gesund St. Veit im Pongau
Im Rahmen einer „Gesundheits-Bildungswoche“ wurden die Aktivitäten gemeinsam von allen KooperationspartnerInnen der Region reflektiert und Bilanz gezogen, welche Aktionen gut gelungen sind. Nach anschließender Analyse, wo noch Handlungsbedarf besteht, konnte festgelegt werden, mit Hilfe welcher Maßnahmen die positiven Projekterfahrungen in die Routine des Alltagslebens zu integrieren wären.
Die Information der Bevölkerung erfolgt weiterhin laufend durch verschiedene lokale und regionale Medien,
vor allem über die Homepage www.gesundheit-im-heilklima.at , durch Veranstaltungen und Flyer sowie Programmhefte.
Informationen von:
http://www.fgoe.org/projektfoerderung/gefoerderte-projekte/FgoeProject_532
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
3. „STÄRKEN STÄRKEN“ REGIONALES KINDERGARTEN- UND VOLKSSCHULPROJEKT IM KONTEXT DER GESUNDHEITSZIELE STEIERMARK SOWIE DES FGÖ
SCHWERPUNKTES „PRÄVENTION VON HERZ-KREISLAUF-ERKRANKUNGEN“
PROJEKTKATEGORIE
Praxisorientierte Projekte
Der Kindergarten und die Volksschule zählen sowohl für Kinder als auch für PädagogInnen neben der Familie zu einem der wichtigsten Lebensräume, in dem viel Zeit verbracht wird. Das Ziel des Projektes war, in
Kindergärten und Volksschulen positive Rahmenbedingungen für gesundheitsfördernde Bewegung und Ernährung zu schaffen.
Das Projekt wurde in Kindergärten und Volksschulen in den steirischen Bezirken Hartberg, Judenburg und
Murau umgesetzt. Die Maßnahmen setzen sowohl an der Verhaltens- als auch an der Verhältnisebene an.
ZIELSETZUNGEN UND MAßNAHMEN IM PROJEKT: Die teilnehmenden Kindergärten und Schulen
sollen im Laufe des Schuljahres eigenständig und eigenverantwortlich strukturelle Veränderungen für mehr
Möglichkeiten zu gesunder Ernährung und Bewegung umsetzen.
Beispiele waren eine regelmäßig angebotene gesunde Jause, die Durchführung von Bewegungspausen
und/oder von regelmäßigen Bewegungseinheiten. Zudem wurden die PädagogInnen im Bereich ihrer Handlungspielräume gefördert, wodurch sie positiv auf das Verhalten der Kinder und auf die Verhältnisse Einfluss nehmen konnten.
Zur Erreichung dieser Ziele erhielten die Kindergarten- und VolksschulpädagogInnen jeweils zwei Fortbildungen zu den Schwerpunktthemen Bewegung und Ernährung, wodurch sie die Möglichkeit erhielten, die
angesprochenen strukturellen Veränderungen in ihrer Umgebung vorzunehmen. In dieser Phase wurden außerdem z.B. für die PädagogInnen Workshops zu Bewegung und Ernährung angeboten, die regionale
ReferentInnen leiteten.
Fotos: Styria vitalis
Erfolge aus dem Projekt:
- - - Einige Volksschulen sind seitdem im Netzwerk Gesunde Volksschule
- - - Weiterführendes Pilotprojekt „Netzwerk Gesunder Kindergarten“, welches in Kooperation mit der
STGKK umgesetzt wird (www.gesunder-kiga.at)
Informationen von:
http://www.fgoe.org/projektfoerderung/gefoerderte-projekte/FgoeProject_2575
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
4. ERLEBNIS ESSEN
PROJEKTKATEGORIE
Praxisorientierte Projekte
Das Projekt „Erlebnis Essen“ verfolgte das Ziel, durch Seminare und Geschmacksschulungen unterschiedliche Zielgruppen – SchulköchInnen, Kinder in Schulen, einzelne Erwachsene und ganze Firmen – für gesunde Ernährung zu motivieren.
Ein besonderer Schwerpunkt lag im genussvollen Umgang mit Speisen und Getränken. Primär wurde also
vermittelt, dass Essen und Trinken mit Freude und Genuss verbunden sind.
In Kooperation mit der Landes-Sanitätsdirektion OÖ konnten im Zeitraum von zwei Jahren acht Weiterbildungsveranstaltungen für SchulköchInnen zum Thema „Schnelle Kinderküche“ konzipiert und umgesetzt
werden.
Für Kinder ist eine sogenannte Geschmacksschule entstanden, in deren Rahmen die Sinne angesprochen
werden, Freude und Neugier auf empfehlenswerte Lebensmittel geweckt und auf die Herkunft der Lebensmittel aufmerksam gemacht werden soll.
Geschulte SeminarbäuerInnen haben ca. 150 Veranstaltungen an oberösterreichischen Schulen abgehalten.
Auch für Erwachsene wurden Seminare organisiert, bei denen die genussorientierte Verwendung und Verkostung empfehlenswerter Lebensmittel im Mittelpunkt standen. Für Firmen und Organisationen wurden
sogenannte Fit-Pakete entwickelt und angeboten, die sowohl Geschmacksseminare, als auch Wohlfühl- und
Bewegungskurse und Informationen über sinnvolle Ernährung beinhalteten. Zur Unterstützung der Veranstaltungen wurden auch Informationsfolder erstellt und verteilt.
Foto: © Steven Jamroofer – Fotolia
Informationen von:
http://www.fgoe.org/projektfoerderung/gefoerderte-projekte/FgoeProject_1357
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
GENUSSREGIONEN ÖSTERREICH – ZUKUNFT MIT QUALITÄT UND
REGIONALITÄT
VON MARIA STROHMEIER
GenussRegionen Marketing GmbH, Wien
2015 blickt die GENUSS REGION ÖSTERREICH auf eine zehn- jährige Erfolgsgeschichte zurück.
2005 vom damaligen Landwirtschaftsminister Josef Pröll gemeinsam mit den AgrarlandesrätInnen gegründet, hat sie sich inzwischen zur Leitinitiative für saisonale, regionale und echte Lebensmittel entwickelt.
Mehr als 4000 Mitgliedsbetriebe aus Landwirtschaft, Handel, Gastronomie und Tourismus geben dafür täglich ihr Bestes und pflegen die kulinarischen Schätze Österreichs. GENUSS REGION ÖSTERREICH steht
für Regionalität, Authentizität und Herkunftssicherheit.
EINE KURZER AUSZUG AUS DER GESCHICHTE DER GENUSS REGION ÖSTERREICH:
2005 – 2007:
- - - Die Marke wurde top down umgesetzt
- - - Erste Schritte: Logo Regionalsujets, Regionstafeln, Auszeichnungsveranstaltungen – PR und Events im
Mittelpunkt
ab 2007:
- - - Corporate Design – Entwicklung unter Leitung des Ministerbüros
- - - Nutzungsvereinbarungen für die Partnerbetriebe
ab 2008:
- - - Institutionalisierung
- - - Gründung der GRM GenussRegionen Marketing GmbH: Marketingorganisation als zentrale
Kooperations- und Innovationsstelle für die Planung und operative Umsetzung
- - - Absatzorientierung für regionale Spezialitäten:
- Handel, Gastronomie, Partnerschaften, Weiterentwicklung der Regionen
- Qualitäts- und Herkunftssicherung
- Produktbranding
- Markenentwicklung und Markenpflege
- - - Nutzungsvereinbarungen – Lizenzen (derzeit über 8.000)
- - - Aufbau der regionalen Vereine und Gründung des Dachverbandes Genuss Region Österreich als
Interessensvertretung der GenussRegionen. Der Dachverband sichert die Mitsprache der regionalen
Vereine bei allen PartnerInnen und Organisationen und ist federführend für die strategische Weiterentwicklung der Initiative verantwortlich. Er wirbt PartnerInnen, SponsorInnen und FreundInnen der Ge
nussRegionen, fördert den Erfahrungsaustausch, zeichnet Leistungen aus und stellt diese in der Öffent
lichkeit dar.
- - - Kriterien für die Auszeichnung neuer GenussRegionen und für die Verlängerung bestehender Genuss
Regionen durch das BMLFUW
- - - Mit dem BMLFUW und der AMA-Marketing abgestimmte Weiterentwicklung der Kriterien
- - - Überprüfung der Regionen – Verlängerung oder Auslaufen
- - - Zulassung neuer Regionen – Bewerbung für den Kandidatenstatus
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
2014:
- - - Auszeichnung mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Bildungseinrichtungen
AUSGANGSSITUATION JÄNNER 2015:
- - - Über 100 GenussRegionen – davon einige in Überprüfungsstatus, Auszeichnung zweier neuer GenussRegionen sowie der ersten Partnerregion, auslaufende Regionen (Aberkennung), zwei neue GenussRegionen, eine Partnerregion,
- - - 82,6 % Markenbekanntheit, bereits 80 % aller Gemeinden sind Teil einer GenussRegion
- - - Rund € 150 Mio jährlicher Umsatz mit Leitprodukten, 35.000 direkt mit GENUSS REGION ÖSTERREICH verbundene Arbeitsplätze, über 100.000 ehrenamtliche geleistete Arbeitsstunden jählich
Die GENUSS REGION ÖSTERREICH-Landkarte wird nach dem In-Kraft-Treten der der Kuratoriumsbeschlüsse mit Ende März aktualisiert.
DIE REGION ALS BASIS, IHRE POTENTIALE UND INSTRUMENTE
Abbildung von GENUSS REGION ÖSTERREICH
PARTNER/INNENAUSZEICHNUNGEN ENTLANG DER WERTSCHÖPFUNGSKETTE – DAS
GENUSSABC DER GENUSS REGION ÖSTERREICH:
Das Angebot „Genuss ab Hof“ richtet sich an Produktions- und Verarbeitungsbetriebe
mit aufrechter Nutzungsvereinbarung, die als DirektvermarkterInnen tätig sind. Der
Betrieb befindet sich in einer GenussRegion und ist zertifiziert (Bio, Gutes aus meiner
Region, Gutes vom Bauernhof, AMA). Das Leitprodukt der jeweiligen GenussRegion
wird von dem Betrieb produziert und/oder verarbeitet und ab Hof vertrieben.
„GenussBauernhof“ ist eine besondere Auszeichnung für Betriebe in einer GenussRegion, die durch ihre Produktion, ihr Wirtschaften und ihr Angebot den Gedanken von
qualitativ hochwertigen regionalen Spezialitäten, die sorgfältig produziert sind, in besonders hohem Ausmaß repräsentieren. Darüber hinaus hat ein „GenussBauernhof“ nicht nur Produkte aus der eigenen GenussRegion, sondern bietet zumindest regionale Spezialitäten aus fünf verschiedenen österreichischen GenussRegionen für die
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
KonsumentInnen an. Dazu kommt, dass neben dem kulinarischen Angebot auf einem „GenussBauernhof“ die GenussRegion selbst durch ein besonderes Dienstleistungsangebot erlebbar wird.
Ein GenussCafé ist ein traditionelles Kaffeehaus, das einerseits den typisch österreichischen Kaffeehaus-Charme bietet und andererseits die Leitprodukte aus den GenussRegionen Österreichs in den Mittelpunkt ihres Sortiments stellt. Analog zum GenussWirt muss Regionalität, Saisonalität und die österreichische Gastfreundschaft im Zeichen der GENUSS REGION ÖSTERREICH gelebt werden.
Auf den schönsten Almen, in den schönsten Berglandschaften: Die GenussHütte besticht als Alm-, Ski- oder Wanderhütte durch ihr kulinarisches Angebot. Analog zum
GenussWirt muss Regionalität, Saisonalität und die österreichische Gastfreundschaft
im Zeichen der GENUSS REGION ÖSTERREICH gelebt werden.
Kurze Transportwege, regionale Wertschöpfung und spürbare Qualität der Produkte aus der GENUSS REGION ÖSTERREICH und von „Gutes vom Bauernhof" zeichnen den GenussLaden aus. Jeder
GenussLaden profitiert von einer produzentennahen Vertriebsstruktur, bei der qualitativ hochwertige Produkte aus der Region das Sortiment bereichern. Auf diese Weise wird ein neues Angebot geschaffen, das von GroßverteilerInnen nicht angeboten
werden kann und die Produktpalette damit vom Mitbewerb abhebt. Erreicht wird diese einzigartige Differenzierung durch eine uniforme Markenführung, die sich sowohl im gesamten Werbekonzept, als auch im einheitlichen Shop-Design widerspiegelt.
Kurze Transportwege, regionale Wertschöpfung und spürbare Qualität der Produkte
aus der GENUSS REGION ÖSTERREICH zeichnen den „GenussPartner Handel“ aus: Knapp 200 Handelsbetriebe in ganz Österreich überzeugen durch ausgezeichneten Service, erlesene Produktauswahl und gelebte Tradition. So bieten sie den
KonsumentInnen die regionalen Schätze Österreichs unter dem Dach der größten Kulinarik-Initiative Österreichs.
Die Auszeichnung der GENUSS REGION ÖSTERREICH zum „GenussPartner Handel“ ist begehrt – sie
zeichnet Feinkost-, Spezialitäten- und Lebensmittelhändler aus, deren Sortiment durch eine reiche Vielfalt
an hochwertigen Produkten aus den GenussRegionen Österreichs besticht.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
„GenussWirtInnen“ sind die gastronomischen Aushängeschilder der Initiative GENUSS REGION ÖSTERREICH. Nur die besten Wirtshäuser und Restaurants dürfen
sich mit diesem Titel – und somit mit einer der begehrten Plaketten zur Kennzeichnung des Betriebs – schmücken.
Um GenussWirtInnen werden zu können, müssen eine Reihe von Kriterien erfüllt werden. So zum Beispiel das Führen von mindestens zwei Leitprodukten der GENUSS
REGION ÖSTERREICH über das gesamte Jahr hinweg. Darüber hinaus wird auch bewertet, ob die Marke GENUSS REGION ÖSTERREICH für den KonsumentInnen klar und transparent
sichtbar gemacht wurde – zum Beispiel in der Speisekarte, mit Flaggen vor dem Betrieb oder auch durch
Tischaufstellern.
Die „GenussWirtInnen“ Österreichs stehen wie keine anderen Gastronomie-Betriebe für Herkunfts- und
Qualitätssicherheit ihrer angebotenen Produkte. Sie leben Regionalität, Saisonalität und die österreichische
Gastfreundschaft – und das täglich. Vier Mal im Jahr schöpfen diese WirtInnen im Rahmen der GenussWochen aus dem Vollen und zeigen wie sie aus saisonalen und regionalen Lebensmitteln im Einklang mit den
vier Jahreszeiten einzigartige Gerichte zaubern.
Jedes Jahr findet die Wahl zum „GenussWirtIn des Jahres“ statt, bei der die besten „GenussWirtInnen“ in
jedem Bundesland und der beste „GenussWirtIn“ Österreichs ausgezeichnet werden.
Mit LebensmitteleinzelhändlerInnen und GroßhändlerInnen geht die GENUSS REGION ÖSTERREICH sogenannte „PremiumPartnerschaften“ ein. Unterschiedliche
Module stehen dabei zur Auswahl. Ein solches Angebot sind zum Beispiel „GenussRegale“, die im jeweiligen Handelsbetrieb prominent präsentiert werden können. In
einem solchen Regal finden sich eigens zusammengestellte Sortimente von GENUSS
REGION ÖSTERREICH-Leitprodukten und anderen Marken (Gutes aus meiner Region, Gutes vom Bauernhof, Regional veredelt). Als PremiumPartner Handel der GENUSS REGION ÖSTERREICH stehen Leistungen wie die Markennutzung der GRÖ, Datenerhebung potentieller LieferantInnen, Unterstützung bei Sortiment Erstellung und Einlistung, Benützung von Druck-PDF´s
zur Werbemittelproduktion, eine eigene Hotline, Workshops, Werbematerial und vieles mehr zur Verfügung.
POSITIONIERUNG 2020 – LEITSÄTZE 2020
DIE ZEHN ZENTRALEN VORTEILE DER GENUSSREGIONEN ÖSTERREICHS
BIS INS JAHR 2020
1. WIR WOLLEN NOCH MEHR KRAFT AUS DEN REGIONEN!
Ziel ist, Regionalentwicklung mit qualitativem Wachstum durch die Zusammenarbeit aller Akteure entlang
der Wertschöpfungskette und zwischen Landwirtschaft, Handel, Gastronomie, Gewerbe und Tourismus und
unter enger Einbeziehung der Gemeinden als MultiplikatorInnen zu erlangen. Die Fokussierung auf die Leistungsfähigkeit der Regionen soll die Eigeninitiative der Regionen stärken und die Verschränkung aller Akteure sowie die Innovationskraft fördern.
2. WIR WOLLEN BESSERE PREISE DURCH ECHTEN MEHRWERT!
Ziel ist, mit klar gekennzeichneten Produkten den KonsumentInnen ein Genießen mit gutem Gewissen zu
ermöglichen. Produkte aus der GENUSS REGION ÖSTERREICH sind nicht nur nachhaltig erzeugte, regionale Lebensmittel von besonderer Qualität, sondern auch Teil vitaler Regionen und immaterielles Kulturgut,
und als solche Teil der regionalen Identität. Auch diese Werte werden mit dem Kauf der Produkte und der
Nutzung der regionalen gastronomischen und touristischen Angebote unterstützt. Diese Wertschätzung bedeutet auch, dass Preisaktionen und Schleuderpreise keine Option für GenussRegions-Produkte sind.
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3. WIR WOLLEN KLARHEIT FÜR DIE KONSUMENT/INNEN ÜBER HERKUNFT UND QUALITÄT!
Ziel ist der Ausbau der regionalen Versorgung in Österreich. Mit dem regionalen Warenkorb soll der Sehnsucht der KonsumentInnen nach Klarheit in der Kennzeichnung und nach mehr Regionalität entsprochen
werden. GENUSS REGION ÖSTERREICH bietet Produkte mit dem Credo, „Wo drin ist, was drauf steht!“.
Frische, in der Region erzeugte und verarbeitete Produkte mit kurzen Transportwegen sollen die Nachhaltigkeit stärken und Teil der Daseinsvorsorge werden. Dabei sollen alle Qualitätsstufen von der breiten Basis bis
zum Premiumprodukt in der Markenfamilie abgedeckt werden.
4. WIR WOLLEN VORREITER BEI HERKUNFTSSCHUTZ UND QUALITÄT SEIN!
Ziel ist, die Regionen bei der Erlangung des EU-Herkunftsschutzes (Herkunftsschutz durch die europäischen
Gütezeichen: geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.), geschützte geografische Angabe (g.g.A.) und garantiert traditionelle Spezialität (g.t.S.)) zu unterstützen und zusätzlich den qualitätsdefinierten Herkunftsschutz
in Österreich auszubauen. Wir sind Service- und Koordinierungsstelle für den nationalen sowie den EU-Herkunftsschutz. Wir erkennen regionale Spezifikationen in Österreich als Grundlage für die regionale Produktion und Verarbeitung von Spezialitäten an. Das regionale Qualitätskomitee ist für eine lückenlose Einhaltung der definierten Standards verantwortlich. Einzigartigkeit ist dabei die organisatorische Basis für Herkunftsschutz in der Region wie auch überregional. Begleitend dazu werden die Regionen mit einem spezifischen Bildungsangebot unterstützt.
5. WIR WOLLEN DIE VIELFALT DES ANGEBOTES STÄRKEN!
Ziel ist, in Österreich auch weiterhin eine Vielfalt an regionalen Lebensmitteln, auch mit alten und lokalen
Hofsorten und seltenen Rassen als Teil der Biodiversität, zu haben. Den KonsumentInnen soll eine breite
Wahlmöglichkeit geboten werden. Ein vielfältiges Angebot auf ProduzentInnen-, Verarbeitungs- und AnbieterInnenseite sowie in Tourismus- und Freizeitorganisationen schafft auch Platz für kleinstrukturierte, bäuerliche Landwirtschaft und kleine Handels- und Verarbeitungsbetriebe. Ziel ist auch die Stärkung der regionalen Versorgungsstruktur (Bäcker, Fleischhauer, Handwerksbetriebe etc.), wobei die Lebensmittel-Nahversorgung ein zentraler Bestandteil der Daseinsvorsorge ist.
6. WIR WOLLEN REGIONALE PRODUKTE UND REGIONALE ANGEBOTE ALS ZUKUNFTSCHANCE INBENACHTEILIGTEN UND EXPONIERTEN GEBIETEN!
Ziel ist, mit regionalen Produkten von besonderer Qualität, sowie mit Erlebnis- und Freizeitangeboten (wie
GenussHütte, GenussWirte, GenussBauernhof etc.) auch für bäuerliche Betriebe in benachteiligten Gebieten
eine zusätzliche Zukunftsperspektive zu eröffnen. (wie z. B. Großarltaler Bergbauernkäse)
7. WIR WOLLEN LEBENSMITTEL AUS KLEINBÄUERLICHEN UND GEWERBLICHEN BETRIEBEN UND DEREN REGIONEN IN URBANEN BALLUNGSRÄUMEN VERFÜGBAR MACHEN!
Ziel ist, die Angebote an regionalen Lebensmitteln nicht nur im Zuge von Veranstaltungen, die weiter auszubauen sind, sondern auch dauerhaft in den urbanen Ballungsräumen für die KonsumentInnen verfügbar zu
machen (z.B. GenussHauptstadt Graz). Dazu bedarf es neben dem Aufbau von speziellen Vertriebskanälen
auch einer weiteren Etablierung in der Gastronomie und im Handel.
8. WIR WOLLEN INTERNATIONALER VORREITER BEI DER ZUSAMMENARBEIT REGIONALER INITIATIVEN SEIN!
Ziel ist, eine Stärkung regionaler Lebensmittel in ganz Europa sowie der Austausch und Know-how-Transfer
zwischen den einzelnen regionalen Initiativen in Europa. Mit der Vernetzung innerhalb Europas sollen regionale Lebensmittel entsprechend dem KonsumentInnenwunsch auch auf EU-Ebene einen entsprechenden
Stellwert haben. Ziel ist aber auch, unsere Regionen mit ihren Produkten und Angeboten international bekannt zu machen und für sie neue Chancen zu eröffnen.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
9. WIR WOLLEN DEN SCHULTERSCHLUSS MIT DEN KONSUMENT/INNEN!
Als „FreundInnen der GENUSS REGION ÖSTERREICH“ können die KonsumentInnen Teil der Regionen
werden, und sich so unmittelbar in die Entwicklung der Regionen einbringen, deren Eigeninitiative stärken
und für eine positive Zukunft regionaler Angebote und regionaler Kultur sorgen.
10. WIR WOLLEN BEI NEUEN REGULATIVEN, DIE KLEINE LEBENSMITTEL-, TOURISMUSUND GASTRONOMIEBETRIEBE IMMER STÄRKER UNTER DRUCK BRINGEN, PRAXISGERECHTE LÖSUNGEN FINDEN!
Ziel ist, für die Betriebe im Bereich der Lebensmittelkennzeichnung einfache und sichere Tools zur Verfügung zu stellen, um die neuen Anforderungen zu bewältigen, und nachvollziehbare Ketten über viele Stationen zu haben. Dabei ist auch moderne Technologie zu nutzen und die Betriebe sind mit im Handel etablierten internationalen Kennzeichnungselementen (EAN) zu unterstützen.
WIR UNTERSTÜTZEN DIE GENUSSREGIONEN AUF IHREM WEG!
Abbildung von GENUSS REGION ÖSTERREICH
FOKUS AB 2015:
- - - Synergieeffekte durch Zusammenarbeit mit Organisationen in allen GenussRegionen (KoordinatorInnentätigkeit)
- - - Rahmenbudget für die Umsetzung der bottum-– up Bedürfnisse – definierte regionale Leistungsprozesse
- - - GenussWochen mit noch stärkerem Regionalbezug
FÖRDERUNG DER EIGENINITIATIVEN DER REGIONEN IN FOLGENDEN BEREICHEN:
- - - Produkt- und Dienstleistungsinnovation
- - - Professionalisierung der Produktauszeichnung und -auslobung
- - - Weiterentwicklung der einzelnen PartnerInnen in den GenussRegionen
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
- - - Veranstaltungen/Events in allen Regionen
- - - Absatzförderung
- - - Vertiefung der regionalen Kooperationen und Partnerschaften
- - - Verbreiterung der Angebots- und Dienstleistungspalette (regionaler Warenkorb)
- - - Aktivitäten zur WIR- Kultur
- - - Effiziente Struktur
- - - Qualitäts- und Herkunftssicherung fortsetzen
- - - Biodiversität – besondere Qualitäten zur Steigerung von Biodiversität und Klimaschutz fördern
- - - Spezifikationen der Leitprodukte optimieren und umsetzen
- - - Herkunftsschutz in der EU und national forcieren
BILDUNGSZIELE:
- - - Erlangen von hochwertigen Qualifikationen aller AkteurInnen (anerkannte Ausbildungen, Seminare im
Rahmen des Bildungsangebotes, Schulung der LizenznehmerInnen aller Sparten)
- - - Lösung von regionsspezifischen Herausforderungen durch zur Verfügung Stellung von FachexpertInnen
direkt an die Regionen (projektbegleitende Bildungsmaßnahmen mit Fokus Wertsteigerung und Absatzförderung; Produktentwicklung; Projektmanagement; Klimaschutz, Diversität; Qualitätsmanagement –
Umsetzung und Vertiefung der Spezifikationen, Kombikontrolle; WIR-Kultur stärken, Aufbau und Stärkung von Partnernetzwerken; Aufbau und Stärkung der Marketingkompetenz der LizenzpartnerInnen.
Abbildung von GENUSS REGION ÖSTERREICH
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
SLOW FOOD ÖSTERREICH
Slow Food ist eine Initiative, um den gesellschaftlichen Tendenzen von Fast Food und Fast Life entgegenzuwirken. Lokale Esstraditionen sollen wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. Das Hauptaugenmerk liegt darauf zu vermitteln, woher das Essen kommt und wie Nahrung schmeckt. Carlo Pertrini,
Präsident des internationalen Vereins „Slow Food“ beschreibt dies folgendermaßen: „Ich möchte die Geschichte einer Speise kennen. Ich möchte wissen, woher die Nahrung kommt. Ich stelle mir gerne die Hände
derer vor, die das, was ich esse, angebaut, verarbeitet und gekocht haben“ (http://www.slowfoodaustria.at/ ,
19.03.2015).
Slow Food verteidigt das Recht auf Genuss, fördert gute, saubere und faire Lebensmittel, unterstützt lokale
ProduzentInnen und Lebensmittel und verbindet ProduzentInnen und KoproduzentInnen.
Es ist eine Initiative, die in viele kleinere, lokale Einheiten – sogenannte Conviven – aufgeteilt ist. Diese
agieren eigenständig auf lokaler Ebene. Sie organisieren Veranstaltungen und Projekte und werben neue
Mitglieder an.
SLOW FOOD BAUT AUF FOLGENDE MAßNAHMEN AUF:
- - - Netzwerke bilden
- - - ErzeugerInnen und KoproduzentInnen verbinden: Das Ziel ist, den Weg zwischen Feld und Tisch zu
verkürzen und ein Netzwerk sowie eine enge Verbindung zwischen den AkteurInnen zu schaffen. Instrumente hierfür sind: Bauernmärkte, Direktvermarktung, Gemeinschaftshöfe, Förderung kurzer Produktionsketten.
- - - VerbraucherInnen informieren: Es soll Wissen über die Qualität von Nahrungsmitteln vermittelt werden, um den Ernährungsmarkt für die VerbraucherInnen transparenter zu machen.
- - - Events und Vorträge organisieren: Slow Food organisiert Veranstaltungen weltweit, um Qualitätsprodukte zu präsentieren und um KonsumentInnen und ProduzentInnen in Verbindung zu bringen: z.B. Salone & Terra Madre in Turin, Slow Food Messe in Stuttgart, Terra Madre Austria 2009 & 2011 in Wien,
Asiogusto in Südkorea, Slow Meat in USA, etc.
- - - Erfahrungsaustausch fördern
- - - Biodiversität schützen: Dabei stehen vor allem der Erhalt der biologischen Vielfalt von Kultur- und
Wildpflanzen, das Wohlbefinden der Tiere, die Ernährungssouveränität des Menschen und der Erhalt
von traditionellen Anbau- und Verarbeitungsmethoden im Vordergrund. Die internationale Slow Food
Stiftung für Biodiversität in Bra wurde 2003 ins Leben gerufen, um die biologische Vielfalt und gastronomische Traditionen rund um den Globus zu bewahren.
REGIONALE GEMEINSCHAFTEN SCHAFFEN
Ein Beispiel für eine geschaffene regionale Gemeinschaft sind Gemeinschaftshöfe. Diese können beschrieben werden als Vertragslandwirtschaften, bei der eine Gruppe von KonsumentInnen auf lokaler Ebene mit
einem/r Partner-LandwirtIn kooperiert. Die VerbraucherInnen geben eine Abnahmegarantie (für sechs Monate oder ein Jahr) für die Produktion und erhalten im Gegenzug Einblick und Einfluss auf die Produktion.
In einigen Fällen geben die KonsumentInnen dem/der LandwirtIn auch ein zinsgünstiges Darlehen, um den
Aufbau des Hofes oder die Umstellung auf ökologische Produktion zu ermöglichen.
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
WEITERE PROJEKTE:
- - - Märkte der Erde
- - - Kochtopf statt Mistkübel
- - - Saisonale Kochtreffen und Grenzenloser Genuss
- - - Slow Food Gastführer
- - - Zehntausend Obst- und Gemüsegärten in Afrika
- - - Arche des Geschmacks
- - - Presidi (Vermarktung von Produkten)
Screenshot: Präsentation Veronika Sadlonova_22.01.2015_Netzwerkstatt Lernende Regionen
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
AUTOR/INNEN
Ermann Ulrich ist seit 2012 Professor für Humangeographie an der Karl-Franzens-Universität Graz. Seine
Forschungsschwerpunkte sind Wirtschaftsgeographie, Konsumgeographie und Regionalentwicklung sowie
Geographien der Ernährung. Sein wissenschaftliches Interesse gilt vor allem der Frage, wie Produktion und
Konsum von Waren miteinander zusammenhängen und welche Rolle dabei „Raum“ und die physisch-materielle Dimension des Wirtschaftens spielen. Er hat zuvor an der Universität Erlangen-Nürnberg mit einer
Dissertation zum Thema „Regionalprodukte“ promoviert und war am Leibniz-Institut für Länderkunde sowie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt tätig.
Kontakt:
Institut für Geographie und Raumforschung
Karl-Franzens-Universität Graz
Heinrichstraße 36
8010 Graz
Tel.: +43 (0)316/380 8826
E-Mail: [email protected]
Grasböck Bettina studierte Diätologie in Linz und schloss ihr berufsbegleitendes Masterstudium „Bildungsmanagement“ an der Donau-Universität Krems im Herbst 2014 ab. Derzeit ist sie beim Ländlichen Fortbildungsinstitut der Landwirtschaftskammer OÖ als Projektleiterin von Schule am Bauernhof sowie für das
Bildungsmanagement Ernährung beschäftigt.
Kontakt:
Landwirtschaftskammer OÖ
Ländliches Fortbildungsinstitut
Auf der Gugl 3
4021 Linz
Tel: +43(0)50/6902-1453
E-Mail: [email protected]
Neuhold Birgit hat an der Universität Wien das Studium Ernährungswissenschaften absolviert. Sie betreut
seit 2011 das Programm „AMA-Handwerksiegel“ in der Agrarmarkt Austria Marketing GmbH.
Kontakt:
Agrarmarkt Austria Marketing GmbH
Dresdner Straße 68a
1200 Wien
Tel.: +43(0)1/33 151-4466
E-mail: [email protected]
Pfusterschmid Sophie, DI.in, Studium der Landschaftsplanung an der Universität für Bodenkultur, Mitarbeiterin an der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft in Wien, Abteilung Agrarpolitik, Landsoziologie, Regionalforschung.
Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Entwicklung des ländlichen Raumes, Regional- und Strukturpolitik, Landwirtschaftliche Raumplanung, Evaluierung, Ernährungssysteme und Nachhaltigkeitsforschung.
Kontakt:
Bundesanstalt für Agrarwirtschaft
Marxergasse 2, 4.Stock
1030 Wien
E-Mail: [email protected]
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
Steiner Martina Karla ist als Ernährungswissenschafterin beim Gesundheitsfonds Steiermark zuständig für
die Umsetzung der Fach- und Koordinationsstelle Ernährung, welche das Projekt GEMEINSAM G´SUND
GENIESSEN nachhaltig verankert und die Umsetzung des steirischen Gesundheitsziels: „Mit Bewegung
und Ernährung die Gesundheit der Steirer/innen verbessern“ forciert. In ihr Aufgabengebiet fällt die Implementierung der steirischen „Mindeststandards in der Gemeinschaftsverpflegung“. Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen werden bei der Umsetzung eines gesundheitsförderlichen Verpflegungsangebotes unterstützt.
Kontakt:
Gesundheitsfonds Steiermark
Herrengasse 28
8010 Graz
Tel.: +43 (0)316/877 – 4846
E-Mail: [email protected]
Strohmeier Maria, Geschäftsführerin der GRM GenussRegionen Marketing GmbH, Leitung und Koordination der Bildungsarbeit der GENUSS REGION ÖSTERREICH, seit vielen Jahren in der bäuerlichen und
spartenübergreifenden Beratungs- und Bildungsarbeit sowie in der Verantwortung für regionale Kooperationsprojekte tätig: Landjugend, Bildungszentrum Raiffeisenhof/Steiermarkhof, Facharbeiter-, Meisterausbildung und Fachberatung in der Landwirtschaftskammer Steiermark, Landwirtschaftliche Beschäftigungsgesellschaft.
Kontakt:
GRM GenussRegionen Marketing GmbH
Mooslackengasse 17
1190 Wien
Büro: Hamerlinggasse 3, 8010 Graz
Tel.: +43 (0)316/80 50 1466
Mobil: 0664/602 596 1466
E-Mail: [email protected]
Tscherny Martina studierte Weiterbildung – lebensbegleitende Bildung an der Karl-Franzens-Universität
Graz. Weiters absolvierte sie eine TrainerInnenausbildung. Seit Jänner 2014 ist sie als wissenschaftliche
Mitarbeiterin am Österreichischen Institut für Erwachsenenbildung tätig. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen
im Bereich der allgemeinen Erwachsenenbildung, der Regionalisierung von Bildung und im Bereich der erwachsenengerechten Methodik und Didaktik.
Kontakt:
Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung
Erdbergstraße 72/8
1030 Wien
Tel.: +43(0)1/317 05 10/21
Homepage: www.oieb.at
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
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Forschungsobjekt der Geographie. In: Brunn, Gerhard (Hg.): Region und Regionsbildung in Europa.
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http://bmg.gv.at/cms/home/attachments/8/9/4/CH1048/CMS1299057912635/ernaehrungsbroschuere_gesundgeniessen_auflage2.pdf (Zugriff: 13.02.2015)
BMG Bundesministerium für Gesundheit: Rahmen-Gesundheitsziele Richtungsweisende Vorschläge für ein
gesünderes Österreich Langfassung; Wien 2012b. Verfügbar unter: www.gesundheitsziele-oesterreich.at/wpcontent/uploads/2014/10/Rahmengesundheitsziele_langfassung_gesamt.pdf (Zugriff: 11.02.2015)
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ERNÄHRUNG – BILDUNG. PRAXISBEISPIELE AUS DEN REGIONEN
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NOTIZEN
NOTIZEN
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TABELLEN, FARBEN
FÜR EIN LEBENSWERTES
ÖSTERREICH.
UNSER ZIEL ist ein lebenswertes Österreich in einem
starken Europa: mit reiner Luft, sauberem Wasser, einer
vielfältigen Natur sowie sicheren, qualitativ hochwertigen
und leistbaren Lebensmitteln.
Dafür schaffen wir die bestmöglichen Voraussetzungen.
WIR ARBEITEN für sichere Lebensgrundlagen, eine
nachhaltige Lebensart und verlässlichen Lebensschutz.
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bmfluw.gv.at
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