Mathematikskript

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Skript Mathematik
Inhaltsverzeichnis
1
Folgen und Reihen..................................................................................................... 1
1.1
Arithmetische Folgen und Reihen.................................................................................... 1
1.2
Geometrische Folgen und Reihen.................................................................................... 2
1.3
Aufgaben .................................................................................................................... 3
2
Zins- und Zinseszinsrechnung ................................................................................... 4
2.1
Einfache Verzinsung ..................................................................................................... 4
2.2
Zinseszinsrechnung ...................................................................................................... 5
2.3
Gemischte Verzinsung................................................................................................... 6
2.4
Unterjährige und stetige Verzinsung ............................................................................... 6
2.5
Aufgaben .................................................................................................................... 7
3
Rentenrechnung ........................................................................................................ 8
3.1
Vorschüssige konstante Zeitrenten ................................................................................. 8
3.2
Nachschüssige konstante Zeitrenten ............................................................................... 9
3.3
Renten mit unterjährigen Rentenzahlungen ................................................................... 10
3.4
Aufgaben .................................................................................................................. 11
4
Tilgungsrechnung.................................................................................................... 12
4.1
Ratentilgung .............................................................................................................. 12
4.2
Annuitätentilgung ....................................................................................................... 13
4.3
Aufgaben .................................................................................................................. 14
5
Investitionsrechnung .............................................................................................. 15
5.1
Kapitalwertmethode.................................................................................................... 15
5.2
Methode des internen Zinsfußes ................................................................................... 16
5.3
Aufgaben .................................................................................................................. 17
6
Untersuchung von Funktionen mit einer unabhängigen Variablen........................... 18
6.1
Das Differential einer Funktion ..................................................................................... 18
6.2
Extremwertbestimmung .............................................................................................. 19
6.3
Krümmung und Wendepunkte...................................................................................... 20
6.4
Untersuchung einiger ökonomischer Funktionen ............................................................. 21
6.4.1
Die Preis-Absatz-Funktion und die Erlösfunktion .......................................................... 21
6.4.2
Kostenfunktionen .................................................................................................... 22
6.4.3
Gewinnfunktionen ................................................................................................... 23
6.5
Aufgaben .................................................................................................................. 24
7
Untersuchung von Funktionen mit mehreren unabhängigen Variablen ................... 26
7.1
partielle Differentation ................................................................................................ 26
7.2
Extremwertbestimmung .............................................................................................. 27
7.3
Extremwerte unter Berücksichtigung von Nebenbedingungen........................................... 27
7.3.1
Lösung von Extremwertaufgaben durch Variablensubstitution ....................................... 27
7.3.2
Multiplikatorregel von LaGrange ................................................................................ 29
8
Aufgaben................................................................................................................. 29
1
1
FOLGEN UND REIHEN
Eine Zahlenfolge ist eine Abbildung, die jeder natürlichen Zahl n Є N eine reelle Zahl an Є R
zuordnet. Die einzelnen Glieder einer Zahlenfolge lassen sich also durchnummerieren, und die Zahl
n stellt den laufenden Zähler (Zählindex) dar, d.h. sie beschreibt, um das wievielte Glied der Folge
es sich handelt (n = 1: erstes Glied a1; n = 2: zweites Glied a2; .....).
Von besonderem Interesse für finanzmathematische Problemstellungen sind spezielle Zahlenfolgen,
bei denen gewisse charakteristische Eigenschaften (konstante Differenzen bzw. Quotienten
aufeinanderfolgender Glieder) zwischen den Folgegliedern besteht.
Wir unterscheiden dabei 2 Hauptgruppen
Folgen, bei denen das Folgeglied
aus seinem Vorgänger durch
Addition bzw. Subtraktion einer
konstanten Größe entsteht.
Folgen, bei denen das Folgeglied
aus seinem Vorgänger durch
Multiplikation bzw. Division einer
konstanten Größe entsteht.
=> Arithmetische Folgen
=> Geometrische Folgen
1.1 Arithmetische Folgen und Reihen
Eine Zahlenfolge wird arithmetisch genannt, wenn die Differenz aufeinanderfolgender Glieder
an +1 = an + d
konstant ist:
n = 1,2,3,...
Die Bildungsformel für das n-te Glied:
Die Summe aller Glieder dieser Folge ist die arithmetische Reihe
∞
a1 + a2 + a3 + ... = ∑ an
n =1
Bildet man die Summe aus den jeweils ersten n Gliedern einer Folge erhält man die Teil- oder
Partialsummen.
n
sn = a1 + a2 + a3 + ... + an = ∑ ai
i =1
Die Bildungsformel für die n-te Teilsumme:
(Die Partialsummen ergeben wieder eine neue Folge s1, s2, s3,...)
Grenzwertuntersuchung für arithmetische Folgen:
a1 = 0 ; d = 5
a1 = 100
; d = -2
Der Grenzwert hängt ab von
2
Übung:
Gegeben sei die Folge
1,
3
5
, 2 , , 3 , ...
2
2
Beschreiben Sie die Folge. Wie viele Glieder hat die Folge, wenn die Summe 914,5
beträgt?
1.2 Geometrische Folgen und Reihen
Eine Zahlenfolge wird geometrisch genannt, wenn der Quotient aufeinanderfolgender Glieder
a n +1 = q ⋅ a n
konstant ist:
n = 1,2,3,.
Die Bildungsformel für das n-te Glied:
Die Bildungsformel für die n-te Teilsumme:
Grenzwertuntersuchung für geometrische Folgen:
Die Berechnung des Grenzwertes einer allg. Zahlenfolge kann sehr kompliziert werden, weswegen
wir uns mit einigen Sachverhalten Begnügen:
Beispiele:
Folge
Grenzwert
a1 = 3 ; q = 2
a1 = -3 ; q = 2
a1 = 100 ; q = 4/5
a1 = 100 ; q = -4/5
a1 = 3 ; q = -2
Übung:
Gegeben sei die Folge
80 , 40 , 20 , ...
Beschreiben Sie die Folge. Wie viele Glieder hat die Folge, wenn die Summe 158,75
beträgt?
3
1.3 Aufgaben
1.
Bestimmen Sie die Werte des jeweils 15. Gliedes der folgenden endlichen arithmetischen
Reihen sowie deren Summen:
a) 110 + 114 + 118 + . . . + a15
b) 783 + 762 + 741 + . . . + a15
2.
Wie groß ist die Summe der natürlichen Zahlen von 1 bis 300?
3.
Berechnen Sie für die geometrische Folge 7, 14, 28, . . . das elfte Glied und die Summe der
ersten elf Glieder.
4.
Berechnen Sie den Wert der neungliedrigen Reihe
5.
Wie viele dreistellige Zahlen gibt es, die durch sechs teilbar sind?
6.
Bestimmen Sie für die Reihe 230 + 245 + 260 + . . . + an die zugehörige Anzahl von Gliedern,
wenn der Wert dieser Reihe 27.960 beträgt.
7.
Stellen Sie eine unendliche geometrische Reihe mit dem Anfangswert 70 und dem
Quotienten 0,25 auf und bestimmen Sie den Grenzwert für n
∞.
8.
Nach einer einmaligen Einzahlung von 7.000 Euro zeigt ein Sparbuch in den nächsten vier
Jahren folgende Entwicklung:
ein Jahr nach Einzahlung:
zwei Jahre nach Einzahlung:
drei Jahre nach Einzahlung:
vier Jahre nach Einzahlung:
7.385,00
7.791,17
8.219,68
8.671,76
170 + 510 + 1.530 + . . . + a9 .
€
€
€
€
Welche Folge liegt vor und wie groß sind die charakteristischen Werte dieser Folge
9.
Bestimmen Sie das allgemeine Folgeglied an und geben Sie an, ob es sich evtl. um eine
arithmetische oder geometrische Folge handelt.
a)
1 1 1 1 1
, , , , ,.....
3 6 12 24 48
b) 12,0,−12,−24,−36,.....
1 1 1 1
c) 1, , , , ,.....
2 3 4 5
d ) 2,4,6,8,10,.....
e)
3 3 3 3 3
, , , , ,.....
2 4 8 16 32
f ) 1,7,17,31,49,71,...
10.
Gegeben ist eine geometrische Reihe, mit dem letzten Glied an = 88.578,05. Das Vorletzte
Glied ist an-1 = 80.525,5. Die Summe der Reihe beträgt 474.358,55. Bestimmen Sie das erste
Glied dieser Reihe.
4
2
ZINS- UND ZINSESZINSRECHNUNG
Abkürzungen:
K
= Kapital
t
= Anzahl der Zinstage
Zt
= Zinsen für die Zeit t
Kt
= Kapital zum Zeitpunkt t
p
= Zinssatz
i
= Zinsrate
=
p/100
2.1 Einfache Verzinsung
Zinsen sind die Vergütung für das Überlassen eines Kapitals in einer bestimmten Zeit (Zinsperiode).
In der Regel beträgt die Zinsperiode ein Jahr (dies wird unsere generelle Annahme sein), üblich sind
aber durchaus auch andere Perioden der Verzinsung wie ½ Jahr, ¼ Jahr, 1 Monat usw.
Nach der „deutschen“ Methode wird das Jahr mit 360 Tagen, jeder Monat mit 30 Tagen berechnet.
z.B.: vom 18.08.01 bis 25.11.01 => 3 ∙ 30 Tage + 7 Tage = 97 Tage
Zinsformel:
z=
K ⋅ p ⋅t
100 ⋅ 360
Sparraten
Beispiel: Im Verlauf eines Jahres sollen regelmäßig zu Monatsbeginn r = 100 € gespart werden. Der
Zinssatz beträgt 6%. Welcher Betrag R ist nach 1 Jahr verfügbar?
5
Wären die Sparraten jeweils zu Monatsende eingezahlt worden, ergäbe sich folgende Rechnung:
Sparraten können auch zu anderen Perioden vereinbart werden, wie z.B. jedes ½ Jahr oder ¼ Jahr.
Mit den folgenden Formeln können bei jährlich erfolgenden m Zahlungen (im Abstand von 1/m Jahr)
der Höhe r das Kapital zum Jahresende berechnet werden.
vorschüssige Einzahlung:
m +1 

R vor = r ⋅  m +
⋅ i
2


nachschüssige Einzahlung:
m −1 

R nach = r ⋅  m +
⋅i
2


2.2 Zinseszinsrechnung
Abkürzungen
n
– Anzahl der Zinsperioden
K0
– Anfangskapital
Kn
- Endkapital
q=1+i
- Aufzinsungsfaktor
Im Gegensatz zur einfachen Verzinsung, bei der die Zinsen nach einer Periode ausgeschüttet
werden, wird der Zinsgewinn bei der Zinseszinsrechnung dem Kapital zugerechnet und in den
kommenden Perioden mitverzinst.
Beispiel:
Am Anfang des Jahres 01 werden 10.000 € zu einem Zinssatz von 8% für 10 Jahre angelegt.
Allgemein :
•
•
•
Ein Unternehmen beabsichtigt, anlässlich seines Jubiläums in 5 Jahren einem gemeinnützigen
Verein 40.000 € zur Verfügung zu stellen. Welcher Betrag hat es heute bei einer Bank
anzulegen, wenn diese eine Verzinsung von 6,5% bietet.
Ein Student kauft abgezinste Sparkassenbriefe mit einer Laufzeit von 5 Jahren im Nennwert
von 1.000 €, wofür er 745 € bezahlen muss. Zu welchem Zinssatz erfolgt die Verzinsung?
Eine Person spart für ein Auto, das seiner Vorstellung nach 20.000 € kosten soll. Er verfügt
über 12.000 €, die er zu 5,75% anlegen kann. Wie lange muss er sparen?
6
2.3 Gemischte Verzinsung
Auf welchen Betrag wächst ein Kapital von 2000 € an, das bei 6%iger Verzinsung vom 10.03.01 bis
19.07.05 angelegt wird?
Allgemein:
2.4 Unterjährige und stetige Verzinsung
Zinszahlungen können nicht nur jährlich, sondern auch in kürzeren Zeitabschnitten (halbjährlich,
vierteljährlich, monatlich) vereinbart werden.
Ist m die Anzahl unterjähriger Zinsperioden der Länge 1/m Jahre, so entsprechen diesem kürzeren
Zeitraum anteilige Zinsen in Höhe von
z=K⋅
i
m
i 

K 1, m = K 0 ⋅ 1 + 
 m
Kapital nach 1 Jahr:
K n,m
Kapital nach n Jahren:
m
i 

= K 0 ⋅ 1 + 
 m
m ⋅n
Beispiel: Ein Kapital von 10.000 € wird über 3 Jahre bei 6% Verzinsung (nominal) p.a. angelegt:
jährliche Verzinsung (m = 1):
halbjährliche Verzinsung (m = 2):
vierteljährliche Verzinsung (m = 4):
monatliche Verzinsung (m = 12):
effektiver Zinssatz
Der Jahreszinssatz, der bei einmaliger jährlicher Verzinsung den gleichen Endkapitalbetrag ergibt
wie die m-malige unterjährige Verzinsung mit dem relativen Zinssatz p/m , nennt man den
effektiven Zinssatz peff
m
p eff
i 

1 +  = 1 +
100
 m
=>
Für das Beispiel betragen die effektiven Zinssätze:
stetige Verzinsung
m
i 

lim 1 +  = e i
m→∞
 m
⇒
K n = K 0 ⋅ e in
7
2.5 Aufgaben
11.
Berechnen Sie den Zinsbetrag bei einfacher Verzinsung für einen Kapitalbetrag von
8.450,00 €, der vom 10. April bis 25. September desselben Jahres bei einer jährlichen
Verzinsung von 5,75 % erreicht wird.
12.
Welches Endkapital ergibt sich für ein mit jährlich 6,25 % verzinstes Anfangskapital in Höhe
von 17.670,00 € nach Ablauf von vier Jahren?
a) bei einfacher Verzinsung
b) bei Wiederanlage von Zinsen
13.
Eine Sparerin legt am Jahresbeginn bei einer Bank 8.200 € zu 6,0 % Zinsen an. Auf welche
Summe ist der eingezahlte Betrag 12 Jahren angewachsen?
14.
Einem Kind wird bei seiner Geburt von einem Paten ein Geldbetrag von 1.500 Euro geschenkt.
Der Betrag darf vom Sparkonto erst bei Vollendung des 18. Lebensjahres abgehoben werden.
Auf welchen Betrag ist das Geschenk bei einer Verzinsung von 6,5 % angewachsen?
15.
Ein Kapital von 3.800 Euro wird 4 Jahre lang mit 5 %, danach 5 Jahre lang mit 6 % und
anschließend noch 6 Jahre mit 7 % verzinst. Auf welchen Betrag wird es insgesamt
anwachsen?
16.
Auf welche Summe wachsen 4.500 Euro zu 7 % Zinsen in 8 Jahren an bei
a) jährlicher, b) vierteljährlicher, c) monatlicher Zinszahlung?
17.
Bestimmen Sie den Zeitraum, in welchem 6.500 Euro bei 6,5 % iger Verzinsung auf den
doppelten Betrag anwachsen.
18.
Bestimmen Sie den Zinssatz, zu dem ein Kapitalbetrag von 38.000 Euro auszuleihen ist, damit
er sich in 12 Jahren verdreifacht.
19.
Welches Kapital ergibt sich, wenn ein Betrag von 7.500 Euro bei 6,25 % iger Verzinsung vom
20.06.1992 bis 10.05.1997 angelegt wird?
20.
Ein Zerobonds ist ein festverzinsliches Wertpapier, das nach n Jahren zum Nominalbetrag
zurückgezahlt wird. Während der gesamten Laufzeit werden keine Zinsen gezahlt. Bestimmen
Sie den Ausgabepreis eines Zerobonds bei einer Laufzeit von 12 Jahren und einem
Jahreszinssatz von 7 % bei einem Rückzahlungsbetrag von 40.000 Euro.
21.
Eltern wollen für spätere Ausbildungszwecke ihres Kindes einen Betrag von 50.000 Euro zur
Verfügung haben. Welches Kapital müssen sie zu Beginn des 5. Lebensjahres dieses Kindes bei
einer Bank anlegen, wenn diese 8 % Zinsen einräumt und der vorgesehene Betrag mit
Vollendung des 18. Lebensjahres bereitstehen soll?
22.
Eine reiselustige Person plant eine größere Reise in vier Jahren. Welchen Betrag muss sie jetzt
sparen, wenn die Reisekosten mit 16.000 Euro veranschlagt werden und der jetzt
bereitzustellende Betrag eine Verzinsung von
a) 5,75 % Zinsen
b) 7,50 % Zinsen
c) 9,25 % Zinsen erbringt?
23.
Welcher Unterschied im Endkapital ergibt sich bei einer zehnjährigen Kapitalanlage in Höhe
von K0 (z.B. 30.000 Euro), wenn anstelle einer jährlichen Verzinsung von 6,5 % eine
monatliche Verzinsung treten würde?
24.
Bestimmen Sie den effektiven Jahreszinssatz, wenn der Jahreszinssatz 8 % beträgt und eine
viermalige Verzinsung pro Jahr stattfindet.
25.
Welcher Endwert ergibt sich, wenn ein Anfangskapital von 35.000 Euro bei stetiger Verzinsung
mit einer Zinsintensität von 9 % zwölf Jahre lang angelegt wird?
8
3
RENTENRECHNUNG
Die Rentenrechnung befasst sich mit der Fragestellung, mehrere regelmäßige Zahlungen zu einem
Wert zusammenfassen bzw. mit dem umgekehrten Problem, einen gegebenen Wert unter Beachtung
anfallender Zinsen in eine bestimmte Anzahl von (Renten-) Zahlungen aufzuteilen.
3.1 Vorschüssige konstante Zeitrenten
Beispiel: Eine 30jährige Person hat eine Lebensversicherung abgeschlossen. Es ist vorschüssige
Prämienzahlung vereinbart. Welchem Endwert und welchem Barwert entsprechen diese
Versicherungsleistungen (unter Zugrundelegung von 5,5% Zinsen), wenn die Versicherung auf das
Endalter 63 Jahre abgeschlossen worden ist und die jährliche Versicherungsprämie 2.400 € beträgt?
Berechnung des Rentenendwertes
Der Rentenendwert ist die Summe aller aufgezinsten Rentenbeträge.
Berechnung des Barwerts
Der Rentenbarwert entspricht einem auf Zinseszins angelegten Kapitalbetrag, der eine n-malige
vorschüssige Rentenzahlung R bis zur Aufzehrung des Kapitals ermöglicht.
Berechnung des Kontostandes zum Zeitpunkt m
Nach m (mit m < n) Rentenzahlungen beläuft sich das noch nicht aufgezehrte Kapital auf:
9
3.2 Nachschüssige konstante Zeitrenten
Hierbei erfolgen die Zahlungen jeweils am Jahresende:
Berechnung des Rentenendwertes
Berechnung des Barwerts
Berechnung des Kontostandes zum Zeitpunkt m
,
10
3.3 Renten mit unterjährigen Rentenzahlungen
Entsprechen die Rentenperioden nicht einem Jahr, so müssen die Formeln modifiziert werden. Dies
ist in der Praxis von großer Bedeutung, denn häufig ist jährliche Verzinsung (mit einem Zinssatz p)
bei monatlichen, viertel- oder halbjährlichen Rentenperioden vereinbart. Aus den unterjährigen
Zahlungen muss ein jährlicher Rentenbetrag berechnet werden. Dies geschieht mittels der
Sparratenformel.
A. Ermittlung des Endwertes (Ansparphase)
Beispiel: Eine monatliche Rente beträgt 2.000 €. Die jährliche Verzinsung liegt bei 6%, und die
Rentendauer 10 Jahre. Wie hoch ist der Rentenendwert?
Ermittlung der Jahresrente
und daraus den Endwert
B. Aufzehrung des Barwertes
Beispiel: Welche monatliche Rentenleistung kann ein Anfangskapital von 100.000 € sicherstellen,
wenn eine Verzinsung von 6 % und eine Anspruchsdauer von 10 Jahren vorliegen?
Ermittlung der Jahresrente
und daraus den konformen Rentenbetrag:
11
3.4 Aufgaben
26.
Vergleichen Sie die Formel zur Berechnung des Barwertes der vorschüssigen und der
nachschüssigen Rente. Worin besteht der Unterschied und wie ist er zu erklären?
27.
Auf welchen Betrag wachsen jährliche Einzahlungen in Höhe von 2.500 Euro in 14 Jahren an,
wenn eine Verzinsung von 7 % zugrunde gelegt wird?
28.
Eine Rente aus einer Unfallversicherung wird 25 Jahre lang in Höhe von 4.800 Euro am
Jahresende gezahlt. Mit welchem Betrag könnte sich der Berechtigte bei einer Verzinsung von
6,5 % sofort abfinden lassen?
29.
Jemand möchte in 4 Jahren über 18.000 Euro verfügen. Welchen Betrag muss diese Person
jährlich zurücklegen, um bei einer Verzinsung von 6 % über diesen Betrag zu verfügen?
30.
Ein Studium wird mit einer Dauer von 5 Jahren veranschlagt. Über welchen Betrag kann ein
Student jährlich verfügen, wenn ihm ein Kapitalbetrag in Höhe von 28.000 Euro zu
Studienbeginn überlassen wird, der mit 7,5 % Zinsen angelegt werden kann (bei vorschüssiger
Verfügbarkeit)?
31.
Eine nachschüssige Rente in Höhe von 8.000 Euro ist zwölfmal zu zahlen. Welcher Barwert ist
dafür erforderlich und welcher Kontostand ergibt sich nach 5 Jahren bei einer Verzinsung zu
9 %? Welche Resultate erhält man bei vorschüssiger Zahlungsweise?
32.
Welchen Betrag müssen Sie 30 Jahre lang vorschüssig sparen, um über eine jährliche Summe
von 25.000 Euro für die Dauer von 20 Jahren (vorschüssig) zu verfügen? Der Zinssatz in der
Sparphase beträgt 6 %; in der anschließenden „Rentenphase“ beträgt er 5,5 %.
33.
In eine Kapitallebensversicherung werden monatlich vorschüssig 100,00 € einbezahlt. Wie
hoch ist die Auszahlung nach 30 Jahren bei einer Verzinsung von 7% jährlich?
34.
Eine Unterstützungskasse verfügt über ein Kapital in Höhe von 2.000.000 Euro. Wie lange
kann die Kasse jährliche Ansprüche in Höhe von 200.000 Euro zahlen, wenn eine Verzinsung
von 6,5 % gewährleistet ist? Über welches Kapital verfügt die Unterstützungskasse nach
sieben Jahren?
35.
Ein Grundstück wird zu einem Preis von 350.000 Euro erworben. Die Bezahlung erfolgt durch
konstante Ratenzahlung (Rentenzahlung) in 10 Jahren. Wie groß ist der jährliche Ratenbetrag
bei nachschüssiger Ratenzahlung, wenn ein Zinssatz von 8 % zugrunde gelegt wird?
36.
Für die Sicherstellung eines jährlichen Anspruchs in Höhe von 15.000 Euro wird ein
Kapitalbetrag von 120.000 Euro verzinslich angelegt. Wie groß ist der noch nicht aufgezehrte
Kapitalbetrag bei einer jährlichen Verzinsung von 7 % nach 8 Jahren?
37.
Ein Bausparer schließt einen Bausparvertrag über 100.000 Euro ab. Welcher Betrag ist jährlich
vorschüssig einzuzahlen, damit das Bausparguthaben in 10 Jahren auf 40 % der
Bausparsumme bei einem jährlichen Guthabenzins von 3 % anwächst?
38.
Welche Rentenleistung kann ein Anfangskapital von 150.000 Euro sicherstellen, wenn eine
jährliche Verzinsung von 7 % und eine Anspruchsdauer von 15 Jahren vorliegen?
a) Wie groß ist das Kapital nach 5 Jahren bei jährlich vorschüssiger Leistung
b) Wie groß ist das Kapital nach 5 Jahren bei jährlich nachschüssiger Leistung
c) Wie hoch ist die monatliche vorschüssige Rente
d) Wie hoch ist die monatliche nachschüssige Rente
39.
Bestimmen Sie für die monatliche nachschüssige Rente von 1.500 Euro den Rentenbar- und
Rentenendwert mit Hilfe des konformen Rentenbetrages, wenn die Rentendauer 20 Jahre
beträgt und eine jährliche Verzinsung von 7 % vorliegt.
40.
Welche Verzinsung muss bei einem vorhandenen Kapitalbetrag von 150.000 Euro erreicht
werden, damit eine Jahresrente von 9.375 Euro davon finanziert werden kann?
12
4
TILGUNGSRECHNUNG
Bei der Tilgungsrechnung (oder auch Anleihenrechnung) geht es um die Bestimmung der
Rückzahlungsraten für Zinsen und Tilgung eines aufgenommenen Kapitalbetrages (Darlehen,
Hypothek, Kredit). Es können aber auch andere Bestimmungsgrößen wie Laufzeit oder
Effektivverzinsung gesucht sein.
Grundbegriffe:
o
Annuität = Gesamtzahlungsbetrag, bestehend aus Tilgungs- und Zinsrate
o
Tilgungsplan = Tabellarische Darstellung der Annuitäten im zeitlichen Verlauf
Annahme:
o
die Annuitätenzahlung erfolgt am Periodenende
Abkürzungen:
S0
- Kreditbetrag, Anfangsschuld
Sk
- Restschuld am Ende der k-ten Periode
Tk
- Tilgung in der k-ten Periode
Zk
- Zinsen in der k-ten Periode
Ak
- Annuität in der k-ten Periode
(Ak = Tk + Zk)
4.1 Ratentilgung
Beispiel: Für den Bau einer Lagerhalle wird ein Darlehen in Höhe von 100 T€ aufgenommen. Der
Zinssatz für das Darlehen beträgt 6%, die Laufzeit 5 Jahre. Das Darlehen soll in gleichbleibenden
Tilgungsraten zurückbezahlt werden. Die (jährliche) Annuität wird jeweils zum Ende des Jahres
fällig.
Bei dieser Form sind die jährlichen Tilgungsraten konstant:
Tk =
S0
= const.
n
Die Annuitäten sind nicht konstant:
Ak = Tk + Z k
Die Restschuld Sk nach k Perioden stellt eine arithmetische Folge mit dem Anfangsglied S0 und der
Differenz
d =−
S0
dar.
n
 k
S k = S 0 ⋅ 1 − 
 n
Die Zinsen, die für die jeweilige Restschuld Sk-1 zu bezahlen sind, betragen
Z k = S k −1 ⋅
 k −1 p
p
= S 0 1 −
⋅
100
n  100

13
4.2 Annuitätentilgung
Im Gegensatz zur Ratentilgung, bei der die jährlichen Annuitäten fallen, sind die jährlichen
Annuitäten bei der dieser Tilgungsart konstant.
Die Leistung des Gläubigers besteht in der Bereitstellung des Kreditbetrages S0 zum Zeitpunkt 0, die
demzufolge mit ihrem Barwert übereinstimmt. Der Barwert aller Zahlungen des Schuldners ist gleich
dem Barwert einer nachschüssigen Rente mit gleichbleibenden Raten r in Höhe der gesuchten
Annuität A, daher folgende Beziehung:
n
S0 = A⋅
q (q − 1)
n
q −1
n
q −1
n
q (q − 1)
A = S0 ⋅
Weitere Formeln:
Tilgung:
Tk = T1 ⋅ q k −1
Restschulden:
Sk = S0 − T1⋅
Zinszahlungen:
Z k = S0 ⋅
Laufzeit:
n=
mit T1 = A − S 0 ⋅
p
100
k
k
q −1
q −1
= S 0 ⋅ qk − A ⋅
q −1
q −1
p
k −1
k −1
− T1 q −1 = A − T1⋅ q
100
(
)
ln A − ln( A − (q − 1) S 0) ln A − ln( A − i ⋅ S 0)
=
ln q
ln q
Unterjährige Vereinbarungen bei vorgegebenen Jahreszinssatz
Beispiel: Eine Schuld von 50.000 € soll bei 9% Verzinsung pro Jahr innerhalb von 6 Jahren mit
konstanten monatl. Raten zurückgezahlt werden. Wie groß ist die monatl. Rate a zu wählen?
jährliche Annuität:
Und daraus die monatliche Annuität:
14
4.3 Aufgaben
41.
Berechnen Sie den Tilgungsbetrag bei Ratentilgung, wenn sich der Kreditbetrag auf
72.000 Euro beläuft und die Tilgung nach 12 Jahren beendet sein soll.
42.
Wie groß ist bei Ratentilgung eines Kredites von 84.000 Euro der Kreditbetrag nach sechs
Jahren, wenn eine Kreditdauer von 8 Jahren vereinbart ist?
43.
Bestimmen Sie die bei Ratentilgung eines zu 7,5 % zu verzinsenden Kredites von 40.000 Euro
die bei jährlicher Tilgung von 4.000 €
a) im siebten Jahr,
b) insgesamt anfallenden Zinsen.
44.
Stellen Sie einen Tilgungsplan für eine Annuitätentilgung eines Kredites von 120.000 Euro mit
einer Laufzeit von sechs Jahren und einer Verzinsung von 7,5 % auf.
45.
Bestimmen Sie den Betrag der Annuität bei Annuitätentilgung, wenn der Kreditbetrag
35.000 Euro, die Tilgungsdauer 12 Jahre und der Zinssatz 7 % betragen.
46.
Ein Unternehmen ist in der Lage, eine jährliche nachschüssige Annuität von 90.000 Euro für
ein Darlehen über 750.000 Euro aufzubringen. Bestimmen Sie näherungsweise die
Tilgungsdauer bei einer Darlehensverzinsung von 9 %.
47.
Ein Unternehmen hat einen Kredit in Höhe von 1.800.000 Euro aufgenommen. Wie groß ist die
Restschuld nach sechs Jahren, wenn Annuitätentilgung bei einer Verzinsung von 8,5 % mit
einer Laufzeit von 15 Jahren vereinbart worden ist?
48.
Stellen Sie einen Tilgungsplan für die ersten 5 Jahre bei Vorliegen folgender
Darlehensvereinbarungen auf:
Kreditbetrag: 380.000,00 €,
Zinssatz: 8,5 %,
Laufzeit: 18 Jahre,
Annuität: konstant
49.
Ein Kredit in Höhe von 120.000 Euro wird für eine Dauer von 18 Jahren gewährt, wonach er
vollständig zurückgezahlt sein soll. Welche jährlich konstante (nachschüssige) Leistung für Zins
und Tilgung ist aufzuwenden, wenn ein fester Zinssatz von 7 % für die gesamte Dauer
vereinbart ist? Bestimmen Sie den Zinsbetrag für das 8. Jahr, die Tilgung für das 10. Jahr und
den Restkreditbetrag nach 12 Jahren. Stellen Sie einen Tilgungsplan für die ersten drei Jahre
auf.
50.
Ermitteln Sie näherungsweise die Laufzeit eines Darlehens, für welches bei einem Zinssatz von
9,0 %, eine Annuität von 11,0 % zu zahlen ist.
51.
Ein Bauspardarlehen in Höhe von 60.000 Euro mit einem Jahreszinssatz von 5 % wird in
jährlich nachschüssigen Annuitäten in Höhe von 7.200 Euro getilgt. Bestimmen Sie
näherungsweise den Zeitraum, in dem das Bauspardarlehen vollständig zurückgezahlt sein
wird.
52.
Eine Person benötigt zum Kauf eines Einfamilienhauses einen Kredit, den sie bis in 20 Jahren in
gleichmäßigen monatlichen Raten getilgt haben möchte. Der Bankzinssatz beträgt 5%.
a) Wie hoch ist die monatliche Belastung bei einer Kreditsumme von 150.000€ ?
b) Die Person kann monatlich maximal 1200€ aufbringen. Wie hoch kann die Kreditsumme
höchstens sein?
15
5
INVESTITIONSRECHNUNG
Die Investitionsrechnung stellt Modelle, Methoden und Verfahren zur Beurteilung der
Wirtschaftlichkeit von Investitionen bereit.
5.1 Kapitalwertmethode
Bei dieser Methode werden alle mit einer Investition verbundenen zukünftigen Einnahmen und
Ausgaben einander gegenübergestellt. Da zu unterschiedlichen Zeitpunkten fällige Zahlungen nur
dann vergleichbar sind, wenn man sie auf einen festen Zeitpunkt bezieht, geht man hierbei so vor,
dass alle Einnahmen und Ausgaben mittels eines festgelegten Kalkulationszinssatzes auf den
Zeitpunkt Null abgezinst werden. => Berechnung der Barwerte.
Abkürzungen:
Ek
(zu erwartende) Einnahmen zum Zeitpunkt k,
Ak
(zu erwartende) Ausgaben zum Zeitpunkt k,
Ck
Barwerte der Einnahmenüberschüsse
k = 1,2,3,....,n
k = 1,2,3,....,n
Bedeutung der Ergebnisse:
n
∑C
k
>0
die Investition ist vorteilhafter als die Anlage zum Kalkulationszinssatz p
k
=0
die Investition erbringt eine Verzinsung in Höhe von p
k
<0
die Verzinsung von p wird von der Investition nicht erreicht
k =1
n
∑C
k =1
n
∑C
k =1
Bsp.: Einnahmen- und Ausgabenplan für eine Investition, Kalkulationszinssatz 8%
Jahr
k
0
Einnahmen
Ausgaben
Ek
Ak
-
€
435.000 €
1
150.000 €
45.000 €
2
180.000 €
60.000 €
3
210.000 €
80.000 €
4
190.000 €
70.000 €
5
170.000 €
65.000 €
n
Kapitalwert der Investition
∑C
k =1
k
Einnahmen
überschüsse
Ek - Ak
Barwerte der
Einnahmenüberschüsse
Ck
16
5.2 Methode des internen Zinsfußes
Bei dieser Methode wird ermittelt, mit welchem Zinssatz sich die ursprünglichen
Anschaffungsausgaben während der Nutzungsdauer einer Investition verzinsen. Dieser als interne
Zinsfuß p bezeichnete Wert ist bei einem Kapitalwert der Investition von Null gegeben, d.h.
n
∑C
k
=0
k =1
Beispiel:
Jahr
k
0
Einnahmen
Ausgaben
Ek
Einnahmen
überschüsse
Ak
-
€
Ek - Ak
48.200 € -
48.200 €
1
48.000 €
23.000 €
25.000 €
2
56.000 €
26.000 €
30.000 €
17
5.3 Aufgaben
53.
Eine Unternehmung steht vor der Entscheidung, eine Erweiterungsinvestition durchzuführen
oder zu unterlassen. Zur Fundierung ihrer Entscheidung hat sie eine Planung der zu
erwartenden Mehreinnahmen und Mehrausgaben durch diese Investition vorgenommen.
Welche Entscheidung ist bei einer Mindestverzinsung von 9 % zu treffen, wenn die Planung der
Investitionseinnahmen und –ausgaben zu folgenden Werten geführt hat:
Zeitpunkt
54.
Einnahmen
Ausgaben
0
0
850.000
1
250.000
50.000
2
300.000
60.000
3
320.000
70.000
4
310.000
80.000
5
290.000
100.000
Drei Investitionsobjekte führen zu folgender Einnahmenreihe und zu folgenden Ausgabereihen:
Zeitpunkt
Einnahmen
jeweils
Ausgaben
Alternative 1
Alternative 2
Alternative 3
0
0
450.000
320.000
230.000
1
150.000
20.000
55.000
70.000
2
170.000
25.000
60.000
100.000
3
200.000
30.000
65.000
110.000
4
180.000
35.000
70.000
120.000
Welche Investition erweist sich bei Zugrundelegung eines Kalkulationszinsfußes von 9,5 % als
vorteilhafter?
55.
Gegeben sei eine Investition mit folgenden zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben:
Zeitpunkt
Einnahmen
Ausgaben
0
0
30.000
1
14.000
5.000
2
8.000
3.000
3
17.000
7.000
4
21.000
4.000
a) Ermitteln Sie den Kapitalwert der Investition bei einem Kalkulationszinsfuß von 8,5 %.
b) Bestimmen Sie den Kapitalwert bei einem Kalkulationszinssatz von p = 11 und p = 12.
Welcher interne Zinssatz ergibt sich unter Berücksichtigung dieser Werte näherungsweise
18
6
UNTERSUCHUNG VON FUNKTIONEN MIT EINER UNABHÄNGIGEN VARIABLEN
6.1 Das Differential einer Funktion
Die Sekante durch die Punkte ( x0 , f(x0)) und (x0 + ∆x , f(x0 + ∆x)) besitzt den Anstieg, der durch
den Tangens des Winkels αS definiert ist
tan α S =
∆y f ( x0 + ∆x) − f ( x0 )
=
∆x
∆x
(Differenzquotient)
Um die Steigung im Punkt x0 zu ermitteln, wird ∆x immer weiter verkleinert, d.h. x0 wird
angenähert:
Daraus ergibt sich:
∆y
f ( x0 + ∆x) − f ( x0 )
= lim
∆x → 0 ∆x
∆x → 0
∆x
lim
(Differentialquotient)
Der Differentialquotient wird auch erste Ableitung der Funktion f(x) im Punkt x0 bezeichnet.
Ableitungsregeln -> siehe Formelsammlung
Beispiele:
f ( x) = 3 x 2
f ( x) = 3 x 2 + 4 x 3 + 7
f ( x) = (2 x + 1) 2
f ( x) =
x −1
x +1
19
6.2 Extremwertbestimmung
Schema zur Bestimmung von Extremwerten einer n-mal differenzierbaren Funktion y=f(x)
a) Bestimmung von f’(x)
b) Lösung der Gleichung f’(x)=0
a. Hat die Gleichung keine Lösung, so existiert kein Extremwert.
b. Existieren die Lösungen xi, so ist Schritt c) durchzuführen.
c) Bestimmung von f’’(x)
d) Prüfung des Vorzeichens der zweiten Ableitung an den Stellen xi
a. Falls f’’(xi)<0 liegt ein Maximum an dieser Stelle
b. Falls f’’(xi)>0 liegt ein Minimum an dieser Stelle
c. Falls f’’(xi)=0 ist Schritt e) durchzuführen
e) Sukzessive Bestimmung von höheren Ableitungen und Prüfung dieser Ableitungen an den
Stellen xi solange, bis f(n)(xi)≠0
a. Ist n gerade und f(n)(xi)>0 , so liegt bei xi ein Minimum
b. Ist n gerade und f(n)(xi)<0 , so liegt bei xi ein Maximum
c. Ist n ungerade, so existiert kein Extremwert. Es liegt ein (Wende-) Sattelpunkt vor.
d. Gibt es keine Ableitung, für die f(n)(xi)≠0 ist, so ist eine eindeutige Aussage nicht
möglich.
f ( x) = x 4 − 8 x 2 + 16
Beispiele:
f ( x) = x 4
f ( x) = 0,2 x5 − x 3 + 1
Randmaxima und –minima
Funktionen in den Wirtschaftswissenschaften haben durchweg einen begrenzten Definitionsbereich.
Wirtschaftsfunktionen werden meist durch die Produktionsmenge 0 und Kapazitätsgrenzen
beschränkt.
500
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Beispiel: K(x) = x³-10x²+37x+72 , die Kapazitätsgrenze liegt bei x0 = 10
Bei einem begrenzten Definitionsbereich kann es vorkommen, dass Extremwerte einer Funktion am
Rande des Definitionsbereichs liegen, obwohl die erste Ableitung dort nicht verschwindet. Diese
Extremwerte bezeichnet man als Randmaxima bzw. Randminima.
20
6.3 Krümmung und Wendepunkte
Von besonderem Interesse sind die Grenzen zwischen konkaven und konvexen Bereichen einer
Funktion. => Wendepunkte. Im Wendepunkt ändert sich die Krümmung der Kurve.
Die Funktion f(x) sei an der Stelle x0 dreimal differenzierbar.
Ist f’’(x0) = 0 und f’’’(x0)≠0 , so hat die Funktion bei x0 einen Wendepunkt.
100
80
60
40
20
4,
5
3,
5
2,
5
1,
5
-20
0,
5
-0
,5
-1
,5
-2
,5
-3
,5
-4
,5
0
-40
Überträgt man die Extremwertbedingungen auf die erste Ableitung einer Funktion , so hat man
demnach die Bedingungen für Wendepunkte.
Wenn für eine n-mal differenzierbare Funktion f(x) an der Stelle x0 für ungerades n gilt
f’’(x0) = f’’’(x0) = ... = f(n-1)(x0) = 0
und
fn(x0) ≠ 0
so besitzt f(x) an der Stelle x0 einen Wendepunkt. Bei geradem n Extremstelle.
Ist darüber hinaus auch f’(x0) = 0 , so besitzt die Funktion bei x0 einen Wendepunkt mit horizontaler
Tangente, der als Sattelpunkt bezeichnet wird.
Beispiel:
f ( x) = x 3 − 12 x + 28
f ( x) = 0,2 x 5 − x 3 + 1
f ( x) = x 5
f ( x) = x 4
Exkurs: Nullstellenbestimmung
Es gibt mehrere Verfahren zur näherungsweisen Bestimmung von Nullstellen, z.B. Polynomdivision
oder Intervallschachtelung. Ein von Newton entwickeltes Verfahren benutzt zur
Nullstellenbestimmung die erste Ableitung einer Funktion.
Gegeben sei eine differenzierbare Funktion f(x).
Ferner sei eine Genauigkeitsschranke c gegeben.
a) Setze i =1
b) Bestimme
xi +1 = xi −
f ( xi )
. Gehe zu c).
f ' ( xi )
c) Berechne f(xi+1). Falls f(xi+1) = 0 gehe zu f). Falls f(xi+1) ≠ 0 gehe zu d).
d) Falls
I f(xi+1) I < c ist die Näherung ausreichend, gehe zu f), andernfalls gehe zu e).
e) Setze i = i+1 und gehe zu b).
f)
Ende
Beispiel: f(x) = x³-1,75x²+2x-3,5
21
6.4 Untersuchung einiger ökonomischer Funktionen
6.4.1 Die Preis-Absatz-Funktion und die Erlösfunktion
a) Betrachtung eines Monopolisten
Wird ein Produkt auf einem Markt nur von einem Anbieter angeboten, dann liegt ein
Angebotsmonopol vor. Der Preis p, den der Monopolist setzt, bestimmt die abgesetzte Menge (bzw.
die von ihm auf dem Markt angebotene Menge den Preis). Die Preisabsatzfunktion des Monopolisten,
die die Beziehung zwischen Preisen und Mengen ausdrückt, hat dann in der Regel eine fallende
Tendenz.
Beispiel:
p = -20x+200
Die Fragestellung lautet, mittels welcher wirtschaftlichen Aktivität (d.h. bei welchem Wert der
unabhängigen Variablen) der größtmögliche Erlös erzielt werden kann.
Grenzerlös E’
Der maximale Erlös wird erreicht wenn gilt E’ = 0 und E’’ < 0
b) Betrachtung bei vollständiger Konkurrenz
Bei vollständiger Konkurrenz geht man davon aus, dass auf dem Markt eines Gutes der einzelne
Anbieter den Preis nicht beeinflußen kann. Es wird also p = const. unterstellt. Zu diesem Preis kann
der Anbieter praktisch jede beliebige Menge Absetzen.
Beispiel:
p = constant
Bei dieser Betrachtungsweise wird deutlich, dass der Erlös theoretisch unbegrenzt mit der
abgesetzten Menge steigt. Die Differentation macht hier zur Bestimmung des maximalen Erlöses
keinen Sinn, da E’ = p. Den maximalen Erlös kann der Anbieter an der Kapazitätsgrenze realisieren,
d.h. es handelt sich um ein Randmaximum.
22
6.4.2 Kostenfunktionen
Bei folgenden Überlegungen wird ein s-förmiger Kurvenverlauf unterstellt. Geht man von einem
linearen Kostenverlauf aus, können mit der Differentialrechnung keine Extremwerte berechnet
werden.
Beispiel:
K = x³-10x²+37x+72
Gesamtkosten ( K )
500
450
400
Kosten
350
300
250
200
150
100
50
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Menge x
Natürlich interessieren bei der Betrachtung der Kosten die Minimalstellen. Dabei macht es wenig
Sinn, die Gesamtkosten auf Extremstellen zu untersuchen, da die Kosten üblicherweise mit der
produzierten Menge steigen. D.h. die Minimalkosten liegen bei der Produktionsmenge 0 und die
Maximalkosten bei der Kapazitätsgrenze.
Interessante Punkte sind unter Anderem der geringste Kostenanstieg, die geringsten Stückkosten,
das Betriebsoptimum und das Betriebsminimum.
Kf – Fixkosten. Kosten, die unabhängig von der produzierten Menge entstehen.
kf - Fixe Stückkosten. Fixkosten verteilt auf die produzierte Menge.
kv - Variable Stückkosten. Kosten, die direkt einer produzierten Einheit zugerechnet werden können.
KV - Variable Kosten. Die variablen Stückkosten multipliziert mit der produzierten Menge.
K – Gesamtkosten. Die Summe aus Fixkosten und variablen Kosten.
k - Stückkosten (Durchschnittskosten). Die Gesamtkosten verteilt auf die produzierte Menge
K’ - Grenzkosten (Differentialkosten). Zusätzliche Kosten pro Mengeneinheit oder momentaner
Kostenanstieg. Wenn K’’ = 0 und K’’’ > 0 dann liegt bei dieser Menge der geringste Kostenanstieg.
(Dies ist der Wendepunkt von K !)
k’ - Ableitung der Stückkosten. Wenn k’ = 0 und k’’ > 0 dann liegt bei dieser Menge der geringste
Anstieg der Stückkosten. Diese Menge wird als Betriebsoptimum bezeichnet.
kv’ - Ableitung der variablen Stückkosten. Wenn kv’ = 0 und kv’’ > 0 dann liegt bei dieser Menge der
geringste Anstieg der variablen Stückkosten. Diese Menge wird als Betriebsminimum bezeichnet.
Wenn der Produktpreis diese Kosten unterschreitet, kann kein Deckungsbeitrag mehr erzielt werden,
die Produktion müsste eingestellt werden. Der zum Betriebsminimum gehörige variable Stückpreis
wird als "kurzfristige Preisuntergrenze" bezeichnet. So kann ein Betrieb bei schwankenden
Marktpreisen für die hergestellten Güter den Preis vorübergehend bis zu dieser Preisgrenze
hinunterschrauben, um von der Konkurrenz nicht vom Markt verdrängt zu werden. Auf eine Deckung
der fixen Kosten wird dabei verzichtet.
23
6.4.3 Gewinnfunktionen
a) Gewinnmaximum eines Monopolisten
Der Monopolist wird den Preis setzen, bei dem er den größtmöglichen Gewinn realisiert (bzw. die
entsprechende Menge anbieten).
Notwendige Bedingung für ein Gewinnmaximum ist G’ = E’ – K’ = 0 bzw. E’ = K’
Notwendige Bedingung für die Existenz eines Gewinnmaximums ist also die Übereinstimmung von
Grenzerlös und Grenzkosten.
Hinreichende Bedingung für ein Gewinnmaximum ist G’’ = E’’ – K’’ < 0 bzw. E’’ < K’’
600
500
Erlös ( E )
400
Gesamtkosten ( K )
Grenzerlös (E')
300
Preisabsatzfunktion
Grenzkosten ( K' )
200
100
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Die Schnittpunkte von E und K sind die Nutzenschwelle bzw. die Nutzengrenze, zwischen diesen
Grenzen liegt die Gewinnzone.
Die Produktionsmenge, bei der der maximale Gewinn realisiert werden kann, liegt beim Schnittpunkt
von E’ und K’.
Der zu dem Gewinnmaximum gehörende Preis p kann über die Preisabsatzfunktion ermittelt werden.
Beispiel:
p = -20x+200
K = x³-10x²+37x+72
b) Gewinnmaximum bei vollständiger Konkurrenz
500,0
450,0
400,0
350,0
300,0
Erlös ( E )
250,0
Gesamtkosten ( K )
200,0
Preis
150,0
Grenzkosten ( K' )
100,0
50,0
0,0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Wird p = const. unterstellt, dann ist E = px und E’ = p, d.h. der Grenzerlös ist gleich dem Preis.
Anstelle von E’ = K’ ergibt sich p = K’, und anstatt E’’ < K’’ muss K’’ > 0 gelten. Bei vollständiger
Konkurrenz ist also für die Erreichung eines Gewinnmaximums die Übereinstimmung von Preis und
Grenzkosten notwendige Bedingung.
Beispiel:
p = 40
K = x³-10x²+37x+72
24
6.5 Aufgaben
56.
57.
58.
Bestimmen Sie die erste, zweite und dritte Ableitung folgender Funktionen:
12
+ 12 x 3
3
x
a)
y=
d)
y = a3 x 3 + a2 x 2 + a1 x + a0
2x + 3
x2 − 1
b)
y=
e)
y = e3 x
c)
y=4 x
f)
y = ln x 2
Bestimmen Sie die Nullstellen für folgende Funktionen. Verwenden Sie dazu das NewtonVerfahren, Polynomdivision und die Mitternachtsformel (evtl. mit Substitution).
a)
y = x 3 −5 x 2 + 4 x
d)
y = x 4 − 13 x 3 + 51x 2 − 67 x + 28 mit der doppelten Nullstelle x1/2 = 1
Untersuchen Sie
b)
y=
y = x 3 − 7,5 x 2 + 12 x + 8
c)
y = x 6 − 18 x 4 + 81x 2
2 3
x − 4 x 2 + 6 x − 1 auf Extremwerte und Wendepunkte, und bestimmen
3
Sie die Bereiche, in denen die Funktion konkav bzw. konvex ist.
y=
1 3 1 2 3
x − x − x die Nullstellen, Extremwerte und Wendepunkte.
6
2
2
59.
Bestimmen Sie für
60.
Bestimmen Sie für die Umsatzfunktion U(x) = -0,01x² + 42x das Umsatzmaximum und den
dazu gehörenden Verkaufspreis. Ermitteln Sie daraus die Funktion des Stückumsatzes und
überprüfen Sie diese auf Extremwerte.
61.
Es gelte die Preis-Absatz-Funktion p = -0,02x + 12 . Bestimmen Sie die zugehörige
Umsatzfunktion, die umsatzmaximale Absatzmenge und den größtmöglichen Umsatzbetrag.
62.
Eine quadratische Kostenfunktion mit K = 1,15x² + 62100 ist gegeben. Bestimmen Sie die
Ausbringungsmenge, bei welcher die Stückkosten ein Minimum erreichen. Wie groß ist der
zugehörige Stückkostenbetrag?
63.
Es gelte die Kostenfunktion
K=
1
x ³ − 21x ² + 1570 x + 25200. Bestimmen Sie die Funktion der
10
Stückkosten, der variablen Stückkosten und der Grenzkosten.
64.
Welche Maßnahme hat ein Unternehmen für die Erzielung eines Gewinnmaximums zu
ergreifen, wenn die Preis-Absatz-Funktion p = -0,02x + 12 und die Kostenfunktion K = 3x +
500 gelten ?
65.
Ermitteln Sie für die Gewinnfunktion
G ( x) = −
1 2
x + 180 x − 50325 den Stückgewinn.
12
Untersuchen Sie die gebildete Funktion auf mögliche Extrempunkte. Stellen Sie die
Stückgewinnfunktion und die Grenzgewinnfunktion grafisch dar.
66.
Für die Produktion eines Gutes, das zu einem konstanten Preis von p = 53 abgesetzt wird,
existiert die Kostenfunktion K = 2x² + 5x + 242. Bestimmen Sie
a) die Erlösfunktion, b) die Grenzerlösfunktion, c) die Grenzkostenfunktion, d) die
Durchschnittskostenfunktion, e) die Gewinnfunktion, f) die gewinnmaximale
Ausbringungsmenge, g) die Ausbringungsmenge mit maximalem Stückgewinn, h) die
Nutzenschwelle und die Nutzengrenze, i) Stellen Sie E und K grafisch dar.
67.
Für eine Einproduktunternehmung lautet die Kostenfunktion K = 6x + 40 und die
Preisabsatzfunktion p = 30 – 2x. Bestimmen Sie
a) die Grenzkostenfunktion, b) die Durchschnittskostenfunktion, c) die Erlösfunktion, d) die
Grenzerlösfunktion, e) den Bereich positiver Gewinne, f) die gewinnmaximale
Ausbringungsmenge, g) Stellen Sie E, G und K grafisch dar.
68.
Die Gesamtkosten eines Betriebes hängen von der Ausbringungsmenge ab und werden durch
eine ganzrationale Funktion dritten Grades beschrieben. Der Verkaufspreis je ME
(Mengeneinheit) beträgt 100 GE (Geldeinheiten). Die Fixkosten betragen 1820 GE.
Kostendeckung wird bei einer Ausbringungsmenge von 70 ME erzielt. Bei 40 ME betragen die
25
Stückkosten 65,5 GE und bei 50 ME die variablen Kosten 1500 GE. Bestimmen Sie die
Gleichung der Gesamtkostenfunktion.
69.
Die Gesamtkostenfunktion ist gegeben durch
K ( x) =
1
13
x ³ − x ² + 60 x + 1820 . Der
25
5
Verkaufspreis je ME beträgt 100 GE. Erstellen Sie eine Wertetabelle für 0 ≤ x ≤ 80 und
zeichnen Sie das Schaubild der Kostenfunktion, der Umsatzgeraden und der Gewinnkurve.
Berechnen Sie den maximalen Gewinn. Berechnen Sie die Nutzenschwelle, wenn die
Nutzengrenze bei einer Ausbringungsmenge von 70 ME liegt. Bestimmen Sie das
Betriebsminimum.
Aus Wettbewerbsgründen muss der Betrieb den Verkaufspreis senken. Die Nutzenschwelle liegt
jetzt bei einer Ausbringungsmenge von 25 ME. Berechnen Sie den neuen Verkaufspreis.
70.
Ein Betrieb erzielt für sein Produkt einen Verkaufserlös von 22 GE je ME. Die Gesamtkosten
sind durch eine ganzrationale Funktion dritten Grades bestimmt. Die fixen Kosten betragen 20
GE. Bei einer Ausbringungsmenge von 2 ME entstehen Kosten von 44 GE, bei einer
Ausbringung von 1 ME tritt ein Verlust von 15 GE auf. Bei 4 ME betragen die Stückkosten 13
GE. Bestimmen Sie den Funktionsterm der Gesamtkostenfunktion.
71.
Die Gesamtkostenfunktion ist gegeben durch:
K ( x) = x ³ − 8 x ² + 24 x + 20 . Der Verkaufserlös
beträgt 22 Ge je ME. Berechnen Sie die Nutzengrenze, wenn die Nutzenschwelle bei einer
Ausbringung von 2 ME liegt. Berechnen Sie den maximalen Gewinn. Berechnen Sie das
Betriebsoptimum mit einem Näherungsverfahren. Welcher Erlös p1 muss pro ME erzielt
werden, wenn bei einer Ausbringung von 5 ME ein Gewinn von 60 GE erzielt werden soll?
26
7
UNTERSUCHUNG VON FUNKTIONEN MIT MEHREREN UNABHÄNGIGEN VARIABLEN
7.1 partielle Differentation
In der anschaulichen Interpretation entspricht die Bestimmung der ersten Ableitung einer Funktion
mit einer unabhängigen Variablen y = f(x) der Bestimmung der Steigung der Kurve. Da diese
Steigung davon abhängt, welchen Wert x annimmt, ist auch die erste Ableitung wieder eine Funktion
von x, d.h. y’ = f’(x).
Bei einer Funktion mit zwei unabhängigen Variablen z = f(x,y) ist die Bestimmung einer Steigung
nicht mehr eindeutig möglich: z = f(x,y) entspricht in einem x-y-z Koordinatensystem einer Fläche
im Raum. Die Steigung auf einer solchen Fläche hängt nun nicht nur von x und y ab, sondern auch
von der Richtung, in der man sich bewegt.
Um dennoch Aussagen über die Steigung der Funktionsfläche in Abhängigkeit von Ort und Richtung
zu erhalten, kann man folgendermaßen vorgehen: In der Funktion z = f(x,y) wird die Variable y
durch eine Konstante y1 ersetzt. Die dadurch entstehende Funktion z = f(x,y1) = za(x) hängt nur
noch von der Variablen x ab. Wird die Variable x durch eine Konstante x1 ersetzt, so hängt die
Funktion z = f(x1,y) = zb(y) nur noch von y ab. Die Funktionen za(x) und zb(y) können, da sie nur
Funktionen einer Variablen sind, nach x bzw. y differenziert werden.
Gegeben sei die Funktion z = f(x,y). Existieren für alle (x,y) Є D(f) die Grenzwerte:
lim
∆x →0
f ( x + ∆x, y ) − f ( x, y )
= f ' x ( x, y ) = z ' x
∆x
und
lim
∆y →0
f ( x, y + ∆y ) − f ( x, y )
= f ' y ( x, y ) = z ' y
∆y
so heißt die Funktion partiell differenzierbar nach x und nach y.
Eine Funktion mit zwei unabhängigen Variablen z = f(x,y) besitzt somit zwei partielle Ableitungen
erster Ordnung.
Höhere Ableitungen
Die partiellen Ableitungen erster Ordnung können nun wiederum partiell nach den unabhängigen
Variablen differenziert werden. Das ergibt die partiellen Ableitungen zweiter Ordnung der Funktion.
Da jede der n partiellen Ableitungen erster Ordnung wieder nach jeder der n Variablen differenziert
werden kann, gibt es insgesamt n² partielle Ableitungen zweiter Ordnung.
Beispiel:
f(x,y) = x³ y³
f(x,y) = x³+x²y+xy²+y³
27
7.2 Extremwertbestimmung
Schema zur Untersuchung einer Funktion z = f(x,y) auf Extremwerte
a) Bestimmung von f’x und f’y
b) Lösung des Gleichungssystems f’x = 0 und f’y = 0 für x und y.
a. Hat das Gleichungssystem keine Lösung, so existiert kein Extremwert.
b. Existieren die Lösungen (xi, yi) so ist Schritt c) durchzuführen.
c) Bestimmung von f’’xx, f’’yy, f’’xy
d) Vergleich von f’’xx , f’’yy und (f’’xy)²
a. Falls f’’xx * f’’yy > (f’’xy)² , so liegt an der Stelle (xi,yi) ein Extremwert, weiter mit
Schritt e)
b. Falls f’’xx * f’’yy < (f’’xy)² , so liegt an der Stelle (xi,yi) kein Extremwert, sondern ein
Sattelpunkt.
c. Falls f’’xx * f’’yy = (f’’xy)² , so ist keine verbindliche Aussage über die Stelle (xi,yi)
möglich.
e) Für f’’xx < 0 folgt ein Maximum an der Stelle (xi,yi).
Für f’’xx > 0 folgt ein Minimum an der Stelle (xi,yi).
Beispiel: f(x,y) = x³+3x²y-3xy²-21x+y³-3y
Extremwerte bei Funktionen mit mehr als zwei unabhängigen Variablen
Für Funktionen mit mehr als zwei unabhängigen Variablen sind Maximum und Minimum ähnlich
definiert wie bei zwei unabhängigen Variablen.
Notwendige Bedingung für die Existenz eines Extremwertes einer stetig partiell differenzierbaren
Funktion ist das verschwinden aller partiellen Ableitungen erster Ordnung nach allen unabhängigen
Variablen. Auf die hinreichende Bedingung wird hier verzichtet. Es sei auf die Literatur verwiesen.
Beispiel: z = x²+y²+v²+4x-2y-10v+27
7.3 Extremwerte unter Berücksichtigung von Nebenbedingungen
Bei zahlreichen Wirtschaftswissenschaftlichen Anwendungen sind Extremwerte einer Funktion mit
mehreren unabhängigen Variablen unter Berücksichtigung von Nebenbedingungen zu bestimmen.
Für die Lösung derartiger Probleme, bei der die Nebenbedingungen in Gleichungsform gegeben sind,
bieten sich zwei Möglichkeiten an: Die Variablensubstitution und die Multiplikatorregel nach
LaGrange.
7.3.1 Lösung von Extremwertaufgaben durch Variablensubstitution
Für die Lösung einer Extremwertaufgabe unter Beachtung einer Nebenbedingung durch
Variablensubstitution löst man die Nebenbedingung nach einer Variablen auf und ersetzt diese
Variable dann in der auf Extremwerte zu untersuchenden Funktion entsprechend. Dadurch erhält
man eine Funktion mit einer unabhängigen Variablen.
Beispiel:
Ein Kraftwerk erzeugt Strom aus der Verbrennung von Kohle (r1) ME und Erdgas (r2)
ME. Der Preis je ME Kohle beträgt q1 = 4 GE und für Erdgas q2 = 12 GE.
Die Produktionsfunktion für die erzeugte Strommenge (Output) lautet:
f(r1,r2) = 20r10,25 r20,75. Die benötigte Strommenge liegt derzeit bei 80 EE.
Wie lautet die Minimalkostenkombination für die Produktionsfaktoren?
(Wie ändert sich die Situation bei einem Strombedarf von 120 EE?)
28
Sind die Produktionsfaktoren substituierbar, dann wird man eine vorgegebene Produktionsmenge
mit der Faktorkombination herstellen, die die geringsten Kosten verursacht.
Sind q1 und q2 die Preise der beiden Produktionsfaktoren, dann ergibt sich für die Kosten die zu
minimierende Funktion (=Zielfunktion) K = q1r1 + q2r2. Für unser Beispiel K = 4r1 + 12r2 .
Zu beachten ist, dass die Bedingung des benötigten Strombedarfs x eingehalten wird x = f(r1,r2).
Für unser Beispiel 80 = 20r10,25 r20,75 .
Kurz: Minimiere K = 4r1 + 12r2 unter Einhaltung der Nebenbedingung 80 = 20r10,25 r20,75 .
Wird r1 in der Nebenbedingung in Abhängigkeit von r2 ausgedrückt, r1 = f(r2) , erhält man die
Isoquante. Isoquanten sind Kurven, auf der alle Faktorkombinationen liegen, die zu der selben
Produktionsmenge (Output) führen.
4
 80 
 = 256 r2 − 3
r1 = 
0 , 75 
 20r2 
Die so isolierte Variable wird nun in der Zielfunktion substituiert, man erhält K = q1f(r2 )+ q2r2.
Für unser Beispiel:
−3
K = 4 ⋅ 256 r2 + 12 r2
=> Minimum bei r1 = 4 und r2 = 4 und K = 64
Alle Faktorkombinationen, die zu einem bestimmten Kostenbetrag führen, q1r1 + q2r2 = c , liegen auf
einer Geraden (Isokostengerade)
r1 = −
q2
c
r2 +
. Für unse Beispiel r1 = −3r2 + 16
q1
q1
10
9
r1 = 256 r2
8
−3
7
6
5
4
3
2
r1 = −3r2 + 16
1
0
3
3,2
3,4
3,6
3,8
4
4,2
4,4
4,6
4,8
Im Isoquantendiagramm ist eine Minimalkostenkombination als Tangentialpunkt von Isoquante und
Isokostengerade zu erkennen.
Beispiel 2:
Für ein Unternehmen sollen Konservendosen aus Blech in Form eines Kreiszylinders
hergestellt werden. Die Dosen sollen eine Füllmenge von 330 ml beinhalten und unter
dem Gesichtspunkt des minimalen Materialverbrauchs hergestellt werden. Der m²
Weißblech kostet 3,78 €. Wie viel kostet das Material für eine Dose?
29
7.3.2 Multiplikatorregel von LaGrange
Bei Anwendung der Multiplikatorregel werden die Nebenbedingungen mit einem Faktor λ
(LaGrangescher Multiplikator) multipliziert und dann zu der auf Extremwerte zu untersuchenden
Funktion addiert. Die daraus entstandene erweiterte Funktion wird auf Extremwerte untersucht.
Auch die LaGrangeschen Multiplikatoren stellen dabei unabhängige Variablen dar.
Vorgehensweise
a) Bestimmung der Zielfunktion und der Nebenbedingungen (Achtung NB = 0)
b) Erstellen der Lagrange Funktion
c) Bildung der Ableitungen
z = f ( x, y ) + λ ⋅ g ( x, y )
z 'λ , f ' x , f ' y . Die Ableitungen werden gleich Null gesetzt, es entsteht
ein LGS, das eindeutig gelöst werden kann.
Beispiel:
8
72.
AUFGABEN
Bilden Sie für folgende Funktionen die partiellen Ableitungen erster Ordnung.
a)
73.
z = x3 + y 3
b)
z = ax b y c
c)
z = ax 2 + by 2
Untersuchen Sie die folgenden Funktionen auf Extremwerte
a)
74.
Es soll z = f(x,y) = -x² - y² + 9 unter Berücksichtigung der Nebenbedingung
g(x,y) = x + y = 2 minimiert werden.
z = x3 + 3 x 2 y + 3 xy 2 − 48 x
z = 2 x 2 y + 2 xy 2 + 2 xy +
b)
2 3
y + y2 − 4 y
3
Für ein Unternehmen, das zwei Güter in den Mengen x1 und x2 herstellt, gilt die
Gewinnfunktion
2
2
G ( x1 , x2 ) = 14 x1 + 28 x2 − x1 − 2 x2 + x1 x2 . Bestimmen Sie den Produktionsplan
mit dem größten Gewinn.
75.
Es wird ein Produktionsprozeß betrachtet, bei dem ein Gut mit zwei Produktionsfaktoren r1 und
r2 hergestellt wird. Die Produktionsfunktion lautet x=5r12r2. Die Kosten werden gegeben durch
K=6r1+12r2. Bestimmen Sie die Minimalkostenkombination für die Produktion von 80 Einheiten
eines Gutes.
76.
Für ein Unternehmen sollen Plastikbecher in Form eines Kreiszylinders, der oben geöffnet ist,
hergestellt werden. Die Becher sollen eine Füllmenge von 250 ml beinhalten und unter dem
Gesichtspunkt des minimalen Materialverbrauchs hergestellt werden. Welche Maße haben der
Radius und die Höhe des Bechers?
77.
Untersuchen Sie die Funktion z = x² + 2xy unter der Nebenbedingung y = -1,5x + 6 auf
Extremwerte a) mittels des Ansatzes von LaGrange und B) durch Substitution.
78.
Untersuchen Sie die Funktion
z = 4 x 3 + xy − y + 2 unter der Nebenbedingung y = xy + 3 x auf
Extremwerte.
79.
Es soll f(x,y,z) = x²+y²+z2 unter Berücksichtigung der Nebenbedingung g(x,y,z) = 2x+y-z = 1
minimiert werden.
80.
Untersuchen Sie die folgende Funktion auf Extremwerte.
z = ( x − y )3 + 12 xy
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