Kritik am Harmoniemodell der menschlichen Seele

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Geisteswissenschaft
Joachim Waldmann
Kritik am Harmoniemodell der
menschlichen Seele - Platon
Essay
Philosophisches Seminar
Proseminar: Platon, Phaidon
Sommersemester 2005
ESSAY :
KRITIK AM HARMONIEMODELL DER MENSCHLICHEN
SEELE
Fächer: Allgemeine Rhetorik / Philosophie
Semesterzahl: 3
1
1. Einleitung .............................................................................................................................. 2
2. Simmias Einwand: das Harmoniemodell der Seele (85e-86d).............................................. 3
3. Sokrates Kritik und Widerlegung des Harmonielehremodells (91c-95a) ............................. 4
3.1. Die Unvereinbarkeit des Harmoniemodells der Seele mit der Wiedererinnerungslehre 4
3.2. Erstes Argument: Erklärungsnot des Harmoniemodells in bezug auf Tugend und
Laster ..................................................................................................................................... 5
3.2.1. Zwischenbemerkung................................................................................................ 5
3.3. Zweites Argument: Die Seele als Stimmung des Körpers kann diesen nicht
beherrschen............................................................................................................................ 6
3.3.1. Zwischenbemerkung................................................................................................ 7
4. Schlussbemerkung – Kritische Würdigung ........................................................................... 7
Literaturverzeichnis ................................................................................................................... 8
1. Einleitung
Was ist die Seele?
In Platons Phaidon wird sie bestimmt als ein Unsichtbares und Unkörperliches, das sich auf
die immer selbe Art verhält, sich immer selbst gleicht. Da die Seele den Leib beherrscht,
ähnelt sie außerdem dem Göttlichen und somit natürlich auch dem Schönen. 1 Die Seele
unterscheidet sich also grundlegend vom sterblichen Leib; es handelt sich bei Leib und Seele
um „zwei Arten des Seienden“2 , um zwei voneinander verschiedene Substanzen. Die Seele
ist dabei diejenige Substanz, der – aufgrund der Eigenschaften Unkörperlichkeit,
Unsichtbarkeit, Schönheit und ein dem Göttlichen verwandtes Wesen – „Unzerstörbarkeit
und Ewigkeit“3 zukommen soll. Simmias jedoch hegt Zweifel an der Beweiskraft der
Argumente, die für die Unsterblichkeit der Seele sprechen sollen.
1
vgl. Platon, Phaidon, 79a-80b
ebd., 79a
3
Frede, Dorothea, Platons „Phaidon“, S.78
2
2
2. Simmias Einwand: das Harmoniemodell der Seele (85e-86d)
Ausgehend von der Annahme einer Seele mit den oben genannten Eigenschaften und diese
Eigenschaften übernehmend, entwirft Simmias ein Modell der Seele, das zunächst gegen ihre
Unsterblichkeit zu sprechen scheint. In diesem Modell wird die Seele als eine Stimmung
bzw. Harmonie verstanden. Die die Harmonie erzeugende Leier steht für den Leib. Der
Harmonie können dabei dieselben Eigenschaften wie der Seele zugesprochen werden: sie ist
nicht sichtbar, sie ist unkörperlich, schön und göttlich; für die Leier gilt, dass sie dieselben
Eigenschaften wie der Leib hat. 4 Nach Sokrates Argumentation, so meint Simmias, müsse
auch für die Harmonie gelten, dass sie noch weiter fortbestehe, lange nachdem die Leier bzw.
deren Saiten zerstört worden sind.
Durch den Vergleich von Leib und Seele mit Leier und Harmonie, entblößt Simmias die
sokratische Argumentation als etwas Unmögliches: eine Harmonie kann nicht noch
existieren, wenn ihr Ursprung, die Leier, bereits vernichtet worden ist.
Wenn die Seele eine Harmonie des Körperlichen ist – und diese Möglichkeit besteht, denn es
kann doch sein, so Simmias, „dass unsere Seele die Mischung und Stimmung eben dieser
Dinge [nämlich der körperlichen, wie etwa Warmes und Kaltes, J.W.] sei, wenn sie schön
und im rechten Verhältnis gegeneinander gemischt sind“5 , dann muss sie auch zusammen mit
dem Körper untergehen und das, obwohl sie göttlich ist. 6 Kurz gesagt: Simmias begreift die
Seele „als Funktion des intakten Körpers“7 .
4
Die Eigenschaften des Leibes sind: „körperlich, zusammengesetzt, erdartig und sterblich“ nach D. Frede,
Platons „Phaidon“, S.78
5
Platon, Phaidon, 86b-c
6
Es ist hier gleichgültig, ob die Seele lediglich als die harmonische Gestimmtheit des Leibes oder ob sie als
vom Leib erzeugte Stimmung verstanden wird. In beiden Fällen hängt sie vom Leib ab und ist an dessen
Schicksal gekettet.
7
Frede, Dorothea, Platons „Phaidon“, S.80
3
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