Adorno - Platon

Werbung
Adorno – Platon
7. September 2010
Adornos Abwehr von Metaphysik 1929 ergibt ein Selbstzitat, GS 1
das sich auf den frühen Ansatz bezieht —
Lesezeichen?
Und diese Distanzierung trotz des "großen" Vorbilds
Benjamin, der unbefangen, kritisch von den Ideen des Vorrede
Wahren + Schönen und des Eros ausgeht (wie im Wilhelm. Von welchen
Gymn.), in ihrem Zusammenhang.
Dialogen geht B.
aus?
Dass
Adorno
den
platonischen
Ideen-Ansatz
nutzt,
widerspricht seinem Ansatz, vom fortgeschrittenen Stand
des Bewusstseins des objektiven Geistes auszugehen —
Vorlesung x
Er geht auf Plato zurück, er geht 2500 Jahre zurück, als sei
Platon
(ein)
Zeitgenosse.
Ohne
diese
Distanz
zu
thematisieren — das hieße auf den Fortschritt der
Philosophie einzugehen. Vor allem auf den entscheidenden
Bruch
mit
einer
Universalien-Philosophie,
dem
Nominalismus.
s. Neg. Dial. 1967
Er geht vor allem auf den Phaidros ein, mit der Begründung,
darin sei die Ideenlehre als Modell der Trennung von der
empirischen Welt prägnant abgebildet.
Die Argumentations-Schritte:
 Die Entfremdung der Ideen — benannt wird nur: das
Schöne als Idee.
 Die
schwache
Erinnerung
der
Menschen, Liste von
Unterscheidung je nach Geburts-Qualität (Nähe + Künstlern +
Künstlerwerken
Ferne unterschieden).
1
 Die Anamnesis - und der Enthusiasmus - von A. als
Rausch (oder ähnlich).
 Also die Wahrnehmung, ob sich in Kunstwerken die
Ideen des Schönen abbildet.
 Dabei wird die Seite des Künstlers, der Herstellung,
die techné, nicht berührt.
 Wenn die Erinnerung der Menschen an die IdeenWelt Schwach ist — warum gelingen dann so
perfekte Kunstwerke, in Griechenland Plastiken,
Vasenbilder, Epen, Theaterstücke und - wenig Lyrik?
 Wenn man antike Theaterstücke ansieht, kann man
fragen,
ob
sie
dem
Ideal
eines
»Schönen«
entsprechen — ist die »Antigone« schön?
 Um bei der »Antigone« zu bleiben, löst sie einen
»Rausch«, einen »Zauber« aus? Das ist doch eher
die Wirkung auf uns, wie viele Generationen und wie
viele Kulturen später?
 Stimmt es, dass die Antike ihre Theaterstücke als
kommunale Rituale, als Kultus aufgeführt hat — erst
eine Komödie, dann eine Tragödie? Aristoteles in der
»Poetik« hat daraus, aus dem Zweischritt, den Kodex
von Befreien + Belehren formuliert.
 Platons Lehre unterstützt eine Theorie der Rezeption
von Kunst — nicht die unmittelbare unsichere
2
sinnliche Wahrnehmung, stärker die mitschwingende
Erinnerung. Aber auch die ist (nur) ein Echo. Je nach
Geburt näher oder ferner der Idee.
 So ergibt sich - und zwar eher absichtlich - eine
Theorie der Elite. Nur wenige sind auserlesen.
 Adorno nennt diese - mindestens mögliche, wenn
nicht zwingende - Konsequenz nicht beim Namen. Er
ordnet sie aber ein in einem Zug von Ideen,
gewissermaßen konstellativ, in dem der »echte«
Rezipient von Kunstwerken ein Spezialist sein muss.
 Eine Analyse von Kunstwerken, eine Interpretation
der internen Momente, führt Platon nicht aus.
 Das wird dann zu Adornos zentralem Motiv: das
Eingehen
ins
Kunstwerk,
ein
Ensemble
von
Konzentration, technischer Analyse, Synthesis der
Totalität im Kunstwerk — er nennt das Utopie zur
Versöhnung.
 Versöhnung zwar nicht mit der Welt, mit der
Gesellschaft, aber als Aufhebung der SubjektivObjekt-Trennung.
 Platon aber verbannt die Kunstwerke - vor allem der
Dichtkunst - aus seinem Bild einer "richtigen"
Gesellschaft. Kunst verführt, Kunst lenkt ab — und
zwar vom richtigen Verhältnis zur polis.
 Insofern widerspricht Platon seiner Interpretation
durch Adorno — der Rausch verführt nur, er erzieht
3
nicht.
 Platons Veto gegen Kunst - mindestens in der
Einschränkung auf Dichtung - ist das Verbot von
Freiheit. Von Erfahrung in einer Dimension, die
gerade in den Komödien wie Tragödien Kritik an der
politischen Verfassung ausführen, auch - und bei
Sophokles vor allem - am blinden Schicksal.
4
Herunterladen