Der Stern von Bethlehem

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Der Stern von Bethlehem
Im Matthäus-Evangelium wird berichtet, wie Sterndeuter nach dem neugeborenen König suchen. Sie hatten einen Stern aufgehen sehen, der vor
ihnen herzog, bis sie das Kind fanden. Der Stern war ihnen Signal und
Wegweiser.
Es gibt die unterschiedlichsten Auslegungen über diesen hellen Stern, der
zur Geburt Christi am Himmel erschienen ist. Bereits in der Antike galten
Sterne als „vernunftbegabte Wesen“, die sich um die Welt sorgten, sie
verdeutlichen das Königtum. Die Grundsymbolik der Sterne besteht also
darin, Abbild der göttlichen Idee zu sein, nach der die Schöpfung sich um
Gott bewegt und seinen Willen erfüllt. Gott ist die Mitte, alles Leben
kreist um ihn.
Ob das Phänomen des Sterns von Bethlehem in der Magiererzählung
historisch ist oder ein naturwissenschaftliches Phänomen, ist für die
heutigen Theologen von nicht so großer Bedeutung. Tatsache ist, dass der
Hofastronom Johannes von Kepler im Jahr 1603 eine Sternkonjunktion
entdeckt hatte, die im Jahre 7 v. Chr. dreimal am Himmel zu sehen war:
und zwar am 29. Mai, am 3. Oktober und am 4. Dezember. Die Planeten
Jupiter und Saturn standen im Sternbild der Fische. Dabei ist es mit
großer Wahrscheinlichkeit zu einer Erscheinung gekommen, die sich in
Erzählungen gerne als „Sternenschweif“ oder „Kometenschweif“ darstellt:
ein zarter Lichtkegel mit den beiden Planeten an der Spitze, der von den
Sternen direkt auf die Erde zu weisen schien. Dieses Phänomen hat mit
den Planeten an sich nichts zu tun. Es ist Sonnenlicht, das von Staub
gestreut wird und kegelartig auf die Erde „fällt“.
In der astrologischen Auslegung war Saturn immer der Stern Israels. Der
„Tag des Saturn“, am deutlichsten im englischen „Saturday“ erhalten, ist
der Tag der Juden, Symbol des Sabbat, des jüdischen Gesetzes.
Jupiter galt als Königsstern, „Hirt der Sterne“, „Regent der Planeten“, Heilund Friedensbringer, der Gnade und Segen bewirkt. Das bedeutet, dass
den Juden (Saturn) der König (Jupiter) der Gerechtigkeit (Saturn) geboren
wird.
Das Auftreten im Sternbild der Fische wirkt als Hinweis auf den Ort des
Geschehens. Die Fische symbolisieren das Land Amurru, das ist aus Sicht
Babylons das heutige Palästina. Die Fische galten als Zeichen des Endes
der irdischen Welt. Mit dem neugeborenen König bricht also eine neue
Ära an.
Der moabitische Seher Balaam hatte prophezeit: „Ich sehe ihn, aber nicht
jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: ein Stern geht in Jakob auf,
ein Szepter erhebt sich in Israel.“ (Nm 24,17). Von da leitet sich der Begriff
„Jakobsstern“ ab. Diese auf Jesus Christus hin gedeutete Weissagung
erhebt ihn zum König.
Nach alter christlicher Tradition ist der Stern, der den Weg zur Krippe
weist, Christus selbst. Das frühchristliche Symbol für Christus war der
achteckige Stern. Ignatius von Antiochien formulierte: „Christus im
Geheimnis der Menschwerdung ist selbst der Stern … Mit dem eignen Licht
weist er also auf sich selber hin“.
In der Kunst wird diese Deutung aufgenommen, die den Stern der Magier
mit Christusmonogramm, Kreuz oder Christusgestalt verbindet. Die
Domherren der Kölner Kathedrale, in der die Reliquien der Heiligen Drei
Könige aufbewahrt werden, tragen bis heute den Stern an einer
Amtskette als Zeichen ihrer Würde.
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