Redeflussstörungen

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Redeflussstörungen www.richard-­‐wilfing.at.vu Redeflussstörungen Eine Redeflussstörung ist eine Störung des Sprechens, welche durch Unterbrechungen des Sprechablaufs, Pausen, Wieder-­‐
holungen und Einschübe gekennzeichnet ist. Zu den Störungen des Redeflusses gehören das StoCern (Störung des Redeflusses mit Pausen, Einschüben, Wiederholungen von Lauten, Silben oder Worten), das Poltern (verwaschene Aus-­‐
sprache durch zu schnelles Reden und Verschlucken von Lauten), der MuLsmus (parLelles oder vollständiges Nicht-­‐
sprechen über einen relaLv langen Zeitraum hinweg nach weitgehend abgeschlossener Sprachentwicklung) und die Logo-­‐phobie (dauerhaOe und übersteigerte AngstreakLon in Sprech-­‐situaLonen). Sto9ern Sto9ern Sto9ern durch Wiederholungen, z. B. "Ma-­‐Ma-­‐Mama, ha-­‐ha-­‐hast Du schon gesehen ..." durch Dehnungen, z. B. "ich haaabe ..." durch Blockaden vor oder während des Sprechens, z. B. "Ggguten Tag", "Kkkannst Du mal kommen?" Häufig sind auch Mitbewegungen im Kopfbereich oder von anderen
Körperteilen (z. B. Ballen der Fäuste etc.) zu beobachten.
Sto9ern (Defini?on) Stottern ist eine Störung des Sprechablaufs und macht sich
in auffällig häufigen Unterbrechungen im Redefluss bemerkbar.
Es kommt zu Wiederholungen von Satzteilen, Worten und Silben (klonische Elemente) oder zu Blockaden und Dehnungen
(tonische Elemente).
Stottern verläuft zu Beginn meistens phasenweise: mal ist es
häufiger, dann seltener oder auch gar nicht vorhanden. Mit zunehmendem Alter verfestigt es sich. Es können sich Sekundärsymptome einstellen, wie Vermeidensverhalten, Satzumstellungen, körperliche Mitbewegungen, Kommunikationsängste.
Sto9ern Sto9ern (Statusdiagnos?k) Die Statusdiagnostik umfasst als Eingangsdiagnostik:
-  die Vorerhebung
-  die umfassende Problem- und Ressourcenanalyse
-  die Diagnose der Sprach-, Sprech und Kommunikationsfähigkeit
-  die Analyse der Art und des Umfangs weiterer,
mit dem Stottern interagierender Auffälligkeiten
(Mitbewegungen, Emotionalität, Kognition, Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivität, neuromotorischer Fähigkeiten)
-  die Dokumentation, die Hypothese sowie die Interpretation aller Daten
Sto9ern (Analyse) Analyse der Sprech- und Kommunkationsfähigkeit:
- Wie kommuniziert das Kind mit einer fremden
Person?
- Wie reagiert es auf veränderte Sprechmerkmale
des therapeutischen Systems?
- Geht das Kind auf das Thematisieren seines
Stottern ein?
- Wie gelingt Sprechen unter erschwerten Bedingungen? (Zeitdruck im Rollen- oder Puppenspiel;
Auffordern zum Sprechen; Unaufmerksam zuhören, etc.)
Die Besonderheiten des kindlichen Stotterns liegen
darin, dass viele therapierelevante Klientenmerkmale sich überhaupt erst im Verlauf der Therapie
selbst erfassen lassen.
Sto9ern Sto9ern ist … (EntwicklungstheoreLsche Erklärung) Endpunkt (Konfliktlösungsverhalten) einer Ent-­‐
wicklung, welche mit einer Verunsicherung des Kindes in den InterakLonen mit seinen näheren Bezugspersonen begonnen hat. Sto9ern ist … (NeurotheoreLsche Erklärung) Symptom einer selbstunsicheren („neuroLschen“) Persönlichkeit. Sto9ern ist … (LerntheoreLsche Erklärung) Gelerntes Verhalten, welches seinen Ausgangs-­‐
punkt von unpathologischen („ungelernten“) Verhaltensweisen genommen hat. Sto9ern ist … (KogniLonstheoreLsche Erklärung) Ergebnis selbstblockierenden Denkens. Sto9ern ist … (Neuropsychologische/neurophysiologische Erklärung) Sprachliche KoordinaLonsstörung aufgrund zu hoher Erregung und inadäquater Erreguns-­‐
verarbeitungsmechanismen. Sto9ern ist wie ein Kampf gegen einen Dämon Sto9ern (Ursachen: mulLfaktorielle Betrachtungsweise) Immer mehrere Faktoren müssen zusammenkommen, um Sto9ern auszulösen und zu verfes?gen, das können sein: Organische Ursachen: neurologische Störungen, Ver-­‐
änderung der zerebralen Dominanz, neuromotori-­‐
sche KoordinaLonsstörung, Wahrnehmungsstörung. Sto9ern (Ursachen: mulLfaktorielle Betrachtungsweise) Immer mehrere Faktoren müssen zusammenkommen, um Sto9ern auszulösen und zu verfes?gen, das können sein: Erblich bedingte Ursachen: Es wird nur die Veranlagung vererbt, StoCern triC oO familiär gehäuO auf. Die Um-­‐
stände der ersten Lebensjahre und der Sprachentwick-­‐
lung besLmmen dann, ob die Anlage zum Vorschein kommt oder nicht. Psychische Einflüsse können dabei eine Rolle spielen, stellen jedoch nicht die Ursache dar. Sto9ern (Ursachen: mulLfaktorielle Betrachtungsweise) Immer mehrere Faktoren müssen zusammenkommen, um Sto9ern auszulösen und zu verfes?gen, das können sein: Soziokulturelle Einflüsse: Schon in frühester Kindheit ist Sprache heu-­‐
te immer weniger HauptkommunikaLonsmiCel. Fernsehen, Com-­‐
puterspiel und Videospiele nehmen einen Großteil der AkLvitäten ein. Lesen, Vorlesen, sich unterhalten, Sprachspiele, Geschichten erfinden und erzählen wird immer seltener. Mangelnde Übung und Anregung führen dazu, dass Kinder in ihrer Sprachentwicklung zu wenig gefördert werden. GleichzeiLg sind die gesellschaOlichen Normen und Anforderungen an die Sprache sehr hoch. Das kann dazu führen, dass Kinder sehr schnell zu "Versagern" abgestempelt werden, wenn sie etwas mehr Zeit benöLgen. Sto9ern (Faktorenmodell) Organi-­‐
sche Psycho-­‐
linguis-­‐
Lsche Psycho-­‐
soziale Faktoren Interaktionsprozesse
zwischen Kind und
Kommunikationspartner
Stottern
Sto9ern (Prognose) Von den 4 -­‐ 5% der Schulkinder, die StoCerersymptome zeigen, wird nur jedes fünOe über das Jugendalter hinaus stoCern. Je jünger ein Kind ist und je früher interveniert wird, desto größer ist die Chance, dass es seine Sprechunflüssig-­‐
keiten ganz überwindet.. StoCern kann jedoch auch noch im Erwachsenenalter durch Therapien soweit verringert bzw. verändert werden, dass es keine Behinderung im täglichen Leben darstellt Wenn ich stoCere, stürmt es für mich. Wenn ich flüssig spreche, dann scheint für mich die Sonne. Entwicklung des Sto9erns •  1. Phase: zwischen dem 2. und 4. Lj. triC manchmal das kindliche StoCern auf (physiologische StoCern) •  2. Phase: „Sag das nochmal“, wird dem Kind seine Sprach-­‐auffälligkeit bewusst. Das Kind verliert die Spontanität des Sprechens. •  3. Phase: Das nun verstärkte Erscheinungsbild führt in der Folge zu weiteren Veränderungen im KommunikaLons-­‐
prozess: vergrößertes Störungsbewusstsein, Leidens-­‐
druck, Angst, IsolaLon u.ä. Sto9ern -­‐ Elterninforma?on StoCern ist keine schlechte Angewohnheit ! Elterliche Ermahnungen bringen nichts ! Aufregung verstärkt das StoCern ! StoCern ist ein sehr wechselhaOes Verhalten ! StoCernde Kinder sind genauso klug wie andere Kinder ! Je früher die Therapie erfolgt desto größer ist die Erfolgs-­‐
aussicht ! •  StoCern ist nicht ansteckend ! • 
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Sto9ertherapie (indirekter Ansatz) bedeutet, entweder nur mit den Eltern oder nur mit dem Kind
zu arbeiten, aber nicht direkt an seinem Stottern. Gerade in der
Frühphase des Stotterns kann es sinnvoll sein, das Kind nicht
sofort mit seiner „Schwäche" zu konfrontieren, sondern eventuell Spielstunden gemeinsam mit den Eltern oder nur mit dem
Therapeuten durchzuführen. Es wird nicht an der Sprechweise
des Kindes, sondern an den Grundlagen für ein angstfreies,
ruhiges Sprechen gearbeitet. Dazu gehören Sprach- und Bewegungsspiele, die den Spaß am Sprechen fördern, Entspannungsgeschichten, Rollenspiele und Dialogübungen.
Sto9ertherapie (direkter Ansatz) Der Therapeut arbeitet mit dem Kind selbst. Es wird angeleitet,
das Stottern oder das Sprechen direkt zu analysieren und zu
verändern. Das kann sehr indirekt geschehen, indem z. B. dem
Kind ein Modell für ein leichteres Stottern vermittelt wird. Meist
wird aber in motivierenden und kindgerechten Übungen ganz
bewusst das Sprechen bzw. Stottern bearbeitet.
Sto9ertherapie (Sprechhilfen) •  Unisonolesen •  SchaCensprechen •  Verzögertes audiLves Feedback (Lee-­‐Effekt) Sto9ertherapie (Sprechtechniken) •  Veränderung des SLmmeinsatzes und der SLmme oder der SLmmlage •  Veränderung des Sprechrhythmus •  Metrisches Sprechen •  Veränderungen der Atmung, der Sprechmuskelspannung •  Prolongiertes Sprechen •  Akzentuierungstechniken Sto9ertherapie (versch. Methoden) • 
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Entspannungstherapie Spieltherapie Sprechtherapie Sozialtherapie Psychotherapie Logopädische Übungstherapie u.v.m. Sto9ertherapie (Änderung des musikalischen Akzentes) Das musikalische Gedächtnis ist zentral Lefer ge-­‐lagert als das Gedächtnis der Sprache. Mit einer Veränderung des musikalischen Akzents (Singen) wird in Lefe, unbewusste Strukturen eingegriffen. Sto9ertherapie (Rhythmusveränderungen der Sprache) Rhythmus erfasst den ganzen Menschen. Kinder unterliegen schon früh rhythmischen Ein-­‐
drücken und damit verbunden Ausdrucks-­‐
bewegungen. Sprechrhythmus und Sprechtempo sind ge-­‐
koppelt an Affekte und motorischen Äußerun-­‐
gen. Sto9ertherapie (Atemübungen) Das Atemzentrum ist im kleinsten und ältesten Teil des Gehirns, im Hirnstamm, gelagert. Jede seelische ErschüCerung zeigt sich sofort in Veränderungen des rhythmischen Atemvor-­‐
gangs. Durch eine Beeinflussung der Atmung kann da-­‐
her auch eine erfolgreiche Behandlung des StoCerns durchgeführt werden. Sto9ertherapie (Bilder als Therapiehilfe) Bilder fördern das Vorstellungsleben. Die frühe Art des Denkens ist ein Vor-­‐
stellen in Bildern. Erst darauf baut sich das begrifflich kausale Denken auf. Phantasie und Träume bedienen sich nur des Bilddenkens. Mit Bildern kann ein Lef liegender Be-­‐
reich des Menschen angesprochen werden, wobei die VorstellungskraO angeregt wird. Sto9ertherapie (Gedanken von Friederike Meixner) •  Je mehr du weißt, desto besser bist du ausgerüstet für die Be-­‐
gegnung mit stoCernden Menschen. •  Je fundierter deine wissenschaOlichen Kenntnisse sind, desto sicherer fühlst du dich bei der Begegnung mit stoCernden Men-­‐
schen. •  Je mehr therapeuLsche Ansätze du kennst, umso eher findest du die richLge Form der Förderung. Trotzdem werden theore?sches Wissen und prak?sche Erfahrung nicht ausreichen. Beides muss getragen werden von einer Zu-­‐
wendung zum Menschen. Von der pädagogisch-­‐menschlichen Beziehung, vom Miteinander, hängt der erfolgreiche Therapieverlauf ab. Würden die anderen mich nicht auslachen, wäre das Sto9ern gar kein Problem. Förderung der Unterrichtsbeteiligung • Heben Sie sprachliche und kommunikative Stärken des Schülers hervor.
• Fördern Sie den Aufbau positiver Selbstbilder.
• Sorgen Sie selbst für ein hilfreiches sprachliches Vorbild, z.B. durch langsames und entspanntes
Sprechen.
• Beobachten Sie, in welchen Situationen Stottern häufig und selten auftritt.
• Vermeiden Sie beruhigenden Zuspruch oder gute Ratschläge, denn solche Hilfen sind für Stotterer
eher belastend.
• Vermeiden Sie es, nach Sitzordnung oder dem Alphabet nach aufzurufen.
• Vermeiden Sie mündliche Mitarbeit unter Zeitdruck.
• Lassen Sie in Zweiergruppen vorlesen.
• Nehmen Sie sich Zeit und lassen Sie dem Schüler Zeit für Antworten.
• Lassen Sie den Schüler ausreden.
• Hören Sie aktiv zu und geben Sie Zeichen der Zustimmung, Wertschätzung und Aufmerksamkeit.
• Vermitteln Sie Sicherheit, zeigen Sie Verständnis und bauen damit Vertrauen auf.
• Vermeiden Sie, dass sich eigene Unsicherheit und Belastung im Umgang mit Stottern auf den
Schüler übertragen.
• Reagieren Sie gelassen bei Auftreten des Stotterns.
• Geben Sie konsequent Anerkennung für flüssige Sprechäußerungen.
• Tabuisieren Sie Stottern nicht.
• Nehmen Sie Absprachen bezüglich der mündlichen Mitarbeit vor, z.B. „Du kommst zunächst nur
dran, wenn du dich meldest!“
Auch Außerirdische sto9ern Auch Außerirdische stottern.
Soweit ich denken kann, habe
ich immer gestottert. Beim
Stottern verspanne ich mich
und das finde ich nicht gut.
Benedikt Hai, 8 Jahre
I stota (Chris?ne Nöstlinger) Manchmoi stota i wenig und manchmoi stota i vü, und daun, waun i goa ned stotan wü, daun wiads gaunz org. Nua waun i bei da Omama bin, daun stota i nia. Oba grod bei dera was wuarschd, weu de mag mi a so. BEGEGNUNGEN MIT STOTTERNDEN KINDERN Ein Mensch der stottert, ist nicht nur in seiner
Sprache beeinträchtigt, sondern es ist auch
seine Persönlichkeits- und Sozialentwicklung
schwerstens gefährdet.
In dem Buch werden von neuen wissenschaftlichen Ansätzen ausgehend, Möglichkeiten der Hilfestellung beschrieben.
Kernpunkt der praxiserprobten Aussagen ist
eine behinderungsspezifische Diagnosenstellung, auf der sich dann gezielte individuelle Fördermaßnahmen aufbauen.
www.edition-meixner.at
Poltern ist eine Sprech-­‐Sprachstörung mit vielen Gesichtern. Das Ziel der Befunderhebung muss eine mög-­‐
lichst weitgefächerte Anamnese und DiagnosLk sein. Poltern triC selten in Reinform auf – häufig in KombinaLon mit StoCern als „StoCerpoltern“ oder PolterstoCern“. Bei Kindern ist die Diagnose Poltern nicht vor dem driCen bis vierten Lebensjahr zu stellen. Im ICD-­‐10 wird das Poltern unter der Gruppe Psychische und Verhaltens-­‐
störungen in der Untergruppe Andere Verhaltens-­‐ und emoAonale Störun-­‐
gen mit Beginn in der Kindheit und Jugend subsumiert und differenzial-­‐diagnosLsch dem StoCern und den Ticstörungen gegenüber gestellt. Kriterien Bewusstsein der Störung Poltern Sto9ern besteht nicht besteht Bei Aufmerksamkeits-­‐ besser zuwendung schlechter Vor Fremden wird Gesprochen schlechter besser Durch ungezwungene schlechter Redeweise besser Kurze besLmmte Antworten fallen leichter fallen schwerer Wiederholen lassen besser schlechter Therapie Hinlenken der Weglenken Aufmerksam-­‐ von der Ar-­‐
keit auf die LkulaLon ArLkulaLon Kriterien Poltern Sto9ern Lee-­‐Effekt Verschlechte-­‐
Besserung der rung der Sprache Sprache Sprechbeginn oO verzögert ArLkulaLon häufig fehlerhaO gut Beginn der Störung kein spezieller Ansatz spezieller Ansatz Verlauf konLnuierlich; keine sekundä-­‐
ren Symptome fluktuierend; ev. schwere se-­‐kundäre Symp-­‐tome KombinaLon mit anderen Kom-­‐ munikaLons-­‐
störungen mit ArLkulaLon, Worsindung, Satzbildung, Rechtschreiben, Lesen meist keine anderen Sprach-­‐ und Kommunika-­‐
Lonsstörungen normal Leidaden für die Anamnese * Stammdaten (Name, Geburtsdatum, Adresse, Beruf, Mehr-­‐ sprachigkeit usw.) * sonsLge derzeiLge Behandlungen * frühere Behandlungen * Anlass und/oder Überweisungskontext * Auffälligkeiten in der früheren (kindlichen) Entwicklung (allgemeine Entwicklung, motorische Entwicklung, Sprach-­‐ entwicklung, Krankheiten) * SonsLge Störungen, die bekannt sind (LRS, Hörstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Wahrnehmungsstörungen…) * SonsLge Sprach-­‐, Sprech-­‐ oder SLmmstörungen in der HerkunOsfamilie * Beschreibung der Redeflussstörung (derzeiLge Symp-­‐ tomaLk, Entstehung und Verlauf, Variabilität) * Beschreibung der subjekLv empfundenen BeeinträchLgung durch die Redeflussstörung (Familie, Schule oder Beruf, Freizeit und Freundeskreis) Leitfaden
für die Anamnese
* Beschreibung der sozialen Beziehungen des Patienten
(aktuelle Lebenssituation)
* Interessen und Freizeitgestaltung desPatienten
* Reaktion der Umwelt auf die Redeflussstörung (Angehörige, Freunde, Lehrer, Vorgesetzte, Kollegen)
* Auswirkungen der Reaktionen der sozialen Umwelt auf
den Patienten
* Beschreibung der Selbstkontrollversuche bzw. des
bisherigen Problemlöseverhaltens des Patienten
* Erwartungen an die Therapie / konkrete Therapieziele
* Einschätzung der Therapiemotivation und des zeitlichen
Aufwandes, die der Patient für die Behandlungsstunden
und das Üben im eigenen Lebensumfeld aufbringen kann
und will
* Zusammenfassung und Therapievorschlag
ObjekLvierung der SymptomaLk für den Polterer durch Tonband-­‐ oder Filmauf-­‐
nahmen. Abhören und erklären des fehler-­‐
haOen Sprechablaufes, da die Störung weitgehend unbewusst ist • Verminderung des Sprechtempos (Metronom, Silbenklopfen mit dem Finger), Korrektur der ArLkulaLonsfehler, Aufmerk-­‐
samkeitszuwendung auf die linguisLsche Sprachgestaltung, Hörübungen, Ver-­‐
besserung der Sprechatmung und SLmm-­‐
qualität. • Erziehung zur besseren Vorausstrukturie-­‐
rung des inneren Redekonzepts (Erlernen einer genauen Vorstellung von der zu äußernden Phrase vor Redebeginn soll nicht gefordert werden). • Verwenden einer Mehrsprachigkeit als therapeuLschen Faktor; bei KonzentraLon auf die Fremdsprache kommt es zur spon-­‐
tanen Besserung. • Übungstherapie (Denk-­‐Rede-­‐Übungen): -­‐  Ansehen von Bildern, die nur eine Szene darstellen. Vorsprechen mit präziser ArLkulaLon; dann Nachsprechenlassen. -­‐  Große Bilder mit vielen Einzelfiguren; Steigerung der Zahl der Sätze. -­‐ Weglassen der Bilder; Übergang von Einzelsätzen zu ganzen Geschichten. -­‐ Kleine Unterhaltungen unter Einbezug driCer Personen. Freie Rede in normalen SituaLonen im Elternhaus, über die dem Therapeuten berichtet wird. -­‐  Bei KombinaLon mit Lese-­‐Rechtschreib-­‐
Schwäche Einbau von spez. Übungen. Mu?smus • 
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hCp://www.youtube.com/watch?v=gAOltcWsBzI&feature=player_detailpage hCp://www.youtube.com/watch?v=CETm50kZ8k&NR=1 Mu?smus (lat. muAtas „Stummheit“, mutus „stumm“; psycho-­‐genes Schweigen) ist eine KommunikaLons-­‐störung, wobei keine Defekte der Sprechorgane und des Gehörs vorliegen. Man unterscheidet beim MuLsmus zwischen dem (s)elekLven MuLsmus, dem totalen MuLsmus sowie dem akineLschen MuLsmus Mu?smus Mu?smus (lat. muAtas „Stummheit“, mutus „stumm“; psycho-­‐genes Schweigen) ist eine KommunikaLons-­‐störung, wobei keine Defekte der Sprechorgane und des Gehörs vorliegen. Man unterscheidet beim MuLsmus zwischen dem (s)elekLven MuLsmus, dem totalen MuLsmus sowie dem akineLschen MuLsmus. hCp://www.youtube.com/watch?v=gAOltcWsBzI&feature=player_detailpage hCp://www.youtube.com/watch?v=CETm50kZ8k&NR=1 Diagnosekriterien des DSM-­‐IV Mu?smus A. Andauernde Unfähigkeit, in besLmm-­‐
ten SituaLonen zu sprechen (in denen das Sprechen erwartet wird, z.B. in der Schule), wobei in anderen SituaLonen normale Sprechfähigkeit besteht. Diagnosekriterien des DSM-­‐IV Mu?smus B. Die Störung behindert die schulischen und beruflichen Leistungen oder die soziale KommunikaLon. Diagnosekriterien des DSM-­‐IV Mu?smus C. Die Störung dauert mindestens einen Monat (und ist nicht auf den ersten Monat nach Schulbeginn beschränkt). Diagnosekriterien des DSM-­‐IV Mu?smus D. Die Unfähigkeit zu sprechen ist nicht durch die fehlende Kenntnisse der ge-­‐
sprochenen Sprache bedingt, die in der sozialen SituaLon benöLgt wird oder dadurch, dass der Betroffene sich in dieser Sprache nicht wohlfühlt. Diagnosekriterien des DSM-­‐IV Mu?smus E. Die Störung kann nicht besser durch eine KommunikaLonsstörung (z.B. StoCern) erklärt werden und triC nicht ausschließlich im Verlauf einer Lef-­‐
greifenden Entwicklungsstörung, Schi-­‐
zophrenie oder einer anderen psy-­‐
choLschen Störung auf. Totaler Mu?smus “Der totale MuLsmus ist eine nach vollzogenem Spracherwerb erfol-­‐
gende völlige Verweigerung der Lautsprache bei erhaltenem Hör-­‐ und Sprachvermögen, d.h. es liegen keine peripher-­‐impressiven oder peripher-­‐expressiven organischen Störungen vor sowie keine zentralen Schädigungen der am Sprechvorgang beteiligten Sprach-­‐
zentren und der InnervaLon. Eine direkte Ursache ist nicht bekannt. Es kommen hier sowohl psychologische Faktoren (Milieuschädigun-­‐
gen, neuroLsierende Traumata und Konflikte u.a.) als auch soma-­‐
Lsche Faktoren (frühkindliche Hirnschädigung, Intelligenzdefizite, familiäre DisposiLon u.a.) in Frage, die zumeist in einer gegenseiL-­‐
gen Ergänzung zur Sprechverweigerung führen.” (Hartmann 1997) (s)elek?ver Mu?smus “Der elekLve MuLsmus ist eine nach vollzogenem Spracherwerb erfol-­‐
gende Verweigerung der Lautsprache gegenüber einem besLmmten Personenkreis. Die Hör-­‐ und Sprechfähigkeit ist erhalten. Es kommen hier sowohl psychologische Faktoren (Milieuschädigungen, neuroL-­‐
sierende Traumata und Konflikte u.a.) als auch somaLsche Faktoren (frühkindliche Hirnschä-­‐digungen, Intelligenzdefizite, familiäre Dis-­‐
posiLon u.a.) in Frage, die zumeist in einer gegenseiLgen Ergänzung zur Sprechverweigerung führen.” (Hartmann 1997) Nach Böhme ist beim selekLven MuLsmus das Schweigen “keinesfalls freiwillig, sondern Ausdruck und das Symptom einer reakLven Sprechhemmung.” Akine?scher Mu?smus Der Akine?sche Mu?smus ist ein neurologisches Syndrom, das durch eine schwerste Störung des Antriebes gekennzeichnet ist. Dabei ist der Betroffene wach und hat keine Lähmungen. Er bewegt sich aber selbst nicht (Akinese), spricht nicht (MuAsmus) und zeigt auch keine EmoLonen, da hierzu jeglicher Antrieb fehlt. Wahrnehmung und Gedächtnis sind meist nicht beeinträchLgt. Ursachen •  Schädigungen des Frontalhirns oder Gyrus cinguli, z.B. durch einen beidseiLgen Verschluss der vorderen Großhirnarterie (Schlaganfall) oder ein Schädel-­‐Hirn-­‐Trauma •  Druckwirkung auf das Zwischenhirn, vor allem durch Tumoren (z.B. Plexuspa-­‐pillom) oder einen Hydrozephalus •  Späteres Stadium spongiformer Enzephalopathien wie z.B. der Creutzfeldt-­‐Jakob-­‐Krankheit. Mu?smus-­‐Therapie Die MuLsmus-­‐Therapie bewegt sich zwischen der Psycho-­‐ und Sprachheiltherapie. Sehr erfolgversprechend ist eine Sprachtherapie, die MuLsten die Vorteile des Sprechens wie z.B. bessere Leistungen in der Schule, Freund-­‐
schaOen usw. verdeutlicht. Mu?smus-­‐Therapie Mu?smus-­‐Therapie Die MuLsmus-­‐Therapie in 4 Phasen ist auf die Auflockerung bzw. Überwindung des Schweigens ausgerichtet unter Einbeziehung des familiären Hintergrundes und sozialen Umfeldes des Betroffenen. Dabei wird in direkLver Form das Sprechen angebahnt. Wie an der Bezeichnung der Behandlungsphasen zu erkennen ist, wird bei der Extension der Verbalsprache die didakLsche Reihenfolge Laut-­‐, Silben-­‐, Wort-­‐, Satz-­‐ und KommunikaLonsebene berücksichLgt: I. Präverbale Phase. II. Lexikalisch-­‐syntak?sche Phase. III. Kommunika?v-­‐sozialinterak?ve Phase. IV. Nachbetreuungsphase. Mu?smus-­‐Therapie-­‐Tipps Das Schweigen nicht direkt angehen, sondern im Einflussnehmen auf die Umwelt. Rhythmische Übungen, zeichnen, singen und im Chor sprechen sind, wenn gezielt ein-­‐
gesetzt, dabei gute Therapieinstrumente. Vielleicht gelingen Maßnahmen wie mit-­‐
sprechen, nachsprechen, lesen o.ä. Erzieherische Einflussnahmen in Richtung Ermu-­‐
Lgung und Angssreiheit müssen zu jeder Therapie gehören. Man kann auch versu-­‐
chen, den Klienten „auszutricksen“, also absichtlich Fehler zu machen, die ihn reizen sollen, den Therapeuten auszubessern. Die Verhaltenstherapie oder Elemente davon (Abbau unerwünschten und Au~au erwünschten Verhaltens)werden als wirksame Methode ebenso empfohlen, wie die Verwendung des Sceno-­‐Kastens oder von Hand-­‐
puppen. Auch muss oO eine Änderung des Verhaltens der Bezugspersonen versucht werden. Das Hauptaugenmerk muss, wie bei allen Sprechstörungen auf einen mögli-­‐
chen Krankheitsgewinn gelegt werden; dieser muss ausgeschaltet werden. Sehr sinn-­‐
voll ist es, jedes noch so kleine posiLve Verhalten zu verstärken, Methoden des Mo-­‐
delllernens einzusetzen, das Selbstvertrauen des Klienten zu stärken, Affekte zeigen zu lernen und ihn gegen seine Ängste systemaLsch zu desensibilisieren. Mu?smus "Sprich, damit ich dich sehe." Sokrates "Und Du mich siehst." I. Emmerling
Logophobie Bei der Logophobie handelt es sich um eine psychogene (d.h. seelisch bedingte) Rede-­‐
störung, welche den normalen Redefluss beeinträchLgt. Logophobie kann als eigen-­‐
ständiges Störungsbild auOreten oder aber als Komponente bei verschiedenen Sprach-­‐, Sprech-­‐, Rede-­‐ und SLmmstörungen ent-­‐
halten sein, insbesondere bei StoCern und MuLsmus. Logophobie Bei der Angst beim Sprechen können folgende
Symptome in einer Redesituation beobachtet werden:
Stimme: Sprechstimme ist zu hoch, Dynamik ist zu leise, Melodie ist
monoton
Redefluss: Wortfindung verzögert, Sprechblockaden, Sprechunflüssigkeit,
unpassende Pausen, zu rasches Sprechtempo
Atmung: gesteigerte Atemfrequenz, Luftschnappen
Mund und Kehle: häufiges Räuspern und Schlucken
Gesichtsausdruck: kein Blickkontakt, Augenrollen, gespannte Gesichtsmuskultur, Grimassieren, Zuckungen, starrer Gesichtsausdruck
Motorik: angespannt, zappeln, bewegungslos, steif, Hände und Füße zittern/
schwanken, von einem Fuß auf den anderen treten
Logophobie 
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