Die Entstehung der Alpen

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Die Entstehung der Alpen
Gebirge und Meer gehören zu den größten landschaftlichen Gegensätzen der Erde. Und doch war
das Meer die Wiege der Alpen.
Die Alpen sind ein kleiner Abschnitt des großen "alpidischen" Faltengebirgsgürtels, der von Atlas,
Apennin und Pyrenäen über Karpaten, Dinarisches Gebirge und Balkan nach Vorderasien reicht und
sich weit über Iran und Himalaja bis in die Gebirge am Westrand des pazifischen Raumes fortsetzt.
Die Alpen entstanden aus dem Grund des Großen Alten Mittelmeeres, das schmal und langgestreckt
die alten Nord- und Südkontinente voneinander schied.
Die Mulde, die das Große Alte Mittelmeer erfüllte, bezeichnet man als Geosynklinale, ein langsam
absinkender Trog, den das Meer ständig mit seinen Ablagerungen auffüllte. Als Ergebnis finden wir
zum Beispiel eine 5000 bis 6000m mächtige Schichtfolge in den Kalkalpen.
Die Meeresablagerungen wurden später zu Gesteinen verfestigt. Die angehäuften kalkschaligen
Organismenreste und die Riffe bildeten Kalkgestein, das durch Zunahme des Magnesiumgehalts auch
zu Dolomit werden konnte.
Tonschiefer entstanden in Landnähe durch Flusseinschwemmungen, aus Kalktonschlamm wurden
Mergel, aus Sandbänken Sandstein und an den Küsten aus Fluss- und Brandungsgeröll Konglomerate. So lassen sich die Gesteine nach ihren ursprünglichen Bildungsräumen zuordnen.
Diese verhältnismäßig ruhige Zeit der Meeresentwicklung dauerte vom jüngsten Erdaltertum bis gegen Ende des Erdmittelalters, etwa 200 Millionen Jahre, und endete vor rund 100 Millionen Jahren.
Das Ende des Erdmittelalters und der erste Abschnitt der Erdneuzeit standen im Zeichen gewaltiger
Bewegungen der Erdkruste. Dabei wurde die Geosynklinale zwischen den alten Nord- und Südkontinenten eingeengt, so dass sich der Meeresgrund faltete, die Gesteinsschichten lösten sich schließlich
sogar aus ihrem Verbande und wurden übereinandergeschoben.
Noch heute erkennt man am Verlauf des Alpenbogens und des Apennin, wie sich aus dem Meer entstandene Faltengebirge dem Südrand des bereits vorhandenen starren europäischen Kontinents anpasste.
Bei den gebirgsbildenden, in den Schweizer Alpen und Ostalpen nordwärts gerichteten Bewegungen
kamen die nördlichen Randbereiche der Geosynklinale am tiefsten zu liegen. Sie bauen heute den
größten Teil der Westalpen nördlich des Rhein- Rhone- Längstales auf und den Nordsaum der Ostalpen. Südlich daran grenzend folgen die Gesteine aus dem mittleren Meeresbereich in den
Penninischen (Walliser) und den westlichen Graubündner Alpen südlich des Rhein- Rhone- Längstales. Weiter im Osten tauchen sie wieder im Unterengadin auf und zuletzt östlich des Brenners, wo sie
größtenteils die Zentralalpen bis zum Katschberg bilden. Obenauf und südlich anschließend liegen die
mächtigen Stapel noch südlicherer Meeresablagerungen. Sie sind im wesentlichen an der Bildung der
übrigen Ostalpen beteiligt.
Südlich der Längstalflucht Drautal- Etschtal- Tonalepass- Veltlin sind die südlichen Randbereiche der
Geosynklinale darangeschoben. Ihnen entsprechen die heutigen Südalpen.
Die großen Längstalsysteme folgen also den wichtigsten Baulinien und Grenzfugen zwischen Gesteinen, deren Entstehungsbereiche weit voneinander entfernt lagen. Die Längstäler sind innerhalb der
Alpen besondere Schwächezonen, die später von den Flüssen leicht ausgeräumt wurden. Zugleich
sind sie wichtige Erdbebenlinien.
Durch die gebirgsbildenden Bewegungen wurden die Gesteine nicht nur von ihrem ursprünglichen
Bildungsort entfernt, sie veränderten sich unter dem Bewegungs- und Überlagerungsdruck sowie
durch die mit der Tiefe zunehmenden Temperaturen stofflich und in ihrem Gefüge. Diese Umwandlung
vollzog sich vor allem in den tieferen Stockwerken des werdenden Gebirges.
Die Gebirgsbildung erfasste nicht allein die Meeresablagerung der Geosynklinale, sondern auch deren
Untergrund. Seine Gesteine entstammen älteren erdgeschichtlichen Zeiträumen und waren am Aufbau eines älteren Gebirgssystems beteiligt, das hier seither wieder versunken war. Die weitverbreiteten Gneise der zentralen Alpenteile leiten sich größtenteils von den Gesteinen dieses alten Grundgebirges her.
Die kristallinen Schiefer der Zentralalpen sind zu einem guten Teil umgewandelte Ablagerungen des
Geosynklinalmeeres, also ihrem Ausgangsmaterials nach gleich alt wie die Gesteine der Kalkalpen.
Manche kristallinen Zentralalpengesteine sind sogar erst überhaupt während der Gebirgsbildung vollkommen neu entstanden. Nicht hohes Alter ist das Kennzeichen der Kristallinen Gesteine, sondern die
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ursprünglich tiefe Lage im Stapel der übereinandergetürmten Gesteinsmassen. Wenn wir sie vorwiegend in den zentralen Alpenteilen heute an der Oberfläche finden, dann nur deshalb, weil die Innenzonen der Alpen am höchsten emporgehoben und daher auch am stärksten abgetragen wurden, so
daß hier der ursprüngliche Oberbau weitgehend entfernt wurde.
Die aufeinander gestapelten Gesteinsmassen der Alpen drückten den Untergrund nieder. Dadurch
entstand eine langgestreckte Mulde, die man als Vortiefe bezeichnet. Sie war noch am Ende der Faltungsvorgänge vom Meer erfüllt. Die Flüsse des jungen Gebirges setzten darin ihre Schuttmassen ab
und begruben dabei Sumpfurwälder; daraus wurden die Braunkohlenlager.
Die alpine Gebirgsbildung ist nicht das Ergebnis eines einmaligen Vorganges, sie ging in mehreren
Phasen vor sich. Zunehmend griff sie auf den Nordrand über und schließlich auch auf das eigene
Vorland, wodurch Teile davon gefaltet oder sogar überfahren wurden. Dazu gehört als ältere Vorlandablagerung der Flysch.
Die Gesteine, die in den Alpen durch die Gebirgsbildung angehäuft wurden, gehören vorwiegend zu
den spezifisch leichtesten Teilen der Erdkruste. Tief herabreichend, verdrängten sie im Untergrund
schwere Massen. Ausgleichsbewegungen in der Tiefe zur Herstellung des Gleichgewichts brachten
nach Abschluss der Faltungs- und Überschiebungsvorgänge vor allem in den letzten 10 Millionen
Jahren eine Emporhebung des ganzen Bereiches mit sich. Dadurch wuchsen die Alpen erst zum hohen Gebirge empor. Dieser letzte wichtige Abschnitt in der Geschichte ihre Entstehung lässt sich aus
dem Relief der Alpen ablesen, das vor allem ein Werk der abtragenden Kräfte ist. Nur diese Erdkräfte
können wir heute unmittelbar in ihrer Wirkung beobachten.
Auch die Emporhebung der Alpen war kein einfacher Vorgang, sondern lässt sich in mehrere Phasen
gliedern. Nach jeder neuerlichen Hebung des Gebirgskörpers lag das Alpenvorland im Verhältnis wieder um ein Stück tiefer. Damit war das flache Gefälle der Flüsse am Alpenrand unterbrochen. Um es
wieder herzustellen, mussten sich die Flüsse erneut einschneiden. Dabei blieben von den bisherigen
Talsohlen oft seitliche Reste als Terrassen übrig. Der Wiederholung dieser Vorgänge verdanken die
meisten Felsterrassensysteme und Talstufen ihre Anlage. Wo wir heute mehrere übereinander finden,
sind die höchstgelegenen immer die ältesten. Von Anfang an standen Gebirgshebung und Abtragung
in einem gewissen Ausgleich.
Die grobe Hauptarbeit am heute sichtbaren Alpenrelief hat vor allem das fließende Wasser, unterstützt
durch Verwitterung und Schwerkraft (Bergstürze, Rutschungen), vollbracht. Die letzte Feile legten die
eiszeitlichen Gletscher an.
Ihr Wirken fällt in die letzte Jahrmillion und hat überall deutliche Spuren hinterlassen. Über die Ursachen der Eiszeiten herrscht noch keine einheitliche Auffassung. Fest steht nur, dass es sich um weltweite Klimaänderungen handelte.
Wiederholt bildete sich ein Netz von Eisströmen in den Alpen. Die größten unter ihnen schoben große
Eisfächer in die Vorländer hinaus.
Die Gletscher räumten allen älteren Schutt ins Vorland und verschärften im Alpeninneren die Unterschiede von Steil und Flach. Sie vergrößerten die hochgelegenen alten Landoberflächenreste, auf
denen sie sich zuerst bilden konnten, und weiteten von hier aus Quelltrichter, alte Talschlüsse usw. zu
Karen aus.
Die Kämme darüber, die aus dem Eis ragten, schärften sie zu steilen, schmalen Graten.
Die Gletscher erhöhten und verbreiterten ferner die Talstufen und schufen neue.
Auf flachen Talstrecken verringerten sie das Gefälle noch weiter oder sie kolkten sogar tiefe Becken
aus; darin blieben mächtige Schuttmassen, oft auch Seen zurück.
Durch die Wirkung der eiszeitlichen Gletscher bekamen die Alpen erst die scharfen Züge des Hochgebirges im engeren Sinn.
Die heutigen Gletscher sind nicht einfach als Reste dieser eiszeitlichen Vergletscherung aufzufassen;
sie haben sich erst in jüngerer Zeit neu gebildet.
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