Lösungen zu AVWL III - Mathematik und Wirtschaftswissenschaften

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Universität Ulm
Institut für Betriebswirtschaft
Hellwig/Meuser
SS 2007
24.04.2007
Blatt 1
Lösungen zu AVWL III
Aufgabe 1
a) Hauptziel der Wirtschaftswissenschaften:
• Erforschung wirtschaftlicher Erscheinungen und ihrer Zusammenhänge bei der
Verteilung der knappen Güter auf die einzelnen Individuen und Gemeinschaften
sowie der Auswirkungen historischer Verteilungen auf die Gegenwart.
Historische Gliederung der Wirtschaftswissenschaften in
• Volkswirtschaftslehre
• und Betriebswirtschaftslehre
• sowie weitere Randgebiete (Soziologie etc.).
Die Betriebswirtschaftslehre beschäftigt sich mit der Analyse des wirtschaftlichen
Handelns im Betrieb und der Ableitung optimaler Verfahren zur Realisierung praktischer betrieblicher Zielsetzungen.
Wichtige Teilgebiete der Betriebswirtschaftslehre (bei Gliederung nach betrieblichen Funktionen) sind
• Betriebsführung (Leitung, Planung, Organisation, Überwachung)
• Finanzierung
• Investition
• Beschaffung (Arbeitkräfte, Betriebsmittel)
• Lagerung
• Leistungserstellung
• Transport
• Absatz
Die Volkswirtschaftslehre untersucht das “Ineinandergreifen der durch regelmäßigen
Tausch miteinander verbundenen und durch gegenseitige Abhängigkeit aufeinander
angewiesene Einzelwirtschaften” (A. Weber). Dabei werden Antworten auf die Frage
gesucht, was, wie, für wen, wann und wo produziert werden soll.
Was für die Volkswirtschaftslehre Analysegegenstand ist (bspw. die Preisbildung der
Produktionsfaktoren), wird in der BWL häufig als gegeben vorausgesetzt.
Die Volkswirtschaftslehre wird üblicherweise unterteilt in
• Mikroökonomie
• und Makroökonomie
• sowie Finanzwissenschaft (eigenständige Disziplin, zur VWL gezählt).
Die Makroökonomie beschäftigt sich nicht mit einzelnen Haushalten und Unternehmungen, sondern berücksichtigt nur zusammengefaßte (aggregierte) Größen. Ziel der
Makroökonomie ist die Erklärung des Entstehens bzw. der Verwendung des Sozialproduktes einer Volkswirtschaft und der Entwicklung der Beschäftigung und Inflation.
Dabei ist die Makroökonomie eher gestalterisch und auf Vorhersagen abzielend, empirisch orientiert.
Die Mikroökonomie beschreibt dagegen das Verhalten einzelner Wirtschaftseinheiten
und deren Interaktion. Das Ziel ist die Erklärung der marktwirtschaftlichen Koordination der einzelwirtschaftlichen Entscheidungen. Im Vergleich zur Makroökonomie ist
die Mikroökonomie eher analytisch, deskriptiv und theoretisch.
Abgrenzung BWL - Mikroökonomie
1. BWL eher anwendungsorientiert (Erarbeitung von Handlungsempfehlungen steht
im Vordergrund).
Mikroökonomie eher theorieorientiert (Analyse allgemeiner Strukturen steht
im Vordergrund).
2. BWL eher interdisziplinär (z.B. Berücksichtigung von soziologischen, psychologischen und juristischen Aspekten) orientiert.
Mikroökonomie formal-mathematisch orientiert (Verwendung von Optimierungsund Gleichgewichtsmodellen).
3. BWL verwendet Methoden und Erkenntnisse der Mikroökonomie (z.B. Produktionstheorie, Theorie des Konsumentenverhaltens, Finanzierungstheorie).
b) 1. Theorie der Unternehmung: Produktions- und Kostentheorie. Analyse des
Entscheidungsverhaltens der Unternehmung (Verwendung knapper Ressourcen zum
Zwecke der Gewinnerzielung). Daraus wird dann die Nachfrage der Unternehmungen
nach Ressourcen und das Angebot der Unternehmung(en) von Gütern abgeleitet (Angebotstheorie).
2. Theorie des Haushalts: Wie entscheidet der Haushalt über die Verwendung seiner
knappen Mittel zum Zwecke der Nutzenmaximierung? Nutzentheorie, daraus abgeleitet: Angebotsverhalten auf Ressourcenmärkten und Nachfrageverhalten auf Gütermärkten: Nachfragetheorie und Gesetz der Nachfrage.
3. Markt- und Preistheorie: Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage auf Märkten: Gleichgewicht. In Abhängikeit unterschiedlicher Strukturen unterschiedlicher Marktstrukturen (vollständige Konkurrenz, Oligopol, Monopol, monopolistische Konkurrenz)
unterschiedliche Verhaltensweisen der Akteure und möglicherweise unterschiedliche
Marktergebnisse. Unterscheidung zwischen kurz- und langfristigen Ergebnissen.
4. Wohlfahrtstheorie: Bewertung der Marktergebnisse und Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten: Notwendigkeit, Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Einflußnahme bzw. staatlicher Rahmensetzung der Marktwirtschaft (Markt- und Staatsversagen).
Aufgabe 2:
Was versteht man in der Mikroökonomie unter einem Gut?
Definieren Sie die Begriffe privates Gut, öffentliches Gut, freies Gut, materielles und
immaterielles Gut sowie Substitutionsgut und Komplementärgut und geben Sie je ein
Beispiel an. Welche Güter spielen in der Mikroökonomie eine Rolle?
In der Mikroökonomie sind unter Gütern Produkte und Dienstleistungen zu verstehen,
die ein Konsument erwerben kann. Ein Gut in diesem Sinne ist also etwa ein Menü im
Restaurant und nicht die Zutaten.
Private Güter (Individualgüter) sind Güter, deren Konsum durch eine Wirtschaftseinheit andere Wirtschaftseinheiten vom Konsum ausschließt.
Bsp.: Nahrungsmittel.
Das Gegenteil sind öffentliche Güter (Kollektivgüter), die gleichzeitig von mehreren Wirtschaftseinheiten genutzt werden können und von deren Konsum keiner ausgeschlossen werden kann, nachdem sie bereitgestellt worden sind.
Bsp.: Landesverteidigung, Leuchtturm.
Freie Güter sind Güter ohne Eigentümer, haben einen Preis von Null und sind in
beliebiger Menge verfügbar (das Gegenteil sind knappe bzw. wirtschaftliche Güter).
Bsp.: Luft.
Immaterielle Güter: Beispiele sind Dienstleistungen wie ein Konzert oder ärztlicher
Rat (das Gegenteil sind materielle Güter wie bspw. Fernseher).
Substitutionsgut: Gut, das von einem Konsumenten als durch ein anderes Gut ersetzbar angesehen wird.
Bsp: rote und blaue Bleistifte
Komplementärgüter: Güter, die gemeinsam zur Befriedigung eines Bedürfnisses
benötigt werden. Bsp: Reifen/Felgen
In der Mikroökonomie geht es um private Güter. Diese können materiell oder immateriell sein. Je zwei Güter können Substitutionsgüter oder Komplementärgüter sein.
Aufgabe 3:
Welche Verhaltensannahmen werden in der Mikroökonomie unterstellt?
• Verfolgung des Eigeninteresses
• konsistentes Entscheidungsverhalten
Die Individuen verhalten sich also perfekt rational, der Mensch maximiert seinen Nutzen unter den gegebenen Nebenbedingungen.
Dies wird evolutionär begründet: Die vollkommene Konkurrenz zwingt den Menschen
zur Rationalität; nicht rational handelnde Individuen scheiden auf lange Sicht aus.
Kritik:
• Der Mensch ist auch ein soziales Wesen (Mitgefühl, Neid).
• Individuen verhalten sich aufgrund unvollständiger Information und begrenzter
Fähigkeiten der Informationserkennung und -ver-arbeitung meist nur beschränkt
rational; sie verletzen insbesondere Konsistenzseigenschaften (bspw. Transitivität).
• Individuen orientieren sich nicht nur an Handlungskonsequenzen, sondern auch
an Normen / Regeln, die nicht durch Konsequenzen allein beschreibbar sind.
Aufgabe 4:
Was verstehen Sie im Zusammenhang mit Konsumenten und Gütern unter den Begriffen Wettbewerb und Preis?
Im Verhältnis zu den Bedürfnissen der Menschen sind die meisten Güter knapp. Daraus resultiert das Wetteifern der Konsumenten – innerhalb gewisser Regeln (Wirtschaftsordnung, Rechtsordnung) – um die knappen Güter. Der (marktwirtschaftliche) Wettbewerb ist letztlich ein spezielles Zuteilungsverfahren für knappe Güter.
Indem die Haushalte für den Konsum eines knappen Gutes einen Geldbetrag bezahlen
müssen, wird die Nachfrage nach diesem Gut begrenzt. Preise haben hierbei also die
Funktion, die Nachfrage nach knappen Gütern einzuschränken und so die Aufteilung
der knappen Güter zu ermöglichen.
Ist der Preis so, dass die angebotene Gütermenge gleich der nachgefragten Gütermenge
ist, so spricht man von einem Gleichgewichtspreis. In diesem Fall wird der Markt
geräumt.
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