Einfluss kardiomyopathie-bezogener Mutationen im humanen

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5. Zusammenfassung
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5. Zusammenfassung
Mutationen in Genen des humanen kardialen regulatorischen Troponin-Komplexes werden
ursächlich mit der Entstehung von Kardiomyopathien in Zusammenhang gebracht.
Unterschiedliche Mutationen im Troponin T-Gen können entweder zur Ausprägung des
dilatativen oder des hypertrophen Phänotyps dieser Erkrankung führen. In der vorliegenden
Arbeit wurden die mit der Entstehung von familiärer dilatativer Kardiomyopathie (fDCM)
assoziierten Mutationen hcTnT R141W und hcTnT ΔK210 sowie eine zu familiärer
hypertropher Kardiomyopathie (fHCM) führende Mutation hcTnT R92Q im hcTnT-Gen
untersucht. Der Einfluss dieser Mutationen auf die mechanischen Eigenschaften von
rekonstituierten dünnen Filamenten wurde mit Hilfe der Analyse von transversalen
thermischen
Form-Fluktuationen
einzelner
Filamente
durch
videogestützte
Fluoreszenzmikroskopie studiert. Um die Ergebnisse dieser Untersuchungen mit den
mechanochemischen Eigenschaften dieser Filamente korrelieren zu können, wurden in
vitro Gleitfilament-Untersuchungen und Messungen der Filament-aktivierten Myosin S1
ATPase-Aktivität durchgeführt. Ein weiterer Aspekt dieser Arbeit war die Untersuchung
der Auswirkung der cAMP-abhängigen Bis-Phosphorylierung von hcTnI auf die
Filamentflexibilität sowie auf die mutationsbedingten Änderungen der erwähnten
funktionellen Eigenschaften von rekonstituierten dünnen Filamenten.
Während die fDCM-assoziierte Mutation hcTnT R141W nur einen geringen Einfluss auf
die mechanischen und funktionellen Eigenschaften rekonstituierter dünner Filamente hat,
führt die zweite Mutation aus dieser Klasse, hcTnT ΔK210, zu einer deutlichen Erhöhung
der Filamentflexibilität. Die maximale Ca2+-abhängige Gleitgeschwindigkeit und die
maximale
Ca2+-abhängige Akto-S1-ATPase-Aktivität
von
rekonstituierten
dünnen
Filamenten mit dieser Mutation ist gegenüber den Wildtyp Filamenten signifikant
reduziert. In beiden experimentellen Ansätzen ist zudem eine Desensitisierung der Ca2+Aktivierung durch diese Mutation zu beobachten. Die fHCM assoziierte Mutation R92Q
führt hingegen zu einer Stabilisierung der Filamente im Sinne einer Verringerung der
mechanischen Flexibilität, während die maximale Ca2+-abhängige Gleitgeschwindigkeit
und Akto-S1-ATPase-Aktivität gegenüber den Wildtyp-Filamenten erhöht sind.
Es konnte in der vorliegenden Arbeit erstmalig gezeigt werden, dass Bis-Phosphorylierung
von hcTnI bei einer gegebenen freien Ca2+-Konzentration zu einer Erhöhung der
Filamentflexibilität führt. Die Mutation ΔK210 im hcTnT-Gen imitiert den Effekt der BisPhosphorylierung von hcTnI und macht die Filamente teilweise insensitiv für diese
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posttranslationale Modifikation. Die Auswirkungen der Bis-Phosphorylierung von hcTnI
auf die funktionellen Eigenschaften von rekonstituierten Filamenten mit hcTnT R141W
bleiben hingegen weitgehend unbeeinflusst von dieser Mutation. Die Bis-Phosphorylierung
von hcTnI wirkt den funktionellen Auswirkungen der fHCM-bezogenen Mutante hcTnT
R92Q entgegen.
Die Bis-Phosphorylierung von hcTnI konnte in dieser Arbeit als entscheidender
Mechanismus zur Regulation rekonstituierter dünner Filamente neben der Ca2+-Bindung an
hcTnC charakterisiert werden.
Generell konnte in den untersuchten Eigenschaften auf molekularer Ebene kein allgemeiner
Mechanismus, der zur Entwicklung dilatativer Kardiomyopathie führen könnte, ausfindig
gemacht werden. Obwohl die Mutationen R141W und ΔK210 im hcTnT-Gen zu ähnlichen
Krankheitsbildern führen, scheint die Mutation hcTnT R141W über pathogene
Mechanismen zur Ausprägung von familiärer dilatativer Kardiomyopathie zu führen, die
mit den in dieser Arbeit untersuchten Parametern nicht oder nur unvollständig zu erfassen
sind. Dagegen könnte die Mutation hcTnT ΔK210 aufgrund der vorgestellten Ergebnisse
ein direktes Signal zur Entwicklung von fDCM darstellen.
Interessanterweise führen Mutationen in identischen Regionen des hcTnT-Gens zu
unterschiedlichen funktionellen und makrostrukturellen Auswirkungen, die mit der
Entwicklung unterschiedlicher Krankheitsbilder in Zusammenhang stehen.
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