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Die Freiburger Frauen
und
die Politik
Zusammenfassung
Büro und Kommission für die Gleichstellung von Frau und
Mann und für Familienfragen des Kantons Freiburg
Vorwort
Am 7. Februar 1971 erhielten die Frauen des Kantons Freiburg das Stimm- und
Wahlrecht auf Gemeinde- und Kantonsebene und - dank einer eidgenössischen
Volksabstimmung, die zur selben Zeit stattfand - auch auf Bundesebene. Seit 28
Jahren also sind nun die Freiburger Frauen vollberechtigte Bürgerinnen und
haben die Möglichkeit, in den Gesetzgebungs- und Regierungsinstanzen des
Kantons vertreten zu sein.
Bevor die Frauen diese Rechte jedoch erhielten, brauchte es in der gesamten
Schweiz fast ein volles Jahrhundert mit Forderungen nach Anerkennung ihrer
politischen Rechte. In Anbetracht der Vergangenheit und der heutigen Situation
lassen sich zwei allgemeine - auf den ersten Blick allerdings paradoxe Feststellungen machen:
Auf eine gewisse Weise ist der Weg, der im Bereich der politischer Gleichstellung
bereits zurückgelegt wurde, ganz beträchtlich: Tatsächlich befinden wir uns weit
entfernt von den eidgenössischen Parlamentsdebatten der 50-er Jahre, wo man
hören konnte, das Frauenwahlrecht stehe nicht zur Diskussion, da es
wissenschaftlich bewiesen wäre, dass die Intelligenz der Frau im Vergleich zu der
des Mannes (sein Gehirn ist kleiner) eindeutig unterentwickelt sei und dass an
dieser intellektuellen Unterlegenheit, da angeboren, weder Ausbildung noch
Gesetz etwas ändern könnten. Damals glaubten einige, der Mann sei ein besserer
Bürger als die Frau, weil es seiner Natur viel näher liege, sich um die Interessen der
Allgemeinheit zu sorgen.1
Doch der im Bereich der politischen Gleichstellung zurückgelegte Weg erscheint
weit weniger bedeutend, wird die zahlenmässige Vertretung der Frauen in den
Gesetzgebungs- und Regierungsinstanzen aller Ebenen betrachtet. Tatsächlich
sind die Frauen in der Politik noch immer eindeutig untervertreten und diese
Tatsache zeichnet sich durch zwei allgemeine Merkmale aus: Es gibt weniger
Kandidatinnen als Kandidaten und sie haben die kleinere Chance, gewählt zu
werden als ihre männlichen Kollegen.
Das Büro und die kantonale Kommission für die Gleichstellung von Frau und Mann
und für Familienfragen wollten ein Bild der Lage im Kanton erstellen und nach den
Gründen suchen, die diese Untervertretung erklären könnten. Denn es lässt sich
die berechtigte Frage stellen: Warum sind die Frauen, wenn es nun doch keine
rechtlichen Hindernisse mehr gibt, in der politischen Welt nicht zahlreicher
vertreten?
1 Lotti Ruckstuhl, Frauen sprengen Fesseln, Hindernislauf zum Frauenstimmrecht in der
Schweiz, Interfeminas Verlag, Bonstetten, 1990
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Dazu arbeitete die Untergruppe « Frauen und das öffentliche Leben » der
Kommission einen Fragebogen aus und schickte diesen an die Kandidatinnen der
letzten Grossratswahlen. Das Hauptziel bestand darin, diese Frauen, die sich ins
Abenteuer gestürzt hatten, kennen zu lernen und es ihnen zu ermöglichen, ihre
Meinung und persönliche Einschätzung des politischen Lebens in Freiburg zu
formulieren.
Die Analyse ihrer Antworten war Gegenstand eines Berichts. Die wichtigsten
Ergebnisse sind nun hier zusammengefasst nachzulesen.2 Das Büro und die
Kommission möchten sich herzlich bei Frau Dominique Rychen und Herrn Michele
Egloff bedanken, die die Statistiken ausgewertet und den ungekürzten
Originaltext des Berichts verfasst haben.
Das Büro und die Kommission entschieden sich, diesen Bericht mit einigen
Empfehlungen abzurunden, die sich an die Frauen, an ihr direktes Umfeld, an die
politischen Parteien sowie an die Wählerinnen und Wähler richten. Tatsächlich
nehmen alle zu einem gegebenen Zeitpunkt entscheidend Einfluss auf die
Geschehnisse und können mit vereinten Kräften dazu beitragen, in den
politischen Instanzen für eine gerechtere Vertretung von Frauen und Männern
und somit auch für mehr Demokratie zu sorgen.
Jede und jeder von uns hat angesichts der nächsten Wahlen eine Verantwortung
zu tragen, die wir ernst nehmen müssen. Nur so werden in Zukunft weitere
Bundesrätinnen, viele Ständerätinnen, Nationalrätinnen, Gemeinde- und
Generalrätinnen, Staatsrätinnen, Grossrätinnen und Oberamtfrauen gewählt
werden.
Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre !
Das Büro und die kantonale Kommission für die
Gleichstellung von Frau und Mann und für
Familienfragen
Der ungekürzte Bericht in französischer Sprache kann kostenlos beim Büro für die
Gleichstellung und für Familienfragen bezogen werden.
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Einleitung
Die kantonale Kommission für die Gleichstellung von Frau und Mann und für
Familienfragen bemühte sich - beunruhigt vom bescheidenen Frauenanteil in den
politischen
Organen
des
Kantons
Freiburg
-,
im
Rahmen
ihrer
Förderungsmassnahmen für die Gleichstellung eine Präsenzbilanz der Frauen im
öffentlichen Leben zu erstellen und die praktischen Erfahrungen der politisch
aktiven Frauen aufzunehmen.
Die Kommission arbeitete deshalb einen Fragebogen aus und schickte diesen am
11.
Oktober
1996
an
die
163
Grossratskandidatinnen,
die
zwei
Staatsratskandidatinnen sowie an die zwei Kandidatinnen für das Oberamt. Das
Ziel dieser Befragung bestand einerseits darin, die Gründe zu finden, die nach
Ansicht der Kandidatinnen zu der geringen Beteiligung der Frauen in
parlamentarischen Aktivitäten führten. Zum anderen sollte die Einstellung der
Kandidatinnen dem politischen Engagement gegenüber in Erfahrung gebracht
werden. Und nicht zuletzt ging es auch darum, die Wählerinnen und Wähler des
Kantons über die Schwierigkeiten und die Barrieren beim Zugang und bei der
Ausübung eines politischen Amtes zu informieren.
93 der 163 Grossratskandidatinnen haben den Fragebogen ausgefüllt und
zurückgeschickt.
Literatur zu dieser Problematik ist vorhanden. Mehrere Untersuchungen zeigen
unter anderem auf, dass das Engagement der Frauen durch zwei Arten von
Hindernissen gebremst wird:
➣ Die objektiven Hindernisse: Eine schlechtere Eingliederung auf beruflicher
Ebene vermindert die Chancen auf Bekanntheit; durch die Tatsache, dass
Frauen noch immer einen Grossteil der Haus- und Erziehungsarbeit leisten,
bleibt ihnen weniger Zeit für Tätigkeiten, die ihnen zu Bekanntheit und Ansehen
in der Gemeinde, im Bezirk oder im Kanton verhelfen würden.
➣ Die subjektiven Hindernisse: Sie basieren auf der Erziehung und dem Zweifel an
den eigenen Fähigkeiten (bin ich der Sache gewachsen), der Angst vor
Verleumdung (das ist eine schlechte Mutter, die sollte sich besser um ihre
Kinder kümmern, als Politik zu machen) sowie der Befürchtung, sich zu
überlasten.
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Ganz
allgemein
lässt
sich
eine
Zunahme
der
Frauen
in
den
Gesetzgebungsinstanzen des Kantons Freiburg feststellen: Der Anteil Frauen stieg
von 7 % im Jahre 1971 auf 22 % im Jahre 1996 (oder von 7 auf 28 Sitze). Je nach
Partei verlief diese Entwicklung jedoch sehr unterschiedlich.
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G1 Der Frauenanteil im Grossen Rat
seit 1971, nach Parteien
50
FDP/PRD
CVP/PDC
SP/PS
SVP/UDC
CSP/PCS
40
30
20
10
0
1971
1976
1981
1986
1991
1996
Die Parteien im Kanton Freiburg
FDP
Freisinnig-Demokratische Partei
CVP
Christlichdemokratische Partei
SP
Sozialdemokratische Partei
SVP
Schweizerische Volkspartei
CSP
Christlichsoziale Partei
DSP
Demokratisch-Soziale Partei
EVP
Evangelische Volkspartei
Grüne
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Die Frauen und die Politik
• Wer kandidiert?
Nach der Auswertung der Fragebögen scheint die typische Kandidatin eine
gute und längere Ausbildung zu haben, eine Teilzeitarbeit auszuüben und
Mitglied eines Vereins oder einer Gruppe mit soziokulturellen oder
berufsorientierten Zielen zu sein. Laut den Kandidatinnen braucht es zur
Ausübung eines Mandats des Weiteren breit gefächerte Interessen, Erfahrung
im öffentlichen Auftreten und vor allem Verfügbarkeit. Dagegen erscheinen
ihnen vorgängige politische Erfahrungen oder materieller Wohlstand von
geringerer Wichtigkeit.
Wird die Grundausbildung und der Beschäftigungsgrad betrachtet, so ändert
sich das Profil der Kandidatinnen über die politischen Ausrichtungen hinweg
wenig.
• Die Bedeutung des Umfelds
Die Mehrheit der Frauen sagen aus, ihr Interesse für die Politik sei im
Familienkreis geweckt worden und ihre Familie sei stolz auf ihr Engagement. Die
Unterstützung durch das Umfeld ist also für die Kandidatinnen eine wichtige
Voraussetzung, um sich für ein Amt zu bewerben. Auch das Engagement in
einem Verein oder einer Gewerkschaft scheint eine Art Anstoss zu sein.
Bei der Auswahl der Kandidatinnen spielt jedoch die politische Partei die
entscheidende Rolle.
• Die Motivation für ein politisches Engagement
Laut den Antworten der Kandidatinnen liegen ihre Beweggründe nicht in einer
politische Karriere, sondern im Bereich der Gleichstellung von Frau und Mann
oder anderweitig, wie im Beitrag zu einer solidarischen Gesellschaft, in der
persönlichen Entfaltung, der gemeinsamen Verantwortung für die Verwaltung
des öffentlichen Lebens oder auch im Engagement mit Vorbildfunktion. Je
nach Partei werden zum Teil unterschiedliche Beweggründe genannt.
• Die Frauen in der Politik
Die meisten Kandidatinnen meinen, das Verhalten der Frauen unterscheide
sich in der Politik von dem der Männer. Laut ihren Antworten sind sie weniger
berechnend,
weniger
konventionell,
weniger
scheinheilig,
weniger
opportunistisch und weniger auf die schnelle Karriere ausgerichtet, dafür
differenzierter, unabhängiger, objektiver, menschlichen Aspekten gegenüber
bewusster, solidarischer, rationaler, aufrichtiger und mutiger, konkreter und
direkter, spontaner und toleranter.
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Sie sind des Weiteren überzeugt, dass die bei der Ausübung eines Amts
gesetzten Prioritäten je nach Geschlecht spürbar variieren. Dies soll jedoch
nicht heissen, dass sie die zu behandelnden Problemstellungen nach
Geschlechtern aufteilen wollen: Laut den Kandidatinnen sollten sich die Frauen
nicht in erster Linie in Kommissionen für soziokulturelle oder schulische Belange
wählen lassen. Einige fordern eine Einbeziehung in alle Bereiche, insbesondere
Wirtschaft, Finanzwesen und Planung. Andere finden, die Frauen sollten sich in
Kommissionen betätigen, die ihren Interessen und ihren Qualifikationen
entsprechen.
Schliesslich meinen drei Viertel der Frauen, dass es in der Politik keine wirkliche
Solidarität unter Frauen gibt, obwohl sie einräumen, eine Frauenkandidatur im
Allgemeinen und sogar parteiübergreifend zu unterstützen.
• Die Stellung der Frauen in den Parteien
Eine grosse Mehrheit der Kandidatinnen scheint zufrieden zu sein mit dem
Frauenanteil in den Führungsorganen ihrer Partei und erachtet das Verhalten
ihrer männlichen Kollegen ihnen gegenüber als respektvoll oder gleichwertig
dem den Männern gegenüber.
Obwohl die meisten Frauen finden, dass die politisch Verantwortlichen, mit
denen sie zu tun haben, ihnen spontan und gerne Verantwortung übertragen,
so räumt in der Praxis doch die Hälfte aller Frauen ein, keine besondere
Aufgabe in der Organisation ihrer Partei auszuüben, und ein Drittel sieht sich nur
mit Sekretariatsarbeiten betraut.
Im Allgemeinen handeln die Kandidatinnen recht unabhängig von ihrer Partei
und unterstützen oft auch Frauen aus anderen Parteien.
• Die Gründe für den niedrigen Frauenanteil und Lösungsvorschläge
Gemäss der Umfragen ist der niedrige Frauenanteil darauf zurückzuführen, dass
die Frauen diesen Umstand für unwichtig halten, die traditionelle
Rollenverteilung zwischen Frau und Mann akzeptieren und nicht in dem Masse
zur Verfügung stehen wie die Männer.
Als weitere Gründe werden psychologische Barrieren angeführt wie der
Mangel an Selbstvertrauen oder die Angst vor Kritik, aber auch das Fehlen von
entlastenden Einrichtungen, damit die Frauen Familie, Politik und Beruf
miteinander vereinbaren können.
Darüber, welche Massnahmen in die Wege geleitet werden müssten, um den
Frauenanteil in der Politik zu erhöhen, herrscht keine Übereinstimmung: Weder
das Schaffen von Frauengruppierungen innerhalb der Parteien noch
Quotenregelungen noch reine Frauenlisten finden bei einer Mehrheit der
Frauen Anklang. Allerdings muss festgehalten werden, dass die Ergebnisse je
nach politischer Zugehörigkeit variieren: In den linken Parteien sind doppelt so
viele Frauen für die Einführung einer Quotenregelung, während die Lösung mit
den Gruppierungen eher von den Frauen der bürgerlichen Parteien akzeptiert
wird.
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Die Wahlresultate im Grossen Rat
• Die Wahlquote der Frauen
Die Frauen haben zwar im Vergleich zu den Wahlen 1991 neun Sitze gewonnen,
bleiben jedoch mit einem Anteil von 22 % immer noch klar in der Minderheit.
Zudem geht die Erhöhung des Frauenanteils in der Freiburger Parlamentspolitik
nicht in allen politischen Lagern gleich schnell vorwärts. Unter den im Parlament
vertretenen Parteien stellten die linken verhältnismässig mehr Kandidatinnen
auf als die bürgerlichen Parteien.
Die Wahlquote basiert auf der Anzahl gewählter Vertreterinnen. Sie zeigt an,
welche Chancen die Kandidatinnen einer jeden Partei haben, gewählt zu
werden. Berechnet wird sie aus dem Verhältnis der Anzahl gewählter
Vertreterinnen und der Anzahl Kandidatinnen.
Eine Quote von 100 bedeutet, dass ebenso viele Frauen wie Männer gewählt
wurden und dass das Verhältnis zwischen der Anzahl Kandidatinnen und der
Anzahl gewählter Frauen das gleiche ist wie bei den Männern, dass also Frauen
und Männer die gleichen Chancen haben, gewählt zu werden. Eine niedrige
Quote bedeutet, dass viele Kandidatinnen eine Niederlage erlitten, während
eine hohe Quote eine relativ bedeutende Zahl gewählter Vertreterinnen
anzeigt.
G3 Wahlquoten 1996 im Grossen Rat
(in Punkten)
Übrige
PSD/DSP
Grüne/VertEs
CSP/PCS
SVP/UDC
SP/PS
CVP/PDC
FDP/PRD
Total
0
50
100
Frauen
150
200
Männer
Der Vergleich der Wahlquote der Frauen mit der der Männer macht deutlich,
dass Männer 1996 mehr Chancen auf ein Amt im Kantonsparlament hatten:
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Die Wahlquote betrug ohne Berücksichtigung der politischen Zugehörigkeit 112
Punkte für die Männer und 71 für die Frauen, was bedeutet, dass die Chance,
in den Grossen Rat gewählt zu werden, für die Männer 1,5-mal grösser war als
für die Frauen.
Je nach Partei gibt es offenkundige Unterschiede. In der SP hatten die Frauen
fast die gleiche Chancen wie die Männer und in der FDP waren die Chancen
sogar 1,4-mal grössere. In der CVP dagegen waren die Chancen der Frauen
mehr als dreimal und in der SVP mehr als zweimal kleiner als die der Männer.
• Die gewählten Kandidatinnen
Der Beruf wie auch eine gute Ausbildung spielten eine ziemlich bedeutende
Rolle. Es ist dagegen interessant zu sehen, dass keine der Frauen gewählt
wurde, deren Kandidatur von der Familie oder von Frauengruppen angeregt
wurde, und dass bei den Mitgliedern eines Vereines der Anteil an Gewählten
leicht unter dem der Frauen ohne Vereinsleben lag, ebenso wie bei denen, die
sich politisch für die Sache der Frau eingesetzt hatten.
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Empfehlungen
Mit diesen Empfehlungen möchte das Büro und die kantonale Kommission für die
Gleichstellung von Frau und Mann und für Familienfragen erreichen, dass die
Frauen auf allen Ebenen, auf denen politische Entscheidungen erarbeitet und
getroffen werden, ihrem Bevölkerungsanteil entsprechend vertreten sind.
Es ist unerlässlich, dass jede und jeder im eigenen Bereich das Möglichste tut, um
den Anteil Frauen in der Politik zu erhöhen.
• Empfehlungen an die Frauen:
Ihr Engagement wird durch objektive und subjektive Hindernisse gebremst. Es
braucht manchmal etwas Mut, die subjektiven Hindernisse zu überwinden. Aber
letztlich macht Übung die Meisterin !
• Empfehlungen ans Umfeld:
Die Unterstützung durch die Familie ist ungemein wichtig. Diese kann darin
bestehen, der Ehefrau/Mutter einen Teil der Haus- und Familienarbeit
abzunehmen, um ihr mehr Zeit zur Verfügung zu stellen, oder sie zu einer
Kandidatur zu ermutigen und ihr während der Wahlkampagne moralischen
Beistand zu leisten.
• Empfehlungen an die politischen Parteien:
Auf allen Ebenen der Partei ist eine eingehende Diskussion erforderlich, damit
konkrete Massnahmen ergriffen werden können. Die Gleichstellung muss auch
von den Männern unterstützt werden! Nach Frauenkandidaturen muss früh
gesucht werden!
• Empfehlungen an die Wählerinnen und Wähler:
Vertrauen Sie den Kandidatinnen und stimmen Sie für sie!
• Empfehlungen an jene, die bereits in Entscheidungsgremien sitzen:
Lassen Sie sich nicht entmutigen, auch wenn es nicht leicht ist, einzige
Vertreterin zu sein. Die Zusammenarbeit mit anderen Frauen und die
gegenseitige Unterstützung sind unerlässlich. Lassen Sie sich bei einer Sitzung
nicht die Ideen stehlen. Achten Sie auf die Art der Aufgaben, die Sie
übernehmen, denn die Instanzen haben die traditionelle Rollenverteilung noch
nicht fallen gelassen.
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Der Verfassungsrat - eine Chance ?
Am 13. Juni 1999 genehmigte die Bevölkerung des Kantons Freiburg den
Grundsatz einer Totalrevision der Staatsverfassung und übertrug die
Verantwortung für die Arbeiten einem speziell gewählten Organ, dem
Verfassungsrat.
Der Verfassungsrat wird aus 130 Mitgliedern bestehen, die im Majorzverfahren auf
5 Jahre gewählt werden. Wie bei den Grossratswahlen werden die 130 zu
besetzenden Sitze auf die Wahlkreise verteilt. Interessantes Detail: Jede Bürgerin
und jeder Bürger kann gewählt werden, da es keine Unvereinbarkeit gibt. Das
bedeutet, das auch eine Person mit Beamtenstatus kandidieren kann, was bei
den Wahlen in den Grossen Rat nicht möglich ist.
Die Revision der Staatsverfassung wird in fünf Arbeitsphasen aufgeteilt, von denen
die Beratungen im Verfassungsrat die letzte bildet. So kommen mehrere
Ideenhefte in die Vernehmlassung, um eine möglichst weitgehende Mitwirkung
der Bevölkerung zu erreichen. Die Ergebnisse der Vernehmlassung erlauben es
dann, einen ersten Entwurf der neuen Verfassung auszuarbeiten, der Arbeits- und
Diskussionsgrundlage der Mitglieder des Verfassungsrats sein wird.
Die Revision der Staatsverfassung ist ein bedeutendes Ereignis. Für Frauen, die sich
im öffentlichen Leben engagieren möchten, ist es ebenfalls eine günstige
Gelegenheit, bei der Ausarbeitung dieses Grundgesetzes aktiv mitzuwirken, das
nicht nur das Funktionieren der Gesellschaft, sondern auch die Rechte und
Pflichten der Bevölkerung bestimmt.
Die Verfassungsratswahlen finden am 12. März 2000 statt.
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Impressum
Büro und Kommission des Kantons Freiburg für die
Gleichstellung von Frau und Mann und für Familienfragen
Chorherrengasse 17 - 1701 Freiburg
Tel. 026/ 305.23.85 / fax 026/305.23.87
Datenerhebung und Redaktion des ungekürzten Originaltextes :
Dominque Rychen und Michele Egloff
Deutsche Übersetzung :
Christa Bieri
Layout :
Béatrice Zindel
September 1999
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