Kulturblatt Mini-Kiwi

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Beschreibung und botanische Zugehörigkeit
Mini-Kiwi (Actinidia arguta und A. kolomikta) gehören zur Familie der Strahlengriffelgewächse (Actinidiaceae) und kommen ursprünglich aus Ostasien. Die winterharten Schwestern der bekannten Kiwi (Actinidia deliciosa) sind an Frucht, Blatt und Stängel unbehaart. Alle Actinidia-Arten sind funktionell zweihäusig (diözisch), d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die Blüten der weiblichen Pflanzen haben einen Kranz von strahlenförmig angeordneten Griffeln und Narben, daher der Name Strahlengriffelgewächs.
Abb. 1: männliche Blüte
Abb. 2: weibliche Blüte
Abb. 3: Mini-Kiwi-Anlage
Ernährungsphysiologische Aspekte und Verwendung
Die kleinen, unbehaarten Mini-Kiwi-Früchte duften ausgezeichnet und können ungeschält gegessen werden. Sie lassen sich zu Desserts, aber auch zu Wein und fruchttypischen Bränden verarbeiten.
 Das grüne, weiche, saftige Fruchtfleisch enthält zahlreiche kleine, dunkle Kerne und hat einen säuerlich-süssen, aromatischen Geschmack (süsser als die gewöhnliche Kiwi; A. arguta enthält etwa doppelt soviel Zucker wie A. deliciosa).
 Die Frucht ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen und fördert die Verdauung. Der Vitamin C-Gehalt
im Fruchtfleisch ist ca. 8-10 mal höher als der einer Zitrone (200-400 mg/100 g Frischgewicht).
Anbau und Pflege
Anbautechnische Voraussetzungen/Standortansprüche
Klima
Nördlich der Alpen ist ein warmes Weinbauklima oder ein Steinobstklima für die Kultur gut geeignet.
In nördlicheren Expositionen mit höherer (Luft-) Feuchtigkeit gedeihen die Pflanzen jedoch besser als auf
südexponierten Parzellen (keine Reblage!).
Winterhärte
Gegenüber Winterkälte ist diese Kultur deutlich weniger anfällig als die normale Kiwi, da sie Temperaturen bis -30 °C ohne Schaden überstehen kann. Dies gilt allerdings nur, wenn sie in Winterruhe ist. Eine
zu starke Sonnenbestrahlung oder Temperaturschwankung im Winter und im Frühjahr bewirkt bei der Mini-Kiwipflanze den Verlust der Winterhärte. Spätfrostlagen und Geländesenkungen sollten unbedingt
gemieden werden. Mini-Kiwis beginnen schon im März mit dem Austrieb. Die jungen Triebe und aufbrechenden Knospen sind sehr frostempfindlich (die Installation einer Frostberegnung ist nur eine Notlö8268 Salenstein
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sung). Die Blüten selber erscheinen spät (Ende Mai bis Juni) und sind deshalb weniger spätfrostgefährdet.
Windschutz
Wind führt zu Reibschäden und gebrochenen Trieben, deshalb sind windexponierte Lagen ungünstig.
Windschutzvorrichtungen können unter Umständen angebracht sein. Die Anlage ist in den Wind zu stellen.
Boden
Ideale Böden sind mittelschwer, tiefgründig, gut durchlüftet mit hohem Humusgehalt. Der pH-Wert sollte
zwischen 5.0 und 6.5 liegen, auf jeden Fall sicher unter 7. Ist der pH zu hoch, reagiert die Mini-Kiwi mit
Chlorosen durch Eisen- und Magnesiummangel. Auch Staunasse Böden sind nicht für den Mini-KiwiAnbau geeignet.
Fruchtfolge
Da die Kultur anfällig für Verticillium ist, sollten Mini-Kiwi nicht nach Vorkulturen wie Erdbeeren, Kartoffeln oder andere Nachtschattengewächse gepflanzt werden. Spargel ist eine gute Vorkultur, da er den
Boden gelockert hinterlässt.
Pflanzung
Gepflanzt werden Mini-Kiwis als Topfpflanzen zwischen Mai und
August. Zuvor sollte der Boden tiefgründig gelockert und vorhandene
Pflugsohlen in 30 bis 40 cm beseitigt werden. Da die junge Kultur gegenüber Unkräutern konkurrenzschwach ist, sind Wurzelunkräuter wie
Disteln, Quecken oder Winden auszumerzen ('Roundup' 4 Wochen vor
der Pflanzung). Bei der älteren Kultur bleibt der Boden im Stockbereich
mindestens 50-60 cm breit offen (Abb. 4).
Traggerüst
Die schlingende Mini-Kiwi-Pflanze ist auf ein solides Traggerüst
angewiesen.
Abb. 4: Mini-Kiwi-Pflanzung mit
Im Erwerbsanbau werden T-Balkengerüste verwendet, bei denen die
Traggerüst.
fünf Längsdrähte an den 2 m breiten Querbalken (Joch) auf 2 m Höhe
fixiert sind. Der Mitteldraht kann gegenüber den Randdrähten um 20 cm erhöht sein, um die Fruchtruten
gut herunterbinden zu können. Die Reihenabstände betragen 4 bis 5 m und die Pflanzenabstände in
der Reihe ca. 2.5 m. (Bei einer Holzkonstruktion kann sich das Faulen der Querbalken in einer langjährigen Anlage als
nachteilig erweisen. Als Alternative zum T-Balkengerüst können Obstbau-Systeme, z.B. ein Brombeergerüst mit Stahlseilen in
Längs- und Querrichtung auf Pfählen verwendet werden.)
Im Hausgarten ist die Pergola-Erziehung möglich. Aufrechte Erziehungsformen oder die SpalierErziehung an der Hauswand sind bei Mini-Kiwis wenig geeignet.
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Erziehung und Schnitt
Bei den oben beschriebenen Stützgerüsten wird ein Stämmchen formiert, welches nach einigen Jahren
sich oben in wenige, mehrjährige, kurze 'Hörner' verzweigt. Aus diesen Hörnern werden die jährlich zu
erneuernden, kräftigen Langtriebe gezogen, sternförmig verteilt und horizontal an die Drähte heruntergebunden.
 Der Aufbau des Kiwibäumchens (sternförmige Erziehung) erfolgt i.d.R. in zwei Jahren, ab dem 3.
Jahr kann mit den ersten Früchten gerechnet werden:
 Im 1. Jahr (= Pflanzjahr) sollte sich ein kräftiges Stämmchen bis zum Joch des T-Gerüstes bilden.
Das Stämmchen sollte gerade gezogen und in kurzen Abständen an den Stützstab gebunden werden (wenn es den Stab umwindet, so ist der Saftfluss gehemmt). Alle überschüssigen Nebentriebe
sind zu entfernen, damit sich der Haupttrieb möglichst kräftig entwickelt. Wächst das Stämmchen im
ersten Jahr nicht genügend hoch, so wird es zurückgeschnitten. Im 2. Jahr entstehen aus den untersten Knospen 1-2 neue, gerade wachsende Triebe. Die Seitentriebe an den Stämmchen müssen
laufend entfernt werden. Der gesamte Aufbau dauert dann ein Jahr länger.
 Aus dem Stämmchen wachsen innerhalb der Vegetationsperiode des 2. Jahres Langtriebe. Diese
werden während der Vegetation regelmässig auf den Drähten des Traggerüstes verteilt.
 Vier dieser Langtriebe werden ausgewählt, horizontal an den Drähten fixiert und vor dem Austrieb im
3. Jahr auf 1 bis 1.5 m Länge eingekürzt. Aus ihren Knospen entwickeln sich im Lauf der Vegetation Seitentriebe mit den ersten Früchten.
 Früchte entstehen entweder an der Basis von neuen Langtrieben (erste 20 cm) oder am hinteren Teil
von 20-40 cm langen neuen Kurztrieben. Beim Schnitt im Frühjahr sind diese fruchttragenden Triebe
erst als Knospen vorhanden. Fruchtbare Knospen finden sich aber immer nur am letztjährigen
Holz. Bei Trieben, die direkt aus älterem als letztjährigem Holz wachsen (d.h. aus schlafenden Au-
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gen), bilden sich im Sommer keine Früchte, sondern erst ein Jahr später an der nächsten Triebgeneration.
 Die Übergänge zwischen Lang- und Kurztrieben sind fliessend. Knospen von schwächerwüchsigem
Holz des inneren Stockbereichs oder von schwach wachsenden Pflanzen entwickeln sich eher zu
Kurztrieben. "Wasserschosse" wiederum sind sehr wuchskräftige, aufrechte Langtriebe mit langen Internodien, welche sich meistens aus schlafenden Augen des mehrjährigen Holzes im Zentrum des
Stockes entwickeln. Diese sind einzukürzen.
 Der jährliche Schnitt ist Voraussetzung für eine gute Fruchtproduktion. Beim Schnitt muss darauf geachtet werden, dass die Pflanze nach der Aufbauphase regelmässig verjüngt wird, indem nur die
einjährigen Langtriebe nachgezogen werden, das abgetragene Holz aber weggeschnitten wird.
Man verwendet möglichst nahe am Stamm-Ende ansetzende letztjährige Langtriebe (d.h. wie bei der
Gobelet-Erziehung der Reben nur kurze mehrjährige Hörner), kürzt diese auf etwa einen Meter ein
und bindet sie regelmässig-sternförmig an die Gerüstdrähte. Es sollten nicht zu viele dieser Langtriebe
belassen werden, um eine zu dichte Pflanze und einen zu grossen Fruchtansatz zu vermeiden (=
schlechtere Fruchtqualität, zu kleine Früchte und verstärkte Alternanz). Diese Schnitt- und Bindearbeiten erfolgen im Frühjahr ab Mitte Februar kurz vor dem Austrieb (Spätfrostgefahr). Im Sommer
wird nicht geschnitten (sonst geht zu viel Zucker bildendes Laubwerk verloren).
Abb. 5: Gerade Stämmchen sind
Abb. 6: Abgetragenes Holz wird
Abb. 7: Seitentriebe müssen ent-
wichtig für guten Saftfluss
weggeschnitten.
fernt werden.
Bewässerung
Da Mini-Kiwis während des Hauptwachstums im Sommer viel Wasser brauchen, ist die Bewässerung ein Muss. Die Bewässerungsleitungen werden etwa 100 cm über dem Boden montiert (Spanndraht einziehen) und mit feintropfigen Düsen (z.B. „Micro Jet“) alle 1,5 m versehen. Die Verdunstungsverluste betragen bei ausgewachsenen Mini-Kiwis mit vollem Blattwerk rund 4 mm pro Tag. Bei anhaltender
Trockenheit wird zweimal pro Woche bewässert, der Kultur und dem Bodentyp angemessen bis zu 15
mm pro Gabe.
Düngung
Gedüngt wird nach dem Schema des Obstbaus. Mit zunehmendem Alter und Ertrag werden die Gaben
erhöht.
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Tabelle 1: Empfohlene und maximal zulässige Düngung bei Mini-Kiwi.
Nährstoff
empfohlene Düngung (durchschnittliche Verhältnisse)
N
P2O5
K2O
Mg
maximal zulässige Düngung
50 kg/ha/J
20-30 kg/ha/J
70 kg/ha/J
5-10 kg/ha/J
*)
80 kg/ha/J
30 kg/ha/J
150 kg/ha/J
10 kg/ha/J
*) Die offizielle Normdüngung für Kiwis liegt bei 15 kg P2O5/ha/J, 75 kg K2O /ha/J und 5 kg Mg/ha/J (angenommener Ertrag von
20t/ha), beim Stickstoff im Kernobst liegt sie bei 50 kg N/ha/J. Die zu verabreichenden P2O5-, K2O-, und Mg-Gaben sind auf die
Bodenanalysewerte abzustützen (0 bis 200% der Norm), bei den N-Gaben sollten der physiologische Zustand der Kultur sowie
die Bodenverhältnisse berücksichtigt werden. ("Düngung der Obstbäume", 1993)
 Grundsätzlich können die Nährstoffe P2O5, K2O, und Mg schon während der Vegetationsruhe ausgebracht werden. Sinnvoll ist es aber, sie zusammen mit der ersten N-Gabe zu verabreichen. Bei der
jungen Kultur wird der Dünger aufgrund des noch kleinen Wurzelwerkes im Reihenbereich, ab dem 2.
Standjahr breitflächig gestreut.
 Bei der jungen Kultur sind N-Gaben bis Juni sinnvoll, damit die Pflanzen zügig wachsen und möglichst bald ein starkes Stämmchen bilden (lange Internodien).
Bei der ausgewachsenen Kultur liegt die Periode des grössten N-Bedarfes von der Blüte bis zur
vollen Entwicklung des Blattwerkes. Zu späte N-Gaben vermeiden. In der Ertragskultur werden
zwei Drittel des Stickstoffs Ende April / Anfang Mai und ein Drittel Ende Mai / Anfang Juni breitflächig
ausgebracht (z.B. Ammonsalpeter oder Ammonsulfat). Man beachte, dass der verabreichte Stickstoff
erst bei Bodentemperaturen von 8-10 °C von der Pflanze aufgenommen wird.
Tabelle 2: Düngungsvorschlag für Stickstoff bei Mini-Kiwi im Verlauf der Kultur (feste Dünger).
Kulturjahr
April
1. Jahr (= Pflanzjahr) bis 3. Jahr
ab 4. Jahr
Mai
1
-
/3 Gabe
2
/3 Gabe
Juni
1
/3 Gabe
1
/3 Gabe
1
/3 Gabe
-
 Eine N-Flüssigdüngung über Bewässerungsschläuche erlaubt eine auf den zeitlichen Bedarf der Kultur abgestimmte N-Verabreichung. Mit fortschreitendem Alter muss die Kultur über einen grösseren
Wurzelbereich mit Nährstoffen versorgt werden (d.h. zusätzlich breitflächig düngen).
 Das Ausbringen von reifem Kompost ist für die Kulturentwicklung förderlich, insbesondere bei leichten Böden.
Sorten
Die Sortenwahl ist neben der Standortwahl eine der massgebenden Voraussetzungen für den KulturErfolg.
 Die verschiedenen Mini-Kiwi-Sorten variieren stark im Einzelpflanzenertrag. Das Einzelfruchtgewicht
hängt ebenfalls stark von der Sorte ab, aber auch von Wetter, Behang und Alter der Kultur. Die Früchte sind unbehaart, ihre glatte Schale kann bei sehr reifen Früchten faltig werden. Je nach Sorte sind
sie eher kugelig, eiförmig oder länglich-zylindrisch, die Schalenfarbe ist in der Regel grün oder grün
mit rotbrauner Deckfarbe (seltener rot). Das Fruchtfleisch ist kiwitypisch grün (bei einigen Sorten jedoch in unterschiedlichem Ausmass rot).
 Mit dem Anbau mehrerer Sorten an mehreren Standorten kann die Ernte gestaffelt werden.
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 Die meisten Erfahrungen mit unterschiedlichen Mini-Kiwi-Sorten nördlich der Alpen wurden bisher an
der Forschungsanstalt Wädenswil gesammelt. Die Sorten 'Weiki' und 'Kiwino' waren dabei die interessantesten, letztere lieferte im Sortenvergleich die grössten Früchte:
Tabelle 3: Die vier für den Anbau interessantesten Mini-Kiwi-Sorten (Standort Wädenswil; Husistein, 2002):
Sorte
Ertrag
Frucht-
Aussehen
Geschmack
gewicht
Kiwino *
gut
10-18 g flachzylindrisch, regelmässig hellgrün
süss-aromatisch, mit leichter Säure
Weiki
sehr gut
8-10 g länglich-kugelig, hellgrün, meist mit braunro-
süss-aromatisch, mit Säure
ter Deckfarbe
Ambrosia
gut
10-14 g flachzylindrisch, regelmässig hellgrün
süss-aromatisch, mit leichter Säure, z.T. etwas säuerliche Haut
Polygama **
gut
6-10 g flachkugelig, z.T. etwas ungleich in Grösse,
grün-hellgrün, z.T. mit braunroter Deckfarbe
süss-aromatisch, mit leicht säuerlicher Haut
* Die Frucht von 'Kiwino' ist 3-4 cm, der verholzende Stiel 2-3 cm lang.
** 'Polygama' reift z.T. etwas ungleich.
Die Pflückleistung nimmt mit zunehmendem Fruchtgewicht zu, bei 'Kiwino' kann mit rund 6-12 kg/h
und bei den anderen Sorten mit etwa 4-6 kg/h gerechnet werden (Einzelfruchternte).
Abb. 8: Sorte 'Kiwino'
Abb. 9: Sorte 'Weiki'
Abb. 10: Sorte 'Ambrosia'
Befruchtung
 Die weiblichen Blüten der Mini-Kiwi-Pflanzen produzieren nur unfruchtbaren Pollen, weshalb männliche Befruchtersorten nötig sind. Bei guter Pflanzanordnung genügt rund eine männliche für 8
weibliche Pflanzen. Als männliche Befruchtersorte ist 'Nostino' empfehlenswert.
 Eine vollständige Befruchtung ist Voraussetzung für die gleichmässige Entwicklung der Frucht. Diese wird durch den Einsatz von Bienen und Hummeln als Bestäuberinsekten gewährleistet.
Vermehrung
Bei Mini-Kiwi ist Stecklings-, Mikro- (in vitro) und Samenvermehrung möglich. Samengezogene Pflanzen
blühen frühestens nach 5 bis 8 Jahren, Stecklingspflanzen bereits nach 3 bis 4 Jahren. Bei Vermehrung
über Samen sind die Pflanzen nicht mehr sortenecht.
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Krankheiten und Schädlinge
Auch wenn es im Ursprungsgebiet einige Schädlinge und Krankheiten gibt, so halten sich bei uns die
Schäden bisher in Grenzen.
 Die Wurzel- und Kragenfäule (Phytophthora spp.) kann ein Problem werden. Sie wird stark gefördert auf vernässten Standorten, z.B. schweren, nassen Tonböden. Die Blätter bleiben klein und vergilben, die Pflanzen wachsen nur noch schwach und sterben bei heissem Wetter ab.
 Immer wieder verursachen Mäuse grössere Schäden bei Mini-Kiwi. Es sollte deshalb regelmässig gemulcht und der Boden im Stockbereich unkrautfrei gehalten werden. Manchmal kommen auch Schäden durch Hasen oder Rehe vor (ev. Umzäunung).
 Bei der jungen Kultur sind Schnecken ein recht häufiges Problem. Neben dem Einsatz von Schneckenkörnern wird die Entwicklung der Schädlinge ebenfalls durch regelmässiges Mulchen gehemmt.
 Der Befall durch Schildläuse führt zur Entwicklung von Russtaupilzen und damit zu stark verschmutzten Früchten. Eine Austriebsspritzung im Frühjahr mit Mineralöl-Diazinon ist beim Auftreten der ersten
Schildläuse angezeigt.
Ernte und Ertrag
Im dritten Jahr nach der Pflanzung kann mit den ersten Früchten, ab dem fünften bis sechsten Jahr mit
einem Vollertrag gerechnet werden.
 In der Deutschschweiz reifen Mini-Kiwis von Mitte September bis Ende Oktober. Die Früchte eines
Ästchens werden nicht alle gleichzeitig reif, können aber nach der Ernte gut nachreifen. Essreife
Früchte sind weich (Daumendruck). Die Reifeperiode einer Sorte an einem Standort ist mit rund zwei
bis drei Wochen sehr kurz. Deshalb muss die Arbeitskapazität gut geplant werden.
 Mit der Schere werden Einzelfrüchte oder ganze Fruchtästchen geerntet und in Ifco-Kisten abgelegt.
Bei der Einzelfruchternte besteht die Gefahr, dass sich die Früchte mit ihren holzigen Stielen gegenseitig verletzen.
2
 Bei guten Sorten kann mit einem Vollertrag von 10 bis 30 kg pro Pflanze oder rund 1 bis 2 kg/m gerechnet werden. Damit liegt der Ertrag bei 6-10 t/ha.
Abb. 11: Konfektionierung nach
Abb. 12: Mini-Kiwi-Angebot im
Abb. 13: Steige mit 8 Schälchen
der Ernte
Thurgau in 250 g Schälchen
Verpackung für Direktvermarkter
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Zweigliedrige Minikiwi-Ernte
 8.000 kg/ha Ware 1. Qualität bei Vollertrag
 ästchenweise Ernte ¼ der Erntearbeit, Konfektionierung ≈ ¾ der Erntearbeit
 für die Konfektionierung ist auf dem Betrieb ein leistungsfähiger Tageskühler erforderlich
Warenfluss
Produzent
Lager
Konfektionierung
Zwischenlager
Detaillist
Produkt
Früchte an Holz
(ca. 13.500 kg/ha brutto)
1 bis 40 Tage
 Verlust 1 = 20% Holz
 Verlust 2 = 20% Früchte 2.
Klasse
Ausgang: 1. Qualität = 60%
 32.000 Schalen (= 34 Paletten)
1 bis 8 Tage
Ware 1. Qualität (250g Schalen)
Quelle: T. Imhof / P. Konrad / L. Knapp
Lagerung
Die Aroma- und Geschmacksstoffe entfalten sich am besten, wenn die Früchte an der Pflanze reifen.
Reif geerntete Früchte sind im Kühlschrank 2 bis 4 Wochen haltbar. Die knapp reif geernteten Früchte
reifen nach und sind bei 0-2 °C und hoher Luftfeuchtigkeit (90-95 %) einige Wochen haltbar. Bei höheren Temperaturen und Temperaturschwankungen im Lager ist die Haltbarkeit verringert. Ebenfalls wird
durch eine Lagerung zusammen mit Äpfeln oder Birnen und dem durch diese abgegebenen Ethylengas
die Reife beschleunigt und die Haltbarkeit reduziert.
Betriebswirtschaft
Der Anbau von Mini-Kiwi ist in der Schweiz sehr jung. Deshalb sind hier nur die wichtigsten Grunddaten
in komprimierter Form aufgeführt. Die ausführlichen Berechnungen können bei der Fachstelle Gemüse
und Beerenbau des BBZ Arenenberg bezogen werden.
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Folgende Daten beziehen sich jeweils auf 1 ha.
Erstellungskosten der Anlage inkl. Hagelschutz:
ca. 51'000 SFr.
Innovationsbeitrag Bund*:
ca. 26'000 SFr.
Vollertrag ab dem 4. Standjahr:
ca. 8'000 kg
Durchschnittspreis bei Vermarktung über den Grosshandel:
ca. 10.50 SFr.
Erlös bei Vollertrag:
ca. 84'000 SFr.
Jährliche Gesamtkosten (inkl. Verzinsung, Abschreibung etc.):
ca. 73'000 SFr.
Gewinn pro Jahr
ca. 11'000 SFr.
Arbeitskraftstunden pro Jahr:
ca. 2'600 h
Amortisationsdauer:
ca. 8 Jahre
* Wird nur bei einer Gesamtfläche (mehrere Parzellen kombinierbar) von mind. 1 ha pro Jahr gewährt.
Der Innovationsbeitrag des Bundes wird nur ausbezahlt, sofern die Rahmenbedingungen erfüllt sind und
solange Geld vorhanden ist.
Der Arbeitsaufwand mit 2'600 h pro Jahr ist sehr hoch. Somit ergibt sich daraus der wichtigste Kostenfaktor in der Mini-Kiwi Produktion. Da der meiste Teil dieser Arbeit zudem in die Zeit von August bis Oktober
fällt, ist es ausserordentlich wichtig, in dieser Periode entsprechende Arbeitskapazitäten zur Verfügung zu
haben.
Fotos: BBZ Arenenberg, Thomas Imhof
Literatur
 Bauckmann, M (1998): "Kiwi", Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
 Heller, W.; Husistein, A.; Meli, T.; Riesen, W. und Schumacher , R. (1993): "Düngung der Obstbäume", Flugschrift Nr. 15, Eidg.
Forschungsanstalt Wädenswil.
 Husistein, A. (2002): "Minikiwis  eine weitere Chance in der Nischenproduktion", Thurgauer Bauer Nr. 4, S. 21-25.
 Imhof, T. (2002): Minikiwi-Kulturblatt, BBZ Arenenberg
 Konrad, P; Kressebach, B. u. D. Brogle (1982 - 1999): Minikiwianbau – Heckenanbau.
 Mouron, P. (1997): Betriebswirtschaftliche Berechnungen zur Apfelproduktion (nicht veröffentlicht).
 Reich, L. (1991): "Uncommon Fruits Worthy of Attention - A Gardener's Guide", Addison-Wesley Publishing Company, Inc., USA.
 Rusterholz, P. und Husistein, A. (2000): "Minikiwis  Aroma in Grün", Schweiz. Z. Obst-Weinbau, Nr. 13, S. 289-292.
 Strik, B.C. (2002): "Aronia and Hardy Kiwifruit Production", Horticultural Association, Western Washington, 'www.wwha.wsu.edu'.
 Warrington, I.J. und Weston, G.C. (ed.) (1990): "Kiwifruit: Science and Management", New Zealand Society for horticultural science INC., Wellington, Ray Richards publisher, Auckland.
 Zuang, H.; Barret, P. und Beau, C. (1988): "Nouvelles espèces frutières", Centre technique interprofessionnel des fruits et légumes (Ctifl), rue Bergère 22, 75009 Paris, Impression: TARDY QUERCY CAHORS.
 Wehrle, U. (2003 - 2009): Anbautechnische Hinweise.
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