Geographie

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Namib
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Die Namib ist eine Trockenwüste an der
Westküste Afrikas. Sie liegt auf dem Gebiet
von Namibia und Angola und enthält den
Namib-Naukluft-Nationalpark, den Nationalpark Skelettküste sowie den SperrgebietNationalpark. Die Bedeutung des Namens
kann man am ehesten mit „Leerer Platz”,
oder „Ort, wo nichts ist” angeben, ähnlich
wie Rub al-Chali „Leeres Viertel“ bedeutet.
Geographie
Satellitenbild der Namib zwischen Walvis
Bay und Lüderitz
Die Ausdehnung der Namib beträgt von
Norden (Benguela, Angola) nach Süden (bis
zum Oranje) rund 2.000 Kilometer, sie
reicht bis 160 Kilometer in das Land hinein.
Die Namib ist 95.034 km² groß.
In ihrem nördlichen Teil zum Grenzfluss Kunene hin bildet sie die als Schiffsfriedhof
bekannte
Skelettküste,
wo
zahlreiche
Schiffsgerippe aus dem Sand ragen. Ihr
mittlerer Abschnitt beherbergt mit Swakopmund und Walvis Bay zwei der wichtigsten Städte des Landes und den einzigen
Hochseehafen Namibias. Im Süden wiederum erstreckt sich auf etwa 500 Kilometern
Länge das Diamantensperrgebiet um Lüderitz, in dem auch heute noch Edelsteine gewonnen werden. Der Schwerpunkt der Diamantenförderung hat sich jedoch an den
Oranje und dessen Mündungsgebiet im Atlantik verlagert (Offshore-Abbau). Die Diamantengewinnung macht gut ein Drittel des
namibischen Exporterlöses aus.
Bekannt ist die Namib für ihre Sanddünen,
die, je nach Sonnenstand und Feuchtigkeitsgehalt, intensiv ihre Farben ändern. Zu
nennen sind hier besonders die Dünen zwischen Swakopmund und Walvis Bay, die
Düne 45 (♁24° 43′ 54″ S, 15° 28′ 20″ O)
sowie die – häufig als höchste Dünen der
Erde bezeichneten – Dünen beim Sossusv-
Sanddünen in der Abendsonne
Düne in Sossusvlei
Versteinerte Dünen in der östlichen
Namib, Halbwüstenvegetation
lei, etwa die Düne Big Daddy (24° 45′
47″ S, 15° 18′ 12″ O), die bis zu 400
Meter hoch ist. Die roten Dünen der südlichen Namib sind außer im Sossusvlei
nur in den Tirasbergen, auf der Farm
Gunsbewys, zugänglich.
Klima
Die Namib ist mit einem Alter von rund
80 Millionen Jahren die älteste Wüste der
Welt und zugleich einer der unwirtlichsten Orte des Planeten. Bei Tagestemperaturen deutlich über 50 °C, Nachttemperaturen von unter 0 °C, jahrzehntelang
andauernden
Trockenperioden
sowie
häufigen Sandstürmen sind Pflanzen und
Tiere extremen Lebensbedingungen ausgesetzt. Da diese jedoch über sehr lange
Zeiträume stabil geblieben sind, hat es
doch eine ganze Reihe von Lebewesen
geschafft, sich anzupassen und (nur) hier
heimisch zu werden, wie die Welwitschie
(Welwitschia mirabilis).
Die extreme Trockenheit der Namib ist
auf küstennahe, kalte Meeresströmungen
zurückzuführen, ähnlich der Atacamawüste in Chile: an der Küste des Atlantiks
fließt der aus der Antarktis kommende
Benguela-Strom und führt der Region
vergleichsweise kaltes Antarktiswasser zu
(siehe auch Küstenwüste). Dies führt zur
Kondensation der in der Luft enthaltenen
Feuchtigkeit. Durch das kalte Wasser ist
die Luftschichtung immer sehr stabil, es
gibt daher so gut wie keine hochreichende Konvektion und damit auch keine Regenfälle. Dafür gibt es an ungefähr 200
Tagen im Jahr Nebel in der Küstenregion.
Dieser Nebel schlägt sich in den kalten
Frühmorgenstunden nieder und ist für
viele der dort lebenden Tiere und Pflanzen die einzige Feuchtigkeitsquelle.
Namibwüste in Namibia
Welwitschie in Namibia
Spießbock in den Sanddünen
Dünen in der Sandwichbucht
Südafrikanischer Seebär am südatlantischen Kreuzkap, Namibia
Paläoklima
Das Alter der Namib wird immer noch (Stand 2010) kontrovers diskutiert,
das Problem hierbei ist eine Unterscheidung einer mesozoischen Gondwana-Binnenwüste von der heute ausgeprägten Küstenwüste. Der Beginn der
Küstenwüste scheint mit der Vereisung der Antarktis und dem Anspringen
der thermohalinen Zirkulation sowie des Benguelastroms einherzugehen
und fällt ins Neogen, genauere Angaben verweisen hier auf das mittlere
bzw. obere Miozän. Weit ältere Formationen könnten jedoch auch eine
Existenz der Wüste bereits im Anschluss an die Gondwana-Binnenwüste
belegen und würden somit ins Mesozoikum fallen.
Während des Maximums der letzten Eiszeit vor rund 20.000 Jahren
herrschten in ganz Südwestafrika hoch aride Bedingungen bis in das Kalahari-Becken. Vor ca. 8000-4000 Jahren erreichte die Namib eine sehr geringe Ausdehnung seit dem wuchs sie wieder.
Flora und Fauna
Auch in dieser lebensfeindlichen Umgebung haben sich Pflanzen und Tiere
angesiedelt und an die besonderen Bedingungen angepasst. Eine der bekanntesten Pflanzen in der südwestafrikanischen Wüste ist die Welwitschie, benannt nach ihrem Entdecker, dem österreichischen Biologen
Friedrich Welwitsch. Sie kann über 2000 Jahre alt werden und produziert
während ihres langen Lebens nur zwei Blätter. Die Blätter wachsen ununterbrochen, können bis zu acht Meter lang werden, aber brechen an den
Enden, zum Teil auch durch Wildfraß bedingt, immer wieder ab und bilden
regelrechte Büsche.
In den feuchteren Teilen der Namib ist der Naras-Strauch anzutreffen,
dessen nahrhafte Früchte, die Naras-Melonen, einer Vielzahl von Tieren
als Nahrungsgrundlage dienen, darunter Elefanten, Stachelschweinen und
Rennmäusen.
Die hier lebenden Tiere haben Fähigkeiten entwickelt, um in der Hitze und
Trockenheit überleben zu können. Der Namib-Sandgecko rennt auf netzartig gespreizten Füßen über den bis zu 70 °C[1] heißen Wüstenboden und
wechselt ständig seine Standbeine, wenn er kurze Zeit ausruht. Wird es
ihm zu heiß, gräbt er sich ein – eine Strategie, die auch der Zwergpuffotter (Seitenwinder-Schlange) über die heißen Stunden hilft, wobei ihr
Schwanz aus dem Sand lugt. Dieser zieht Reptilien auf der Jagd nach
Kleingetier an und dient der Schlange als Köder. Andere Tiere haben ihren
Lebensraum ganz unter die Erde verlegt, wie der Wüstenmull (siehe auch
Graumull), oder weichen der Tageshitze aus, indem sie nachtaktiv sind.
Auch größere Tiere haben sich dem Wüstenklima angepasst: Spitzmaulnashörner durch Vergrößerung ihres Territoriums. Sie durchstreifen Gebiete von bis zu 2000 Quadratkilometern, ein Vielfaches von dem, was ihre
Verwandten in anderen Teilen Afrikas beanspruchen. Mit der Zeit sind ihre
Füße etwas größer geworden, damit die schweren Einzelgänger nicht im
Sand versinken. Besondere Fähigkeiten im Aufspüren und Freilegen von
unterirdischen Wasseradern haben sich die hier lebenden Wüstenelefanten
angeeignet – so erfolgreich, dass deren Bestand in den letzten zehn Jahren aus der „Ausrottungsbedrohung” herausgewachsen ist. Ein Paradebeispiel für Anpassungsfähigkeit sind die Spießböcke (auch Gemsböcke genannt): sie können gänzlich ohne freies Wasser auskommen und decken
ihren Flüssigkeitsbedarf allein aus der Nahrung; zudem können sie mit einer Körpertemperatur von deutlich über 40 °C leben. Daher wurde der
Spießbock auch zum Wappentier Namibias auserkoren. Weiterhin ist es
verwilderten Pferden gelungen, sich anzupassen.
Nutznießer des kalten und sehr fischreichen Benguelastroms sind ferner
die Südafrikanischen Seebären, die an der Namib-Küste zu Hunderttausenden vorkommen und hier ihre Jungen gebären. Zum Teil liegen diese
Robbenkolonien im Diamantensperrgebiet oder im besonders geschützten
Skeleton Coast Park und sind daher nicht frei zugänglich. Lediglich am Cape Cross nördlich von Swakopmund kann eine solche Kolonie besichtigt
werden. Die großen Robbenpopulationen bilden ihrerseits wieder die Nahrungsgrundlage für Schabrackenschakale, Schabrackenhyänen (wegen ihres Habitats auch Strandwölfe genannt) und die so genannten
Strandlöwen.
Weiter bedingt der kalte Benguelastrom das Vorkommen von Pinguinen –
allerdings vor allem an der Küste der Kap-Halbinsel und nur in kleineren
Stückzahlen auch auf der Pinguininsel vor Lüderitz.
Die Namib wird zunehmend touristisch erschlossen. Immer mehr Menschen suchen die Einsamkeit der Wüste. Die Entstehung privater Wildgebiete und neuer Lodges hat dazu geführt, dass Wüstentiere wieder in größerer Zahl vorkommen.
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