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INFORMATIONSDIENST HOLZ
spezial | JULI 2006
spezial
Holzbau für kommunale Aufgaben.
_ Vorwort
Politiker und öffentliche Verwaltungen haben
erkannt, dass Holz als nachwachsender Rohstoff
einen wichtigen Beitrag zu Klimaschutz und
Lebensqualität leisten kann und die Forst- und
Holzwirtschaft einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor – gerade im ländlichen Raum – darstellt.
In der Praxis sind moderne Bauweisen entwickelt
worden, die für öffentliche Bauentscheider bei
der Errichtung von Wohnungsbauten, Kindergärten, Schulen, Sport- oder Mehrzweckhallen zum
Alltag gehören. Gerade im kommunalen Bereich
gibt es neben dem Neubau gewaltige Aufgaben
beim Bauen im Bestand und bei der energetischen
Sanierung von Gebäuden, in denen der Holzbau
von Bedeutung ist.
Die Veröffentlichung greift grundsätzliche Themen wie Wirtschaftlichkeit, Brandschutz oder
Gebäudeenergie auf. Aktuelle Fragestellungen
zur Dauerhaftigkeit und Qualitätssicherung von
Holzkonstruktionen bilden einen besonderen
Schwerpunkt.
2
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Inhalt
Seite 3
1 _ Einleitung
Erfahrungen mit dem Holzbau im kommunalen Bereich
Dipl.-Ing. Ludwig Krinn, Stuttgart
8
2 _ Wirtschaftliches Bauen mit Holz
Prof. Dr.-Ing. Karsten Tichelmann, Darmstadt
20
3 _ Qualitätssicherung im Holzbau
Prof. Dipl.-Ing. Andreas Müller, Reutlingen
Dr.-Ing. Tobias Wiegand, Wuppertal
28
4 _ Planung für den Ernstfall: Brandschutz
Dr.-Ing. Michael Dehne, Dipl.-Ing. Dirk Kruse, Gifhorn
34
5 _ Zukunftsfaktor Gebäudenergie (1):
Entwicklung, Stand und Zukunft im Holzbau
Dipl.-Ing. Daniel Kehl, Leipzig
42
6 _ Zukunftsfaktor Gebäudenergie (2):
Wirtschaftliche Lösungen sind gefragt
Robert Borsch-Laaks, Aachen
50
56
7 _ Gebaute Beispiele
Bildnachweis, Impressum
spezial | JULI 2006
3
Holzbau für kommunale Aufgaben
1 _ Einleitung
Erfahrungen mit dem Holzbau im kommunalen Bereich
Das Hochbauamt der Landeshauptstadt Stuttgart
Aber nicht nur beim Hochbauamt, sondern auch
Dipl.-Ing. Ludwig Krinn
hat in den vergangenen Jahrzehnten viele städ-
bei den anderen technischen Ämtern und Eigen-
Landeshauptstadt
tische Bauwerke in Holzbauweise errichtet. Von
betrieben Stuttgarts kommt Holz regelmäßig
Stuttgart, Hochbauamt
den dabei gesammelten Erfahrungen soll hier die
zum Einsatz, so beim Garten- und Friedhofsamt
Rede sein – unter Bezug auf Stuttgart, aber von
oder bei vielen Spielplätzen und Spielgeräten. Ein
Beispiel für den gesamten kommunalen Bereich.
Projekt der jüngsten Zeit sei besonders erwähnt,
Der altbewährte Naturstoff Holz hat viele
gute Eigenschaften aufzuweisen. Besonders
geschätzt werden seine bauphysikalisch-energetischen Vorzüge, verbunden mit den Vorteilen
eines ökologisch sinnvollen, nachwachsenden,
nämlich ein 3,00 m hoher Kletterblock aus Holz,
der „Kletterapfel“, den zwei Profikletterer in
Zusammenarbeit mit dem Hochbauamt gestaltet
und auf einem Spielplatz in Stuttgart-Feuerbach
Abb. 1:
errichtet haben.
Fahrzeughalle
ressourcensparenden und kohlenstoff-neutralen
Im Tief- und Ingenieurbau sind Holzbauwerke
Baustoffes. Holz gilt als Baumaterial, das Gefühle
seltener anzutreffen. Gleichwohl gibt es in
von Wärme und Behagen weckt. Es regt das
Stuttgart etliche vom städtischen Tiefbauamt
Auge durch seine naturgegebene Oberfläche
gebauten Stege aus Holz. Der größte ist eine
an und reizt zum Berühren – kurz gesagt: es
überdachte Fußgänger- und Radwegverbindung
vermittelt Geborgenheit. Kinder spüren das ganz
über den Neckar beim zoologisch-botanischen
besonders. Sie gehen deshalb gerne in Gebäude,
Garten Wilhelma. Auch ein Entlüftungsbauwerk
die mit viel Holz ausgestattet sind.
für einen U-Bahn- und Autotunnel ist in Holz-
Damit ist schon eine Erfahrung mit dem Holzbau
formuliert: Er wird von Kindern wie Erwachsenen
emotional gerne angenommen, kann also Menschen positiv auf ein Gebäude einstimmen. Solch
elementare Wirkung sollte von einer Kommune,
die für ihre Bürger und speziell für ihre Kinder
das Beste will, ein wichtiges Kriterium sein.
Erleichtert wird die Entscheidung pro Holz, wenn
eine Kommune wie Stuttgart große Waldflächen
besitzt. Baden-Württemberg ist generell ein
waldreiches Land, die Fläche der Wälder entspricht 38 Prozent der Landesfläche. Demzufolge
entstanden in Stuttgart zahlreiche Holzbauten:
Kindertagesstätten, Jugendhäuser, Schulen,
Aussegnungshallen, Sport- und Eislaufhallen
oder auch ein Schützenhaus. Denkmalgeschützte
ehemalige Keltern und Zehntscheuern in Fachwerkbauweise wurden unter Erhaltung der alten
Bausubstanz für neue Verwendungen umgebaut.
Zahlreiche Preise und Anerkennungen belegen
die hohe Qualität der entstandenen Bauten.
bauweise errichtet worden. Weitere Betriebsgebäude bestehen aus Holz, zum Beispiel eine
Fahrzeughalle für das städtische Tiefbauamt in
Baubetriebsstelle
Stuttgart Feuerbach
(Kamm Architekten,
Stuttgart)
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Holzbau für kommunale Aufgaben
Stuttgart Feuerbach, die bei der Vergabe des
stühle, Holzbalkendecken oder Innenausbau-
Holzbaupreis Baden-Württemberg 2003 eine
ten treten immer häufiger Konstruktionen mit
Anerkennung erhalten hat. Für die Salzlager des
Tragwerken aus Stahl und Holz in Kombina-
Eigenbetriebs Abfallwirtschaft Stuttgart hat sich
tion mit modernen Verbindungsmitteln oder
Holz als geeigneter und preisgünstiger Baustoff
Verarbeitungstechniken.
bewährt.
Die immense Weiterentwicklung der Holzbautechnik in den letzten Jahrzehnten lässt sich
auch an den Bauten im kommunalen Bereich
ablesen. Zu den den klassischen, traditionell
geprägten Anwendungsbereichen wie Dach-
Aus der langen Reihe erfolgreich ausgeführter
Holzkonstruktionen seien einige genannt:
- Zahlreiche Sporthallen wurden seit den 80er
Jahren entweder als reiner Holzbau oder
in Mischbauweise durchgeführt, wobei bei
nahezu allen Hallen die Dachträger aus wirt-
Abb. 2:
Sporthalle Stuttgart
Abb. 3:
Bad Cannstatt (Entwurf/
Tribünenüberdachung Stuttgart
Projektleitung Hans Repper,
Degerloch (Architekten
Hochbauamt Stuttgart,
Herrmann + Bosch, Stuttgart,
Werkplanung/Bauleitung
Anerkennung Holzbaupreis
FAI Baisch + Frank, Stuttgart)
Baden-Württemberg 2000)
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5
Holzbau für kommunale Aufgaben
schaftlichen und bauphysikalischen Gründen
Abb. 4:
Abb. 5 unten:
in Holz (stahlunterspannt) ausgeführt wurden.
Kindertagesstätte Stuttgart
Kindertagesstätte Stuttgart
Das freigespannte Segmentbogendach der
Heumaden (Architekt
Feuerbach (Architekten
Johannes-Kepler-Sporthalle in Stuttgart Bad
Joachim Eble, Tübingen)
Hochbauamt Stuttgart,
Cannstatt ist von den inneren Sichtbetonwänden abgelöst und ruht auf einer Stahlkonstruktion mit schlanken Torpedoträgern
aus Furnierschichtholz und beidseitig parabelförmig unterspannten Stahlseilen.
- Bei der Tribünenüberdachung des GAZIStadions (ehemals Waldau-Stadion) in Stuttgart Degerloch wurde ein hölzernes, fischbauchartiges Dachprofil entwickelt, bei dem
alle Elemente tragend ausgebildet sind und
sich im Innern des Profils befinden. Bei diesem
Dach wurde auf eine zusätzliche Abdichtung
verzichtet; stattdessen ist die obere Furnierschichtholzplatte mit einer chromatfreien
Kesseldruckimprägnierung versehen, wobei
die statische Berechnung eine eventuell
erforderliche zusätzliche Abdichtung zulässt.
- Bei der siebengruppigen Kindertagesstätte
Pfennigäcker in Stuttgart Heumaden wurden die Wand- und Deckenkonstruktionen
oberhalb der Stahlbeton-Bodenplatte in
Brettstapelbauweise errichtet. Diese Bauweise
verbindet einen hohen Anteil an regenerativen Baumaterialien und nachwachsenden
Rohstoffen mit überdurchschnittlichem Wärmeschutz.
- Das Gebäude für die Kindertagesstätte
Schelmenäcker in Stuttgart Feuerbach wurde
in Passivbauweise errichtet, das heißt, es
benötigt praktisch keine Heizung. Hauptträger und Stützen sind aus Brettschichtholz. Die
Zwischenträger, Sparren und Pfosten bestehen aus Holz-Doppelstegträgern.
- Beim Generationenhaus West der Rudolf
Schmid und Hermann Schmid Stiftung
schließt die Bebauung an der Ludwigstraße
als massiver Klinkerbau an die bestehenden
Ulrich Klenk, Yvonne Kohler)
6
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Holzbau für kommunale Aufgaben
Häuserfluchten an, während der rückwärtige
eine ökologische Alternative zu Teakholz oder
Teil mit der achtgruppigen Kindertagesstät-
anderen Tropenhölzern zu werden verspricht.
te durch eine Holzskelettkonstruktion das
Bauthema des Innenhofs aufnimmt. Als Vermächtnis des Sturms „Lothar“, der während
der Bauzeit wütete, wurde in jeder Gruppe
ein unverändert gebliebener Baumstamm als
tragendes Stützelement eingebaut.
Abb. 6:
Generationenhaus West
Stuttgart (Kohlhoff
Architekten, Stuttgart;
Architekturpreis Beispielhaftes Bauen Stuttgart
1997-2001, Auszeichnung
guter Bauten 2002)
- Auch bei der Friedhofs-Feierhalle in Stuttgart
Welche Überlegungen führen bei der Landeshauptstadt Stuttgart dazu, ob in Holz gebaut
wird oder nicht? Üblicherweise schlagen die
beauftragten Architekten, die für die Stadt planen und bauen, die Bauweise und das Material
vor. Die Architekten des Hochbauamts prüfen in
genauer Kenntnis der Bauaufgabe und mit ihrer
Heumaden kam die Brettstapelbauweise zur
spezifischen Holzbau-Erfahrung die jeweiligen
Anwendung. Hier galt es, außer den niedri-
Vorschläge. Nach Abwägung der Vor- und
gen Kosten und der Entscheidung für einen
Nachteile wird dann der Einsatz des Baustoffes
Naturbaustoff den laufenden Betrieb auf dem
einvernehmlich festgelegt. Dabei spielt die Wirt-
Friedhof während der Bauzeit zu berücksich-
schaftlichkeit der Bauweise eine wichtige Rolle
tigen. Die beiden Wandscheiben und das
und nicht selten auch der Terminplan. Moderne
Dach wurden in nur zwei Stunden Bauzeit
Holzbauweisen mit ihrem hohen Vorfertig-
aufgestellt und verbunden.
keitsgrad ermöglichen oftmals die Realisierung
äußerst knapper Bauzeiten. Das geringe
Abb. 7 (rechts):
In Außenbereichen, die aufgrund ihrer Aus-
Friedhofs-Feierhalle
richtung für Holzbekleidungen problematisch
Stuttgart Heumaden
werden könnten, kommt vermehrt Thermo-Holz
(Architekten Schirmbeck &
zum Einsatz. Es handelt sich dabei zumeist um
Weber, Stuttgart/Weimar;
Buchenholz aus heimischen Wäldern, das durch
Die Erfahrungen der jeweiligen Nutzer der
Anerkennung Holzbaupreis
eine spezielle Hitzebehandlung ohne Tränkver-
Gebäude finden natürlich auch Berücksichti-
Baden-Württemberg 2003)
fahren und chemische Substanzen langfristig
gung. Besondere Aufmerksamkeit verdienen
Gewicht der Bauteile und die schlanke Bauweise
spielen auch bei der Tragwerksplanung eine nicht
zu unterschätzende Rolle.
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Holzbau für kommunale Aufgaben
Bereiche, die von Kindern in Anspruch genom-
planung und Mittelbereitstellung“ werden Hilfen
men werden. Hier sind die Rückmeldungen, die
zur Ermittlung der erforderlichen Mittel für die
die Innenbereiche betreffen, durchweg positiv,
mehrjährige Bauunterhaltung gegeben.
gerade auch mit Blick auf Abnutzungserscheinungen. Für vorsätzliche Beschädigungen gilt
die allgemeine Erfahrung, dass sie immer dann
gehäuft auftreten, wenn Bauteile „vergammelt“
wirken und ihre Oberfläche zu Manipulationen
einladen. Holz zeigt sich hierfür weniger geeignet und ist deshalb günstiger als andere Baustoffe zu bewerten.
Demnach gelten bei der durchschnittlich
gemischten Bausubstanz einer Stadt jährlich
1,2 % des Gebäudewiederbeschaffungswertes
als Richtwert für die Mittel der Bauunterhaltung
unter Einbeziehung aktueller sicherheitstechnischer und funktionaler Standards. Basis ist der
Gebäudewert von 1914 in Mark, jährlich aktualisiert mit Indizes, Ergebnis in Euro, und zwar nach
Und schließlich muss sich Holz an den gleichen
dem Baupreisindex für Wohngebäude des Statis-
technischen und gesetzlichen Vorschriften wie
tischen Bundesamtes Wiesbaden. Ein Gebäude
die anderen Baustoffe messen lassen: Lastan-
mit einem Wert von 500.000 Mark (1914) hätte
nahmen, Schall- und Wärmeschutz, Windkräfte,
also bei einem Index von 10,442 im Jahr 2004
Brandschutz- beziehungsweise Fluchtweg-Vor-
einen Wiederbeschaffungswert von 5.221.000
schriften und natürlich auch die Anforderungen
Euro gehabt. Bei den genannten 1,2 % pro Jahr
an eine angemessene Lebensdauer der Bauwerke
ergibt sich für dieses Gebäude im Jahr 2004 ein
sind für alle Materialien gleich.
Finanzbedarf für Reparaturen oder Rücklagen
Die Lebensdauer der Bauwerke lässt sich ohnehin
von 63.000 Euro.
nur durch eine regelmäßige Bauunterhaltung
Bei einer entsprechenden Gebäudewirtschaft
erreichen. In diesem Zusammenhang ist häufig
und zeitnah durchgeführten Instandsetzungs-
der Einwand zu hören, dass Holz einen höheren
maßnahmen bleibt der Wert der Gebäude auf
Unterhaltsaufwand verursacht als andere Bau-
Dauer erhalten. Dies gilt nach unseren Erfahrun-
stoffe. Richtig ist: Holz zeigt seinen Wartungs-
gen allgemein für alle Bauarten, seien sie aus
bedarf in der Regel schneller. Gerade dieses
Holz oder anderen Baustoffen. Voraussetzung
Merkmal ist aber positiv zu sehen, denn ein
ist, dass den Eigenschaften des Holzes gemäß
rechtzeitiges Eingreifen ist stets preiswerter als
geplant und gebaut wurde. Sonst sind Schäden
eine verschleppte Bauunterhaltung.
und vorzeitige Instandsetzungen unvermeidlich.
Während jeder weiß, dass ein Auto regelmäßig
Die nachfolgenden Beiträge sollen aktuelles
gewartet werden muss, um Schäden und einen
Wissen über Wirtschaftlichkeit, Qualitätssiche-
Wertverlust zu vermeiden, scheint dies bei
rung, brandschutztechnische Entwicklungen
Gebäuden nicht im allgemeinen Bewusstsein
und energetische Konzepte vermitteln. Sie
verankert zu sein. Wie wichtig eine regelmäßige
mögen dazu beizutragen, dass sich der
Bauunterhaltung ist – sei es für Bauteile aus Holz
wertvolle Baustoff Holz auch künftig auf dem
oder anderen Materialien –, zeigt eine Untersu-
Markt behaupten kann und auch auf kommu-
chung der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für
naler Ebene noch weitere Verbreitung findet.
Verwaltungsmanagement aus Köln (www.kgst.
de). In ihrem KGSt-Bericht Nr. 9/1984 „Hochbauunterhaltung – Richtwerte und Gestaltungsvorschläge zur Mittelbemessung, Maßnahmen-
7
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Holzbau für kommunale Aufgaben
2 _ Wirtschaftliches Bauen mit Holz
Prof. Dr.-Ing.
Verschiedenste Entwicklungen im 21. Jahr-
bei globaler Betrachtung der ökonomischen
Karsten Tichelmann
hundert führen dazu, dass zukünftiges Bauen
Eigenschaften der Bauweise.
ITL / VHT –
zunehmend weniger unter dem Aspekt der
Institut für Trocken- und
„Schwere“ und somit der Massivbauweise
Leichtbau / Versuchsanstalt
geplant wird, sondern unter den Kriterien der
für Holz- und Trockenbau,
Leichtigkeit und der Veränderbarkeit. Dadurch
Darmstadt
verbindet sich der Anspruch nach architekto-
T|S|B –
nischer Gestalt mit der Intelligenz der Bauweise
TICHELMANN SIMON
und der Verringerung von Stofflawinen. Dieser
BARILLAS,
Anspruch richtet sich auch maßgeblich an Nach-
Darmstadt
verdichtungen des Gebäudebestandes, an die
Als Entscheidungsgrundlage zur Beurteilung der
Leistungsfähigkeit von Holzbauteilen gegenüber
massiven Bauweisen können folgende Cluster
und Kriterien herangezogen werden:
- Bauphysikalische Kriterien
Schalldämmung, Brandschutz,
Wärme- und Feuchteschutz, Behaglichkeit
- Technische Kriterien
energetische Hülle, an Raum bildende Ausbauten
Bauteildicke, Gewicht, Tragfähigkeit,
sowie an die Konstruktion und die Details.
Beanspruchbarkeit, Flexibilität und
Unter diesem Aspekt nimmt der Holzbau in
Anpassbarkeit, Installationsfreundlichkeit
Zukunft eine bedeutende Rolle ein.
- Baubetriebliche und ökonomische
Ein Vergleich der „ökonomischen Leistungsfähig-
Kriterien
keit“ verschiedener Bauweisen setzt die Erfüllung
Vorfertigung und Vorfertigungsgrad, Bauzeit,
vergleichbarer Funktionen durch die Bauteile
bauartspezifische Trocknungs- und Warte-
und Gebäudekonstruktionen voraus. Bestimm-
zeiten, Bauentstehungskosten, Ausführungs-
te Anforderungen werden für die Bauteile
qualität, Wartungsintensität, Kosten der
festgelegt (z.B. Mindest-Schalldämm-Maß oder
Unterhaltung und Nutzung
Wärmeschutzstandard). Der Vergleich zielt auf
die weiteren Eigenschaften der Bauteile (Dicke,
Gewicht, Feuerwiderstandsdauer, Dauer der
Montage und deren Auswirkung auf die Bauzeit
usw.) ab. Man spricht oft auch von vergleich-
- Ökologische Kriterien und Umweltverträglichkeit
Primärenergieverbrauch, CO2-Äquivalent,
NO-Äquivalent, Emissivität, „Nachhaltigkeit“
baren „Dienstleistungen“ einer Bauart oder Bau-
Die Qualität der Erfüllung von Anforderungen
weise. In der Regel findet der Primär-Vergleich
kann als Bewertungskriterium für eine Bauweise
auf Bauteilebene statt, der Sekundär-Vergleich
herangezogen werden. Bauweisen, die in ihren
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Eigenschaften bezüglich der oben aufgeführten
Beispiel die Bauteildicke, das Gewicht, die Bau-
Kriterien überlegen sind, werden positiv bewer-
zeiten. Diese Eigenschaften unterliegen keinen
tet. Der Einsatz dieser Bauweisen unter gezielter
direkten gesetzlichen oder Nutzer-Anforderun-
Nutzung ihrer Potenziale führt zu einer Verbes-
gen. Trotzdem kommt ihnen eine große Bedeu-
serung der Eigenschaften und der Wirtschaftlich-
tung bei der Auswahl eines Systems zu, da sie in
keit eines Gebäudes.
direktem Zusammenhang zu den Baukosten und
Auf der Ebene der Bauteile ist zwischen tragenden und nichttragenden Systemen zu unterscheiden. Nichttragende Systeme haben die
primäre Funktion des Raumabschlusses, tragende
Systeme erfüllen zusätzlich eine statische Funktion. Mit dem Raumabschluss können Anforderungen bauphysikalischer Art verbunden sein,
subjektive Erwartungen an sogenannte „weiche
Eigenschaften“ sowie an die Widerstandsfähigkeit gegen nutzungsinduzierte Belastungen. Diese Anforderungen sind in bestimmten
Bereichen geregelt, so bei Schallschutzanforderungen. Davon unabhängig existieren Ansprüche der Gebäudenutzer, die – basierend auf
ihren eigenen Erfahrungen – weitergehende
Anforderungen an bauphysikalische Eigenschaften, Belastbarkeit oder Flexibilität stellen. Ein
leistungsfähiges System erfüllt die gesetzlichen
Mindestanforderungen und weist darüber hinaus
Eigenschaften auf, die die Qualität eines Gebäudes für den Nutzer erhöhen.
Weitere bedeutende Kriterien zur Bewertung
einer Bauweise wie dem Holzbau sind zum
der Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes stehen.
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Holzbau für kommunale Aufgaben
Davon unabhängig existieren Ansprüche der Gebäudenutzer, die, basierend auf ihren eige
Erfahrungen, weitergehende Anforderungen an bauphysikalische Eigenschaften, Belastbar
Flexibilität,
etc.
stellen.
Ein
leistungsfähiges
System
erfüllt
die
gesetzlic
Mindestanforderungen und weist darüber hinaus Eigenschaften auf, die die Qualität e
Gebäudes für den Nutzer erhöhen.
Weitere bedeutende Kriterien zur Bewertung einer Bauweise wie dem Holzbau sind z.B.
Bauteildicke, das Gewicht, die Bauzeiten. Diese Eigenschaften unterliegen keinen dire
gesetzlichen oder Nutzer-Anforderungen. Trotzdem kommt ihnen eine große Bedeutung be
Technische und bauphysikalische Kriterien
Holzbausysteme sind in besonderem Maße
Auswahl
eines Systems zu, da sie in direktem
Zusammenhang zu den Baukosten und
Im
Aufbau
unterscheiden
sich
Holzbauteile
geeignet,
kombinierte bauphysikalische AnfordeWirtschaftlichkeit eines Gebäudes stehen.
grundlegend von Massivbauteilen, was ein ent-
rungen wie Schall- und Brandschutz, Feuchte-
sprechend anderes bauphysikalisches Verhalten
und Wärmeschutz zu erfüllen. Je nach Wahl des
bedingt. Den leichtbauspezifischen Eigenschaf-
Systems, der Unterkonstruktion, Dämmung und
Technische und bauphysikalische Kriterien
ten muss mit Verständnis begegnet werden,
Beplankung, können die geforderten bauphysi-
wenn die hohe Leistungsfähigkeit der HolzbauEigenschaften durch eine einzelne
Im Aufbau
unterscheiden sich Holzbauteilekalischen
grundlegend
von Massivbauteilen, was
weise
ausgeschöpft
werden
soll.
Das
Ergebnis
ist
Konstruktion
werden.Den
Durch den
zusamentsprechend anderes bauphysikalisches Verhalten erreicht
bedingt.
leichtbauspezifisc
ein sehr wirtschaftliches,
hochwertiges
mengesetzten
Eigenschaften
muss mit
Verständnis
begegnet
werden, Aufbau
wenn von
dieTrockenbaukonhohe Leistungsfähigkeit
nsprüche der Gebäudenutzer,
die,
basierend
auf qualitativ
ihren eigenen
Gebäude
mit
überlegenen
technischen
und
baustruktionen
kann
durch
einfaches
Ändern oder
Holzbauweise
ausgeschöpft
werden soll. Das Ergebnis ist ein sehr wirtschaftliches,
quali
orderungen an bauphysikalische
Eigenschaften,
Belastbarkeit,
physikalischen
Eigenschaften.
Hinzufügen
eines
Elementes,
zum
Beispiel
einer
hochwertiges
Gebäude
mit
überlegenen
technischen
und
bauphysikalischen
Eigenschaften.
Ein
leistungsfähiges
System
erfüllt
die
gesetzlichen
weiteren Beplankungslage oder eines anderen
st darüber hinaus Eigenschaften auf, die die Qualität eines
Beplankungsmaterials, eine geforderte bauphysin.
Bauteil in Holzbauweise:
Bauteil in Holzbauweise:
ur Bewertung
sind z.B.
die
Abb. 1: einer Bauweise wie dem Holzbau
Abstand
Beschwerung
Bauzeiten.
Diese UnterEigenschaften
unterliegen
keinen
direkten
Grundlegende
Baustoff
Abstand
erungen.schiede
Trotzdem
kommt
ihnen eine
der
Dicke große Bedeutung bei
zwischen
HolzLagigkeit
sie in direktem
Zusammenhang
zu
den
Baukosten
und
der
und Massivbauteilen
Ständer
und Dicke
Verbindung
s stehen.
kalische Eigenschaft erreicht
werden.
Bauteil
in Massivbauweise:
Holzbausysteme können additiv zu bestehenden
Baustoff
Konstruktionen eingesetzt
werden, um deren
Dicke
(Masse) Dies ist von
Eigenschaften gezielt zu verbessern.
besonderer Bedeutung bei Bauaufgaben der
Nachverdichtung bestehender Gebäude. Durch
- Inhomogenes, zusammengesetztes,
� Homogenes,
monolithisches
Bauteil mittlerer bis
Inhomogenes, zusammengesetztes, mehrschaliges Bauteil
das geringe
Gewicht können
lastabtragende
mehrschaliges
Bauteil geringer Masse
Masse
geringer
Masse
Bauteile im Vergleich zu einem Ausbau mit
kalische Kriterien
- Bauteil ist als System zu betrachten, das
� Systemen
Singuläres
Bauteil vereinigt
alle Funktionen
� Bauteil ist als System zu betrachten, das aus
massiven
wirtschaftlicher
dimensioaus unterschiedlichen
trocken wird.
unterschiedlichen
BaustoffenBaustoffen
trocken montiert
niert werden. Eine deutliche Massenreduzierung
h Holzbauteile grundlegend von
Massivbauteilen,
was ein
montiert
wird.
� Masse,
bauphysikalische
und statische Eigensc
�
Die
bauphysikalischen
und
statischen
Eigenschaften
sind
bei gleichzeitig
besseren
Schall- und Wärmeysikalisches Verhalten bedingt.
Den leichtbauspezifischen
- Die bauphysikalischen
und statischen
des Bauteils
werden
von
den
eingesetzten Baus
Systemeigenschaften,
sie werden
von dem Aufbau desschutzeigenschaften
lässt sich vor allem im
ndnis begegnet werden, wenn
die
hohe
Leistungsfähigkeit
(Rohdichte) und deren Dicke bestimmt
Bauteils,
der
Anschlußausbildung
und dender
eingesetzten
Eigenschaften
sind Systemeigenschaften,
Bereich Wandsysteme (Trennwände, Außenwänden soll. Das Ergebnis istBaustoffen
ein sehr
wirtschaftliches, qualitativ
bestimmt
sie werden von dem Aufbau des Bauteils,
de/Fassade) erzielen. Für ein Gebäude ergeben
egenen technischen und bauphysikalischen Eigenschaften.
der Anschlußausbildung und den eingesetzsich in der Summe geringere Fundamente und
ten Baustoffen
bestimmt zwischen Holz- und Massivbauteilen
Grundlegende
Unterschiede
eine einfachere und damit wirtschaftlichere
�
se:
BauteilininMassivbauweise:
Massivbauweise:
Bauteil
Beschwerung
Abstand
rbindung
mehrschaliges Bauteil �
das aus
montiert wird.
�
Eigenschaften sind
n dem Aufbau des
d den eingesetzten
�
Gründung. Bei Aufstockungen kann vielfach
auf Tragwerksverstärkungen verzichtet werden.
Holzbausysteme sind in besonderem Maße
geeignet, kombinierte bauphysikalis
zu vergessen
auch die Einsparungen
Anforderungen
Feuchteund sind
Wärmeschutz
zu erfüllen. Je n
Baustoffwie Schall- und Brandschutz, Nicht
Dicke
beim
Transport
der
einzelnen
Bauteile.
Insgesamt
(Masse)
Wahl des
Systems, der Unterkonstruktion, Dämmung und Beplankung,
können
die geforde
wird
weniger
Masse
bewegt.
bauphysikalischen Eigenschaften durch eine einzelne Konstruktion erreicht werden. Durch
zusammengesetzten Aufbau von Trockenbaukonstruktionen kann durch einfaches Ändern
- Homogenes, monolithisches Bauteil mittlerer
Da mit Wänden in Holzbauweise bei geringeHinzufügen eines Elementes,
z.B.
einer weiteren Beplankungslage oder eines and
Homogenes, monolithisches
Bauteil
mittlerer
bis
hoher
bis hoher Masse
rer Wanddicke die gleichen bauphysikalischen
Beplankungsmaterials, eine geforderte bauphysikalische Eigenschaft erreicht werden.
Masse
- Singuläres Bauteil vereinigt alle Funktionen
Singuläres -Bauteil
vereinigt
alle Funktionen
Masse,
bauphysikalische
und statische Eigen-
Eigenschaften bezüglich Brand- und Schallschutz
erreicht werden wie mit massiven Wänden,
Holzbausysteme können additiv zu bestehenden
Konstruktionen eingesetzt werden, um d
schaften
des
Bauteils
werden
von
den
einsich zudem Bedeutung
die Wohn- und bei
NutzfläEigenschaften gezielt zu verbessern. Dies ist vergrößert
von besonderer
Bauaufgaben
Masse,
bauphysikalische
und
statische
Eigenschaften
gesetzten
Baustoffen
(Rohdichte)
und
deren
che
eines
Gebäudes.
Bei
gleicher
Grundfläche
Nachverdichtung auf bestehenden Gebäuden. Durch das geringe Gewicht kön
des Bauteils werden von den eingesetzten Baustoffen
Dicke bestimmt
können
10 % mehr
Wohnfläche
und
lastabtragende
tragende
Bauteile, im Vergleich
zu5 -einem
Ausbau
miterzeugt
massiven
System
(Rohdichte)
und deren Dicke
bestimmt
wirtschaftlicher dimensioniert werden. Eine deutliche Massenreduzierung bei gleichz
besseren Schall- und Wärmeschutzeigenschaften lässt sich vor allem im Bereich Wandsyst
(Trennwände, Außenwände/Fassade) erzielen. Für ein Gebäude ergeben sich in der Sum
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
damit vermietet oder veräußert werden. Neben
Die Nachhaltigkeit im Bauwesen ist schon heute
diesem wirtschaftlichen Vorteil wird zugleich
untrennbar mit der Flexibilität unserer Gebäude
sparsamer mit der Ressource „Bauland“ umge-
verbunden. Im Besonderen dadurch, dass wir
gangen.
aufgrund der hohen Dynamik unserer sozialen,
Mit Holzbausystemen ist eine Flexibilität im Ausbau zu erreichen, die sich mit massiven Systemen
nicht realisieren lässt.
wirtschaftlichen, gesellschaftspolitischen und
ökologischen Entwicklungen unsere Zukunft
immer weniger voraussagen können. Nur die
Veränderbarkeit und das Reaktionsvermögen
Bereits heute unterscheiden wir bei der wirt-
unserer Bauwerke kann hierauf eine Erfolg ver-
schaftlichen Bewertung von Gebäuden deren
sprechende Strategie sein.
Eignung für eine zukunftsorientierte flexible
Nutzung. Gebäude mit diesen Eigenschaften
werden als „Flexhaus-Konstruktionen“ oder
einfach „Flexhäuser“ bezeichnet. Merkmale
dieser Gebäude sind die sechs Dimensionen der
Flexibilität, die ohne Holz- und Leichtbausysteme
nicht umzusetzen wären.
Holzbauweisen sind vom System her schnell
und trocken zu montieren, ohne ein Gebäude bzw. den Bauablauf durch Feuchteeintrag,
Wartezeiten und Gewicht zu belasten. Auch eine
Demontage ist mit wesentlich geringerem Aufwand gegenüber Massivbauweisen verbunden.
Durch ihre Flexibilität sind Holzbaukonstrukti-
Erweiterungsflexibilität
onen an wechselnde Nutzungsbedingungen
externe konstruktive Flexibilität, die mögliche
einfach anpassbar. Die Langlebigkeit und Wirt-
Größenveränderung an der Struktur zulässt:
schaftlichkeit eines Gebäudes wird durch seine
variable Nutzungseinheiten und variable Flächen-
Veränderbarkeit erhöht. In der Bauphase können
einheiten
Änderungswünsche des zukünftigen Woh-
Veränderungsflexibilität
interne konstruktive Flexibilität, die mögliche
Größenveränderung innerhalb der Struktur
ermöglicht
Angebotsflexibilität
Möglichkeit der Veränderung einer Struktur bei
erstmaligem Bezug
nungseigentümers oder Mieters noch relativ spät
realisiert werden. Eine derartige Eingriffsmöglichkeit des Nutzers ist bei gewerblichen Bauten als
Standard etabliert und eine Vorausetzung für die
Vermietbarkeit von Immobilien.
Holzbauweisen sind „installationsfreundlich“.
In die Hohlräume der Systeme lassen sich
Installationen führen, Einbauten (Licht, Auslässe,
Nutzungsflexibilität
Sprinklerköpfe etc.) werden in die Bauteilober-
Austauschbarkeit von Nutzungen
fläche integriert. Eine leichte Revisionierbarkeit
Gebrauchsflexibilität
Anpassungsfähigkeit einer Struktur an eine
mögliche Veränderung der Nutzung
Ausstattungsflexibilität
Anpassungsfähigkeit der Ausstattung einer
Struktur
bei Wartungsarbeiten und Nachinstallationen ist
gegeben.
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spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Baubetriebliche und ökonomische Kriterien
voll ausgeschöpft werden, wenn die Zusammen-
Ein wesentliches Merkmal des Holzbaus ist die
arbeit der verschiedenen Ausbaugewerke (Klima,
Arbeitsteilung, die den Fertigungsprozess für
Elektro, Sanitär, Boden etc.) entsprechend koor-
Bauteile in verschiedene Arbeitsgänge aufglie-
diniert wird. Die Gewerkereihenfolge ist stärker
dert:
verzahnt als bei üblichen Massiv/Nassbauweisen,
- Zurichten und Verarbeiten der Einzelteile
die Gesamtbauzeiten lassen sich dadurch ver-
- Montage der Unterkonstruktion
kürzen. Wartezeiten sind bei trockenem Ausbau
- Einbringen von Dämmstoffen
meist planungsbedingt und nicht systembedingt.
- Aufbringen der Beplankung/Bekleidung
Ein optimierter Bauablauf ist deshalb noch
- Oberflächenfinish
stärker als im Massivbau von einer kompetenten
Durch die „trockene“ Montage sowie das
Vorplanung abhängig.
Zusammensetzen industriell vorgefertigter Bau-
Bei der reinen Massivbauweise sind die nicht-
stoffe und Bauteile zu Konstruktionen stellt der
tragenden Innenwände quasi dem Rohbau zuzu-
Holzbau eine sehr zeitsparende Bauweise dar.
ordnen, die Wandbauarbeiten sind bei Beginn
Nassprozesse werden lediglich zum Schließen der
der Ausbauarbeiten Elektro und Sanitär abge-
Fugen der Oberflächen eingesetzt. Im Gegensatz
schlossen, der Bauablauf ist linear. Bei trockenem
dazu werden massive Baustoffe zum großen
Ausbau ist dagegen selbst bei vereinfachter
Teil über Nassprozesse miteinander verbunden
Darstellung des Ablaufplanes die Verzahnung
und danach gespachtelt oder gar verputzt.
der Ausbaugewerke zu erkennen. Die Zeitein-
Estriche werden in der Regel im Massivbau eben-
sparung der Trockenbauvariante gegenüber
falls „nass“ eingebracht.
dem Massivbau ist nur unwesentlich (keine Putz-
Bei Bauvorhaben mit einem engen terminlichen
Rahmen ist eine detaillierte Bauzeitenplanung
arbeiten), wenn ein Nassestrich, wie dargestellt,
eingebracht wird.
erforderlich, der Bauablauf und die Gewerkefol-
Durch Einsatz eines Trockenestriches auf einer
ge müssen auf die Trocknungszeiten abgestimmt
Holzbalkendecke reduzieren sich die notwendi-
sein, um einen Verzug und mögliche Feuchte-
gen Wartezeiten von 4 Wochen auf ca. 3 Tage,
schäden zu vermeiden. Zunehmend werden in
der Bauablauf würde sich zudem vereinfachen.
der Baupraxis die notwendigen Mindestwarte-
Trotzdem wird vielfach auf den Nassestrich
zeiten wegen des bestehenden Termindrucks
zurückgegriffen, einerseits aus Kostengründen,
nicht eingehalten, wodurch die Gefahr für
andererseits weil die theoretisch möglichen
feuchtebedingte Bauschäden wächst.
Zeiteinsparungen wegen mangelnder Bauablauf-
Bei kurzen Bauzeiten sind daher Holz- und
Trockenbausysteme die einzig sinnhafte
Bauform, da sie praktisch keine Wartezeiten
aufweisen. Dieser Vorteil im Hinblick auf einen
schnellen Bauablauf kann allerdings nur dann
koodinierung oft nicht aktiviert werden können.
13
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Rohbau
Nichttragende Innenwände
Sanitär und Heizung Installation
(Rohre, Anschlüsse, Schlitze,
Tragständer)
Elektroinstallation
(Schlitze, Elektrokabel, Dosen)
Verfüllen / Putz
Wartezeit Trocknung 2 Wo
Naß - Estrich (+ Vorarbeiten)
Wartezeit Begehbarkeit 1d
Oberflächenbehandlung Wand
Wartezeit Trocknung 4 Wo
Oberflächenbehandlung Boden
Abb. 2:
Abb. 3:
Ablaufplan trockener Ausbau im Holzbau
Ablaufplan konventioneller Ausbau
Ablaufplan konventioneller Ausbau
Rohbau
Rohbau
Ständer nichttragende Wände:
Wohnungstrennwände / Raumtrennwände / Installationswände
Nichttragende Innenwände
Beplankung der 1.Seite
Verspachtelung der
1.Seite, 1.Lage
Beplankung der
1.Seite, 2.Lage
Sanitär und Heizung
Installation
(Rohre, Anschlüsse)
Elektroinstallation
(Kabel)
Sanitär und Heizung Installation
(Rohre, Anschlüsse, Schlitze,
Tragständer)
Elektroinstallation
(Schlitze, Elektrokabel, Dosen)
Tragständer Sanitärräume
Verfüllen / Putz
Wartezeit Trocknung 2 Wo
Naß - Estrich (+ Vorarbeiten)
Wartezeit Begehbarkeit 1d
Dämmstoff einbringen
Oberflächenbehandlung Wand
Wartezeit Trocknung 4 Wo
Beplankung der 2.Seite, 1.Lage
Oberflächenbehandlung Boden
Verspachtelung der 2.Seite, 1.Lage
Beplankung der 2.Seite, 2.Lage
Ablaufplan konventioneller Ausbau
Elektroinstallation
(Dosen)
Rohbau
Naß - Estrich (+ Vorarbeiten)
Wartezeit Begehbarkeit/Baufeuchte 1d
Ständer nichttragende Wände:
Wohnungstrennwände / Raumtrennwände / Installationswände
Verspachtelung der 2. Lage
Tragständer Sanitärräume
Wartezeit Trocknung 1d
Oberflächenbehandlung Wand
Beplankung der 1.Seite
Wartezeit Trocknung 4 Wo
Oberflächenbehandlung Boden
Ablaufplan trockener Ausbau im Holzbau
In der nachfolgenden Tabelle ist die Dicke, der
U-Wert und der Primärenergiegehalt verschiedener tragender Außenwandkonstruktionen
dargestellt. Zudem sind die Kosten zueinander
ins Verhältnis gesetzt. Neben dem vergleichsweise niedrigen Primärenergiegehalt der Holzbauwände ist der günstige U-Wert dieser Konstruktionen durch den dadurch bedingten geringeren
Heizenergieverbrauch ein weiterer ökologischer
Vorteil.
Verspachtelung der
1.Seite, 1.Lage
Beplankung der
1.Seite, 2.Lage
Sanitär und Heizung
Installation
(Rohre, Anschlüsse)
Elektroinstallation
(Kabel)
Dämmstoff einbringen
Beplankung der 2.Seite, 1.Lage
Verspachtelung der 2.Seite, 1.Lage
Beplankung der 2.Seite, 2.Lage
Elektroinstallation
(Dosen)
Naß - Estrich (+ Vorarbeiten)
Wartezeit Begehbarkeit/Baufeuchte 1d
Verspachtelung der 2. Lage
Wartezeit Trocknung 1d
Oberflächenbehandlung Wand
Wartezeit Trocknung 4 Wo
Oberflächenbehandlung Boden
Ablaufplan trockener Ausbau im Holzbau
14
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
der nachfolgenden
nachfolgenden Tabelle
Tabelle ist
ist die
die Dicke, der
der U-Wert und
und der
der Primärenergiegehalt
Primärenergiegehalt
InIn
der
In
der nachfolgenden
Tabelle
ist die Dicke,
Dicke, der U-Wert
U-Wert undZudem
der Primärenergiegehalt
verschiedener
tragender
Außenwandkonstruktionen
dargestellt.
sind die
die Kosten
verschiedener tragender Außenwandkonstruktionen dargestellt. Zudem
sind
Zudem
sind die Kosten
Kosten
In
der
nachfolgenden
Tabelle
ist
die
Dicke,
der
U-Wert
und
der
Primärenergiegehalt
verschiedener
tragender
Außenwandkonstruktionen
dargestellt.
zueinander
ins
Verhältnis
gesetzt.
Neben
dem
vergleichsweise
niedrigen
Primärenergiegehalt
zueinander ins Verhältnis gesetzt. Neben dem vergleichsweise niedrigen Primärenergiegehalt
verschiedener
tragender
Außenwandkonstruktionen
dargestellt.
Zudem
sind
die
Kosten
zueinander
ins
Verhältnis
gesetzt.
Neben
dem
vergleichsweise
niedrigen
Primärenergiegehalt
der
Holzbauwände
ist
der
günstige
U-Wert
dieser
Konstruktionen
durch
den
dadurch
bedingten
der1:Holzbauwände ist der günstige U-Wert dieser Konstruktionen durch den dadurch bedingten
TAB.
zueinander
ins
Verhältnis
Neben
dem
vergleichsweise
niedrigen
Primärenergiegehalt
der
Holzbauwände
ist dergesetzt.
günstige
U-Wert
dieser
Konstruktionen
durch den
dadurch bedingten
geringeren
Heizenergieverbrauch
ein
weiterer
ökologischer
Vorteil.
geringeren
Heizenergieverbrauch
ein
weiterer
ökologischer
Vorteil.
der
Holzbauwände
istKOSTENRELATION
der günstigeein
U-Wert
dieser
Konstruktionen
den dadurch bedingten
geringeren
Heizenergieverbrauch
weiterer
ökologischer
Vorteil.durch
BAUTEILDICKE,
U-WERT,
UND PRIMÄRENERGIEGEHALT
VERSCHIEDENER
geringerenAUSSENWANDKONSTRUKTIONEN
Heizenergieverbrauch ein weiterer ökologischer Vorteil.
TRAGENDER
AußenwandAußenwandkonstruktion
AußenwandAußenwandAußenwandkonstruktion
konstruktion
konstruktion
Außenwandkonstruktion
konstruktion
Schichtenaufbau
Schichtenaufbau
Schichtenaufbau
Schichtenaufbau
Schichtenaufbau
Schichtenaufbau
Holzkonstruktion
Holzkonstruktion
Holzkonstruktion
Holzkonstruktion
Holzkonstruktion
Stülpschalung, Lärche
Holzkonstruktion
Stülpschalung,
Lärche
Stülpschalung,
Lärche
Lattung,
Konterlattung
Stülpschalung,
Lärche
Stülpschalung,
Lärche
Lattung,
Konterlattung
Bitumen-Holzweichfaserplatte
Lattung,
Konterlattung
Lattung,
Konterlattung
Lattung,
Konterlattung
Stülpschalung,
Lärche
Bitumen-Holzweichfaserplatte
Holzständer, Zellulosefaserdämmung
Bitumen-Holzweichfaserplatte
Bitumen-Holzweichfaserplatte
Lattung,
Konterlattung
Holzständer,
Zellulosefaserdämmung
Bitumen-Holzweichfaserplatte
Sperrholzplatte,
Dampfbremse
Holzständer,
Holzständer, Zellulosefaserdämmung
Zellulosefaserdämmung
Bitumen-Holzweichfaserplatte
Sperrholzplatte,
Dampfbremse
Gipsbauplatte
Sperrholzplatte,
Dampfbremse
Sperrholzplatte,
Dampfbremse
Holzständer,
Zellulosefaserdämmung
Holzständer,
Zellulosefaserdämmung
Gipsbauplatte
Dispersionsfarbe
Gipsbauplatte
Gipsbauplatte
Sperrholzplatte,
Dampfbremse
Dispersionsfarbe
Sperrholzplatte,
Dampfbremse
Dispersionsfarbe
Dispersionsfarbe
Gipsbauplatte
Gipsbauplatte
Dispersionsfarbe
Dispersionsfarbe
Einschalige
Einschalige
Mauerwerkskonstruktion
Einschalige
Einschalige
Mauerwerkskonstruktion
Mauerwerkskonstruktion
Einschalige
Mauerwerkskonstruktion
Mauerwerkskonstruktion
Einschalige
Außenputz (armiert, mineralisch)
Mauerwerkskonstruktion
Außenputz (armiert,
(armiert, mineralisch)
mineralisch)
Außenputz
Porenbeton-Planblock
GWP 2/0,5
Außenputz
(armiert,
Außenputz
(armiert, mineralisch)
mineralisch)
Porenbeton-Planblock
GWP 2/0,5
Innenputz
Porenbeton-Planblock
GWP
2/0,5
Porenbeton-Planblock
GWP
2/0,5
Porenbeton-Planblock
GWP
2/0,5
Außenputz
(armiert, mineralisch)
Innenputz
Innenputz
Innenputz
Porenbeton-Planblock
GWP
2/0,5
Innenputz
Innenputz
Mauerwerk mit WDVS
Mauerwerk mit WDVS
Mauerwerk
Mauerwerk mit
mit WDVS
WDVS
Mauerwerk
WDVS
Außenputz mit
(armiert,
mineralisch)
Mauerwerk
mit WDVS
Außenputz (armiert,
mineralisch)
Mineralwolle
Außenputz
(armiert,
mineralisch)
Außenputz
(armiert,
mineralisch)
Außenputz
(armiert, mineralisch)
Mineralwolle
Ansetzmörtel
Mineralwolle
Mineralwolle
Außenputz
(armiert, mineralisch)
Ansetzmörtel
Mineralwolle
KS-Lochsteine
Ansetzmörtel
Ansetzmörtel
Mineralwolle
KS-Lochsteine
Innenputz
KS-Lochsteine
KS-Lochsteine
Ansetzmörtel
Ansetzmörtel
Innenputz
Innenputz
Innenputz
KS-Lochsteine
KS-Lochsteine
Innenputz
Innenputz
Dicke
RohU-Wert
Kosten
PrimärDicke
RohU-Wert
Kosten
Primärenergiedichte
Dicke
RohU-Wert
Kosten
PrimärDicke Dicke
Roh-Rohdichte
U-Wert U-Wert
KostenKosten
PrimärPrimärenergie
energiedichte
gehalt
energiedichte
energiedichte
Dicke
RohU-Wert
Kosten
Primärgehalt
[cm] [cm] [kg/m³][kg/m³]
[%] [%] [MJ/m²]
[W/m²K] [W/m²K]
gehalt [MJ/m²]
gehalt
gehalt
energiedichte
[cm]
[%]
[W/m²K]
[kg/m³]
[MJ/m²]
[cm]
[%]
[W/m²K]
[kg/m³]
[MJ/m²]
[cm]
[%]
[W/m²K]
[kg/m³]
[MJ/m²]
gehalt
[cm]
[%]
[W/m²K]
[kg/m³]
[MJ/m²]
2-4
600
42
2-4 2 - 4 600
42
600
42
5,0
10
2-4
600
42
2-4
600
5,0
600
1042
2,0
300
56
5,0
600
10
5,0 5,00 600
600 600
10
2-4
42
2,0
300
5610
16,0
50
85
2,0
300
56
2,0
300
56
5,0
600
10
16,0
50
85
56
2,0 2,00 700
58
16,0
50 300
85
16,0
2,0
300
56
70050
5885
1,25
900
36
2,0
700
58
2,016,00 900
700 50
85
16,0
50
85
1,25
3658
1,25
900
1,25
900
36
2,0
5836
- 2,00 700
58
- 700
1,25 900 36
900
36
- 1,25
0,29
100
30,25
287
0,29
100
30,25
287
0,29
100
30,25
287
0,29
100
30,25
287
0,29
100
30,2530,25
0,29
100 287
287
2,0
1800
2,0
1800
36,5
500
2,0
1800
2,0
1800
36,5
500
1800
1,5 2,00 1200
36,5
500
36,5
500
2,0
1800
1,5
1200
1,5
1200
1,5
1200
500
36,5 36,50 500
1,5 1,50 1200 1200
40,0
40,0
40,0
40,0
40,0
40,0
0,7
0,7
8,0
0,7
0,7
8,0
0,5
8,0
8,0
0,7
0,5
24,0
0,5
0,5
8,0
24,0
1,5
24,0
24,0
0,5
1,5
1,5
1,5
24,0
1,5
0,40
0,40
0,40
0,40
0,40
0,40
1100
1100
85
1100
0,70 1100
85
2000
85
1100
200085
8,00 2000
1400
2000
85
1400
1400
1400
0,50 2000
1400
1400
1400
1400
24,0 1400
1,50
34,7
34,7
34,7
34,70
34,7
34,7
12
12
713
12
71312
25
713
713
12
25
25
71325
25
115
115
115
115
115
115
85
2000
1400
120
120
120
0,40
120
713
25
750
750
750
750
750
750
1100
14000,40
0,40
0,40
0,40
0,40
12
120
8
8
122
8
122 8
5
122
122
8
5
293
5
122
293 5
25
293
293
5
25
25
29325
25
122
453
453
453
453
453
453
8
5
293
25
Zweischalige
120
Zweischalige
Mauerwerkskonstruktion
Zweischalige
Zweischalige
Mauerwerkskonstruktion
Zweischalige
Mauerwerkskonstruktion
11,5
1800
534
Mauerwerkskonstruktion
Mauerwerkskonstruktion
Zweischalige
11,5 11,50 1800 1800
534
Verblendmauerwerk
Vmz
1,81,8
4,0
- 534
Verblendmauerwerk
Vmz
11,5
1800
534
11,5
1800
534
Mauerwerkskonstruktion
4,0
Verblendmauerwerk Vmz 1,8
6,0
100
194
Luftschicht
gem.
DIN
1053
4,0
Verblendmauerwerk
Vmz
Luftschicht
gem.
4,0 4,00 1800
Verblendmauerwerk
Vmz 1,8
1,8
11,5
534
6,0
100 194 Luftschicht
gem.DIN
DIN1053
1053
24,0
1400
874
Mineralwolleplatte
6,0
100
194
Luftschicht
gem.
1053
6,0
100
194
Luftschicht
gem. DIN
DIN
1053
4,0
Verblendmauerwerk
Vmz
1,8
24,0
1400
874
Mineralwolleplatte
Mineralwolleplatte
6,00
100
194
1,5
1200
25
Hohllochziegel
HLz 1,4
24,0
1400
874
Mineralwolleplatte
24,0
1400
874
Mineralwolleplatte
6,0
100
194
Luftschicht
gem.HLz
DIN1,4
1053
1,5
1200
25
Hohllochziegel
Innenputz
1,5
1200
25
Hohllochziegel
HLz
1,4
1,5
1200
25 874
Hohllochziegel
HLz
1,4
24,00
1400
Hohllochziegel
HLz
1,4
24,0
1400
874
Mineralwolleplatte
Innenputz
0,41
170
47,0
1627
Innenputz
Innenputz
1,5 1,50 1200 1200
25
Hohllochziegel HLz 1,4
0,41
170
47,0
1627
Innenputz
25
0,41
170
47,0
1627
Zweischalige
0,41
170
47,0
1627
Innenputz
Zweischalige
Mauerwerkskonstruktion
Zweischalige
0,41
1701627 1627
Zweischalige
0,41
170
47,047,00
Mauerwerkskonstruktion
mit Metallbekleidung
Mauerwerkskonstruktion
Mauerwerkskonstruktion
Zweischalige
mit
Metallbekleidung
1,5
200
2871
mit
mit Metallbekleidung
Metallbekleidung
Mauerwerkskonstruktion
1,5
Zweischalige
Mauerwerkskonstruktion mit Metallbekleidung
200
2871
3,5
Aluminiumbekleidung
1,5
200
2871
1,5
200
2871
mit
Metallbekleidung
3,5
Aluminiumbekleidung
6,0 1,50
30-- 200
342-- 2871
Luftschicht + Unterkonstruktion
3,5
Aluminiumbekleidung
Aluminiumbekleidung
3,5
Aluminiumbekleidung
1,5
200
2871
6,0
30
342
Luftschicht + Unterkonstruktion
30,0
1000
943
Polyurethan-Hartschaumplatte
6,0
30
342
Luftschicht
+ Unterkonstruktion
6,0 3,50 1000
30
342
Luftschicht
Unterkonstruktion
3,5
Aluminiumbekleidung
30,0
943
Polyurethan-Hartschaumplatte
Luftschicht
++
Unterkonstruktion
1,5
1200
25
Hohlblocksteine
Hbl
6
30,0
1000
943
Polyurethan-Hartschaumplatte
30,0
1000
943
Polyurethan-Hartschaumplatte
6,0
30
342
Luftschicht
+
Unterkonstruktion
1,5
1200
25
Hohlblocksteine Hbl 6
Innenputz
1,5
1200
Hohlblocksteine
Hbl
Polyurethan-Hartschaumplatte
1,5 6,00 1000
1200 30
25 342
Hohlblocksteine
Hbl 6
6
30,0
94325
Polyurethan-Hartschaumplatte
Innenputz
0,40
330
42,5
4181
Innenputz
Innenputz
1,5 30,00 1200 1000
25
0,40
330
Hohlblocksteine
Hbl66
42,5
4181
Hohlblocksteine
Hbl
943
0,40
330
42,5
4181
0,40
330
42,5
4181
Innenputz
Innenputz
1200
25
0,40
330
42,5 1,50
4181
U-Wert,
Kostenrelation und Primärenergiegehalt
verschiedener
tragender
Tabelle: Bauteildicke,
Bauteildicke,U-Wert, Kostenrelation und Primärenergiegehalt verschiedener tragender
Tabelle:
42,5 verschiedener0,40
330
Tabelle: Außenwandkonstruktionen
Bauteildicke, U-Wert, Kostenrelation und Primärenergiegehalt
tragender
Außenwandkonstruktionen
Außenwandkonstruktionen
Tabelle: Bauteildicke,
U-Wert, Kostenrelation und Primärenergiegehalt verschiedener tragender
Außenwandkonstruktionen
4181
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Einfluss der Bauweise auf die technischen
M1 Leichter Ausbau unter Verwendung mög-
und ökonomischen Eigenschaften eines
lichst kostengünstiger, einfacher Ständerwände
Gebäudes
mit Unterkonstruktion aus Holz und Metall.
Im Folgenden wird der Einfluss
- der Tragstruktur des Rohbaus,
- der eingesetzten Ausbausysteme,
- der Außenwand/Fassade
auf die technischen und wirtschaftlichen Eigenschaften eines Gebäudes anhand des Objektes „Angerstraße“ beschrieben. Im einzelnen
werden dabei unter Zugrundelegung verschiedener Ausbaustandards die systemimmanenten
M2 leichter Ausbau unter Verwendung von
Leichtbau-Trennwänden mit erhöhten Schalldämm-Maßen und in robuster Ausführung.
M3 Die Porenleichtbetonwand stellt eine kostengünstige, einfache und schlanke massive
Trennwand dar, die in Anlehnung an Variante
M1 gewählt wurde und die für die gleichen Einsatzzwecke Verwendung finden kann.
Eigenschaften hinsichtlich Bauphysik, Masse,
M4 „Massive“ Wände aus Gipswandbauplatten
Wohnfläche und Kosten verglichen.
sind im Wohnungsbau immer noch stark verbrei-
Für den Vergleich werden unterschiedliche
Bauweisen und Tragstrukturen des Rohbaus
herangezogen:
- Tragendes Holzskelett mit tragenden massiven
tet. Die gewählte Wand entspricht von ihrer Dicke
her der Variante M2, sie ist von in ihren Eigenschaften der Minimalvariante M3 überlegen.
M5 Die Kalksandsteinwand mit der relativ
Treppenhauskernen, nichttragenden Fassaden
hohen Rohdichte stellt eine hochwertige massive
und Innenwänden in Leichtbauweise.
Raumtrennwand dar. Sie erfüllt die Anforde-
- Massivbau mit tragenden Außenwänden,
Treppenhauswänden, Wohnungstrennwänden und teilweise auch Innenwänden.
Die meisten Trennwände innerhalb einer
Wohnung sind nichttragend und somit vom
System her frei.
rungen an den normalen Schallschutz innerhalb
einer Wohneinheit nach DIN 4109-2.
L1 „Einfache“ Variante: Die Holz-Doppelständerwand als Wohnungstrennwand erfüllt die
Schallschutzanforderungen. Beide Wandsysteme
zeichnen sich durch geringen Preis, geringen
In der Massivbauvariante übernehmen die tra-
Flächenbedarf und schnelle Bauweise aus.
genden Raumtrennwände statische Funktionen,
Die einfach beplankten Raumtrennwände mit
die Wohnungstrennwände und die Treppen-
GKB-Platten sollten allerdings keiner starken
raumwände erfüllen zusätzlich bauakustische
Beanspruchung unterliegen.
Anforderungen. Die tragenden Wände der
Massivbauvariante bestehen aus 24 cm Kalksandstein, Rohdichteklasse 2,0. Die Innenwände
sind mit 10 mm Gipsputz versehen, die Außenwände besitzen ein Wärmedämmverbundsystem.
L2 „Gehobene“ Variante: Die Wohnungstrennwand ist vom Schallschutz besser als die
Doppelständerwand L1. Die doppelt beplankte
Raumtrennwand erfüllt die Anforderungen
an den erhöhten Schallschutz innerhalb einer
Die nichttragenden Raumtrennwände sind frei
Wohneinheit nach DIN 4109-2. Die mit Gips-
wählbar. Es werden 7 unterschiedliche Systeme
faserplatten beplankten Wände stellen robuste
verglichen (Abb. 4). Die sich aus den Wandflä-
Konstruktionen dar.
chen und Wandsystemen ergebenden Massen
sind in Abb. 5 aufgeführt.
15
16
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Vergleich der verschiedenen Bauvarianten
Vergleich
der verschiedenen
Bauvarianten
Abhängig
vom Innenwandsystem
ergeben sich
Im Gebäude in Leichtbauweise beträgt zwischen
der einfachen Variante L1 und der gehobenen
für die Leicht- und Holzbauweise und die Massiv-
Variante L2 der Nutzflächenunterschied 19 m²
88,4
M5 (Kalksandstein) 16 m². Der Gewichtsunter-
Abhängig
vom Innenwandsystem ergeben sich
für die Leicht- und Holzbauweise und
bauweise Unterschiede in der Wandgrundfläche
und der Gewichtsunterschied 53 to. Im Gebäude
Massivbauweise
Unterschiede
in
der
Wandgrundfläche
und dem Wandgewicht. Eine gerin
und dem Wandgewicht. Eine geringere Wandin Massivbauweise beträgt beim Ausbau mit
Wandgrundfläche kommt direkt der Gebäudenutzfläche zugute, ein geringeres Ausbauge
grundfläche
kommt direkt der GebäudenutzLeichtbausystemen zwischen der einfachen
Vergleich
der
verschiedenen
Bauvarianten
reduziert
die
statische
Belastung
der Tragstruktur. Der Einfluss des Ausbaus wirkt sich nebe
fläche zugute, ein geringeres Ausbaugewicht
Variante M1 und der gehobenen Variante M2
Nutzungsqualität auch auf die Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes aus, die Größenordnung w
reduziert
die
statische
Belastung
der
Tragstruktur.
der Nutzflächenunterschied
m² und
der
Abhängig
vom Innenwandsystem
ergeben sich
für die Leicht- 11
und
Holzbauweise
un
für
das betrachtete
Objekt konkret ermittelt.
Der Einfluss des
Ausbaus wirkt sich
der
Gewichtsunterschied
44 to.Wandgewicht.
Beim Vergleich der Eine gerin
Massivbauweise
Unterschiede
in neben
der Wandgrundfläche
und dem
Nutzungsqualität
auch auf
die Wirtschaftlichkeit
leichten und massiven
Ausbausysteme
beträgt Ausbauge
Wandgrundfläche
kommt
direkt
der Gebäudenutzfläche
zugute,
ein geringeres
aus,Belastung
die Größenordnung
wurde
zwischen
einfachen
Varianten
M1 und
M3 sich nebe
reduzierteines
dieGebäudes
statische
der Tragstruktur.
Derden
Einfluss
des
Ausbaus
wirkt
120 für das betrachtete
Nutzungsqualität
auchObjekt
auf die
Wirtschaftlichkeit
eines Gebäudes
aus, die Größenordnung
w
konkret
ermittelt.
(Porenbeton)
der Nutzflächenunterschied
9 m²,
104,2
für das betrachtete Objekt konkret ermittelt.
zwischen den gehobenen Varianten M2 und
Abb. 4:
Grundfläche der
Innenwände
(Konstruktionsfläche),
EG + 1.-3. OG, ohne
Treppenhauswand
Wandgrundfläche [m²]
Wandgrundfläche [m²]
100
76,1
80
120
60
und M3 beträgt 49 to, zwischen den gehobenen
57,3
104,2
88,4
80
20
40
88,4
schied zwischen den einfachen Varianten M1
100
40
60
0
86,1
77,1
76,1
77,1
L2
M1
86,1
Varianten M2 und M5 174 to. Die Innenwände
in Leichtbauweise besitzen einen besseren
88,4
Schallschutz als die vom Standard her jeweils
vergleichbaren Massivwände.
57,3
L1
M2
M3
M4
M5
Varianten
20
Grundfläche
der Innenwände (Konstruktionsfläche), EG + 1. - 3. OG,
0
L1
L2
M1
M2
M3
M4
M5
ohne Treppenhauswand
Varianten
Grundfläche der Innenwände (Konstruktionsfläche),
EG + 1. - 3. OG,
490,4
500
ohne
Treppenhauswand
Masse der Innenwände,
Abb. 5:
EG + 1.-3. OG, ohne
Wandmasse [to]
400
Wandmasse [to]
Treppenhauswand
316,4
200
400
0
200
100
0
349,2
272,3
300
500
100
300
320,9
103,0
50,0
L1
316,4
320,9
M2
M3
349,2
272,3
L2
103,0
50,0
490,4
M1
Varianten
M4
M5
17
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Einfluss der Tragstruktur des Rohbaus und
kommt, entsprechend dem ausgeführten Objekt,
der Außenwand/Fassade
ein hochgedämmtes, nichttragendes leichtes
Neben dem Ausbausystem ist die Tragstruktur
Fassadensystem. In der Massivbauvariante
des Rohbaus von großem Einfluss auf die Eigen-
hat die Außenwand eine statische Funktion.
Einfluss
der Tragstruktur
des Rohbaus Für
undden
der
Außenwand/Fassade
schaften
des Gesamtgebäudes.
Die HolzbauVergleich
gewählt wurde eine
variante mit tragendem Skelett ermöglicht eine
24 cm dicke Kalksandsteinwand mit WärmeNeben dem Ausbausystem ist die Tragstruktur
des Rohbaus von großem Einfluss auf die
freie Eigenschaften
Wahl der Außenwand/Fassade.
Zum EinsatzDie dämmverbundsystem.
des
Gesamtgebäudes.
Holzbauvariante
mit tragendem Skelett ermöglicht eine
Einfluss der Tragstruktur des Rohbaus und der Außenwand/Fassade
freie Wahl der Außenwand/Fassade. Zum Einsatz kommt, entsprechend dem ausgeführten
Objekt,
Fassadensystem.
der Massivbauvariante
Neben ein
demhochgedämmtes,
Ausbausystem istnichttragendes
die Tragstrukturleichtes
des Rohbaus
von großemInEinfluss
auf die
Eigenschaften
des Gesamtgebäudes.
Die Holzbauvariante
mit tragendem
Skelett
ermöglicht
hat
die Außenwand
eine statische Funktion.
Für den Vergleich
gewählt
wurde
eine eine
24 cm dicke
freie Wahl der Außenwand/Fassade.
Zum Einsatz kommt, entsprechend dem ausgeführten
Kalksandsteinwand
mit Wärmedämmverbundsystem.
Objekt, ein hochgedämmtes, nichttragendes leichtes Fassadensystem. In der Massivbauvariante
hatAUSSENWANDSYSTEME
die Außenwand eine statische
Vergleich gewählt wurde eine 24 cm dicke
TAB. 2:
FÜR DIEFunktion.
LEICHT- Für
UNDden
MASSIVBAUVARIANTE
Schallk-Wert
Kalksandsteinwand mit Wärmedämmverbundsystem.
Systembeschreibung
Dicke
Masse
Schutz
Systembeschreibung
Dicke
Masse
Schallschutz
Schallk-Wert [W/m²K]
[mm]
[kg/m²]
[dB]
Außenwand
AußenwandSystembeschreibung
[mm]
[kg/m²]
[dB]
Dicke
Masse
Schutz
212
60
Rw = 54
leichtes, nichttragendes
leichtes, nichttragendes
[mm]
[kg/m²]
[dB]
[W/m²K]
Außenwand
Fassadenelement in
Fassadenelement in Holzbauweise
Holzbauweise
212
60
Rw = 54
leichtes, nichttragendes
0,21
12,5 mm GF oder
GKB
Fassadenelement
12,5 mm inGF oder GKB Dampfbremse
Dampfbremse
Holzbauweise
Dämmstoff
140GKB
mm
140 mm
12,5
mmDämmstoff
GF oder
feuchteres. Platte 9 mm
Dampfbremse
Platte 9 mm
Dämmstoff
140
mm
WDVSfeuchteresistente
50
mm
feuchteres.
Platte
mm
WDVS
509 mm
WDVS
50 mm
Kalksandstein
2,0
240 mm
Kalksandstein 2,0
Gipsputz 10 mm
240 mm
WDVS 10
130
mm
Gipsputz
mm
WDVS 130 mm
380
380
490
490
212
R’w = 57
R’w = 57
k-Wert
[W/m²K]
0,21
60
0,29
Rw = 54
0,21
490
R’w = 57
0,29
0,29
Kalksandstein 2,0
240 mm
Gipsputz 10 mm
WDVS 130 mm
380
Außenwandsysteme
fürdie
die
LeichtMassivbauvariante
Außenwandsysteme für
Leichtundund
Massivbauvariante
Art
Artder
der Wand
Wand
Länge
Wandflächen Länge
der der DickeDicke MasseMasseGrund- GrundGesamt- GesamtWandflächen
Wände
fläche fläche
Gewicht Gewicht
netto
Wände
netto
(EG
OG)
(EG+ +1.-3.
1.-3.
OG)
TAB. 3: MASSEN UND GRUNDFLÄCHEN DER AUSSENWÄNDE FÜR DIE LEICHT- UND MASSIVBAUVARIANTE
m²m²
m m
mm mm
kg/m² kg/m² m²
m² to
to
Holzbau
Art der Wand
Holzbau
Wandflächen netto
Leichtes
Leichtes
Fassadenelement
838,8
24er Massivwand
838,8
Fassadenelement
MASSIVBAU
Holzbau
MASSIVBAU
838,8
348
212
348
380
(EG + 1.-3.348
OG) m²
Länge der
Dicke
60
73,8
Wände m
212
490
60 mm
132,2
Masse
50
73,8 kg/m²
411
Leichtes
Fassadenelement838,8 838,8
348
mit
WDVS
24er
Massivwand
348
380
490 212
132,260
mit WDVS
Massivbau
Massen
und Grundflächen der Außenwände für die Leicht- und Massivbauvariante
Grund-
Gesamt-
50 fläche m²
Gewicht to
41173,8
50
Massen
und Grundflächen
der
Außenwände für 348
die Leicht- und
Massivbauvariante
24er Massivwand
mit WDVS
838,8
380
490
132,2
411
Vergleich des Gebäudes in Leicht- und Massivbauweise
Vergleich
des Gebäudes in Leicht- und Massivbauweise
Im Vergleich zu der Massivbauweise ergibt sich für das Gebäude in Leichtbauweise, abhängig
von der Ausbauvariante, 60 - 100 m² mehr an Nutzfläche (2,5 - 4 m² pro Wohnung). Die
Im
Vergleich
ergibt
sich für dasinGebäude
in Leichtbauweise,
Nutzfläche
ist zu
4 – der
7% Massivbauweise
höher gegenüber einer
Bauausführung
Massivbauweise
(wegen der beiabhängig
von
Ausbauvariante,
60 Fläche
- 100 m²
an Nutzfläche
(2,5 diese
- 4 m²improVergleich
Wohnung). Die
allenderVarianten
konstanten
dermehr
Treppenhäuser
bleiben
18
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Vergleich des Gebäudes in Leicht- und
würden die Wände dieser Bauweise nur ca. 10 %
Massivbauweise
der Wände der Massivbauweise wiegen.
Im Vergleich zu der Massivbauweise ergibt sich
für das Gebäude in Leichtbauweise abhängig
Noch deutlicher wird der Gewichtsunterschied,
wenn unterschiedliche Estrichsysteme eingesetzt
von der Ausbauvariante 60 - 100 m² mehr an
Nutzfläche (2,5 - 4 m² pro Wohnung). Die Nutzfläche ist 4 - 7% höher gegenüber einer Bauausführung in Massivbauweise (wegen der bei allen
Varianten konstanten Fläche der Treppenhäuser
bleiben diese im Vergleich unberücksichtigt).
werden. So beträgt die Differenz zwischen einem
Trockenestrich (2 x 10 mm GF-Platten, Mineralwolleplatten 22/20) und einem herkömmlichen
Nassestrich (40 mm Zement, Mineralwolleplatten
35/30) ca. 70 kg/m², alleine durch einen
Massivestrich werden 95 -100 to mehr Gewicht
1750
Für den Vergleich der Gebäudemasse, abhängig
in das Gebäude eingetragen. Die stark reduzier-
von der Bauweise, wird das Gewicht der Wände
1449
1390
ten 1500
Lasten der Leichtbauweise
zudem
1378wirken
1381 sich
1378
1362
Nutzfläche des Gebäudes [m²]
(Wohnungen ohne Treppenhäuser)
(Innenwände/Ausbau, Treppenhauswände,
1468
auf 1250
die Dimensionierung der Decken aus, so dass
Außenwände) herangezogen. Bei der Leichtbauvariante muss zusätzlich die Masse des tragenden Stahlskeletts berücksichtigt werden. Diese
wird überschlägig mit 20 to angesetzt. Es wird
davon ausgegangen, dass sich die Masse der
Decken und des Daches bei beiden Bauweisen
in etwa entspricht.
Die Masse der Wände plus Tragstruktur in Holzbauweise ist gegenüber der Massivbauweise
auch hier eine weitere, im Beispiel nicht quantifi1000
zierte Gewichtseinsparung erzielt wird.
750
Bei dem betrachteten Gebäude ergeben sich
500
zwischen den Varianten der Leicht- und Massiv250
bauweise
wahrnehmbare Unterschiede in der
Nutzfläche
und erhebliche Gewichtsunterschie0
L2
M1 ausgeführte
M2
M3 Gebäude
M4
M5
de. Das in L1
Leichtbauweise
Varianten
ist ab Oberkante Kellerdecke
ca. 30 % leichter als
das Vergleichsgebäude in Massivbauweise.
540 bis 810 to geringer, das entspricht einer
Dabei ist gleichzeitig der Wärmeschutz der leichGewichtsreduzierung von ca. 51 - 64 %. Dabei Nutzfläche des Gebäudes (Wohnungen ohne Treppen
ten Fassadenelemente deutlich besser als der der
wird der Hauptanteil des Gewichtes der HolzFür massiven
den Vergleich
der Gebäudemasse, abhängig v
Außenwände.
bauweise von dem massiven Treppenhaus-
Wände (Innenwände/Ausbau, Treppenhauswände,
Durch konsequenten
Holzbau,
der neben
Leichtbauvariante
muss
zusätzlich
die Masse des trag
demwird
Ausbau
und den Außenwänden
auch die
Diese
überschlägig
mit 20 to angesetzt.
Es wird
der Decken und des Daches bei beiden Bauweisen in
wänden eingebracht. Wäre das Treppenhaus
ebenfalls in Leichtbauweise ausgeführt, so
(Wohnungen
ohne Treppenhaus)
1500
1468
1449
1390
1378
1381
1378
1362
1250
1000
750
500
250
1261
1200
Gesamtmasse der Wände [to]
Gebäudes
Nutzfläche des Gebäudes [m²]
(Wohnungen ohne Treppenhäuser)
Nutzfläche des
1400
1750
Abb. 6:
1043
1087
1092
1120
M2
M3
M4
1000
800
600
448
501
400
200
0
0
L1
L2
M1
M2
Varianten
M3
M4
M5
L1
L2
M1
Varianten
M5
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Treppenhauswände, die Decken und den Estrich
Wandel verbundenen Anforderungen müssen
als Trockenestrich einbezieht, ist eine Gewichts-
die Gebäude reagieren können. Bedenkt man,
reduzierung gegenüber dem konventionellen
welche Veränderungen sich aus dem globalen
Massivbau von bis zu 80 % erreichbar.
Marktgeschehen und dem Einstieg in die Informationsgesellschaft ergeben, so sind Umrüsten,
Umnutzen und Umwandeln ein wesentliches
Ausblick
Der Einsatz funktionsoptimierter Bauteile in Holzund Leichtbauweise geht in der Regel mit Flächengewinnen und einer höheren Nutzungsflexibilität einher. Diese so genannten „Soft-Skills“
dieser Bauweise wurden in der Vergangenheit
unterschätzt. Beispielsweise sind ein Großteil der
Wohngebäude, die im Zeitraum von 1950 bis
1970 errichtet wurden, zunehmend schwerer
vermietbar und verkaufbar. Die damals akzeptablen kleinzelligen Raumprogramme der Wohnun-
Element zukünftiger Planung.
Wir bauen für die Zukunft und nicht für die
Ewigkeit. Diese Haltung müssen wir verinnerlichen und in unserem täglichen Handeln umsetzen. Die mentale Anstrengung tritt an die Stelle
der physischen Überlastung. Masse steht gegen
die Kriterien des „Bauens ohne Gewicht“ – hohe
Funktionalität, Flexibilität, Veränderbarkeit und
Mobilität. Dies sind die nachhaltigen Eigenschaften zukunftsfähigen Bauens.
gen werden heute von Mietern oder Käufern
Der Holzbau ist schon eine technisch hoch
nicht mehr angenommen. Eine Veränderung von
entwickelte Bauweise und doch liegt noch
Raumgrößen lässt sich nur mit kostenintensiven
ein unvorstellbares Entwicklungspotenzial vor
Eingriffen in die massive Bausubstanz umsetzen.
uns. Dieses Potenzial fordert und fördert alle
Einhergehend mit einer zunehmenden Nachverdichtung wachsen die Ansprüche an Individualität und freier Entfaltung des Einzelnen.
Die Art des Wohnens und des Arbeitens wird
zunehmend individualisiert, Schlagworte wie
„Living-Work“ oder „work@home“ verdeutlichen diese Entwicklung. Auf die mit diesem
Abb. 7:
Gesamtmasse der Wände
(Innenwände / Ausbau,
Treppenhauswände,
Außenwände, inkl.
des Stahlskeletts bei
der Leichtbauweise) des
Gebäudes im Vergleich
Unternehmer, die sich auf die ständig erweiterten und sich entwickelten Möglichkeiten des
Holzbaus einstellen. Wir stehen am Anfang einer
neuen Baurevolution, in der sich der Holzbau zur
Königsdisziplin entwickeln kann.
19
20
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
3 _ Qualitätssicherung im Holzbau
Prof. Dipl.-Ing.
1 _ Einleitung
2 _ Holz und Holzprodukte
Andreas Müller,
Holzbauten bewähren sich seit Jahrhunderten.
Holz ist ein nachwachsender Werkstoff, der sich
Berner Fachhochschule
Das gilt nicht nur für die zahlreichen Wohn-
in vielerlei Hinsicht von anderen Baumaterialien
Hochschule für Architektur,
häuser in Fachwerkbauweise, sondern auch für
unterscheidet. Charakteristisch ist die ausgepräg-
Bau und Holz, Burgdorf,
Bauwerke mit größeren Spannweiten und Ge-
te wuchsbedingte Abhängigkeit aller Eigenschaf-
Biel
bäudevolumen wie Holzbrücken oder Scheunen.
ten von der Faserrichtung, die Anisotropie.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden Holz-
Als hygroskopisches Material hängt seine Feuch-
bauten fast ausschließlich aus Vollholz erstellt
te vom umgebenden Klima ab. Holz ändert so
und durch handwerklich hergestellte zimmer-
seine Abmessungen durch Quell- und Schwind-
mannsgemäße Verbindungen zusammengefügt.
verformungen. Die Eigenschaften des Holzes
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts setzte die
sind feuchte-, zeit- und lastabhängig und weisen
industrielle Fertigung neuer geklebter Holzbau-
aufgrund der natürlichen Streuung große, in den
produkte und metallischer Verbindungsmittel
Rechenwerten der Eigenschaften berücksichtigte
ein, auf denen der moderne Holzbau beruht.
Streuungen auf.
Rasch entwickelten sich unter Verwendung
Holz dehnt sich bei Temperatureinwirkungen
Abb. 1:
plattenförmiger Holzwerkstoffe die Vorläufer
nur wenig aus. Es ist zwar brennbar, im Brandfall
Schiebebühnenhalle,
des heute üblichen Holzrahmenbaus und schon
behält der Restquerschnitt aber seine volle Trag-
Stuttgart 1915
früh erreichten Konstruktionen aus dem 1906
fähigkeit. Daneben ist es unempfindlich gegen-
(Ausführung:
patentierten Brettschichtholz Spannweiten von
über der Einwirkung von Chemikalien aller Art.
Otto Hetzer AG, Weimar)
mehr als 50 m.
tragwerkeplus
Ingenieurgesellschaft mbH,
Reutlingen/Biel
Dr.-Ing.
Tobias Wiegand
Studiengemeinschaft
Holzleimbau e.V.,
Wuppertal
Die wichtigsten stabförmigen Holzprodukte
In den vergangenen 50 Jahren hat sich der Holz-
für die tragende Verwendung sind das Voll-
bau in einer Vielzahl von Anwendungen auch
holz, das keilgezinkte Vollholz (KVH) sowie das
im kommunalen Bereich etabliert. Kindergärten,
Brettschichtholz (BS-Holz). Den Produkten ist
Schulen, Turnhallen, Schwimmbäder, Lagerhallen
gemeinsam, dass sie technisch getrocknet und
sowie Betriebsgebäude werden in großer Zahl
nach Festigkeit sortiert sind. Mit der technischen
in Holzbauweise ausgeführt. Architektonisch
Trocknung werden die Schwindverformungen
ansprechende Rathäuser und Brückenbauwerke
durch Nachtrocknen im Bauwerk begrenzt und
prägen insbesondere in Süddeutschland das
eine wesentliche Voraussetzung zum Verzicht auf
Ortsbild vieler Kommunen.
Holzschutzmittel geschaffen.
spezial | JULI 2006
21
Holzbau für kommunale Aufgaben
KVH und BS-Holz weisen Klebeverbindungen
Materialkombinationen von Holz und Stahl oder
in Längsrichtung (Keilzinkenverbindungen),
Stahl und Beton bis hin zu den Holz-Betonver-
BS-Holz zudem Flächenklebungen zwischen den
bundkonstruktionen kann hier nur hingewiesen
einzelnen Brettlagen auf. Damit lassen sich zum
werden.
Beispiel mit BS-Holz massive Bauteile bis zu 50 m
Länge und bis zu 3 m Höhe herstellen.
Von den zahlreichen plattenförmigen Werkstoffen sollen aus der Gruppe der Holzwerkstoffe hier nur die Flachpressplatten („Spanplatten“), OSB-Platten, Sperrholzplatten und
3- oder 5-Schichtplatten sowie das Brettsperrholz
genannt werden.
Auch bei diesen Produkten erfolgt eine technische Vergütung und Homogenisierung durch das
Zerlegen des Holzes, die technische Trocknung,
die Festigkeitssortierung und das Wiederzusammenfügen mittels Klebung. Für alle geklebten
Produkte existiert eine strenge Überwachung
der Hersteller und eine strenge Produktüberwachung sowohl der Ausgangsstoffe wie auch
des Endproduktes.
Abb. 2 und 3:
Fortbildungsakademie
Der moderne Holzbau ist ohne Stahlbauteile
Mont-Cenis, Herne
und stählerne Verbindungsmittel nicht denk-
(Jourda Architectes,
bar. Neben den genormten stählernen Nägeln,
Paris und Hegger Hegger
Bolzen und Dübeln verfügt der Holzbau über
Schleiff, Kassel)
eine Vielzahl wirtschaftlicher Verbindungssysteme, die über bauaufsichtliche Zulassungen
Das Dachtragwerk besteht
geregelt sind. Auf die immer häufiger anzu-
in Querrichtung aus
treffenden, wirtschaftlich sehr interessanten
Vollholz-Fachwerkträgern
und in Längsrichtung aus
unterspannten Vollholzträgern. Getragen wird es
von 62 Rundholzstützen
aus Fichtenstämmen, die
im nahegelegenen Sauerland geschlagen wurden.
22
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Abb. 4:
Typische Tragsysteme
Träger und Systemhöhen
Übliche Trägerhöhen für
Brettschichtholzträger
3 _ Die üblichen Tragsysteme
ten von bis zu derzeit 120 m kommen wiederum
Freie Spannweiten bis zu 55 m werden heutzu-
Fachwerkträger aus Brettschichtholz zum Einsatz.
tage mit massiven Vollwandträgern aus Brett-
Für kleinere Spannweiten bis zu 7,50 m, wie sie
schichtholz überbrückt. Mit industriell gefertig-
zum Beispiel beim Bau von Kindergärten oder
ten Nagelplattenbindern können Spannweiten
Schulen auftreten, bieten sich auch die bereits
bis 35 m erreicht werden. Für größere Spannwei-
erwähnten Holzbausysteme an. Sie übernehmen
spezial | JULI 2006
23
Holzbau für kommunale Aufgaben
nicht nur statische Aufgaben, sondern bieten
großen Bauteilen werden Maßgenauigkeiten im
auch die Möglichkeit der Integration von Schall-
Millimeterbereich erreicht. Der Holzbau arbeitet
und Wärmedämmung oder der Vorinstallation
heute üblicherweise mit verdeckten Anschlüssen,
von Gebäudetechnik. Der Einzug der CNC-Tech-
bei größeren Spannweiten zum Beispiel mit in
nik hat im Holzbau zu einer außerordentlich
den Holzbauteilen eingelassenen eingeschlitzten
hohen Maßgenauigkeit geführt. Auch bei sehr
Blechen.
Abb. 5:
Typische Tragsysteme
Träger und Systemhöhen
Übliche Systemhöhen für
Fachwerkträger
24
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
4 _ Schadenseinflüsse bei Holz
oder Spaltzugbeanspruchungen sein. Risse sind
Holz ist ein natürlicher Baustoff und wird daher
also nicht völlig auszuschließen, in Größe und
ohne Schutzmaßnahmen biologisch abgebaut.
Umfang durch eine materialgerechte Planung
Ein Befall durch holzzerstörende Pilze setzt aber
und Ausführung aber zuverlässig begrenzbar.
eine über Monate andauernde hohe Holzfeuchte
voraus, die mit einfachen konstruktiven Mitteln
und in der überwiegenden Zahl der Anwendungen ohne Einsatz von vorbeugenden chemischen
Holzschutzmitteln verhindert werden kann. Die
Jahrhunderte alten Balken der Fachwerkgebäude
belegen dies anschaulich.
Die Schädigung durch holzzerstörende Insekten
stellt heute ein eher nachgeordnetes Problem
dar. Insbesondere die technische Holztrocknung
bewirkt eine Reduzierung der für die Eiablage
notwendigen Risse und scheint zudem durch
eine Denaturierung von Holzinhaltsstoffen einen
Befall zu verhindern.
Ein chemisch-aggressiver Angriff schädigt erfahrungsgemäß in einem pH-Bereich von 2 bis 9 das
Holz und auch die heute verwendeten Klebstoffe
nicht. Holzbauten sind daher bei Salzlagerhallen
oder auch in Gebäuden, in denen mit scharfen
Reinigungsmitteln gearbeitet wird, die erste
Wahl.
Die in Gebäuden üblich auftretenden Temperaturen haben einen nur geringen Einfluss auf die
Holzeigenschaften. Die in den Holzprodukten
eingesetzten Klebstoffe sind für die entsprechenden Temperaturen geprüft. Der auch bei hohen
Temperaturen vergleichsweise geringe Festigkeitsabfall führt zu dem bereits oben erwähnten
Die nach dem Einbau an Hölzern zu beobach-
gutmütigen und von den Feuerwehren geschätz-
tende und in einem gewissen Grade auch nicht
ten Brandverhalten von Holzkonstruktionen.
vermeidbare Rissbildung stellt in der Mehrzahl
der Fälle eher ein optisches Problem dar. Tiefe
Risse können aber auch einen Einfluss auf die
Tragfähigkeit haben. Auslöser für die Risse ist
zumeist ein Feuchtegefälle zwischen Holzoberfläche und Holzkern. Hohe Oberflächenfeuchten
durch Bewitterung in der Bauphase oder hohe
Luftfeuchte durch Estricharbeiten können bei
einer anschließend raschen Austrocknung zur
Rissbildung führen. Ursache können aber auch
die lokale Behinderung der Schwindverformung
spezial | JULI 2006
25
Holzbau für kommunale Aufgaben
5_
Dauerhaftigkeit von Holzbauten
5.2 _ Bauprodukte und Ausführungsqualität
5.1 _ Planung
Der Holzbau stellt qualitativ hochwertige und
Wie bei Bauwerken aus anderen Materialien wird
zuverlässige Produkte zur Verfügung. Für zahl-
die erreichbare Nutzungsdauer eines Gebäudes
reiche Produkte bieten Hersteller- und Qualitäts-
wesentlich durch die Planung beeinflusst. Die
gemeinschaften Baustoffqualitäten an, die über
werkstoffspezifische Planung von der Wahl der
die Mindestanforderungen der Bauaufsicht
Tragsysteme unter Verwendung der geeigneten
deutlich hinausgehen. Die deutschen Holzbauer
Produkte, der Aussteifung des Gebäudes und der
verfügen über ein sehr hohes Ausbildungs-
Abb. 6:
Detaillierung sind der Schlüssel für ein dauerhaf-
niveau. Auf besondere Bauaufgaben speziali-
Hallenbad Minden (Entwurf:
tes Gebäude. Häufig sind es die in der Planungs-
sierte Hersteller haben sich in Qualitäts- und
Randall Stout, Santa Monica,
phase mit einfachen Mitteln vermeidbaren Fehler
Gütegemeinschaften zusammengeschlossen.
Generalpaner: Paul Niederberg-
wie die Anordnung großvolumiger ungeschützter Bauteile in bewitterten Bereichen, ungewollte Absperreffekte durch nicht fachgerechte
Anschlüsse oder unbewehrte Durchbrüche und
Ausklinkungen, die später zu aufwändigen
Sanierungen führen.
Wie überall im Bauwesen ist der Bauphysik
besondere Beachtung zu schenken. Fehlplanungen in diesem Bereich lassen sich nachträglich
nur mit hohem Aufwand sanieren. Tauwasserprobleme in Flachdächern oder im Bereich von
Fassadendurchdringungen umgeht der erfahrene
Holzbauplaner mit bewährten Konstruktionen.
Auch die Gewerkekoordination hat für den
Holzbau einen hohen Stellenwert. Die für die
Dauerhaftigkeit großen Vorteile eines hohen
Vorfertigungsgrades lassen sich nur dann voll
ausschöpfen, wenn die Planung der Gewerke
koordiniert und zu Beginn der Fertigung abgeschlossen ist.
Auch im öffentlichen Bereich ist bei der Vergabe
auf die Vergleichbarkeit der Leistungen zu
achten. Wie bei anderen Baustoffen ist es nicht
immer von Vorteil das niedrigste Angebot zu
wählen, wenn man dies mit mangelnder Qualität
erkauft.
haus + Partner, Ibbenbüren)
Mehrere Schwimmbecken
werden von einhüftigen
Rahmen mit Spannweiten bis
zu 37 m überdeckt.
Die gebogenen bis zu 1,80 m
Voraussetzung für eine gute Ausführung ist eine
hohen Riegel bestehen aus
geprüfte Ausführungsplanung, die Grundlage
BS-Holz der Festigkeitsklasse
für Werkplaner und die Arbeitsvorbereitung
BS 14.
ist. Ein nachträgliches Anpassen der Planung
provoziert Ausführungsfehler. Änderungen
auf der Baustelle können besonders im Bereich
von Abdichtungen zu gravierenden bauphysikalischen Auswirkungen führen.
Viele Schäden lassen sich auch verhindern, indem
geeignete Maßnahmen zum Witterungsschutz
von Bauteilen während Transport, Lagerung,
Montage bis zum Schließen der Gebäudehülle
bei der Arbeitsvorbereitung vorgesehen werden.
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spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
5.3 _ Einfluss der Nutzung
6 _ Überprüfung
Die „richtige“ Nutzung beginnt bereits mit dem
Jeder Eigner kann mit einfachen Mitteln regel-
Ende der Bauzeit. So treten in vielen Gebäuden
mäßig den Zustand seines Gebäudes überprüfen
während der Bauzeit hohe Bauwerksfeuchten
(lassen). Für komplexere Bauwerke oder Bauwer-
auf, die die Holzbauteile oberflächig auffeuch-
ke mit höheren Anforderungen an die Sicher-
ten. Ein schonendes Aufheizen zu Beginn der
heit ist eine regelmäßige Überprüfung durch
Nutzung führt zu einem geringeren Feuchte-
externe Tragwerksplaner sinnvoll. Entsprechende
gefälle in den Bauteilen und damit zu einer gerin-
Empfehlungen und Vorschriften werden derzeit
geren Gefahr der Rissbildung.
diskutiert.
Bei Änderungen an der Gebäudestruktur – sei
Die nachfolgenden Aspekte für eine Prüfung der
es durch geänderte Bauteilaufbauten oder das
Standsicherheit des Hallenzustandes durch den
Anbringen nachträglicher Öffnungen – ist der
Nutzer sind natürlich für jedes Bauwerk indivi-
Tragwerksplaner zu befragen. Der Umstand,
duell zu ergänzen. Es wird davon ausgegangen,
dass sich solche Änderungen in Holzbauten
dass die Überprüfung durch Tragwerksplaner
einfacher ausführen lassen, sollte nicht zu der
durchgeführt wird, die das Gebäude kennen
Annahme führen, ein statischer Nachweis sei
oder über Holzbauerfahrung verfügen. Grund-
nicht notwendig.
sätzlich sollten aussagekräftige Unterlagen wie
Nicht sachgerecht ausgeführte nachträgliche
Durchbrüche oder Durchführungen in den
Außenwänden beheizter Gebäude können
zudem zu ungewünschten Tauwasserproblemen
führen. Einige bauliche Änderungen, aber auch
Nutzungsänderungen, haben Auswirkungen auf
statische Berechnungen und Ausführungspläne
vorliegen, da anhand dieser neuralgische Punkte
der Konstruktion sowie bei der Inaugenscheinnahme Abweichungen von der Ausführungsplanung oder spätere Änderungen erkannt werden
können.
die Feuchte der Holzbauteile. Das nachträgliche
Bei einer Begutachtung des Bauwerkes sollten
Schließen ursprünglich offener Gebäude oder
neben den bereits oben genannten Punkten
auch Änderungen an Heizungen und Lüftungs-
Klimadaten, Bauteilfeuchten oder Oberflächen-
anlagen sollten hinsichtlich ihrer Auswirkungen
temperaturen ermittelt werden, die einen Rück-
auf die Bauteilfeuchten geprüft werden.
schluss auf klimatische Materialbeanspruchungen erlauben. Vor Ort sind auch Verformungen
zu ermitteln. Gerade bei abgehängten Decken
lassen sich Bauteilbrüche häufig erst durch eine
solche Verformungsmessung ermitteln.
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Eine Bauwerksbegehung sollte immer auch eine
7 _ Ertüchtigung
Betrachtung der Gebäudehülle einschließen.
Sind im Zuge einer Umnutzung Verstärkungen
Verstopfte Dachgullys mit einer anschließenden
erforderlich oder Schäden an Bauwerken zu
Überbeanspruchung der Konstruktion durch
beseitigen, so stehen hierfür zahlreiche erprobte
Wassersackbildungen und Bauteildurchfeuch-
Sanierungsmethoden sowie erfahrene Ausfüh-
tungen durch Leckagen der Gebäudehülle
rungsfirmen zur Verfügung. Alle Maßnahmen
gehören zu den häufiger anzutreffenden und
sind im Holzbau besonders einfach zu realisieren.
zugleich sehr einfach zu vermeidenden Schadens-
Es existieren Verfahren zum Verkleben größerer
ursachen. Bei Bauteilen im Freien ist die Ober-
Risse, zum nachträglichen Einbau von Querzug-
flächenbehandlung und die Funktionsfähigkeit
sicherungen (z.B. für nachträgliche Durchbrüche)
von hinterlüfteten Abdeckungen zu überprüfen.
oder zur Erhöhung der Tragfähigkeit durch das
Im Gebäudeinneren ist auf Anzeichen einer
nachträgliche Aufkleben von Zugverstärkungen.
Durchfeuchtung zu achten – sie kann aufgrund
Jeder Ertüchtigungsmaßnahme sollte eine
von Undichtheiten der Gebäudehülle oder Tau-
qualifizierte Beurteilung des Bauwerkes und
wasserbildung durch Konvektion oder Diffusion
eine sachgerechte Planung der Sanierungsmaß-
durch Außenbauteile auftreten.
nahmen durch einen Holzbauspezialisten voraus-
Die wesentlichen Bauteile sollten durch eine
handnahe Prüfung auf vorhandene Risse untersucht und die Tiefe der Risse mittels einer Fühlerlehre ermittelt werden. Besonderes Augenmerk
ist auf Risse in den Auflagerbereichen oder in auf
Querzug beanspruchten Bereichen zu richten.
Bei Verdacht auf einen Befall mit Holz zerstörenden Pilzen ist die Holzfeuchte zu messen. Alle
stählernen Verbindungsmittel und Stahlbauteile
der wesentlichen Anschlüsse sollten auf Korrosionserscheinungen überprüft werden.
Weitere Hinweise können einem Leitfaden für
eine erste Bauwerksprüfung der Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V., Wuppertal, entnommen
werden.
gehen. Der Fachmann kann auch sicherstellen,
dass die ausführende Firma die bauaufsichtlichen
Anforderungen für die jeweilige Sanierungsoder Ertüchtigungsaufgabe erfüllt und über die
entsprechenden Erfahrungen verfügt.
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spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
4 _ Planung für den Ernstfall: Brandschutz
Michael Dehne und
Einleitung
Bauordnungsrechtliche Grundlagen
Dirk Kruse
Der vermehrten Verwendung des Baustoffes
Die MBO [1] beinhaltet eine Gebäudeklasse 4 für
Dehne Kruse & Partner
Holz steht nach wie vor eine Verunsicherung
Gebäude mittlerer Höhe bis zu einer Fußboden-
Brandschutzingenieure,
von Planern, Bauherren und Versicherungen
höhe des obersten Geschosses mit Aufenthalts-
Gifhorn
beim Umgang mit dieser Bauweise entgegen.
räumen von 13 m über Geländeoberkante. Die
Im Brennpunkt stehen dabei immer wieder
Nutzungseinheiten je Geschoss dürfen in dieser
– neben einer vermeintlich geringeren Dauer-
Gebäudeklasse eine Grundfläche von 400 m2
haftigkeit – Fragen des Brandschutzes.
nicht überschreiten und die Tragkonstruktion
Die Abteilungen des vorbeugenden baulichen
Brandschutzes der Feuerwehren dagegen stehen
dem Holzbau meist sehr viel positiver gegenüber,
da ihre Erfahrung zeigt, dass sich Holzbauteile
im Brandfall in vieler Hinsicht günstiger als
andere Baustoffe verhalten. Sie wissen auch,
dass das Tragverhalten eines Materials im
Brandfall nicht allein von seiner Entzündbarkeit
abhängig ist. Brandschutztechnisch ungeschützte Stahlbauten sind aufgrund ihres plötzlichen
Steifigkeitsverlustes bei Erwärmung beispielsweise viel kritischer zu bewerten als Holzbauteile,
sowie die raumabschließenden Bauteile müssen
einen Feuerwiderstand von 60 Minuten aufweisen.
Die MBO [3] führt damit erstmals eine Zwischenstufe zwischen „feuerhemmenden“ (F30-B) und
„feuerbeständigen“ (F90-AB) Konstruktionen
ein. Die als „hochfeuerhemmend“ bezeichneten Bauteile mit einer Feuerwiderstandsdauer
von 60 Minuten sollen die Lücke zwischen 30
und 90 Minuten schließen, die aus Sicht einer
gestuften Risikobetrachtung unverhältnismäßig
groß erscheint.
die einen regelmäßigen Abbrand aufweisen
Die Verwendung von hochfeuerhemmenden
und daher im Gegensatz zu Stahlbauteilen mit
Holztragkonstruktionen (F 60-BA) setzt die
Vorankündigung versagen.
Anordnung einer nichtbrennbaren „brand-
Wenn gewisse Details beachtet werden, dann
können Holzbauten durchaus das brandschutztechnische Sicherheitsniveau von Massivbauten erreichen und das von Stahlbauten sogar
schutztechnisch wirksamen Bekleidung“ und die
Verwendung von ausschließlich nicht brennbaren
Dämmstoffen mit einem Schmelzpunkt ≥ 1000°C
voraus.
übertreffen. Nachfolgend werden deshalb die
Eine Bekleidung ist „brandschutztechnisch
bauordnungsrechtlichen Grundlagen, insbe-
wirksam“, wenn sie die Entzündung der Holz-
sondere die Musterbauordnung 2002 (MBO)
tragglieder unter Normbrandbedingungen (ETK)
[1] in Verbindung mit der Musterrichtlinie für
für einen Zeitraum von mindestens 60 Minuten
brandschutztechnische Anforderungen an
verhindert. Erfüllt die Bekleidung dieses
hochfeuerhemmende Bauteile in Holzbauweise
Kapselkriterium, wird sie als K 60 klassifiziert.
(M-HFHHolzR) [2] genauer erläutert. Daneben
Nach den Bezeichnungen der neuen euro-
soll das Beispiel eines Brandschutzkonzepts für
päischen Klassifizierung wird eine tragende
einen viergeschossigen Holztafelbau in Hamburg
und raumabschließende Wand mit „REIK 60“
demonstrieren, wie vorhandene Abweichungen
bezeichnet (R: Tragfähigkeit, E: Raumabschluss,
vom Baurecht kompensiert werden können.
I: Isolation, K: Kapselung).
spezial | JULI 2006
29
Holzbau für kommunale Aufgaben
Abb. 1:
Gebäudeklassen nach
MBO 2002
Für die Definition von konstruktiven Mindest-
oder Beherbergungsstätten) existieren über die
anforderungen an den Holzbau der Gebäude-
LBO hinaus besondere Rechtsvorschriften, die
klasse 4 wurde die in den DIBt-Mitteilungen
einerseits Erleichterungen, andererseits aber
veröffentlichte Musterrichtlinie M-HFHHolzR
auch erhöhte Anforderungen enthalten. An die-
erarbeitet. Die in dieser Richtlinie zusammen-
ser Stelle kann nicht auf alle Sonderbauverord-
gestellten Anforderungen beziehen sich auf
nungen und ihre Berücksichtigung des Holzbaus
- die Baustoffe wie Holz, Bekleidungen,
eingegangen werden. Als Beispiel sei genannt,
Dämmstoffe, Folien,
- die Wand- und Deckenbauteile, Stützen und
Träger einschließlich ihrer Anschlüsse,
dass Hotels gemäß Muster-Beherbergungsstättenverordnung ab einer bestimmten Anzahl von
Gastbetten nur mit bis zu zwei Vollgeschossen
- die Öffnungen für Einbauten und
in Holzbauweise zulässig sind. Bei mehr als zwei
- die Art der Installationsführung.
Vollgeschossen muss die Tragkonstruktion feuer-
Die Richtlinie regelt außerdem die Überwachung
der Herstellung und der Ausführung der Bauteile.
beständig (F 90-AB) hergestellt werden, das heißt
sie muss in wesentlichen Teilen aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen, so dass die Holzbau-
Die jeweilige Landesbauordnung (LBO) deckt
weise definitionsgemäß ausscheidet. Es besteht
übliche Wohn- und Bürobauten sowie landwirt-
jedoch die Möglichkeit, über ein ganzheitliches
schaftliche Gebäude ab, die nicht als Gebäude
Brandschutzkonzept den Nachweis zu erbringen,
besonderer Art oder Nutzung eingestuft werden.
dass die bauaufsichtlichen Schutzziele trotz der
Für Sonderbauten (Verkaufsstätten, Versamm-
Abweichung von der jeweiligen Rechtsvorschrift
lungsstätten, Krankenhäuser, Industriebauten
erfüllt werden.
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spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Brandschutzkonzepte
Zusammenwirken von baulichen und anlagen-
Bedingt durch immer komplexere und größere
technischen Brandschutzmaßnahmen sowie
Dimensionen heutiger Bauwerke sind Abwei-
deren gegenseitige Kompensation ermöglichen
chungen von den Anforderungen der Landes-
sinnvolle Lösungen.
bauordnungen sowie ergänzender Musterrichtlinien und Verordnungen häufig unumgänglich.
Zur Umsetzung der allgemeinen Schutzziele des
Baurechts,
- der Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer und Rauch vorzubeugen,
- die Flucht und Rettung der Nutzer zu gewährleisten und
- wirksame Löscharbeiten zu ermöglichen,
muss die Abstimmung der gewählten brandschutztechnischen Maßnahmen in sich schlüssig
und nachvollziehbar dargestellt werden.
Dies geschieht durch ein individuell erstelltes
Brandschutzkonzept, welches grundsätzlich in
vier Punkte gegliedert wird:
- baulicher Brandschutz,
- anlagentechnischer Brandschutz,
Es empfiehlt sich, bereits in einem frühen
Stadium der Planung einen Brandschutzsachverständigen einzubeziehen. Dieser kann die
Machbarkeit des Projektes beurteilen und ein
Grobkonzept erstellen, worin sich sowohl die
Vorstellungen der Bauherren und der Architekten
als auch die bauaufsichtlichen Belange wiederfinden. Häufig ergeben sich dabei Abweichungen von den gesetzlichen Anforderungen, die
nur im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung
genehmigungsfähig geplant werden können.
Das Grobkonzept muss frühzeitig mit der Behörde besprochen werden, erst dann herrscht Planungssicherheit. Ein ausführliches Brandschutzkonzept, das nur innerhalb der Planungsrunde
abgestimmt wurde, nützt niemandem etwas.
- abwehrender Brandschutz und
Im Holzbau der Gebäudeklasse 4 weicht die
- organisatorischer Brandschutz.
Planung erfahrungsgemäß hauptsächlich in
Dabei sollen unter Berücksichtigung
- der Nutzung
- des Brandrisikos und
- des zu erwartenden Schadenausmaßes
die Einzelkomponenten und ihre Verknüpfung im
Hinblick auf die Schutzziele beschrieben werden.
Es ist von hoher Bedeutung, dass die einzelnen
folgenden Punkten von den bauaufsichtlichen
Anforderungen ab:
- Bekleidung der Holzbauteile nicht in der
Kapselklasse K 60 oder völlig ungekapselt
(Sichtholz) und
- Verwendung von brennbaren Dämmstoffen
in tragenden oder raumabschließenden
Bauteilen.
Brandschutzmaßnahmen aufeinander abge-
Besteht in der Planung eines Objekts eine der
stimmt werden, um ein Ergebnis zu erzielen,
genannten Abweichungen, so bestehen im Rah-
dass sowohl hinsichtlich des Personen- und
men eines ganzheitlichen Brandschutzkonzepts
Sachschutzes als auch bezüglich der Wirtschaft-
Möglichkeiten der Kompensation, die in [3] und
lichkeit des Gesamtobjektes optimal ist. Erst das
[4] erläutert werden.
spezial | JULI 2006
31
Holzbau für kommunale Aufgaben
Abb. 2:
Seitenansicht eines der
beiden Gebäudeflügel
Beispielhaft soll anhand einer viergeschossigen
90 Minuten aufweist (F 90-BA). Auf diesen Punkt
Wohnanlage in Hamburg dargestellt werden,
wird in [3] und [4] detailliert eingegangen.
wie der Brandschutz im Rahmen der Planung
umgesetzt werden kann. Das Gesamtkonzept [5]
kann an dieser Stelle nur auszugsweise wiedergegeben werden.
In Hamburg-Wandsbek ist eine viergeschossige
Kompensiert wurden die Abweichungen im
Rahmen des Brandschutzkonzeptes wie folgt:
- Erhöhung des Feuerwiderstands von
F 60 auf F 90,
- Schaffung von guten Einsatzbedingungen für
Wohnanlage in Holzbauweise geplant. Die
die Hamburger Feuerwehr (Feuerwehr-Schlüs-
Bebauung besteht aus zwei rechteckigen Blöcken
seldepot 1,gesicherte Zufahrt, Bewegungs-
mit den Abmessungen von ca. 50 m x 17,50 m
fläche, drei Unterflurhydranten in unmittel-
beziehungsweise ca. 53 m x 16,50 m. Die voll
barer Umgebung zum Grundstück,
unterkellerten Gebäude besitzen vier ober-
- Flächendeckende Rauchmelderüberwachung
irdische Geschosse, wobei die Fußbodenhöhe
nach DIN EN 54, DIN 14675 und DIN VDE
des obersten Geschosses mit Aufenthaltsräumen
0833 (ohne Aufschaltung zur Feuerwehr) und
in beiden Blöcken bei ca. 9,60 m liegt. Zwischen
- zwei bauliche Rettungswege.
den beiden Gebäuden befindet sich eine Tiefgarage mit insgesamt 81 Stellplätzen.
Bei diesem Objekt bestehen im Wesentlichen
zwei Abweichungen vom Baurecht: Die Kapse-
Abb. 3:
Lage und Zugänglichkeit
des Gebäudekomplexes
lung der Holzbauteile soll von den geforderten
K 60 auf K 45 reduziert werden. Außerdem sind in
den tragenden Außenwänden brennbare Dämmstoffe in Form von Zellulosefasern vorgesehen.
Die Reduzierung der Kapselklasse um 15 Minuten trug erheblich zur Wirtschaftlichkeit des
Projekts bei. Es sei an dieser Stelle angemerkt,
dass ein üblicher Holztafel-Wandaufbau mit
einer als K 45 klassifizierten Bekleidung in der
Regel immer noch einen Feuerwiderstand von
Legende
Wand i
Abb. 4:
Architektenplan mit
Brandschutzeintragungen
für das 1. OG
Feuerb
Wand i
Feuerh
notwe
Schleu
Erschli
Aufzug
Notaus
T90-Tü
T30-Tü
RS-Tür
dichtsc
Visualisierung d
32
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Abb. 5:
Einzelaspekte und Bauteilbetrachtungen
Anschluss Außenwand an
Die nachfolgenden Punkte müssen im Rahmen
eine raumabschließende
von Brandschutzkonzepten für Holzbauten
Decke
besonders ausführlich behandelt werden:
- Kapselung der tragenden und
raumabschließenden Holzbauteile,
- Ausführung der Fassade,
- Rauchdichtigkeit der Bauteilanschlüsse,
- Führung der Installationen und
- Abschottung der Öffnungen von Durchführungen für haustechnische Leitungen durch
raumabschließende Wände und Decken.
Speziell die Aspekte der Kapselung und der
erforderlichen Rauchdichtigkeit erfordern eine
sorgfältige Planung der Detailpunkte der Bauteilanschlüsse. Es empfiehlt sich, diese Punkte
schon im Rahmen des Brandschutzkonzepts zu
behandeln, um den Nachweis zu erbringen,
dass die Anforderungen der M-HFHHolzR eingehalten werden.
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Zusammenfassung
Literatur
Die MBO 2002 schafft in Verbindung mit der
[1] Musterbauordnung (MBO) Fassung 2002;
M-HFHHolzR neue Einsatzmöglichkeiten für den
www.is-argebau.de
Holzbau. Die Bedenken der Bauaufsicht und der
Feuerwehr gegenüber dieser Bauweise konnten
mit Hilfe von theoretischen und experimentellen Grundlagenuntersuchungen weitgehend
ausgeräumt werden. Wenn die konstruktiven
[2] Muster-Richtlinie über brandschutztechnische
Anforderungen an hochfeuerhemmende Bauteile
in Holzbauweise (M-HFHHolzR). Fassung 2004;
www.is-argebau.de
Anforderungen der M-HFHHolzR erfüllt werden,
[3] Dehne, M., Pape, H., Kruse, D., Krolak, M.:
können die mit der Brandschutzbekleidung
INFORMATIONSDIENST HOLZ spezial,
eingekapselten Holzkonstruktionen für den
Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige
Zeitraum der Kapselklasse als gleichwertig zu
Gebäude und Aufstockungen in Holzbauweise.
Mauerwerks- oder Stahlbetonbauteilen betrach-
Dezember 2005
tet werden, da sich die Holztragglieder während
dieser Zeitspanne nicht am Brand beteiligen.
[4] Dehne, M., Kruse, D.:
Brandschutz bei mehrgeschossigen Holzbauten
Sichtbare Holzbauteile sind im mehrgeschossi-
– Praxiserfahrungen und neue Entwicklungen.
gen Holzbau der Gebäudeklasse 4 derzeit nicht
Bauingenieur Band 81, März 2006, S. 142 - 151
zulässig, obwohl die Feuerwehren gerade solchen Holzkonstruktionen gegenüber überwiegend positiv eingestellt sind, vor allem, wenn
die Treppen und Treppenräume in Massivbauart
feuerbeständig (F 90-AB) ausgeführt werden.
Schwer bekämpfbare Hohlraumbrände sind bei
massiven Holzbauteilen praktisch nicht möglich.
Neue Forschungsarbeiten zielen darum in die
Richtung, die notwendigen Randbedingungen
zu erarbeiten, um künftig auch sichtbare flächige
Holzkonstruktionen im mehrgeschossigen Holzbau zulassen zu können.
[5] Brandschutzkonzept 06G105-1
„Wohnbebauung in Holzbauweise
Thiedeweg 23, Hamburg-Wandsbek“.
Dehne, Kruse & Partner Brandschutzingenieure,
Gifhorn, April 2006
33
34
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
5 _ Zukunftsfaktor Gebäudeenergie (1)
Entwicklung, Stand und Zukunft im Holzbau
Dipl.-Ing. Daniel Kehl
Die Konstruktionen von Wohngebäuden in
Winterlicher Wärmeschutz
wissenschaftlicher
Holztafel- oder Holzrahmenbauweise haben
Holzhäuser weisen seit jeher einen überdurch-
Mitarbeiter an der
sich in den letzten 40 Jahren erheblich weiterent-
schnittlichen Wärmeschutz auf. Die Dämmung
MFPA Leipzig GmbH
wickelt. Insbesondere die Bauten der vergange-
wird in die Ebene der tragenden Holzrahmen-
nen 15 bis 20 Jahre sind mit früheren kaum zu
konstruktion eingebracht. Dadurch entsprechen
vergleichen. Sie zeigen, dass Wohngebäude aus
sogar 25 Jahre alte Konstruktionen noch den
Holz den Anforderungen von heute und morgen
Anforderungen an Einzelbauteile der Wärme-
gerecht werden. Die nachfolgend dargestellten
schutzverordnung von 1995.
Entwicklungen des Wärme- und Feuchteschutzes
im Holzbau gelten für den Zeitraum von 1965 bis
heute und werden den Konstruktionen massiver
Baustoffe gegenübergestellt [Winter/Kehl 2002].
Entwicklung des Wärmeschutzes
Die Bedeutung des Wärmeschutzes hat im Laufe
der letzten Jahrzehnte erheblich zugenommen.
Die gesetzlichen Anforderungen sind seit den
TAB. 1:
ENTWICKLUNG VON AUSSENWÄNDEN
IM HOLZTAFELBAU IM LAUFE VON
30 JAHREN [WINTER / KEHL 2002]
1972
U-Wert
0,54 W / (m²·K)
1970er Jahren durch die Wärmeschutzverord-
1982
nungen mehrmals angehoben worden. Seit
U-Wert
Februar 2002 ist die Energieeinsparverordnung
0,28 W / (m²·K)
gültig. Das Niedrigenergiehaus gehört heute
gerade im Holzbau zum baulichen Standard.
Der erhöhte Wärmeschutz bewirkt Energieeinsparungen und wärmere Innenflächen
1992
U-Wert
0,25 W / (m²·K)
der Außenwände, wodurch ein behagliches
2002
Raumklima erreicht wird.
U-Wert
0,18 W / (m²·K)
Die Entwicklung der durchschnittlichen U-Werte
(früher k-Werte) von Außenwänden verdeutlicht,
dass Holzbauten die gesetzlichen Anforderungen
schon immer übererfüllt haben. Gleiche Entwicklungen und Standards sind auch bei Dächern
und Decken zu unbeheizten Dachgeschossen
zu verzeichnen. Und das alles bei geringem
Flächenverbrauch der Konstruktion. In einem
Einfamilienhaus mit ca. 150 m2 Wohnfläche
und einem U-Wert der Außenwand von
0,25 W / (m²×K) ergibt sich im Vergleich zum
Massivbau ein Flächengewinn von ca. 10 m2
spezial | JULI 2006
35
Holzbau für kommunale Aufgaben
Abb. 1:
Entwicklung des Wärmeschutzes von Holztafel-,
einschaligen Ziegelund Kalksandsteinaußenwänden
(Massivbau: 240 mm KS-Stein mit 140 mm
Passivhaus möglich und daher für die Zukunft
WDVS; Holzbau: siehe Tab. 1, 1992).
gut gerüstet. Tab. 2 zeigt typische U-Werte
Heute sind somit gut gedämmte Holzkonstruk-
verschiedener Holzbauteile zu den einzelnen
tionen ohne Weiteres bis zum 3-Liter-Haus und
energetischen Standards.
TAB. 2: TYPISCHE DÄMMSTANDARDS IM HEUTIGEN HOLZRAHMENBAU [BORSCH-LAAKS 2002]
Bauteil
NE-Haus
3-Liter-Haus
Passivhaus
U-Wert [W/m²K]
U-Wert [W/m²K]
U-Wert [W/m²K]
Dach
0,19
0,15
0,10
Außenwand
0,21
0,17
0,12
Kellerdecke
0,29
0,25
0,20
Fenster / Tür
1,40
1,00
0,80
36
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Sommerlicher Wärmeschutz
dass sich bei gedämmten Holzhäusern mit U-
Neben dem winterlichen ist der sommerliche
Werten der Außenwand von ca. 0,46 W/(m²·K)
Wärmeschutz für die Behaglichkeit von hoher
und normaler Verschattung eine nur um 1,5 K
Bedeutung. Dabei werden die Innenraumtempe-
höhere Temperatur gegenüber der Innenraum-
raturen im Sommer von vielen Randbedingungen
temperatur in einem vergleichbaren Massivbau
beeinflusst. Die Wärmedämmung der Gebäu-
einstellt. Konstruktionen mit so geringen U-Wer-
dehülle, die Speichermassen, die Nachtlüftung,
ten gibt es im Holzrahmenbau seit langem nicht
aber vor allem die Verschattungen sind die
mehr.
entscheidenden Faktoren. Die Temperaturverhältnisse unter einem hochgedämmten Dach
sind zum Beispiel mit den überhitzten Wohnräumen unter alten Dächern mit geringer Dachdämmung nicht mehr vergleichbar.
Moderne Holzhäuser verfügen über einen
verbesserten Wärmeschutz und die erforderlichen Speichermassen, um den sommerlichen
Wärmeschutz sicherzustellen. Estriche, Einbauten, Gipsbauplatten und massive Holzbauteile
Eine Untersuchung von Hauser und Künzel
reichen aus, um die erforderlichen Nachweise
[Hauser/Künzel 1987] hatte bereits 1987 gezeigt,
nach DIN 4108 [DIN 4108-02: 2003] für den
TAB. 3: UNTERSCHIEDLICHE WÄRMESCHUTZNIVEAUS [HAUSER 2001]
Wärmedurchgangskoeffizient [W/ (m²K)]
Außenbauteil
Wärmeschutzniveau
I
II
III
Dach
0,32
0,25
0,17
Außenwände
0,51
0,36
0,21
Fenster
2,6 (0,75*)
1,7 (0,62*)
0,8 (0,40*)
Kellerdecke
0,69
0,51
0,34
* g-Wert
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
sommerlichen Wärmeschutz zu erbringen.
tur von 26 °C festgelegt. Die Simulation eines
Ein wesentlicher Einflussfaktor in Massiv- und
Einfamilienhauses zeigt, dass bei zunehmendem
Holzbauweisen aber ist der Sonnenschutz der
Wärmeschutz die Temperaturüberschreitungen
süd- und westorientierten verglasten Flächen,
immer seltener und schwächer ausfallen (Tab. 4)
denn übermäßige Sonneneinstrahlung ist in jeder
[Hauser 2001]. Auch Bewohnererfahrungen
Bauweise die Quelle der Überhitzung der Räume.
zeigen, dass die Behaglichkeit und das Raum-
Mit steigendem Wärmeschutzniveau (siehe
Tab. 3: I = schlecht bis III = gut) sinken die Som-
klima in Holzgebäuden durchweg gute Noten
bekommt – auch im Sommer [Bayern 2001].
mertemperaturen im Raum auf ein erträgliches
Maß. Sogenannte Übertemperaturgradstunden
(GT > 26°C) werden dabei als Bewertungsgröße
herangezogen. Sie koppeln die maximal auftretende Raumtemperatur und den Zeitraum mit
hohen Raumtemperaturen. Als Grenzwert wird
üblicherweise eine empfundene Raumtempera-
TAB. 4: ÜBERTEMPERATURGRADSTUNDEN GT > 26°C EINES EINFAMILIENHAUSES
IN HOLZBAUWEISE BEI UNTERSCHIEDLICHEN WÄRMESCHUTZNIVEAUS [HAUSER 2001]
G T > 26°C [Kh/a]
Raum
Wohnzimmer
Geschoss
I
II
III
92
58
37
Essecke
195
126
70
Küche
214
174
99
48
19
9
Kinderzimmer 2
19
5
9
Schlafen
4
0
0
Kinderzimmer 1
Erdgeschoss
Wärmeschutzniveau
Dachgeschoss
37
38
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Entwicklung des Feuchteschutzes
Die genannten Anforderungen werden von
Dringt Feuchte in ein Bauwerk ein, wird
modernen Holzhäusern sicher erfüllt. Weiter-
– unabhängig ob Massiv- oder Holzbauweise
hin ist in den letzten beiden Jahrzehnten eine
– die Funktion der Bauteile beeinträchtigt. Die
deutliche Erhöhung der Anwendungs- und Aus-
Dämmwirkung wird vermindert, bei Frost kann
führungssicherheit festzustellen. Hinzu kommt,
es zu Abplatzungen kommen oder die Ansied-
dass alle Holzbaubetriebe, die geschlossene
lung von Pilzen wird begünstigt. Der erforder-
Holztafelelemente fertigen, einer Eigen- und
liche Feuchteschutz umfasst im Wesentlichen
Fremdüberwachung unterliegen.
den Schutz vor Niederschlagsfeuchte und vor
nutzungsbedingter Feuchte. Von besonderer
Bedeutung sind hier:
- Ein ausreichender Schlagregenschutz durch
hinterlüftete Fassaden oder WärmedämmVerbundsysteme.
- Funktionale Anschlussdetails aller Leibun-
Hinterlüftete Fassaden erzeugen eine durchgängige „Drainageebene“ vor der eigentlichen
Wand. Ungewollt eindringende Feuchte wird
durch eine zweite wasserführende Schicht unmittelbar auf der Konstruktion sicher abgeleitet.
Diese Schicht wird heute aus wasserdichten aber
diffusionsoffenen Polyolefinvliesen oder aus
gen und Übergänge. Die Dichtheit sollte
bituminierten bzw. paraffinierten Holzwerkstof-
mechanisch, nicht durch wartungsbedürftige
fen hergestellt.
Dichtstoffe hergestellt werden.
- Der Spritzwasserschutz in Bädern und Küchen
Auch Wärmedämm-Verbundsysteme und Putze wurden technisch deutlich weiterentwickelt.
durch die Verwendung von Dichtungssyste-
So weisen viele mineralischen Dünnputze
men für Rohrdurchführungen und Wandbe-
gegenüber früher verwendeten Putzsystemen
plankungen.
eine geringere Wasseraufnahmefähigkeit auf.
- Eine luftdichte Gebäudehülle zur Vermeidung
des Feuchteeintrags in die Konstruktion durch
Warmluftströmungen von innen nach außen
(Tauwasser durch Konvektion!).
- Möglichst diffusionsoffene Konstruktionen
Außerdem kann heute von einer sehr hohen
Ausführungssicherheit ausgegangen werden, da
sie häufig als Gesamtsystem mit entsprechenden
Vorgaben zur Ausführung der Anschluss- und
Eckdetails vertrieben werden. Zusätzlich steht
für Putzfassaden die seit Jahrzehnten bewährte
mit ausreichendem Rücktrocknungsvermögen
Ausführung mit Holzwolle-Leichtbauplatten und
– so diffusionsdicht wie nötig, so offen wie
Putzen nach DIN 1101 zur Verfügung.
möglich!
- Ausreichend gedämmte Kaltwasserrohre usw.
spezial | JULI 2006
39
Holzbau für kommunale Aufgaben
Entwicklung der Luftdichtheit
Abb. 2:
Die Luftdichtheit ist für den Wärme- und
Entwicklung der Luft-
Schallschutz und im besonderen Maße für den
dichtheit im Holztafelbau
Feuchteschutz einer Konstruktion von Bedeu-
anhand von 52 Bauten
tung. Kenngröße für die Luftdichtheit ist der
sogenannte n50-Wert, der die Anzahl der Luftwechsel des Gebäudevolumens je Stunde bei
50 Pascal Unter- oder Überdruck angibt. Je
kleiner er ist, desto geringer die Gefahr von
Feuchteschäden im Bauteil und desto besser
der Wärme-, Schall- und Brandschutz der Konstruktion. Durch die verbesserte Luftdichtheit
sinkt der Lüftungswärmeverlust durch Leckagen.
Bei vielen Holzbaubetrieben ist die Messung der
Luftdichtheit heute ein gängiges Qualitätskriterium. Untersuchungen zeigen, dass sich die
Luftdichtheit von Holzbauten stetig verbessert
hat (Abb. 2 und 3) [Geißler/Hauser 1996] [Hall/
Hauser 2003].
Abb. 3:
Luftdichtheit von 50
aktuellen Gebäuden (2002).
Ø n50-Wert von 2,4 h-1
40
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Holztafelbau trifft Altbau –
Bei diesem Projekt handelt es sich um ein Schul-
Zukunft für den Holzbau
gebäude aus dem Jahr 1962, das sowohl von
Der Wärmeschutz des Holzbaus im Neubaube-
den Nutzungsmöglichkeiten als auch vom ener-
reich befindet sich also auf einem hohen Niveau.
getischen Standard den heutigen Ansprüchen
Die größten Energieeinsparpotenziale liegen
nicht mehr gerecht wurde. Neben Baumängeln
allerdings im Altbau. Für den Holzbau bedeutet
auf Grund fehlender Instandhaltung wies das
dies auf den ersten Blick die Durchführung der
Gebäude somit schlechte energetische Kenn-
klassischen Dämmmaßnahmen des Daches,
werte aus (siehe Tab. 5).
der obersten Geschossdecke, der Fassade mit
Holzprofilen in handwerklicher Ausführung
oder auch seit einigen Jahren mit WDVS aus
Holzfaserdämmplatten.
Der Baukörper wurde neben der vollständigen
Innensanierung den wärmeschutztechnischen
Anforderungen angepasst. Das vorhandene
ungedämmte Flachdach erhielt eine Gefälle-
Mehrere Jahrzehnte Erfahrung in der Vorfertigung
dämmung und vor die Bestandfassade wurden
von Holztafelelementen lassen sich allerdings auch
vorgefertigte Holztafelelemente montiert
im Altbau einsetzen, sei es durch Aufstockungen
(siehe Abb. 5). Als äußerer Abschluss dient eine
oder vorgefertigte Elemente zur Dämmung eines
hinterlüftete Fassade aus Dreischichtplatten.
bestehenden Massivbaus. Anhand einer Schul-
Neben einer großzügigen Festverglasung wurden
sanierung in Düsseldorf soll dieses Potenzial des
einspringende Lärchenrahmen als Öffnung-
Holzbaus kurz aufgezeigt werden.
selemente integriert.
Bereits montierte Holztafelelemente inklusive
der einspringenden
Lärchenrahmen (Abb. 4)
sowie Fassade aus
Dreischichtplatten
während der Montage
(Abb. 5)
TAB. 5: U-WERTE VOR UND NACH DER SANIERUNG
Außenbauteil
Wärmedurchgangskoeffizient [W / (m²K)]
Bestand
nach der Sanierung
Flachdach
~ 3,70
0,22
Außenwände
~ 1,10
0,24
Fenster
~ 5,20
1,40
spezial | JULI 2006
41
Holzbau für kommunale Aufgaben
Literatur
[Winter/Kehl] Winter,
St.; Kehl, D.: Untersuchung zur
[Bayern 2001] Hrsg.:
Bayrisches Staatsministerium,
Objektivierung der Bewertung des Verkehrswer-
Wohnungen in Holzbauweise, Bautechnische,
tes von Gebäuden in Holzbauweise im Vergleich
wirtschaftliche und sozialwissenschaftliche
zu anderen Bauweisen. Abschlussbericht, Leipzig
Nachuntersuchung der Modellvorhaben,
2001
München 2001
[Hauser/Künzel 1987] Hauser,
G; Künzel, H.: Bauphysi-
[Geißler/Hauser 1996] Geißler,
A.; Hauser, G.: Unter-
kalische Gesichtspunkte zum Raumklima, Beitrag
suchung der Luftdichtheit von Holzhäusern,
in Gesundes Wohnen in Holz, INFORMATIONS-
Abschlussbericht, AIF Forschungsvorhaben 1996
DIENST HOLZ, Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für
Holzforschung u.a., München 1987
[Borsch-Laaks 2002] Borsch-Laaks,
R.: Effizienz-Tuning
ben wird gedreht?, Zeitschrift: die neue quadriga
Heft 3/2002, Verlag Kastner, Wolznach
Analyse und Bewertung von SynergieHäusern
– Abschlussbericht, IRB-Verlag, Stuttgart 1999
[Hall/Hauser 2003] Hall,
M.; Hauser, G.: In situ
Quantifizierung von Leckagen bei Gebäuden in
4108-02 2003-07: Wärme-
schutz und Energie-Einsparung in Gebäuden
- Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärmeschutz, Beuth Verlag Berlin 2003
[Hauser 2001] Hauser,
A; Kaiser, J. Oppermann, J:
SynergieHaus: Das SynergieHaus - Energetische
beim Heizwärmebedarf - An welchen Stellschrau-
[DIN 4108-02 2003] DIN
[Maas 1999] Maas,
Holzbauart, AIF Forschungsvorhaben, Abschlussbericht, Kassel 2003
[Wollenweber 2006] Wollenweber,
J.: Unterlagen und
Fotos zum Bauvorhaben „Realschule Kamper
G.: Beitrag in „Moderner
Weg“ wurden dem Autor zur Verfügung gestellt
Holzhausbau in Fertigbauweise”, Hrsg.: Bund
von: WollenweberArchitektur, Kirchstraße 26,
Deutscher Fertigbau e.V., WEKA MEDIA Verlag,
40227 Düsseldorf, www.wollenweb.de
Kissing 2001
Abb. 6:
WI CTEC Andruckprofil
Aufliegend 40/4 mm
Wi cona 135274
der Fassade
KVH 120/60
Stahlwinkel
100x150x10 mm
80
865
15
Trokal-Abklebung
Aluminiumwinkel 80/180 mm Natur
HK
0,00
855
Kabelkanal
635
WLG 040
Bestandskonstruktion
Fassadenaufbau
Bestandsklinker
KS-Aufmauerung
Lärche Dreischicht-Platte 19 mm
Contalattung 30/50 mm
Lattung 30/50 mm
DWD -Platte 16 mm
KVH-Ständer 120/60 mm
Volldämmung WLG 040
OSB-PLatte 12 mm
Bestandsverblender 60 mm
Bestandsmauerwerk / Porenbetonsteine 105 mm
55
Farbe wie Fensterflügel
55
Aluminiumfensterbank Material 3 mm
30/100/30 mm / schwarz wie Andruckprofil
Fensterbank
Konstruktionsaufbau
Lärche Dreischichtplatte
42
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
6 _ Zukunftsfaktor Gebäudeenergie (2)
Wirtschaftliche Lösungen sind gefragt
Robert Borsch-Laaks
Die Zukunft hat bereits begonnen. Die jüngsten
Sachverständiger für
Preissprünge bei den Energiekosten haben
dass innere oder äußere Bekleidungen saniert
Bauphysik, Aachen
bei vielen Bauherren – privaten wie öffentlichen –
werden (z.B. Neudeckung des Dachs,
den Energieverbrauch von Gebäuden wieder auf
Anbringen von Verschalungen außen und
die Tagesordnung gesetzt. Angesichts knapper
innen, neue Fußböden u.ä.).
kommunaler Haushalte drücken die steigenden
Betriebskosten ganz besonders.
- Bauteile, die in der Form „erneuert“ werden,
In diesen Fällen sind für die betroffenen Bauteile
Anforderungen an maximal zulässige U-Werte
Die Vergangenheit holt uns ein. Die „Bau-
einzuhalten. Weiterhin gilt:
sünden“ aus der Bauboomzeit der fünfziger
- Wenn irgendwelche Wärmedämmschichten
und sechziger Jahre lagen nicht zuletzt beim
angebracht werden sollen, so müssen diese
mangelhaften Wärmeschutz und die heute sicht-
je nach Bauteil eine bestimmte Mindestdicke
baren Folgen betreffen nicht nur Energiekosten:
haben.
Auch Schimmelschäden, unbehagliches Wohnund Arbeitsklima, hoher Instandhaltungsaufwand drücken die Wirtschaftlichkeit nach unten.
Bestandssanierung ist angesagt. Aber mit
Nur dann, wenn weniger als 20 % einer Bauteilfläche von diesen Maßnahmen betroffen sind,
kann auf die Prüfung oder Verbesserung des
Wärmeschutzes verzichtet werden.
welcher Strategie? Beim Pflichtprogramm und
bei der Kür. Was sind die Mindestanforderungen
und was sollte nach dem Stand der Technik getan
werden, um energetisch und bauphysikalisch
INFOKASTEN
eine zukunftsfähige Sanierung zu realisieren?
Grundsätzliches zur Wirtschaftlichkeit
Die wärmetechnischen Altbauanforde-
Wann greift die EnEV?
rungen sind deshalb an ohnehin geplante
Schon die Wärmeschutz-Verordnungen der Jahre
Sanierungen gekoppelt, weil dann all-
1977, 1984 und 1995 folgten bei den Anforde-
gemein sichergestellt werden kann, dass
rungen an die Altbausanierung dem gleichen
sich der Aufwand für den Wärmeschutz
Prinzip wie die aktuelle Energieeinsparverord-
rechnet. Das „verordnete“ Anforderungs-
nung [EnEV 2001]: Sowieso geplante Sanie-
niveau ist in umfangreichen Untersuchun-
rungs- und Umbaumaßnahmen sind die „Zug-
gen im Vorfeld der EnEV von Experten
maschine“, an die sich die wärmetechnischen
der Wirtschaftsministerien von Bund und
Maßnahmen „anhängen“. Diese Kopplung an
Ländern finanziell geprüft worden. Denn
ohnehin geplante bauliche Maßnahmen löst im
nur bei Einhaltung des Wirtschaftlich-
Verordnungsdeutsch „bedingte Anforderungen“
keitsgebotes aus dem EnergieSparGesetz
aus. Diese werden gestellt an:
von 1975 darf die Bundesregierung (mit
- Bauteile, die „ersetzt oder erstmalig einge-
Zustimmung aller Länder) diese Verord-
baut“ werden (dies betrifft vor allem den
Umbau).
nung erlassen.
spezial | JULI 2006
43
Holzbau für kommunale Aufgaben
Wie viel muss man dämmen?
lichung der Zielgröße, (früher) k-Wert bzw.
In Tabelle 1 sind die Bauteilanforderungen aus
(heute) U-Wert, wurde diese in eine „äquivalente
der alten WSchV 1995 und der EnEV 2002
Dämmdicke“ umgerechnet (bezogen auf einen
einander gegenüber gestellt. Zur Veranschau-
Standard- Dämmstoff der WLG 040).
TAB. 1: ANFORDERUNGEN AN DEN WÄRMESCHUTZ BEI DER ALTBAUSANIERUNG NACH ANHANG 3 TABELLE 1 VON
WÄRMESCHUTZ-VERORDNUNG (WSCHV 1995) UND ENERGIEEINSPAR-VERORDNUNG (ENEV 2002)
Bauteilarten und Dämmtypen
Maximaler Wärmedurchgangs-Koeffizient
und Mindestwert für die äquivalente Dämmdicke
WSchV 1995
1
Außendämmung und Kerndämmung
EnEV 2002
kmax (W/m²K)
deq,min (cm)
Umax (W/m²K)
deq,min (cm)
0,40
10,0
0,35
11,4
0,50
8,0
0,45
8,9
von Außenwänden
2
Innendämmung von Außenwänden,
Erneuerung von Fachwerk
3
Erneuerung Flachdächer
0,30
13,3
0,25
16,0
4
Erneuerung Steildächer
0,30
13,3
0,30
13,3
5
Decken und Wände gegen Erdreich
0,50
8,0
0,40
10,0
0,50
8,0
0,50
8,0
und unbeheizte Räume (Außendämmung)
6
Decken und Wände gegen Erdreich
und unbeheizte Räume (Innendämmung)
7
Austausch von Verglasungen
-
-
1,50
-
8
Austausch / Einbau kompletter Fenster
1,80
-
1,70
-
9
Austausch / Einbau von Außentüren
-
-
2,50
1,6
Dabei bedeuten:
kmax Umax Wärmedurchgangskoeffizient des Bauteils unter Berücksichtigung der neuen und der vorhandenen Bauteilschichten
deq,min äquivalente Dämmdicke bezogen auf einen Standard-Dämmstoff der Wärmeleitgruppe 040 (Umrechnungsformel: deq [in cm] = 4 / U bzw. k)
44
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
TAB. 2: ÄQUIVALENTE DÄMMDICKE UND U-WERTE ALTER BAUTEILE
Bauteiltypen
Wärmedurchgangs-
Äquivalente
Koeffizient
Dämmdicke
U [W/m²K]
deq [cm]
1,47
2,7
1,37
2,9
beidseitig verputzt
1,59
2,5
Verblendmauerwerk, innen 17,5 cm Vollziegel,
1,43
2,8
1,57
2,5
0,97
4,1
1,73
2,3
0,93
4,3
0,80
5,0
1,15
3,5
1,14
3,5
Vollziegelmauerwerk, 38 cm, 1.800 kg/m³,
beidseitig verputzt
Hochlochziegel, 30 cm, 1.400 kg/m³,
beidseitig verputzt
Hochlochziegel, 24 cm, 1.400 kg/m³,
7 cm Luftschicht
Eichenfachwerk, 18 cm, Strohlehmausfachung,
Lehm/Kalkputz
Holzständerwand, ungedämmt,
Heraklith 35/25 mm (außen/innen), verputzt
Dachschräge/-decke, HWL-Platte (35 mm),
verputzt
Holzbalkendecke mit Einschub aus
Strohlehm und Sand
Kappendecke mit Schlackenfüllung
und Hobeldielen
Stahlsteindecke aus Lochziegeln mit
HWL-Platte (25 mm), Steinholzboden
Stahlbetondecke mit 15 mm Mineralfasermatte,
Magnesit-Estrich, Linoleum
Quelle: Institut für Bauforschung: k-Werte alter Bauteile, RKW-Verlag (Eschborn), 1983
spezial | JULI 2006
45
Holzbau für kommunale Aufgaben
Wie diese Umrechnung entsteht, zeigt Abb. 1.
paar Zentimeter Dämmdicke in die Berechnung
- Faustformel: Man rechne 4/U und
einbringen können.
erhält die äquivalente Dicke in cm
Dämmstoffstärke.
Die Höhe des anzustrebenden Dämmniveaus hat
sich nur bei einem Teil der in Frage kommenden
Die tatsächlich einzubringende Dämmschicht
Bauteile verändert. Mehr gab das „Wirtschaft-
kann etwas dünner ausfallen als das Faustfor-
lichkeitsgebot“ (s. Infokasten) zum Zeitpunkt
melergebnis. Die vorhandene Konstruktion (z.B.
der Untersuchungen (Ende der 90er Jahre) nicht
Mauerwerk, alte Decke oder Dachbekleidung)
her. Angesichts der mittlerweile erreichten Preis-
hat ebenfalls einen gewissen Wärmeschutz,
niveaus kann man das anders sehen. Insofern
der jedoch vielfach stark überschätzt wird. Die
ist gerade für öffentliche Entscheidungsträger
Übersicht in Tabelle 2 zeigt an typischen Beispie-
eine objektspezifische Kalkulation der Gesamt-
len, dass die Altbauteile meist nicht mehr als ein
wirtschaftlichkeit angeraten.
Abb. 1:
Der anschauliche U- Wert:
Faustformel zum Wärmedurchgang in Abhängigkeit
von der Dämmdicke.
46
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Was ist neu im „Kleingedruckten“
Ausnahmen bestätigen die Regel
Gravierende Änderungen weist die EnEV im
Aufgrund der Wirtschaftlichkeitsprüfung durch
Vergleich zur WSchV 1995 beim Geltungsbereich
die Experten (s. Infokasten) sind eine Reihe von
und den Ausnahmeregelungen auf. Eine Auswei-
Ausnahmen formuliert worden. Die wichtigsten
tung der Tatbestände, die eine „bedingte Anfor-
Beispiele:
derung“ auslösen, gibt es in folgenden Fällen:
- Bei nachträglicher Kerndämmung in zwei-
- Putzerneuerung bei Außenwänden, sofern
deren U-Wert ≥ 0,9 W/m²K ist (bisher völlig
ausgenommen).
- Austausch der Gefache bei Holz-FachwerkWänden.
- Erneuerung von Innenverkleidungen bei
alten Dachausbauten.
- Sofern bei Erdreich berührten Bauteilen
Abdichtungen erneuert oder Drainagen
gelegt werden, ist eine Perimeterdämmung
anzubringen.
- Erneuerung von Fußbodenaufbauten
schaligem Mauerwerk reicht die vollständige
Ausfüllung des vorhandenen Hohlraums.
- Bei Erhalt der Innenverkleidung von alten
Dachausbauten (z.B. HWL-Platten mit Putz)
braucht bei Neudeckung nur entsprechend
der vorhandenen Sparrenhöhe gedämmt
werden.
- Innenseitige Fußbodendämmungen müssen
nur bis zu einer Dicke eingebaut werden, die
keine Anpassung der Türhöhe erfordert (in der
Regel max. 50 mm zusätzliche Aufbauhöhe).
Die wichtigste Sanierung bislang ein Stief-
gegenüber Erdreich oder unbeheizten
kind
Räumen (z.B. Keller).
Während in den letzten 20 Jahren rund 85 % der
- Anforderung an die U-Werte von Glas beim
Verglasungsaustausch.
- Erstmalig explizite Anforderung an die
wärmetechnische Qualität von Außentüren.
All diese Erneuerungs-Tatbestände erweitern und
präzisieren den Geltungsbereich des Anhang 3
der EnEV.
Heizkessel erneuert wurden, ist es bei der Dämmung der Außenwände gerade umgekehrt. Von
den ausgetauschten Kesseln ist angesichts der
rasanten technischen Entwicklung ein Großteil
bereits wieder erneuerungsbedürftig. Diejenige
Maßnahme hingegen, die den geringsten
Wieder-Erneuerungsbedarf hat, rangiert zumeist
immer noch ganz hinten auf der Wunschliste,
auch der öffentlichen Bauherren. Zugegeben,
an dieser Stelle sind oft die größten Investitionen
erforderlich. Aber es ist hier meist auch das mit
Abstand größte Einsparpotenzial zu aktivieren.
spezial | JULI 2006
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Holzbau für kommunale Aufgaben
Energetische Sanierung mit kurzer
legen von Dämmelementen auf Massivdecken
Abb. 2 a, b, c:
Rückzahlzeit
kosten nur Material und relativ wenig Arbeit.
Dämmung oberster
Ist es ökonomisch sinnvoll, nur aus energetischen
Gründen Sanierungen in Angriff zu nehmen?
In der Regel nein, wenn man nur die Einzelwirtschaftlichkeit der Verbesserung eines
Bauteils betrachtet. Dämmmaßnahmen
können zwar sich selber (Material und Arbeit)
refinanzieren, aber man kann meist nicht
erwarten, dass die „Nebenarbeiten“ (vom
Gerüst bis zur neuen raumseitigen oder äußeren
Bekleidung) sich aus den Energiekosteneinsparungen kurzfristig bezahlt werden. Deshalb ist
Deshalb sind auch diese Maßnahmen Bestandteil
eines Novums in der Geschichte des verordneten
Wärmeschutzes. Die EnEV fordert „nicht begehbare, aber zugängliche oberste Geschossdecken
maßnahme an diesen Bauteilen vorgesehen ist.
Solche „Nachrüstverpflichtung“ gab es zuvor nur
im Bereich der Heizanlagen.
Bestimmung durch das Deutsche Institut für
gibt Ausnahmen im positiven Sinne – sowohl
Bautechnik (DIBT) ist diese Waffe gegen unwirt-
für den Klimaschutz als auch für den Geldbeutel
schaftlichen Wärmeverlust allerdings ziemlich
des Bauherrn.
stumpf. Dachböden, die als Trocken- oder
dicke durchaus 30 bis 50 % höher ist als bei den
Kosten, hoher Spareffekt.
dann, wenn keine anders motivierte Sanierungs-
gen“ durchaus nachvollziehbar: Aber es
einen Wärmeschutz, dessen äquivalente Dämm-
oder auflegen. Minimale
U ≤ 0,30 W/m²K nachträglich zu dämmen – auch
Bei näherer Betrachtung der Auslegung dieser
oder Spitzboden haben die meisten Altbauten
Einfach auf-, einblasen
beheizter Räume bis zum 31.12.2006“ auf
Begrenzung der EnEV auf „bedingte Anforderun-
Zwischen oberstem Geschoss und dem Dach-
Geschossdecken:
Abstellraum genutzt werden und über Treppe
oder auch Leiter erreichbar sind (oder auch dazu
gemacht werden könnten!), fallen nicht unter
diese Nachrüstverpflichtung.
Außenwänden – zumindest dann, wenn die Min-
Abgesehen von diesen juristischen Spitzfindig-
destanforderungen nach DIN 4108-2 eingehalten
keiten sind Bauherren, die ihre Decken zum kal-
wurden (vgl. Tab. 2). Da aber auch 150 % von
ten Dachraum nachträglich mit den abgebildeten
wenig immer noch wenig ist, können Nachdäm-
Verfahren dämmen, wärme- und kostenmäßig
mungen hier besonders wirtschaftlich sein – weil
gut beraten – es sei denn, sie planen einen
die Investitionskosten vergleichsweise niedrig
alsbaldigen Ausbau des Dachbodens zu einem
sind. Einblasen von Dämmstoff in vorhandene
Wohnraum, was natürlich einen zusätzlichen
Hohlräume von Holzbalkendecken oder das Auf-
Wärmeschutz überflüssig machen würde.
Abb. 3:
Alter Dachausbau mit
HWL-Platte und Putz
einfach aufgerüstet
mit Unterdach aus
Holzfaserdämmplatten.
48
spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Abb. 4:
Nachträgliche Dämmung ausgebauter
Amortisation in einer Wahlperiode ?
Feuchtemessungen an
Steildächer
Gebäudeenergieberater, die Bauherren vom Sinn
zellulosegedämmten
Bewohnte Dachgeschosse sind seit den 70er
einer wärmetechnischen Sanierung überzeugen
Dächern ohne Dampf-
Jahren zum Standard der optimalen Nutzung des
wollen, die nicht Nebenprodukt eines sowieso
bremse. Massebezoge-
Bauvolumens geworden. Aber schon seit den
geplanten Umbaus ist, sehen sich stets zwei
ner Feuchtegehalt der
20er Jahren gehören Zimmer im Dachgeschoss
Fragen gegenüber:
außenseitigen Holzweich-
bei vielen Altbauten zur gebauten Realität.
- Macht das Dreck im Haus?
faserplatte (Celit). Die
Innenseitig verputzte Holzwolleleichtbauplatten
- Wann amortisiert sich der Aufwand?
Innenseite bestand nur
(oder andere Putzträger) haben einen winter-
Kann man die erste Frage mit „nein“ beant-
aus einer Gipsfaserplatte.
lichen (und auch einen sommerlichen) Wärme-
worten und zur zweiten mit Hilfe einer nachvoll-
schutz, der miserabel und nicht mehr zeitgemäß
ziehbaren Handrechnung eine Amortisationszeit
ist. Aber bautechnisch sind die raumseitigen
im einstelligen Jahresbereich präsentieren, dann
Putzschichten insbesondere im Hinblick auf die
bestehen gute Chancen, dass tatsächlich etwas
heute viel diskutierte Luftdichtheit grundsolide.
passiert.
Diese Erkenntnis brachte innovative Bauunter-
Saubere und preisgünstige Dämmbaustellen
nehmen und Dämmstoffhersteller Ende der
ergeben sich vor allem dann, wenn vorhandene
80er Jahre auf die Idee, durch einfache Sanie-
Hohlräume in der Gebäudehülle im Einblasver-
rungsmaßnahmen kostengünstige Alternativen
fahren von außen verfüllt werden. Eine schon
zu entwickeln:
klassische, seit nunmehr 40 Jahren bewährte
Sanierung von außen durch Montage eines
Methode ist die nachträgliche Füllung der
diffusionsoffenen Unterdachs aus Holzfaser-
Hohlschicht in zweischaligem Mauerwerk
dämmplatten und Dämmung durch Einblasen
mit hydrophoben, mineralischen Dämmstoffen
von Zellulosedämmstoff (vgl. Abb. 3).
(z.B. Perlite oder Steinwolleflocken).
Begleitende Untersuchungen an der Freilandver-
Ist es auch möglich, Dämmungen in vorhandene
suchsstelle des Fraunhofer Instituts für Bauphysik
Hohlräume von Dachschrägen (zwischen alter
(IBP), Holzkirchen, bestätigten, dass in diesem
Innenverkleidung und Dachziegel) einzufüllen?
Konstruktionsaufbau auf das nachträgliche
Dass dies mit Einblastechnik geht, hatten
Einziehen einer Dampfbremse verzichtet werden
schon in den 80er Jahren „Selbstversuche“
kann. Die Messungen dienten auch dazu, ein
einiger „Zellulose-Floccer“ gezeigt, aber bau-
hygrothermisches Simulationsprogramm des
physikalisch…?
IBP zu validieren. So ist es heute möglich, den
rechnerischen Nachweis zu führen, dass diese
Konstruktion feuchtetechnisch sicher funktioniert (vgl. [Borsch- Laaks 2004]).
Wissenschaftlicher Hintergrund der ersten Versuche waren zwei Untersuchungen, die aus einer
ganz anderen Ecke kamen: Dr. Helmut Wagner,
Leiter der Entwicklung und Anwendungstechnik
Unzählige ausgeführte Beispiele aus über 15
von G+H isover, publizierte bereits in den 80er
Jahren, begleitende Feuchtemessungen und
Jahren Untersuchungen, in denen erstmalig
Nachuntersuchungen machen diese kosten-
deutlich wurde, dass für das Tauwasserrisiko in
günstige Dachschrägensanierung heute zu einer
Dächern der Dampftransport per Luftströmung
bewährten Bautechnik.
eine viel größere Bedeutung hat als die Diffusion
spezial | JULI 2006
49
Holzbau für kommunale Aufgaben
[Wagner 1984 und 1989]. Wenig später stellten
Literatur
auch Helmut Künzel und Theo Großkinsky
[Borsch- Laaks 2003]
aufgrund ihrer Forschungen am IBP Holzkirchen
kommt der Schimmel, wohin geht er? Neue
geschosses des Rathauses
die damals noch verherrschende Belüftungsphi-
Normen für den Mindestwärmeschutz und was
der Stadt Kassel.
losophie in Frage [Künzel/Großkinsky 1989 und
dahinter steckt. In: die neue quadriga, Heft
1992].
1/ 2003, Verlag Kastner, Wolnzach
Freilanduntersuchungen am IBP und umfangrei-
[Borsch- Laaks 2004]
che Feldversuche in der Praxis führten zu einer
Glaser. Teil 3: Ein Fallbeispiel zur modernen Ana-
Zweistufenlösung, für die der beteiligte Zellulose-
lyse von Feuchtetransportvorgängen, In: die neue
hersteller nach Prüfung der Objektbedingungen
quadriga, Heft 1/ 2004, Verlag Kastner, Wolnzach
sogar eine mehrjährige Gewährleistung gibt
[Küllmer 2003]:
[EnEV 2001]
Abb. 5 a, b, c:
Robert Borsch-Laaks: Woher
Robert Borsch- Laaks: Jenseits von
Dämmung des Dach-
Stufe 1 (2002):
2.500 m2 Dachschräge bis
Unterkante Dachziegel
eingeblasen und 1.500 m2
Dachgeschossdecke offen
aufgeblasen.
Verordnung über energiesparenden
Wärmeschutz und energiesparende Anlagen-
Stufe 2 (2006):
1. Stufe: Dachvolldämmung durch Einblasen des
technik bei Gebäuden (Energieeinsparverord-
Umdecken der Ziegel
Dämmstoffs bis Unterkante Dachziegel.
nung – EnEV). BGBl, Teil 1 Nr. 59 v. 21.11.2001
und Einbau einer diffusions-
2. Nach Ablauf der Gewährleistung: Einbau einer
[Küllmer 2003]
diffusionsoffenen Unterdeckung oder Unter-
Unterkante Dacheindeckung. Erfahrungen mit
spannung, wobei die Jahre zuvor eingeblasene
Einblaszellulose in Altbaudächern. In: die neue
Dämmung erhalten bleibt.
quadriga, Heft 2/ 2003, Verlag Kastner, Wolnzach
Der besondere ökonomische Charme dieser
[IBP 1995]
Sanierungsmethode besteht darin, dass die
suchungen an mit Isofloc wärmegedämmten
Ausführung der Stufe 1 so wenig kostet, dass
Satteldachkonstruktionen mit Celit-Weichfaser-
die Amortisationszeit meist nur ca. 3 Jahre
platte als Vordeckung, IBP-Bericht FB-59/1995
beträgt. Danach „verdient“ die Dämmung Jahr
für Jahr ca. 6 bis 8 Euro�/ m² Dachfläche.
Jürgen Küllmer: Wärmedämmung bis
Fraunhoferinstitut für Bauphysik, Unter-
[Künzel / Großkinsky 1989]
Helmut Künzel,
Theo Großkinsky: Nicht belüftet und voll
Es ist klar, an einem nicht allzu fernen Tage
gedämmt: Die beste Lösung für das Steildach!
sollten alle ausgebauten Dachgeschosse eine
In: wksb 27/1989 und DDH 12/89.
solide zweite wasserführende Schicht unter den
Dachsteinen erhalten. Für Bauherren, denen
zunächst das Geld hierfür fehlt, kann die Stufe 1,
die Dachvolldämmung mit Einblaszellulose, zur
Sparbüchse werden und einen deutlichen Finan-
[Künzel / Großkinsky 1992]
Helmut Künzel, Theo Groß-
kinsky: Neue Erkenntnisse – Vorteile diffusionsoffener, unbelüfteter Satteldachkonstruktionen.
In: Das Dachdecker-Handwerk (DDH) 14/1992.
zierungsbeitrag zur irgendwann fälligen zweiten
[Wagner 1984]
Helmut Wagner: Gibt es feuch-
Stufe leisten.
tigkeitstechnische Probleme bei fehlender
Hinterlüftung zwischen Wärmedämmung und
Dacheindeckung? In: wksb 18/1984.
[Wagner 1989]
Helmut Wagner: Luftdichtigkeit und
Feuchteschutz beim Steildach mit Dämmung
zwischen den Sparren. In: DBZ 12/89.
offenen Unterspannbahn.
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spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
7 _ Gebaute Beispiele
Rathaus in Frickingen
Bauherr:
Architekten:
Tragwerkspaner:
Gemeinde Frickingen
Glück + Partner,
merz kaufmann partner,
Stuttgart
Dornbirn
Altmühlsee-Infozentrum
Bauherr:
Entwurf:
Ausführungsplanung:
Muhr am See
Gemeinde Muhr am See
Fischer, Koronowski,
Fischer, Lautner, Roth, Freising
Lautner, Roth,
Bauleitung:
Freising
Koronowski, Lautner, Roth mit
HausHoch Baumanagement;
Lorenz Ocklenburg Schaffner,
Nürnberg
spezial | JULI 2006
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Holzbau für kommunale Aufgaben
Altenberger Hof Köln
Bauherr:
Architekten:
Tragwerkspaner:
Stadt Köln
Schaller / Theodor,
Osenberg und Mertens,
Köln
Köln
Stadtteilzentrum „Canyon“
Bauherr:
Architekten:
Tragwerksplaner:
Köln-Chorweiler
Arbeitsgemeinschaft
plus+ bauplanung,
Roland Riebl,
zur Förderung der
Hübner-Forster-Hübner,
Behringersmühle
Waldorfpädagogik
Neckartenzlingen
in Köln e.V.
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spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Anbau Knappschafts-
Bauherr:
Architekten:
Tragwerkspaner:
krankenhaus Dortmund
Knappschaftskrankenhaus
Roland Heeger,
Wildner, Lopez & Albers,
Dortmund
Altenberge
Greven
Sporthalle
Bauherr:
Architekten:
Tragwerksplaner:
Unterschleißheim
Landkreis München
PSA, Alexander Pfletscher,
Ingenieurbüro Auerbach,
Claus Steffan,
Unterschleißheim
München
spezial | JULI 2006
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Holzbau für kommunale Aufgaben
Sporthalle Urbach
Sporthalle Erding
Bauherr:
Architekten:
Tragwerkspaner:
Gemeinde Urbach
D’Inka + Scheible,
Dieter Mihatsch,
Fellbach
Urbach
Bauherr:
Architekten:
Tragwerkspaner:
Erzbischöfliches Ordinariat
Claus + Forster, München
Planungsgesellschaft Dittrich,
München Freising
München
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spezial | JULI 2006
Holzbau für kommunale Aufgaben
Fachhochschule
Bauherr:
Architekten:
Mitarbeit Architekten:
Tragwerkspaner:
Weihenstephan
Staatliches Hochbauamt
Florian Nagler,
S. Lambertz, Huai-Wen
merz kaufmann partner,
Freising
München
Chang, B. Milla, A. Schwabe,
Dornbirn
M. Schnaubelt, C. Tiemann
Lohrtalschule Mosbach
Bauherr:
Architekten:
Mitarbeit Architekten:
Tragwerkspaner:
Mosbach Große Kreisstadt
motorplan, Mannheim
P. Bender, U. Löffelhardt,
Bauart Konstruktions
J. Heemskerk, B. Wondra,
GmbH, Lauterbach
J. Schmidt, J. Reinhardt,
K. Menke, F. Strauss,
S. Stange, C. Hennings,
M. Nöding
spezial | JULI 2006
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Holzbau für kommunale Aufgaben
Grundschule Steißlingen
Bauherr:
Architekten:
Tragwerkspaner:
Gemeinde Steißlingen
Dury - D’Aloysio,
Ingenieurbüro Rohrer,
Konstanz
Singen
Umbau und Sanierung
Bauherr:
Architekt:
Tragwerkspaner:
Schulgebäude Düsseldorf
Landeshauptstadt Düssel-
Jörg Wollenweber,
Maximilian Greipl, Haan
dorf, Amt für Immobilien-
Düsseldorf
management
Bildnachweis
Titel
Krinn
Cornelia Suhan, Dortmund
1_Christian Richters, Münster
5_Manfred Storck, Stuttgart
Tichelmann
2_Manfred Storck, Stuttgart
6_artur / Wolfram Janzer
7_Norbert Baradoy, Tübingen
1_Christian Müller: Holzleimbau, Birkhäuser, 2000
4, 5_Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich: Holzbautabellen, 2005
Kehl
1- 4_Dehne Kruse & Partner, Gifhorn
1_Stefan Winter, Daniel Kehl
Borsch-Laaks
4_Martin J. Duckek, Ulm
Alle Abbildungsrechte liegen beim Autor
Müller / Wiegand
Dehne / Kruse
3_Norbert Baradoy, Tübingen
1_Rainer Wendorff
2, 3_Arnim Seidel, Düsseldorf
6_Werkfoto Derix, Niederkrüchten
5_Zimmerei Grünspecht, Freiburg
2_Achim Geißler, Gerd Hauser
2 a,b_Werkfoto Rockwool
3_Monika Hall, Gerd Hauser
2 c_ Werkfoto Rigips
4, 5_Jörg Wollenweber
3_Jacobi Holzbau
4_IBP 1995
5 a,b,c_Peter Sinz und Partner
Baudokumentationen
Frickingen_Wolfram Janzer, Stuttgart
Köln_Schaller/Theodor, Köln
Muhr am See_ Architekturbüro A2, Freising
Köln-Chorweiler_Cornelia Suhan, Dortmund
Unterschleißheim_PSA Architekten, München
Dortmund_Roland Heeger, Altenberge
Urbach_Norbert Baradoy, Tübingen
Erding_Marianne Heil, München
Weihenstephan_Florian Nagler Architekten, München
Mosbach_motorplan, Mannheim
Steißlingen_Dury-D’Aloysio, Konstanz
Düsseldorf_Jörg Wollenweber, Düsseldorf
HOLZABSATZFONDS
Absatzförderungsfonds der deutschen Forst- und Holzwirtschaft
Godesberger Allee 142-148, 53175 Bonn
Telefon 02 28 / 30 83 80, Telefax 02 28 / 3 08 38 30
[email protected]
www.infoholz.de, www.holzabsatzfonds.de
V.i.S.d.P.: Ludger Dederich
Projektleitung:
Dipl.-Ing. (FH) Architekt Ludger Dederich
Redaktion:
Fachagentur Holz, Düsseldorf
Layout:
Schöne Aussichten, Oliver Iserloh, Düsseldorf
Technische Anfragen an
Überregionale Fachberatung: 0 18 02 / 46 59 00 (0,06 �/Gespräch)
[email protected],
www.informationsdienst-holz.de
H 583 (7.2006)
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