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Solarthermie
SPEICHERTECHNIK FÜR GROSSVERBRAUCHER
Beim Großpeicher von
Ebitsch liegen die beiden
Teilbereiche für das kältere und das wärmere Pufferwasser nebeneinander.
Foto: Ebitsch Energietechnik
Wärme speichern
im großen Stil
Ohne große Speicher keine Energiewende: Im Wärmesektor gibt es
längst ausgereifte Speicherkonzepte, wie zu 100 % solar beheizte
Mehrfamilienhäuser und mit Holz beheizte Nahwärmenetze beweisen.
össenheim macht Ernst mit der Energiewende. Die Bürger des unterfränkischen Dorfes
bauen im Rahmen der 2012 gegründeten Genossenschaft Nahwärme Gössenheim eG zurzeit ein
7,5 km langes Nahwärmenetz, an das mehr als 220 Gebäude angeschlossen werden. Damit deckt die Genossenschaft, die momentan 202 Mitglieder hat, mehr als
90 % der Haushalte des Ortes ab. In den kommenden
Wochen fallen so 170 kleine Öl-, Gas- und Holzkessel
mit einer Gesamtleistung von 6 MW weg und werden
durch die Heizzentrale ersetzt, in der bereits ca. 2 MW
thermische Leistung installiert sind. Die Grundlast stellt
ein Holzvergaser-BHKW mit 250 kWth und 150 kWel
bereit. Hinzu kommen fünf Hackschnitzel-Kessel von je
350 kW für die Spitzenlasten.
Die Vorlauftemperatur des Nahwärmenetzes soll
bei 83 °C liegen. Für den Rücklauf wird 53 °C angestrebt. „30 K Temperaturspreizung sind notwendig.
Nur so ist das Netz wirtschaftlich. Allein schon wegen
der geringen Verluste“, sagt Jürgen Höfling, zweiter
Vorsitzender der Genossenschaft. Höfling beziffert
die thermische Verlustleistung des voll ausgebauten
Netzes auf 100 kW.
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Zentraler Pufferspeicher fasst
150.000 L
Damit die Leistung des Netzes auch ausreicht, wenn
viele Nutzer gleichzeitig warmes Wasser zapfen, muss
in jedem Haushalt ein Pufferspeicher installiert
werden. Wer schon einen Speicher hat, weil er eine
Holzheizung oder eine Solaranlage besitzt, kann
diesen nutzen. Alle anderen Haushalte benötigen 150
bis 200 L Puffervolumen. Hinzu kommen ca. 800 L
Puffervolumen pro Haushalt, den der große Pufferspeicher in der Heizzentrale bereithält. Dieser hat
einen Durchmesser von 3,6 m und eine Höhe von
15,84 m und fasst 150.000 L.
Das Gelände der Zentrale bietet auch Platz für ein
1 ha großes Holzlager. Die Genossenschaft kauft billiges Holz aus der Region ein. Dabei kann es sich um frische oder getrocknete Stämme handeln, denn Platz
zum Trocknen ist ausreichend vorhanden. Bei Bedarf
verarbeitet ein Lohnhäcksler dann die Stämme zu
Hackschnitzeln und füllt die Bunker der Heizzentrale.
Insgesamt sind für das Projekt 5,1 Mio. € angesetzt. In dieser Summe sind die Heizzentrale, die
Trasse und die Übergabestationen in den Haushalten
enthalten. Kurz vor Vollendung des Netzes liegen die
Kosten nur 26.000 € über dem geplanten Budget,
berichtet Jürgen Höfling nicht ohne Stolz. „Zurzeit
könnten wir die Wärme für 6,3 Ct/kWh anbieten.
Maximal soll die Kilowattstunde 8 Ct kosten“, so
Höfling. Dabei ist der Stromverkauf ein wichtigerer
Baustein, um den Wärmepreis stabil zu halten.
Die Überschüsse der Genossenschaft kommen
der Gemeinschaft zu Gute. Geplant ist es, zwei oder
drei Elektroautos zu kaufen, die die Genossenschaftsmitglieder kostenlos nutzen können. Höfling kann
sich in Zukunft auch eine Investition in Windkraft vorstellen. Eine ursprünglich eingeplante PV-Anlage hat
die Genossenschaft aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit verworfen. Solarwärme war nie ein Thema:
„Denn das lohnt sich nicht“, ist Höfling überzeugt.
Heizen nur mit der Sonne
Dass sich Solarwärme sehr wohl lohnt und man sogar
zu 100 % mit der Sonne heizen kann, beweist seit vielen Jahren der Solarpionier Jenni aus der Schweiz.
Bereits im Jahr 2007 baute das Unternehmen nahe
am Firmenstandort in Oberburg ein vollständig solargeheiztes Mehrfamilienhaus. Wie gut das Konzept
funktioniert, kann man unter www.jenni.ch nachschauen. Dort sind die aktuellen Speichertemperaturen dargestellt. Am 15. Januar 2015 war der 205.000 L
fassende Pufferspeicher oben 68,4 °C heiß. In der Mitte lagen 60,4 bis 66,5 °C vor und im unteren Bereich
war mit 46,4 °C Platz für neue Solarenergie. An diesem Tag reichte die Wärmemenge aus, um Überschüsse an ein benachbartes Gebäude abzugeben.
Zurzeit baut Jenni direkt neben dem ersten Objekt
zwei weitere Mehrfamilienhäuser. Die Lehre aus dem
ersten Projekt lautete: Als Speichervolumen reichen
108.000 L. Auch das Kollektorfeld fällt mit 165 m2
Aperturfläche deutlich kleiner aus. Im Vergleich zum
Nahwärmenetz in Gössenheim ist das Speichervolumen pro Wohneinheit aber immer noch sehr viel
größer: Dort reichen rund 1.000 L, hier sind es durchschnittlich 13.500 L pro Wohneinheit.
In beiden Gebäuden entstehen je acht Wohnungen
mit insgesamt 953 m2 Wohn- und Nutzfläche. Eine
Fassadendämmung von 220 mm EPS und eine Dachdämmung von 300 mm Glaswolle sorgen für einen
sehr niedrigen Wärmebedarf. Das ist eine der Voraussetzungen dafür, dass die Fußbodenheizung mit der
äußerst niedrigen Vorlauftemperatur von 26 °C auskommt. In der Regel entnimmt die Fußbodenheizung
die Wärme aus dem unteren Speicherbereich. Wenn
die Temperatur dort nicht ausreicht, wird Wasser aus
höheren Schichten angezapft. Auch eine direkte Einspeisung der Sonnenergie vom Kollektorkreis in den
Fußboden ist über einen Plattenwärmetauscher
möglich.
Genauso wie die mehrstufige Entladung des
Speichers geschieht auch die Beladung mehrstufig.
Im 10,4 m hohen Speicher sind drei Wärmetauscher
untergebracht. Wenn das Solarangebot niedrig ist,
steuert die Regelung den kalten Bereich ganz unten
REGELUNGSTECHNIK
HE pump control
HE-Check
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150.00 L Pufferwasser speichern die Wärme im
zentralen Speicher des Nahwärmenetzes Gössenheim
zwischen. Der Pufferspeicher stammt vom österreichischen Hersteller Unitec GmbH.
Foto: Unitec
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www.resol.de
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an. Der Durchfluss ist dann hoch, die Temperaturdifferenz zwischen Kollektorein- und Austritt ist 10 bis
15 °C groß. Wenn die Sonne stärker scheint, wird der
zweite, mittlere Wärmetauscher zugeschaltet. Durch
dieses Zuschalten sinkt der Durchfluss automatisch
und die Temperaturdifferenz zwischen Kollektoreinund Austritt ist nun 15 bis 25 °C groß. Dadurch werden
die höheren Ebenen des Speichers automatisch mit
einer höheren Temperatur beladen.
Natürlich stellt die Solaranlage auch Brauchwarmwasser bereit. Dafür sind drei seriell durchströmte
Wassererwärmer mit einem Gesamtinhalt von 800 L
im Speicher integriert. Eine 275 mm dicke Glaswolldämmung sorgt dafür, dass der Speicher wenige
Verluste hat und die Wärme lange hält. Trotz der
kleineren Dimensionierung der Sonnenheizung,
werden auch die beiden neuen Mehrfamilienhäuser
Überschüsse erzeugen. Von März bis November
werden diese an ein benachbartes Industriegebäude
abgegeben.
Obwohl es keine konventionelle Zusatzheizung
gibt, müssen die Bewohner nicht fürchten, im Kalten
zu Sitzen. Ein wenig müssen sie sich aber schon an
die spezielle Sonnenhaustechnik anpassen: „Warmwasserverbrauch und Lüftungsverhalten sollten von
Dezember bis Mitte Februar nicht verschwenderisch
sein, die Bewohner müssen sich aber nicht einschränken, auch Waschmaschine und Geschirrspüler können ganzjährig am Warmwasser betrieben werden“,
sagt Tabea Bossard-Jenni vom Marketing bei Jenni.
Und was kostet die Solarheizung? „Die Investitionen
für die Sonnenheizung belaufen sich auf 25.000 CHF
pro Wohnung“, so Bossard-Jenni. Für diesen einmal
zu zahlenden Betrag bekommen die Mieter und
Eigentümer
lebenslang
Versorgungssicherheit
garantiert. Kosten für Brennstoffe fallen nie wieder an,
nur für die Wartung fallen geringe Beträge an.
Erdpufferspeicher spart Platz
Gegner von Sonnenhäusern argumentieren gern, dass
der große Speicher durch die teuren Umbauten Raum
frisst. Das muss aber gar nicht sein, denn alternativ
kann der Speicher auch unter der Bodenplatte liegen.
Die Firma STSOL aus Dahlen in Sachsen fertigt solche
fürs Erdreich tauglichen Behälter, die bis zu 20.000 L
Volumen haben können. Zurzeit baut der Geschäftsführer Uwe Krause ein Muster-Einfamilienhaus mit 180
m2 Wohnfläche, unter dessen Bodenplatte im vergangenen November ein 8.000 L fassender Puffer installiert wurde. Es handelt sich um einen Stahltank, der mit
einer aufgeschäumten, 200 mm dicken Polyurethanhartschaum-Dämmung versehen wird. Außen dichtet
eine 5 mm starke, aufgesprühte Außenhaut den Speicher ab. Diese Beschichtung ist wasserdicht und widersteht Baumwurzeln und Nagetieren. Zusätzlich schützt
ein Vlies den Behälter vor dem Erdreich, das bei der
Montage in die Baugrube eingebracht wird. Anschließend schwemmt man den Speicher während des Befüllens mit feinem Kabelsand ein, damit er fest und stabil im Boden verankert wird. Der Pufferspeicher enthält
zwei Solar- und einen Trinkwasserwärmetauscher.
Das STSOL-Musterhaus wird nicht ganz so gut
gedämmt wie die Mehrfamilienhäuser von Jenni. Um
auf eine EPS-Dämmung verzichten zu können, wird der
KfW55-Standard angepeilt. Neben dem 45 m2 großen
Kollektorfeld, werden ein wasserführender Kamin und
ein Gasbrennwertkessel als Backup installiert. Uwe
Krause geht davon aus, dass er mit diesem Konzept
70 % solare Deckung erreicht.
Baustelle in Oberburg: Jenni baut zwei weitere Mehrfamilienhäuser mit 100-prozentiger Solarheizung.
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Foto: Jenni
Bei Erdspeichern ist das sorgfältige Einschlämmen wichtig, damit alles gut sitzt.
Es geht auch mit PV-Strom
Auch der aus Kunststoff bestehende Pufferspeicher
von der EBITSCHenergietechnik GmbH kann im Erdreich verborgen werden. Im vergangenen Sommer
entstand im oberfränkischen Gundelsheim ein Doppelhaus mit KfW55-Standard und insgesamt 436 m2
Wohn- und Nutzfläche. Unter den beiden Terrassen
der Doppelhaushälften befindet sich der Speicher mit
44.000 L Fassungsvermögen. Dabei ist das Speichervolumen in einen kleinen warmen und einen großen
kalten Bereich unterteilt.
Das Doppelhaus soll fast komplett mit Solarenergie beheizt werden. Hier liefern aber keine
Sonnenkollektoren Wärme. Stattdessen ist auf der
Südseite des Daches eine 14-kW-PV-Anlage installiert.
Wärmequelle ist die Umgebungsluft, denn immer,
wenn die Luft wärmer als die kälteste Speicherschicht
ist, bringt ein Außenluft-Wärmetauscher Wärme in
den Speicher ein. Die dazu nötige Pumpe und der
Ventilator werden mit PV-Strom betrieben. Allein der
Außenluft-Wärmetauscher kann natürlich keine nutzbare Temperatur für die Brauchwassererwärmung
oder die Fußbodenheizung erzeugen. Dazu ist eine
Foto: STSOL
Wasser-Wasser-Wärmepumpe installiert, die das kalte
Speicherwasser als Quelle nutzt und damit die Temperatur im wärmeren Speicherteilvolumen erhöht.
Für den Betrieb der Wasser-Wasser-Wärmepumpe
reichen bereits 600 W aus, sodass auch bei wenig
Solarstromangebot nutzbare Temperaturen erzeugt
werden können.
Liefert die PV-Anlage keinen Strom, so muss das
Heizsystem für die Pumpen der Heizkreise und der
Frischwasserstation Netzstrom beziehen. Pumpenstrom muss aber ja bei der thermischen
Sonnenhaus-Variante genauso vom Netz bezogen
werden. Sommerliche Stromüberschüsse können die
Hausbesitzer dafür selbst nutzen, was bei Wärmeüberschüssen aus Kollektoren nicht möglich ist. Das
von Ebitsch Photothermie genannte System kann im
Sommer auch kühlen: Das funktioniert, indem kühles
Wasser durch die Fußbodenheizung strömt. Verloren
geht die Wärme nicht, denn sie lädt den Pufferspeicher für die nächste Heizperiode auf.
Jens-Peter Meyer
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CH-3414 Oberburg - Tel. +41 34 420 30 00
[email protected] - www.jenni.ch
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