Vorsicht: Hochspannung!

Werbung
Dachwelten
FA SSA DE
Vorsicht: Hochspannung!
Ein dänisches Energieunternehmen nahm vor
Kurzem ein Umspannwerk in Betrieb: Die
Fassade des Gebäudes erinnert an die Kiemen
eines Fischs und wurde mit Zink bekleidet.
▴▴Das modular
aufgebaute Gebäude
erinnert mit
seinen hintereinander
angeordneten
Fassadenelementen
an die Kiemen
eines silbernen Fischs
er Betreiber des dänischen Stromübertragungsnetzes, das Unternehmen Energinet.dk, baut derzeit
seine Leitungskapazitäten aus und hat für
die dazu notwendigen Umspannwerke ein
modular aufgebautes Gebäudekonzept entwerfen lassen, das sich individuell an die
örtlichen Gegebenheiten und technischen
Erfordernisse anpassen lässt. Das architektonische Erkennungsmerkmal der Gebäude
sind kiemenartige Fassaden mit einer Bekleidung aus Zinkblech.
Modulares Konzept
Beim Ausbau eines Stromübertragungsnetzes bilden die Umspannwerke für den
Hochspannungsstrom (in Dänemark: maximal 400 kV) eine besondere Herausforderung. Sie werden häufig als Freiluftanlagen
Text: Frank Neumann | Fotos: Rheinzink
54
dachbau magazin 11 | 2015
errichtet, benötigen viel Platz und brauchen
einen Mindestabstand zueinander, da es
aufgrund der hohen Spannungen zu Funkenschlag zwischen den Leistungsschaltern
kommen kann. Eine Alternative dazu sind
gasisolierte Schaltanlagen (GIS). In ihnen
sind die elektrischen Leitungen mit einem
nicht brennbaren Schutzgas umgeben und
werden in gekapselten Anlagen geführt. Sie
sind daher wesentlich sicherer, kommen
mit erheblich weniger Platz aus und bieten
zudem den Technikern einen witterungsgeschützten Arbeitsplatz. Aus diesen Gründen
entschied Energinet.dk, neue Umspannwerke für Hochspannungsstrom künftig mit
GIS-Technologie zu realisieren.
Da in den kommenden Jahren zahlreiche
Anlagen dieser Art errichtet werden sollen,
beauftragte das staatliche Unternehmen das
dachbau magazin 11 | 2015
Architekturbüro C. F. Møller mit der Entwicklung eines zukunftsfähigen Gebäudekonzepts. Die Aufgabe der Planer bestand
darin, ein Bauwerk zu entwickeln, das die
hochwertige Technik unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften beherbergt, flexibel erweiterbar ist und ein ansprechendes
Äußeres besitzt. Unter Berücksichtigung
dieser Vorgaben entwarfen die Planer ein
modular aufgebautes Gebäude, das mit hintereinander angeordneten dreieckigen Fassadenelementen an die Kiemen von Fischen
erinnert. „Bei einem glatten, stromlinienförmigen Gebäude wäre jede Erweiterung
sofort sichtbar gewesen. Ein Gebäude, das
aus Modulen besteht, lässt sich ohne Beeinträchtigung des Aussehens beliebig erweitern. Gleichzeitig sorgt die Gebäudeform
für einen harmonischen Lichteinfall sowie
55
Dachwelten
Das Titanzink
wurde in drei unterschiedlichen
Breiten in Steckfalztechnik verlegt
eine tolle Wirkung, wenn nachts das Licht
im Gebäude nach außen scheint“, erklärt Julian Weyer, Partner bei C. F. Møller.
Wartungsfreie Fassade
Für die Umsetzung des Entwurfs wurde das
Architekturbüro Kærsgaard & Andersen als
Projektberater hinzugezogen. Seine erste
Aufgabe bestand darin, geeignete Materialien für die Fassadenbekleidung zu finden.
„Das Material, das wir suchten, sollte Charakter und Stärke ausstrahlen. Wir entschieden uns für Zinkblech, da es sich um ein
natürliches Material handelt, das sich durch
seine Patina schön in die Landschaft einfügt und zudem wartungsfrei ist“, erläutert
Architekt Nils Pagh Andreasen von Kærs­
gaard & Andersen.
Bauherr und Architekten wählten
schließlich Titanzink von Rheinzink für die
Bekleidung der Gebäudefassaden aus. Weil
die neuen GIS-Umspannwerke die meiste
Zeit des Jahres unbeaufsichtigt sind, war
vor allem die Tatsache ausschlaggebend,
dass dieses Material über die gesamte Lebensdauer absolut pflege- und wartungsfrei
ist. Der Grund dafür ist die schützende Patina, die sich durch das Regenwasser und
das Kohlendioxid in der Luft von selbst
und nach Beschädigungen immer wieder
neu bildet.
Im Rhythmus bleiben
Um im Vorfeld möglichst viele Details zu
klären, fand während der Planungsphase
ein intensiver Austausch hinsichtlich des
Fassadensystems und der Details zwischen
Kærsgaard & Andersen und dem Hersteller
Rheinzink statt. „Diese Gespräche erwiesen
sich als sehr wertvoll, da wir bis dato keine
Projekte mit so großen Zinkflächen realisiert hatten. So konnten wir Details zu den
Anschlüssen sowie zu Größe und Länge der
Kassetten ausführlich besprechen und planen“, erzählt Nils Pagh Andreasen weiter.
Um den Rhythmus der Kiemenstruktur zu
unterstreichen, entschieden sich die Beteiligten dafür, an den langen Fassaden schiefergraue Elemente, an den Giebeln hingegen blaugraue Elemente einzusetzen.
Vorgefertigte Steckfalzpaneele
Das erste GIS-Umspannwerk Dänemarks
wurde in Revsing bei Vejen errichtet. Das
Gebäude erhielt eine Weiße Wanne für
den Technikkeller (Ein- und Ausgang der
Stromleitungen) und eine Stahlskelettkonstruktion für die Schalterhalle, die mit einem
▴▴Maßarbeit aus Zinkblech: Der Übergang zwischen Anschlussprofilen und Paneelen ist genauso breit wie die Fugen zwischen den einzelnen Paneelen
Kopfbau für den Relaisraum, den Kontrollraum sowie die Räume für die Mitarbeiter
ergänzt wurde. Das Dach führten die dänischen Handwerker als Sheddach mit gedämmten Sandwichplatten aus.
Die Verlegung der Fassadenbekleidung
erfolgte auf folgendem Aufbau (von innen
nach außen):
■■ 16 mm Zementspanplatte und Holzschalung
■■ 45 mm Dämmung zwischen Z-Profilen
■■ Dampfbremse
■■ Außenwandprofile aus verzinktem
Stahl mit 245 mm Mineralwolle
■■ 8 mm Zementspanplatte als Wind-
und Wassersperrschicht
■■ 25 mm Hutprofile mit Ventilationsschlitzen
■■ Titanzinkbekleidung
Für die Fassadenbekleidung verwendeten die Handwerker Steckfalzpaneele: Diese Verlegetechnik bietet den Vorteil, dass
die Paneele im Nut-Feder-System mit einer variablen Fugenbreite von 0 bis 30 mm
montiert werden können. Deshalb wurde
das System in Dänemark auch für die horizontale Verlegung favorisiert, für die der
Hersteller normalerweise ein Horizontalpaneel mit oben liegender, indirekter Befestigung empfiehlt.
Das Zinkblech wurde als Tafelmaterial
in einer Länge von 3000 mm und in drei
verschiedenen Breiten an den Händler geliefert. Dieser kantete das Material zu Steckfalzpaneelen sowie zu einigen Standard-Anschlussprofilen und transportierte alles auf
die Baustelle. Bei der Verlegung stellte die
Geometrie des Gebäudes den Fassadenbauer vor große Herausforderungen, denn die
dreieckigen Fassadenteile stehen horizontal
und vertikal schräg. Weil jedes Paneel einzeln ausgemessen und zugeschnitten werden
musste, erfolgte der Zuschnitt auf Länge erst
vor Ort. Übergangsprofile und Profile zum
Ausgleich von Bautoleranzen wurden ebenfalls direkt auf der Baustelle gekantet. Die
Ausbildung der Fuge zwischen Anschlussprofilen und Paneelen erforderte von den
Handwerkern eine besonders saubere Arbeit, denn sie musste genauso breit sein wie
die Fugen zwischen den einzelnen Paneelen.
Der Prototyp
Das GIS-Umspannwerk in Revsing, sozusagen der Prototyp des Designkonzepts,
besteht aus 13 Kiemen zuzüglich Kopfbau
dachbau magazin 11 | 2015
und Transformatorgebäude. Die Fassaden
wurden mit 2950 m² schiefergrauen und
350 m² blaugrauen Steckfalzpaneelen bekleidet. Insgesamt verarbeiteten die Handwerker rund 45 Tonnen Titanzinkblech.
■
S TECK BRIEF
Objekt/Standort:
GIS-Umspannwerk | DK-6600 Vejen
Bauherr:
Energinet.dk | DK-7000 Fredericia
Architekten:
C.F. Møller Danmaerk A/S
DK-8000 Aarhus
Fassadenarbeiten:
Søren Østergaard A/S
DK-7200 Grindsted
Produkte:
Steckfalzpaneele in den Oberflächenqualitäten prePatina schiefergrau und
prePatina blaugrau
Hersteller:
Rheinzink GmbH & Co. KG
D-45711 Datteln | www.rheinzink.de
57
Herunterladen