BAYERISCHE STAATSZEITUNG BAUEN IN BAYERN NR. 48 FREITAG, 29. NOVEMBER 2013 Fraunhofer-Neubau in Augsburg Das Lenbachhaus: Generalsanierung und Neubau Feine Keramikfront Ein goldener Kubus Der Neubau der Fraunhofer Gesellschaft in Augsburg. FOTOS FHG/ICT E in gemeinsam von der Stadt Augsburg, der Fraunhofer Gesellschaft (FhG) und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ausgeschriebener öffentlicher städtebaulicher Realisierungswettbewerb für den Bau eines außeruniversitären Forschungsinstituts im Bereich der Leichtbauproduktion und der Chemischen Technologie wurde 2008 durchgeführt. Enno Schneider Architekten, Berlin/Dortmund, erhielten den 1. Preis und den Realisierungsauftrag. Diese zu planende Einrichtung stellt den ersten Baustein des „Engineering Campus Augsburg“ dar, der sich durch eine Mischung von Forschung und Entwicklung, wissenschaftsnaher Dienstleistung und Produktion auszeichnen soll. Beide Institute befassen sich – wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten – insbesondere mit der Erforschung von Leichtbaukonstruktionen im Flugzeugund Automobilbau. Auslober und Fördermittelgeber legten großen Wert auf ein architektonisch einheitliches Image. Dies zeigt sich in einer gemeinsamen Form- und Materialsprache. Eine besondere Herausforderung des städtebaulich-architektonischen Konzepts war die räumliche Verknüpfung mit der Universität und die gleichwertige Darstellung der Institute nach außen. Erreicht wurde dies durch eine NordSüd-Achse, von der aus die beiden sich gegenüberliegenden Institute erschlossen werden: Im Osten der Neubau der Fraunhofer-Projektgruppe „Funktionsintegrierter Leichtbau“ (FIL) und im Westen das „Zentrum für Leichtbauproduktion“ (ZLP) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Durch eine versetzte Anordnung der in einen kleinen Park eingebetteten Gebäuderiegel ergeben sich für die Büro- und Laborarbeitsplätze spannungsvolle Ausblicke in den Freiraum. Da mit einem Wachstum der Institute zu rechnen ist, sieht das architektonische Konzept eine problemlose Erweiterung der Hallen vor: Die nördlichen Fassaden werden demontiert und versetzt. Entsprechend den funktionalen Anforderungen bilden sich die Baukörper der Hallen und Bürogebäude unterschiedlich aus. Materialwechsel und -kontraste verstärken die Ablesbarkeit der Funktionen. Das ZLP dominiert mit einer größeren Halle und einem flacheren Büroriegel, der im Erdgeschoss Foyer, Lager und Haustechnik und in den zwei Obergeschossen die Büroflächen aufnimmt. Das FIL zeichnet sich durch einen sechsgeschossigen Büro- und Laborkörper und eine kleinere Halle aus. Die beiden Hallen sind jeweils als Stahlleichtkonstruktion mit einer Giebelfassade aus Polycarbonatplatten und einer Längswandverkleidung aus Wellblech konzipiert. Die Materialwahl und Kontur der Hallengebäude sowie ihre starke Auskragung zu den beiden Giebelseiten bildet bewusst Analogien zu den Aufgaben der Forschungsinstitute („Leichtbaukonstruktionen“) und versteht sich sowohl als Reminiszenz an histori- sche Flugzeugverkleidungen als auch an den Ort des ehemaligen Augsburger Flugplatzes der Messerschmitt AG, auf dem die beiden Forschungsinstitute heute stehen. Die silbrige Oberfläche der Wellblechverkleidung und die transluzenten Stirnseiten der Halle assoziieren „Hightech“. Über Glasgänge sind die Gebäude der Büro- und Laborflächen mit den Hallen verbunden. In Stahlbetonskelettbauweise konstruiert, ist ihre Fassade in zwei Bereiche gegliedert, die der funktionalen Gliederung der Raumnutzung entspricht: Die Fassade der zu den Hallenseiten hin orientierten „dienenden“ Flächen mit Lager, WC und Treppenräumen ist in anthrazitfarbenem Sichtbeton gehalten, die sich im Innenraum fortsetzt und eine skulpturale Wirkung entfaltet. Spannender Kontrast Im Bereich der Büro- und Laborflächen, die sich konsequent zu den Grünflächen hin orientieren, bildet eine vorgehängte feingliedrige Fassade aus grauen Keramikplatten einen spannungsvollen Kontrast. Keramik als altes Material, das weiterentwickelt, zeitgemäß produziert und angewendet wird, steht in bewusstem Gegensatz zu den leichten Materialien Wellblech und Polycarbonat. Vor den Belichtungsflächen lösen sich die Keramikplatten in einzelne Stäbe (so genanntes Baguettes) mit stochastischer Anordnung auf und garantieren sowohl den notwendigen Lichteinfall und Ausblick, als auch den sommerlichen Wärmeschutz. Der feststehende Sonnenschutz mit innenliegendem Blendschutz (Rollos) im Erdgeschoss minimiert die Unterhaltskosten. Energetisch wurde die Gebäudehülle so konzipiert, dass sie 20 Prozent unter den Anforderungen der zur Zeit gültigen Energieeinsparverordnung EnEV liegt. Der Baugrund für den Neubau liegt im Trinkwasserschutzgebiet – Schutzzone W III a 2 –, was unter anderem besondere Anforderungen an die Fundamente voraussetzte, die als so genannte Weiße Wanne ausgebildet wurden – eine Besonderheit für das Gebäude. > BSZ Ingenieurbüro für Gebäudetechnik Energietechnik Umwelttechnik Bauingenieure | Archite ekten Ulm I Neu-Ulm I Günzburg Unsere Le eistungen: Projekte: Projektman nagement Neubau Frau unhofer Institut (ICT) A Augsburg ------------------ -------------Neubau ZLP - DLR Augsburg ------------------ -------------Zuständig fürr Leistungspha ase 8 Projektsteuerung ng Bauleitung & - Überwachun Generalplanung g Planung & G Bauconsultting Si.Ge.Ko Qualitätsmanagement Konfliktman nagement Gewährleisstungsmanagem ment -----------------------------------------------------------------------------------Werderstr. 8, 86159 / Tel. 0821-45 55 63-21 Werderstr. 8 8, 86159 Augsbu urg/Augsburg Tel. 0821-455 5563-21/ Mail: [email protected] / Homepage: www.leitwerk-ag.de Mail: info@ @leitwerk.ws/ Hom mepage: www.le eitwerk.ws EIN BLICK IN DIE ZEITUNG: szeitung.de www.bayerische-staat 13 11 Innovativ denken und planen: Fachplanung der Gewerke Elektro-, Fernmelde- und Multimediatechnik 89312 Günzburg T 08221 96 43 33-0 www.conplaning.de www.bayerische-staatszeitung.de Neubau und Altbestand des Lenbachhauses. D ie Architekten Foster + Partners wurden in einer europaweiten Ausschreibung ausgewählt, um bauliche Missstände am Lenbachhaus zu beheben und das Gebäude an veränderte museale Anforderungen anzupassen. 2006 erfolgte durch den Münchner Stadtrat der Auftrag für eine „Generalsanierung mit teilweisem Neubau“. Die Entwurfsidee der Architekten ging von folgenden Eckpunkten aus: Die historische Dreiflügelanlage durfte äußerlich nicht verändert werden; der als historisches Denkmal geschützte Garten sollte erhalten bleiben und die historischen Lenbachräume durften nicht angetastet werden. Allerdings entsprach der ursprüngliche Zugang durch den Garten und über die Freitreppe in die Villa nicht mehr den Anforderungen an ein zeitgemäßes Museum mit gestiegenem Besucheraufkommen und barrierefreier Zugänglichkeit. Zudem tat sich unmittelbar nach dem Betreten des Gebäudes ein unüberschaubares Raumgefüge auf. Der wesentliche Ansatz der Architekten bestand darin, die historische Villa freizustellen und diesen Kernbau durch ein Atrium, das um Lenbachs Villa führt, hervorzuheben. Die zweite zentrale Überlegung basierte darauf, den Hauptzugang über den Museumsplatz vor den Propyläen anzulegen, da die meisten Besucher von der U-Bahn-Station Königsplatz, vom Hauptbahnhof oder über den Königsplatz kommen. Die Ansicht auf die Südseite des historischen Atelierbaus und den Kubus des Neubaus wird damit gestärkt; in umgekehrter Richtung eröffnet sich ein freier Blick über den Museumsvorplatz auf die Propyläen und den Königsplatz. Messingfarbene Rundstäbe Durch diesen neuen Zugang über eine Vorhalle, die die Sicht auf die Gartenanlage freigibt, werden die Besucher in das Atrium geführt, das einen überraschenden Blick auf die freigestellte Villa Lenbachs bietet. Sie bildet den Kern des Museums. Hier findet man über der von Lenbach eingerichteten Beletage mehrere Räume für Vermittlungsaufgaben. Das großzügige Atrium übernimmt die Funktion der Verteilung zu den verschiedenen Sammlungs- und Ausstellungsräumen, die sich nun klar gegliedert vom Erdgeschoss bis in die neu gewonnene 2. Etage erstrecken; es erschließt zudem die Serviceeinrichtungen wie Vortragssaal, Museumsladen, Café und Restaurant. Der neue Eingang verbindet das alte Lenbachhaus mit dem FOTO LENBACHHAUS Neubau von Foster + Partners. Dieser nimmt in seinem Volumen wie in der Farbigkeit und den Proportionen Bezug auf den Bau Gabriel von Seidls und ist zugleich ein eigenständiges Formelement unserer Zeit. Die von Grund auf neu errichteten Bauteile erhalten ihre Ausprägung durch messingfarbene Rundstäbe. Der Bauabschnitt über historischer Grundstruktur zeigt eine Folge von konkaven Paneelen, während neu hinzugewonnene Partien auf Altbaubestand mit flachen Blechen ummantelt sind. Dadurch wird auch ablesbar, dass an der Westseite ein zweites Stockwerk hinzugewonnen werden konnte. Innerhalb des ursprünglichen Aufbaus mit seinen Dachschrägen konnte im Bereich der Obergaden der Ausbau des zweiten Obergeschosses erfolgen. Der erste und der zweite Stock dienen künftig ausschließlich der Aufnahme von Sammlungsräumen und sind über alle Bauteile hinweg ohne Niveauunterschied, also barrierefrei, gebaut. Die allgemeine Zugänglichkeit aller Ausstellungsräume, die es im alten Lenbachhaus wegen der zahlreichen Treppenabsätze nicht geben konnte, ist nun erreicht worden. Ein Leitsystem weist den Besuchern die Wege zu den unterschiedlichen Sammlungen des Hauses, die individuell angesteuert werden können. > BSZ