Thermalbad Römerbad, Bad Kleinkirchheim Behnisch und Partner

Werbung
Thermalbad Römerbad, Bad Kleinkirchheim
Behnisch und Partner, 2007
Dominik Rosauer/ Lea Rzepka
Ort
Das 2007 um- und angebaute Römerbad von
Behnisch und Partnern befindet sich in Bad
Kleinkirchheim, einem von Tourismus geprägten
Kurort in Oberkärnten, Österreich. Der Ort liegt
in einem kleinen Alpental und bietet eine Vielzahl
an sportlichen Aktivitäten an, wie wandern,
mountainbiken und Ski fahren. Das Bad liegt
in unmittelbarer Nähe der Skipiste, so lautet
auch der Werbeslogan „Von den Pisten in die
Therme“ und ist dementsprechend auch zu den
Kaiserburghängen ausgerichtet.
Baukörper
Der Baukörper ist konkav geschwungen,
nach Süden gestaffelt und erinnert dadurch
an ein Amphitheater. Jedoch entspricht
die Architektursprache eher der einer
Römertherme.
Die neu entstandenen zusätzlichen Nutzflächen
betten sich wie Protuberanzen mit geschwungener Form in die gestaltete Landschaft
ein, wobei kleine Wälle sowie Pflanzungen
einen nahtlosen Übergang bilden. Der organisch
geschwungene Baukörper schmiegt sich somit
in die umgebende Talauenlandschaft harmonisch
ein.
Da das gesamte Gelände von den umgebenden
Kaiserburghängen einsehbar ist, wurde die
Dachlandschaft dementsprechend gestaltet. Die
Einsehbarkeit beeinflusst auch die Gestaltung
der Fassade durch den erforderlichen
Wechsel von transparenten, transluzenten und
opaken Bauteilen. Dies wird vor allem durch
geschwungene, sich öffnende und wieder
verdichtende netzartige Lamellen erreicht, die
alle Geschosse überspielen. Dahinter liegt meist
nur eine verglaste Pfosten-Riegel-Konstruktion.
So erhält man einen möglichst umfassenden
Ausblick, der durch die Lamellen teils gefiltert
und dosiert wird und teils auch vor Einsichtbarkeit
von Aussen schützt. So bilden die Lamellen
im Liegebereich eine Zwischenzone als Sicht-,
Sonnen-, und Windschutz.
Bereits von aussen ist ersichtlich, dass der
Baukörper aus 3 Hauptebenen besteht, auf
denen dann im Inneren die verschiedenen
Nutzungsbereiche aufgeteilt sind.
Thema 05 / Blatt 1-2
Innenraum / Organisation
Die 3 Ebenen des Bades heißen: Romanum,
Noricum und Maximum.
Die unterste Ebene ist das „Romanum“.
Diese wurde an das bereits bestehende Bad
angebaut und erinnert in ihrem Aufbau an
den einer Römertherme. Hier befinden sich
das traditionelle Tepidarium, Aufwärmraum,
das Sudatorium, Dampfbad, das Laconicum,
Heißluftsauna, das Caldarium, 60°C Amphisauna
und das Nataricum, das mit dem Aussenbecken
verbunden ist. Dazwischen befindet sich ein
Liegebereich mit raumhoher Verglasung, die
einen Ausblick auf die Berge bietet.
Ein Geschoss darüber befindet sich
das
„Noricum“, welches nach einem ehemaligen
keltischen Reich im heutigen Österreich benannt
ist. Dies bildet das Eingangsniveau. Hier befinden
sich das Foyer mit Kasse und Aufenthaltsraum,
ein Restaurant, sowie eine Granatsteinsauna,
ein Speikaufguss, eine Zirbelkiefernsauna und
ein Sprudelbecken.
Die oberste Ebene ist das „Maximum“, wo
nochmals verschiedene Saunen und Dampf-
bäder angeordnet sind. Zudem gibt es hier einen
umlaufenden Liegebereich zur Entspannung mit
Blick auf die umliegenden Gipfel. Diese Ebene
ist auch nochmals durch einen Wandelgang
mit dem Kurbereich des Bestandsgebäudes
verbunden.
Durch alle drei Geschosse verläuft ein Atrium,
das Licht hineinbringt und in dem sich die
geschwungenen Treppenläufe befinden, welche
die Verbindung zwischen den einzelnen Ebenen
darstallen.
Die Atmosphäre in der Therme ist anheimelnd,
was durch die kraftvollen Farben und das häufig
verwendete Material Holz erreicht wird.
Die einzelnen Bäder und Saunen sind wie die
Berge in einem Tal entlang des Weges verteilt.
Es gibt viele Analogien in der Formensprache
zu entdecken, wie die kleinen Becken, die an
römisch Gefäße erinnern.
Material / Konstruktion
Die Innenraumkonzeption der neuen Bereiche
geht von der Farb- und Materialwelt des
Bestehenden aus. Durch Zufügung neuer
Elemente entwickelt sich diese weiter und
Thermalbad Römerbad, Bad Kleinkirchheim
Behnisch und Partner, 2007
Dominik Rosauer/ Lea Rzepka
verbindet so die bestehende Thermalhalle und
neue Wellnesszonen zu einer spannenden
Badelandschaft.
Während nach außen einfache und zum Teil
dem Regionalen Kontext entlehnte Materialien
wie Holz, Putzoberflächen und Sichtbeton
vorherrschen, erscheinen die im Inneren
verwendeten Materialien stärker bearbeitet und
differenzierter.
Die
Atmosphäre
und
Stimmung
der
Namensgebenden Thematik des Römerbads
werden nicht durch Dekorationen, sondern durch
stark abstraktere Umsetzung mittels weniger,
charakteristisch plastischer Formen und Farben
erzeugt. Weiche, fließende Formen, Materialen
mit differenzierter Haptik und wenige dezente
Farben schaffen ein Ambiente, das die mit einer
Bade-/Wellnessanlage assoziierten Begriffen
wie Wohlbefinden, Körperlichkeit und Schönheit
versinnbildlicht und sowohl entspannend als
auch anregend wirkt.
Gebäudehülle
Die
als
einfache
Holz-Pfosten-RiegelKonstruktion ausgeführte Innenschale dient
als Klimahülle und bietet den Badegästen im
tagesbelichteten Innenbereich durch vollflächige
Verglasung maximale Sichtverbindung mit der
Natur.
Die unterschiedlich dichte Lamellenstruktur der
hölzernen Außenschale prägt die Charakteristik
des Gebäudes, indem sie die plastische
Ausprägung mit seinen schwingenden Terrassen
formal unterstützt und die verschieden Bauteile
mit dem Bestandsgebäude zu einem homogenen
Ganzen fasst.
Gleichzeitig werden mittels der dreidimensional
gewundenen
Lamellenflächen
die
Geschossplatten zu einem skulpturalen Ganzen
verbunden und eine naturnahere Form entsteht.
Die Lamellenstruktur wirkt außerdem als
Lichtfilter, der durch unterschiedlich dicht
gewebte Struktur vielfältige Lichtstimmungen
im Inneren ermöglicht. Das Gebäude erhält ein
Gesicht, das etwas vom inneren Geschehen nach
außen trägt und Sinneseindrücke der Außenwelt
gefiltert nach innen zulässt; in einigen Bereichen
offen und direkt, in anderen geheimnisvoll
und zweideutig oder auch geschlossen und
introvertiert.
Thema 05 / Blatt 3-4
Herunterladen