Goldene Hochzeit Elisabeth und Heinrich Jung 25

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Goldene Hochzeit Elisabeth und Heinrich Jung 25.5.2006 Sarnau Jes 54,10
”Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll
nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen,
spricht der HERR, dein Erbarmer.”
Liebes Ehepaar Jung, liebe Angehörige, liebe Gemeinde,
es gibt im christlichen Glauben keine Garantien. Aber es gibt immer wieder
Tage, an denen man erfüllt sieht, was man geglaubt, an denen sich bestätigt,
worauf man vertraut, an denen sich bewahrheitet, wofür man gebetet hat. Heute,
am Tage Ihrer Goldenen Hochzeit, ist ein solcher Tag. Wir sehen vieles von
dem erfüllt, wofür Sie gebetet, worauf Sie vertraut, woran Sie geglaubt haben.
Der Prophet Jesaja unterscheidet zwischen den Dingen, die verläßlich aussehen,
es aber nicht sind, und den Dingen, die sowohl vertrauenswürdig sind als auch
verläßlich bleiben. Berge und Hügel können weichen und hinfallen. Wir sehen
ja immer wieder großartige und auch erschreckende Bilder von
Vulkanausbrüchen und Erdbeben. Gut, daß Sie damals am Scheidt auf sicheres
Gelände gebaut haben! Und auch die Erweiterung des Hauses 1964 hat gut
gehalten.
Manches andere, früher als selbstverständlich vorausgesetzt, ist aber inzwischen
gewichen. Es gab und gibt gesundheitliche Fragen. Die Kinder sind, wenngleich
nicht sehr weit, weggezogen. Die Räume sind leer. Die alte Sarnauer Kirche, in
der Sie getraut wurden, ist gewichen, nicht einfach ersatzlos, zum Glück.
Mancher und manches andere ist nicht mehr da, die einen lange umgeben
haben, was man als gegeben lange voraussetzte.
Jesaja drückt das ziemlich radikal aus: Berge und Hügel werden weichen und
hinfallen. Die Grundfesten der Erde sind nicht einmal sicher. Die Wissenschaft
würde dem Propheten heute recht geben: die Erdkruste ist im Verhältnis so dick
und stabil wie die Haut auf einem Glas warmen Kakao.
Sie beide haben ja sich ganz eingelassen auf dieses sich verändernde Leben.
Nachdem Sie von Cappel her die Fühler lahnaufwärts gestreckt haben, Tanz in
den Mai 1950, damals natürlich ohne Sautrogrennen, kam es zur Verlobung am
Heiligen Abend 1955 und dann mit einem schönen Brautstrauß aus Flieder zur
Hochzeit. Vieles hat sich seitdem verändert. Nicht gewichen, nicht hingefallen
aber ist die Gnade Gottes. Nicht gefallen ist der Bund des Friedens.
Dabei gab es belastende Zeiten zu durchleben. Ich denke etwa an die Pflege der
Schwiegermutter mit ihren persönlichen Einschränkungen. Ich kann mir
vorstellen, daß auch der Unterschied zwischen Cappel und Sarnau damals
größer war als er sich heute darstellt. Nun sind sie ja nicht allein hierher
gekommen, sonder hatten eine gewisse Margarete Rößer als Geleit dabei. Aber
dennoch, Elternhaus, der Vater war im Krieg gefallen, und Heimatort aufgeben,
das war und ist etwas Prägendes.
Dass Jesaja hier so klar und grundlegend von den wechselhaften Tatsachen des
Lebens spricht, ist dennoch eine Hilfe, wenn man selbst die Veränderungen des
Lebens erleiden muss. Bestimmt gab es auch in Ihrem Wirken bei der
Freiwilligen Feuerwehr Sarnau, mit Aufbau von Jugendwehr, aber eben auch in
Einsätzen als Wehrführer, manche schweren Erlebnisse, die einen Menschen
lange beschäftigen. Jesaja würde sagen: ja, auch wenn es uns erschreckt, so ist
das Leben. Aber das ist nicht alles.
In allem, was da fallen und weichen mag, ist doch Gottes Gnade an unserer
Seite. In allem, was uns an Wechsel widerfährt, ist Gott doch der treue Begleiter
und darin auch immer wieder Vorbild für eine Ehe. Und dass nach den
schlimmen Kriegszeiten ihrer Kindheit und Jugend der Bund des Friedens
bestand hat, dass es auch fünfzig Friedensjahre waren, in denen Sie Ihre Ehe
führen durften, dass kann einen wirklich mit Dank erfüllen. Es war ja alles ganz
anders, etwa für Ihre Eltern. Und niemand weiß, welche Auseinandersetzungen
nachfolgenden Generationen eventuell bevorstehen, wenn ich an die
Rohstoffverknappung denke, an den so genannten „Kampf der Kulturen“, den
ich nicht an die Wand malen würde. Hier wird das Versprechen Gottes zur
Verpflichtung, das für den Frieden zu tun, was im großen und kleinen in unserer
Macht steht.
Kann man Kaffeekochen beim Seniorentreff dazu zählen? Oder das Austragen
des Gemeindebriefes? Ist es ein Dienst am Frieden, mit den Enkeln zu
verreisen? Nach meiner Überzeugung setzten sich Frieden und Lebensglück aus
vielen kleinen Mosaiksteinchen zusammen. Alles, was heute oder zu einem
anderen Zeitpunkt an guter Erinnerung an Sie beide in einem Menschen
hervorgerufen wird und hervordringt, ist darum ein Zeichen dafür, dass der
Bund des Friedens nicht hinfällt.
So bleibt in allem Wechsel Gottes Gnade beständig. “Die Zeit geht schnell
vorbei”, haben Sie in unserem Gespräch gesagt. Manche behaupten sogar, dass
das im Alter schneller geht als früher. Wie auch immer ein Mensch dieses
erlebt: wir sind nicht nur im Wechsel oder im Vergehen. Sondern wir sind von
Gottes beständiger Gnade und in seinem Bund umgeben und gehalten, was
auch sonst geschehen mag. Im Rückblick gibt es bestimmt manches, wo diese
Tatsache im Nachhinein besonders hell aufleuchtet: Gottes Gnade ist nicht von
Ihnen gewichen.
Ich wünsche Ihnen heute Gleiches für Ihre Zukunft, die niemand kennt. Gottes
Gnade soll nicht von Ihnen weichen noch der Bund seines Friedens fallen. Denn
Gott, weiß Jesaja, ist ein Ebarmer.
Amen.
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