Jahrespressekonferenz Salzburger Festspiele 2011

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SALZBURGER FESTSPIELE 2011
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Jahrespressekonferenz
Salzburger Festspiele 2011
10. November 2010, 11 Uhr
SalzburgKulisse, Haus für Mozart
Helga Rabl-Stadler
Präsidentin
Markus Hinterhäuser
Intendant
Thomas Oberender
Schauspiel
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SALZBURGER FESTSPIELE 2011
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Salzburger Festspiele 27. Juli – 30. August 2011
Pressetext
Die Oper
Das Konzert
Das Schauspiel
A-Z der Künstlerinnen und Künstler 2011
Das Bildsujet der Salzburger Festspiele 2011 des Künstlers Stephan Balkenhol
Festspieldokumente Gesamtverzeichnis 1931-2010
Mag. Ulla Kalchmair, Pressesprecherin – Hofstallgasse 1, 5020 Salzburg – T +43-662-8045-390
[email protected] – www.salzburgerfestspiele.at
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Presseaussendung SF, 10. November 2010
SALZBURGER FESTSPIELE 2011
DAS OHR AUFWECKEN, DIE AUGEN, DAS MENSCHLICHE
DENKEN (LUIGI NONO)
DIE OPER
Drei Neuproduktionen stehen im Zentrum des Opernprogramms 2011:
Riccardo Muti und Peter Stein nehmen sich Giuseppe Verdis Macbeth, Shakespeares Werk
um Macht und Herrschaft, in der Felsenreitschule an.
Christian Thielemann und Christoph Loy zeigen ihre Interpretation von Richard Strauss’
Frau ohne Schatten. Die Janáček-Tradition der Salzburger Festspiele fortsetzend, steht
erstmals und ebenfalls im Großen Festspielhaus Leoš Janáčeks Die Sache Makropulos auf
dem Spielplan. In der Titelrolle des exzentrischen Bühnenwerks wird Angela Denoke unter
der musikalischen Leitung von Esa-Pekka Salonen und in der Regie von Christoph
Marthaler zu erleben sein. In allen drei Opern spielen die Wiener Philharmoniker.
Nur in den Mozartjahren 1991 und 2006 waren alle drei DaPonte-Opern W.A. Mozarts in
Salzburg zu sehen. Die wesentliche Neuerung 2011 betrifft die Orchester: Neue
Sängerbesetzungen werden von drei Dirigenten und Regisseur Claus Guth neu einstudiert:
Das Orchestra of the Age of Enlightenment übernimmt unter dem jungen Briten Robin
Ticciati Le nozze di Figaro. Les Musiciens du Louvre spielen unter ihrem Gründer Marc
Minkowski Così fan tutte. Die Wiener Philharmoniker widmen sich unter der Leitung von
Yannick Nézet-Séguin Don Giovanni.
Luxuriös besetzt als konzertante Doppelvorstellung im Großen Festspielhaus sind auch zwei
lyrische Opern: Anna Netrebko singt in Tschaikowskis Iolanta die blinde Prinzessin, Piotr
Beczala ist Graf Vaudémont. Im zweiten Teil dirigiert Ivor Bolton das Mozarteumorchester
Salzburg in Igor Strawinskys Le Rossignol. Mit der an atemberaubenden Koloraturen reichen
Titelpartie gibt die junge St. Petersburgerin Julia Novikova, Gewinnerin von Plácido
Domingos Operalia-Wettbewerb, ihr Festspieldebüt.
185 Aufführungen in 35 Tagen an 14 Spielorten
Das Programm der Salzburger Festspiele 2011 bietet 185 Veranstaltungen an 14 Spielorten in
den drei Sparten Oper, Konzert und Schauspiel.
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DAS SCHAUSPIEL
Zwei Uraufführungen, die Neuinszenierung des Faust-Marathons in Hallein und von Maß für
Maß im Landestheater, bilden neben der Wiederaufnahme von Jedermann und Ein
Sommernachtstraum die Schwerpunkte des Schauspielprogramms 2011.
In der überarbeiteten Inszenierung von Christian Stückl erfolgt die Wiederaufnahme des
Jedermann 2011 in fast unveränderter Besetzung, allein die Guten Werke wird Lina
Beckmann dieses Jahr neu interpretieren.
Der Spielplan des Young Directors Project 2011 (mit Produktionen aus den USA,
Dänemark, Schweden, Großbritannien und Belgien) erlaubt es, im zehnten Jubiläumsjahr,
innerhalb von zwei Tagen alle 5 Aufführungen an Spielstätten in ganz Salzburg zu erleben.
Roland Schimmelpfennig inszeniert seine Auftrags-Uraufführung Die vier
Himmelsrichtungen im Salzburger Landestheater. Er erzählt in seinem neuen Stück die
Geschichte von sechs Menschen, die in einer Großstadt aus allen Himmelsrichtungen
aufeinander treffen, wobei sich ihre schicksalhaften Lebensläufe durch raffinierte
Perspektivwechsel und Rückblenden erst ganz zum Schluss offenbaren. Die Aufführung
bringt ein Wiedersehen mit den Festspielkünstlern Johannes Schütz, Kathleen Morgeneyer,
Almut Zilcher, Jens Lehmann, sein Festspieldebüt gibt hier Ulrich Matthes.
Nicolas Stemann inszeniert beide Teile von Goethes Faust als Marathonvorstellungen an vier
Wochenenden auf der Perner-Insel Hallein. Am Tag nach der Premiere beginnt die
Programmreihe Auf eigene Faust u.a. mit einer Lesung mit Klaus Maria Brandauer, der
szenischen Einrichtung von Daniel Kehlmanns Stück Geister in Princeton: einem
Auftragswerk der Salzburger Festspiele, das von dem Wissenschaftler Kurt Gödel handelt,
Ibsen-Preisträger Jon Fosses Version von Faust, einem Konzert mit „Unterhaltungsmusik zur
Suche nach Erkenntnis“ der Österreicherin Gustav mit Ben Becker als singendem Gast u.v.m.
Die Uraufführung Immer noch Sturm ist vielleicht Peter Handkes persönlichstes
Theaterstück – eine Art Traumspiel, in dem ein Erzähler die Geschichte seiner Familie, und
darin auch seiner Leute, der slowenischen Kärntner erzählt. Dimiter Gotscheff führt Regie.
Das Stefan Zweig Center und die Universität Salzburg in der Edmundsburg werden sich
begleitend zu einem Ort Jenseits der Grenze verwandeln – Lesungen, Gespräche und
Filmaufführungen bilden ein Rahmenprogramm zu Handkes Welt. Die Reihe Dichter zu Gast
geht in diesem Jahr auf in den zwei Begleitprogrammen: Jenseits der Grenze zu Peter
Handkes Immer noch Sturm und Auf eigene Faust zu Goethes Faust 1&2.
Thomas Ostermeier kehrt mit der Inszenierung von Shakespeares Maß für Maß zu den
Festspielen zurück. Das Stück liefert eine schonungslose Analyse der zwischenmenschlichen
Dynamik im Umgang mit Macht und ist gleichzeitig eine federnde Komödie über die
Schwierigkeit, das Richtige zu tun. In den Hauptrollen sind Gert Voss und Lars Eidinger zu
sehen. Die Neuübersetzung übernahm Marius von Mayenburg.
Nach dem Erfolg der letztjährigen Produktion erfolgt eine Wiederaufnahme unter neuer Regie
und mit neuen Schauspielstudenten der Universität Mozarteum: Die Aufführung vereint im
Park von Schloss Leopoldskron ein abendliches Picknick mit der Theater- und
Filmaufführung von Ein Sommernachtstraum.
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DAS KONZERT
Das programmatische Herzstück der Konzerte 2011 bilden die Reihen Der Fünfte Kontinent
und die Mahler-Szenen. Die Kontinente stellen im fünften Jahr exemplarische
Kompositionen der letzten Jahrzehnte einander gegenüber:
Erstmals seit der Salzburger Aufführung 1993 wird Nonos monumentale „Tragödie des
Hörens“ Prometeo wieder in der Kollegienkirche zu hören sein, wie damals unter der Leitung
von Ingo Metzmacher und in der Klangregie von André Richard.
Nach dem Erfolg von Jagden und Formen 2010 sind Sasha Waltz & Guests erneut mit
einem choreografischen Projekt zu Gast. Am Programm des Fünften Kontinents stehen
außerdem Werke von John Cage, Morton Feldman, Karlheinz Stockhausen, Giacinto Scelsi
und Georg Friedrich Haas, dessen Streichquartett Nr. 3 In iij. Noct., das in völliger Dunkelheit
gespielt wird, die Reihe abschließt.
Der Fünfte Kontinent führt in Salzburg Künstler wie das Klangforum Wien, das Ensemble
Modern, die basel sinfonietta, les ensembles solistes XXI und das stadler quartett sowie
die Dirigenten Ingo Metzmacher, Jonathan Nott, Emilio Pomárico, Rachid Safir, Steven
Sloane und die Regisseurin und Choreographin Sasha Waltz zusammen.
Der 9-teilige Zyklus der Mahler-Szenen setzt sich 2011 mit dem Jahresregenten auseinander
und stellt Werke Mahlers Kompositionen gegenüber von Johann-Strauß, Franz Schubert,
Alban Berg, Dmitri Schostakowitsch, Viktor Ullmann, Karl Amadeus Hartmann, Alfred
Schnittke und Hans Rott.
Interpreten sind Pierre Boulez, Gustavo Dudamel, Chri sti ane Karg, R e n a u d Cap u ç o n ,
Ant o i ne T am e stit, Cl e m e ns Hage n , A l b r e c ht M ay e r, J ö rg Wi dm a nn, M arti n
Gr u b i ng e r , Piotr Beczala, Christian Gerhaher, András Schiff, Matthias Goerne,
Cornelius Meister, Leif Ove Andsnes, Christopher Maltman, Bruno Ganz.
Die Wiener Philharmoniker gestalten im Sommer fünf Programme, worin sich Christian
Thielemann und Renée Fleming mit einem reinen Richard-Strauss-Programm präsentieren.
Riccardo Muti verpflichtet sich Giuseppe Verdis Requiem. Mariss Jansons dirigiert
Strawinskys Petruschka und Ravels La Valse sowie Liszts Erstes Klavierkonzert mit Lang
Lang.
Franz Welser-Möst legt Schuberts „Der Tod und das Mädchen“ in Mahlers Bearbeitung für
Streichorchester und die Lyrische Symphonie in sieben Gesängen von Alexander Zemlinsky
mit Christine Schäfer und Michael Volle, vor. Eröffnet wird die Reihe unter Pierre Boulez
mit Alban Berg und Gustav Mahler.
In der Reihe der Gastorchester begrüßen die Festspiele Sir Colin Davis und das Gustav
Mahler Jugendorchester, das ORF Radio-Symphonierorchester Wien mit Cornelius
Meister, das Simón Bolívar Symphony Orchestra mit Gustavo Dudamel, Daniel
Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra und erstmals das Orchestra
dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Antonio Papano sowie das Chicago
Symphony Orchestra unter seinem neuen Chefdirigenten Riccardo Muti. Die Berliner
Philharmoniker beschließen traditionell mit Sir Simon Rattle die Salzburger Festspiele.
Die erste Zusammenarbeit der Camerata Salzburg mit dem Dirigenten Kent Nagano
formiert sich bei den Salzburger Festspielen 2011 mit Werken von Mahler, Beethoven,
Schubert, Strauss, Webern, Britten, Bartók, Ives, Karl Amadeus Hartmann und W.A. Mozart.
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Ungewöhnliche Begegnungen und neue Hörerlebnisse bieten zudem die Reihen der
Kammerkonzerte, Liederabende, Solistenkonzerte und Mozart-Matineen.
Von 10.-13. Juni 2011 beendet Riccardo Muti den fünfjährigen Zyklus zur Neapolitanischen
Schule „La scuola Napoletana“.
Das Programm im Detail, Hintergrundberichte sowie online Verkauf unter
www.salzburgerfestspiele.at
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DAS PROGRAMM IM DETAIL
SALZBURGER FESTSPIELE 2011
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DIE OPER
Neuproduktionen von Giuseppe Verdis Macbeth, Richard Strauss’ Frau ohne Schatten, Leoš
Janáčeks Die Sache Makropulos und Neueinstudierungen der drei Da-Ponte-Opern W.A.
Mozarts bilden zusammen mit konzertanten Aufführungen von Peter I. Tschaikowskis Iolanta
und Igor Strawinskys Le Rossignol das Opernprogramm der Salzburger Festspiele 2011.
RICHARD STRAUSS: DIE FRAU OHNE SCHATTEN
Mit der Frau ohne Schatten wird 2011 die vierte gemeinsame Oper der Festspielgründer
Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal gezeigt. Das 1911 konzipierte, während des
Ersten Weltkriegs vollendete und 1919 in Wien uraufgeführte Werk, wird von den Wiener
Philharmoniker unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann zu hören sein.
Thielemann übernimmt damit sein erstes Operndirigat in Salzburg und tritt erstmals nach
2005 wieder bei den Salzburger Festspielen auf. Christof Loy legt nach Haydns Armida und
Händels Theodora seine dritte Salzburger Regiearbeit vor.
Anne Schwanewilms singt ihre erste Kaiserin. Sie war in Salzburg zuletzt 2005 als Carlotta in
Schrekers Gezeichneten zu hören. Wolfgang Koch ist als Färber Barak zu sehen. FestspielDebüts geben Stephen Gould als Kaiser, Evelyn Herlitzius als Färberin und Michaela
Schuster als Amme.
LEOŠ JANÁČEK: DIE SACHE MAKROPULOS
Die Janáček-Tradition der Salzburger Festspiele fortsetzend, steht nach Aus einem Totenhaus,
Jenufa und Katja Kabanowa 2011 erstmals Leoš Janáčeks vorletzte Oper Die Sache
Makropulos auf dem Spielplan:
Das nach einer Komödie von Karel Čapek entstandene, 1926 uraufgeführte Werk ist wohl
Janáčeks exzentrischstes Bühnenwerk, dessen Inhalt der verlockenden Frage nach einem
alterslosen, ewigen Leben nachspürt. Im Zentrum steht die Opernsängerin Emilia Marty, die
dank eines Elixiers seit über 300 Jahren unter wechselnden Namen lebt. Durch einen
Erbschaftsprozess erfolgt die Enthüllung ihrer eigentlichen Identität. Emilia muss
entscheiden, ob sie ihre Existenz neuerlich verlängern will.
Mit einer Oper von Leoš Janáček – Katja Kabanowa – haben der Regisseur Christoph
Marthaler und die Bühnenbildnerin Anna Viebrock 1998 Festspielgeschichte geschrieben. Es
ist dies die siebte gemeinsame Arbeit für die Salzburger Festspiele. Dirigent Esa-Pekka
Salonen stand auch in Messiaens Saint François d’Assise (1992) und Ligetis Le Grand
Macabre (1997) am Pult. Angela Denoke ist Emilia Marty, die als Katja Kabanowa in
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Marthalers Inszenierung überwältigenden Erfolg hatte (Festspieldokumente 2 CD Orfeo). Die
anderen, vom Komponisten virtuos charakterisierten Rollen, singen u. a. Brandon Jovanovich,
Peter Hoare, Johan Reuter, Jochen Schmeckenbecher und Ryland Davis.
GIUSEPPE VERDI: MACBETH
Die erste Zusammenarbeit zwischen Peter Stein und Riccardo Muti findet bei den Salzburger
Festspielen 2011 statt: In der Felsenreitschule wird Peter Stein nach seinem letztjährigen
Erfolg mit Sophokles’ Ödipus auf Kolonos die Oper Macbeth (1847), eines der
faszinierendsten Werke aus Verdis frühem Schaffen, inszenieren. Eindrucksvoll
vergegenwärtigt die erste Shakespeare-Oper des Komponisten ein seit der Antike reflektiertes
Thema: wie politische Macht gewonnen, gehalten und verloren wird, mit welchen Folgen für
die Gesellschaft und zu welchem Preis für das herrschende Individuum. Unter der Leitung
von Riccardo Muti singen der Bariton Željko Lučić die Titelrolle, Tatiana Serjan die Lady
Macbeth, Giuseppe Filianoti den Macduff und Dmitry Belosselsky den schottischen General
Banco.
W. A. MOZART: LE NOZZE DI FIGARO, COSÌ FAN FUTTE, DON GIOVANNI
Der Sommer 2011 gibt erstmals die Möglichkeit, Claus Guths Interpretation der drei DaPonte-Opern W.A.Mozarts innerhalb weniger Wochen im Haus für Mozart zu erleben. Die
Neueinstudierungen werden mit drei verschiedenen Orchestern zu hören sein: Das Orchestra
of the Age of Enlightenment spielt unter dem jungen Briten Robin Ticciati Le nozze di
Figaro. Les Musiciens du Louvre sind unter ihrem Gründer Marc Minkowski mit Così fan
tutte zu hören. Die Wiener Philharmoniker widmen sich unter der Leitung von Yannick
Nézet-Séguin Don Giovanni.
Die neuen Besetzungen der Mozartopern 2011
Don Giovanni
Gerald Finley ist der neue Don Giovanni, sein Diener Leporello ist Erwin Schrott. Ihr
Festspieldebüt gibt die Schwedin Malin Byström als Donna Anna. Dorothea Röschmann ist
wieder Donna Elvira. Einer der Teilnehmer unseres Young-Singers-Projects, Joel Prieto, ist
wie 2010 Don Ottavio. Der aus Prag stammende Bassbariton Adam Plachetka als Masetto
erhält mit Christiane Karg eine neue Zerlina.
Le nozze di Figaro
Die Salzburgerin Genia Kühmeier gibt ihr Rollendebüt als Gräfin in Le nozze di Figaro.
Simon Keenlyside ist der neue Graf Almaviva. Als Susanna werden wieder Marlis Petersen
und als Cherubino die schwedische Mezzosopranistin Katija Dragojevic zu hören sein. Erwin
Schrott singt erstmals die Titelpartie in dieser Inszenierung.
Cosí fan tutte
Christopher Maltman, der im letzten Jahr Don Giovanni sang, wird als Guglielmo in Così fan
tutte zu hören sein. Die junge österreichisch-englische Sopranistin Anna Prohaska singt ihre
erste Despina. Bo Skovhus wird wieder als Don Alfonso die Fäden ziehen, während die
Schwedin Maria Bengtsson (Fiordiligi), der US-amerikanische Tenor Alek Shrader
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(Ferrando) und die Kanadierin Michèle Losier (Dorabella) ihre Salzburger Operndebüts
geben.
KONZERTANTE OPERNAUFFÜHRUNGEN: IOLANTA UND LE ROSSIGNOL
Zwei lyrische russische Opern werden luxuriös besetzt als Doppelvorstellung im Großen
Festspielhaus zu erleben sein:
In Peter I. Tschaikowskis letzter Oper Iolanta (1891) singt Anna Netrebko die Titelrolle der
blinden Prinzessin, Piotr Beczala ist Graf Vaudémont. Unter Ivor Bolton, der das
Mozarteumorchester Salzburg dirigiert, singen in weiteren Hauptrollen der aus Toronto
stammende Bassbariton John Relyea (König René) und der russische Bariton Alexey Markov
(Robert).
Kombiniert wird Tschaikowskys Iolanta mit Igor Strawinskys erster, farbenprächtig
instrumentierter Oper Le Rossignol (1908/14) nach Hans Christian Andersens Märchen Die
Nachtigall. Mit der an atemberaubenden Koloraturen reichen Titelpartie gibt die junge St.
Petersburgerin Julia Novikova, Gewinnerin von Plácido Domingos Operalia-Wettbewerb, ihr
Festspieldebüt. In weiteren Rollen singen: Julia Lezhneva, die das Salzburger Publikum
2010 in einer Mozart-Matinee begeisterte und Antonio Poli, Gewinner des Hans Gabor
Belvedere Gesangswettbewerbs und Teilnehmer des Young-Singers-Projects 2010.
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SALZBURGER FESTSPIELE 2011
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DAS KONZERT
Das programmatische Herzstück der Konzerte 2011 bilden die Reihen Der Fünfte Kontinent
und die Mahler-Szenen. Die Kontinente stellen im fünften Jahr exemplarische
Kompositionen der letzten Jahrzehnte einander gegenüber.
DER FÜNFTE KONTINENT
NONO, FELDMAN, SCIARRINO
Erstmals seit der Salzburger Aufführung 1993 wird Nonos monumentale „Tragödie des
Hörens“ Prometeo wieder in der Kollegienkirche zu hören sein, wie damals unter der Leitung
von Ingo Metzmacher und in der Klangregie von André Richard. Neben Prometeo, in dem
die Dramatik in die Musik selbst verlegt ist, präsentiert Der Fünfte Kontinent zwei
Musiktheaterwerke: Morton Feldmans rätselhafte Oper Neither (1976/77) nach einem Text
von Samuel Beckett und Macbeth (2001/02) von Salvatore Sciarrino, Protagonist des
Kontinent Sciarrino im Jahr 2009. Sein Dreiakter Macbeth, der die archetypischen Triebe der
Machtausübung musikalisch erkundet, bildet eine weitere Reflexion über das Werk
Shakespeares und eine Ergänzung zum Opernprogramm.
VARÈSE, VIVIER, XENAKIS, CAGE, STOCKHAUSEN, SCELSI, HAAS
Nach dem großen Erfolg von Jagden und Formen im Kontinent Rihm 2010 sind Sasha Waltz
& Guests erneut mit einem choreografischen Projekt zu Gast: Continu basiert auf Edgard
Varèses kraftvollem Orchesterwerk Arcana, das in Salzburg 2009 beim Kontinent Varèse
aufgeführt wurde, sowie auf Musik von Claude Vivier und Iannis Xenakis. Claude Vivier,
der bedeutendste kanadische Komponist des 20. Jahrhundert, wird überdies in einem Konzert
mit Vokal- und Schlagzeugwerken porträtiert. Am Programm des Fünften Kontinents stehen
außerdem John Cages mehrteiliges, von japanischen Zen-Gärten inspiriertes Werk Ryoanji,
Karlheinz Stockhausens epochaler Zyklus der Klavierstücke I bis XI (1952/61) mit Marino
Formenti sowie sein elektronisches Spätwerk Cosmic Pulses und zwei Streichquartette von
Giacinto Scelsi, dem 2007 der erste Kontinent gewidmet war. Der österreichische Komponist
Georg Friedrich Haas ist mit den beiden Stücken in vain für 24 Instrumente und im letzten
Konzert der Kontinent-Reihe mit seinem Streichquartett Nr. 3 In iij. Noct., das in völliger
Dunkelheit gespielt wird, eingeladen.
Der Fünfte Kontinent führt in Salzburg Künstler wie das Klangforum Wien, das Ensemble
Modern, die basel sinfonietta, les ensembles solistes XXI und das stadler quartett sowie die
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Dirigenten Ingo Metzmacher, Jonathan Nott, Emilio Pomárico, Rachid Safir, Steven Sloane
und die Regisseurin und Choreographin Sasha Waltz zusammen.
MAHLER–SZENEN
GUSTAV MAHLER, ALBAN BERG, HANS ROTT, JOHANN STRAUSS
Der 9-teilige Zyklus der Mahler-Szenen setzt sich 2011 mit dem Jahresregenten auseinander,
der wegweisend für das 20. Jahrhundert wurde.
Im Eröffnungskonzert der Mahler-Szenen werden Johann-Strauß-Bearbeitungen von
Schönberg, Berg und Webern der Vierten Symphonie von Gustav Mahler gegenübergestellt,
hier in einer Fassung des Schönberg-Schülers Erwin Stein. Am Podium sind Künstler wie
Christiane Karg, Renaud Capuçon, Antoine Tamestit, Clemens Hagen, Albrecht Mayer, Jörg
Widmann und M arti n Gru b i ng e r zu hören.
Pierre Boulez dirigiert im Großen Festspielhaus die Wiener Philharmoniker in Gustav
Mahlers Klagendem Lied, kombiniert mit Alban Bergs Lulu-Suite und seiner Konzertarie Der
Wein.
Gustavo Dudamel bringt mit dem Simón Bolívar Symphony Orchestra Mahlers Zweite
Symphonie zur Aufführung.
Das Lied von der Erde erklingt in Mahlers eigener Klavierfassung mit Piotr Beczala und
Christian Gerhaher sowie mit dem Pianisten András Schiff, der davor Schuberts
Klaviersonate in G-Dur „Fantasie“ spielt.
Dem Liedkomponisten Mahler widmen sich der Bariton Matthias Goerne und der Pianist
Leif Ove Andsnes in Kombination mit Michelangelo-Liedern von Schostakowitsch, der sich
immer wieder auf Mahler berufen hat. Christopher Maltman, Bruno Ganz und András
Schiff gestalten einen Abend mit Mahlers „Soldatenliedern“, Janáčeks Klaviersonate und
Viktor Ullmanns Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke.
Auch Werke von Karl Amadeus Hartmann und Alfred Schnittke, für die Gustav Mahler ein
wesentlicher Bezugspunkt war, sind in den Mahler-Szenen zu hören. Die Camerata Salzburg,
erstmals unter Kent Nagano, stellt das Adagietto aus Mahlers Fünfter Symphonie Charles
Ives’ The Unanswered Question und K.A. Hartmanns Vierter Symphonie sowie Mozarts
letztem Klavierkonzert mit Maria João Pires als Solistin gegenüber.
Der österreichische Komponist Hans Rott (1858-1884) wiederum war Inspiration für Gustav
Mahler. Ein musikalisches Juwel ist seine Symphonie in E-Dur, gespielt vom ORF-RadioSymphonieorchester Wien unter seinem neuen Leiter Cornelius Meister. Patricia
Kopatchinskaja ist die Solistin in Alban Bergs Violinkonzert.
Schostakowitsch-Zyklus
Weitere Konzerte lassen sich programmatisch dem Mahler-Schwerpunkt zuordnen, etwa der
an zwei Tagen stattfindende Zyklus sämtlicher Streichquartette von Schostakowitsch mit dem
deutschen Mandelring Quartett, dessen Gesamtaufnahme der 15 Werke als neue
Referenzaufnahme gefeiert wird.
WIENER PHILHARMONIKER
Die Wiener Philharmoniker gestalten im Sommer fünf Programme: Auf das erwähnte
Mahler-Berg-Konzert unter Pierre Boulez (mit Anna Prohaska, Dorothea Röschmann,
Elisabeth Kulman und Johan Botha als Vokalsolisten) folgt ein reines Richard-StraussProgramm mit Christian Thielemann und Renée Fleming.
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Das Sängerquartett – Krassimira Stoyanova, Olga Borodina, Saimir Pirgu und Ildar
Abdrazakov – wurde für Verdis Requiem unter Riccardo Muti verpflichtet.
Mariss Jansons dirigiert zwei Meisterwerke der klassischen Moderne – Strawinskys
Petruschka und Ravels La Valse – sowie Liszts Erstes Klavierkonzert mit Lang Lang als
Solisten.
Im letzten Konzert stehen unter der Leitung von Franz Welser-Möst Schuberts d-MollStreichquartett „Der Tod und das Mädchen“ in Mahlers Bearbeitung für Streichorchester und
die dem Vorbild von Mahlers Lied von der Erde verpflichtete Lyrische Symphonie in sieben
Gesängen von Alexander Zemlinsky auf dem Programm; Christine Schäfer und Michael
Volle sind die Solisten.
GASTORCHESTER
In der Reihe der Gastorchester begrüßen die Festspiele neben dem ORF RadioSymphonierorchester Wien unter der Leitung von Cornelius Meister (mit Patricia
Kopatchinskaya in Bergs Violinkonzert) das Gustav Mahler Jugendorchester mit Sir Colin
Davis, Susan Graham singt Ravels klangsinnlichen Liederzyklus Shéhérazade. Das Simón
Bolívar Symphony Orchestra und Gustavo Dudamel bringen neben Mahler Zweiter
Symphonie ein Programm mit Werken Tschaikowskis, die von Shakespeare-Dramen
inspiriert wurden, zu Gehör. Daniel Barenboim und sein West-Eastern Divan Orchestra
stellen Beethoven und Mahler als Komponisten gegenüber.
Erstmals zu Gast in Salzburg ist das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia
unter Antonio Pappano: In Rossinis Stabat mater heißt das Vokalquartett Anna Netrebko,
Ildebrando d’Arcangelo, Matthew Polenzani und M ar i ann a Pizzo l at o .
Das Chicago Symphony Orchestra unter seinem neuen Chefdirigenten Riccardo Muti
gestalten zwei Konzerte mit Werken von Strauss, Schostakowitsch, Hindemith und
Prokofjew.
Die Berliner Philharmoniker, die auch 2011 den Reigen der Gastorchester beschließen, sind
unter Sir Simon Rattle in zwei monumentalen Werken der symphonischen Literatur –
Mahlers Siebter und Bruckners Neunter Symphonie – zu erleben, außerdem im Nocturne op.
60 des Mahler-Bewunderers Benjamin Britten mit Ian Bostridge als Solisten.
CAMERATA SALZBURG
Die erste Zusammenarbeit der Camerata Salzburg mit dem Dirigenten Kent Nagano
manifestiert sich bei den Salzburger Festspielen 2011 mit Werken von Beethoven, Schubert,
Strauss, Webern, Bartók. Das Adagietto aus Mahlers Fünfter Symphonie wird Kompositionen
von Charles Ives und Karl Amadeus Hartmann sowie Mozarts letztem Klavierkonzert mit
Maria João Pires als Solistin, gegenüberstellt. Die Bratschistin Tabea Zimmermann spielt
Brittens Lachrymae.
KAMMERKONZERTE
Die Reihe der Kammerkonzerte bieten die Gelegenheit, Schumanns Dichterliebe und
Schönbergs hochexpressionistisches Melodram Pierrot lunaire an einem Abend mit dem
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Tenor Ian Bostridge, Barbara Sukowa als Sprecherin und Mitsuko Uchida am Klavier zu
hören.
Neben dem Mandelring Quartett, das an zwei Tagen alle 15 Streichquartette von Dmitri
Schostakowitsch aufführt, sind drei weitere international führende StreichquartettFormationen in Salzburg zu Gast: Das Hagen Quartett interpretiert die drei letzten
Streichquartette von Schubert, das Zehetmair Quartett widmet sich späten BeethovenQuartetten, zwischen denen der Pianist Pierre-Laurent Aimard Charles Ives’ berühmte
Concord Sonata interpretiert.
Das Belcea Quartet bringt mit dem Bariton Matthias Goerne eine kammermusikalische
Kostbarkeit des Schweizer Komponisten Othmar Schoeck, das Notturno (1931/33) nach
Texten von Nikolaus Lenau und Gottfried Keller, zur Aufführung.
Neben Kammermusik der Wiener Klassik sind in weiteren Kammerkonzerten auch die
Streichsextette von Erich W. Korngold (1916) und Erwin Schulhoff (1924) sowie die
Aufführung eines neuen Klaviertrios von Harrison Birtwistle zu hören.
LIEDERABENDE
Erstmals gestaltet Angela Denoke einen Festspiel-Liederabend, in dem sie den Spuren Kurt
Weills von Berlin zum Broadway folgt.
Thomas Quasthoff und Pierre-Laurent Aimard machen sich gemeinsam auf Schuberts
Winterreise.
Das Lied von der Erde erklingt mit Piotr Beczala und Christian Gerhaher sowie András
Schiff am Klavier.
Dem Liedkomponisten Mahler widmen sich Matthias Goerne und Leif Ove Andsnes in
Kombination mit Michelangelo-Liedern von Schostakowitsch.
SOLISTENKONZERTE
In den Solistenkonzerten der Salzburger Festspiele 2011 sind wieder einige der
bedeutendsten Pianisten vertreten: Grigory Sokolov, Arcadi Volodos, Mitsuko Uchida mit
der Trias der letzten Klaviersonaten Schuberts, Maurizio Pollini mit Sonaten aus Beethovens
mittlerer Schaffensperiode und Lang Lang gemeinsam mit dem Geiger Vadim Repin und
dem Violoncellisten Mischa Maisky. Fazil Say spielt Igor Strawinskys Le Sacre du
printemps in originaler Fassung für Klavier zu vier Händen auf einem Computerflügel sowie
Modest Mussorgskis Bilder einer Ausstellung. Gemeinsam zu hören sind die Geigerin
Viktoria Mullowa mit Kristian Bezuidenhout am Hammerklavier. Einen außergewöhnlichen
Abend gestaltet Martin Grubinger mit zeitgenössischen Schlagzeugkonzerten unter der
Leitung von John Axelrod.
Erstmals seit vielen Jahren ist der in Paris geborene, chinesisch-amerikanische Violoncellist
und mehrfache Grammy-Award-Gewinner Yo-Yo Ma, wieder Gast auf dem Salzburger
Konzertpodium.
MOZART-MATINEEN
Die traditionell vom Mozarteum Orchester Salzburg bestrittenen Mozart-Matineen werden
2011 von Ivor Bolton, Thomas Zehetmair, Trevor Pinnock und Giovanni Antonini
geleitet. Als Solisten treten Albrecht Mayer, Julia Fischer, Emmanuel Pahud und der
Countertenor Bejun Mehta auf.
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SALZBURGER PFINGSTFESTSPIELE 10. – 13. JUNI 2011
2011 beendet Riccardo Muti den fünfjährigen Zyklus zur Neapolitanischen Schule
NEAPEL Metropole der Erinnerung mit
OPER
Saverio Mercadante (1795–1870): I due Figaro
Melodramma buffo in zwei Akten (1826)
Riccardo Muti, Musikalische Leitung, Emilio Sagi, Regie, Daniel Bianco, Bühnenbild,
Jesús Ruiz, Kostüme
Orchestra Giovanile Luigi Cherubini
Koproduktion mit dem Ravenna Festival und dem Teatro Real, Madrid
HAUS FÜR MOZART • 10. Juni und 12. Juni 2011, 19.30 Uhr
SERENATA
Georg Friedrich Händel (1685–1759): Aci, Galatea e Polifemo, Serenata a tre HWV 72
Sunhae Im, Aci, Vivica Genaux, Galatea, Marcos Fink, Polifemo
Akademie für Alte Musik Berlin
René Jacobs, Musikalische Leitung
HAUS FÜR MOZART • Samstag, 11. Juni 2011, 19.30 Uhr
INSTRUMENTALMUSIK
Concerti grossi
Werke von Antonio Vivaldi, Nicola Fiorenza, Nicola Porpora und Charles Avison
Jérôme Pernoo, Violoncello, Laurence Paugam, Violine, Ensemble Matheus,
Jean-Christophe Spinosi, Musikalische Leitung, Violine
STIFTUNG MOZARTEUM – GROSSER SAAL • Sonntag, 12. Juni 2011, 11.00 Uhr
GEISTLICHE MUSIK
Luigi Cherubini (1760–1842): Requiem c-Moll für Chor und Orchester (1816)
Orchestra Giovanile Luigi Cherubini
Riccardo Muti, Musikalische Leitung
FELSENREITSCHULE • Montag, 13. Juni 2011, 11.00 Uhr
KAMMERMUSIK
Un’Accademia Napoletana
Werke von Domenico Sarri, Giovanni Battista Pergolesi, Francesco Durante und Roberto
Valentini
Roberta Invernizzi, Sopran
Giovanni Antonini, Musikalische Leitung
Il Giardino Armonico
STIFTUNG MOZARTEUM – GROSSER SAAL • Samstag, 11. Juni 2011, 11.00 Uhr
SALZBURGER FESTSPIELE
Postfach 140 • 5010 Salzburg • Austria
Tel: +43-662-8045-500
Fax: +43-662-8045-555
[email protected]
www.salzburgfestival.at
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SALZBURGER FESTSPIELE 2011
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DAS SCHAUSPIEL
Zwei Uraufführungen, die Neuinszenierung des Faust-Marathons in Hallein und von Maß für
Maß im Landestheater bilden, neben der Wiederaufnahme von Jedermann und Ein
Sommernachtstraum die Schwerpunkte des Schauspielprogramms 2011.
Das Programm Dichter zu Gast geht in diesem Jahr auf in die zwei produktionsbegleitenden
Rahmenprogramme: Jenseits der Grenze zu Peter Handkes Immer noch Sturm und Auf
eigene Faust zu Goethes Faust 1&2. Gäste sind die Autoren Daniel Kehlmann, Fabjan
Hafner, Peter Stephan Jungk, Jon Fosse und Margarete Mitscherlich, denen als
Gesprächspartner Musiker, Komponisten, Film- und Literaturwissenschaftler, Filmemacher,
Theaterregisseure und Schauspieler zur Seite stehen.
Das YDP-Programm 2011 schließt an Arbeiten wie die große Hotelinstallation You are here
(Dries Verhoeven) oder Wiedersehen macht Freude des Künstlerduos Auftrag:Lorey an – es
versammelt Inszenierungen, die sich mit dem Eintauchen des Zuschauers in die Aufführung
beschäftigen und dem Theater dafür, im wahrsten Sinne, neue Räume eröffnen. Der
Spielplan des YDP erlaubt es im zehnten Jubiläumsjahr, innerhalb von zwei Tagen alle 5
Aufführungen in einer frei gewählten Reihenfolge zu erleben und bildet für die Dauer von 10
Tagen ein dichtes Repertoire. Die Aufführungen aus den USA, Dänemark, Schweden,
Großbritannien und Belgien haben ihre Spielstätten im gesamten Stadtgebiet – von der
Universitätsaula bis zum Museum der Moderne, in angemieteten Wohnhäusern und natürlich
im republic. Den Auftakt bildet das Kopenhagener Performance-Kollektiv SIGNA mit der
speziell für und in Salzburg entwickelten Auftragsarbeit Das ehemalige Haus.
JEDERMANN 2011
Die Wiederaufnahme des Jedermann erfolgt 2011 in unveränderter Besetzung, mit einer
Ausnahme – frohe Umstände machten es erforderlich, die Rolle der Guten Werke, die im
Vorjahr beeindruckend von Angelika Richter interpretiert wurde, mit der Kölner
Schauspielerin Lina Beckmann neu zu besetzen. In der überarbeiteten Inszenierung von
Christian Stückl treten wieder auf Martin Reinke, Ben Becker, Peter Jordan, Nicholas
Ofczarek, Elisabeth Rath, Robin Sondermann, Britta Bayer, Robert Reinagl, Birgit
Minichmayr, Felix Vörtler, Thomas Limpinsel, Sascha Oskar Weis und David Supper.
Unter dem Titel Jedermann remixed wird zudem ein ungewöhnliches Filmprojekt in der
Regie von Hannes Rossacher, der im Vorjahr bereits die allein in Österreich von 387.000
Zuschauern live mitverfolgte Aufzeichnung des Jedermann hergestellt hat. Sein neues
Filmprojekt ist eine Zeitreise der besonderen Art: Anhand von Archivbeständen aus neun
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Jahrzehnten soll eine komplette Jedermann-Aufführung entstehen, die eine Zeitreise durch die
Aufführungsgeschichte des Salzburger Jedermann ist. Durch die Montage unterschiedlicher
Aufzeichnungen treten Schauspieler miteinander auf, deren Interpretation oft mehrere
Jahrzehnte trennen. So entsteht ein kulturhistorisches Puzzle von Alexander Moissi bis
Nicholas Ofczarek - ein Film über das Phänomen des Salzburger Jedermann.
Ben Becker-Fans dürfen sich zudem auf einen Konzertabend des Schauspielers mit der
Sängerin Gustav im Rahmenprogramm Auf eigene Faust freuen.
FAUST 1&2 + AUF EIGENE FAUST
Nicolas Stemann inszeniert beide Teile von Goethes Faust als Marathonvorstellungen an vier
Wochenenden auf der Perner-Insel Hallein. Aus seiner umjubelten Räuber-Aufführung 2008,
die im Folgejahr zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde, sind die Musiker Thomas
Kürstner und Sebastian Vogel, die Videokünstlerin Claudia Lehmann und der Schauspieler
Philipp Hochmair wieder mit dabei. Am Tag nach der Premiere wird die Programmreihe Auf
eigene Faust mit einer Aufführung von Murnaus Stummfilmklassiker in der Aula der
Universität eröffnet. Die Freunde der Salzburger Festspiele unterstützen die Neuvertonung
des Films durch ein Konzert des Hamburger Ensemble Resonanz und einen
Kompositionsauftrag an Tobias Schwenke. Es folgt eine Lesung zum Fauststoff mit Klaus
Maria Brandauer und dem Pianisten Lars Vogt im Landestheater. Die szenische
Einrichtung von Daniel Kehlmanns Stück Geister in Princeton übernimmt der Autor,
Regisseur und Produzent Christopher Hampton. Das Stück über den Wissenschaftler Kurt
Gödel entstand im Auftrag der Salzburger Festspiele und wird unmittelbar nach seiner
Fertigstellung hier erstmals vorgestellt. Die Uraufführung findet im Herbst 2011 im
Schauspielhaus Graz statt. Am 5. August präsentiert der in diesem Jahr mit dem Ibsen-Preis
ausgezeichnete Dramatiker und Romancier Jon Fosse mit Sebastian Rudolph und Patrycia
Ziolkowska aus dem Faust-Ensemble sowie Hinrich Schmidt-Henkel und dem Regisseur
Eirik Stubø seine Version von Goethes Faust, die im Februar 2012 ihre Uraufführung in
Stockholm erlebt. Es folgt ein Gespräch mit der Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich
und dem Gretchen aus der Faustinszenierung Patrycia Ziolkowska über die Radikalität des
Alters. Den Abschluss des Programms bildet ein Konzert mit „Unterhaltungsmusik zur Suche
nach Erkenntnis“ der österreichischen Sängerin und Komponistin Gustav mit Songs zu
Goethes Faust, begleitet von ihrem Ensemble und Ben Becker als singendem Gast.
DIE VIER HIMMELSRICHTUNGEN
Die Festspielsaison im Landestheater beginnt mit einer Uraufführung des neuen Stückes von
Roland Schimmelpfennig in seiner eigenen Regie; er hat zuvor bereits erfolgreich als
Regisseur in Zürich und Wien gearbeitet. „Die vier Himmelsrichtungen“ sind eine
Auftragsarbeit der Salzburger Festspiele und des Deutschen Theaters Berlin. Roland
Schimmelpfennig, dessen Drama „Der goldene Drache“ zum Stück des Jahres 2010 gewählt
wurde, erzählt in seinem neuen Stück mit vier Schauspielern die Geschichte von sechs
Menschen, die in einer Großstadt aus allen Himmelsrichtungen aufeinander treffen, wobei
sich die schicksalhaften Verbindungen ihrer Lebensläufe und ihrer tödlichen Verwicklungen
durch raffinierte Perspektivwechsel und Rückblenden erst ganz zum Schluss offenbaren. Die
Aufführung bringt ein Wiedersehen mit Festspielkünstlern der letzten Jahre, darunter
Johannes Schütz, der als Bühnenbildner von Jürgen Goschs Inszenierung der Möwe und
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seiner unvollendeten Bakchen wie auch von Matthias Hartmanns Inszenierung von Phädra in
Salzburg gearbeitet hat, sowie mit Kathleen Morgeneyer, der Nina aus Jürgen Goschs
Möwe, Nachwuchsschauspielerin des Jahres 2009. Sein Festspieldebüt gibt in dieser
Inszenierung Ulrich Matthes, an seiner Seite Almut Zilcher, die hier zuletzt in Leander
Haußmanns Inszenierung von Ein Sommernachtstraum in der Felsenreitschule zu sehen war,
und Jens Lehmann.
IMMER NOCH STURM UND JENSEITS DER GRENZE
Es ist vielleicht Peter Handkes persönlichstes Theaterstück – eine Art Traumspiel, in dem
ein Erzähler die Geschichte seiner Familie, und darin auch seiner Leute, der slowenischen
Kärntner, in einem großen epischen Bogen von den späten dreißiger Jahren bis in die frühen
neunziger Jahre erzählt. Im Kern ist es eine Ahnenbeschwörung und zugleich die Geschichte
des slowenischen Partisanenkrieges und der damit verbundenen Tragödie von Menschen, die
der Tragödie entgehen wollten. Märchenhaft lässt der Erzähler seine Vorfahren wieder
auferstehen und tritt ein in ihre Gesellschaft, neben seine Mutter als junge Frau, unter seine
verstorbenen Großeltern, Tanten und Onkel, bis er sich selbst als dem Knaben von einst
gegenübersteht. Nach Jossi Wieler, der 2009 Handkes Eine Frage des Lichts oder Bis der
Tag uns scheidet gemeinsam mit Becketts Das letzte Band im Landestheater uraufgeführt
hatte, inszeniert nun Dimiter Gotscheff, der bei den Festspielen 2006 Tartuffe von Molière
aufgeführt hat. Die Bühne gestaltet Katrin Brack, die für ihr verschneites Bühnenbild der
Salzburger Molièrepassion von Luk Perceval 2007 den Wiener Nestroypreis erhielt.
Vom 13. bis 19. August wird sich die Edmundsburg, direkt über den Festspielhäusern
gelegen und Sitz des Stefan Zweig Centre, zu einem Ort „Jenseits der Grenze“ verwandeln –
Lesungen, Gespräche und Filmaufführungen bilden ein Begleitprogramm zu Handkes Welt.
Sein neues Stück ist reich an Bezügen zu seinem bisherigen Schaffen und zur jüngeren
Zeitgeschichte Österreichs. Daher wird Jens Harzer die Reihe mit einer Lesung aus dem 2010
erschienen „Buch der Namen“ beginnen, es folgen Gespräche und Lesungen mit
renommierten Germanisten wie Hans Höller, Klaus Amann und Fabjan Hafner, dem
Regisseur Wim Wenders, dem Handke-Biografen Malte Herwig, der Filmwissenschaftlerin
Heide Schlüpmann und dem Autor (und einstigen Regieassistenten bei Handkes Verfilmung
seiner Erzählung Die linkshändige Frau) Peter Stephan Jungk aus Paris. Der Schauspieler
Markus Boysen liest im zehnten Todesjahr von W.G. Sebald aus dessen Essay über Peter
Handkes Die Wiederholung. Die Terrasse der Edmundsburg wird sich in diesen Tagen in eine
slowenische osmiza verwandeln, mit abendlichen Filmaufführungen und Musik. Den
Abschluss der Reihe bildet Gert Voss’ Lesung aus Handkes Schlüsselroman Die
Wiederholung im Landestheater. Die Reihe Jenseits der Grenze ist eine Kooperation mit der
Universität Salzburg.
2 x SHAKESPEARE
Thomas Ostermeier, der sein Festspieldebüt vor zehn Jahren im damaligen Stadtkino mit der
deutschsprachigen Erstaufführung von Jon Fosses Der Name gab und inzwischen einer der
auch international erfolgreichsten Regisseure Deutschlands ist, kehrt mit der Inszenierung von
Shakespeares Maß für Maß zu den Festspielen zurück. Das in Wien angesiedelte Stück lotet
scharfsinnig die Grauzone zwischen moralischer Konsequenz und inhumaner Grausamkeit
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aus. Es liefert eine schonungslose Analyse der zwischenmenschlichen Dynamik im Umgang
mit Macht und ist gleichzeitig eine federnde Komödie über die Schwierigkeit, das Richtige zu
tun. In den Hauptrollen sind Gert Voss, mit dem Ostermeier 2004 Baumeister Solness am
Burgtheater inszenierte, und Lars Eidinger zu sehen. Die Neuübersetzung übernahm der
deutsche Dramatiker Marius von Mayenburg, dessen Stück Der Stein 2008 im YDP zur
Uraufführung kam.
Ein Sommernachtstraum - vielleicht ist dies der Beginn einer kleinen Tradition: Nach dem
großen Erfolg der letztjährigen Produktion erfolgt eine Wiederaufnahme unter neuer Regie
und mit neuen Schauspielstudenten der Universität Mozarteum. Die Aufführung ist ein
Sommer- und Studententheater der besonderen Art: Sie vereint im Park von Schloss
Leopoldskron ein abendliches Picknick mit der Theater- und Filmaufführung des
Sommernachtstraums, letztere in der Hollywood-Regie von Max Reinhardt aus dem Jahr
1935 auf einer Leinwand zwischen den Bäumen vorm Weiher. Das Projekt, in
Zusammenarbeit mit dem Salzburg Global Seminar realisiert, wird an Regentagen wie im
Vorjahr in der Kunstgärtnerei Doll stattfinden.
YDP 2011
Ungewöhnlich an der diesjährigen Programmgestaltung ist sowohl der kuratorische Ansatz
auch als die veränderte Disposition: Innerhalb von zehn Tagen werden fünf internationale
Produktionen in einem kompakten Spielplan gleichzeitig in fünf verschiedenen Spielstätten
präsentiert. Es handelt sich um Aufführungen, die, Mission Drift von The TEAM
ausgenommen, auf eine andere Form des Theatererlebnisses setzen – jenseits der
traditionellen Bühne sind die Besucher plötzlich mitten drin im inszenierten Geschehen, und
zugleich „draußen“ in der Stadt, im Festspielbezirk, im Museum und verschiedenen Häusern
Salzburgs. Das diesjährige Programm setzt die Erkundung unkonventioneller, dabei aber doch
einladender und berührender Theaterexpeditionen fort, die wir mit Arbeiten wie der
Hotelinstallation You are here oder Wiedersehen macht Freude in den vergangenen Jahren
zum Bestandteil dieser Wettbewerbsreihe für junge Regisseure gemacht haben. So lädt das
Londoner Künstlerduo Lundahl & Seitl zum Besuch eines imaginären Museums inmitten des
Salzburger Museums der Moderne ein; das dänische Künstlerkollektiv SIGNA lässt die
Zuschauer auf die Spurensuche nach einem verschwundenen Hausbesitzer gehen. Die
Künstler der schwedischen Gruppe Poste Restante geben u.a. Kurse im Flirten und in guten
Tischmanieren samt der Gelegenheit, das Gelernte anzuwenden, und die belgische Gruppe
Ontroerend Goed entwickeln ein Spiel, in dem sich der Zuschauer, und nur er allein, selber
sieht, wie er es sonst nie könnte. Die Produktion von The TEAM findet auf der Bühne des
republic statt und nimmt die Zuschauer dort mit auf eine Zeitreise quer durch die Geschichte
der USA, die ins Herz des amerikanischen Kapitalismus führt.
Das Programm des YDP wird zur Gänze von Montblanc International gesponsert und feiert
2011 sein zehnjähriges Jubiläum.
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SALZBURGER FESTSPIELE 2011
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Stephan Balkenhol, 1957 in Fritzlar (Hessen) geboren, studierte an der Hochschule für
Bildende Künste in Hamburg bei Ulrich Rückriem. Seit Anfang der achtziger Jahre
bestimmen aus Holzblöcken geschlagene menschliche Figuren und Köpfe Balkenhols
Schaffen. Mit seinem Beitrag zu „Skulpturen Projekte Münster“ 1987 und darauf folgenden
Arbeiten im öffentlichen Raum erregte Balkenhol weithin Aufmerksamkeit. 1989 wurde er
mit dem Internationalen Preis des Landes Baden-Württemberg, 1990 mit dem Bremer
Kunstpreis ausgezeichnet. Lehraufträge an der Hamburger Kunsthochschule, am Städelschen
Kunstinstitut in Frankfurt sowie an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. 1992
Berufung als Professor an die Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.
Frei von subjektiver Befindlichkeit und Emotion wirken Balkenhols Figuren und Porträts
distanziert, anonym und rätselhaft. „Meine Skulpturen erzählen keine Geschichten. In ihnen
versteckt sich etwas Geheimnisvolles. Es ist nicht meine Aufgabe, es zu enthüllen, sondern
die des Zuschauers, es zu entdecken“, sagt Stephan Balkenhol. „Hinsehen! Heißt das Gebot
für den Zuschauer. Hinsehen und sich seinen Vers machen – auch auf die Gefahr hin, dass
nichts sich reimt“, meinte der deutsche Kunstkritiker Peter Iden 2007 anlässlich der
Aufstellung von zwei Skulpturen in Salzburg, die Stephan Balkenhol für das Kunstprojekt der
Salzburg Foundation geschaffen hatte: einen Mann auf einer Kugel („Sphaera“ auf dem
Kapitelplatz) sowie sein weibliches Pendant „Frau im Fels“ im Toscaninihof.
Stephan Balkenhol, born in 1957 in Fritzlar (Hesse), studied at the Academy of Fine Arts in
Hamburg under Ulrich Rückriem. Since the beginning of the 1980s Balkenhol’s œuvre has
been characterised by human figures and heads, hewn out of blocks of wood. Balkenhol
aroused widespread attention with his contribution to the “Münster Sculpture Projects” in
1987, and with subsequent works in the public space. In 1989 he was awarded the
International Prize of Land Baden-Württemberg, in 1990 he received the Art Prize of Bremen.
He has held teaching appointments at the Hamburg Academy of Art, the Städelsches Institute
of Art in Frankfurt and also at the Academy of Fine Arts in Karlsruhe. In 1992 he was
appointed professor at the Academy of Fine Arts in Karlsruhe.
Balkenhol’s figures and portraits are free of subjective conditions and emotions, and appear to
be distant, anonymous and mysterious. “My sculptures do not relate any stories. They conceal
something secretive. It is not my task to reveal that but it is up to the observer to discover it”,
says Stephan Balkenhol. “Look! That’s what observers have to do. Look and make their own
interpretation”, stated German art critic Peter Iden in 2007, when two sculptures that Stephan
Balkenhol had created for the Art Project of the Salzburg Foundation were installed in
Salzburg: a man on a sphere (“Sphaera” on the Kapitelplatz) and the female counterpart
“Woman in the Rock” in the Toscaninihof.
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SALZBURGER FESTSPIELE 2011
FOTOS DER INTERPRETEN DER SALZBURGER FESTSPIELE 2011
W.A. Mozart: DON GIOVANNI
Malin Byström
singt Donna Anna
Foto: Peter Knutson
Erwin Schrott als Leporello
Foto: SF/Rittershaus
2011 singt er auch Figaro in Le nozze di Figaro
Leoš Janáček: DIE SACHE MAKROPULOS
Angela Denoke singt die Emilia Marty ©Johan Persson
R. Strauss: DIE FRAU OHNE SCHATTEN
Stephen Gould singt den Kaiser
Foto: Peter Rigaud
Anne Schwanewilms singt die Kaiserin
Foto: Johanna Peine
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JEDERMANN
Fotos: Hermann und Clärchen Baus
Birgit Minichmayr und Nicolas Ofczarek
Fotos: Ingo Pertramer
Aus SF 2008: Nach F. • DIE RÄUBER
A. Simon, Philipp Hochmair, D. Hoevels, F.Knopp
Philipp Hochmair spielt den FAUST 2011
Aus SF2 2007: L. Perceval •
MOLIÈRE. EINE PASSION
Patrycia Ziolkowska spielt 2011 Margarethe
Foto: SF/Arno Declair
Foto: SF/Matthias Horn
Fotodownload auf unserer Website: www.salzburgfestspiele.at / Fotoservice
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