Gewinnerprojekte 2008 Kurzvorstellung.qxp

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Innovationspreis der österreichischen Altenpflege 2008
Vorstellung der Gewinnerprojekte
MEMBER OF THE EUROPEAN ASSOCIATION FOR DIRECTORS OF RESIDENTIAL CARE HOMES FOR THE ELDERLY
1160 Wien
Ottakringer Straße 264
Telefon & Fax: + 43 1 5851590
[email protected]
www.lebensweltheim.at
Projekttitel
Haus der Generationen
Leitsatz: Das Zusammenspiel aller Kräfte macht den Ort für Alt und Jung zum zentralen Punkt der
Lebensfreude
Netzwerkpartner
1. Marktgemeinde Götzis
2. VOGEWOSI, Vorarlberger Gemeinnützige Wohnbau und Siedlungsgesellschaft
3. Projektbüro „zämma leaba z’Götzis“, Bürgerinitiative
4. Verein Spielschlössle
5. Verein Freunde der Hauptschule Götzis
6. Verein Offene Jugendarbeit Götzis
7. Krankenpflegeverein und Mobiler Hilfsdienst Götzis
8. Gemeinde Koblach
9. Mobiler Hilfsdienst Götzis
10. connexia Gesellschaft für Gesundheit und Pflege
11. aks Sozialmedizin GmbH
Beschäftigungswerkstatt EinDRUCK
12. Volksschule Markt Götzis
Projektbeschreibung
Wie alles begann
In der Marktgemeinde Götzis wurde ein Erweiterungsbau und die Sanierung des Senioren- Wohnund Pflegeheimes notwendig. Ziel war, gemeinsam mit dem Pflegeheim in Altach die notwendigen
Pflegeplätze in der Region Kumma, mit den Gemeinden Götzis, Koblach, Mäder und Altach, bis zum
Jahr 2020 sicher zustellen. Das Haus sollte auch den Charakter eines Sozialzentrums bekommen. Die
betagten BürgerInnen und deren Familien sollten auf mehreren Ebenen unterstützt werden, damit die
Betreuung und Pflege zu Hause möglichst lange gesichert sind. 2001 wurde mit der Projektentwicklung begonnen, im Herbst 2007 konnte das aus dem Netzwerk-Projekt entstandene Haus der
Generationen eröffnet werden.
Begegnungsräume fördern das Zusammenleben der Generationen
Das Zusammenwirken der unterschiedlichen Einrichtungen und Begegnungsräume fördern im
Haus der Generationen das Zusammenleben der Generationen zum Vorteil aller.
Das Heim für SeniorInnen im Haus der Generationen bietet betreutes Wohnen (selbständiges Wohnen
in eigenen Wohnungen), Seniorenzimmer, in denen die BewohnerInnen nach einem Wohngemeinschaftsmodell zusammen leben, und ein Pflegeheim an. Die abgestuften Wohnformen waren in
kurzer Zeit voll belegt. Dadurch konnten Aufnahmen in den Pflegebereich reduziert werden. Die
Betreuung erfolgt auf der Basis eines integrativen Pflegekonzeptes.
Ambulante und stationäre Pflege arbeiten Hand in Hand. So haben ältere Menschen z.B. die Möglichkeit zum offenen Mittagstisch ins Haus der Generationen zu kommen. Wer dies nicht mehr kann,
dem wird via Essen auf Rädern die Mahlzeit nach Hause gebracht.
Der Verein Offene Jugendarbeit im Haus der Generationen bietet Lern- und Freizeitbetreuung an.
Täglich nehmen bis zu 30 SchülerInnen in der im Haus befindlichen Cafeteria, wie die älteren MitbürgerInnen, den offenen Mittagstisch in Anspruch. Neben dem alltäglichen, natürlichen Zusammenleben, “man läuft sich über den Weg”, fördert Generationen übergreifende Jugendarbeit das Lernen
voneinander: Gewürzbeete werden anlegen, gemeinsam der Computer entdeckt, Spielenachmittage
und Grillfeste organisiert.
Der Verein Spielschlössle bietet Kleinkinderbetreuung inmitten des Senioren- Wohn- und Pflegeheimes an. Die Kinder holen ihre Jause selbst in der Seniorenheimküche, der Weg dorthin führt
durch die Wohngruppen. Der Kontakt der Kleinsten mit den Ältesten findet daher täglich statt. Sie
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1. Platz
Sozialdienste Götzis GmbH
Prok. Martin Herburger, Schulgasse 5, 6840 Götzis, Tel. & Fax 05523/64050+405
E-Mail: [email protected]
Ein lokaler Beitrag, einer Entsolidarisierung der Gesellschaft entgegen zu wirken
Das Netzwerk wurde aus dem speziellen Bedarf der Marktgemeinde Götzis im Zusammenwirken mit
den Gemeinden der Kummenregion nach Prinzipien der Nachhaltigkeit entwickelt. Der Betrieb des
Hauses der Generationen bleibt in der kommunalen Verantwortung und damit in der Verantwortung
der Gemeindepolitik, die letztlich von den BürgerInnen kontrolliert wird.
Die Integration der verschiedenen Generationen der Gemeinde Götzis wurde stark gefördert, beginnenden Ghettobildungen konnte entgegen gewirkt werden. Der Alltag wurde für alle Altersschichten
bereichert. Das Maß an Pflege richtet sich nach der Bedürftigkeit. Insgesamt wurden durch eine gesamtheitliche Betrachtung der sozialen Aufgabenfelder für die Marktgemeinde Götzis Kosten gespart.
Das integrierte Modell in Götzis ist außerdem ein lokaler Beitrag, einer Entsolidarisierung der Generationen und Gesellschaft entgegen zu wirken und unterstützt die Hilfe zur Selbsthilfe. Es steht für das
Wir-Gefühl in der Marktgemeinde Götzis und hat mittlerweile als integratives Modell sowie im Bereich
der Pflegestandards Vorbildcharakter in Vorarlberg.
Auch aus ökologischer Sicht ein nachhaltiges Projekt
Nachhaltige Entwicklung verlangt nach einem Gleichgewicht zwischen Ökologie, Okonomie und Sozialem. Auch dem Aspekt der Ökologie wurde Rechnung getragen. Wesentlicher Bestandteil der Planung des Hauses der Generationen, war ein optimierter Energieeinsatz - Isolierung, Erdkollektoren,
Wärmepumpe, Nahwärme aus Biomasse. Durch die Lage im Zentrum sind die Wege kurz gehalten.
Die Überlegungen im Vorfeld, das Grundstück im Zentrum der Gemeinde ökonomisch gewinnbringend zu verwerten und stattdessen an der Peripherie neu zu bauen, wurden fallen gelassen.
Wissenschaftliche Projektbegleitung mit „Sozialkapitalstudien“
Eine Studie zum Thema „Sozialkapital“ unter der wissenschaftlichen Leitung des OECD-Beauftragten für Sozialkapital, Prof. DI Ernst Gehmacher wurde durchgeführt, 2011 gibt es durch eine weitere Studie eine Evaluation über die Auswirkungen des Konzeptes für das Haus der Generationen und
darüber hinaus für die Aktionsbereiche der Marktgemeinde Götzis, die im Netzwerk mit dem Haus
der Generationen verbunden sind.
Das Haus der Generationen: systemisch organisiert, ganzheitlich, integrativ
Prok. Martin Herburger, Heimleiter der Sozialdienste Götzis zusammenfassend: „Wir haben ein ganzheitliches, integratives Projekt, das systemisch organisiert ist, entwickelt. Es ist geprägt von einem
Klima der Kooperation und von positiver Atmosphäre. Und es ist gelungen, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln, das sich von den BewohnerInnen über die Angehörigen, die weiteren
NutzerInnen des Hauses der Generationen bis in die Gemeinde und die Gemeinwesensarbeit in
der Region positiv auswirkt.“
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beschäftigen sich miteinander - „die Enkel kommen zur Oma, zum Opa auf Besuch“.
Die Bürgerinitiative „zämma leaba z´Götzis” fördert das ehrenamtliche Engagement und das Sozialkapital im Haus der Generationen sowie in der Marktgemeinde. Ältere Menschen erhalten bei Bedarf Unterstützung zu Hause, bei der Bewältigung von Alltagsherausforderungen (Gartenpflege, hauswirtschaftliche Tätigkeiten, Fahrdienste, Amtsgänge, Spitalsbesuche, Nachbarschaftsfeste, Willkommenstag für neu Zugezogene, Waldweihnacht für Kinder etc.
Auch mit der Projektgruppe “Eindruck”, einem Arbeits-Eingliederungsprojekt für psychisch erkrankte
Personen, ergibt sich immer wieder eine Zusammenarbeit, denn „Eindruck“ stellt u.a. bedruckte T-Shirts
nach den Entwürfen der Jugendlichen her.
Besonders bemerkenswert ist auch das Projekt „Qualimappe“ des Netzwerkpartners „Freunde der
Hauptschule Götzis“. Jugendliche können sich in der Gemeinde sozial engagieren und bekommen
dafür ein Zertifikat, an dem sich auch die Handwerkerzunft Götzis und die Götzner Wirtschaftsgemeinde beteiligen. Das Zertifikat hilft beispielsweise bei Lehrstellensuche. Im Haus der Gernerationen
beteiligen sich immer wieder Jugendliche an Aktionen, z.B. Pappmaschee Projekt, Spiele-Nachmittag,
Vorlese-Stunden, Spazierengehen mit betagten Menschen, Adventkranzbinden, Freude schenken
mit Musik (SchülerInnen der Musikhauptschule musizieren im Haus der Generationen).
Nicht zuletzt nutzt die Bevölkerung das Haus der Generationen um ÄrztInnen zu konsultieren, ihre
Freizeit zu gestalten, Hilfestellung bei sozialen oder pädagogischen Fragen einzuholen oder am
Mittagstisch teilzunehmen.
Projekttitel
Ethische Entscheidungen im Alten- und Pflegeheim
Netzwerkpartner
1. IFF Palliative Care und OrganisationsEthik
Alpen-Adria Universität Klagenfurt
2. Haus der Barmherzigkeit
3. Haus St. Elisabeth, Caritas der Erzdiözese Wien
Projektbeschreibung
Der Netzwerkpartner IFF hat das gesamte Projekt koordiniert und die Projektumsetzung mit den
einzelnen Netzwerkpartnern organisiert und begleitet. Die Projektumsetzung erfolgte bei den einzelnen Projektpartnern parallel. Das Projekt wurde beim Bundesministerium für Wissenschaft und
Forschung im Oktober 2004 eingereicht. Projektstart war im Jänner 2005, die
Projektabschlussveranstaltung im Oktober 2006.
Die Methodik des Forschungsprojektes
TRAFO – Transdisziplinäres Forschen in Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften stellt transdisziplinäre Forschungsprozesse ins Zentrum wissenschaftlicher Forschung. Dies bedeutet, dass unterschiedliche Gruppen der „Zivilgesellschaft“ als potentielle NutzerInnen von Forschungsergebnissen
in Forschungsprozesse miteinbezogen werden. Da es ein vergleichbares Forschungsprogramm bislang weder national noch international gab, schuf bzw. verbesserte TRAFO Möglichkeiten, in zentralen Feldern der internationalen Programmforschung mit innovativer transdisziplinärer Forschung
Agenda Setting zu betreiben und damit einen mehrfachen forschungspolitischen Mehrwert zu erzielen,
denn komplexe gesellschaftliche Herausforderungen lassen sich nicht mit dem Wissen und den
Methoden einzelner Disziplinen lösen, sondern nur in ihrem Zusammenwirken.
Die Ausgangssituation
Im Arbeitsalltag von Alten- und Pflegeheimen sind MitarbeiterInnen häufig und immer wiederkehrend
mit ethischen Fragestellungen konfrontiert. Insbesondere die Phase des Einzugs in ein Heim und die
Phase des Sterbens der BewohnerInnen sind mit wichtigen ethischen Entscheidungen verbunden. Für
die betroffenen alten Menschen, die MitarbeiterInnen in den Alten- und Pflegeheimen, das Management und auch kooperierende Personen oder Organisationen ist daher die gute Gestaltung dieser
beiden Phasen von großer Bedeutung, um eine gute Betreuung sicher zu stellen.
Projektdurchführung im Haus Gustav Klimt
Vor dem Hintergrund dieser Entscheidungsprozesse fiel der Entschluss des interdisziplinären Teams
im Haus Gustav Klimt (Pflegepersonal, TherapeutInnen, Ärztin, PsychologInnen, AnimateurInnen, SozialarbeiterInnen, Hausdirektor), in Kooperation mit dem IFF mehrere Workshops im Haus Gustav
Klimt zu veranstalten. Insgesamt wurden vier halbtags-Workshops durchgeführt.
Am Anfang stand das Ziel, ein gemeinsames Verständnis von ethischen Entscheidungen zu entwikkeln. Um konkrete „Fälle“ zu bearbeiten, wurde ein Erhebungsinstrument vorgestellt, mit dem eine möglichst strukturierte Darstellung unterschiedlicher Situationen gewährleistet werden sollte („Situations/Fallanalyse“). Die Auseinandersetzung mit einzelnen Fällen in den Workshops erfolgte jeweils im
interdisziplinären Team. Leitende Fragen zu Reflexion lauteten: Wen oder was brauche ich um „meinen Fall“ in der Gruppe in guter Qualität besprechen zu können? Wie werden unterschiedliche
Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln wahrgenommen und interpretiert? Können Szenarien
entwickelt werden, um mögliche Alternativen aufzuzeigen?
Die TeilnehmerInnen brachten konkrete Fälle in Form eines „Situations-Fallanalyseblattes“ ein. Aus
diesem Pool wurde für den Workshop ein Fall ausgewählt und dazu externe TeilnehmerInnen, die
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2. Platz
Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser, Haus Gustav Klimt
Direktor Claudio May, Felbigergasse 81, 1140 Wien, Tel. 914 90 84-13
E-Mail: [email protected]
Ziel der Fallbesprechung sind die Themen, „Werte und Urteile“, die hinter dem Fall liegen, aufzuzeigen.
Dadurch wird Konsens und Dissens transparent. Das Versetzen in die Lage der anderen bringt
jedem Teammitglied eine Erweiterung der eigenen Sichtweise, die gerade in der interdisziplinären
Zusammenarbeit von großer Bedeutung und zum Nutzen der BewohnerInnen ist. Die
Auseinandersetzung mit dem Thema führt zu Lerneffekten auf breiter Basis: Orientierung an den
Bedürfnissen der BewohnerInnen sowie Gestaltung von Entscheidungsprozessen im Hinblick auf
das Ernstnehmen der Werthaltungen und Wünsche der BewohnerInnen.
Parallel zu den Workshops wird im Rahmen der routinemäßig wiederkehrenden Besprechungen im
Haus Gustav Klimt des interdisziplinären Betreuungs-Teams und des interdisziplinären HausTeams das von dem IFF vorgestellte Erhebungsinstrument zur Besprechung laufender, aktueller
Fälle erfolgreich eingesetzt. Die Kommunikation verbesserte sich. Ebenso das Verständnis für
berufsspezifische Zugänge und mögliche Problemlösungen. Ein positiver gruppendynamischer
Effekt bei den Teammitgliedern stellte sich ein.
Die bewusste und professionelle Auseinandersetzung mit dem Thema „Ethische Entscheidungen in Altenund Pflegeheimen“ schafft für die BewohnerInnen eine höhere Betreuungsqualität. Durch die
Sensibilisierung der MitarbeiterInnen für schwierige Lebenslagen können kritische Situationen im
Vorfeld oder Entstehen erkannt und abgefedert werden. Die BewohnerInnen fühlen sich angenommen und verstanden. Durch das verbesserte und transparentere Kennenlernen von Bewohnerbedürfnissen und -erwartungen wird für das gesamte Management in ablauforganisatorischer Hinsicht
Verbesserungspotenzial aufgezeigt.
Nach Abschluss des Projekts wurde im Unternehmen ein Arbeitskreis „Ethikbeirat“ formiert, sowie
ein Palliativer Konsiliardienst auf Unternehmensebene konzipiert (2006). Der Arbeitskreis „Ethikbeirat“ erarbeitete ein Statut als Basis für die Installierung eines Ethikbeirats. Danach wurden zwei
interdisziplinäre Diskussionsrunden im April 2007 durchgeführt. Ziel war es, ein gemeinsames Bild
über „Ethik, ethische Entscheidungen, Palliativcare“ in der Organisation herzustellen und Detailthemen aus dem Statut des Ethikbeirats aufzugreifen, wie z.B. Fortbildung, Begriffsklärungen, Konzept
für die Umsetzung/ Schulung/ Kommunikation/ Prozess/ Ressourcen. Es wurde eine Entscheidungsgrundlage für die „Beratungsgruppe Leitbild“ erarbeitet (Mai 2007), auf Basis dessen die Geschäftsführung entscheidet, wie die Umsetzung des „Ethikbeirats“ und die Implementierung sämtlicher
dazugehöriger Themen im KWP erfolgen kann.
Für 2008 ist die formelle Implementierung des Ethikbeirats im Kuratorium geplant. Beginnend mit
diesem Jahr werden für die Hausteams der Häuser des Kuratoriums Seminare zum Thema „Ethik
und Kommunikation“ angeboten. Die TeilnehmerInnen dieser Seminare werden darin befähigt,
ethische Fragestellungen im Haus zu bearbeiten. Gleichzeitig werden die Mitglieder des Ethikbeirats die Häuser bei schwierigeren Fragestellungen unterstützen.
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Angehörigen, eingeladen. Die FallbringerIn wurde dann aufgefordert, den Fall aus ihrer Sicht zu
schildern. Der weitere Ablauf wurde anhand des „Modells für die ethische Reflexion“ von
Marianne Rabe durchgeführt.
Projekttitel
Das Heim als Bildungswerkstatt
Netzwerkpartner
Ausbildungszentrum West (AZW) für Gesundheitsberufe der Tiroler Landeskrankenanstalten GmbH
(TILAK)
Projektbeschreibung
Im Rahmen mehrerer Vernetzungen ist das Haus St. Josef am Inn ist zu einer vielseitigen „Bildungswerkstatt“ geworden. Das eingereichte Projekt beschränkt sich ausschließlich auf die erfolgreiche
Bildungskooperation im Bereich der Pflege.
Gemeinsam mit dem Ausbildungszentrum West (AZW) der Tiroler Landeskrankenanstalten GmbH.
(TILAK) hat das Haus St. Josef am Inn eine Bildungsbrücke gebaut, die eine optimale Theorie-PraxisVerschränkung mit einem vielseitigen Nutzen ermöglicht.
Ideale Lehr- und Lernbedingungen für SchülerInnen
Auszubildende SchülerInnen der Pflegehilfe sowie der Diplomausbildung melden sich in der Schule
für das Heim an und absolvieren den praktischen Ausbildungsabschnitt der Altenpflege, verbunden
mit der gleichzeitig theoretischen Begleitung durch ihre eigenen Lehrpersonen im Haus St. Josef am
Inn. Zu diesem Zweck wurden bis jetzt zwei der neun Wohngruppen mit 21 und 23 BewohnerInnen
und 12 und 14 MitarbeiterInnen zur Lehr- und Lernwohngruppe ernannt. Sie zeichnen sich durch eine
infrastrukturell hervorragende Sachausstattung aus und sind im Bereich der Human Resources ausschließlich mit ausgebildeten Pflegekräften (DiplompflegerInnen, AltenfachbetreuerInnen und
PflegehelferInnen) besetzt.
Die SchülerInnen werden im Haus St. Josef am Inn nicht wie sonst üblich von einer Mentorin der
Praxiseinrichtung begleitet, sondern von eigens dafür abgestellten PflegelehrerInnen der Ausbildungsstätte AZW. Durch die Anwesenheit der Lehrkräfte kann das in der Schule Erlernte unmittelbar in den Praxisalltag transferiert und umgekehrt der Unterricht von der Praxis inspiriert werden.
MentorInnen des Praktikumsplatzes kennen üblicher Weise den Stoff nicht, der gerade im Unterricht
durchgenommen wird. Durch die Pflegelehrerin gibt es kein paralleles Nebeneinander von Theorie und
Praxis, sondern nur mehr ein verknüpfendes Miteinander.
Das Lehren und Lernen in der unmittelbaren Pflege wird ergänzt durch eine reflektierte Mitarbeit der
SchülerInnen in der zeitpädagogischen Arbeit sowie in der Arbeit mit ehrenamtlichen MitarbeiterInnen.
In der Region soll auf diese Weise eine Ehrenamtlichenkultur in Heimen und eine Kultur der Zeitgestaltung für SeniorInnen wachsen.
Der besondere Nutzen für PflegemitarbeiterInnen und BewohnerInnen des Hauses.
Pflegemängel werden erkannt, angesprochen und in der jeweiligen Lehr- und Lernwohngruppe aufgearbeitet. Die anwesenden PflegelehrerInnen entdecken durch ihre ausgiebige Präsenz in der Lehrund Lernwohngruppe natürlich auch Mängel bei den Pflegegewohnheiten des Stammpersonals.
Gerade am Anfang war das für die PflegerInnen schwer zu akzeptieren. Sei es, dass sich im Alltag
Nachlässigkeiten eingeschlichen haben oder seien es neue Erkenntnisse der Pflegewissenschaften,
die es zur Zeit der Ausbildung des Stammpersonals noch nicht gab. Die kritischen Aspekte werden in
der Wohngruppenleitersitzung besprochen und ein Fortbildungsprogramm für das gesamte Heim
abgeleitet. Aufwendige Fortbildungszyklen übernimmt die Fortbildungsreferentin des Hauses und
kann dabei auf die Unterstützung des Ausbildungspartners AZW zurückgreifen. Die permanent reflektierten und fortgebildeten MitarbeiterInnen profitieren selbst in einem Ausmaß, wie es ohne Schule undenkbar wäre. Die HauptgewinnerInnen sind aber die BewohnerInnen.
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3. Platz
Senioren- und Pflegeheim Haus St. Josef am Inn
Mag. Dr. Christian Juranek, Innstrasse 34, 6020 Innsbruck, Tel. 0512 / 22 44 5 – 4300, E-Mail:
[email protected]
Der Erfolg bestätigt das Projekt
In einer Region, in der gleichzeitig die Universitätsklinik am Arbeitsmarkt um Pflegekräfte wirbt, war es
sehr schwierig, qualifizierte MitarbeiterInnen für ein Pflegeheim zu gewinnen. Heute steigt der
Andrang auf Lerneinheiten in den Lehr- und Lernwohngruppen im Haus St. Josef am Inn kontinuierlich. Inzwischen kann nur mehr ca. ¼ der BewerberInnen angenommen werden. Der gemeinhin
bekannte PflegerInnenmangel ist zum Fremdwort geworden. 100% der Planstellen sind besetzt. Der
Ausbildungsgrad: 98% Ausgebildete + 2% Auszubildende. Die grundsätzlich am Arbeitsmarkt schwierig
anzuwerbenden Pflegeführungskräfte können im Haus St. Josef am Inn aufgrund der hohen BewerberInnenquote ausgewählt werden. Die Konsequenz ist eine Qualitätssteigerung.
Das Minipflegestudium als Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion und als Unterstützung
für pflegende Angehörige
Als mögliche Antwort auf die demografische Entwicklung sowie die vielfältige Belastung für pflegende
Angehörige bietet das Haus St. Josef am Inn gemeinsam mit dem Ausbildungszentrum West (AZW)
weiters an jedem ersten Mittwoch im Monat im Heimcafe das so genannte „Minipflegestudium“ mit
dem Namen „erLebenswert“ an. Der Rahmen ist öffentlich.
Fachleute vermitteln interessierten ZuhörerInnen aus dem Heim (BewohnerInnen, Angehörige, Ehrenamtliche, DienstnehmerInnen) und aus der Region pflegerisch-theoretische Inhalte auf verständliche
und ansprechende Weise. Durch dieses anspruchsvolle Angebot wird ein regelmäßiger Beitrag zur
öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Lebensabschnitt des Alters geleistet. Pflegenden Angehörigen wird ein „theoretisches Pflegewerkzeug“ mit auf den Weg gegeben, mit dem sie ihre Situation
zu Hause besser verstehen, annehmen und bewältigen können. Nicht zuletzt wird durch die fachkundige Auseinandersetzung mit pflegerelevanten Themen der Berufsstand der Pflege als anspruchsvolle berufliche Herausforderung erfahrbar und in seiner gesellschaftlichen Bedeutung aufgewertet.
Das Minipflegestudium als Sinn stiftender Impuls
MitarbeiterInnen im Bereich der Reinigung, der Wäscherei und Küche erleben sich gegenüber der
Pflege manchmal als nachrangig. Durch das Minipflegestudium werden Betätigungen in diesen Bereichen mit neuem Inhalt gefüllt und wandeln sich vom Job zur Aufgabe. Ein sauberes Zimmer, gepflegte
Kleidung, schmackhafte Mahlzeiten werden durch bewusste Bildung als unverzichtbarer Beitrag für das
Wohlbefinden des alten Menschen und als sinnstiftender Dienst erlebt. Eine sinnerfüllte Funktionsaufgabe bereitet Freude. Auffallend geringere Krankenstände und nahezu keine Fluktuation mehr,
sind die Folge. Es scheint kein Zufall zu sein, dass das Minipflegestudium besonders stark auch von
DienstnehmerInnen aus dem Funktionsbereich besucht wird.
Das Minipflegestudium bringt bei den monatlichen Vorträgen das Heimcafe inzwischen an seine Kapazitätsgrenzen und ist zu einem fixen Beitrag in der Pflege-Bildungslandschaft der Region geworden.
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Mit dieser anderen Art von Pflegeausbildung verfolgt das Haus St. Josef am Inn das Ziel, für neu auszubildende Pflegekräfte die schönen Seiten der Altenpflege und einen ansprechenden und entspannten Arbeitskontext erlebbar zu machen. Die bewusste Entscheidung zum Beruf der Altenpflegerin soll
als attraktive Option erfahrbar gemacht und damit nicht zuletzt dem Mangel an Arbeitskräften in der
Pflege bewusst entgegengewirkt werden.
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