Untitled - Schauspiel Stuttgart

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Schauspiel Stuttgart
Spielzeit 2015 / 2016
Wozu brauchen wir
Ästhetik?
( „Erobert euer Grab ! “ Aischylos )
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wir alle eine mehr oder minder große Anlage zur
Emp­findung und damit zur Ausübung des Schönen
haben (vielleicht nicht ganz so wie der Genie-Krebs
von Nietzsche, aber doch jeder auf seine Art), dass
diese Anlagen aber verschwinden, wenn sie nicht
benutzt werden. „Die natürliche Veranlagung der ganzen Seele zum schönen Denken“, so der schottische
Philosoph Hume, „erfordere ästhetische Übung.“
(Einer unserer Dramaturgen erzählte mir kürzlich von
einem Telefonat mit einem Zuschauer. Dieser
Zuschauer hatte 20 Jahre lang jede Premiere der
Ballettsparte gesehen, war aber nicht ein einziges Mal
im Schauspiel gewesen. Nach dem ersten Vorstellungsbesuch nach 20 Jahren rief er bei uns an.
Den Satz, den er am Telefon am häufigsten wiederholte, war: „Das ist doch Wahnsinn.“ )
Wozu sollen diese inneren Anlagen der ästhetischen
Erkenntnis benutzt werden? Ich habe zwei Vorschläge
– erstens zur Freude: Farbe, Harmonie, Energie,
Fremd­heit, Überraschung, Geschwindigkeit. Und zwei­­
tens – zum Sammeln von Erfahrung: zur Selbsterkenntnis, um zu begreifen, wie wir leben oder dazu,
„den Prozess des Bildens des Subjekts zu erkunden“,
wie der Philosoph Christoph Menke es ausdrückt.
Wenn wir diesen Prozess erkunden wollen, müssen
wir rückwärts auf den Grund dessen, was Herder den
„dunklen Mechanismus der Seele“ nennt. Die Frage,
worin dieser besteht, beantwortet Herder mit großer
Klarheit: er, der unheimliche (weil nicht völlig ein­
sehbare) Mechanismus, besteht in der Kraft. Die Kraft
ist „das große Geheimnis der Fortbildung, Verjüngung,
Verfeinerung aller Wesen“: das, was in der Seele,
in der dunklen (das heißt wohl letztlich unergründ­
lichen) Seele wohnt und was sich erst im Gestalten,
im Prozess des Formens und Hervor­bringens
manifestiert.
Kraft ist für Herder das innere Prinzip der Hervor­
bringung einer Gestalt aus einer anderen – vielleicht
können wir hinzusetzen: Kraft ist auch das Gestalten
von Formen und Figuren aus einer inneren Not,
aus einem inneren Drang etwas hinzuzufügen zum
Ganzen, das Eigene dem Ganzen hinzuzufügen,
sich mit anderem Leben zu vernetzen, ein Teil zu sein
von Etwas, Anteil zu nehmen, zu fließen …
FREIHEIT
Was ist Schönheit in der Kunst? Warum finden wir
etwas schön, obwohl wir es in dieser Form noch nie
gesehen haben? Warum sieht Theater alle fünf Jahre
anders aus? Wieso lehnen wir Kunstwerke ab und
können doch von ihnen bewegt sein? Wozu ist Kunst
überhaupt gut? Und wie arbeitet er, der Künstler,
wie können wir die Prozesse, in die er sich begibt,
verstehen?
Nietzsche vermerkt dazu: „Das Genie ist wie ein
blinder Seekrebs, der fortwährend nach allen Seiten
tastet und gelegentlich etwas fängt; er tastet aber
nicht um zu fangen, sondern weil seine Glieder sich
tummeln müssen.“
Aber wie geht das Sammeln, Fangen, Auswählen, Ordnen, Gliedern, Übermalen …? Nach welchen Kriterien
urteilt der Künstler und mit ihm auch der Mensch,
der ihm zuschaut und im Akt der Betrachtung ästhetisch arbeitet? Hat Leibniz Recht, wenn er formuliert,
dass nicht nur die Handlungen des Verstandes,
sondern auch die sinnlichen Vorstellungen ein inneres
Prinzip haben?
Wenn ein 5-jähriges Mädchen Blumen zu Sträußen zu­­­­
sammenstellt, wird schnell klar, dass es das nicht
über den Verstand macht. Die Schönheit ihrer Arbeit
ist nicht das Resultat von Lehre, Vernunft und intellektueller Analyse – vielmehr scheint es etwas in uns
zu geben, das auswählt, Geschmack hat. Man könnte
vielleicht sagen, dass die Ästhetik ein anderes
Denken ist, ein Denken der Sinnlichkeit. Das Mädchen
wird nicht sagen können, warum eine Blume rot ist,
es wird aber genau sagen können, welche Blumen für
sie zum Thema „Rot“ gehören und welche von diesen
Blumen schöne rote Blumen sind. Sinnliche Vor­
stellungen sind letztlich immer unerklärbar und doch
sind sie ganz bestimmt. Das Mädchen wird die Blumen
mit ruhigem Blick, aber ganz gezielt – gleichsam
ohne Diskussion und einer plötzlichen Empfindung
folgend – zusammenstellen.
Leibniz schreibt, es gibt sinnliche Auffassungen,
die „angemessen“ genannt werden können, auch wenn
die Entscheidungen, die zu diesen Urteilen führen,
nicht zu definieren sind. David Hume präzisiert, dass
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Die ästhetische Kraft der menschlichen Seele – so
Herder – ist eine Arbeit, in der wir „empfangen, ver­
arbeiten und fortpflanzen“. So ist also jedes Artefakt
Ausdruck einer Kraft und gleichzeitig ein Behältnis
derselben. Im Wirken des Zuschauens wirkt wieder
eine Kraft – im Abgleich von Artefakt und meinem
inneren Bild von ihm wird Bild gegen Bild getauscht.
Etwas Neues, meist völlig anderes entsteht. ( Nur
so sind völlig entgegengesetzte Meinungen von professionellen Kritikern zu ein und demselben Kunstwerk erklärbar – denn wenn sie wirklich das Artefakt,
das Kunstwerk, beschreiben würden, könnten sie
nicht so weit voneinander entfernt sein, aber das tun
sie ja eben gerade nicht. Sie beschreiben die Mischfarben, die überall dort entstehen, wo ein Betrachter
das fremde Kunstbild mit der Kraft der eigenen
ästhetischen Anschauung anreichert. Sie tadeln /
loben den Erzeuger des ersten eigentlichen Bildes /
Artefaktes für die Erzeugung des zweiten, eigenen,
oft in der stillschweigenden Annahme, dass dieses
zweite Bild nach allgemeinen, immer gleichen
heiligen Regeln entsteht, wogegen es in Wirklichkeit
aus der eigenen, ganz individuellen sozialen, seelischen, politischen, historischen, erotischen, willent­
lichen Ko-Produktion erwächst. )
Im Wirken der ästhetischen Kraft wird Bild durch
Bild ersetzt. Das Bild des Betrachters ersetzt das Bild
des Herstellers: erst dadurch entsteht Kunst. Ent­
stehen heißt dabei immer: im künstlerischen Prozess
zu verschwinden (von Hölderlin stammt der Ausdruck
„das Werden im Vergehen“ ). Dabei ist die entscheidende Idee des künstlerischen Prozesses, das
jeweils Vorangegangene zu überschreiten. Künstler
sind ihrer Zeit voraus: sie spekulieren auf eine
Zukunft, die noch nicht da ist – und die manchmal
niemals kommt. Eines der schönsten Beispiele dafür
sind die Gemälde von Francis Bacon, die er jahrelang,
manche jahrzehntelang, umgedreht an den Wänden
seines Ateliers in London lagerte, „um zu sehen,
ob man aus dem Mist noch was machen könne …“.
Und tatsächlich konnte man /er / Francis Bacon nach
ein paar Jahren an einigen Bildern weitermalen,
sie fortführen, sie teilweise oder völlig übermalen oder
sie einfach so rausgeben, weil sie jetzt, mit der Zeit,
gut ge­­wor­den waren. Vielleicht hatte die Zeit geholfen.
Denn, so schreibt Friedrich Schlegel, „Kunstwerke
sind Darstellungen, die sich selbst mit darstellen“,
also auch einen Kontext mit darstellen und manchmal
wächst dieser Kontext mit der Zeit und manchmal
schwindet er.
Weswegen aber haben wir (im besten Falle) Vergnügen an der Kraft des Künstlers? Eine Antwort könnte
lauten: das Vermögen des Künstlers überschreitet
unser Vermögen und zwar nicht so sehr im Können:
seien wir ehrlich, viele Künstler können gar nichts
oder nur sehr wenig, aber das ist weniger wichtig.
Worin also besteht ihr Können? In besonderen
Fer­tig­keiten, in offensichtlich überirdischen Talenten?
Wer könnte dieses Talent bei Van Gogh gesehen
haben, einem Maler, der zu seinen Lebzeiten genau
zwei Bilder verkaufte, davon eines an seinen Bruder.
Warum sehen wir erst jetzt diese Fähigkeiten?
Was hat Maria Callas mehr an Stimme gehabt als all
die anderen? Was haben mir Rio Reiser, Heiner Müller,
Einar Schleef und Christoph Schlingensief mehr
gegeben als die vielen, vielen anderen?
Sie haben ( in meinen Augen /d. h. für mich sichtbar )
einen Schritt gewagt, einen Schritt in ein anderes
Land, sie haben eine mir unbekannte Tür geöffnet
in ein anderes, mögliches Leben. Sie haben mit ihren
Körpern, Kämpfen, Gedanken, Seelen eine andere
Welt erobert, in die ich ab und an eintreten kann, um
dort zu liegen, um mich dort aufzuhalten, zu lachen,
zu weinen – sie haben mir etwas geschenkt ( was
mir täglich, Sekunde um Sekunde, mehr geraubt wird )
und dieses Geschenk ist das Wertvollste, was ich je
erhalten habe, es ist FREIHEIT. Meiner Erfahrung
nach gibt es nur noch eine einzige zweite Möglichkeit
auf dieser Welt, FREIHEIT zu bekommen – und
diese Möglichkeit zu leben ist von Natur aus noch
viel schwerer und komplizierter als ein Teil von Kunst
zu sein, sie heißt Liebe.
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Erst das Tragische macht unser Leben lebenswert.“
Diesen tragischen Helden bejubeln wir (wenn er gut
spielt), weil er stellvertretend für uns diesen Kampf
aufnimmt, den Kampf der Verwirklichung seiner /
unserer Träume, die er /wir nie verwirklichen können,
weil sie immer größer sein werden als unser /sein
Vermögen. ER scheitert /stirbt für uns und spendet uns
so Trost. Denn, so O’Neill „die Tragödie des Menschen
ist vielleicht das einzig Bedeutende an ihm.“
TRAGÖDIE
Wenn Kunst FREIHEIT bedeutet, dann Freiheit wovon?
Nietzsche schreibt: „Wir müssen zeitweilig von uns
ausruhen, dadurch, dass wir auf uns hinabsehen und
aus einer künstlerischen Ferne her über uns lachen
oder über uns weinen.“ Um dann wieder „schweben
und spielen“ zu können. Es gibt noch einen zweiten
Aspekt von Freiheit, der mir einfällt, wenn ich Künstlern
zuschaue und einen letzten dritten.
Der zweite ist die Lust, sich selbst neu zu erschaffen.
Die Teilnahme am moralisch guten, politisch korrekten Leben macht müde. Vor allem, weil es so meilenweit vom kapitalistischen Arbeitsleben entfernt ist,
in dem es einzig darum geht, Profit zu machen
(nein, keine Angst, hier geht es nicht um Kapitalismuskritik, hier geht es gar nicht um Kritik, es geht um
Müdigkeit). Es macht müde, nicht zu töten, nicht Ehe
zu brechen, nicht zu stehlen, nicht Drogen zu nehmen,
nicht seinem Alter, seinem Geschlecht entsprechend
zu leben. Es ist eine Lust, unvernünftig zu sein …
es ist eine Lust, die dunkle Kraft der Seele wieder
zu spüren, sie temporär und in der Teilhabe am
künstle­ri­schen Prozess freizulegen – um damit (wie
Nietzsche schreibt) „das anmaßliche Reden von ‚Wollen‘
und ‚Schaffen‘ “ für die Dauer eines Augenblicks „in
den Wind zu blasen ! “. Der Dramaturg Carl Hegemann
schreibt in seinem Plädoyer für das zweckfreie
Theater: „Das Theater als Institution ist Teil der Gesellschaft, so wie sie ist. Da gilt die normale gesellschaftliche Ordnung. Was aber auf der Bühne stattfindet folgt ästhetischen Gesetzen und konfrontiert
uns mit dem, für das wir keine Lösung haben und
dem, für das es keine Lösung gibt. Das ist zumindest
ein Traum von Theater. Es soll den Widerspruch
unserer Existenz zeigen, ohne ihn zu kitten. Es soll
ihn bejahen.“
Und deswegen, wegen diesen unlösbaren Wider­
sprüchen, wegen diesem Wissen über das letztend­li­
che Scheitern unserer Kämpfe, ist die Lust zur Kunst
und insbesondere die Lust zum Theater auch die
Suche nach Trost. Trost als das am meisten uneinge­
stan­dene Etwas, von all jenen Dingen, die der Mensch
be­­nötigt. Benötigt, weil er vermutlich das einzige
Lebende ist, das von seiner Unfertigkeit, Unendlichkeit, von seiner Hässlichkeit und von seinem Tod weiß.
Trost – und das ist der dritte Aspekt der Freiheit,
die ich spüre, wenn ich Künstlern zu­­sehe – Trost hilft
uns, mit dieser Unfertigkeit umzugehen.
Wir schauen auf die Bühne und sehen im Drama
den Menschen, der seinem Schicksal gegenübertritt
und unweigerlich scheitert, verliert. Aber und so
schreibt Eugene O’Neill: „Erst durch diesen Kampf
gewinnt das Leben des Einzelnen seine Bedeutung.
Armin Petras
Ideen und Themen nach / mit: Carl Hegemann,
Die Freiheit vom Optimierungsdenken:
Ein Plädoyer für das zweckfreie Theater und
Christoph Menke, Kraft: Ein Grundbegriff
ästhetischer Anthropologie.
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Neue Tunnel durch
die Zeit
Notizen zum Spielplan und Erscheinungsbild
Wir haben Zugriff auf alle Zeiten, aber keine Gegenwart –
Unser Erscheinungsbild der Spielzeit 2015 / 2016 ist mehr denn je
Spekulation. Statt Identität zu stiften, verwischt es Zeichen der
Zukunft und der Vergangenheit: digitale Gesten ohne Materialität
werden hier mit mittelalterlichen Bildelementen kurzgeschlossen
– computergenerierte Effekte mit steinernen Stifterfiguren,
3D-Simulationen mit Holzschnitten. Fremd wirkt beides. Chimären
aus Zukunft und Vergangenheit; digitale Oberflächen, bei denen
zeitliche Spuren, Patina, nur ein Effekt sind, räumliche Tiefe bloße
Simulation. – Aber setzt sich aus solch widerstrebenden Zeichen
nicht mehr und mehr unser hochfrequenter Alltag zusammen;
das, was wir als Normalität zu akzeptieren bereit sind? Und wird
das, was in dieser spätkapitalistischen Normalität aufscheint
dem Mittelalter nicht zunehmend ähnlich – Kreuzzüge, Fanatismus,
magische Operationen mit Schreckensbildern, bei denen lokale
Ereignisse durch ihre mediale Streuung eine weltweite Wirkung
er­­­­zielen? Durch die richtigen Eingriffe in den Mikrokosmos den
Makrokosmos zu beherrschen; war es nicht das, wovon die Zauberer
im Mittelalter immer träumten? – Vielleicht ist es in der Tat so,
dass die Moderne sich nicht verlängern lässt. Was ihr entgegentritt,
ist das Alte.
lagen oder Siege, die vielleicht verschleiert wurden oder
werden, aber in der Tiefe oder auf der obersten Oberfläche
erhalten sind. Da sind zum abgucken und mitnehmen.
Weil dieser Krieg ein permanenter Krieg ist, sollten wir
Schlachtenforscher sein. Da ein Krieg nie wirklich zu Ende
ist bis der letzte tot und/oder verwandelt ist in einen
neuen Krieger, in einen neuen Krieg. Niemals werden wir
einen Krieg durch Versöhnung oder Befriedung beenden
können.“ Nicht in Troja, nicht in Bonn, Bad Godesberg oder
Berlin. Und in Vom Licht des Krieges zur Geburt der
Geschichte schreibt Foucault: „Der Krieg ist da in unserem
Leben, er wird vom Frieden mitproduziert. Ich lese aus
dem Frieden den Krieg heraus. Jeder von uns steht immer
sein ganzes Leben auf der einen oder anderen Seite dieser
Schlachtlinie. Und der Frontverlauf wechselt stündlich,
weil wir alle miteinander kämpfen, immerzu. Es gibt
kein neutrales Wesen. Lüge. Es gibt Leben und damit
Krieg. Immer ist jeder irgendjemandes Gegner, ob er will
oder nicht.“
Ein behauener Stein – An jene Stelle im Logo des Schauspiel
Stuttgart, die in der ersten Spielzeit der Faustkeil einnahm, tritt in
der dritten der behauene Stein, der in normierter Form seit dem
13. Jahrhundert hergestellt wurde. Er führte zu jenen architek­
tonischen Oberflächen, die wir heute mit dem Mittelalter verbinden.
Der behauene Stein brachte den Bauhütten einen großen Zeit­­­
gewinn beim Kathedralenbau. Der Bauprozess wurde effizienter.
Denn seit alle Steine in ihrer Größe geplant und exakt gefertigt
werden konnten, wurden die Mauern stabiler und statisch be­­­­last­
barer. Dadurch konnte filigraner und immer höher gebaut werden.
Der behauene Stein steht pars pro toto für das Mittelalter –
aber auch ganz allgemein für die Problematik der Formfindung.
Eine Form zu finden, heißt immer etwas wegzunehmen, abzu­
schla­­gen. Etwas geht in diesem Prozess verloren – und wird fortan
gesucht.
Mittelalter. Kreuzzüge. Jerusalem um 1200. Lessings
Nathan der Weise. Deutsche Aufklärung. Ein Gespräch mit
Alexander Kluge. Auf die Frage, woher eigentlich der Hass
des IS auf den Westen rühre, entgegnete Kluge: „Das
kann ich Ihnen nicht beantworten. Aber es gibt von Lessing
inmitten der Aufklärung im 18. Jahrhundert das Stück
Nathan der Weise. Da führt ein Kurde die Araber, der Sultan
Saladin, daneben gibt es einen Tempelritter und einen
sehr klugen Juden. Wenn ich dieses Stück als moderner
Schrift­steller neu schreiben sollte, dann würde im ersten
Akt, wenn sich die drei erstmals treffen, das Ganze in
die Luft fliegen. Unter dem Tempelberg die Bombe.
Dann könnte man überlegen, wie geht das Stück weiter.“
Und auf die Frage, wie es weitergehen würde, antwortet
Kluge: „Mit allen Mitteln der Logik, die wir besitzen,
ist diese Frage nicht zu beantworten.“ Gebt Acht auf die Albträume anderer Leute, sie könnten ansteckend sein.
Nikolaj Gogols jahrelange Suche nach der Form für seinen
Roman Tote Seelen. Vergeblich strebte er danach, Dantes
Die Göttliche Komödie nachzueifern, der Gliederung
des Weltgedichts in drei Teile: Hölle, Fegefeuer, Himmel.
Gogol wollte verzweifelt nach dem ersten Teil Inferno,
der Hölle, diesem Vorgriff auf das von virtuellen Zahlen
be­­­herr­schte moderne Wirtschaftssystem, den zweiten und
dritten Teil vollenden. Vergeblich. Vladimir Nabokov
schreibt dazu:
Antike und Gegenwart. Was verbindet so unterschiedliche
Stücke wie Orest. Elektra. Frauen von Troja nach Aischylos,
Euripides und Sophokles mit Fritz Katers neuem Stück
I’m searching for I:N:R:I ? Es ist die Frage, auf welche Weise,
mit welchen Mitteln der Krieg im vermeintlichen Frieden
weitergeführt wird. Ob nach dem Trojanischen Krieg oder
dem Zweiten Weltkrieg. Die Spuren des Krieges, die
Wunden, Versehrtheiten, verletzten Identitäten setzen sich
fort über einen langen Zeitraum. Sie klingen nach, wie­
der­holen sich, werden weitergegeben. In Verteidigung der
Gesellschaft schreibt Michel Foucault dazu: „Was mich
interessiert, ist die vergessene Vergangenheit oder Ge­­gen­
wart der wirklichen Kämpfe, der tatsächlichen Nieder­
„An einem gewissen Punkt seiner tragischen Anstrengungen tat er etwas, was angesichts seiner körperlichen
Schwäche ein Bravourstück war: Er reiste nach Jerusalem,
um dort zu finden, was er für die Abfassung seines Bu­­ches
brauchte, göttlichen Ratschlag, Stärke und Ein­­bildungs­
kraft, ein Verfahren nicht unähnlich dem einer Un­frucht­­
baren, die die Jungfrau im farbigen Düster einer Mittel­alter­
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lichen Kirche anfleht, ihren Leib zu segnen. Er schob
je­doch diese Pilgerfahrt jahrelang hinaus. Sein Geist,
sagte er, sei noch nicht reif; Gott wünsche es noch nicht.“
Und an anderer Stelle führt Nabokov weiter aus: „In
Wirklichkeit versuchte er etwas zu schreiben, was sowohl
Gogol dem Künstler als auch Gogol dem Mönch gefiele.
Er war von dem Gedanken besessen, dass große
italie­­nische Maler dies immer wieder geschafft hatten:
Ein kühler Kreuzgang, Kletterrosen an einer Mauer, ein
hagerer Mann mit Käppchen, die leuchtend frischen Farben
des Freskos, an dem er gerade arbeitete – dies bildete
den Arbeitsrahmen, nach dem Gogol sich sehnte. In
Litera­tur verwandelt, sollten die vollendeten Toten Seelen
drei miteinander verbundene Bilder ergeben: Schuld,
Sühne, Erlösung.“
Und doch bekämpft ihr euch ohn’ Unterlass
Jahrtausende in mitleidlosem Streiten,
Denn ihr liebt Blut und Tod und Grausamkeiten,
O wilder Ringer, ewiger Bruderhaß!
Reste des Authentischen – Alchemie, die Lehre von der Wandelbarkeit von allem in alles, Transmutation, hatte ihre große Zeit
im Mittelalter und wurde später durch das Aufkommen der modernen Chemie verdrängt. Der Traum Gold „herstellen“ zu können,
blieb unerfüllbar. Auf symbolischer Ebene scheint die Alchemie
allerdings in den Massenmedien weiterzuexistieren, die alles
in alles verwandeln können und die aus den größten Katastrophen
noch Gold „herstellen“. Für die Ensemblefotos der neuen Spielzeit haben wir einen Medienalchemisten eingeladen, den italienischen Paparazzo Corrado Calvo. Er ist damit vertraut, wie banale
Situationen zu funkelnden Bildern werden, wenn sie Einblicke
in den Alltag der Berühmten und Reichen geben – in das authentische Leben der Stars. Drei Wochen lang hat Corrado Calvo im
Februar die Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaters
heimlich begleitet. Das Ergebnis ist medialer Bilderzauber: es
scheint, als würde unser Blick wirklich näher an ein fremdes Leben
heranrücken, als würde sich der Vorhang auf den Alltag der
Schauspielerinnen und Schauspieler öffnen. Eine Illusion sicher,
aber eine, der man allzu gern nachgibt. Denn wer um die Kon­
struktion, das verabredete Geheimnis der Bilder weiß, ist bereit,
der Behauptung dieser Fotografien zu folgen. Warum aber bleiben
wir in einer Welt, die bis in ihren letzten Winkel eine hergestellte
ist, auf der Suche nach Spuren des Authentischen?
Im selben Jahr wie Shakespeares Hamlet erschien auch
der erste Teil von Cervantes Roman Don Quijote. Beide
Texte spielen an und mit der Grenze zwischen dem sogenannten Mittelalter und der Neuzeit: „Nun aber muss man
wissen“, schreibt Cervantes über seinen Helden, „dass
sich besagter Junker, sooft er nichts zu tun hatte, das heißt,
den größten Teil des Jahres hindurch, damit beschäftigte,
Ritterbücher zu lesen, und zwar mit solchem Eifer und
Behagen, dass er darüber die Jagd und selbst die Verwaltung seines Vermögens vergaß. Wissbegierde und Lei­den­
schaft gingen bei ihm darin so weit, dass er manchen
schönen Acker veräußerte, um Ritterbücher zu kaufen,
in denen er lesen konnte; und er brachte, soviel er ihrer
nur auftreiben konnte, in seinem Hause zusammen.“
Andrej Platonov, einer der größten russischen Schrift­stel­ler
des 20. Jahrhunderts, greift in seinem Roman Tschewen­
gur. Die Wanderung mit offenem Herzen auf Cervantes
zurück: Kopjonkin und Dvanov, die russischen Genossen
von Don Quijote und Sancho Panza, sind unterwegs
nach Tschewengur, einer Stadt in der russischen Steppe;
Rosinante hat sich in das Pferd Proletmacht verwandelt,
und Dulcinea heißt Rosa Luxemburg. Platonovs Tschewen­
gur ist der düstere Blick auf die Hoffnungen und Kata­stro­
phen des letzten Jahrhunderts. Grotesk, satirisch, realistisch und phantastisch. Welche Opfer kostet der Versuch,
Utopie ins Leben zu zwingen? – Joseph Brodsky schreibt
in seinem Essay Katastrophen in der Luft: „Im übrigen
kann man Tschewengur mit dem die Lande durchstreifenden Helden auf seiner Suche nach dem organisch ent­
stan­­denen Sozialismus und mit seinen langen Monologen
an ein Pferd namens Rosa Luxemburg auch als ein Echo
auf Don Quijote oder die Toten Seelen deuten. Aber
auch das bringt nichts – das Echo offenbart nur, wie riesig
die Wildnis ist, in der man schreit.“
Shakespeares Der Sturm (Prospero: Wir sind aus solchem
Stoff / Wie Träume sind / Und unser kleines Leben /
Umgibt ein Schlaf.) – durch das Stück braust ein Sturm aus
Rebellion, Mord und Willkür. Die Insel ist auch eine Insel
der Gewalt. Denkräume zwischen alter und neuer Welt
werden geöffnet. Aufruhr der Elemente. Vermengung von
Rausch und Realität, Traum und Albtraum – darum geht
es auch in The Fairy Queen, in Shakespeares Ein Sommer­
nachtstraum. In Die Blumen des Bösen schreibt Charles
Baudelaire:
Tschechows Komödie Die Möwe wirkt wie eine Art Vorspiel
dazu. Seine regelverletzende Suche nach neuen Formen.
In einem Brief an A. S. Suvorin schreibt Tschechow 1895
über Die Möwe: „Mein eigenes Stück habe ich längst
nach Moskau geschickt, und höre von ihm kein Sterbenswörtchen. Der Remington und das Mädchen haben es
offenbar verbummelt. Ich habe Kopfschmerzen. Wenn man
im Kloster areligiöse Menschen aufnähme und man dort
nicht zu beten bräuchte, dann würde ich Mönch werden.
Ich habe die Plage satt.“
Du freier Mensch, du liebst das Meer voll Kraft,
Dein Spiegel ist’s. In seiner Wellen Mauer,
Die hoch sich türmt, wogt deiner Seele Schauer,
In dir und ihm der gleiche Abgrund klafft.
Weg von …, aber wohin? – Der Moderne war das Mittelalter die
fernste Epoche, das „was hinter ihr liegt“. Eher noch erkannte sie
sich in der Antike wieder. Andererseits war das Mittelalter immer
auch Fluchtpunkt; eine Epoche, auf die – angefangen vom Sturm
und Drang, über die Romantik bis zum Nationalsozialismus –
projiziert wurde, was der Moderne fehlte.
Die mittelalterlichen Bildelemente in unserem Erscheinungsbild
aber sind anders motiviert. Wir spekulieren mit ihnen, wir treiben
ihren Erzählwert in die Höhe. Was wir mit unserem Erscheinungsbild vorhaben ist eine Wanderung durch das digitale Jetzt mit einer
Karte von 1300. Es heißt von der Moderne, sie sei unsere Antike.
Darum auch das tiefe Gefühl der Ohnmacht, jedesmal wenn wieder
eine ihrer Ruinen zersprengt wird. Die Bilder zeigen: Die Zukunft
der Steine heißt Staub.
Du liebst es, zu versinken in dein Bild,
Mit Aug’ und Armen willst du es umfassen,
Der eignen Seele Sturm verrinnen lassen
In seinem Klageschrei, unzähmbar wild.
Ihr beide seid von heimlich finstrer Art.
Wer taucht, o Mensch, in deine letzten Tiefen,
Wer kennt die Perlen, die verborgen schliefen,
Die Schätze, die das neidische Meer bewahrt?
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Wer so etwas sieht, ist bereit, das Mittelalter anders zu verstehen:
Als eine Epoche vielfältiger Übergänge, in der sich alle gesellschaftlichen Beziehungen neu ordnen; als Zeit der Auflösung,
aber eben auch als eine Zeit, wo, zunächst kaum erkennbar, sich
das Neue auszuformen beginnt. – Spinner, die in die Wüste ziehen,
um eremitisch zu leben, abgeschottet von allem, in einer leeren,
göttlichen Zeit, werden es sein, die später Bruderschaften gründen,
Klöster, Sammelpunkte des Wissens. Und in der Art wie Steine
behauen und künstlich gleich gemacht werden, findet man die
ersten Anzeichen einer normierten Fertigung. Die gigantischen
Kathedralbauten die aus ihnen entstanden, demonstrieren höchst
eindrucksvoll, welche riesigen, neuartigen Innenräume diese
Steinquader erstmals ermöglichten.
Ähnlich wie das Mittelalter ist unsere Gegenwart eine Zeit viel­
fältiger Übergänge: An die Stelle der Teilung der Welt in zwei
Blöcke ist eine multizentrische globale Ordnung getreten. Und die
Anfänge des Silicon Valley ähneln jener Auswanderung aus der
Gesellschaft wie sie die ersten Eremiten 1.500 Jahre früher im
Sinai vollzogen. Die Digitalisierung, die seit den 1990er Jahren alle
Lebensbereiche verändert hat, steht gegenwärtig vor einem
ge­wal­tigen Qualitätssprung: immer öfter agieren Maschinen statt
Menschen. Auf den Finanzmärkten, auf denen Computer gigantische Werte in Lichtgeschwindigkeit bewegen, werden Fliehkräfte
erzeugt, gegen die die Realwirtschaft hilflos erscheint. Überall
finden sich Andeutungen, kaum entzifferbar zunächst, die ahnen
lassen, was unsere Welt nach der Moderne sein könnte. So ist
das Zeitgefühl, das sich im aktuellen Erscheinungsbild ausdrückt,
das des Davontreibens: wir leben in einem digitalen Malstrom,
fühlen wie wir fortgetragen werden in fremde Welten.
paginiert. Auf ihr befand sich eine kleine Abbildung, wie sie
in Lexika üblich sind: ein Anker, wie von der unbeholfenen
Hand eines Kindes mit der Feder gezeichnet.
In diesem Augenblick sagte der Unbekannte: ‚Sehen Sie
sich ihn gut an. Sie werden ihn nie wiedersehen.‘ In der
Feststellung lag eine Drohung, indessen nicht im Ton.
Ich merkte mir die Stelle und schlug den Band zu. Gleich
darauf öffnete ich ihn wieder. Vergebens suchte ich die
Abbildung des Ankers, Seite auf Seite.
‚Es kann nicht sein, aber es ist so. Dieses Buch hat nämlich
eine unendliche Zahl von Seiten. Keine ist die erste,
keine die letzte. Ich habe keine Ahnung, warum es so willkürlich paginiert ist.‘ Dann, als denke er laut vor sich hin:
‚Wenn der Raum unendlich ist, befinden wir uns an einem
beliebigen Punkt des Raums. Wenn die Zeit unendlich
ist, befinden wir uns an einem beliebigen Punkt der Zeit.‘ “
Eine Lücke in der Zeit – Man müsste sich einen Ruck geben,
sich in die Zukunft imaginieren, um mit derselben Distanz auf die
Gegenwart zu schauen, mit der man heute auf das Mittelalter
zurückblickt. Was würde aus der Entfernung ins Auge stechen? –
Dass die Welt gerade wieder zur Scheibe wird? Dass wir sie mehr
und mehr über Screens wahrnehmen? Dass die Pixel die normierten Bausteine sind, aus denen unsere virtuellen Kathe­dralen
entstehen? Gepixelte Gesten, Überlagerungen im Immateriellen,
Effekte über andere Effekte gelegt, Browserfenster, liquide
Farbverläufe, digitale Wucherungen in der Vierung des Screens.
Oder würde man aus dieser herbeiphantasierten Ferne plötz­
lich auch jene Lücke in der Zeit wahrnehmen, die die Gegenwart
immer auch ist?
Arthur Millers Tragödie Tod eines Handlungsreisenden
ist eine traurige Bestandsaufnahme des 20. Jahrhunderts,
ein Abgesang, eine Totenklage, ein Requiem. Widerhall
der Zeit heißt Millers Essayband, in dem er schreibt: „Für
mich besteht die Tragödie Willy Lomans darin, dass er sein
Leben hergab oder sogar verkaufte, um die Verschwendung desselben zu rechtfertigen. Es ist die Tragödie
eines Menschen, der wirklich glaubte, dass nur er allein
die Forderung nicht erfüllte, die die Apostel des freien
Wettbewerbs in den Spitzenpositionen der Rundfunk­
anstalten und Werbeagenturen an die Menschheit stellen.
Aus jenen himmlischen Höhen im Wald der Antennen
mit seinen Musiken- und Meinungskonserven vernahm
Willy den Donnerruf nach Erfolg und dessen vielfältiges
Zeitungs­echo in den Schluchten der City – keine menschliche Stimme, sondern nur eine Stimme im Äther, auf
die kein Mensch in gleicher Art und Weise zu antworten
vermag: er kann nur im Spiegel als Versager erstarren.“
Jan Hein, Leitender Dramaturg
Jan Wenzel, Spector Bureau
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Mehr vom Nord
Eigentlich können wir uns glücklich schätzen. Theatermacher haben zumindest den Ruf, dass sie „Arbeitgeber für verrückte Ideen“ sind. Im Theater darf
man Dinge tun, die man sonst nicht darf: mit der Zeit
und mit Texten spielen, mit Lautstärken, Emotionen
und ästhetischen Ausdrucksformen. Künstler, Kultur­
arbeiter und Handwerker unterschiedlichster Sparten
kommen zusammen und im besten Fall entsteht
etwas, das sich keiner von Ihnen allein je erträumt
hätte. In dieser Spielzeit wollen wir diese Formen
der Kollaboration ausbauen – auch über die Grenzen
des Theaters hinaus – weiter in die Stadt hinein.
Obwohl das Nord nicht gerade im Stuttgarter Zentrum
liegt, ist es ein Theaterort geworden. Wir haben das
Verhältnis von Zuschauern und Bühne für jede
Produktion neu bestimmt, in den Grenzbereichen von
Film und Bildender Kunst experimentiert, uns mit
Ge­schichten der Stadt und Texten der Gegenwarts­
dramatik beschäftigt, eine eigene Serie entwickelt,
Vorträge, Hörinstallationen, Ausstellungen gezeigt.
teiligten, wenn ein Fest mit den vergessenen Rezepten
der letzten 100 Jahre begangen wird. Schauspieler
erarbeiten gemeinsam mit Nicht-Schauspielern einen
Abend. Wir kooperieren mit Stipendiaten der Akademie Schloss Solitude und Studierenden der Akademie
der Bildenden Künste. Sie bringen ihr Können ein
und zeigen einige ihrer Arbeiten. Wir treten in Austausch mit Philosophen, Therapeuten und Wissenschaftlern. Musiker verschiedener Genres betreten
gemeinsam oder einzeln die Bühne. Die Katakomben
hinter und unter dem Nord sollen exklusiv sichtbar gemacht werden. Das Foyer wird nicht nur zum
Eingangsbereich, sondern zum Aufenthalts- und
Ver­an­staltungsort für Late-Night-Shows, Konzerte,
Sit-Ins, öffentliche Workshops oder Proben und zum
Treffpunkt für alle Zuschauer und Künstler.
Abschied von gestern – so nennen wir das erste Performative Labor. Das Team unter der Künstlerischen
Leitung von Armin Petras wird sich im Winter 2016
mit Formen des Abschieds und Abschiednehmens,
des Vergessens und Loslassens befassen. Mit dem
Tod und dem Zurückbleiben, mit dem Verlust von
Sicher­heiten aber auch mit Befreiung und Neuanfängen. Sind wir von gestern, nur weil die anderen schon
übermorgen ganz woanders sind?
Doch wir glauben, das Nord kann mehr. Wir schaffen
noch größeren Freiraum für Experimente. Wir schließen die Kluft zwischen den Künsten: Theater und
Fotografie, Videokunst, Tanz, Musik, Literatur … Und
wir verflüssigen die Grenze zwischen Zuschauern
und Akteuren. Das Theater ist schon immer und immer
noch ein Versammlungsort. Ein Ort, an dem Menschen
zusammenkommen, um sich gerade eben jetzt zu
begegnen. Diese Begegnung kann sich unterschiedlich gestalten. Theater kann sich in Räumen bewegen,
an die man sonst nicht kommt und kann Menschen
zusammenbringen, die sich sonst nicht treffen.
Ausgehend vom Nord als Ort an der Stadtgrenze,
richten wir den Blick in die Stadt hinein und vernetzen
uns mit Bürgerinnen und Bürgern. Wir befragen
Sie und lassen uns befragen. Wir möchten mit Ihnen
diskutieren und spielen, essen und trinken, kochen,
singen, tanzen und feiern – und all das Theater werden
lassen.
Fünf Bestandteile des Lebens: Utopie. – Phantasie. –
Liebe und Tod. – Instinkt. – Sorge. Sie bilden die Überschriften der fünf lose miteinander verbundenen Teile von
Fritz Katers Stück Buch (5 ingredientes de la vida).
Es erinnert in seinem Aufbau eher an die surrealen Traumlandschaften von Jorge Luis Borges als an die Dramaturgie eines klassischen Stücks. In Borges’ Erzählung
Das Sandbuch heißt es: „Ich schlug das Buch aufs Gratewohl auf. Die Schrift war mir fremd. Die Seiten, die mir
ab­genutzt und typographisch armselig vorkamen, waren in
Bibelmanier zweispaltig gedruckt. Der Text war eng und
in bibelartige Verse unterteilt. In der oberen Ecke der
Seiten standen arabische Ziffern. Er machte mich darauf
aufmerksam, dass die gerade Seite die Nummer (sagen
wir) 40514 trug und die folgende ungerade die Nummer 999.
Ich blätterte sie um; die Rückseite war mit acht Ziffern
Spector Bureau ist ein Verbund von Gestaltern,
Autoren, Künstlern und Fotografen, der sich um den
Leipziger Verlag Spector Books gebildet hat.
Am grafischen Erscheinungsbild für die Intendanz
von Armin Petras am Schauspiel Stuttgart arbeiteten
Markus Dreßen, Jakob Kirch, Katharina Köhler und
Jan Wenzel.
14
Das glaubst du ja wohl selber nicht ! Unter dieser
Überschrift wird der Hamburger Musiker und Regisseur Schorsch Kamerun (Die goldenen Zitronen) im
Frühling 2016 nach bisher unbekannten Texten der
literarischen Subkulturen schürfen – möglicherweise
in den Tiefen des Marbacher Literaturarchivs –
sie ausstellen, vertonen, auf die Bühne bringen und
performen. Er wird sich mit experimentellen Lebensentwürfen, neuen und alten Utopien der Avantgarden
beschäftigen.
Anna Haas und Katrin Spira, Dramaturginnen
Wir gestalten in zwei intensiven Spielphasen das Nord
zu performativen Laboren um. In dieser Zeit wird das
Nord äußerlich und innerlich ein Frei-Raum, in dem es
rumort. Ein Ort, der lebendig ist, der Leute einlädt,
versammelt, zusammenbringt, um zu sehen, zu hören,
zu erleben, zu gestalten. Zuschauer werden zu Be­­
15
Schauspiel Stuttgart
Premieren und
Projekte
18 Die Möwe
Spielzeit 2015 / 2016
24 zeit zu lieben zeit
zu sterben
von Fritz Kater
Regie: Antú Romero Nunes
Stuttgarter Premiere 22. Dezember 2015
Schauspielhaus
25 The Fairy Queen
Eine Semi-Oper von Henry Purcell
Musikalische Leitung: Christian Curnyn
Regie: Calixto Bieito
Premiere 31. Januar 2016
Schauspielhaus
Komödie von Anton Tschechow
Regie: Martin Laberenz
Premiere 2. Oktober 2015
Schauspielhaus
19 Familie Weiß
Eine Koproduktion mit der Oper Stuttgart
26 Abschied von gestern
Eine Stadtraumintervention von Hofmann & Lindholm
Premiere 2. Oktober 2015
Stadtraum: Privathaushalt in Ihrer Nachbarschaft 20Tschewengur
Die Wanderung mit offenem Herzen
nach dem Roman von Andrej Platonov
Regie: Frank Castorf
Deutschsprachige Erstaufführung 22. Oktober 2015
Schauspielhaus
21 Buch ( 5 ingredientes
de la vida )
von Fritz Kater
Regie: Armin Petras
Uraufführung / Stuttgarter Premiere 6. November 2015
Nord
Performatives Labor 1
Künstlerische Leitung: Armin Petras
Januar und Februar 2016
Nord
67 Orest. Elektra. Frauen
von Troja
nach Euripides, Sophokles und Aischylos
In einer Bearbeitung von John von Düffel
Regie: Stephan Kimmig
Premiere 20. Februar 2016
Schauspielhaus
von Erich Kästner
Regie: Hanna Müller
Premiere 21. November 2015
Schauspielhaus
von William Shakespeare
Regie: Armin Petras
Premiere 11. Dezember 2015
Schauspielhaus
von Arthur Miller
Regie: Robert Borgmann
Premiere 7. Mai 2016
Schauspielhaus
72 Tote Seelen
nach dem Roman von Nikolaj Gogol
Regie: Sebastian Baumgarten
Premiere 11. Juni 2016
Schauspielhaus
73 Stadion der Weltjugend
von René Pollesch
Regie: René Pollesch
Uraufführung 1. Juli 2016
Stadtraum
74Internationales
75Gastspiele
76Unterwegs
77Extras
78Kooperationen
79Repertoire
80 Mitmachen –
Theaterpädagogik
81 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter
82Abonnements
83Karten
84 Service und Kontakt
(eine kriegsfuge)
von Fritz Kater
Regie: Jossi Wieler
Uraufführung 11. März 2016
Kammertheater
69 Nathan der Weise
Ein dramatisches Gedicht von Gotthold Ephraim Lessing
Regie: Armin Petras
Stuttgarter Premiere 17. März 2016
Schauspielhaus
Familienstück für alle ab 7 Jahren
23 Der Sturm
71 Tod eines Handlungs­
reisenden
Spielzeit 2015 / 2016
68 I’m searching for I:N:R:I
Eine Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen
22 Pünktchen und Anton
Schauspiel Stuttgart
Eine Koproduktion mit dem Nationaltheater
Radu Stanca Sibiu, Rumänien
70 Das glaubst du ja wohl
selber nicht !
Performatives Labor 2
Eine musiktheatrale Versuchsreihe von und mit
Schorsch Kamerun
Künstlerische Leitung: Schorsch Kamerun
April und Mai 2016
Nord
16
17
Schauspielhaus
Premiere 2. Oktober 2015
Die Möwe
Komödie von
Anton Tschechow
Premiere 2. Oktober 2015
Familie Weiß
Regie���������������������������������������� Martin Laberenz
Bühne�������������������������������������� Volker Hintermeier
Kostüme�������������������������������� Aino Laberenz
Musik���������������������������������������� Friederike Bernhardt
Dramaturgie ���������������������� Katrin Spira
„Ich schreibe an einem Stück, das ich wahrscheinlich nicht vor
November abschließen werde. Ich schreibe nicht ohne Ver­
gnügen daran, obwohl ich mich schrecklich an den Bedingungen
der Bühne vergehe. Eine Komödie, drei Frauenrollen, sechs
Männerrollen, vier Akte, eine Landschaft (Blick auf einen See);
viele Gespräche über die Literatur, wenig Handlung, ein Pud
Liebe“, schreibt Tschechow 1885 über Die Möwe. Er untertreibt,
denn es geht um weit mehr. Um die Frage, ob Kunst nicht die
Welt verändern muss.
Die Figuren suchen, irren, hoffen und lieben: Mascha, die den
Lehrer Medwedenko heiraten könnte, liebt insgeheim Kostja, der
Nina vergöttert, die ein Auge auf den berühmten Schriftsteller
Trigorin geworfen hat, der eigentlich mit Kostjas Mutter Arkadina
zusammen ist, aber letzten Endes vor allem eines liebt: wenn
ihm jemand zu Füßen liegt.
Neben dem Liebesreigen ist das Stück vom Vorabend der
Revo­lution geprägt, was sich in der Möwe auch im Kontext von
Literatur und Theater zeigt: Ein Spiel im Spiel steht am Anfang.
Der junge Schriftsteller Kostja hat ein Stück für seine Liebe,
die angehende Schauspielerin Nina geschrieben und lädt zur
Uraufführung. Dass Nina die Hauptrolle spielt, könnte für
Kostjas Mutter Arkadina schon Provokation genug sein, immerhin hält sie sich für die beste und einzig wahre Schauspielerin
überhaupt. Doch Kostja setzt noch einen drauf: Sein Stück
fordert von Kunst und Theater neuen Mut und neue Formen –
und scheitert kläglich. Es kommt nicht einmal zum Schluss­
applaus – denn Arkadina vernichtet nicht nur ihren Sohn. Es ist
der Anfang vom Ende.
Stadtraum: Privathaushalt in Ihrer Nachbarschaft Eigentlich müsste ich etwas vorspielen,
denn die Möwe ist für mich momentan
nichts anderes als Spiel. In einem Moment
vom Übergang, Vorabend, Absprung –
oder gar nichts davon. Ein Spiel, das um
nichts kreist; so wie die echte Möwe
im Stück: Sie hat keinerlei Bedeutung,
aber sie könnte eine kriegen, irgendwann.
Martin Laberenz
Eine Stadtraum­
intervention von
Hofmann & Lindholm
Konzeption & Regie ���� Hofmann & Lindholm
Ausstattung������������������������ Natascha von Steiger
Videorealisation�������������� Kevin Barz
Dramaturgie ���������������������� Anna Haas
Produktionsleitung &
Dramaturgische
Mitarbeit�������������������������������� Rebecca Egeling
Familie Weiß wohnt im ersten Stock eines Mehrparteienhauses.
Da die Wohneinheiten hellhörig sind, meinen die Nachbarn
den Tagesablauf der Familie zu kennen. Was sie nicht wissen:
dass die Existenz der Familie Weiß auf einem groß angelegten
Täuschungsmanöver beruht.
Das Regie- und Autorenkollektiv Hofmann&Lindholm realisiert
auf Einladung des Schauspiel Stuttgart im Oktober und
November 2015 ein experimentelles Kunstprojekt, das nicht auf
der Bühne im Theater zu sehen ist, sondern in einem Privathaushalt mitten in der Stadt – täglich von 0 bis 24 Uhr. Ein flexibles Einsatzkommando, bestehend aus eingeweihten Bürge­
rinnen und Bürgern, deckt mit subversiver Tatkraft das größte
Geheimnis der Familie Weiß – dass es sie nicht gibt. Die Fiktion
wird zum Gespenst einer Gesellschaft, deren Ordnung sich
auf der Annahme gründet, dass die Frage nach sozialer Kon­
trolle und dem Verhältnis von Einzelnem und Gesellschaft längst
geklärt sei. Bei diesem Projekt ist der Zuschauer Komplize
und handelnder Akteur zugleich.
Wer Interesse hat, Hofmann & Lindholm dabei zu unterstützen,
den Schein der Normalität zu wahren, ist herzlich eingeladen,
einen Termin nach Wahl zu vereinbaren. Ein Einstieg als Komplize
ist bis Ende November 2015 jederzeit möglich.
Anmeldung unter: weiss @ staatstheater-stuttgart.de oder
telefonisch unter: 0711 – 20 32 – 572.
In Kooperation mit der Akademie Schloss Solitude und dem
Württembergischen Kunstverein Stuttgart
31. Oktober 2015, Halloween. Maskierte
Kinder klingeln an der Tür, die daraufhin
weit geöffnet wird. Der Hausherr der
Stunde schenkt ihnen Gehör. Im Hintergrund die Ehefrau, der laufende Fernseher.
Die Kinder sehen: Einen Flur, eine Kommode, Schuhe, Jacken am Haken, Bilder
aus dem Familien­album an der Wand
links und rechts. Die Frau sieht: Kulissen.
Bruchstücke, gefakte Requisiten. Der
unbekannte Mann an der Tür, die maskierten Kinder – in Erwartungshaltung.
Im Foyer des Schauspielhauses befindet sich von 2. Oktober
bis Ende November ein Überwachungsraum, in den Bilder aus
der Wohnung täglich ab 17 Uhr live übertragen werden.
Hofmann & Lindholm
Anton Tschechow, geboren 1860, arbeitet
zu­nächst als Arzt. Ab 1881 schreibt und
veröffentlicht er erstmals in Zeitungen,
1887 wird Iwanow uraufgeführt. Die Uraufführung von Die Möwe 1896 in Petersburg
„ist mit Pauken und Trompeten durchge­
fallen“ (Tschechow). Erst zwei Jahre später
kommt das Stück am Moskauer Künst­ler­
theater zu großem Erfolg. 1899 Urauf­
führung von Onkel Wanja. Tschechow stirbt
in der Nacht zum 2. Juli 1904 während eines
Kuraufenthalts in Baden­weiler an seiner
Tuberkuloseerkrankung.
Martin Laberenz, geboren 1982, assistiert
zunächst am Schauspielhaus Bochum
sowie am Hamburger Thalia Theater.
Er ist fester Regisseur am Centraltheater
Leipzig und inszeniert u. a. am Deutschen
Theater Berlin, am Düsseldorfer Schauspielhaus, sowie demnächst am Schauspiel Hannover und am Theater Basel.
Am Schauspiel Stuttgart inszeniert er
Die Reise nach Bernward Vesper im Nord
sowie Der Idiot nach Dostojewskij, der
weiterhin im Kammertheater zu sehen
sein wird.
18
Hofmann & Lindholm ist ein interdiszipli­när
agierendes Künstlerkollektiv, das seit
2000 Theaterperformances, Hörstücke,
Video­installationen, Filme und Stadtraum­­
interven­tionen im In- und Ausland realisiert.
Dabei sind zahlreiche Projekte mit
Partnern wie dem Schauspiel Köln, dem
HAU in Berlin, dem Museum Ludwig in
Köln, PACT Zollverein in Essen, dem Frankfurter Kunst­verein, dem Theater Basel und
Deutschlandradio Kultur entstanden.
19
Schauspielhaus
Deutschsprachige Erstaufführung 22. Oktober 2015
Uraufführung / Stuttgarter Premiere 6. November 2015
Buch
( 5 ingredientes de la vida )
Tschewengur
Die Wanderung
mit offenem Herzen
nach dem Roman
von Andrej Platonov
Nord
von Fritz Kater
Regie���������������������������������������� Frank Castorf
Bühne�������������������������������������� Aleksandar Denić
Kostüme�������������������������������� Adriana Braga
Peretzki
Dramaturgie ���������������������� Jan Hein
Carmen Wolfram
Tschewengur von Andrej Platonov gehört – wie Bulgakows
Meister und Margarita oder Pasternaks Dr. Schiwago – zu den
wichtigsten russischen Romanen des 20. Jahrhunderts.
Bereits zwischen 1927 und 1929 entstanden, konnte er erst 1972,
21 Jahre nach dem Tod des Autors, gekürzt in einem Pariser
Emigranten-Verlag erscheinen, 1988 dann auch in der Sowjetunion. Mit fulminantem Erfolg: Tschewengur gilt als „Antiutopie“,
„apokryphe Schrift über bolschewistische Theorie“ oder
„Allegorie des russischen Geistes“. Platonov liefert in seinem
Meisterwerk eines der erschütterndsten literarischen Bilder
über Revolution und Bürgerkrieg in einer apokalyptisch ausgerichteten Zeit russischer und europäischer Geschichte.
Grotesk, satirisch, realistisch und phantastisch schildert er die
unerträglichen Widersprüche der revolutionären Wirklichkeit:
Welche Opfer kostet der Versuch, Utopie ins Leben zu zwingen.
Seine Hauptfiguren, Sascha Dvanov und Sergeij Kopjonkin,
sind sowjetische Versionen von Don Quijote und Sancho Pansa.
Beide sind unterwegs im nachrevolutionären Russland – auf
der Suche nach dem Kommunismus und dem Grab von
Rosa Luxemburg, auf der Suche nach dem Glück und der Liebe,
einem besseren Leben. In Tschewengur, einer kleinen Stadt
in der großen, weiten und ansonsten leeren russischen Steppe,
soll, so haben sie gehört, der Kommunismus bereits ausge­
brochen sein. Also machen sie sich dorthin auf den Weg.
Begleitet von ihrer Rosinante „Proletarische Kraft“, beginnen sie
ihre „Wanderung mit offenem Herzen“.
Ich hab das Gefühl, dass sich alle in diesem marginalisierten Bereich des Theaters
aus Angst immer mehr vernetzen und dass
die Wut eines Einzelnen, der sich ins Halbdunkle einer Höhle zurückgezogen hat,
eher fehlt. Man hat aber die Verpflichtung,
diese Wut auszudrücken. Momentan ist
mir daran ge­­legen, dass nicht nur der big
burger, sondern der big big burger entsteht – dass das Chaos, die Vielheit mehr
und nicht weniger wird. Das Theater war
mal eine kultische, anarchische Veranstaltung, ein großer Aufbruch. Es ist schade,
dass wir jetzt immer den Konsens und
nicht den Dissens suchen. Und also nichts
Neues, Drittes entsteht. Oder wenigstens
eine neue Frage.
Regie���������������������������������������� Armin Petras
Bühne�������������������������������������� Volker Hintermeier
Kostüme�������������������������������� Patricia Talacko
Musik���������������������������������������� Miles Perkin
Video ���������������������������������������� Rebecca Riedel
Choreografie �������������������� Berit Jentzsch
Licht ������������������������������������������ Gregor Roth
Jürgen Kolb
Dramaturgie ���������������������� Jan Hein
Tobias Staab
„Unter den verschiedenen Werkzeugen des Menschen“, schreibt
Jorge Luis Borges, „ist das erstaunlichste zweifellos das Buch.
Die anderen sind Erweiterungen seines Körpers. Mikroskop
und Teleskop sind Erweiterungen des Sehens; das Telefon ist
eine Erweiterung der Stimme; dann haben wir Pflug und Schwert,
Erweiterungen des menschlichen Arms. Aber das Buch ist
etwas anderes: es ist die Erweiterung des Gedächtnisses und
der Phantasie.“
Fünf Bestandteile des Lebens: Utopie. – Phantasie. – Liebe und
Tod. – Instinkt. – Sorge. Sie bilden die Überschriften der fünf
heterogenen, lose verbundenen Teile, aus denen das neue Stück
von Fritz Kater komponiert ist. 1966: Wissenschaftler diskutieren
voller Hoffnung Utopien bis sie von zwei Playboy-Bunnys auf
den Boden der Realität zurückgeholt werden. 1974: Zwei ver­­­las­
sene Kinder warten an einem verschneiten Berliner Bahnsteig
auf ihre Mutter, um gemeinsam nach Berlin-Buch zu ihrem
Vater zu fahren. 1984: Ein todkranker Alkoholiker spricht in
Beckett-Manier seine letzten Gedanken auf Tonband, während
sein pubertierender Sohn an sommerlichen Seen und in Diskotheken die erste Liebe findet. 1998 – 2006: Eine afrikanische
Elefantenkuh versucht die Zeichen einer sich wandelnden
Um­welt zu deuten. 2013: Ein weltberühmter Bildender Künstler
und seine Frau – das Paar droht an der Krankheit seines Kindes
zu zerbrechen.
Fritz Katers Stück gleicht eher einem surrealistischen Episoden­
film oder einer von Borges’ Traumlandschaften als einem klassischen Drama. Fünf Kapitel als Koordinatensystem des Lebens
selbst.
Eine Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen
Ich glaube nur noch an drei Dinge.
Das eine ist Schönheit, das andere ist
Fremdheit. Und ich glaube an Interesse.
Fritz Kater
Frank Castorf
Andrej Platonov wird 1899 als Sohn
eines Metallarbeiters in einem Dorf in
der Nähe von Woronesch geboren.
Anfang der 1920er Jahre beginnt er mit
der Veröffentlichung von Erzählungen
(Kultur des Proletariats, 1920; Über
die erste sozialistische Tragödie, 1934)
und Gedichten (Poesie der Arbeiter und
Bauern, 1920; Proletarische Poesie,
1921), zugleich arbeitet er als Ingenieur
und Spezialist für Landgewinnung in
Zentralrussland. Hier wird er Augenzeuge der durch die Zwangskollek­
tivierung der Landwirtschaft verursachten Veränderungen und Schäden.
Ab 1927 arbeitet er als freiberuflicher
Frank Castorf, geboren 1951 in Ost-Berlin,
studiert Theaterwissenschaft an der
Berliner Humboldt-Universität und hat
sein erstes Engagement als Dramaturg
am Theater Senftenberg. Nach ersten
eigenen Inszenierungen wechselt er
1985 an das Theater Anklam, wo er Oberspielleiter wird. Hier entstehen diverse
Produktionen von Werken Shakespeares,
Ibsens, Brechts und Heiner Müllers.
Ab 1986 inszeniert er an verschiedenen
Theatern der DDR, seit 1988 dann auch
in der Bundesrepublik Deutschland
und der Schweiz. 1990 bis 1992 ist er
Hausregisseur am Deutschen Theater
Berlin und wird mit Beginn der Spielzeit 1992 /93 Intendant der Volksbühne
am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin,
die er bis heute als eines der wichtig­sten
Schriftsteller in Moskau. Seine wichtig­
sten Arbeiten sind neben den Romanen
Tschewengur (1928) und Die Baugrube
(1929 /1930), Džan (1934), Die Stadt
Gradov (1927), Das Juvenilmeer (1934).
Obgleich ein Kapitel von Tschewengur in
einer Zeitschrift erscheint, wird keines
seiner Werke vollständig veröffentlicht.
Platonov stirbt 1951 in Moskau. Wie
kein anderer Schriftsteller thematisiert
Andrej Platonov in seinem Werk die
Widersprüche des sowjetischen Staates.
Die Kritik ist so grundsätzlich, dass
die meisten seiner Bücher erst während
der Perestroika und nach dem Ende
der Sowjetunion erscheinen können.
20
Theater in Europa prägt. Viele seiner
Inszenierungen, etwa seine gefeierten
Dostojewskij-Bearbeitungen Dämonen,
Erniedrigte und Beleidigte und Der
Idiot werden zum Berliner Theatertreffen
eingeladen und touren als Gastspiele
um die Welt. Außerhalb Berlins inszeniert Castorf zuletzt in Stockholm,
Paris, Kopenhagen, in Zürich, Hamburg
und in Wien (u. a . Die Brüder Karamasow
nach Fjodor Dostojewskij im Rahmen
der Wiener Festwochen 2015). Seine
Inszenierung von Wagners Ring bei den
Bayreuther Festspielen 2013 ist ebenso
umstritten wie gefeiert. Zuletzt war
seine Inszenierung von Brechts Baal
zum Berliner Theatertreffen eingeladen
(2015). Frank Castorf inszeniert erstmals
am Schauspiel Stuttgart.
Fritz Kater wird für sein Stück zeit zu lieben
zeit zu sterben 2003 mit dem Mülheimer
Dramatikerpreis ausgezeichnet und in der
Jahresumfrage der Zeitschrift Theater
heute zum Dramatiker des Jahres gewählt.
Diese Auszeichnung erhält Fritz Kater
erneut 2004 für WE ARE CAMERA / jason­
material. Beide Stücke werden in den
Inszenierungen von Armin Petras zum
Berliner Theatertreffen eingeladen. Weitere
Stücke von Fritz Kater sind u. a.: Sterne
über Mansfeld (UA 2004), 3 von 5 Millionen
(UA 2005), Abalon, one nite in Bangkok
(UA 2006), Tanzen! (UA 2006), HEAVEN
(zu tristan) (UA 2007), we are blood (UA 2010),
demenz depression revolution (UA 2013),
5 morgen (UA 2013) und I’m searching for
I:N:R:I (UA 2016). Fritz Kater erhält 2008
den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis
für sein Gesamtwerk.
Armin Petras, geboren 1964, studiert Schauspiel-Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Es folgen
Stationen als Oberspielleiter am Theater
Nordhausen, als Schauspieldirektor am
Staatstheater Kassel und als Hausregisseur
und Kurator der Spielstätte schmidt­
strasse 12 am Schauspiel Frankfurt. Von
2006 bis 2013 ist er Intendant des Maxim
Gorki Theaters Berlin, seit Herbst 2013 leitet
er das Schauspiel Stuttgart. Zu Beginn der
Spielzeit bringt er Fritz Katers 5 morgen
zur Uraufführung. Im Februar 2014 inszeniert
Armin Petras mit Das kalte Herz von Wilhelm
Hauff einen Stoff über den Frühkapitalismus in der Region. Die Bühnen­adaption
des Romans Pfisters Mühle verlängert diese
Fragestellung. Auch seine Zusammen­
arbeit mit anderen Kunstsparten setzt Armin
Petras mit dieser Arbeit fort.
21
Schauspielhaus
Premiere 21. November 2015
Pünktchen und Anton
Premiere 11. Dezember 2015
Der Sturm
von Erich Kästner
Regie���������������������������������������� Hanna Müller
Bühne�������������������������������������� Natascha von Steiger
Kostüme�������������������������������� Nina Gundlach
Musik���������������������������������������� Max Braun
Dramaturgie ���������������������� Anna Haas
Abend für Abend schleicht Pünktchen aus ihrem Zimmer, um
in der Stadt Streichhölzer zu verkaufen. Dabei sind ihre Eltern
stinkreich, erfüllen ihr jeden Wunsch, haben aber nie Zeit für
ihre Tochter. Eltern sind sie nur im Nebenberuf. Anton dagegen
geht nachts betteln, da er nicht weiß, wo er das Geld für die
nächste Mahlzeit für seine schwer kranke Mutter hernehmen
soll. Obwohl die beiden in Familien leben, die unterschiedlicher
kaum sein könnten, gehen sie füreinander durch dick und dünn.
Als Diebe das Haus von Pünktchens Eltern ausrauben wollen,
ist Anton mit Mut und Tatkraft sofort zu Stelle!
Mit Pünktchen und Anton schreibt Erich Kästner 1931 während
der Weltwirtschaftskrise einen der ersten realistischen
Großstadt-Romane für Kinder. Zwei mutige Kinder stürzen sich
– unbemerkt von ihren ahnungslosen Eltern – kopfüber in die
Abenteuer der großen Stadt. Kästners Kinderklassiker hat
bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Er erzählt von
Wohlstandsverwahrlosung und Prekariat, von der Kluft zwischen
Arm und Reich, vor allem aber von der Kraft einer Freundschaft, die sich über alle Standesgrenzen schlicht und einfach
hinwegsetzt.
Schauspielhaus
Familienstück für alle ab 7 Jahren
Seid nicht allzu verwundert, wenn euch
das Leben einmal bestraft, obwohl andere
die Schuld tragen. Seht zu, wenn ihr
groß seid, dass es besser wird! Uns ist es
nicht ganz gelungen. Werdet anständiger,
ehrlicher, gerechter und vernünftiger,
als die meisten von uns waren! Die Erde
soll früher einmal ein Paradies gewesen
sein. Möglich ist alles. Die Erde könnte
wieder ein Paradies werden. Alles ist möglich!
von
William Shakespeare
Regie���������������������������������������� Armin Petras
Bühne�������������������������������������� Kathrin Frosch
Kostüme�������������������������������� Patricia Talacko
Musik���������������������������������������� Jörg Kleemann
Dramaturgie ���������������������� Bernd Isele
Am Ende des Stücks scheinen alle Verbrechen verziehen.
Der auf ein einsames Eiland vertriebene Prospero wird wieder
Herzog von Mailand, sein Bruder Antonio gewinnt seinen Sohn
Ferdinand zurück, die beiden jungen Liebenden sind vereint und
der Luftgeist Ariel geht in den Winden der entzauberten Insel
auf. Ein stiller Abend. Durch das Stück jedoch braust ein Sturm
aus Rebellion, Mord und Willkür. Shakespeare treibt Politiker,
Agenten und Provokateure durch alle Stadien des Wahnsinns.
Er erzählt von gemarterten Sklaven, von selbstherrlichem Machtmissbrauch und grenzenlosem Hass unter Brüdern. Die Insel
ist auch eine Insel der Gewalt.
Der Sturm ist eines der letzten eigenständigen Werke von
William Shakespeare – und gleichzeitig eines seiner rätselhaftesten. Es zählt zur Gattung der Romanzen, ist Komödie und
Tragödie zugleich – je nachdem aus welcher Perspektive man
auf den schillernden Szenenreigen blickt. Böse Narren,
liebende Prinzen, Geister, Tyrannen, Philosophen und Sklaven
bevölkern die Szenerie. Zwischen großer Komik und großer
Grausamkeit öffnet das Stück Denkräume zwischen alter
und neuer Welt, mensch­licher Selbstsucht und paradiesischer
Utopie.
Prosperos Insel hat keinen Ort:
Shake­speare verlegt sie irgendwo ins
Mittelmeer und gleichzeitig in die Nähe
der Bermudas. Für seine Zeitgenossen war
„Bermuda“ nicht nur eine Inselgruppe
sondern vor allem ein verrufenes Londoner
Stadtviertel zwischen Covent Garden,
St Martin’s Lane und dem Strand: ein Ort
der Drogen, der Schwarzbrennerei – der
Strand der Hängengebliebenen. Prosperos
Insel ist das Exil – das äußere, das innere.
Müde vom Aussteigerleben schlurft er
über das Pflaster. Vergraben in Büchern,
in unerfüllten Träumen, in Selbstvorwürfen –
schuldig vor seiner Tochter, die er wachsen aber nicht älter werden sieht. In seinem
Innern: eine einst blühende Zivilisation,
die er mit Feuer und Schwert vernichtet hat.
Seine einzigen Gefährten: die früheren
Herrscher der Insel, die er sich als Sklaven
hält. Dann ein Sturm, ein Schiffbruch:
er spült die Neider von einst vor Prosperos
Füße: an den Strand der Verbrannten.
Erich Kästner
Erich Kästner (1899 – 1 974) wird in Dresden
geboren. Nach Militärdienst und dem Ende
des Ersten Weltkrieges studiert er
Geschichte, Philosophie, Germanistik und
Theaterwissenschaft und promoviert.
Er arbeitet als freier Journalist und Theaterkritiker für verschiedene Zeitungen und
Magazine, u. a. für die berühmte „Weltbühne“. 1928 veröffentlicht er sein erstes
Buch, die zeitkritische Gedichtsammlung
Herz auf Taille, 1929 sein erstes Kinderbuch Emil und die Detektive. Beide Werke
begründen bereits seinen späteren Weltruhm. Allein Emil und die Detektive wird bis
heute in Deutschland millionenfach
verkauft und in rund 60 Sprachen übersetzt.
Nach der Machtübernahme der National­
sozialisten wird Erich Kästner aus dem
Schriftstellerverband ausgeschlossen,
seine Bücher werden verbrannt. Nach Ende
des Zweiten Weltkrieges widmet sich
Erich Kästner vorwiegend dem literarischen
Kabarett und der Kinderliteratur, für die
er u. a. mit dem internationalen HansChristian-Andersen-Preis ausgezeichnet
wird. Pünktchen und Anton ist einer der
erfolgreichsten Kästner-Romane und ge­­­
hört neben Das doppelte Lottchen, Das
fliegende Klassenzimmer oder Der 35. Mai
zu den zeitlosen Klassikern der deutschen
Kinderliteratur.
Hanna Müller geboren 1983, studiert von
2004 bis 2008 Regie an der Theater­
akademie Hamburg. Im Studium inszeniert
sie das Klassenzimmerstück Augen aus
dem Dramenzyklus Sinn von Anja Hilling
am Thalia in der Gaußstraße und wird damit
zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen.
Sie assistiert am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und am Schauspiel Hann­over.
Seit der Spielzeit 2011/2012 arbeitet sie als
freie Regisseurin unter anderem am
Schauspiel Hannover, Theater Bielefeld,
Theater Konstanz, Düsseldorfer Schauspielhaus und am Theater Aachen. Außerdem
inszeniert sie freie Musiktheaterproduk­
tionen mit dem Orchester im Treppenhaus.
22
So umfangreich die Liste der erhaltenen
Werke, so lückenhaft ist seine Biographie:
William Shakespeares Leben (1564 – 1 616)
ist Gegenstand wilder Spekulationen.
Auch in der Hauptfigur des Sturm (ent­
standen 1611) wollten die Shakespeareinterpreten die Charakterzüge des englischen
Dramatikers erkennen. Das Stück galt
lange als poetisches Testament des Autors,
Prospero wurde zum Dichter selbst, der
nach getaner Arbeit den Zauberstab zerbricht, um von seinen Büchern abzulassen.
Armin Petras
23
Schauspielhaus
Stuttgarter Premiere 22. Dezember 2015
zeit zu lieben zeit
zu sterben
Regie���������������������������������������� Antú Romero Nunes
Bühne�������������������������������������� Florian Lösche
Kostüme�������������������������������� Karoline Bierner
Thomas Maché
Musik���������������������������������������� Johannes Hofmann
Dramaturgie ���������������������� Carmen Wolfram
Eine leidenschaftliche Story vom Überleben in Zeiten des
Umbruchs:
1. Eine Jugend / Chor
Mit sechzehn erlebt jeder die Welt irgendwie ähnlich –
gemeinsam in der Gruppe und dennoch einsam. Fußball, Disco,
Klassenfahrt, die Bank auf dem Spielplatz, erste Alkohol­
abstürze, Not mit der Schule und den Alten. Erster Kuss und
erster Koitus. Wer schläft mit wem und warum? Suff und Sex.
Rebellion probieren. Die Entscheidung für Auflehnung oder
Anpassung. Eine Jugend, die im Osten ähnlich erwachsen wurde,
wie im Westen. Aber die Mauer verstärkte vielleicht noch die
Sehnsucht nach Ausbruch und Freiheit.
2. Alter Film / die Gruppe
Eine Familiengeschichte ohne Vater, aber mit Onkel Breuer,
der nach 12 Jahren im Knast Anpassung gelernt hat und nun
Mama Eva heiratet. Eine Familiengeschichte mit Freunden,
der Gruppe und der großen Liebe in einer Zeit, die stillzustehen
scheint. Irgendetwas muss passieren. Raus aus der Enge und
dem Gefühl, eingeschlossen zu sein.
3. Eine Liebe / zwei Menschen
Ein Mann hat Frau und Kind verlassen, um woanders Geld zu
verdienen. Die Mauer ist weg, das Paradies scheint offen.
Aber es ist die Hölle. Er begegnet einer anderen Frau. Eine Liebe
beginnt. Das Paradies bleibt verschlossen.
Übernahme aus dem Maxim Gorki Theater Berlin
Mir ging es darum, dass man eine LiveBand hat, wenn es um Erinnerung geht.
Eine Live-Band, die jünger ist und nicht aus
Nostalgie, sondern heute spielt. Mir ging
es darum, zu sagen, dass Theater auch
wie ein Konzert sein kann. Denn gerade,
wo die Leute so viel Druck machen auf das
Theater, gehen die Leute ins Theater
und wollen irgendetwas bestätigt kriegen,
oder wollen es schon schlecht finden,
wenn sie reinkommen. Wenn man aber in
ein Konzert geht, dann wollen die Musiker
einfach nur spielen, die Leute wollen es
hören, man trifft sich mit Anderen und alles
ist gut. Und ich habe gedacht, das müsste
man wieder im Theater machen.
Theater als Konzert mit Live-Musik.
Antú Romero Nunes wird 1983 in Tübingen
geboren. Nach ersten Theatererfahrun­­gen
als Regisseur und Schauspieler am
Theater Lindenhof, arbeitet Antú Romero
Nunes zunächst in Chile als Regie- und
Produk­tionsassistent für Theater- und Film­
pro­duk­tionen. Nach Deutschland zurück­
gekehrt, studiert er Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“
in Berlin, das er mit seiner Diplom­­insze­
nierung Der Geisterseher nach Schiller am
Maxim Gorki Theater abschließt. Seither
arbeitet er am Burgtheater Wien, Schauspiel Frankfurt, Schauspielhaus Zürich.
Von 2010 bis 2013 ist er Hausregisseur am
Maxim Gorki Theater und seit der Spielzeit
2014 / 2 015 Hausregisseur am Thalia
Theater. 2010 wird er von „theater heute“
zum Nachwuchs­regisseur des Jahres
ge­wählt und erhält 2011 den Kurt-HübnerRegiepreis. Seine Inszenierung Die Räuber,
die mit dem Friedrich-Luft-Preis aus­
gezeich­net wird, ist Bestand­teil des Reper­
toires des Schauspiel Stuttgart.
Premiere 31. Januar 2016
The Fairy Queen
von Fritz Kater
Frei nach Motiven des Films Time Stands Still
von Péter Gothár
Schauspielhaus
Eine Semi-Oper von
Henry Purcell
Pucks Zaubertropfen bringen nicht nur die Elfenkönigin nebst
Gatten und Gefolge durcheinander. In seiner Komödie Ein
Sommernachtstraum schickt William Shakespeare drei unglückliche Liebespaare in einen Irrgarten der Gefühle. In einem
Wald nahe Athen vermengen sich für Lysander und Demetrius,
Hermia und Helena, Oberon und Titania Rausch und Realität,
Traum und Albtraum: Herrscherfest und Verwechslungs­
komödie, Elfentanz und Handwerkerposse zugleich, handelt
das Stück von den Wirrungen und Grausamkeiten der Liebe,
vom Aufruhr der Elemente, vom Zyklus des Werdens und
Vergehens, von der Suche nach der verlorenen und wiedergefundenen Zeit.
Diese Themen prägen auch die musikalischen Einlagen, die
Henry Purcell Ende des 17. Jahrhunderts, einhundert Jahre nach
Shakespeare, für seine musiktheatralische Adaption von Ein
Sommernachtstraum komponiert hat. Purcells Fairy Queen ist
eine sogenannte Semi-Oper oder Masque: Eine Zwischenform
aus Schauspiel und Oper, bestückt mit Ouvertüren, Zwischenaktmusiken, Tänzen und Liedern.
Die Staatstheater Stuttgart widmen sich den beiden Vorlagen
– dem Text von Shakespeare und der Musik von Purcell – in
einer Koproduktion von Oper und Schauspiel. Unter der musikalischen Leitung von Christian Curnyn führt der Regisseur
Calixto Bieito die beteiligten Ensembles – Sänger, Schauspieler,
Staatsopernchor und Staatsorchester – auf der Bühne des
Schauspielhauses durch die Wirren einer ereignisreichen
Sommernacht.
Eine Koproduktion mit der Oper Stuttgart
Gesprochen in deutsch, gesungen in englisch
Shakespeare war meiner Meinung nach
ein wirklich privilegierter Mann. Nicht nur,
weil er ein Genie war, das ist offensichtlich. Sondern weil er in einer Zeit lebte,
in der sich das Licht der Renaissance
in die Dunkelheit des Barock verwandelte.
Das war ein Geschenk für ihn. Diesen
Wechsel hat er gesehen und daraus seine
Geschichten gemacht.
Calixto Bieito
Antú Romero Nunes
Der britische Dirigent und Cembalist
Christian Curnyn gilt weit über seine Heimat
hinaus als einer der führenden Interpreten
für das vorklassische Musiktheater. Seit
der Gründung der Early Opera Company
1994 hat er an bedeutenden Opernhäusern
weltweit gearbeitet, u. a. am Royal Opera
House und der English National Opera in
London, an der Opera Australia in Melbourne,
an der Oper Frankfurt, an der Komischen
Oper Berlin und an der San Francisco Opera.
An der Oper Stuttgart war der vielfach
ausgezeichnete Dirigent zuletzt für die
musika­lische Leitung von Rameaus Platée
verantwortlich.
24
Musikalische
Leitung������������������������������������ Christian Curnyn
Regie���������������������������������������� Calixto Bieito
Bühne�������������������������������������� Susanne
Gschwender
Kostüme�������������������������������� Anja Rabes
Licht ������������������������������������������ Reinhard Traub
Chor ������������������������������������������ Johannes Knecht
Dramaturgie ���������������������� Patrick Hahn
Bernd Isele
Calixto Bieito, geboren in Katalonien, gilt
seit Mitte der neunziger Jahre als einer
der wichtigsten Regisseure Spaniens. Seit
seiner Inszenierung von Brétons Zarzuela
La verbena de la Paloma 1996 am Teatro
Tivoli in Barcelona arbeitet er weltweit
so­­wohl im Schauspiel als auch in der Oper.
Es folgen Schauspiel- und Opern­insze­nie­
rungen u. a. an der Komischen Oper Berlin,
im Rahmen der Inter­­natio­na­len Schillertage in Mannheim, an der Bayerischen
Staatsoper, an der Metropolitan Opera und
am Münchner Residenz­theater. An der
Oper Stuttgart hat Calixto Bieito zahlreiche
wichtige Insze­nierun­gen er­­ar­beitet, da­­
runter Händels Triumph von Zeit und Wahr­­
heit, Wagners Parsifal und Der fliegen­de
Hollän­der, Janáčeks Jenůfa und Rameaus
Platée.
25
Henry Purcell (1659 – 1 695) gilt als be­­deu­
tendster Komponist des englischen Hochbarocks. Als Hofkapell­sänger, Organist an
der Westminster Abbey und Organist
der Chapel Royal schreibt Purcell vor allem
Instrumental- und kirchliche Vokalmusik.
Daneben stehen rund fünfzig Schauspielmusiken, fünf sogenannte Semi-Operas und
die große dreiaktige Oper Dido and Aeneas.
Obwohl Purcell in jungen Jahren stirbt, er­­
hält er schon von Zeitgenossen den Ehren­­
titel „Orpheus britannicus“.
Januar und Februar 2016
Abschied von gestern
Künstlerische
Leitung������������������������������������ Armin Petras
Raumkonzept ������������������ Natascha von Steiger
Dramaturgie ���������������������� Anna Haas
Katrin Spira
Sind wir von gestern, nur weil die anderen schon übermorgen
ganz woanders sind? Die Zeit rennt und oft lässt sich vom
sogenannten „Gestern“ gar nicht mehr Abschied nehmen.
Im Gegenteil – die, die zugeben an etwas besonders zu hängen,
was längst überholt scheint, geraten aus dem Fokus. Das
ändern wir mit dem ersten Themenblock im Nord. Wir richten
den Blick genau dorthin, wohin er sonst nicht geht. Auf den
Moment des Abschiednehmens aller Art – vom Leben, von
Sicherheiten, Gesundheit, Heimat, von Wissen und Liebe. Eine
wesentliche Rolle dabei spielt auch das Thema Glaube: Kann
Glaube dabei helfen, sich zu verabschieden? Oder macht er
das im Grunde nur schwerer? Und was ist Glaube in diesem
Kontext: Religion, Technikglaube, Glaube an Zwischenmenschlichkeit oder ans Theater.
Formen und Formate suchen wir dafür jenseits des klassischen
Repertoiretheaters. Die Spielstätte Nord soll während der
Aufführungsphase dauerhaft zum jeweiligen Thema bespielt
werden – mit Workshops, Partys, Konzerten, Tanzveranstaltungen,
Ausstellungen, Vorträgen, Shows und klassischen Theater­
abenden. Der Graffiti-Workshop für Senioren ist ebenso denkbar
wie die 24-h-Kochshow mit dem Motto „Vom Blatt bis in die
Wurzel – Kochen entlang des eigenen Stammbaums“. Wir laden
Experten ein, die Vorträge zum Älterwerden oder zum Jung­
bleiben halten. Es wird einen Leonard Cohen Abend mit
Posaunenchor geben, eine Reise durch die Nacht des Abschied­­
nehmens und Vergessens, die in die Katakomben des Nord
führt. Eine Stückentwicklung über Geschichten von Witwen,
in deren Mitte ein König tanzend stirbt und einen wahrscheinlich
außerordentlich wichtigen Vortrag über die Gefahr Leben, von
einem, der allerdings etwas dazu zu sagen hat nach einem Text
von Anton Tschechow …
Ich glaube, dass das Nord mehr kann als
nur Theater. Ich wünsche mir, dass der
Ort dauerhaft lebendig wird, jenseits vom
klassischen Repertoirebetrieb. Das
Nord wird zum Versammlungsort, zum
Aus­stellungsort, zum Ort für Konzert, Tanz,
Per­formance und Party. Ein Ort, der den
Blick in die Stadt öffnet und sich mit ihr
vernetzt, der einlädt zu Begegnungen, zu
Beteiligung. Ein Wagnis für mehr vom Nord.
Armin Petras
26
Das Ensemble fotografiert
von Corrado Calvo
und Andrea Falciano
Nord / Performatives Labor 1
Manolo Bertling
Paul Grill
Christian Schneeweiß
Susanne Böwe
Peter Kurth
Robert Kuchenbuch
Rahel Ohm
Christian Czeremnych
Berit Jentzsch
Julischka Eichel
Matti Krause
Elmar Roloff
Katharina Knap
Wolfgang Michalek
Andreas Leupold
Manuel Harder
Birgit Unterweger
Johann Jürgens
Svenja Liesau
Michael Stiller
Hanna Plaß
Caroline Junghanns
Gabriele Hintermaier
Horst Kotterba
Abak Safaei-Rad
Edgar Selge
Franziska Walser
Sebastian Röhrle
Sandra Gerling
Florian Rummel
Marietta Meguid
Peter René Lüdicke
Boris Burgstaller
Manja Kuhl
Schauspielhaus
Premiere 20. Februar 2016
Orest. Elektra. Frauen
von Troja
nach Euripides, Sophokles und Aischylos
In einer Bearbeitung von
John von Düffel
Astrid Meyerfeldt
Regie���������������������������������������� Stephan Kimmig
Bühne�������������������������������������� Katja Haß
Kostüme�������������������������������� Kathrin Plath
Dramaturgie ���������������������� Carmen Wolfram
Der Text von Orest. Elektra. Frauen von Troja entstand
für das Ensemble des Theaters Koblenz zur Aufführung im
März 2016. Das Theater Koblenz hat dem Schauspiel Stuttgart
die frühere Aufführung freundlicherweise gestattet.
Am Ende des Krieges ist der Frieden weiter entfernt als je zuvor:
Euripides thematisiert in Die Troerinnen nicht große Helden­
taten, sondern die Zeit nach Mord, List und Krieg. Troja ist nach
zehnjährigem Krieg besiegt. Die trojanischen Männer sind tot,
ihre Frauen, die das Gemetzel überlebt haben, müssen sich der
Willkür und der Rache der Griechen beugen. John von Düffels
Antikenbearbeitung verbindet neben den Troerinnen auch
Sophokles’ Elektra, Aischylos’ Die Totenweihe und Euripides’
Orestes zu einer Erzählung über die verheerende Wirkung von
Krieg. Im Zentrum stehen Orest und seine Schwester Elektra,
die ihn antreibt und unterstützt, seine Mutter Klytaimnestra und
deren Mann Aigisthos zu schlachten, um ihren ermordeten
Vater Agamemnon zu rächen. Doch es stellt sich kein Triumph
ein, so sehr Elektra ihn auch beschwört – den Geschwistern
bringt die Rache keinen Frieden, keine Versöhnung, sondern Qual,
Pein und Unerlöstheit. Was bleibt? Die Tragödie des Krieges.
Stephan Kimmig, geboren 1959 in Stutt­gart,
studiert von 1981 bis 1984 Schauspiel an
der Neuen Münchner Schauspielschule.
Von 1998 bis 2000 ist er fester Regisseur des
Schauspiel Stuttgart. Danach inszeniert
er am Deutschen Theater Berlin, den
Münchner Kammerspielen, dem Wiener
Burg­theater sowie regelmäßig am Thalia
Theater Hamburg unter der Intendanz
von Ulrich Khuon, dem Kimmig 2009 als
Hausregisseur ans Deutsche Theater
Berlin folgt. Im gleichen Jahr inszeniert er
erstmals an der Bayerischen Staatsoper
München. Seine Arbeiten werden vielfach
ausgezeichnet. Neben regel­mäßigen
Einladungen zum Berliner Theatertreffen,
darunter Thyestes (Staatstheater Stuttgart),
Nora und Maria Stuart (Thalia Theater
Hamburg), erhält der Regisseur unter anderem den Wiener Nestroy-, den Rolf-Maresund den Faust-Preis sowie – zusammen
mit seiner Ehefrau, der Bühnenbild­nerin
Katja Haß – den 3sat-Innovationspreis für
zukunftsweisende Leistungen im Deutschen
Schauspiel Marburg für die Inszenierung
Maria Stuart. Am Schauspiel Stuttgart
inszeniert er in der Spielzeit 2014/15 August:
Osage County. Eine Familie.
kaputtmachen / zerstören / plattmachen / niedermähen / foltern / abschneiden / aufschlitzen / verwunden / metzeln / schießen / vergewaltigen / schneiden / hacken / verschleppen / leid / qual / tränen / schreie / folter / schüsse / stiche / messer / patronen / feuer / rauch / sadismus / lust an
der erniedrigung des anderen / lust am
verrecken anderer / menschen als abfall / kein du im ich / nur ich ich ich oder ich
versteckt im wir wir wir / kein frieden in
sicht / kein frieden in sicht / warum
bekommen wir das nicht hin / was ist los
mit uns
Stephan Kimmig
John von Düffel wird 1966 in Göttingen
geboren. In seiner Jugend lebte von Düffel
längere Zeit mit seinen Eltern im Ausland:
in den Sechzigern in Derry (Nordirland),
in den Siebzigern in South Dakota, USA.
Studium der Philosophie und Volks­
wirtschaft an den Universitäten in Stirling
(Schottland) und Freiburg im Breisgau.
1989 promoviert er mit einer Arbeit zur
Erkenntnistheorie. Zunächst Theater- und
Film­kritiker, dann Dramatiker und Dramaturg an verschiedenen Theatern in Stendal,
Oldenburg, Basel, Bonn. 2000 – 2009 Dramaturg am Thalia Theater. Seit der Spielzeit
2009/10 ist er Dramaturg am Deutschen
Theater. Zu seinen Stücken gehören Rinder­
wahnsinn, Die Unbekannte mit dem Fön
sowie Das schlechteste Theaterstück der
Welt, mit dem er 1995 auf den ersten Autorentheatertagen des Schauspiel Hannover
67
entdeckt wird. Für seinen Debüt­roman
Vom Wasser (1998) erhält er u. a . den
Aspekte-Literaturpreis des ZDF, den ErnstWillner-Preis beim Ingeborg-BachmannWettbewerb in Klagenfurt sowie den
Mara-Cassens-Preis des Literaturhauses
Hamburg. Es folgen die Romane Zeit des
Verschwindens und Ego. Sein Familienroman
Houwelandt (2004) wird ein Bestseller
und mit dem Nicolas-Born-Preis ausgezeichnet. Sein aktueller Roman heißt
Beste Jahre. Darüber hinaus bearbeitete er
u. a . für das Thalia Theater Thomas Manns
Buddenbrooks, Theodor Storms Novelle
Der Schimmelreiter, Todd Solondz Happi­
ness, für das Düsseldorfer Schauspielhaus
Thomas Manns Joseph und seine Brüder
und für das Deutsche Theater Herz der
Finsternis von Joseph Conrad und Ödipus
Stadt von Sophokles, Euripides, Aischylos.
Kammertheater
Uraufführung 11. März 2016
I’m searching for I:N:R:I
(eine kriegsfuge)
von Fritz Kater
Jossi Wieler, geboren in Kreuzlingen,
Schweiz. Regie-Studium am Theatre Department der Universität Tel Aviv. 1979 erste
Regiearbeit am Habima Nationaltheater.
1980 – 1 982 Regieassistent am Düsseldorfer
Schauspielhaus. Da­­nach als Schauspiel­
regisseur in Heidel­berg, Bonn, Stuttgart,
Basel, Hamburg, Zürich, Berlin, bei den
Münchner Kammerspielen sowie wiederholt
bei den Salzburger Festspielen tätig.
1994 wird er für seine Inszenierung von
Elfriede Jelineks Wolken.Heim. zum Regisseur des Jahres gewählt. Seine Schau­
spiel­arbeiten erhalten zahlreiche Einladungen zu nationalen und inter­natio­nalen
Festivals. 2002 erhielt er den Konrad-WolfPreis der Berliner Akademie der Künste,
2005 den Preis der deutschen Kritik sowie
2009 den Nestroy-Preis für seine Insze­nie­
rung von Rechnitz (Der Würge­engel) von
Stuttgarter Premiere 17. März 2016
Nathan der Weise
Regie����������������������������������������Jossi Wieler
Bühne & Kostüme��������Anja Rabes
Musik����������������������������������������Wolfgang Siuda
Video ����������������������������������������Chris Kondek
Dramaturgie ����������������������Jan Hein
Ein Agententhriller, Melodram und film noir – auf drei Zeitebenen wird die Geschichte von Maibom, einem Journalisten
und Nazijäger, und der rätselhaften Rieke, das schicksalhafte
Scheitern ihrer Liebes- und Lebensgeschichte, erzählt – während
des zweiten Weltkriegs, im deutschen Wirtschafts­wunderland
der Jahre 1959 /60 und im Westberlin der Vorwendezeit 1989.
Der Krieg hat sich in die Körper, Köpfe und Herzen der Menschen
eingeschrieben. Leben bedeutet für sie die Fortsetzung des
Krieges mit anderen Mitteln. Nicht chronologisch wird erzählt,
sondern in musikalisch komponierten Vorgriffen und Rück­
blenden. Die aus vielen Facetten zusammengesetzte instabile
Identität der Figuren entfaltet sich erst nach und nach.
„(eine kriegsfuge)“ lautet der Untertitel. „fugare“: weglaufen,
fliehen – in der Fuge flieht das Thema von einer Stimme zur
anderen, es wird kontrapunktisch wiederholt in immer anderen
Formen, bis alles erzählt ist.
Maibom und Rieke leben im siebten Jahr ihrer Beziehung.
Vielleicht wollen sie heiraten. Als Maibom von einer Reise aus
Brasilien und Kuba zurück kommt, ist Rieke spurlos verschwunden, die gemeinsame Wohnung durchwühlt. Maibom
macht sich auf die Suche. Wie der Sänger Orpheus in der
griechischen Mythologie, will er seine Geliebte Eurydike zurückholen und folgt ihr ins Reich der Schatten. Er findet sie wieder
und erkennt sie nicht. Hervor tritt unvermittelt die vergessene
Vergangenheit oder Gegenwart der wirklichen Kämpfe, der
tatsächlichen Niederlagen oder Siege, die vielleicht verschleiert
wurden oder werden, aber in der Tiefe oder auf der obersten
Oberfläche erhalten sind. Die Geschichte lässt die Protagonisten
zu Opfern der jeweiligen gesellschaftlichen Umstände werden –
und stellt zugleich die Frage nach persönlicher Schuld und
Verantwortung.
Schauspielhaus
Fritz Katers Stück erzählt deutsche Ge­­schichte
aus einer ganz eigenen Perspektive. Das Stück ist
eine andere, über­ra­schende Art der Reflexion über
die Wunden des Krieges. Es geht um „normale“
Menschen, keine Helden der Geschichte. Agenten
ihrer selbst. Vielleicht vergleichbar mit FassbinderFiguren: Menschen machen Geschichte, ohne dass
ihnen das so richtig bewusst ist. Das hat mich im
Kern berührt. Der 2. Weltkrieg wird oft nur moralisch
reflektiert; das ist hier nicht der Fall. Es gibt keine
Betroffenheit. Das Stück ist eher ein Vexierbild
der Geschichte, das sich auch nach und nach nicht
zu einem Ganzen zusammenfügt. Spuren der
Ge­­schichte, Versehrtheiten, verletzte Identi­täten
setzen sich in dieser „kriegsfuge“ fort über den
langen Zeitraum von 1941 bis 1989. Sie klingen nach,
wiederholen sich, werden weitergegeben. Eine
Geschichte wie ein Krimi.
Ein dramatisches
Gedicht von Gotthold
Ephraim Lessing
Regie����������������������������������������Armin Petras
Bühne��������������������������������������Dragoş Buhagiar
Mitarbeit Bühne��������������Julian Marbach
Kostüme��������������������������������Katja Strohschneider
Musik����������������������������������������Marius Mihalache
Thomas Kürstner
Sebastian Vogel
Video ����������������������������������������Rebecca Riedel
Choreografie ��������������������Berit Jentzsch
Dramaturgie ����������������������Verena Elisabet Eitel
In einer einzigartigen Geste der Toleranz lässt Lessing den
weisen Juden Nathan für ein vorurteilsfreies und respektvolles
Nebeneinander der Religionen eintreten. Am Ende des Stücks
stellt sich heraus, dass die Jüdin Recha, Nathans angenommene Tochter, der christliche Tempelherr und der Muslim
Saladin allesamt Mitglieder einer Familie sind. Mit diesem dramatischen Kunstgriff gelingt es Lessing, den Streit der Religionen
niederzulegen und durch den neu entstandenen Familienbund Versöhnung zu stiften. Doch nur vorläufig – denn Lessings
Konstruktion wird allzu schnell wieder von bitterer Realität
eingeholt. Damals wie heute prallen weltweit religiöse Wirklichkeitsentwürfe und Weltbilder scheinbar unvereinbar aufeinander, entladen sich in alltäglichem Terror und exzessiver Gewalt.
Ist Lessings Nathan – Höhepunkt deutscher Aufklärungs­
literatur – als utopisches Gedankenspiel widerlegt ?
In einer gemischten Ensemblebesetzung des Schauspiel Stuttgart und des Nationaltheaters Radu Stanca Sibiu macht sich die
Inszenierung auf die Suche nach Konfliktursachen und fragt
nach der Vision einer heutigen aufklärerischen Idee. Im Gewirr
der Sprachen – jeder Spieler spricht in seiner Muttersprache –
wird um politische und private Argumente gerungen, werden
Identitäten genommen und neu zugewiesen. Verständigung und
Verstehen werden im Dialog auf der Bühne als Kern friedvoller Koexistenz offenbart – ihr Scheitern bereitet den Weg in
die Kampfzone eines babylonischen Chaos’.
Eine Koproduktion mit dem Nationaltheater Radu Stanca Sibiu,
Rumänien. Die Produktion war bereits im Juni 2015 beim
22. Internationalen Theaterfestival Sibiu zu sehen.
da gibt es diese hotellobby – irgendwo
im süden dieses europas – in der sich alle
treffen – um religion, um liebe und um
knallharte geschäfte zu verhandeln. dieser
ort muss in die luft fliegen. explosion,
feuer, zerstörung … und dann ist da ein
mann mit einem geldkoffer – ein geschäftsmann, ein vater, ein jude – der sich
mit kalkül, mit lüge und liebe und mit den
traumata der vergangenheit durch das
schlachtfeld der gegenwart kämpft, und
am ende doch verliert. und das ist nathan.
Jossi Wieler
Elfriede Jelinek. Diese Arbeit sowie
Amphitryon von Heinrich von Kleist (1986,
Schauspielhaus Bonn), Alkestis von Euripi­
des (2002) und Mittagswende von Paul
Claudel (2005, beides Münchner Kammerspiele) waren zum Berliner Theatertreffen
eingeladen. Seit 1994 inszeniert er ge­­­
mein­­sam mit Sergio Morabito auch Oper
u. a. in Stutt­gart, Berlin, Amsterdam,
San Francisco und bei den Salzburger
Festspielen. Wieler und Morabito wurden
2002 zum „Regieteam des Jahres“ gewählt
und erhielten in den Jahren 2006 (Doktor
Faust) und 2012 (Die glückliche Hand/
Schicksal) den Deutschen Theaterpreis
DER FAUST in der Kategorie „Beste Opernregie“. 2015 wurde Jossi Wieler mit dem
Kulturpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Seit 2011 / 12 ist er Intendant der
Oper Stuttgart.
68
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781)
schreibt den Nathan 1779 als sein letztes
Stück, zwei Jahre vor seinem Tod.
Lessing selbst genießt als Pfarrerssohn
eine um­­fangreiche theologische Aus­
bildung. 1778 gerät er in eine heftige
schrift­liche Aus­einandersetzung mit dem
orthodoxen Hamburger Pastor Johann
Melchior Goeze über die Freiheit der
Kritik – Lessing beharrt, dass auch die
christliche Offenbarungslehre nicht
außerhalb des kritischen Denkens stehen
darf. Als Folge wird er von seinem
da­maligen Arbeitgeber, dem Herzog von
Braunschweig, mit einer Zensurpflicht
seiner Schriften abgemahnt und bekommt
im starren christlichen Dogmatismus
die Grenzen seiner Zeit zu spüren.
Seine kritischen Bestrebungen setzt er
mit Nathan der Weise auf literarischem
Wege fort.
Armin Petras
69
Nord / Performatives Labor 2
April und Mai 2016
Das glaubst du ja wohl
selber nicht !
Eine musiktheatrale
Versuchsreihe von und mit
Schorsch Kamerun
„Sie sollen uns sehen“, war und ist der Wunsch derjenigen,
die sich zeigen wollten und wollen. Jenes grundnormale Anliegen
durch nicht normiertes Verhalten eng gewordene Regelberge
in Bewegung zu bringen, lässt sich auf unterschiedlichsten
Transportern gut ausleben: Experimentelle Lebensweise,
Mut zur Mode, Kunstsinnigkeit, revolutionäre Begehrlichkeit oder
unerwachsene Angriffslust. Um jedoch dauerhafter in Erscheinung zu treten, braucht es attraktive Formaussagen und starke
Identitätsflächen, die halten. Solche gab es immer wieder.
In Jugendbewegungen, Subkulturen, reformfrohen Glaubens­
gemeinschaften, in ganzen Stadtvierteln ließen sich alternative
Lebensmodelle langjährig ausprobieren. Nun hat aber „der
Markt“ mit seinen „freien“, höchst nervösen Gesetzen schon vor
längerem erkannt, dass die jeweils unangepasstesten Erfindungen gleichzeitig die kommerziell durchschlagendsten sein
können. Heute werden Familienautos als „revolutionär individuell“
und Städtereisen als „spannend anders“ beworben.
Die musiktheatrale Versuchsreihe Das glaubst du ja wohl selber
nicht! will in unterschiedlichsten Veranstaltungen und Spiel­
formaten, mit Schauspielern und Musikanten, Laien und Kennern
in die Stadt hinein fragen, ob ein Hipster eine zwangsläufige
Totgeburt sein muss, ob sich ohne eine Mitgliedschaft beim
Islamischen Staat, einer der vielen Ultrahooligantruppen oder
sonst einem Eskapismus überhaupt noch an etwas glauben lässt,
was verspricht wirklich aufregend zu sein und das Ganze dann
auch noch länger von Bestand ist als ein schriller Kurzauftritt
im Free-TV.
Schorsch Kamerun, geboren 1963 in
Timmendorfer Strand, ist Gründungsmitglied,
Sänger und Texter der Hamburger Band
Die Goldenen Zitronen. Zusammen mit
Rocko Schamoni und anderen betreibt er
den Hamburger Golden Pudel Club. Seit
2000 ist er als Theaterregisseur und -autor
tätig. Er inszeniert unter anderem am
Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am
Schauspielhaus Zürich, an den Münchner
Kammerspielen, an der Volksbühne Berlin,
bei den Wiener Festwochen, der Ruhr­
triennale, den Ruhrfestspielen in Reckling­
hausen und an der Bayerischen Staatsoper.
Schauspielhaus
Premiere 7. Mai 2016
Tod eines
Handlungsreisenden
von Arthur Miller
Künstlerische
Leitung������������������������������������ Schorsch Kamerun
Raumkonzept ������������������ Katja Eichbaum
Dramaturgie ���������������������� Bernd Isele
Katrin Spira
Neulich in einem TV - Werbeclip fuhr ein
be­­kannter Rennfahrer mit seinem brandneuen Serien-Mercedes durch die Nacht
einer aufregenden Großstadt. Da er sich
nicht auskannte, übernahm das intelligente
Fahrzeug die Zielführung: Undergroundclubs, Off-Galerien und Arthouse-Kinos
waren die Vorschläge, die der Bordcomputer
der coolen Edel­karosse dem unkundigen
Motorsportler anpries. Die ehemals rauen
Quartiere zu diesen angesagten Locations
fand das Statussymbol ohne Umwege.
Früher hätte man ihm dort die Scheiben
eingeschlagen.
Regie & Bühne���������������� Robert Borgmann
Musik���������������������������������������� webermichelson
Dramaturgie ���������������������� Jan Hein
Er verliert den Boden unter den Füßen, langsam aber beständig:
Willy Loman, seit 36 Jahren reisender Handelsvertreter – er
scheint am Ende. Im Geschäft kann er nicht mehr mithalten.
Die unzähligen Autofahrten sind eine Qual. Seine Stammkunden
sind verzogen oder verstorben. Zunehmend gerät er unter
Druck, die finanziellen und gesellschaftlichen Ansprüche weiter
zu erfüllen. Leistung und Erfolg bleiben plötzlich aus. In der
Familie herrschen Lügen, Sprachlosigkeit und die große Liebe.
Verzweifelt flüchtet er in Erinnerungs- und Phantasiewelten.
Seinem eigenen Scheitern kann er nicht ins Auge sehen.
Als Willy schließlich entlassen wird, sieht er seine Existenz voll­
ständig in Frage gestellt. Angst überfällt ihn, es drohen Prestige­
verlust, der Ruin der Familie, die Verzweiflung, nicht einmal
mehr Achtung für sich selbst aufbringen zu können. Loman sieht
nur einen Ausweg: Selbstmord, als Autounfall geplant, um die
Versicherungssumme für die Familie zu kassieren.
Arthur Millers Tod eines Handlungsreisenden, uraufgeführt 1949
in der Regie von Elia Kazan und vielfach ausgezeichnet, ist
die Geschichte eines Identitätsverlustes und eine Gesellschaftstragödie: Loman wird zum Opfer des bedingungslosen ame­
rikanischen Traums von Erfolg und Wohlstand. „The show must
go on“.
ein Bild (ohne Rahmen, unfertig an den Rändern): Vorstadtstraße. Spätherbst. Rückansicht eines Mannes, der kurzbeinig
läuft, schmalkrempiger Hut, kaum ein Hals, langer Mantel,
zwei Koffer in der Hand, in Richtung einer Nebelwand (dahinter,
darinnen – wer weiß das schon? – ein Wald vielleicht oder
nochmehr Vorstadthäuser). Er denkt möglicherweise an die
unterschiedlichen Türklingeln – er kennt sie alle, ja, auch die mit
dem BIGBEN – da musst’ er immer lachen, denn so heißt
sein Bruder: Ben, BIGBEN , Ben, Ben, Ben … – und dann sicher
daran: welche Maske ist denn dein wirklich wahres Gesicht,
oder sicher auch: verdammter Hochzeitstag, oderoderoder…
YOU CAN BUY A DREAM OR TWO … oder im Nebel stehen die
Kulissen für das Leben des Kurzbeinigen und er stößt sich
den Kopf am Kühlschrankgeräusch. Aua! und er dreht sich um,
in etwa so, als ob einem auf die Schulter getippt wird, aber
diesmal ist wirklich keiner da. Keiner da. Wie der kleine Spalt,
der sich manchmal öffnet wenn er herumgeht zwischen Klingel
und Klingel, die Tür wird von einer Kette gehalten, und da ist
ein Kindergesicht und er schaut nach unten … NA, KLEINER,
IST DENN DEIN VATER DA … neuerlich geht so eine Tür immer
mal wieder auf, und es ist wirklich niemand mehr in dem bisschen Spalt. Oh, das ist jetzt wirklich das Ende! Das ist der Tod,
denkt er. Oder ich bin schon plemplem?! Koffer erstmal absetzen.
Hut abnehmen, Schweißtuch, über den fast kahlen Schädel,
falten, einstecken, mal wieder waschen das Ding. Und dann die
rothaarige Frau, die nur die Naht an ihren Strümpfen trägt, die
sich von dort um ihren Körper wickelt, klackklack macht der
Pfennig unter den Absätzen, wer den Pfennig nicht ehrt … YOU
CAN BUY A DREAM OR TWO … und ein Kuss, ja ein Kuss auf
die alte Lippe des Kurzbeinigen. Den Nichtshändler, den Traumhändler, den Dienstleister, den Willy. Loman. Niedriger Mann.
Kleiner Mann. Toter Mann.
Schorsch Kamerun
Für sein WDR-Hörspiel Ein Menschenbild,
das in seiner Summe Null ergibt erhält
er 2007 den Hörspielpreis der Kriegsblinden.
Er war Gastprofessor an der Akademie
der Bildenden Künste in München und ist
mit verschiedenen Projekten in Europa,
Amerika, Namibia, Japan und dem Libanon
unterwegs. Nach der Fluxus-KonzertInstallation Denn sie wissen nicht was wir
tun in der ersten Spielzeit der Intendanz
von Armin Petras wird Schorsch Kamerun
mit Das glaubst du ja wohl selber nicht !
nun sein zweites Projekt am Schauspiel
Stuttgart künstlerisch leiten.
70
Arthur Miller, geboren am 17. 10. 1915 als
Kind jüdischer Einwanderer in Harlem,
New York. 1929 Übersiedlung nach
Brooklyn. Verschiedene Gelegenheitsjobs, Studium des Journalismus in
Ann Arbor. Erste Versuche als Schriftsteller und Dramatiker. Erster größerer
Bühnenerfolg mit dem Drama Alle
meine Söhne (1947). Es folgen sein vielfach ausgezeichnetes Tod eines
Handlungsreisenden (1949), Hexenjagd
(1955) und Blick über die Brücke (1962).
Ziel der antikommunistischen Hetzkampagne unter dem Senator Joseph
McCarthy. Zweite Ehe mit Marilyn
Monroe (1956 – 6 1), für sie schreibt er
das Drehbuch The Misfits (1961).
Präsident des Internationalen P.E.N.
Clubs (1965 – 69). Neben weiterer Dramen
auch Romane, Kurzgeschichten,
Re­­por­­­t agen, Hörspiele und zahl­reiche
Essays. Miller stirbt am 10. 2. 2005 in
Conneticut.
Robert Borgmann studiert Bildende
Kunst in London sowie Philosophie und
Germanistik an der Universität Köln.
Nach Dramaturgie- und Regieassis­
tenzen am Schauspiel Köln Studium der
Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Seither
arbeitet er als freier Regisseur u. a. am
Deutschen Theater Berlin, der Schaubühne Berlin, Schauspiel Köln, Schauspielhaus Zürich, Centraltheater Leipzig,
dem Maxim Gorki Theater Berlin, dem
Wiener Burgtheater und dem Theater
Basel. Seine erste Inszenierung am
Schauspiel Stuttgart, Onkel Wanja von
Anton Tschechow, wird 2014 zum
Berliner Theatertreffen eingeladen. Zum
Auftakt der vorigen Spielzeit bringt er
Richard III. von William Shakespeare auf
die Bühne. 2015 wird seine Uraufführung
von Ewald Palmetshofer die unver­
heiratete am Burgtheater zum Theatertreffen eingeladen.
Robert Borgmann
71
Schauspielhaus
Premiere 11. Juni 2016
Tote Seelen
nach dem Roman von
Nikolaj Gogol
Uraufführung 1. Juli 2016
Stadion der Weltjugend
von René Pollesch
Regie���������������������������������������� Sebastian Baumgarten
Bühne�������������������������������������� Thilo Reuther
Kostüme�������������������������������� Jana Findeklee
Joki Tewes
Dramaturgie ���������������������� Carmen Wolfram
„Seit Gogol ist die russische Literatur komisch – komisch aus
Realismus, aus Leid und Mitleid, aus tiefster Menschlichkeit
und aus satirischer Verzweiflung …“ (Thomas Mann)
Er ist ein Aufsteiger, der alle Möglichkeiten skrupellos nutzt, um
Karriere zu machen. Pawel Iwanowitsch Tschitschikow, aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, bringt es durch geschmeidige Umgangsformen, gewandtes Auftreten und Geschäftstüchtigkeit zum Juristen und Kollegienrat. Doch statt in dieser
Eigenschaft die behördliche Korruption zu bekämpfen, entwickelt
er eine clevere Betrugsidee, die ihm zu wirtschaftlichem Erfolg
verhilft: Verstorbene Leibeigene, auch „tote Seelen“ genannt,
werden zur schier unerschöpflichen Einnahmequelle für
den Spekulanten und Händler, der das System clever ausnutzt,
um aus dem Nichts Profit zu machen; ein Vorgriff auf das von
virtuellen Zahlen beherrschte moderne Wirtschaftssystem.
Wir wissen nicht, wie Gogols Trilogie aus­
gegangen wäre. Aber von dem, was von den
Toten Seelen noch vorhanden ist, wirkt
das Material wie eine luzide Aufforderung
an seine Leser, das eigene Überleben
nicht mehr über geleistete Arbeit, sondern
eher über die genaue Kenntnis der Fehler
in einem System zu sichern. Der Autor
schreibt sehr komisch und bissig, wie man
selbst mit dem Tod als Anlagewert sein
Geld verdienen kann. Das ist doch ein
sehr moderner Gedanke für das planetarisch
be­stimmende Kleinbürgertum.
Sebastian Baumgarten
Nikolai Wassiljewitsch Gogol wird 1809
in Sorotschinzy, Russland (heutige Ukraine)
geboren. Nach einer kurzen Beamten­
laufbahn ist er als Lehrer und Geschichts­
professor tätig. 1835 erscheint die Novelle
Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen,
1836 die Komödie Der Revisor und die Erzählung Die Nase, 1942 Der Mantel. Im gleichen
Jahr wird der erste Teil des Manuskripts
Tote Seelen veröffentlicht. Gogols letzte
Jahre sind von geistigem und körper­lichem
Verfall überschattet. So ver­­brennt er in
einem Anfall religiösen Wahns den zweiten
Teil des Romans. 1852 stirbt er an den
Folgen einer strengen religiösen Fastenkur.
Er zählt zu den bedeutend­sten Klassikern
der russischen Literatur.
Stadtraum
Sebastian Baumgarten, 1969 in Ost-Berlin
geboren, arbeitet seit 1992 als Regisseur
so­­­­wohl im Schauspiel als auch im Musik­
theater u. a. in Köln, Salzburg, Zürich, Berlin,
Kassel, Stuttgart, Hannover, Frankfurt am
Main, Düsseldorf und Kopenhagen. 2011
eröffnet Sebastian Baumgarten mit Wagners
Tannhäuser die 100. Bayreuther Festspiele
und 2013 wird seine Inszenierung von
Brechts Die heilige Johanna der Schlacht­
höfe am Schauspielhaus Zürich zum Berliner
Theatertreffen eingeladen. Sebastian
Baumgarten ist für das Stuttgarter Publikum
kein Unbekannter: In der Spielzeit 2013 /14
inszeniert er Die Dreigroschenoper von
Brecht / Weill, die auch weiterhin im Repertoire zu sehen ist. Tote Seelen ist seine
zweite Arbeit in der Intendanz von Armin
Petras.
72
Regie���������������������������������������� René Pollesch
Bühne�������������������������������������� Bert Neumann
Dramaturgie ���������������������� Anna Haas
Seit über 15 Jahren begeistert der Autor und Regisseur René
Pollesch mit seinen Uraufführungen das Stuttgarter Publikum.
Wie schon für die Ruhrtrilogie (2008 – 2010 im Rahmen der
Kulturhauptstadt Ruhr 2010) geht René Pollesch mit seiner neuen
Inszenierung in den Stadtraum: an einen Ort unter freiem
Himmel. Gespielt wird nicht auf einer Industriebrache, sondern
möglicherweise in, vor und vielleicht auch auf einem Stuttgarter
Einfamilienhaus.
Kürzlich bin ich jemandem wiederbegegnet, der mir,
als wir miteinander zu tun hatten vor ein paar
Jahren, in meine Arbeit ungeheuer reinreden wollte.
Ich konnte das immer abbiegen, ich konnte ihm
zeigen, dass das überhaupt nichts bringt. Und das
war eine anstrengende Arbeit. Und nun stand er
wieder vor mir und sagte, er hätte bei seiner derzeitigen Arbeit all meine Gedanken und Ratschläge
beherzigt. Er hätte seinem nächsten Partner
nie reingeredet und deshalb sei das Ergebnis auch
so schön geworden. Er sagte, er hätte soviel gelernt
von mir. Und ich dachte, oh, wie schön, und das
Ergebnis sah diesmal ja auch wirklich sehr gut aus.
Und dann verließ ich ihn und rannte in den Leiter der
Werkstätten rein, und der erzählte mir folgendes:
„Du kannst es dir nicht vorstellen, aber dieser
Regisseur“, und er meinte den, dem ich da gerade
begegnet war, hätte seinen nächsten Bühnenbildner
zur Verzweiflung gebracht. „Er hat ihm ununter­
brochen reingeredet. Der Bühnenbildner hat den
ganzen Tag geheult, weil dieser Regisseur ihn
einfach nicht in Ruhe gelassen hat.“ Und das ist doch
seltsam, denn ich denke, der Regisseur hatte nicht
gelogen, er hatte sehr viel gelernt. Und eben auch
ganz und gar nicht. Und so ist es ja auch in unseren
Leben. Wir denken gerne, wir hätten etwas an uns
verändert, wir sind andere geworden, aber eigentlich
wissen wir gar nicht, an was wir da rumbasteln
und rumschrauben sollen. Wir suchen einfach an der
völlig falschen Stelle nach unserem Selbst.
René Pollesch, geboren 1962, studiert
Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen.
Es folgen erste Inszenierungen eigener
Stücke auf der TAT-Probebühne und 1997
ein Stipendium der Akademie Schloss
Solitude. Ab Herbst 2000 ist er Hausautor
am Deutschen Schauspielhaus Hamburg,
von 2001 bis 2007 künstlerischer Leiter
des Praters der Volksbühne Berlin. Dort
ent­stehen Produktionen wie die Trilogie:
Stadt als Beute, Insourcing des Zuhause.
Menschen in Scheißhotels und Sex, die zum
Theatertreffen 2002 eingeladen wird. Im
selben Jahr wird er in der Kritiker­umfrage
von Theater heute zum besten deutschsprachigen Dramatiker gewählt. Pollesch
erhält 2001 für www-slums und 2006 für
Cappuccetto Rosso den Mülheimer Dramatikerpreis. 2008 wird er mit Liebe ist kälter
als das Kapital und 2009 mit Fantasma,
2012 mit Kill Your Darlings! Streets of Berla­
delphia und 2014 mit Gasoline Bill erneut
nominiert. 2012 erhält René Pollesch
den Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis.
Dem Stuttgarter Publikum seit Jahren
bekannt, inszeniert René Pollesch 2014
Du weißt einfach nicht, was die Arbeit ist für
das Stuttgarter Schauspiel.
René Pollesch
73
Schauspiel Stuttgart
Spielzeit 2015 / 2016
Internationales
Wim Vandekeybus
und Ultima Vez (Brüssel)
Workshop mit dem Ensemble des
Schauspiel Stuttgart
Wim Vandekeybus ist nicht nur Tänzer, Schauspieler, Filmregisseur und Fotograf, sondern
weltweit einer der wichtigsten zeitgenössischen
Choreografen. Mit seiner ersten Choreografie,
die er gemeinsam mit seiner Company
Ultima Vez entwickelt hat, schaffte er 1987 den
internationalen Durchbruch: Das Stück What
the body does not remember erhielt 1988 den
Bessi Award und wird bis heute in der ganzen
Welt gezeigt. Seitdem entwickelte er mit seiner
Company über zwanzig Stücke und drehte
15 Filme, darunter seinen ersten Spielfilm
Galloping Mind im Jahre 2015. Seine Arbeiten
umgehen bewusst jede Klassifizierung. Sie
changieren spielerisch zwischen Tanz, Theater
und Film.
Wim Vandekeybus wird gemeinsam mit Tänzern
und Performern seiner in Brüssel ansässigen
Company Ultima Vez und dem Ensemble
des Schauspiel Stuttgart einen Workshop veranstalten. Daraus soll eine Produktion entstehen,
die in der Spielzeit 2016/17 Premiere haben
wird – ein Abend zwischen den Künsten.
Wim Vandekeybus, Choreograf, Regisseur,
Schauspieler und Fotograf wird 1963 in
Herenthout, Belgien geboren. 1986 gründet er
in Madrid seine eigene Kompanie Ultima Vez
(spanisch für „Letztes Mal“) und bringt mit ihr
1987 What the body does not remember heraus.
Von Anfang an wechseln seine Arbeiten
spielerisch zwischen Tanz, Film und Theater.
Schauspiel Stuttgart
Spielzeit 2015 / 2016
Gastspiele
Union des Théâtres de
l’Europe (U.T.E.)
Das Schauspiel Stuttgart ist seit Beginn der
Intendanz von Armin Petras Mitglied der
Union des Théâtres de l’Europe (U.T.E.),
einer Vereinigung von über 20 Theatern aus
18 Ländern, darunter: die Nationaltheater
Athen und Thessaloniki, das Schauspielhaus
Graz, das Maly Theater Moskau, das Nationaltheater Porto, das Nationaltheater Prag,
das Teatro di Roma, das Maly Drama Theater
St. Petersburg oder das Piccolo Teatro di
Milano, deren langjähriger Intendant Giorgio
Strehler die U.T.E. 1990 mit Jack Lang,
dem damaligen Kulturminister Frankreichs,
ins Leben gerufen hat. Seither ist es das Ziel
der U.T.E., europaweit Begegnungen zu stiften:
unter Künstlern, Zuschauern und Theatern.
So finden beispielsweise – unter dem an
Walter Benjamin und Paul Klee gemahnenden
Titel Fallen Angel – im Zeitraum von 2014 bis
2018 mehrere Kooperationen zum Thema
„Erster Weltkrieg“ statt. Initiator des länder­
über­grei­fen­den Großprojekts ist das Serbische
National­theater Belgrad; beteiligt sind Theater
aus ganz Europa.
Das erste internationale Großprojekt mit
Stuttgarter Beteiligung entstand gemeinsam
mit den Nationaltheatern aus Oslo, Tel Aviv,
Belgrad und der Comédie de Reims. In gegenseitigem Austausch kamen an den jeweiligen
Theatern fünf Stückaufträge zur Uraufführung,
die sich mit den länderspezifischen Bedeutungsebenen des Themenfelds „Terrorismus“
beschäftigten. Flankiert von einem umfang­
reichen Begleitprogramm waren diese Produktionen im Juni 2015 in Stuttgart in einer
einmaligen Gesamtschau zu erleben. Bereits
für die nächsten Spielzeiten sind weitere inter­
nationale Projekte und Austauschgastspiele
in Planung.
Die anlässlich des Festivals erschienene
TERRORisms E-Publikation enthält die Stücke
von Milena Marković (Belgrad), Maya Arad
(Tel Aviv), Jona Corell Petersen (Oslo), Aiat Fayez
(Reims) und Fritz Kater (Stuttgart); außerdem
Porträts der Dramatiker, Regisseure und
Schauspieler, dramaturgische Einblicke, Fotos
und Videos der Vorstellungen. Sie ist frei herunterladbar unter:
74
Mitgliedstheater der U.T.E.
— Sfumato Theater, Sofia, Bulgarien
— Schauspielhaus Bochum, Deutschland
— Schauspiel Stuttgart, Deutschland
— Comédie de Reims, Frankreich
— Nationaltheater Griechenland, Athen,
Griechenland
— Nationaltheater Nord-Griechenland,
Thessaloniki, Griechenland
— Piccolo Teatro – Teatro d'Europa, Mailand,
Italien
— Teatro di Roma, Rom, Italien
— Habima-Nationaltheater Israel, Tel Aviv,
Israel
— Schauspielhaus Graz, Österreich
— Nationaltheater Luxemburg, Luxemburg
— Nationaltheater Norwegen, Oslo, Norwegen
— Nationaltheater São João do Porto, Portugal
— Teatrul Bulandra, Bukarest, Rumänien
— Ungarisches Theater Cluj, Rumänien
— Maly Theater Moskau, Russland
— Jugoslovensko Dramsko Pozoriste, Belgrad,
Serbien
— Nationaltheater Prag, Tschechische Republik
— Víg Theater, Budapest, Ungarn
Assoziierte Mitglieder
— Viktor Bodò, Szputnyik Shipping Company
— Patrice Martinet, „Paris Quartier d’été“,
Frankreich
— Amir Nizar Zouabi, Jaffa, Israel / Palästina
— ITI, International Theatre Institute,
Deutschland
— Lessing-Tage 2016, Hamburg, Deutschland
— Theater der Welt 2017, Deutschland
Ehrenmitglieder
Lev Dodin, Ehrenpräsident
Tamàs Ascher
Patrice Chéreau (1944 Lézigné – 2013 Clichy)
Jack Lang
Georges Lavaudant
Krystian Lupa
Robert Sturua
Anatolij Vassiliev
Andrzej Wajda
15. / 16. Dezember 2015
19. / 20. Dezember 2015
22. / 23. März 2016
Schauspielhaus
Kammertheater
Schauspielhaus
tauberbach
Der Kirschgarten
von Alain Platel
les ballets C de la B, Münchner Kammerspiele & NT Gent
Regie und Konzept Alain Platel
Dramaturgie Koen Tachelet, Hildegard
de Vuyst
Bühne Alain Platel, les ballets C de la B
Kostüme Teresa Vergho
Musikalische Konzeption Steven Prengels
Sounddesign Bart Uyttersprot
Licht Carlo Bourguignon
Von und mit Bérengère Bodin, Elsie
de Brauw, Lisi Estaras, Ross McCormack,
Elie Tass, Romeu Runa
von Anton Tschechow
Theater T1
Regie Thorsten Lensing, Jan Hein
Kostüme Anette Guther, Christel Rehm
Musik Willi Kellers
Produktionsleitung Eva-Karen Tittmann
Technische Leitung Andreas Harder
Mit Niels Bormann, Benjamin Eggers,
Anna Grisebach, Lisa Hrdina, Maria
Hofstätter, Valentin Jeker, Willi Kellers,
Joachim Król, Peter Kurth, Ursina Lardi,
Horst Mendroch, Lars Rudolph,
Devid Striesow, Rik van Uffelen
Speak low if
you speak love …
Eine genau komponierte Kette aus prallen,
Der belgische Choreograf Alain Platel fasziniert disparaten Augenblicken, unerhört, komisch
und überraschend wie das Leben selbst.
mit seiner Arbeit an Bewegung und Narrativ
Tschechows Geschichte der hoch verschuldePublikum wie Kritiker. Dass seine Arbeit
tauberbach sowohl zum Berliner Theatertreffen ten Gutsbesitzerin Ranjewskaja, die ihren
eingeladen als auch von der Zeitschrift TANZ
einzigen Ausweg – die Abholzung des geliebten
zur „Tanz-Produktion des Jahres“ gekürt
Kirschgartens – ablehnt und so alles verliert,
wurde, macht dies ein weiteres Mal deutlich.
gibt einen nahezu körperlichen Eindruck von
Platel verführt dazu, hinter dem vermeintlich
der Zeit, die verstreicht. „Erster Akt: Der
Hässlichen, Andersartigen oder Krankhaften
Kirschgarten muss vielleicht verkauft werden.
das Schöne zu entdecken, anders zu schauen
Zweiter Akt: Der Kirschgarten wird verkauft
und zu hören. Als Inspirationsquelle für
werden. Dritter Akt: Der Kirschgarten ist verseine neue Arbeit diente Tauber Bach, ein Chor- kauft. Vierter Akt: Der Kirschgarten ist verprojekt von Artur Zmijewski mit Gehörlosen
kauft worden. Der Rest: das Leben.“
zu Kompositionen von Johann Sebastian Bach. Tschechow wirft einen nüchternen, vorbehaltEin weiteres Grundmotiv ist der Dokumenta­
losen Blick auf das Leben. Er erläutert nicht,
tionsfilm von Marcos Prado, der die an
er bewertet nicht, er stellt fest und lässt uns so
die Zeit, den Tod, die Liebe und das Geld
Schizophrenie leidende Frau Estamira über
anschauen. „Für Chemiker“ sagt Tschechow,
viele Jahre begleitete und ihr Leben auf einer
Müllkippe nahe Rio de Janeiro mit der Kamera „gibt es auf der Erde nichts Unreines.
beobachtet hat. Aus Estamiras Obsessionen
Der Schriftsteller muss genauso objektiv sein
und Assoziationen und der Kraft der Bachwie ein Chemiker, er muss sich freimachen
Gesänge entwickelt sich in tauberbach eine
von der Subjektivität seines Alltags und wissen,
Erzählung vom Kampf um den Erhalt mensch- dass die Misthaufen in der Landschaft eine
sehr beachtliche Rolle spielen, und böse
licher Würde. Die fünf Tänzer des Kollektivs
Eigenschaften dem Leben ebenso eigen sind
Les Ballets C de la B und die Schauspielerin
wie gute.“
Elsie de Brauw zeigen ein Universum am
Rand unserer Wahrnehmung, in dem die Logik
unserer Sinne außer Kraft gesetzt wird.
75
von Wim Vandekeybus & Ultima Vez
Regie, Choreografie und Bühnenbild
Wim Vandekeybus
Komposition und Live-Musik Mauro
Pawlowski, Elko Blijweert, Jeroen Stevens,
Tutu Puoane
Dramaturgie Greet Van Poeck
Stylist Isabelle Lhoas
Lichtdesign Davy Deschepper,
Wim Vandekeybus
Sounddesign Bram Moriau
Technische Koordination Davy Deschepper
Von und mit Jamil Attar, Livia Balazova,
Chloé Beillevaire, David Ledger,
Tomislav English, Nuhacet Guerra Segura,
Sandra Geco Mercky, Maria Kolegova
Für Wim Vandekeybus ist Liebe das wohl
un­greifbarste und launischste Gefühl von allen –
der vielleicht flüchtigste und unberechenbarste Seelenzustand überhaupt. Speak low if
you speak love … kreist um dieses Gefühl in
all seinen Facetten. Es ist keine Oper und kein
Musical im ursprünglichen Sinn, sondern
eine mitreißende Kombination aus experimen­
teller Musik und klassischen Traditionen –
Performer und klassisch ausgebildete Tänzer
befruchten einander gegenseitig. In Anlehnung
an den Soundtrack von Nieuwzwart (2009)
arbeitet Vandekeybus erneut mit dem Musiker
Mauro Pawlowski und seiner Band zu­­­­sammen,
die die südafrikanische Sängerin Tutu Puoane
live begleiten. 1986 gründet der Choreograf
und Regisseur Wim Vandekeybus die Tanz­
kompanie Ultima Vez, die mittlerweile eine
re­nom­mierte internationale Kompanie des zeitgenössischen Tanzes ist. Die Urauf
­fü hrung
von Speak low if you speak love … findet am 7. Juli
2015 im belgischen Mons, der europäischen
Kulturhauptstadt 2015, statt.
Das Gastspiel ist der Auftakt einer längeren
Zusammenarbeit zwischen Wim Vandekeybus
und dem Schauspiel Stuttgart, in deren Rahmen
u. a. sowohl ein Workshop im November 2015
als auch eine gemeinsame Produktion in
der Spielzeit 2016 / 2017 stattfinden werden.
Schauspiel Stuttgart
Spielzeit 2015 / 2016
Unterwegs
Unsere Inszenierungen sind unterwegs,
eine Übersicht der Gastspielreisen
seit Beginn der Intendanz Armin Petras
in der Spielzeit
2015 / 2016
Effi Briest
30.03. / 31.03.2016
Theater im Pfalzbau Ludwigshafen
Marquise von O. /
Drachenblut
Der Besuch der alten Dame
Art × Act
Stuttgart × Blicke
Juni 2015
22. Internationales Theaterfestival Sibiu,
Rumänien
März 2014
Theater Duisburg, 35. Duisburger Akzente
Darstellende Kunst trifft Bildende Kunst
Was kann das Theater aus der Begegnung mit
der Bildenden Kunst lernen? Welche Impulse
kann das Theater der Bildenden Kunst liefern?
In welcher Hinsicht können sich die ästhetischen Diskurse beidseitig befruchten?
In unserer Reihe Art × Act treffen wie in der
vergangenen Spielzeit (...) unterschiedliche
Künstler und Theoretiker verschiedener
Kunstformen aufeinander und gehen diesen
Fragen nach. Bisher waren Martin Eder,
Sven Beckstette, Hans D. Christ, Iris Dressler,
Ulrike Groos, Malte Jeden, Carsten Nicolai,
Armin Petras und Christiane Pohle zu Gast in
dieser Gesprächsreihe.
Unsere Reihe Stuttgart ×Blicke bietet eine große
Bandbreite von Formaten: Expertengespräche,
Vorträge, Filme, Hörspiele, Archivbesuche,
Lesungen etc. Gemeinsam mit Experten und
Partnern vor Ort präsentieren wir auch in der
kommenden Spielzeit jeweils das, was uns zu
einer bestimmten Inszenierung am schlagend­
sten erscheint, was ihre Themen vertieft
und erweitert. Maximal historisch, maximal
modern.
Doppelgänger
Juli 2015
Chekhov International Theatre Festival
Moskau, Russland
Januar 2014
Théâtre Le Maillon Straßburg, Frankreich
09.02. / 10.02.2016 Schauspiel Hannover
Marquise von O.
Juni 2015
40. Mülheimer Theatertage
Herbstsonate
06.10. / 07.10.2015
Hamburger Theater Festival
seit der Spielzeit
2013 / 2014
5 morgen
Juli 2015
Piccolo Teatro Mailand, Italien
Juni 2015
22. Internationales Theaterfestival Sibiu,
Rumänien
März 2015
Nationaltheatret Oslo, Norwegen
Das Fest
Mai 2015
52. Berliner Theatertreffen
Das kalte Herz
März 2015
Theater Duisburg, 36. Duisburger Akzente
Spielzeit 2015 / 2016
Extras
Furcht und Ekel.
Das Privat­leben glücklicher
Leute
10.10.2015
Kleist-Festtage 2015, Frankfurt / Oder
Schauspiel Stuttgart
Iphigenie auf Tauris
Mai 2015
Landestheater Niederösterreich, St. Pölten
Februar 2014
Theater Winterthur
Leben des Galilei
März 2015
Théâtre Célestins de Lyon, Frankreich
März 2015
Bayer Kulturhaus Leverkusen
April 2014
Villach, Österreich
Onkel Wanja
Mai 2014
51. Theatertreffen, Berlin
Staub
Mai 2014
Ruhrfestspiele Recklinghausen
Szenen einer Ehe
Mai 2014
Ruhrfestspiele Recklinghausen
Juni 2014
Thalia Theater Hamburg
Zerbombt
Januar – April 2015
Schauspielhaus Bochum
76
Blind × Date
von und mit Sebastian Röhrle und Gästen
Einmal im Monat lädt Sebastian Röhrle mit
wechselnden Ensemble-Mitgliedern zum Date
mit dem Unvorhersehbaren ein. Eine Verab­
redung der besonderen Art – geplant und doch
unbekannt. Unberechenbare Begegnungen –
ein geheimnisvoller Abend, an dem alles
möglich ist. Mehr Potential kann ein Blind Date
nicht haben.
Haus × Musik
Unsere Theatermusiker und Ensemble­
mitglieder laden zum Hauskonzert
Für unser Publikum und alle anderen Nachtschwärmer werden die MusikerInnen und
SchauspielerInnen jeweils im Anschluss
an eine Abendvorstellung das Schauspielhaus
zum Klingen bringen.
Hermann Lenz × Eugen Rapp
Der Stuttgarter Autor und Büchner-Preisträger
Hermann Lenz begann 1963 in dem 9-bän­­di­
gen Romanzyklus Vergangene Gegenwart seiner
Biografie nachzugehen und schuf mit dieser
literarischen Selbsterkundung auf über
2.800 Seiten eines der bedeutendsten Gattungs­
beispiele seiner Zeit. Sein Alter Ego Eugen
Rapp diente dem zurückhaltenden Lenz dazu,
die Ereignisse des 20. Jahrhunderts aus einer
wohltuenden Entfernung und gleichzeitig
detailliert bis in die kleinsten Alltagsgeschehnisse hinein zu beschreiben – „poetischer
Geschichtsunterricht“, so der Lenz tief ver­bun­
­dene Peter Handke. Das Ensemble des Schauspiel Stuttgart liest regelmäßig in wechselnden
Besetzungen über die gesamte Spielzeit
hin­weg den Stuttgarter Jahrhundert­roman und
erin­nert an einen großen, fast Vergessenen.
Einrichtung: Elmar Roloff
Löwentorzur × Welt
Die neue Impro-Reihe auf dem Polizei ×RufSendeplatz.
Zwei Spielzeiten lang löste das Polizei ×RufEnsemble abstruse, komische und unglaub­­li­
che Fälle und improvisierte sich durch die
Stern × Stunden
Stuttgarter Unterwelt auf Geisterschiffen in den
Geschichten für Jung und Alt
Wilden Westen und zurück auf die Baustelle.
In den Stern × Stunden gehört das Foyer des
Ab dieser Spielzeit präsentieren wir ein neues
Schauspielhauses unseren jüngsten Besuchern.
Format – Titel und Inhalt werden spätestens
An den Adventssonntagen lesen und spielen
in der Pilotfolge bekannt gegeben. Wohin
Mitglieder des Schauspielensembles Geschich­
die Reise gehen soll? Wer das weiß, weiß schon
ten für Jung und Alt, für Vorfreudige und
zuviel! Aber die Zutaten stehen schon fest:
Stimmungsvolle.
das Polizei ×Ruf-All-Star-Team kommt in neuer
Konstellation zusammen, bepackt mit einer
guten Portion des kruden, gepflegten Humors
und improvisiert sich überraschend und neu
bis zum Horizont und zurück!
Von & mit Manolo Bertling, Christian
Czeremnych, Matti Krause, Julian Marbach,
Hanna Plaß, Katrin Spira
77
Schauspiel Stuttgart
Spielzeit 2015 / 2016
Kooperationen
Akademie Schloss Solitude
und Schauspiel Stuttgart
Afrika in Solitude war der Titel des Sonder­
programms, das Künstlerinnen und Künstler
aus der afrikanischen Theater- und Tanzszene von Juni bis November 2014 zu einem
Stipendium der Akademie Schloss Solitude in
Kooperation mit dem Schauspiel Stuttgart
eingeladen hatte (gefördert vom Fonds TURN
der Kulturstiftung des Bundes). Im November
2014 hatte die Performance auf der NordBühne Premiere: No There Yes Maybe Here war
das Ergebnis des mehrmonatigen gemein­
samen Arbeits­prozesses der vier Stipendiatinnen und Stipen­diaten Marwen Abouda,
Desiré Davids, Dorine Mokha und Hector
Thami Manekehla. Die junge Dramatikerin Anne
Habermehl, die den Text für das Autostück.
Belgrader Hund verfasst hat und beim Stadtprojekt Nord – Ein Stadtteil dreht sich mitgearbeitet
hat, war 2014 im Rahmen des Kooperations­
stipendiums Stipendiatin auf der Akademie
Schloss Solitude.
Auch in der Spielzeit 2015/16 setzen wir die
Kooperation mit der Akademie Schloss
Solitude fort: Zum einen wird das Regie- und
Autorenkollektiv Hofmann & Lindholm für
die Stadtraumintervention Familie Weiß mit
Stipendiaten der Akademie zusammenarbeiten.
Zum anderen wird im Rahmen des Koopera­
tionsstipendiums mit dem Schauspiel Stuttgart
ein Projekt im Rahmen von Abschied von
gestern im Nord realisiert werden.
Staatliche Hochschule
für Musik und Darstellende
Kunst und Schauspiel
Stuttgart
Die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und das Schauspiel Stuttgart
verbindet nicht nur die räumliche Nähe.
Schauspielstudierende aller Semester waren
in den vergangenen Spielzeiten in Produk­
tionen des Schauspiel Stuttgart eingebunden:
sie tanzten als Waldgeister durch Das kalte
Herz und standen in Die Räuber als Chor
mit auf der Bühne. Mit den Studierenden des
jeweils dritten Studienjahrs erarbeitet das
Schauspiel Stuttgart alljährlich eine Theaterproduktion: nach Schulden. Die ersten 5.000
Jahre nach dem Sachbuch von David Graeber,
Anne Leppers Stück Seymour und Elfriede
Jelineks Das schweigende Mädchen feiert in
dieser Spielzeit die vierte Koproduktion im
Nord Premiere. Zwei der Abschlussstudenten
Schauspiel Stuttgart
Spielzeit 2015 / 2016
Repertoire
erhalten dann wieder die Möglichkeit, für ein
Studio-Jahr ans Schauspiel Stuttgart zu
kommen. Für die Dauer einer Spielzeit stehen
sie in mehreren Produktionen gemeinsam
mit dem Ensemble auf der Bühne.
Akademie der Bildenden
Künste Stuttgart
und Schauspiel Stuttgart
Gemeinsame Projekte über die Spielzeit
2015/2016
Seit der Spielzeit 2014/2015 kooperiert das
Schauspiel Stuttgart mit der neuen Klasse für
Fotografie an der Staatlichen Akademie der
Bildenden Künste Stuttgart unter der Leitung
von Prof. Ricarda Roggan. Und seit dem
Sommersemester 2015 auch mit der Fachklasse
für Bühnen-und Kostümbild von Prof. Bettina
Walter (Kostümbild).
Die offen angelegte Kooperation ermöglicht
eine Begegnung und inhaltliche Auseinandersetzung von Fotografie, Raum, Figur und
Theater. Die dabei entstehenden Arbeiten bewegen sich zwischen den Kunstformen, weisen
assoziativ über die Inszenierungen hinaus und
verbinden fotografische und installatorische
Ansätze miteinander.
Akademie für Darstellende
Kunst Baden-Württemberg
Junge Schauspieler, Regisseure und Dramaturgen, Bühnen und- Kostümbildner müssen
heute längst auf mehr als auf das klassische
Stadttheater und ein entsprechendes Repertoire vorbereitet sein. Das Theater der Gegenwart fordert von ihnen eine aktive Ausein­
andersetzung und ein Erfahrungswissen auf
vielen Gebieten, eine künstlerische Selbständigkeit und Freiheit innerhalb einer Vielzahl
möglicher theatralischer Ausdrucksformen
und Bildsprachen und eine Fähigkeit zur
latenten Weiterentwicklung derselben. Eine
Ausbildung für zeitgenössisches Theater muss
den Studierenden die Möglichkeit geben,
wesentliche praktische Erfahrungen zu
erwerben. Deshalb haben sich das Schauspiel
Stuttgart und die Akademie für Darstellende
Kunst Baden Württemberg entschlossen, ihre
Kooperationsbeziehung weiter auszubauen,
um den Studierenden der dortigen Studiengänge Regie, Schauspiel, Dramaturgie, Bühnenund Kostümbild, bessere Zugangsbedingungen
zu diesen wichtigen praktischen Erfahrungsfeldern zu ermöglichen.
78
Theatererkundungen der besonderen Art, sowie
Auseinandersetzungen mit den verschiedenen
Kunstdisziplinen sind angestrebt, wie das
bereits im letzen Jahr mit Hirnbonbon nach
Texten des Künstlers Dieter Roth oder mit
Clockwork Orange nach dem Film von Stanley
Kubrick unternommen wurde.
Theater × Wirklichkeit
Gesprächsreihe der Robert Bosch Stiftung,
der Stuttgarter Zeitung und des
Schauspiel Stuttgart
Im Theater geht es um Wirklichkeit. Theater
beschreibt Wirklichkeit. Theater spiegelt
Wirklichkeit. Theater deckt Wirklichkeit auf.
Manchmal macht sich Theater über Wirklichkeit lustig, manchmal verteidigt es diese
oder prangert sie an. Und nicht zuletzt ist das
Theater selbst ein Stück Wirklichkeit. Die
Künstler, die im Theater arbeiten, befassen sich
mit Geschichten aus der Vergangenheit und
der Gegenwart, um sich mit Fragen unserer
Gegenwart auseinanderzusetzen und den
Themen der Zukunft auf die Spur zu kommen.
Sie tun das mit den Mitteln des Theaters.
Politiker, Wissenschaftler, Unternehmer und
Engagierte haben andere Mittel, Fragen zu
formulieren und Menschen neue Blicke zu
eröffnen. Die Robert Bosch Stiftung, die Stuttgarter Zeitung und das Schauspiel Stuttgart
wollen in ihrer gemeinsamen Reihe Theater ×
Wirklichkeit diese verschiedenen Sichtweisen
zusammenbringen – und ins Gespräch mit
dem Publikum führen.
Nach Veranstaltungen mit Elmar Brok,
Sherko Fatah, Julian Nida-Rümelin, Jan Philipp
Reemtsma, Wolfgang Schneiderhan und
Moshe Zimmermann wird die Reihe mit nam­
haften Persönlichkeiten in der nächsten Spielzeit fortgesetzt. Die Themen und Impulse
des Schauspiel Stuttgart sollen so im Dialog
zu einer Debatte erweitert werden.
Schauspielhaus
August: Osage County.
Eine Familie
von Tracy Letts
Regie Stephan Kimmig
Breaking the Waves
nach dem Film von Lars von Trier
Regie David Bösch
Das Fest
Jede Familie hat ein Geheimnis
nach dem Film von Thomas Vinterberg und
Mogens Rukov
Regie Christopher Rüping
Eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2015
Das kalte Herz
Effi Briest
nach dem Roman von Theodor Fontane
Regie Jorinde Dröse
Herbstsonate
nach dem Film von Ingmar Bergman
Regie Jan Bosse
Im Stein
nach dem Roman von Clemens Meyer
Regie Sebastian Hartmann
Leben des Galilei
von Bertolt Brecht
Musik von Hanns Eisler
Regie Armin Petras
Onkel Wanja
nach der Erzählung von Wilhelm Hauff
Regie Armin Petras
von Anton Tschechow
Regie Robert Borgmann
Eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2014
Das Versprechen
Peer Gynt
nach der Erzählung von Friedrich Dürrenmatt
Regie Armin Petras
von Henrik Ibsen
Regie Christopher Rüping
Der Besuch der alten Dame
Pfisters Mühle
Kammertheater
Der Idiot
nach dem Roman von Fjodor Dostojewskij
Regie Martin Laberenz
Die Marquise von O. /
Drachenblut
nach den Novellen von Heinrich von Kleist
und Christoph Hein
Regie Armin Petras
Du weißt einfach nicht,
was die Arbeit ist
von René Pollesch
Regie René Pollesch
Iphigenie auf Tauris
von Johann Wolfgang von Goethe
Ein Abend von Peter Baur, Sibylle Dudek,
Falko Herold, Edgar Selge und
Franziska Walser
Nord
Das Paradies der Damen
von Friedrich Dürrenmatt
In einer Bearbeitung von Armin Petras
Regie Armin Petras
Ein Sommerferienheft
nach dem Roman von Wilhelm Raabe
Regie Armin Petras
nach dem Roman von Émile Zola
Regie Mareike Mikat
Der zerbrochne Krug
Ronja Räubertochter
Die Stadt das Gedächtnis
nach dem Kinderbuch von Astrid Lindgren
Regie Robert Neumann
ab 8 Jahren
Eine Stückentwicklung von Jan Neumann
Regie Jan Neumann
von Heinrich von Kleist
Regie Jan Bosse
Der Zauberberg
nach dem Roman von Thomas Mann
Regie Christiane Pohle
Die Dreigroschenoper
von Bertolt Brecht
Musik von Kurt Weill
Regie Sebastian Baumgarten
Die Leiden des jungen
Werther
nach dem Briefroman von
Johann Wolfgang von Goethe
Regie Simon Solberg
Die Räuber
nach Friedrich Schiller
Regie Antú Romero Nunes
Staub
Ein Abend von Sebastian Hartmann
Regie Sebastian Hartmann
Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen
Recklinghausen
Szenen einer Ehe
nach dem Film von Ingmar Bergman
Regie Jan Bosse
Stadtraum
Autostück. Belgrader Hund
von Anne Habermehl
Regie Stefan Pucher
Fräulein Smillas Gespür
für Schnee
nach dem Roman von Peter Høeg
Regie Armin Petras
Furcht und Ekel. Das Privat­
leben glücklicher Leute
Szenen aus Deutschland von Dirk Laucke
Regie Jan Gehler
Eingeladen zu den 40. Mülheimer Theatertagen 2015
Mord
von Hanoch Levin
Regie Wojtek Klemm
Unterm Rad
nach der Erzählung von Hermann Hesse
Regie Frank Abt
79
Schauspiel Stuttgart
Spielzeit 2015 / 2016
Mitmachen
Dialog und spielerisches Entdecken für
Schulklassen, LehrerInnen und Zuschauer­
Innen jeden Alters: Machen Sie mit!
Für Schulen
Spielplanpräsentation,
Lehrertreffen
und Fortbildungen
Für Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten
stellen wir am 29. September 2015 um
16:30 Uhr den neuen Spielplan vor. Während
der gesamten Spielzeit laden wir außerdem
bei unseren Lehrertreffen zu Probenbesuchen
und Gesprächen ein und bieten Fortbildungen zu Die Leiden des jungen Werther, Pünktchen
und Anton u. a. an.
Begleitmaterial für den
Unterricht
Materialmappen mit Hintergrundinforma­
tionen, Texten und Spielvorschlägen
zu vielen Inszenierungen unterstützen die
Vorbereitung Ihres Theaterbesuchs.
Lehrer-Infobrief
Alle zwei Monate erhalten Sie unseren LehrerInfobrief mit Informationen zu den nächsten
Premieren, Terminen und Angeboten für
Schulen. Melden Sie sich dafür an!
Workshops, Gespräche und
Führungen
Für Schulklassen und andere Gruppen bieten
wir Workshops zur Vor- oder Nachbereitung
des Theaterbesuchs an. Auch Einführungen
und Nachgespräche mit den beteiligten
KünstlerInnen oder eine Führung durchs
Theater können Sie mit uns verabreden.
Theater×Kunst
Für bis zu 10 Gruppen bieten wir ein Programm von drei Inszenierungen plus zwei
Workshops an, bei dem der Fokus auf den
unterschiedlichen ästhetischen Formen liegt.
Ein Angebot vor allem für Literatur und
Theater-Kurse sowie für Theater-AGs.
Schauspiel×Oper
Für die Koproduktion The Fairy Queen bieten
Schauspiel und Junge Oper eine gemeinsame
musik- und theaterpädagogische Begleitung
an: Purcell trifft Shakespeare.
Schauspiel Stuttgart
Spielzeit 2015 / 2016
Mitarbeiterinnen und
M­itarbeiter
Nathan entdecken
Aktionäre
Ensemble
Kommunikation
Choreinstudierung
Von Januar bis März 2016 erarbeiten sich
SchülerInnen in drei Workshops und Hintergrundgesprächen einen Zugang zur Insze­
nierung Nathan der Weise. Klassen aller Schul­
arten (ab Jahrgangsstufe 9) können sich
bis Ende Oktober 2015 bei uns bewerben.
Den Bewerbungsbogen finden Sie auf unserer
Website unter Mitmachen.
Sie möchten näher dran sein und haben Ideen,
wie Sie das Schauspiel Stuttgart mit Ihrem
Engagement unterstützen können?
Melden Sie sich unter:
aktionaere.schauspiel @
staatstheater-stuttgart.de
Manolo Bertling, Susanne Böwe, Boris
Burgstaller, Christian Czeremnych, Julischka
Eichel, Alexey Ekimov *, Lucie Emons *,
Sandra Gerling, Paul Grill, Manuel Harder,
Gabriele Hintermaier, Berit Jentzsch, Caroline
Junghanns, Johann Jürgens, Katharina Knap,
Horst Kotterba, Matti Krause, Robert Kuchen­
buch, Manja Kuhl, Peter Kurth, Andreas
Leupold, Svenja Liesau, Peter René Lüdicke,
Marietta Meguid, Astrid Meyerfeldt, Wolfgang
Michalek, Rahel Ohm, Hanna Plaß, Sebastian
Röhrle, Elmar Roloff, Florian Rummel,
Abak Safaei-Rad, Susanne Schieffer *, Christian
Schneeweiß, Edgar Selge, Michael Stiller,
Birgit Unterweger, Franziska Walser
Rebecca Rasem Leitung Kommunikation,
Doreen Röder Referentin Presse- und Öffentlich­
keitsarbeit, Julia Schneider Assistentin,
Anna Busdiecker Grafikerin, Liliana Reinöhl,
FSJ Kultur
Wilhelm Bäuml, Joanna Merete Scharrel
Aleksandra Brenk, Berit Jentzsch,
Clébio Oliveira, Brit Rodemund, Efrat Stempler
Theaterpädagogik
Bühne & Kostüme
Jule Koch Theaterpädagogin, Maria Winter
Theaterpädagogin, Silke Duregger Schul- und
Gruppenreferentin, Merle Theinert, FSJ Kultur
Olaf Altmann, Maria Anderski, Janina Audick,
Peter Baur, Karoline Bierner, Sami Bill,
Robert Borgmann, Adriana Braga Peretzki,
Janina Brinkmann, Dragos Buhagiar,
Dorothee Curio, Aleksandar DeniĆ,
Martin Eder, Dinah Ehm, Katja Eichbaum,
Jana Findeklee, Kathrin Frosch, Svenja Gassen,
Susanne Gschwender, Nina Gundlach,
Magdalena Gut, Sebastian Hartmann, Katja
Haß, Oliver Helf, Falko Herold, Volker
Hintermeier, Anna Franziska Huber, Matthias
Koch, Michael Köpke, Julia Kornacka, Aino
Laberenz, Stéphane Laimé, Simone Manthey,
Jonathan Mertz, Katharina Müller, Moritz
Müller, Bert Neumann, Carsten Nicolai,
Meentje Nielsen, Johanna Pfau, Kathrin Plath,
Anja Rabes, Thilo Reuther, Annette Riedel,
Sarah Schittek, Christina Schmitt, Anna Maria
Schories, Susanne Schuboth, Bettina
Schürmann, Lene Schwind, Natascha von
Steiger, Maike Storf, Katja Strohschneider,
Patricia Talacko, Joki Tewes, Annelies Vanlaere
IMPULS MusikTheaterTanz
In dem Projekt IMPULS MusikTheater Tanz setzen sich Klassen ca. 40 Schulstunden lang
praktisch mit einer Aufführung auseinander
und entwickeln eigene Szenen dazu.
Pünktchen und Anton (für Klasse 2 – 4, von
November 2015 bis Januar 2016), zeit zu lieben
zeit zu sterben (für Klasse 7 – 9, von Februar
bis April 2016).
Die Teilnahme ist für Schulen kostenlos.
Welche Klassen sich bewerben können, sowie
den Bewerbungsbogen finden Sie auf unserer
Website unter Mitmachen, Bewerbungsfrist
ist der 5. Oktober 2015.
IMPULS MusikTheater Tanz wird vom Kultusministerium empfohlen und vom Förder­
verein der Staatstheater Stuttgart e.V. sowie von
der Karl Schlecht Stiftung finanziell gefördert.
Partnerschulen
Mit dem Neuen Gymnasium Feuerbach und
(in Kooperation mit TUSCH Stuttgart e.V.)
mit der Werkrealschule Ostheim arbeiten wir
auf verschiedenen Feldern zusammen:
In Workshops, Technikprojekten oder AGs.
Für alle
Theater×Samstag
Jeden Monat laden wir in künstlerischen
Workshops zum theatralen Ausprobieren ein:
Wir freuen uns, wenn Sie Ihren Samstag mit
uns verbringen – einmal oder immer wieder.
Spiel×Klubs
Theaterbegeisterte Jugendliche und Erwachsene haben bei uns die Möglichkeit selbst
zu spielen: In einem unserer Klubs, die ganze
Spielzeit lang, mit verschiedenen Theater­
formen und Themen. Wir freuen uns auf eure
und Ihre Ideen!
Anmeldungen bis Anfang Oktober 2015 an:
fsj.schauspiel @ staatstheater-stuttgart.de.
80
Ein-Norden
Bei Nord & Neues stehen Formate wie Begegnungen und Performances im Zentrum.
Neben dem Ensemble ist auch das Publikum
eingeladen sich rund um die Themen­
schwerpunkte Abschied von gestern und Das
glaubst du ja wohl selber nicht! zu beteiligen.
Shakespeare×Extrem
Ein Wochenende lang beschäftigen sich
ZuschauerInnen (ab 14 Jahren) sehr intensiv
mit Shakespeares Der Sturm: In kurzer Zeit
entstehen Szenen zum Stück, die anschließend
für Gäste gezeigt werden.
Zuschauer×Konferenz
Wir wollen mit unserem Publikum im Gespräch
bleiben. Auf der Zuschauer × Konferenz setzen
wir uns deshalb mit Ihren Fragen zum Theater
auseinander.
Das ausführliche theaterpädagogische
Programm finden Sie im Internet sowie in
unserem Flyer „Mitmachen“.
Kontakt
Informationen zu den theaterpädago­
gischen Angeboten:
Jule Koch, Maria Winter, Theaterpädagoginnen
0711 – 2032 – 651 / –
­ 779
theaterpaedagogik.schauspiel @
staatstheater-stuttgart.de
Karten, Termine und Informationen für
Schulen und Gruppen:
Silke Duregger, Schul- und Gruppenreferentin
0711 – 2032 – 526
gruppen.schauspiel @
staatstheater-stuttgart.de
Merle Theinert, Freiwillige im FSJ Kultur
0711 – 2032 – 234
fsj.schauspiel @ staatstheater-stuttgart.de
Gäste
Maja Beckmann, Natalia Belitski, Matthias
Breitenbach, Jean-Pierre Cornu, Marie
Goyette, Fritzi Haberlandt, Thomas Halle,
Corinna Harfouch, Pascal Houdus, Peter
Jordan, André Jung, Michael Klammer,
Sebastian Klein, Janine Kreß, Joachim Król,
Christian Kuchen­buch, Ronald Kukulies,
Cristin König, Ole Lagerpusch, Hans Löw,
Peter Moltzen, Rainer Philippi, Ofelia Popii,
Thomas Schmauser, Anja Schneider, Paul
Schröder, Aenne Schwarz, Ciprian Scurtea,
Maximilian Simonischek, Holger Stockhaus,
Edmund Telgenkämper, Gunnar Teuber,
Nathalie Thiede, Ursula Werner, Susanne Wolff
Intendanz
Armin Petras Intendant, Regina Zigahl
Assistentin, Klaus Dörr Künstlerischer Direktor,
Carolin Kaever Referentin (in Elternzeit),
Linda Langer Assistentin, Evropi Thomopoulou,
Gastspiele und Internationales
Dramaturgie
Jan Hein Leitender Dramaturg, Anna Haas
Dramaturgin, Dr. Bernd Isele Dramaturg,
Katrin Spira Dramaturgin, Carmen
Wolfram Dramaturgin, Gaby Bay Referentin,
Maria Nübling Assistentin
Künstlerisches ­Betriebsbüro
Lydia Herweh Leitung, Katrin Hoffmann
Mitarbeiterin, Sarah Heinrich Mitarbeiterin
* Schauspiel Studio 2015/2016
Technische ­Direktion
Luise Weidner Technische Direktorin
Regieassistenz
Peter Britz, Franziska Benack, Silinee
Damsa-Ard, Hannah Rex, Gast Norman
Schock
Ausstattungs­leitung
Natascha von Steiger
Ausstattungs­assistenz
Jule Heidelbach, Dimana Lateva, Julian
Marbach, Miriam Siman, Caroline Stauch
Inspizienz
Hans Beck, Lars Erik Bohling, Thomas
Hoffmann, Bernd Lindner, Roberto Rochow
Soufflage
Dorothea von Dechend, Frank Laske,
Simone Weinmann; Jutta Blumenthal-Munz,
Hermann Wolter Gäste
Statisterie
Choreografie & Tanz
Video
Voxi Bärenklau, Peter Baur, Stefan Bischoff,
Philip Bußmann, Meika Dresenkamp,
Falko Herold, Carsten Nicolai, Rebecca
Riedel, Niklas Ritter, Joscha Sliwinski,
Mieke Ulfig
Musik & B
­ ühnenmusik
Isabelle Grupp
Regie
Frank Abt, Sebastian Baumgarten, Calixto
Bieito, David Bösch, Robert Borgmann,
Jan Bosse, Frank Castorf, Jorinde Dröse,
Jan Gehler, Sebastian Hartmann, Hofmann &
Lindholm, Schorsch Kamerun, Stephan
Kimmig, Wojtek Klemm, Martin Laberenz,
Mareike Mikat, Hanna Müller, Jan Neumann,
Robert Neumann, Antú Romero Nunes,
Armin Petras, Christiane Pohle, René
Pollesch, Stefan Pucher, Christopher Rüping,
Simon Solberg, Jossi Wieler
Friederike Bernhardt, DJ Koze, Martin Eder,
Matthias Flake, Philipp Haagen, Christoph
Hart, Martin Heckmann, Joachim Hilse,
Johannes Hofmann, Micha Kaplan, Sven Kaiser,
Torsten Kindermann, Boris Kischkat, Jörg
Kleemann, Stefan Koschitzki, Helena Körner,
Arno Kraehahn, Moritz Krämer, Rainer
Kunert, Thomas Kürstner, Antje Langkafel,
Sven Michelson, Marius Mihalache, Thomas
Osterhoff, Miles Perkin, Max Renne, Karsten
Riedel, Heike Rügert, Wolfgang Siuda,
Michael Spors, Michael Verhovec, Sebastian
Vogel, Norbert Waidosch, Philipp Weber
Volkstanzgruppe Frommern Schwäbischer
Albverein e.V.
81
Schauspiel Stuttgart
Spielzeit 2015 / 2016
Die SchauspielAbonnements
Der Klassiker – das
Wochentags-Abonne­ment
— erleben Sie bis zu acht Vorstellungen auf
Ihrem persönlichen Platz im
Schauspielhaus
— erhalten Sie bis zu 40 Prozent Preisvorteil
und weitere Ermäßigungen
— bleiben Sie flexibel:
Ihr Abonnement ist übertragbar – oder Sie
geben einzelne Vorstellungen zurück und
besuchen eine andere
— genießen Sie kostenfreie Fahrt ins Theater
und wieder nach Hause innerhalb des
VVS-Bereichs
— sind Sie immer auf dem neuesten Stand:
Sie erhalten regelmäßig und kostenfrei den
Monatsspielplan und das Spielzeitbuch
Unsere Abo-Klassiker beinhalten acht
Vorstellungen auf Ihrem persönlichen Platz
im Schauspielhaus an einem von Ihnen
aus­gewählten Wochentag. Sie entscheiden,
welchen Tag Sie zu Ihrem Theatertag erklären.
Die Vorstellungstermine entnehmen Sie
dem jeweiligen Monats­spielplan. Zusätzlich
erhalten Sie zwei Ermäßigungsgutscheine,
womit Sie Karten für weitere RepertoireVorstellungen zum reduzierten Preis erwerben können.
336,–|288,–|248,–|192,– EUR
2 Ermäßigungsgutscheine
Sie sehen acht Premieren im Schauspielhaus.
Die Vorstellungs­termine erhalten Sie zu
Beginn der Spielzeit. Für die Spielzeit
2015 / 2016 stehen leider keine Plätze für die
Neueinzeichnung zur Verfügung.
Das Junge Abo
Das Abonnement für junge Menschen und
Studierende von 14 bis 25 Jahren. Sechs Vorstellungen des Schauspiels für nur 36,– EUR:
—Die Möwe Komödie von Anton Tschechow,
Regie Martin Laberenz
—Der Sturm von William Shakespeare,
Regie Armin Petras
—Nathan der Weise Weise, ein dramatisches
Gedicht von Gotthold Ephraim Lessing,
Regie Armin Petras
—Tod eines Handlungsreisenden
von Arthur Miller, Regie Robert Borgmann
—Stadion der Weltjugend von René Pollesch,
Regie René Pollesch
—und eine Wildcard für Das glaubst du ja wohl
selber nicht !, Künstlerische Leitung
Schorsch Kamerun
Zusätzlich gibt es zu jeder Vorstellung eine
Einführung oder einen Workshop.
Zusätzlich erhalten Sie einen SchauspielStoff­beutel. Die Vorstellungstermine für die
Spielzeit erhalten Sie im Abonnementbüro.
Spielzeit 2015 / 2016
Karten
Mit einem Schauspiel-­
Abonnement …
Das Premieren-Abonnement
Schauspiel Stuttgart
Montags-Abonnement
40 % Ermäßigung
164,–|140,–| 116,– | 92,– EUR
Sonntags- bis DonnerstagsAbonnement
25 % Ermäßigung
204,–|176,–|144,–| 112,– EUR
Freitags- oder SamstagsAbonnement
25 % Ermäßigung
216,–|188,–|156,–|128,– EUR
Wochenend-Abonnement
wechselnde Wochentage Freitag,
Samstag oder Sonntag
30 % Ermäßigung
192,–|164,–|136,–|104,– EUR
Sonntag 18 Uhr-Abonnement
25 % Ermäßigung
204,–|176,–|144,–| 112,– EUR
Das Wahl-Abonnement
Acht Inszenierungen Ihrer Wahl
15 % Ermäßigung
232,–|196,–|164,–|128,– EUR
2 Ermäßigungsgutscheine
Sie erhalten acht übertragbare Schecks
für Repertoire-Vorstellungen des Schauspiels
Ihrer Wahl im Schauspielhaus.
Die Wahl-Abonnement-Schecks sind gültig
für die gesamte Spielzeit 2015 / 2016.
Zusätzlich erhalten Sie zwei Ermäßigungsgutscheine, mit denen Sie Karten für weitere
Repertoire-Vorstellungen zum reduzierten
Preis erwerben können.
82
Das Themen-Abonnement:
„Jenseits dieser Grenzen“
136,– | 116,– | 96,– | 76,– EUR
Sie sehen die vier Inszenierungen:
— Tschewengur nach dem Roman von Andrej
Platonov, Regie Frank Castorf
Sonntag, 22. November 2015
— Der Sturm von William Shakespeare,
Regie Armin Petras
Mittwoch, 3. Februar 2016
— Tod eines Handlungsreisenden von Arthur
Miller, Regie Robert Borgmann
Freitag, 13. Mai 2016
— Tote Seelen nach dem Roman von
Nikolaj Gogol, Regie Sebastian Baumgarten
Mittwoch, 15. Juni 2016
Vor den Vorstellungen erhalten Sie eine
exklusive Einführung durch den stückführenden Dramaturgen oder die Intendanz. Die
Vorstellungstermine erhalten Sie zu Beginn
der Spielzeit.
Die Schauspielcard
Preisgruppen
Kartenverkauf
Schauspielhaus
Tageskasse
Weitere Informationen und Bestellformular
unter schauspiel-stuttgart.de
Online-Kartenverkauf
Preisgruppen 1 – 5,
Veranstaltungskategorien A – F
Königstraße 1B (Theaterpassage),
70173 Stuttgart,
Mo – Fr, 10 – 19 Uhr; Sa 10 – 14 Uhr
|A|B|C|D|E|F
||||||
1 |34,–|36,–|39,–|42,–|50,–|60,–
||||||
2 |29,–|31,–|34,–|36,–|41,–|48,–
||||||
3 |24,–|26,–|29,–|31,–|32,–|36,–
|| ||||
4 |19,–|21,–|24,–|24,–|24,–|24,–
||||||
5 |8,–|8,–|8,–|8,–|8,–|8,–
Telefonischer Kartenverkauf
Kammertheater
Abonnementbüro
Schriftlicher K­artenverkauf
Die Staatstheater Stuttgart, K­artenservice,
Postfach 10 43 45, 70038 Stuttgart,
Fax 0711 – 20 20 – 920
Vorstellungs- / Abendkasse
Nord
Eintrittspreise
18,– EURSitzplan
und 23,– / 7,– EUR
Schauspielhaus
Preisgruppe 1
Tel.: 0711 – 20 20 – 90,
Mo – Fr 10 – 20 Uhr, Sa 10 – 18 Uhr
Tel.: 0711 – 20 32 – 220, Fax – 300,
Mo – Fr 10 – 18 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr
Eintrittspreise
20,– EUR und 25,– / 7,– EUR
Die volle Flexibilität: immer für die Hälfte
ins Schauspiel
Für einmalig 75,– EUR erhalten Sie ein Jahr
lang 50% Ermäßigung in allen Preis­gruppen
und Spielstätten des Schauspiels. Bei der
Schauspielcard+ für 110,– EUR können Sie
bis zu zwei ermäßigte Karten pro Vorstellung
erwerben. Die Schauspielcard und Schauspielcard+ sind personengebunden, bei der
Schauspielcard+ kann eine Begleitperson frei
gewählt werden. Von der Ermäßigung aus­
genommen sind Premieren, Gastspiele und
Sonderver­an­stal­tungen sowie Plätze der
Preisgruppe 5. Ihr Vorteil: Bereits einen Tag
vor dem Vor­ver­kaufsbeginn können Schauspielcard-Besitzer an der Theater­kasse
sowie über den tele­fo­ni­schen Service Karten
für Repertoire-Vorstellungen erwerben.
Mit Beginn des regulären Vorverkaufs für
eine Vorstellung können Sie auch im Internet
Karten mit der Schauspielcard-Ermäßigung
bestellen (bitte Schauspielcard-Internet
aus­wählen). Für Ihre Planung erhalten
Sie kostenfrei den Monatsspielplan per Post.
Vorverkauf
Der Vorverkauf beginnt datumsgleich für alle
Vorstellungen im Schauspielhaus, Kammertheater und Nord zwei Monate im Voraus, für
Schauspielcard-InhaberInnen einen Tag früher
(außer für Premieren, Gastspiele, Sonder­­­
veranstaltungen). Fällt der erste Vorverkaufstag auf einen Samstag oder Sonntag, beginnt
der Kartenvorverkauf bereits am Freitag,
bei einem Feier­tag am Tag davor.
Preisgruppe 2
Die Vorstellungs- bzw. Abend­kassen an den
Spielstätten öffnen jeweils eine Stunde vor
Vorstellungsbeginn. Es können nur Eintrittskarten
für
die jeweilige
Vorstellung
Preisgruppe
3
Preisgruppe
4
Preisgruppe 5gekauft
werden.
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23
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7
6
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Preisgruppe 1
2
Preisgruppe 2
Preisgruppe 3
1
ts
Preisgruppe 4
rech
Preisgruppe 5
Stand: 16. April 2013
Bühne
Bühne
Sitzplan Schauspielhaus
17
16
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13
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11
10
9
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3
2
1
links
83
Buchen Sie Ihre Plätze online über schauspielstuttgart.de und drucken Sie sich die Karten
bequem zu Hause aus. Personalisiert sind
print @ home-Karten natürlich auch im VVS zur
Hin- und Rückfahrt gültig. Vor Beginn des
Vorverkaufszeitraums werden Kartenbestellungen über das Online-Bestellformular
unter staatstheater-stuttgart.de angenommen
(Bearbeitung im Rahmen des schriftlichen
Kartenvorverkaufs).
Ermäßigungen
Kinder bis 14 Jahre in Begleitung Erwach­
sener erhalten eine Ermäßigung in Höhe von
50% in bestimmten Preisgruppen. Schüler,
Studierende, Personen im Frei­willigen Sozialen Jahr oder im Bundesfreiwilligendienst
(bis 30 Jahre) sowie arbeitslose Besucher
erhalten Karten zum ermäßigten Preis
(bei Vorlage des amt­lichen Ausweises). Schwer­
behinderte Menschen erhalten Ermäßigung
in bestimmten Preisgruppen. Bei Premieren,
Gastspielen und Sonder­veranstaltungen
sowie im Online-Verkauf können Ermäßigungen ausgeschlossen werden.
uni@staatstheater
Studierende gehen in Vorstellungen von Oper
Stuttgart, Stuttgarter Ballett und Schauspiel
Stuttgart für 10,– EUR im Opernhaus und
7,– EUR im Schauspielhaus und in allen
anderen Spielstätten. Mit uni @ staatstheater
profitiert man außerdem von Sonderaktionen
wie Probenbesuchen, Parties und Sonder­
kontingenten. Anmeldung und weitere
Informationen unter schauspiel-stuttgart.de
Reservierung
von Rollstuhl­plätzen
Tel. 0711 – 20 32 – 254
[email protected]
Gruppen­bestellungen
Die Staatstheater Stuttgart, Silke Duregger,
Postfach 104345, 70038 Stuttgart,
Tel.: 0711 – 20 32 – 526, Fax – 595
[email protected]
Geschenkgutscheine
Tele­fonisch oder schriftlich bestellen sowie
unter staatstheater-stuttgart.de oder in der
Theater­kasse direkt kaufen.
Schauspiel Stuttgart
Spielzeit 2015 / 2016
Service und Kontakt
Service
Kontakt
Der Weg zu uns
Freie Fahrt ins Theater
Intendanz
Haus- und Postadresse
Am Tag der Vorstellung gilt die Eintrittskarte
als Fahrschein (2. Klasse) in den Verkehrs­
mitteln des VVS: drei Stunden vor Beginn der
Ver­anstaltung zur Fahrt zum Veranstaltungsort und nach Vorstellungs­ende zur Rückfahrt
(auch in den Nacht­bussen). Diese Berechtigung kann nicht übertragen werden; es gelten
die Beförderungsbedingungen des VVS.
Tel. 0711 – 20 32 – 444, Fax – 516
intendanz.schauspiel @
staatstheater-stuttgart.de
direktion.schauspiel @
staatstheater-stuttgart.de
Schauspiel Stuttgart
Oberer Schloßgarten 6
70173 Stuttgart
Schauspiel-Leporello
Der monatliche Spielplan mit Überblick über
das gesamte Programm, Hintergrundinformationen zu Premieren, Repertoire, Extras
und vieles mehr – jeden Monat pünktlich zum
Vorverkaufsbeginn in Ihrem Briefkasten –
natürlich kostenfrei. Einfach bestellen unter
schauspiel-stuttgart.de /publikationen oder
per E-Mail an [email protected]. Unsere AbonnentInnen erhalten
den Schauspiel-Leporello kostenlos zugesandt.
Schauspiel-Newsletter
Regelmäßige Informationen über das Programm und besondere Angebote per E-Mail –
zu abonnieren unter schauspiel-stuttgart.de.
Schauspielhaus
Dramaturgie
Tel. 0711 – 20 32 – 434, Fax – 540
dramaturgie.schauspiel @
staatstheater-stuttgart.de
Künstlerisches Betriebsbüro
Tel. 0711 – 20 32 – 380 / – 215, – 616
kbb.schauspiel @
staatstheater-stuttgart.de
Kommunikation
Tel. 0711 – 20 32 – 677, – 262, Fax – 516
presse.schauspiel @
staatstheater-stuttgart.de /
oeffentlichkeitsarbeit.schauspiel @
staatstheater-stuttgart.de
Theaterpädagogik
Karteninformation für alle Spielstätten des
Schauspiels unter Tel. 0711 – 197 04
Tel. 0711 – 20 32 – 651 / – 526, Fax – 595
theaterpaedagogik.schauspiel @
staatstheater-stuttgart.de /
gruppen.schauspiel @
staatstheater-stuttgart.de
schauspiel-stuttgart.de
Tageskasse
Spielplaninformationen stets auf dem
neuesten Stand, Fotos, Filme, Texte zu allen
Stücken, Schauspielern und Regieteams
sowie aktuelle Nachrichten, Online-Kartenverkauf und print @ home-Karten.
Königstraße 1D (Theaterpassage),
70173 Stuttgart
Mo – Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr
Telefonische Programmansage
Gastronomie
Der Gastronomiepartner der Staats­theater
Stuttgart, die List und Scholz teatro GmbH,
bietet Ihnen die kulinarische Versorgung
rund um den Theaterbesuch. Tisch­reser­
vierungen unter Tel. 0711 – 99 79 39 90 oder
reservierung @ listundscholz.de.
Weitere Informa­tionen unter
listundscholz.de/staatstheater
Führungen
Lernen Sie einen der größten Theaterbetriebe
Europas aus einer neuen Perspektive
kennen! Termine für öffentliche Führungen
finden Sie im Monatsspielplan oder unter
staatstheater-stuttgart.de.
Buchung von Gruppenführungen unter
fuehrungen @ staatstheater-stuttgart.de,
Tel. 0711 – 20 32 – 644
Spielstätten
Online-Kartenverkauf und
print@home-Karten
Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart
Nord
Löwentorstraße 68 (Löwentorbogen),
70376 Stuttgart
Kammertheater
Konrad-Adenauer-Straße 32
(Neue Staatsgalerie), 70173 Stuttgart
Anfahrt
Schauspielhaus und Kammertheater
S / U Hauptbahnhof/Arnulf-Klett-Platz,
U Staatsgalerie, Bus 40, 42, 44,
Parkhäuser Landesbibliothek, Schloß­garten,
Staatsgalerie & Landtag
Nord
Löwentorstraße 68 (Löwentorbogen) Anreise
mit öffentlichen Verkehrsmitteln U12 bis
Löwentor, oder U13 bis Löwentor bzw.
Rosenstein­park, Bus 55, 56, N2 bis Löwentor.
Anreise mit dem Auto siehe Anfahrtsskizze.
Parkplätze im Parkhaus sind für unsere
Besucher ab einer Stunde vor Vorstellungs­
beginn kostenlos. Von dort aus führt ein
Weg durch den Gebäudekomplex zum Haupt­
eingang.
unter schauspiel-stuttgart.de
Telefonischer Kartenverkauf
Tel. 0711 – 20 20 – 90,
Mo – Fr 10 – 20 Uhr, Sa 10 – 18 Uhr
Schriftlicher Kartenverkauf
Die Staatstheater Stuttgart: Kartenservice,
Postfach 104345, 70038 Stuttgart,
Fax 0711 – 20 20 – 920
Abonnementbüro
Tel. 0711 – 20 32 – 220, Fax – 300
84
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