Motivenbericht - architekturwettbewerb

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Wettbewerb Um- und Ausbau Klinikum Malcherhof Baden
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Motivenbericht
für den
Wettbewerb
Um- und Ausbau Klinikum Malcherhof – Baden
Entwurfskonzept:
Grundlegender Entwurfsgedanke ist es ein ökologisch ausgeglichenes Gebäude zu schaffen und dabei eine größtmögliche Betriebskostenoptimierung bei gleichbleibender Nutzungsqualität zu erwirken.
Das neue Gebäude soll für den Patienten zu einem Klinikum mit Wohlfühlcharakter werden
Der gesamte Gebäudekomplex ist als Niedrigenergiegebäude (<50W/m²/Jahr) konzipiert.
Sowohl dieser ökologische Grundgedanke, als auch der Umstand, dass die Bestandsgebäude A1 und
A2 in Schottenbauweise errichtet wurden, was eine bauphysikalisch korrekte Sanierung erheblich
erschwert und verteuert und zudem die Gangbreiten und Zimmergrößen nur schwer auf die geforderten Maße vergrößert werden könnten haben beim vorliegenden Entwurf zur Entscheidung geführt, die
Bauteile A1 und A2 vollständig abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzten.
Die Planung eines komplett neuen Gebäudes ermöglicht darüber hinaus auch die größtmögliche Flexibilität in der zukünftigen Nutzung.
Zur Gestaltung des Baukörpers / baukünstlerische und städtebauliche Aspekte:
Aufbauend auf die bestehenden städtebaulichen Widmungsbereiche, bestehend aus einer geschlossenen Verbauung an der Südseite der Liegenschaft zum Kaiser-Franz-Ring, sowie einer villenartigen
Bebauung an der Nordseite des Grundstückes, schlägt die vorliegende Bebauung eine Brücke zwischen den unterschiedlichen Bebauungsstrukturen. Im urbanen Bereich am Kaiser-Franz-Ring gelingt
dies durch eine geschlossene dreigeschossige Bebauung, welche im drittel zwar aufgelockert wird,
die durchgehende Struktur aber beibehält. An der Trostgasse wird die Ecke zur AdolfineMalchergasse durch einen solitären Baukörper besetzt, der Bettentrakt schließt mit seiner Stirnseite
zur Trostgasse an, dadurch ergibt sich auch hier eine aufgelockerte Bebauung und durch die Auflösung des Volumens wird ein harmonischer Übergang erzielt. Im Zwischenraum dieser beiden Bebauungen an Nord- und Südseite entwickelt sich ein geschwungener Baukörper, welcher mit der
Stirnseite an die Adolfine-Malchergasse anschließt. Verbunden werden diese privaten Einzelelemente
durch die Erdgeschoßzone, welche die öffentlichen Allgemeinbereiche sowie die Therapie beinhaltet.
Der geschwungene viergeschossige Baukörper wird mittig am Grundstück angeordnet, dadurch werden eine sanfte Höhenentwicklung und eine räumliche Distanz zu den Nachbarliegenschaften erzielt.
Die angrenzende Bebauung zum Nachbarn an der Trostgasse ist eingeschossig gehalten.
Mit der gewählten Bebauungsstruktur wird an der Westseite eine großzügige Grün- / Parkfläche rund
um die bestehende Eibe (Naturdenkmal) geschaffen.
Konfiguration des Grundrisses:
Erdgeschoß: Der Eingangsbereich besteht aus einer zweigeschossigen Eingangshalle mit dem
Empfangsbereich, der dahinter liegenden Administration und dem Café und einem direktem Blick in
den Park in Richtung Naturdenkmal. Nordseitig von der Eingangshalle sind das Café, der Spiel- / Billardraum und der große Gästespeisesaal samt Nebenräumen angeordnet, im Erdgeschoß an der
Trostgasse befinden sich der Küchenbereich sowie der Speisesaal des Personals. Auf Grund der
direkten Anbindung der Küche an Essenausgabe (Buffet) und Speisesaal einerseits und Anlieferung
andererseits ergeben sich kürzeste Wege. Die Nähe zum Gartenbereich bietet eine Mitbenutzung für
die Patienten an. Die Eingangshalle dient als Empfangs- und Kommunikationsplattform zwischen den
Patienten, den Gästen, und dem Personal. In Richtung Südseite von der Rezeption kommend befindet
sich das Hauptstiegenhaus welches sowohl die Räumlichkeiten der kollegialen Führung im 1.Stock als
auch die angrenzenden und darüber liegenden Stationsbereiche und Bettentrakte erschließt. Im Erdgeschoß befindet sich mit einem eigenem großzügigen Wartebereich die Leitstelle Therapie, von wo
aus die einzelnen Therapieeinrichtungen erschlossen werden. Die Einzeltherapien wurden an der
Adolfine-Malchergasse angeordnet, in der Kernzone die Nebenräume und auf der Hofseite zum begrünten Park hin der große Vortragsraum. Im Bereich des Kaiser-Franz-Rings wurden die Ordinatio-
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nen angeordnet teilweise um einen begrünten Innenhof sowie die Ergotherapie. Zur Hofseite hin wurde außerdem die Elektrotherapie angeordnet. Die Gänge wurden ausreichend groß dimensioniert und
den einzelnen Therapieeinheiten jeweils gesonderte Wartebereiche zugeordnet.
Im freistehenden solitären Baukörper wurden die eigene Dienststelle der SVA samt Nebenräumen
sowie das Büro der Diätassistentin (Nahbereich zur Küche), der Betriebsrat sowie die Aufenthaltsräume angeordnet. Der geforderte eigene Personaleingang ist neben dem solitären Baukörper im Norden, direkt neben den Büroräumen der SVA vorgesehen.
Untergeschoß: Über das südseitige Stiegenhaus im Therapietrakt wird dass Untergeschoß erschlossen, in diesem befinden sich jene Therapiebereiche welche eine Garderobe benötigen, dazu zählen
die Räumlichkeiten des Schwimmbeckens, des Bewegungsbeckens, die Wannenbäder sowie der
Turnsaal und der Raum für freies Training. Sämtliche räume verfügen über ausreichend Tageslicht,
sowohl an der Hofseite durch einen lichtgarten als auch an der Straßenseite durch den natürlichen
Geländeverlauf.
Weiters befinden sich die haustechnischen Anlagen, Heizung, Lüftung, Schwimmbadtechnik u.s.w. im
Untergeschoß an der Südseite der Liegenschaft. Der Keller an der Nordseite ist über einen Kollektorgang mit der Südseite verbunden. Im nordseitigen Kellerbereich befindet sich die Garage für 44 Stellplätze sowie die Garderoben, Lagerräume, Werkstätten sowie Archiv und Reinigungsstützpunkt.
Obergeschoße: Im südlichen Trakt am Kaiser-Franz-Ring sind in den Obergeschoßen die Allgemeinpflegezimmer situiert. Im zentral gelegenen gekrümmten Gebäudeteil befinden sich auf allen drei Etagen die Stationen mit Einzelzimmern, den rollstuhlbefahrbaren Zimmern und den beiden Krankenzimmern. In diesen Stationen sind die Schwesternstützpunkte mit Arztzimmer und Behandlungszimmer mit vorgelagertem Wartebereich, sowie die Tagräume zentral angeordnet und ermöglichen dadurch sowohl Übersichtlichkeit als auch kurze Verkehrswege. Die gesetzlichen und krankenpflegerisch erforderlichen Raum-, Gang- und Türbreiten werden erfüllt.
Im solitären Baukörper im Norden, Ecke Adolfine-Malchergasse / Trostgasse befinden sich auf allen
drei Obergeschoßen die Komfortzimmer, die bei Bedarf zu Suiten zusammengelegt werden können.
Diese verfügen mit dem nördlichen Stiegenhaus über einen zusätzlichen Zugang.
Äußere Erschließung:
Basierend auf der bereits bestehenden Erschließung, welche zwar in der Nähe zum Kreuzungsbereich, aber doch im beruhigtem Straßenraum angesiedelt ist, wird auch bei der vorliegenden Bebauung der Besucher- und Personalverkehr über die Adolfine-Malchergasse abgewickelt, wobei bei diesem Entwurf die Ausfahrt auch über die Trostgasse erfolgen kann. Weiters gibt es eine gesonderte
Anlieferungsvorfahrt im Bereich nördlich der Küche an der Trostgasse. In der Tiefgarage sind 44
Stellplätze geplant. Der Vorplatz samt Vorfahrt dient als Kommunikations-, Warte- und Aufenthaltsbereich. Im Bereich der Bushaltestelle ermöglicht eine Treppe den direkten Zugang zum Objekt.
Innere Erschließung:
Im Grundriss wurden die als positiv erkannten Aspekte des Altbaus übernommen und dem Stand der
Technik sowie dem Wohlfühlempfinden der Patienten angepasst. So ist auch im Neubau ein Gang,
der zentral durch den Baukörper direkt bis an die Fassade führt und damit natürlich belichtet ist, vorgesehen. Innerhalb von Brandabschnitten wurden Lufträume, welche sich über mehrere Geschoße
erstrecken, eingefügt. Dies erzeugt eine Verbindung des neuen Volumens über mehrere Geschoße,
welche dem Anbau ein großzügigeres Raumgefühl verschafft. Als Neuerung im Grundriss findet sich
die Veränderung der lichten Weite des Ganges, welche zur Dynamisierung des Bewegungsraumes
beiträgt, und somit den Ansatz des Entwurfes nach innen trägt. Die Zäsur zum Altbestand bilden „Verbindungsbrücken“, durch die transparente Form dieser Baukörper wird eine zusätzliche Belichtung in
das innere der Gebäude geschaffen. Somit ist der Schnitt nicht nur als Durchblick von außen sondern
auch als „Freiraum“ von innen spürbar.
Sämtlichen Patientenzimmer werden Balkone bzw. Loggien zugeordnet, wodurch die Patientenbehaglichkeit weiter gesteigert wird.
Im Regelgeschoss strukturieren die beidseitig zentral angeordneten Lifte den Baukörper in seine funktionellen Bereiche, wobei der Personenaufzug durch die gläsernen Schachtwände für eine Querbelichtung des erweiterten zentralen Bereiches sorgt. Die Loggia am „Beginn“ des Neubaus hilft nicht
nur den optischen Abstand zu vergrößern, sondern schafft auch Außenflächen einer neuen Qualität.
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In weiterer Folge liegen in der dem Altbestand zugewandten Seite der Personalaufenthaltsraum, das
Behinderten WC und die Ärztezimmer mit den zugeordneten Funktionsbereichen. In dem vom Bestand weiter entfernten Bereich (nach der Liftgruppe) befinden sich die Verwaltungsbüros, der Besprechungsraum, das Vorstandbüro mit Sekretariat und deren dienende Bereiche. der Primarbereich
verfügt wiederum über einen Außenbereich welchen er sich mit dem Besprechungsraum teilt.
Im Bereich des ersten und zweiten Geschoßes werden die umzubauenden Räume funktionell und
brandschutztechnisch an den Anbau angegliedert, was sich positiv auf Raumwirkung und natürliche
Belichtung auswirkt. Im zweigeschossigen Foyer wird das bestehende Sgraffito, (stadthistorische Bedeutung) angebracht.
Bauphasenablauf:
Bauphase I (7 Monate)
Abbruch des Bestandsgebäudes am Kaiser-Franz-Ring bis zum SVA Gebäude an der AdolfineMalchergasse inklusive Stiegenhaus und Küche. Als provisorischer Ersatz für diese Flächen werden
Container an der Adolfine-Malchergasse Ecke Kaiser-Franz-Ring aufgestellt. Als Ersatz für die Küche
wird während dieser Phase eine externe Essensversorgung vorgeschlagen. Das Sgraffito wird abgelöst und bis zur Wiederverwendung zwischengelagert.
An die Stelle der abgebrochenen Gebäudeteile wird der neue Therapietrakt inkl. darüber liegendem
Bettentrakt errichtet. Dieser enthält auch bereits die neue Nasstherapie. Die neue Haustechnische
Versorgung wird ebenfalls bereits in der ersten Bauphase errichtet. Mit Ende der Bauphase I werden
die neuen Haustechnikräume in Betrieb genommen, ab diesem Zeitpunkt werden die ersten Betriebskosteneinsparrungen erwirkt. Die Versorgung der noch bestehenden Trakte erfolgt über einen Kollektorgang.
Bauphase II (13 Monate)
Der Rest des Alttraktes an der Adolfine-Malchergasse inklusive der bestehenden Haustechnikräume
im Keller kann nun abgerissen werden. Es entfallen vorübergehend die Schwesterndienstzimmer,
Ärztedienstzimmer und Sozialräume. Alle erforderlichen Räume werden während dieser Phase in
Container ausgelagert, diese werden ebenfalls an der Ecke Kaiser-Franz-Ring / AdolfineMalchergasse aufgestellt.
Damit kann der neue Gebäudeabschnitt mit den Untersuchungsräumen im Erdgeschoß sowie den
darüber liegenden Bettentrakt fertiggestellt werden.
Mit Fertigstellung der Bauphase II verfügt das Haus über 128 Betten im bis dahin neu errichteten Gebäude. Teilweise ist dafür die erlaubte Belegung der Zimmer als Zweibettzimmer vorgesehen.
Bauphase III (14 Monate)
Das Bestandsgebäude im Norden inklusive Nasstherapie wird abgerissen. An Stelle dieses Gebäudes
wird nunmehr der neue Stationstrakt sowie der solitäre Baukörper mit den Komfortzimmern, der neue
Küchen- und Restaurantbereich, die neue Tiefgarage und der neue Eingangsbereich errichtet.
Nach einer Gesamtbauzeit von ca. 36 Monaten kann das neue Klinikum Malcherhof als Niedrigenergiegebäude mit deutlich verbesserten Betriebskosten zu 100% in Betrieb genommen werden.
Bauliche Ausstattungsmerkmale:
Wie bereits im Kapitel „Entwurfskonzept“
beschrieben ist ein Niedrigenergiegebäude
konzipiert.
Der Keller wird als Stahlbetonwanne (WUBeton Wanne) ausgeführt, tragende Elemente des Erdgeschosses werden ebenfalls in
Stahlbeton errichtet, an der Fassade wird
durch großflächige Verglasungen im EG der
Außenraum soweit möglich in das Gebäudeinnere miteinbezogen. Ab dem 1. Obergeschoss werden alle tragende Bauteile (mit
Ausnahme der Stiegenwände und des Aufzugsschachts) im konstruktiven Holzbau
errichtet
(Kreuzlagenholzkonstruktionen),
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wodurch der CO2 Verbrauch auch bei der Baukonstruktion erheblich reduziert werden kann (vgl. Gegenüberstellung eines von der Größe her vergleichbaren Gebäudes, welches ebenfalls in Baden errichtet wird und auch als Holzkonstruktion ausgeführt wird).
KLH Massivholzplatten sind als vollflächige Rohbauelemente zu verstehen und bestehen zur Gänze
aus Vollholz. Dadurch wird eine höhere Wertbeständigkeit von Gebäuden bzw. Gebäudehüllen erzielt.
Großformatige KLH Massivholzplatten und geschosshohe Wandelemente bringen erhebliche Zeit- und
Kostenvorteile in der Montage. Kürzeste Bauzeit und die trockene Bauweise erlauben einen sofortigen Innenausbau und rasche Bezugsfertigkeit. Mit einem Wärmeleitwert von 0.14 W/mK stellt Holz
bezogen auf die statische Tragfähigkeit einen konkurrenzlosen Baustoff dar. Die gute Dämmwirkung
und hohe Phasenverschiebung sorgen für einen hervorragenden sommerlichen Wärmeschutz. Nach
einer deutschen Studie besitzt Holz die Eigenschaft schädliche elektromagnetische Strahlung zu absorbieren
Die Dächer werden als extensiv begrünte Flachdächer (die Ausbildung von Flachdächern wurde mit
dem Bauamt Baden telefonisch abgestimmt) ausgeführt, Niederschlagswässer werden auf eigenem
Grund versickert und somit dem Ökosystem zurückgeführt.
Fenster werden als Holz-Alukonstruktion ausgeführt, wodurch der Wohlfühlcharakter der Patienten
ebenfalls gesteigert wird. Wo bauphysikalisch erforderlich werden schwimmende Estriche mit Fliesen,
Teppich oder Linol- oder Kautschukbelag ausgeführt. Sämtliche Stiegen werden schallentkoppelt gelagert.
Durch das Niedrigenergiehauskonzept und die im Kapitel „technische Gebäudeausstattung“ erläuterten Erdwärmetauscher ergeben sich gegenüber einem nach derzeitigen Bauordnungsrichtlinien errichteten Gebäude Betriebskostenersparnis von ca. 37.000,- /Jahr, verglichen mit dem derzeit bestehenden Gebäude verringen sich die Heizkosten (inkl. Warmwasser) um bis zu 40%. Vergleicht man die
derzeit bestehenden Gebäudeteile A1 und A2 (mit nicht mehr dem Stand der Technik entsprechenden
Dämmeigenschaften) mit dem neu zu errichteten Niedrigenergiegebäude verbessert sich der Dämmfaktor um den Faktor 3-4. Aufgrund der massiven Stahlbetonkonstruktion des bestehenden Gebäudeteils A1 und A2, und den damit sehr aufwendigen Umbaumaßnahmen im Inneren bei weiterhin nicht
dem Stand der Technik entsprechenden Dämmeigenschaften der Gebäudehülle sind auch diese Bauteile durch ökologisch optimierte und betriebskostenminimierende Baukörper zu ersetzen. Da die
Baukosten nur einen geringen Teil der Lebenszykluskosten eines Gebäudes (80 Jahre) betragen ist
es in Anbetracht steigender Energiekosten von immenser Bedeutung die Betriebskosten eines Gebäudes zu optimieren. So machen bei dem bestehenden Gebäude die Verbrauchsabgaben (Strom,
Gas, etc.) im Jahr 2007 ca. 335.000,- Euro aus. In 50 Jahren (restliche Lebensdauer des Gebäudes
aus den 70er Jahren) ohne Berücksichtigung steigender Betriebskosten ergibt dies eine Summe von
16,75 Mio. Euro!
Wie in der Baukostenzusammenfassung dargestellt ergibt die Grobbauwerkskostenschätzung (+/15%) 18,7 Mio. Euro. Darin sind bereits die Containerkosten der aufgrund der Bauführung auszulagernden Bereiche enthalten. In der Grobbaukostenschätzung wurde eine komplette Neuanschaffung
der medizintechnischen Einrichtung kalkuliert. Bei Wiederverwendung der Geräte ist hier ein Einsparungspotential gegeben.
Wesentliche Merkmale der technischen Gebäudeausstattung
Vom Bereich Kaiser-Franz-Ring erfolgt der Anschluss an die Fernwärme. Bei dem konzipierten Gebäude ergibt sich eine statische Heizlast von ca. 300 kW., die dynamische Heizlast des Lüftungsbedarfes beträgt ca. 600 kW.
Unser Planungsteam setzt sich mit der Alternative Wärmepumpe zur teilweisen Wärmeversorgung
auseinander. Einen wesentlichen Vorteil beim Einsatz einer Wärmepumpe beziehen wir aus dem Einsatz eines Erdwärmetauschers.
Über die Ansaugung der Luftversorgung für die Wärmepumpe durch einen Erdwärmetauscher kann
die Wärmepumpe mit wesentlich höheren Lufttemperaturen betrieben werden, wodurch der Wirkungsgrad der Anlage verbessert werden kann. Dies bedeutet für den Betrieb der Wärmepumpenanlage erhebliche Energiekosteneinsparungen!
Bei entsprechender Auslegung der Wärmepumpe kann diese im Sommer zu Kühlzwecken verwendet
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werden. (reversibles System)
Es wird hier insbesondere an die Kühlung der Bereiche Speisesaal, Cafe, Billard, Küche gedacht.
Für die Lüftung der Schwimmhalle wird das System Luft-Erdwärmetauscher (L-EWT) konzipiert. Der
wesentliche Vorteil besteht darin, dass aufgrund der vorgewärmten Außenluftansaugung auch im Winter ein sehr hoher Anteil an Außenluft (diese ist im Winter normalerweise sehr trocken) eingebracht
werden kann. Durch die Vorwärmung über den Luft-Erdwärmetauscher ist die Erwärmung auf die
gewünschte Einbringtemperatur hinsichtlich Δt wesentlich geringer als im Normalfall. Im Wesentlichen
kann hier mit dem System Luft-Erdwärmetauscher eine erhebliche Energiekosteneinsparung erzielt
werden (siehe Energiekostenberechnung).
Fassadengestaltung:
Die Außenerscheinung des neuen Klinikums könnte als eine Sockellösung mit aufgesetzten Pavillons
bezeichnet werden. Die Fassade des halböffentlichen unteren Bereichs des Eingangs ist als eine
Pfosten-Riegel Konstruktion, die den Blick in die großzügige zweigeschossige Lobby frei lässt, geplant. Im Bereich der Behandlungsräume ist eine klassische beruhigte Lochfassade vorgesehen.
Die Fassaden der aufgesetzten Pavillons sind durch die vor jedem Zimmer situierten Loggien bestimmt. Diese ergeben innerhalb der einzelnen durch Zäsuren getrennten Baukörper eine streng
rhythmische Fassadengliederung. Als horizontal verbindendes Element wird pro Geschoß ein vor
allen Räumen durchlaufendes Stabgeländer ausgeführt. Auf diesem werden mit schellen einzelne
Tafeln in derselben Ausführung und Qualität wie der Rest der Baukörperaußenhaut montiert (z.B.:
Max-Exterior). Diese einfache, kostengünstige und flexible Konstruktion ermöglicht es nicht nur den
Durchblick und damit die Intimsphäre auf der Loggia zu steuern sondern sorgt auch für eine Auflockerung des schlichten Fassadengrundbildes. In weiterer Überlegung könnte man die „Schilder“ auch
beweglich montieren um über
die individuelle Anpassung der Nutzer ein immer wieder verändertes Fassadenbild zu schaffen.
Alternativer Ansatz:
Im Zuge der Recherche und der Grundlagenermittlung für das Projekt ist teamintern immer wieder die
Rede darauf gekommen, dass die Bauaufgabe in ihrer Nutzung und Kubatur nicht der Umgebung
(Villenviertel) angepasst ist, und dass der zu gewährleistende Betrieb Kosten durch eine kompliziertere Bauführung und etappenweises Bauen generiert. Auch wenn die von uns aufgezeigte Lösung gut
machbar ist, können wir aus langjähriger Erfahrung sagen, dass eine Bauführung in Teilbetrieb die
Nerven der Nutzer auf das Äußerste beansprucht und daher an sich nicht anzustreben ist.
Als Planer die ihre Verantwortung auch in der korrekten Projektierung und der Suche nach Alternativen für Bauherren und Nutzer sehen, wollen wir folgendes Szenario als Denkanstoß liefern: Die Überlegung geht dahin, das Grundstück für eine Wohnbebauung bzw. villenartige Bebauung zu teilen, und
auch für eine solche widmen zu lassen. Eine erste Annahme ergibt unserer Meinung nach, dass an
der geschlossenen Bebauungslinie des Kaiser-Franz-Rings eine „städtisches“ Wohnhaus (+3 Geschosse) mit Garten zu liegen kommen sollte. Im Bereich der Adolfine-Malchergasse und Trostgasse
würden wir zumindest 4 großzügige Grundstücke für Villenbauten (Ein- oder Zweifamilien) in bester
Lage sehen. Dies sollte auch Übernahme der Kosten für Abbruch einen derartigen Erlös bringen, dass
es möglich sein sollte um einen Teil der Summe ein passendes Grundstück am Rande von Baden zu
erstehen. Der so entstandene Gewinn könnte in die Bauführung in Form einer gehobenen Ausstattung
oder von Mehrflächen investiert werden oder dazu genutzt werden, die eventuell angefallene Zwischenfinanzierung (Baubeginn vor Verkauf) im Nachhinein zu tilgen. Eine Bauführung außerhalb der
Villengegend wäre in Ermangelung kritischer Anrainer zudem friktionsfreier und aufgrund der besseren Erreichbarkeit höchst wahrscheinlich auch günstiger. Als weiteres Einsparungspotential wäre, bei
entsprechender Grundstücksgröße der Wegfall der Tiefgarage bzw. die Erleichterungen bezgl. Lieferverkehr und Müllentsorgung zu nennen. Als letzter, aber vielleicht wichtigster Punkt, wäre die Tatsache anzuführen, dass bei einer gut durchdachten Terminplanung der DURCHGEHENDE VOLLBETRIEB des Klinikums gewährleistet werden könnte. Auch wenn wir von unserem Wettbewerbsbeitrag
absolut überzeugt sind, denken wir, dass es im Sinne einer holistischen Denkweise wichtig ist auch
unkonventionelle Alternativen zu betrachten, speziell wenn sie auch auf den zweiten Blick plausibel
erscheinen.
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