-1- menschlich. führend. kompetent Foto:© Bourgeois Jerôme - Fotolia.com Klinische Ethik Jahresbericht 2011 Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd1 08.10.201211:38:21 erstellt von: Dr. med. Klaus Kobert Klinischer Ethiker im Ev. Krankenhaus Bielefeld Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd2 08.10.201211:38:21 Inhalt Hinweis zum Gebrauch dieses Jahresberichtes 4 Vorwort 5 1. Ethikkonsile 7 1.1 Ethikkonsile im Jahr 2011 7 1.2 Ethikberatungsdienst 12 2. Hospizarbeit im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld (EvKB) 14 3. Das Klinische Ethikkomitee (KEK) 20 4. Arbeitsgruppen, Ethikvisiten und Liaisondienste 22 5. Hans-Joachim-Schwager-Preis für Klinische Ethik 25 6. Moderation von Konfliktgesprächen 26 7. Patientenverfügung 26 7.1 Angebote im Krankenhaus 26 7.2 Orientierungshilfe für Mitarbeiter zum Umgang mit Patientenverfügungen im Krankenhaus 26 7.3 Patientenverfügung in einfacher Sprache 27 8. Internet- und Intranetdarstellung 28 8.1 Internetdarstellung 28 8.2 Intranetdarstellung 29 9. Mitarbeiter der Klinischen Ethik 30 10. Mitarbeit in externen Ethikgremien, Kooperationen und Mandate 31 11. Vorträge 32 12. Unterrichtseinheiten und Lehraufträge 34 13. Interne Fortbildungsangebote 35 14. Publikationen und wissenschaftliche Aktivitäten 35 15. Teilnahme an Qualifizierungsprogrammen und Kongressen 36 16. Presseberichte, Medien 37 17. Perspektiven für 2012 38 18. Anlagen 39 Anlage 1: Kurze Geschichte der strukturierten Ethikarbeit im EvKB 39 Anlage 2: Zusammensetzung des Klinischen Ethikkomitees des EvKB 43 Anlage 3: Alltägliches Dilemma, M. Spiewak in DIE ZEIT 2011; 17:31-32 44 Anlage 4: Das Konzept der dualen Moderation, E. Heesch 47 Anlage 5: Informationsblatt zum Hans-Joachim Schwager-Preis 52 Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd3 08.10.201211:38:21 Hinweis zum Gebrauch dieses Jahresberichtes Der Jahresbericht „Klinische Ethik“ wird regelmäßig seit dem Jahr 2005 herausgegeben. Damit er für jeden Interessierten lesbar bleibt, ist eine Redundanz von Jahr zu Jahr unvermeidlich. Deshalb ist den zentralen Kapiteln wie „Ethikkonsile“ oder „Das Klinische Ethikkomitee“ ein allgemeiner Teil mit grundsätzlichen Erläuterungen vorangestellt. Er ist durch eine graue Unterlegung gekennzeichnet. Trotz unserer konsequent gelebten Gleichstellung von Frau und Mann, haben wir aus Lesbarkeitsgründen großenteils auf Parallelnennung beider Formen verzichtet. Entsprechend beinhaltet die Verwendung der männlichen Wortform immer auch die weibliche. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd4 08.10.201211:38:21 -5- Vorwort Die Entwicklung in vielen Bereichen der Medizin wirft zunehmend Probleme und Fragen zur Sinnhaftigkeit therapeutischen Handelns auf. Viele Krankheiten und Verletzungen, die vor wenigen Jahrzehnten den sicheren Tod zur Folge hatten, sind heute in vielen Fällen soweit beherrschbar, dass die Patienten am Leben erhalten werden können. Dabei kommen Behandlungsteams häufig an ihre Grenzen und fragen sich: Was ist für den konkreten Patienten das Beste? Sollen wir die Behandlung eher begrenzen oder erweitern? Was sollen wir in diesem Fall tun? Mit diesen Fragen setzt sich die Klinische Ethik auseinander. Die Vorgehensweise ist dabei grundsätzlich berufsgruppen- und fächerübergreifend. Durch seine vielfältigen Angebote leistet das Fach einen wichtigen Beitrag zum besseren gegenseitigen Verständnis. Besonders hervorzuheben war im Jahr 2011 die zunehmende Nachfrage nach der Durchführung von regelmäßigen Ethikvisiten und Ethik-Liaisondiensten. Auf insgesamt acht Stationen sind sie inzwischen als regelmäßiges Angebot etabliert. Neben dieser Entwicklung haben wir in der Klinischen Ethik viele weitere Projekte im Jahr 2011 durchgeführt. Beispielhaft zu nennen ist die Konzeption einer „Patientenverfügung in einfacher Sprache“. In diesem Jahresbericht finden Sie die vielfältigen Aktivitäten des Fachs dargestellt. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen. Dr. med. Klaus Kobert Klinischer Ethiker im Ev. Krankenhaus Bielefeld Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd5 08.10.201211:38:21 -6- Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd6 08.10.201211:38:21 -7- 1. Ethikkonsile Komplexe Dilemmasituationen überfordern häufig die Kompetenz der einzelnen Personen im Krankenhaus. Deshalb empfehlen die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)1 und die Zentrale Ethikkommission der Bundesärztekammer die Implementierung von Angeboten der Ethikberatung in den deutschen Krankenhäusern2 . Bei einem ethischen Fallgespräch oder einem „Ethikkonsil“3 handelt es sich um eine kurzfristig herbeizuführende, teambasierte Methode der Entscheidungsfindung, wie sie im EvKB seit vielen Jahren praktiziert wird. An einer solchen Sitzung nehmen unterschiedliche Berufsgruppen wie Ärzte, gesetzlich Betreuende, Gesundheits- und Krankenschwestern, begleitende Dienste sowie Seelsorgende teil. Häufig sind Patienten und/oder Angehörige einbezogen. Das Gespräch wird von einem externen Moderator – vorzugsweise einem Ethiker– geleitet. Seine Aufgabe ist es, einen Raum zu schaffen, in dem alle Beteiligten ihre jeweilige Perspektive einbringen können, um so eine möglichst einvernehmliche Empfehlung im Sinne und zum Wohle des Patienten zu ermöglichen. Die Entscheidung über die weitere Behandlung bleibt dabei bei den juristisch verantwortlichen Personen, dem behandelnden Arzt und dem Patienten bzw. seinem rechtlichen Stellvertreter. Ein Ethikkonsil erfordert einen hohen personellen und zeitlichen Aufwand. Zu einer Gesprächsdauer von durchschnittlich einer Stunde (60,1 min.) und einer Beteiligung von etwa acht (im Mittel 7,6) Personen kommen die Zeiten für Dokumentation (Anfertigung eines vier- bis fünfseitigen Protokolls) sowie Evaluation hinzu. Weniger zeitintensive Formen der Ethikberatung finden täglich in vielen Situationen des Klinikalltags statt. Beispielhaft sind hier Fallgespräche im Rahmen der Ethik-Liaison-Dienste, Diskussionen während der Ethik-Visiten und telefonische oder persönliche Auskünfte auf direkte Nachfrage hin zu nennen. Diese Beratungen werden bislang nicht statistisch erfasst. 1.1 Ethikkonsile im Jahr 2011 Es wurden 48 moderierte Fallgespräche durchgeführt (die Begriffe „Fallgespräch“, „Ethik-Fallgespräch“ und „Ethikkonsil“ werden synonym verwendet). Anfordernde Kliniken waren: • die Pädiatrischen Intensivstationen K1 und K2, • die Intensivstation F1 des Johannesstifts, • die Intensivstation M1 der Medizinischen Klinik/Bethel, • die Klinik für Gastroenterologie/Johannesstift • die Medizinischen Kliniken im Krankenhaus Mara, • die Chirurgische Klinik im Krankenhaus Mara, • die Station für Langzeitbeatmung im Krankenhaus Mara, • die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, • die Klinik für Gefäßmedizin, • die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, • die Klinik für Kardiologie/IMC Bethel, Vgl. Sterben hat seine Zeit. In: EKD-Texte 2005, Hrsg. Kirchenamt der EKD, 14 Heft 80, Hannover 2005. Vgl. Stellungnahme der Zentralen Kommission zur Wahrung ethischer Grundsätze in der Medizin und ihren Grenzgebieten (Zentrale Ethikkommission) bei der Bundesärztekammer zur Ethikberatung in der klinischen Medizin vom 24. Januar 2006, Online verfügbar unter http://www.zentrale-ethikkommission.de/downloads/Ethikberatung.pdf. 3 Vgl.Ethische Fallbesprechungen: Das Beste für den Patienten. In: Deutsches Ärzteblatt 2009, Jg. 103, Heft 21: A 1219. Vgl.Ethikberatung in der klinischen Medizin. In: Deutsches Ärzteblatt 2006, Jg. 106, Heft 43: A 2142-2146. 1 2 Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd7 08.10.201211:38:21 -8• die Klinik für Neurologie/Bethel, • der Quellenhof, Einrichtung der Wohnungslosenhilfe/Bethel • das stationäre Hospiz „Haus Zuversicht“/Bethel • das Haus Siloah, Behindertenhilfe Bethel Auf Anfrage des Teams der ASB-Seniorenresidenz, Carré am Niederwall und dem Piusstift, einem Altenpflegeheim in Bielefeld, fanden auch Ethikkonsile außerhalb der eigenen Einrichtung statt. Der Zeitpunkt, zu dem ein Fallgespräch durchgeführt wurde, entsprach wie auch in den Vorjahren immer den Wünschen der anfordernden Abteilungen. Auffällig war, dass im Berichtsjahr der zeitliche Abstand zwischen der Anforderung eines Ethikkonsils und dem gewünschten Termin seiner Durchführung von der Tendenz her deutlich kürzer war als in den Vorjahren. So häuften sich Anfragen für den Anforderungstag selbst und für den Folgetag. Bei der weiteren Auswertung der Daten zu den durchgeführten Ethik-Fallgesprächen ergaben sich im Vergleich der Jahre ab 2006 folgende Entwicklungen (siehe untenstehende Grafiken). Entwicklungen Ethikkonsile Im Vergleich der Daten von 2009, 2010 und 2011 zeichnet sich eine Konsolidierung bei einer Anforderungsrate von knapp 50 Ethikkonsilen pro Jahr ab. N = 12 moderierte Fallgespräche in 2006, 14 in 2007 und 27 in 2008, 46 in 2009, 49 in 2010 und 48 in 2011 • Die der Konsilanfrage zugrunde liegende Problematik war in den meisten Fällen des Berichtsjahres, wie auch in den Vorjahren, die Frage nach dem angemessenen Therapieziel (25 von 48: ca. 52 %). Die Frage nach der künstlichen Zufuhr von Wasser und Kalorien am Lebensende (4 von 27: ca. 15 %) war in 2008 erstmalig auslösend für die Durchführung strukturierter Fallgespräche, in 2009 bei 4 von 46: ca. 9 %. In 2010 waren es 3 von 49 Fälle (ca. 6 %) und in 2011 3 von 48 Fallbesprechungen (ca. 6 %). Die Frage nach der Anlage einer PEG-Sonde4 wurde im Berichtsjahr sechs Mal thematisiert (ca. 13 %). 4 Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd8 Perkutane Endoskopische Gastrostomie-Sonde: durch die Bauchdecke eingeführte Sonde zur langfristigen künstlichen Ernährung. 08.10.201211:38:22 -9• In zwei Fällen konnte kein Konsens aller Gesprächsteilnehmer für eine Behandlungsempfehlung als Resultat des Ethikkonsils erreicht werden. • Wiederholungskonsile (erneute Gespräche nach einem bereits stattgefunde- nen Konsil zu demselben Patienten) wurden in 6 Fällen (12,5 %) durchgeführt. • Nachdem die Anzahl der anfordernden Bereiche und Stationen von 2006 bis 2010 stetig zugenommen hat, ist in 2011 ein leichter Rückgang von 20 (in 2010) auf 18 zu verzeichnen. N = 6 anfordernde Bereiche und Stationen in 2006, 8 in 2007, 13 in 2008, 17 in 2009, 20 in 2010 und 18 in 2011 • Die weitere Auswertung ergab, dass Kliniken, die mindestens zwei moderierte Fallgespräche durchgeführt haben, auch im Folgejahr wieder auf das Angebot zurückgriffen. Teilnehmer bei Fallgesprächen • Die Patienten selbst waren im Berichtsjahr bei 7 von 48 Fallgesprächen anwesend. • Angehörige der Patienten waren in 2011 bei 35 % der Gespräche (17 von 48) beteiligt. Die Einbeziehung von gesetzlichen Vertretern (Eltern minderjähriger Kinder, Vorsorgebevollmächtigte, gerichtlich bestellte Betreuende und Vormünder) stieg in den ersten vier Jahren der Tätigkeit des Beratungsdienstes kontinuierlich von 22,9 % in 2006 auf 61,7 % in 2009 an. In 2010 war ein Rückgang auf 48,9 % zu beobachten, 2011 waren es 39,6 %. Eine Erklärung für diese rückläufige Entwicklung findet sich in dem Umstand, dass sich zunehmend Fallgespräche aus einem seit langem geplanten Routinetermin im Rahmen eines Liaisondienstes ergeben. Im Berichtsjahr war das bei 11 Konsilen der Fall. In diesen sich kurzfristig ergebenden Situationen mit sehr geringem Vorlauf ist es unmöglich, Angehörige und gesetzliche Vertreter in das Fallgespräch noch mit einzubeziehen. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd9 08.10.201211:38:22 - 10 • Die Ethikkonsile wurden 2011 zu 85,4 Prozent (41 von 48) mit Moderator und Ko-Moderator durchgeführt. Angaben in % Die Frage der aktiven Einbeziehung von Angehörigen in das Fallgespräch wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Einige Medizinethiker lehnen sie grundsätzlich ab, während andere sie generell fordern. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Angehörige, als Stellvertretung eines in der Regel nicht mehr kommunikationsfähigen Patienten, einen wertvollen Beitrag bei der Entscheidungsfindung leisten. Zum einen bringen sie Informationen zur Lebensgeschichte des Patienten ein, die von keinem anderen Personenkreis beigesteuert werden können. Zum anderen erleben Angehörige ihre Beteiligung an einem solchen Prozess als entlastend. Voraussetzung dafür ist es, den Beteiligten deutlich zu machen, dass die Verantwortlichkeit für sowie gesetzlichen bei der Therapieentscheidungen Vertretung allein und bei nicht den bei behandelnden den Angehörigen Ärzten liegt. Es wurden aber 65 % der Ethikkonsile ohne ihre unmittelbare Einbeziehung durchgeführt. Der Umstand ist möglicherweise Ausdruck der erkannten Gründe, die im Einzelfall gegen eine Beteiligung von Familienangehörigen sprechen. Hier sind in erster Linie fünf Faktoren zu nennen: 1. Die Angehörigen wünschen keine Teilnahme. 2. Das moderierte, multidisziplinäre Gespräch ist bislang in der anfordernden Abteilung nicht etabliert. In diesem Fall kann es ratsam sein, erste Erfahrungen mit der Beratungsmethode innerhalb des Behandlungsteams zu ermöglichen. Wenn Abteilungen beispielsweise erstmals ein Ethikkonsil wünschen, verfahren wir bei Bedarf zweistufig: Nach einem ersten Gespräch im Behandlungsteam folgt dann eine erneute Beratung unter Einbeziehung der Angehörigen. 3. Die Gründe für die Anfrage liegen in einem ungelösten Konflikt zwischen verschiedenen Berufsgruppen. In diesem Fall wäre eine Einbeziehung der Angehörigen weder der Lösung des Problems dienlich, noch würde daraus ein Nutzen für die Angehörigen resultieren. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd10 08.10.201211:38:22 - 11 4. Die Mitarbeiter wünschen ausdrücklich die Reflexion einer ethischen Fragestellung innerhalb des Teams, beispielsweise um sich selbst Klarheit in einer unübersichtlichen Behand-lungssituation zu verschaffen. In diesen Fällen folgt im EvKB in der Regel ein zweites Gespräch mit der Beteiligung der Angehörigen zu einem späteren Zeitpunkt. 5. Das Fallgespräch muss ohne zeitlichen Vorlauf durchgeführt werden. Daher ist es organisatorisch unmöglich, Angehörige dazu einzuladen. Die multidisziplinären Fallgespräche werden, wenn möglich, von zwei ausgebildeten Ethikberatern unterstützend begleitet. Sie sollten nicht an der Behandlung und Versorgung der betroffenen Patienten beteiligt gewesen und nicht Teil des Hierarchiegefüges der anfordernden Abteilung sein. Dadurch sind die Voraussetzungen für eine emotional unbelastete und unabhängige Ethikberatung mit echter Außenperspektive gegeben. Der Moderator konzentriert sich dabei auf die Aufgabe der Gesprächsstrukturierung und auf die Herausarbeitung, der zur Diskussion stehenden, oftmals gegensätzlichen Werte und Überzeugungen. Der Einsatz eines Ko-Moderators hat drei wesentliche Vorteile: 1. Mittels eines Ko-Moderators wird die Anfertigung eines professionellen Protokolls als Anlage zur Patientenakte garantiert. Durch die damit verbundene Transparenz wird Sicherheit für den Patienten und das Personal, auch im Bezug auf eine etwaige juristische Überprüfung, geschaffen. 2. Eine Reflexion des Gespräches zwischen den beiden Ethikberatern ist möglich. 3. Diese Vorgehensweise hat Ausbildungsfunktion. Nachdem ein Ko-Moderator mit theoretischer Ausbildung mehrere Male einem erfahrenen Moderator assistiert hat, können die Rollen getauscht werden. Dadurch wird ein Hineinwachsen in die Aufgabe ermöglicht5. 5 Heesch E., Kobert K. (2011): Das Konzept der dualen Moderation. In: Dialog Ethik (Hrsg.): Praxisordner Ethik, Schabe AG, Basel, 5-1 – 5-6 Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd11 08.10.201211:38:22 - 12 - 1.2 Ethikberatungsdienst Seit dem Jahr 2005 werden moderierte Fallgespräche durch die Klinische Ethik angeboten. Patienten, für die diese Art der Unterstützung gewünscht wird, befinden sich in einer sehr schwierigen Lebenslage, die keinen Aufschub bezüglich einer Entscheidungsfindung erlaubt. Deshalb bietet die Arbeitsgruppe „Ethikkonsil“ des Klinischen Ethikkomitees seit dem 1. Juli 2007 einen Rufdienst zur kurzfristigen Durchführung eines Beratungsgespräches an. Der Rufdienst ist werktags von 8 Uhr bis 16 Uhr unter der Telefonnummer 01 71| 2 20 17 58 erreichbar. Die Mitglieder des Ethikberatungsdienstes Reinhold Balzer Pastor, Leitender Theologe Dr. med. Thomas Bösing Thorsten Führmann Birgit Hahn Sozial- und Milieupädagogin, Stationsleitung Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Angela Kessler-Weinrich Pastorin, Krankenhausseelsorgerin Stefanie Kleffmann Krankenschwester, Dr. med. Klaus Kobert Dr. med. Dagmar Lohrmann Rüdiger Noelle Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinischer Ethiker Ärztin, Zentrum für Behindertenmedizin Diakon, Diplom-Pflegewirt, Pflegerischer Abteilungsleiter Gerontopsychiatrie Margarete Pfäfflin Diplom-Psychologin, Referentin Christine Scherb Prof. Dr. rer. medic. Michael Schulz Krankenpfleger, Intensivstation M1-Medizinische Kliniken Eckhard Heesch Krankenpfleger, Operative Intensivstation AN-01 Oberarzt, Pädiatrische Intensivstation K1 Epilepsie-Zentrum Bethel Diplom-Psychologin, PSD Bethel Regional Gesundheitswissenschaftler, Fachhochschule der Diakonie, Bethel Dr. med. Jörg Stockmann Leitender Oberarzt, Zentrum für Behindertenmedizin Zurzeit verfügen sieben der ausgebildeten Ethikberater über die erforderliche Fortbildung und praktische Erfahrung, um Ethikkonsile selbstständig durchführen zu können. Aufgrund wiederholter Nachfragen aus dem ambulanten Bereich und aus stationären Pflegeeinrichtungen bietet das EvKB die Moderation von Fallbesprechungen auch für diesen Bereich an. Pflegeeinrichtungen der von Bodelschwinghschen Stiftungen (vBS) Bethel und des Ev. Johanneswerks Bielefeld sowie niedergelassene Ärzte der Region können deshalb den Konsildienst seit Anfang 2010 anfragen. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd12 08.10.201211:38:22 - 13 - Supervision Im Berichtsjahr hat der Ethikberatungsdienst regelmäßig Supervisionssitzungen durchgeführt. Sie werden von Frau Dipl. Psych. M. Eckey, Psychologische Psychotherapeutin, geleitet. Die Themen wurden in der Regel durch aktuelle Anlässe bestimmt. So ging es häufig um schwierige Situationen in ethischen Fallgesprächen. Die Mitarbeiter des Ethikberatungsdienstes haben auch in diesem Jahr einen zweitägigen Workshop mit dem Titel „Umgang mit Stolpersteinen in der Ethikberatung“ durchgeführt. Er fand am 05. und 06. Dezember statt. Das Thema war, neben organisatorischen Fragen, die kommunikationstheoretische Grundlage von Ethikberatung. Neben den Mitgliedern des Ethikberatungsdienstes waren zu der Veranstaltung auch klinisch Tätige aus unterschiedlichen Berufsgruppen und Disziplinen, die schon häufiger an Fallgesprächen teilgenommen hatten, eingeladen worden. Referentin Dagmar Kumbier, Diplom-Psychologin und Geisteswissenschaftlerin (M.A.). Sie arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeutin und war jeweils mehrere Jahre in einer Paarberatungsstelle, als Psychotherapeutin in Kliniken und als Mitarbeiterin am Lehrstuhl Schulz von Thun an der Universität Hamburg tätig. Zudem ist sie Lehrtrainerin am Schulz-von-Thun-Institut Hamburg und Autorin und Herausgeberin diverser Fachbücher und Artikel. In dem Workshop wurden schwierige Situationen in der Ethikberatung beleuchtet. Was muss ein Moderator für sich selber klären? Welche Ansprüche stellt die Rolle an den Ethikberater – und wo sind diese leicht zu bewältigen, wo herausfordernd und wo vielleicht sogar widersprüchlich? Wie kann man angemessen auf schwierige Situationen in der Gruppe reagieren? Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen ist wichtig, um mit der notwendigen Klarheit auftreten zu können. Vor dem Hintergrund der Kommunikationspsychologie von Friedemann Schulz von Thun wurden modellgeleitet ein Situationsverständnis sowie Lösungsansätze entwickelt. Basis waren Praxisfälle der Teilnehmer. Theorieeinheiten, gemeinsame Reflexion und praktische Übungen bildeten den methodischen Rahmen. Die Teilnehmer lernten die Methode des Inneren Teams als Möglichkeit zur Selbstklärung kennen. Der Ethikberatungsdienst traf sich im Verlauf des Jahres zu einer weiteren Sitzung, die im Wesentlichen organisatorischen Inhalten gewidmet war. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd13 08.10.201211:38:22 - 14 - 2. Hospizarbeit im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld (EvKB) Die Hospizarbeit umfasst die Begleitung und Betreuung von schwerstkranken und sterbenden Menschen sowie deren Familien in diesen schweren Lebenslagen. Auch nach dem Tod eines nahestehenden Menschen macht sie offene und individuelle Angebote zur Trauerbewältigung. Sie geht damit über eine reine Sterbebegleitung weit hinaus. Diese auf ehrenamtlichem Engagement basierende Arbeit ist über die Hospizvereine in vielen Bereichen des menschlichen Lebens und Sterbens etabliert. Die Betroffenen werden zu Hause, im Pflegeheim oder im stationären Hospiz betreut. Im Krankenhaus fehlen in der Regel solche Hilfsangebote. Deshalb wurde im Jahr 2002 im Standort Johannesstift und später auf Initiative des Ethikkomitees hin auch im EvKB-Standort Bethel eine Struktur zur Sterbebegleitung aufgebaut. Hospizarbeit am Standort Bethel: In den Betheler Häusern Gilead und Mara wird diese Aufgabe seit 2007 von Frau M. Bögeholz übernommen. Seit dem Jahr 2009 obliegt Frau Bögeholz auch die Koordination der Hospizarbeit im Kinderzentrum. Ihr Stellenanteil von 50 Prozent als Hospizkoordinatorin wird aus Spendenmitteln der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel finanziert. In enger Kooperation mit dem Hospiz e.V., Bethel und der Hospizarbeit im Ev. Johanneswerk hat sich eine Vielzahl von Angeboten und Aktivitäten entwickelt. Dieses Kapitel wurde von Frau M. Bögeholz erstellt. • Durch die regelmäßigen Fortbildungen im Rahmen der Arbeit des Hospiz e.V., Bethel, stehen weiterhin wie im Vorjahr ca. 30 Damen und Herren zur Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen und ihrer Angehörigen im Krankenhaus zur Verfügung. Die Fluktuation aus verschiedenen Gründen (Alter, Ortswechsel, Gesundheit, etc.) konnte auch in diesem Jahr kompensiert werden • Das entwickelte Krankenhaus-spezifische Ausbildungsmodul wird regelmäßig in den Vorbereitungskursen für ehrenamtliche Mitarbeiter erfolgreich eingesetzt. Dazu gehört unter anderem auch die Durchführung eines Praktikums im Krankenhaus durch die zukünftigen Begleiter. • An den von der Seelsorge organisierten Erinnerungsfeiern in Gilead I nimmt die Koordinatorin weiterhin gestaltend teil. • Der Austausch von Begleitern des Standortes Bethel, mit dem des Standorts Johannesstift wurde in 2011 fortgesetzt. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd14 08.10.201211:38:23 - 15 • Die im Jahr 2008 eingerichtete Praxisbegleitgruppe innerhalb des Hospiz e.V., Bethel, in der sich Frau Bögeholz mit einer weiteren Kollegin des Vereins leitend engagiert, traf sich auch in 2011 in monatlichen Abständen. • Zwischen Juli und Dezember fand ein zweiter Ausbildungskurs für ehrenamtliche Hospizbegleiter statt, der von der Koordinatorin zusammen mit einer Kollegin des Vereins geplant, organisiert und durchgeführt wurde. 16 Teilnehmer qualifizierten sich für den Einsatz in den verschiedenen Bereichen. • Im Berichtsjahr wurden 27 Begleitungen durchgeführt. Bei diesen 27 Patienten wurden insgesamt 15 ehrenamtliche Hospizbegleiter eingesetzt. Neben den Begleitungen wird häufig Beratungsbedarf beim Umgang mit Sterben, Tod und Trauer angemeldet. Angehörige und Mitarbeiter ließen sich in diesem Zusammenhang in 75 Fällen unterstützen. Dabei war die Wahrnehmung mehrerer Termine pro Beratungsfall die Regel. Insgesamt kann man in beiden Bereichen, Begleitung und Beratung, davon ausgehen, dass sich die Bedarfszahlen nunmehr eingependelt haben. • Die Hospizarbeit im Kinderzentrum wird seit Juli des Berichtsjahres durch regelmäßige Teilnahme der Koordinatorin an den Sitzungen des pädiatrischen Palliativteams intensiviert. Auch damit begründet nahm die Zahl der Familienbegleitungen deutlich zu (9 Fälle). • Im Frühjahr 2011 startete auf Initiative einiger ehrenamtlicher Familienbegleiter des Hospiz e.V., Bethel das Familiencafé im Kinderzentrum des EvKB. Ihnen war nach Abschluss ihres Vorbereitungskurses aufgefallen, dass im Kinderzentrum an Wochenenden die Cafeteria geschlossen hat, und so wollten sie diese Lücke mit ihrem Angebot schließen. Seit dem Start dieses Projektes haben die inzwischen neun Ehrenamtlichen das Familiencafé zu einem gut angenommenen Treffpunkt für Familien im Kinderzentrum, 1. Etage, neben der Station K1, entwickelt. Dieser Erfolg ist umso höher zu bewerten, als die Mitarbeiter sich weitgehend selbst organisieren. Die Ansprechpartnerin des Hospizvereins für die Ehrenamtlichen ist Frau Pastorin Kassebaum. Das Café hat regelmäßig an Samstagen in der Zeit von 14.00 - 16.00 Uhr geöffnet, und neben Kaffee, Tee und Kuchen etc. gibt es kleine Beschäftigungsangebote für Kinder sowie natürlich immer Gelegenheit miteinander ins Gespräch zu kommen. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd15 08.10.201211:38:24 - 16 - • Im Standort und über den Standort hinaus ist das Prinzip des vernetzten Arbeitens besonders wichtig geworden. Es entspricht dem Grundsatz der Hospizarbeit im EvKB/Bethel nur auf Wunsch der Betroffenen oder Angehörigen tätig zu werden. Um für diesen Fall den Kontakt herzustellen, ist es notwendig, dass alle Beteiligten das Angebot kennen und im Bedarfsfall darauf hinweisen können. Neben dem medizinischen und pflegerischen Fachpersonal ist deshalb auch die Netzwerkarbeit mit dem Klinischen Ethiker, dem Seelsorge-Team, dem Sozialdienst und der Psycho-Onkologin sehr wichtig. Über den Standort hinaus gehören auch das stationäre Hospiz, die Hospizarbeit des Johanneswerks, der Hospiz e.V., Bethel und das palliative Netzwerk Bielefeld e.V. zu diesem Bereich. Auch überregional ist die Hospizarbeit mit anderen Initiativen und Einrichtungen in OWL vernetzt, wobei die Koordinatorin hier den Bereich der Kinderhospizarbeit am Standort in regelmäßigen Netzwerktreffen vertritt. • Für die Öffentlichkeitsarbeit über das Angebot der Hospizarbeit im EvKB werden weiterhin in 2011 die im Jahr 2008 entwickelten Poster sowie das Informationsblatt „Sterben begleiten – Hospizarbeit“ verwendet. • Die Einrichtung und Organisation des Abschiedsraumes in Gilead I ist inzwischen abgeschlossen. Es stehen somit folgende Räume für den würdevollen Abschied der Angehörigen von ihren Verstorbenen zur Verfügung: ein Angehörigenraum, ein Abschiedsraum und ein Raum für Waschungen. • Die Konzeptentwicklung für die Kinderhospizarbeit wird im Berichtsjahr fortgeführt und weiter konkretisiert. Die auf den Vorüberlegungen beruhenden Grundsätze finden Eingang in das inzwischen umgesetzte Konzept des Einsatzes ehrenamtlicher Familienbegleiter im neuen Kinder- und Jugendhospiz Bethel. • Am 10. Februar wurde ein eintägiger Workshop im Haus der Stille für alle im Planungsprozess Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd16 08.10.201211:38:24 - 17 befindlichen Mitarbeiter Bethels zur Konzeption des Kinderhospizes durchgeführt, an dem Frau Bögeholz mit einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin teilnahm. Am 14. Februar fand ein Besuch im Kinderhospiz „Sonnenhof“ in Berlin-Pankow statt, an dem 20 Ehrenamtliche teilnahmen. Im Oktober nahm die Koordinatorin mit drei Ehrenamtlichen am Deutschen Kinderhospizforum in Essen teil. Hospizarbeit am Standort Johannesstift Dieses Kapitel wurde dem Jahresbericht der Hospizarbeit im Ev. Johanneswerk in modifizierter und gekürzter Form entnommen. Die Hospizarbeit wird im EvKB/Johannesstift von ehrenamtlich Mitarbeitenden im Ev. Johanneswerk e.V. geleistet. Frau Corinna Eimkemeier leitet, strukturiert und koordiniert seit acht Jahren dieses spezielle Einsatzfeld. Die Hospizarbeit ist in vielen Abteilungen des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld (EvKB) am Standort Johannesstift fester Bestandteil der Klinikstruktur. • 2011 waren 15 Hospiz-Ehrenamtliche im Krankenhaus tätig. Zwei der neu eingeführten Hospizhelfer mussten nach einigen Wochen für sich feststellen, dass ihnen der Einsatz im Krankenhaus nicht entspricht und die mit der Arbeit verbundene emotionale Belastung als zu hoch empfunden wurde. Durch berufliche Veränderungen wechselten zwei weitere Mitarbeiter in den Bereich der Hospizarbeit der Altenhilfeeinrichtungen des Ev. Johanneswerkes. • Bei akuten Begleitungsanfragen im Johannesstift waren auch einige ehrenamtliche Hospizhelfer aus dem ambulanten Umfeld oder den Bielefelder Altenpflegeheimen abruf- und einsetzbar. • Sieben ehrenamtliche Hospiz-Mitarbeiter sind auf der Palliativstation des Johannesstifts im Einsatz. Sie sind dort an fast jedem Wochentag präsent. Regelmäßig finden Treffen zum Gedanken- und Meinungsaustausch zwischen dem auf der Station arbeitenden Personal und den ehrenamtlich Aktiven statt. Diese leisteten einen Beitrag zu einer guten Zusammenarbeit und zur Vernetzung zwischen Haupt- und Ehrenamt. • Alle Berufsgruppen, die an der Versorgung der Patienten und der Unterstützung der Angehörigen beteiligt sind, treffen sich montags für eine interdisziplinäre Übergabe. Daran nehmen das Pflegepersonal, der Chefarzt PD Dr. Weißinger, Frau Ruprecht vom klinischen Sozialdienst, eine Vertreterin des Psychoonkologischen Dienstes, Pastor Gräfe als ehrenamtlicher Vertreter der Krankenhaus-Seelsorge, die Klinische Ethik und Frau Eimkemeier als Koordinatorin der Hospizarbeit im Ev. Johanneswerks teil. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd17 08.10.201211:38:26 - 18 • In 2011 wurden weiterhin von den ehrenamtlichen Hospizmitarbeitern an jedem ersten Freitag des Monats in der Wohnküche der Palliativstation Waffeln für Patienten, Angehörige, Besucher und das Personal gebacken. • Durch Spenden an die Hospizarbeit des Johannesstifts können einige zusätzliche Angebote auf der Palliativstation geschaffen werden: Das Angebot der Doktor Clowns besteht weiterhin im 14-tägigen Takt sowohl im palliativen, als auch im onkologischen Bereich der Station A3. Die Anwesenheit der Clowns wird von den Patienten, Besuchern und dem Personal begrüßt. Durch Spenden an die Palliativstation gibt es ein regelmäßiges Angebot einmal pro Woche der Musiktherapie und der Maltherapie. Mit dem 31.12.2011 endete die Finanzierung der zusätzlichen halben Krankenpflegehelfer Stelle, die seit dem 01.08.2010 dank einer Spende das pflegerische Team der Palliativstation unterstützen konnte. • 2011 wurden „Krankenhaus-Austauschforen“ für Mitarbeiter des klinischen Bereichs veranstaltet, deren Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch von den Ehrenamtlichen gern genutzt wird. Diese Foren wurden auch von Teilnehmern der Vorbereitungskurse als hilfreich empfunden. • Am Jahresende 2011 erfolgte ein gemeinsames Treffen mit den ehrenamtlichen Hospizbegleitern der EvKB Standorte Bethel und Krankenhaus Mara und der dort zuständigen Hospizkoordinatorin Frau M. Bögeholz. • Wie in den Vorjahren hielt Frau C. Eimkemeier auch 2011 regelmäßig einmal im Monat Kurzvorträge in der geriatrischen Tagesklinik über die Historie der Hospizarbeit und die verschiedenen hospizlichen Angebote in Bielefeld. • Das Trauercafé nach den quartalsmäßig stattfindenden Gedenkgottesdiensten ist fester Bestandteil des Angebots für Zu- und Angehörige von Patienten, die im EvKB am Standort Johannesstift verstorben sind. Dieses Angebot stößt auf positive Resonanz und wird als unterstützend wahrgenommen. • Begleitungen in 2011 im EvKB/Johannesstift Die ehrenamtlichen Hospizbegleiter unterstützen Patienten am Ende ihres Lebenswegs oder in schweren gesundheitlichen Krisen sowie deren Angehörige. Das Angebot war auch im Berichtsjahr gefragt. Die Nachfrage von Begleitungen auf der Palliativstation ging etwas zurück, wohingegen abgeschlossene Begleitungen auf andere Stationen zunahmen. Vgl. Ethik-Komitee im Krankenhaus 1997. Hrsg.: Deutscher Evangelischer Krankenhausverband und Katholischer Krankenhausverband Deutschlands. Berlin, Selbstverlag. 6 Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd18 08.10.201211:38:26 - 19 - Auf der Palliativstation gab es 2011 56 Begleitkontakte (72 in 2010). Auf anderen Stationen wurden im Berichtsjahr 17 abgeschlossene Begleitungen (8 in 2010) durchgeführt. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd19 08.10.201211:38:27 - 20 - 3. Das Klinische Ethikkomitee (KEK) Gegründet 2003 Vorsitz: Dr. med. K. Kobert, Vertreter: Dr. med. J. Stockmann 1997 haben der Deutsche Evangelische Krankenhausverband und der Katholische Krankenhausverband Deutschlands e.V.6 gemeinsam ihre Mitgliedshäuser aufgerufen, Klinische Ethikkomitees einzurichten. In Folge wurde im EvKB eine Steuerungsgruppe aufgebaut, aus der im Jahr 2003 das KEK hervorging. Das Klinische Ethikkomitee ist ein offizielles Gremium des EvKB. Seine Mitglieder werden von der Geschäftsführung entsprechend seiner Satzung berufen. Die Zusammensetzung ist möglichst repräsentativ für die Berufsgruppen und Abteilungen des Krankenhauses. Gäste werden bei Bedarf, beispielsweise zur Einbringung ihrer Expertise, eingeladen. Das Ethikkomitee ist ein beratendes Organ. Es kann von der Geschäftsführung, Abteilungen und Einzelpersonen in Anspruch genommen werden. Seine Empfehlungen sind für die Anfordernden nicht bindend, können aber von der zuständigen Hierarchieebene als Leitlinie oder Dienstanweisung in Kraft gesetzt werden. Die Arbeitsfelder des KEK sind krankenhaus- und patientenbezogen. Das Klinische Ethikkomitee hat drei Hauptaufgaben: Erstens gewährleistet es die Unterstützung der Kliniken und Einzelpersonen bei ethischen Fragestellungen, beispielsweise durch das Angebot von Ethikkonsilen oder Ethikvisiten. Zweitens ist es für die Erarbeitung interner Empfehlungen und Richtlinien zuständig und drittens ermöglicht es die Schulung von Mitarbeitern in Fragen der Klinischen Ethik in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Die Bearbeitung wirtschaftsethischer Fragestellungen und die Begutachtung von wissenschaftlichen Studienvorhaben gehören nicht zum Aufgabenbereich des KEK. Seit seiner Gründung vor acht Jahren konnte eine Vielzahl von Projekten umgesetzt werden. Beispielhaft sind hier der Ethikberatungsdienst, die Hospizarbeit im Krankenhaus und das Projekt zur Delirprävention im EvKB zu nennen. Ihre aktuellen Ergebnisse sind im jeweiligen Kapitel sowie im Intranet und Internet zu finden. Die Mitgliederzahl des KEK beläuft sich derzeit auf 27 Personen (siehe Anlage 2: Zusammensetzung des Klinischen Ethikkomitees des EvKB). Themen und Ergebnisse der sechs Sitzungen des Klinischen Ethikkomitees im Jahr 2011 • Die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland ist Ende des Jahres 2010 von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin e. V., dem Deutschen Hospiz- und Palliativverband e. V. und der Bundesärztekammer herausgegeben worden. Auf Anfrage der Geschäftsführung des EvKB hat sich das Klinische Ethikkomitee in seiner Januarsitzung 2011 damit befasst. Nach eingehender Erörterung hat das Komitee folgendes Votum abgegeben: Die Charta ist inhaltlich in allen Punkten zu unterstützen. Deshalb ist eine Unterzeichnung durch unser Krankenhaus zu begrüßen, zumal Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd20 08.10.201211:38:27 - 21 das EvKB viele der dort genannten Punkte bereits umsetzt oder deren Umsetzung anstrebt. Mit einer Unterzeichnung geht nach Einschätzung des Ethikkomitees auch eine Selbstverpflichtung zur langfristigen Weiterentwicklung der bereits vorhandenen guten Strukturen einher. Der Wille zur Umsetzung der Ziele der Charta sollte bei strategischen Entscheidungen erkennbar sein. • Das KEK hat im Berichtsjahr die Erstellung eines hauseigenen Erklärungsheftes zu Fragen um Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht initiiert. Es soll Laien bei der Erstellung ihrer persönlichen Verfügungen unterstützen. Außerdem wurde die Anfertigung einer Handlungsempfehlung zum Umgang mit Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten im Krankenhaus beschlossen. Sie soll dem Klinikpersonal eine Hilfestellung geben. • Auf Anfrage der Geschäftsführung des EvKB hat sich das Klinische Ethikkomitee in seiner Januar- und Februarsitzung 2011 mit der Frage der Durchführung von Gewebespenden befasst. Nach eingehender Erörterung unter Einbeziehung von eingeladenen Experten kam das Komitee zu der Einschätzung, dass der Nutzen von Gewebespenden (insbesondere die Übertragung von menschlichen Herzklappen und Blutgefäßen) für die Patienten, deutlich erkennbar und somit unter rein ethischen Gesichtspunkten zu befürworten ist. • Im Februar des Berichtsjahres hat die Bundesärztekammer ihre überarbeiteten Grundsätze zur ärztlichen Sterbebegleitung veröffentlicht. Sie wurden im KEK, insbesondere in Hinblick auf das Thema des assistierten Suizids, diskutiert. • Rechtliche Themen wurden mehrfach bearbeitet. Frau Dr. S. Tassi von der Juristischen Fakultät der Universität Bielefeld hat ihre bisherigen Ergebnisse zu Fragen der Schweigepflicht bei Ethikberatungen vor ihrer Veröffentlichung vorgestellt und mit den Mitgliedern diskutiert. • Außerdem hat Prof. Dr. W. Schild zum BGH „Sterbehilfe-Urteil“ vom 25. Juni 2010 – 2StR 454/09- referiert und dabei insbesondere die Debatte in der rechtlichen Fachwelt dargestellt. • Viele Mitarbeitende des EvKB nehmen seit vielen Jahren ehrenamtlich an humanitären Einsätzen in Entwicklungsländern teil. Dort werden sie gelegentlich mit Patienten konfrontiert, deren Erkrankungen nicht in ihrem Heimatland, möglicherweise aber in Deutschland behandelt werden können. Um die Entscheidung für oder gegen eine Therapie im EvKB zum Vorteil für alle Beteiligten fällen zu können, wurde in 2006 vom KEK eine Richtlinie zur Behandlung von Patienten aus strukturschwachen Ländern erarbeitet. Sie wurde im Berichtsjahr sechs Mal angewendet. Darunter befanden sich auch zwei kriegsverletzte Patienten aus Libyen, für die eine unentgeltliche Behandlung bewilligt wurde. Das Ethikkomitee wurde über die Vorgehensweise bei jedem Einzelfall informiert. • Dem Ethikkomitee wurde regelmäßig über die durchgeführten Ethikkonsile berichtet. Dabei wurden ausgewählte Beratungsverläufe erneut diskutiert. Die Rückmeldungen aus diesem Plenum boten den Ethikberatern erneut die Möglichkeit zur Reflexion. Aus der Besprechung des zusammenfassenden Berichts über die 48 Fallbesprechungen des Jahres 2011 ergaben sich keine neuen Anforderungen an die Datenerfassung zu Evaluationszwecken. Ein besonders komplexer Fall wurde in der Aprilsitzung des Ethikkomitees primär behandelt. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd21 08.10.201211:38:27 - 22 - 4. Arbeitsgruppen, Ethikvisiten und Liaisondienste Zur Durchführung rückblickender Fallbesprechungen hat es sich als sinnvoll erwiesen, abteilungsinterne Arbeitsgruppen zu gründen. Die Stärke dieser Arbeitsgruppen liegt im offenen und interprofessionellen Austausch. Positive Effekte sind in der Steigerung der ethischen Kompetenz der Mitarbeiter anhand förderlicher Auswirkungen auf die zukünftige Zusammenarbeit und somit auf die Patientenversorgung zu erkennen. In mehreren Kliniken bestanden über viele Jahre derartige offene Gremien. Der Zugang zu den aktuell existierenden Gruppen, in denen regelmäßig eine strukturierte Auseinandersetzung mit den Themen der Klinischen Ethik stattfindet, ist niederschwellig und die Teilnahme an den Sitzungen steht jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter der betreffenden Klinik frei. Als weitere Möglichkeiten der Klinischen Ethikberatung existieren Ethikvisiten und Ethik-Liaisondienste. Bei den Ethikvisiten werden gegebenenfalls aktuelle ethische Probleme direkt in der normalen Übergabevisite von den Teilnehmern angesprochen. Der Ethiker (Dr. K. Kobert) steht dabei für Fragen zur Verfügung, gibt aber auch selbst Anregungen. Der Liaisondienst zeichnet sich dadurch aus, dass in regelmäßigen Abständen eigene Ethikbesprechungen stattfinden. Dabei wird das Vorgehen bei jedem Patienten der Station oder bei ausgewählten Patienten ethisch reflektiert. Der Vorteil von Ethikvisiten und Liaisondiensten liegt in ihrer Regelmäßigkeit. Dadurch werden Probleme erkannt und angegangen, bevor sich schwer lösbare Konstellationen entwickeln. In diesem Sinne ist die Ethik hier präventiv wirksam. Zusätzlich zu allen genannten Modellen der Ethikberatung ist der Ethiker auch außerhalb der Termine für die Stationen und Einzelpersonen erreichbar. Arbeitsgruppen Im Verlauf der letzten Jahre hat ein Wandel in der Arbeitsstruktur der Ethikberatung stattgefunden. In zunehmendem Maß wurden offene Arbeitsgruppen, deren Schwerpunkt auf retrospektiven Fallbesprechungen lag, durch prospektiv ausgerichtete Modelle wie Ethikvisiten und Liaisondienste ersetzt. Zurzeit gibt es eine aktive Ethikarbeitsgruppe: Onkologie-Palliativstation im Johannesstift Seit 2006 Wegen personeller Engpässe wurde die Tätigkeit dieser Gruppe zeitweise ausgesetzt. In 2011 wurde die regelmäßige Arbeit der Ethikberatung in dieser Form wieder aufgenommen. Die Treffen finden etwa alle drei Monate statt. Dabei werden allgemeine und auch patientenzentrierte Vorgehensweisen reflektiert und unter Mitwirkung der Klinischen Ethik aufgearbeitet und gegebenenfalls Lösungsstrategien für die Zukunft entwickelt. Ein erstes Ergebnis der Arbeitsgruppe war die Absprache, alle onkologischen Aufklärungsgespräche bei Patienten, die zudem eine psychiatrische Erkrankung haben, unter Einbeziehung von Mitarbeitern aus Pflege und Ethik durchzuführen. Von diesem Versuch erhoffte die Gruppe sich eine besonders angemessene Vorgehensweise, die auf die Bedürfnisse dieser vulnerablen Patientengruppe abgestimmt ist. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd22 08.10.201211:38:27 - 23 Ethikvisiten Intensivstation der Medizinischen Klinik/Bethel, M1 Seit 2009 Die Ethikvisiten finden in einem vierwöchentlichen Rhythmus statt. Die reguläre Übergaberunde, an der ärztliche und pflegerische Mitarbeiter teilnehmen, wird durch die Beteiligung des Klinischen Ethikers und des Stationsseelsorgers Pastor W. Appelt ergänzt. Bei jedem Patienten wird an diesen Terminen neben den medizinischen und pflegerischen Fakten besonders auch nach zentralen ethische Aspekten gefragt, die bei Bedarf diskutiert werden. Die Veranstaltung hat über den beratenden Anteil hinaus den Charakter einer Lehrvisite und ist bei der Landesärztekammer (CME) zertifiziert. Palliativstation der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin/Johannesstift Seit 2011 Die ethische Visite auf der Palliativstation des EvKB findet zweiwöchentlich statt. Die Klinische Ethik nimmt an der pflegerischen Patientenübergabe teil, bei der in der Regel auch der Chefarzt, der Psychoonkologische Dienst sowie der Sozialdienst, die zuständige Hospizkoordinatorin, ein Physiotherapeut sowie die Seelsorge vertreten sind. So können aktuelle Fälle besprochen und sowohl allgemeine als auch patientenzentrierte Vorgehensweisen reflektiert werden. Ethik-Liaisondienste Station für Heimbeatmung in Mara Seit 2006 als AG, seit 2008 als Ethik-Liaisondienst 6 Sitzungen in 2011 Der Ethiker kommt in einem Abstand von etwa sechs Wochen im Rahmen eines Ethik-Liaisondienstes auf die Station. Der Termin wird dafür in Anspruch genommen, um bei ausgewählten Patienten die ethisch relevanten Fragen aktuell im Team zu besprechen. Bei Bedarf werden auch umfangreichere Fallgespräche geführt und übergeordnete Themen besprochen. Im Berichtsjahr wurde in diesem Zusammenhang beispielsweise die Aufgabenaufteilung zwischen ärztlichem und pflegerischem Dienst bei der Durchführung schwieriger Gespräche und bei der Erfragung der zukünftigen Behandlungswünsche der Patienten diskutiert und vereinbart. Intensivstation im Johannesstift, F1 Seit 2008 Die Termine sind in der Regel zweiwöchentlich. In der Gruppe, die sich aus wechselnden Vertretern des ärztlichen, pflegerischen und seelsorglichen Dienstes zusammensetzt, werden die ethischen Fragestellungen bei ein bis zwei Patienten prospektiv besprochen. Die Fälle werden von maßgeblich betreuenden Mitarbeitern vorgestellt, um dann im multidisziplinären Team diskutiert zu werden. Gelegentlich nehmen an diesen Terminen auch Angehörige von Betroffenen teil. Bei Bedarf werden kurzfristig zusätzliche Fallgespräche anberaumt. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd23 08.10.201211:38:27 - 24 Intensivstation der Neonatologie/Bethel, K2 Seit 2010 Der Ethiker nimmt in vierwöchigem Abstand an der multiprofessionellen Übergabevisite der Frühgeborenenstation teil. Dabei werden pro Termin ein bis zwei schwierige aktuelle Fälle reflektiert. In 2011 pausierte der Ethik-Liaisondienst aufgrund struktureller Veränderungen auf der Station. Intensivstation der Pädiatrie/Bethel, K1 Seit 2011 Auf der Pädiatrischen Intensivstation werden Kinder vom Neugeborenenalter bis hin zu jugendlichen Patienten behandelt. Der ethische Liaisondienst erfolgt hier seit 2011 in vierwöchigen Abständen. Bei den Treffen werden aktuelle Patienten vor dem Hintergrund vorhandener ethischer Fragestellungen besprochen. Es werden auch durch die Mitarbeiter besonders belastende Arbeitsbedingungen reflektiert. So ergab sich aus einer Reflexionsrunde zum Umgang mit Sterbesituationen bei Kindern die Initiierung eines Supervisionsprozesses. Er wurde vom Klinischen Ethiker zunächst begleitet und dann an Frau H. Sudbrock, Supervisorin in den vBS Bethel, übergeben. Der Weg nach Hause Seit 2011 In vierwöchentlichem Rhythmus findet ein Ethik-Liaisondienst im Rahmen des Palliativprojektes „Der Weg nach Hause“7 statt. Die Aufgabe des Projektes liegt darin, schwer kranke Kinder und Jugendliche mit einer begrenzten Lebenserwartung sowie ihre Familien im Alltag umfassend und multiprofessionell zu Hause zu unterstützen. Themen sind neben ethischen Fragestellungen und Erfahrungen des Alltags der Anwesenden auch rechtliche Aspekte. 7 Nähere Informationen zu dem Projekt „Der Weg nach Hause“ erhalten Sie unter www.dwnh.de. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd24 08.10.201211:38:27 - 25 - 5. Hans-Joachim-Schwager-Preis für Klinische Ethik Klinische Ethikberatung ist in Deutschland heute bei ca. 10 % der Krankenhäuser eingeführt. In den USA ist es bei 100 % der Häuser mit mindestens 400 Betten der Fall. In der Aufbauphase sehen sich die Akteure häufig Widerständen und Vorbehalten ausgesetzt, sodass von ihnen ein hohes Maß an Überzeugungskraft, Belastbarkeit und Durchhaltevermögen abverlangt wird, ehe Erfolge zu verzeichnen sind. Um Ethiker oder Einrichtungen, die sich in diesem Zusammenhang besonders verdient gemacht haben für ihr Engagement zu würdigen, wurde von den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel der Hans-Joachim-Schwager-Preis gestiftet. Er ist mit 5000 € dotiert und wird erstmals auf der International Conference for Clincal Ethics Consultation (ICCEC) 2013 in München vergeben. Der Preis ist Prof. Dr. Hans-Joachim Schwager gewidmet. Er wurde am 3. Februar 1929 in Schlesien geboren und studierte in Erlangen, Heidelberg und Münster Theologie und Philosophie. Nach Stationen im Schuldienst, als Projektleiter und an einer Theologischen Akademie kam er 1973 zu den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel. Neben seiner beruflichen Tätigkeit in Bethel engagierte er sich im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche von Westfalen in Fragen der Ausbildung und der Epilepsiebehandlung und arbeitete maßgeblich am Aufbau der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld mit. Hans-Joachim Schwager war bis 1993 stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der v. Bodelschwinghschen Anstalten, Bethel und bis zu seinem Ruhestand 1994 deren leitender Pädagoge. Er war sehr engagiert beim Aufbau der Klinischen Ethik in den Krankenanstalten Gilead, Bethel und kann als einer der ersten deutschen Förderer auf diesem Gebiet gelten. Bis ins hohe Alter wirkte er als treibende Kraft für die Entwicklung der Klinischen Ethik in Deutschland und den Nachbarländern. Noch in den Jahren vor seinem Tod intensivierte er die Kooperation zwischen dem Evangelischen Krankenhaus Bielefeld, Professor Reiter-Theil (damals Universität Freiburg i.Br., seit 2001 Universität Basel), und Professor Agich (damals Cleveland Clinic Foundation, Ohio). Beide sind die Gründer der Internationalen Kongressreihe zur Ethikberatung (ICCEC). Am 26. März 2004 ist Prof. Dr. Hans-Joachim Schwager im Alter von 75 Jahren verstorben. Zu Ehren seiner Pionierarbeit haben die v. Bodelschwinghschen Stiftungen den Hans Joachim Schwager Preis gestiftet. Er soll eine Anerkennung für ein anhaltendes und praxisorientiertes Engagement im Bereich der Klinischen Ethik sein und wird in Zusammenarbeit mit der Internationalen Kongressreihe für Klinische Ethikberatung (ICCEC) vergeben. Näheres unter: www.evkb.de/ethik und www.ICCEC2013.de. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd25 08.10.201211:38:27 - 26 - 6. Moderation von Konfliktgesprächen Im Klinikalltag kommt es gelegentlich zu scheinbar unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten zwischen verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen. In solchen Fällen wurden von der Klinischen Ethik moderierte Gespräche zur Konfliktlösung von R. Balzer, Dr. med. K. Kobert, M. Pfäfflin und Dr. med. J. Stockmann durchgeführt. 7. Patientenverfügung 7.1 Angebote im Krankenhaus Immer mehr Menschen wünschen sich ein weitgehend selbstbestimmtes Leben und Sterben. Es ist ihr Wunsch, existenzielle Fragen selbst zu regeln. Sie möchten Entscheidungen treffen für den Fall, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihre Wünsche hinsichtlich ärztlicher Behandlung, Behandlungsabbruch oder Nichtbehandlung etc. zu äußern. Für den Fall der krankheitsbedingten Entscheidungsbzw. Einwilligungsunfähigkeit möchten sie auf diesem Wege Vorsorge treffen. Bei Bedarf wurden Patienten bei der Erstellung von persönlichen Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügungen beraten. Die Beratungsgespräche wurden regelmäßig von Dr. med. Klaus Kobert, Schwester Elisabeth Strunk und zunehmend auch durch die Mitarbeiter der Seelsorge als auch des Psychoonkologischen Dienstes durchgeführt. Der Klinische Sozialdienst berät ebenfalls zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Dieses Beratungsangebot wurde von den Patienten als sehr hilfreich wahrgenommen. Die Patientenverfügung, die Vorsorgevollmacht8 und die Betreuungsverfügung sind in verschiedenen Bereichen mit Publikumsverkehr wie Pforten oder Ambulanzen als auch bei Schwester E. Strunk (Diakonisse und Beraterin für Patientenverfügungen) sowie Dr. med. Klaus Kobert erhältlich. Der klinische Sozialdienst berät ebenfalls zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht.8 Die Patientenverfügung des EvKB ist sehr komplex. Deshalb empfiehlt es sich, bei der Erstellung einer persönlichen Ausfertigung professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Erste Informationen können Interessierte aus Erklärungsheften zum Thema erhalten. In diesem Jahr wurde mit der Erstellung einer solchen hauseigenen Broschüre begonnen. In diesem Erklärungsheft werden häufig gestellte Fragen zu den Themen Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht beantwortet. Es komplettiert die Vorsorgemappe des EvKB, die nun aus dieser Handreichung, den Formularen für die Erstellung von persönlicher Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung sowie einem Anschreiben besteht. Die Formulare sind darüber hinaus als Download über die Internetseite des EvKB zu beziehen. Die Rubrik „Patientenverfügung“ wurde 1750 Mal aufgerufen, davon 596 Mal als Einstiegsseite. Die Gesamtauflage der gedruckten Fassung der Patientenverfügung des EvKB beläuft sich inzwischen auf über 75.000 Exemplare. Darunter sind 56.000 Ausfertigungen des Ratgebers „Gute Jahre“ der vBS Bethel, 15.000 Mappen zur Vorsorge des EvKB (Patienten-, Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht sowie weitergehende Informationen) sowie zwei Auflagen von Patientenunterlagen des Valeo Klinikverbundes, der nach Absprache die Vorlagen des EvKB übernommen hat. 8 Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd26 Sozialberatung im EvKB: www.evkb.de/fuer-patienten-und-besucher/beratung/sozialberatung.html. 08.10.201211:38:27 - 27 - 7.2 Orientierungshilfe für Mitarbeiter zum Umgang mit Patientenverfügungen im Krankenhaus Um Mitarbeitende des Krankenhauses beim Umgang mit Patientenverfügungen im Klinikalltag zu unterstützen, wurde mit der Erstellung einer Handlungsempfehlung begonnen. Sie soll vor allem dazu dienen, Mitarbeiter bei ihrer Arbeit mit den Patienten zu unterstützen und offene Fragen, z. B. zu der Verbindlichkeit von Patientenverfügungen, zu klären. Die Handreichung soll Mitarbeitern mehr Sicherheit in Bezug auf diese Problemstellungen geben. Um diese Empfehlung im Arbeitsalltag besser handhaben zu können, wird ein einseitiges Ablaufschema in Form eines Flussdiagramms erstellt. Es ist vorgesehen, dieses in einer Kurzfassung sowie in einem Dokument mit weiterführenden Erläuterungen zu erklären. Die Fertigstellung der Handreichung und interne Bekanntmachung sind für das Jahr 2012 geplant. Die Orientierungshilfe zum Umgang mit Patientenverfügungen wird im Intranet den Mitarbeitern auf den Seiten der Klinischen Ethik zugänglich gemacht werden. 7.3 Patientenverfügung in einfacher Sprache Patientenverfügungen sind, bedingt durch die Komplexität der Thematik, schwierig zu erstellen. In den meisten Fällen kann nur durch professionelle Beratung ein angemessenes, den individuellen Wünschen des Verfügenden entsprechendes Resultat erreicht werden. Die bislang zur Verfügung stehenden Formulare sind nicht dazu geeignet, von Menschen mit kognitiven Einschränkungen, wie beispielsweise Menschen mit Behinderungen oder mit einer demenziellen Entwicklung, verstanden zu werden. Hier findet eine systematische Benachteiligung dieser Personengruppe statt. Auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen machen sich Gedanken über ihr Lebensende. Sie haben diesbezüglich Wünsche und Vorstellungen, jedoch auch Ängste vor den ihnen unbekannten hoch technisierten Möglichkeiten der Medizin. Das Projekt des KEK „Patientenverfügung in einfacher Sprache“ will einen Beitrag zum Thema „Teilhabe“ leisten und ein leicht zu verstehendes Dokument schaffen, das die Selbstbestimmung und Selbstorganisation von Menschen mit kognitiven Einschränkungen ernst nimmt und unterstützt. Die Arbeitsgruppe steht unter der Federführung von Birte Schwarz, Krankenhausseelsorgerin am Krankenhaus Mara, und arbeitet in enger Kooperation mit dem Stiftungsbereich Behindertenhilfe, Bethel und mit der Rechtsabteilung der vBS Bethel. Es wurde eine Broschüre „Patientenverfügung in einfacher Sprache“ entwickelt. Mit diesem Angebot steht nun ein Instrument zur Verfügung, das die Selbstbestimmung und Selbstorganisation von Menschen mit kognitiven Einschränkungen ernst nimmt und sie in Kombination mit intensiver Assistenz bei der Erstellung der persönlichen Verfügung dabei unterstützt, ihren Werten, Präferenzen und Wünschen Ausdruck zu verleihen. Die Unterstützung soll dabei durch zwei Beratende sichergestellt werden. Einer von ihnen sollte aus dem persönlichen Umfeld des Klienten kommen und eine zweite, dem Klienten bislang nicht vertraute Person, sollte in der Beratung bei der Erstellung von persönlichen Patientenverfügungen erfahren und ausgebildet sein. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd27 08.10.201211:38:27 - 28 In einer Pilotphase zur Erprobung in den Häusern Groß-Bethel und Tiberias der Stiftung Bethel wurden 11 solcher Beratungen durchgeführt. Diese ersten Erfahrungen im praktischen Einsatz wurden bezüglich der Anwendbarkeit und des Beratungsprozesses evaluiert. Die Vorgehensweise und das Dokument haben sich dabei als praxistauglich erwiesen. Es ist deshalb vorgesehen, das Schriftstück in überarbeiteter Form im kommenden Jahr in größerer Auflage zu drucken und es den Bewohnern und Einrichtungen im Bereich der vBS Bethel zu Verfügung zu stellen. 8. Inter- und Intranetdarstellung 8.1. Internet In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsmarketing wird die Darstellung der Klinischen Ethik auf der Homepage des EvKB fortlaufend aktualisiert. Die vollständige Adresse ist: http://www.evkb.de/Ethik Zugriffsstatistik der Internetseiten: Im Berichtsjahr wurde 2.657 Mal auf die Hauptseite der Klinischen Ethik zugegriffen, dabei wurde sie 781 Mal als Einstiegsseite direkt angewählt. Für die Unterbereiche ergeben sich die folgenden Zahlen: • • • • Patientenverfügung – Ansicht PDF-Datei als Download 1750 Klinisches Ethikkomitee 764 Jahresbericht 987 Geschichte der Ethikarbeit im EvKB 782 Im Vergleich zu den Zahlen des Vorjahres fällt auf, dass die Gesamtzugriffsrate geringfügig angestiegen ist (von 2.473 Mal auf 2.657). Die Tendenz der letzten Jahre, dass einzelne Kapitel deutlich häufiger von den Besuchern der Hauptseite angewählt wurden, setzte sich auch in dem aktuellen Berichtsjahr fort. Demzufolge haben sich die einzelnen Nutzer wiederum intensiver mit den Inhalten des Ethikbereichs des EvKB im Internet befasst. Nähere Informationen zu dem „Hospital Elder Life Program (HELP) – Ein Plus für ältere Patienten“ finden Sie unter http://gi-intranet.gilead.de/de/abteilungen/help/page.html. 9 Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd28 08.10.201211:38:27 - 29 8.2. Intranet Zu Beginn des Jahres 2011 entstand der Intranet-Auftritt der Klinischen Ethik. Er richtet sich an interessierte Mitarbeiter und bietet einen Überblick über die Strukturen der Ethikarbeit und den Aufgabenbereich der Klinischen Ethik im EvKB. Neben Informationen zu dem Klinischen Ethikkomitee und dem Einsatzgebiet des Ethikberatungsdienstes informiert die Klinische Ethik an dieser Stelle über die Anforderung eines ethischen Fallgespräches und verweist auch auf den bestehenden Rufdienst und die Kontaktmöglichkeiten. Die im Krankenhaus entwickelte Patientenverfügung sowie die Vorsorgevollmacht können hier abgerufen werden. Für Mitarbeiter des Ethikberatungsdienstes stehen Blancoformulare für die Dokumentation ethischer Fallbesprechungen zur Verfügung. Zudem informiert die Klinische Ethik an dieser Stelle über aktuelle Projekte, z. B. über die Konzeption einer Patientenverfügung in einfacher Sprache oder zu dem Umgang und der Betreuung alter Menschen im Krankenhaus. Neben der Klinischen Ethik ist auch die Hospizarbeit im EvKB in dem Intranet-Auftritt vertreten. Unter der Rubrik Veröffentlichungen/Presse finden sich aktuelle Beiträge zu der Ethikarbeit im Evangelischen Krankenhaus. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd29 08.10.201211:38:28 - 30 - 9. Mitarbeiter der Klinischen Ethik Klinischer Ethiker Die Position ist seit dem 1. August 2005 mit Dr. med. K. Kobert besetzt. Seine Aufgaben sind unter anderem: • Die Koordination und Leitung der verschiedenen Ethikgremien. Dazu gehören das KEK und verschiedene Arbeitsgruppen. • Der Ausbau und die Pflege des klinisch ethischen Beratungsangebotes. • Die Organisation von Weiterbildungsangeboten für das Klinikpersonal im Bereich der Ethik. • Die Unterstützung der medizinischen Fachabteilungen bei der Entwicklung von Richtlinien. • Die Vertretung des EvKB nach außen zu Themen seines Fachgebietes gegenüber den Medien oder durch Vorträge und Gremienmitarbeit. • Die Fachaufsicht über die Koordination der Hospizarbeit im EvKB/Bethel. • Die Koordination der Umsetzung der Richtlinie zur Behandlung von Patienten aus strukturschwachen Ländern (siehe Kapitel 3: Das Klinische Ethikkomitee). Dabei hat der Ethiker Schnittstellenfunktion zwischen Geschäftsführung und Klinikern durch Einbringung seines ethischen und medizinischen Wissens. Im Berichtsjahr wurden sechs Anfragen zum Nutzen für alle Beteiligten bearbeitet (siehe: 3. Das Klinische Ethikkomitee). Praktikantinnen Im Jahr 2011 wurden erstmalig Praktika in der Klinischen Ethik durchgeführt. Die Praktikantinnen waren dabei in die Aufgaben der Klinischen Ethik eingebunden und nahmen sowohl an ethischen Visiten und Ethik-Liaisondiensten als auch an ethischen Fallbesprechungen teil. Dazu leisteten sie auch administrative Tätigkeiten und unterstützten die Öffentlichkeitsarbeit. Frau Tanja Löbbing absolvierte im Rahmen eines Praktischen Semesters in dem Masterstudiengang „Medizin-Ethik-Recht“ von Januar bis einschließlich März ein Praktikum in der Abteilung für Klinische Ethik. Frau Lisa Kuhlmeier absolvierte im Rahmen ihres Philosophie-Bachelorstudiums von Mitte Juli bis Mitte September 2011 ein zweimonatiges Praktikum in der Klinischen Ethik. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd30 08.10.201211:38:33 - 31 - 10. Mitarbeit in externen Ethikgremien, Kooperationen und Mandate • Mitglied des Vorstandes des Verbandes Evangelischer Krankenhäuser – Rheinland, Westfalen, Lippe (VEK-RWL): Dr. med. K. Kobert • Telefonhotline Eine für Initiative des kollegiale VEK-RWL Beratung in „Behindertenmedizin Kooperation mit im dem Krankenhaus“ Krankenhaus Mara: Dr. med. U. Pfaff, B. Schneider, Dr. med. J. Stockmann • Mitglieder der Ethikkommission der vBS Bethel: Prof. Dr. med. M. Driessen, Dr. med. K. Kobert, Prof. Dr. med. R. Kolloch, Prof. Dr. med. F. Mertzlufft • Mitglieder des Kuratoriums der Hospizarbeit im Ev. Johanneswerk: C. Eimkemeier, Dr. med. K. Kobert (Vorsitz) • Mitinitiator und Konsiliarius des palliativmedizinischen Konsiliardienstes für Bielefeld: Dr. med. H.-J. Flender • Zweiter Vorsitzender des Palliativnetzes Bielefeld: Dr. med. H.-J. Flender • Mitglied in der Arbeitsgruppe „Ethikberatung“ der Akademie für Ethik in der Medizin (AEM): Dr. med. K. Kobert, M. Pfäfflin • Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Europäischen Zentrums für universitäre Studien der Senioren (EZUS) am Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG), Bielefeld: Dr. med. K. Kobert • Kooperationspartner des METAP-Evaluationsprojektes (Modular, Ethik, Therapie- entscheide, Allokation und Prozess) des Fachbereichs Medizin- und Gesundheitsethik, Medizinische Fakultät Basel/Universitätsspital: Dr. med. K. Kobert, M. Pfäfflin • Mitglied des Referates „Theologie und Ethik“ des Vorstandes des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV): Dr. med. K. Kobert. • Beirat des Vorstandes der Bundesarbeitsgemeinschaft Ärzte für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung (BAG) e. V.: Dr. med. J. Stockmann • Mitglied des Beirates „Verein Haus der Stille“, vBS Bethel: Dr. med. K. Kobert • Mitglied im Kernteam des Help-Programmes9 im EvKB zur Delirprävention im Krankenhaus: Dr. med. K. Kobert • Beratung der Kliniken Essen Mitte – Evang. Huyssens-Stiftung beim Aufbau eines klinischen Ethikkomitees: Dr. med. K. Kobert Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd31 08.10.201211:38:33 - 32 - 11. Vorträge • „Die Patientenverfügung“, Vortrag: 19.01.2011, Die Grünen Damen des EvKB, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert • „Die Ethische Fallberatung in der Praxis“, Workshop und Teilnahme an Podiumsdiskussion der Fachtagung „Der Menschenwille ist (k)ein Himmelreich“: 27.01.2011, Diakonie RheinlandWestfalen-Lippe, Gelsenkirchen, Dr. med. K. Kobert • „Ehrenamtliche Hospizarbeit im Verein und deren praktische Ausprägung in der Begleitung von sterbenden Menschen“, Vortrag: 09.02.2011, Sozialseminar der Kirchengemeinde Jöllenbeck, M. Bögeholz • „Hospizarbeit im Krankenhaus“, Vortrag im Rahmen des 1. Ausbildungskurses des Hospiz e.V., Bethel, am 17.2.2011, M. Bögeholz • „Grundlagen der Therapieentscheidung im Grenzbereich – die Arbeit eines Ethikkomitees“, Vortrag: 18.02.2011, 18. Ostwestfälisches Gefäßsymposium, Stadthalle Bielefeld, Dr. med. K. Kobert • „Die Patientenverfügung“, Vortrag: 21.02.2011, Hospiz e.V. Bethel, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert • „Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung“, Vortrag mit Beratungsangebot: 01.03.2011 in Kooperation mit der Sparkasse Bielefeld, Sparkassenzentrale Schweriner Straße 5, Dr. med. K. Kobert, C. Müller und E. Strunk • „Die Implementierung Klinischer Ethikarbeit“, Workshop: 14.03.2011, Klinisches Ethikkomitee des Evangelischen Krankenhauses Lippstadt, Lippstadt, Dr. med. K. Kobert • „Die Patientenverfügung in einfacher Sprache“, Vortrag vor Mitarbeitern des Hauses GroßBethel: 30.03.2011, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert und B. Schwarz • „Die Patientenverfügung“, Vortrag: 07.04.2011, Familienkreis Katholische Kirchengemeinde Heilig Geist, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert • „Patientenverfügungen und immaterielle Vorsorgeregelungen“, Vortrag mit Beratungsangebot: 14.04.2011, Freunde und Förderer Bethels, Festhalle Schöttmar, Dr. med. K. Kobert, M. Stockmeier (Rechtsanwältin und Mediatorin, Bielefeld) und E. Strunk • „Das Fallgespräch als Instrument der Pflegeüberleitung“, Vortrag: 07.06.2011, Wilhelm-Augusta-Stift Arbeitsgemeinschaft Pflege-Überleitungen, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert • „Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht“, Vortrag: 14.06.2011, Sozialverband Deutschland, Ortsgruppe Schildesche, E. Strunk Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd32 08.10.201211:38:33 - 33 • „Patientenverfügungen und immaterielle Vorsorgeregelungen“, Vortrag mit Bera- tungsangebot: 17.06.2011, Freunde und Förderer Bethels, Schloß Holte-Stukenbrock, C. Müller, M. Stockmeier (Rechtsanwältin und Mediatorin, Bielefeld) und E. Strunk • „Die Patientenverfügung in einfacher Sprache“, Vortrag: 21.07.2011, Angehörige der Bewohner von Haus Groß-Bethel, Bielefeld, L. Kozian (Einrichtungsleitung Haus Elim) „Die Patientenverfügung in einfacher Sprache“, Vortrag: 27.07.2011 vor Mitarbeitern des Hauses Tiberias, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert und B. Schwarz • „Die Patientenverfügung in einfacher Sprache“, Vortrag: 03.08.2011, Bewohner des Hauses Tiberias, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert und B. Schwarz • „Die Aufbauphase eines Ethikkomitees“, Vortrag: 08.09.2011, Mitarbeiter der Kliniken Essen Mitte, Dr. med. K. Kobert • „Die Patientenverfügung“, Vortrag: 18.10.2011, Pfarrgemeinde St. Bonifatius, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert • „Die Patientenverfügung in einfacher Sprache“, Vortrag: 20.10.2011, Seelsorgebeauftragte in Bethel, Bielefeld, Neue Schmiede, Dr. med. K. Kobert • „Patientenverfügungen und immaterielle Vorsorgeregelungen“, Vortrag mit Beratungsangebot: 21.10.2011, Freunde und Förderer Bethels, Stadthalle, Detmold, Dr. med. K. Kobert, C. Müller und M. Stockmeier (Rechtsanwältin und Mediatorin, Bielefeld) • „Praktische Ethikarbeit in einem konfessionellen Krankenhaus“, Vortrag: 02.11.2011, Mitarbeiter des Mathilden Hospitals Herford, Dr. med. K. Kobert • „Trauer und Abschiednehmen“ Vortrag für den Jahreskurs der Diakonissen (Sarepta): 4.11.2011, M. Bögeholz • „Aktive Sterbehilfe vs. palliative Care“, Vortrag mit Diskussion: 15.11.2011, öffentliche Veranstaltung PARIVital, Lübbecke, Dr. med. K. Kobert Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd33 08.10.201211:38:33 - 34 - 12. Unterrichtseinheiten und Lehraufträge • „Angewandte Ethik im Krankenhaus – Das ethische Fallgespräch“, Unterricht am 31.01.2011, Auszubildende Erzieher des Berufskolleg Bethel, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert • „Hospizarbeit im Krankenhaus“, Vortrag im Rahmen des 1. Ausbildungskurses für ehrenamtliche Mitarbeiter des Hospiz e.V., Bethel: 17.2.2011, M. Bögeholz • „Die Grundlagen Klinischer Ethik Teil 1“, am 06.05.2011, Vortrag für Fachpflegekräfte der Anästhesie und Intensivmedizin, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert • „Palliative Care und Hospizarbeit“, Tagesseminar: 24.06.2010 EZUS, Gerontologische Studienrichtung, Dr. med. K. Kobert • „Die Grundlagen Klinischer Ethik Teil 2“, Seminar und praktische Übungen: 08.06.2011, Auszubildende Fachpflege Anästhesie und Intensivmedizin, E. Heesch, A. Kessler-Weinrich und Dr. med. K. Kobert • „Das ethische Fallgespräch. Philosophische Grundlagen und Praxis“, Unterricht: 15.06.2011, Primary Nursing Fortbildung, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert und Dr. phil. M. Schmidt • „Palliative Care und Hospizarbeit“, Tagesseminar: 17.06.2011, EZUS, Gerontologische Studienrichtung, Dr. med. K. Kobert • 12 Ausbildungstermine zwischen 5.7.2011 und 6.12.2011 inklusive zwei Intensiv-Wochenenden und Praktikumsbegleitung im Krankenhaus für den 2. Ausbildungskurs des Hospiz e.V., Bethel, M. Bögeholz • “Klinische Ethik”, Tagesseminar: 17.09.2010, Fachhochschule der Diakonie, Dr. med. K. Kobert • Unterricht mit klinisch-ethischen Schwerpunkten für Medizinstudenten im Praktischen Jahr einmal pro Semester, H. Diekmann, Trainer für Palliative Care, Dr. med. K. Kobert • Vermittlung ethischer Inhalte im Rahmen der Kinder- und Krankenpflege, Gesundheitsschulen im EvKB, T. Führmann, E. Heesch, I. Lautz, I. Neufeld, G. Weihsbach • Seminare zur Klinischen Ethik am Fachseminar – Altenpflege, E. Heesch • Unterrichtseinheiten zum Thema „Berufsethik“, Deutsche Angestellten-Akademie Bielefeld, E. Heesch • „Klinische Ethik“, Lehrauftrag der Fachhochschule der Diakonie Bethel, Dr. med. K. Kobert Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd34 08.10.201211:38:33 - 35 - 13. Interne Fortbildungsangebote • „Präimplantationsdiagnostik. Aktuelle Aspekte der ethischen und politischen Debatte“, Vortrag und Diskussion: 15.02.2011, Ethikkommission vBS, Bethel, Dr. M. Wunder • Fünfter Workshop der Ethikberater des EvKB vom 5.12.-6.12.2011, „Psychologische Aspekte der Ethikberatung - vom Umgang mit Stolpersteinen“, Tagungshotel Flussbett, Gütersloh Referentin: D. Kumbier, Psychologin und Lehrtrainerin am Schulz-von-Thun-Institut Hamburg Die Inhalte der Veranstaltung sind im Kapitel 1.2 Ethikberatungsdienst beschrieben. • Im Berichtsjahr wurden zahlreiche Veranstaltungen in verschiedenen Gremien des Krankenhauses angeboten. Themen waren unter anderem „Das Ethik-Fallgespräch“, „Ethische Dimensionen der Organspende“, „Das Gesetz zur Patientenverfügung“ und „Hospizarbeit im Krankenhaus“. 14. Publikationen und wissenschaftliche Aktivitäten • Forschungskolloquium des METAP-Evaluationsprojektes (Module, Ethik, Therapieentscheide, Allokation und Prozess): 03.-04.02.2011, Fachbereich Medizin- und Gesundheitsethik, Medizinische Fakultät Basel/Universitätsspital, K. Kobert, M. Pfäfflin • 7th International Conference on Clinical Ethics Consultation (ICCEC), Mai 2011, Amsterdam, Niederlande: • A Living Will Form in Basic Language. Vortrag: 19.05.2011, K. Kobert, B. Schwarz und L. Kozian • The relation between CES and quality of care and moral competence. Vorsitz des Panels: K. Kobert • Patients‘ Will and Doctors‘ Competence: Reasoning in Clinical Ethics Consultation. An Evaluation of Records. Vortrag und Poster:20.05.2011, M. Pfäfflin, K. Kobert • Pitfalls in Clinical Ethics Consultation: Conflicts of Duty and Interest. Podiumsdiskussion und Vortrag: 21.05.2011, M. Pfäfflin • Heesch E., Weller U., Kobert K. (2011): Satt, sauber und fremdbestimmt? Eine Kasuistik zur Frage der künstlichen Ernährung bei fortgeschrittener Demenz. In: Stutzki R., Ohnsorge K., Reiter-Theil S. (Hrsg.): Ethikkonsultation heute – vom Modell zur Praxis. LIT Verlag, Wien, 153-168 • Siegel H. (2011): Verantwortung tragen für das eigene Leben – Die neue Freiheit genießen. In: Gute Jahre. Der Ratgeber zum Älterwerden, herausgegeben von den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, 2. aktualisierte Auflage, 24-29 Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd35 08.10.201211:38:33 - 36 • Kobert K., Pfäfflin M. u. a. (2011): AG „Ethikberatung im Krankenhaus“ in der Akademie für Ethik in der Medizin e. V.: Empfehlungen für die Dokumentation von Ethik-Fallberatungen. Ethik in der Medizin 23: 155-159 • Bach F., Kobert K., Mertzlufft F. (2011): Intensivmedizin zwischen Behandlungsauftrag und Behandlungsbegrenzung. Eine Klinisch-Ethische Kasuistik. In: Eckart, J., Forst, H., Briegel, J.(Hg.): Intensivmedizin. Kompendium und Repetitorium zur interdisziplinären Weiter- und Fortbildung, Landsberg, 1-11 • Schulz M., Kobert K. (2011): Entscheidungen im Sinne des Patienten. Psych. Pflege Heute 5: 245-24 Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Europäischen Zentrums für Universitäre Studien der Senioren (EZUS), Kobert K. • Begleitung des Projektes „Entwicklung einer Patientenverfügung in einfacher Sprache“ im Rahmen einer Bachelorarbeit der Fachhochschule der Diakonie, Bielefeld, Kozian L. • Kobert K. (2011): Kurzprotokoll einer Ethik - Fallberatung - Kennzahlen. In: Dialog Ethik (Hrsg.): Praxisordner Ethik, Schabe AG, Basel, 21-1 – 21-4 • Heesch E., Kobert K. (2011): Das Konzept der dualen Moderation. In: Dialog Ethik (Hrsg.): Praxisordner Ethik, Schabe AG, Basel, 5-1 – 5-6 15. Teilnahme an Qualifizierungsprogrammen und Kongressen • Masterstudiengang „Medizinische Ethik“, Universität Mainz, A. Kessler-Weinrich • Fernlehrgang „ BeraterIn für Ethik im Gesundheitswesen“ CEKIB, Universität Nürnberg, S. Kleffmann • Besuch des Kinderhospizes „Sternenbrücke“ in Hamburg am 03.03.2011, M. Bögeholz • Teilnahme am Workshop zum Thema „Kinder und Jugendliche in der Beschäftigung mit Musik in ihrem Sterbeprozess“ im Rahmen des Deutschen Kinderhospizforums in Essen am 15.10.2011, M. Bögeholz • Drittes Vernetzungstreffen professioneller klinischer Ethikberater: 1.- 2.12.2011, Diakoniekrankenhaus Henriettenstiftung, Hannover, Dr. med. K. Kobert, M. Pfäfflin • Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin, „Die Selbstbestimmung des Patienten und die Medizin der Zukunft“, 29.09.- 01.10.2011, Göttingen, Dr. med. K. Kobert Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd36 08.10.201211:38:33 - 37 - 16. Presseberichte, Medien Der Ring10 , Februar 2011 „Mit simplen Worten zur komplexen Entscheidung“ Artikel zur Patientenverfügung in einfacher Sprache Valeo mittendrin, Februar 2011 In Ruhe und Würde Abschied nehmen Die ZEIT, 20.04.2011 Spiewak, Martin: „Alltägliches Dilemma“ - Die moderne Heilkunst stellt Ärzte und Angehörige vor heikle Fragen. Ethikberater helfen bei der Entscheidung, erschienen in: DIE ZEIT, Nr. 17/2011 vom Radio Bielefeld, 11.05.2011 Klinische Ethik Der Bielefelder, Juni 2011 Bodermann: „Klinische Ethikberatung- Leben und Sterben“, erschienen in: Bielefelder – Die Illustrierte der Stadt, Nr. 06/11 Der Ring, Juni 2011 „Die Nieren – beerdigen oder spenden?“ Forum Hospiz, November 2011 DPWV, „Aktive Sterbehilfe vs. Palliativ Care“ Neue Westfälische, November 2011 „Leben und sterben lassen“ 10 Zeitschrift der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd37 08.10.201211:38:33 - 38 - 17. Perspektiven für 2012 Der Ethikberatungsdienst hat sich auf seinem diesjährigen Workshop entschieden, im kommenden Jahr ein Informationsheft zu seinem Angebot des moderierten Fallgesprächs zu erstellen. Es soll sowohl Patienten und ihren Angehörigen als auch Mitarbeitern des Krankenhauses Grundlegendes über diese Möglichkeit der Ethikberatung vermitteln, um diese dann bei Bedarf anfordern zu können. Außerdem haben erste Vorgespräche mit der Behindertenhilfe Bethel zu einem möglichen Aufbau von Strukturen der ethischen Fallbesprechung in diesem Bereich stattgefunden. Die Planung soll im Jahr 2012 fortgesetzt werden. Die Orientierungshilfe für Mitarbeitende des EvKB zum Umgang mit Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten ist weitgehend fertiggestellt (s. 7.2.). Sie soll für alle Berufsgruppen im kommenden Jahr auf den Seiten der Klinischen Ethik im Intranet zu Verfügung gestellt werden. Auch das Projekt „Patientenverfügung in einfacher Sprache“ wird weitergeführt (s. 7.3.). Nach der erfolgreichen Pilotphase in zwei Betheler Häusern wird das Angebot im kommenden Jahr in einer überarbeiteten Fassung für alle Einrichtungen der vBS Bethel zur Verfügung stehen. Der Ethikberatungsdienst ist mit fast 50 Ethikkonsilen im Jahr eine der aktivsten Einrichtungen in Deutschland. Ziel ist es, dem in ihn gesetzten Vertrauen weiterhin gerecht zu werden, indem den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kliniken professionell und bedarfsadaptiert begegnet wird. Hier zeichnet sich ein Wandel in der Struktur der Ethikberatung ab. Vermehrt werden die Modelle der Ethikvisite und des Liaison-Dienstes nachgefragt. Ob sich dadurch die Zahl der Einzelfallkonsile reduzieren wird, bleibt abzuwarten. Dank Die praktische Ethikarbeit für die Patienten und die Mitarbeitenden hat in unserem Krankenhaus eine lange Tradition. Im vergangenen Jahr konnte das Angebotsspektrum erneut erweitert werden. Das gelang nur durch Einbeziehung vieler engagierter Menschen, die trotz zunehmender Verdichtung der Arbeit bis hin zur Belastungsgrenze bereit waren, sich nebenberuflich in der Klinischen Ethik einzusetzen. Dabei denke ich besonders an die Mitarbeit im Rahmen der Angebote von Ethikberatung und Hospizarbeit und innerhalb des Klinischen Ethikkomitees. Auch möchte ich an dieser Stelle die Beratungen zu den Patientenverfügungen, das wissenschaftliche Engagement, die vielfältigen Dozententätigkeiten sowie die Mitarbeit in externen Gremien und viele Aktivitäten, die ich hier im Einzelnen nicht nennen kann, erwähnen. Allen, die sich engagiert haben, gilt mein ganz besonderer Dank. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd38 08.10.201211:38:33 - 39 - 18. Anlagen Anlage 1: Kurze Geschichte der strukturierten Ethikarbeit im EvKB Chronologie der strukturierten Ethikarbeit in den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und dem Evangelischen Johanneswerk unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung der Klinischen Ethik im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld: 1986 • Gründung der Ethik-Kommission der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Sie hat die Aufgabe, sich mit ethisch relevanten Themen aus dem Gesamtbereich Bethel zu befassen. 1993 • Gründung des Hospiz e.V., Bethel 1996 • Gründung des Vereins Hospizarbeit im EJW • Beginn der strukturierten Klinischen Ethikarbeit in den Krankenhäusern Gilead und Mara. Sie befasst sich mit den alltäglichen medizinethischen Fragen bei der Patientenversorgung im Krankenhaus. • Herr Prof. G. Kanoti, führender Bioethiker aus Cleveland/USA, kommt auf Einladung der Geschäftsführung nach Gilead, um über seine ca. 20jährige Erfahrung in Klinischer Ethik an der Cleveland Clinic zu referieren. Ein einwöchiges Seminar für Mitarbeiter verschiedener Kliniken wird angeboten. Die Initiative ging von Herrn Dr. D. Heberhold, damals ärztlicher Direktor, aus. Die Arbeit wurde von Beginn an von Herrn Prof. H.-J. Schwager (Vorstand der vBSB) wissenschaftlich begleitet und von Frau H. Czajka-Obst koordiniert. 1997 • Berufung des Kuratoriums Hospizarbeit im EJW, Vorsitz Herr Dr. W. Sielemann. • Herr Prof. H.-M. Sass (Georgetown University Washington D.C., Ruhruniversität Bochum) führt Trainingsseminare für Mitarbeiter in Bethel durch. • Die Ethik-Arbeitsgemeinschaften der Kliniken Innere Medizin und Neurologie werden gegründet. 1998 • Die klinikinterne Arbeitsgemeinschaft der Kinderklinik folgt. • Das stationäre Hospiz „Haus Zuversicht“ wird in Bethel eröffnet. 1999 • Die Steuerungsgruppe Klinische Ethik der Krankenhäuser Gilead und Mara wird gegründet. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd39 08.10.201211:38:33 - 40 • Frau Prof. S. Reiter-Theil (Basel/Schweiz) unterstützt den Aufbau und begleitet ihn im Verlauf der kommenden Jahre kontinuierlich. 2000 • Die Ethik-Arbeitsgemeinschaft der Klinik für Anästhesie/Bethel wird gegründet. • Im Dezember wird die Steuerungsgruppe Klinische Ethik als Vorläufer des Klinischen Ethikkomitees gegründet. 2001 • Berufung des Arbeitskreises Ethische Fragen im EJW unter dem Vorsitz von Herrn Prof. U. Laaser. Der Arbeitskreis hat die Aufgabe, sich mit ethisch relevanten Themen aus dem Gesamtbereich des EJW zu befassen. • Herr Prof. G. Agich (Cleveland/USA) führt ein einwöchiges Seminar durch. • Schwester Rosemarie Hopp übernimmt die Koordination der Klinischen Ethik in den Krankenhäusern Gilead und Mara zusammen mit Herrn Prof. H.-J. Schwager. 2002 • Teilnahme von Mitgliedern der Steuerungsgruppe an einem Workshop der Universität Basel unter der Leitung von Frau Prof. S. Reiter-Theil. • Etablierung von Ethikvisiten auf der Anästhesiologischen Intensivstation am Standort Bethel. 2003 • Gründung des Klinischen Ethikkomitees (KEK) am Standort Bethel. • Mehrere Vorträge auf dem 1. internationalen Kongress zur Ethikberatung in Cleveland (ICCEC), USA von Mitgliedern des KEK. 2004 • Einrichtung der Palliativstation im Evangelischen Johannes Krankenhaus (heute EvKB) mit sieben Betten. Es ist die erste Station dieser Art im Großraum Bielefeld. 2005 • Das KEK wird als gemeinsames Gremium der drei Standorte des EvKB (Krankenhaus Gilead, Ev. Johannes Krankenhaus und Krankenhaus Mara) neu besetzt. • Berufung von Dr. med. K. Kobert als hauptamtlichen Klinischen Ethiker des EvKB. • Ethik wird fester Bestandteil des Unterrichtes für Medizinstudentinnen und Medizinstudenten im Praktischen Jahr. • Gründung der Ethik-AG in der Klinik für Onkologie und Palliativmedizin Johannesstift Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd40 08.10.201211:38:33 - 41 • Gründung der Ethik-AG in der Klinik für Allgemein- und Thoraxchirurgie Bethel. • Implementierung regelmäßiger Ethikvisiten und -gespräche. 2006 • Gründung der Ethik-AGs in der Klinik für Allgemein- und Thoraxchirurgie/Bethel, auf der Station für Heimbeatmung am Standort Bethel/Mara und der Klinik für Onkologie und Palliativmedizin/Johannesstift. 2007 • Krankenhausinterner Wochenendworkshop zur Einrichtung eines Ethikberatungsdienstest im EvKB unter der Mitwirkung von N. Steinkamp, Universität Nimwegen. • Mehrere Beiträge zum 3. internationalen Kongress (ICCEC) zur Ethikberatung in Toronto, Kanada von Mitgliedern des KEK. • Beginn des Ethikberatungsdienstes im Juli mit 13 ausgebildeten Ethikberatern. • Beginn der Hospizarbeit im EvKB am Standort Bethel unter der Koordination von M. Bögeholz. 2008 • Zweiter Workshop des Ethikberatungsdienstes des EvKB „Philosophische Grundlagen von ethischen Entscheidungen“, unter Mitwirkung von H. Schmidt-Felzmann, Department of Philosophy & COBRA National University of Ireland, Galway, Irland. • Mehrere Beiträge zum 4. internationalen Kongress (ICCEC) zur Ethikberatung in Rijeka, Kroatien von Mitgliedern des KEK. • Implementierung des Ethik-Liaisondienstes auf der Operativen Intensivstation im Johannesstift. • Gründung der Ethik-AG in der Klinik für Neurochirurgie. 2009 • Ethikvisiten werden regelmäßig auf der Intensivstation der Medizinischen Klinik/Bethel durchgeführt. • Dritter Workshop des Ethikberatungsdienstes des EVKB „Ethikberatung in der Psychiatrie“ und „Ethik und Recht“, unter der Mitwirkung von R. Stoecker, Universität Potsdam und W. Schild, Universität Bielefeld. 2010 • Einrichtung eines regelmäßigen Ethik-Liaisondienstes auf der Neonatologischen Intensivstation. • Wissenschaftlicher Beitrag zum 6. internationalen Kongress zur Ethikberatung (ICCEC) in Portland, USA von Mitgliedern des KEK. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd41 08.10.201211:38:33 - 42 • Vierter Workshop des Ethikberatungsdienstes des EVKB „Ethik-Fallbesprechungen in der pädiatrischen Versorgung“ unter der Mitwirkung von G. Rellensmann, Universitätsklinikum Münster, S. Reiter-Theil, Universität Basel und W. Schild, Universität Bielefeld. 2011 • Ethikvisiten werden regelmäßig auf der Palliativstation der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin/Johannesstift durchgeführt. • Einrichtung eines Liaisondienstes im Palliativprojekt der Kinderklinik Bethel „Der Weg nach Hause“. • Regelmäßige Ethikvisiten werden auf der Pädiatrischen Intensivstation Bethel etabliert. • Mehrere wissenschaftliche Beiträge zum 7. internationalen Kongress zur Ethikberatung (ICCEC) in Amsterdam. • Fünfter Workshop der Ethikberater des EvKB „Stolpersteine in der Ethikberatung“ mit der Fokussierung auf kommunikationstheoretischen Grundlagen von Ethikberatung sowie der Methode des Inneren Teams unter der Mitwirkung von D. Kumbier, Diplom-Psychologin und Geisteswissenschaftlerin. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd42 08.10.201211:38:33 - 43 - Anlage 2: Zusammensetzung des Klinischen Ethikkomitees des EvKB -- Stand 12/2011 – Name Funktion Abteilung/Bereich Kobert, Klaus, Dr. med. (Vorsitz) Klinischer Ethiker Klinische Ethik Stockmann, Jörg, Dr. med. Ltd. Arzt Zentrum für Behindertenmedizin/In- (stellv. Vorsitz) Bach, Friedhelm, Dr. med. nere Medizin, Krankenhaus Mara Ltd. Oberarzt Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallmedizin und Schmerztherapie Balzer, Reinhold Ltd. Theologe EvKB Barthel, Michael, Dr. med. Chefarzt Klinik für Kinderchirurgie Bösing, Thomas, Dr. med. Oberarzt Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Branscheid, Detlev Dr. med. habil Chefarzt Klinik für Thoraxchirurgie Eickholt, Rolf Kaufmännischer Direktor Epilepsie, Krankenhaus Mara Behindertenmedizin, Psychiatrie Eimkemeier, Corinna Koordinatorin Hospizarbeit im Ev. Johanneswerk Flender, Hans-Jürgen, Dr. med. Oberarzt Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallmedizin und Schmerztherapie Gräfe, Rolf Ltd. Theologe EvKB, Ev. Johanneswerk Hahn, Birgit Pflegerische Stationsleitung Station Klinik für Psychiatrie A5, Gilead IV und Psychotherapie Fachpfleger Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Heesch, Eckhard Notfallmedizin und Schmerztherapie Kessler-Weinrich, Angela Krankenhausseelsorgerin EvKB Kleffmann, Stefanie Krankenschwester, Station A4 Klinik für Gefäßmedizin Kolloch, Rainer, Prof. Dr. med. Chefarzt Klinik für Innere Medizin, Kardiologie, Nephrologie und Pneumologie Kretschmer, Bernhard, Prof. Dr. jur. Lehrstuhlinhaber Fakultät für Rechtswissenschaft der Luttkus, Andreas, PD Dr. med. Chefarzt Frauenklinik Mertzlufft, Friedrich-Otto, Chefarzt Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Universität Bochum Prof. Dr. med. Möhle, Christine Notfallmedizin und Schmerztherapie Pfleg. Stationsleitung Kinderintensiv- Klinik für Kinder- und Jugendmedizin station K1 Noelle, Rüdiger Diakon; pflegerische Abteilungsleitung Klinik für Psychiatrie und Psychothe- Gerontopsychiatrie rapie Pannek, Heinz, Dr. med. Leitender Arzt, Epilepsiechirurgie Epilepsiekliniken, Krankenhaus Mara Pfäfflin, Margarete Referentin im Epilepsie Zentrum/ Epilepsiekliniken, Krankenhaus Mara Bethel Rauch, Michael, Dr. med. Oberarzt Klinik für Neurologie (Bethel) Schild, Wolfgang, Prof. Dr. jur. Lehrstuhl für Strafrecht, Strafpro- Fakultät für Rechtswissenschaft der zessrecht, Strafrechtsgeschichte und Universität Bielefeld Rechtsphilosophie Tiemeyer, Gertrud Pflegerische Standortleitung EvKB Weißinger, Florian, PD Dr. med. Chefarzt Klinik für Innere Medizin, Hämatologie/Onkologie und Palliativmedizin Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd43 08.10.201211:38:33 Anlage 3: Alltägliches Dilemma, M. Spiewak in DIE ZEIT 2011; 17:31-32 Die Zeit vom 20.04.2011 Autor: Seite: Rubrik: Gattung: Jahrgang: Nummer: Auflage: Martin Spiewak 31 bis 32 Wissen Wochenzeitung 2011 17 652.400 (gedruckt) 504.256 (verkauft) 537.629 (verbreitet) Reichweite: 1,63 (in Mio.) Alltägliches Dilemma Die moderne Heilkunst stellt Ärzte und Angehörige vor heikle Fragen. Ethikberater helfen bei der Entscheidung Die kleine Runde, die im Aufenthaltsraum der Station zusammengekommen ist, muss heute über Leben oder Tod befinden. Auf dem Tisch steht eine Vase mit Plastikblumen, in der Ecke ein Fernseher. Hier hat der Patient jeden Samstagabend die Bundesliga verfolgt - als er es noch konnte. Jetzt liegt er zwei Zimmer weiter im Koma, künstlich ernährt und beatmet, aufgedunsen und bleich. Wie lange darf oder muss der alte Mann zwischen den Welten ausharren? Dürfen die Ärzte ihm das Sterben erleichtern, indem sie die Behandlung beenden? Oder müssen sie im Gegenteil versuchen, sein Leben mit neuen Medikamenten und weiteren Maschinen zu erhalten, solange es geht? Auf diese Fragen suchen der verantwortliche Arzt, zwei Schwestern, eine Psychologin sowie der Ethikberater der Klinik an diesem Vormittag gemeinsam eine Antwort. Ethikkonsil nennt sich die Zusammenkunft im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld. Sie wird immer dann einberufen, wenn heikle Entscheidungen anstehen über Würde und Willen eines Patienten, Leben und Sterben. Der Krankenhausalltag kennt heute viele solcher Dilemmata. Geburtshelfer können Kinder in der 22. Woche lebend zur Welt bringen, manche Frau will nach einer pränatalen Diagnostik eine späte Abtreibung, und Greise können trotz versagenden Herzens, Lunge oder Nieren noch lange leben dank Maschinenhilfe. Immer wieder stellt sich die Frage, ob die moderne Heilkunst alles darf, was sie kann. Und ob Ärzte, Pflegepersonal, Angehörige das wollen. Selten geben alle Betroffenen die gleiche Antwort. Im Gefolge des medizinischen Fortschritts zieht, wenn auch zögerlich und gegen Widerstände, eine professionelle Ethik in die deutschen Kliniken ein (siehe Artikel S. 32). Im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld ist Klaus Kobert dafür zuständig, seit sechs Jahren ist er hauptberuflicher Ethikberater der Klinik, die zu den Von Bodelschwinghschen Stiftungen gehört. Lange Zeit hatte der Mediziner zuvor als Anästhesist und Oberarzt auf einer Intensivstation gearbeitet, an den "medizinischen Grenzen", wie er sagt. Noch heute befällt ihn manchmal Wehmut, wenn er am OP-Saal vorbeikommt und sich an das Drama einer Operation erinnert oder an die Freude, einem Menschen das Leben gerettet zu haben. Heute hilft Kobert, die ethischen Grenzlinien in seiner Klinik zu ziehen. Der drahtige Mann mit der ruhigen Stimme leitet das Ethikkomitee des Hauses; er entwickelt gemeinsam mit den medizinischen Abteilungen ethische Leitlinien, schult Mitarbeiter und führt die Fallgespräche in Situationen, in denen sich Ärzte und Schwestern überfordert fühlen. Eine Stunde lang will das Team heute über den alten Mann sprechen. Der Termin steht schon seit der vergangenen Woche fest. Oft muss es schneller gehen, muss der Ratschlag sofort kommen. Deshalb trägt Klaus Kobert sein Handy immer bei sich. Jetzt liegt es vor ihm auf dem Tisch neben Notizblock und Stift. Jedes Fallgespräch folgt einem strengen Ablauf. Erst skizziert der Arzt nüchtern und ohne Bewertung die Diagnose. Dann schildert jeder seine Sicht auf den Patienten. Am Ende kommt die Runde zu einer Empfehlung. "Werner Zeise*, 83 Jahre, vor neun Monaten bewusstlos mit einem schweren, chronischen Lungenleiden ins Krankenhaus eingeliefert", sagt der Oberarzt. Dank Dauerbeatmung und Medikamenten habe sich der Patient wieder gefangen und "in den Rollstuhl mobilisiert werden" können. Nach einem neuen Infekt der Atemwege ist er nun seit vier Wochen nicht mehr ansprechbar, die Nieren arbeiten nur noch schwach. Einen jüngeren Patienten hätte er schon längst auf die Intensivstation verlegt, sagt der Mediziner. Bei Werner Zeise jedoch plagen ihn Zweifel. "Mehr als zehn Prozent Überlebenschance würde ich ihm nicht geben", sagt der Arzt. Für den Mediziner ist das wenig, für die Ehefrau des Patienten viel. Sie fordert die Maximaltherapie. Jeden Tag besucht sie ihren Mann. Kann sie einmal nicht ins Krankenhaus kommen, telefoniert sie mit der Station. Vor einigen Jahren hatten Ärzte ihren Mann schon einmal aufgegeben. Doch wider Erwarten erholte er sich. Diese Erfahrung hat die Frau argwöhnisch und unnachgiebig gemacht. Auch deshalb findet das Ethikkonsil - anders als in vergleichbaren Fällen - ohne sie statt. "Ein Fallgespräch braucht Vertrauen und Offenheit", sagt Kobert. Sonst mache es keinen Sinn. Vier Stationen berät der Ethiker regelmäßig, andere ignorieren ihn Schon längst gibt es kein eindeutiges Falsch und Richtig mehr in der Medizin. Vielen Behandlungen gehen Verhandlungen voraus. Was dem einen als unsinnige Leidensverlängerung erscheint, begründet für den anderen die letzte Hoffnung. Während manche schon ein Leben im Rollstuhl als menschenunwürdig erachten und dabei an eine Giftspritze denken, betrachten andere selbst jeden Tag im Wachkoma als Geschenk Gottes. Und immer hat der eigene Standpunkt viel damit zu tun, wo man herkommt: mit persönlichen Glaubenssätzen, eigenen Erfahrungen. Als der Oberarzt zum ersten Mal vom Ethikkonsil hörte, war er angetan. Er sei kein starker Entscheider, sagt er. Deshalb wollte er niemals Chirurg werden. Schon immer hat er gern den Rat von Kollegen eingeholt. Einen festen Rahmen für die Beratung geben jedoch erst die Fallbesprechungen. Die Reaktion des Mediziners ist nicht unbedingt typisch. Die meisten klinischen Ethiker stoßen auf Skepsis, wenn sie sich zum ersten Mal auf einer Station vorstellen. Krankenhäuser sind immer noch streng hierarchisch strukturiert, Ärzte konservativ. Sie mögen es nicht, wenn andere mitreden wollen. Schnell fühlen sie sich in ihrer ärztlichen Freiheit beschnitten. "Wir haben doch schon immer moralisch verantwortungsbewusst gehandelt", heißt es dann oder: "Ethik ist Theorie, in der Praxis sieht alles anders aus." Bei jedem neuen Oberarzt stellt sich Kobert persönlich vor. Viele sind erst einmal überrascht, wenn ihnen kein Pfarrer oder Sozialarbeiter gegenübertritt, sondern ein ehemaliger Kollege. "Ich kenne den Alltag der Ärzte und Schwestern und spreche ihre Sprache", sagt Kobert. "Das macht vieles einfacher." Doch während viele Mediziner Koberts Dienste mittlerweile häufig in Anspruch nehmen, er auf vier Stationen sogar regelmäßig an Übergaben teilnimmt, ignorieren andere Abteilungen den Ethiker. "Manchmal muss man eben warten, bis der Chefarzt in Pension geht", sagt Kobert. Im Schnitt einmal pro Woche kommt ein Ethikkonsil am Bielefelder Krankenhaus zusammen. Meist reicht ein Treffen. Manchmal jedoch sind mehrere Besprechungen nötig. So wie bei dem Kind mit dem schweren Herzfehler. Über Wochen rangen Ärzte, Schwester und Eltern um den richtigen Weg. Mutter und Vater wollten alle Therapien abbrechen, die Ärzte sahen noch eine Chance. Am Ende setzten sich die Mediziner durch. Das Kind starb dennoch. Von Jahr zu Jahr ist die Zahl der Anfragen gestiegen. Nicht selten kommt die Initiative von den Pflegenden. Wenn sie das Gefühl haben, dass eine Behandlung ohne vernünftiges Ziel fortgesetzt wird. Wenn sie meinen, dass die Ärzte zu feige sind, ihr Scheitern einzugestehen. Von allen am Tisch kennt die Bezugs- schwester Werner Zeise am besten. Sie hat ihm nachts zugehört, wenn der alte Herr von den drei Jahrzehnten am Schalter der Bank erzählte. Zu seinem letzten Geburtstagsessen hat sie ihn ins Restaurant begleitet, mit Sauerstoffgerät und Absaugkatheter im Gepäck. Mehrmals am Tag wechselt sie seine Windeln und erneuert den Plastikbeutel, aus dem braune Nahrung in seinen Körper fließt. Die Schwester mag Werner Zeise. Deshalb wünscht sie ihm jetzt den Tod. "Jedes Tier schläfert man ein, um es zu erlösen", sagt sie in die Runde. "Beim Menschen dagegen ziehen wir das Sterben immer weiter in die Länge." Seit zwölf Jahren arbeitet die Pflegerin auf der Station. Und noch immer gelingt es ihr oft nicht, ihre Patienten zu vergessen, wenn sie nach Feierabend die Klinik verlässt. Manchmal begleiten sie die Bilder bis in den Schlaf. Manchmal steht sie heulend neben einem Bett und fragt sich: Was machst du hier eigentlich? Werner Zeise ist so ein Fall. Er macht sich hart wie ein Brett, wenn sie ihn waschen will. Er beginnt vor Aufregung zu schwitzen, sobald sie ihn berührt. "Lassen wir der Natur ihren Lauf", sagt sie und schaut zum Oberarzt. Der Konflikt ist klassisch. Schwestern und Pfleger begleiten die Patienten über Wochen, manchmal Monate. Sie teilen das Leiden fast körperlich. Die Ärzte dagegen erleben die Kranken meist nur wenige Minuten am Tag und tragen dennoch die letzte Verantwortung. Entscheidend ist jedoch immer der Wille des Patienten. Doch was will Werner Zeise? Genau weiß das niemand. "Mehrmals haben wir versucht, das Gespräch sanft auf das Thema zu lenken", erzählt die Stationsschwester. "Er ist der Frage immer wieder ausgewichen." Und eine Patientenverfügung hat der alte Mann nicht hinterlassen. Doch selbst wenn ein schriftlicher Wille vorläge, würde das Papier das Ethikkonsil wahrscheinlich nicht ersetzen. Intensivbetten für hoffnungslose Fälle - auch das kann unethisch sein "Patientenverfügungen bedürfen immer der Interpretation. Auch dafür sind Fallbesprechungen da", sagt Klaus Kobert. Denn was heißt es, wenn in der Verfügung steht, der Patient möchte "nicht an Schläuchen hängen"? Meinte der Kranke es ernst, als er festgelegt hat, dass er "nicht reanimiert werden möchte", selbst wenn eine Wiederbelebung ihm die Chance auf ein halbwegs normales Leben gibt? "Da muss man oft fast hermeneutisch drangehen", sagt Kobert. Der Paternalismus im Krankenhaus ist auf dem Rückzug. Immer weniger Ärzte maßen sich an, den Willen eines Patienten oder seines gesetzlichen Vertreters zu ignorieren. Mittlerweile beobachtet Kobert sogar das Gegenteil. Die Angehörigen pochen auf die Patientenverfügung, und die Ärzte lassen sie ohne Diskussion gewähren, selbst wenn sie anderer Meinung sind. "Früher haben wir zu viel gemacht", sagt Kobert. "Nun besteht die Gefahr, zu wenig zu machen." Nach einer Dreiviertelstunde sind die Positionen geklärt. Niemand der Anwesenden möchte die Behandlung ausweiten. "Die Aussichten auf Besserung sind so minimal, dass eine Therapieausweitung medizinisch nicht angezeigt ist", fasst Kobert den Stand der Diskussion zusammen. Der Oberarzt nennt einen weiteren, durchaus heiklen Grund: die Begrenztheit der Ressourcen. Auch in Bielefeld sind Intensivbetten knapp. Sie mit hoffnungslosen Fällen zu besetzen kann gleichfalls unethisch sein. Doch während die Schwestern dafür plädieren, Werner Zeise nur noch beim Sterben zu begleiten, beharren der Oberarzt und die Psychologin darauf, die laufenden Therapien fortzusetzen. Nun könnte man abstimmen. Doch ein Ethikkonsil ist kein Geschworenengericht, bei dem die Mehrheit zählt. Am Ende steht kein Urteil. Und Kobert ist kein Richter, sondern ein Moderator mit dem Blick von außen. Sein Ziel ist es, einen Konsens zu finden, der dem Patienten gerecht wird und mit dem alle Beteiligten leben können. In der Regel gelingt das. Nur in wenigen Fällen geht das Konsil ohne einvernehmlichen Beschluss auseinander. Dann zählt das Veto des Arztes oder des Betreuers. So ist es auch heute. "Ich kann keinem Abbruch der Behandlung zustimmen, wenn das Einverständnis des Patienten fehlt und sein Vertreter explizit dagegen ist", sagt der Oberarzt. Wäre der Patient sein eigener Vater, hätte er anders entschieden. Aber in diesem Fall sind ihm die Hände gebunden. "Zu Recht", sagt er. Anfangs dachte er, das Ethikkonsil würde ihm das mühsame Abwägen abnehmen. Er stellte sich vor, es gäbe eine Hierarchie der ethischen Argumente, diese müsste man nur in die richtige Reihenfolge bringen. Mittlerweile hat er gelernt, dass jede Situation anders ist und man nur bedingt von einem Pati- Umstände des Falles sind verfremdet enten auf den anderen schließen kann. So bleibt an diesem Tag alles beim Ethikalltag in deutschen Kliniken1962 Alten. Ungewöhnlich ist das nicht. In 40 zeigte die amerikanische Zeitschrift Prozent der Fälle endet das Konsil mit "Life" die Silhouetten einiger Männer, dem Beschluss, den Patienten nur noch die an einem Tisch sitzen. "Sie entpalliativ zu pflegen, in knapp 30 Pro- scheiden, wer leben und wer sterben zent damit, die Therapien auszuweiten. wird", stand über dem Bild. Damals Doch jedes dritte Konsil in Bielefeld hatten US-Krankenhäuser gerade zum geht auseinander, ohne dass sich die ersten Mal Dialysegeräte bekommen. Behandlung ändert. Vergeblich war das Und das anonyme Gremium an einer Treffen dennoch nicht. Darüber sind Klinik in Seattle musste entscheiden, sich alle einig. Regelmäßige Fallgesprä- wer von den Dutzenden Nierenkranche verhindern nicht nur, dass ein Kran- ken die künstliche Blutwäsche in kenhaus zu einem Reparaturbetrieb für Anspruch nehmen durfte: ein Mann kaputte Körper verkommt. Sie stärken oder eine Frau, ein Weißer oder ein auch den Zusammenhalt einer Station Schwarzer, ein junger oder ein alter und können das Klima in einer Klinik Mensch. "Der Rat Gottes" ("The God verbessern. Committee"), so der Name eines späDas zeigen auch verschiedene empiri- teren Theaterstückes, gilt als Vorläusche Studien. "Ethikberatungen tragen fer der heutigen Ethikkomitees. In den dazu bei, dass sich die Mitarbeiter stär- USA muss seit Langem jedes Kranker mit ihrer Arbeit identifizieren", sagt kenhaus über ein solches Gremium Klaus Kobert. Das gilt besonders für das verfügen, die meisten Ärzte dort Pflegepersonal. Fühlen sich Schwestern haben es schon einmal angefordert. alleingelassen mit ihren Gewissensnö- Deutsche Krankenhäuser entdecken ten, sinkt die Qualität der Pflege. Im erst jetzt die klinische Ethik. Zwar schlimmsten Fall kann es zu Kurz- gibt es mittlerweile überall Ethikschlusshandlungen führen, zu Verbre- "Kommissionen". Diese müssen Forchen aus Mitleid. schungsvorhaben an Patienten genehNach neunzig Minuten geht das Gre- migen. Über etablierte Ethik-"Komimium auseinander. Es ist Mittag. Die tees" dagegen, die Probleme aus dem Patienten der Station warten auf ihr Klinikalltag beraten, verfügen erst Essen. Zu einem zweiten Treffen kommt rund zehn Prozent der Krankenhäuser, es nicht mehr. Zwei Wochen später schätzt Andreas Frewer, Medizinethistirbt Werner Zeise an Nierenversagen. ker am Universitätsklinikum ErlanAn ein Dialysegerät hat man ihn nicht gen. Die meisten dieser Kliniken mehr angeschlossen. haben einen katholischen oder evan* Der Name des Betroffenen sowie die gelischen Träger. Selbst an der Berli- ner Charité, der größten und traditionsreichsten deutschen Klinik, fehlt ein solcher Rat bislang. Und nur in ganz wenigen Häusern kümmert sich, wie im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld, ein Ethiker hauptamtlich um das Thema. "Im Klinikalltag werden immer noch Entscheidungen aus dem hohlen Bauch gefällt", kritisiert Gerald Neitzke, seit vielen Jahren Ethiker an der Medizinischen Hochschule Hannover. "Es gibt viele Leitlinien für eine gute medizinische Versorgung. Aber in der moralischen Urteilsfindung arbeiten wir weit unter dem professionellen Niveau." Mal sind Interessenkonflikte das Problem, mal der Mangel an geschultem Personal. Meist jedoch fehlt schlicht der Wille, das Geld für den Aufbau eines Ethikkomitees aufzuwenden. Vielerorts erledigen Schwestern, Pfleger oder Ärzte diese Aufgabe deshalb praktisch nebenher. Dabei erhöhen Komitees nicht nur die Arbeitszufriedenheit von Ärzten sowie Pflegepersonal und verhindern juristische Streitigkeiten. Langfristig helfen die Gremien auch, Geld zu sparen. Das hat Lawrence J. Schneiderman von der University of California in San Diego in einer Studie gezeigt. Er verfolgte eine große Zahl von Fällen, die in Ethikkomitees behandelt wurden, und fand heraus, dass die "Konsultationen Kosten gespart haben, ohne die Qualität der Behandlung zu reduzieren". spi Abbildung: Abbildung: Abbildung: Fotonachweis: Wörter: Was will der Patient? Oft weiß das niemand. Dann braucht es behutsame Deutung Der Ethikberater Klaus Kobert war selbst Arzt auf einer Intensivstation Auch am Lebensbeginn ist ethischer Rat gefragt Fotos: Thomas Raupach/Visum (l.); Veit Mette (r.) Foto: Andreas Hub/laif 2294 Urheberinformation: (c) Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. © 2011 PMG Presse-Monitor GmbH Anlage 4: Das Konzept der dualen Moderation, E. Heesch in: Dialog Ethik (Hrsg.): Praxisordner Ethik, Schabe AG, Basel, 21-1 - 21-4 „Mit dem Zweiten sieht man besser…“ Das Konzept der dualen Moderation von Ethikberatungsgesprächen Für Ethikberater besteht zu Beginn ihrer Tätigkeit das Problem, dass sie nach theoretischer Fortbildung in der Ethikberatung ihre ersten Schritte unter realen Bedingungen, bei denen es häufig um Entscheidungen zur weiteren Therapie bei einem konkreten Patienten geht, häufig allein und ohne praktische Anleitung gehen müssen. Die Verantwortung für den Prozess der Entscheidungsfindung unter diesen Voraussetzungen zu übernehmen ist eine große Herausforderung und steht im deutlichen Gegensatz zu sonst etablierten klinischen Ausbildungsmodellen. Das Evangelische Krankenhaus (EVKB) hat in der Entwicklung seiner patientenbezogenen Ethikarbeit eine eigene Ausbildungsstrategie für Ethikberater entwickelt: Vor fünfzehn Jahren begann die systematische Ethikarbeit am Evangelischen Krankenhaus Bielefeld (EVKB), einem Haus der Maximalversorgung mit 1500 Betten, in Form verschiedener klinikinterner Arbeitsgruppen, in denen primär retrospektive Fallbesprechungen unter medizin- und pflegeethischen Aspekten sowie die Erarbeitung abteilungsspezifischer ethischer Handlungsempfehlungen im Vordergrund standen. 2003 ging das Klinische Ethikkomitee (KEK) des EVKB aus einer konstituierenden „Steuerungsgruppe“ hervor. Die Aufgaben des KEK bestehen u. a. in der Entwicklung von Ethik-Leitlinien (Policies) für das EVKB, in der Unterstützung der Ethikgruppen der einzelnen Kliniken und in der ethischen Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter. Aus einer Subgruppe des KEK entstand ein Ethikberatungsdienst für das gesamte EVKB, der am 1.7.2007 seine Arbeit begonnen hat. Allerdings wurden bereits seit 2005 Ethikberatungen durch den hauptamtlichen Klinischen Ethiker des EVKB durchgeführt, wobei sich zeigte, dass die Beschränkung auf nur eine Person die Verfügbarkeit des Beratungsangebotes zeitlich limitierte. Dies machte die Einrichtung eines personell breitbasigen Beratungsdienstes nötig. Dessen derzeit dreizehn Mitglieder verfügen alle über langjährige klinische Erfahrungen und sind in den Bereichen Ärztlicher Dienst, Pflege, Klinische Ethik, Seelsorge und Psychologie tätig. Zudem haben sie extern qualifizierende Weiterbildungen zur Ethikberatung im Krankenhaus absolviert. 1 Dieser Dienst stellt im Bedarfsfall nach dem Konsiliarprinzip möglichst jeweils zwei seiner Mitglieder als Moderator und Komoderator zeitnah (innerhalb von 24 Stunden) an allen Werktagen in der Zeit zwischen 8:00 und 16:00 Uhr der anfragenden Station oder Abteilung für die Moderation eines ethischen Fallgesprächs zur Verfügung. Ein derartiges Gespräch wird immer dann als notwendig erachtet, wenn aus Sicht des Behandlungsteams oder aber auch der Angehörigen moralische Werte im deutlichen Widerspruch zur konkreten Behandlungssituation eines Patienten stehen. In den allermeisten Fällen ist in dieser Situation der Patient selbst nicht (mehr) in der Lage, im Sinne eines informed consent seine Vorstellungen und seinen Willen hinsichtlich der Behandlung zu äußern. In der Zeit von Januar 2006 bis Dezember 2010 ging es in den Ethik-Beratungsgesprächen in 55,2 % aller Fälle um Fragen des Therapieziels und in 9,1 % der Beratungen um Unsicherheiten hinsichtlich des Patientenwillens. Dabei wurde ein Ethikkonsil in 44,6 % aller Fälle von den Intensivstationen – einschließlich Intermediate Care – und in 7,4 % von der Langzeitbeatmungsstation des EVKB angefordert. Dies zeigt, dass insbesondere in der Intensivmedizin ethische Konflikte im Zusammenhang mit der für den Patienten sowohl ethisch gebotenen als auch medizinisch indizierten bestmöglichen Behandlung überproportional häufig evident sind. Ein Ethikkonsil kann im EVKB grundsätzlich von allen an der Behandlung und Pflege eines Patienten Beteiligten, von ihm selbst oder seinen Angehörigen initiiert werden. Die wesentliche Zielsetzung der Ethikberatung besteht darin, die Erwartungen, Wünsche und Vorstel1 Vgl. Kobert, K., Pfäfflin, M., Reiter-Theil, S.: Der klinische Ethik-Beratungsdienst im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld. Hintergrund, Konzepte und Strategien der Evaluation. Ethik Med 2008; 20:122-133. lungen des Patienten bzw. seiner Angehörigen zu eruieren, zu verstehen und anzuerkennen und zugleich auch das Ethos und professionelle Selbstverständnis der Mitglieder des Behandlungsteams zu würdigen. Im Konfliktfall ist es Aufgabe der Ethikberatung, zwischen beiden Antipoden lösungsorientiert und ergebnisoffen zu vermitteln. Dabei kann im Idealfall schließlich die medizinisch indizierte Behandlung des Patienten in Übereinstimmung mit seinen Wertvorstellungen und Wünschen gebracht werden. Diesbezüglich ist es notwendig, dass an dem im Durchschnitt 60 Minuten dauernden Ethikkonsil ein breites Spektrum der an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen teilnimmt. Neben Ärzten und Pflegekräften werden Seelsorger und, allerdings seltener, Hausärzte, Physiotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeiter zum Gespräch eingeladen. Die Teilnahme ist freiwillig. Eine Gesprächsbeteiligung der Angehörigen des Patienten oder – sofern krankheitsbedingt möglich – des Patienten selbst ist grundsätzlich gewünscht. Sofern Angehörige teilnehmen, was im o. g. Zeitraum mit einer Häufigkeit von 52,0 % der Beratungsgespräche der Fall war, muss ihnen deutlich gemacht werden, dass keinesfalls sie die Verantwortung für die vereinbarten Behandlungsmaßnahmen tragen, sondern die rechtliche und medizinische Therapieverantwortung immer bei den behandelnden Ärzten liegt. Insbesondere dann, wenn die Ethikberatung etwa zur Beendigung der kurativen Behandlung führt, ist dies zur Vermeidung von Schuldgefühlen unerlässlich. Die Angehörigen dürfen nicht den Eindruck gewinnen, dass sie selbst über das Schicksal des Kranken entscheiden müssen bzw. entschieden haben. Jedes Beratungsgespräch wird von einem Ethikberater moderiert. Der Komoderator protokolliert die Sitzung und unterstützt den Moderator im Gesprächsverlauf, der einem Vier-StufenModell folgt und sich methodisch vorwiegend an der „Nimwegener Methode der ethischen Fallbesprechung“ orientiert. 2 Zu Gesprächsbeginn werden der Anlass und die ethische(n) Fragestellung(en) formuliert. Im zweiten Schritt werden die aktuell relevanten Fakten aus ärztlicher und pflegerischer Sicht zusammengetragen, um alle Gesprächsbeteiligten auf den gleichen Kenntnisstand zu bringen. Sofern teilnehmend, berichten die Angehörigen des Patienten über seinen beruflichen, sozialen und familiären Hintergrund, sowie, ggf. ergänzt durch Beiträge des Seelsorgers, über die persönlichen Wertvorstellungen des Patienten hinsichtlich Krankheit, Leiden und Sterben. Insbesondere diese Informationen sind für die Ermittlung des mutmaßlichen Patientenwillens häufig von besonderem Wert und unverzichtbar. Sodann werden alle Teilnehmer um ihre spontane moralische Beurteilung gebeten. Die Formulierung der zunächst noch unreflektierten, eher emotionalen Haltungen mündet in die anschließende rationalen Reflektion und Abwägung der im vorliegenden Fall relevanten moralischen Probleme und der davon tangierten unterschiedlichen, teilweise gegensätzlichen ethischen Kategorien. Den letzten Schritt stellt die Entscheidungsfindung dar. Hier werden alle fallspezifisch möglichen, verschiedenen Handlungsoptionen unter weitestgehender Berücksichtigung des (mutmaßlichen) Patientenwillens gleichgewichtig skizziert und zur Diskussion gestellt. Für die anschließend zu formulierende(n) Handlungsempfehlung(en) wird ein Konsens der Gesprächsteilnehmer angestrebt, dieser ist jedoch nicht obligat. Die behandelnden Ärzte und auch der gesetzliche Vertreter des Patienten können wegen ihrer rechtlichen Verantwortung nicht überstimmt werden. Für sie haben die Beschlüsse des Ethikkonsils insofern einen Empfehlungscharakter. Wie bereits dargestellt, protokolliert der Komoderator das Fallgespräch anhand einer halbstandardisierten Protokollvorlage: 2 Zur „Nimwegener Methode“ vgl. ausführlich Steinkamp, N. und Gordijn, B.: Ethik in Klinik und Pflegeeinrichtung. Ein Arbeitsbuch. Köln und München 2005. Dr. med. Klaus Kobert Leitender Klinischer Ethiker Burgsteig 4 D- 33617l Bielefeld EvKB gGmbH | Klinische Ethik Burgsteig 4 | D-33617 Bielefeld Fallgespräch zu Telefon Telefax E-Mail Internet 0521 | 772-77072 0521 | 772-79339 [email protected] www.evkb.de/ethik Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Münster Universitätslehrkrankenhaus der Universität Pécs (Ungarn) Sitz der Gesellschaft Kantensiek 11 | 33617 Bielefeld Zentrale: 05 21 | 7 72-7 00 Sparkasse Bielefeld BLZ 48050161 | Kto. 6429658 Amtsgericht Bielefeld HRB 30169 Geschäftsführer Dr. Rainer Norden (Vorsitz) Dr. Thomas Krössin Vorsitzender des Aufsichtsrates Pastor Ulrich Pohl Datum Teilnehmende Stationsarzt, Oberarzt, Pflegende, Seelsorge, Moderator, Komoderator, Gesetzlicher Betreuer, Angehörige, Patient, etc. Anlass / Grund des Fallgesprächs / ethische Fragestellung Anamnese und aktuelle Situation a) aus medizinischer Sicht b) aus Sicht der Pflege c) aus Sicht der Seelsorge d) aus Sicht anderer Berufsgruppen e) aus Sicht der Angehörigen bzw. des Patienten Diskussion Neuformulierung der moralischen Frage / ggf. Wiederholung Empfehlung, Vereinbarung, Beschlussfassung Unterschriften der Gesprächsteilnehmer Bevor das Protokoll zur Dokumentation Bestandteil der Patientenakte wird, werden seine Inhalte zwischen dem Protokollanten, dem Moderator und den Unterzeichenden im Dialog abgestimmt. Durch die Aufgabenverteilung an jeweils einen Protokollanten und einen Gesprächsmoderator wird gewährleistet, dass sich der Moderator allein auf den Gesprächsverlauf konzentrieren kann, ohne zugleich eine anschließende Protokollierung bedenken zu müssen. Dies ist von besonderer Wichtigkeit insbesondere bei sehr kontrovers geführten Fallgesprächen. Der Komoderator hingegen konzentriert sich bereits während des Gespräches vor allem auf eine exakte und vollständige schriftliche Wiedergabe der ethischen Positionen, deren Diskussion und Abwägung und der Beschlussfassung. So kann in hohem Maße garantiert werden, dass keine wesentlichen Aspekte und Gesprächsinhalte bei der Protokollierung vergessen werden. Dies ist umso wichtiger, weil das Protokoll einer ethischen Fallberatung auch immer eine forensische Relevanz hat und damit der Absicherung insbesondere der ärztlichen Entscheidungsträger und der gesetzlichen Betreuer dient. 3 Nicht nur für das klinische Personal, auch für den Patienten selbst und seine Angehörigen wird somit Transparenz und Sicherheit auch in Hinblick auf eine etwaige juristische Überprüfung geschaffen. Das Konzept einer dualen Moderation ermöglicht während des Fallgespräches die Unterstützung des Moderators durch den Komoderator im Gesprächsverlauf; sollte etwa der Moderator wesentliche Aspekte des Falles übersehen, unter- oder überbewerten, so kann der Komoderator hier unterstützend eingreifen. Zudem ist eine anschließende Reflektion und Nachbereitung des Gespräches zwischen Moderator und Komoderator regelhaft vorgesehen. Diese Form gegenseitiger, kollegialer Supervision dient der Fehlerkorrektur und hat darüber hinaus Ausbildungscharakter für den möglicherweise in der Moderation ethischer Fallgespräche zunächst weniger erfahrenen Komoderator, für den natürlich auch die Teilnahme am Gespräch an sich bereits eine Ausbildungsfunktion hat. Nachdem ein Komoderator mit absolvierter theoretischer Weiterbildung sechs- bis zehnmal einem bereits erfahrenen Moderator assistiert hat, können die Rollen in zukünftigen Gesprächen getauscht werden. Ein Nachteil der Durchführung eines Ethikgespräches mit zwei Ethikberatern liegt sicherlich in den damit bedingt höheren Relativkosten für das Krankenhaus; im Falle der Doppelbesetzung müssen – bei durchschnittlich einer Stunde Gesprächsdauer – zwei Stunden Mehrarbeit vergütet werden müssen, anstatt nur einer. 90 80 70 2006 60 2007 50 2008 40 2009 30 2010 20 10 0 Angehörige Ko-Moderator Graphik 1: Teilnehmer an Ethischen Fallgesprächen 2006 – 2010 [Angaben in Prozent aller Fallgespräche des betreffenden Jahres] 3 Vgl. Fahr, U. et al.: Empfehlungen für die Dokumentation von Ethik-Fallberatungen. Ethik in der Medizin; Published Online 27. August 2010:1-5. Wie die Graphik 1 zeigt, sind am EVKB nicht alle Ethikgespräche in einer Doppelbesetzung mit einem Komoderator geführt worden, wenngleich eine deutliche Steigerung von 2006 gegenüber 2007, dem Jahr der Entstehung des Ethikberatungsdienstes, festzustellen ist. Diese Steigerung ist damit erklärlich, dass im Jahre 2007 bereits die Mehrzahl der Ethikberater über qualifizierende Weiterbildungen zur Ethikberatung verfügte. Die Tatsache, dass dennoch nicht alle Gespräche mit einem Komoderator geführt werden können, liegt darin begründet, dass nur ein Klinischer Ethiker hauptamtlich am EVKB beschäftigt ist, die anderen Ethikberater, die häufig die Funktion des Komoderators übernehmen, diese Tätigkeit nebenamtlich zu ihren üblichen klinischen Tätigkeiten leisten, die gegenüber der Mitarbeit in der Klinischen Ethik im Falle des zeitlichen Konfliktes Priorität besitzen. Nachdem in den vergangenen fünf Jahren 148 Fallgespräche von dem Beratungsdienst moderiert wurden, verfügt das EvKB mittlerweile über einen Pool von fünf Ethikberatern, die in der Lage sind, selbständig Fallgespräche durchzuführen. Somit ist das beschriebene Ausbildungskonzept erfolgreich eingeführt worden, wie auch die Entwicklung der Anfragen in diesem Zeitraum belegt (s. Graphik 2). 60 25 50 2006 2007 2008 2009 2010 40 30 20 10 20 2006 2007 2008 2009 2010 15 10 5 0 0 Anzahl der Fallgespräche insgesamt Anzahl der anfordernden Abteilungen Graphik 2: Entwicklung der Anforderungen von Ethischen Fallgesprächen 2006 - 2010 Neben einer stetigen numerischen Zunahme der Anfragen ist auch die Anzahl der anfordernden Abteilungen von sechs im Jahr 2006 auf zwanzig in 2010 gestiegen, worin wir ein Qualitätsmerkmal sehen. 4 Das schrittweise Hineinwachsen in die Aufgabe des Moderators unter konsequenter, mehrstufiger Reflexion, schützt den Patienten vor unausgewogenen Entscheidungsprozessen und den Ethikberater vor der Erfahrung der persönlichen Überforderung. 4 Vgl. Pfäfflin, M., Kobert, K., Reiter-Theil, S.: Evaluating Clinical Ethics Consultation. A European Perspective. Cambridge Quarterly of Healthcare Ethics 2009; 18:406-419 2010 Portland, Oregon / USA 2011 Amsterdam / The Netherlands 2012 Sao Paulo / Brazil 2013 Munich / Germany - - - - the award. the 2012 awardee, who will present the work that led to 5,000 Euro for the first time. A lecture will be given by The Board of Directors of the v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel sponsor the Hans Joachim Schwager Award for Clinical Ethics and present the prize together with the ICCEC leadership. www.clinical-ethics.org www.bethel.de During the ICCEC 2013 in Munich the Jury will present the Hans Joachim Schwager Award with a total value of For more information visit the websites: Dr. Klaus Kobert Ev. Krankenhaus Bielefeld [email protected] and Prof. Dr. Stella Reiter-Theil University Hospitals Basel [email protected] Award Presentation Ceremony age and support these initiatives. stamina and courage, the award is intended to encour- implementation of a clinical ethics program often needs innovative or pioneer work in clinical ethics. As the The award aims at individuals or groups, who perform Hans - J. Schwager Award for Clinical Ethics 2009 Taipei / Taiwan - Application to The deadline for the inaugural award is Oct. 1 , 2012. 2008 Rijeka / Croatia st of the award presentation. 2007 Toronto / Canada - st Deadline for application is October 1 prior to the year 2005 in Basel / Switzerland vial e-mail (format pdf) to the Jury. 2003 Cleveland, Ohio / USA - should send their application 10-20 (maximum) pages - The conferences: nications have to be submitted in English. Applicants ess. A description of how obstacles were mastered ethics (CE) and about concepts, practise and evaluation of the field. field of clinical ethics and of challenges during the proc- to bridge the gap between academic and clinical should complement the application. All written commu- include a written documentation of the activities in the with Hans-Joachim Schwager with the aims to establish an ongoing international discussion ment or research in clinical ethics. Application should - with documented activities of implementation, develop- Consultation was initiated in 2000 out of a conversation Applications are welcome from individuals and groups Application and dates The International Conference on Clinical Ethics and Forum ICCEC Hans Joachim Schwager Award for Clinical Ethics v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel Anlage 5: Informationsblatt zum Hans-Joachim Schwager-Preis the intention to implement an epilepsy surgery program in Bethel led to an intensive co-operation with the ism, mobility and instability characterize our current society. March 26 2004 died in Bielefeld th ethics committee in the hospital Krankenhaus Bielefeld”, establishment of a clinical 1964 -1999 executive director of the hospital “Ev. professor of education Since 1993 teaching at the University of Bielefeld as Center Bethel ment of an epilepsy surgery program in the Epilepsy national Information Center, involved in the develop- ber of the Board of Trustees for epilepsy, head of the 1982 -1999 activities in the field of epileptology - mem- vocational education of young adults with epilepsy vocational schools and the institutions for social and with the main responsibility for primary, secondary and rectors of the v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel 1973 -1994 Appointed as member of the Board of Di- Celle-Hermannsburg 1966 -1973 teaching at the theological academy in boarding school in Dassel 1955 - 1966 teacher in the protestant Paul-Gerhard- theology in Erlangen, Heidelberg and Münster, 1959 PHD in 1951-1956 Fields of studies in philosophy and theology 1940 -1944 Boarding school in Bunzlau consent. and panels thus acting as a role model for creating position among staff, he initiated discussions, lectures in patient care. Anticipating misunderstanding and op- velopment of structures to introduce “informed consent” Hans Joachim Schwager was concerned with the de- credo. persons, independent of their impairments. This was his shape and get involved in life is a common aim of all develop tools overcoming barriers: To participate, ground of deficiencies and the necessity of society to multiple handicaps. He acknowledged the social back- participation and autonomous decisions of persons with Joachim Schwager engaged in supporting the inclusion, persons with disabilities emerged in Germany, Hans Long before antidiscrimination legislation with respect to Inclusion and Participation sons about their condition. aspects as well as the reasoning with the afflicted per- knowledge, but includes political, religious and historical cording to him education is not limited to professional the active work time of Hans Joachim Schwager. Ac- other educational institutions were inaugurated during from societal change. Numerous schools, seminars and Education was pivotal to solve the problems emerging sion with health professionals. are regularly engaged in the process of shared discus- into clinical practice. Since then patients and surrogates tice of sound communication and ethical deliberation In Bielefeld, Hans Joachim Schwager started the prac- about patient’s preferences and hospital’s values. justified through this process of common deliberation seen as a prerequisite for consent. Clinical ethics was was seen as outdated and shared deliberation was starting points for ethics. Paternalism in patient care respect for the personal choices of the patient were the connected ethical dilemmas. The autonomy and the conditions, which focused on treatment decisions and developed internationally under changing (societal) Clinical ethics developed as a common practice that The Clinical Ethics Program and Committee Bochum complemented the expert group. land, Prof. Reiter-Theil from Basel and Prof. Sass from clinical ethics. Prof. Kanoti and Prof. Agich from Cleve- experts were included in the process of implementing broadened the view on treatment decisions in general; questions with respect to this (elective) brain surgery Cleveland Clinic Foundation in Ohio, USA. Soon, ethical His responsibility for the field of epilepsy in Bethel and Diversity in cultural and religious positions, individual- Bosleslawiec/Poland) Education International Co-operation Consequences of societal change Born February 3 1929 in Bunzlau, Salisia (today rd Clinical Ethics Main focus of his work Curriculum vitae Klinische Ethik Ev. Krankenhaus Bielefeld gGmbH Dr. med. Klaus Kobert Klinischer Ethiker Burgsteig 13 33617 Bielefeld Tel.: (+49) 05 21 | 7 72 - 7 70 72 Fax: (+49) 05 21 | 7 72 - 7 93 39 [email protected] www.evkb.de/ethik Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd46 08.10.201211:38:34