Klinische Ethik

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menschlich. führend. kompetent
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Klinische Ethik
Jahresbericht 2011
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Dr. med. Klaus Kobert
Klinischer Ethiker im Ev. Krankenhaus Bielefeld
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Inhalt
Hinweis zum Gebrauch dieses Jahresberichtes
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Vorwort
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1. Ethikkonsile
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1.1 Ethikkonsile im Jahr 2011
7
1.2 Ethikberatungsdienst
12
2. Hospizarbeit im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld (EvKB)
14
3. Das Klinische Ethikkomitee (KEK)
20
4. Arbeitsgruppen, Ethikvisiten und Liaisondienste
22
5. Hans-Joachim-Schwager-Preis für Klinische Ethik
25
6. Moderation von Konfliktgesprächen
26
7. Patientenverfügung
26
7.1 Angebote im Krankenhaus
26
7.2 Orientierungshilfe für Mitarbeiter zum Umgang mit
Patientenverfügungen im Krankenhaus
26
7.3 Patientenverfügung in einfacher Sprache
27
8. Internet- und Intranetdarstellung
28
8.1 Internetdarstellung
28
8.2 Intranetdarstellung
29
9. Mitarbeiter der Klinischen Ethik
30
10. Mitarbeit in externen Ethikgremien, Kooperationen und Mandate
31
11. Vorträge
32
12. Unterrichtseinheiten und Lehraufträge
34
13. Interne Fortbildungsangebote
35
14. Publikationen und wissenschaftliche Aktivitäten
35
15. Teilnahme an Qualifizierungsprogrammen und Kongressen
36
16. Presseberichte, Medien
37
17. Perspektiven für 2012
38
18. Anlagen
39
Anlage 1: Kurze Geschichte der strukturierten Ethikarbeit im EvKB
39
Anlage 2: Zusammensetzung des Klinischen Ethikkomitees des EvKB
43
Anlage 3: Alltägliches Dilemma, M. Spiewak in DIE ZEIT 2011; 17:31-32
44
Anlage 4: Das Konzept der dualen Moderation, E. Heesch
47
Anlage 5: Informationsblatt zum Hans-Joachim Schwager-Preis
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Hinweis zum Gebrauch dieses Jahresberichtes
Der Jahresbericht „Klinische Ethik“ wird regelmäßig seit dem Jahr 2005 herausgegeben. Damit er
für jeden Interessierten lesbar bleibt, ist eine Redundanz von Jahr zu Jahr unvermeidlich. Deshalb ist
den zentralen Kapiteln wie „Ethikkonsile“ oder „Das Klinische Ethikkomitee“ ein allgemeiner Teil mit
grundsätzlichen Erläuterungen vorangestellt. Er ist durch eine graue Unterlegung gekennzeichnet.
Trotz unserer konsequent gelebten Gleichstellung von Frau und Mann, haben wir aus Lesbarkeitsgründen großenteils auf Parallelnennung beider Formen verzichtet. Entsprechend beinhaltet die Verwendung der männlichen Wortform immer auch die weibliche.
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Vorwort
Die Entwicklung in vielen Bereichen der Medizin wirft zunehmend Probleme und Fragen zur Sinnhaftigkeit therapeutischen Handelns auf. Viele Krankheiten und Verletzungen, die vor wenigen Jahrzehnten den sicheren Tod zur Folge hatten, sind heute in vielen Fällen soweit beherrschbar, dass die
Patienten am Leben erhalten werden können.
Dabei kommen Behandlungsteams häufig an ihre Grenzen und fragen sich: Was ist für den konkreten
Patienten das Beste? Sollen wir die Behandlung eher begrenzen oder erweitern? Was sollen wir in
diesem Fall tun? Mit diesen Fragen setzt sich die Klinische Ethik auseinander. Die Vorgehensweise ist
dabei grundsätzlich berufsgruppen- und fächerübergreifend. Durch seine vielfältigen Angebote leistet
das Fach einen wichtigen Beitrag zum besseren gegenseitigen Verständnis.
Besonders hervorzuheben war im Jahr 2011 die zunehmende Nachfrage nach der Durchführung
von regelmäßigen Ethikvisiten und Ethik-Liaisondiensten. Auf insgesamt acht Stationen sind sie inzwischen als regelmäßiges Angebot etabliert.
Neben dieser Entwicklung haben wir in der Klinischen Ethik viele weitere Projekte im Jahr 2011
durchgeführt. Beispielhaft zu nennen ist die Konzeption einer „Patientenverfügung in einfacher
Sprache“. In diesem Jahresbericht finden Sie die vielfältigen Aktivitäten des Fachs dargestellt.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen.
Dr. med. Klaus Kobert
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1. Ethikkonsile
Komplexe Dilemmasituationen überfordern häufig die Kompetenz der einzelnen Personen im Krankenhaus. Deshalb empfehlen die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)1 und die Zentrale Ethikkommission der Bundesärztekammer die Implementierung von Angeboten der Ethikberatung in den
deutschen Krankenhäusern2 . Bei einem ethischen Fallgespräch oder einem „Ethikkonsil“3 handelt
es sich um eine kurzfristig herbeizuführende, teambasierte Methode der Entscheidungsfindung, wie
sie im EvKB seit vielen Jahren praktiziert wird. An einer solchen Sitzung nehmen unterschiedliche
Berufsgruppen wie Ärzte, gesetzlich Betreuende, Gesundheits- und Krankenschwestern, begleitende
Dienste sowie Seelsorgende teil. Häufig sind Patienten und/oder Angehörige einbezogen.
Das Gespräch wird von einem externen Moderator – vorzugsweise einem Ethiker– geleitet. Seine
Aufgabe ist es, einen Raum zu schaffen, in dem alle Beteiligten ihre jeweilige Perspektive einbringen
können, um so eine möglichst einvernehmliche Empfehlung im Sinne und zum Wohle des Patienten zu ermöglichen. Die Entscheidung über die weitere Behandlung bleibt dabei bei den juristisch
verantwortlichen Personen, dem behandelnden Arzt und dem Patienten bzw. seinem rechtlichen
Stellvertreter.
Ein Ethikkonsil erfordert einen hohen personellen und zeitlichen Aufwand. Zu einer Gesprächsdauer
von durchschnittlich einer Stunde (60,1 min.) und einer Beteiligung von etwa acht (im Mittel 7,6)
Personen kommen die Zeiten für Dokumentation (Anfertigung eines vier- bis fünfseitigen Protokolls)
sowie Evaluation hinzu.
Weniger zeitintensive Formen der Ethikberatung finden täglich in vielen Situationen des Klinikalltags statt. Beispielhaft sind hier Fallgespräche im Rahmen der Ethik-Liaison-Dienste, Diskussionen
während der Ethik-Visiten und telefonische oder persönliche Auskünfte auf direkte Nachfrage hin zu
nennen. Diese Beratungen werden bislang nicht statistisch erfasst.
1.1 Ethikkonsile im Jahr 2011
Es wurden 48 moderierte Fallgespräche durchgeführt (die Begriffe „Fallgespräch“, „Ethik-Fallgespräch“
und „Ethikkonsil“ werden synonym verwendet). Anfordernde Kliniken waren:
• die Pädiatrischen Intensivstationen K1 und K2,
• die Intensivstation F1 des Johannesstifts,
• die Intensivstation M1 der Medizinischen Klinik/Bethel,
• die Klinik für Gastroenterologie/Johannesstift
• die Medizinischen Kliniken im Krankenhaus Mara,
• die Chirurgische Klinik im Krankenhaus Mara,
• die Station für Langzeitbeatmung im Krankenhaus Mara,
• die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
• die Klinik für Gefäßmedizin,
• die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie,
• die Klinik für Kardiologie/IMC Bethel,
Vgl. Sterben hat seine Zeit. In: EKD-Texte 2005, Hrsg. Kirchenamt der EKD, 14 Heft 80, Hannover 2005.
Vgl. Stellungnahme der Zentralen Kommission zur Wahrung ethischer Grundsätze in der Medizin und ihren Grenzgebieten (Zentrale Ethikkommission) bei der Bundesärztekammer zur Ethikberatung in der klinischen Medizin vom 24. Januar 2006, Online verfügbar unter http://www.zentrale-ethikkommission.de/downloads/Ethikberatung.pdf.
3
Vgl.Ethische Fallbesprechungen: Das Beste für den Patienten. In: Deutsches Ärzteblatt 2009, Jg. 103, Heft 21: A 1219.
Vgl.Ethikberatung in der klinischen Medizin. In: Deutsches Ärzteblatt 2006, Jg. 106, Heft 43: A 2142-2146.
1
2
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-8• die Klinik für Neurologie/Bethel,
• der Quellenhof, Einrichtung der Wohnungslosenhilfe/Bethel
• das stationäre Hospiz „Haus Zuversicht“/Bethel
• das Haus Siloah, Behindertenhilfe Bethel
Auf Anfrage des Teams der ASB-Seniorenresidenz, Carré am Niederwall und dem Piusstift, einem
Altenpflegeheim in Bielefeld, fanden auch Ethikkonsile außerhalb der eigenen Einrichtung statt.
Der Zeitpunkt, zu dem ein Fallgespräch durchgeführt wurde, entsprach wie auch in den Vorjahren
immer den Wünschen der anfordernden Abteilungen. Auffällig war, dass im Berichtsjahr der zeitliche
Abstand zwischen der Anforderung eines Ethikkonsils und dem gewünschten Termin seiner Durchführung von der Tendenz her deutlich kürzer war als in den Vorjahren. So häuften sich Anfragen für
den Anforderungstag selbst und für den Folgetag.
Bei der weiteren Auswertung der Daten zu den durchgeführten Ethik-Fallgesprächen ergaben sich im
Vergleich der Jahre ab 2006 folgende Entwicklungen (siehe untenstehende Grafiken).
Entwicklungen Ethikkonsile
Im Vergleich der Daten von 2009, 2010 und 2011 zeichnet sich eine Konsolidierung bei einer
Anforderungsrate von knapp 50 Ethikkonsilen pro Jahr ab.
N = 12 moderierte Fallgespräche in 2006, 14 in 2007 und 27 in 2008, 46 in 2009, 49 in 2010 und
48 in 2011
• Die der Konsilanfrage zugrunde liegende Problematik war in den meisten Fällen des Berichtsjahres, wie auch in den Vorjahren, die Frage nach dem angemessenen Therapieziel
(25 von 48: ca. 52 %). Die Frage nach der künstlichen Zufuhr von Wasser und Kalorien
am Lebensende (4 von 27: ca. 15 %) war in 2008 erstmalig auslösend für die Durchführung
strukturierter Fallgespräche, in 2009 bei 4 von 46: ca. 9 %. In 2010 waren es 3 von 49 Fälle
(ca. 6 %) und in 2011 3 von 48 Fallbesprechungen (ca. 6 %). Die Frage nach der Anlage
einer PEG-Sonde4 wurde im Berichtsjahr sechs Mal thematisiert (ca. 13 %).
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Perkutane Endoskopische Gastrostomie-Sonde: durch die Bauchdecke eingeführte Sonde zur langfristigen künstlichen Ernährung.
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-9• In zwei Fällen konnte kein Konsens aller Gesprächsteilnehmer für eine Behandlungsempfehlung
als Resultat des Ethikkonsils erreicht werden.
• Wiederholungskonsile
(erneute
Gespräche
nach
einem
bereits
stattgefunde-
nen Konsil zu demselben Patienten) wurden in 6 Fällen (12,5 %) durchgeführt.
• Nachdem die Anzahl der anfordernden Bereiche und Stationen von 2006 bis 2010 stetig
zugenommen hat, ist in 2011 ein leichter Rückgang von 20 (in 2010) auf 18 zu verzeichnen.
N = 6 anfordernde Bereiche und Stationen in 2006, 8 in 2007, 13 in 2008, 17 in 2009, 20 in 2010
und 18 in 2011
•
Die weitere Auswertung ergab, dass Kliniken, die mindestens zwei moderierte Fallgespräche
durchgeführt haben, auch im Folgejahr wieder auf das Angebot zurückgriffen.
Teilnehmer bei Fallgesprächen
• Die Patienten selbst waren im Berichtsjahr bei 7 von 48 Fallgesprächen anwesend.
• Angehörige der Patienten waren in 2011 bei 35 % der Gespräche (17 von 48) beteiligt.
Die Einbeziehung von gesetzlichen Vertretern (Eltern minderjähriger Kinder, Vorsorgebevollmächtigte, gerichtlich bestellte Betreuende und Vormünder) stieg in den ersten vier
Jahren der Tätigkeit des Beratungsdienstes kontinuierlich von 22,9 % in 2006 auf 61,7 %
in 2009 an. In 2010 war ein Rückgang auf 48,9 % zu beobachten, 2011 waren es 39,6 %.
Eine Erklärung für diese rückläufige Entwicklung findet sich in dem Umstand, dass sich
zunehmend Fallgespräche aus einem seit langem geplanten Routinetermin im Rahmen
eines Liaisondienstes ergeben. Im Berichtsjahr war das bei 11 Konsilen der Fall. In diesen sich kurzfristig ergebenden Situationen mit sehr geringem Vorlauf ist es unmöglich,
Angehörige und gesetzliche Vertreter in das Fallgespräch noch mit einzubeziehen.
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- 10 • Die Ethikkonsile wurden 2011 zu 85,4 Prozent (41 von 48) mit Moderator und Ko-Moderator
durchgeführt.
Angaben in %
Die Frage der aktiven Einbeziehung von Angehörigen in das Fallgespräch wird in Fachkreisen
kontrovers diskutiert. Einige Medizinethiker lehnen sie grundsätzlich ab, während andere
sie generell fordern. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Angehörige, als Stellvertretung
eines in der Regel nicht mehr kommunikationsfähigen Patienten, einen wertvollen Beitrag bei
der Entscheidungsfindung leisten. Zum einen bringen sie Informationen zur Lebensgeschichte
des Patienten ein, die von keinem anderen Personenkreis beigesteuert werden können.
Zum
anderen
erleben
Angehörige
ihre
Beteiligung
an
einem
solchen
Prozess
als
entlastend. Voraussetzung dafür ist es, den Beteiligten deutlich zu machen, dass die
Verantwortlichkeit
für
sowie
gesetzlichen
bei
der
Therapieentscheidungen
Vertretung
allein
und
bei
nicht
den
bei
behandelnden
den
Angehörigen
Ärzten
liegt.
Es wurden aber 65 % der Ethikkonsile ohne ihre unmittelbare Einbeziehung durchgeführt. Der
Umstand ist möglicherweise Ausdruck der erkannten Gründe, die im Einzelfall gegen eine Beteiligung von Familienangehörigen sprechen. Hier sind in erster Linie fünf Faktoren zu nennen:
1. Die Angehörigen wünschen keine Teilnahme.
2. Das moderierte, multidisziplinäre Gespräch ist bislang in der anfordernden Abteilung nicht
etabliert. In diesem Fall kann es ratsam sein, erste Erfahrungen mit der Beratungsmethode innerhalb des Behandlungsteams zu ermöglichen. Wenn Abteilungen beispielsweise erstmals
ein Ethikkonsil wünschen, verfahren wir bei Bedarf zweistufig: Nach einem ersten Gespräch
im Behandlungsteam folgt dann eine erneute Beratung unter Einbeziehung der Angehörigen.
3. Die Gründe für die Anfrage liegen in einem ungelösten Konflikt zwischen verschiedenen
Berufsgruppen. In diesem Fall wäre eine Einbeziehung der Angehörigen weder der Lösung
des Problems dienlich, noch würde daraus ein Nutzen für die Angehörigen resultieren.
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- 11 4. Die Mitarbeiter wünschen ausdrücklich die Reflexion einer ethischen Fragestellung innerhalb des Teams, beispielsweise um sich selbst Klarheit in einer unübersichtlichen
Behand-lungssituation zu verschaffen. In diesen Fällen folgt im EvKB in der Regel ein
zweites Gespräch mit der Beteiligung der Angehörigen zu einem späteren Zeitpunkt.
5. Das Fallgespräch muss ohne zeitlichen Vorlauf durchgeführt werden. Daher ist es organisatorisch unmöglich, Angehörige dazu einzuladen.
Die multidisziplinären Fallgespräche werden, wenn möglich, von zwei ausgebildeten Ethikberatern unterstützend begleitet. Sie sollten nicht an der Behandlung und Versorgung der
betroffenen Patienten beteiligt gewesen und nicht Teil des Hierarchiegefüges der anfordernden
Abteilung sein. Dadurch sind die Voraussetzungen für eine emotional unbelastete und unabhängige
Ethikberatung mit echter Außenperspektive gegeben. Der Moderator konzentriert sich dabei auf die
Aufgabe der Gesprächsstrukturierung und auf die Herausarbeitung, der zur Diskussion stehenden,
oftmals gegensätzlichen Werte und Überzeugungen.
Der Einsatz eines Ko-Moderators hat drei wesentliche Vorteile:
1. Mittels eines Ko-Moderators wird die Anfertigung eines professionellen Protokolls als Anlage
zur Patientenakte garantiert. Durch die damit verbundene Transparenz wird Sicherheit für
den Patienten und das Personal, auch im Bezug auf eine etwaige juristische Überprüfung,
geschaffen.
2. Eine Reflexion des Gespräches zwischen den beiden Ethikberatern ist möglich.
3. Diese Vorgehensweise hat Ausbildungsfunktion. Nachdem ein Ko-Moderator mit theoretischer Ausbildung mehrere Male einem erfahrenen Moderator assistiert hat, können die
Rollen getauscht werden. Dadurch wird ein Hineinwachsen in die Aufgabe ermöglicht5.
5
Heesch E., Kobert K. (2011): Das Konzept der dualen Moderation. In: Dialog Ethik (Hrsg.): Praxisordner Ethik, Schabe AG, Basel, 5-1 – 5-6
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1.2 Ethikberatungsdienst
Seit dem Jahr 2005 werden moderierte Fallgespräche durch die Klinische Ethik angeboten. Patienten,
für die diese Art der Unterstützung gewünscht wird, befinden sich in einer sehr schwierigen
Lebenslage, die keinen Aufschub bezüglich einer Entscheidungsfindung erlaubt. Deshalb bietet
die Arbeitsgruppe „Ethikkonsil“ des Klinischen Ethikkomitees seit dem 1. Juli 2007 einen Rufdienst
zur kurzfristigen Durchführung eines Beratungsgespräches an.
Der Rufdienst ist werktags von 8 Uhr bis 16 Uhr unter der Telefonnummer 01 71| 2 20 17 58
erreichbar.
Die Mitglieder des Ethikberatungsdienstes
Reinhold Balzer Pastor, Leitender Theologe
Dr. med. Thomas Bösing
Thorsten Führmann
Birgit Hahn
Sozial- und Milieupädagogin, Stationsleitung
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Angela Kessler-Weinrich Pastorin, Krankenhausseelsorgerin
Stefanie Kleffmann Krankenschwester,
Dr. med. Klaus Kobert
Dr. med. Dagmar Lohrmann
Rüdiger Noelle
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Klinischer Ethiker
Ärztin, Zentrum für Behindertenmedizin
Diakon, Diplom-Pflegewirt,
Pflegerischer Abteilungsleiter Gerontopsychiatrie
Margarete Pfäfflin Diplom-Psychologin, Referentin
Christine Scherb
Prof. Dr. rer. medic.
Michael Schulz
Krankenpfleger, Intensivstation M1-Medizinische Kliniken
Eckhard Heesch Krankenpfleger, Operative Intensivstation AN-01
Oberarzt, Pädiatrische Intensivstation K1
Epilepsie-Zentrum Bethel
Diplom-Psychologin, PSD Bethel Regional
Gesundheitswissenschaftler,
Fachhochschule der Diakonie, Bethel
Dr. med. Jörg Stockmann Leitender Oberarzt, Zentrum für Behindertenmedizin
Zurzeit verfügen sieben der ausgebildeten Ethikberater über die erforderliche Fortbildung und
praktische Erfahrung, um Ethikkonsile selbstständig durchführen zu können.
Aufgrund wiederholter Nachfragen aus dem ambulanten Bereich und aus stationären Pflegeeinrichtungen bietet das EvKB die Moderation von Fallbesprechungen auch für diesen Bereich an. Pflegeeinrichtungen der von Bodelschwinghschen Stiftungen (vBS) Bethel und des Ev. Johanneswerks
Bielefeld sowie niedergelassene Ärzte der Region können deshalb den Konsildienst seit Anfang 2010
anfragen.
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Supervision
Im Berichtsjahr hat der Ethikberatungsdienst regelmäßig Supervisionssitzungen durchgeführt. Sie
werden von Frau Dipl. Psych. M. Eckey, Psychologische Psychotherapeutin, geleitet. Die Themen
wurden in der Regel durch aktuelle Anlässe bestimmt. So ging es häufig um schwierige Situationen
in ethischen Fallgesprächen.
Die Mitarbeiter des Ethikberatungsdienstes haben auch in diesem Jahr einen zweitägigen Workshop
mit dem Titel „Umgang mit Stolpersteinen in der Ethikberatung“ durchgeführt. Er fand am 05. und
06. Dezember statt. Das Thema war, neben organisatorischen Fragen, die kommunikationstheoretische
Grundlage von Ethikberatung.
Neben den Mitgliedern des Ethikberatungsdienstes waren zu der Veranstaltung auch klinisch Tätige
aus unterschiedlichen Berufsgruppen und Disziplinen, die schon häufiger an Fallgesprächen teilgenommen hatten, eingeladen worden.
Referentin
Dagmar Kumbier, Diplom-Psychologin und Geisteswissenschaftlerin (M.A.).
Sie arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeutin und war jeweils mehrere Jahre in einer Paarberatungsstelle, als Psychotherapeutin in Kliniken und als Mitarbeiterin am Lehrstuhl Schulz von
Thun an der Universität Hamburg tätig. Zudem ist sie Lehrtrainerin am Schulz-von-Thun-Institut
Hamburg und Autorin und Herausgeberin diverser Fachbücher und Artikel.
In dem Workshop wurden schwierige Situationen in der Ethikberatung beleuchtet. Was muss ein
Moderator für sich selber klären? Welche Ansprüche stellt die Rolle an den Ethikberater – und wo
sind diese leicht zu bewältigen, wo herausfordernd und wo vielleicht sogar widersprüchlich? Wie kann
man angemessen auf schwierige Situationen in der Gruppe reagieren? Die Auseinandersetzung mit
diesen Fragen ist wichtig, um mit der notwendigen Klarheit auftreten zu können.
Vor dem Hintergrund der Kommunikationspsychologie von Friedemann Schulz von Thun wurden
modellgeleitet ein Situationsverständnis sowie Lösungsansätze entwickelt.
Basis waren Praxisfälle der Teilnehmer. Theorieeinheiten, gemeinsame Reflexion und praktische
Übungen bildeten den methodischen Rahmen. Die Teilnehmer lernten die Methode des Inneren
Teams als Möglichkeit zur Selbstklärung kennen.
Der Ethikberatungsdienst traf sich im Verlauf des Jahres zu einer weiteren Sitzung, die im Wesentlichen
organisatorischen Inhalten gewidmet war.
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2. Hospizarbeit im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld (EvKB)
Die Hospizarbeit umfasst die Begleitung und Betreuung von schwerstkranken und sterbenden Menschen sowie deren Familien in diesen schweren Lebenslagen. Auch nach dem Tod eines nahestehenden Menschen macht sie offene und individuelle Angebote zur Trauerbewältigung. Sie geht damit
über eine reine Sterbebegleitung weit hinaus.
Diese auf ehrenamtlichem Engagement basierende Arbeit ist über die Hospizvereine in vielen Bereichen des menschlichen Lebens und Sterbens etabliert. Die Betroffenen werden zu Hause, im Pflegeheim oder im stationären Hospiz betreut. Im Krankenhaus fehlen in der Regel solche Hilfsangebote.
Deshalb wurde im Jahr 2002 im Standort Johannesstift und später auf Initiative des Ethikkomitees
hin auch im EvKB-Standort Bethel eine Struktur zur Sterbebegleitung aufgebaut.
Hospizarbeit am Standort Bethel:
In den Betheler Häusern Gilead und Mara wird diese Aufgabe seit
2007 von Frau M. Bögeholz übernommen. Seit dem Jahr 2009
obliegt Frau Bögeholz auch die Koordination der Hospizarbeit im
Kinderzentrum. Ihr Stellenanteil von 50 Prozent als Hospizkoordinatorin wird aus Spendenmitteln der von Bodelschwinghschen
Stiftungen Bethel finanziert. In enger Kooperation mit dem Hospiz e.V.,
Bethel und der Hospizarbeit im Ev. Johanneswerk hat sich eine Vielzahl von Angeboten und Aktivitäten entwickelt.
Dieses Kapitel wurde von Frau M. Bögeholz erstellt.
• Durch die regelmäßigen Fortbildungen im Rahmen der Arbeit des Hospiz e.V., Bethel,
stehen weiterhin wie im Vorjahr ca. 30 Damen und Herren zur Begleitung schwerstkranker
und sterbender Menschen und ihrer Angehörigen im Krankenhaus zur Verfügung. Die
Fluktuation aus verschiedenen Gründen (Alter, Ortswechsel, Gesundheit, etc.) konnte auch in
diesem Jahr kompensiert werden
• Das entwickelte Krankenhaus-spezifische Ausbildungsmodul wird regelmäßig in den Vorbereitungskursen für ehrenamtliche Mitarbeiter erfolgreich eingesetzt. Dazu gehört unter anderem
auch die Durchführung eines Praktikums im Krankenhaus durch die zukünftigen Begleiter.
• An den von der Seelsorge organisierten Erinnerungsfeiern in Gilead I nimmt die Koordinatorin
weiterhin gestaltend teil.
• Der Austausch von Begleitern des Standortes Bethel, mit dem des Standorts Johannesstift
wurde in 2011 fortgesetzt.
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- 15 • Die im Jahr 2008 eingerichtete Praxisbegleitgruppe innerhalb des Hospiz e.V., Bethel, in der
sich Frau Bögeholz mit einer weiteren Kollegin des Vereins leitend engagiert, traf sich auch in
2011 in monatlichen Abständen.
• Zwischen Juli und Dezember fand ein zweiter Ausbildungskurs für ehrenamtliche Hospizbegleiter statt, der von der Koordinatorin zusammen mit einer Kollegin des Vereins geplant,
organisiert und durchgeführt wurde. 16 Teilnehmer qualifizierten sich für den Einsatz in den
verschiedenen Bereichen.
• Im Berichtsjahr wurden 27 Begleitungen durchgeführt. Bei diesen 27 Patienten wurden
insgesamt 15 ehrenamtliche Hospizbegleiter eingesetzt.
Neben den Begleitungen wird häufig Beratungsbedarf beim Umgang mit Sterben, Tod und Trauer
angemeldet. Angehörige und Mitarbeiter ließen sich in diesem Zusammenhang in 75 Fällen unterstützen. Dabei war die Wahrnehmung mehrerer Termine pro Beratungsfall die Regel. Insgesamt kann
man in beiden Bereichen, Begleitung und Beratung, davon ausgehen, dass sich die Bedarfszahlen
nunmehr eingependelt haben.
• Die Hospizarbeit im Kinderzentrum wird seit Juli des Berichtsjahres durch regelmäßige
Teilnahme der Koordinatorin an den Sitzungen des pädiatrischen Palliativteams intensiviert. Auch damit begründet nahm die Zahl der Familienbegleitungen deutlich zu (9 Fälle).
• Im Frühjahr 2011 startete auf Initiative einiger ehrenamtlicher Familienbegleiter des Hospiz
e.V., Bethel das Familiencafé im Kinderzentrum des EvKB. Ihnen war nach Abschluss ihres
Vorbereitungskurses aufgefallen, dass im Kinderzentrum an Wochenenden die Cafeteria
geschlossen hat, und so wollten sie diese Lücke mit ihrem Angebot schließen. Seit dem Start
dieses Projektes haben die inzwischen neun Ehrenamtlichen das Familiencafé zu einem gut
angenommenen Treffpunkt für Familien im Kinderzentrum, 1. Etage, neben der Station K1,
entwickelt. Dieser Erfolg ist umso höher zu bewerten, als die Mitarbeiter sich weitgehend
selbst organisieren. Die Ansprechpartnerin des Hospizvereins für die Ehrenamtlichen ist Frau
Pastorin Kassebaum. Das Café hat regelmäßig an Samstagen in der Zeit von 14.00 - 16.00 Uhr
geöffnet, und neben Kaffee, Tee und Kuchen etc. gibt es kleine Beschäftigungsangebote für
Kinder sowie natürlich immer Gelegenheit miteinander ins Gespräch zu kommen.
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• Im Standort und über den Standort hinaus ist das Prinzip des vernetzten Arbeitens besonders
wichtig geworden. Es entspricht dem Grundsatz der Hospizarbeit im EvKB/Bethel nur auf
Wunsch der Betroffenen oder Angehörigen tätig zu werden. Um für diesen Fall den Kontakt
herzustellen, ist es notwendig, dass alle Beteiligten das Angebot kennen und im Bedarfsfall darauf hinweisen können. Neben dem medizinischen und pflegerischen Fachpersonal ist deshalb
auch die Netzwerkarbeit mit dem Klinischen Ethiker, dem Seelsorge-Team, dem Sozialdienst
und der Psycho-Onkologin sehr wichtig. Über den Standort hinaus gehören auch das stationäre
Hospiz, die Hospizarbeit des Johanneswerks, der Hospiz e.V., Bethel und das palliative Netzwerk Bielefeld e.V. zu diesem Bereich.
Auch überregional ist die Hospizarbeit mit anderen Initiativen und Einrichtungen in OWL vernetzt, wobei
die Koordinatorin hier den Bereich der Kinderhospizarbeit am Standort in regelmäßigen Netzwerktreffen vertritt.
• Für die Öffentlichkeitsarbeit über das Angebot der Hospizarbeit im EvKB werden weiterhin in
2011 die im Jahr 2008 entwickelten Poster sowie das Informationsblatt „Sterben begleiten –
Hospizarbeit“ verwendet.
• Die Einrichtung und Organisation des Abschiedsraumes in Gilead I ist inzwischen abgeschlossen.
Es stehen somit folgende Räume für den würdevollen Abschied der Angehörigen von ihren
Verstorbenen zur Verfügung: ein Angehörigenraum, ein Abschiedsraum und ein Raum für
Waschungen.
• Die Konzeptentwicklung für die Kinderhospizarbeit wird im Berichtsjahr fortgeführt und weiter
konkretisiert. Die auf den Vorüberlegungen beruhenden Grundsätze finden Eingang in das
inzwischen umgesetzte Konzept des Einsatzes ehrenamtlicher Familienbegleiter im neuen
Kinder- und Jugendhospiz Bethel.
• Am 10. Februar wurde ein eintägiger Workshop im Haus der Stille für alle im Planungsprozess
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- 17 befindlichen Mitarbeiter Bethels zur Konzeption des Kinderhospizes durchgeführt, an dem Frau
Bögeholz mit einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin teilnahm. Am 14. Februar fand ein Besuch im
Kinderhospiz „Sonnenhof“ in Berlin-Pankow statt, an dem 20 Ehrenamtliche teilnahmen. Im
Oktober nahm die Koordinatorin mit drei Ehrenamtlichen am Deutschen Kinderhospizforum
in Essen teil.
Hospizarbeit am Standort Johannesstift
Dieses Kapitel wurde dem Jahresbericht der Hospizarbeit im Ev. Johanneswerk in modifizierter und
gekürzter Form entnommen.
Die Hospizarbeit wird im EvKB/Johannesstift von ehrenamtlich Mitarbeitenden im Ev. Johanneswerk
e.V. geleistet. Frau Corinna Eimkemeier leitet, strukturiert und koordiniert seit acht Jahren dieses
spezielle Einsatzfeld.
Die Hospizarbeit ist in vielen Abteilungen des Evangelischen
Krankenhauses Bielefeld (EvKB) am Standort Johannesstift
fester Bestandteil der Klinikstruktur.
• 2011 waren 15 Hospiz-Ehrenamtliche im Krankenhaus tätig. Zwei der neu eingeführten
Hospizhelfer mussten nach einigen Wochen für sich feststellen, dass ihnen der Einsatz im
Krankenhaus nicht entspricht und die mit der Arbeit verbundene emotionale Belastung als
zu hoch empfunden wurde. Durch berufliche Veränderungen wechselten zwei weitere Mitarbeiter in den Bereich der Hospizarbeit der Altenhilfeeinrichtungen des Ev. Johanneswerkes.
• Bei akuten Begleitungsanfragen im Johannesstift waren auch einige ehrenamtliche Hospizhelfer aus dem ambulanten Umfeld oder den Bielefelder Altenpflegeheimen abruf- und einsetzbar.
• Sieben ehrenamtliche Hospiz-Mitarbeiter sind auf der Palliativstation des Johannesstifts im Einsatz. Sie sind dort an fast jedem Wochentag präsent. Regelmäßig finden Treffen zum Gedanken- und Meinungsaustausch zwischen dem auf der Station arbeitenden Personal und den ehrenamtlich Aktiven statt. Diese leisteten einen
Beitrag zu einer guten Zusammenarbeit und zur Vernetzung zwischen Haupt- und Ehrenamt.
• Alle Berufsgruppen, die an der Versorgung der Patienten und der Unterstützung der Angehörigen beteiligt sind, treffen sich montags für eine interdisziplinäre Übergabe. Daran nehmen das
Pflegepersonal, der Chefarzt PD Dr. Weißinger, Frau Ruprecht vom klinischen Sozialdienst, eine
Vertreterin des Psychoonkologischen Dienstes, Pastor Gräfe als ehrenamtlicher Vertreter der
Krankenhaus-Seelsorge, die Klinische Ethik und Frau Eimkemeier als Koordinatorin der Hospizarbeit im Ev. Johanneswerks teil.
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- 18 • In 2011 wurden weiterhin von den ehrenamtlichen Hospizmitarbeitern an jedem ersten
Freitag des Monats in der Wohnküche der Palliativstation Waffeln für Patienten, Angehörige,
Besucher und das Personal gebacken.
• Durch Spenden an die Hospizarbeit des Johannesstifts können einige zusätzliche Angebote
auf der Palliativstation geschaffen werden:
Das Angebot der Doktor Clowns besteht weiterhin im 14-tägigen Takt sowohl im palliativen,
als auch im onkologischen Bereich der Station A3. Die Anwesenheit der Clowns wird von
den Patienten, Besuchern und dem Personal begrüßt.
Durch Spenden an die Palliativstation gibt es ein regelmäßiges Angebot einmal pro Woche
der Musiktherapie und der Maltherapie.
Mit dem 31.12.2011 endete die Finanzierung der zusätzlichen halben Krankenpflegehelfer
Stelle, die seit dem 01.08.2010 dank einer Spende das pflegerische Team der Palliativstation
unterstützen konnte.
• 2011 wurden „Krankenhaus-Austauschforen“ für Mitarbeiter des klinischen Bereichs veranstaltet,
deren Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch von den Ehrenamtlichen gern genutzt wird. Diese
Foren wurden auch von Teilnehmern der Vorbereitungskurse als hilfreich empfunden.
• Am Jahresende 2011 erfolgte ein gemeinsames Treffen mit den ehrenamtlichen Hospizbegleitern der EvKB Standorte Bethel und Krankenhaus Mara und der dort zuständigen Hospizkoordinatorin Frau M. Bögeholz.
• Wie in den Vorjahren hielt Frau C. Eimkemeier auch 2011 regelmäßig einmal im Monat Kurzvorträge in der geriatrischen Tagesklinik über die Historie der Hospizarbeit und die verschiedenen hospizlichen Angebote in Bielefeld.
• Das Trauercafé nach den quartalsmäßig stattfindenden Gedenkgottesdiensten ist fester
Bestandteil des Angebots für Zu- und Angehörige von Patienten, die im EvKB am Standort Johannesstift verstorben sind. Dieses Angebot stößt auf positive Resonanz und wird als
unterstützend wahrgenommen.
• Begleitungen in 2011 im EvKB/Johannesstift
Die ehrenamtlichen Hospizbegleiter unterstützen Patienten am Ende ihres Lebenswegs oder
in schweren gesundheitlichen Krisen sowie deren Angehörige. Das Angebot war auch im
Berichtsjahr gefragt. Die Nachfrage von Begleitungen auf der Palliativstation ging etwas
zurück, wohingegen abgeschlossene Begleitungen auf andere Stationen zunahmen.
Vgl. Ethik-Komitee im Krankenhaus 1997. Hrsg.: Deutscher Evangelischer Krankenhausverband und Katholischer Krankenhausverband
Deutschlands. Berlin, Selbstverlag.
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Auf der Palliativstation gab es 2011 56 Begleitkontakte (72 in 2010). Auf anderen Stationen wurden
im Berichtsjahr 17 abgeschlossene Begleitungen (8 in 2010) durchgeführt.
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3. Das Klinische Ethikkomitee (KEK)
Gegründet 2003
Vorsitz: Dr. med. K. Kobert, Vertreter: Dr. med. J. Stockmann
1997 haben der Deutsche Evangelische Krankenhausverband und der Katholische Krankenhausverband Deutschlands e.V.6 gemeinsam ihre Mitgliedshäuser aufgerufen, Klinische Ethikkomitees
einzurichten. In Folge wurde im EvKB eine Steuerungsgruppe aufgebaut, aus der im Jahr 2003 das
KEK hervorging.
Das Klinische Ethikkomitee ist ein offizielles Gremium des EvKB. Seine Mitglieder werden von der
Geschäftsführung entsprechend seiner Satzung berufen.
Die Zusammensetzung ist möglichst repräsentativ für die Berufsgruppen und Abteilungen des
Krankenhauses. Gäste werden bei Bedarf, beispielsweise zur Einbringung ihrer Expertise, eingeladen.
Das Ethikkomitee ist ein beratendes Organ. Es kann von der Geschäftsführung, Abteilungen und
Einzelpersonen in Anspruch genommen werden. Seine Empfehlungen sind für die Anfordernden
nicht bindend, können aber von der zuständigen Hierarchieebene als Leitlinie oder Dienstanweisung
in Kraft gesetzt werden.
Die Arbeitsfelder des KEK sind krankenhaus- und patientenbezogen.
Das Klinische Ethikkomitee hat drei Hauptaufgaben:
Erstens gewährleistet es die Unterstützung der Kliniken und Einzelpersonen bei ethischen Fragestellungen, beispielsweise durch das Angebot von Ethikkonsilen oder Ethikvisiten. Zweitens ist es für die
Erarbeitung interner Empfehlungen und Richtlinien zuständig und drittens ermöglicht es die Schulung
von Mitarbeitern in Fragen der Klinischen Ethik in der Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Die Bearbeitung wirtschaftsethischer Fragestellungen und die Begutachtung von wissenschaftlichen
Studienvorhaben gehören nicht zum Aufgabenbereich des KEK.
Seit seiner Gründung vor acht Jahren konnte eine Vielzahl von Projekten umgesetzt werden.
Beispielhaft sind hier der Ethikberatungsdienst, die Hospizarbeit im Krankenhaus und das Projekt zur
Delirprävention im EvKB zu nennen. Ihre aktuellen Ergebnisse sind im jeweiligen Kapitel sowie im
Intranet und Internet zu finden.
Die Mitgliederzahl des KEK beläuft sich derzeit auf 27 Personen (siehe Anlage 2: Zusammensetzung
des Klinischen Ethikkomitees des EvKB).
Themen und Ergebnisse der sechs Sitzungen des Klinischen Ethikkomitees im Jahr 2011
• Die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland
ist Ende des Jahres 2010 von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin e. V., dem
Deutschen Hospiz- und Palliativverband e. V. und der Bundesärztekammer herausgegeben
worden. Auf Anfrage der Geschäftsführung des EvKB hat sich das Klinische Ethikkomitee
in seiner Januarsitzung 2011 damit befasst. Nach eingehender Erörterung hat das Komitee
folgendes Votum abgegeben: Die Charta ist inhaltlich in allen Punkten zu unterstützen.
Deshalb ist eine Unterzeichnung durch unser Krankenhaus zu begrüßen, zumal
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- 21 das EvKB viele der dort genannten Punkte bereits umsetzt oder deren Umsetzung
anstrebt. Mit einer Unterzeichnung geht nach Einschätzung des Ethikkomitees auch eine
Selbstverpflichtung zur langfristigen Weiterentwicklung der bereits vorhandenen guten
Strukturen einher. Der Wille zur Umsetzung der Ziele der Charta sollte bei strategischen
Entscheidungen erkennbar sein.
• Das KEK hat im Berichtsjahr die Erstellung eines hauseigenen Erklärungsheftes zu
Fragen um Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht initiiert. Es soll Laien bei der
Erstellung ihrer persönlichen Verfügungen unterstützen. Außerdem wurde die Anfertigung
einer Handlungsempfehlung zum Umgang mit Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten im Krankenhaus beschlossen. Sie soll dem Klinikpersonal eine Hilfestellung geben.
• Auf Anfrage der Geschäftsführung des EvKB hat sich das Klinische Ethikkomitee in seiner
Januar- und Februarsitzung 2011 mit der Frage der Durchführung von Gewebespenden befasst. Nach eingehender Erörterung unter Einbeziehung von eingeladenen Experten kam das
Komitee zu der Einschätzung, dass der Nutzen von Gewebespenden (insbesondere die Übertragung von menschlichen Herzklappen und Blutgefäßen) für die Patienten, deutlich erkennbar
und somit unter rein ethischen Gesichtspunkten zu befürworten ist.
• Im Februar des Berichtsjahres hat die Bundesärztekammer ihre überarbeiteten Grundsätze zur
ärztlichen Sterbebegleitung veröffentlicht. Sie wurden im KEK, insbesondere in Hinblick auf das
Thema des assistierten Suizids, diskutiert.
• Rechtliche Themen wurden mehrfach bearbeitet. Frau Dr. S. Tassi von der Juristischen Fakultät
der Universität Bielefeld hat ihre bisherigen Ergebnisse zu Fragen der Schweigepflicht bei Ethikberatungen vor ihrer Veröffentlichung vorgestellt und mit den Mitgliedern diskutiert.
• Außerdem hat Prof. Dr. W. Schild zum BGH „Sterbehilfe-Urteil“ vom 25. Juni 2010
– 2StR 454/09- referiert und dabei insbesondere die Debatte in der rechtlichen Fachwelt
dargestellt.
• Viele Mitarbeitende des EvKB nehmen seit vielen Jahren ehrenamtlich an humanitären Einsätzen in Entwicklungsländern teil. Dort werden sie gelegentlich mit Patienten konfrontiert, deren Erkrankungen nicht in ihrem Heimatland, möglicherweise aber in Deutschland
behandelt werden können. Um die Entscheidung für oder gegen eine Therapie im EvKB
zum Vorteil für alle Beteiligten fällen zu können, wurde in 2006 vom KEK eine Richtlinie
zur Behandlung von Patienten aus strukturschwachen Ländern erarbeitet. Sie wurde
im Berichtsjahr sechs Mal angewendet. Darunter befanden sich auch zwei kriegsverletzte Patienten aus Libyen, für die eine unentgeltliche Behandlung bewilligt wurde.
Das Ethikkomitee wurde über die Vorgehensweise bei jedem Einzelfall informiert.
• Dem Ethikkomitee wurde regelmäßig über die durchgeführten Ethikkonsile berichtet.
Dabei wurden ausgewählte Beratungsverläufe erneut diskutiert. Die Rückmeldungen aus
diesem Plenum boten den Ethikberatern erneut die Möglichkeit zur Reflexion. Aus der
Besprechung des zusammenfassenden Berichts über die 48 Fallbesprechungen des Jahres
2011 ergaben sich keine neuen Anforderungen an die Datenerfassung zu Evaluationszwecken.
Ein besonders komplexer Fall wurde in der Aprilsitzung des Ethikkomitees primär behandelt.
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4. Arbeitsgruppen, Ethikvisiten und Liaisondienste
Zur Durchführung rückblickender Fallbesprechungen hat es sich als sinnvoll erwiesen, abteilungsinterne Arbeitsgruppen zu gründen. Die Stärke dieser Arbeitsgruppen liegt im offenen und interprofessionellen Austausch. Positive Effekte sind in der Steigerung der ethischen Kompetenz der
Mitarbeiter anhand förderlicher Auswirkungen auf die zukünftige Zusammenarbeit und somit auf
die Patientenversorgung zu erkennen.
In mehreren Kliniken bestanden über viele Jahre derartige offene Gremien. Der Zugang zu den
aktuell existierenden Gruppen, in denen regelmäßig eine strukturierte Auseinandersetzung mit den
Themen der Klinischen Ethik stattfindet, ist niederschwellig und die Teilnahme an den Sitzungen
steht jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter der betreffenden Klinik frei.
Als weitere Möglichkeiten der Klinischen Ethikberatung existieren Ethikvisiten und Ethik-Liaisondienste.
Bei den Ethikvisiten werden gegebenenfalls aktuelle ethische Probleme direkt in der normalen Übergabevisite von den Teilnehmern angesprochen. Der Ethiker (Dr. K. Kobert) steht dabei für Fragen zur
Verfügung, gibt aber auch selbst Anregungen.
Der Liaisondienst zeichnet sich dadurch aus, dass in regelmäßigen Abständen eigene Ethikbesprechungen stattfinden. Dabei wird das Vorgehen bei jedem Patienten der Station oder bei ausgewählten
Patienten ethisch reflektiert.
Der Vorteil von Ethikvisiten und Liaisondiensten liegt in ihrer Regelmäßigkeit. Dadurch werden Probleme
erkannt und angegangen, bevor sich schwer lösbare Konstellationen entwickeln. In diesem Sinne ist
die Ethik hier präventiv wirksam.
Zusätzlich zu allen genannten Modellen der Ethikberatung ist der Ethiker auch außerhalb der Termine
für die Stationen und Einzelpersonen erreichbar.
Arbeitsgruppen
Im Verlauf der letzten Jahre hat ein Wandel in der Arbeitsstruktur der Ethikberatung stattgefunden. In
zunehmendem Maß wurden offene Arbeitsgruppen, deren Schwerpunkt auf retrospektiven Fallbesprechungen lag, durch prospektiv ausgerichtete Modelle wie Ethikvisiten und Liaisondienste ersetzt.
Zurzeit gibt es eine aktive Ethikarbeitsgruppe:
Onkologie-Palliativstation im Johannesstift
Seit 2006
Wegen personeller Engpässe wurde die Tätigkeit dieser Gruppe zeitweise ausgesetzt. In 2011 wurde
die regelmäßige Arbeit der Ethikberatung in dieser Form wieder aufgenommen. Die Treffen finden
etwa alle drei Monate statt. Dabei werden allgemeine und auch patientenzentrierte Vorgehensweisen reflektiert und unter Mitwirkung der Klinischen Ethik aufgearbeitet und gegebenenfalls Lösungsstrategien für die Zukunft entwickelt.
Ein erstes Ergebnis der Arbeitsgruppe war die Absprache, alle onkologischen Aufklärungsgespräche
bei Patienten, die zudem eine psychiatrische Erkrankung haben, unter Einbeziehung von Mitarbeitern
aus Pflege und Ethik durchzuführen. Von diesem Versuch erhoffte die Gruppe sich eine besonders
angemessene Vorgehensweise, die auf die Bedürfnisse dieser vulnerablen Patientengruppe abgestimmt ist.
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- 23 Ethikvisiten
Intensivstation der Medizinischen Klinik/Bethel, M1
Seit 2009
Die Ethikvisiten finden in einem vierwöchentlichen Rhythmus statt. Die reguläre Übergaberunde,
an der ärztliche und pflegerische Mitarbeiter teilnehmen, wird durch die Beteiligung des Klinischen
Ethikers und des Stationsseelsorgers Pastor W. Appelt ergänzt. Bei jedem Patienten wird an diesen Terminen neben den medizinischen und pflegerischen Fakten besonders auch nach zentralen ethische
Aspekten gefragt, die bei Bedarf diskutiert werden. Die Veranstaltung hat über den beratenden Anteil
hinaus den Charakter einer Lehrvisite und ist bei der Landesärztekammer (CME) zertifiziert.
Palliativstation der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin/Johannesstift
Seit 2011
Die ethische Visite auf der Palliativstation des EvKB findet zweiwöchentlich statt. Die Klinische
Ethik nimmt an der pflegerischen Patientenübergabe teil, bei der in der Regel auch der Chefarzt, der
Psychoonkologische Dienst sowie der Sozialdienst, die zuständige Hospizkoordinatorin, ein
Physiotherapeut sowie die Seelsorge vertreten sind. So können aktuelle Fälle besprochen und
sowohl allgemeine als auch patientenzentrierte Vorgehensweisen reflektiert werden.
Ethik-Liaisondienste
Station für Heimbeatmung in Mara
Seit 2006 als AG, seit 2008 als Ethik-Liaisondienst
6 Sitzungen in 2011
Der Ethiker kommt in einem Abstand von etwa sechs Wochen im Rahmen eines Ethik-Liaisondienstes auf die Station. Der Termin wird dafür in Anspruch genommen, um bei ausgewählten
Patienten die ethisch relevanten Fragen aktuell im Team zu besprechen. Bei Bedarf werden auch
umfangreichere Fallgespräche geführt und übergeordnete Themen besprochen.
Im Berichtsjahr wurde in diesem Zusammenhang beispielsweise die Aufgabenaufteilung zwischen
ärztlichem und pflegerischem Dienst bei der Durchführung schwieriger Gespräche und bei der
Erfragung der zukünftigen Behandlungswünsche der Patienten diskutiert und vereinbart.
Intensivstation im Johannesstift, F1
Seit 2008
Die Termine sind in der Regel zweiwöchentlich. In der Gruppe, die sich aus wechselnden Vertretern
des ärztlichen, pflegerischen und seelsorglichen Dienstes zusammensetzt, werden die ethischen
Fragestellungen bei ein bis zwei Patienten prospektiv besprochen. Die Fälle werden von maßgeblich
betreuenden Mitarbeitern vorgestellt, um dann im multidisziplinären Team diskutiert zu werden.
Gelegentlich nehmen an diesen Terminen auch Angehörige von Betroffenen teil.
Bei Bedarf werden kurzfristig zusätzliche Fallgespräche anberaumt.
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- 24 Intensivstation der Neonatologie/Bethel, K2
Seit 2010
Der Ethiker nimmt in vierwöchigem Abstand an der multiprofessionellen Übergabevisite der Frühgeborenenstation teil. Dabei werden pro Termin ein bis zwei schwierige aktuelle Fälle reflektiert. In 2011
pausierte der Ethik-Liaisondienst aufgrund struktureller Veränderungen auf der Station.
Intensivstation der Pädiatrie/Bethel, K1
Seit 2011
Auf der Pädiatrischen Intensivstation werden Kinder vom Neugeborenenalter bis hin zu jugendlichen
Patienten behandelt. Der ethische Liaisondienst erfolgt hier seit 2011 in vierwöchigen Abständen.
Bei den Treffen werden aktuelle Patienten vor dem Hintergrund vorhandener ethischer Fragestellungen besprochen. Es werden auch durch die Mitarbeiter besonders belastende Arbeitsbedingungen
reflektiert. So ergab sich aus einer Reflexionsrunde zum Umgang mit Sterbesituationen bei
Kindern die Initiierung eines Supervisionsprozesses. Er wurde vom Klinischen Ethiker zunächst begleitet
und dann an Frau H. Sudbrock, Supervisorin in den vBS Bethel, übergeben.
Der Weg nach Hause
Seit 2011
In vierwöchentlichem Rhythmus findet ein Ethik-Liaisondienst im Rahmen des Palliativprojektes „Der
Weg nach Hause“7 statt. Die Aufgabe des Projektes liegt darin, schwer kranke Kinder und Jugendliche
mit einer begrenzten Lebenserwartung sowie ihre Familien im Alltag umfassend und multiprofessionell zu Hause zu unterstützen. Themen sind neben ethischen Fragestellungen und Erfahrungen des
Alltags der Anwesenden auch rechtliche Aspekte.
7
Nähere Informationen zu dem Projekt „Der Weg nach Hause“ erhalten Sie unter www.dwnh.de.
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5. Hans-Joachim-Schwager-Preis für Klinische Ethik
Klinische Ethikberatung ist in Deutschland heute bei ca. 10 % der Krankenhäuser eingeführt. In den
USA ist es bei 100 % der Häuser mit mindestens 400 Betten der Fall. In der Aufbauphase sehen sich
die Akteure häufig Widerständen und Vorbehalten ausgesetzt, sodass von ihnen ein hohes Maß an
Überzeugungskraft, Belastbarkeit und Durchhaltevermögen abverlangt wird, ehe Erfolge zu verzeichnen sind. Um Ethiker oder Einrichtungen, die sich in diesem Zusammenhang besonders verdient
gemacht haben für ihr Engagement zu würdigen, wurde von den v. Bodelschwinghschen Stiftungen
Bethel der Hans-Joachim-Schwager-Preis gestiftet. Er ist mit 5000 € dotiert und wird erstmals auf der
International Conference for Clincal Ethics Consultation (ICCEC) 2013 in München vergeben.
Der Preis ist Prof. Dr. Hans-Joachim Schwager gewidmet. Er wurde am 3. Februar 1929 in Schlesien
geboren und studierte in Erlangen, Heidelberg und Münster Theologie und Philosophie. Nach
Stationen im Schuldienst, als Projektleiter und an einer Theologischen Akademie kam er 1973 zu
den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel. Neben seiner beruflichen Tätigkeit in Bethel engagierte
er sich im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche von Westfalen in Fragen der Ausbildung und
der Epilepsiebehandlung und arbeitete maßgeblich am Aufbau der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld mit.
Hans-Joachim Schwager war bis 1993 stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der v. Bodelschwinghschen Anstalten, Bethel und bis zu seinem Ruhestand 1994 deren leitender Pädagoge.
Er war sehr engagiert beim Aufbau der Klinischen Ethik in den Krankenanstalten Gilead, Bethel und
kann als einer der ersten deutschen Förderer auf diesem Gebiet gelten. Bis ins hohe Alter wirkte er
als treibende Kraft für die Entwicklung der Klinischen Ethik in Deutschland und den Nachbarländern.
Noch in den Jahren vor seinem Tod intensivierte er die Kooperation zwischen dem Evangelischen
Krankenhaus Bielefeld, Professor Reiter-Theil (damals Universität Freiburg i.Br., seit 2001 Universität
Basel), und Professor Agich (damals Cleveland Clinic Foundation, Ohio). Beide sind die Gründer der
Internationalen Kongressreihe zur Ethikberatung (ICCEC).
Am 26. März 2004 ist Prof. Dr. Hans-Joachim Schwager im Alter von 75 Jahren verstorben.
Zu Ehren seiner Pionierarbeit haben die v. Bodelschwinghschen Stiftungen den Hans Joachim Schwager Preis gestiftet. Er soll eine Anerkennung für ein anhaltendes und praxisorientiertes Engagement
im Bereich der Klinischen Ethik sein und wird in Zusammenarbeit mit der Internationalen Kongressreihe für Klinische Ethikberatung (ICCEC) vergeben.
Näheres unter: www.evkb.de/ethik und www.ICCEC2013.de.
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6. Moderation von Konfliktgesprächen
Im Klinikalltag kommt es gelegentlich zu scheinbar unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten
zwischen verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen. In solchen Fällen wurden von der Klinischen Ethik moderierte Gespräche zur Konfliktlösung von R. Balzer, Dr. med. K. Kobert, M. Pfäfflin
und Dr. med. J. Stockmann durchgeführt.
7. Patientenverfügung
7.1 Angebote im Krankenhaus
Immer mehr Menschen wünschen sich ein weitgehend selbstbestimmtes Leben und Sterben. Es ist
ihr Wunsch, existenzielle Fragen selbst zu regeln. Sie möchten Entscheidungen treffen für den Fall,
dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihre Wünsche hinsichtlich ärztlicher Behandlung, Behandlungsabbruch oder Nichtbehandlung etc. zu äußern. Für den Fall der krankheitsbedingten Entscheidungsbzw. Einwilligungsunfähigkeit möchten sie auf diesem Wege Vorsorge treffen.
Bei Bedarf wurden Patienten bei der Erstellung von persönlichen Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügungen beraten. Die Beratungsgespräche wurden regelmäßig
von Dr. med. Klaus Kobert, Schwester Elisabeth Strunk und zunehmend auch durch die Mitarbeiter
der Seelsorge als auch des Psychoonkologischen Dienstes durchgeführt. Der Klinische Sozialdienst
berät ebenfalls zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht.
Dieses Beratungsangebot wurde von den Patienten als sehr hilfreich wahrgenommen.
Die Patientenverfügung, die Vorsorgevollmacht8 und die Betreuungsverfügung sind in verschiedenen
Bereichen mit Publikumsverkehr wie Pforten oder Ambulanzen als auch bei Schwester E. Strunk
(Diakonisse und Beraterin für Patientenverfügungen) sowie Dr. med. Klaus Kobert erhältlich.
Der klinische Sozialdienst berät ebenfalls zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht.8
Die Patientenverfügung des EvKB ist sehr komplex. Deshalb empfiehlt es sich, bei der Erstellung
einer persönlichen Ausfertigung professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Erste Informationen können Interessierte aus Erklärungsheften zum Thema erhalten. In diesem Jahr wurde mit
der Erstellung einer solchen hauseigenen Broschüre begonnen. In diesem Erklärungsheft werden
häufig gestellte Fragen zu den Themen Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht beantwortet.
Es komplettiert die Vorsorgemappe des EvKB, die nun aus dieser Handreichung, den Formularen
für die Erstellung von persönlicher Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung
sowie einem Anschreiben besteht.
Die Formulare sind darüber hinaus als Download über die Internetseite des EvKB zu beziehen.
Die Rubrik „Patientenverfügung“ wurde 1750 Mal aufgerufen, davon 596 Mal als Einstiegsseite.
Die Gesamtauflage der gedruckten Fassung der Patientenverfügung des EvKB beläuft sich inzwischen
auf über 75.000 Exemplare. Darunter sind 56.000 Ausfertigungen des Ratgebers „Gute Jahre“ der
vBS Bethel, 15.000 Mappen zur Vorsorge des EvKB (Patienten-, Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht sowie weitergehende Informationen) sowie zwei Auflagen von Patientenunterlagen des Valeo
Klinikverbundes, der nach Absprache die Vorlagen des EvKB übernommen hat.
8
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Sozialberatung im EvKB: www.evkb.de/fuer-patienten-und-besucher/beratung/sozialberatung.html.
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7.2 Orientierungshilfe für Mitarbeiter zum Umgang mit Patientenverfügungen im
Krankenhaus
Um Mitarbeitende des Krankenhauses beim Umgang mit Patientenverfügungen im Klinikalltag zu
unterstützen, wurde mit der Erstellung einer Handlungsempfehlung begonnen. Sie soll vor allem
dazu dienen, Mitarbeiter bei ihrer Arbeit mit den Patienten zu unterstützen und offene Fragen,
z. B. zu der Verbindlichkeit von Patientenverfügungen, zu klären. Die Handreichung soll Mitarbeitern
mehr Sicherheit in Bezug auf diese Problemstellungen geben. Um diese Empfehlung im Arbeitsalltag
besser handhaben zu können, wird ein einseitiges Ablaufschema in Form eines Flussdiagramms
erstellt. Es ist vorgesehen, dieses in einer Kurzfassung sowie in einem Dokument mit weiterführenden
Erläuterungen zu erklären.
Die Fertigstellung der Handreichung und interne Bekanntmachung sind für das Jahr 2012 geplant.
Die Orientierungshilfe zum Umgang mit Patientenverfügungen wird im Intranet den Mitarbeitern auf
den Seiten der Klinischen Ethik zugänglich gemacht werden.
7.3 Patientenverfügung in einfacher Sprache
Patientenverfügungen sind, bedingt durch die Komplexität der Thematik, schwierig zu erstellen. In
den meisten Fällen kann nur durch professionelle Beratung ein angemessenes, den individuellen
Wünschen des Verfügenden entsprechendes Resultat erreicht werden. Die bislang zur Verfügung
stehenden Formulare sind nicht dazu geeignet, von Menschen mit kognitiven Einschränkungen, wie
beispielsweise Menschen mit Behinderungen oder mit einer demenziellen Entwicklung, verstanden
zu werden. Hier findet eine systematische Benachteiligung dieser Personengruppe statt. Auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen machen sich Gedanken über ihr Lebensende. Sie haben
diesbezüglich Wünsche und Vorstellungen, jedoch auch Ängste vor den ihnen unbekannten hoch
technisierten Möglichkeiten der Medizin.
Das Projekt des KEK „Patientenverfügung in einfacher Sprache“ will einen Beitrag zum Thema „Teilhabe“ leisten und ein leicht zu verstehendes Dokument schaffen, das die Selbstbestimmung und
Selbstorganisation von Menschen mit kognitiven Einschränkungen ernst nimmt und unterstützt.
Die Arbeitsgruppe steht unter der Federführung von Birte Schwarz, Krankenhausseelsorgerin am
Krankenhaus Mara, und arbeitet in enger Kooperation mit dem Stiftungsbereich Behindertenhilfe,
Bethel und mit der Rechtsabteilung der vBS Bethel.
Es wurde eine Broschüre „Patientenverfügung in einfacher Sprache“ entwickelt. Mit diesem Angebot steht nun ein Instrument zur Verfügung, das die Selbstbestimmung und Selbstorganisation
von Menschen mit kognitiven Einschränkungen ernst nimmt und sie in Kombination mit intensiver
Assistenz bei der Erstellung der persönlichen Verfügung dabei unterstützt, ihren Werten, Präferenzen
und Wünschen Ausdruck zu verleihen.
Die Unterstützung soll dabei durch zwei Beratende sichergestellt werden. Einer von ihnen sollte
aus dem persönlichen Umfeld des Klienten kommen und eine zweite, dem Klienten bislang nicht
vertraute Person, sollte in der Beratung bei der Erstellung von persönlichen Patientenverfügungen
erfahren und ausgebildet sein.
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- 28 In einer Pilotphase zur Erprobung in den Häusern Groß-Bethel und Tiberias der Stiftung Bethel
wurden 11 solcher Beratungen durchgeführt. Diese ersten Erfahrungen im praktischen Einsatz wurden bezüglich der Anwendbarkeit und des Beratungsprozesses evaluiert. Die Vorgehensweise und
das Dokument haben sich dabei als praxistauglich erwiesen. Es ist deshalb vorgesehen, das Schriftstück in überarbeiteter Form im kommenden Jahr in größerer Auflage zu drucken und es den Bewohnern und Einrichtungen im Bereich der vBS Bethel zu Verfügung zu stellen.
8. Inter- und Intranetdarstellung
8.1. Internet
In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsmarketing wird die Darstellung der Klinischen Ethik auf der
Homepage des EvKB fortlaufend aktualisiert. Die vollständige Adresse ist:
http://www.evkb.de/Ethik
Zugriffsstatistik der Internetseiten:
Im Berichtsjahr wurde 2.657 Mal auf die Hauptseite der Klinischen Ethik zugegriffen, dabei wurde sie
781 Mal als Einstiegsseite direkt angewählt.
Für die Unterbereiche ergeben sich die folgenden Zahlen:
•
•
•
•
Patientenverfügung – Ansicht PDF-Datei als Download
1750
Klinisches Ethikkomitee 764
Jahresbericht
987
Geschichte der Ethikarbeit im EvKB 782
Im Vergleich zu den Zahlen des Vorjahres fällt auf, dass die Gesamtzugriffsrate geringfügig angestiegen ist (von 2.473 Mal auf 2.657). Die Tendenz der letzten Jahre, dass einzelne Kapitel deutlich
häufiger von den Besuchern der Hauptseite angewählt wurden, setzte sich auch in dem aktuellen
Berichtsjahr fort. Demzufolge haben sich die einzelnen Nutzer wiederum intensiver mit den Inhalten
des Ethikbereichs des EvKB im Internet befasst.
Nähere Informationen zu dem „Hospital Elder Life Program (HELP) – Ein Plus für ältere Patienten“ finden Sie unter
http://gi-intranet.gilead.de/de/abteilungen/help/page.html.
9
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- 29 8.2. Intranet
Zu Beginn des Jahres 2011 entstand der Intranet-Auftritt der Klinischen Ethik.
Er richtet sich an interessierte Mitarbeiter und bietet einen Überblick über die Strukturen der Ethikarbeit
und den Aufgabenbereich der Klinischen Ethik im EvKB. Neben Informationen zu dem Klinischen
Ethikkomitee und dem Einsatzgebiet des Ethikberatungsdienstes informiert die Klinische Ethik an dieser Stelle über die Anforderung eines ethischen Fallgespräches und verweist auch auf den bestehenden Rufdienst und die Kontaktmöglichkeiten. Die im Krankenhaus entwickelte Patientenverfügung
sowie die Vorsorgevollmacht können hier abgerufen werden. Für Mitarbeiter des Ethikberatungsdienstes stehen Blancoformulare für die Dokumentation ethischer Fallbesprechungen zur Verfügung.
Zudem informiert die Klinische Ethik an dieser Stelle über aktuelle Projekte, z. B. über die Konzeption
einer Patientenverfügung in einfacher Sprache oder zu dem Umgang und der Betreuung
alter Menschen im Krankenhaus.
Neben der Klinischen Ethik ist auch die Hospizarbeit im EvKB in dem Intranet-Auftritt vertreten. Unter
der Rubrik Veröffentlichungen/Presse finden sich aktuelle Beiträge zu der Ethikarbeit im Evangelischen Krankenhaus.
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9. Mitarbeiter der Klinischen Ethik
Klinischer Ethiker
Die Position ist seit dem 1. August 2005 mit Dr. med. K. Kobert besetzt.
Seine Aufgaben sind unter anderem:
• Die Koordination und Leitung der verschiedenen Ethikgremien. Dazu gehören das KEK und
verschiedene Arbeitsgruppen.
• Der Ausbau und die Pflege des klinisch ethischen Beratungsangebotes.
• Die Organisation von Weiterbildungsangeboten für das Klinikpersonal im Bereich der Ethik.
• Die Unterstützung der medizinischen Fachabteilungen bei der Entwicklung von Richtlinien.
• Die Vertretung des EvKB nach außen zu Themen seines Fachgebietes gegenüber den Medien
oder durch Vorträge und Gremienmitarbeit.
• Die Fachaufsicht über die Koordination der Hospizarbeit im EvKB/Bethel.
• Die Koordination der Umsetzung der Richtlinie zur Behandlung von Patienten aus strukturschwachen Ländern (siehe Kapitel 3: Das Klinische Ethikkomitee). Dabei hat der Ethiker
Schnittstellenfunktion zwischen Geschäftsführung und Klinikern durch Einbringung seines ethischen und medizinischen Wissens. Im Berichtsjahr wurden sechs Anfragen zum Nutzen für alle
Beteiligten bearbeitet (siehe: 3. Das Klinische Ethikkomitee).
Praktikantinnen
Im Jahr 2011 wurden erstmalig Praktika in der Klinischen Ethik durchgeführt. Die Praktikantinnen
waren dabei in die Aufgaben der Klinischen Ethik eingebunden und nahmen sowohl an ethischen
Visiten und Ethik-Liaisondiensten als auch an ethischen Fallbesprechungen teil. Dazu leisteten sie
auch administrative Tätigkeiten und unterstützten die Öffentlichkeitsarbeit.
Frau Tanja Löbbing absolvierte im Rahmen eines Praktischen Semesters in dem Masterstudiengang
„Medizin-Ethik-Recht“ von Januar bis einschließlich März ein Praktikum in der Abteilung für Klinische
Ethik.
Frau Lisa Kuhlmeier absolvierte im Rahmen ihres Philosophie-Bachelorstudiums von Mitte Juli bis
Mitte September 2011 ein zweimonatiges Praktikum in der Klinischen Ethik.
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10. Mitarbeit in externen Ethikgremien, Kooperationen und Mandate
• Mitglied des Vorstandes des Verbandes Evangelischer Krankenhäuser – Rheinland, Westfalen,
Lippe (VEK-RWL): Dr. med. K. Kobert
• Telefonhotline
Eine
für
Initiative
des
kollegiale
VEK-RWL
Beratung
in
„Behindertenmedizin
Kooperation
mit
im
dem
Krankenhaus“
Krankenhaus
Mara:
Dr. med. U. Pfaff, B. Schneider, Dr. med. J. Stockmann
• Mitglieder der Ethikkommission der vBS Bethel: Prof. Dr. med. M. Driessen, Dr. med. K. Kobert,
Prof. Dr. med. R. Kolloch, Prof. Dr. med. F. Mertzlufft
• Mitglieder
des
Kuratoriums
der
Hospizarbeit
im
Ev.
Johanneswerk:
C. Eimkemeier, Dr. med. K. Kobert (Vorsitz)
• Mitinitiator und Konsiliarius des palliativmedizinischen Konsiliardienstes für Bielefeld:
Dr. med. H.-J. Flender
• Zweiter Vorsitzender des Palliativnetzes Bielefeld: Dr. med. H.-J. Flender
• Mitglied in der Arbeitsgruppe „Ethikberatung“ der Akademie für Ethik in der Medizin (AEM):
Dr. med. K. Kobert, M. Pfäfflin
• Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Europäischen Zentrums für universitäre Studien
der Senioren (EZUS) am Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG), Bielefeld:
Dr. med. K. Kobert
• Kooperationspartner
des
METAP-Evaluationsprojektes
(Modular,
Ethik,
Therapie-
entscheide, Allokation und Prozess) des Fachbereichs Medizin- und Gesundheitsethik, Medizinische Fakultät Basel/Universitätsspital: Dr. med. K. Kobert, M. Pfäfflin
• Mitglied des Referates „Theologie und Ethik“ des Vorstandes des Deutschen Evangelischen
Krankenhausverbandes (DEKV): Dr. med. K. Kobert.
• Beirat des Vorstandes der Bundesarbeitsgemeinschaft Ärzte für Menschen mit geistiger oder
mehrfacher Behinderung (BAG) e. V.: Dr. med. J. Stockmann
• Mitglied des Beirates „Verein Haus der Stille“, vBS Bethel: Dr. med. K. Kobert
• Mitglied im Kernteam des Help-Programmes9 im EvKB zur Delirprävention im Krankenhaus:
Dr. med. K. Kobert
• Beratung der Kliniken Essen Mitte – Evang. Huyssens-Stiftung beim Aufbau eines klinischen
Ethikkomitees: Dr. med. K. Kobert
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11. Vorträge
• „Die Patientenverfügung“, Vortrag: 19.01.2011, Die Grünen Damen des EvKB, Bielefeld,
Dr. med. K. Kobert
• „Die Ethische Fallberatung in der Praxis“, Workshop und Teilnahme an Podiumsdiskussion der
Fachtagung „Der Menschenwille ist (k)ein Himmelreich“: 27.01.2011, Diakonie RheinlandWestfalen-Lippe, Gelsenkirchen, Dr. med. K. Kobert
• „Ehrenamtliche Hospizarbeit im Verein und deren praktische Ausprägung in der Begleitung von
sterbenden Menschen“, Vortrag: 09.02.2011, Sozialseminar der Kirchengemeinde Jöllenbeck,
M. Bögeholz
• „Hospizarbeit im Krankenhaus“, Vortrag im Rahmen des 1. Ausbildungskurses des Hospiz e.V.,
Bethel, am 17.2.2011, M. Bögeholz
• „Grundlagen der Therapieentscheidung im Grenzbereich – die Arbeit eines Ethikkomitees“, Vortrag: 18.02.2011, 18. Ostwestfälisches Gefäßsymposium, Stadthalle Bielefeld,
Dr. med. K. Kobert
• „Die Patientenverfügung“, Vortrag: 21.02.2011, Hospiz e.V. Bethel, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert
• „Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung“, Vortrag mit Beratungsangebot: 01.03.2011
in Kooperation mit der Sparkasse Bielefeld, Sparkassenzentrale Schweriner Straße 5,
Dr. med. K. Kobert, C. Müller und E. Strunk
• „Die Implementierung Klinischer Ethikarbeit“, Workshop: 14.03.2011, Klinisches Ethikkomitee
des Evangelischen Krankenhauses Lippstadt, Lippstadt, Dr. med. K. Kobert
• „Die Patientenverfügung in einfacher Sprache“, Vortrag vor Mitarbeitern des Hauses GroßBethel: 30.03.2011, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert und B. Schwarz
• „Die Patientenverfügung“, Vortrag: 07.04.2011, Familienkreis Katholische Kirchengemeinde
Heilig Geist, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert
• „Patientenverfügungen und immaterielle Vorsorgeregelungen“, Vortrag mit Beratungsangebot: 14.04.2011, Freunde und Förderer Bethels, Festhalle Schöttmar, Dr. med. K. Kobert,
M. Stockmeier (Rechtsanwältin und Mediatorin, Bielefeld) und E. Strunk
• „Das Fallgespräch als Instrument der Pflegeüberleitung“, Vortrag: 07.06.2011, Wilhelm-Augusta-Stift
Arbeitsgemeinschaft Pflege-Überleitungen, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert
• „Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht“, Vortrag: 14.06.2011, Sozialverband Deutschland,
Ortsgruppe Schildesche, E. Strunk
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- 33 • „Patientenverfügungen
und
immaterielle
Vorsorgeregelungen“,
Vortrag
mit
Bera-
tungsangebot: 17.06.2011, Freunde und Förderer Bethels, Schloß Holte-Stukenbrock,
C. Müller, M. Stockmeier (Rechtsanwältin und Mediatorin, Bielefeld) und E. Strunk
• „Die Patientenverfügung in einfacher Sprache“, Vortrag: 21.07.2011, Angehörige der
Bewohner von Haus Groß-Bethel, Bielefeld, L. Kozian (Einrichtungsleitung Haus Elim)
„Die Patientenverfügung in einfacher Sprache“, Vortrag: 27.07.2011 vor Mitarbeitern des
Hauses Tiberias, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert und B. Schwarz
• „Die Patientenverfügung in einfacher Sprache“, Vortrag: 03.08.2011, Bewohner des Hauses
Tiberias, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert und B. Schwarz
• „Die Aufbauphase eines Ethikkomitees“, Vortrag: 08.09.2011, Mitarbeiter der Kliniken Essen
Mitte, Dr. med. K. Kobert
• „Die Patientenverfügung“, Vortrag: 18.10.2011, Pfarrgemeinde St. Bonifatius, Bielefeld,
Dr. med. K. Kobert
• „Die Patientenverfügung in einfacher Sprache“, Vortrag: 20.10.2011, Seelsorgebeauftragte in
Bethel, Bielefeld, Neue Schmiede, Dr. med. K. Kobert
• „Patientenverfügungen und immaterielle Vorsorgeregelungen“, Vortrag mit Beratungsangebot:
21.10.2011, Freunde und Förderer Bethels, Stadthalle, Detmold, Dr. med. K. Kobert, C. Müller
und M. Stockmeier (Rechtsanwältin und Mediatorin, Bielefeld)
• „Praktische Ethikarbeit in einem konfessionellen Krankenhaus“, Vortrag: 02.11.2011,
Mitarbeiter des Mathilden Hospitals Herford, Dr. med. K. Kobert
• „Trauer und Abschiednehmen“ Vortrag für den Jahreskurs der Diakonissen (Sarepta): 4.11.2011,
M. Bögeholz
• „Aktive Sterbehilfe vs. palliative Care“, Vortrag mit Diskussion: 15.11.2011, öffentliche Veranstaltung PARIVital, Lübbecke, Dr. med. K. Kobert
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12. Unterrichtseinheiten und Lehraufträge
• „Angewandte Ethik im Krankenhaus – Das ethische Fallgespräch“, Unterricht am 31.01.2011,
Auszubildende Erzieher des Berufskolleg Bethel, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert
• „Hospizarbeit im Krankenhaus“, Vortrag im Rahmen des 1. Ausbildungskurses für ehrenamtliche Mitarbeiter des Hospiz e.V., Bethel: 17.2.2011, M. Bögeholz
• „Die Grundlagen Klinischer Ethik Teil 1“, am 06.05.2011, Vortrag für Fachpflegekräfte der Anästhesie und Intensivmedizin, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert
• „Palliative Care und Hospizarbeit“, Tagesseminar: 24.06.2010 EZUS, Gerontologische Studienrichtung, Dr. med. K. Kobert
• „Die Grundlagen Klinischer Ethik Teil 2“, Seminar und praktische Übungen: 08.06.2011, Auszubildende Fachpflege Anästhesie und Intensivmedizin, E. Heesch, A. Kessler-Weinrich und Dr.
med. K. Kobert
• „Das ethische Fallgespräch. Philosophische Grundlagen und Praxis“, Unterricht: 15.06.2011,
Primary Nursing Fortbildung, Bielefeld, Dr. med. K. Kobert und Dr. phil. M. Schmidt
• „Palliative Care und Hospizarbeit“, Tagesseminar: 17.06.2011, EZUS, Gerontologische Studienrichtung, Dr. med. K. Kobert
• 12 Ausbildungstermine zwischen 5.7.2011 und 6.12.2011 inklusive zwei Intensiv-Wochenenden und Praktikumsbegleitung im Krankenhaus für den 2. Ausbildungskurs des Hospiz e.V.,
Bethel, M. Bögeholz
• “Klinische Ethik”, Tagesseminar: 17.09.2010, Fachhochschule der Diakonie, Dr. med. K. Kobert
• Unterricht mit klinisch-ethischen Schwerpunkten für Medizinstudenten im Praktischen Jahr
einmal pro Semester, H. Diekmann, Trainer für Palliative Care, Dr. med. K. Kobert
• Vermittlung ethischer Inhalte im Rahmen der Kinder- und Krankenpflege, Gesundheitsschulen
im EvKB, T. Führmann, E. Heesch, I. Lautz, I. Neufeld, G. Weihsbach
• Seminare zur Klinischen Ethik am Fachseminar – Altenpflege, E. Heesch
• Unterrichtseinheiten zum Thema „Berufsethik“, Deutsche Angestellten-Akademie Bielefeld,
E. Heesch
• „Klinische Ethik“, Lehrauftrag der Fachhochschule der Diakonie Bethel, Dr. med. K. Kobert
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13. Interne Fortbildungsangebote
• „Präimplantationsdiagnostik. Aktuelle Aspekte der ethischen und politischen Debatte“, Vortrag
und Diskussion: 15.02.2011, Ethikkommission vBS, Bethel, Dr. M. Wunder
• Fünfter Workshop der Ethikberater des EvKB vom 5.12.-6.12.2011, „Psychologische Aspekte der Ethikberatung - vom Umgang mit Stolpersteinen“, Tagungshotel Flussbett, Gütersloh
Referentin: D. Kumbier, Psychologin und Lehrtrainerin am Schulz-von-Thun-Institut Hamburg
Die Inhalte der Veranstaltung sind im Kapitel 1.2 Ethikberatungsdienst beschrieben.
• Im Berichtsjahr wurden zahlreiche Veranstaltungen in verschiedenen Gremien des Krankenhauses angeboten. Themen waren unter anderem „Das Ethik-Fallgespräch“, „Ethische Dimensionen der Organspende“, „Das Gesetz zur Patientenverfügung“ und „Hospizarbeit im Krankenhaus“.
14. Publikationen und wissenschaftliche Aktivitäten
• Forschungskolloquium des METAP-Evaluationsprojektes (Module, Ethik, Therapieentscheide,
Allokation und Prozess): 03.-04.02.2011, Fachbereich Medizin- und Gesundheitsethik,
Medizinische Fakultät Basel/Universitätsspital, K. Kobert, M. Pfäfflin
• 7th International Conference on Clinical Ethics Consultation (ICCEC), Mai 2011,
Amsterdam, Niederlande:
• A Living Will Form in Basic Language. Vortrag: 19.05.2011, K. Kobert, B. Schwarz
und L. Kozian
• The
relation
between
CES
and
quality
of
care
and
moral
competence.
Vorsitz des Panels: K. Kobert
• Patients‘ Will and Doctors‘ Competence: Reasoning in Clinical Ethics Consultation.
An Evaluation of Records. Vortrag und Poster:20.05.2011, M. Pfäfflin, K. Kobert
• Pitfalls in Clinical Ethics Consultation: Conflicts of Duty and Interest. Podiumsdiskussion
und Vortrag: 21.05.2011, M. Pfäfflin
• Heesch E., Weller U., Kobert K. (2011): Satt, sauber und fremdbestimmt? Eine Kasuistik zur
Frage der künstlichen Ernährung bei fortgeschrittener Demenz. In: Stutzki R., Ohnsorge K.,
Reiter-Theil S. (Hrsg.): Ethikkonsultation heute – vom Modell zur Praxis. LIT Verlag, Wien, 153-168
• Siegel H. (2011): Verantwortung tragen für das eigene Leben – Die neue Freiheit genießen. In: Gute Jahre. Der Ratgeber zum Älterwerden, herausgegeben von den
v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, 2. aktualisierte Auflage, 24-29
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- 36 • Kobert K., Pfäfflin M. u. a. (2011): AG „Ethikberatung im Krankenhaus“ in der Akademie für Ethik
in der Medizin e. V.: Empfehlungen für die Dokumentation von Ethik-Fallberatungen. Ethik in
der Medizin 23: 155-159
• Bach F., Kobert K., Mertzlufft F. (2011): Intensivmedizin zwischen Behandlungsauftrag und Behandlungsbegrenzung. Eine Klinisch-Ethische Kasuistik. In: Eckart, J., Forst, H., Briegel, J.(Hg.):
Intensivmedizin. Kompendium und Repetitorium zur interdisziplinären Weiter- und Fortbildung,
Landsberg, 1-11
• Schulz M., Kobert K. (2011): Entscheidungen im Sinne des Patienten. Psych. Pflege Heute 5:
245-24 Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Europäischen Zentrums für Universitäre
Studien der Senioren (EZUS), Kobert K.
• Begleitung des Projektes „Entwicklung einer Patientenverfügung in einfacher Sprache“ im Rahmen einer Bachelorarbeit der Fachhochschule der Diakonie, Bielefeld, Kozian L.
• Kobert K. (2011): Kurzprotokoll einer Ethik - Fallberatung - Kennzahlen. In: Dialog Ethik (Hrsg.):
Praxisordner Ethik, Schabe AG, Basel, 21-1 – 21-4
• Heesch E., Kobert K. (2011): Das Konzept der dualen Moderation. In: Dialog Ethik (Hrsg.):
Praxisordner Ethik, Schabe AG, Basel, 5-1 – 5-6
15. Teilnahme an Qualifizierungsprogrammen und Kongressen
• Masterstudiengang „Medizinische Ethik“, Universität Mainz, A. Kessler-Weinrich
• Fernlehrgang „ BeraterIn für Ethik im Gesundheitswesen“ CEKIB, Universität Nürnberg,
S. Kleffmann
• Besuch des Kinderhospizes „Sternenbrücke“ in Hamburg am 03.03.2011, M. Bögeholz
• Teilnahme am Workshop zum Thema „Kinder und Jugendliche in der Beschäftigung mit
Musik in ihrem Sterbeprozess“ im Rahmen des Deutschen Kinderhospizforums in Essen am
15.10.2011, M. Bögeholz
• Drittes Vernetzungstreffen professioneller klinischer Ethikberater: 1.- 2.12.2011, Diakoniekrankenhaus Henriettenstiftung, Hannover, Dr. med. K. Kobert, M. Pfäfflin
• Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin, „Die Selbstbestimmung des Patienten und
die Medizin der Zukunft“, 29.09.- 01.10.2011, Göttingen, Dr. med. K. Kobert
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16. Presseberichte, Medien
Der Ring10 , Februar 2011 „Mit simplen Worten zur komplexen Entscheidung“
Artikel zur Patientenverfügung in einfacher Sprache
Valeo mittendrin, Februar 2011 In Ruhe und Würde Abschied nehmen
Die ZEIT, 20.04.2011 Spiewak, Martin: „Alltägliches Dilemma“ - Die moderne Heilkunst stellt Ärzte und Angehörige vor heikle Fragen. Ethikberater helfen bei der Entscheidung, erschienen in: DIE ZEIT, Nr. 17/2011 vom
Radio Bielefeld, 11.05.2011 Klinische Ethik
Der Bielefelder, Juni 2011 Bodermann: „Klinische Ethikberatung- Leben und Sterben“,
erschienen in: Bielefelder – Die Illustrierte der Stadt, Nr. 06/11
Der Ring, Juni 2011 „Die Nieren – beerdigen oder spenden?“
Forum Hospiz, November 2011
DPWV, „Aktive Sterbehilfe vs. Palliativ Care“
Neue Westfälische,
November 2011 „Leben und sterben lassen“
10
Zeitschrift der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
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17. Perspektiven für 2012
Der Ethikberatungsdienst hat sich auf seinem diesjährigen Workshop entschieden, im kommenden
Jahr ein Informationsheft zu seinem Angebot des moderierten Fallgesprächs zu erstellen. Es soll
sowohl Patienten und ihren Angehörigen als auch Mitarbeitern des Krankenhauses Grundlegendes
über diese Möglichkeit der Ethikberatung vermitteln, um diese dann bei Bedarf anfordern zu können.
Außerdem haben erste Vorgespräche mit der Behindertenhilfe Bethel zu einem möglichen Aufbau
von Strukturen der ethischen Fallbesprechung in diesem Bereich stattgefunden. Die Planung soll im
Jahr 2012 fortgesetzt werden.
Die Orientierungshilfe für Mitarbeitende des EvKB zum Umgang mit Patientenverfügungen und
Vorsorgevollmachten ist weitgehend fertiggestellt (s. 7.2.). Sie soll für alle Berufsgruppen im kommenden Jahr auf den Seiten der Klinischen Ethik im Intranet zu Verfügung gestellt werden.
Auch das Projekt „Patientenverfügung in einfacher Sprache“ wird weitergeführt (s. 7.3.). Nach der
erfolgreichen Pilotphase in zwei Betheler Häusern wird das Angebot im kommenden Jahr in einer
überarbeiteten Fassung für alle Einrichtungen der vBS Bethel zur Verfügung stehen.
Der Ethikberatungsdienst ist mit fast 50 Ethikkonsilen im Jahr eine der aktivsten Einrichtungen in
Deutschland. Ziel ist es, dem in ihn gesetzten Vertrauen weiterhin gerecht zu werden, indem den
unterschiedlichen Bedürfnissen der Kliniken professionell und bedarfsadaptiert begegnet wird.
Hier zeichnet sich ein Wandel in der Struktur der Ethikberatung ab. Vermehrt werden die Modelle
der Ethikvisite und des Liaison-Dienstes nachgefragt. Ob sich dadurch die Zahl der Einzelfallkonsile
reduzieren wird, bleibt abzuwarten.
Dank
Die praktische Ethikarbeit für die Patienten und die Mitarbeitenden hat in unserem Krankenhaus eine
lange Tradition. Im vergangenen Jahr konnte das Angebotsspektrum erneut erweitert werden. Das
gelang nur durch Einbeziehung vieler engagierter Menschen, die trotz zunehmender Verdichtung der
Arbeit bis hin zur Belastungsgrenze bereit waren, sich nebenberuflich in der Klinischen Ethik einzusetzen. Dabei denke ich besonders an die Mitarbeit im Rahmen der Angebote von Ethikberatung
und Hospizarbeit und innerhalb des Klinischen Ethikkomitees. Auch möchte ich an dieser Stelle die
Beratungen zu den Patientenverfügungen, das wissenschaftliche Engagement, die vielfältigen Dozententätigkeiten sowie die Mitarbeit in externen Gremien und viele Aktivitäten, die ich hier im Einzelnen
nicht nennen kann, erwähnen.
Allen, die sich engagiert haben, gilt mein ganz besonderer Dank.
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18. Anlagen
Anlage 1: Kurze Geschichte der strukturierten Ethikarbeit im EvKB
Chronologie der strukturierten Ethikarbeit in den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und
dem Evangelischen Johanneswerk unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung der Klinischen
Ethik im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld:
1986
• Gründung der Ethik-Kommission der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Sie hat die
Aufgabe, sich mit ethisch relevanten Themen aus dem Gesamtbereich Bethel zu befassen.
1993
• Gründung des Hospiz e.V., Bethel
1996
• Gründung des Vereins Hospizarbeit im EJW
• Beginn der strukturierten Klinischen Ethikarbeit in den Krankenhäusern Gilead und Mara. Sie befasst
sich mit den alltäglichen medizinethischen Fragen bei der Patientenversorgung im Krankenhaus.
• Herr Prof. G. Kanoti, führender Bioethiker aus Cleveland/USA, kommt auf Einladung der Geschäftsführung nach Gilead, um über seine ca. 20jährige Erfahrung in Klinischer Ethik an der
Cleveland Clinic zu referieren. Ein einwöchiges Seminar für Mitarbeiter verschiedener Kliniken
wird angeboten. Die Initiative ging von Herrn Dr. D. Heberhold, damals ärztlicher Direktor, aus.
Die Arbeit wurde von Beginn an von Herrn Prof. H.-J. Schwager (Vorstand der vBSB) wissenschaftlich begleitet und von Frau H. Czajka-Obst koordiniert.
1997
• Berufung des Kuratoriums Hospizarbeit im EJW, Vorsitz Herr Dr. W. Sielemann.
• Herr Prof. H.-M. Sass (Georgetown University Washington D.C., Ruhruniversität Bochum) führt
Trainingsseminare für Mitarbeiter in Bethel durch.
• Die Ethik-Arbeitsgemeinschaften der Kliniken Innere Medizin und Neurologie werden gegründet.
1998
• Die klinikinterne Arbeitsgemeinschaft der Kinderklinik folgt.
• Das stationäre Hospiz „Haus Zuversicht“ wird in Bethel eröffnet.
1999
• Die Steuerungsgruppe Klinische Ethik der Krankenhäuser Gilead und Mara wird gegründet.
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- 40 • Frau Prof. S. Reiter-Theil (Basel/Schweiz) unterstützt den Aufbau und begleitet ihn im Verlauf
der kommenden Jahre kontinuierlich.
2000
• Die Ethik-Arbeitsgemeinschaft der Klinik für Anästhesie/Bethel wird gegründet.
• Im Dezember wird die Steuerungsgruppe Klinische Ethik als Vorläufer des Klinischen Ethikkomitees gegründet.
2001
• Berufung des Arbeitskreises Ethische Fragen im EJW unter dem Vorsitz von Herrn Prof.
U. Laaser. Der Arbeitskreis hat die Aufgabe, sich mit ethisch relevanten Themen aus dem Gesamtbereich des EJW zu befassen.
• Herr Prof. G. Agich (Cleveland/USA) führt ein einwöchiges Seminar durch.
• Schwester Rosemarie Hopp übernimmt die Koordination der Klinischen Ethik in den Krankenhäusern Gilead und Mara zusammen mit Herrn Prof. H.-J. Schwager.
2002
• Teilnahme von Mitgliedern der Steuerungsgruppe an einem Workshop der Universität Basel
unter der Leitung von Frau Prof. S. Reiter-Theil.
• Etablierung von Ethikvisiten auf der Anästhesiologischen Intensivstation am Standort Bethel.
2003
• Gründung des Klinischen Ethikkomitees (KEK) am Standort Bethel.
• Mehrere Vorträge auf dem 1. internationalen Kongress zur Ethikberatung in Cleveland
(ICCEC), USA von Mitgliedern des KEK.
2004
• Einrichtung der Palliativstation im Evangelischen Johannes Krankenhaus (heute EvKB) mit sieben Betten. Es ist die erste Station dieser Art im Großraum Bielefeld.
2005
• Das KEK wird als gemeinsames Gremium der drei Standorte des EvKB (Krankenhaus Gilead,
Ev. Johannes Krankenhaus und Krankenhaus Mara) neu besetzt.
• Berufung von Dr. med. K. Kobert als hauptamtlichen Klinischen Ethiker des EvKB.
• Ethik wird fester Bestandteil des Unterrichtes für Medizinstudentinnen und Medizinstudenten
im Praktischen Jahr.
• Gründung der Ethik-AG in der Klinik für Onkologie und Palliativmedizin Johannesstift
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- 41 • Gründung der Ethik-AG in der Klinik für Allgemein- und Thoraxchirurgie Bethel.
• Implementierung regelmäßiger Ethikvisiten und -gespräche.
2006
• Gründung der Ethik-AGs in der Klinik für Allgemein- und Thoraxchirurgie/Bethel, auf der
Station für Heimbeatmung am Standort Bethel/Mara und der Klinik für Onkologie und
Palliativmedizin/Johannesstift.
2007
• Krankenhausinterner Wochenendworkshop zur Einrichtung eines Ethikberatungsdienstest im
EvKB unter der Mitwirkung von N. Steinkamp, Universität Nimwegen.
• Mehrere Beiträge zum 3. internationalen Kongress (ICCEC) zur Ethikberatung in Toronto,
Kanada von Mitgliedern des KEK.
• Beginn des Ethikberatungsdienstes im Juli mit 13 ausgebildeten Ethikberatern.
• Beginn der Hospizarbeit im EvKB am Standort Bethel unter der Koordination von
M. Bögeholz.
2008
• Zweiter Workshop des Ethikberatungsdienstes des EvKB „Philosophische Grundlagen von
ethischen Entscheidungen“, unter Mitwirkung von H. Schmidt-Felzmann, Department of
Philosophy & COBRA National University of Ireland, Galway, Irland.
• Mehrere Beiträge zum 4. internationalen Kongress (ICCEC) zur Ethikberatung in Rijeka, Kroatien
von Mitgliedern des KEK.
• Implementierung des Ethik-Liaisondienstes auf der Operativen Intensivstation im Johannesstift.
• Gründung der Ethik-AG in der Klinik für Neurochirurgie.
2009
• Ethikvisiten werden regelmäßig auf der Intensivstation der Medizinischen Klinik/Bethel durchgeführt.
• Dritter Workshop des Ethikberatungsdienstes des EVKB „Ethikberatung in der Psychiatrie“ und „Ethik und Recht“, unter der Mitwirkung von R. Stoecker, Universität Potsdam und
W. Schild, Universität Bielefeld.
2010
• Einrichtung eines regelmäßigen Ethik-Liaisondienstes auf der Neonatologischen Intensivstation.
• Wissenschaftlicher Beitrag zum 6. internationalen Kongress zur Ethikberatung (ICCEC) in Portland, USA von Mitgliedern des KEK.
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- 42 • Vierter Workshop des Ethikberatungsdienstes des EVKB „Ethik-Fallbesprechungen in der pädiatrischen Versorgung“ unter der Mitwirkung von G. Rellensmann, Universitätsklinikum Münster,
S. Reiter-Theil, Universität Basel und W. Schild, Universität Bielefeld.
2011
• Ethikvisiten werden regelmäßig auf der Palliativstation der Klinik für Hämatologie, Onkologie
und Palliativmedizin/Johannesstift durchgeführt.
• Einrichtung eines Liaisondienstes im Palliativprojekt der Kinderklinik Bethel „Der Weg nach
Hause“.
• Regelmäßige Ethikvisiten werden auf der Pädiatrischen Intensivstation Bethel etabliert.
• Mehrere wissenschaftliche Beiträge zum 7. internationalen Kongress zur Ethikberatung (ICCEC)
in Amsterdam.
• Fünfter Workshop der Ethikberater des EvKB „Stolpersteine in der Ethikberatung“ mit der
Fokussierung auf kommunikationstheoretischen Grundlagen von Ethikberatung sowie der
Methode des Inneren Teams unter der Mitwirkung von D. Kumbier, Diplom-Psychologin und
Geisteswissenschaftlerin. Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd42
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- 43 -
Anlage 2: Zusammensetzung des Klinischen Ethikkomitees des EvKB
-- Stand 12/2011 –
Name
Funktion
Abteilung/Bereich
Kobert, Klaus, Dr. med. (Vorsitz)
Klinischer Ethiker
Klinische Ethik
Stockmann, Jörg, Dr. med.
Ltd. Arzt
Zentrum für Behindertenmedizin/In-
(stellv. Vorsitz)
Bach, Friedhelm, Dr. med.
nere Medizin, Krankenhaus Mara
Ltd. Oberarzt
Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-,
Notfallmedizin und Schmerztherapie
Balzer, Reinhold
Ltd. Theologe
EvKB
Barthel, Michael, Dr. med.
Chefarzt
Klinik für Kinderchirurgie
Bösing, Thomas, Dr. med.
Oberarzt
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Branscheid, Detlev Dr. med. habil
Chefarzt
Klinik für Thoraxchirurgie
Eickholt, Rolf
Kaufmännischer Direktor Epilepsie,
Krankenhaus Mara
Behindertenmedizin, Psychiatrie
Eimkemeier, Corinna
Koordinatorin
Hospizarbeit im Ev. Johanneswerk
Flender, Hans-Jürgen, Dr. med.
Oberarzt
Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-,
Notfallmedizin und Schmerztherapie
Gräfe, Rolf
Ltd. Theologe
EvKB, Ev. Johanneswerk
Hahn, Birgit
Pflegerische Stationsleitung Station
Klinik für Psychiatrie
A5, Gilead IV
und Psychotherapie
Fachpfleger
Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-,
Heesch, Eckhard
Notfallmedizin und Schmerztherapie
Kessler-Weinrich, Angela
Krankenhausseelsorgerin
EvKB
Kleffmann, Stefanie
Krankenschwester, Station A4
Klinik für Gefäßmedizin
Kolloch, Rainer, Prof. Dr. med.
Chefarzt
Klinik für Innere Medizin, Kardiologie,
Nephrologie und Pneumologie
Kretschmer, Bernhard, Prof. Dr. jur.
Lehrstuhlinhaber
Fakultät für Rechtswissenschaft der
Luttkus, Andreas, PD Dr. med.
Chefarzt
Frauenklinik
Mertzlufft, Friedrich-Otto,
Chefarzt
Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-,
Universität Bochum
Prof. Dr. med.
Möhle, Christine
Notfallmedizin und Schmerztherapie
Pfleg. Stationsleitung Kinderintensiv-
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
station K1
Noelle, Rüdiger
Diakon; pflegerische Abteilungsleitung
Klinik für Psychiatrie und Psychothe-
Gerontopsychiatrie
rapie
Pannek, Heinz, Dr. med.
Leitender Arzt, Epilepsiechirurgie
Epilepsiekliniken, Krankenhaus Mara
Pfäfflin, Margarete
Referentin im Epilepsie Zentrum/
Epilepsiekliniken, Krankenhaus Mara
Bethel
Rauch, Michael, Dr. med.
Oberarzt
Klinik für Neurologie (Bethel)
Schild, Wolfgang, Prof. Dr. jur.
Lehrstuhl für Strafrecht, Strafpro-
Fakultät für Rechtswissenschaft der
zessrecht, Strafrechtsgeschichte und
Universität Bielefeld
Rechtsphilosophie
Tiemeyer, Gertrud
Pflegerische Standortleitung
EvKB
Weißinger, Florian, PD Dr. med.
Chefarzt
Klinik für Innere Medizin, Hämatologie/Onkologie und Palliativmedizin
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Anlage 3: Alltägliches Dilemma, M. Spiewak in DIE ZEIT 2011; 17:31-32
Die Zeit vom 20.04.2011
Autor:
Seite:
Rubrik:
Gattung:
Jahrgang:
Nummer:
Auflage:
Martin Spiewak
31 bis 32
Wissen
Wochenzeitung
2011
17
652.400 (gedruckt) 504.256 (verkauft)
537.629 (verbreitet)
Reichweite:
1,63 (in Mio.)
Alltägliches Dilemma
Die moderne Heilkunst stellt Ärzte und Angehörige vor heikle Fragen. Ethikberater helfen bei
der Entscheidung
Die kleine Runde, die im Aufenthaltsraum der Station zusammengekommen
ist, muss heute über Leben oder Tod
befinden. Auf dem Tisch steht eine Vase
mit Plastikblumen, in der Ecke ein Fernseher. Hier hat der Patient jeden Samstagabend die Bundesliga verfolgt - als er
es noch konnte. Jetzt liegt er zwei Zimmer weiter im Koma, künstlich ernährt
und beatmet, aufgedunsen und bleich.
Wie lange darf oder muss der alte Mann
zwischen den Welten ausharren? Dürfen die Ärzte ihm das Sterben erleichtern, indem sie die Behandlung beenden? Oder müssen sie im Gegenteil versuchen, sein Leben mit neuen Medikamenten und weiteren Maschinen zu
erhalten, solange es geht? Auf diese Fragen suchen der verantwortliche Arzt,
zwei Schwestern, eine Psychologin
sowie der Ethikberater der Klinik an
diesem Vormittag gemeinsam eine Antwort. Ethikkonsil nennt sich die Zusammenkunft im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld. Sie wird immer dann
einberufen, wenn heikle Entscheidungen anstehen über Würde und Willen
eines Patienten, Leben und Sterben.
Der Krankenhausalltag kennt heute viele
solcher Dilemmata. Geburtshelfer können Kinder in der 22. Woche lebend zur
Welt bringen, manche Frau will nach
einer pränatalen Diagnostik eine späte
Abtreibung, und Greise können trotz
versagenden Herzens, Lunge oder Nieren noch lange leben dank Maschinenhilfe. Immer wieder stellt sich die Frage,
ob die moderne Heilkunst alles darf,
was sie kann. Und ob Ärzte, Pflegepersonal, Angehörige das wollen. Selten
geben alle Betroffenen die gleiche Antwort.
Im Gefolge des medizinischen Fortschritts zieht, wenn auch zögerlich und
gegen Widerstände, eine professionelle
Ethik in die deutschen Kliniken ein
(siehe Artikel S. 32). Im Evangelischen
Krankenhaus Bielefeld ist Klaus Kobert
dafür zuständig, seit sechs Jahren ist er
hauptberuflicher Ethikberater der Klinik, die zu den Von Bodelschwinghschen Stiftungen gehört. Lange Zeit
hatte der Mediziner zuvor als Anästhesist und Oberarzt auf einer Intensivstation gearbeitet, an den "medizinischen
Grenzen", wie er sagt. Noch heute
befällt ihn manchmal Wehmut, wenn er
am OP-Saal vorbeikommt und sich an
das Drama einer Operation erinnert oder
an die Freude, einem Menschen das
Leben gerettet zu haben.
Heute hilft Kobert, die ethischen Grenzlinien in seiner Klinik zu ziehen. Der
drahtige Mann mit der ruhigen Stimme
leitet das Ethikkomitee des Hauses; er
entwickelt gemeinsam mit den medizinischen Abteilungen ethische Leitlinien,
schult Mitarbeiter und führt die Fallgespräche in Situationen, in denen sich
Ärzte und Schwestern überfordert fühlen.
Eine Stunde lang will das Team heute
über den alten Mann sprechen. Der Termin steht schon seit der vergangenen
Woche fest. Oft muss es schneller
gehen, muss der Ratschlag sofort kommen. Deshalb trägt Klaus Kobert sein
Handy immer bei sich. Jetzt liegt es vor
ihm auf dem Tisch neben Notizblock
und Stift. Jedes Fallgespräch folgt
einem strengen Ablauf. Erst skizziert
der Arzt nüchtern und ohne Bewertung
die Diagnose. Dann schildert jeder seine
Sicht auf den Patienten. Am Ende
kommt die Runde zu einer Empfehlung.
"Werner Zeise*, 83 Jahre, vor neun
Monaten bewusstlos mit einem schweren, chronischen Lungenleiden ins
Krankenhaus eingeliefert", sagt der
Oberarzt. Dank Dauerbeatmung und
Medikamenten habe sich der Patient
wieder gefangen und "in den Rollstuhl
mobilisiert werden" können. Nach
einem neuen Infekt der Atemwege ist er
nun seit vier Wochen nicht mehr
ansprechbar, die Nieren arbeiten nur
noch schwach.
Einen jüngeren Patienten hätte er schon
längst auf die Intensivstation verlegt,
sagt der Mediziner. Bei Werner Zeise
jedoch plagen ihn Zweifel. "Mehr als
zehn Prozent Überlebenschance würde
ich ihm nicht geben", sagt der Arzt. Für
den Mediziner ist das wenig, für die
Ehefrau des Patienten viel. Sie fordert
die Maximaltherapie. Jeden Tag besucht
sie ihren Mann. Kann sie einmal nicht
ins Krankenhaus kommen, telefoniert
sie mit der Station. Vor einigen Jahren
hatten Ärzte ihren Mann schon einmal
aufgegeben. Doch wider Erwarten
erholte er sich. Diese Erfahrung hat die
Frau argwöhnisch und unnachgiebig
gemacht. Auch deshalb findet das Ethikkonsil - anders als in vergleichbaren Fällen - ohne sie statt. "Ein Fallgespräch
braucht Vertrauen und Offenheit", sagt
Kobert. Sonst mache es keinen Sinn.
Vier Stationen berät der Ethiker
regelmäßig, andere ignorieren ihn
Schon längst gibt es kein eindeutiges
Falsch und Richtig mehr in der Medizin.
Vielen Behandlungen gehen Verhandlungen voraus. Was dem einen als
unsinnige Leidensverlängerung
erscheint, begründet für den anderen die
letzte Hoffnung. Während manche
schon ein Leben im Rollstuhl als menschenunwürdig erachten und dabei an
eine Giftspritze denken, betrachten
andere selbst jeden Tag im Wachkoma
als Geschenk Gottes. Und immer hat der
eigene Standpunkt viel damit zu tun, wo
man herkommt: mit persönlichen Glaubenssätzen, eigenen Erfahrungen.
Als der Oberarzt zum ersten Mal vom
Ethikkonsil hörte, war er angetan. Er sei
kein starker Entscheider, sagt er. Deshalb wollte er niemals Chirurg werden.
Schon immer hat er gern den Rat von
Kollegen eingeholt. Einen festen Rahmen für die Beratung geben jedoch erst
die Fallbesprechungen. Die Reaktion
des Mediziners ist nicht unbedingt
typisch. Die meisten klinischen Ethiker
stoßen auf Skepsis, wenn sie sich zum
ersten Mal auf einer Station vorstellen.
Krankenhäuser sind immer noch streng
hierarchisch strukturiert, Ärzte konservativ. Sie mögen es nicht, wenn andere
mitreden wollen. Schnell fühlen sie sich
in ihrer ärztlichen Freiheit beschnitten.
"Wir haben doch schon immer moralisch verantwortungsbewusst
gehandelt", heißt es dann oder: "Ethik
ist Theorie, in der Praxis sieht alles
anders aus."
Bei jedem neuen Oberarzt stellt sich
Kobert persönlich vor. Viele sind erst
einmal überrascht, wenn ihnen kein
Pfarrer oder Sozialarbeiter gegenübertritt, sondern ein ehemaliger Kollege.
"Ich kenne den Alltag der Ärzte und
Schwestern und spreche ihre Sprache",
sagt Kobert. "Das macht vieles einfacher." Doch während viele Mediziner
Koberts Dienste mittlerweile häufig in
Anspruch nehmen, er auf vier Stationen
sogar regelmäßig an Übergaben teilnimmt, ignorieren andere Abteilungen
den Ethiker. "Manchmal muss man eben
warten, bis der Chefarzt in Pension
geht", sagt Kobert.
Im Schnitt einmal pro Woche kommt
ein Ethikkonsil am Bielefelder Krankenhaus zusammen. Meist reicht ein Treffen. Manchmal jedoch sind mehrere
Besprechungen nötig. So wie bei dem
Kind mit dem schweren Herzfehler.
Über Wochen rangen Ärzte, Schwester
und Eltern um den richtigen Weg. Mutter und Vater wollten alle Therapien
abbrechen, die Ärzte sahen noch eine
Chance. Am Ende setzten sich die
Mediziner durch. Das Kind starb dennoch.
Von Jahr zu Jahr ist die Zahl der Anfragen gestiegen. Nicht selten kommt die
Initiative von den Pflegenden. Wenn sie
das Gefühl haben, dass eine Behandlung ohne vernünftiges Ziel fortgesetzt
wird. Wenn sie meinen, dass die Ärzte
zu feige sind, ihr Scheitern einzugestehen.
Von allen am Tisch kennt die Bezugs-
schwester Werner Zeise am besten. Sie
hat ihm nachts zugehört, wenn der alte
Herr von den drei Jahrzehnten am
Schalter der Bank erzählte. Zu seinem
letzten Geburtstagsessen hat sie ihn ins
Restaurant begleitet, mit Sauerstoffgerät und Absaugkatheter im Gepäck.
Mehrmals am Tag wechselt sie seine
Windeln und erneuert den Plastikbeutel,
aus dem braune Nahrung in seinen Körper fließt. Die Schwester mag Werner
Zeise. Deshalb wünscht sie ihm jetzt
den Tod.
"Jedes Tier schläfert man ein, um es zu
erlösen", sagt sie in die Runde. "Beim
Menschen dagegen ziehen wir das Sterben immer weiter in die Länge."
Seit zwölf Jahren arbeitet die Pflegerin
auf der Station. Und noch immer gelingt
es ihr oft nicht, ihre Patienten zu vergessen, wenn sie nach Feierabend die Klinik verlässt. Manchmal begleiten sie die
Bilder bis in den Schlaf. Manchmal
steht sie heulend neben einem Bett und
fragt sich: Was machst du hier eigentlich? Werner Zeise ist so ein Fall. Er
macht sich hart wie ein Brett, wenn sie
ihn waschen will. Er beginnt vor Aufregung zu schwitzen, sobald sie ihn
berührt. "Lassen wir der Natur ihren
Lauf", sagt sie und schaut zum Oberarzt.
Der Konflikt ist klassisch. Schwestern
und Pfleger begleiten die Patienten über
Wochen, manchmal Monate. Sie teilen
das Leiden fast körperlich. Die Ärzte
dagegen erleben die Kranken meist nur
wenige Minuten am Tag und tragen dennoch die letzte Verantwortung. Entscheidend ist jedoch immer der Wille
des Patienten.
Doch was will Werner Zeise? Genau
weiß das niemand. "Mehrmals haben
wir versucht, das Gespräch sanft auf das
Thema zu lenken", erzählt die Stationsschwester. "Er ist der Frage immer wieder ausgewichen." Und eine Patientenverfügung hat der alte Mann nicht hinterlassen. Doch selbst wenn ein schriftlicher Wille vorläge, würde das Papier
das Ethikkonsil wahrscheinlich nicht
ersetzen.
Intensivbetten für hoffnungslose Fälle
- auch das kann unethisch sein
"Patientenverfügungen bedürfen immer
der Interpretation. Auch dafür sind Fallbesprechungen da", sagt Klaus Kobert.
Denn was heißt es, wenn in der Verfügung steht, der Patient möchte "nicht an
Schläuchen hängen"? Meinte der
Kranke es ernst, als er festgelegt hat,
dass er "nicht reanimiert werden
möchte", selbst wenn eine Wiederbelebung ihm die Chance auf ein halbwegs
normales Leben gibt? "Da muss man oft
fast hermeneutisch drangehen", sagt
Kobert.
Der Paternalismus im Krankenhaus ist
auf dem Rückzug. Immer weniger Ärzte
maßen sich an, den Willen eines Patienten oder seines gesetzlichen Vertreters
zu ignorieren. Mittlerweile beobachtet
Kobert sogar das Gegenteil. Die Angehörigen pochen auf die Patientenverfügung, und die Ärzte lassen sie ohne Diskussion gewähren, selbst wenn sie anderer Meinung sind. "Früher haben wir zu
viel gemacht", sagt Kobert. "Nun
besteht die Gefahr, zu wenig zu
machen."
Nach einer Dreiviertelstunde sind die
Positionen geklärt. Niemand der Anwesenden möchte die Behandlung ausweiten. "Die Aussichten auf Besserung sind
so minimal, dass eine Therapieausweitung medizinisch nicht angezeigt ist",
fasst Kobert den Stand der Diskussion
zusammen. Der Oberarzt nennt einen
weiteren, durchaus heiklen Grund: die
Begrenztheit der Ressourcen. Auch in
Bielefeld sind Intensivbetten knapp. Sie
mit hoffnungslosen Fällen zu besetzen
kann gleichfalls unethisch sein.
Doch während die Schwestern dafür
plädieren, Werner Zeise nur noch beim
Sterben zu begleiten, beharren der Oberarzt und die Psychologin darauf, die laufenden Therapien fortzusetzen. Nun
könnte man abstimmen. Doch ein Ethikkonsil ist kein Geschworenengericht, bei
dem die Mehrheit zählt. Am Ende steht
kein Urteil. Und Kobert ist kein Richter,
sondern ein Moderator mit dem Blick
von außen. Sein Ziel ist es, einen Konsens zu finden, der dem Patienten
gerecht wird und mit dem alle Beteiligten leben können.
In der Regel gelingt das. Nur in wenigen Fällen geht das Konsil ohne einvernehmlichen Beschluss auseinander.
Dann zählt das Veto des Arztes oder des
Betreuers. So ist es auch heute. "Ich
kann keinem Abbruch der Behandlung
zustimmen, wenn das Einverständnis
des Patienten fehlt und sein Vertreter
explizit dagegen ist", sagt der Oberarzt.
Wäre der Patient sein eigener Vater,
hätte er anders entschieden. Aber in diesem Fall sind ihm die Hände gebunden.
"Zu Recht", sagt er.
Anfangs dachte er, das Ethikkonsil
würde ihm das mühsame Abwägen
abnehmen. Er stellte sich vor, es gäbe
eine Hierarchie der ethischen Argumente, diese müsste man nur in die richtige Reihenfolge bringen. Mittlerweile
hat er gelernt, dass jede Situation anders
ist und man nur bedingt von einem Pati- Umstände des Falles sind verfremdet
enten auf den anderen schließen kann.
So bleibt an diesem Tag alles beim Ethikalltag in deutschen Kliniken1962
Alten. Ungewöhnlich ist das nicht. In 40 zeigte die amerikanische Zeitschrift
Prozent der Fälle endet das Konsil mit "Life" die Silhouetten einiger Männer,
dem Beschluss, den Patienten nur noch die an einem Tisch sitzen. "Sie entpalliativ zu pflegen, in knapp 30 Pro- scheiden, wer leben und wer sterben
zent damit, die Therapien auszuweiten. wird", stand über dem Bild. Damals
Doch jedes dritte Konsil in Bielefeld hatten US-Krankenhäuser gerade zum
geht auseinander, ohne dass sich die ersten Mal Dialysegeräte bekommen.
Behandlung ändert. Vergeblich war das Und das anonyme Gremium an einer
Treffen dennoch nicht. Darüber sind Klinik in Seattle musste entscheiden,
sich alle einig. Regelmäßige Fallgesprä- wer von den Dutzenden Nierenkranche verhindern nicht nur, dass ein Kran- ken die künstliche Blutwäsche in
kenhaus zu einem Reparaturbetrieb für Anspruch nehmen durfte: ein Mann
kaputte Körper verkommt. Sie stärken oder eine Frau, ein Weißer oder ein
auch den Zusammenhalt einer Station Schwarzer, ein junger oder ein alter
und können das Klima in einer Klinik Mensch. "Der Rat Gottes" ("The God
verbessern.
Committee"), so der Name eines späDas zeigen auch verschiedene empiri- teren Theaterstückes, gilt als Vorläusche Studien. "Ethikberatungen tragen fer der heutigen Ethikkomitees. In den
dazu bei, dass sich die Mitarbeiter stär- USA muss seit Langem jedes Kranker mit ihrer Arbeit identifizieren", sagt kenhaus über ein solches Gremium
Klaus Kobert. Das gilt besonders für das verfügen, die meisten Ärzte dort
Pflegepersonal. Fühlen sich Schwestern haben es schon einmal angefordert.
alleingelassen mit ihren Gewissensnö- Deutsche Krankenhäuser entdecken
ten, sinkt die Qualität der Pflege. Im erst jetzt die klinische Ethik. Zwar
schlimmsten Fall kann es zu Kurz- gibt es mittlerweile überall Ethikschlusshandlungen führen, zu Verbre- "Kommissionen". Diese müssen Forchen aus Mitleid.
schungsvorhaben an Patienten genehNach neunzig Minuten geht das Gre- migen. Über etablierte Ethik-"Komimium auseinander. Es ist Mittag. Die tees" dagegen, die Probleme aus dem
Patienten der Station warten auf ihr Klinikalltag beraten, verfügen erst
Essen. Zu einem zweiten Treffen kommt rund zehn Prozent der Krankenhäuser,
es nicht mehr. Zwei Wochen später schätzt Andreas Frewer, Medizinethistirbt Werner Zeise an Nierenversagen. ker am Universitätsklinikum ErlanAn ein Dialysegerät hat man ihn nicht gen. Die meisten dieser Kliniken
mehr angeschlossen.
haben einen katholischen oder evan* Der Name des Betroffenen sowie die gelischen Träger. Selbst an der Berli-
ner Charité, der größten und traditionsreichsten deutschen Klinik, fehlt
ein solcher Rat bislang. Und nur in
ganz wenigen Häusern kümmert sich,
wie im Evangelischen Krankenhaus
Bielefeld, ein Ethiker hauptamtlich
um das Thema. "Im Klinikalltag werden immer noch Entscheidungen aus
dem hohlen Bauch gefällt", kritisiert
Gerald Neitzke, seit vielen Jahren
Ethiker an der Medizinischen Hochschule Hannover. "Es gibt viele Leitlinien für eine gute medizinische Versorgung. Aber in der moralischen
Urteilsfindung arbeiten wir weit unter
dem professionellen Niveau." Mal
sind Interessenkonflikte das Problem,
mal der Mangel an geschultem Personal. Meist jedoch fehlt schlicht der
Wille, das Geld für den Aufbau eines
Ethikkomitees aufzuwenden. Vielerorts erledigen Schwestern, Pfleger
oder Ärzte diese Aufgabe deshalb
praktisch nebenher. Dabei erhöhen
Komitees nicht nur die Arbeitszufriedenheit von Ärzten sowie Pflegepersonal und verhindern juristische Streitigkeiten. Langfristig helfen die Gremien auch, Geld zu sparen. Das hat
Lawrence J. Schneiderman von der
University of California in San Diego
in einer Studie gezeigt. Er verfolgte
eine große Zahl von Fällen, die in
Ethikkomitees behandelt wurden, und
fand heraus, dass die "Konsultationen
Kosten gespart haben, ohne die Qualität der Behandlung zu reduzieren". spi
Abbildung:
Abbildung:
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Fotonachweis:
Wörter:
Was will der Patient? Oft weiß das niemand. Dann braucht es behutsame Deutung
Der Ethikberater Klaus Kobert war selbst Arzt auf einer Intensivstation
Auch am Lebensbeginn ist ethischer Rat gefragt
Fotos: Thomas Raupach/Visum (l.); Veit Mette (r.) Foto: Andreas Hub/laif
2294
Urheberinformation:
(c) Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co.
© 2011 PMG Presse-Monitor GmbH
Anlage 4: Das Konzept der dualen Moderation, E. Heesch
in: Dialog Ethik (Hrsg.): Praxisordner Ethik, Schabe AG, Basel, 21-1 - 21-4
„Mit dem Zweiten sieht man besser…“
Das Konzept der dualen Moderation von Ethikberatungsgesprächen
Für Ethikberater besteht zu Beginn ihrer Tätigkeit das Problem, dass sie nach theoretischer
Fortbildung in der Ethikberatung ihre ersten Schritte unter realen Bedingungen, bei denen es
häufig um Entscheidungen zur weiteren Therapie bei einem konkreten Patienten geht, häufig
allein und ohne praktische Anleitung gehen müssen. Die Verantwortung für den Prozess der
Entscheidungsfindung unter diesen Voraussetzungen zu übernehmen ist eine große Herausforderung und steht im deutlichen Gegensatz zu sonst etablierten klinischen Ausbildungsmodellen.
Das Evangelische Krankenhaus (EVKB) hat in der Entwicklung seiner patientenbezogenen
Ethikarbeit eine eigene Ausbildungsstrategie für Ethikberater entwickelt:
Vor fünfzehn Jahren begann die systematische Ethikarbeit am Evangelischen Krankenhaus
Bielefeld (EVKB), einem Haus der Maximalversorgung mit 1500 Betten, in Form verschiedener klinikinterner Arbeitsgruppen, in denen primär retrospektive Fallbesprechungen unter
medizin- und pflegeethischen Aspekten sowie die Erarbeitung abteilungsspezifischer ethischer Handlungsempfehlungen im Vordergrund standen. 2003 ging das Klinische Ethikkomitee (KEK) des EVKB aus einer konstituierenden „Steuerungsgruppe“ hervor. Die Aufgaben des KEK bestehen u. a. in der Entwicklung von Ethik-Leitlinien (Policies) für das EVKB,
in der Unterstützung der Ethikgruppen der einzelnen Kliniken und in der ethischen Aus- und
Weiterbildung der Mitarbeiter. Aus einer Subgruppe des KEK entstand ein Ethikberatungsdienst für das gesamte EVKB, der am 1.7.2007 seine Arbeit begonnen hat. Allerdings wurden bereits seit 2005 Ethikberatungen durch den hauptamtlichen Klinischen Ethiker des
EVKB durchgeführt, wobei sich zeigte, dass die Beschränkung auf nur eine Person die Verfügbarkeit des Beratungsangebotes zeitlich limitierte. Dies machte die Einrichtung eines personell breitbasigen Beratungsdienstes nötig. Dessen derzeit dreizehn Mitglieder verfügen
alle über langjährige klinische Erfahrungen und sind in den Bereichen Ärztlicher Dienst,
Pflege, Klinische Ethik, Seelsorge und Psychologie tätig. Zudem haben sie extern qualifizierende Weiterbildungen zur Ethikberatung im Krankenhaus absolviert. 1
Dieser Dienst stellt im Bedarfsfall nach dem Konsiliarprinzip möglichst jeweils zwei seiner
Mitglieder als Moderator und Komoderator zeitnah (innerhalb von 24 Stunden) an allen
Werktagen in der Zeit zwischen 8:00 und 16:00 Uhr der anfragenden Station oder Abteilung
für die Moderation eines ethischen Fallgesprächs zur Verfügung. Ein derartiges Gespräch
wird immer dann als notwendig erachtet, wenn aus Sicht des Behandlungsteams oder aber
auch der Angehörigen moralische Werte im deutlichen Widerspruch zur konkreten Behandlungssituation eines Patienten stehen. In den allermeisten Fällen ist in dieser Situation der
Patient selbst nicht (mehr) in der Lage, im Sinne eines informed consent seine Vorstellungen
und seinen Willen hinsichtlich der Behandlung zu äußern. In der Zeit von Januar 2006 bis
Dezember 2010 ging es in den Ethik-Beratungsgesprächen in 55,2 % aller Fälle um Fragen
des Therapieziels und in 9,1 % der Beratungen um Unsicherheiten hinsichtlich des Patientenwillens. Dabei wurde ein Ethikkonsil in 44,6 % aller Fälle von den Intensivstationen – einschließlich Intermediate Care – und in 7,4 % von der Langzeitbeatmungsstation des EVKB
angefordert. Dies zeigt, dass insbesondere in der Intensivmedizin ethische Konflikte im
Zusammenhang mit der für den Patienten sowohl ethisch gebotenen als auch medizinisch
indizierten bestmöglichen Behandlung überproportional häufig evident sind.
Ein Ethikkonsil kann im EVKB grundsätzlich von allen an der Behandlung und Pflege eines
Patienten Beteiligten, von ihm selbst oder seinen Angehörigen initiiert werden. Die wesentliche Zielsetzung der Ethikberatung besteht darin, die Erwartungen, Wünsche und Vorstel1
Vgl. Kobert, K., Pfäfflin, M., Reiter-Theil, S.: Der klinische Ethik-Beratungsdienst im Evangelischen
Krankenhaus Bielefeld. Hintergrund, Konzepte und Strategien der Evaluation. Ethik Med 2008; 20:122-133.
lungen des Patienten bzw. seiner Angehörigen zu eruieren, zu verstehen und anzuerkennen
und zugleich auch das Ethos und professionelle Selbstverständnis der Mitglieder des
Behandlungsteams zu würdigen. Im Konfliktfall ist es Aufgabe der Ethikberatung, zwischen
beiden Antipoden lösungsorientiert und ergebnisoffen zu vermitteln. Dabei kann im Idealfall
schließlich die medizinisch indizierte Behandlung des Patienten in Übereinstimmung mit seinen Wertvorstellungen und Wünschen gebracht werden.
Diesbezüglich ist es notwendig, dass an dem im Durchschnitt 60 Minuten dauernden Ethikkonsil ein breites Spektrum der an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen teilnimmt.
Neben Ärzten und Pflegekräften werden Seelsorger und, allerdings seltener, Hausärzte,
Physiotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeiter zum Gespräch eingeladen. Die Teilnahme ist freiwillig. Eine Gesprächsbeteiligung der Angehörigen des Patienten oder – sofern
krankheitsbedingt möglich – des Patienten selbst ist grundsätzlich gewünscht. Sofern Angehörige teilnehmen, was im o. g. Zeitraum mit einer Häufigkeit von 52,0 % der Beratungsgespräche der Fall war, muss ihnen deutlich gemacht werden, dass keinesfalls sie die Verantwortung für die vereinbarten Behandlungsmaßnahmen tragen, sondern die rechtliche und
medizinische Therapieverantwortung immer bei den behandelnden Ärzten liegt. Insbesondere dann, wenn die Ethikberatung etwa zur Beendigung der kurativen Behandlung führt, ist
dies zur Vermeidung von Schuldgefühlen unerlässlich. Die Angehörigen dürfen nicht den
Eindruck gewinnen, dass sie selbst über das Schicksal des Kranken entscheiden müssen
bzw. entschieden haben.
Jedes Beratungsgespräch wird von einem Ethikberater moderiert. Der Komoderator protokolliert die Sitzung und unterstützt den Moderator im Gesprächsverlauf, der einem Vier-StufenModell folgt und sich methodisch vorwiegend an der „Nimwegener Methode der ethischen
Fallbesprechung“ orientiert. 2 Zu Gesprächsbeginn werden der Anlass und die ethische(n)
Fragestellung(en) formuliert. Im zweiten Schritt werden die aktuell relevanten Fakten aus
ärztlicher und pflegerischer Sicht zusammengetragen, um alle Gesprächsbeteiligten auf den
gleichen Kenntnisstand zu bringen. Sofern teilnehmend, berichten die Angehörigen des Patienten über seinen beruflichen, sozialen und familiären Hintergrund, sowie, ggf. ergänzt durch
Beiträge des Seelsorgers, über die persönlichen Wertvorstellungen des Patienten hinsichtlich Krankheit, Leiden und Sterben. Insbesondere diese Informationen sind für die Ermittlung
des mutmaßlichen Patientenwillens häufig von besonderem Wert und unverzichtbar. Sodann
werden alle Teilnehmer um ihre spontane moralische Beurteilung gebeten. Die Formulierung
der zunächst noch unreflektierten, eher emotionalen Haltungen mündet in die anschließende
rationalen Reflektion und Abwägung der im vorliegenden Fall relevanten moralischen Probleme und der davon tangierten unterschiedlichen, teilweise gegensätzlichen ethischen
Kategorien. Den letzten Schritt stellt die Entscheidungsfindung dar. Hier werden alle fallspezifisch möglichen, verschiedenen Handlungsoptionen unter weitestgehender Berücksichtigung des (mutmaßlichen) Patientenwillens gleichgewichtig skizziert und zur Diskussion
gestellt. Für die anschließend zu formulierende(n) Handlungsempfehlung(en) wird ein Konsens der Gesprächsteilnehmer angestrebt, dieser ist jedoch nicht obligat. Die behandelnden
Ärzte und auch der gesetzliche Vertreter des Patienten können wegen ihrer rechtlichen
Verantwortung nicht überstimmt werden. Für sie haben die Beschlüsse des Ethikkonsils
insofern einen Empfehlungscharakter.
Wie bereits dargestellt, protokolliert der Komoderator das Fallgespräch anhand einer halbstandardisierten Protokollvorlage:
2
Zur „Nimwegener Methode“ vgl. ausführlich Steinkamp, N. und Gordijn, B.: Ethik in Klinik und Pflegeeinrichtung. Ein Arbeitsbuch. Köln und München 2005.
Dr. med. Klaus Kobert
Leitender Klinischer Ethiker
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D- 33617l Bielefeld
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Burgsteig 4 | D-33617 Bielefeld
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Zentrale: 05 21 | 7 72-7 00
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BLZ 48050161 | Kto. 6429658
Amtsgericht Bielefeld HRB 30169
Geschäftsführer
Dr. Rainer Norden (Vorsitz)
Dr. Thomas Krössin
Vorsitzender des Aufsichtsrates
Pastor Ulrich Pohl
Datum
Teilnehmende
Stationsarzt, Oberarzt, Pflegende, Seelsorge, Moderator, Komoderator, Gesetzlicher Betreuer, Angehörige, Patient, etc.
Anlass / Grund des Fallgesprächs / ethische Fragestellung
Anamnese und aktuelle Situation
a) aus medizinischer Sicht
b) aus Sicht der Pflege
c) aus Sicht der Seelsorge
d) aus Sicht anderer Berufsgruppen
e) aus Sicht der Angehörigen bzw. des Patienten
Diskussion
Neuformulierung der moralischen Frage / ggf. Wiederholung
Empfehlung, Vereinbarung, Beschlussfassung
Unterschriften der Gesprächsteilnehmer
Bevor das Protokoll zur Dokumentation Bestandteil der Patientenakte wird, werden seine
Inhalte zwischen dem Protokollanten, dem Moderator und den Unterzeichenden im Dialog
abgestimmt.
Durch die Aufgabenverteilung an jeweils einen Protokollanten und einen Gesprächsmoderator wird gewährleistet, dass sich der Moderator allein auf den Gesprächsverlauf konzentrieren kann, ohne zugleich eine anschließende Protokollierung bedenken zu müssen. Dies ist
von besonderer Wichtigkeit insbesondere bei sehr kontrovers geführten Fallgesprächen. Der
Komoderator hingegen konzentriert sich bereits während des Gespräches vor allem auf eine
exakte und vollständige schriftliche Wiedergabe der ethischen Positionen, deren Diskussion
und Abwägung und der Beschlussfassung. So kann in hohem Maße garantiert werden, dass
keine wesentlichen Aspekte und Gesprächsinhalte bei der Protokollierung vergessen werden. Dies ist umso wichtiger, weil das Protokoll einer ethischen Fallberatung auch immer
eine forensische Relevanz hat und damit der Absicherung insbesondere der ärztlichen Entscheidungsträger und der gesetzlichen Betreuer dient. 3 Nicht nur für das klinische Personal,
auch für den Patienten selbst und seine Angehörigen wird somit Transparenz und Sicherheit
auch in Hinblick auf eine etwaige juristische Überprüfung geschaffen.
Das Konzept einer dualen Moderation ermöglicht während des Fallgespräches die Unterstützung des Moderators durch den Komoderator im Gesprächsverlauf; sollte etwa der Moderator wesentliche Aspekte des Falles übersehen, unter- oder überbewerten, so kann der
Komoderator hier unterstützend eingreifen. Zudem ist eine anschließende Reflektion und
Nachbereitung des Gespräches zwischen Moderator und Komoderator regelhaft vorgesehen. Diese Form gegenseitiger, kollegialer Supervision dient der Fehlerkorrektur und hat
darüber hinaus Ausbildungscharakter für den möglicherweise in der Moderation ethischer
Fallgespräche zunächst weniger erfahrenen Komoderator, für den natürlich auch die Teilnahme am Gespräch an sich bereits eine Ausbildungsfunktion hat. Nachdem ein Komoderator mit absolvierter theoretischer Weiterbildung sechs- bis zehnmal einem bereits erfahrenen Moderator assistiert hat, können die Rollen in zukünftigen Gesprächen getauscht
werden.
Ein Nachteil der Durchführung eines Ethikgespräches mit zwei Ethikberatern liegt sicherlich
in den damit bedingt höheren Relativkosten für das Krankenhaus; im Falle der Doppelbesetzung müssen – bei durchschnittlich einer Stunde Gesprächsdauer – zwei Stunden Mehrarbeit vergütet werden müssen, anstatt nur einer.
90
80
70
2006
60
2007
50
2008
40
2009
30
2010
20
10
0
Angehörige
Ko-Moderator
Graphik 1: Teilnehmer an Ethischen Fallgesprächen 2006 – 2010
[Angaben in Prozent aller Fallgespräche des betreffenden Jahres]
3
Vgl. Fahr, U. et al.: Empfehlungen für die Dokumentation von Ethik-Fallberatungen. Ethik in der Medizin;
Published Online 27. August 2010:1-5.
Wie die Graphik 1 zeigt, sind am EVKB nicht alle Ethikgespräche in einer Doppelbesetzung
mit einem Komoderator geführt worden, wenngleich eine deutliche Steigerung von 2006
gegenüber 2007, dem Jahr der Entstehung des Ethikberatungsdienstes, festzustellen ist.
Diese Steigerung ist damit erklärlich, dass im Jahre 2007 bereits die Mehrzahl der Ethikberater über qualifizierende Weiterbildungen zur Ethikberatung verfügte. Die Tatsache, dass
dennoch nicht alle Gespräche mit einem Komoderator geführt werden können, liegt darin
begründet, dass nur ein Klinischer Ethiker hauptamtlich am EVKB beschäftigt ist, die anderen Ethikberater, die häufig die Funktion des Komoderators übernehmen, diese Tätigkeit
nebenamtlich zu ihren üblichen klinischen Tätigkeiten leisten, die gegenüber der Mitarbeit in
der Klinischen Ethik im Falle des zeitlichen Konfliktes Priorität besitzen.
Nachdem in den vergangenen fünf Jahren 148 Fallgespräche von dem Beratungsdienst
moderiert wurden, verfügt das EvKB mittlerweile über einen Pool von fünf Ethikberatern, die
in der Lage sind, selbständig Fallgespräche durchzuführen. Somit ist das beschriebene
Ausbildungskonzept erfolgreich eingeführt worden, wie auch die Entwicklung der Anfragen in
diesem Zeitraum belegt (s. Graphik 2).
60
25
50
2006
2007
2008
2009
2010
40
30
20
10
20
2006
2007
2008
2009
2010
15
10
5
0
0
Anzahl der
Fallgespräche
insgesamt
Anzahl der
anfordernden
Abteilungen
Graphik 2: Entwicklung der Anforderungen von Ethischen Fallgesprächen 2006 - 2010
Neben einer stetigen numerischen Zunahme der Anfragen ist auch die Anzahl der anfordernden Abteilungen von sechs im Jahr 2006 auf zwanzig in 2010 gestiegen, worin wir ein Qualitätsmerkmal sehen. 4
Das schrittweise Hineinwachsen in die Aufgabe des Moderators unter konsequenter, mehrstufiger Reflexion, schützt den Patienten vor unausgewogenen Entscheidungsprozessen und
den Ethikberater vor der Erfahrung der persönlichen Überforderung.
4
Vgl. Pfäfflin, M., Kobert, K., Reiter-Theil, S.: Evaluating Clinical Ethics Consultation.
A European Perspective. Cambridge Quarterly of Healthcare Ethics 2009; 18:406-419
2010 Portland, Oregon / USA
2011 Amsterdam / The Netherlands
2012 Sao Paulo / Brazil
2013 Munich / Germany
-
-
-
-
the award.
the 2012 awardee, who will present the work that led to
5,000 Euro for the first time. A lecture will be given by
The Board of Directors of the v. Bodelschwinghschen
Stiftungen Bethel sponsor the Hans Joachim Schwager
Award for Clinical Ethics and present the prize together
with the ICCEC leadership.
www.clinical-ethics.org
www.bethel.de
During the ICCEC 2013 in Munich the Jury will present
the Hans Joachim Schwager Award with a total value of
For more information visit the websites:
Dr. Klaus Kobert
Ev. Krankenhaus Bielefeld
[email protected]
and
Prof. Dr. Stella Reiter-Theil
University Hospitals Basel
[email protected]
Award Presentation Ceremony
age and support these initiatives.
stamina and courage, the award is intended to encour-
implementation of a clinical ethics program often needs
innovative or pioneer work in clinical ethics. As the
The award aims at individuals or groups, who perform
Hans - J. Schwager Award for Clinical Ethics
2009 Taipei / Taiwan
-
Application to
The deadline for the inaugural award is Oct. 1 , 2012.
2008 Rijeka / Croatia
st
of the award presentation.
2007 Toronto / Canada
-
st
Deadline for application is October 1 prior to the year
2005 in Basel / Switzerland
vial e-mail (format pdf) to the Jury.
2003 Cleveland, Ohio / USA
-
should send their application 10-20 (maximum) pages
-
The conferences:
nications have to be submitted in English. Applicants
ess. A description of how obstacles were mastered
ethics (CE) and
about concepts, practise and evaluation of the field.
field of clinical ethics and of challenges during the proc-
to bridge the gap between academic and clinical
should complement the application. All written commu-
include a written documentation of the activities in the
with Hans-Joachim Schwager with the aims
to establish an ongoing international discussion
ment or research in clinical ethics. Application should
-
with documented activities of implementation, develop-
Consultation was initiated in 2000 out of a conversation
Applications are welcome from individuals and groups
Application and dates
The International Conference on Clinical Ethics and
Forum ICCEC
Hans Joachim Schwager
Award for Clinical Ethics
v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel
Anlage 5: Informationsblatt zum Hans-Joachim Schwager-Preis
the intention to implement an epilepsy surgery program
in Bethel led to an intensive co-operation with the
ism, mobility and instability characterize our current
society.
March 26 2004 died in Bielefeld
th
ethics committee in the hospital
Krankenhaus Bielefeld”, establishment of a clinical
1964 -1999 executive director of the hospital “Ev.
professor of education
Since 1993 teaching at the University of Bielefeld as
Center Bethel
ment of an epilepsy surgery program in the Epilepsy
national Information Center, involved in the develop-
ber of the Board of Trustees for epilepsy, head of the
1982 -1999 activities in the field of epileptology - mem-
vocational education of young adults with epilepsy
vocational schools and the institutions for social and
with the main responsibility for primary, secondary and
rectors of the v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
1973 -1994 Appointed as member of the Board of Di-
Celle-Hermannsburg
1966 -1973 teaching at the theological academy in
boarding school in Dassel
1955 - 1966 teacher in the protestant Paul-Gerhard-
theology
in Erlangen, Heidelberg and Münster, 1959 PHD in
1951-1956 Fields of studies in philosophy and theology
1940 -1944 Boarding school in Bunzlau
consent.
and panels thus acting as a role model for creating
position among staff, he initiated discussions, lectures
in patient care. Anticipating misunderstanding and op-
velopment of structures to introduce “informed consent”
Hans Joachim Schwager was concerned with the de-
credo.
persons, independent of their impairments. This was his
shape and get involved in life is a common aim of all
develop tools overcoming barriers: To participate,
ground of deficiencies and the necessity of society to
multiple handicaps. He acknowledged the social back-
participation and autonomous decisions of persons with
Joachim Schwager engaged in supporting the inclusion,
persons with disabilities emerged in Germany, Hans
Long before antidiscrimination legislation with respect to
Inclusion and Participation
sons about their condition.
aspects as well as the reasoning with the afflicted per-
knowledge, but includes political, religious and historical
cording to him education is not limited to professional
the active work time of Hans Joachim Schwager. Ac-
other educational institutions were inaugurated during
from societal change. Numerous schools, seminars and
Education was pivotal to solve the problems emerging
sion with health professionals.
are regularly engaged in the process of shared discus-
into clinical practice. Since then patients and surrogates
tice of sound communication and ethical deliberation
In Bielefeld, Hans Joachim Schwager started the prac-
about patient’s preferences and hospital’s values.
justified through this process of common deliberation
seen as a prerequisite for consent. Clinical ethics was
was seen as outdated and shared deliberation was
starting points for ethics. Paternalism in patient care
respect for the personal choices of the patient were the
connected ethical dilemmas. The autonomy and the
conditions, which focused on treatment decisions and
developed internationally under changing (societal)
Clinical ethics developed as a common practice that
The Clinical Ethics Program and Committee
Bochum complemented the expert group.
land, Prof. Reiter-Theil from Basel and Prof. Sass from
clinical ethics. Prof. Kanoti and Prof. Agich from Cleve-
experts were included in the process of implementing
broadened the view on treatment decisions in general;
questions with respect to this (elective) brain surgery
Cleveland Clinic Foundation in Ohio, USA. Soon, ethical
His responsibility for the field of epilepsy in Bethel and
Diversity in cultural and religious positions, individual-
Bosleslawiec/Poland)
Education
International Co-operation
Consequences of societal change
Born February 3 1929 in Bunzlau, Salisia (today
rd
Clinical Ethics
Main focus of his work
Curriculum vitae
Klinische Ethik
Ev. Krankenhaus Bielefeld gGmbH
Dr. med. Klaus Kobert
Klinischer Ethiker
Burgsteig 13
33617 Bielefeld
Tel.: (+49) 05 21 | 7 72 - 7 70 72
Fax: (+49) 05 21 | 7 72 - 7 93 39
[email protected]
www.evkb.de/ethik
Jahresbericht2011_2012Blocksatz.indd46
08.10.201211:38:34
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