und kunstzentrum stary browar in posen, polen

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GESCHÄFTS- UND KUNSTZENTRUM STARY BROWAR
IN POSEN, POLEN
Ing. Sebastian Vetter
STARY BROWAR BUSINESS AND ART CENTRE IN POLAND
the contract to a joint venture, which carried out the
work under the management of Porr Polska S.A.
The gross floor area of the building is approximately
70,000 m2.
FOTO: M. KUSZELA
Porr Projekt und Hochbau AG (PPH) was awarded, by
client Fortis, a general contractor’s contract for the construction of the Stary Browar multi-trade business and
art centre at Poznan, Poland, comprising a shopping
mall as well as office and exhibition areas. PPH passed
Frontansicht mit Haupteingang
Die Porr Projekt und Hochbau AG (PPH) wurde im
Rahmen eines Generalunternehmerauftrags von der Firma Fortis Sp.zo.o. mit der Erstellung eines multigewerblichen Objektes, des „Geschäfts- und Kunstzentrums
Stary Browar“ (Alte Brauerei) in Posen, das Einkaufszentrum, Bürobereiche und Ausstellungsbereiche umfasst, beauftragt. Die PPH übergab den Vertrag an eine
Arbeitsgemeinschaft, die ihn unter der Federführung der
Porr Polska S.A. abwickelte. Die Bruttogeschossfläche
des Objektes beträgt rund 70.000 m2.
ZUR GESCHICHTE VON „STARY BROWAR“
Das in Vergessenheit geratene Anwesen im Zentrum von
Posen, fünf Gehminuten vom Marktplatz entfernt, war
in seinen Anfängen als Brauerei genutzt worden. Die
Blütezeit der Anlage hatte ihren Höhepunkt während der
Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert und
war in dieser Zeit zu einer der bedeutendsten Brauereien
der Region aufgestiegen. Die Kriegswirren und vor allem die politischen Verhältnisse brachten den langsamen
Niedergang des Standortes. Das tatsächlich letzte Aus
kam jedoch erst in den 1960er Jahren.
Die politische Wende in Polen ließ der Phantasie zur
Verwertung dieses zweifelsohne wertvollen Objektes
wiederum Raum, jedoch bis zum tatsächlichen Realisierungsbeginn sollten nochmals zwölf Jahre vergehen.
Der Erfolg muss nicht zuletzt auf die Willenskraft der
Investorin, d.h. der Chefin der Firma Fortis Sp.zo.o. zurückgeführt werden, die die schwierigen Bedingungen
im Vorfeld zu meistern verstand.
Im Januar 2002 war es dann soweit, dass die ersten Verhandlungen zwischen Porr Polska S.A. und der Investorin aufgenommen wurden. Die Verhandlungen gestalteten sich langwierig und zogen sich bis in den Mai. Die
Realisierung konnte demnach Anfang Juni 2002 in Angriff genommen werden.
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Nachstehend eine kurze Zusammenfassung und Auflistung der Kennwerte des Projektes Stary Browar:
Wenn man von der herkömmlichen funktionellen Architektur von Einkaufszentren ausgeht, ist man bei diesem
Projekt überrascht, wie sehr die Funktionalität mit hohem architektonischen Standard, sowohl betreffend der
Gestaltung als auch in der Auswahl der Materialien, verbunden wurde. Aus diesem Grund hat man wohl auch
im Projektnamen auf die kulturelle Geschichte dieses
Gebäudes hingewiesen.
Die Hauptfront der Anlage ist auf die Polwiejska Straße
gerichtet, eine Einkaufsstraße, die direkt zum attraktiven
Marktplatz von Posen führt. Der Baugrund ist nördlich
von einer Parkanlage, östlich und südlich von Straßen
und westlich durch einen temporär genutzten Lagerplatz
eingegrenzt. Auf diesem Lagerplatz soll – nach dem
Willen des Kunden – das Objekt seine Erweiterung finden.
KENNDATEN
Baubeginn
28.05.2002
Bauende
05.11.2003
Bauherr
Fortis Sp.zo.o
Projektarchitekten
Studio ADS
Projektmanagement
EC Harris
Generalunternehmer
Porr Projekt und Hochbau AG
Verbaute Fläche
ca. 21.500 m2
Bruttogeschossfläche (gesamt)
ca. 69.000 m2
Davon Garagenfläche
ca. 11.000 m2
Davon Bürobereich
ca. 10.500 m2
Davon Einkaufzentrum
ca. 34.500 m2
Davon andere Nutzung
ca. 13.000
GRUNDRISS
Zufahrt
Einkaufszentrum
bestehendes
Gerichtsgebäude
m2
Platz für künftige
Nutzung
Kesselhaus
Innenhof
GRUNDLEGENDE ARCHITEKTONISCHE
ERSCHEINUNG
Turm
Haus der
Kunst
Kosciuski-Straße
Mälzerei
Die Architektur des Objektes ist einerseits durch die
Funktionalität der Nutzung angepasst, anderseits durch
die Vorgeschichte des Objektes und die damit verbundenen Auflagen des Denkmalschutzes geprägt.
Villa
C
D
FOTO: R. DEOPITO
Einkaufszentrum
Polwiejska
32
B
A
© 2004 · PORR-GRAFIKDIENST · P060401
Polwiejs
ka-Straß
e
Grundriss / Lageplan
Komplex von oben
Das kompakte Erscheinungsbild der Anlage wird durch
die Aufgliederung in Einzelgebäude in unterschiedlicher
Höhe, die um einen Hof angesiedelt sind, aufgelockert.
Auch die Hauptfassade, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Gründerzeitbauten befindet und durch ihre Höhe von etwa 25 m und Länge von mehr als 120 m
in dieser relativ schmalen Gasse sehr dominant ist, wurde durch Variationen der Fassaden gegliedert und fügt
sich dadurch in sein Umfeld ein. Das ins Auge stechende Element ist die vorgesetzte Klinkerfassade, die an die
Backsteinbauten der ursprünglichen Brauereigebäude
erinnern soll. Zur vorigen Jahrhundertwende war diese
Art zu bauen sehr stark verbreitet.
Trotz der Orientierung an alten Baustilen und den architektonischen Vorgaben der Nachbarschaft, wirkt das Gebäude modern und setzt Akzente.
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Der Eindruck bei einem Gang durch das Gebäude ist
durch die Weitläufigkeit des Inneren geprägt. Der Atriumsbereich, eine durch alle Geschosse reichende Halle
mit einem Kuppeldach mit 40 m Durchmesser gibt Ausblick auf den Baukörper aus dem Inneren. Es wiederholen sich dort die Akzente des Außenbereiches. Durch die
konsequente Verwendung von Ziegeln, Metall und Stein
wird auf den industriellen Charakter des Gebäudes hingewiesen. Allerdings wird durch die Beleuchtung und
nicht zuletzt durch die Geschäftsausstattungen ein moderner Impuls geschaffen. Die Deckenbeleuchtung ist
als Lichtband ausgeführt.
Die Kommunikation zwischen den Geschossen ist durch
eine Rolltreppenanlage, welche die Geschäftsflächen
verbindet, und durch eine Aufzugsanlage, die die Verbindung zwischen den Einkaufsflächen und den Garagenflächen gewährleistet, gegeben. Einen besonderen
Charakter erhält das Einkaufszentrum durch künstlerische Details: Eine Bronzeskulptur – ein Kunstwerk des
renommierten polnischen Künstlers „Igor Mitora“ –
empfängt den Besucher bei seinem Eintritt. Die Säulen
neben den Rolltreppen, eigentlich eine unerwünschte
statische „Notwendigkeit“, sind verkleidet mit einem
„künstlerischen Abfallprodukt“; einem aus dem polnischen Stadttheater demontierten modernen, reliefartigen
Kunstwerk von Leon Tarasiewicz.
Zusätzlich ist die Glaskuppel als Besonderheit hervorzuheben. Diese Stahlkonstruktion mit einem Durchmesser
von 40 m und einem Gewicht etwa 100 t, überdacht das
innere zylinderförmige Atrium und verbindet die neuen
und die alten Bauteile. Die Konstruktion ist auf einen
Kranz aufgesetzt und kreuzförmig mit Titanzinkblech
gedeckt. Die verbleibenden vier Segmente sind verglast.
Ebenso wird der darunter liegende Raum durch eine im
Umfang des Ringes ausgeführte Pfosten-/Riegelfassade
belichtet.
FOTO: J. MAZURKIEWICZ
FOTO: R. DEOPITO
Der Atriumsbereich
Säulenverkleidung von Leon Tarasiewicz
DER BLICK HINTER DAS EINKAUFSZENTRUM
Durch die Planung des Hofbereiches, der umringt ist
von den adaptierten Gebäuden der ehemaligen Brauerei,
bleibt der ursprüngliche Charakter des Objektes bestehen. Eine Bogenbrücke zwischen dem Bürohaus und
dem Einkaufszentrum, d.h., ein Fußgängerübergang in
einer Höhe von 20 m, verbindet die zwei eigenständigen
Gebäude und lässt dadurch den Blick frei auf den dahinter liegenden Park.
Das Objekt ist in fünf Einzelobjekte untergliedert.
Nachstehend werden diese Objekte kurz beschrieben:
Polwiejska 42 ist das eigentliche Hauptobjekt und Einkaufszentrum mit einer Bruttogeschossfläche von
52.000 m2. Im Wesentlichen ist es in drei Bereiche
untergliedert, nämlich den eigentlichen Verkaufsbereich
(Einkaufzentrum inklusive Nebenräume und Technik),
den Garagenbereich und den Bürobereich.
Der Zugang zu diesem Objekt erfolgt im Wesentlichen
von zwei Ebenen. Der Besuchereingang wird von der
Polwiejska Straße aus durch zwei Haupteingänge in die
Ebene 0 bewerkstelligt. Durch die topographische Lage
des Grundstückes (starkes Gefälle in west-östlicher
Richtung) tritt der Besucher von der Westseite in das
zweite Obergeschoss, dem sogenannten Hofbereich, in
das Gebäude ein. Die Verkaufsflächen des Einkaufszentrums sind in den Geschossen – 1 bis + 2 abgesiedelt.
Die Garagenflächen sind in den nördlichen Geschossflächen + 3 bis + 5, wobei die letzte Garagenfläche offen
ist. Im südlichen Bereich der Geschosse + 3 und + 4
sind Büroflächen angesiedelt.
Das Objekt Polwiejska 32 ist eigentlich als Bürogebäude
konzipiert, jedoch wurden aufgrund von Mieterinteressen die Geschosse – 1 bis + 1 als Verkaufsflächen für
ein bekanntes Kleiderfachgeschäft umgewidmet. Das
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PORR-NACHRICHTEN · 145-2004
FOTO: M. VETTER-Z.
Gebäude ist ebenso direkt an der Polwiejska Straße gelegen und hat dieselbe Bauhöhe wie das Hauptobjekt.
Als Besonderheit ist die Brücke zwischen dem Bürohaus und dem Einkaufszentrum zu nennen. Dadurch
wird ermöglicht, dass auch für dieses Objekt ein direkter Zugang zu den Garagenflächen gewährleistet ist.
Die anschließenden Gebäude sind westlich des Einkaufszentrums auf dem erhöhten Teil des Grundstückes gelegen und um den Hofbereich angesiedelt.
Sudhaus und Mälzerei: Diese Gebäude zeugen von der
ursprünglichen Verwendung des Grundstückes und wurden gemäss Denkmalschutzvorgaben restauriert bzw.
neu aufgebaut. Die zukünftige Nutzung ist als Gastronomiebereich vorgesehen.
Die Einfahrt zu dem Zentrum erfolgt aus Westen. Die
Zufahrt teilt sich im Tunnelbereich in die Lieferzufahrt
(unter dem Hofbereich befindet sich der Manövrierplatz) und die Zufahrt zu den Garagenstellflächen. Die
eigentliche Rampenauffahrt ist vollständig in den Gebäudekomplex integriert.
Nicht zuletzt ist die Villa der Investorin, gelegen mitten
im Baugeschehen, zu nennen. Obwohl diese Villa eigentlich gar nicht in unserem Vertrag beinhaltet war – die
Renovierungs- und Adaptierungsarbeiten wurden schon
vor der Auftragsvergabe durch andere ausgeführt –,
sollte ihr besondere Aufmerksamkeit zuteil werden.
Das Produktionsgebäude nach dem Abbruch (Außenansicht)
BAULICHE BEDINGUNGEN DER AUSFÜHRUNG UND GRUNDVERHÄLTNISSE
FOTO: M. VETTER-Z.
IMPLEMENTIERUNG/ADAPTION DER
BESTANDSGEBÄUDE
Schon bei der Anbotserstellung waren die Bestandsobjekte, die grundsätzlich unter Denkmalschutz standen
und dementsprechend zu erhalten waren, ein schwer einzuschätzender Unsicherheitsfaktor. Es wurden Spezialisten konsultiert, Annahmen gemacht und wieder verworfen. Und im Endeffekt kam doch alles anders.
Das Bestandsgebäude Mälzerei
Im Wesentlichen sind es drei Objekte, die vor dem
Untergang (hier ist bewusst nicht das Wort Abbruch gewählt) zu schützen waren und adaptiert werden mussten.
Erschwerend hinzu kam die Tatsache, dass auf dem
Grundstück ein ehemaliger Friedhof gelegen ist, wo für
die Exhumierungen Feingefühl seitens der Bauleitung
gefragt war.
Das erste Gebäude ist das sogenannte Produktionsgebäude. Es ist direkt in den Baukörper des Einkaufszentrums integriert (Bauteil D). Ursprünglich nur vier
Stockwerke hoch und nicht unterkellert, stand es direkt
am Hang zu den obenliegenden Betriebsobjekten. Nun
war die Aufgabe, die Baugrube so zu umschließen, dass
die Erstellung der Fundierung für die Bauteile A bis C
ermöglicht wurde, ohne das Gebäude zu destabilisieren.
Schon bei der Ausführung der Schlitzwand brachten die
Schwächen der Bausubstanz und die vorgesehene Technologie die Projektanten und nicht zuletzt die Denkmalschützer in Verlegenheit. In der gesamten nördlichen
Außenwand traten Risse aufgrund von Setzungen auf.
Im Wochen-, ja Tagestakt wurden die Konzepte als nicht
ausführbar erkannt und mit neuen Gutachten und Blumen der Weg zu der Denkmalschutzbehörde beschritten.
Die Notwendigkeit, das Objekt immer weiter auf die gesunde Bausubstanz zu reduzieren – es sollte ja schließlich in Zukunft ein integraler Bestandteil eines KlasseA-Einkaufszentrums sein –, ließ im Endstadium des Abbruches lediglich ein Gerippe übrig, dessen Erhaltungswert zumindest in Frage gestellt werden darf.
Auch die „Heilige Kuh“ des Anwesens – die Villa –
wurde, als auch hier bei der Schlitzwanderstellung bedenkliche Risse auftraten, geräumt. Die Villa ist zwar im
fertigen Zustand ebenerdig mit den benachbarten Gebäuden, jedoch während der Bauphase wurde das Gelände dreiseitig bis unter das Fundierungsniveau ausgehoben. Dies beanspruchte die Standfestigkeit des Gebäudes derart, dass die Tragfähigkeit des Gebäudes durch
aufwendig eingebrachte Pfahlfundamente verstärkt werden musste. Es darf hierbei nicht vergessen werden, dass
südseitig der Niveauunterschied zwischen den Fundamenten der Villa und der Fundamentplatte des Einkaufszentrums etwa 11 m betrug und auf den restlichen Sei-
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FOTOS: M. VETTER-Z.
Das Produktionsgebäude nach dem Abbruch (Innenansicht)
Die Villa im Baugeschehen
DIE KONSTRUKTION
Der Bauablauf war gemäß den Baukörpern und ihrem
Volumen gegliedert. Nach Erstellung der Schlitzwand
und des Aushubes konnte die Fundierung des Gebäudes
Polwiejska 42 abschnittsweise ausgeführt werden. Aufgrund der oben beschriebenen Probleme mit den Bestandsgebäuden mussten die Betonierabschnitte verkleinert werden. Die Bauabschnitte wurden so angelegt,
dass schalungstechnisch ein kontinuierlicher Ablauf gegeben war. Aufgrund des Zeitdruckes für die Erstellung
der Rohbauarbeiten wurde als Schalungssystem Skydeck (Peri) verwendet. Dieses System erlaubt eine rasche Ausschalzeit und somit konnten die Schalungsvorhaltmengen reduziert werden. Nachdem zuerst die Aussteifungsebene für die weiteren Gebäude, das ist die
Decke über dem ersten Obergeschoss, erstellt werden
musste, wurde mit den Nebengebäuden entsprechend
zeitverzögert begonnen. Diese gestalteten sich technisch
ebenso anspruchsvoll, im Besonderen im Hinblick auf
die benachbarten Gewerksbauten.
Beginn der Arbeiten stark verzögert wurde und es andererseits trotz vieler Anstrengungen immer wieder an
Fachpersonal für diese anspruchsvollen Arbeiten fehlte.
Für das Ziegelmaterial wurde nach langwierigen Diskussionen eine eigene Produktion für Stary Browar ins
Leben gerufen. Einerseits sollte der Charakter der Ziegel den Vorstellungen des Denkmalschutzes entsprechen
– eine architektonische Kompatibilität mit den Bestandsobjekten war notwendig –, andererseits hatten die
technischen Parameter der Ziegel den modernen Vorraussetzungen für Fassadenmauerungen zu entsprechen.
Sogenannte Kanalziegel mussten durch chemische Zusätze und Nachbrennen passend gemacht werden und eine nachträgliche Imprägnierung der Ziegel verschloss
die Poren, um Frostaufbrüche zu vermeiden.
FOTO: R. DEOPITO
ten durch die Unterkellerung des Hofbereiches die natürliche Abstützung des Gebäudes wegfiel.
FASSADEN
Die Beschreibung der Gesamtarchitektur hat bereits eine
Ankündigung auf die Schwierigkeit der Fassaden gegeben. Es ist weniger die Kompliziertheit der Konstruktion
als die Fülle verschiedener Typen.
KLINKERFASSADEN
Die Klinkerfassade ist, wie bereits erwähnt, die dominante Fassadentype und ummantelt die Objekte als vorgesetzte, hinterlüftete Sichtfassade. Bei einer Gesamtfläche von etwa 14.000 m2 waren vier Monate lang nicht
weniger als 100 Personen beschäftigt. Dies gibt einen
durchschnittlichen Leistungswert von nur 1,80 m2/Mann
und Tag. Dieser Wert war nicht zuletzt von besonderer
Bedeutung, als einerseits durch die widrigen Winter
2002/2003 (Klinkermauerwerk kann erst ab einer garantierten Temperatur von + 5° C ausgeführt werden) der
Historisches Rathaus von Posen
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FOTO: J. MAZURKIEWICZ
Passage beim Eingang vom Hofbereich
GLASFASSADEN
Die Glasfassaden waren insofern eine besondere
Herausforderung, als sie in viele unterschiedliche
Einzelflächen gegliedert sind und jeweils in die Bauteile
integriert werden mussten. Im Wesentlichen sind die
Glasfassaden in folgende Typen untergliedert: NurglasFassaden, Pfosten-Riegel-Fassaden, Lamellenfassaden
und Fensterfassaden. Die Pfosten-Riegel-Fassaden sind
in den Bürogeschossen des Einkaufszentrums und der
„Polwiejska 32“ eingebaut. Die trapezförmigen Rücksprünge, in denen seitlich jeweils die Türen für die Terrassen sind, wurden auf dem dritten Obergeschoss aufgesetzt und reichen über zwei Stockwerke.
Die Nurglas-Fassaden sind im Wesentlichen in den Eingangsbereichen angeordnet. Zum einen ist eine zirka
400 m2 große Fassade der sogenannten Althausfassade
vorgesetzt, wodurch zwischen den beiden Fassaden zu-
sätzlich Ausstellungsraum entlang der stark begangenen
Polwiejska Straße entstand. Diese Konstruktion ist auf
einer schlanken Niroseil-Konstruktion punktgehalten
aufgehängt. Nach denselben Konstruktionsprinzipien
wurden die Fassaden bei dem Büroeingang und bei dem
Eingang zu dem Food Court gelöst. Dadurch wird hier
eine natürliche Belichtung ermöglicht.
Die Fensterprofile sind aus architektonischen Gründen
Spezialprofile, die durch aufgesetzte Aluminiumleisten
einen „Althauscharakter“ erwecken sollen.
HAUSTECHNIKGEWERKE
Die größte Herausforderung bei der Planung der Haustechnikgewerke im Einkaufszentrum war der zur Zeit
der Planung noch nicht bekannte Ausstattungsgrad der
Mietflächen. Projektmässig wurden Annahmen getrof-
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fen, die als Durchschnittswerte angesehen werden.
Grundsätzlich ist die Heizlast der gesamten Anlage mit
2,5 MW ausgelegt. Hierzu kamen zwei Kühltürme zur
Ausführung. Auch hier mussten später Adaptionen ausgeführt werden, da die Ansprüche besonderer Mieter oft
wesentlich höher waren als die ursprünglich angenommen Werte von 130 W/m2.
Die Gesamtstromanspeisung der Anlage beträt 4,8 MW.
Ein Notstromaggregat von 370 KVA schützt das Gebäude im Havariefall.
MIETERAUSBAU
FOTO: M. KUSZELA
Die Geschäftsbereiche in dem Handelszentrum wurden
im Rahmen des Generalunternehmervertrags für die zukünftige Mieterausstattung vorbereitet, d.h., es wurden
seitens des Generalunternehmers einerseits die grundlegenden baulichen Verhältnisse und andererseits die
generelle Medienverteilung zu den Mietflächen geschaffen.
Die Verteilleitungen waren zwar ähnlich einfach geplant,
jedoch sind durch die mieterspezifischen Anforderungen
– der Unterschied zwischen einem Schuhgeschäft und einem Supermarkt ist doch ein sehr gravierender – laufende Adaptierungen in der Verteilung notwendig.
Des Weiteren war die Koordinierung der Arbeiten, also
jene Arbeiten, die in den Mieterausbauten durch Dritte
ausgeführt werden, und den Arbeiten, die auf Seiten des
Generalunternehmers gelegen sind, in unserem Arbeitsumfang.
TERMINPLAN
Die vertragliche Gesamtbauzeit von 17 Monaten war eine der Grundvoraussetzungen für die Unterzeichnung
des Auftrags. Diese Vorgabe war im Hinblick auf das
Bauvolumen und die bereits erwähnten baulichen Bedingungen, wie Bodenverhältnisse und Implementierung
von Bestandsobjekten, schwierig und bedurfte reiflicher
Überlegungen. Von der Geometrie des Gebäudes und
der technisch notwendigen Sequenz der Arbeiten konnte
in vielen Bereichen nicht oder nur in einem geringen
Ausmaß parallel zum Rohbau bereits an den Gewerken
Fassade und Haustechnik gearbeitet werden. Auch bei
„Nebenobjekten“ war dies so, da erst die Aussteifungsebenen geschaffen werden mussten. Außerdem wurde
der Büroteil Polwiejska 32 erst sechs Monate nach Beauftragung des Hauptteils in Form eines Zusatzauftrags
begonnen.
Die Erstellung der Schlitzwände als erste Arbeiten und
die damit verbundenen Aushub- und Fundierungsarbeiten nahmen infolge der schwierigen Bodenbedingungen
und nicht zuletzt aufgrund der Rücksichtnahme auf bestehende Gebäude und auf Abbrucharbeiten vier Monate
in Anspruch. Die nachfolgenden konstruktiven Leistungen inklusive Adaptierungsarbeiten nahmen im Endeffekt weitere sechs Monate in Anspruch, wobei die Masse der Stahlbetonarbeiten jedoch in vier Monaten abgeschlossen werden konnte. Das bedeutete, dass in den verbleibenden neun Monaten nach den Stahlbetonarbeiten
sämtliche Leistungen für Haustechnik, Fassaden und
Ausbau fertiggestellt werden mussten.
Perspektive von der Polwiejska Straße
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Zusätzliche Erschwernis war der ungünstige Winter. Wie
schon erwähnt, konnten daher die Leistungen für die
Klinkerfassade erst verspätet begonnen werden. Unter
Berücksichtigung der oben beschriebenen Bedingungen
kam es hier de facto zu starken Verzögerungen. Nur
durch gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten zur
Forcierung konnte letztlich doch eine termingerechte
Übergabe sichergestellt werden.
VERÄNDERUNGEN UND PERSPEKTIVEN
FOTO: R. DEOPITO
Es besteht kein Zweifel daran, dass die Errichtung dieses auffälligen Projektes auf diesem prominenten Platz
einiges Aufsehen in der Lokalstruktur Posen´s erregt
hat. Es ist nicht nur der bekannte Name des Investors,
der Familie Kulczyk, sondern auch das Objekt selbst,
das diesem die besondere Aufmerksamkeit zuteil wer-
den ließ. Schon bei der Eröffnungsfeier nahmen knapp
30.000 Personen aus der Stadt Posen teil. Posen ist eine
der polnischen Städte mit der größten Wirtschaftskraft.
Sie hat durch die Realisierung des Projektes „Alte Brauerei“ eine weitere Belebung erfahren.
Es sind zwar nur subjektive Eindrücke, die durch den
anderthalbjährigen Aufenthalt in Posen entstanden sind,
jedoch ist zu bemerken, dass durch die Schaffung von
geschätzten 800 dauerhaften Arbeitsplätzen und die
Tatsache, dass eine vor dem Beginn der Arbeiten
eher „lustlose“ Einkaufsstraße wie die Polwiejskastraße
nunmehr eine Personenfrequenz von durchschnittlich
20.000 Personen pro Tag aufweist. Wodurch eine Dynamik entstanden ist, von der nicht nur der Standort selbst,
sondern auch die ganze Stadt profitiert.
Die Tatsache, dass bereits konkrete Konzepte für die
nächste Ausbaustufe vorliegen, gibt dem recht.
Im Einkaufszentrum
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