06/16 Nr.134 THEMENAUSWAHL Editorial Noch mehr Wissenswertes Wir geben Ihnen das Wort! Höhenkrankheit 11 Vor dem Sommer ein Hoch auf die Berge! Neuheiten Generika von IMOVANE® 3 Z-Drugs Nein, es handelt sich hier nicht um eine neue Krimiserie… Wissenswertes Notfallverhütung in der Apotheke Die richtige Wahl treffen! Bild des Monats: Ein Hoch auf die Berge bevor es uns wieder an den Strand lockt! Chemotherapie-induziertes Erbrechen (CINV) 15 6 In Kürze 19 Editorial Umfrage „Wer nicht vorwärts geht, geht rückwärts“, nach diesem Motto (von Goethe) lebt der CAP, nimmt nichts für gegeben und stellt sich immer wieder in Frage. Also haben wir uns auch die Frage gestellt, liebe Leserinnen und Leser, wie gut Ihnen die Pharma-News gefallen. Finden Sie die Themenauswahl attraktiv genug, sind die Artikel vielleicht zu komplex und schwierig zum lesen? Ihre Meinung ist uns wichtig, deshalb haben wir die Umfrage lanciert „Wie gefallen Ihnen die Pharma-News?“ Sie können online an dieser Umfrage teilnehmen unter https://fr.surveymonkey.com/r/B5TV572 (das erleichtert uns die Auswertung). Wenn Sie das Dokument elektronisch erhalten, brauchen Sie nur auf den Link zu klicken bzw. den Link kopieren. Sonst können Sie aber auch untenstehendes Formular schriftlich ausfüllen und dem CAP per Fax zustellen. Das Pharma-News-Team bedankt sich ganz herzlich und wünscht Ihnen eine gute Lektüre. WIE GEFALLEN IHNEN DIE PHARMA-NEWS? Ich bin: Mein Alter: Ich bin: Ich finde die PN: Pharma-Assistent(in) Apotheker(in) 25 Jahre 25 - 40 Jahre 40 Jahre eine Frau ein Mann zu einfach passend etwas zu schwierig deutlich zu schwierig Geben Sie hier bitte Beispiele von Themen, die zu einfach bzw. zu schwierig waren: Ich finde die PN: Gestaltung: Ich lese die PN: zu kurz passend ein wenig zu lang viel zu lang zu einfach gut zu überladen anderes 1x/Jahr 1-2x/Jahr 5-6x/Jahr jede Nummer (also 10x/Jahr) Am besten gefallen mir (mehrere Antworten sind möglich): Bild des Monats Editorial Neuheiten Wissenswertes In Kürze Lesetest Warum ich den Lesetest nicht mache (falls dies der Fall ist)? Das Pharma-News-Team bedankt sich ganz herzlich und wünscht Ihnen eine gute Lektüre. Jérôme Berger Anne-Laure Guntern Pierre Bossert Séverine Huguenin Marie-Théreèse Guanter Germanier Elodie Resenterra Martine Ruggli © Pharma-News Seite 2 Nummer 134, Juni 2016 Neuheiten GENERIKA VON IMOVANE® (ZOPICLON) UND "Z-DRUGS" Da das Patent für IMOVANE® (Zopiclon) abläuft, bringt Hersteller Sanofi das erste Generikum selber als Co-Marketing Arzneimittel auf den Markt: ZOPICLON ZENTIVA®. Diese Strategie wird häufig und von vielen Herstellern angewendet. Dies stellt eine gute Gelegenheit dar, um uns wieder einmal mit der medikamentösen Behandlung von Schlafstörungen sowie dem Stellenwert der Benzodiazepine und der sog. Z-Drugs (Nicht-Benzodiazepin-Agonisten) wie Zopiclon zu befassen. Kurze Wiederholung zum Thema Schlafstörungen Gemäss internationalen Studien leiden 30% der erwachsenen Bevölkerung an Schlafstörungen, sei dies an Ein- oder Durchschlafstörungen oder an einem nicht erholsamen Schlaf.1 Diese Zahl ist sehr hoch, da viele Menschen die Qualität Ihres Schlafes als schlecht bewerten, ohne dass weitere Untersuchungen stattgefunden haben und sie die Kriterien einer Insomnia gar nicht erfüllen. Gemäss Definition liegt eine Insomnia vor bei: Schwierigkeiten einzuschlafen und/oder Schwierigkeiten durchzuschlafen und/oder vorzeitigem Erwachen (vor Sonnenaufgang) ohne wieder einschlafen zu können während mindestens drei Nächten pro Woche und dies seit mindestens drei Monaten.2 Schlafstörungen, bzw. gemäss neuer Bezeichnung „Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus", werden durch viele Faktoren begünstigt. Neben psychologischen Ursachen wie Angstneurosen oder Depressionen können organische Erkrankungen wie z.B. chronische Schmerzsyndrome, neurologische (z.B. Restless-Legs-Syndrom), Herz-Kreislauf- oder Atmungs-Störungen (z.B. Schlaf-Apnoe-Syndrom) auch äussere Umstände wie Stress, Lärm, Störungen des zirkadianen Rhythmus bei Schichtarbeit oder Jetlag, Schwierigkeiten in Familie und Beziehung, Geldprobleme oder Trauer den Schlaf stören. Auch Arzneimittel wie z.B. Diuretika, Corticosteroide, Parkinsonmittel, Antidepressiva und psychoaktive Stoffe wie Coffein, Alkohol, Cocain und Amphetamine können den Schlaf beeinträchtigen. Eine genetisch bedingte Verletzlichkeit und schlechte Angewohnheiten begünstigen dann die Chronifizierung der Insomnia.3 Tipps für einen besseren Schlaf In der Therapie von Schlafstörungen steht das Erfassen und Abklären der Ursachen an erster Stelle. Damit kann eine ursachenorientierte Therapie eingeleitet werden, etwa die Behandlung von Insomnien im 1 Rev Med Suisse 2007; 3: 2537-2541 DSM 5, 2013 3 Planetesante.ch: Insomnias 2 © Pharma-News Seite 3 Nummer 134, Juni 2016 Rahmen von psychiatrischen und organischen Erkrankungen, wie z.B. Herzleiden und Hormonstörungen. Erst danach erfolgt die symptomatische Behandlung von Schlafstörungen, die vor dem Einsatz von Medikamenten die Schlafberatung umfasst:4 Abends nur leichte Mahlzeiten Alkohol meiden (Alkohol erleichtert das Einschlafen, beeinträchtigt aber das Durchschlafen) Kaffee, Tee und andere Stimulanzien können stören und sollten 4-6 Stunden vor der Nachtruhe nicht mehr eingenommen werden Regelmässige körperliche Tätigkeit fördert Müdigkeit. Allerdings sollten die Trainingseinheiten nicht unbedingt in den zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen stattfinden. Keine Spitzenleistung, dafür ein Abendspaziergang. Angenehme entspannungsfördernde Rituale vor dem Zubettgehen einplanen1 Schlafzimmer: wohliges Bett, Dunkelheit, Ruhe Vor dem Schlafengehen Finger weg von Bildschirmen usw. Die blauen Wellenlängen des Lichtes mit dem LED’s Tablet, Laptop oder Handy beleuchten, hemmen die Ausschüttung von Melatonin durch die Zirbeldrüse und stören somit den zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus. Projizierte Bilder (Kino, Heimkino) hingegen scheinen diesen Nachteil nicht zu haben. 5 Stress und Probleme vor dem Schlafengehen abbauen bzw. lösen. Das wird nicht immer gelingen, aber ein Gespräch mit Freunden oder dem Partner oder eine Notiz im Tagebuch hilft, das Thema für den Tag abzuhaken und es nicht mit ins Bett nehmen zu müssen. So steigen die Chancen, ungestört durchzuschlafen. Paradoxon „Ich will gar nicht einschlafen“: Durchbrechen des Terrors der Erwartungshaltung, Uhren und Wecker verstecken, um nicht noch zusätzlich Druck aufzubauen Regelmässigkeit: zur gleichen Zeit zu Bett gehen und am Morgen aufstehen, auch am Wochenende. Einschlafritual. Monotonie hilft beim Einschlafen. Schlafzeit knapp bemessen. Schlafdefizit ist zwar unangenehm, aber ungefährlich. Das Mittagsschläfchen programmiert die abendliche Schlafstörung. Das Bett ausschliesslich zum Schlafen (und für sexuelle Aktivitäten) nutzen, aber weder zum Lesen, Fernsehen, Essen usw. Wenn es nicht gelingt, nach 15 - 20 Minuten wieder einzuschlafen, lieber aufstehen und etwas entspannendes machen (z.B. lesen aber keine berufliche Lektüre, die stimulieren bzw. stressen könnte) als sich stundenlang im Bett wälzen. Erst wieder zu Bett gehen, wenn man richtig müde ist. Medikamentöse Behandlung Führen nichtpharmakologische Massnahmen nicht zum Ziel, kommen Medikamente zum Einsatz. Diese sollten aber im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans eingesetzt und durch unterstützende Gespräche, Schlafhygiene und psychologische Therapieverfahren ergänzt werden. Vor dem Einsatz der eigentlichen Hypnotika sollten Phytotherapeutika (wie z.B. Johanniskraut, Hopfenzapfen, Melissenblätter, Passionsblumenkraut, Baldrianwurzel) erwogen werden. Auf Phytotherapeutika gehen wir allerdings in diesem Artikel nicht weiter ein, sondern konzentrieren uns auf Benzodiazepine (BZD) wie z.B. SERESTA® oder DALMADORM® und Nicht-Benzodiazepin-Agonisten wie Zolpidem 4 5 Rev Prescrire, janvier 2015 – mauvais sommeil: premier choix www.medi-lum.ch © Pharma-News Seite 4 Nummer 134, Juni 2016 (STILNOX® und Generika) und Zopiclon (IMOVANE® und Generika, auch Z-Drugs genannt). In der Hypnotikatherapie nehmen Benzodiazepine und Z-Drugs dank ihrer gesicherten hypnotischen Wirkung sowie ihrer unkomplizierten Handhabung und ihrer grossen therapeutischen Breite eine dominierende Stellung ein. Co-Marketing Arzneimittel: Ein Co-Marketing-Arzneimittel ist ein verwendungsfertiges Arzneimittel, das ein Unternehmen aufgrund einer schriftlichen Ermächtigung mit eigener Bezeichnung (Marke) und eigener äusserer Verpackung in Verkehr bringt, sich aber sonst vom entsprechenden und für das ermächtigende Unternehmen zugelassenen Arzneimittel (Basispräparat) nicht unterscheidet. Die Medikamente werden von derselben Maschine hergestellt, aber mit anderer Verpackung und unter anderem Namen verkauft. Der Grund ist meistens, dass in der Schweiz die Publikumswerbung für Medikamente, die von der Grundversicherung bezahlt werden, untersagt ist. Deshalb bringen einige Hersteller zwei identische Medikamente auf den Markt. Erstens dasjenige, das von der Krankenversicherung bezahlt wird und zweitens eines, dass sie aufwändig bewerben können (zum Beispiel Bioflorina® und Bioflorin®). Wenn der Patentschutz von Arzneimitteln ausläuft, lancieren einige Firmen vorgängig Co-Marketing-Arzneimittel als „Original-Generika“. Die Originalhersteller verkaufen dann sowohl das Original als auch das hauseigene und günstigere Generikum, um Marktanteile halten zu können und nicht an die Generikahersteller zu verlieren. BZD und Z-Drugs verkürzen die Einschlaflatenz und es gibt weniger Aufwachvorgänge. Auch die Gesamtschlafzeit verlängert sich, dies allerdings nur um ca. 20 Minuten und nur bei Patienten unter 60 Jahren. Für die kurzfristige Anwendung wird das Nutzen-Risiko-Verhältnis dieser Wirkstoffe als günstig bewertet, längerfristig hingegen ist ihre Anwendung problematisch - aufgrund der Abnahme ihre Wirksamkeit mit der Zeit (sogenannte Toleranzentwicklung), ihres nicht zu vernachlässigenden Abhängigkeitspotentials und der sog. Rebound-Schlaflosigkeit beim Absetzen der Therapie).4 Benzodiazepine und Z-Drugs unterscheiden sich erheblich in der Wirkdauer und somit in ihrer Wirkung: - Lange Wirkdauer (mehr als 24 Stunden), z.B. DALMADORM®, VALIUM® oder MOGADON®: diese Arzneimittel werden bevorzugt bei Angststörungen eingesetzt, die auch tagsüber andauern.4 - Mittlere Wirkdauer (zwischen 8 und 10 Stunden), z.B. SERESTA®: sie kommen hauptsächlich bei Durchschlafstörungen zum Einsatz. - Kurze Wirkdauer (weniger als 6 Stunden), z.B. DORMICUM®, STILNOX® oder IMOVANE®: diese werden bei Einschlafstörungen angewendet4 Zopiclon Zopiclon wird üblicherweise zu 7.5 mg täglich dosiert und muss als Einmalgabe unmittelbar vor dem Schlafengehen eingenommen werden. In derselben Nacht darf keine erneute Verabreichung erfolgen. Zur Vermeidung dosisabhängiger Nebenwirkungen am nächsten Morgen empfehlen immer mehr Leitlinien bei Hypnotika die Verabreichung der niedrigsten wirksamen Dosis, insbesondere von Zolpidem (STILNOX® und Generika). Dies gilt auch für Zopiclon, das nur mit 3.75 mg (also mit einer halbe Tablette, da die Tabletten teilbar sind) dosiert werden sollte, vor allem bei älteren Patienten oder bei Patienten, die am Morgen nach der Einnahme ein Fahrzeug führen müssen.6 Die Patienten müssen darauf hingewiesen werden, dass nach der Einnahme von Zopiclon und insbesondere während der ersten 12 Stunden nach der Einnahme des Arzneimittels Situationen, die ein gutes Reaktionsvermögen und eine gute motorische Koordination erfordern, zum Beispiel das Bedienen von Maschinen oder das Führen motorisierter Fahrzeuge, riskant sind. Die unerwünschten Wirkungen von Zopiclon unterscheiden sich kaum von jenen der anderen Benzodiazepine oder Z-Drugs:4 Müdigkeit, besonders am Morgen, erhöhtes Sturz- und Frakturrisiko, Beeinträchtigung der motorischen Koordination, Schwindel, Konzentrationsstörungen, Albträume, Verwirrung, Schluckstörungen mit erhöhtem Lungenentzündungsrisiko in Folge von Aspiration, paradoxe und psychiatrische Reaktionen wie unangemessenes Verhalten, Aggressivität, Zorn. Auch 6 Health Canada: Dear Healthcare Professional Letter vom 19. Nov. 2014 http://www.a-turl.de/?k=ahlk © Pharma-News Seite 5 Nummer 134, Juni 2016 von Schlafwandeln und damit assoziierten Verhaltensweisen wurde berichtet, und zwar von Patienten, die Zopiclon (Zopiclon Zentiva) oder mit diesem Präparat verwandte Schlafmittel eingenommen hatten und nicht vollständig wach waren. Dazu zählten unter anderem Autofahren im Schlaf, Zubereiten und Verzehren von Mahlzeiten, Telefonieren, Geschlechtsverkehr, ohne dass sich die Betroffenen später daran erinnern konnten (Amnesie). Diese Effekte treten allerdings häufiger bei Wirkstoffen mit sehr kurzer Wirkdauer, wie z.B. bei HALCION®, auf. Alkohol und andere zentral dämpfende Substanzen scheinen das Risiko für solches Verhalten im Zusammenwirken mit Zopiclon zu erhöhen, weshalb Patienten während der gesamten Behandlungsdauer auf Alkohol usw. verzichten sollten.7 Wie man hier sieht, unterscheidet sich Zopiclon kaum von Zolpidem. Ausserdem verursacht Zopiclon relativ häufig einen bitteren Geschmack im Mund oder Mundtrockenheit. Der bittere Geschmack hängt offenbar vom Zopiclon-Gehalt des Speichels ab und ist bei Tagesdosen über 7,5 mg häufiger zu beobachten (bei 5 bis 7% der Behandelten). Absetzen von Hypnotika: Die Einnahme von Hypnotika wie Zopiclon kann zu physischer und psychischer Abhängigkeit und zu Missbrauch führen. Dieses Risiko ist erhöht bei längerer Einnahme, hoher Dosierung und bei Patienten mit einer Anamnese von Alkohol- oder Drogen-Abhängigkeit, sowie bei Kombination mit Alkohol oder anderen Psychopharmaka. 7 Aus diesem Grunde sollten Hypnotika nur nach sorgfältiger Prüfung der Indikation verschrieben und nur über möglichst kurze Dauer (nicht länger als vier Wochen) eingenommen werden. Wenn eine Abhängigkeit entstanden ist, geht das plötzliche Absetzen der Behandlung mit Entzugssymptomen einher. Diese variieren und können sich äussern in Schlafstörungen („rebound insomnia“), Angst, Tremor, Schwitzen, Ruhelosigkeit, Verwirrung, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Tachykardie, Delirium, Alpträumen, Halluzinationen und Reizbarkeit. In seltenen Fällen können zerebrale Krampfanfälle auftreten. Um das Risiko von Entzugserscheinungen zu reduzieren, wird empfohlen, das Präparat ausschleichend abzusetzen.7 Verschiedene Massnahmen können in der Apotheke angewendet werden, um die Patienten zu unterstützen, wie z.B. in der folgenden von der französischen Behörde entwickelte Checkliste: http://www.has-sante.fr/portail/upload/docs/application/pdf/2013-03/fiche_action_sommeil_somniferes_et_sujet_age_vf.pdf Klagt ein Patient in der Apotheke über Schlafstörungen, stellt dies häufig eine gute Gelegenheit dar, falsche Erwartungen und Vorstellungen richtigzustellen und die Sorge um den Schlaf zu relativieren. Kommt ein Benzodiazepin oder ein Z-Drug zum Einsatz, ist es wichtig den Patienten über das Abhängigkeitspotential dieser Wirkstoffe zu informieren, und dass Entzugssymptomen auftreten können, wenn die Therapie nach mehr als vier Wochen Anwendung plötzlich abgesetzt wird. Um das Risiko von Entzugserscheinungen zu reduzieren, wird empfohlen, Zopiclon ausschleichend abzusetzen. Nicht-pharmakologische Therapiestrategien sollten auf jeden Fall erwähnt werden. 47 GENERIKA VON IMOVAN UND Z-DRUGS – wichtig für die Beratung: 7 Schlafstörungen sind ein häufiges Problem: die sorgfältige Erfassung und Abklärung der Ursachen sowie nicht-pharmakologische Therapiestrategien steht an erster Stelle der Behandlung Benzodiazepine und Nicht-Benzodiazepin-Agonisten oder Z-Drugs weisen ein vergleichbares Nutzen-Risiko- Verhältnis auf und unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Wirkdauer Werden sie länger als vier Wochen angewendet, besteht ein erhöhtes Abhängigkeitsrisiko, Entzugssymptome können auftreten, wenn das Präparat plötzlich abgesetzt wird. Neu gibt es auch ein Generikum von IMOVANE®: ZOPICLON® ZENTIVA Maximal eine Tablette als Einmalgabe täglich, wenn möglich nur eine halbe Tablette, besonders bei älteren Patienten oder Personen, die am folgenden Morgen ein Fahrzeug führen Nebst einem bitteren Geschmack im Mund und Mundtrockenheit hat Zopiclon dieselben unerwünschten Wirkungen wie die anderen BZD und Zolpidem Kein Alkohol während der gesamten Zopiclontherapie, denn Alkohol und andere zentraldämpfende Wirkstoffe erhöhen das Risiko für Somnambulismus und damit verbundene Verhaltensweisen Swissmedicinfo.ch © Pharma-News Seite 6 Nummer 134, Juni 2016 WISSENSWERTES NOTFALLKONTRAZEPTION IN DER APOTHEKE: DIE PILLE DANACH Das Notfallkontrazeptivum ELLAONE® (Ulipristalacetat), seit Januar 2014 erhältlich in der Schweiz auf Rezept, ist seit Februar 2016 nun auch rezeptfrei erhältlich, jedoch ausschliesslich nach einem Beratungsgespräch der Apothekerin/des Apothekers mit der Kundin. Parallel dazu wurden kürzlich zwei Generika von NORLEVO® zugelassen. Dies ist also der richtige Moment, um die Notfallkontrazeption in der Apotheke und den Unterschied zwischen NORLEVO® und ELLAONE® unter die Lupe zu nehmen. Der Begriff „Notfallkontrazeption“ umfasst alle kontrazeptiven Methoden, die das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft in den ersten Tagen nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr senken können. Sie ist wird in den folgenden Situationen empfohlen und zwar nach: Geschlechtsverkehr ohne Verhütungsmittel Kondompanne (Kondom abgerutscht oder gerissen) „Pillenpanne“ wie z.B. Pille vergessen, Erbrechen nach Einnahme der Pille oder Wechselwirkung mit anderen Arzneimitteln (z.B. Rifampicin, Johanniskraut) Fehlanwendung einer anderen Verhütungsmethode (Verhütungsring, Verhütungspflaster) nicht-zuverlässigen Kontrazeptionsmethoden wie Coitus interruptus, Knaus-Ogino-Verhütungmethode oder Temperaturmethode Bis Anfang dieses Jahres konnte nur NORLEVO® in der Apotheke empfohlen werden. Mit ELLAONE® stehen Apothekerinnen und Apothekern nun zwei orale Notfallkontrazeptiva rezeptfrei zur Abgabe an die Kundinnen bereit, was die Beratung in der Apotheke grundlegend verändert. Das von PharmaSuisse und der Interdisziplinären Expertengruppe für Notfallkontrazeption (IENK) entwickelte Protokoll der Notfallkontrazeption sowie das Flussdiagramm wurden angepasst und stehen den Apothekern (nach Einloggen) auf der Webseite von PharmaSuisse zur Verfügung.8 Der Menstruationszyklus in Kürze Um den Unterschied zwischen den Wirkmechanismen von Levonorgestrel (LNG - NORLEVO® und Generika) und von Ulipristal (UPA - ELLAONE®) besser verstehen zu können, schauen wir uns nochmal kurz die verschiedenen Etappen des Menstruationszyklus (auch Ovarialzyklus) auf folgendem Schema an. Als Beginn eines Menstruationszyklus ist der erste Tag der Monatsblutung festgelegt worden, weil die Blutung das deutlichste und sichtbare Symptom innerhalb des Zyklus ist. Der Zyklus endet nach Definition am Tag vor dem Einsetzen der Blutung. Der Zyklus wird in zwei Phasen unterteilt: 8 Der Abschnitt zwischen dem Eintritt der Menstruation und dem nächsten Eisprung wird als www.pharmasuisse.org: Prestation/Thèmes/Contraception d’urgence (login nécessaire) © Pharma-News Seite 7 Nummer 134, Juni 2016 Desquamations- und Proliferations- oder Follikelphase bezeichnet und ist bezüglich der Dauer variabel. Diese kann von einem Zyklus zum anderen variieren und nimmt in der Regel im Alter ab. Die Phase zwischen Eisprung und dem Beginn der Menstruation wird als Sekretions-, Lutealoder Gelbkörperphase bezeichnet. Sie dauert, relativ konstant, 12 bis 16 Tage an. Die Ovulation (auch Eisprung oder Follikelsprung genannt) selbst wird nicht als Phase bezeichnet, sondern markiert lediglich den Wechsel zwischen der Follikel- und Gelbkörperphase. Für den weiblichen Zyklus sind vor allem zwei Hormone von Bedeutung: das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das eisprungauslösende Hormon (LH, luteinisierendes Hormon). Das FSH stimuliert das Wachstum des Eibläschens (Follikel) im Eierstock und die Ausreifung der Eizelle. Mit zunehmender Grösse wird vom Follikel – das sich zu diesem Zeitpunkt noch im Eierstock befindet - das weibliche Geschlechtshormon Östrogen gebildet. 9 Wer mehr wissen möchte… Wirkungsmechanismen der Notfallkontrazeptiva: Wird LNG (NORLEVO® und Generika) vor dem LH-Anstieg verabreicht, kann es die LH-Ausschüttung verhindern bzw. verzögern und damit den Eisprung um ca. fünf Tage verschieben. Ist der LH-Anstieg aber bereits erfolgt (12 bis 24 Stunden vor dem Eisprung, auf dem Schema ab dem 11. Zyklustag), so hat Levonorgestrel auf die finale Reifung des Follikels und auf den Eisprung keinen Einfluss mehr. UPA (ELLAONE®) verhindert den Eisprung noch bis wenige Stunden vor dem Eisprung, also auch dann, wenn bereits ein LH-Anstieg erfolgt ist (auf dem Schema am 12.Tag). Es muss innerhalb von 120 Stunden (fünf Tagen) nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden; allerdings ist auch hier wie bei LNG die Sicherheit umso höher, je früher das Medikament nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen wird. Ulipristalacetat ist ein selektiver Progesteron-Rezeptormodulator (SPRM), der das Andocken des körpereigenen Sexualhormons Progesteron verhindert, so dass dieses nicht wirken kann. Der Eisprung wird verhindert oder verzögert. Die Bildung von Proteinen, die für den Beginn und Erhalt einer Schwangerschaft notwendig sind, wird unterdrückt.9 UPA scheint also wirksamer als LNG zu sein, weil es ein grösseres Wirkungsfenster hat. Genauso wenig wie LNG kann auch UPA nichts mehr bewirken, wenn ein Eisprung bereits stattgefunden hat. Theoretisch beeinflusst UPA auch die Gebärmutter. Bis jetzt konnte aber keine Studie zeigen, dass die im Rahmen der Notfallkontrazeption verabreichten UPA-Dosierungen die Einnistung (Nidation) des befruchteten Eizelle in der Gebärmutter verhindern.9,11 Werden weitere Studien auch weitere Effekte von UPA zeigen? Fortsetzung folgt… 9 Frontiers in Pharmacology 2016 ; 6 (315) © Pharma-News Seite 8 Nummer 134, Juni 2016 Bei maximaler Grösse des Follikels – in der Mitte des Zyklus – ist der Östrogenspiegel am höchsten. Der hohe Östrogenspiegel stimuliert gleichzeitig die Hirnanhangsdrüse und es kommt zu einem steilen Anstieg des Hormons LH. Dieser Vorgang wiederum löst dann 24 bis 36 Stunden später den Eisprung aus. Der Eisprung ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass nach dem Geschlechtsverkehr das Ei mit dem Samen des Mannes verschmelzen kann, wobei diese Befruchtung in den ersten 12 bis 18 Stunden nach der Ovulation erfolgt. Spermien können fünf bis sieben Tage im Körper der Frau aktiv bleiben, weshalb die Tage kurz vor dem Follikelsprung die fruchtbarste Zeit sind. Es ist allerdings nicht immer möglich, die fruchtbare Zeit genau zu bestimmen, zumal die Zyklen auch unregelmässig verlaufen können. Deshalb wird bei Geschlechtsverkehr ohne Verhütung eine Notfallkontrazeption unabhängig vom Zyklus empfohlen.8 Vergisst die Kundin eine Pille einzunehmen, oder bei Fehlanwendung einer anderen Verhütungsmethode (Verhütungsring, Verhütungspflaster), hängt die Notwendigkeit der Notfallkontrazeption vom Zeitpunkt des Versäumnisses und von der Anzahl der Einnahmen, die vergessen wurden, ab. Das differenzierte Vorgehen beim Vergessen der hormonellen Verhütung ist auf der Webseite von PharmaSuisse beschrieben. 8 Es ist also nicht möglich, bei der Abgabe eines oralen Notfallkontrazeptivums (LNG oder UPA) zu bestimmen, in welchem Stadium ihres Zyklus die Patientin sich gerade befindet. Man nimmt an, dass UPA aufgrund des erweiterten Wirkungsbereiches eine insgesamt höhere Wirksamkeit hat als LNG. Dennoch hat auch UPA Grenzen. Patientinnen sind darüber zu informieren, dass, auch wenn sie als sehr wirksam gilt, die Notfallkontrazeption keinesfalls eine regelmässige Verhütung ersetzen kann.10, 11 Da UPA auch als Antagonist auf die Progesteron-Rezeptoren wirkt, besteht ein Wechselwirkungsrisiko mit oralen Kontrazeptiva, die Progesteron enthalten. Dies erklärt auch, warum eine hormonale Verhütung noch 14 Tage nach Einnahme von ELLAONE® als unwirksam gilt. Zur Erinnerung: wurde die Verhütungspille länger als zwölf Stunden vergessen, wird für die kommenden sieben Tage die Anwendung einer zusätzlichen empfängnisverhütenden Methode (z.B. Kondom) empfohlen, unabhängig davon, ob die Patientin NORLEVO® eingenommen hat oder nicht. Die Einnahme eines Notfallkontrazeptivums hat keine empfängnisverhütende Wirkung in den darauf folgenden Tagen. Im Gegenteil, sowohl LNG als auch UPA verzögern den Eisprung um fünf Tage, was das Risiko einer Schwangerschaft bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr in den Tagen gleich nach Einnahme des Notfallkontrazeptivums sogar erhöht. Wenn im selben Zyklus die Einnahme eines Notfallkontrazeptivums wiederholt werden muss, empfiehlt es sich, denselben Wirkstoff wieder einzunehmen (mangels eindeutiger Daten betreffend der Kombination LNG + UPA). Da UPA die Wirksamkeit oraler Corticoide beeinträchtigen kann, sollen Patientinnen, die mit oralen Corticoiden behandelt werden, vorzugsweise LNG zur Notfallkontrazeption erhalten. CYP 3A4-Induktoren wie Antiepileptika, Tuberkulosemittel, HIV-Medikamente oder Johanniskraut beeinträchtigen die Wirkung beider Wirkstoffe gleichermassen. Die folgende Tabelle vergleicht die wichtigsten Eigenschaften der Wirkstoffe LNG und UPA:9,12 10 Austin Journal of Obstetric and Gynecology 2015 ; 2 (2): 1037 Lancet 2010 ; 375 : 555-562 12 www.sante-sexuelle.ch/fr/nos-activites/acces-pour-tous/contraception-durgence/ienk/ : prise de position sur la contraception d’urgence en Suisse (2014) 11 © Pharma-News Seite 9 Nummer 134, Juni 2016 NORLEVO®, POSTINOR®, LEVONORGESTREL SANDOZ® ELLAONE® Wirkstoff Levonorgestrel (LNG) Ulipristalacetat (UPA) Dosierung eine Tablette zu 1.5 mg eine Tablette zu 30 mg Wirkmechanismus Verzögert und/oder verhindert den Eisprung: Ist ein Progesteron-Rezeptorantagonist Wirkdauer nach Bis zu 72 Std (3 Tage) ungeschütztem Geschlechtsverkehr bzw. Versagen der Kontrazeption Ist ein selektiver Progesteron-Rezeptor-modulator (SPRM) (wirkt als Agonist/Antagonist) Bis zu 120 Std (5 Tage) Einnahme Eine einzige Tablette so schnell wie möglich nach dem ungeschützten Geschlechts-verkehr bzw. Versagen der Kontrazeption einnehmen. Tritt innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme Erbrechen auf, soll unverzüglich eine weitere Tablette besorgt und eingenommen werden, eventuell in Kombination mit einem Antiemetikum. Wiederholte Einnahme Mehrmalige Einnahme im selben Zyklus möglich. Wegen möglicher Wechselwirkungen zwischen LNG und UPA sollte jeweils derselbe Wirkstoff wiederholt eingesetzt werden Alter Keine Altersgrenze aus pharmakologischer Sicht. Bei Jugendlichen unter 16 Jahren muss die Urteilsfähigkeit individuell durch den/die Apotheker/in ermittelt werden Stillen Stillpause während 6 h. Abpumpen und Milch verwerfen Stillpause während 7 Tagen. Abpumpen und Milch verwerfen Wechselwirkun- bei gleichzeitiger Einnahme mit CYP 3A4-Induktoren (z.B. Antiepileptika wie Carbamagen zepin und Phenytoin, Tuberkulostatika wie Rifampicin, HIV-Mittel wie Ritonavir oder Johanniskraut) kann die Wirksamkeit vermindert sein beeinträchtigt weder die Wirkung der kann mit Gestagenen (Kontrazeptiva, LNG) Gestagene noch der oralen Kortikoide interagieren und deren Wirksamkeit beeinträchtigen kann mit oralen Corticoiden interagieren und deren Wirksamkeit beeinträchtigen Übergewicht Wirksamkeit bei einem BMI >30 kg/m2 Wirksamkeit bei einem BMI >35 kg/m2 möglicherweise vermindert möglicherweise vermindert Unerwünschte Wirkungen Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Zyklusstörungen (kaum Unterschiede in der Häufigkeit zwischen den beiden Wirkstoffen) Verhütung nach Enthaltsamkeit oder Anwendung eines der Einnahme Kondoms während 7 Tagen (9 Tage bei QLAIRA®) zusätzlich zur hormonalen Verhütung Menstruationsverschiebung © Pharma-News Enthaltsamkeit oder Anwendung eines Kondoms während 14 Tagen (16 Tage bei QLAIRA®) zusätzlich zur hormonalen Verhütung bis zu 2-3 Tage frühere oder spätere bis zu 7 Tage spätere Menstruation Menstruation Seite 10 Nummer 134, Juni 2016 Bei Übergewicht (BMI > 30 kg/m2) scheint UPA wirksamer als LNG zu sein. Allerdings erhöht bei beiden Wirkstoffen die Einnahme einer doppelten Dosis die Wirksamkeit nicht und wird deshalb nicht empfohlen. Die sicherste Methode in diesem Fall ist die Einlage eines Kupfer-Intrauterinpessars (siehe Kästchen) Weitere Möglichkeiten zur Notfallkontrazeption: Was den Preis der Präparate anbelangt, ist Die Einlage eines kupferhaltigen Intrauterinpessars (CU-IUP) zur der Apotheker/die Apothekerin frei, da diese Verhütung einer Schwangerschaft kann innerhalb von 120 StunArzneimittel nicht von der Grundversicherung den (also 5 Tage) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr bezahlt werden. In seinem Informations- erfolgen. Das IUP verhindert die Einnistung einer eventuell befruchteten Eizelle in der Gebärmutter. Diese Methode ist für die schreiben empfiehlt PharmaSuisse aus ethi- betroffene Frau erheblich aufwendiger und erfordert eine rasche schen Gründen eine produkteunabhängige ärztliche Intervention. Sie ist teilweise auch unangenehmer und Pauschale für das Angebot „Pille danach“ teurer, aber auch am wirksamsten. Ihre Hauptvorteile sind die enorm hohe Effizienz (99%) unabhängig vom BMI der Frau und (Preis des Arzneimittels, persönliche Bera- die Möglichkeit, das IUP als Antikonzeptionsmittel länger (bis zu tung von 15 Minuten, unmittelbare Anwen- fünf Jahre lang) zu belassen.12 dung, Dokumentation). Zur Information: der Herstellungspreis von ELLAONE® ist fast doppelt so hoch wie der Preis von NORLEVO® (welcher sich nur wenig vom Preis des Generikums LEVONORGESTREL SANDOZ® unterscheidet). PILLE DANACH – wichtig für die Beratung: Die Möglichkeiten für eine Notfallkontrazeption in der Offizin wurden erweitert: nebst NORLEVO® und Generika (LEVONORGESTREL SANDOZ® und POSTINOR®) ist neu auch ELLAONE® rezeptfrei erhältlich, nach entsprechender Beratung durch den Apotheker/die Apothekerin. Vorteile von ELLAONE®: Diese „Pille danach“ kann bis zu fünf Tagen nach ungeschütztem Verkehr oder Versagen der Kontrazeption angewendet werden, denn im Gegensatz zu Levonorgestrel verzögert oder verhindert sie den Eisprung, auch wenn ein LH-Anstieg bereits erfolgt ist. Vorteile von NORLEVO® und Generika: Besser geeignet in der Stillzeit und unter Corticoidbehandlung. Beeinträchtigt im Gegensatz zu ELLAONE® nicht die Wirksamkeit eines anderen hormonalen Verhütungsmittels Bei wiederholter Anwendung im selben Zyklus: sich an das selbe Präparat halten (entweder LNG oder UPA, aber keine Kombination der beiden) © Pharma-News Seite 11 Nummer 134, Juni 2016 HÖHENKRANKHEIT Dies ist ein Thema der Reisemedizin, das noch nie in den Pharma-News behandelt wurde. Dabei erstürmen immer mehr Touristen die Gipfel von Nepal oder Peru. Trekking-Reisen sind in, je höher desto besser. An Höhenkrankheit denken aber nur wenige, obwohl die Symptome bereits ab 2500 Meter auftreten können. Worum handelt es sich genau? Wer kann betroffen sein, was sind die Symptome? Welche Tipps können wir unseren Kunden geben, um der Höhenkrankheit vorzubeugen und wie kann man sie behandeln. In diesem Artikel fassen wir das Wichtigste für die Offizin zusammen. Höhenkrankheit: Ursachen und Definitionen Hinter dem Begriff Höhen- oder Bergkrankheit verstecken sich eigentlich drei Gesundheitsstörungen: die akute Höhenkrankheit (englisch AMS = Acute Mountain Sickness), das Höhe-Hirnödem (abgekürzt HACE, von engl. high-altitude cerebral edema) und das Höhen-Lungenödem (abgekürzt HAPE, von engl. high-altitude pulmonal edema). Ursache für die akute Höhenkrankheit ist der geringere Luftdruck und der damit verbundene geringere Sauerstoffpartialdruck in grossen Höhen. Der menschliche Körper versucht, den Sauerstoffmangel mit einer höheren Atemfrequenz und einem gesteigerten Ruhepuls auszugleichen. Ausserdem nimmt die Zahl der roten Blutkörperchen zu. Diese steigt zum Beispiel in einer Höhe von 4500 Metern bereits nach zwei Tagen um etwa 10 Prozent an. Dadurch wird der Körper zwar besser mit Sauerstoff versorgt, die grössere Zellzahl im Blut erhöht jedoch das Risiko für Durchblutungsstörungen, Ödeme und Thrombosen. Viele Wissenschaftler halten das Höhe-Hirnödem und die akute Höhenkrankheit für schwere Anzeichen des gleichen Krankheitsgeschehens. Genau genommen handelt es sich dabei nicht um ein Ödem, sondern um eine Gehirnschwellung, also eine allgemeine Gehirnvergrösserung, einschliesslich der Zunahme des cerebralen Blutvolumens und der Cerebrospinalflüssigkeit. Ursache sind wahrscheinlich Veränderungen der Blut-Hirn-Schranke, die unter Sauerstoffmangel undicht wird, so die Theorie. Beim Höhen-Lungenödem tritt vermehrt Flüssigkeit aus den Lungengefässen ins Lungengewebe und in die Lungenbläschen über. Dadurch wird der Gasaustausch weiter beeinträchtigt und der Sauerstoffmangel im Körper zusätzlich verstärkt. Aufgrund des herrschenden Sauerstoffmangels kommt es zu einer reflektorischen Hyperventilation, die durch vermehrtes Abatmen von CO2 zu einer respiratorischen Alkalose führt (eine Anhebung des pH-Wertes im Blut, das Blut wird entsäuert bzw. alkalischer). Anzeichen einer leichten akuten Bergkrankheit (siehe Tabelle) treten oft schon zwischen 2000 und 2500 Metern Höhe auf. © Pharma-News Seite 12 Nummer 134, Juni 2016 Die wichtigsten Merkmale der drei oben genannten Krankheitsbilder sind der folgenden Tabelle aufgelistet:13,14,15 Englischer Begriff (wichtig zu kennen auf Reisen) Auftreten der Beschwerden nach Ankunft im Höhengebiet Symptome Notfallgrad und Verlauf Akute Höhen-Hirnödem Höhenkrankheit Acute Mountain Sick- High-Altitude Cerebness (AMS) ral Edema (HACE) Höhen-Lungenödem nach 6 bis 12 Stunden nach 36 bis 72 Stunden nach 36 bis 72 Stunden Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Schlafstörungen, Leistungsabfall Gleichgewichtsstörungen mit häufigen Stürzen, Bewusstseinseinstrübung, bis hin zu Koma und Tod Lebensbedrohlich Dyspnoe (Kurzatmigkeit) bereits in Ruhe, erhöhte Atemfrequenz, trockener Husten, schaumig-blutiger Auswurf, Fieber bis 39°C Lebensbedrohlich Tritt immer erst nach AMS-Symptomen auf (stellt also eine Komplikation der AMS dar) Kann sich auch ohne AMS-Symptome entwickeln Spontanremission nach 24 bis 48 Stunden. Kann aber auch zu HACE oder HAPE führen High-Altitude Pulmonary Edema (HAPE) Wer kann von einer Höhenkrankheit betroffen sein? Wer unter gesunden Erwachsenen dafür anfällig ist, lässt sich im Voraus nicht bestimmen. Menschen, die körperlich fit sind, leiden genauso häufig unter den Symptomen wie weniger trainierte. Ob Amateurbergsteiger, professionelle Bergführer oder Hochgebirgsretter, jeder kann betroffen sein. Die Beschwerden treten auch nicht zwingend bei jeder Tour auf, es kann einmal gut gehen und das nächste Mal nicht. Hauptauslöser der Höhenkrankheit ist ein zu rascher Aufstieg (über 400 m pro Tag) Weitere Faktoren erhöhen das Risiko, eine Höhenkrankheit zu erleiden: individuelle Veranlagung (Höhenkrankheit in der Anamnese), tief gelegener Wohnort (unter 900m), Alter unter 50 Jahren, Höhe über 3000m, oder Überanstrengung. Daneben spielen Alkoholgenuss, Flüssigkeits- und Mineralstoffmangel durch die in der Höhe vermehrte Ausscheidung (Höhendiurese), Infekte sowie Schlafmittel 13 www.chuv.ch/sport/cms_home/cms-patients-familles/cms-medecine_d_altitude.htm www.uptodate.com, Acute moutain sickness and high altitude cerebral edema 15 Revue médicale suisse, 2007, numéro 120, Maladies de haute altitude 14 © Pharma-News Seite 13 Nummer 134, Juni 2016 eine Rolle. Es ist aber wichtig zu betonen, dass das Erkrankungsrisiko bei Untrainierten gleich gross ist wie bei Trainierten. Dennoch können bestehende Herz-Kreislauf- oder Lungen-Erkrankungen sich in der Höhe verschlechtern, weshalb betroffenen Patienten eine ärztliche Kontrolle vor Abreise dringend zu empfehlen ist (sie werden in der Regel auch vom ReiseverEin paar Zahlen: anstalter verlangt).13,14,15 Wie kann man der Höhenkrankheit vorbeugen? In den Alpen treten Höhenkrankheiten in 3% der Fälle auf 1980 Höhenmetern auf, in 9% der Fälle auf 2820 Höhenmetern, in 13% der Fälle auf 3050 Höhenmetern und in 52% der Fälle auf 4560 Höhenmetern.15 Der einzig effektive Schutz vor der Höhenkrankheit ist die richtige „Taktik“ beim Aufstieg. Beim Erklimmen schwindelnder Höhen sollte nicht zu schnell vorgegangen werden, um dem Körper die nötige Zeit zur Anpassung an die veränderten Bedingungen zu geben. Pro Tag sollten dabei nicht mehr als 300 bis 400 Höhenmeter überwunden werden. Hat man nun vor, einen Vier- bis Fünftausender zu bezwingen, dann wird empfohlen, sich zunächst eine Woche auf etwa 3000 m einzugewöhnen. Erst nach Ende dieser Akklimatisierungs-Phase sollte man langsam weiter steigen. Ausserdem empfiehlt sich: viel zu trinken, um den erhöhten Flüssigkeitsbedarf des Körpers aufgrund der Höhe (Hyperventilation), der trockenen Luft und der körperlicher Anstrengung anzupassen. Keinen Alkohol zu sich nehmen. sich kohlenhydratreich (z.B. mit Getreide, Kartoffeln oder Hülsenfrüchten) zu ernähren, um den erhöhten Kalorienbedarf zu decken.13,14,1516 Wichtige Leitsätze zur Höhenkrankheit lauten: 1. Erkenne die Höhenkrankheit! Bei Unwohlsein davon ausgehen, bis das Gegenteil bewiesen ist. 2. Steige mit entsprechenden Symptomen niemals weiter auf! 3. Steige auf jeden Fall wieder hinunter, wenn die Krankheitszeichen schlimmer werden! Für besonders empfindliche Personen ist auch eine medikamentöse Prophylaxe möglich (siehe folgende Tabelle), wobei Ödemen in der Regel nicht vorgebeugt werden kann, man kann sie lediglich behandeln (siehe unten). Empfohlen wird die medikamentöse Prophylaxe eigentlich nur bei einer akuten Höhenkrankheit (AMS). Dexamethason hilft zwar, der AMS vorzubeugen, hilft dem Körper aber nicht, sich an die Höhe anzupassen. Zudem können auch bei kurzfristiger Anwendung die unerwünschten Wirkungen beträchtlich sein, wie z.B. Schlafstörungen und psychische Beschwerden. Die Arzneimittel sind alle rezeptpflichtig (Liste B).13,14,15 Für die Prophylaxe der Ödeme variieren - mangels Studien - die Empfehlungen. Da Dexamethason bei schweren Symptomen wirksam ist, empfehlen einige Leitlinien dessen Einsatz ausschliesslich zur Behandlung und nicht zur Prophylaxe. Andere Quellen empfehlen keine medikamentöse Pro- Ungeduld und Leichtsinn können zum Verhängnis werden! phylaxe und bevorzugen allgemeine Verhaltens- Leider halten sich die Reiseveranstalter nicht immer an die wichtigste Massnahme zur Vorbeugung der Höhenkrankempfehlungen.13,14,1517 heit: ein zu rascher Anstieg und das Trekking können zum Mögliche medikamentöse Massnahmen zur Vor- Verhängnis werden. Zum Beispiel sollte die Besteigung des Kilimandscharo (5900 Höhenmeter, im Nordosten von beugung der Höhenkrankheit: Tanzania) mindestens sechs bis sieben Tage dauern. Einige Veranstalter bieten an, den Berg innert vier Tagen zu erklimmen. Es lohnt sich, sich gut beraten zu lassen, bevor man sich auf eine solche Reise einlässt!16 16 17 www.planetesante.ch/Maladies/Maladies-d-altitude http://www.hug-ge.ch/programme-medecine-hyperbare © Pharma-News Seite 14 Nummer 134, Juni 2016 Akute Höhenkrankheit Höhen-Hirnödem (AMS) (HACE) Dexamethason: 4mg 2 mal pro Tag, zu- Dexamethason nächst am Tag bevor 3000 Höhenmeter überschritten werden, dann drei Tage lang einnehmen, dann während fünf Tagen ausschleichen Höhen-Lungenödem (HAPE) Dexamethason Nifedipin (ADALAT® und Generika) Salmeterol (SEREVENT®) Tadalafil (CIALIS®) Acetazolamid (DIAMOX®): 125 mg (1/2 Tablette) zweimal täglich, beginnend am Tag bevor 3000 Höhenmeter überschritten werden, danach noch wähIn diesen Indikationen gibt es bezüglich der emprend vier Tagen fohlenen Dosierung dieser Wirkstoffe keine Beide Präparate können kombiniert wer- Übereinstimmung den Behandlung Die Behandlung der Höhenkrankheiten ist in der folgenden Tabelle zusammengefasst: Allgemeine Massnahmen Medikamentöse Therapie Akute Höhenkrankheit Nicht weiter aufsteigen, Ruhetag einlegen. Tritt keine Verbesserung auf, sofort um mindestens 500 bis 1000 Höhenmeter absteigen, besser noch unter 2500 Höhenmeter Höhen-Hirnödem Höhen-Lungenödem (HACE) Sofortiger Abstieg um mindestens 1000 Höhenmeter. Zusätzlich, oder wenn ein Abstieg nicht möglich ist: Sauerstoffgabe über eine Nasensonde oder Atemmaske. Überdrucksack zur Überbrückung (hyperbare Kammer, in der mit einer Handpumpe ein Überdruck erzeugt werden kann, dies entspricht einem Abstieg um etwa 2000 Meter). Diese Massnahmen ersetzen aber keinesfalls den Abstieg! Paracetamol und/oder Sauerstoff. Sauerstoff. Ibuprofen gegen KopfDexamethason Nifedipin (ADALAT® schmerzen plus (zunächst 8-10 mg, und Generika mit eiDomperidon (MOTILIUM®) dann alle sechs ner Dosierung die gegen Übelkeit oder ErbStunden 4 mg bis dem Schweregrad rechen der Abstieg geder Beschwerden anschafft ist gepasst ist) Was können wir in der Apotheke empfehlen? „Je höher, desto besser“, diesem Motto verschreiben sich alljährlich zur Bergsaison zahlreiche Gipfelstürmer und Trekker. Folglich werden wir immer häufiger von Kunden aufgesucht, die sich in der Apotheke über die Höhenkrankheit informieren. Das Apothekenteam sollte alle drei Krankheitsbilder beschreiben und betonen, dass jeder betroffen sein kann, ob jung oder alt, trainiert oder untrainiert. Sie kann auch auf Internetseiten mit validierten Inhalten, wie z.B. die des Tropeninstituts, hinweisen. © Pharma-News Seite 15 Nummer 134, Juni 2016 Ausserdem sind die Patienten über die wichtigsten Vorbeugemassnahmen, Alarmzeichen und medikamentösen Therapie-Möglichkeiten zu informieren. Nach vollständiger Triage kann dem Patienten dann noch Paracetamol, Ibuprofen und Domperidon für die Reiseapotheke mitgegeben werden. Dabei ist zu betonen, dass eine akute Höhenkrankheit zu einem Hirnödem führen kann, und dass die Symptome trotz möglichen Medikamenten ernst zu nehmen sind. Wer nur unter Analgetika schmerzfrei wird, sollte nicht weitersteigen, sondern so lange rasten, bis auch ohne Schmerzmittel Symptomfreiheit eintritt. Ausserdem bieten gewisse Universitätsspitäler wie die CHUV in Lausanne oder das Inselspital in Bern eine spezielle höhenmedizinische Sprechstunde an.13 Druckkammertherapie: Bei der Druckkammertherapie (hyperbare Sauerstofftherapie) wird der Patient einem hohen Umgebungsdruck ausgesetzt, während er reinen Sauerstoff einatmet. Dies steigert die Sauerstoffkonzentration im Blut, was bei bestimmten Erkrankungen die Heilung unterstützt. Mit der Druckkammertherapie kann aber die Konzentration des gelösten Sauerstoffs im Blut erhöht werden, und zwar bis um das 20-Fache. Auf diese Weise lässt sich der Gesamtsauerstoffgehalt des Blutes um bis zu 30 Prozent steigern. Daraus ergeben sich folgende positive Effekte: - Schlecht durchblutetes Gewebe wird besser versorgt, was sich positiv auf die Wundheilung und die Infektabwehr auswirkt - Gefässe, die unter Sauerstoffmangel stark erweitert sind, ziehen sich wieder zusammen, dadurch schwellen Ödeme ab - Krankheitskeime, die sich nur in Abwesenheit von Sauerstoff vermehren können (Anaerobier) sterben ab. - Schädliche Gase (Kohlenmonoxid, Stickstoff) können durch den Überdruck und die erhöhte Sauerstoffkonzentration schneller beseitigt werden Demzufolge hat diese Technik viele Indikationen und kann z.B. bei Problemwunden, Geschwüren und auch bei Durchblutungsstörungen und Diabetes mellitus oder bei Dekompressionserkrankung (Taucherkrankheit) eingesetzt werden. 17 HÖHENKRANKHEIT – wichtig für die Beratung: Oberhalb von 2500 Höhenmetern kann der niedrigere Luftdruck, insbesondere der verminderte Sauerstoffpartialdruck, drei Erkrankungen verursachen, die unter dem Begriff Höhenkrankheit zusammengefasst sind: es handelt sich dabei um die akute Höhenkrankheit (AMS), das Höhen-Hirnödem (HACE) und das Höhen-Lungenödem (HAPE) Die akute Höhenkranheit ist relativ gutartig, Hirn- und Lungenödeme stellen hingegen lebensbedrohliche Notfälle dar, die einen raschen Abstieg sowie eine medizinische Versorgung notwendig machen Das Höhen-Hirnödem ist immer die Folge einer akuten Höhenkrankheit, das Höhen-Lungenödem kann hingegen unabhängig von der AMS auftreten. Der einzig effektive Schutz vor der Höhenkrankheit ist die richtige „Taktik“ beim Aufstieg: langsame Besteigung (max. 400m pro Tag ab einer Höhe von 3000m), genügend Flüssigkeit und kohlenhydratreiche Ernährung Eine medikamentöse Prophylaxe ist auch möglich, erfordert aber eine ärztliche Kontrolle © Pharma-News Seite 16 Nummer 134, Juni 2016 CHEMOTHERAPIE-INDUZIERTE NAUSEA UND EMESIS (CINV)18 Nausea (Übelkeit) und Emesis (Erbrechen) gehören zu den häufigsten und am meisten gefürchteten unerwünschten Wirkungen einer Tumortherapie. Umso wichtiger ist es, diese richtig zu behandeln und präventiv anzugehen, denn sie können die Lebensqualität und die sozialen und beruflichen Aktivitäten der Patienten massiv beeinträchtigen. Ausserdem können chemotherapie-induzierte Nausea und Emesis (CINV) schwere Stoffwechselstörungen, wie z.B. Hypoglykämie oder Laktatazidose, verursachen. Einteilung Die Einteilung der CINV erfolgt nach zeitlichen Gesichtspunkten in vier Gruppen: Akute Nausea Tritt innerhalb der ersten 24 Stunden nach einer Chemotherapie auf und wird und Emesis: hauptsächlich durch Serotonin verursacht Verzögerte Nausea und Emesis: Auftreten 24 Stunden bis 5 Tage nach der Chemotherapie, vor allem durch Substanz P vermittelt Antizipatorische Nausea und Emesis: Tritt 24 bis 28 Stunden vor einer geplanten Chemotherapie auf, als Folge einer Konditionierung nach vorausgegangener Chemotherapie mit Übelkeit und Erbrechen Das Risiko für antizipatorische Übelkeit und antizipatorisches Erbrechen nimmt mit der Zahl der Chemotherapiezyklen zu. Refraktäre Nausea und Emesis: Spricht nicht auf die Therapie an Pathophysiologie Der Pathophysiologie von Erbrechen und Übelkeit liegt ein komplexes Zusammenspiel zwischen Gastrointestinaltrakt, Hirnstamm und Cortex zugrunde, das noch nicht in allen Einzelheiten geklärt ist. Übelkeit ist eine mit dem Drang zu erbrechen verbundene Empfindung, die von kortikalen Bereichen ausgeht. Begleitend besteht eine vegetative Symptomatik des sympathischen und parasympathischen Nervensystems. Durch die Erregung des Brechzentrums in der Formatio reticularis der Medulla oblongata wird Erbrechen ausgelöst. Zum Brechzentrum gehören unterschiedliche Kerngruppen. Erbrechen ist ein komplexer Fremdreflex, der durch periphere (viszerale oder vestibuläre) und zentrale Afferenzen oder durch direkte Aktivierung der Chemorezeptor-Triggerzone ausgelöst werden kann. Hieran sind eine Reihe unterschiedlicher Neurotransmitter wie Dopamin, Substanz P, Serotonin und Acetylcholin und deren Rezeptoren beteiligt. Die Neurotransmitter Serotonin, Substanz P und Dopamin mit ihren entsprechenden Rezeptoren scheinen die grösste Bedeutung für das Zytostatika-induzierte Erbrechen zu haben. Bei Strahlentherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen spielt Serotonin die wichtigste Rolle. Risikofaktoren Bei den Risikofaktoren für Zytostatika-induzierte Nausea und Erbrechen unterscheidet man: 1. patientenbezogene Risikofaktoren wie: 18 Bull Cancer vol 96, no 10, octobre 2009, JP Durand, I. Madelaine, F. Scotté, Recommandations pour la prévention et le traitement des nausées et vomissements induits par la chimiothérapie © Pharma-News Seite 17 Nummer 134, Juni 2016 Weibliches Geschlecht Alter unter 35 Jahren ängstliche Patienten Übelkeit und Erbrechen bei vorangegangenen Chemotherapien, sowie fortbestehende Übelkeit, Reisekrankheit oder Schwangerschaftsübelkeit 2. Chemotherapie-abhängige Faktoren: Der Schweregrad der CINV hängt von dem emetogenen Potenzial, der Dosierung und der Darreichungsform der verabreichten Zytostatika ab. Die Einteilung der einzelnen Chemotherapeutika erfolgt in vier Risikoklassen, wobei das emetogene Potenzial der Zytostatika im Vergleich mit der erwarteten Häufigkeit von Erbrechen ohne eine antiemetische Prophylaxe angegeben wird (Anzahl Patienten in Prozent, die ohne antiemetische Prophylaxe unter Übelkeit und Erbrechen leiden): minimales emetogenes Potenzial: weniger als 10 %, geringes emetogenes Potenzial: 10 bis 30%, moderates emetogenes Potenzial: 30 bis 90%, hohes emetogenes Potenzial: über 90% Die Kenntnis dieser Risikoklassen ist insofern von wesentlicher Bedeutung, als sich die Leitlinienorientierte prophylaktische antiemetische Therapie in erster Linie hiernach ausrichtet. Bei der Kombination von zwei emetogenen Chemotherapeutika ergibt sich kein additiver Effekt, das Zytostatikum mit dem höchsten emetogenen Potenzial ist ausschlaggebend. Antiemetische Arzneimittel In der Regel lassen sich CINV besser vorbeugen als behandeln. Die Verhinderung von akutem Erbrechen und akuter Übelkeit ist die wirksamste Massnahme gegen Späterbrechen bzw. -übelkeit und antizipatorisches Erbrechen. Die Wahl der prophylaktischen Therapie hängt, wie bereits erwähnt, von den verabreichten Chemotherapeutika ab. 5HT3-Rezeptorantagonisten (Setrone), Substanz P-Rezeptorantagonisten (NK1-Rezeptorantagonisten), Corticosteroide und Dopamin-Rezeptorantagonisten kommen zum Einsatz: 1. Serotonin-(5-HT3)-Rezeptorantagonisten oder Setrone Serotonin-Rezeptor-spezifische 5-HT3-Rezeptoren kommen im ZNS und Gastrointestinaltrakt vor. Die antiemetische Wirkung der in drei in der Schweiz erhältlichen 5-HT3-Rezeptorantagonisten Ondasetron (ZOFRAN® und Generika), Granisetron (KYTRIL® und Generika) und Palonosetron (ALOXI®) (siehe PN Nr. 118 vom November 2014), wird sowohl im zentralen Nervensystem als auch gastrointestinal über den Nervus vagus und die SplanchnikusNerven vermittelt. Als Hauptnebenwirkung treten Kopfschmerzen, Verstopfung, eine vorübergehende Transaminasenerhöhung sowie gelegentlich auch Durchfall auf. Die 5-HT3Rezeptorantagonisten der ersten Generation, Ondansetron und Granisetron weisen eine Wirkungsäquivalenz und ein ähnliches Nebenwirkungsspektrum auf: sie wirken nicht bei verzögerter Übelkeit und Erbrechen. Der 5-HT3-Rezeptorantagonist der zweiten Generation, Palonosetron, hat in klinischen Studien auch eine Wirksamkeit zur Kontrolle von verzögerter Übelkeit und Erbrechen gezeigt. Er weist eine höhere Bindung an die 5-HT3-Rezeptoren auf und hat eine signifikant längere Halbwertszeit (beinahe 40 Stunden, also vier- bis fünfmal © Pharma-News Seite 18 Nummer 134, Juni 2016 länger als die Halbwertszeit von Granisetron oder Ondansetron).19 Trotz der höheren Rezeptoraffinität und längeren Halbwertszeit nimmt er dennoch - im Vergleich mit den anderen 5HT3-Rezeptor-Antagonisten - in den aktuellen Leitlinien keine Sonderstellung ein. Bei äquivalenter Dosierung ist eine Einzelgabe täglich gleich wirksam wie mehrere Einnahmen. Zwischen oraler und intravenöser Gabe gibt es ebenfalls keine Unterschiede in der Wirksamkeit. 2. Corticosteroide Der genaue antiemetische Wirkungsmechanismus der Corticosteroide ist nicht bekannt, ihr antiemetischer Effekt wurde aber in einer Vielzahl von Studien belegt. Corticosteroide kommen als Monotherapie bei wenig emetogenen Zytostatikatherapien zum Einsatz, werden aber hauptsächlich in Kombination mit 5-HT3-Rezeptorantagonisten und mit NK1-Rezeptorantagonisten angewendet, wobei sie zu einer Verbesserung der Kontrolle von Übelkeit und Erbrechen nach Chemotherapie im Vergleich zu den Einzelsubstanzen führen. Dexamethason ist für die antiemetische Therapie das Corticosteroid der Wahl, da für Dexamethason die weitaus meisten Studiendaten vorliegen. Zu den bei kurzzeitiger Gabe seltenen unerwünschten Wirkungen von Dexamethason zählen Blutzuckererhöhung, epigastrische Schmerzen, Gesichtsrötung und Schlafstörungen. 3. NK1-Rezeptorantagonisten NK1-Rezeptorantagonisten wie Aprepitant (EMEND®) und Fosaprepitant (IVEMEND® - eine wasserlösliche Phosphoryl-Prodrug von Aprepitant, welche nach intravenöser Gabe innerhalb von 30 Minuten zu Aprepitant umgewandelt wird) sind die neuesten auf dem Markt erhältlichen Antiemetika. Sie blockieren die NK1-Rezeptoren, die hauptsächlich bei der Entstehung der verzögerten Nausea und Emesis eine Rolle spielen. In Kombination mit Serotonin-5HT3-Rezeptorantagonisten und Dexamethason verbessern sie die Kontrolle von Übelkeit und Erbrechen nach moderat und hoch emetogener Chemotherapie, sowohl akut wie auch verzögert. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen der NK1-Rezeptorantagonisten sind Müdigkeit, Schluckauf, Verdauungsbeschwerden, Geschmacksstörungen sowie Appetitmangel. Als Hemmer, Substrat und Induktor von CYP3A4 und Induktor von CYP2C9 kann Aprepitant zahlreiche Wechselwirkungen verursachen. 4. Dopamin-D2-Rezeptorantagonisten Zu dieser Gruppe gehören PRIMPERAN®, MOTILIUM® aber auch die Neuroleptika HALDOL®, NOZINAN®, u.a). PRIMPERAN®, MOTILIUM® erhöhen die Motilität des Gastrointestinaltrakts und steigern über die Hemmung peripherer und zentral lokalisierter Dopamin-D2-Rezeptoren die Magenentleerung. Bei den Neuroleptika handelt es sich um zentral wirksame Dopamin-Rezeptorantagonisten. Aufgrund ihrer anxiolytischen und sedierenden Wirkkomponente werden sie vor allem dann genutzt, wenn die chemotherapieinduzierte Nausea und Emesis auch von konditioniertem Erbrechen überlagert wird, was nicht selten im Lauf der Therapiezyklen zu beobachten ist. Die Wirksamkeit der Dopamin-D2-Rezeptorantagonisten ist bescheiden, weshalb sie in den Leitlinien lediglich den Status von Reservemedikamenten zur Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen bei schwach emetogenen Chemotherapien haben, wenn Corticosteroide kontraindiziert sind. Als Injektion kommen sie hochdosiert auch als Notfalltherapie zum Einsatz. 19 Pharmasuisse, pharmaDigest, antiémétiques lors de vomissements induits par une chimiothérapie © Pharma-News Seite 19 Nummer 134, Juni 2016 5. Andere Arzneimittel Weitere Arzneimittel, die nicht spezifisch zur Behandlung der CINV zugelassen sind, kommen manchmal ausserhalb ihrer offiziellen Indikation (off-label) zum Einsatz: Olanzapin (ZYPREXA® und Generika) ist ein atypisches Neuroleptikum, das multiple Neurotransmitter blockiert und zur Prophylaxe und Behandlung der CINV eingesetzt werden kann. Gegenüber den klassischen Neuroleptika zeichnen sich die atypischen Neuroleptika vor allem durch eine deutlich geringere Inzidenz extrapyramidaler Reaktionen aus. Als Nebenwirkungen sind Sedation und Gewichtszunahme bekannt. Darüber hinaus wurde eine Assoziation mit dem Auftreten von Diabetes mellitus beschrieben. Benzodiazepine (vorzugsweise mit mittlerer Halbwertszeit wie z.B. XANAX®) weisen zwar keine antiemetische Wirkung auf, werden aber wegen ihrer anxiolytischen Wirkkomponente zur Vorbeugung und Behandlung von antizipatorischem Erbrechen und antizipatorischer Übelkeit und eingesetzt. Primärprophylaxe der CINV Die antiemetische Prophylaxe wird generell vor dem ersten Chemotherapiezyklus gestartet, zur Verhinderung von akuter und Spätübelkeit bzw. akutem und Späterbrechen. Wird die Behandlung aufgrund von Übelkeit und Erbrechen bei vorausgegangenen Chemotherapien angepasst, spricht man von einer Sekundärprophylaxe. Chemotherapie CINV HT-3-Rezeptor-antagonisten x Corticosteroide NK1-Rezeptorantagonisten x x Hoch emetogene Chemotherapie akut verzögert ./. x x Moderat emetogene Chemotherapie Gering emetogene Chemotherapie akut x x x verzöger ./. ./. x akut verzögert ./. ./. Minimal akut ./. emetogene verzögert ./. Chemotherapie x = angewendet, ./. = nicht angewendet x (oder D2-Rezeptorantagonist) ./. ./. ./. ./. ./. ./. ./. In der Apotheke Die Aufgabe des Apothekenteams ist es sicherzustellen, dass der Patient und seine Angehörigen die Wichtigkeit einer wirksamen Prophylaxe von chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen verstanden haben. Nebst der Vorbereitung und Validierung des Rezeptes muss das Team dem Patienten erklären, wie die Arzneimittel einzunehmen sind (wann, welches Präparat und wie) und ihn motivieren, das Protokoll genau zu befolgen. Ausserdem sollten allgemeine Massnahmen empfohlen werden: - Bei Übelkeit und Erbrechen: Umstellung auf häufigere aber kleinere Mahlzeiten. Um starke Gerüche zu vermeiden, ist kaltes bzw. raumtemperaturwarmes Essen zu bevorzugen langsam essen © Pharma-News Seite 20 Nummer 134, Juni 2016 - trockene Lebensmittel bevorzugen aromatisierte Getränke nur zwischen den Mahlzeiten trinken wenn nötig eine geschlossene Tasse mit einem Strohhalm verwenden. So lassen sich kleine Schlucke einnehmen und Gerüche vermeiden (oftmals wird der Geruchsinn empfindlicher) nach Möglichkeit in den 30 Minuten nach der Mahlzeit nicht hinlegen Bei Appetitlosigkeit: auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, Mahlzeiten auf mehrere kleine Portionen verteilen (sechs bis acht kleine Mahlzeiten) Nahrungsergänzungsmittel einnehmen Nahrungsmittel mit hoher Kaloriendichte bevorzugen um Gewichtsverlust zu verhindern (Essen mit Butter, Rahm, Nüssen usw. anreichern) 2021 AKYNZEO® (Netupitant/Palonosetron) Im Januar wurde in der Schweiz mit AKYNZEO® eine neue orale Fixkombination des hochselektiven NK1-Rezeptorantagonisten Netupitant mit Palonosetron, einem 5-HT3-Rezeptorantagonisten der zweiten Generation zugelassen, zur Prävention von akuter und verzögert auftretender Übelkeit und Erbrechen, die mit einer stark oder mässig emetogenen Chemotherapie aufgrund einer Krebserkrankung assoziiert sind. Die Dosierung beträgt eine Kapsel eine Stunde vor Beginn eines jeden Chemotherapie-Zyklus. Im Falle von wiederholten Therapiezyklen ist AKYNZEO® im Abstand von mindestens zwei Wochen zu verabreichen. 20 Wie bei allen NK1-Rezeptorantagonisten ist bei gleichzeitiger Anwendung von AKYNZEO® die empfohlene Dexamethason-Dosierung um etwa 50% zu reduzieren. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen sind Kopfschmerzen (3.6%), Verstopfung (3%) und Müdigkeit (1.2%).21 CHEMOTHERAPIE-INDUZIERTE NAUSEA UND EMESIS (CINV) – wichtig für die Beratung: 20 21 Nausea (Übelkeit) und Emesis (Erbrechen) gehören zu den häufigsten und gefürchtetsten unerwünschten Wirkungen einer Tumortherapie. Für jede Art von Chemotherapie gibt es eine Leitlinien-orientierte prophylaktische antiemetische Therapie. Diese richtet sich nach dem emetogenen Potential der verabreichten Chemotherapeutika. Es gibt verschiedene Arzneimittelgruppen zur Behandlung der verschiedenen Formen von CINV (akute, verzögerte, antizipatorische, refraktäre Nausea und Emesis). Diese Arzneimittel werden häufig kombiniert. Eine passende Behandlung sowie ein gutes Verständnis der Therapie und der allgemeinen Lebensstil-Massnahmen sind für eine wirksame Prophylaxe der CINV ausschlaggebend. Compendium Suisse du médicament, 2016 EMA, Résumé EPAR à l’intention du public, Akynzeo © Pharma-News Seite 21 Nummer 134, Juni 2016 In Kürze CELLCEPT® (Mycophenolat Mofetil ): Erweiterung der Vorsichtsmassnahmen CELLCEPT® (Mycophenolat Mofetil ) ist ein Arzneistoff, der die Wirkung des Immunsystems unterdrückt (Immunsuppressivum). Er wird vor allem in Kombination mit Ciclosporin und Corticosteroiden zur Prophylaxe von akuten Transplantat-Abstossungsreaktionen bei Patienten mit Nieren-, Herz- oder Lebertransplantation eingesetzt. Er kommt ausserdem bei vielen anderen Indikationen zum Einsatz, z.B. zur Behandlung von Autoimmun-Erkrankungen wie Lupus. Diese Art von Arzneimittel wird demnächst ausführlicher in den Pharma-News besprochen. Eine kürzlich publizierte Pharmakovigilanz-Meldung hat die Empfehlungen in Bezug auf die Schwangerschaftsverhütung erweitert: Frauen im gebärfähigen Alter - wie auch Männer - müssen während der gesamten Therapie und noch 90 Tage nach Therapieende eine hochwirksame Verhütungsmethode anwenden. VITAMINE D: neue Präparate erhältlich Vitamin D spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Calcium-Spiegels im Blut, beim Knochenaufbau und zur Prävention der Osteoporose. Die Forschung der letzten Jahre liefert zudem Hinweise, dass Vitamin D eventuell den Verlauf chronischer und schwerer Krankheiten wie Krebs und Herzkreislauf-Erkrankungen günstig beeinflussen könnte. Das meiste Vitamin D, das Menschen für ihre Gesundheit benötigen, produzieren sie in ihrer Haut selber mit Hilfe des ultravioletten Anteils (UV) der Sonnenstrahlung. In unseren Breitengraden ist eine ausreichende körpereigene Vitamin-D Produktion allerdings nur im Sommer gesichert. Deshalb wird für Säuglinge und Kinder bis zum dritten Geburtstag, für Personen über 60 Jahre sowie für schwangere und stillende Frauen eine systematische (ganzjährige) Vitamin-D-Supplementierung empfohlen. Verschiedene orale Präparate in Form von Tropfen in öliger oder alkoholischer Lösung sind in verschiedenen Dosierungen erhältlich (siehe auch die PN Nr. 125 vom Juli 2015). Als neue Spezialitäten sind kürzlich auf dem Markt erschienen: EVERYD3 AURORA®, eine alkoholfreie Lösung im Fläschchen mit Dosierpumpe (1 Pumpenstoss = 200 UI Vitamin D) und EVERYD3 ACTIVEA®, eine alkoholfreie Lösung in Tropfenform (1 Tropfen = 600 UI Vitamin D). Diese Präparate wurden nicht als Arzneimittel registriert und sind deshalb auch nicht in der SL. Zur Prophylaxe der Osteoporose werden in der Regel Vitamin D und Calcium-Supplementierung empfohlen. Neue Kautabletten zu 500 mg Calcium und 1000 UI Vitamin D sind erhältlich (CALCIUM D3 SANDOZ® 500/1000). Aus unserer Sicht ist dies das erste Präparat auf dem Markt mit Calcium / Vitamin D. Zur Erinnerung: für eine bessere Resorption ist Vitamin D mit einer fetthaltigen Mahlzeit einzunehmen. GILENYA® (Fingolimod): Verstärkung der Sicherheitsmassnahmen GILENYA® (Fingolimod) war das erste orale Arzneimittel, das als verlaufsmodifizierende Therapie der Multiplen Sklerose zugelassen wurde (siehe die PN Nr. 90 von Januar 2012). Um die Sicherheit der Behandlung sicherzustellen sind verschiedene Überwachungsmassnahmen vorgesehen. Um das Risiko für maligne kutane Neoplasien (Basalkarzinome) zu vermindern, sollen vor Beginn einer Therapie mit Gilenya und im weiteren Verlauf regelmässige dermatologische Untersuchungen erfolgen. Um das Risiko einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML) - eine potentiell tödliche opportunistische Viruserkrankung des zentralen Nervensystems - zu limitieren, soll vor und im Ver- © Pharma-News Seite 22 Nummer 134, Juni 2016 lauf der Behandlung eine MRT durchgeführt werden. Patienten sollten zudem dazu angehalten werden, auf neurologische Symptome zu achten, die nicht in das Muster der multiplen Sklerose passen. Dazu gehören fortschreitende Schwäche, Veränderungen im Denken, bei der Erinnerungs- sowie der Orientierungsfähigkeit, aber auch das Auftreten von Verwirrung und Persönlichkeitsveränderungen. Eine MRT sowie eine Untersuchung des Liquors können dann Klarheit schaffen. Bestätigen sich die Hinweise auf eine PML, muss das Medikament sofort abgesetzt werden. Anmerkung des Herausgebers Die Empfehlungen in Pharma-News geben die Meinung der Autoren auf Grund der bei Redaktionsschluss vorhandenen Daten wieder. Der CAP trägt dafür keinerlei Verantwortung.. © Pharma-News Seite 23 Nummer 134, Juni 2016 Resultate des Lesetests der PN 130 – die Gewinnerinnen: Ein bis zwei entschuldigte Fehler! Chappatte Estelle pharmacieplus franches-montagnes Rossel Valérie pharmacieplus franches-montagnes Pasquier Sandy pharmacie st-raphaël SA Werner Marie-Thérèse Pharmacie Populaire Tranchées Sacco Bruno Maria-Angela Pharmacie de Malagnou Rollier Carine Pharmacie de Malagnou Fonseca Solange Pharmacie de Malagnou Panettieri Sophie Pharmacie Schneeberger Fioritto Priscille Pharmacie Schneeberger Gerber Valérie Pharmacie Schneeberger Peguiron Nicole Pharmacie de la Vallombreuse Trepier Patricia pharnacieplus de colombier sa Gonseth Agnès Pharmacie du 1er Mars Hofmann Evelyne Pharmacie de St-Prex Pedretti Valérie pharmacieplus des fontaines Lambercier Patricia pharmacieplus centrale Saignelégier Saignelégier Charmey Genève Genève Genève Genève Tramelan Tramelan Tramelan Prilly Colombier Les Geneveys-sur Coffrane St-Prex Carouge Fleurier Die glückliche Gewinnerin ist Evelyne Hofmann! Sie gewinnt einen Bon ihrer Wahl über 100 CHF. © Pharma-News Seite 24 Nummer 134, Juni 2016 LESETEST Pharma-News Nr. 133 Kreuzen Sie die richtige Antwort oder die richtigen Antworten an, machen Sie einen Kreis um RICHTIG oder FALSCH, oder beantworten Sie die Frage: 1) VFEND® ist ein (mehrere Antworten sind möglich): a) neues Arzneimittel gegen Verstopfung b) neues Arzneimittel zur Behandlung von Nagelpilz c) neues Antimykotikum zur Behandlung von schweren Pilzinfektionen d) Generikum von LAMISIL® e) ähnliches Präparat wie DIFLUCAN® 2) RICHTIG oder FALSCH zu Paracetamol? a) Hochdosiert weist Paracetamol eine entzündungshemmende Wirkung auf b) Paracetamol ist neu kontraindiziert in der Schwangerschaft c) Bei einer Paracetamol-Vergiftung kommt der Wirkstoff von FLUIMUCIL® als Antidot zum Einsatz d) Bei Alkoholikern ist Paracetamol mit Vorsicht anzuwenden aufgrund eines erhöhten Risikos für Leberschädigungen e) Wie Aspirin hat auch Paracetamol eine Thrombozytenaggregationshemmende Wirkung Richtig / Falsch Richtig / Falsch Richtig / Falsch Richtig / Falsch Richtig / Falsch 3) Wählen Sie aus! a) MOVENTIG® wird eingenommen am Morgen am Abend b) Der Wirkmechanismus von MOVENTIG® ist analog zu dem von Bisacodyl Naloxon c) MOVENTIG® wird angewendet als Monotherapie in Kombination mit anderen Laxativa d) MOVENTIG® vermindert die Wirksamkeit der Opioide die obstipative Wirkung der Opioide e) MOVENTIG® ist zugelassen zur Behandlung von Krebspatienten unter Opioidbehandlung zur Behandlung von Patienten, die gegen nicht tumor-assoziierte Schmerzen mit Opioiden behandelt werden 4) Betrifft VAPRINO® und/oder IMODIUM®? a) Es hat eine antisekretorische Wirkung b) Es hemmt die propulsive Darmperistaltik c) Es ist eine Opioid-Derivat d) Es wird zur symptomatischen Behandlung der akuten Durchfalls bei Erwachsenen eingesetzt e) Es vermindert die Dauer des Durchfalls um einige Stunden VAPRINO® / IMODIUM® VAPRINO® / IMODIUM® VAPRINO® / IMODIUM® VAPRINO® / IMODIUM® VAPRINO® / IMODIUM® 5) Kreuzen Sie die richtigen Aussagen zur Hausstaubmilbenallergie an: a) Die Hausstaubmilbenallergie äussert sich in Form von Rhinitis, Asthma oder Hautausschlag b) Ein feuchtes Milieu begünstigt die Vermehrung der Milben c) Die Hausstaubmilbenallergie ist saisonal, sie verschwindet zu Beginn des Winters d) Die Milben überleben nicht bei 40°C in der Waschmaschine e) Die Beschwerden sind morgens nach dem Aufwachen am stärksten © Pharma-News Seite 25 Nummer 134, Juni 2016 6) Ergänzen Sie den folgenden Satz mit einer der unten vorgeschlagenen Fortsetzungen: Die unerwünschten kardiovaskulären Wirkungen von Paracetamol… a) sind stärker als diejenigen der NSAR b) sind vergleichbar mit denjenigen de NSAR c) sind nicht belegt d) sind stärker als die unerwünschten Wirkungen auf die Leber e) sind deutlich belegt 7) JA oder NEIN? a) XLS MEDICAL FETTBINDER® verursacht Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln b) Chitosan erhöht das Sättigungsgefühl c) XLS MEDICAL EXTRAFORT® wird empfohlen bei erhöhten Blutfettwerten d) XLS MEDICAL FETTBINDER® kann zu Verstopfung führen e) XLS MEDICAL FETTBINDER® kann Durchfall auslösen JA / NEIN JA / NEIN JA / NEIN JA / NEIN JA / NEIN 8) Kreuzen Sie die Arzneimittelkombinationen an, die kontraindiziert sind bzw. interagieren: a) MOVENTIG® - TEMGESIC® b) PANADOL® - MARCOUMAR® c) MOVENTIG® - DULCOLAX® d) MOVENTIG® - MST CONTINUS® e) PANADOL® - IRFEN® 9) Streichen Sie die Laxativa an, die nicht zur Behandlung der Opioid-induzierten Verstopfung zugelassen sind: a) MOVICOL® b) METAMUCIL® c) MUXOL® d) GATINAR® e) COLOSAN MITE® 10) Streichen Sie die Massnahmen an, die bei Hausstaubmilbenallergie zur Vermeidung der Allergene empfohlen sind: a) Regelmässig Staubsaugen b) Teppichboden bevorzugen c) Fenster möglichst geschlossen lassen d) Temperatur in der Wohnung unter 20°C e) Federkissen anwenden Senden Sie einen Test pro Pharma-AssistentIn vor dem 25. Juni 2016 per Fax an die Nr. 022-3630085 Name Vorname Unterschrift Stempel der Apotheke © Pharma-News Seite 26 Nummer 134, Juni 2016