Morphologie II:

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SS 2010
Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Morphologie II:
Nominale und verbale Flexion,
Wortarten
Anna Volodina
1
SS 2010
Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Teilgebiete der Morphologie
2
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Teilgebiete der Morphologie
3
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Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Plan der heutigen Sitzung
•
Flexion: Begriffsbestimmung und Funktion
– Flexionsmorpheme vs. Wortbildungsmorpheme
– Verbale vs. nominale Flexion
•
Wortartenbestimmung
– Wortarten im Deutschen
4
SS 2010
Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Was versteht man unter Flexion?
Die Flexion (lat. flexum ›Gebogenes‹. auch: Beugung, Biegung,
Formenbildung, Formenlehre. Engl. accidence, inflection, inflexion, frz. flexion)
ist die Bildung eines (morpho)syntaktischen Wortes [einer
Wortform] aus einem Stamm.
Eine Wortform [syntaktisches Wort] ist ein Wort, das syntaktisch
verwendet wird und flektiert ist, falls es flektierbar ist.
(1) Türme, Turms, Türmen oder singe, singst, singt, sang
(2) Turmw, Baumw, Menschw oder singenw, tanzenw, lachenw
5
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Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Was versteht man unter Flexion?
Die Flexion (lat. flexum ›Gebogenes‹. auch: Beugung, Biegung,
Formenbildung, Formenlehre. Engl. accidence, inflection, inflexion, frz. flexion)
ist die Bildung eines (morpho)syntaktischen Wortes [einer
Wortform] aus einem Stamm.
Eine Wortform [syntaktisches Wort] ist ein Wort, das syntaktisch
verwendet wird und flektiert ist, falls es flektierbar ist.
(1) Türm-e, Turm-s, Türm-en oder sing-e, sing-st, sing-t, sang
(2) Turmw, Baumw, Menschw oder singenw, tanzenw, lachenw
Flexionsmorpheme
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Flexionsmorpheme vs. Wortbildungsmorpheme
Frage: Wodurch unterscheiden sich Flexionsaffixe von
Wortbildungsaffixen?
Æ Flexive: rein grammatische Funktion, d.h. durch Flexive
keine Bedeutungsänderung, keine Umkategorisierung
Æ Derivation verändert die Bedeutung, es entsteht ein neues
Lexem
trinken ≠ be-trinken oder ver-trinken
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Flexionsmorpheme vs. Wortbildungsmorpheme
Findet Derivation vor Flexion statt???
Stamm + DA + FA: Kind-heit-en, des Sprech+er+s
grüß →
begrüß →
begrüße
begrüßst
begrüßt
begrüßen
begrüßt
begrüßen
...
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Flexionsmorpheme vs. Wortbildungsmorpheme
Derivation findet vor Flexion statt!
grüß →
grüße →
grüßst →
grüßt →
grüßen →
grüßt →
grüßen →
... →
begrüße
begrüßst
begrüßt
begrüßen
begrüßt
begrüßen
...
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Flexionsmorpheme
Flexionsmorpheme oder Flexive:
Nicht jeder (lexikalischen oder grammatischen) Bedeutung lässt sich
eindeutig ein Segment auf der Ausdrucksseite zuordnen.
Einerseits können verschiedene Flexionsmorpheme für eine
grammatische Bedeutung stehen, wie z.B. das Pluralmorphem:
Bär -en
-en, -er, -s, -n, -e haben hier dieselbe Bedeutung.
Kind -er
Auto -s
> Zusammenfassung zu einer Klasse: dem
Ente -n
Flexionsmorphem mit der Bedeutung 'Plural'.
Boot -e
Andererseits können Flexionsmorpheme mehrere Bedeutungen
gleichzeitig tragen: Flexionsmorphem –st in geh-st Æ zeigt 2. Person
und Sg gleichzeitig an)
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Formen der Flexion
explizit vs. implizit
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Flexion und Wortarten
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Formen der Flexion
innere Flexion vs. äußere Flexion
• Bei der inneren Flexion verändert sich der Wortstamm.
- Ablaut: liegen - lag - gelegen
- Umlaut: wurde - würde; Tochter - Töchter
- Brechung: ich gebe - du gibst
• Bei der äußeren Flexion verändert sich die Umgebung des
Wortstamms. Beispiele für äußere Flexion im Deutschen sind:
-die Personalendungen des Verbs (sage, sagst,.sagte,...
-die Bildung des Partizip II: ge- + Stamm + -en bzw. ge- + Stamm
+ -te
12
12
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Flexion und Wortarten
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Aufgaben der Flexion
1) Flexionsmorpheme drücken grammatische
Bedeutungen bzw. syntaktische Funktionen aus.
Bsp.: -en in Hunden
• Pluralmorphem: grammatische Bedeutung
‚gegliederte Vielzahl‘
• Dativmorphem: syntaktische Funktion‚
indirektes Objekt‘
2) Flexionsformen drücken grammatische
Kongruenz aus.
Bsp.: Die Mäuse laufen herum
3.Ps. Pl 3.Ps. Pl
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Aufgaben der Flexion
3) Flexionsformen haben auch kommunikativpragmatische
Aufgaben, z.B. kennzeichnen die Modusformen des Verbs die
Geltung sprachlicher Äußerungen.
Bsp.: ich war vs. ich wäre
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Charakteristika der Flexion
Systematisch:
Hinzufügung eines Flexionsaffixes zu einem Stamm hat immer denselben
Effekt.
Bsp.: -en als Plural
Produktiv:
Neuerworbene Lexeme in einer Sprache folgen automatisch den
vorhandenen Regeln.
Bsp.: neues Verb weist die entsprechenden Tempusformen auf
Kategorieerhaltend:
Die grammatische Kategorie eines Wortes wird durch Flexion nicht
verändert.
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Flexion und Wortarten
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Flexionsparadigma
Gesamtheit der Wortformen eines Lexems bilden ein
Paradigma.
Die Flexionskategorisierungen sind bei den nominalen
Wortarten des Deutschen Kasus und Numerus (außerdem bei
Adjektiven und Artikeln Genus, bei Adjektiven Komparation),
bei den Verben Tempus, Modus, Numerus, Person und Genus
verbi.
(vgl. MLSpr, S. 211)
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Flexion und Wortarten
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Flexionsparadigma
Paradigmenbildung
Verben
Nomen
(WP) steht für Wortparadigma
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Flexionsparadigma
Paradigmenbildung
Verben
Nomen (i.e.S.)
TurmWP
Singular Nominativ (der) Turm
Singular Akkusativ (den) Turm
Synkretismus =
Formenzusammenfall
Singular Dativ
(dem) Turm
Singular Genitiv
(des) Turm-es
Plural Nominativ
(die) Türm-e
Plural Akkusativ
(die) Türm-e
Plural Dativ
(den) Türm-en
Plural Genitiv
(der) Türm-e
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Flexion und Wortarten
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Flexionsparadigma
Flexion
Verben
Nomen
Konjugation
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Flexionsparadigma
Flexion
Verben
Nomen
Konjugation
ist die Flexion der
Verben nach
Person, Numerus,
Tempus, Modus
und Genus Verbi
(Aktiv / Passiv).
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Flexionsparadigma
Flexion
Verben
Konjugation
Nomen (i.e.S.)
Deklination
ist die Flexion der
Verben nach
Person, Numerus,
Tempus, Modus
und Genus (Aktiv
/ Passiv).
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Flexionsparadigma
Flexion
Verben
Konjugation
ist die Flexion der
Verben nach
Person, Numerus,
Tempus, Modus
und Genus (Aktiv
/ Passiv).
Nomen (i.e.S.)
Deklination
ist die Flexion der
Substantive nach
Numerus und
Kasus.
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Flexionsparadigma
Flexion
Verben
Konjugation
ist die Flexion der
Verben nach
Person, Numerus,
Tempus, Modus
und Genus (Aktiv
/ Passiv).
Nomen (i.e.S.)
Deklination
ist die Flexion der
Substantive nach
Numerus und
Kasus.
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Flexionsparadigma
Flexion
Verben
Konjugation
ist die Flexion der
Verben nach
Person, Numerus,
Tempus, Modus
und Genus (Aktiv
/ Passiv).
Nomen (i.w.S.)
Deklination + Komparation
ist die Flexion der Nomen und anderer
nominaler Kategorien (z. B. Pronomen,
Adjektiv, Artikel) nach Genus, Numerus,
Kasus und Person.
ist die Steigerung der Adjektive
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Flexion und Wortarten
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Verbale und nominale Flexion
Flexionsmerkmale bei Nomen und Verben
Kategorisierung Kategorie
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Numerus:
Genus:
Person:
Kasus:
Tempus:
Modus:
Genus Verbi:
Singular, Plural
Maskulinum,Femininum, Neutrum
1. Person, 2. Person, 3. Person
Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv
Präsens, Perfekt, Präteritum, ...
Indikativ, Imperativ, Konjunktiv I und II
Aktiv, Passiv
z.B: Singular ist eine Kategorie der Kategorisierung Numerus.
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Flexion und Wortarten
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Verb: Morphologische Gliederung
Regelmäßige Verben
schwache Verben (Stammformen durch einheitliche Tempusformative)
wie arbeiten-arbeitete-gearbeitet
• Verben mit Rückumlaut (e/a-Wechsel des Stammvokals)
wie brennen-brannte-gebrannt
• Verben mit verschiedenen Vokal-/Konsonantenveränderungen
wie dürfen-durfte-gedurft, wissen-wusste-gewusst,
bringen-brachte-gebracht, denken-dachte-gedacht,
haben-hatte-gehabt
Unregelmäßige Verben
• starke Verben (Stammformen mit Ablaut)
wie singen-sang-gesungen, laufen-lief-gelaufen,
sprechen-sprach-gesprochen, lesen-las-gelesen
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Verb: Morphologische Gliederung
Unregelmäßige Verben
ƒ
Verbale Flexion: starke Verben
ƒ
ƒ
Es gibt ca. 170 stark flektierende Verben
4 Flexionsklassen enthalten zusammen 90 Verben
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ei – i – i :
i–o–o:
i–a–u:
i–a–o:
bleiben – blieb – geblieben
biegen – bog – gebogen
singen – sang – gesungen
spinnen – spann – gesponnen
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Verb: Syntaktische Gliederung: Anteil bei Bildung des
Prädikats
Vollverben
Ich habe einen Apfel.
Hilfsverben
Ich habe mich verspätet.
Kopulaverben
Er ist Maler.
Modalverben
Er muss heute einkaufen.
Halbmodalverben
Das Wasser scheint zu kochen.
AcI-Verben
Ich höre ihn singen.
Funktionsverben
Er nimmt Abschied.
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Verb: Einteilung der Verben nach Finitheit
Verbformen können finit oder infinit sein.
Du singst schön.
Du hast gestern schön gesungen.
„singst“ – finites Verb
„hast“ – finites Verb;
„gesungen“ – infinite Verbform
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Flexion und Wortarten
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Verbale Flexion
Verbformen können finit oder infinit sein.
Du singst schön.
Du hast gestern schön gesungen.
„singst“ – finites Verb
„hast“ – finites Verb;
„gesungen“ – infinite Verbform
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Einteilung der Verben nach Finitheit
infinite Verbformen:
a. Peter kann [die Pferde füttern]INF
einfacher/reiner Infinitiv
b. Peter versprach, [die Pferde zu füttern]ZU-INF
erweiterter Infinitiv
c. Peter hat [die Pferde gefüttert]PART
Partizip II (vs. Partizip I)
Partizip II dient zur Bildung periphrastischer Formen (z.B. Perfekt, Passiv);
Part I und Part II können auch als Attribute (wie Adjektive) verwendet werden:
Der Vater liest/las das Buch
Partizip I: Prädikation über das Subjekt (der lesende Vater)
Partizip II: Prädikation über das Objekt (das gelesene Buch)
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Einteilung der Verben nach Finitheit
infinite Verbformen:
Systematik der infiniten Verbalformen (nach G. Bech 1955 (1983))
Stufe I: Supinum
1. Status lieben (reiner Infinitiv)
2. Status zu lieben (zu-Infinitiv)
3. Status geliebt (Partizip II)
- adjektivisch flektiert
+ Bildung periphrastischer Formen
Stufe II: Partizipium
liebend(er) (Partizip I)
zu liebend(-er) (Gerundivum)
geliebt(-er) (Partizip II)
+ adjektivisch flektiert
- Bildung periphrastischer Formen
Es gibt keine infinite Form im Deutschen, die für Person, Numerus
oder Modus markiert ist.
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Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Einteilung der Verben nach Finitheit
finite Verbformen:
Es ist wichtig, den Begriff der finiten Verbform nicht zu verwechseln
mit dem der flektierten Verbform, denn auch infinite Verbformen
haben im Deutschen Flexionsaffixe und sind in diesem Sinne flektiert
Generalisierung nur für synthetische Formbildung
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Einteilung der Verben nach Finitheit
finite Verbformen: Morphologische Verbalkategorien
Für synthetische und analytische Formbildung gilt: Jede finite
Verbform des Deutschen wird vollständig durch Zuordnung einer
Kategorie aus den Bereichen
Person, Numerus, Tempus, Modus und Genus Verbi beschrieben:
sängest: 2. Ps, Sg, Prät, Konj, Akt
Verbformen werden nach Tempus kategorisiert, nicht aber
Substantivformen.
Umgekehrt werden Substantivformen nach Kasus kategorisiert, nicht
aber Verbformen.
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SS 2010
Einführung in die Sprachwissenschaft
finite Verbformen:
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Tempusformen im Deutschen
Präteritum
Präsens
Futur
lachte
lacht
wird lachen
kam
kommt
wird kommen
Präteritumperfekt/
Präsensperfekt/
Futurperfekt/
Plusquamperfekt
Perfekt
Futur II
hatte gelacht
hat gelacht
wird gelacht haben
war gekommen
ist gekommen
wird gekommen sein
nur Präsens und Präteritum werden rein morphologisch
ausgedrückt, diese werden synthetisch, die anderen
analytisch gebildet.
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finite Verbformen:
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Tempusformen im Deutschen
Präteritum
Präsens
lachte
lacht
kam
kommt
Jede Tempusform enthält
genau eine finite
Verbform
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Aufgabe: Welche der Formen sind korrekt?
1. erreichen können
(2. Person Plural Präteritum Indikativ Passiv)
2. essen
(3. Person Singular Futur II Indikativ Passiv)
erreicht werden konntet
wird gegessen haben
konntest erreichen
wird gegessen worden
konntet erreichen
würde gegessen haben
konntet erreicht werden
wird gegessen worden sein
habt erreicht werden können
werden gegessen haben
wurdet erreicht können
würdet erreichen gekonnt
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Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Lösung
1. erreichen können
(2. Person Plural Präteritum Indikativ Passiv)
2. essen
(3. Person Singular Futur II Indikativ Passiv)
erreicht werden konntet
wird gegessen haben
konntest erreichen
wird gegessen worden
konntet erreichen
würde gegessen haben
konntet erreicht werden
wird gegessen worden sein
habt erreicht werden können
werden gegessen haben
wurdet erreicht können
würdet erreichen gekonnt
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
• Verbale Flexion
• Nominale Flexion
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Nominale Flexion
Nomen
Kasus
Numerus
-Nominativ
-Genitiv
-Dativ
-Akkusativ
-Singular
-Plural
Genus
-Maskulinum
-Femininum
-Neutrum
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Welche Flexionstypen für Nomen gibt es?
Flexionstypen der Nomen
Beispiele
Typ 1. Maskulina und Neutra, stark
Der Tisch, das Kind
Typ 2. Maskulina, schwach
Der Bär, der Kunde
Typ 3. Maskulina und Neutra, gemischt
Der Gedanke
Typ 4. Feminina
Die Burg, die Wand
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Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Woran erkennt man, ob ein Maskulinum nun stark oder
schwach ist ?
Æ Vergleichen wir die Flexionsparadigmen für
der Tisch und der Bär.
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Singular
Plural
Singular Plural
Nominativ
Tisch
Tisch+e
Bä r
Bär+en
Genitiv
Tisch+es
Tisch+e
Bär+en
Bär+en
Dativ
Tisch+e
Tisch+en
Bär+en
Bär+en
Akkusativ
Tisch
Tisch+e
Bär+en
Bär+en
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Singular
Plural
Singular Plural
Nominativ
Tisch
Tisch+e
Bä r
Bär+en
Genitiv
Tisch+es
Tisch+e
Bär+en
Bär+en
Dativ
Tisch+e
Tisch+en
Bär+en
Bär+en
Akkusativ
Tisch
Tisch+e
Bär+en
Bär+en
Die starke Deklination bei der Tisch unterscheidet formal
mehr Kasus als die schwache Deklination für der Bär, welche nur
ein einziges Flexionselement aufweist (-en)
44
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Nominale Flexion: Numerus
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Affigierung
Umlautung
Affigierung + Umlautung
Nullmarkierung
Besondere Pluralformen
-e, -n, -en, -er, -s
Garten/Gärten, Mutter/Mütter
Stab/Stäb-e, Haus/Häus-er
Gebirge, Rudel, Fahrer
Lexikon/Lexika
45
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Nominale Flexion: Numerus
•
singularia tantum:
Substantive ohne Pluralformen.
Hauptsächlich Stoffsubstantive und bestimmte Abstrakta.
Bsp.: Sand, Mehl, Wasser, Hass, Wut…
•
pluralia tantum:
Substantive die nur im Plural erscheinen.
Bsp.: Ferien, Eltern, Anden (geogr. Orte), Leute, Kosten…
46
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Nominale Flexion: Kasus
Funktion von Kasus: Markierung von Satzgliedern - Subjekt,
Akkusativobjekt, Dativobjekt, Adverbiale, Attribute, ...
47
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Nominale Flexion: Kasus
Funktion von Kasus: Markierung von Satzgliedern - Subjekt,
Akkusativobjekt, Dativobjekt, Adverbiale, Attribute, ...
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Nominativ
Akkusativ
Dativ
Genitiv
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Nominativ
Akkusativ
Dativ
Genitiv
strukturelle Kasus
morphologische Kasus
48
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Nominale Flexion: Kasus
ƒ
Nominale Flexion: Kasus (Singular)
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Nominativ
Akkusativ
Dativ
Genitiv
Maskulinum
der Mann
den Mann
dem Mann(e)
des Mannes
Femininum
die Frau
die Frau
der Frau
der Frau
Neutrum
das Kind
das Kind
dem Kind(e)
des Kindes
49
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Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Nominale Flexion: Genus
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Maskulinum, Femininum, Neutrum
Genus ≠ Sexus (natürliches Geschlecht)
Der Tisch, die Tafel, das Mädchen, der Gast, die
Person
Sprachen mit zwei Genera: Französisch,
Italienisch
Sprachen ohne Genus: Englisch
50
SS 2010
Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Nominale Flexion: Genus
ƒ
ƒ
ƒ
Im Deutschen lässt sich das Genus oft nicht
vorhersagen:
das Land, die Wand, der Rand
Manche Wörter haben zwei Genera
der/das Bonbon, der/das Virus, die Zehe vs. der
Zehen
Nominalisierungssuffixe haben auch ein Genus
(vgl. unten)
das ...-chen, die ...-heit, der ...-er
51
SS 2010
Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Flexionsmerkmale: Wortarten im Vergleich
dies-
geh-
mit
frag-
über
ein-
Genus
M,F, N
9
8
8
8
8
9
Kasus
Nom, Akk, Dat, Gen
9
8
8
8
8
9
Numerus
Sg, Pl
9
9
8
9
8
9
Tempus
Präsens, Präteritum
8
9
8
9
8
8
52
SS 2010
Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Flexionsmerkmale: Wortarten im Vergleich
diesein-
gehfrag-
mit
über
Genus
M,F, N
9
8
8
Kasus
Nom, Akk, Gen, Dat
9
8
8
Numerus
Sg, Pl
9
9
8
Tempus
Präsens, Präteritum
8
9
8
der/die/das
jenPoss
usw.
tretschlaflesusw.
unter
zu
neben
usw.
! Elemente mit identischen Flexionseigenschaften können
(ggf.) in Klassen gruppiert werden
53
SS 2010
Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Wortartbestimmung II
Aufgabe: Gegeben sei das Phantasie'wort'
RIEMSEN.
Ordnen Sie dieses in den folgenden Sätzen jeweils der Klasse
Nomen, Verb oder Adjektiv zu:
– Wir RIEMSEN meistens am Sonntag
– Dieser RIEMSEN ist wahrlich nicht von schlechten
Eltern
– Er ist ein kleines bisschen RIEMSEN
– Morgen fahre ich an die Nordsee, da werde ich mal
richtig anständig RIEMSEN
Nach welchen Kriterien beurteilen Sie?
54
SS 2010
Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Wortartbestimmung II
dieser
mein
der
ein
junge
weint
raucht
schl
lachtäft
lehrer
student
der
dieser
ein
mein
mann
opa
arzt
feind
etc.
schläft
weint
raucht
lacht
Distribution für 'junge' ist
ebenfalls Distribution von
'lehrer', 'student', 'mann'
usw. usf. Diese
Elemente stehen in
paradigmatischer
Relation zueinander.
Elemente mit äquivalenter Distribution können (ggf.) in Klassen gruppiert
werden
55
SS 2010
Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Wortklassenklassifikation
WORTKLASSEN (LEXEMKLASSEN)
flektierbar
konjugierbar
nicht flektierbar
deklinierbar
mit festem Genus
mit variablem Genus
komparierbar
VERB
NOMEN
Adjektiv
Pronomen, Nichtflektierbare
56
Artikel
SS 2010
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Flexion und Wortarten
11.05.2010
Duden-Grammatik (2005): Wortklassenklassifikation
WORTKLASSEN (LEXEMKLASSEN)
VERB
NOMEN
Adjektiv
attributiv
prädikativ
adverbial
nominalisiert
Pronomen,
Artikel
Nichtflektierbare
Personalpronomen
Reflexivpronomen
Possessivpronomen
Demonstrativpronomen
Definiter Artikel
Relativpronomen
Interrogativpronomen
Indefinitpronomen
Indefiniter Artikel
Präpositionen
Konjunktionen
Interjektionen
Partikel
Adverbien
57
SS 2010
Einführung in die Sprachwissenschaft
Flexion und Wortarten
11.05.2010
Literatur zum Nachlesen:
Meibauer, Jörg et al. (2002): Einführung in die germanistische
Linguistik. Stuttgart: Metzler. Kap. Morphologie. S. 15-32
Thieroff, Rolf & Petra Vogel (2009): Flexion. Heidelberg:
Universitätsverlag Winter.
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