Erweiterungsneubau St. Leonhard - Protokoll der

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Wettbewerb Erweiterungsneubau Gymnasium St. Leonhard Aachen
Protokoll der Sitzung des Preisgerichts am 06. November 2009
Wettbewerb nach RAW 2004 (registriert bei der AKNW unter der Nummer W 38/09)
1. Ort der Sitzung
Aula des St. Leonhard Gymnasiums Aachen.
2. Begrüßung und Anwesenheit
Das Preisgericht tritt am 6. November 2009 um 10.00 Uhr zusammen. Frau Nacken (Beigeordnete der
Stadt Aachen) und Herr Dick (Schulleiter des Gymnasiums St. Leonhard) begrüßen als Vertreter des Auslobers alle Sitzungsteilnehmer und reflektieren das Ziel der Sitzung, aus den vorliegenden Arbeiten das
beste Konzept zum Einem für einen architektonisch anspruchsvollen, zeitgemäßen und hochgradig funktionalen Erweiterungsneubau für das St. Leonhard Gymnasium und zum Anderen ein qualitätsvolles Freiraumkonzept auszuwählen. Das Gebäude soll in seiner Funktion eine wichtige Rolle hinsichtlich der Ausrichtung auf einen betreuten Ganztagsbetrieb übernehmen. Gleichzeitig soll der verbleibende Freiraum
des Plangebiets als wichtiger städtischer und öffentlicher Raum zurückerobert werden, ohne dabei die
notwendigen verkehrlichen Funktionen einzuschränken. Das Funktionsprogramm muss zudem zu optimalen Gebrauchs- und Nutzungsqualitäten führen und Antworten zu den ökonomischen und energetischen
Fragestellungen des Wettbewerbs geben können.
Das Preisgericht setzt sich folgendermaßen zusammen:
Stimmberechtigte Mitglieder
1. Prof. Christa Reicher
2. Prof. Rolf-Egon Westerheide
3. Prof. Gerhard Wittfeld
4. Hans-Dieter Collinet
5. Gisela Nacken, Beigeordnete der Stadt Aachen
6. Maike Schlick, CDU-Fraktion Aachen
7. Claus Haase, SPD-Fraktion Aachen
8. Michael Rau, Fraktion Die Grünen Aachen
9. Petra Müller, FDP-Fraktion Aachen
10.Lasse Klopstein, Die Linke, Aachen
Stellvertreter
1. Michel Ferber, Technischer Geschäftsführer Gebäudemanagement der Stadt Aachen
2. Christiane Gastmann, Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen Stadt Aachen
3. Prof. Wim van den Bergh
4. Prof. Heinz W. Hallmann
5. Ulrich Gaube, Fraktion Die Grünen Aachen
6. Gretel Opitz, FDP-Fraktion Aachen
Berater (ohne Stimmrecht)
- Günther Dick, Schulleitung Gymnasium St. Leonhard
- Jörg Crumbach, Stadt Aachen
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Vorprüfung (anwesend)
- Max Klasen, Gebäudemanagement der Stadt Aachen
- Dr. Christoph Ruckert, FB Umwelt der Stadt Aachen
- Gaby Hens, FB Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen der Stadt Aachen
- Uwe Müller, FB Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen der Stadt Aachen
- Claudia Ellenbeck, FB Denkmalpflege der Stadt Aachen
- Christoph Brück, PMCon
- Janet Stachelhaus, PMCon
- Andreas M. Sattler, FSW Düsseldorf GmbH
- Anne Rodenbusch, FSW Düsseldorf GmbH
- Katharina Trowitzsch, FSW Düsseldorf GmbH
Gäste
- L. Jeminez, RWTH Aachen
- A. Koch, RWTH Aachen
3. Vorsitz
Auf Vorschlag von Frau Nacken wird Frau Prof. Reicher einstimmig – bei deren Stimmenthaltung – zur
Vorsitzenden des Preisgerichts gewählt. Frau Prof. Reicher bedankt sich für das ihr entgegengebrachte
Vertrauen und nimmt die Wahl an.
Frau Prof. Reicher bestätigt die Beschlussfähigkeit des Preisgerichts. Alle zur Sitzung des Preisgerichts
zugelassenen Personen geben die Versicherung zur vertraulichen Behandlung der Beratungen. Sie erklären weiter, dass sie bis zum Tage des Preisgerichts weder Kenntnis von einzelnen Wettbewerbsarbeiten
erhalten noch mit Wettbewerbsteilnehmern einen Meinungsaustausch über die Aufgabe gehabt haben.
Die Vorsitzende fordert die Anwesenden auf, bis zur Entscheidung des Preisgerichts alle Äußerungen
über vermutliche Verfasser zu unterlassen. Sie versichert der Ausloberin, den Teilnehmern und der Öffentlichkeit die größtmögliche Sorgfalt und Objektivität des Preisgerichtes nach den Grundsätzen der
RAW. Anschließend werden das Preisgerichtsverfahren, die Aufgabenstellung und die Bearbeitungsschwerpunkte nochmals erläutert.
4. Bericht der Vorprüfung/Informationsrundgang
Frau Prof. Reicher bittet Herrn Andreas Sattler vom Betreuungsbüro Faltin+Sattler FSW Düsseldorf
GmbH um den Bericht der Vorprüfung und Erläuterung der Tischvorlage. Von den insgesamt 25 Teilnehmern des Wettbewerbs haben 24 ihre Entwurfsbeiträge vollständig eingereicht. Das Modell der Arbeit
1020 wurde 4 Minuten nach der Abgabefrist eingereicht. Das Preisgericht hält jedoch diese Fristüberschreitung für noch akzeptabel und beschließt die Arbeit 1020 inklusive Modell zu Beurteilung zuzulassen.
Alle weiteren Arbeiten gingen fristgerecht ein.
Alle Kennzahlen der Verfasser der 24 Arbeiten wurden durch Tarnzahlen (1001 bis 1024) ersetzt. Alle 24
Arbeiten wurden vorgeprüft und sind vollständig. Die Vorprüfung informiert das Preisgericht, dass die Arbeit 1009 deutlich von den Vorgaben zum Raumprogramm abweicht. Das Preisgericht diskutiert diesen
Punkt umfassend und beschließt, das aufgezeigte Thema im weiteren Verlauf der Rundgänge inhaltlich zu
bewerten.
Das Preisgericht beschließt daher einstimmig, dass alle Arbeiten zur Bewertung zugelassen werden. Die
Ergebnisse der Vorprüfung wurden in einem Bericht zusammengefasst, der den Preisrichtern und Beratern zur Sitzung schriftlich vorliegt. Die einzelnen Arbeiten und die Ergebnisse der Vorprüfung werden
dem Preisgericht in einem ausführlichen Informationsrundgang erläutert.
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5. Beurteilungskriterien
Frau Prof. Reicher eröffnet die Diskussion mit Bitte, die ersten Eindrücke des Informationsrundganges
zu reflektieren und die Beurteilungskriterien der Auslobung zu würdigen:
-
Städtebau und Freiraum, u.a. Qualität der Gesamtkonzeption im Hinblick auf die Einfügung in das historische Umfeld
Verkehr
Architektur und Gestaltungsqualität
Erfüllung der Vorgaben aus dem Planungsrecht
Energieeffizienz
Gebrauchs- und Nutzungsqualitäten für die Nutzer der zukünftigen Gebäude
Barrierefreiheit
Leistungs- und Programmerfüllung mit Einhaltung der gewünschten Flächenvorgaben und der Anordnung bzw. der konzeptionellen Integration der in der Aufgabe benannten Bausteine
Nachhaltigkeit des Gesamtkonzepts
Realisierungsfähigkeit
Wirtschaftlichkeit der Maßnahme
Frau Prof. Reicher ruft in Erinnerung, dass ein intelligenter konzeptioneller Ansatz mit einer robusten
Grundstruktur gefunden werden muss, der sowohl die funktionalen Anforderungen erfüllen muss als auch
die sensiblen freiraumplanerischen Aufgaben voll und ganz erbringen muss.
6. Erster Wertungsrundgang
Der erste wertende Rundgang wird vor den Arbeiten durchgeführt. Aufgrund keiner weiterführenden städtebaulichen und freiraumplanerischen Antworten für einen besonderen Ort und der nicht weiterführenden
gestalterischen und architektonischen sowie funktionalen Ansätze werden folgende Arbeiten einstimmig
ausgeschieden:
Arbeit 1008
Arbeit 1012
Arbeit 1016
Arbeit 1018
Arbeit 1019
Arbeit 1024
7. Zweiter Wertungsrundgang
Anschließend diskutiert das Preisgericht erneut alle noch verbliebenen Arbeiten sehr ausgiebig und
kommt zu dem Schluss, dass einige Arbeiten zwar eine interessante städtebauliche und funktionale Lösung präsentieren, dennoch gestalterische und funktionale Schwächen eine weitergehende Betrachtung
für nicht zielführend erachten lassen. Daher werden in einem zweiten Wertungsrundgang mehrheitlich
folgende Arbeiten ausgeschieden:
Arbeit 1003
Arbeit 1004
Arbeit 1005
Arbeit 1010
Arbeit 1011
Arbeit 1013
Arbeit 1014
Arbeit 1017
Arbeit 1020
Arbeit 1021
Arbeit 1022
(einstimmig)
(einstimmig)
(einstimmig)
(9 Ja-Stimmen : 1 Nein-Stimmen)
(einstimmig)
(8 Ja-Stimmen : 2 Nein-Stimmen)
(9 Ja-Stimmen : 1 Nein-Stimmen)
(9 Ja-Stimmen : 1 Nein-Stimmen)
(8 Ja-Stimmen : 2 Nein-Stimmen)
(7 Ja-Stimmen : 3 Nein-Stimmen)
(einstimmig)
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8. Dritter Wertungsrundgang
Das Preisgericht diskutiert erneut alle noch verbliebenen Arbeiten sehr ausgiebig und kommt zu dem
Schluss, dass einige Arbeiten zwar interessante städtebauliche, freiraumplanerische und funktionale Lösungen aufzeigen, dennoch im Verglich zu große gestalterische und funktionale Schwächen Defizite aufweisen und daher eine weitergehende Betrachtung für nicht zielführend erachten lassen. Daher werden in
einem dritten Wertungsrundgang mehrheitlich folgende Arbeiten ausgeschieden:
Arbeit 1006
(9 Ja-Stimmen : 1 Nein-Stimmen)
Die Verfasser schlagen mit einer kristallinen Struktur folgender Baukörper einen konsequenten Ansatz
vor, der auch funktional durch seinen gut strukturierten Mensabereich positiv eingeschätzt wird. Allerdings
wirkt der Ansatz noch zu schematisch und nicht zu Ende gedacht, da sowohl das vorgeschlagene Foliendach als Lösung zur Dachtopografie wie auch die gesamten Gebäudeproportionen nicht befriedigen. Der
Freiraum ist jedoch ordentlich zoniert und erhält so gute Platzproportionen.
Arbeit 1023
(6 Ja-Stimmen : 4 Nein-Stimmen)
Der Entwurf beeindruckt in seiner klaren Gebäudeform mit sauber definierten Kanten, wenngleich der
eingebrachte betonende Knick in der Fassade diskussionswürdig ist. Die Anordnung eines Wasserbeckens ist jedoch gestalterisch und funktional nicht nach vollziehbar. Funktional kann zudem die Anordnung des Speisesaals, der nach hinten orientiert ist, nicht überzeugen.
9. Einzelbeurteilungen
Alle in der Engeren Wahl verbliebenen 5 Arbeiten werden durch das Preisgericht entsprechend der Kriterien wie folgt beurteilt. Die entsprechenden Texte werden im Plenum vorgelesen, diskutiert und genehmigt:
Arbeit 1001
Die Aufgabe der Erweiterung des Gymnasiums St. Leonard wird durch ein L-förmiges Gebäude, das nach
Norden eingeschossig abfällt, als klares Gebäudeensemble ausgebildet. Die Idee des Gebäudes wird in
den Freiraum durch stufenartige Grünstreifen und Wasserbecken fortgeführt. Durch die nach Norden
abfallenden Geländevolumen beabsichtigen die Verfasser eine gestalterische Korrespondenz mit St. Michael. Durch den Knick im Geländeverlauf und Öffnungen in der Fassade schaffen es die Verfasser, die
neue Prinzenhofstraße nicht vollständig von der neuen Freifläche abzugrenzen. Trotz einiger Abstandsflächenprobleme entstehen gut proportionierte Räume. Die Größenordnung des neugeschaffenen Platzes
erscheint mit den neuen Raumkanten adäquat. Funktional ergeben sich für das Gelände einige Probleme.
Der Eingang ist klein und eher versteckt und korrespondiert nicht mit der vorgesehenen denkbaren neuen
Öffnung zum Hauptgebäude. Die fensterartige Öffnung im Sinne eines „Skulpturgartens“ ist eher willkürlich. Der gut dimensionierte Platz nimmt leider nicht Bezüge der Fassade von St. Michael auf und erscheint mit den vielen Streifen (Wasserbecken, Pflanzstreifen, Steinstufen) überdimensioniert und eröffnet
dadurch nur sehr wenig Möglichkeiten einer anderen, eher flächigen Bespielung. Die Mensa über 2 Etagen erscheint aus der Sicht verschiedener Nutzergruppen (Kinder) und der Forderung einer multifunktionalen Bespielung, auch über die 2 Etagen eher schwierig. Aus wirtschaftlicher Hinsicht liegt der Entwurf in
der Budgetvorgabe, es fehlen allerdings Berechnungen zu Sonnenschutz und Kosten für eine vollflächige
Lüftungsanlage. Aussagen zum Umgang mit der komplizierten topographischen Situation sind weder im
Plan noch im Modell erkennbar. Das Geländeensemble wirkt insgesamt von der Höhe her zu niedrig und
entspricht somit nicht der geforderten Prägnanz der gestellten Aufgabe. Ein Grasdach an dieser historisch
bedeutsamen Stelle ist typologisch fragwürdig.
Arbeit 1002
Der Verfasser erzeugt mit seinem Projekt eine großzügige und urbane Platzfläche, die weitestgehend frei
bespielbar bleibt und an der richtigen Stelle eine Brunnenanlage vorsieht. Der Baukörper ist horizontal
zweiteilig und nimmt in seiner Verdrehung einerseits Bezüge zu St. Michael auf, andererseits reagiert er
auf die unmittelbar angrenzenden Raumkanten. Der Verfasser löst die schwierigen topografischen Anschlüsse mit einer schräg angestellten Platzfläche, die die fußläufige Verbindung der Prinzenhofstraße
Richtung Altstadt verarbeitet. Die unmittelbar angrenzende Topografie der Bestandsgebäude wird beibehalten und wohltuend unterprätentiös in die neue Platzfläche integriert. Das klare Bekenntnis zum urbanen Platzraum wird begrüßt, der östliche Abschluss mit einer geschnittenen Baumreihe sollte allerdings
den Blick zu den Garagenhöfen wegfiltern.
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Der dreigeschossige gut proportionierte Baukörper weist eine hohe architektonische und gestalterische
Qualität auf. Das Fassadenkonzept großflächiger, bündiger Rahmungen stellt einen gelungenen Beitrag
zum gestalterischen Umgang mit einem Passivhausstandard dar. Die erdgeschossige Mensa neben Nebenräumen und Anlieferung funktioniert gut und kann autark genutzt werden. Das 1. OG mit den Physikräumen weist funktionale Mängel auf, da der Vorbereitungsraum geteilt ist. Für den Ganztagsbereich im 2.
OG wird eine introvertierte Dachterrasse angeboten, die einen hohen Aufenthaltswert für die Nutzer aufweist. Ein Nutzungstausch von 1. und 2. OG ist aufgrund der Dachterrasse nicht möglich. Grundsätzlich
ist das Projekt mit einem normalen baulichen Aufwand realisierbar. Es unterschreitet die Kostenvorgabe
leicht, allerdings fehlen die Kosten der Lüftungsanlage für Klassen- und Ganztagsbereich. Planungs- und
baurechtlich ist das Projekt realisierbar, wenn der zweite bauliche Rettungsweg gelöst wird.
Arbeit 1007
Die Verfasser positionieren einen sehr kompakten dreigeschossigen Baukörper mit einem auf ein Sockelgeschoss geschobenen Kubus so in das bestehende Raumgefüge, dass ein wohlproportionierter städtischer Platz unter Würdigung der historischen Gebäude von St. Leonhard und St. Michael entsteht.
Gleichzeitig ist hinreichend Raum zur Lösung der notwendigen Verkehrserschließungen gegeben.
Das neu geschaffene Platzniveau orientiert sich am Eingangsbereich von St. Leonhard. Der ebene Platz
mit seiner zurückhaltenden Gestaltung und Möblierung ist vielfältig nutzbar. Die notwendige Abgrenzung
zur tieferliegenden rückwärtigen Bebauung der verlegten Prinzenhofstraße bildet ein spannungsvolles
Wechselspiel von hohen Hecken, Stelen und Bäume, die sich in der Gliederung des Sockelgeschosses
fortsetzt. Es wird eine hohe Aufenthaltsqualität im Platzraum erreicht. Die gedankliche Brücke zwischen
dem Europa Karls des Großen und den 12 Gründerstaaten der EG wird durch purpurrote Throne spielerisch interpretiert, einer der wenigen interessanten Vorschläge zur Route Charlemagne. Die Strenge des
Kubus wird aufgelöst durch die spiegelnde Fassade, in der sich die historische Bebauung reflektiert.
Wohltuend ist dabei der Fassadenrücksprung des Sockelgeschosses. Überzeugend ist auch der lichtdurchflutete, mehrgeschossige hintere Erschließungsraum mit einer südorientierten Terrassenanlage, die
dem Ganztagsbetrieb zu Gute kommt. Das innere Nutzungsgefüge der drei Ebenen, von Mensa, Ganztagsbereich und Fachräumen ist klar und schlüssig. Die prominent zum Platz gelegene Mensa ist hinsichtlich Höhe und Flächendisposition multifunktional und unabhängig vom Schulbetrieb nutzbar.
Der Entwurf liegt annähernd in der Kostenvorgabe. Außergewöhnliche betriebswirtschaftliche Probleme
sind nicht erkennbar. Insgesamt überzeugt der Entwurf in seiner stadträumlichen wie auch architektonischen Gesamtaussage.
Arbeit 1009
Bei dem Wettbewerbsbeitrag handelt es sich um ein zweigeschossiges, kompaktes Solitärgebäude, das in
der Achse zu St. Michael im südlichen Platzbereich liegt. Die Proportionen des Platzes sind angemessen,
ebenso die Proportionen des Gebäudes, das die Traufhöhe von St. Leonhard aufgreift. Die Gestaltung
des Platzes umfließt wie ein Bild das Gebäude. Die Nutzbarkeit ist allerdings durch die vielen Gestaltungselemente eingeschränkt. Deplaziert für einen Stadtraum und die verschiedenen Nutzungen wirken
die hochstämmigen, tropischen Bäume. Die Prinzenhofstraße ist klar definiert und die Fußläufigkeit in jede
Richtung gewährleistet. Der Umgang mit den verschiedenen Niveaus ist gelungen. Das Gebäude selbst
weist eine klare, kubische Form auf und hat dadurch eine eigene starke Identität, die gut mit den historischen Gebäuden harmoniert. Positiv tragen das auch die weitgehend geschlossenen Fassaden bei. Die
Materialwahl – Naturschieferfassade- unterstreicht die starke eigene Identität und ordnet sich gleichzeitig
unter. Durch den Tausch von Räumen zwischen dem Neubau und Altbau entsteht eine hohe Nutzungsqualität. Schulische Nutzungen sind im Schulbereich des Altbaus und öffentliche Nutzungen auf dem öffentlichen Platz. Die Wirtschaftlichkeit des Gebäudes ist gegeben. Die Herstellkosten liegen knapp über
den Vorgaben. Nicht eingerechnet sind allerdings die Abbruchkosten im Altbau. Zudem kann im Rahmen
des Wettbewerbs nicht festgestellt werden, ob der vorgeschlagene Raumtausch möglich ist. Die derzeitige
Nutzung der Aula auch als Turnhalle scheint dies zu erschweren.
Arbeit 1015
Die Entwurfsverfasser verfolgen mit dem dargestellten L-förmigen Baukörper selbstbewusst einen skulpturalen Ansatz. Der prägnante zweigeschossige Bau fasst den neu gebildeten Platz in der östlichen und
südlichen Raumkante und schafft so eine klare stadträumliche Trennung zwischen Platz- und Straßenraum. Dabei greifen die zum Straßenraum orientierten Gebäudekanten vorhandene Linien auf. So entsteht vor den historisch wertvollen Fassaden von St. Michael und dem Gymnasium St. Leonhard ein Platz,
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der in seinen Proportionen und seiner Funktionalität überzeugt. Er wird gestaltet durch wenige Elemente:
einer Bauskulptur aus schwarz eingefärbten Sichtbetonblöcken, deren Fugen aus hinterleuchtetem, mattierten Glas bestehen, einer Lichtstele sowie einem bereits dort befindlichem Baum. Die Materialität von
Fassade und Bank findet sich auch in der Platzgestaltung wieder: hier empfehlen die Entwurfsverfasser
großformatige Betonwerksteinplatten mit Granitvorsatz. Südlich des Baukörpers unterstreicht die Anpflanzung einer Baumreihe den Straßencharakter des Raumes, wobei die Erreichbarkeit der Garagen auch
topographisch nachgewiesen werden muss. Die Architektursprache des Baukörpers wird für diesen Ort
grundsätzlich befürwortet, die genaue Fassadenausbildung des gefalteten Raumkörpers sowie der als
dunkel empfundene Naturstein können nicht ganz überzeugen. Die Anordnung der Mensa über zwei
Geschosse wird als problematisch angesehen, ebenso die Anbindung des Vorbereitungsraumes an den
Naturwissenschaftsraum. Die Kosten des Gebäudes liegen im oberen Bereich, sowohl beim Bau, als auch
bei den Folgekosten (Energieeffizienz). Die Abstandsflächen müssen nachgewiesen werden.
10. Auszeichnung
Damit verbleiben 5 Arbeiten in der Engeren Wahl. Das Preisgericht diskutiert erneut sehr ausgiebig die
Qualitäten der vorliegenden Beiträge. Das Preisgericht beschließt im Anschluss einstimmig die Verteilung der Preisgelder zu ändern und neben den drei Preisen nun 2 Anerkennungen zu je 1.250.- € (brutto)
zu vergeben.
Es beschließt die verbliebenen 5 Arbeiten wie folgt auszuzeichnen:
1. Preis (9.750,- € )
Arbeit 1007 (einstimmig)
2. Preis (5.850,- € )
Arbeit 1002 (einstimmig)
3. Preis (3.900,- € )
Arbeit 1015 (9 Ja : 1 Nein-Stimme)
Anerkennung (1.250,- € )
Arbeit 1001 (12 Ja : 2 Nein-Stimmen)
Anerkennung (1.250,- € )
Arbeit 1009 (einstimmig)
11. Empfehlungen
Im Anschluss empfiehlt das Preisgericht dem Auslober einstimmig den 1. Preisträger mit der Planung zur
Realisierung des Vorhabens zu beauftragen. Es spricht folgende Empfehlungen aus, die in der weiteren
Ausarbeitungsphase des Entwurfes beachtet werden sollen:
1. Die Thematik der Abstandsflächen ist im Detail zu überprüfen und hinsichtlich der Genehmigungsfähigkeit nach §34 BauGB anzupassen.
2. Die Lage und Anzahl der Rettungswege ist zu überarbeiten.
3. Die vorgeschlagene Glasfassade zu St. Michael ist hinsichtlich des Grads der Spiegelungen im Detail
zu überprüfen.
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12. Aufhebung der Anonymität und Abschluss
Die Vorsitzende Prof. Reicher überzeugt sich von der Unversehrtheit der Umschläge mit den Verfassererklärungen und bittet darum, die Anonymität aufzuheben. Nach Öffnung der Umschläge durch die Vorprüfung werden die Namen der Verfasser festgestellt und verlesen.
Die Vorsitzende bedankt sich bei den Mitgliedern und Beratern des Preisgerichtes für die gute und konstruktive Zusammenarbeit im Sinne der Aufgabenstellung. Sie entlastet die Vorprüfung und bedankt sich
für die sehr gute Vorbereitung und Begleitung des Wettbewerbes, und gibt ihr Amt als Vorsitzende zurück.
Frau Nacken und Herr Dick danken im Namen des Auslobers der Vorsitzenden des Preisgerichtes und
allen Beteiligten für ihr intensives Engagement.
Die Sitzung wird um 18:00 Uhr geschlossen.
Für das Protokoll:
Andreas M. Sattler/ Prof. Christa Reicher
06. November 2009
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Liste der Verfasser
1. Preis (9.750 €)
1007 | 476413
pbs architekten Gerlach Krings Böhning, Aachen
mit GTL Landschaftsarchitekten, Düsseldorf
2. Preis (5.850 €)
1002 | 050998
pussert kosch architekten, Dresden
mit r+b landschaft s architektur, Dresden
3. Preis (3.900 €)
1015 | 790704
klaus leber architekten, Darmstadt mit
Sommerlad-Haase-Kuhli Landschaftsarchitekten, Gießen
Anerkennung (1.250 €)
1001 | 091430
Gramlich Architekten, Stuttgart mit
g2-Landschaftsarchitekten, Stuttgart
Anerkennung (1.250 €)
1009 | 877732
ABOA Architekten & Ingenieure, Zwickau mit
ABOA Architekten & Ingenieure, Zwickau
3. Rundgang
1006 | 498327
Böwer Eith Murken Architekten, Freiburg mit
faktorgruen Landschaftsarchitekten, Freiburg
1023 | 651287
Harter + Kanzler Architekten, Freiburg mit
Garten- und Landschaftsarchitekt Andreas
Krause, Freiburg
2. Rundgang
1003 | 097016
Glück + Partner Freie Architekten, Stuttgart mit
Koeber Landschaftsarchitektur, Stuttgart
1004 | 673413
GD-Die Planer, Dresden mit May
Landschaftsarchitekten, Dresden
1005 | 190139
Hinrichs Wiese Wilkening Architekten, Berlin mit
a24_landschaft robel swillus und partner, Berlin
1010 | 392476
Boris Enning Architekt, Köln mit ENGEL
Landschaftsarchitekten, Köln
1011 | 173612
Architekt Thomas Widynski, Aachen mit
Landschaftsarchitektin Ute Hertling , Berlin
1013 | 557783
fischerarchitekten, Aachen mit Lützow 7 Gartenund Landschaftarchitekten, Berlin
1014 | 842365
ARGE Herle + Herrle/Hahne + Mauz architektur,
Neuburg mit grabner + huber
landschaftsarchitekten, Freising
1017 | 511015
v-architekten, Köln mit Landschaftsarchitekt Dirk
Melzer, Köln
1020 | 101001
Hahn Helten + Ass. Architekten, Aachen mit
scape Landschaftsarchitekten, Düsseldorf
1021 | 658052
Iparch Büro für integrale Planung, Aachen mit
Knüvener Architekturlandschaft, Köln
1022 | 857230
ARGE Lorber + Paul Architekten/Prof. Ursula
Ringleben, Köln/Düsseldorf mit
Landschaftsarchitektur und Ökologie Angela
Bezzenberger, Darmstadt
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Protokoll der Sitzung des Preisgerichts am 06. November 2009
1. Rundgang
1008 | 152364
AV1 Architekten Butz Dujmovic Schanné Urig,
Kaiserslautern mit Mettler Landschaftsarchitektur, Berlin
1012 | 367658
Niemann Architekten, Hamburg mit Hunck +
Lorenz Landschaftsarchitekten, Hamburg
1016 | 040807
pier7 architekten, Düsseldorf mit zwl.plan
Landschaftsarchitekten, Düsseldorf
1018 | 171957
hmp Architekten Allnoch und Hütt, Köln mit Lill +
Sparla Landschaftsarchitekten, Ingenieure, Köln
1019 | 547446
Architekturbüro Peter Holdenried, Heimbach mit
Glaßer und Dagenbach Landschaftsarchitekten,
Berlin
1024 | 756328
greeen! architects, Düsseldorf mit WKM
Landschaftsarchitekten Weber - Klein - Maas,
Meerbusch
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