Retinoblastom-Therapie an der Universitätsklinik Graz Lucas

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Diplomarbeit
Retinoblastom-Therapie an der Universitätsklinik Graz
eingereicht von
Lucas Baumann
Matrikelnummer 0312389
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt an der
Universitätsklinik für Augenheilkunde
unter der Anleitung von
a.o. Univ. Prof. Dr. Langmann Gerald
Graz, 2010
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde
Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den
benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich
gemacht habe.
Graz, am ……
Unterschrift
i
Für meine Eltern, die mir das Studium ermöglicht haben
ii
Danksagung
Ein besonderes Dankeschön möchte ich Herrn a.o. Univ. Prof. Dr. Langmann
Gerald für die Zurverfügungstellung dieses Themas und die hervorragende
Betreuung während des gesamten Zeitraums der Diplomarbeit aussprechen.
Ebenfalls danken möchte ich Herrn OA Dr. Werner Wackernagel, welcher als
Zweitbetreuer meiner Arbeit fungierte.
Ein spezieller Dank ergeht auch an Frau Anegret Theisl, leitende biomedizinische
Analytikerin der Univ. Augenklinik Graz, welche mir beim Zeichnen der Adonis®Prozesse immer hilfreich zur Seite stand und mir eine perfekte Zusammenarbeit
ermöglichte.
Danken möchte ich auch der Abteilung für Hämato-Onkologie der UniversitätsKinderklinik Graz unter der Leitung von Herrn Univ. Prof. Dr. Urban Christian und
hier im Speziellen Frau Univ. Doz. Dr. Petra Sovinz für die gemeinsame
Zusammenarbeit
und
der
Zurverfügungstellung
der
Chemotherapiezyklen
sämtlicher Retinoblastom-PatientInnen.
Ein ganz besonderer Dank gilt meinen Eltern, die mir das Studium finanziell
ermöglicht haben und mich während meiner gesamten Studienzeit unterstützten.
Meinem Bruder Philipp möchte ich danken, dass er mir während unserer
gemeinsamen Studienzeit immer mit Rat und Tat zur Seite stand und mir ein so
wunderbarer Freund ist.
Danken möchte ich auch meiner Freundin Franziska, die mich durch so manch
schwere Studienzeiten begleitete, immer ein offenes Ohr und aufbauende Worte
für mich übrig hatte.
Danke!
i
Zusammenfassung
Hintergrund: Zwischen den Jahren 1996 und 2008 wurden an der UniversitätsAugenklink Graz 36 PatientInnen mit der Diagnose Retinoblastom behandelt. Um
einen Überblick über die PatientInnen, deren Therapie, den Verlauf und die Dauer
der Behandlung zu erhalten, wurden sämtliche Daten aller PatientInnen
zusammengetragen und in einer Tabelle festgehalten.
Methode: Alle 36 Retinoblastom-PatientInnen wurden in einer Excel-Tabelle
erfasst und nach Geschlecht, Manifestationsalter, Art des Tumorauftretens
(unilateral oder bilateral) und den diversen Behandlungsmethoden dokumentiert.
Durch die enge Zusammenarbeit der Universitäts-Augenklinik Graz mit der
Abteilung für Hämato-Onkologie der Universitäts-Kinderklinik Graz konnten auch
alle relevanten Behandlungsdaten in puncto Chemotherapie erfasst werden.
Ergebnisse: Bei den 22 unilateralen PatientInnen konnte in 23% (5 PatientInnen)
das Auge erhalten werden. Bei den 14 PatientInnen mit einem bilateralen
Retinoblastom mussten bei lediglich 6 PatientInnen ein Auge und bei nur einem(r)
einzigen Patienten(in) beide Augen enukleiert werden. Somit konnten 20 der 28
erkrankten Augen gerettet werden, was einer ca. 71%igen Erfolgsrate entspricht.
An
der
Medizinischen
Universität
Graz
(Universitäts-Augenklinik
und
Kinderonkologie) werden Kinder mit einem Retinoblastom nach einem genau
strukturiertem
Protokoll,
dem
RB-A-2003
Protokoll,
behandelt,
welches
gegenwärtig das Einzige im deutschsprachigen Raum darstellt.
Schlussfolgerung: In den letzten Jahren hat sich das Therapiespektrum beim
Retinoblastom deutlich erweitert. War vor einigen Jahren bei unilateralen
Retinoblastomen die primäre Enukleation noch Therapie erster Wahl, können
heute mittels Polychemotherapie, der Thermochemotherapie, der Brachy- und
Kryotherapie oder der transpupillären Thermotherapie in ausgesuchten Fällen die
Augen sowohl beim unilateralen, als auch bei bilateralen Retinoblastomen
erhalten werden. Somit ist die Enukleation nur noch bei fortgeschrittenen Fällen
ohne Aussicht auf Erhalt einer verwertbaren Sehkraft Therapie der Wahl oder
nach endgültigem Fehlschlag eines bulbuserhaltenden Therapieversuches.
ii
Abstract
Background: Between the years 1996 and 2008 36 patients with the diagnosis
retinoblastoma were treated at the department of ophthalmology at the university
hospital of Graz. To get a general idea about the patients, the therapy, the course
and the duration of the treatment, all data of all patients were collected and
recorded in a table.
Methods: All 36 retinoblastoma patients were exactly documented after gender,
age of manifestation, kind of the tumour appearance (unilateral or bilateral) and
the various methods of treatment. Because of a close cooperation between the
department of ophthalmology and the department of haemato-oncology (Children’s
University Hospital Graz) all relevant data concerning the patients’ chemotherapy
treatment could also be documented.
Results: In 22 unilateral patients the eye could be preserved in 23% (5 patients).
In case of 14 patients who developed a bilateral retinoblastoma 6 of them had to
be enucleated unilaterally. Only in one case both of the patients’ eyes had to be
enucleated. Therefore 20 of 28 eyes could be saved which corresponds to a globe
preservation rate of 71%. At the Medical university of Graz (department of
ophthalmology and paediatric oncology) children with a retinoblastoma are treated
according to a structured protocol fulfilling the criterions of the local ethic
committee, the RB-A-2003 protocol, which reflects the only one in the Germanspeaking space.
Conclusion: During the last years the spectrum of therapy in retinoblastoma has
improved. If the primary enucleation was the therapy of first choice in unilateral
retinoblastoma some years ago, today the eyes can be rescued by
polychemotherapy, the thermo chemotherapy, brachy- and cryotherapy or the
transpupillar thermo therapy in case of unilateral, as well as bilateral
retinoblastoma. Therefore enucleation is the therapy of choice in advanced cases
without chance of preservation of a usable vision or after final miss of a global
receiving therapy.
iii
Inhaltsverzeichnis
Danksagung ............................................................................................................. i
Zusammenfassung .................................................................................................. ii
Abstract .................................................................................................................. iii
Inhaltsverzeichnis ................................................................................................... iv
Glossar und Abkürzungen ...................................................................................... vi
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................... vii
Tabellenverzeichnis .............................................................................................. viii
1
Einleitung ........................................................................................................ 1
1.1
Epidemiologie und Grundlagen des Retinoblastoms ................................. 1
1.2
Genetik ...................................................................................................... 1
1.2.1
Erbliches Retinoblastom ..................................................................... 2
1.2.2
Nicht-erbliches Retinoblastom ............................................................ 3
1.3
Leitsymptome ............................................................................................ 4
1.4
Diagnosestellung ....................................................................................... 5
1.4.1
Sonographie ....................................................................................... 5
1.4.2
Computertomographie (CT) ................................................................ 6
1.4.3
Magnetresonanztomographie (MRT) .................................................. 6
1.5
Wachstumsformen .................................................................................... 7
1.6
Metastasierung .......................................................................................... 8
1.7
Trilaterales Retinoblastom....................................................................... 10
1.8
Klassifikation und Stadieneinteilung ........................................................ 11
1.9
Differentialdiagnosen............................................................................... 13
1.9.1
Persistierender Hyperplastischer Primärer Glaskörper (PHPV) ........ 14
1.9.2
Morbus Coats ................................................................................... 14
1.9.3
Toxacara canis Endophthalmitis ....................................................... 15
1.10
Therapie des Retinoblastoms .............................................................. 16
1.10.1 Enukleation ....................................................................................... 16
1.10.2 Perkutane Strahlentherapie .............................................................. 17
1.10.3 Brachytherapie.................................................................................. 18
1.10.4 Transpupilläre Thermotherapie (TTT) ............................................... 19
1.10.5 Kryotherapie ..................................................................................... 19
iv
1.10.6 Chemotherapie ................................................................................. 19
1.10.7 Intraarterielle Chemotherapie ........................................................... 20
1.10.8 Stereotaktische Radiotherapie .......................................................... 22
1.10.9 Therapiekontrolle und Prognose ....................................................... 23
2
Methoden und Ergebnisse ............................................................................ 24
3
Diskussion ..................................................................................................... 33
4
European Foundation for Quality Management (EFQM) ............................... 39
4.1
EFQM – Business Modell ........................................................................ 39
4.1.1
Der PDCA-Zyklus ............................................................................. 41
4.1.2
Die RADAR®-Logik ........................................................................... 42
4.2
Der Committed to Excellence-Level (C2E) .............................................. 44
4.3
Das EFQM-Modell an Hand der Universitäts-Augenklinik Graz .............. 45
4.3.1
Ist- und Soll-Prozess einer Narkoseuntersuchung (NU) an Hand eines
Retinoblastom-Kindes ................................................................................... 48
4.3.2
5
Ist- und Soll-Prozess der Neuaufnahme eines Rb-Kindes ................ 53
Literaturverzeichnis ....................................................................................... 57
Curriculum vitae ................................................................................................... 60
Anhang ................................................................................................................. 62
v
Glossar und Abkürzungen
C2E
Committed to Excellence
ca.
circa
CT
Computertomographie
DNA
Desoxyribonukleinsäure
EFQM
European Foundation for Quality Management
ICG-Angiographie
Indocyaningrün-Angiographie
ISO
International Organization for Standardization
MRT
Magnetresonanztomographie
MUG
Medizinische Universität Graz
NU
Narkoseuntersuchung
OA
Oberarzt
PD
Papillendurchmesser
PHPV
Persistierender Hyperplastischer Primärer Glaskörper
QM
Qualitätsmanagement
Rb
Retinoblastom
RE
Reese-Ellsworth (Klassifikation)
TTT
transpupilläre Thermotherapie
USA
United States of America
z.B.
zum Beispiel
ZNS
Zentralnervensystem
vi
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Two-hit-Hypothese zur Entstehung des Retinoblastoms ...................... 3 Abbildung 2: Leukokorie .................................................................................................... 4 Abbildung 3: Glaskörperaussaat ...................................................................................... 7 Abbildung 4: Pseudohypopyon ......................................................................................... 8 Abbildung 5: Wege einer möglichen extraokularen Ausbreitung ................................ 9 Abbildung 6: Trilaterales Retinoblastom ....................................................................... 11 Abbildung 7: Ruthenium-106 Applikator in unterschiedlichen Größen .................... 18 Abbildung 8: Anzahl der Rb-Patienten pro Jahr .......................................................... 25 Abbildung 9: Prozentuelle Aufteilung unserer Rb-Patienten...................................... 26 Abbildung 10: Durchschnittliches Manifestationsalter unserer Rb-Patienten ......... 26 Abbildung 11: Therapieaufteilung .................................................................................. 28 Abbildung 12: Ausarbeitung aller Rb-Patienten ........................................................... 32 Abbildung 13: EFQM-Modell (2010) .............................................................................. 40 Abbildung 14: PCDA-Zyklus............................................................................................ 42 Abbildung 15: RADAR®-Logik ......................................................................................... 43 Abbildung 16: IST-Prozess NU ....................................................................................... 50 Abbildung 17: SOLL-Prozess NU ................................................................................... 52 Abbildung 18: Prozess einer Neuaufnahme eines Rb-Kindes .................................. 56 vii
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Reese-Ellsworth-Klassifikation für intraokulare Tumoren ........................ 12 Tabelle 2: ABC-Klassifikation des Retinoblastoms (L. Murphree et al) ................... 13 Tabelle 3: Rb-PatientInnen weltweit .............................................................................. 33 viii
1 Einleitung
1.1 Epidemiologie und Grundlagen des Retinoblastoms
Das Retinoblastom ist der häufigste maligne intraokulare Tumor im Kindesalter
und wird mit einer Inzidenz von 1:18.000 bis 1:20.000 Lebendgeburten
angegeben. Diese Inzidenz ist in allen Ländern nahezu gleich und ist unabhängig
von Geschlecht und ethnischer Herkunft. Dies spricht für eine konstante,
offensichtlich von außen nicht zu beeinflussende Rate an Mutationen, die zu
einem defekten Retinoblastomgen (RB1-Gen) führen. Der Tumor entsteht aus
dem embryonalen Epithel der Retina, den sogenannten Retinoblasten, welche
durch eine Differenzierung in den ersten Lebensjahren verloren gehen.
Dementsprechend treten mehr als 95% aller Retinoblastome vor dem achten
Lebensjahr auf
[1]
. Das Durchschnittsalter bei Diagnosestellung für bilaterale
Retinoblastome beträgt ein Jahr und für unilaterale Retinoblastome zweieinhalb
Jahre
[2]
. Unbehandelt führt der Tumor praktisch immer zum Tod. Mit modernen
Behandlungsmethoden beträgt die Überlebenswahrscheinlichkeit dagegen mehr
als 95%.
1.2 Genetik
Voraussetzung für die Entstehung eines Retinoblastoms ist der Verlust der
normalen Funktion des Retinoblastomgens (RB1-Gen). Dieser Funktionsverlust
kann durch verschiedene Veränderungen herbeigeführt werden. Zu den
häufigsten Ursachen zählen Punktmutationen, wobei nur einzelne oder wenige
Basen in der Sequenz des RB1-Gens betroffen sind
[3]
. Das RB1-Gen ist ein
autosomales Gen und normale Körperzellen tragen zwei Kopien (Allele) dieses
Gens. Seinen Sitz hat es auf dem Chromosom 13 (13q14). Um einen
Funktionsverlust herbeizuführen, sind daher zwei Mutationen erforderlich, die
beide Allele inaktivieren (Zwei-Schritt-Hypothese nach Alfred Knudson, Abb.1)
[1]
.
Durch eine chromosomale Umordnung kommt es zu einer Inaktivierung
beziehungsweise dem Verlust des zweiten RB1-Allels (loss of heterozygoty, LOH).
Dies ist in etwa 64% der Tumoren zu finden. [2]
1
1.2.1 Erbliches Retinoblastom
In etwa 45% der Fälle entsteht das Retinoblastom auf Grund einer autosomaldominant erblichen Tumordisposition (erbliches Retinoblastom). Die Disposition
zum Retinoblastom wird bei den meisten Patienten durch eine onkogene Mutation
im RB1-Gen ausgelöst, welche bereits in der Keimbahn der Eltern des Patienten
neu entstanden ist (germinale Neumutation) oder von einem Elternteil ererbt
wurde
(first
hit
laut
Knudson).
Somit
haben
Patienten
mit
positiver
Familienanamnese, welche etwa 10% der Fälle ausmachen, ein mutiertes RB1Gen von einem Elternteil geerbt. Da es sich hierbei um eine heterozygote Mutation
handelt und im Genom aller Körperzellen bereits eine mutierte und eine normale
Form des RB1-Gens vorhanden ist, bedarf es nur einer weiteren Mutation um die
Entwicklung eines Tumorherdes anzustoßen (second hit laut Knudson). Die
meisten Patienten mit einem erblichen Retinoblastom entwickeln mehrere
Tumorherde in beiden Augen. Man spricht hierbei von einem bilateralen und
multifokalen Retinoblastom [1,2].
Durch die onkogene Mutation im RB1-Gen kann es auch zum Auftreten von
Tumoren in anderen Geweben kommen: die Patienten haben eine erhöhte
Inzidenz
an
Osteosarkomen,
Weichteiltumoren,
malignen
Melanomen,
Pinealoblastomen (trilaterales Retinoblastom, meningeale Metastasierung) und
möglicherweise auch von Hirntumoren. Zudem besteht eine erhöhte Sensivität für
strahleninduzierte Tumore [2,4].
Mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% wird die krankheitsverursachende Mutation
an die Nachkommen vererbt. Da die Erkrankungswahrscheinlichkeit bei einigen
Mutationen jedoch nicht vollständig ist, kann die Tumordisposition auch über nicht
erkrankte Angehörige weitergegeben werden und somit besteht auch ein erhöhtes
Risiko für Kinder von nicht erkrankten Angehörigen.
Eine weitere Möglichkeit für das Auftreten einer Mutation ist das Mutationsmosaik.
Da die Mutation erst während der Embryogenese neu auftritt, handelt es sich
somit um keine Keimbahnmutation. Man spricht hierbei von einem nichtfamiliären
sporadischen Retinoblastom [1].
2
1.2.2 Nicht-erbliches Retinoblastom
Bei ungefähr 55% der Retinoblastompatienten liegt keine erkennbare erbliche
Tumordisposition vor. Die Tumorentstehung wird zwar ebenfalls durch onkogene
Mutationen in beiden Allelen des RB1-Gens ausgelöst, jedoch treten beide
Mutationen erst postembryonal auf. Es besteht somit auch kein erhöhtes
Wiederholungsrisiko bei Nachkommen des Patienten, da die Keimzellen des
Kindes nicht mutationstragend sind. Auch wenn es sich in den meisten Fällen um
ein
unilaterales
Retinoblastom
handelt,
ist
die
Wahrscheinlichkeit
eines
multifokalen Tumors immer gegeben [2].
Abbildung 1: Two-hit-Hypothese zur Entstehung des Retinoblastoms
Quelle: Ophthalmologe 2006
Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der Mutationsanalyse ist die
Verfügbarkeit der erforderlichen Proben. Es sollte daher vom erkrankten Kind, von
seinen
Eltern
und
seinen
Geschwistern
Blut,
sowie
nach
Möglichkeit
Tumormaterial untersucht werden. Dies gilt für alle Kinder mit Retinoblastom,
insbesondere bei nicht familiären einseitigen Erkrankungen [2,5].
3
1.3 Leitsymptome
Die entscheidenden Leitsymptome, die zur Erstdiagnose eines Retinoblastoms
führen, sind die Leukokorie und der Strabismus.
Das
Auftreten
einer
Leukokorie
ist
praktisch
immer
Ausdruck
eines
fortgeschrittenen Tumorwachstums und nicht als Frühsymptom zu werten. Eltern
bemerken die Leukokorie meistens bei einer mit Blitz angefertigten Fotografie, da
ein weißer Reflex in der Pupille anstelle des unerwünschten „Rote-Augen-Effekts“
auftritt. (Abb. 2) Dies kommt dadurch zustande, weil das Licht nicht von der
Netzhaut, sondern vom Tumor reflektiert wird. Die Diagnose einer Leukokorie
muss auf jeden Fall in kürzester Zeit, innerhalb einiger Tage, abgeklärt werden [6].
Abbildung 2: Leukokorie
Quelle: Universitätsaugenklinik Graz
Das zweithäufigste Symptom ist der Strabismus, welcher vor allem bei Tumoren
im Makulabereich
[2]
oder durch eine tumorbedingte Netzhautablösung im Bereich
der Makula auftritt.
Zu den Zeichen einer fortgeschrittenen Erkrankung zählen:
1. die Heterochromie, welche durch eine unterschiedliche Färbung der
Regenbogenhäute definiert wird,
2. die Rubeosis iridis, durch eine Neubildung von Gefäßen auf der Iris, bzw.
ein Glaukom infolge Neovaskularisationen des Kammerwinkels und
4
3. das
Pseudohypopyon,
welches
durch
eine
Tumorzellaussaat
von
endophytischen oder diffus in die Vorderkammer infiltrierenden Tumoren
verursacht wird [2].
1.4 Diagnosestellung
In den meisten Fällen führt eine Leukokorie oder ein Strabismus zur Vorstellung
beim Augenarzt. Der nächste Schritt
Untersuchung
des
wachen
Kindes
besteht aus einer augenärztlichen
und
einer
allgemein-pädiatrischen
Untersuchung. Der jedoch wichtigste diagnostische Schritt ist die indirekte
ophthalmoskopische Untersuchung mit Eindellung des Bulbus in Narkose bei
erweiterter Pupille (Mydriasis), wobei die gesamte Netzhaut beurteilt wird. Im
klassischen Fundusbefund werden solitäre oder multiple gelb-weiße retinale
Tumore sichtbar. Gerade in Bezug auf die Sensitivität und die Spezifität ist die
indirekte Ophthalmoskopie anderen bildgebenden Methoden überlegen, kann
jedoch durch Begleitbefunde wie Netzhautabhebungen, Glaskörperblutungen oder
Trübung der brechenden Medien erschwert werden. Auch die Begutachtung der
äußeren Augenabschnitte, eine Spaltlampenuntersuchung mit Messung des
Augeninnendrucks und die Vermessung der axialen Bulbuslänge zählen zu der
Narkoseuntersuchung. Die Dokumentation erfolgt mittels Fundusskizze und
Fundusphotographie [2].
Zur
Bestätigung
der
Diagnose
werden
bildgebende
Verfahren
wie
die
Sonographie, die Computertomographie oder die Magnetresonanztomographie
eingesetzt. Auf Grund der Strahlenbelastung sollte die MRT der CT vorgezogen
werden. Da mit Hilfe der MRT die Weichteilstrukturen besser darstellbar sind,
können intraokulare Strukturen, die mögliche Tumorausdehnung, der Sehnerv, die
Orbita und das ZNS besser beurteilt werden.
1.4.1 Sonographie
Als bildgebendes Verfahren der ersten Wahl gilt im Bereich intraokularer
Raumforderungen die A- und B-Bild-Sonographie. Die schnelle Durchführbarkeit
5
und beliebige Wiederholbarkeit, sowie die geringen Kosten sind wesentliche
Vorteile
[7]
. Retinoblastome haben sonographische Charakteristika, wodurch sich
im B-Scan typischerweise runde oder irreguläre intraokulare Expansionen finden
lassen. Das Auftreten von hyperreflektiven Arealen, welche intrinsischen
Tumorverkalkungen entsprechen, macht die Diagnose eines Retinoblastoms sehr
wahrscheinlich. Bei diffus-infiltrierenden Tumoren kann der Nachweis einer
Verdickung der Netzhaut diagnostisch hinweisend sein und bei Tumoren mit
totaler Netzhautabhebung ermöglicht die Sonographie die Tumorlokalisation und
Darstellung des Tumors
[2]
. Mit Hilfe der Sonographie lassen sich die Tumoren
sehr gut vermessen, was für die Therapieplanung wichtig ist
[1]
. Außerhalb der
anatomischen Grenzen der Orbita ist diese Methode allerdings unbrauchbar [7].
1.4.2 Computertomographie (CT)
Schnittbildverfahren
wie
die
CT
oder
MRT
sind
nötig,
Veränderungen im Schädel und der Orbita beurteilen zu können
um
[7]
krankhafte
. Obwohl sich
Metastasierungen in das ZNS und das trilaterale Retinoblastom in der CT gut
darstellen lassen, ist ihre Hauptdomäne jedoch der Nachweis von Verkalkungen,
da in über 90% der Fälle Kalzifikationsherde nachweisbar sind. (Die Verkalkungen
können jedoch auch in der Echographie nachgewiesen werden.) Die Nachteile
einer CT sind die Strahlenbelastung und die schlechtere Beurteilbarkeit eines
Sehnervenbefalles [2].
1.4.3 Magnetresonanztomographie (MRT)
Die MRT erlaubt in Bezug auf die Weichteilgewebe, sowie die Identifikation
verschiedener intraokularer und orbitaler Gewebskomponenten eine wesentlich
bessere Auflösung als die CT. Somit ist die Hauptdomäne der MRT die
Beurteilung eines Tumorbefalles des Sehnerven, der Bulbushüllen, der Orbita und
des ZNS
[2]
. Mit der MRT kann oft mit Kontrastmittelauch zwischen solider und
seröser Netzhautabhebung differenziert werden.
6
1.5 Wachstumsformen
Retinoblastome können unterschiedliche Wachstumsformen aufweisen. Eine
Ausbreitung von der Netzhaut in den Glaskörper wird als endophytisches
Wachstum bezeichnet. Wenn sich Tumorzellen von der Tumoroberfläche ablösen
und in den Glaskörper eindringen, spricht man von einer Glaskörperaussaat
(Abb.3). Diese abgelösten Tumoranteile können sich auch an einer anderen Stelle
der Netzhaut ansiedeln und einen multifokalen Tumor vortäuschen. Von dieser
Glaskörperaussaat ausgehend können Tumorzellen in die vordere Augenkammer
eindringen und das Bild eines Pseudohypopyons hervorrufen (Abb. 4).
Unbehandelt gewinnt der Tumor Anschluss an den Schlemm’schen Kanal und die
Bindehaut, kann von dort in Lymphgefäße einwandern und in regionäre
Lymphknoten metastasieren [2,6].
Abbildung 3: Glaskörperaussaat
Quelle: Eye-Preservation Treatment of Retinoblastoma with Vitreous Seeding
Akihiro Kaneko and Shigenobu Suzuki (Jpn J Clin Oncol 2003;33(12)601–607)
http://jjco.oxfordjournals.org/content/33/12/601/F1.large.jpg
7
Abbildung 4: Pseudohypopyon
Quelle: Ophthalmologische Onkologie [6]
Bei der exophytischen Wachstumsform wächst der Tumor von den äußeren
Netzhautschichten in den subretinalen Raum ein und verursacht oft eine seröse
Amotio (Abhebung) der Netzhaut. Die Tumoranteile können im Subretinalraum die
Bruch’sche
Membran
durchbrechen
und
die
Aderhaut
infiltrieren.
Eine
Kombination zwischen endophytischer und exophytischer Wachstumsform liegt
am häufigsten vor [2,6].
Wenn der Tumorknoten bereits einen Kontakt zum Sehnervenkopf (Papille)
aufweist, spricht man von einer juxtapapillären Wachstumsform. Auf Grund der
möglichen
Infiltration
des
Nervus
opticus
können
Tumorzellen
in
den
Subarachnoidalraum gelangen. Bei papillennahem Wachstum sollte immer ein
bildgebendes Verfahren, in der Regel eine hochauflösende MRT der Orbita,
durchgeführt werden, um die Tumorausbreitung am hinteren Augenpol für die
bevorstehende Therapie ausreichend einschätzen zu können [6].
1.6 Metastasierung
Die systemische Metastasierung des Retinoblastoms kann über mehrere Wege
erfolgen. Der häufigste ist die Invasion des Nervus opticus und der zweithäufigste
Metastasierungsweg erfolgt über die Invasion der Aderhaut in die Orbita
8
(Augenhöhle). Eine extraokulare Ausbreitung findet in der Regel innerhalb von
sechs Monaten statt und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer hämatogenen oder
lymphogenen Metastasierung dramatisch. Wenn innerhalb von Jahren nach
Diagnosestellung keine Metastasen aufgetreten sind, kann das Kind als geheilt
betrachtet werden [2].
Die unterschiedlichen Metastasierungswege werden in Abbildung 5 dargestellt.
Abbildung 5: Wege einer möglichen extraokularen Ausbreitung eines Retinoblastoms
Quelle: Multizentrische Therapiestudie RB A-2003 [2,8]
Eine direkte Infiltration kann
1. Entlang des Nervus opticus zum Chiasma opticum und in das Gehirn führen
2. Entlang der Arterie und Vena centralis retinae in die Orbita durchbrechen.
3. Durch Invasion der Choroidea (Aderhaut) oder
4. Über Sklerakanäle oder direkten Durchbruch durch die Sklera in die
Weichteile und Knochen der Orbita gelangen.
5. Über Dissemination von Tumorzellen im Subarachnoidalraum des Nervus
opticus können diese zur Gegenseite oder über den Liquor in das Gehirn
und Rückenmark gelangen (auch wenn der Resektionsrand des Sehnerven
tumorfrei erscheint).
9
6. Eine lymphogene Dissemination ist nur dann möglich, wenn der Tumor die
Konjunktiva (Bindehaut), die Augenlider oder extraokulare Strukturen
erreicht, da nur diese Augenregionen Lymphbahnen besitzen. Orbita und
andere intraokulare Strukturen besitzen keine Lymphbahnen.
7. In
Folge
eines
Choroideabefalls,
einer
Orbita-,
Knochen-
oder
Lymphknoteninfiltration kommt es zur Metastasierung in Knochenmark,
Knochen,
Leber
und
ZNS.
Man
spricht
von
einer
hämatogenen
Metastasierung [2].
Ein erhöhtes Metastasierungsrisiko besteht, wenn am enukleierten Bulbus nach
histopathologischer Aufarbeitung ein Befalls des Resektionsrandes des Sehnervs
oder ein mikroskopisch extraskleraler Befall nachgewiesen wird. Der Nachweis
einer massiven Choroideainfiltration und der Befund einer retrolaminären
Optikusinvasion ist ebenso mit einem erhöhten Metastasierungsrisiko assoziiert [2].
1.7 Trilaterales Retinoblastom
Der Begriff trilaterales Retinoblastom charakterisiert das gleichzeitige Auftreten
eines
hereditären
bilateralen
Retinoblastoms
mit
einem
primären
neuroektodermalen Tumor des Corpus pineale oder der Mittellinienstrukturen
[2,6]
(Abb. 6). Es tritt bei etwa drei Prozent aller Kinder mit Retinoblastom in der Regel
bis zum vierten Lebensjahr auf
[2]
und hat eine sehr schlechte Prognose, da es
frühzeitig in den Subarachnoidalraum streut
[1]
. Dieser Pinealistumor wird mit
bildgebenden Untersuchungen in 75% der Fälle innerhalb eines Jahres und in
90% innerhalb von vier Jahren nach Diagnosestellung gefunden. Trotz
aggressiver Therapie ist der Verlauf oft letal und wird mit einer medianen
Überlebenszeit von nur neun Monaten angegeben. Das trilaterale Retinoblastom
ist die Haupttodesursache innerhalb der ersten fünf Jahre nach Diagnosestellung
bei Kindern mit bilateralem Retinoblastom und ist für 50% der Todesfälle im ersten
Lebensjahrzehnt verantwortlich[2]. Mit dem vermehrten Einsatz der Chemotherapie
in der Behandlung bilateraler Retinoblastome scheint es allerdings zu einem
Rückgang in der Inzidenz manifester Pinealoblastome und anderer intrakranieller
neuroblastischer Tumoren gekommen zu sein [1].
10
Abbildung 6: Trilaterales Rb mit
fortgeschrittenem Mittellinientumor
und Hydrozephalus internus
Quelle: Der Ophthalmologe [1]
1.8 Klassifikation und Stadieneinteilung
Es existieren verschiedene Klassifikationen mit prognostischen Richtlinien für
Visus, Überleben und Augenerhaltung. Die Reese-Ellsworth-Klassifikation (Tab.1)
wurde vor der Entwicklung moderner Diagnose- und Behandlungsverfahren in den
1960er Jahren erstellt und bezieht sich auf die Visusprognose bei Behandlung mit
externer Radiotherapie. Obwohl diese Klassifikation nicht mehr prognostisch für
moderne Behandlungsverfahren ist, wird sie noch immer am häufigsten
verwendet. Die Anwendbarkeit dieser Klassifikation für die Behandlung mit
modernen Lokalmaßnahmen ist dadurch eingeschränkt, dass ein großes
Spektrum an Zahl und Größe von Tumoren ein und demselben Stadium
zugeordnet werden und dass wesentliche Befunde wie seröse Netzhautabhebung,
subretinale Aussaat, Glaskörperaussaat, neovaskuläres Glaukom, Befall der
vorderen Augenkammer, Glaskörperblutungen und vieles mehr nicht erfasst
werden [2].
11
Tabelle 1: Reese-Ellsworth-Klassifikation für intraokulare Tumoren
Quelle: Management of Retinoblastoma [15]
Somit wurden in den letzten Jahren verstärkte Anstrengungen unternommen, um
eine neue, an den jetzigen Therapierichtlinien orientierte Klassifikation zu
entwickeln.
Es
handelt
sich
hierbei
um
die
„International
Intraocular
Retinoblastoma Classification“ oder auch ABC-Klassifikation (Tab.2) genannt.
Diese Klassifikation stellt die Stadien der Entwicklung eines Retinoblastoms
besser dar als die bisherigen Klassifikationen und ist besser an den Indikationen
und Erfolgsaussichten einer Chemotherapie orientiert
[1]
. Diese Klassifikation
ersetzt zunehmend die Rheese-Ellsworth Klassifikation.
12
Tabelle 2: ABC-Klassifikation des Retinoblastoms (L. Murphree et al)
Quelle: Der Ophthalmologe [1]
1.9 Differentialdiagnosen
Bei einem großen Teil der Patienten, die wegen der Verdachtsdiagnose
Retinoblastom an ein dafür zuständiges Zentrum überwiesen werden, finden sich
andere Veränderungen, die zum Beispiel ebenfalls eine Leukokorie verursachen
können und die als „Pseudoretinoblastome“ zusammengefasst werden können.
Da sich die Behandlung dieser Erkrankungen grundsätzlich von der des
13
Retinoblastoms unterscheidet, ist eine präzise Diagnosestellung entscheidend.
Durch klinische Untersuchungen und moderne bildgebende Verfahren kann die
Diagnose in den meisten Fällen gesichert werden
[2,6]
. Im Zweifelsfall sollen blinde
Augen oder solche mit unsicherer Sehfunktion enukleiert werden, um zu einer
histopathologischen Diagnose zu kommen.
Drei Krankheitsentitäten sind für 60% der Pseudoretinoblastome verantwortlich:
1.9.1 Persistierender Hyperplastischer Primärer Glaskörper (PHPV)
Der PHPV macht 28% der Pseudoretinoblastome aus und ist eine kongenitale
Anomalie des primären Glaskörpers, dessen embryonale Gefäße sich nicht
zurückbilden und einen Zug an der Netzhaut mit nachfolgender Ablösung ausüben
können
[2]
. Die Augen sind meist klein (Mikrophthalmus), mit geringem Potenzial
zu einem guten Sehvermögen. Wegen des verdichteten Glaskörpers entsteht eine
Leukokorie und die Linse trübt sich ein. Die Schrumpfung des vorderen
Glaskörpers zieht die Zotten des Ziliarkörpers nach zentral (in der Pupille sichtbar)
und führt zu einer Ziliarkörperabhebung mit erniedrigtem Augeninnendruck und
Schrumpfung des Auges
[9]
. Diese Erkrankung tritt äußerst selten beidseitig auf
und wird in der Regel in den ersten Lebenstagen oder -wochen bemerkt.
1.9.2 Morbus Coats
Der Morbus Coats stellt in 16%
[2]
die schwierigste Differentialdiagnose zum
Retinoblastom dar. Die Erkrankung befällt vorwiegend Knaben bis zum 10.
Lebensjahr und ist die häufigste Ursache für differentialdiagnostische Erwägungen
zum Retinoblastom
[6]
. Es handelt sich hierbei um eine Erkrankung der
Netzhautgefäße, welche fast immer einseitig auftritt und durch retinale
Teleangiektasien (sichtbare, erweiterte Kapillargefäße) charakterisiert ist. Aus
diesen Teleangiektasien kommt es zum Austritt eines lipidreichen Exsudates,
welches zur Abhebung der Netzhaut führt. Die Diagnose wird auf Grund des
typischen ophthalmoskopischen Befundes der exsudativen Netzhautabhebung mit
lichtbrechenden Partikeln, den sogenannten
Cholesterinkristallen, und dem
14
gelegentlichen Blut im Subretinalraum gestellt. Da diese Cholesterinkristalle eine
glitzernde Eigenschaft aufweisen, kann man sie von den nicht glitzernden
Verkalkungen des Retinoblastoms recht gut unterscheiden. In der Echographie
findet sich das Bild einer Netzhautabhebung, ein Tumor kann nicht dargestellt
werden
[2]
. In seltenen Fällen kann auch ein Retinoblastom eine ausgeprägte
exsudative Reaktion verursachen und zu differentialdiagnostischen Problemen
führen. In diesen Fällen ist der Tumor jedoch echographisch unter der
Netzhautabhebung darstellbar.
Die Ursache dieser Erkrankung ist nicht bekannt. In einem fortgeschrittenen
Stadium
mit
totaler
Netzhautablösung
kann
eine
Unterscheidung
zum
Retinoblastom auch für erfahrene Untersucher sehr schwer sein. In diesen Fällen
sollte das erblindete Auge daher besser enukleiert werden [6].
1.9.3 Toxacara canis Endophthalmitis
Diese Erkrankung zählt zu den intraokularen Entzündungen, macht ungefähr 16%
der Differentialdiagnosen aus und wird durch die Larven des Fadenwurmes
Toxacara canis verursacht, welche über den Mund aufgenommen werden. Die
Larven schlüpfen im Duodenum, gelangen in die Blutbahn und führen in
peripheren
Organen
zu
granulomatösen
Entzündungen
[6]
.
Die
okulare
Toxocariasis kann unter verschiedenen klinischen Bildern auftreten. Die zwei
häufigsten sind
o eine große retinale entzündliche Expansion mit deutlicher zellulärer
Glaskörperreaktion
(Nematoden-Endolphthalmitis),
welche
einem
exophytischen Retinoblastom ähneln kann, und
o ein solitäres subretinales Granulom mit geringer Glaskörperreaktion,
ähnlich einem exophytischen Retinoblastom.
Anamnestische Hinweise sind Kontakt mit Hunden oder Geophagie (Essen von
Erde), eventuell eine vorangegangene Erkrankung mit Fieber, Pneumonie,
Hepatosplenomegalie oder Eosinophilie als Manifestation einer viszeralen Larva
migrans.
In
der
differentialdiagnostischen
Abgrenzung
sind
neben
dem
Fundusbefund der Ultraschallbefund und die Toxacara-Serologie sehr hilfreich [2].
15
Neben den intraokularen Entzündungen zählen auch intraokulare Tumore wie das
Retinom oder das Astrozytom zu den Differentialdiagnosen.
1.10 Therapie des Retinoblastoms
Die Therapie des Retinoblastoms hat in den letzten Jahren deutliche Fortschritte
gemacht und kann heute mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von bis zu 95% für
unilaterale und bilaterale Retinoblastome in Industrieländern angegeben werden.
Speziell in Bezug auf die Diagnose und Therapie des Tumors bedarf es einer
engen interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Ophthalmologen, Radiologen,
Pädiatern und Onkologen [6].
Das primäre Behandlungsziel besteht in einem rezidivfreien Überleben des
Patienten, denn nur unter dieser Voraussetzung kann als zweites Ziel versucht
werden, das Auge beziehungsweise ein brauchbares Sehvermögen zu erhalten.
Zu den weiteren Behandlungszielen zählt auch die Reduktion von Spätfolgen, vor
allem von Gesichtsmalformationen und Sekundärneoplasien auf Grund externer
Bestrahlung.
Da die Therapie für jeden Patienten einzeln gestaltet werden muss, fließen
sämtliche Kriterien, wie zum Beispiel die Größe und Lokalisation des Tumors, das
Metastasierungsrisiko, die Visusprognose oder der Allgemeinzustand des
Patienten in die Entscheidungsfindung einer optimalen Therapie mit ein.
Grundsätzlich kann man sagen, dass sich die Behandlungsstrategie bei
Retinoblastomen in den letzten Jahrzehnten bei ausgewählten Patienten von der
Enukleation bzw. externen Radiotherapie zu einer fokalen augenerhaltenden
Therapie hin verlagert hat [2].
1.10.1 Enukleation
Die Enukleation ist die Therapie der Wahl bei fortgeschrittenen Tumoren ohne
Aussicht auf Erhalt eines verwertbaren Sehvermögens oder nach endgültigem
Fehlschlag bulbuserhaltender Therapieverfahren [6].
16
Bei der Enukleation muss der Bulbus in toto entfernt werden, um eine Aussaat von
malignen Zellen in die Orbita zu vermeiden. Prinzipiell muss man sehr vorsichtig
vorgehen, um eine Perforation oder Kompression des Bulbus zu vermeiden. Des
Weiteren muss darauf geachtet werden, den Sehnerv möglichst weit (mindestens
5mm,
möglichst
10
mm)
abzusetzen
und
am
Resektionsrand
keine
Quetschartefakte zu setzen, welche die histologische Beurteilung im Fall einer
Optikusinvasion erschweren würden. Unmittelbar nach der Enukleation sollte
frisches Tumorgewebe zur DNA-Analyse gewonnen werden, da diese in Fällen
von unilateralen Retinoblastomen oft die einzige Möglichkeit darstellt, eine
mögliche Belastung für weitere Familienmitglieder abzuklären [2,6].
1.10.2
In
den
Perkutane Strahlentherapie
letzten
30
Jahren
stellte
die
perkutane
Strahlentherapie
die
Standardtherapie zur Behandlung fortgeschrittener beidseitiger Retinoblastome
dar und führte zu einer enormen Steigerung der Heilungsrate
[2,6]
. Die
Routinetechnik erfolgt durch Fixierung des Auges mit einer Vakuumkontaktlinse
und einer Bestrahlung im seitlichen Feld mit oder ohne Aussparung der Linse [7].
Komplikationen wie eine Strahlenretinopathie, eine Strahlenoptikusneuropathie,
eine Optikusatrophie oder eine Strahlenkatarakt werden auf Grund der modernen
Technik immer seltener. Jedoch ist das Auftreten von Wachstumsstörungen des
Gesichtsschädels im Bestrahlungsbereich und der Orbita in 90% der Patienten
gegeben [2,7].
Als Langzeitkomplikation gilt die Entwicklung von nicht okulären Zweittumoren im
Bestrahlungsfeld nach perkutaner Strahlentherapie. Da bis zu 30% der auf diese
Weise behandelten Kinder bis zum 30. Lebensjahr an einem nicht okulären
Zweitmalignom verstarben, geriet die perkutane Strahlentherapie zunehmend in
das Kreuzfeuer der wissenschaftlichen Diskussion. Heutzutage sollte die
perkutane Strahlentherapie daher nur mehr als letzte Therapiemöglichkeit in
Betracht gezogen werden [2,6,7].
17
1.10.3
Brachytherapie
Bei der Brachytherapie wird ein Applikator, welcher mit einem radioaktiven Isotop
(Ruthenium-106 oder Jod-125) beladen ist, über der Basis des Retinoblastoms auf
die Sklera aufgenäht. Da das Retinoblastom ein relativ strahlensensibler Tumor
ist, wird durch die lokale Strahlentherapie eine bestimmte radioaktive Dosis,
zwischen 35 und 40Gy, an der Tumorspitze verabreicht. Im Bereich des Tumors
wird somit eine hohe Strahlendosis erreicht, bei gleichzeitiger Schonung des
umliegenden Gewebes. Prinzipiell sollte für die Verwendung von Ruthenium 106
Applikatoren die Tumorausdehnung nicht mehr als 8mm in der Höhe und 16mm
im Basisdurchmesser betragen.
Die Brachytherapie kann entweder als Primärbehandlung oder als sekundäre
Therapie nach Versagen vorangegangener Verfahren, wie z.B. der Kryotherapie,
Lasertherapie oder Thermotherapie, eingesetzt werden. Obwohl eine Kombination
mit anderen Behandlungen möglich ist, sollte in Bezug auf die Verabreichung
einer
systemischen
Chemotherapie
kombiniert
mit
einer
Brachytherapie
besondere Vorsicht geboten sein, da es hierbei verstärkt zum Auftreten von
Retino- und Optikopathien kommen kann. Um diese Komplikationen zu
vermeiden, sollte der Applikator frühestens einen Monat nach Beendigung der
systemischen Chemotherapie aufgenäht werden.
Abbildung 7: Ruthenium-106 Applikator in unterschiedlichen Größen
Quelle: http://www.seedos.co.uk/applikator_foto.jpg
18
1.10.4
Transpupilläre Thermotherapie (TTT)
Die Thermotherapie kommt bei kleinen, zentral lokalisierten Retinoblastomknoten
unter 3mm und ohne Glaskörperaussaat oder subretinaler Aussaat zum Einsatz.
Mittels eines indirekten Ophthalmoskops oder eines Kontaktglases, welches direkt
auf die Hornhaut aufgesetzt wird, wird ein langwelliger Diodenlaserstrahl (810nm)
in das Auge gelenkt, der Tumor für einige Minuten bis auf 60 Grad Celsius
erwärmt und damit zerstört. Die Thermotherapie wird speziell in Kombination mit
der
Strahlentherapie
(=Thermoradiotherapie)
und
der
Chemotherapie
(=Thermochemotherapie) angewandt. Letztere eignet sich besonders für kleine
Tumoren nahe der Fovea und des Nervus opticus, wo durch eine LaserPhotokoagulation
oder
externe
Bestrahlung
möglicherweise
eine
Visusbeeinträchtigung auftritt [2].
1.10.5
Kryotherapie
Die Kryotherapie zählt neben der TTT und Brachytherapie auch zu den lokalen
Therapieformen. Mit ihr ist eine Behandlung von äquatorialen oder peripheren
kleinen Retinoblastomknoten mit einem maximalen Basisdurchmesser von 3,5mm
und einer maximalen Höhe von 2mm ohne Glaskörperaussaat möglich
[2]
. Unter
Kontrolle des Augenspiegels wird der Tumorknoten von außen mit einer
Metallsonde lokalisiert und dreifach durchgefroren. Somit kommt es zu einer
Zerstörung
der
kälteempfindlichen
Tumorzellen
[7]
.
Im
Vergleich
zur
Thermotherapie geht hierbei nicht nur ein größerer Teil an gesunder umliegender
Netzhaut zugrunde, sondern kann es auch zu einer vorübergehenden Amotio der
Retina oder sogar zu Rissen der Retina kommen [2].
1.10.6
Chemotherapie
Die Chemotherapie spielt eine wichtige Rolle in der Behandlung von intraokularen
Retinoblastomen. Wurde sie in den letzten Jahren hauptsächlich bei Patienten mit
Befall des Sehnervs, der Choroidea oder Fernmetastasierung angewandt, gewann
19
die systemische Chemotherapie innerhalb der letzten Dekade in Bezug auf die
Chemoreduktion immer mehr an Bedeutung
[2,7]
. Das Ziel der Chemoreduktion ist
die systemische Verabreichung von Chemotherapeutika wie Vincristin, Etoposid,
Carboplatin (VEC) und neuerlich auch Cyclophosphamid (CVEC)
[10]
, um als
primär neoadjuvante Behandlung das Tumorvolumen zu reduzieren. Daraufhin
kann mit lokalen Therapieverfahren, wie der Thermo-, Kryo- oder Brachytherapie
der Tumor zerstört werden
[11,12]
. Bei der sogenannten Thermochemotherapie
(TCT), eine Kombination aus Thermo- und Chemotherapie, wird nach der
Verabreichung von Carboplatin das Tumorgewebe innerhalb der nächsten 2-6
Stunden
mittels
eines
Chemotherapeutikums
wird
Diodenlasers
dadurch
erhitzt.
erhöht
und
Die
Wirksamkeit
somit
eine
des
vollständige
Zerstörung des Tumors erreicht.
1.10.7
Intraarterielle Chemotherapie
Bei der intraarteriellen Chemotherapie über die Arteria Ophthalmica handelt es
sich um ein neues Therapiekonzept des französischen Professors Francis Munier
aus Lausanne, welches seit Juni 2009 erprobt wird. Die ersten Versuche einer
direkten intraarteriellen Injektion wurden allerdings schon im Jahre 1958 durch
Reese und 1966 durch den Japaner Kibuchi beschrieben.
Um die systemische Belastung des Kindes mit dem Chemotherapeutikum zu
minimieren, wurde die selektive Chemotherapie der Netzhaut, bestehend aus
einer intraarteriellen Verabreichung via Katheterisierung der Arteria ophthalmica,
eingeführt.
Die ersten Erfolge wurden bereits durch Abramson et al bestätigt, welcher die
Schrumpfung
des
Tumorknotens
durch
diese
Therapiemethode,
ohne
Nebenwirkungen, beschreibt. Er berichtete über 10 Patienten, welche auf diese
Weise behandelt wurden und deren einzige Alternative die Enukleation gewesen
wäre. Im Endeffekt konnte bei 7 der 10 Patienten das erkrankte Auge erhalten
werden.
Die Durchführung erfolgt unter Allgemeinanästhesie, wobei die rechte Arteria
femoralis
punktiert,
ein
Katheter
eingeführt
und
unter
systemischer
Heparinisierung bis zur Arteria carotis interna vorgeschoben wird. Von hier aus
20
wird der Katherter in den Ast der Arteria ophthalmica eingebracht und in die
Arteria centralis retinae vorgeschoben, wo er im ersten Zentimeter der Öffnung der
Arterie zu liegen kommt. Es folgt eine Durchleuchtung zur Kontrolle der richtigen
Lage des Katheters. Im Anschluss erfolgt die Verabreichung der erforderlichen
Dosis des Chemotherapeutikums Melphalan, welche zwischen 3 und 7,5 mg liegt
und mit Kochsalzlösung auf 30ml verdünnt wird. Mit Hilfe einer pulsierenden
Technik, um einen Rückfluss in die Arteria carotis interna zu verhindern, wird das
Chemotherapeutikum über eine Dauer von 30 Minuten, mit einer Geschwindigkeit
von 1ml pro Minute, verabreicht.
Nach Beendigung des Eingriffes und einem Druckverband an der Punktionsstelle
für ca. vier Stunden, kann der Patient das Krankenhaus noch am selben
Nachmittag verlassen, insofern keine unerwarteten Komplikationen auftreten.
Zur Teilnahme an dieser Studie werden Patienten mit uni- oder bilateralen
Retinoblastomen, einem Alter über 6 Monaten und einem Gewicht über 6
Kilogramm zugelassen.
Bei einem unilateralen Retinoblastom dient sie als Alternative zu einer primären
Enukleation, wenn es sich um ein Retinoblastom der Gruppe D oder E der
internationalen Klassifikation und keiner Beteiligung des Sehnervs handelt. Des
Weiteren darf bei Vorliegen eines Gruppe E Retinoblastoms auch kein
radiologisches
Zeichen
einer
Sehnervbeteiligung,
kein
Neovaskularisationsglaukom oder massive Glaskörperblutungen vorhanden sein.
Bei bilateralen Retinoblastomen erfolgt die Behandlung nur dann, wenn bei
Vorhandensein einer Gruppe D oder E das zweite Auge nicht einer systemischen
Chemotherapie unterzogen werden muss und die unter den unilateralen
Retinoblastomen erwähnten Kriterien nicht vorhanden sind.
Nicht geeignet sind Retinoblastome der Gruppe A, B und C der internationalen
Klassifikation und das Vorliegen eines bilateralen Retinoblastoms der Gruppe D,
da bilaterale intraarterielle Injektionen nicht erlaubt sind. Auch bei extraokularen
Geschehen oder bereits stattgefundener Metastasierung werden die Kriterien zur
Teilnahme nicht erfüllt.
Die Verabreichung von Melphalan erfolgt alle 3 Wochen, wobei die Anzahl von
maximal 3 Behandlungen nicht überschritten werden darf. Die Dosis wird an Hand
21
des Körpergewichtes und der Körpergröße errechnet und liegt dementsprechend
zwischen 3 bis 7,5 mg.
Im Falle von Komplikationen oder einen etwaigen Größenzunahme des Tumors
kommt es zu einem sofortigen Abbruch der Studie [13].
1.10.8
Stereotaktische Radiotherapie
Als stereotaktische Radiotherapie wird in der Radioonkologie (Strahlentherapie)
jene
Behandlung
bezeichnet,
bei
welcher
durch
bildgesteuerte
und
computerassistierte Zielführungssysteme eine genaue Kontrolle der Lokalisation
des Tumors und eine sehr exakte Bestrahlung möglich sind. Um die Lage des
Tumors exakt bestimmen und kennzeichnen zu können, muss der Patient sowohl
für die Planungs-CT, als auch jede einzelne Bestrahlung genau gleich gelagert
werden, damit die Ist- und Soll-Lokalisation des Tumors übereinstimmen. Hierzu
kann
anhand
markanter
knöcherner
Strukturen,
oder
eigens
zu
Lokalisationszwecken in den Tumor implantierter Goldmarker, die Lagerung und
Lokalisation überprüft und mit Hilfe einer speziellen Software mit der Planungs-CT
abgeglichen werden. An Hand der somit millimetergenauen Anpassung von Ist
und Soll kann die Bestrahlungsdosis exakt in dem zuvor genau definierten
Zielgebiet eingebracht werden. Somit wird der Tumor effektiv bestrahlt und das
umliegende gesunde Gewebe nur gering belastet [14].
Der wohl größte Vorteil der stereotaktischen Radiotherapie gegenüber der
Brachytherapie ist die gleichmäßige Abgabe der Strahlendosis im Zielgebiet.
Somit kann die vergleichsweise hohe Strahlendosis an der Retina während der
Brachytherapie um ein vielfaches reduziert und das Risiko einer Retinopathie,
einer möglichen Netzhautablösung oder sogar einer Makulopathie vorgebeugt
werden [16].
22
1.10.9
Therapiekontrolle und Prognose
Eine engmaschige Kontrolle der intraokularen Befunde ist nach erfolgter
Primärtherapie essentiell. So sollte im ersten Jahr nach einer kombinierten
Chemotherapie
mit
Lokaltherapien
im
Abstand
von
4
Wochen
eine
Narkoseuntersuchung erfolgen, um eventuell neu aufgetretene Rezidive oder
Tumoren sofort zu erkennen und zu behandeln. Obwohl die Abstände der
Kontrollen in Abhängigkeit des lokalen Befundes verlängert werden können,
müssen bis zum 5. Lebensjahr regelmäßige Narkoseuntersuchungen durchgeführt
werden [6].
Die 5-Jahres-Überlebensrate kann heute aufgrund der großen Fortschritte in der
Therapie mit mehr als 95% für uni- und bilaterale Retinoblastome angegeben
werden. Treten innerhalb der ersten fünf Jahre nach Diagnosestellung keine
Rezidive auf, gilt das Kind als geheilt. Die Langzeitprognose wird durch die Gefahr
maligner Zweittumoren bestimmt. Vor allem Patienten mit einem erblichen
Retinoblastom sind wesentlich von einem erhöhten Risiko für das Auftreten von
Zweittumoren außerhalb des Auges betroffen [1,17].
23
2 Methoden und Ergebnisse
Im Zuge einer retrospektiven Studie an der Grazer Universitätsklinik für
Augenheilkunde sammelte ich sämtliche Daten aller Retinoblastompatienten,
welche im Zeitraum von Dezember 1996 bis November 2008 an der Augenklinik in
Behandlung waren. Es handelt sich um insgesamt 36 Patienten, die allesamt nach
Geschlecht, Manifestationsalter, Art des Tumorauftretens (unilateral oder bilateral)
und den diversen Behandlungsmethoden erfasst und in einer Excel-Tabelle
genauestens dokumentiert wurden.
Nachdem die Erkrankung an einem Retinoblastom mit einer Inzidenz von 1:18.000
bis 1:20.000 Lebendgeburten angegeben wird, sind in Österreich circa drei bis vier
Kinder jährlich davon betroffen. Anhand einer Abbildung (Abb. 8) möchte ich
zeigen, wie viele Kinder in den Jahren zwischen 1996 und 2008 an der
Universitätsaugenklinik Graz behandelt wurden.
Wie aus der Abbildung ersichtlich ist, gibt der grüne Balken die Gesamtzahl der
behandelten Patienten pro Jahr an, während der graue Balken für die Anzahl der
unilateralen Rb-Patienten steht. Die Differenz zwischen den beiden Balken steht
somit für die Anzahl der an einem bilateralen Retinoblastom erkrankten Patienten.
So wurden zum Beispiel im Jahre 2007 insgesamt sechs Patienten behandelt,
wovon zwei an einem bilateralen und vier Patienten an einem unilateralen
Retinoblastom erkrankt waren. Betrachtet man sich das Jahr 1996, wurde nur ein
Kind behandelt, welches an einem unilateralen Retinoblastom erkrankte. Im
darauffolgenden Jahr 1997 wurde ebenfalls nur ein Kind behandelt, diesmal
jedoch mit einem bilateralen Retinoblastom. In den 13 Jahren der dokumentierten
Fälle wurde lediglich im Jahre 1998 kein einziges Kind mit der Diagnose
Retinoblastom behandelt.
Unter den insgesamt 36 dokumentierten Patienten wurden 9 Kinder bereits in
anderen Zentren, z.B. in Essen oder in der Türkei, primär behandelt und zur
Weiterbehandlung oder auch nachfolgender Kontrolluntersuchungen an der
Universitätsaugenklinik Graz wieder vorstellig. Dies spiegelt sich auch in der
Tabelle in den Jahren 1996, 1999, 2003 und 2008 wieder, in welchen jeweils ein
Patient
von
auswärts
kam,
um
an
der
Grazer
Universitätsaugenklinik
24
weiterbehandelt zu werden. Speziell im Jahre 2006, mit zwei auswärtigen
Patienten, und 2007, mit drei auswärtigen Patienten, kommt es dadurch zu einer
höheren Anzahl an jährlichen Rb-Fällen.
Abbildung 8: Anzahl der Rb-Patienten pro Jahr
Bei den insgesamt 36 betroffenen Patienten handelt es sich um 21 Knaben und
um 15 Mädchen. Die prozentuelle Aufteilung beträgt somit 58% für das männliche
und 42% für das weibliche Geschlecht (Abb. 9). Das durchschnittliche
Manifestationsalter unserer Patienten beträgt 29,2 Monate bei den Knaben und
22,4 Monate bei den Mädchen. Auf die Gesamtzahl der Patienten bezogen, also
unabhängig vom Geschlecht, liegt das durchschnittliche Manifestationsalter bei
26,1 Monaten (Abb. 10).
25
Abbildung 9: Prozentuelle Aufteilung unserer Rb-Patienten
Abbildung 10: Durchschnittliches Manifestationsalter unserer Rb-Patienten
26
Ein weiterer Punkt, welcher statistisch erfasst, ausgewertet und in einer Abbildung
(Abb. 11) dargestellt wurde, betrifft die unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten
und die Anzahl derer Anwendungen bei den Patienten.
Von den vier hier abgebildeten Möglichkeiten einer augenerhaltenden Therapie,
entschied man sich bei 21 unserer 36 Patienten, dies entspricht etwa 58%, für
eine Chemotherapie, wobei bei 13 Patienten eine neoadjuvante und bei 7
Patienten eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt wurde. Bei einem Patienten
liegen leider keine näheren Daten vor, da dieser von auswärts an die Klinik
überstellt wurde.
In 25% der Fälle, also bei 9 von 36 Kindern, fiel die Therapie der Wahl auf die
Kryotherapie und bei 22%, folglich 8 von 36 Patienten, auf die Brachytherapie.
Lediglich bei 4 der 36 Patienten, dies entspricht ungefähr 11%, wurde eine
transpupilläre Thermotherapie durchgeführt.
An dieser Stelle muss man allerdings sagen, dass bei den Patienten in den
meisten Fällen eine Kombination der unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten
gewählt wird, um die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges zu vergrößern.
Genauer gesagt heißt dies; ein Patient erhält die Chemotherapie, die
Brachytherapie, die Kryotherapie oder die TTT nicht als Einzeltherapie, sondern
eine Kombination aus diesen in Abhängigkeit von der Anzahl und der Größe bzw.
Lokalisation der unterschiedlichen Knoten.
27
Abbildung 11: Therapieaufteilung
Trotz aller therapeutischen Anstrengungen musste man bei 24 der 36 Kinder, auf
Grund eines Rezidives oder dem Nichtansprechen der Therapie, schlussendlich
eine Enukleation durchführen. Diese hohe Anzahl an Enukleationen, nämlich bei
67% unserer Patienten, ist ein Zeichen dafür, wie wichtig ein frühzeitiges
Erkennen des Tumors ist. Denn, je früher ein Retinoblastom erkannt und
behandelt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit des Bulbuserhaltes. Die
traurige Realität zeigt jedoch, dass weltweit nur jedes zweite Retinoblastom
rechtzeitig diagnostiziert wird.
In der nachfolgenden Abbildung (Abb. 12) findet man eine detaillierte Auflistung
aller 36 Patienten, welche an der Universitätsaugenklinik Graz im Zeitraum von
Dezember 1996 bis November 2008 behandelt wurden.
Anhand dieser Abbildung kann man auf einen Blick das Geschlecht, das
Manifestationsalter, Art des Tumors und natürlich auch die durchgeführten
Behandlungen herauslesen.
28
In puncto Klassifikation der Retinoblastome ist zu sagen, dass leider nur einige
wenige bestimmt werden konnten, da der Großteil der Fundusbilder nicht mehr
vorhanden war. Zur Erstellung dieser Fundusbilder wurde eine RetCam
verwendet, wobei die Bilder gleich auf deren Festplatte gespeichert wurden. Durch
einen Defekt der Festplatte kam es jedoch zum Verlust fast aller gespeicherten
Bilder und diese konnten leider nicht wieder hergestellt werden. Aus den
Arztbriefen oder anderweitigen Aufzeichnungen konnten die Stadien nicht genau
bestimmt werden.
In Bezug auf die Chemotherapie ist zu sehen, dass die Patienten nach dem
Essener-Schema und dem RB-A-2003 Protokoll behandelt wurden. Bei dem
Essener-Schema handelt es sich um ein Chemotherapie-Protokoll, welches von
Havers et al in Essen publiziert wurde und verwendet wird und auch im RB-A2003 Protokoll seine Verwendung findet. Das RB-A-2003 Protokoll wurde am
Universitätsklinikum Graz von Frau Oberarzt Dr. Petra Sovinz, Herrn Prof.
Christian Urban (Kinderonkologie) und von Herrn Prof. Langmann Gerald
(Augenklinik)
entwickelt
und
publiziert.
Es
handelt
sich
um
ein
Therapieoptimierungsprotokoll, welches neben der Chemoreduktion auch alle
anderen Therapien des Retinoblastoms berücksichtigt beziehungsweise alle
wesentlichen Aspekte beim Retinoblastom beschreibt. In Bezug auf die
Chemotherapie werden die Chemotherapeutika Cyclophosphamid, Vincristin,
Etoposid und Carboplatin in abwechselnder Reihenfolge verwendet. Dies gilt
vorerst für die Dauer eines Zyklus, welcher sechs Blöcken nach allen drei Wochen
entspricht.
Des Weiterem wurde auch die Thermochemotherapie nach dem Essener-Schema
angeführt. Hierzu werden präoperativ die Chemotherapeutika Vincristin (z.B.
Oncovin®) und Carboplatin und postoperativ das Chemotherapeutikum Etoposid
verabreicht. Durch die in der Zwischenzeit durchgeführte Thermotherapie soll der
Tumor noch effektiver behandelt werden können, da das Chemotherapeutikum
Etoposid leichter in die thermotherapierten Tumorzellen eindringen kann.
29
30
31
Abbildung 12: Ausarbeitung aller Rb-Patienten
32
3 Diskussion
Geht man beim Retinoblastom von einer Inzidenz von 1:16.000 bis 1:18.000
Lebendgeburten aus, ergibt sich eine jährliche Zahl von 7202 bis zu 8102 Kindern
weltweit, welche an einem Retinoblastom erkranken
[18,19]
. Je nachdem, ob ein
Kind in einem westlichen Industrieland oder in einem Entwicklungsland an diesem
Tumor erkrankt, kann dies über Leben oder Tod entscheiden.
So betrug zum Beispiel die 5-Jahres-Überlebensrate der RetinoblastomPatientInnen in den USA 96% zwischen den Jahren 1995 bis 2004. In England
spricht man sogar von einer 97%igen 5-Jahres-Überlebensrate zwischen den
Jahren 1998 und 2002 für unilaterale Retinoblastome [19].
Ungeachtet
dieser
bemerkenswerten
Überlebensraten
in
den
westlichen
Industrieländern, stellt das Retinoblastom immer noch eine lebensbedrohende
Erkrankung dar.
Im Jahre 2009 veröffentlichte Kivelä eine Statistik jener PatientInnen, welche
weltweit in einem Jahr an einem Retinoblastom erkrankt sind (Tab. 3).
Tabelle 3: Rb-PatientInnen weltweit
Quelle: Publikation Dr. Tero Kivelä [18]
33
An Hand dieser Tabelle wollte Kivelä die geschätzte Zahl der jährlich erkrankten
Retinoblastom-PatientInnen weltweit dokumentieren, welche sich zwischen 7202
und 8102 bewegt. Die Mortalitätsrate variiert stark zwischen Industrie- und
Entwicklungsstaaten. So haben wir in Japan, Europa und Nordamerika eine
Mortalitätsrate von 3-5%, bis zu 20% in Lateinamerika und dem karibischen
Einzugsgebiet und an die 39% in Asien (Japan nicht mitgerechnet). Die wohl
alarmierendste Mortalitätsrate weist Afrika mit bis zu 70% auf. Von den 1792
jährlich betroffenen PatientInnen in Afrika versterben 1254 durch die Folgen dieser
Erkrankung. Weltweit gesehen sterben somit zwischen 3001 und 3376
PatientInnen jährlich [18,19].
Vergleicht
man
nun
ein
Tumorzentrum
in
Österreich,
spezialisiert
auf
Retinoblastom-PatientInnen, mit einem Tumorzentrum in den USA, ebenfalls mit
einer Spezialisierung auf Retinoblastome, erhält man äußerst interessante Daten.
Man nehme beispielsweise die Universitäts-Augenklinik Graz in Österreich und
das Will’s Eye Hospital der Thomas Jefferson Universität in Philadelphia in den
Vereinigten Staaten von Amerika.
Der wohl größte Unterschied im Vergleich dieser beiden Staaten ist die
Gesamteinwohnerzahl und natürlich auch die Geburtenrate bezogen auf ein Jahr.
In den USA leben an die 310 Millionen Menschen mit einer jährlichen
Geburtenrate von ca. 4,2 Millionen Neugeborenen. In Österreich beschränkt sich
die Gesamteinwohnerzahl auf ca. 8,5 Millionen Menschen und einer jährlichen
Geburtenrate von ca. 76.300 Neugeborenen für das Jahr 2009 (laut Statistik
Austria).
Bezogen
auf
die
Einwohnerzahl
und
einer
Inzidenzrate
des
Retinoblastoms von ca. 1:18.000 Lebendgeburten, kann man in den USA mit ca.
235 Neuerkrankungen und in Österreich in etwa mit 4 Neuerkrankungen pro Jahr
rechnen.
In Philadelphia wurden 157 PatientInnen und 239 betroffene Augen im Zeitraum
von 1994 bis 2007 behandelt. Die Zahl der durchgeführten Therapien, welche die
Chemoreduktion,
die
Lasertherapie,
Kryotherapie,
Brachytherapie
Enukleation beinhaltet, beträgt 557 Behandlungen in 13 Jahren
und
[20]
. Die
durchschnittliche Anzahl der Neuvorstellungen pro Jahr beläuft sich auf 12
PatientInnen.
34
An der Universitäts-Augenklinik Graz wurden 36 PatientInnen zwischen 1996 und
2008 mit insgesamt 50 betroffenen Augen behandelt. Die Anzahl der betroffenen
Augen setzt sich aus 22 unilateralen und 14 bilateralen RetinoblastomPatientInnen zusammen. Die durchschnittliche Anzahl der Neuvorstellungen pro
Jahr beträgt 3 PatientInnen in Graz bei einer Anzahl von 193 durchgeführten
Retinoblastom-Behandlungen über einen Zeitraum von 12 Jahren.
Obwohl die PatientInnen-Zahlen auf Grund der unterschiedlichen Einzugsgebiete
nicht miteinander vergleichbar sind, ist die prozentuelle Aufteilung zwischen
Knaben und Mädchen zwischen den zwei Zentren nahezu ident. In Philadelphia
wurden im gleichen Zeitraum 93 Knaben (= 59%) und 64 Mädchen (= 41%) mit
einem durchschnittlichen Manifestationsalter von 9 Monaten behandelt [20]. In Graz
waren es 21 Knaben (= 58%) und 15 Mädchen (= 42%). Lediglich das
durchschnittliche Manifestationsalter von 26 Monaten unterscheidet sich deutlich
von den Daten aus Philadelphia.
Trotz aller Bemühungen und Fortschritte in der Therapie zur Behandlung der
Retinoblastome, konnte nur bei 5 der 22 PatientInnen in Graz, welche an einem
unilateralen Retinoblastom erkrankten, das Auge erhalten werden. Dies
entspricht einer 23%igen Erfolgsrate. Bei den restlichen 17 PatientInnen wurde
das erkrankte Auge in 11 Fällen, dies entspricht ca. 65%, primär und in 6 Fällen
(ca. 35%) sekundär enukleiert.
Die primäre Enukleation erfolgte auf Grund der Größe oder Lage des Tumors,
weshalb keine Aussicht auf Erhalt eines verwertbaren Sehvermögens gegeben
war. Hinzu kommt noch das Fortschreiten des Tumors mit der Möglichkeit einer
systemischen Metastasierung. Bei 4 der 11 primär enukleierten PatientInnen
musste im Anschluss noch eine Polychemotherapie verabreicht werden, um
jegliches Risiko einer systemischen Metastasierung auszuschließen.
Bei den 6 sekundär enukleierten PatientInnen wurde primär der Versuch des
Bulbuserhaltes unternommen. Hierzu kam es bei allen 6 PatientInnen zur
Verabreichung einer Polychemotherapie und bei 5 von 6 PatientInnen zur
Durchführung einer Brachytherapie mit dem Aufnähen eines Ruthenium-106Applikators. Bei einem(r) Patienten(in) kam es zur zweimaligen Anwendung der
Brachytherapie. Bei 2 PatientInnen wurde noch eine Kryotherapie und bei einem(r)
Patienten(in) eine TTT durchgeführt.
35
Insgesamt wurden 13 der unilateralen PatientInnen mit einer Polychemotherapie
behandelt.
Bei den 14 PatientInnen mit einem bilateralen Retinoblastom, was insgesamt 28
Augen entspricht, mussten bei lediglich 6 PatientInnen ein Auge und bei nur
einem(r) einzigen Patienten(in) beide Augen enukleiert werden. Somit konnten 20
der 28 erkrankten Augen gerettet werden, was einer ca. 71%igen Erfolgsrate
entspricht. Allerdings wurden 7 der 14 PatientInnen in anderen Zentren (z.B.
Essen) therapiert beziehungsweise enukleiert und sind nur zur Kontrolle an die
Universitäts-Augenklinik Graz gekommen. Von diesen 7 an der Augenklinik Graz
therapierten PatientInnen, musste bei 3 ein Auge primär enukleiert werden. Das
zweite Auge konnte jedoch mittels Chemo-, Kryo-, Brachytherapie und der TTT
erhalten werden. Lediglich bei einem(r) Patienten(in) mussten beide Augen
sekundär enukleiert werden. Trotz Durchführung aller zur Verfügung stehenden
Therapien, inklusive einer Strahlentherapie mittels Linearbeschleuniger, konnten
die Augen nicht erhalten werden. Der Grund für diesen deletären Verlauf war eine
um Monate verzögerte Diagnose.
Allerdings konnten bei 3 der 7 PatientInnen beide Augen mittels adjuvanter
Therapieformen erhalten werden.
Die Polychemotherapie kam bei allen 7 PatientInnen zum Einsatz. Die
Kryotherapie bei 6 / 7, die TTT bei 3 / 7 und die Brachytherapie bei nur 2 / 7
PatientInnen. Bei den 3 PatientInnen mit dem Erhalt beider Augen kamen die TTT
bis zu 9 Mal und die Kryotherapie bis zu 8 Mal pro Auge zur Anwendung.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sowohl in den USA als auch in
Österreich bei der rechtzeitigen Erkennung eines Retinoblastoms das Leben
des(r) Patienten(in) mit hoher Wahrscheinlichkeit gerettet werden kann. Hinzu
kommt auch noch die enorme Erweiterung des Therapiespektrums der letzten
Jahre. War vor einigen Jahren bei unilateralen Retinoblastomen die primäre
Enukleation noch Therapie erster Wahl, können heute mittels Polychemotherapie,
der Thermochemotherapie, der Brachy- und Kryotherapie oder der transpupillären
Thermotherapie in ausgesuchten Fällen die Augen sowohl beim unilaterelen, als
auch bei bilateralen Retinoblastomen erhalten werden. Somit ist die Enukleation
nur noch bei fortgeschrittenen Fällen ohne Aussicht auf Erhalt einer verwertbaren
36
Sehkraft
Therapie
der
Wahl
oder
nach
endgültigem
Fehlschlag
eines
bulbuserhaltenden Therapieversuches.
Die Rate an Bulbuserhalt, sowohl beim unilateralen als auch beim bilateralen
Retinoblastom, kann nur durch eine frühzeitige Diagnose erhöht werden. Derzeit
wird basierend auf Schätzungen leider nicht nur in Österreich nur jedes zweite
Retinoblastom rechtzeitig diagnostiziert. Eine der großen Herausforderungen in
der Ophthalmoonkologie in Zukunft besteht darin, durch entsprechende
Maßnahmen die Rate an Frühdiagnostik zu erhöhen.
Im Jahre 2006 kam es an der Universitäts-Augenklinik Graz zur Einführung eines
Qualitätsmanagements, um unter anderem auch die Abläufe im Bereich der
Ophthalmoonkologie
an
die
zunehmende
Anzahl
an
TumorpatientInnen
anzupassen. Somit konnte im Ambulanzalltag durch die Ergreifung neuer
Maßnahmen eine Verkürzung der Wartezeiten der PatientInnen auf Termine
erreicht werden und es stellte sich eine subjektive Zufriedenheitssteigerung
sowohl unter den MitarbeiterInnen, als auch den PatientInnen ein. Im Zuge dessen
konnte auch die Wartezeit auf die Therapie sowie Aufenthaltsdauer der
PatientInnen an der Univ. Augenklinik verkürzt werden.
Gerade im Bereich der Kinder-Ophthalmoonkologie ist eine gut funktionierende
und fehlerfreie Zusammenarbeit zwischen zwei Organisationseinheiten wesentlich,
um eine optimale Betreuung der jungen PatientInnen zu gewährleisten. So ist zum
Beispiel bei Retinoblastom-PatientInnen eine enge Zusammenarbeit zwischen der
Abteilung für Hämato-Onkologie der Universitäts-Kinderklink und der UniversitätsAugenklink von größter Bedeutung, da es zwischen diesen zwei Kliniken zu vielen
Schnittstellen während der Behandlung eines(r) Patienten(in) kommt. Aus diesem
Grunde ist es wichtig, Behandlungsabläufe bildlich in Form von Prozessen
darzustellen. Prozesse stellen sowohl beim EFQM-Modell als auch beim ISOModell einen zentralen Bestandteil dar. Bei auftretenden Problemen können die
Abläufe somit überprüft beziehungsweise Korrekturen vorgenommen werden. Eine
Weiterentwicklung vom Ist- zum Soll-Prozess ist damit möglich.
Die Anwendung von Prozessen ist auch bei der Einführung neuer Mitarbeiter
äußerst hilfreich, da zum Beispiel Untersuchungsabläufe anhand von Prozessen
37
graphisch gezeigt werden und zum besseren Verständnis beitragen können.
Prozesse sind auch bei der Beteiligung vieler Mitarbeiterinnen an einem Ablauf
enorm wichtig oder wenn ein klinikübergreifendes Vorgehen besteht, da es
speziell in diesen Situationen zu Fehlern kommen kann. So wurde zum Beispiel an
der Universitäts-Augenklinik einmal vergessen ein Retinoblastom-Kind in den OPPlan für den nächsten Tag einzugeben. Bei der Erkennung dieses Problems
wurde im Sinne des PDCA-Zyklus der Prozess sofort überarbeitet, ein neuer
Arbeitsschritt eingefügt und das Problem in Bezug auf den angestrebten SollProzesses gelöst.
Ein großer Vorteil solcher Prozesse ist die permanente und fehlerfreie
Wiederholbarkeit der durchzuführenden Abläufe, wenn man sich dabei an die
Prozessvorlage hält. Kurz gesagt ist eine exakte Reproduzierbarkeit der Abläufe
möglich.
Ein wichtiger Punkt im Qualitätsmanagement ist die Definition von Kennzahlen. So
ist die wahrscheinlich wichtigste Kennzahl im Bereich der Ophthalmo-Onkologie
die primäre Erfolgsrate bei der bulbuserhaltenden Therapie. Es wird eine
Tumorkontrollrate von 90% und höher bei der ersten Therapie angestrebt. Bei
einem Absinken der Erfolgsrate unter die 90%-Marke kommt es zu einer
sofortigen Reevaluierung der Ergebnisse und einer Anpassung der Prozesse. Eine
zweite wichtige Kennzahl betrifft die Tumorrückbildung und die Rate an sehr
schweren Nebenwirkungen. Alle anderen Prozesse und Tätigkeiten im Umgang
mit den Augentumoren sollen sich an diesen beiden Kennzahlen orientieren [27].
38
4 European Foundation for Quality Management (EFQM)
Die European Foundation for Quality Management (EFQM) wurde 1988 von 18
Großunternehmen (u.a. Bosch, Nestle, Renault oder Volkswagen) gegründet, um
im internationalen Wettbewerb vor allem mit asiatischen Ländern und den USA in
der Autoindustrie konkurrenzfähig bleiben zu können. Vergleiche mit diesen
erfolgreichen Industrieländern haben gezeigt, dass diese vor allem im Bereich des
Qualitätsmanagements (QM) europäischen Ländern weit überlegen sind. Um
Unternehmen und Organisationen zu solch außergewöhnlichen Leistungen zu
verpflichten, richtete man zu deren Anreiz unterschiedliche Preise ein. So kann
man sich in Japan seit 1951 den „Japan Deming Application Prize“ verdienen, in
den Vereinigten Staaten von Amerika das „Malcom Baldrige Framework“ (seit
1987), in Europa den „European Quality Award“ (EQA) und in Österreich den
„Austrian Quality Award“ (AQA).
Um Unternehmen ohne Erfahrung im Qualitätsmanagement den Einstieg in die
Bewertungslogik
des
EFQM-Modells
zu
ermöglichen,
wurde
die
Committed2Excellence (C2E) Auszeichnung als erste Stufe im EFQM-Modell
eingeführt. Die Universitäts-Augenklinik Graz bewarb sich im Dezember 2007 um
diesen Qualitätspreis, welcher ihr nach Abschluss einer intensiven sechs
monatigen Projektarbeit zuerkannt wurde [21].
4.1 EFQM – Business Modell
Das
einfache
Grundmodell
des
EFQM
geht
auf
den
italienischen
Wirtschaftsökonom Tito Conti und seine Arbeiten zum Thema Company Quality
Assessments zurück. Die Grundidee dieses Modells besteht darin, dass
Mitarbeiter über Prozesse Ergebnisse liefern [22].
Das EFQM-Modell berücksichtigt dieses Grundprinzip als zentrale Logik und
erweitert es um 9 Kriterien (Abb. 13). Zu diesen 9 Kriterien werden zusätzlich noch
32 Subkriterien definiert, welche systematisch im Rahmen einer Selbstbewertung
(Self Assessment) abgefragt werden können. Auf der linken Seite kommen somit
39
die Befähiger (Enables) zu liegen, welche zum Beispiel die Führung eines
Unternehmens oder die Mitarbeiter darstellt und auf der rechten Seite sind die
Ergebnisse (Results) angesiedelt. Zwischen dem linken und dem rechten Teil
dieses Modells werden die Prozesse angesiedelt, welche als Brücke zwischen den
beiden
Teilen
dienen
sollen.
Den
Abschluss
des
Modells
bilden
Schlüsselergebnisse, gleichbedeutend mit dem Output eines Unternehmens
[21]
die
.
Abbildung 13: EFQM-Modell (2010)
Quelle: Universitäts-Augenklinik Graz
Am Beispiel einer Klinik lässt sich das Modell wie folgt formulieren: Die Führung
einer Klinik mit ihren MitarbeiterInnen (ÄrztInnen, Pflege, etc.) bringt nach
Vorgaben der Politik unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden
(personellen und finanziellen) Ressourcen über definierte Prozesse Ergebnisse.
Die Ergebnisse betreffen wieder die MitarbeiterInnen, die Kunden (in diesem Fall
die Patienten) sowie die Gesellschaft. Die Schlüsselergebnisse dienen als
Gradmesser des Gesamterfolges eines Unternehmens, die zum Beispiel in Form
von Gewinn oder Verlust oder in Prozenten eines vereinbarten Zielvolumens
dokumentiert werden können [21].
40
Die starke Ergebnisorientierung mittels Fakten und Zahlen ist ein Hauptmerkmal
des EFQM-Modells. So ist auf der rechten Seite des Modells in Abbildung 13 der
Ergebnisteil angesiedelt, welcher mittels sogenannter Kennzahlen objektiviert
werden muss. Anhand dieser Zahlen ist es nun möglich, Vergleiche zu anderen
Unternehmen herzustellen (Benchmarking) oder gewisse Trends über Jahre zu
rechnen [21].
Das
EFQM-Modell arbeitet mit 2 Managementphilosophien, anhand derer
einerseits professionell innerhalb des Modells gearbeitet wird, andererseits die
initiale Selbstbewertung wie auch das finale Assessment durchgeführt werden.
Diese sind Erstens der Plan Do Check Act (PDCA) Zyklus, welcher zur
kontinuierlichen Verbesserung eines Unternehmens dient und zweitens die
Results Approach Deployment Assessment Review (RADAR®) Logik, welche als
dynamisches Beurteilungssystem mit einer strukturierten Herangehensweise zur
Hinterfragung der Effizienz eines Betriebes oder eines Projektes dient [23].
4.1.1 Der PDCA-Zyklus
Der PDCA-Zyklus (Abb.14), auch als Deming-Kreis bekannt, beschreibt einen vierphasigen Ablauf, welcher einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess dient. Als
Ziel gilt es, durch eine ständige Verbesserung der Prozesse und Abläufe, die
Effizienz
und
die
Kunden-
beziehungsweise
Mitarbeiterzufriedenheit
des
Unternehmens zu verbessern.
Die vier Schritte des PDCA-Zyklus setzen sich aus den Wörtern Plan, Do, Check
und Act zusammen.
Unter Plan versteht man, dass jeder Prozess vor seiner eigentlichen Umsetzung
geplant werden muss. So wird beim Erkennen von möglichen Verbesserungen in
einem bestimmten Bereich der Ist-Zustand erhoben und anschließend kann ein
neues Konzept, welches zur Verbesserung beiträgt, entwickelt werden.
Spricht man vom Do, meint man in erster Linie das Ausprobieren oder Testen des
neuen Konzeptes mittels schnell realisierbaren, einfachen Mitteln auf einen
einzelnen Arbeitsplatz oder einen einzelnen Arbeitsbereich und nicht die
Einführung oder Umsetzung des neuen Konzeptes im gesamten Betrieb.
41
Jetzt erfolgt der Check und wenn seine Ergebnisse für gut befunden werden, kann
die Umsetzung des neuen Konzeptes als Standard freigegeben werden.
Erst in der Act-Phase wird der neue Standard bei allen Mitarbeitern oder im
gesamten Betrieb eingeführt und regelmäßig auf seine Einhaltung überprüft. Diese
Umsetzung kann im Einzelfall jedoch zu umfangreichen organisatorischen
Änderungen, zum Beispiel der Einführung von Schulungen oder der Anpassung
von diversen Ablaufprozessen, sowie erheblichen Investitionen führen.
Eine neuerliche Verbesserung dieses Standards beginnt dann wieder mit einer
Plan-Phase [24].
Abbildung 14: PCDA-Zyklus
Quelle: Universitäts-Augenklinik Graz
4.1.2 Die RADAR®-Logik
Als Kernstück des EFQM-Models dient die sogenannte RADAR®-Logik, welche
auf vier wichtigen Elementen basiert (Abb.15):
42
1. Results (Ergebnisse)
2. Approach (Vorgehen)
3. Deployment (Umsetzung)
4. Assessment (Bewertung) & Review (Überprüfung)
Das sich hinter diesen vier Elementen verbergende Konzept empfiehlt einer Firma
sich Ergebnisse festzulegen, welche sie an Hand ihrer Strategie- und
Planungsprozesse erzielen möchte (= Results). Nun werden von den dafür
zuständigen Mitarbeitern die erforderlichen Vorgehensweisen geplant und
entwickelt, um die gewünschten Ergebnisse gegenwärtig und zukünftig erzielen zu
können (= Approach). Der nächste Schritt besteht in der Anwendung der
geplanten Vorgehensweisen, wobei sichergestellt werden sollte, dass nur eine
vollständige Umsetzung der Vorgehen von Bedeutung ist (= Deployment). Die
Vorgehensweisen und die Umsetzung sollten nun an Hand der Ergebnisse
bewertet (= Assessment) und überprüft (= Review) werden. Die eventuell daraus
entstehenden notwendigen Verbesserungen können nun identifiziert, priorisiert
und eingeführt werden [25].
Abbildung 15: RADAR®-Logik
Quelle: Universitäts-Augenklinik Graz
43
Im Rahmen der Verleihung des European Quality Award wird mit Hilfe dieser
RADAR®-Logik die Planung und Umsetzung neuer Projekte aller teilnehmenden
Firmen bewertet und somit Punkte für die einzelnen Kriterien vergeben. Die dabei
entstehende Gesamtpunktzahl kann von den teilnehmenden Unternehmen
natürlich auch zum Vergleich der Firmen untereinander (= Benchmarking) oder für
andere Zwecke verwendet werden [25].
4.2 Der Committed to Excellence-Level (C2E)
Im ersten Schritt zur Erreichung des Committes to Excellence-Levels müssen in
jedem
Betrieb
ein
Qualitätsbeauftragter
(QB),
sinnvollerweise
auch
ein
Stellvertreter bestimmt werden. In einer Klinik sollten Qualitätsbeauftragte sowohl
im ärztlichen als auch in der Pflege eingeführt werden. Weiters benötigt man ein
Kernteam,
welches
Klinikvorstand
aus
im
Bereich
leitenden
des
ÄrztInnen,
Gesundheitssystems
Personen
der
neben
Pflege
dem
(leitende
Schwestern), Vertretern der Verwaltung beziehungsweise des Sekretariats
besteht. Noch vor Beginn der ersten Phase des C2E-Levels wird eine zweiseitige
Funktionsbeschreibung
aufgesetzt,
in
welcher
die
Aufgaben
des
Qualitätsbeauftragten definiert werden. Diese sollte wie ein Vertrag, zusammen
mit der Projektvereinbarung, von Vertretern des obersten Managements
unterschrieben werden. Eine enge Zusammenarbeit und gute Kommunikation
zwischen den Qualitätsbeauftragten und dem Klinikvorstand ist unerlässlich,
zuletzt auch deshalb, da der Qualitätsbeauftragte dem Klinikvorstand gegenüber
Informationspflicht hat. Zudem müssen alle schriftlichen Dokumente vor ihrer
Veröffentlichung durch den Klinikvorstand freigegeben werden und im Falle von
Änderungen kann dieser Maßnahmen anordnen, welche von der Qualitätsgruppe
erarbeitet werden. Nur durch ein perfektes Zusammenspiel zwischen den
Beteiligten kann die erfolgreiche Implementierung eines Qualitätsmanagement
Systems erreicht werden [26].
Der nächste Schritt auf dem Weg zum Committed to Excellence-Level ist eine
Selbstbewertung, welche mittels standardisierter EFQM Fragen erfolgt. Diese
schließt Fragen zu allen 9 Haupt- und 32 Subkriterien ein. Der Fragebogen wird
44
mit
Hilfe
eines
Qualitätsmanager
EFQM-Assessors
statistisch
beziehungsweise
ausgewertet.
In
der
außenstehender
Auswertung
dieser
Selbstbewertung finden sich Stärken bzw. Verbesserungspotenziale der Klinik,
idealerweise in Prozentzahlen aufgeschlüsselt. Die Verbesserungspotenziale
können wiederum in Form einer Priorisierungsmatrix nach Dringlichkeit der
Umsetzung aufgelistet werden. Jene 3 Projekte, die für
die Klinik die größte
Bedeutung haben, werden für den C2E Weg ausgesucht. und an Hand dieser
ersten Selbstbewertung erhält man eine Art Ist-Zustand des Betriebes, in unserem
Fall der Klinik. Auf diese Art und Weise können die Stärken beziehungsweise die
Verbesserungspotenziale genauestens ausgewertet werden. Somit werden nun
aus den Bereichen der Verbesserungspotentiale Teilprojekte formuliert, welche
durch umsetzbare Maßnahmen realisiert werden. Für das Erreichen des C2ELevels ist die Umsetzung dieser 3 Projekte in einem Zeitraum von 6 Monaten
Voraussetzung. Sobald die drei Projekte definiert sind, wird bei der Austrian
Foundation for Quality Management (AFQM)
ein Antrag auf Erreichung des
ersten Qualitätslevels (C2E) in Form eines Projektantrages eingebracht. Mit dem
Einreichen des Antrages läuft die Zeit bis zum Assessment, der Zeitpunkt des
Assessments wird bereits mit dem Einreichen definiert. Wird das Ziel von
mindestens 32 Punkten, bei 65 möglichen Punkten, innerhalb der vorgegebenen
Zeit nicht erreicht, werden längstens drei Monate Nachfrist zur kompletten
Umsetzung gewährt [21, 26].
4.3 Das EFQM-Modell an Hand der Universitäts-Augenklinik Graz
Die Ophthalmologische Onkologie ist eine von 13 Subspezialisierungen der
Universitäts-Augenklinik Graz und wird von der Steirischen Krankenanstalten
Gesellschaft
KAGes
neben
anderen
als
strategischer
Schwerpunkt
mit
überregionaler Bedeutung definiert [27].
Da es in den letzten Jahren zu einer Zunahme der TumorpatientInnen, sowohl
innerhalb von Österreich, als auch aus dem Ausland, an der UniversitätsAugenklinik Graz gekommen ist, die Personal-, Zeit- und Raumressourcen jedoch
gleich geblieben sind, wurde eine Optimierung der Abläufe (Prozesse) im
45
ambulanten Alltag notwendig. Hinzu kam auch noch die Befürchtung, dass bei
gleichbleibenden finanziellen und personellen Ressourcen und der zunehmenden
Patientenzahl, eine mögliche Verringerung der Versorgungsqualität entstehen
könnte [27].
Die Subspezialisierung „Augentumore“ wurde somit schon bei der ersten
Selbstbewertung im Jänner 2006 zu einem Verbesserungsprojekt erklärt. Die zu
verbessernden Maßnahmen beinhalteten die Verkürzung der Wartezeiten auf eine
ambulante Untersuchung oder Therapie, eine Optimierung des Ablaufes der
ambulanten Neuvorstellungen und eine Optimierung von Kontrolluntersuchungen
bei TumorpatientInnen im ambulanten Bereich [27].
Vor allem im Bereich der Onkologie ist Vertrauen und eine gute Gesprächsbasis
zwischen dem Arzt und den PatientInnen sehr wichtig, da sich der Tumorpatient in
der Augenheilkunde von anderen PatientInnen durch zwei Eigenschaften
unterscheidet. An erster Stelle steht die Angst zu erblinden, im Falle eines
kindlichen bilateralen Retinoblastoms ein oder auch beide Augen durch
Enukleation zu verlieren. Und an zweiter Stelle steht die Angst, an einem Tumor
zu sterben. Somit benötigt man einen erhöhten Zeitaufwand, um mit den
PatientInnen hinsichtlich der Diagnose, ob der Tumor gut- oder bösartig ist, der
Therapie
und
der
Überlebensprognose
zu
sprechen.
Zu
den
wohl
zeitaufwändigsten Gesprächen zählen jene mit den Eltern von RetinoblastomKindern, da gerade im
Erstgespräch über die definitive Diagnose, uni- oder
bilaterales Retinoblastom, die Wahrscheinlichkeit des Augenerhaltes, die mögliche
Therapie und vor allem über die Überlebensprognose aufgeklärt werden muss. Es
bleibt allerdings nicht nur bei diesem Erstgespräch, da vor und nach jeder
neuerlichen Untersuchung Gespräche über die Therapie und den weiteren Verlauf
geführt werden müssen. Gerade zu Beginn der Therapie erfolgt dies in einem
Abstand von ungefähr drei Wochen und ist somit äußerst zeitintensiv. Erst ab dem
6. Lebensjahr kann man bei einem Kind mit der Diagnose Retinoblastom mit einer
neunzigprozentigen, im Falle eines unilateralen Retinoblastoms mit einer nahezu
hundertprozentigen Überlebenswahrscheinlichkeit rechnen.
Zudem haben in letzter Zeit auch die Anfragen bezüglich Zweitmeinungen über
Therapien von anderen Therapiezentren zugenommen, welche in telefonischer
46
Form, via e-Mails und immer öfter auch in Form persönlicher Gespräche
beantwortet werden [27].
Das Problem besteht darin, dass im Ambulanzalltag nicht genügend Zeit zur
Verfügung steht. Somit wurden im Zuge der EFQM-Optimierungsprozesse
Verbesserungen angestrebt.
Die erste Verbesserungsmaßnahme bezog sich auf die Terminvergabe der
PatientInnen. So werden die Termine der PatientInnen, welche von extern
zugewiesen werden, nach Priorität der Erkrankung vergeben. Hierzu wurden die
niedergelassenen Fachärzte gebeten, ihre erhobenen Befunde an die Augenklinik
zu schicken, um die Termine nach Dringlichkeit zu vergeben. So erhalten in der
Regel zum Beispiel PatientInnen mit Retinoblastomen sofort und Melanome
innerhalb einer Woche Termine in der Tumorambulanz. Lediglich bei suspekten
Nävi müssen derzeit noch etwas längere Wartezeiten akzeptiert werden.
Die zweite wesentliche Änderung beinhaltet die Anwesenheit eines zweiten
Facharztes in der Ambulanz im Bereich der Augentumore, womit eine
ganzjährliche Diagnostik und Therapie ermöglicht wird. Von besonderem
Stellenwert ist dies natürlich bezogen auf das Retinoblastom, da es sich hierbei
um einen ophthalmologischen Notfall handelt.
Eine weitere Verbesserung ist die Umstrukturierung der PatientInnen an den
Ambulanztagen. So werden zum Beispiel jene PatientInnen mit kurz dauernden
Kontrollen (beispielsweise Bindehautneoplasien) zu Beginn des Ambulanztages,
Kontrollen nach bulbuserhaltender Therapie gegen Mittag und Neuvorstellungen
am frühen Nachmittag eingeteilt. Somit wird die Option zur Verlängerung der
Ambulanzzeiten in den Nachmittag bei länger dauernden Gesprächen offen
gehalten. Prinzipiell erfolgt die Terminvergabe pro Ambulanztag für maximal 20
Personen, wovon 2-3 Neuvorstellungen inbegriffen sind [27].
Des Weiteren wurden auch Zeitfenster (Kennzeiten) für die notwendigen
Untersuchungen (wie z.B. A- und B-Echographie, digitale Photographie oder
Fluoreszenz- und ICG Angiographie) für jede Erkrankung festgelegt, um den
Zeitplan des Ambulanztages größtenteils einhalten zu können. Zudem kommt
noch die Einführung eines zweiten Ambulanztages neuerdings jeden Montag,
welcher auf Grund der zunehmenden Patientenzahl in der Darstellung eines IstProzesses als notwendig befunden wurde. Generell werden mehrere Prozesse
erstellt
und
mittels
der
Prozessdarstellungs-Software
Adonis®
graphisch
47
festgehalten. Somit können die Prozesse in der täglichen Routine mittels des
PDCA-Zyklus kontrolliert und angepasst werden
[27]
. Ein solcher Ist- und Soll-
Prozess wird in Kapitel 4.3.1 noch näher beschrieben.
Zusätzlich wird die Durchführung unterschiedlicher Therapien, zum Beispiel die
Enukleation oder Gamma-Knife Radiochirurgie, mittels Standard Operating
Procedures (SOPs) optimiert oder neu erstellt und an internationale Standards
angepasst [27].
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die bereits ergriffenen Maßnahmen
innerhalb einiger Monate zu einer Verkürzung der Wartezeiten der PatientInnen
auf Termine geführt haben und es zu einer subjektiven Zufriedenheitssteigerung
sowohl unter den MitarbeiterInnen, als auch den PatientInnen kam. Gerade durch
diese Terminvergabe nach Priorität der Erkrankung konnte die Wartezeit auf eine
Erstuntersuchung und Therapie und die Aufenthaltsdauer der PatientInnen an der
Univ. Augenklinik verkürzt werden. Diese Optimierung von Prozessen führt nicht
nur zu einer Steigerung der Qualität in der medizinischen Versorgung, sondern
wird von den PatientInnen als enormer Fortschritt angesehen, da gerade das
lange Warten auf die endgültige Diagnose und Therapieentscheidung als extreme
psychische Belastung empfunden wird [27].
4.3.1 Ist- und Soll-Prozess einer Narkoseuntersuchung (NU) an Hand
eines Retinoblastom-Kindes
Unter einem Prozess versteht man eine inhaltlich abgeschlossene, zeitliche und
sachlogische Folge von Aktivitäten, die zur Bearbeitung eines prozessprägenden
Objektes notwendig sind [28].
Als Beispiel dient eine Kontroll-Narkoseuntersuchung eines Retinoblastom-Kindes
am Universitäts-Klinikum Graz, durchgeführt an der Universitäts-Augenklinik und
dem Department für Hämato/-onkologie der Universitäts-Kinderklinik Graz. In
Abbildung 16 wird der derzeitige IST-Prozess mittels der ProzessdarstellungsSoftware Adonis® graphisch dargestellt und beschrieben. Die mit grau hinterlegten
48
Bereiche beschreiben die Abläufe an der Abteilung für Hämatologie/Onkologie und
die gelb hinterlegten Bereiche die Abläufe an der Universitäts-Augenklinik.
Zur Durchführung einer Narkoseuntersuchung werden die Eltern mit ihrem Kind an
einem Donnerstag stationär am Department für Hämato-Onkologie, Univ. Klinik für
Kinderheilkunde der MUG, aufgenommen (1). Als nächster Schritt erfolgt noch am
selben Tag die Untersuchung der Sehfunktion in der Schielambulanz
der
Universitäts-Augenklinik (2,3). Im Falle einer bereits eingeleiteten Therapie (z.B.
Chemotherapie) ist die Vorstellung in der Schielambulanz nicht möglich
beziehungsweise notwendig, da die Sehfunktion nicht alle drei Wochen wiederholt
werden
muss
(4).
Nach
der
Untersuchung
der
Sehfunktion
wird
die
Narkoseuntersuchung vom(n) (der) Assistenzarzt/ärztin in das OP-Programm für
den nächsten Tag (Freitag) eingegeben (5) und ein Formular ausgefüllt (konzipiert
von Prof. Faschinger), in dem alle notwendigen diagnostischen Schritte markiert
werden müssen.
Am folgenden Tag (in der Regel Freitag) erfolgt die Narkoseuntersuchung im
Operationssaal der Universitäts- Augenklinik. Hierzu werden bereits am Morgen
die
Augen
des
Kindes
an
der
Kinderonkologie
mit
Kindermischtropfen
(Mydriaticum 0,38% und Phenylephrin 2,5%) zwei Mal im Abstand von 10 Minuten
eingetropft, um die Pupillen bestmöglich zu erweitern (6). Kurz darauf wird das
Retinoblastom-Kind in Begleitung der Eltern entweder zu Fuß oder mit der Rettung
in den Aufwachraum des Operationssaales der Augenklinik gebracht und von
einer Krankenschwester entgegengenommen. Im Fall der Universitäts-Augenklinik
ist dies DGKS Annelies Gruber (bzw. deren Vertretung) (7). Das Kind wird nun von
dem/der Anästhesisten(In) in den OP gebracht und für die Einleitung der Narkose
vorbereitet (8). Die Narkoseuntersuchung selbst wird von einem Facharzt, aus
Zeitgründen meist ohne Assistenzarzt des Spezialbereiches Augentumore
durchgeführt. An der Universitäts-Augenklinik stehen für diese Untersuchungen
Herr Prof. Langmann G. und Herr OA Wackernagel W. zur Verfügung (9). Gleich
nach Beendigung der Narkoseuntersuchung werden der OP-Bericht, eine
Funduszeichnung über das Ausmaß des(r) Rb-Knoten, die Bilder des A- und BEchos und die RetCAM Fundusdokumentation in die Krankengeschichte
eingeheftet. Eine Kopie des OP-Berichts wird von der leitenden OP DGKS an die
Kinderonkologie gefaxt (10).
49
Abbildung 16: IST-Prozess NU
50
Das Kind wird nun aus dem Operationssaal in den Aufwachraum transferiert, wo
die Eltern des Kindes bereits warten und eine Befundbesprechung mit den
untersuchenden Ärzten/Ärztinnen stattfindet (11). Der Untersucher schlägt Frau
OA Dr. Sovinz P. das Intervall für die Folgeuntersuchung vor und informiert sie
kurz über das Untersuchungsergebnis. Im Falle einer Abwesenheit von Frau OA
Sovinz ergeht die Information an Herrn Prof. Lackner H., Herrn Prof. Schwinger
W., an Herrn Doz. Benesch M. oder Herrn Prof. Urban C. (12).
Im Regelfall setzt sich Frau OA Sovinz mit Frau Slovak, verantwortlich für die
stationäre Bettenvergabe an der Augenklinik, in Verbindung, um mit ihr den
Termin für die Folgeuntersuchung zu fixieren. Grundvoraussetzung für die
Terminvergabe ist die Verfügbarkeit eines freien Bettes an der Kinderonkologie
(13). Nach der Vereinbarung und Fixierung des neuerlichen Termins für die
stationäre Aufnahme des RB-Kindes (14), wird der Folgeuntersuchungstermin nun
auch den Eltern mitgeteilt (15).
Der SOLL-Prozess (Abb.17) unterscheidet sich vom IST-Prozess im Wesentlichen
nur durch 3 Punkte, welche im Prozessablauf jedoch ausschlaggebend sind;
Zum Ersten erfolgt ein erneutes Weittropfen der Pupillen des Kindes mit den
Mischtropfen im Aufwachraum der Augenklinik, um die Weitstellung der Pupille für
die Narkoseuntersuchung zu gewährleisten (8).
Der zweite Unterschied besteht darin, dass während der Narkoseuntersuchung
neben
dem
untersuchenden
Facharzt
auch
ein
Assistenzarzt
des
Spezialbereiches Augentumore anwesend ist, um die praktische Anwendung
dieser Untersuchung zu erlernen (10).
Der dritte entscheidende Unterschied betrifft den Zeitpunkt der Folgeuntersuchung
im Falle einer möglichen Abwesenheit von Frau OA Dr. Sovinz. In diesem Fall wird
der Zeitpunkt der Folgeuntersuchung wiederum vom Untersucher bestimmt und
sogleich ein Termin mit Frau Slovak vereinbart, unter der Annahme, dass für
diesen Termin immer ein Bett auf der Kinderonkologie zur Verfügung steht (13).
Mit diesen Änderungen des SOLL-Prozesses versucht man einen reibungsfreieren
Ablauf in der Durchführung einer Narkoseuntersuchung eines RetinoblastomKindes zu schaffen.
51
Abbildung 17: SOLL-Prozess NU
52
4.3.2 Ist- und Soll-Prozess der Neuaufnahme eines RetinoblastomKindes
Der Prozess einer Neuaufnahme eines Retinoblastom-Kindes wird in Abbildung 18
genauer dargestellt und beschrieben. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man davon
ausgehen, dass im Bereich der Neuaufnahme der Ist-Prozess zugleich den SollProzess darstellt, da der momentane Ablauf nahezu problemlos funktioniert.
Die Zuweisung eines Kindes mit dem Verdacht auf ein Retinoblastom kann auf
zwei unterschiedlichen Wegen erfolgen. Zum Einen kann das betroffene Kind an
Hand einer diagnostizierten Leukokorie telefonisch von einer auswärtigen Klinik
oder einem niedergelassenen Facharzt an die Universitäts-Augenklinik Graz
überwiesen werden (1,2). Zum Anderen besteht die Möglichkeit eines Ansuchens
bezüglich einer Untersuchung und Therapie beim Verdacht eines Retinoblastoms
mittels eines Emails (3). Diese Methode wird vor allem bei Ansuchen aus dem
Ausland bevorzugt und wird entweder an die Kinderonkologie (Urban C. oder
Sovinz P.) oder an die Augenklinik (Langmann G. oder Wackernagel W.) des
Universitätsklinikum Graz geschickt. Als nächster Schritt erfolgt die Entscheidung
bezüglich der Akzeptanz des Kindes (4), welche vor allem von der Notwendigkeit
einer Strahlentherapie abhängig gemacht wird (5). So müssen PatientInnen bei
einer Tumorlokalisation am hinteren Augenpol oder am Sehnerv beziehungsweise
bei unilateraler Erkrankung und frustraner vorangegangener Lokaltherapie
abgewiesen werden, da das Universitätsklinikum Graz derzeit über keine
etablierte Therapie des Retinoblastoms am Linearbeschleuniger verfügt (6). Wenn
eine perkutane Strahlentherapie an Hand der Lokalbefunde ausgeschlossen
werden kann, wird das Kind zur Behandlung an der Augenklinik Graz akzeptiert
(7). In beiden Fällen sind RetCam-Bilder, Fundusskizzen von vorangegangenen
lokaltherapeutischen Eingriffen und allgemeine Befunde zur Therapieentscheidung
von großer Bedeutung. Beim Entschluss der Behandlung des Kindes wird
umgehend Kontakt mit der Kostenstelle der Augenklinik Graz beziehungsweise
des LKH Universitäts-Klinikums aufgenommen und ein Kostenvoranschlag für die
zukünftige Behandlung erstellt. Der Kostenvoranschlag wird von der Kostenstelle
an die Eltern geschickt und ein Termin für eine Untersuchung in der Sehschule
oder optional in der Tumorambulanz vereinbart. Da es sich beim Verdacht eines
Retinoblastoms um einen ophthalmoskopischen Notfall handelt, wird das Kind
53
sogleich für den nächsten Tag (oder in den nächsten Tagen) in die Sehschule der
Augenklinik Graz bestellt, um mit den Untersuchungen zu beginnen (8).
Am Tag der Erstuntersuchung in der Sehschule erfolgen alle Untersuchungen
noch ohne Narkose (9). So wird zum Beispiel die Sehfunktion überprüft, wobei bei
der Feststellung einer bereits bestehenden Erblindung des Auges leichter eine
Entscheidung in Richtung Enukleation angedacht werden kann. Als nächster
Schritt erfolgt das Weittropfen der Pupillen für die Fundusuntersuchung, welche
entweder von Herrn Prof. Langmann oder Herrn OA Dr. Wackernagel durchgeführt
wird (10). Da die Fundusuntersuchung ebenfalls ohne Narkose stattfindet, benötigt
man zwei Damen oder Herren der Sehschule, um das Kind während des
Hantierens mit den Lidhaken im Zuge der Untersuchung ruhig halten zu können.
Ziel der Untersuchung ist die Verifizierung oder der Ausschluss eines
Retinoblastoms (11).
Kann der Verdacht eines Retinoblastoms nicht bestätigt werden, so spricht man
von einem Pseudoretinoblastom (13). Zu den häufigsten differentialdiagnostischen
Erkrankungen zählen der Morbus Coats, die kongenitale Katarakt oder die
Frühgeborenenretinopathie.
Sollte sich die Verdachtsdiagnose Retinoblastom bestätigen (12), erfolgt eine
telefonische Rücksprache mit Frau OA Sovinz, alternativ mit Herrn Prof. Lackner,
Doz. Benesch, Prof. Schwinger oder Prof. Urban, um einen sofortigen Transfer an
die Ambulanz des Departments für Hämato-Onkologie, Univ. Klinik für
Kinderheilkunde der MUG, zu gewährleisten (14). Im Anschluss dessen erfolgt die
stationäre Aufnahme des Rb-Kindes an der Abteilung für Kinderonkologie (15).
Noch am selben Tag wird ein Termin für eine Narkoseuntersuchung im OP der
Augenklinik für den folgenden Tag vereinbart (16).
Von Punkt Nummer 17 bis einschließlich Punkt Nummer 31 läuft alles gleich wie
bereits unter Punkt 4.3.1 „Soll-Prozess einer Narkoseuntersuchung“ beschrieben
wurde.
54
55
Abbildung 18: Prozess einer Neuaufnahme eines Rb-Kindes
56
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59
Curriculum vitae
Persönliche Angaben
Baumann Lucas
Geburtstag
13. April 1985
Geburtsort
Villach
Geschlecht
Männlich
Anschrift
Heinrichstraße 13, 8010 Graz, Österreich
Email
[email protected]
Schulausbildung
1991 - 1995
Volksschule 7 Völkendorf
1995 - 2003
BG/BRG Peraustraße Villach
23. Juni 2003
erfolgreich absolvierte Matura
Studium
Humanmedizin, Medizinische Universität Graz
Studienkennzahl
O202
Beginn
Oktober 2003
WS 2004
Abschluss des ersten Studienabschnittes
April 2010
Abschluss des zweiten Studienabschlusses mit
erfolgreich abgelegter OSKE-Prüfung
April 2010 – März 2010
Klinisches Praxisjahr (Anästhesie, Pulmologie,
Augenheilkunde, Allgemeinmedizin)
Vertiefte Ausbildungen
WS 2005
Klin. topographische Anatomie der Eingeweide
WS 2006
Qualitäts- und Riskmanagement im
Gesundheitswesen
SS 2007
Modernste Methoden zur Messung der Body
Composition
WS 2007
Gesundheitsökonomie und Kinder- und
Jugendgesundheit
WS 2007
Case-based Learning in Klinik und Praxis
60
Famulaturen
01.08. – 02.09.2005
Unfallchirurgie, LKH Villach
24.07. – 18.08.2006
Medizinische Abteilung, LKH Villach
03.09. – 21.09.2007
Allgemeinchirurgie, LKH Villach
04.02. – 15.02.2008
Augenklinik, Universitäts-Klinik Graz
14.07. – 13.08.2009
Anästhesie, Universitäts-Klinik „Virgin de la Victoria“
in Malaga, Spanien
Fremdsprachen
Englisch
Italienisch
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Anhang
Poster für den 32. Alpe Adria Kongress vom 13. – 14. November 2009
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