Handout Wahrnehmung und optische Täuschungen

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180268 SE Didaktik des Psychologieunterrichts - eine praxisorientierte Anwendung
Die Wahrnehmung vermittelt keine objektive Realität, sondern eine subjektive
Susanne Sturm, Martina Hörwein
Wirklichkeit. Wir nehmen das wahr, was unseren Interessen, Erfahrungen,
Bedürfnissen und Erwartungen entspricht.
Einführung in die Wahrnehmungspsychologie –
Optische Täuschungen
Beim Wahrnehmungsprozess
ungsprozess sind verschiedene Faktoren ausschlaggebend:
1.
individuellen Faktoren, wie zum Beispiel Interesse, Erfahrungen und
Erwartungen
Wahrnehmung beruht auf Empfindungen, die von verschiedenen Sinnesorganen
ausgelöst werden. Unter Empfindungen versteht man eher einfache, mit den
2.
momentane Stimmungen und Gefühle, wie etwa Freude, Trauer
3.
soziale Faktoren, wie Wertvorstellungen und Einstellungen
Sinnesrezeptoren verbundene Eindrücke, während unter Wahrnehmung komplexere,
mit Gehirnaktivität verbundene Erfahrungen gemeint sind.1
Zur Hilfe kommen uns bei der Wahrnehmung die Figur-Grund-Gliederung,
Figur
die
Gestaltgesetze und die Wahrnehmungskonstanzen.
„Wahrnehmung ist nicht subjektiv im Sinne von willkürlich,
illkürlich, Wahrnehmung ist
subjektiv im Sinne von zweckvoll.“ Dieses Statement meint, dass jeder Mensch
anders wahrnimmt, abhängig von den eigenen Erfahrungen, Interessen und
ähnlichem.
Figur-Grund-Gliederung
Das Phänomen der Figur-Grund-Gliederung
Gliederung besagt, dass
wir ein Wahrgenommenes in Figur und Hintergrund
gliedern.
Wahrnehmung ist ein aktiver Prozess, bei dem Selektion und Weglasse
Weglassen, Ergänzen
sowie Strukturieren eine tragende Rolle spielen. Das Ergebnis des aktiven
Wahrnehmungsprozesses wird Informationsverarbeitung genannt.
Die Reize, die auf die Sinnesorgane einwirken, sind zunächst bedeutungslos. Durch
Gestaltgesetze
•
als zusammengehörig gesehen.
die Verarbeitung im Gehirn werden daraus wahrgenommene Objekte und
Ereignisse.
Gesetz der Nähe: Näher beieinander liegendes wird eher als eine Einheit,
•
Gesetz der Ähnlichkeit: Gleiches/Ähnliches wird als
zusammengehörig gesehen.
•
Gesetz der Geschlossenheit: Unvollständige Figuren
werden zu einer vollständigen ergänzt und als vollendet
1
vgl. Lahmer, Karl – „Kernbereiche der Philosophie“, 2009, S.47
wahrgenommen.
2.
Wahrnehmungskonstanzen
der lerntheoretische Ansatz: Die Ursache liegt in unserer Erfahrung. Durch
sie sind wir darauf trainiert, Dinge so zu sehen, wie wir sie seit jeher
•
•
•
Größenkonstanz: Die Größenkonstanz beschreibt
gesehen haben. Ein Teller, z.B., erscheint uns immer rund, egal, ob wir ihn
die Tatsache, dass Personen oder Gegenstände trotz
von oben, unten, oder schräg von der Seite sehen. Für den lerntheoretischen
unterschiedlicher Entfernung als gleich groß
Ansatz würde die Tatsache sprechen, dass Menschen aus Kulturen, in
wahrgenommen werden.
denen Winkel und gerade Linien kaum vorkommen, auf darauf basierende
Formkonstanz: Die Formkonstanz beschreibt die
Täuschungen nicht hereinfallen.
Tatsache, dass Personen oder Gegenstände trotz unterschiedlicher
Wenn für uns Farben, Größe oder die Form von Objekten konstant oder verzerrt
Perspektive in ihrer Form als gleich wahrgenommen werden.
erscheinen, dann liegt dies an unserem Gehirn, das automatisch versucht, diese
Farb- und Helligkeitskonstanz: Diese Konstanzen beschreiben, dass
„Fehler“ auszugleichen.
Personen oder Gegenstände trotz unterschiedlicher Beleuchtungsstärke in
„Optische
ihrer Farbe als gleich wahrgenommen werden.
Wahnvorstellungen. Sie sind Fehler in der Wahrnehmung der meisten Menschen
Täuschungen
sind
etwas
anderes
als
Halluzinationen
und
und entstehen auf Grund eines spezifischen Reizes unter bestimmten Bedingungen.“3
Halluzinationen sowie Wahnvorstellungen liegen internen Faktoren zu Grunde.
Meistens leiden geisteskranke, alkohol-, oder drogenabhängige Menschen daran,
Optische Täuschungen
doch diese Täuschungen sind keine Reaktionen auf äußere Reize. Dies unterscheidet
Optischen
Täuschungen
können
wir
uns
nicht
entziehen.
Es
sind
Sinnestäuschungen, die uns vorgaukeln, dass etwas so ist, wie wir es wahrnehmen,
sie von optischen Täuschungen, deren äußere Reize Auslöser sind und tatsächlich
existieren.
obwohl dies nicht der Wirklichkeit entspricht.
Es gibt zwei Richtungen im Bereich der optischen Täuschungen, die versuchen, das
Einige Beispiele optischer Täuschungen
Phänomen zu erklären:
1.
die gestaltpsychologische Richtung: Sie geht davon aus, „dass die
Müller – Lyer – Täuschung
Prägnanz einzelner Figurteile verloren geht zu Gunsten anderer Figurteile.
Sie ist eine der wohl bekanntesten optischen Täuschungen im Bereich der
So wird die Figur in besondere Weise durch den Hintergrund verzerrt.“2
Längenverzerrung. Die linke Strecke, die von den Winkeln der sie begrenzenden
3
2
Lahmer, Karl – „Kernbereiche der Philosophie“, 2005, S. 53
Block, J. Richard; Yuker, Harold E. - „Ich sehe was, was du nicht siehst, 250
optische Täuschungen und visuelle Illusionen“, S. 10
Pfeile eingeschlossen wird, wird ca. 25 – 30% kürzer wahrgenommen als die rechte
Strecke.
4
Mehrdeutige Darstellungen
Mehrdeutige Darstellungen sind optische Täuschungen, die immer funktionieren.
Sie bestehen aus Bildern, in denen sich mindestens zwei
Figuren verstecken.
Ehrenstein’sche Täuschung
Von einem Punkt entspringen neun Strahlen. In der Mitte
Suchbild/ Vexierbild
der Grafik befindet sich augenscheinlich ein Trapez. Die
Wenn man ein Bild betrachtet, so neigt man dazu, das Bild in Vordergrund sowie
Oberkante umfasst sechs Felder, die von den Strahlen
Hintergrund zu gliedern, oder wir erstellen
gebildet werden, die Unterkante erfasst nur vier. Das
„Gruppenformationen“. Bei Such-,, oder Vexierbildern ist dies
Trapez ist in Wirklichkeit
ichkeit ein Quadrat, das man erkennen
nicht möglich, wodurch man verwirrt ist. Vexierbilder sind
könnte, wenn man die Strahlen verschwinden lässt.
Bilder, in denen sich mehrere Bedeutungen verstecken.
Scheinbare Bewegung
Diese Form der optischen Täuschungen
basiert darauf, dass Bewegungen
„gesehen“ werden, die gar nicht
vorhanden sind.
4
Block, J. Richard; Yuker, Harold E. - „Ich sehe was, was du nicht siehst, 250
optische Täuschungen und visuelle Illusionen“, S. 138
Stundenbild zum Thema Einführung in die Wahrnehmungspsychologie –Optische Täuschungen
Dauer
Phase
Inhalt
Methode
Medien/Hilfs-mittel
2‘
Einstieg
Begrüßung
Lehrervortrag
Vortrag
5‘
Erarbeitungs-phase I
Herzeigen eines Bildes:
Frage: Was seht ihr? Hase
oder Ente?
Zitat:
„Wahrnehmung ist nicht subjektiv
im Sinne von willkürlich,
Wahrnehmung ist subjektiv im Sinne
von zweckvoll.“
Was meint dieses Zitat?
Vermittlung von Fachwissen:
Was ist Wahrnehmung → Definition
Lehrervortrag
PPT – Präsentation
Frontalunterricht
eigenständige Mitschrift der
S.
Begrüßung der S. und Einstieg in
die Stunde
Die SchülerInnen sollen wissen,
was man unter Wahrnehmung
versteht.
Lehrer-Schüler-Gespräch
5‘
Vermittlungs-phase I
8‘
Erarbeitungs-phase II
5‘
Erarbeitungs-phase II
5‘
Vermittlungs-phase II
Vermittlung von Faktenwissen:
Was sind optische Täuschungen?
Lehrer – Vortrag
15‘
Umsetzungs-phase II
Lehrer-Schüler-Gespräch
5‘
Festigungsphase
S. werden Beispiele optischer
Täuschungen gezeigt. S. sollen
erklären, was sie sehen. Danach
informeller Input.
Resümee
Gruppenarbeit:
S. werden in zweier oder dreier
Gruppen eingeteilt
Jede Gruppe erhält ein Arbeitsblatt,
Kärtchen mit Erklärungen zu den
Gestaltgesetzen und
Wahrnehmungskonstanzen und
Kärtchen mit Beispielen darauf;
S. sollen Erklärungen und Bsp.
richtig zuordnen
anschließendes Vergleichen der
Gruppenarbeit
Frage nach Verständnis
Didaktische Ziele
Lehrervortrag
Gruppenarbeit
Lehrer-Schüler-Gespräch
Zusammenfassung + Fragen
nach dem Verständnis
Frontalunterricht,
eigenständige Mitschrift der
S.
Arbeitsblatt,
Kärtchen mit Erklärungen,
Kärtchen mit Beispielen
Die S. sollen wissen, was man
unter Wahrnehmung versteht.
PPT – Präsentation
Frontalunterricht
eigenständige Mitschrift der
S.
PPT – Präsentation
Frontalunterricht
Eigenständige Mitschrift der
S.
PPT – Präsentation
Eigenständige Mitschrift der
S.
Ergebnissicherung
LehrerIn – SchülerInnen –
Gespräch
Ergebnissicherung
Deutlich machen, wie unsere
Wahrnehmung funktioniert.
S. sollen lernen, welche Art
Wahrnehmungstäuschungen es
gibt am Beispiel optischer
Täuschungen
Festigung des theoretische Stoffes
Auflockerung der Stunde durch
Beispiele
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