intensivmedizin D_6.05 - Schweizer Paraplegiker

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Aus Medizin und Wissenschaft
Die Intensivpflegestation: Wichtiger Baustein eines Akutspitals
Die Intensivpflegestation
Paracontact Ausgabe 2/2005
Medizin und Wissenschaft 6.05
Die Intensivpflegestation:
Wichtiger Baustein eines Akutspitals
Die erfolgreiche Rehabilitation in einem spezialisierten Zentrum basiert auf einer Vielzahl einzelner
Bausteine. In der Akutphase einer Verletzung oder
Erkrankung basiert die Therapie auf einer fachkundigen, jederzeit verfügbaren und sehr intensiven
Betreuung. Modernste technische Geräte beeindrucken den Besucher, im Mittelpunkt stehen jedoch auch heute menschliche Zuwendung, Pflege
und Schmerzlinderung.
Eine der grundsätzlichen Forderungen der Schweizer Paraplegiker-Stiftung besteht darin, Querschnittgelähmte
bereits direkt ab dem Unfallort oder in einer frühen postoperativen Phase einer ganzheitlichen Rehabilitation
in einem Paraplegiker-Zentrum zuzuführen. Neben der
Möglichkeit zur akuten chirurgischen und medizinischen
Versorgung muss in einem solchen spezialisierten Zentrum für die schwer verletzten Patienten rund um die Uhr
die Möglichkeit einer intensivmedizinischen und intensivpflegerischen Betreuung bestehen. Doch nicht nur für
akut verunfallte Patienten ist eine Intensivstation eine
lebensrettende oder lebenserhaltende Notwendigkeit,
hier werden auch Patienten nach grossen Operationen,
insbesondere aber schwer erkrankte Para- und Tetraplegiker aufgenommen und medizinisch versorgt.
Viele Patienten
auf einer modernen Intensivstation sind
wach und
kommunikationsfähig
Die Schweiz ist flächendeckend mit Intensivstationen zur
Behandlung lebensbedrohlicher Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Lungenentzündung versorgt. Weshalb werden schwer erkrankte Querschnittgelähmte nach einer
Akutbehandlung vor Ort dann häufig auf die Intensivstation des Schweizer Paraplegiker-Zentrums verlegt?
Einerseits bestehen über die adäquate Pflege des Querschnittgelähmten in vielen Akutspitälern Unsicherheiten,
andererseits kann der immense Pflegeaufwand nur mit
einem erhöhten Personalschlüssel geleistet werden.
Aus diesem Grund hat es sich das Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil zur selbst auferlegten Pflicht gemacht, querschnittgelähmte Patienten in Notfallsituationen zu jeder Zeit aufzunehmen. Hierfür steht eine
räumlich grosszügig und mit modernster Technik ausgestattete Intensivpflegestation zur Verfügung. Fachlich
hoch qualifiziertes Personal, dessen Kompetenz durch
kontinuierliche Schulung und Weiterbildung gestärkt
wird, sorgt in der Pflege und der medizinischen Versorgung dafür, dass schwer verletzten oder erkrankten Patienten auf hohem Niveau geholfen werden kann. Aufgrund der überprüften und nachgewiesenen Qualität ist
die Intensivstation von der Schweizerischen Gesellschaft
für Intensivmedizin (SGI) und der FMH anerkannt.
Moderne Beatmungshelme
sehen futuristisch aus, sie
ermöglichen
die Beatmung
mit einer Maschine ohne
direkte Verbindung zu Mund
oder Nase
Moderne Intensivmedizin ist eine enorm erfolgreiche
Methode, um Schwerstkranken das Überleben zu ermöglichen, sie ist aber auch eine der teuersten Behandlungsformen. Der Aufwand ist erheblich und betrifft die apparative Ausstattung, das Bereithalten einer Vielzahl von
Medikamenten und die ständige personelle Besetzung.
Die Grundausstattung einer Intensivstation wird erweitert durch Röntgen- und Ultraschallgeräte, welche weitergehende Untersuchungen ohne Transporte des Patienten ermöglichen.
Nur für einen Teil der Patienten bedeutet der Aufenthalt
auf der Intensivstation eine Zeit des Dämmerschlafs, viele nehmen ihre Umwelt wahr und können mit ihren Angehörigen, Pflegern und Ärzten kommunizieren. Deshalb
werden bereits früh Schwerpunkte in den Bereichen
Kommunikation und Umweltkontrolle gebildet. Massnahmen zum Aufbau einer verbalen oder nonverbalen
Kommunikation können u. a. durch die versierte Anpassung von Sprechkanülen frühzeitig begonnen werden.
Die Einrichtung aufwendiger Systeme zur Umweltkontrolle («James»: Schwesternruf, Licht, Radio, Fernsehen,
Computer) bedeutet für die Patienten einen sofortigen
Gewinn an Selbstbestimmung und -bewusstsein.
Hierbei sind die vielfältigen Schnittstellen zu den anderen Bausteinen einer modernen Akutklinik sehr wichtig
und hilfreich. Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie
und Beratungsdienste, feste Bestandteile in der modernen Rehabilitation, werden entsprechend den Fortschritten des Intensivpatienten frühzeitig und angepasst eingesetzt. So werden fliessende Übergange für den weiteren Rehabilitationsverlauf geschaffen, welche auf einem
gewachsenen Vertrauen mit den Therapeuten basieren.
Die Verlegung auf eine der Bettenstationen bedeutet damit nicht einen kompletten Wechsel der Bezugspersonen
in der Klinik, da ein Teil des betreuenden und vertrauten
Teams den Patienten auch weiterhin begleitet.
Dieses Vertrauensverhältnis muss nicht nur mit den Patienten aufgebaut werden, mindestens genauso wichtig
ist eine vertrauensvolle Kommunikation mit den Angehörigen. Oft ist es nicht einfach, in einer Zeit voller
Ängste, Sorgen und Stress den persönlichen Zugang zu
den nächsten Angehörigen eines Schwerkranken zu finden. Eine behutsame Aufklärung über die Erkrankung
und den Stand der Behandlung, die Chancen und Risiken
der einzelnen Therapieschritte ist das Ziel, gleichzeitig
allgemein verständlich, ehrlich und menschlich. Dies wird
mit geplanten Informationen und kurzen Vorträgen,
hauptsächlich aber durch eine Vielzahl von Gesprächen
zwischen Patienten und Angehörigen, Pflege und Ärzten
angestrebt.
Die ganzheitliche Erfassung des Menschen darf sich nicht
auf Krankheit und Behinderung beschränken. Viel mehr
steht das Prinzip der ganzheitlichen Rehabilitation für einen Prozess, der eine zügige Reintegration der Patienten
in Familie, Freundeskreis, Beruf und Gesellschaft anstrebt. Dieser Prozess führt fliessend von der Unfallversorgung über die Akutmedizin bis hin zum Austritt in einen neu gestalteten Alltag. Ein Baustein zur Erreichung
dieser Ziele ist die frühzeitige Verlegung in ein Rehabilitationszentrum mit der Möglichkeit zur intensivmedizinischen Behandlung.
Dr. Peter Felleiter,
Tom Hansen,
Intensivmedizin, SPZ Nottwil
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